Angedacht zum Sonntag Estomihi 14.02.2021
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Angedacht zum Sonntag Estomihi – 14.02.2021 Liebe Leserin, lieber Leser! es gibt keine Nähe zu Gott am Nächsten vorbei - diese Überschrift lässt sich unserem heutigen Predigttext geben. Auch wenn das, zugegebenermaßen, in diesen Zeiten der Corona-Pandemie und den dazugehörigen Abstandsgeboten vielleicht etwas merkwürdig klingt – egal. Es gibt keine Nähe zu Gott am Nächsten vorbei - … es ist vielleicht einer der schönsten Texte unseres Alten Testaments, der hebräischen Bibel. Und obwohl es um sehr ernste Dinge geht, ist der Abschnitt aus dem Prophetenbuch des Jesaja doch so gut zu hören, spricht er doch von Heil und Heilung, von Erfüllung, von der Nähe zu Gott eben. Und so gibt der, der hier Jesaja genannt wird, wieder, was er gehört hat (Jes58, 1-9a) Rufe getrost, halte nicht an dich! Erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk seine Abtrünnigkeit und dem Hause Jakob seine Sünden! Sie suchen mich täglich und begehren, meine Wege zu wissen, als wären sie ein Volk, das die Gerechtigkeit schon getan und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern von mir Recht, sie begehren, dass Gott sich nahe. „Warum fasten wir, und du siehst es nicht an? Warum kasteien wir unseren Leib, und du willst`s nicht wissen?“ – siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter. Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein. Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr jetzt tut, wenn eure Stimme in der Höhe gehört werden soll. Soll das ein Fasten sein, an dem ich gefallen habe, ein Tag, an dem man sich kasteit, wenn ein Mensch seinen Kopf hängen lässt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet? Wollt ihr das
ein Fasten nennen und einen Tag, an dem der Herr Wohlgefallen hat? Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen. Dann wirst du rufen, und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich! Dann wirst du rufen, und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich! Das ist Heil! Doch, das ist die deutliche Botschaft: Es gibt diese Nähe zu Gott eben nicht am Nächsten vorbei. Das sollen die wissen, die durchaus ernsthaft nach religiöser Tiefe ihres Lebens suchen. Die, deren religiöse Haltung sich allerdings wohl weitgehend verselbständigt hat, und welche die Bedürftigen wahlweise rechts oder links am Wegesrand liegen lassen. Die, welche fasten, und dadurch die Nähe Gottes meinen geradezu herbeizwingen zu können; während sie sich andererseits jene, welche ihre Nähe bräuchten, vom Leib zu halten versuchen. Die, welche ihre Maßstäbe durchsetzen wollen, und Gott dabei höchstens dekorativ einbinden wollen, um sich absegnen zu lassen, was ohnehin längst beschlossene Sache ist. Die erwarten, dass Gott nahe sein möge, aber auch nicht so nahe, als dass er stören könnte. Nein, so heißt es durch den Propheten: So geht es nicht. So nicht! Das Heil, es lässt sich nicht zu den eigenen Bedingungen finden. Man kann nicht den Sonntag als Tag des Herrn feiern und dann im Alltag Gott einen guten Mann sein lassen. So nicht! Umgekehrt ist es: Gott lässt sich nur finden, wo der andere Mensch gesehen wird. Rechtes Fasten nicht Selbstkasteiung, nicht Verzicht um des Verzichts willen, sondern um eines anderen, um anderer willen. Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!
