Die DGB-Perspektive für Gute Arbeit im Privathaushalt - Professionalisierung haushaltsnaher Dienstleistungen Bilanzveranstaltung des PQHD

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Die DGB-Perspektive für Gute Arbeit im Privathaushalt - Professionalisierung haushaltsnaher Dienstleistungen Bilanzveranstaltung des PQHD
Professionalisierung haushaltsnaher Dienstleistungen
Bilanzveranstaltung des PQHD

Die DGB-Perspektive für Gute Arbeit im
Privathaushalt
Die DGB-Perspektive für Gute Arbeit im Privathaushalt - Professionalisierung haushaltsnaher Dienstleistungen Bilanzveranstaltung des PQHD
Zuschusslösung – ein Thema für
Gewerkschaften

 Demografischer Wandel vs. Steigender
  Fachkräftebedarf

 Gute Arbeit und soziale Absicherung für
  Beschäftigte
  - alle Beschäftigten
  - Beschäftigte in den privaten Haushalten                  über dpa 15.4.21:
                                                             „Wegen hoher Staatsschulden
                                                             Führende Ökonomen fordern höheres
                                                             Rentenalter“
 Stabilisierung/Entlastung des
  Sozialversicherungssystems und der öffentlichen
 Renate Kuhn, DGB, Bereich Arbeitsmarktpolitik, 20.04.2021                              2
Erwerbsbeteiligung von Frauen
    Größtes Fachkräftepotenzial sind Frauen                        Sozialversicherungspflichtig
                                                                   Beschäftigte jeweils Juni

•       Gestiegene Erwerbsbeteiligung der Frauen beruht            2008 und 2018

        ausschließlich auf Zunahme von Teilzeitbeschäftigung
        Erwerbsquote – Frauen 74 %, Männer 82 %

•       Gleichzeitig Ruf der Arbeitgeber nach Fachkräften

                                                                Datenquelle: Statistik der BA

    Renate Kuhn, DGB, Bereich Arbeitsmarktpolitik, 20.04.2021                                     3
Situation in ( ausgewählten)
 systemrelevanten Berufen
 Bedarf                                          Potenzial
 „systemrelevante                                Beschäftigte   Vollzeit   Teilzeit   TZ-
 Berufe“                                                                              Quote
 Gesundheits- und                                1,135 Mio      644.085    490.588    43,3
 Krankenpflege
                                                                                              Unberücksichtigt:
 Altenpflege                                     623.574        279.744    343.830    55,1    - potenzielle
                                                                                                Wiedereinsteiger*Innen
 Erzieher*Innen                                  952.934        388.708    564.226    59,2
                                                                                              - Minijobber*Innen
 (Kinderbetreuung)                                                                            - Arbeitslose
 Lehrer*Innen                                    208.736        105.296    103.440    49,6
Quelle: BA-Statistik, Stichtag 09/2020

Aber auch Frauen, die sich in nicht frauentypischen Berufen behaupten müssen, sind häufig besond
weil sie oft auf noch weniger Verständnis hoffen können.
    Renate Kuhn, DGB, Bereich Arbeitsmarktpolitik, 20.04.2021                                                    4
Frauen am Arbeitsmarkt benachteiligt

                                                            Kompetenzzentrum
                                                            Fachkräftesicherung
                                                            (KOFA)
                                                             zahlreiche Frauen
                                                            würden Stundenzahl
                                                            gern erhöhen
                                                             unter den knapp 5 Mio.
                                                            Frauen im
                                                            erwerbsfähigen Alter, die
                                                            derzeit nicht arbeiten und
                                                            nicht auf Jobsuche sind,
                                                            verfügt die Mehrzahl
                                                            über eine gute
Renate Kuhn, DGB, Bereich Arbeitsmarktpolitik, 20.04.2021   Ausbildung                5
Folgen
                                                              Entsprechende Auswirkungen
o Inzwischen gehören in Deutschland psychische             - Familie insbes. Kinder
  Erkrankungen wie Depressionen und Burnout zu den         - Gesundheit
  häufigsten Gründen für eine Krankschreibung              - Sicherung der Altersvorsor
o Sie sind mit einem Anteil von 29 Prozent mit Abstand der - Gesundheitssystem
  häufigste Grund für eine Berufsunfähigkeit (Erkrankungen - …..
  des Bewegungsapparats – 19 Prozent, Krebs 18 Prozent,
  Unfälle 9 Prozent)
  Nach Hochrechnungen der DAK waren im vergangenen
                                                          Reicht es aus, Männer meh
  Jahr mehr als 2,2 Mio. Menschen betroffen
                                                          in die Pflicht zu nehmen?
o Besonders viele Fehltage bei Frauen (knapp doppelt so
                                                          Ist das wirklich neben der
  häufig, wie Männer)
                                                          steuerlichen Geltendmachu
o Die gendertypischen Folgen bleiben im Kern bestehen,
                                                          eine ernstzunehmende Lösu
  Maßnahmen setzen oft nur an Symptomen an.
  Renate Kuhn, DGB, Bereich Arbeitsmarktpolitik, 20.04.2021                        6
Sicherung der Care-Arbeit ist ein politischer
 Auftrag

