Jesus erscheint der Maria Magdalena - Johannes 20:11-18

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Jesus erscheint der Maria Magdalena - Johannes 20:11-18
Jesus erscheint der Maria Magdalena
                                   Johannes 20:11-18

11
   Maria aber stand draußen vor
dem Grab und weinte. Wie sie nun
weinte, beugte sie sich in das Grab,
12
   und sie sieht zwei Engel in
weißen Kleidern sitzen, den einen
beim Haupt, den anderen zu den
Füßen, wo der Leib Jesu gelegen
hatte. 13 Und diese sprechen zu ihr:
Frau, warum weinst du? Sie spricht
zu ihnen: Sie haben meinen Herrn
weggenommen, und ich weiß nicht,
wo sie ihn hingelegt haben! 14 Und
als sie das gesagt hatte, wandte sie
sich um und sah Jesus dastehen
und wußte nicht, daß es Jesus war.
15
   Jesus spricht zu ihr: Frau, warum
weinst du? Wen suchst du? Sie
meint, es sei der Gärtner, und
spricht zu ihm: Herr, wenn du ihn
weggetragen hast, so sage mir, wo
du ihn hingelegt hast, und ich will
ihn holen!
16
   Jesus spricht zu ihr: Maria! Da
wendet sie sich um und spricht zu
ihm: Rabbuni! (das heißt:
»Meister«). 17 Jesus spricht zu ihr:
Rühre mich nicht an, denn ich bin                Rembrandt, Jesus erscheint der Maria Magdalena
noch nicht aufgefahren zu meinem          (1638, 61 x 49,5 cm) - Royal Collection Trust, Buckingham Palace
Vater. Geh aber zu meinen Brüdern
und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.
18
   Da kommt Maria Magdalena und verkündet den Jüngern, daß sie den Herrn gesehen und daß er
dies zu ihr gesprochen habe.

Im Johannesevangelium lesen wir, dass Maria Magdalena am ersten Tag der Woche früh am Morgen
zum Grab Jesu geht und entdeckt, dass der Stein vom Grab hinweggenommen war (Joh. 20:1). Darauf
geht sie schnell zu den Jüngern um dies zu berichten. Als Petrus und Johannes das hörten, eilten sie
zum Grab, um es selbst zu sehen. Sie glaubten und kehrten zurück zur Stadt. Sie hatten aber noch
nicht verstanden, dass Jesus aus den Toten auferstehen sein müsste (Joh. 20:8-10).
Maria Magdalena war aber in ihrer Trauer und ihren Tränen im Garten. Erst jetzt entdeckte sie beim
Grab zwei Engel und danach entdeckt sie hinter ihnen einen Mann, den sie für den Gärtner hält. Der
Bibeltext sagt nicht, dass Jesus sich als Gärtner verkleidet hatte, sondern nur, dass Maria Magdalena
dachte, dass Er der Gärtner sei. Erst als Jesus sie bei ihrem Namen nennt, erkennt sie, dass Er der
Herr ist. Jesus ruft als guter Hirte seine Schafe immer bei ihrem Namen, und die Schafe hören auf
seine Stimme (Joh. 10:3-4).
Als sie Ihm erkannte rief sie zu Ihm: Rabbuni, was in der Aramäischen Sprache, die in Israel die
tägliche Umgangssprache war, Meister oder mein Meister bedeutet. Maria Magdalena war eine der
Jünger Jesu. Sie war nicht eine der Zwölf Jünger die später eine wichtige Rolle als die Apostel der
Kirche haben werden, sondern sie gehörte zum größeren Kreis der Jünger Jesu. Diejenigen, die Jesus
Jesus erscheint der Maria Magdalena - Johannes 20:11-18
überall folgten und an Ihn glaubten. Jesus hatte sieben Dämonen aus Maria Magdalena ausgetrieben
(Mk. 16:9) und seitdem war sie eine der treusten Jünger und war auch dabei, als Jesus gekreuzigt
wurde.
Jesus erscheint nicht zuerst einem der Zwölf Jünger, sondern zuerst erscheint er ihr, einer Frau. Und
sie bekommt als erste den Auftrag die Auferstehung Christi zu verkündigen. Es ist außerordentlich,
dass der Herr Jesus eine Frau ausgewählt hat, als erste die Frohe Botschaft verkündigen zu dürfen. Es
zeigt, dass trotz des Faktes, dass die Apostel Männer waren und die Kirche von Ältesten, die Männer
sind, geführt wird und Frauen nicht das Wort in öffentlichen Gottesdiensten verkündigen können,
Frauen keineswegs unwichtig sind. Frauen sind wichtig für Gott und spielen auch eine wichtige Rolle
im Reich Gottes.

