Journal des Richard-Wagner-Verbandes Leipzig
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Journal des Richard-Wagner- Verbandes Leipzig Aktuelles aus der Geburtsstadt des Meisters 1/2019 Richard Wagner und der Dialog der Kulturen D ie Einmaligkeit des Leipziger Kom- ponisten und seines Werkes wie auch die Kraft des ihn schätzenden interna- tionalen Netzwerks machen es möglich: Weltweit gespielt, ist es eine Einladung zum Dialog der Kulturen. Das Spiel um Liebe und Macht, Gier und Gewalt ist universell. Wie Wagners Werk. Ob im Jemen, in Syrien oder dem Irak, auch im Nahen Osten ist es täglich Realität. Abu Dhabi, die Vereinigten Arabischen Emirate insgesamt wirken da wie eine Insel der Seligen, gespeist aus Ölreichtum und klu- ger Politik. Den Regierenden ist klar, dass nur Friedfertigkeit und Toleranz und nicht Gewalt die Schlüssel zur Bewahrung des Erreichten sind. 30 Personen umfassenden Reisegruppe außergewöhnliche Spektakel nicht entge- unseres Verbandes, am 1. Februar 2019 hen lassen. Verbandsvorsitzender Thomas Richard Wagners begeisternde Kunst kann im Konzertsaal des Hotels »Emirates Krakow wollte mit seinem Besuch 2008 Menschen unterschiedlicher regionaler Palace« in Abu Dhabi erlebte Aufführung vergleichen. Die Emirate sind Länder der Herkunft und kultureller Prägung zu- vom Publikum bejubelt wurde, gebühren Superlative, wir waren in einer der welt- sammenführen. Wenn die, auch von einer Dank, Anerkennung und Applaus vor größten Moscheen, fuhren in Dubai auf den allem einem Mann. Dr. Zaki al Nusseibeh, höchsten Turm der Welt und bewunderten Staatsminister für Kultur und 2014 bis den Louvre Abu Dhabi. Außergewöhnliche 2018 Stiftungsratsvorsitzender bei der Architektur mit einem durchdachten Aus- Richard-Wagner-Stiftung Leipzig, ist der stellungskonzept. Spiritus rector der Wagner-Aufführungen in Abu Dhabi. Folgten 2008 der Sächsi- Superlative auch für das Konzert. Musiker schen Staatskapelle Dresden unter Fabio vom Leipziger Gewandhaus grüßten bereits Luisi noch 435 deutsche und französische im Hotel als Teil des Festspielorchesters, Wagner-Freunde in den Orient, waren es das unter Markus Poschner wie im Bay- beim Gastspiel der Bayreuther Festspiele reuther Graben Weltklasse bot. Ebenso die mit Richards Urenkelin und Festspielleite- Sänger, allen voran Catherine Foster als rin Katharina Wagner nur die treuen Leip- Brünnhilde und Egils Silins als Wotan, aber ziger. Aber alle, damals wie heute, empfing auch Stephen Gould (Siegmund), Albert der Minister in seinem Privathaus in der Dohmen (Hunding) und Elena Pankratova Oasenstadt Al Ain. Die von ihm gelebte To- (Sieglinde). Die Handlung des extra ange- leranz der Kulturen und Konfessionen ist fertigten Hintergrundfilms unterstützte exemplarisch für das Land. Am Tag nach das zu Hörende für Kenner. Es lohnt aber, unserer Abreise landete Papst Franziskus die Idee weiterzuentwickeln. Der finale in Abu Dhabi. Jubel mündete in ein Ständchen zu Markus Poschners 48. Geburtstag. Bravo, Katharina Wagner-Reisen unseres Verbandes sind Wagner, bravo Staatsminister al Nussei- seit geraumer Zeit immer ausverkauft. beh und bravo allen, die auf diesen Dialog Und natürlich konnten wir uns auch dieses setzen. Richard ist Leipziger ... Journal 1/2019
doch immer sei seine Musik in der Stadt sich auch die Preisträgerin des Nachwuchs- präsent gewesen, nicht nur im Gewandhaus, preises der Stiftung. Darüber hinaus ist Zum Gedenken an Richard Wagners 136. Todestag sondern auch in den Parks und Gärten. bereits guter Brauch, die Preisträger des Auch die schwierige Denkmalsgeschichte Lortzing-Wettbewerbs – dieses Jahr sogar in ganz Deutschland sage viel aus über zwei durch einen geteilten Preis – zu prä- die Wagner-Rezeptionsgeschichte über sentieren. Gesungen wurden Kompositionen Notenspur-Salon zum 150. Geburtstag einen vergnüglichen, aber auch nachdenk- alle Zeiten hinweg. Noch einmal erklang in der Originalsprache, also Brahms, Eisler, Siegfried Wagners lich machenden Blick in dessen Leben, schließlich die Trompete von Sara Mattheiß Lortzing, Wagner in Deutsch, Offenbach in Könnte man einen Dichter-Komponisten seine Haltung zu künstlerischen wie politi- mit Wolfram von Eschenbachs »O du mein Französisch, Grieg in Norwegisch, Dvořák in trefflicher ehren als mit dessen Texten und schen Fragen, in sein Familien- und nicht holder Abendstern« aus »Tannhäuser«, Tschechisch sowie Verdi in Italienisch. Dies viel Musik, dargeboten von jungen Künst- zuletzt in sein nicht ganz einfaches Liebes- und Verbandsmitglied Ehrenfried Wagner war nicht in jedem Falle von Vorteil für das lern? Der Richard-Wagner-Verband Leipzig leben. Der Humor Richard Wagners, seines beschloss mit seinem Horn die Gedenkstun- Publikum. hatte am 10. Februar 2019 zu seinem Sohnes und des Schauspielers Hummitzsch de mit Lohengrins Abschied »Kommt er alljährlichen Notenspur-Salon in die Aula hob die Stimmung im Publikum beträcht- dann heim«. wk Der Bassist Caleb Yoo eröffnete das Konzert der Alten Nikolaischule eingeladen, um lich, bevor »Der Floh« von Beethoven, am 13. Februar 2019 mit König Heinrichs den 150. Geburtstag Siegfried Wagners zu Richard Wagners »… kühnes herrliches Eröffnete feierliche Stunde Sara Mattheiß Konzert der Bayreuth-Stipendiaten Gebet »Mein Herr und Gott« aus Wagners feiern, des »Meistersohns« von Richard Kind« und seine Sonate für das Album von Traditionell statteten auch die Bayreuth- »Lohengrin«, schloss eine Arie aus »Nabuc- und Cosima Wagner. An dem Ort, an dem Posieren mit Richard Sung-Ah Park, Mathilde Wesendonck einen wunderbaren, len Kranzniederlegung an der Wagner-Büs- Stipendiaten des Jahrgangs 2018 in einem co« von Verdi an und beendete es mit Hagens Siegfrieds Vater einst zur Schule gegangen Madeleine Cain, Ricardo Llamas Màrquez mit viel Beifall für alle Protagonisten be- te, die nach einem Entwurf von Max Klinger Konzert im Kammermusiksaal der Hoch- »Hier sitz´ ich zur Wacht« aus der »Götter- war, erlebte das Publikum im prall gefüllten dachten Nachmittag ausklingen ließen. wk 1983, genau 100 Jahre nach dem Tod des schule für Musik »Felix Mendelssohn dämmerung«. Hier wächst ein junger Bassist Saal drei begeisternde Stunden auf hohem Komponisten, aufgestellt wurde. Nachdem Bartholdy« ihren Dank an den Richard- mit einer wohlklingenden Stimme heran, der künstlerischen Niveau. Nach der Begrü- Kranzniederlegung an der Wagner-Büste Sara Mattheiß, Schülerin der Musikschule Wagner-Verband und dessen Sponsoren ab. schöne Linien aussingt. Kleine Intonations- ßung durch den Vorstandsvorsitzenden Der 13. Februar bedeutet den Wagner- »Johann Sebastian Bach«, die feierliche Schon viele Jahre ermöglicht der Verband probleme bei Verdi waren sicher der Aufre- Thomas Krakow und Dr. Elke Leinhoß von Freunden viel, starb doch an jenem Tag im Stunde mit dem Pilgerchor aus »Tannhäu- drei jungen Leuten das Erlebnis der Bay- gung geschuldet. In Offenbachs »Barcarole« der Notenspur-Initiative legten die beiden Jahr 