Drängende                 Das heißt:
Herausforderu                Die Voraussetzungen für eine gerechte Verteilung der Sorgearbeit ist kein
ng                            individuelle Aufgabe: Nachbarschaftshilfe oder andere Ersatzlösungen sin
                              nachhaltig!
Ausgestaltung
bzw. Ausbau einer                        Betrachtung allein unter Kostenfaktor ist falsch! Notwendig ist die Betrach
öffentlichen Care-                             der Wertschöpfung und die Herstellung der Messbarkeit für die Bedeutun
Infrastruktur, die
Allen                                    Zuverlässige Unterstützung bei der Bewältigung von Sorgearbeit ist Vorau
gleichermaßen                                  für eine „gesunde“ Reproduktion auf dem Arbeitsmarkt.
Zugang zu                                Fachkräftesicherung der Zukunft setzt Anerkennung und Regulierung der
qualitativ guten                               Hausarbeit
Diensten in                                    als Arbeit voraus.
Pflege, Betreuung
und    Haushaltshilfe                    Unterstützungsleistungen müssen bezahlbar sein!
  Renate Kuhn, DGB, Bereich Arbeitsmarktpolitik, 20.04.2021                                                      7
Politischer Auftrag
Ziel muss sein:
   Verbesserung der Vereinbarkeit von Familienaufgaben mit dem Beruf
   Erhöhung der Erwerbsbeteiligung und des Arbeitsvolumens bzw. Vermeidung von
    Reduzierung von Arbeitszeit aufgrund von Familienaufgaben
   Aufbau sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung und Eindämmung von Schwarzarbeit

Notwendige Schritte:
   Lenkung der Nachfrage auf Dienstleistungsunternehmen – Anreiz für Nachfrage von sv-
    pflichtiger Beschäftigung
   Sicherstellung des Angebots an legaler Beschäftigung: - Anreize für Haushaltshilfen ->
    Beschäftigungsaufbau
                                                          - Förderung der Neugründung von
    Betrieben
Renate Kuhn, DGB, Bereich Arbeitsmarktpolitik, 20.04.2021                                    8
Was will der DGB?
Speziell bei den Haushaltsnahen                             Damit verbunden:
Dienstleistungen:                                           Anerkennung und Auf-
                                                            wertung der HDL als
 Einführung eines Zuschusses für alle Haushalte,           Teil des Arbeitsmarktes
     die die Dienstleistung bezahlbar werden lässt
     (ggf. gestaffelt nach Bedarfsgruppen)
     Höhe: mind. 50 Prozent des Preises der DL-
     Stunde

 Einzulösen bei Dienstleistungsagenturen
     (Betriebe), unter Sicherung, dass diese für Gute
     Arbeit stehen (Zertifizierung!)

 Regulierung und Entwicklung des Arbeitsmarkts
Renate Kuhn, DGB, Bereich Arbeitsmarktpolitik, 20.04.2021                             9
Gute Arbeit in Privathaushalten
 Die Beschäftigten sind sozialversichert und in ein Tarifsystem eingebunden
 Aus- und Weiterbildung werden honoriert und mit Entwicklungsperspektiven
     verknüpft
 Die Einkommen liegen auf einem existenzsichernden Niveau und ermöglichen
     im Alter ein selbstbestimmtes Leben ohne Altersarmut
 Arbeitszeiten berücksichtigen persönliche und betriebliche Verpflichtungen.
     Grundsätzlich muss Arbeit auch in Vollzeit ermöglicht werden.
 Chancen zur Bündelung verschiedener Tätigkeiten müssen entwickelt und
     ausgebaut werden
 Arbeitsbedingungen und –qualität erfüllen definierte Mindeststandards

                     -> damit wird zugleich die Attraktivität der Beschäftigung in
Renate Kuhn, DGB, Bereich Arbeitsmarktpolitik, 20.04.2021                            10
Kriterien einer erfolgreichen
Einführung
aus DGB-Sicht

