Jedes Wort wirkt! Bewusste Sprache in der Schule - Von Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf - Lingva ...
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S_wie_Sprache_in_der_Schule_Mantel 19.12.2017 09:29 Seite 58 Jedes Wort wirkt! Bewusste Sprache in der Schule Von Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf Sprache geht uns alle an. Wir alle gebrauchen sie, Zu dieser Sprache gehört als weiteres wesentliches egal ob wir reden, schreiben oder auch nur Element eine wertschätzende Grundhaltung denken. Die Sprache ist dabei im Wesent- gegenüber dem Gesprächspartner und letzt- lichen ein Mittel zur Weitergabe von lich gegenüber allen Menschen. In einer Informationen geworden. Doch ist solchen sprachlichen Umgebung und kann Sprache weit mehr als können Menschen ihr Potenzial das. Darin liegt gerade für die entfalten und gute Ergebnisse Pädagogik eine riesengroße erzielen. Die Kinder der Chance. Erfolgreichen werden von klein auf mit dieser Sprache Es gibt eine Sprache, die aufbaut groß. Sie hören sie tagtäglich, und und Kräfte freisetzt, und es gibt auch sie prägt sie zutiefst. Mit ihr haben sie eine Sprache, die Kraft kostet und herun- hervorragende Voraussetzungen, zu terzieht. Eine solche Sprache macht das glücklichen, zielstrebigen und wertschätzen- Leben mühsam. Mit ihr ist für Lehrer das Unter- den Menschen heranzuwachsen. richten anstrengend und für Schüler das Lernen. Jeder kann die Sprache der Erfolgreichen lernen, Der Unterschied liegt in der Struktur der egal was für einen Hintergrund und welche Sprache: im Wortschatz, in der Grammatik persönliche Geschichte er mitbringt. Ich und im Satzbau! wünsche allen Kindern und Jugend- lichen, dass sie diese Sprache lernen Diese weitreichende Erkenntnis und ihre wohltuende Wirkung gewann ich im Gespräch mit erfahren. Der ideale Ort dafür erfolgreichen Menschen. ist die Schule. Und ich Damit meine ich Menschen, wünsche dasselbe auch allen die klare Ziele haben und in Lehrerinnen und Lehrern. ihrem Leben das erreichen, was sie erreichen wollen. Der Schlüssel zu Daher beschloss ich, eine Art Sprach- Erfolg und Leichtigkeit ist die Art, wie sie kurs zu entwickeln. Das war Mitte der sprechen, und damit letztlich ihre Haltung. Neunzigerjahre. Daraus entstand das Lingva Ihre Sprache ist geprägt von Klarheit und einer Eterna Sprach- und Kommunikationskonzept. zielorientierten Sichtweise. Sie bilden beispielsweise Seit 2004 habe ich daran gemeinsam mit dem Arzt vollständige Sätze. Das spiegelt sich in ihrem Leben und Neurowissenschaftler Theodor von Stockert weiter- wider: Sie bringen auch sonst ihre Dinge zu Ende und gearbeitet. Mit der Zeit ist daraus ein umfangreiches erreichen damit ihre Ziele. Lehrgebäude entstanden. 58 „ S“ wie Sprache in der Schule
S_wie_Sprache_in_der_Schule_Mantel 19.12.2017 09:30 Seite 59 Dieses Konzept ruht auf drei Säulen: auf der Präsenz Sprache wirkt sich auch auf ihn selbst und auf die des Sprechers, auf der Klarheit der Botschaft und auf Entwicklung seiner Persönlichkeit aus. Beides gehört der fundamentalen Wertschätzung des Gesprächspart- zusammen. Spätestens seit der Hattie-Studie wissen ners und ganz allgemein eines jeden Menschen. Lehrer wir, dass guter Unterricht wesentlich geprägt ist von aller Schularten und Bildungseinrichtungen setzen es der Lehrerpersönlichkeit. mit Erfolg in ihren unterschiedlichen Wirkungsberei- chen