Es gibt keine Nähe zu Gott am Nächsten vorbei - … kaum ein Begriff hatte in den letzten Monaten derart Konjunktur wie der Begriff der Solidarität… und das, denke ich, völlig zurecht, und es sind zum Glück auch nur die wenigsten, die offen erklären: die Anderen? Sind mir egal! Allerdings ist es wie immer: Reden und Tun sind nicht immer in Übereinstimmung, und manch einer legt sich die Wahrheit dann doch gerne so zurecht, wie es ihm passt, oder versucht gar, natürlich besonders perfide, unter dem Zeichen des Gegenteils dann doch nur wieder der Selbstsucht zu frönen. Solidarität ist nicht nur ein Wert, der relativ schnell konsensfähig ist, sondern hat, wenn man es ernst nimmt, immer irgendwie mit Verzicht zu tun, insofern auch Gestalt des Fastens, um des anderen, um des größeren Ganzen willen… genau darum geht es doch jetzt auch zentral in diesen Zeiten, bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie…es geht um Verzicht um des anderen, um des größeren Ganzen willen… so geht Solidarität, so geht es: Sich zurücknehmen, nicht alles ausreizen, auch nicht mit Kölner: es hat immer immer noch mal gut gegangen…. Nein, es geht nicht um ein besonders clever sein wollen, es geht nicht um Besserwisserei, nicht um das Finden von Schlupflöchern… Und so finde ich es etwa widerwärtig, wie da in Einzelfällen die gesetzten Prioritären der Impfordnung unterlaufen werden… da Leute aus der Verwaltung der Kölner Feuerwehr die ersten an der Theke sind (angeblich ging es nur um Impfstoffreste), während die Rettungssanitäter, die an vorderster Front tätig sind, in die Röhre gucken, …oder dass gar in konfessionellen Krankenhäusern schon Geschäftsführer ohne jeden Patientenkontakt geimpft worden sind, während manche Mitarbeitenden auf den Stationen oder schwerst Vorerkrankte noch nicht zum Zuge gekommen sind… und ich habe sogar ein gewisses Verständnis dafür, dass der Sprecher der Stiftung Patientenschutz vor wenigen Tagen gar Haftstrafen bis zu fünf Jahren für sogenannte Impfdrängler und Impferschleicher forderte Einen sehr schalen Geschmack auf der Zunge hinterlässt aber etwa auch der Vorschlag des Vorstandschefs des FC Bayern München, Rummenigge am Dienstag gegenüber dem Internetportal „Sport1“, als er da sagte, dass Fußballprofis Vorbilder bei der Impfung gegen das Coronavirus sein könnten. „Lässt sich beispielsweise ein Spieler des FC Bayern impfen, wächst das Vertrauen in der Bevölkerung“, und betonte: „Wir wollen uns
überhaupt nicht vordrängen, aber Fußballer könnten als Vorbild einen gesellschaftlichen Beitrag leisten.“ Richtig dagegen die Vorsitzende des Bundestag-Sportausschusses, Freitag daraufhin: Wenn sie wohlwollend annehmen würde, dass es Rummenigge darum gehe, die Impfbereitschaft zu erhöhen, wäre es vorbildlich, wenn der FC Bayern „einen Bruchteil seiner beträchtlichen Einnahmen eingesetzt hätte, um in Anzeigen und TV-Spots mit der Mannschaft für das Impfen zu werben“. „Das wäre eine glaubwürdige Maßnahme“, so Freitag. „Jetzt aber sieht es aus, als wolle er vor allem seine Probleme lösen, denn wir wissen ja, dass aktuell zwei Spieler wegen Corona-Infektionen nicht nach Qatar mitgeflogen sind.“ Der Hintergrund sei also vermutlich eher, „gesunde Spieler zu haben und nicht, die Impfbereitschaft in unserem Land zu erhöhen“. Wie wohltuend zurückhaltend im Übrigen Trainer Hansi Flick zum Vorstoß von Rummenigge, als er sagte: „Wir wissen alle, dass erst mal andere Menschen Priorität haben und dass wir uns hinten anstellen müssen und werden. Es ist wichtig, dass man erst mal die Risikogruppen dran nimmt“. Man muss also schon genau hinschauen… und der Lackmustest, so denke ich, ist immer, dass Solidarität in irgendeiner Form weh tun muß,…sie kostet… erst einmal, sie bedeutet echten, nicht nur vordergründigen, symbolischen Verzicht, aber sie kann so eben auch tatsächlich neue Erfahrungsräume erschließen, so im Letzten gar zur spirituellen Erfahrung werden…., wenn man merkt: wie gut, dass da ein anderer, der für mich sorgt! Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! So schärft es uns das Prophetenwort ein. Und was hieße das womöglich erst im Blick auf die Impfstoffversorgung gerade der Schwellen- und Entwicklungs-länder… wenn, wie angedeutet, der Verteilungskampf bereits in der eigenen Gesellschaft tobt… was hieße da Verzicht…?! Solidarität – das ist auch der Titel einer geplanten Ökumenischen Themenreihe 2021 hier bei uns in Bergheim-Ost, in Kooperation zwischen Katholischem Bildungsforum, Pfarreiengemeinschaft Bergheim-Ost und unserem Gemeindebezirks Niederaußem-Glessen… Wir müssen schauen, wie sich das, was geplant ist, unter Corona- Bedingungen genau umsetzen lässt, möglicherweise verschiebt sich einiges mehr in den Sommer oder den Herbst, aber einiges ist schon gut auf dem Weg. Es geht darum, was
Solidarität tatsächlich fördert, denn der Wert an sich ist ja für die allermeisten unstrittig, und wie Solidarität konkret aussehen kann, wie sie gehen kann, darum auch die Wortmarke so gestaltet, wie sie gestaltet ist, Solidarität mit diesem großem „So!“, wie ein Fingerzeig… Solidarität. Gott bindet seine Nähe zu mir an meine Nähe zum Nächsten. Oder anders gesagt: wer sich um mehr sorgt als nur um sich selber, wer sich nicht selbst der Nächste sein will, der muss sich um Gottes Nähe nicht mehr sorgen. Heißt es doch: Dann wirst du rufen, und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich! Amen.
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