1883 Richard Wagner in seiner Lieb- ser« eröffnet hatte, erinnerte Verbandsvor- reuther Festspiele. Durch Kooperation mit aus »Hoffmanns Erzählungen« vereinten ehemaligen Stipendiaten unseres Ver- lingsstadt, in Venedigs Palazzo Vendramin- sitzender Thomas Krakow an die Pflicht des der Richard-Wagner-Stiftung Leipzig waren sich die Stimmen von Jóna Kolbrúnardóttir bandes los, im wahren Sinne des Wortes: Calergi. Die Überführung seines Leichnams Verbandes, Erbe und Gedenken des großen es 2018 sogar neun Musiker, die den Weg (eingesprungen für Yeeun Lee) und Kristin stimmgewaltig und »pfiffig« der Bariton nach Deutschland war damals ein Ereignis Musikers und Sohnes der Stadt Leipzig zu nach Bayreuth antreten konnten. In seiner Einarsdóttir Mäntylä in beglückender Har- Ricardo Lamas Màrquez aus Spanien und von europäischem Rang. Mehrmals – in bewahren. Prof. Dr. Helmut Loos, emeri- Begrüßung erläuterte Verbandsvorsitzender monie. Letztere, in Island beheimatet, stellte die ausdrucksstarke Sopranistin Madeleine Bozen, Innsbruck und München – musste tierter Direktor des Instituts für Musik- Thomas Krakow das Auswahlverfahren. noch warmherzig mit ausgefeilter Technik Cain aus den USA, beide Meisterschüler der Sonderzug mit seinem Leichnam Halt wissenschaft der Universität Leipzig und Eine Kommission wählte in der Musikhoch- drei Lieder von Jean Sibelius vor. Bei Eislers Sorgten für kulinarische Genüsse Christine an der Hochschule für Musik und Theater machen, weil Delegationen Blumengrüße Präsident der Edvard-Grieg-Gesellschaft, schule die drei besten Bewerber aus. »Ballade vom Wasserrad« bestach sie mit Grüneisen, Margarete Storch, Ingeborg Marschall »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig, überbringen, Musiker dem berühmten rief den um das Denkmal Versammelten ins einwandfreiem Deutsch und einer fesseln- sie mit beendeter Ausbildung, er mit noch Komponisten die letzte Ehre erweisen Gedächtnis, dass gerade am 13. Februar vor Zusätzlich benannte die Richard-Wagner- den Gestaltung. Die drei Lieder aus dem einem großen Abschlusskonzert vor sich. wollten. Den Komponisten, der die Welt der 110 Jahren der Richard-Wagner-Verband Stiftung weitere sechs Stipendiaten, die An- Liederzyklus »Haugtussa« von Edvard Grieg Begeisternd am Klavier die bezaubernde Musik revolutionierte und ein großartiges Leipzig gegründet worden war. Nicht immer fang 2018 in einem Wettbewerb mit einer trug sie nach einer kurzen Werkeinführung Südkoreanerin Sung-Ah Park, Lehrkraft Werk hinterließ, in seiner Geburtsstadt sei es einfach gewesen, das durchaus streit- Jury unter Vorsitz von Regisseurin Jasmin charmant vor. Sonja Isabel Reuter, die Preis- an der Musikhochschule und den Wagner- zu ehren, ist den Leipziger Wagnerianern bare Erbe Richard Wagners zu bewahren, Solfaghari Erfolg hatten. Darunter befindet trägerin der Stiftung, wusste das Publikum Freunden bestens bekannt. Sie war es auch, natürlich eine Herzensangelegenheit. So mit einer Arie aus den »Königskindern« von die das musikalische Programm zusammen- versammelten sich am Schwanenteich hin- Humperdinck, dem Lied »Schmerzen« aus gestellt hatte: Lieder und Klavierwerke von ter der Leipziger Oper Mitglieder unseres Richard Wagners »Wesendonck-Liedern« Richard Wagner, Robert Schumann, Liszt, Richard-Wagner-Verbandes zur traditionel- sowie dem »Lied an den Mond« aus »Ru- Mussorgski, Beethoven, Boito, Dvořák und salka« von Dvořák zu beeindrucken. Die Richard Strauss. Da standen zwei junge Lortzing-Preisträgerin Anne Maria Schmidt Interpreten vor ihrem Publikum, die eine brachte mit ihrer hellen Stimme und perfek- großartige Ausbildung hinter sich und – ten Technik sehr ansprechend eine musikali- Trefflich kostümiert Cheforganisator Josef hoffentlich – eine große Zukunft vor sich Hauer, Bärbel Ebert, Madlen Römer sche Szene aus der Arie »Wir armen, armen haben, denn wie steinig der Weg auf die Mädchen« aus Lortzings »Waffenschmied« Bretter sein wird, die die Welt bedeuten, ist zu Gehör. Selbst in der Arie der Königin der beiden sehr wohl bewusst. Das Bayreuth- Nacht aus der »Zauberflöte« wusste sie mit Stipendium des Verbandes ist für sie kein dezenter Gestik das Gebotene zu untermau- unbedeutender Meilenstein. ern. Der Lortzing-Preisträger Anton Haupt hatte zwei Lieder von Brahms ausgewählt. Nach der Pause, in der die Besucher dem Beim »Vergeblichen Ständchen« erfreute er von Verbandsmitgliedern gebackenen Ku- mit seiner lebendigen Gestaltung. Die Beglei- chen und reichlich Kaffee eifrig zusprachen tung besorgten einfühlsam und zuverlässig und manche Unterhaltung am Rande sowie Tatiana Kachko, Sung-Ah Park sowie Karo der Besuch der extra geöffneten Daueraus- van der Sanden. Dem Publikum stellten sich stellung über den jungen Wagner möglich hoffnungsvolle Nachwuchstalente vor. Wir war, gewährte der Leipziger Schauspieler wünschen ihnen interessante Aufgaben und Matthias Hummitzsch mit einem Parforce- Parforceritt durch das Leben Siegfried Wagners Hielt die Gedenkrede viel Erfolg und uns ein Wiedersehen beim ritt durch das Leben Siegfried Wagners Matthias Hummitzsch Prof. Dr. Helmut Loos Schlussapplaus Hoffnungsvolle Nachwuchstalente, Verbandsvorsitzender Richard-Wagner-Verband Leipzig. ep/kmw Seiten 2 / 3 Richard ist Leipziger ... Journal 1/2019
Ab 05. Okt. 2019, Opernhaus Von Palermo bis Taormina Auf Richard Wagners Spuren in Sizilien vom 10. bis 16. März 2019 G raf Tasca ließ es sich nicht nehmen, die Wagner-Freunde aus Deutschland und der Schweiz am Tor zu dem Park, den der Wagner liebte bekanntlich lange Spazier- gänge, und es fiel nicht schwer, seiner Fähr- te zu folgen: zunächst über die Via Libertà, Meister so liebte, persönlich zu empfangen. damals wie heute Palermos »Champs-Ély- Fotomotiv Ätna, von Taormina aus gesehen Der bewunderte Drachenbaum steht dort sées«, zum Englischen Park. Dann durch die noch immer am selben Ort. Damals wie Altstadt zur Porta Nuova, vorbei am damals Luxushotel wohnt das Ehepaar Pennisi heu- RICHARD WAGNER heute drehen zwei weiße Schwäne, »Tristan im Bau befindlichen Opernhaus, dem Teatro te allein. Einmal im Jahr öffnen sie den Park und Isolde«, ihre Runden auf dem kleinen Massimo am Verdi-Platz. Was dem Meister mit seinen schönen alten Bäumen für ein TRISTAN See. Und auch sonst wird sich nicht viel ver- nicht vergönnt war, wurde seinen Pilgern Konzert. Orangerie, Teehaus und Fasanerie ändert haben, seit Richard mit Cosima und geboten: eine Führung mit anschließendem bedürften dringend der Erneuerung – Raum den Kindern im Winter 1881/82 Garten und Solisten-Auftritt vor der Königsloge: Arien und Gelegenheit für Aktivitäten, gar für eine Gastfreundschaft des Grafen Giuseppe Tasca aus Pietro Mascagnis »Cavalleria rustica- Sektion des Wagner-Verbandes? in Palermo genoss, Ur-Ur-Urgroßvater des na«, ein Stück, wie es sizilianischer nicht heutigen Namensträgers. Auch er bewirtete sein könnte: enttäuschte Liebe, verletzte Die touristischen Sizilien-Klassiker fehlten