Wie viele andere Künstler, stellt Rembrandt gerade diesen besonderen Moment dar. Meistens wird
diese Szene in der Kunst auf andere Weise dargestellt, nämlich: Jesus tritt zurück in dem Moment,
wenn Maria Magdalena versucht ihn zu berühren und sagt: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch
nicht aufgefahren zu meinem Vater. (Diese Art von Vorstellungen sind in der Kunstgeschichte
bekannt als: Noli me tangere). Wir fragen uns ab, warum Jesus sagt, dass Maria ihn nicht berühren
soll, oder, wie man es auch übersetzen kann: Halt mich nicht fest, oder: Hör auf mich festzuhalten.
Maria Magdalena sollte Jesus nicht festhalten, bangend, dass Er wieder verschwände. Jetzt ist die
Zeit der Frohe Botschaft und der Freude. Sie soll Jesus nicht festhalten, sondern zu den Jüngern
gehen und diese Frohe Botschaft, dass der Herr auferstanden ist und lebt verkünden.
Sie kann Jesus nicht festhalten, weil Jesus in den Himmel fahren wird, um dort eine Stätte für die
Gläubigen vorzubereiten (Joh. 14:3).

Das Gemälde Rembrandts stellt Jesus nicht als eine übernatürliche Figur dar, sondern wie einen
normalen Gärtner, der dort steht und Maria Magdalena ruhig ansieht. Der Figur von Jesus befindet
sich in der Mitte der Komposition, sein Gesicht wird durch die aufkommende Sonne beleuchtet, so
wie auch die Stadt im weiten Hintergrund beleuchtet wird. Der Rest des Bildes befindet sich
größtenteils im Schatten.

Rembrandt benutzte oft bekannte Motive aus der Kunst, aber er fügte auch neue Elemente hinzu.
Auf der Weise wie er die Biblische Geschichte darstellt, sehen wir, dass er den Text genau las und
auch sah, was wir vielleicht nicht gleich im Text sehen. Rembrandt verstand die tiefere geistliche
Bedeutung des Textes, weil er den konkreten Bibeltext im Kontext der ganzen Heiligen Schrift las und
verstand.
Am Anfang des Kapitels lesen wir, dass es der erste Tag der Woche war (Joh. 20:1). Das erinnert uns
an einen anderen ersten Tag, nämlich der erste Tag der Schöpfung. Als einziger der Evangelisten
beschreibt Johannes diese Szene im Garten die zur Geschichte über den Anfang der Welt verweist.
Jesus ist am dritten Tag aus den Toten auferstanden, aber Johannes nennt es den ersten Tag der
Woche, womit er betont, dass dies ein Neubeginn, der Anfang einer neuen Schöpfung ist. Der Tag
der Auferstehung Jesu Christi ist der erste Tag der neuen Schöpfung, die durch seinen Kreuztod und
seine Auferstehung möglich geworden ist. Die neue Schöpfung ist notwendig, da die alte Schöpfung
in Sünde gefallen ist und der Vergänglichkeit unterworfen ist (Röm. 8:20).
Auf dieser Weise betont der Evangelist Johannes, dass Jesus Christus der neue Adam ist, der, wie der
erste Adam, als ein Gärtner den Garten bebaut und bewahrt (1. Mose 2:15). Der erste Adam aber
versagte indem er den ihm zugetrauten Garten nicht bebaute und bewahrte wie Gott es ihm
aufgetragen hat, sondern er in Aufstand gegen Gott kam und sündigte. Durch seine Sünde kam der
Tod in die Welt. Es brauchte einen zweiten Adam, der nicht versagt, so dass der Mensch wieder
wahrhaftig leben kann. Dieser zweite Adam ist Jesus Christus (Röm. 5:12-21).

Dieses Thema entwickelt Rembrandt in seinem Gemälde. Der Baum, der gleich hinter Jesus steht,
erinnert an den Baum im Garten Eden, von welchem der Mensch nicht essen durfte (1. Mose 2:17).
Es gibt viele Abbildungen in der Kunstgeschichte wo wir Adam und Eva neben diesem Baum, der zum
Tode geführt hat, stehen sehen. Wegen des Sündenfalls wurde der Mensch aus dem Garten Eden
vertrieben und konnte nicht mehr in Gemeinschaft mit Gott seinem Schöpfer leben. Gott aber hat
einen Messias verheißen, der das Problem der Sünde lösen wird, der die Sünde und den Tod
besiegen wird (1. Mose 3:15). Dieser Messias ist Jesus Christus, der am Kreuz gestorben ist für jeden,
der an Ihn glaubt. Er hat die vollkommene Schuld und Strafe für alle Sünden der Gläubigen bezahlt.
Der erste Baum hat, durch den Ungehorsam des Menschen, Tod und Verderben gebracht. Christus
aber hat sine Leben gegeben, so dass der Gläubige ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der
seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht, und alles, was er tut, gerät wohl
(Ps. 1:3).

