JAHRESPROGRAMM 2022 Fotomuseum Winterthur Ausstellungen

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JAHRESPROGRAMM 2022 Fotomuseum Winterthur Ausstellungen
JAHRESPROGRAMM
                     2022
                                     Fotomuseum Winterthur
                                         Ausstellungen

fotomuseum winterthur G R Ü Z E N S T R A S S E 4 4 + 4 5   CH–8400 WINTERTHUR   T +41 52 234 10 60   WWW.FOTOMUSEUM.CH
Orlando
        Nach einem Roman von Virginia
        Woolf
        kuratiert von Tilda Swinton
        26.02.–29.05.2022
        Virginia Woolfs avantgardistischer Roman Orlando aus dem Jahr 1928 erzählt die
        Geschichte eines jungen Adligen zur Zeit von Königin Elisabeth I., der ohne je zu altern über
        Jahrhunderte lang lebte und dabei auf mysteriöse Weise imstande war, das Geschlecht zu
        wechseln. Im Jahr 1992 entwickelte die Filmemacherin Sally Potter eine mittlerweile zum
        Klassiker gewordene Adaption des Buches mit der Schauspielerin Tilda Swinton in der
        Hauptrolle. Seit dieser Zusammenarbeit übte Woolfs Geschichte eine grosse
        Anziehungskraft auf Swinton aus.

        «Nahm ich einst an, es handle sich bei dem Buch um eine Geschichte über die ewige
        Jugend, sehe ich es heute als ein Buch über das Erwachsenwerden, als Buch über das
        Lernen, zu leben», beschreibt Swinton die Fähigkeit des Buches, «sich wie ein magischer
        Spiegel zu verändern».

        Für das Magazin Aperture entwickelte Tilda Swinton als Gastredakteurin und Kuratorin eine
        Ausgabe sowie eine begleitende Ausstellung und greift dabei die zentralen Themen des
        Romans auf – Geschlechterfluidität, die Idee eines grenzenlosen Bewusstseins und die
        Perspektive endlosen Lebens. «Woolf schrieb Orlando in einer Haltung, welche die
        oszillierende Natur der Existenz feiert», sagt Swinton. «Sie glaubte, dass der kreative Geist
        androgyn ist. Für mich hat Orlando weniger mit dem Geschlecht zu tun als mit der
        Flexibilität des völlig wachen und empfindsamen Geistes. Die Ausstellung sowie das Heft
        sind eine Hommage an die Unbestimmtheit und Grenzenlosigkeit sowie eine herzliche
        Feier einer umfassenden Vision des Lebens, wie sie von den aussergewöhnlichen
        Künstler_innen, die hier versammelt sind, gesehen werden.»

        Mit Fotografien von Zackary Drucker, Lynn Hershman Leeson, Paul Mpagi Sepuya, Jamal
        Nxedlana, Elle Pérez, Walter Pfeiffer, Sally Potter, Viviane Sassen, Collier Schorr, Mickalene
        Thomas und Carmen Winant. Kuratiert von Tilda Swinton. Ein Projekt der Aperture
        Foundation, New York.

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Frida Orupabo
        I have seen a million pictures of
        my face and still I have no idea
        26.02.–29.05.2022
        Frida Orupabo seziert Bilder, zerlegt dabei Schwarze Körper und fügt ihre Gliedmassen
        skizzenhaft wieder zusammen, um ihnen neues Leben, andere Erzählungen, eine andere
        Geschichte zu ermöglichen. Mit ihren analogen schwarz-weiss Collagen und Videoarbeiten
        fordert die norwegisch-nigerianische Künstlerin und Soziologin unsere Sehgewohnheiten
        heraus – und macht dabei sichtbar, wie die Fotografie an der Bildung und Fortschreibung
        kolonialer Machtverhältnisse beteiligt ist, die sich nicht zuletzt auch im Blick einschreiben.

        Für ihre feingliedrigen und teils skulpturalen Arbeiten nutzt Orupabo im Netz zirkulierendes
        Bildmaterial aus Filmen, Kunst und Populärkultur, aber auch aus der Wissenschaft,
        Ethnografie oder der Medizin. Im Zentrum steht dabei der Schwarze weibliche Körper: An
        dessen gewaltvoller (Bild-)Geschichte verhandelt die Künstlerin die Themen koloniale
        Gewalt, Rassismus, Sexualität und Identität. Indem sie Bildausschnitte in neue
        Zusammenhänge setzt und die daraus entstehenden Bruchstellen wie Narben hervortreten
        lässt, dekonstruiert Orupabo stereotype Darstellungen, Prozesse der Objektivierung,
        Fixierung und Fremdzuschreibung, bei denen die Fotografie zur Komplizin des kolonialen
        Blicks und seinem Vermächtnis wird.