ein. Sie berichten neben anderem, dass ihnen Eine Wortprobe damit der Unterricht spürbar leichter gelingt und dass sie auch für sich persönlich davon profitieren. Interes- Eine Wortprobe ist so etwas Ähnliches wie eine Wein- sierte können entsprechende Angebote bereits in neun probe, nur mit dem Unterschied, dass wir beim Wein Bundesländern über die jeweiligen Lehrerweiter- wahrscheinlich wesentlich mehr darauf achten, was bildungsportale buchen. Weitere werden folgen. wir schlucken und wie es uns bekommt, als bei den Wörtern, die wir tagtäglich gebrauchen. Die Sprache jedes einzelnen Lehrers Bei der Wortprobe biete ich Ihnen zehn spielt in jeder Bildungseinrichtung Wörter an und bitte Sie, sie auf sich eine entscheidende Rolle. Mit ihr wirken zu lassen. Lassen Sie sich unterrichtet er und gibt den die Wörter auf der Zunge zer- Kindern und Jugendlichen gehen und schmecken Sie sein Wissen weiter. Mit ihr ihnen nach. Lesen Sie diese stellt er Fragen und gibt seiner- Wörter bitte langsam und laut seits Antworten. Ebenso nutzt er oder halblaut. Lassen Sie sich Zeit, die Sprache, wenn er Mut macht, lobt dann können innere Bilder entstehen: oder tadelt. Dabei gibt er, ohne dies aus- drücklich zu wollen, seine Werte und seine Quelle – Apfelbaum – Familienfeier – Vorstellungen von der Welt an die Schüler besonnen – müssen – schnell – lernen – weiter. Dies geschieht bereits durch seine Wort- Wohlwollen – Lächeln – Dankeschön wahl und durch seinen Satzbau. Durch seinen individuellen Sprachgebrauch gestaltet ein War ein Wort dabei, das Ihnen angenehm Pädagoge entweder eine angenehme, war? Gebrauchen oder hören Sie es in warme Lernatmosphäre, in der Ihrem Alltag häufig? War auch ein Vertrauen entsteht und Schüler Wort dabei, das Ihnen unan- mit Freude lernen können. genehm war? Und wie ist es Oder er erzeugt – ebenfalls hier: Gebrauchen oder ohne dies zu wollen – eine hören Sie es häufig? kühle Atmosphäre mit Druck Die Erfahrung zeigt, dass wir und Anspannung, in der Schüler Wörter, die uns belasten, oft regel- sich verschließen oder in Widerstand mäßig gebrauchen wie zum Beispiel gehen. Am Ende einer solchen Unter- „müssen“ und „schnell“. Sie machen richtsstunde fühlen sich dann beide Seiten Druck und erzeugen immerfort neuen Druck. angestrengt oder auch einfach müde. Dagegen benutzen wir viele angenehme Wörter kaum wie beispielsweise „besonnen“, „Wohl- Die Sprache des Lehrers wirkt sich auf den Unterricht wollen“ oder „Lächeln“. Wie oft sagen oder hören Sie aus und entscheidet wesentlich darüber, ob der Unter- beispielsweise: „Ich schenke ihm eine Lächeln“ oder richt gut ist und bei den Schülern gut ankommt. Seine „Er hat ein zauberhaftes Lächeln“? „ S“ wie Sprache in der Schule 59
S_wie_Sprache_in_der_Schule_Mantel 19.12.2017 09:30 Seite 60 Die angenehmen oder auch unangenehmen inneren Der inflationäre Gebrauch von „müssen“ erzeugt Bilder und Empfindungen schwingen bei jeglicher Druck und mindert bei Kindern binnen Kurzem die Kommunikation immer unbewusst mit und kommen Freude an der Schule und am Lernen. Und Erwachsene bei unserem Gesprächspartner ebenso unbewusst an. macht der Dauerdruck mit der Zeit mürbe oder sogar Jedes Wort wirkt und hat eine Wirkung. Es liegt an uns krank. Das Modalverb „müssen“ signalisiert Zwang selbst, einen Wortschatz zu entwickeln und zu pflegen, und Fremdbestimmung. Nichts geht davon leichter, der ein wahrer