seine Besucher großzügig mit kleinen Pizzen Ehre und blutige Rache. An der Hafen-Ba- natürlich nicht im Reiseprogramm: Von und eigenem Wein. Stolz zeigte er ihnen lustrade entlang führte Wagners Weg häufig den Domen in Palermo und Monreale und Wagner-Schriften im Original: Noten zum zum heutigen Volkspark am Strand. Dort der Hofkapelle im Normannenpalast mit UND dort vollendeten »Parsifal« beispielswei- organisierte die bestens vorbereitete, schier ihren goldenen Mosaiken, den Sarkopha- se, gewidmet »der edlen Freundin Gräfin unermüdliche Tourleiterin Dr. Anita Bestler gen des Normannenkönigs Roger II. und d’Almerita Tasca«. Gern erzählte er Anek- mit Busfahrer Carmelo unter blauem Him- des Staufer-Kaisers Friedrich II. bis zu den doten, etwa die von dem Klavierspiel vor mel eine Art Wagner-Gedächtnis-Picknick. steinernen Zeugnissen aus griechischer und der geladenen Palermo-Prominenz, das der Anschließend öffnete sie die Türe ins Reich römischer Zeit im frühlingsbeatmeten Lan- genervte Wagner in die Länge zog, bis der der Gräfin Alwine. Im Palazzo Conte Federi- desinneren oder dem Theater in Taormina, letzte Gast das Weite suchte. Dichtung oder co mit Normannenturm auf der Stadtmauer das freilich im Unwetter unterging. Der Ätna Wahrheit? Alles ist möglich. hat die eingeheiratete Salzburgerin den empfing die Reisenden aus dem Norden Adels-Glanz von fast 1000 Jahren reani- zunächst mit Kälte, Sturm und Schnee. Erst ISOLDE Wagner hatte im nahe gelegenen Sommer- miert. Könnte Wagner auf dem historischen zum Abschied leuchtete er wieder verlo- haus des Fürsten Gangi Zuflucht gefunden, Pleyel-Flügel improvisiert haben? Sein ckend weiß und weit in der hellen Sonne. hjf Tascas Schwiegersohn. Er hatte es nicht Porträt an der Wand möchte es glauben ma- mehr ausgehalten in der Beletage des »Hŏtel chen. Anita ebnete auch den Weg zu einem des Palmes«, seinem ersten Domizil in der weiteren außerordentlichen Höhepunkt bei Stadt. Außen nur wenig verändert, befin- der Spurensuche: den Besuch bei Baronin det es sich derzeit im Prozess der inneren und Baron Pennisi in Acireale an der Ost- Rekonstruktion. Weshalb der dort geplante, küste der Insel, nahe Catania. Sie gewährten vom Genius Loci inspirierte »aperitivo« den Zutritt zum Park hinter ihrem klassi- leider ausfallen musste. Das Sträßchen zistischen Palazzo, der als »Grand Hŏtel dahinter aber ist mit »Ricardo Wagner«- des Bains« einstmals bessere Tage sah. Der Schildern geadelt. Ein Fünf-Sterne-Haus reiche »Schwefel-Baron« Agostino Pennisi hat dort, obwohl noch jung an Jahren, flugs hatte Wagner und Familie dort im März/ den berühmten Namen okkupiert und ein April 1882 über drei Wochen lang – wohl Vor Wagners Hotel in Acireale Wagner-Bild im Salon platziert. kostenlos – aufgenommen. Im einstigen Dr. Anita Bestler, Baron und Baronin Pennisi Gastfreundlich wie zu Wagners Zeiten Empfang beim Grafen Tasca (r.) Widergespiegelt Besuch bei Gräfin Alwine Mit der »Oper Leipzig«-App Motiv scannen & Video sehen! TICKETS +49 (0)341-12 61 261 WWW.OPER-LEIPZIG.DE Seiten 4 / 5
11. August 1909 mit der Inszenierung von Die Richard-Wagner-Festspiele Conradin Kreutzers Oper »Das Nachtlager von Granada« bis zum endgültigen Aus mit Wagner zum Vergnügen im Zoppoter Wald von 1922 bis 1942 einer inoffiziellen, als Probe deklarierten Aufführung des »Siegfried« von Richard Wagner am 11. August 1944. Bemerkens- wert ist, dass die Waldoper bereits vor S o kann man unseren Vortragsabend am 13. März 2019, dessen eigentlicher Titel »Siegfried« dann den erwarteten leibhafti- gen Braunen nicht erlebt zu haben. In der W ir erinnern uns bei Erwähnung des Namens »Zoppot« noch dunkel an ein großes Musikspektakel: das Sopot Der Musikwissenschaftler Rüdiger Pohl hat uns etwa 70 Wagner-Freunden am 16. Januar 2019 in der Leipziger Stadt- dem Ersten Weltkrieg als Vorbild für 62 weitere Naturbühnen diente, aber letztlich alle überdauerte. Beeindruckend erscheint »Die Quadratur des Rings« lautete, auch überschreiben. Für den musikalischen Auftakt sorgte zur Freude der Zuhörer Nederlandse Opera Amsterdam schwächel- te in der »Walküre« die Bühnentechnik. Während Sieglindes Schilderung von der Festival von 1977 bis 1980 als Antwort der bibliothek erzählt, dass in dem Badeort auch, welch hoher Aufwand hinter dieser einmal wieder der junge, talentierte Cellist Waffe in der Esche Stamm fiel das Schwert sozialistischen Staaten auf den Grand Prix nahe Danzig zwischen 1922 und 1942 Zoppoter Waldbühne steckte. Einzigartig Bobby Kostadinow, inzwischen Student der plötzlich zur Unzeit ganz von allein zu Bo- des Westens. Doch soll es da noch etwas regelrechte Richard-Wagner-Festspiele war die Verwobenheit von Bühnengesche- Hochschule für Musik »Felix Mendelssohn den. Für passionierte Wagnerianer ein ganz anderes gegeben haben? mit namhaften internationalen Künst- hen und Natur. Dank seiner Lage in einem Bartholdy«, mit der Allemande und Cou- neuer Effekt. Auch Leipzigs »Ring« ereilte lern aufgeführt wurden und man den Waldtal Zoppots, umgeben vom Baltischen rante aus der Solosuite Nr. 4 in Es-Dur von ein Missgeschick: Im Mai 2016 verpasste Ort damals als »Bayreuth des Nordens« Höhenzug, verfügte das Theater über eine Johann Sebastian Bach. Dann nahm uns Wotan im 2. Akt der »Walküre« seinen bezeichnete. hervorragende Akustik – ein großer Vorteil Dr. med. habil. Christian W. Schmidt aus Auftritt, und Maestro Ulf Schirmer musste Fanreise mit Pleiten, Pech und Pannen gegenüber geschlossenen Theaterbauten. Heidenau, Mitglied des Richard-Wagner- den Vorhang fallen lassen. Die Einruftech- Dr. Christian W. Schmidt Vor dem faktenreichen Vortrag erfolgte Einige Tonaufnahmen von verblüffender Verbandes Dresden, mit auf eine »Fan- nik hatte versagt. die traditionell musikalische Einleitung, Qualität (die älteste von 1912!) und gut reise« zu Wagners »Ring« und erzählte Verbandsausflüge 2016 und 2017 weckten. diesmal mit Kompositionen von Georg erhaltene Abbildungen von Künstlern und lebhaft und mitreißend von beeindrucken- Weiter ging die Opernreise über Bayreuth, Ironische, hintersinnige Bemerkungen, zum Friedrich Händel, Günther Habicht und Bühnenbildern bereicherten den Vortrag. den Opernerlebnissen mit Inszenierungsku- Venedig, Madrid und den Chemnitzer Teil sogar gereimt vorgetragen, über die klei- James D. Carey, ausgeführt auf Blockflö- Nach der letzten Vorstellung blieb die riositäten, Pleiten, Pech und Pannen, die er »Ring« ins heimatnahe Dresden und seine nen Ärgernisse am Rande des Opernbesuchs, ten von Mascha Lattrell, Clara Walloch- Anlage zwar vom Krieg verschont, aber, in Form von Kurzgeschichten in 15 Büchern Umgebung. Ein bisschen Lokalpatriotismus etwa räuberische Kassenautomaten im ny, Leonore Kuhn und Beate Munkwitz, dem Vergessen preisgegeben, verfiel sie veröffentlicht hat. muss schon sein, deshalb sind dem ältesten Parkhaus oder die Mühen der Bewältigung Schülerinnen der Musikschule »Johann bald und wurde schließlich grundlegend