 Wirkungsorientierte Einführung – erfordert stufenweise Umsetzung
  mit Messbarkeit (analog Ba-Wü)
 Auf Grund der Komplexität der Wirkungsmöglichkeiten bedarf es
  eines breiten Konsens zwischen allen beteiligten
  Entscheidungsträgern
 Zunächst Bindung an Erwerbstätigkeit

 Berücksichtigung der Bedarfe im jeweiligen Familien- bzw.
   Haushaltskontext,
   d.h. Familien mit besonderen Unterstützungsbedarfen (müssen
   definiert werden: z.B. Kinderbetreuung, Alleinerziehende,
Renate Kuhn, DGB, Bereich Arbeitsmarktpolitik, 20.04.2021            11
Vorschlag: Bei Einführung Konzentration auf
Zielgruppen mit fester Perspektive zur
Ausweitung

 Beschäftigte, die Arbeitszeit aufstocken wollen, aber auf Grund von
  Betreuungsaufgaben oder Verpflichtungen im Haushalt nicht können
  (inkl. Wiedereinsteiger*Innen)
 Beschäftigte, die ihre Arbeitszeit ohne Unterstützung reduzieren
  müssen
  - Evtl. Start mit Konzentration auf systemrelevante Berufe
  - Differenzierung nach Unterstützungsbedarf mit Kindern und ohne Kinder
  - Differenzierung nach Unterstützungsbedarf für Angehörige

 Alleinerziehende
 Arbeitslose / Beschäftigte, die ohne Unterstützung an Weiterbildung
  nicht oder nur eingeschränkt teilnehmen können
 Renate Kuhn, DGB, Bereich Arbeitsmarktpolitik, 20.04.2021                  12
Wirkung auf öffentliche Haushalte
und
auf das Sozialversicherungssystem
    Es werden zusätzliche Einnahmen generiert
 Das System ist nachhaltig (verlangt zwar permanente Investition, Wertschöpfung
     ist immer höher!)
 Die Unterstützungsleistung kommt bei den Personen an, die sie wirklich und am
     dringendsten benötigen
 Das System schafft mehr Gendergerechtigkeit
 Entwicklung der HDL als Arbeitsmarktsegment schafft Zukunftsperspektiven für alle
     Beteiligten
 Herstellung von Transparenz von Nachfrage und Angebot
 Chance für viele Neugründungen von Betrieben
 Verbesserung der Lebensqualität
 Senkung des Krankenstandes bei psychischen Erkrankungen und damit verbunden
     Senkung von Frühverrentung
 Entlastung
Renate Kuhn, DGB, Bereich des     Pflegesystems
                          Arbeitsmarktpolitik, 20.04.2021                             13
Weitere positive Effekte

 Erhöhung des Arbeitszeitvolumens der Nutzer*innen
     -> erfordert Nutzung unabhängig vom Einkommen
     -> Wiedereinstieg von 10 % der rd. 5 Mio. Frauen in Teilzeit
     (20 Std./Wo)
        mit Std.lohn von 12 € = 2,3 Mrd. € zusätzliche SV-
     Beiträge
 Erhalt von Bildungsinvestitionen
 Vorbildwirkung
 Einstiegsmöglichkeiten für Beschäftigung
     – für besondere Zielgruppen
     – auch Chance im Prozess der Strukturveränderungen      Nachteile???
   … Kuhn, DGB, Bereich Arbeitsmarktpolitik, 20.04.2021
 Renate                                                                    14
Fazit

 Die Subventionierung ist finanzierbar
 Sie käme allen Beteiligten zugute
 Sie entlastet und stärkt die sozialen Sicherungssysteme
 Sie ist die Grundlage für mehr Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt
 Ist Bestandteil der Transformation von der Industriegesellschaft in
     eine Dienstleistungsgesellschaft
 Sie ermöglicht mehr Selbstverwirklichung von Frauen und Männern
 Sie stärkt Familien
 Sie schafft neue Entwicklungsperspektiven auf dem Arbeitsmarkt

Renate Kuhn, DGB, Bereich Arbeitsmarktpolitik, 20.04.2021               15
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Dr. Renate Kuhn   DGB BVV
                  Abteilung Arbeitsmarktpolitik
                  Henriette-Herz-Platz 2
                  10178 Berlin
                  Telefon      (0) 30 – 24060-317
                         (+49)
                         renate.kuhn@dgb.de
                  Mobil (+49)
                  E-Mail
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