Wort-Schatz ist. Er wird uns selbst dass jemand etwas tun muss – im Gegenteil. Am und auch den Schülern guttun. Lehrer geben leichtesten lernen Kinder, die lernen wollen. mit einem solchen sprachlichen Vorbild Das wollen alle Kinder von Natur aus. Wir ihren Schülern einen großen Schatz fürs alle sind mit einer gesunden Neugier Leben mit. und Lernfreude auf die Welt und auch in die Schule gekommen. Freude schaltet Es ist wichtig, diese Lernfreu- das Gehirn ein de ein Leben lang zu erhal- ten. Darum empfehle ich Was Kinder mit Freude Ihnen, „müssen“ äußerst machen, lernen sie leicht: Freude sparsam zu gebrauchen. schaltet das Gehirn regelrecht ein. Meistens können wir „müssen“ ersatz- Dagegen haben Druck und Zwang eine los streichen. Vielfach können wir es gegenteilige Wirkung. Sie erschweren das durch den Gebrauch von Futur ersetzen. Lernen. Betrachten wir mit diesem Blick den Dann heißt es statt „Ich muss heute Abend den Gebrauch des Modalverbs „müssen“. Es ist in der Unterricht für morgen vorbereiten“ neu: „Ich Schule allgegenwärtig. Kinder müssen Haus- werde heute Abend den Unterricht für morgen aufgaben machen, sie müssen etwas lernen, vorbereiten.“ Die vermeintliche Aufforde- sie müssen sich etwas merken, sie rung „Ihr müsst diese drei Rechenaufga- müssen im Unterricht still sitzen, sie ben bis morgen lösen!“ ist in Wirk- müssen pünktlich ankommen und lichkeit ein Aussagesatz, freilich sie müssen für den Sport ihren durch das „müssen“ auch ein Turnbeutel mitbringen. reiner Druckmacher. Die Lehrer müssen etwas erklä- grammatikalisch korrekte ren, sie müssen Arbeitsblätter Aufforderung heißt: „Löst diese kopieren und den Unterricht vor- drei Rechenaufgaben bis morgen.“ bereiten. Die Beispiele lassen sich Erlauben Sie sich sprachliche Alter- beliebig ergänzen. nativen zu den gewohnten Sätzen mit „müssen“. Übrigens gebrauchen die bereits Ganz anders klingen diese Sätze ohne „müssen“: erwähnten Erfolgreichen kaum „müssen“: Sie Kinder machen Hausaufgaben, sie lernen etwas, sie machen – sie müssen nicht machen. merken sich etwas, sie sitzen im Unterricht still, sie kommen pünktlich und sie bringen für den Sport ihren Kurze, vollständige Sätze erleichtern Turnbeutel mit. Das ist alles so, und es ist selbst- das Lernen verständlich. Das Gleiche gilt für die Lehrerbeispiele: Lehrer erklären etwas, sie kopieren Arbeitsblätter und Schüler können im Unterricht am leichtesten kurze, sie bereiten den Unterricht vor. Diese Sätze lassen sich vollständige Sätze aufnehmen und gleich ihren Sinn leicht ohne „müssen“ bilden. erfassen. Hier entstehen schon beim Hören innere 60 „ S“ wie Sprache in der Schule
S_wie_Sprache_in_der_Schule_Mantel 19.12.2017 09:30 Seite 61 Bilder, und das eigenständige Denken und Mitdenken ze. Machen Sie pro Satz nur ein Bild. Wir merken uns kann umgehend beginnen. Das Gleiche gilt analog für Bilder, nicht Sätze! Jeder Nebensatz bringt uns davon das Lesen von schriftlichen Aufgaben. weg: Er hat ein neues Bild. Kurze, vollständige Sätze bringen klare Aussagen her- vor. Gleichzeitig fördern sie die eigene Klarheit. Ein Noch etwas gehört zu den kurzen, vollständigen Lehrer, der so spricht, ist klar und präsent, und die Sätzen: es sind die minimalen Pausen am Ende eines Schüler nehmen ihn als solchen wahr. Sie wissen jeden Satzes. Beim Schreiben markieren wir das bei klaren, vollständigen Sätzen genau, um was Ende eines