Richard-Wagner-Gedenkstein Sachsens der Huckelpiste von der Tiefgarage in die Sebastian Bach«. umgestaltet. Viele Antworten auf Fragen So berichtete er vom leibhaftigen Pferd in Potschappel und dem größten Wagner- Semperoper, wurden vom Auditorium mit aus dem Publikum, das dem Referenten Grane, geritten von einer Walküre auf der Denkmal der Welt im Liebethaler Grund schmunzelnder Zustimmung quittiert. Dank- Der Bogen des Vortrags spannte sich von mit regem Applaus dankte, ergänzten das Bühne des Hessischen Staatstheaters ebenfalls Kurzgeschichten gewidmet, barer Applaus beendete diesen kurzweiligen Faktenreicher Vortrag Rüdiger Pohl der Eröffnung der Zoppoter Waldoper am Thema des Abends. pu Wiesbaden, und der Enttäuschung, im die angenehme Erinnerungen an unsere erbaulichen Abend. ca Wagners »Meistersinger«. Eine Korrektur Nietzsche-Lesung zur Leipziger Buchmesse 2019 E s ist kalt an diesem 12. Dezember 2018, doch der Saal in der Stadtbibliothek ist recht gut gefüllt. Diana Kostadinova nen, von der Kunst als Zuflucht und Beruhigungsmittel angesichts einer bana- len und bösen Realität. Der Fachwerk- A nlässlich der Leipziger Buchmesse lud der Richard-Wagner-Verband zu einer Veranstaltung ein, die sich schon durch ihr Im Fokus der bis heute aktuellen Publi- kation steht die Leipziger Studentenzeit des hochbegabten Philosophen von 1865 (Violine) und Johanna Kegel (Viola) stim- idylle mit ihren verwinkelten Gassen ist besonderes Ambiente auszeichnete. In der bis 1869. Wenige Jahre, die Sprengkraft men das Publikum mit ihrem virtuosen allerdings nicht zu trauen, Butzenscheiben- Karl-Heine-Straße empfingen die freund- bargen. Denn hier entdeckte Nietzsche das Spiel von Mozart- und Cannabich-Stücken Behaglichkeit und Barbarei, Heiterkeit und lichen Eigentümer der Wagner-Nietzsche- Hauptwerk Arthur Schopenhauers »Die zwar nicht auf Wagner, doch aber auf ein Unheimlichkeit hausen in Wagners Nürn- Villa am 21. März 2019 einen Interessen- Welt als Wille und Vorstellung«, das für ihn musikalisches Thema ein: Es geht um Wag- berg unmittelbar nebeneinander. Und doch tenkreis zur Lesung mit Ulf Heise, Autor eine Schlüsselfunktion einnehmen sollte. ners »Meistersinger«, und der Referent Dr. sollte dieses Nürnberg für Wagner Symbol der bereits im Jahr 2000 im Sax-Verlag Und hier traf er 1868 auf Richard Wagner, Dieter David Scholz hat nichts weniger vor und Vorbild einer besseren Zukunft wer- Beucha erschienenen Monographie »Ei da dessen »Walküre«-Partitur er bereits 1866 als eine Korrektur der Ansichten über diese den. In seiner oft missverstandenen, ja ist ja auch Herr Nietzsche – Leipziger Wer- mit Interesse studiert hatte. Diese Begeg- Oper, die am 21. Juni 1868 in München skandalisierten Schlussansprache fordert dejahre eines Philosophen«. Dafür stellte nung schrieb Geschichte und sollte nicht Leipziger Studentenzeit Nietzsches nahege- uraufgeführt wurde und nach dem »Rien- Hans Sachs nicht verstärkte Denkmalpfle- das Ehepaar Ralf und Iris Giesecke sein folgenlos bleiben. Doch bevor sich die bei- bracht Autor Ulf Heise zi« das zu seinen Lebzeiten erfolgreichste ge, sondern – als Alternative zur Politik – exklusives Musikzimmer mit Bechstein- den Titanen in der Querstraße bei Familie Werk war. Der stimmtechnisch leicht eine Bildungsinitiative, die innovative Plädoyer für oft fehlgedeutete Oper Flügel, Stuckdecken und holzgeschnitzten Brockhaus erstmals begegneten, kam es zu licher Wärme« redeten sie über dieses indisponierte Musikjournalist, Buchautor Kreativität und kulturelles Traditions- Dr. Dieter David Scholz Türen zur Verfügung, spendierte Getränke Verwicklungen. Der fast mittellose Student Thema, und »Wagner beteuerte, was er und Rundfunkmoderator hielt dennoch bewusstsein vereint. und gab bereitwillig Auskunft zu dem konnte seine Schneiderrechnung nicht Schopenhauer verdanke, wie er der einzige einen präzisen und für sein Publikum sehr ein Künstlerdrama. Ein Stück über Musik außergewöhnlichen Gebäude. Die beiden sofort begleichen und musste zu seiner Ver- Philosoph sei, der das Wesen der Musik einprägsamen Vortrag. Hier das Substrat Wagners ›Meistersinger‹ sind nicht nur in Musik. In keinem anderen Bühnenwerk Musikschüler Sara Mattheis (Trompete) zweiflung mit abgetragener Garderobe bei erkannt habe«. Als Nietzsche kurz darauf seines klaren Plädoyers für die seiner Mei- handlungsmäßig Wagners modernstes hat Wagner sich derart explizit als Ästhe- und Philipp Petter (Klavier) erfreuten das dem verehrten Meister vorsprechen. Dieses als jüngster Professor – mit 24 Jahren! – nung nach allzu oft fehlgedeutete Oper: Drama, ohne Dämonen, Götter oder tra- tiker, Moralist, Pädagoge und politisch Publikum mit ihrem Spiel. Vorstandsmit- Missgeschick tat der Begegnung jedoch nach Basel berufen wurde, äußerte er sich gische Helden, niemand stirbt in diesem ambitionierter Denker ausgesprochen. Die glied Winifred König bedankte sich in keinen Abbruch. Auch Wagner stand den in einem Brief froh darüber, dass er nun- »Der Nürnberger ›Meistersinger‹-Traum Werk. Es handelt sich um die einzige Oper ›Meistersinger‹ sind sein menschlichstes, Vertretung des erkrankten Vorsitzenden Ideen Schopenhauers nahe, und so fand mehr näher zu dem in Tribschen weilenden Wagners handelt vom Unbehagen in der Wagners mit Happy End und ungetrübtem vor allem aber sein philosophisch ambitio- Thomas Krakow sehr herzlich bei den man sogleich eine Basis für intensive und Richard Wagner käme … Aber das ist ein Kultur und der Sehnsucht, ihm zu entrin- Glück der Liebe. Aber das Stück ist auch niertestes Werk.« wk Gastgebern und den Akteuren. innige Gespräche. »Mit ganz unbeschreib- neues Kapitel der Geschichte. bh Seiten 6 / 7 Richard ist Leipziger ... Journal 1/2019
Es schien so alt – und war doch so neu Vom »Lohengrin« in Prag bis nach Marienbad W olfgang Wagners Bayreuther »Lohengrin«-Inszenierung aus dem Jahre 1967, die von seiner Tochter Kathari- na 50 Jahre später auf die Bühne des Prager Berühmter Badegast Wagners Wohnhaus in Nationaltheaters übertragen wurde, lockte Marienbad am 24. und 25. Februar 2019 ein weiteres Mal einen Bus voller Mitglieder unseres Am nächsten Tag reisten wir nicht zufällig Verbandes und einiger Gäste nach Böh- nach Marienbad. Während einer Führung men, geleitet und begleitet vom Leipziger durch die Kuranlagen bewunderten wir die Verbandsvorsitzenden Thomas Krakow. alten, nach Restauration in erneuter Pracht Jüngster Teilnehmer war unser 23-jähriges erstandenen Gebäude, erfuhren Interessan- Mitglied Benedikt Zimmermann, für den Standort beim Strahov-Kloster tes über deren Geschichte und berühmte die Reise, unterstützt durch ein Verbands- Großartiger Blick über die »goldene Stadt« ehemalige Badegäste, wie Goethe, Chopin mitglied aus Hessen, ein Dankeschön für und – natürlich Wagner, der 1845 hier eine die von ihm 2018 unserem Verband ehren- fünfwöchige Kur absolvieren wollte, sich aber amtlich und kostenfrei eingerichtete neue schließlich weniger mit dem Baden