Auf diese Weise wird der Garten mit dem offenen Grab ein neuer symbolischer Garten Eden, wo der
Tod nicht mehr herrscht, sondern das Leben in Jesus Christus. Dort ist Jesus, den Rembrandt wie eine
Art kosmischen Gärtner darstellt, bereit zur Arbeit im Garten, den Garten zu bebauen und bewahren.
Wir, und Alles was ist, können nur leben und bestehen, weil Jesus Christus alles bewahrt und in Stand
hält. In Ihm hält die ganze Schöpfung zusammen: Er ist vor allem, und alles hat seinen Bestand in ihm
(Kol. 1:17; siehe auch Heb. 1:2-4).

An der linken Seite des Bildes sehen wir noch zwei
weitere Figuren die in Richtung der Stadt, welche wir
weit weg, beschienen durch das Licht der
aufkommenden Sonne sehen, ruhig wandern. Dies
verweist nach dem himmlischen Jerusalem, worüber
Johannes im Buch Offenbarung schreibt:
  Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde;
  denn der erste Himmel und die erste Erde waren
  vergangen, und das Meer gibt es nicht mehr. Und ich,
  Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem,
  von Gott aus dem Himmel herabsteigen, zubereitet wie
  eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte
  eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, das
  Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen
  wohnen; und sie werden seine Völker sein, und Gott
  selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott (Off. 21:1-3).

Das ist das Ziel jedes Gläubigen, der auf Erden pilgert.
Menschen, die unterwegs zu einer Stadt in der Ferne
sind, ist ein Thema, das in der Europäischen
Kunstgeschichte immer wiederkehrt. Es verweist darauf, Rembrandt, Jesus erscheint der Maria Magdalena -
dass der Gläubige ein Pilger auf Erden ist, so wie Israel in                    Detail
der Wüste auf dem Weg zum verheißenen Land,
fließend von Milch und Honig, war. Dieses verheißene Land ist das himmlische Jerusalem im Buch
Offenbarung, das ewige Leben in der neuen Schöpfung. Das Vaterland der Gläubigen ist nicht hier,
sondern im Himmel (Phil. 3:20).
Das Leben ohne Jesus hat keinen Sinn, weil wir ohne Ihm nur zum Tode leben. Wenn wir aber
glauben, dass Jesus Christus der einzige Erlöser und der einzige Weg zu Gott ist, bekommt unser
Leben Sinn in Ihm. Durch die Sünde hat jeder Mensch den ewigen Tod, die Hölle verdient (Röm. 3:23;
6:23), aber in Jesus bekommt jeder, der sich bekehrt, ein neues Leben und wird zu einer neuen
Schöpfung (2. Kor. 5:17).
Am Kreuz hat Jesus über den Tod und die Sünde gesiegt und das leere Grab ist ein klarer Beweis,
dafür dass sein Sieg wahr ist. Er ist nicht im Grab, sondern lebt und bewahrt die Schöpfung wie der
Gärtner im Bild Rembrandts.
Darum ist Jerusalem am Horizont des Gemäldes so voll im Licht der aufkommenden Sonne des neuen
Tags. Das ist die neue Schöpfung, die durch und in Jesus möglich geworden ist. Die aufkommende
Sonne bedeutet einen neuen Tag; die Finsternis muss weichen, weil das Licht gekommen ist. Jesus ist
das Licht der Welt.

Jesus ist auferstanden! – das ist die Botschaft die Maria Magdalena den Jüngern verkündete, das ist
die Botschaft, die die Apostel verkündigten und die die Kirche bis heute in aller Welt verkündigt.
Wenn es keine Auferstehung gäbe, wäre unser Leben ohne Sinn (1. Kor. 15:13-15). Aber gepriesen sei
der Herr, Jesus Christus ist auferstanden, das Grab ist leer und der Finsternis des Satans muss
weichen. Die Sonne des neuen Tags beleuchtet den Weg der Pilger nach Jerusalem, der Weg der
durch Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, offen ist.

                                                                                Pedro Snoeijer, 18.04.2020

 Die Bibelzitaten sind aus der Schlachterbibel, Version 2000
 Bildquelle: Royal Collection Trust, Buckingham Palace
 https://www.rct.uk/collection/404816/christ-and-st-mary-magdalen-at-the-tomb

                                        www.biblisch-reformiert.org
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