Aussagesatzes mit einem Punkt. es geht. Da ist es für sie leicht mitzumachen Beim Sprechen hören wir diesen Punkt in und den Ausführungen zu folgen. Form einer minimalen Pause. Diese minimalen Pausen haben eine gera- Dies klingt alles selbstverständ- dezu magische Wirkung. Sie lich und logisch. Doch sind bewirken, dass der Angespro- unvollständige und abge- chene die vorher gemachte brochene Sätze bei den Aussage speichert! Dann Schülern weitverbreitet. Dies kann er sich die Inhalte mer- gilt für alltägliche Dialoge ebenso ken! So wird Lernen leicht, und wie für das Schreiben von elektroni- die Schüler sind mit Interesse dabei. schen Nachrichten. Alle Satzteile können Viele Menschen sprechen ohne Punkt fehlen: das Subjekt, das Prädikat oder das und Komma. Sie sind für ihre Zuhörer an- Objekt. Zum Beispiel: Bei dem Satz „Komme strengend. Ein solches atemloses Sprechen wirkt gleich!“ fehlt das Subjekt. Bei dem Satz „Mach ich auch auf den Sprecher selbst. Es lässt ihn gehetzt später!“ fehlt das Objekt, und bei dem Satz und überfordert erscheinen. Damit gehen „Kannst du mal?“ fehlt das Prädikat. Es Souveränität und glaubhafte Kompetenz können auch zwei Satzteile fehlen: Bei verloren. Pausen am Ende jedes Satzes „Muss ich noch!“ fehlen das Objekt helfen beiden: den Schülern und und das Prädikat. Der Gesprächs- dem Lehrer. partner ergänzt das fehlende Vollständige, kurze Sätze mit Satzteil aus dem Kontext. Pausen tragen erheblich zu So gelingt die Kommunika- einer angenehmen Atmo- tion hinsichtlich des Informati- sphäre und einem guten Lern- onsaustauschs dennoch meistens. klima bei. Sie werden merken, Es ist jedoch mühsam, immerfort die dass Sie auf diese Weise die Aufmerk- Sätze der anderen zu Ende denken zu samkeit Ihrer Schüler gewinnen und auch müssen. „Stummelsätze“ wirken in der Häu- halten können. So erleichtern Sie sich und fung oberflächlich und wenig wertschätzend. den Schülern den Unterricht. Sie werden es auch Diese schlampige Ausdrucksweise ist ansteckend. an den Noten merken. Dann übernehmen die Gesprächspartner in ihren Ant- worten, ohne es zu merken, diesen Ton und sprechen Noch etwas Wichtiges geschieht bei vollständigen, genauso. Damit eskalieren Konflikte leicht. kurzen Sätzen. Dieser Satzbau gehört ganz wesentlich zur Sprache der Erfolgreichen. Wer so spricht, lernt, Hier können Lehrer wirksam gegensteuern und vor al- denkt Gedanken zu Ende. Dies wirkt sich auf das lem bei sich selbst auf kurze, vollständige Sätze achten. Handeln und Verhalten aus. Ein in dieser Weise Damit meine ich vor allem Hauptsätze ohne Nebensät- geschultes Sprechen und Denken bewirkt, dass ein „ S“ wie Sprache in der Schule 61
S_wie_Sprache_in_der_Schule_Mantel 19.12.2017 09:30 Seite 62 Schüler am Ende der Mathematikaufgabe noch den Formulierungen mit „nicht“ sind weitverbreitet. Dazu Lösungssatz hinschreibt, oder dass er den Turnbeutel gehören neben dem genannten Lob die vielen Anwei- nicht nur für den Sportunterricht vorbereitet, sondern sungen und Verbote: „Nicht über den Rasen laufen! auch von zu Hause mitnimmt. Das Schulgelände während des Unterrichts nicht ver- Schon beim Betreten des Klassenzimmers kann ein lassen! Wir unterbrechen einander nicht. Wir vergessen Lehrer mit einem vollständigen Satz ein gutes Klima unsere Unterrichtsmaterialien nicht.“ usw. erzeugen. Betrachten Sie bitte den Gruß: „Guten Es ist leicht, dafür positive Formulierungen zu fin- Morgen!