als mit Internetseite war. den Prosaentwürfen zu den »Meistersingern« und – »Lohengrin« beschäftigte. Selbst- Zunächst brachte uns der Bus des Reise- verständlich suchten wir sein damaliges büros Polster & Pohl zum Prager Strahov- Wohnhaus auf, an welchem eine Gedenktafel Kloster, von wo aus wir einen großartigen angebracht ist. Rundblick auf die »goldene Stadt« genießen konnten. Ein kleiner geführter Spaziergang Aus Marienbad hatte Richard Wagner an und die Fahrt zum Hotel gaben Gelegen- seinen Bruder Albert über »Lohengrin« ge- heit, einen Teil Prags mit seinen architek- schrieben: »Ich fühle mich … sehr glücklich, tonischen Schönheiten näher kennenzu- die fast ganz unkenntlich gewordene Sage lernen. Um 17 Uhr begann die Vorstellung Marienbader Begegnungen 1904 und 2019 aus dem Schutt u. Moder der schlechten, im prächtigen Neorenaissance-Saal des Vor dem Denkmal König Edwards VII. und prosaischen Behandlung des alten Dichter’s Nationaltheaters. Die meisten von uns Kaiser Franz Josephs I. erlöst u. durch eigene Erfindung und erlebten den bisher nur vom Hörensagen Nachgestaltung sie wieder zu ihrem reichen, bekannten Stil Neu-Bayreuths erstmals steigerter Wirkung. Außer Andreas Schager hochpoetischen Werthe gebracht zu haben.« leibhaftig. Eine »entrümpelte« Bühne, in der Titelrolle überzeugten alle Solisten, Ein vergleichbares Glücksgefühl mag sich bei symmetrische, abstrakte Formen, stilisierte der Chor und das Orchester des National- vielen von uns auch beim Prager »Lohen- Bewegungen hoben das Geschehen heraus theaters unter der Leitung von Constantin grin« eingestellt haben: Befreit vom »Schutt aus dem Alltäglichen, entrückten in eine Trinks. Der begeisterte Beifall am Ende war und Moder« des Regietheaters und durch Kunst-Welt und verhalfen der Musik zu ge- gerechtfertigt. Wolfgang Wagners »Nachgestaltung« zu seiner eigentlichen Bedeutung gebracht – so konnte es in Umkehrung des historischen Zeitverlaufs all denen scheinen, die östlich des Eisernen Vorhangs aufgewachsen und nicht älter als 70 Jahre waren. Das Neu- Bayreuther Alte wurde wieder ein – außeror- dentlich eindrucksvolles – Neues. Während das heutige Regietheater seine unzulässigen Werkeingriffe mit angeblich notwendiger »Aktualisierung« legitimieren will, war der Ansatz der beiden Wagner-Enkel ein anderer. Es ging ihnen darum, mit ihren Inszenierun- gen »den archetypischen Kern der Werke zu erschließen«, wie Wolfgang Wagner 1967 sagte. Und er fügte hinzu: »Es darf daher wohl angenommen werden, dass sie nicht so bald als unaktuell und überholt empfunden werden.« Die Prager Wiederaufnahme gibt Wolfgang Wagners »Lohengrin« Entrümpelte Bühne, symmetrische Formen ihm recht. rp Seiten 8 / 9
Stiftungsbrief 6. Internationaler Nachwuchswettbewerb um den „Goethe und Wagner hätten blutigen Jochanaan-Kopf auf einem Silbertablett präpariert … Arnold wand- Leipziger Richard-Wagner-Preis Neu ist er nicht mehr, aber jung, der von ,Sendung’ gesprochen …“ te sich schaudernd ab und verlangte, den Kopf zu verhüllen: ›Die Menschen haben Verstand genug, sich das Grauen Leipziger Richard-Wagner-Preis, ausgelobt vorzustellen …, sie sollen die Musik von der Richard-Wagner-Stiftung Leipzig. hören, Der da ist alles langjährige drin‹,und Mitarbeiter entgegnete Pressechefer.des durch die Staatsministerin für Wissenschaft und Er wird neben einer namhaften Persönlich- Später habe früheren ich in Wildbad Festspielleiters Wolfgang imWagner, Schwarz- Dr. Kunst, Dr. Eva-Maria Stange, vertreten. keit auch immer an einen jungen Nach- wald drei Ausstellungen über Heinz Oswald Georg Bauer, erhielt am 2. Juli 2017 im Stolz Bürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke, Premi- wuchskünstler verliehen, der aus einem Arnold und Rahmen einesseine Schüler Festakts JoachimOper in der Leipziger Herz Ausgezeichnet wurde auch die Preisträgerin in umsponsor Jörg Zochert, Preisträgerin Natalya Boeva, Juryvorsitzende Jasmin Solfaghari, Stiftungsvor- internationalen Wettbewerb hervorgeht. und Erhard Fischer initiieren den mit 10.000 Euro dotierten können. Richard-Wagner- der Kategorie Nachwuchs, die 27-jährige Natalya standsvorsitzender Thomas Krakow Die fachlich hochkarätige Jury stand auch Die Ausstellungen Preis waren wochenlang der Richard-Wagner-Stiftung Leipzig. Er Boeva. Die Stiftung ehrt damit junge Nachwuchs- in diesem Jahr wieder unter der bewähr- für die sehr interessierte Bevölkerung „hat sein Lebenswerk bei und mit den Richard- künstler, die ihr überdurchschnittliches Können ten Leitung der Opernregisseurin und zugänglich. In seinen letzten Lebens- Wagner-Festspielen Bayreuth ganz im Sinne mit intellektuellem Zugang zum Werk und der Hochschullehrerin Konzentriert Jasmin Sebastian HeindlSolfaghari, Richard-Wagner-Preis 2019 Sonderpreis Stimmgewaltig Marie Henriette Reinholdder Jury jahren habe ich Heinz Arnold als einem des namengebenden Komponisten mit Arzt Ideenwelt Richard Wagners unter Beweis gestellt Oboist Alexander Kaul Fagottistin Diana Rohnfelder die 2018 mit ihrer so kurzfristigen wie begleitet. Es wargekrönt Gesamtkunstwerk mir ein Bedürfnis, und mit schuf mit ‚Die haben. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Die erfolgreichen Übernahme der Regie für diesem Stipendium Geschichte an ihn der Bayreuther zu erinnern. Festspiele 1850 bis Laudatio sprach die Juryvorsitzende des Wettbe- Erda brachte sie ins Ziel den »Ring des Nibelungen« im dänischen Odense für Aufsehen gesorgt hatte. Ihr zur Seite standen Franziska Severin, Opern- Rossini Theaters in Pesaro/Italien. Die Preisträ- gerin gestaltete einen mitreißenden Vortrag. Mit sicherer Gesangstechnik und sehr guter Diktion Wir sollten 2000’ gewöhnliches nicht nur in zwei Bänden und gegen das Vergessen.« Begründung. Es bisher wurde eine etwas kultur pflegen, sondern auch eine Willkommens- Großes, Einmaliges“, „ein Außer- Kultur so die enzyklopädisches werbs, die Opernregisseurin und Hochschulleh- Austragungsort Wagner-Nietzsche-Villa Jury, Stiftungsgeschäftsführer, Gastgeber direktorin und stellvertretende Intendan- erreichte sie eine unangestrengte, ausdrucksstar- Standardwerk über die Geschichte der Bayreuther „Insgesamt 18 Orte in Mitteldeutschland sind Internationaler Wettbewerb um den Richard-Wagner- tin der Oper Leipzig, Zenaida des Aubris, Nachwuchspreis 2017 internationale Kulturmanagerin und ke Darbietung auf sehr hohem Niveau. Fokussiert und künstlerisch überzeugend gelangen die Ein Meister von Meistern Festspiele, über das große Schaffen des Leipziger Komponisten Richard Wagner, über 150 Jahre eng mit dem Leben und künstlerischen Schaffen des Leipzigers Richard Wagner verbunden. geschrieben wurde. Kulminationspunkt wurde 1950 im wiederaufgebauten Einig Staatsministerin Dr. Eva-Maria Stange, Opernkarrierecoach, Prof. Helmut Kukuk Briefszene der Charlotte aus der Oper „Werther” Der Opernregisseur deutsche Theatergeschichte, Politik, KulturHeinz und Arnold In den Stätten(1906–1994) seiner Kindheit und Jugend hat Preisträger Dr. Oswald Georg Großen Haus die sensationelle Dr. Skadi Jennicke Bauer, Bürgermeisterin DDR-Erst- von der Zum Hochschule vierten Mal fand infür Musik Leipzig amund Theater 27. und 28. der Stimme entsprechen. Nicht selten beschäf- von Jules Massenet, Erdas „Weiche, Wotan wei- gesellschaftlichen Diskurs.