        Über das Einbinden von privaten Fotografien aus ihrem Familienarchiv ordnet sich
        Orupabo zugleich auch biografisch in die kollektive Bildgeschichte und ihre mediale
        Fortschreibung ein. Ihre künstlerische Praxis formuliert eine subtile Form des Widerstands,
        die den vorherrschenden Blick durchkreuzt und die Betrachter_innen schonungslos zum
        Blickaustausch herausfordert.

        Das Fotomuseum Winterthur präsentiert die erste Einzelausstellung von Frida Orupabo
        (*1986) in der Schweiz.

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Wahlfamilie
        Zusammen weniger allein
        11.06.–16.10.2022
        Familie bedeutet (Wahl-)Verwandtschaft, Blutsbande, manchmal lebenslange
        Verbundenheit – und das immer wieder Neuverhandeln von Grenzen, seien die
        Beziehungen auch von noch so viel Zuneigung geprägt. Verwandtschaft hat nichts und
        doch viel mit Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten im Alltag und den Vorstellungen von
        Lebenswirklichkeiten zu tun. Eine Familie ist man – manchmal nur auf dem Papier,
        manchmal als Gemeinschaft, die sich im Laufe eines Lebens aus sich zugewandten
        Freund_innen zusammensetzt. Familie und Gemeinschaft ist im besten Fall ein Stück
        vertraute Heimat.

        Die Ausstellung beleuchtet wie (Wahl-)Familie in der Fotografie und Kunst dargestellt wird.
        Die unterschiedlichen Familiengeschichten und Bildserien zeugen von Individualität und
        Kollektivität, von Intimität und Distanz. Die präsentierten Fotograf_innen dokumentieren das
        alltägliche Familienleben oder halten besondere Ereignisse und emotionale Momente fest –
        und ergründen dabei ihre eigene Lebensgeschichte.

        «Familie ist das, was Menschen als Familie definieren und empfinden. Fertig. Welche Form
        das hat, das ist mittlerweile so vielfältig. Es macht überhaupt keinen Sinn mehr, wie das
        früher war; also diese bürgerliche Kleinfamilie als das Ideal zu nehmen. Das ist es nicht
        mehr. Es ist auch nicht mehr die Realität – jedenfalls nicht mehr über das ganze Leben
        gedacht und auch nicht gesamtgesellschaftlich.»
        Prof. Dr. Andrea Maihofer, Universität Basel, Philosophisch-Historische Fakultät,
        Departement Gesellschaftswissenschaften, Fachbereich Gender Studies

        Gezeigt werden Werke aus der Sammlung des Fotomuseum Winterthur und Arbeiten
        nationaler und internationaler Künstler_innen wie Aarati Akkapeddi, Richard Billingham,
        Larry Clark, Charlie Engman, Seiichi Furuya, Nan Goldin, Pixy Liao, Dayanita Singh und
        Annelies Štrba. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit Textbeiträgen von Lucy
        Gallun, Stefan Länzlinger, Andrea Maihofer, Patricia Prieto-Blanco, Meredith Talusan und
        Benjamin von Wyl im Christoph Merian Verlag.

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Jean Painlevé
        Les pieds dans l’eau
        29.10.2022–12.02.2023
        Jean Painlevé, Fotograf und (Dokumentar-)Filmemacher, widmete sich zeit seines Lebens
        mit grosser Leidenschaft und Hingabe der Erkundung und Dokumentation der Fauna,
        insbesondere der Unterwasserwelt. Während einer Schaffenszeit von 60 Jahren drehte
        Painlevé (1902–1989) über 200 Kurzfilme, die sich durch die akkurate Beschreibung der
        Motive und die ebenso akribische wie experimentelle Herangehensweise Painlevés
        auszeichnen. Die Werke spiegeln sein Streben nach Wissen wider aber auch sein Bedürfnis,
        das Staunen über die Tierwelt, die unsere Gewässer und Meere bewohnt, zu teilen.

        Seine Arbeit betrachtete der Dokumentarfilmer, der ursprünglich sowohl ein Medizin- als
        auch ein Biologiestudium begann, beide jedoch nie beendete, nicht nur als wertvolle
        Beiträge für die Wissenschaft und Forschung – sie sollte ausserdem dem breiten Publikum
        ein besseres Verständnis der Natur vermitteln. Painlevés Beobachtungen des Tierreichs
        sind auch aus heutiger Perspektive aussergewöhnlich; die teils surreal anmutenden, teils
        humorvollen Aufnahmen geben den Betrachter_innen einen ungewohnten Einblick in die
        wunderliche Welt der Oktopusse, Seepferdchen und Seeigel und führen ihnen die Fragilität
        verschiedener Ökosysteme vor Augen.

        Die von Pia Viewing, Kuratorin am Jeu de Paume in Paris, konzipierte Ausstellung vereint
        zahlreiche Schwarz-Weiss- und Farbfilme, Fotografien und Dokumente, die nicht zuletzt
        über Painlevés Verbindungen zur Kunstwelt Aufschluss geben.

                                                                  5/5

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