“ Dieser Gruß ist genau genommen ein den: „Geht außen um den Rasen herum! Bleibt „Stummelsatz“. Von dem einst vollständi- während des Unterrichts innerhalb des gen Satz ist nur das Akkusativobjekt Schulgebäudes! Wir lassen einander übrig geblieben. Der vollständige ausreden. Wir bringen unsere Unter- Satz heißt: „Ich wünsche euch richtsmaterialien mit.“ usw. einen guten Morgen!“ Dieser Kinder und Jugendliche vollständige Gruß geht mit hören tausendfache Formu- einem achtsamen Blickkon- lierungen mit „nicht“. Diese takt einher und transportiert verneinende Sprache hat eine Wertschätzung und Wohlwollen. einengende Wirkung auf sie. Sie Probieren Sie es aus! nimmt ihnen Schwung und versäumt es, ihnen Weisungen zu geben. Das Denken in der richtigen Gegenteil einer verneinenden Sprache ist Richtung macht das Lernen leicht eine bejahende Sprache. Sie vermeidet Ver- neinungen und fördert dadurch eine bejahende, Viele Menschen wissen eher, was sie nicht haben zielorientierte Grundhaltung. Sie setzt viel wollen, als das, was sie haben oder erleben Potenzial frei. Mit dieser Sprache werden wollen. Die Energie folgt der Aufmerk- die Kinder der Erfolgreichen groß. Ich samkeit. Mit diesem Denken empfinde es als eine großartige Auf- erreichen sie oftmals das genaue gabe, allen Kindern und Jugend- Gegenteil des Gewünschten. lichen schon früh eine solche Sie denken in die falsche Sprache nahezubringen und Richtung. Der Umgang mit sie anzuleiten, sie für sich Verneinungen spielt dabei eine anzunehmen. Sie wird ihnen große Rolle. für ihr ganzes Leben ein Schatz Verneinungen sind etwas Hochkom- sein. plexes. Ein großer Teil unseres Gehirns kann mit einer Verneinung nichts anfangen. Das Denken in der richtigen Richtung Darum kommt mit der verneinten Botschaft erleichtert die Kommunikation und die individu- beim Gesprächspartner eine falsche Botschaft an. elle Lebensgestaltung erheblich. Das Gegenteil Hier liegt der Grund für viele sachliche und auch davon ist das Denken in der falschen Richtung. Der emotionale Missverständnisse. bewusste Umgang mit den Negationen hilft dabei, dem Die als Lob gemeinte Äußerung „Deine Präsentation weitverbreiteten Mangeldenken eine neue, gute Rich- war nicht schlecht!“ kommt nur nach einem bewussten tung zu geben. Das Denken in der richtigen Richtung Nachdenken an, doch kommt auch immer die Bot- hilft Schülern, Ziele zu formulieren und sie dann auch schaft „schlecht“ an. Das ist verwirrend. Ganz anders im Blick zu behalten. Diese innere Haltung fördert die klingt und wirkt: „Deine Präsentation war gut!“ Motivation und erleichtert das Lernen. 62 „ S“ wie Sprache in der Schule
S_wie_Sprache_in_der_Schule_Mantel 19.12.2017 09:30 Seite 63 Eine friedliche Sprache trägt zum und auch im Herzen des Lehrers. Denn seine eigene Frieden in der Schule bei gewandelte Sprache wirkt auf seine innere Haltung. Kinder und Jugendliche spüren das, und beglückend Eine friedliche Ausdrucksweise trägt zu einem fried- viele lassen sich davon mittragen. Natürlich kann und lichen Umgang der Schüler bei. Umgekehrt gilt, dass wird ein Lehrer dies in seiner Klasse auf geeignete eine grobe Ausdrucksweise grobe Verhaltensweisen Weise kommunizieren und mit den Schülern darüber begünstigt. Es ist bekannt, dass groben Taten eine sprechen. Sie sind erfahrungsgemäß sehr bereit hinzu- grobe Sprache vorausgeht. Wo immer wir eine grobe