“ Das in der Überschrift er seine Liebe zur Musik entdeckt und erhielt aufführung von Carl Orffs »Antigonae«, Leipzig (Opernschule, Partienstudium) so- April 2017 der Wettbewerb um den Richard- tigen sich die jungen Künstler erstmalig mit che“ aus Richard Wagners „Rheingold” sowie die verwendete passende Zitat stammt aus der Lauda- seine musikalische Ausbildung. Deshalb ist die die dem Dresdner Operndirektor den Ruf wie Sebastian F. Schwarz, internationaler Wagner-Nachwuchspreis statt mit Teilnehmern dem Leipziger Komponisten, und das hat dieser Arie des Komponisten aus der Oper „Ariadne auf Heinz tio Arnold von Dr. gilt als Begründer Sven Friedrich, Direktor desder ana- Richard Pflege der Richard-Wagner-Tradition in Sachsen eines All dies»Erneuerers nahmen die vielenderGäste Opernszene« ein- der Veranstal- Heinz-Arnold-Stipendium Bayreuth-Stipendium Opernmanager (z. B. Theater an der Wien, aus Griechenland, Deutschland, Korea, Polen, spezielle Wettbewerb Bassbariton Jussi Juolanun schon seit vier Jahren Naxos” Dirigentvon undRichard Strauss.Minsang Cho Korrepetitor lytischen Methode einer werkgerechten Wagner Museums Bayreuth, der seinem Lehrer von großer Bedeutung. Ich möchte heute nicht brachte. Wenig später konntenur tung fasziniert zur Kenntnis. Nicht Heinz Ar- Leipziger Glyndebourne Festival). Russland, China und den USA. Die versierten mehrfach bewirkt. Im Gespräch, das im Rahmen Opernregie und Mentor ausund hat mit Münchner seinen Inszenie- Studienzeiten an jenem nur dem Preisträger des diesjährigen Richard- noldBegleiter und als Oberspielleiter derwaren dieser Aktivitäten Bayerischen anwesend, jungen Begabungen stellten sich mit ihren viel- des Vortrags öffentlich stattfindet, stellen sich Die Stipendien gingen an die erfolgreichen rungen die Spielpläne der Opernhäuser Vormittag ein wohl formuliertes, in Worte gefass- Wagner-Preises, Dr. Oswald Georg Bauer, ganz Staatsoper sondern auchmit modernen Teilnehmer Inszenierungen der Leipziger Richard- Nach dem seitigen Verkauf in Programmen desdertraditionellen Klinger Villa der mit virtuosen, die Teilnehmerstilsicheren den Fragen sowie der Jurytechnisch und können den südkoreanischen Teilnehmer Yuna Kim ausDirigenten und Südkorea (Klavier/ in Dresden und München geprägt. In tes Denkmal setzte. Überreicht wurde der Preis herzlich gratulieren, sondern gleichzeitig der seinen internationalen Ruf als einer der Wagner-Festtage 2017, wie die Vorsitzenden der Austragungsortes, der Klinger-Villa Kammersängerin Prof. Renate in der Behle, Franziska einwandfreien Spiel hatte Alexander ihren künstlerischen Auffassungen Ausdruck Korrepetitor Minsang Cho Düsseldorf), Robert Schumann Hochschule (30), eben- Leipzig durch denhat er 1961 Berater »Salome«ininszeniert des Präsidenten kulturellen Richard-Wagner-Stiftung Leipzig danken. Sie führenden Opernregisseure seiner Zeit Wagner-Verbände aus Israel, Jonathan Livny, Karl-Heine-Straße in Leipzig-Plagwitz, Severin (Oper Leipzig), Prof. Helmut Kukuk undge- Kaul die Nach verleihen. Jury überzeugt. Abschluss desEr interpretier- Wettbewerbs am falls von Heindl Sebastian der Hochschule für Musik (Orgel) und Marie und Henriette und indirekt eine ganze Ära beeinflusst: Fragen und stellvertretenden Außenminister setzt sich seit 2010 engagiert dafür ein, Richard erneuern. und Alexander Neben Ibsen seiner Regiearbeit aus Norwegen, war Katharina lang es, Jasmin in derselben Solfaghari Straßebesetzten (Regisseurin) einen Ersatz Fach- te das Englischhorn-Solo aus »Tristan zweiten Tag bot die Jury – unter Ausschluss des Theater Rostock. Erneut wurde ein beide Reinhold (Mezzosopran), beide aus Leipzig, Joachim der Herz,Arabischen Vereinigten der als Leipzigs Emirate,Operndi- Dr. Zaki al Wagners Wirken lebendig zu halten.“ er in München auch als Hochschulprofes- Milanollo und Peter Stemberger aus Linz und Vor- zu finden. jury Die Stiftung vor. Innerhalb sieht sich deshalb dieses Wettbewerbs werden und Isolde«, Publikums und Solo-Stücke der Mitbewerberfür–Oboe von eine Rückmel- StipendiumfürzuMusik Hochschule Ehren undHeinz Arnolds Theater ver- „Felix Men- rektor von 1959 bis 1976 Bedeutendes der Nusseibeh, zugleich Stiftungsratsvorsitzender Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin sor fürinOperndarstellung arlberg Österreich mit ihren tätig. Dort Mit- mitgereisten war zu besonderem Dank den EheleuteninRalf von der Richard-Wagner-Stiftung Leipzig den Antal Doráti sowie den ersten Satz des dung über Entscheidung und Begründung der geben, nun an den finnischen Bassbari- delssohn Bartholdy“ Leipzig. Ihre künstlerisch geschaffen hat, wie den Richard-Wagner-Stiftung »Ring Leipzig, desLeipzigs sowie Nibe- für Wissenschaft und Kunst des Freistaates Sachsen sein letzter Schüler Klaus Froboese, gliedern, die Vorsitzende des Verbandes der Minden, und Iris Giesecke verpflichtet, die ihre Kategorien „Gesang“, „Instrumentalmusik“ und Oboenkonzerts von Richard Strauss sehr Platzierung für alle Teilnehmer an, was sehr gern ton Jussi Juola spannenden (31)waren Beiträge von der eineHochschule Bereicherung lungen«, war sein Schüler. Bürgermeisterin und Beigeordneter für Kultur, kürzlich Dr. verstorbene Opernregisseur Jutta Hering-Winckler, sowie Vorstands- und und Wagner-Nietzsche-Villa „Korrepetition“ bereitwillig auch drei Stipendien für diefür Bay- persönlich und mit viel Poesie bei inten- angenommen wurde. für Musik »Carl Maria von Weber« für unseren Nachwuchswettbewerb. Dr. Skadi Jennicke. Die sächsische Regierung war ehemalige Intendant der Oper Halle. Auch Verbandsmitglieder aus Bonn und München. den Wettbewerb und auch dem Publikum reuther Festspiele ausgelobt. Damit ist der Besuch siver Gestaltung. Technisch professionell Dresden. Jasmin Solfaghari Nach dem Musik- und Theaterwissen- der Präsident des Richard-Wagner-Verbandes am Aufführungen von 17. und 18. Januar diesesund gewährleistet Jahres öffne- vor allem setzte er diewurde Preisträgerin Verbindung in diesemvon Jahr Empfind- die 27-jäh- schaftsstudium in seiner Heimatstadt rerin Jasmin Solfaghari. Die drei Bayreuth-Stipen- Schon 1947 Horst International, hatteEggers, Arnoldließ anesder sichDresdner nicht neh- ten und generöse Gastgeber waren. die Möglichkeit für die jungen Studierenden samkeit und Ausdrucksstärke um, rige Natalya Boeva aus St. Petersburg. Diewas sehr Im Jahre 2018 war es erstmals möglich, Darmstadt war Heinz Arnold Regieassis- dien an Yuna Kim, Marie Henriette Reinhold und Musikhochschule eine Regieklasse ins men, der Preisverleihung beizuwohnen. gegeben, in die Atmosphäre am Grünen Hügel durch seine vertiefte Werkkenntnisseit überzeugende Mezzosopranistin studiert ins- ein Heinz-Arnold-Stipendium auszu- tent am dortigen Theater. Der damalige Sebastian Heindl waren bereits zur Eröffnung der Leben gerufen, aus der namhafte Regis- Der Querschnitt einzutauchen. Geradean für unterschiedlichen, die Instrumentalisten da- besondere dem zum Thema Wintersemester 2016 anRichard Wagner der Münchner loben, weil Dr. med. Alice-Christiane Generalmusikdirektor des Hauses, Karl Richard-Wagner-Festtage übergeben worden. seure wie der ehemalige Chefregisseur Stiftungsvorstandsvorsitzender Thomas Krakow bei sehr leistungsstarken jungen ist das eine schöne Gelegenheit, Künstlern um „Theaterluft unterstrichen wurde. Theaterakademie August Everding im Master- Meine Vd. de Martínez, Mitglied des Böhm, vertraute dem erst 24-Jährigen Darauf bezogen sich auch die Grußworte von der Staatsoper Berlin Ehrhard Fischer führte souverän durch die Veranstaltung und war zu bei einer gleichzeitig stark gestie- schnuppern“. studiengang Musiktheater / Operngesang in Richard-Wagner-Verbandes Leipzig, die Inszenierung von Strauss’ »Ariadne Ministerin Dr. Stange und Bürgermeisterin Dr. und der Leipziger Operndirektor Joachim würdigte das bürgerschaftliche Engagement der genen Bewerberzahl beeindruckend. Ein DerGesangsklasse der Fagottistin Diana Rohnfelder (26) von Kammersängerin Prof. die Mittel dafür zur Verfügung stellte. auf Naxos« an. Als Böhm später Opern- ErneuererDie Jennicke. der Opernszene von Heinz Arnold Wagner vehement verfochtene Herz hervorgegangen sind. 1985 reiste Sponsoren und Mäzene. Die musikalischen Beiträ- Stipendium Die für Teilnehmer, diedie sichBayreuther Festspiele laut Ausschreibung noch von der Hochschule für Musik Detmold Christiane Iven. Boeva hatte in Russland ihren Ihre Beweggründe formulierte sie so: direktor und Generalmusikdirektor an kulturelle Bildung in Form der Nachwuchsförde- Heinz ge Arnold von Anne noch Petzsch einmalund (Gesang) nach VitaSachsen, Gajevska und der Leipziger Richard-Wagner-Preis im Studium befinden müssen, trugen Werke wurde außerhalb Bachelor in Gesang und derChorleitung Stipendien für ihre abgeschlos- »Ich hatte das große Glück, Prof. Heinz der Dresdner Staatsoper war, holte er des Hauses. rung Nach ist ein Thema, der das Zerstörung er uns desdenn je als eine mehr um Aufführungen in der wiedererstande- (Klavier) aus den „Wesendonck-Liedern” bildeten 2019 Auswahl freier in der Kategorie und solche Nachwuchs wurden mit Wagner-Bezug außergewöhnliche Leistung ein »Son- sen und bereits zahlreiche Bühnenauftritte Arnold als Regisseur der ›Salome‹ an ihn 1938 dorthin als Oberspielleiter. Mit Semperbaus führte er die Oper durch aktuelle Aufgabe hinterlassen hat. nen Semperoper zu erleben: »Ariadne auf einen würdigen Rahmen. dem 23-jährigen Oboisten vor. Letztere gelten vor allem fürAlexander Kaul diejenigen, für derpreis der absolviert. Jury« zugesprochen. Im Rahmen Ein des Festivals Giovane der Leipziger Oper 1961 zu erleben. einer erstaunlichen Gespräch Dichte bei Wagner John Petervon undNeuin- Gattin die Nachkriegszeit, in der, zunächst auf Naxos«, »Così fan tutte« und »Rosenka- vonesder die Hochschule für Musik im Wagner-Repertoire und The- keine musikali- Stipendium für die diesjährigen verkörperte sie die Rolle der MaddalenaRichard- aus Damals warHelmut Abwägend ich dort alsFranziska Kukuk, Requisiteur Severin, szenierungen, (Bonn), Ur- Klaus Wilcke und Erstaufführungen (München) provisorischen Spielstätten, ein legen- valier« – nun in der Inszenierung seines ater Rostock schen zugesprochen. Auszüge gibt, Mit seinem die dem Ausbildungsstand Wagner-Festspiele Rossinis in Bayreuth „Il viaggio a Reims” geht des auf der Bühne an Jasmin Solfaghari, tätig und hatteRenate Behle mit großem Eifer einen belebte Heinz Arnold die große Tradition däres Kapitel Dresdner Operngeschichte Meisterschülers Joachim Herz. mm Seiten 10 / 11 Seiten 12 / 13 Stiftungsbrief Richard ist Leipziger ... Journal 1/2019
Die Helden schluchzen in sich hinein Der »Ring« von vier Regisseurinnen am Theater Chemnitz: brutal, drastisch, eisig! »Im 19. Jahrhundert hatte der sich selbst zu verbrennen. Liebesbegriff eine je unterschied- In leerer Schneelandschaft liche Bedeutung für die Ge- und fast nebelhafter Ferne schlechter. Für den Mann mochte erscheint zum Erlösungsmotiv das Heroische als Vorbild dienen, Erda mit ihren von »Urmüt- für die Frau bedeutete Liebe die ter-Weisheit« berührten Töch- liebevolle Fürsorge, gepaart mit tern: Brünnhilde, die Nornen sexueller Bereitschaft, dem einen und die Rheintöchter nehmen und einzigen Partner gegenüber. Gutrune in ihre Mitte. Die Somit erweist sich die Botschaft psychisch missbrauchten der Tetralogie als historisch Kinder sind das Hauptthema. überholt«, so ein Zitat aus Eva Der hier nicht so abgründige Riegers Buch »Leuchtende Liebe, Hagen (stark: Marius Boloş) lachender Tod. Richard Wagners und Siegfried vor seinem Tod Bild der Frau im Spiegel seiner Rheingold Protzige Lichtalben, Konsum-Trash, missbrauchte Kinder schluchzen in sich hinein. Musik« im Programmheft der Siegmund und Sieglinde »Götterdämmerung«. Arbeite- spiegeln sich bei Monique Wa- ten sich also vier Regisseurinnen gemakers an den Kindern, die an einem heute aussichtslosen sie dereinst waren. In »Sieg- Fall vormoderner Geschlechter- fried« beobachtet der kleine positionen ab? Nach Karlsruhe Hagen, wie sein Vater Alberich mit vier Regisseuren rundete eine nackte Frau (Gibichun- sich »Der Ring des Nibelungen« gen-Mutter Grimhild?) brutal in Chemnitz mit explizit weibli- zurichtet. Zarte Momente gibt chem Blick auf jeden Teil. Verena es vor allem in scheiternden Stoiber (»Rheingold«), Monique Paarbeziehungen: Fricka und Wagemakers (»Walküre«), Sabine Wotan (sensationell in »Wal- Hartmannshenn (»Siegfried«) küre«: Aris Argiris) lieben und Elisabeth Stöppler (»Götter- sich noch immer, der Abschied dämmerung«) arbeiteten separat. von Wotan-Wanderer (vokale Reife: Ralf Lukas) und Erda Gewalt gegen Frauen ist hier aber ist ein poetischer Ruhepunkt Götterdämmerung Nornen in zerstörter Natur (Ewiges Eis) nur eine Form von Verbrechen ohne Seitenhieb. unter vielen und deshalb unter- scheiden sich diese Inszenierungen deut- Stéphanie Müther wird nach ihrem Trotz emotionaler Seitenpfade zeigt sich lich von denen, die in ein Plädoyer für die phänomenalen Rollendebüt in »Götter- das Quartett der Regisseurinnen eher Gleichstellung münden. Einige der inszenier- dämmerung« in den Zyklen alle Brünn- rational und rebelliert so gegen die von ten Übergriffe bleiben in fast abstoßender hilden singen. Doch in den Einzelstücken Wagner den Frauen abgeforderte Willfäh- Erinnerung: Wenn Alberich die Rheintöchter gab es neben dem sich vom jungen zum rigkeit. Transparenz und Tiefe gewinnt skalpiert und ihre Haare in Besitz nimmt, »Götterdämmerung«-Siegfried bewun- dieser »Ring« auch durch die subtile mu- wenn Mime Sieglinde einen Hirschfänger in dernswert steigernden Daniel Kirch, Jukka sikalische Arbeit. Weder Guillermo García den Leib rammt