hören und erfassen schnell, um was es geht. Ihre ange- Sprache antreffen, ist wirklich Achtsamkeit geboten. borene Freude, etwas Neues auszuprobieren, erleichtert den nächsten Schritt: Sie probieren neue sprachliche In unseren Schulen wächst die Gesellschaft von morgen Varianten aus und machen dabei eigene Erfahrungen. heran. Wir haben in Deutschland seit siebzig Jahren Vielfach bleiben sie dann bei den neuen Formulierungen Frieden. Ich wünsche auch der nächsten Generation, und übernehmen sie in ihre Ausdrucksweise. dass sie in Frieden leben darf. Es ist Aufgabe der mitt- leren und der alten Generation, sich bewusst für den Die Wirkung gezielter sprachlicher Änderungen ist Erhalt des Friedens einzusetzen und aktiv etwas dafür größer, als der Einzelne dies vielleicht meint. Denn: zu tun. Dazu gehört der bewusste Umgang mit der Wenn einer seine Sprache wandelt, dann fordert er die Sprache. Werfen wir einmal einen Blick auf den Wort- Gesellschaft auf, einen Schritt nach vorn zu tun. schatz: Viele Formulierungen haben eine aggressive Die Abbildungen sind entnommen aus: Grundbedeutung. Sie haben auf Dauer immer eine nachteilige Wirkung, selbst wenn uns die aggressive Bedeutung nicht bewusst ist und wir sie nicht so meinen. Auch hier ist der Lehrer durch seine eigene Sprache Vorbild. Die Sprache ist oft kalt oder sogar aggressiv. Die Menschen und auch die Ergebnisse leiden unter einer solchen Sprache. Wer sich dies bewusst macht, kann daran etwas ändern. So entsteht ein Arbeitsklima, in dem Schüler und auch Lehrer EAN 4 260198990156 EAN 4 260198990156 leistungsfähig und kreativ sind und bleiben. Literatur Seien Sie bitte achtsam mit Formulierungen wie „Ich Bücher: Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf, Jedes Wort wirkt. Bewusste habe ein Attentat auf dich vor“, wenn sie nur eine Sprache in der Pädagogik, Lingva Eterna Verlag 2016 Aufgabe für jemanden haben oder eine Bitte äußern Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf, Deutlich reden, wirksam wollen. Auch der „Papierkrieg“ ist aggressiv – welche handeln. Kindern zeigen, wie Leben geht, Herder 2016 Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf, Drück mich mal ganz fest. Papiere führen mit wem Krieg?? Es geht doch nur um Therapie und Erfolgsgeschichte eines wahrnehmungsgestörten das Erledigen von Formalitäten. Nageln Sie bitte nie- Kindes, Herder 2017 Theodor von Stockert, Meine Sprache und ich. Mit Sprachstruktur manden auf etwas fest, und ziehen Sie auch niemanden Persönlichkeit entwickeln, Lingva Eterna Verlag 2016 auf. Beides sind Ausdrücke aus der Foltersprache. Kartensätze und Hörbuch: Zwei weitere Beispiele: Da hat jemand angeblich einen Die Kraft der Sprache, 40 Karten für Pädagogen, Lingva Eterna Knall oder einen „Schuss weg“. Unsere Sprache ist voll Verlag 2015 Sprachkarten – Denkmuster aktiv wandeln, Lingva Eterna Verlag 2015 von Ausdrücken aus der Kriegs- und Gewaltsprache. Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf und Theodor von Stockert, In Eine bewusst friedvolle sprachliche Umgebung trägt der Sprache liegt die Kraft. Sich selbst und andere führen (Hörbuch), wirksam zur Friedenserziehung bei. Als Erstes beginnt Lingva Eterna Verlag das Bewusstwerden und dann das Umdenken im Kopf weitere Publikationen siehe unter: www.lingva-eterna.de „ S“ wie Sprache in der Schule 63
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