und den Säugling Siegfried Rassilainen (Alberich), Monika Bohinec Calvo noch der nach Leipzig abgewanderte aus ihrem Bauch reißt, wenn Gunther und (Fricka), Anne Schuldt (Waltraute) und Felix Bender sind Verfechter eines mit Siegfried in kalten Trekking-Monturen den Rheintöchtern keine durchgängige Blech gepanzerten Wagner-Schwalls, Brünnhilde zwischen sich pressen. Natur gibt Besetzung der in mehreren Teilen auftre- sondern holen mit präzisem Konturenstift es nur im Zustand der Zerstörung (Ewiges tenden Figuren. volle Leuchtkraft aus den Partituren. Eis) oder Simulation, die Entfremdung Eine gute bis ausgezeichnete Textverständ- von Mythen und Werten ist ein wichtiges Regieführende Männer wie Michael Schulz lichkeit, bemerkenswertes Gespür für Thema aller vier Teile. Die Lichtalben im am Deutschen Nationaltheater Weimar sängerische Energien und eine gelichtete »Rheingold« und die ihr leeres Leben schön zeigten schon früher das »Ring«-Ende Farbpalette mit in weiten Partien kammer- trinkenden Gibichungen gleichen sich im als Befreiung der Frauen aus den durch musikalischer Kultur der hochkonzen- Konsum-Trash – die Lichtalben protzig, die Fehlentscheidungen gewalttätiger Männer trierten Robert-Schumann-Philharmonie Gibichungen exklusiv. Jugend also ohne Gott, bedingten Katastrophen. Eine Steigerung machen diesen »Ring« besonders. ohne Götter, ohne Metaphysik. bringt Stöppler nach Brünnhildes Versuch, rhd Seiten 12 / 13
strauß erhielt Christine Grüneisen, die seit mittler« zwischen Wagner und Hitler, den 2018 die Öffnungszeiten unserer Geschäfts- Schriftsteller Houston Stewart Chamberlain Erfolg fällt nicht vom Himmel stelle absichert. Thomas Krakow dankte Lesenswerte Neuerscheinungen und den NS-Chefideologen Alfred Rosen- auch allen anderen Helfern und Spendern, berg. Deren Hauptwerke »Die Grundlagen vor allem aber Geschäftsstellenleiter Josef des XIX. Jahrhunderts« bzw. »Der Mythus D er Vorstand rief, und 88 Mitglieder kamen. Am 26. Februar 2019 fand die diesjährige Jahreshaupt- und Mitglie- unsere erfolgreichen Verbandsreisen trugen dazu bei. Der Besuch unserer neun Stipendiaten in Bayreuth wurde abgesi- Hauer, ohne dessen Engagement vieles nicht möglich wäre. »Quellen sprechen eine eigene Sprache, die fast immer klarer ist als die der Sekun- därliteratur und oft auch andere Dinge und Ost, zitiert und kommentiert ein breites Spektrum interessanter Sekundärschrif- ten. Der Kernpunkt des Buches aber ist des 20. Jahrhunderts«, einst Bestseller, sind heute genauso wenig bekannt wie Wagners und Hitlers Schriften. Die Analyse zeigt: derversammlung im Ratskeller des Neuen chert, und die Öffentlichkeitsarbeit auf dem Der Bericht von Schatzmeister Stefan Loch- erzählt«, schreibt Stephan Mösch in seinem die philologisch vergleichende Analyse der Auch diese Quellen weisen keine rassen- Rathauses statt. Zu Beginn erging ein Gruß erreichten Niveau fortgeführt. Großer Dank ner zeigte auf, wie sorgsam gewirtschaftet »Parsifal«-Buch. Im Falle Richard Wagners maßgeblichen Primär-Quellen, die – laut theoretischen Bezüge zu Wagner auf. an das erkrankte Vorstandsmitglied Rainer gilt Neumitglied Benedikt Zimmermann, wurde, bestätigt durch den Bericht der Kas- sind die Quellen durch einen mittlerweile Schmidt – »nach wie vor … nicht oder nur Hertle. Dr. Ingrid Rühlemann führte das der für den Verband kostenfrei eine neue senprüfer. Fragen kamen zum effektiveren unüberschaubaren Berg von Sekundärli- unzureichend berücksichtigt« werden: Protokoll. Da es keine Anträge an die Mit- Internetseite realisierte. Einen Blumen- Verkauf der Bücher und Souvenirs und den teratur regelrecht zugeschüttet worden. Wagners »Sämtliche[!] Schriften« und gliederversammlung gab, konnte Möglichkeiten, sich bei der Oper Wer liest noch Wagners Schriften (5000 Hitlers »Mein Kampf«. Das Ergebnis der nach der Begrüßung durch den für die Wiederaufnahme des Seiten) – außer »Das Judenthum in der sorgfältigen Untersuchung ist eindeutig: Vorsitzenden Thomas Krakow »Rings für Kinder« einzusetzen. Musik« (20 Seiten)? Wäre das auch so, Wagners Antijudaismus war materiell- zügig in die bestätigte Tagesord- Krakow skizzierte noch einmal wenn es Hitler und den Holocaust nicht ökonomisch (antikapitalistisch) und geistig- nung eingestiegen werden. die Unterstützung des Verban- gegeben hätte? Die Assoziationskette Wag- kulturell (auf Kunst und Religion) ausge- des für die Stadtverwaltung ner – Antisemitismus – Hitler – Holocaust richtet und zielte letztlich auf eine alle, auch Ohne Fleiß kein Preis, so könnte bei der Sanierung des Richard- wird seit Jahrzehnten direkt oder indirekt die Juden, einbeziehende »erlöste« Gemein- das Gesamtresümee lauten, Wagner-Hains sowie die durch die öffentlichen Medien verbreitet schaft »wahrer Menschen« ohne Unter- denn die engagierte Arbeit Bereitschaft des Vorstands, mit und dominiert zunehmend das allgemeine schied der Rassen. Für Hitlers rassisch unseres Verbandes findet auch der Kulturstiftung Leipzig die Wagner-Bild. Aber ist sie stimmig? begründeten, eliminatorischen Antisemitis- über die Stadtgrenzen hinaus Alte Nikolaischule sinnvoll als mus gibt es bei Wagner keine Anhaltspunk- Resonanz, was die Mitglieder- Wagner-Ort zu entwickeln. Nach Diese Frage steht hinter Alexander te. Hitler hat sich niemals diesbezüglich auf zahl um 15 Prozent ansteigen der Entlastung von Vorstand Schmidts Dissertation »Die ideologische Wagner berufen (können), weder in »Mein Dr. Alexander Schmidt: Die ideologische ließ. Ende 2018 hatten wir 442 und Kassenprüfern schloss die Rezeption der Judenfeindschaft Richard Kampf« noch in seinen Reden. Rezeption der Judenfeindschaft Richard Wag- Mitglieder, aktuell sind es 471. Versammlung mit einem Aus- Wagners«. Schmidt zeigt verschiedene ners – Ursprung, Verlauf und Konsequenzen. Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Die Leipziger Wagner-Festtage, blick auf 2019 und dem Dank Zugänge zum Themenkreis »Wagner und Ob dies dennoch indirekt geschehen konnte, Verlag, Reihe Politikwissenschaften, Bd. 73, die Vortragsreihe, die Opernbe- an die zum Teil von weither Hitler« auf, beschreibt die Wagner-Rezep- untersucht Schmidt in zwei gesonderten Tectum 2017, 320 S., ISBN 978-3-87320-601-4, suche und Exkursionen sowie Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden Thomas Krakow, Mitglieder angereisten Teilnehmer. ir/tk tion vor und nach dem Holocaust, in West Kapiteln über »die beiden wichtigsten Ver- ISSN 0085-588x, 39,95 Euro Unsere Unterstützer – Auerbachs Keller Leipzig B efasst sich Alexander Schmidts Buch mit an die gesamte Gesellschaft gerich- teten weltanschaulich-politischen Schriften, dem sie dienen wollten. Levi schrieb am 24. Dezember 1880, sich auf das »Parsifal«- Vorspiel beziehend: »… aus dem Dunkel Sachverhalten liefern. Verzichten könnte man auf manche Kommentare, die dem Leser ein bestimmtes Textverständnis nahe- so führt uns der »Briefwechsel Cosima taucht ein Glorienschimmer, und verklä- legen wollen. »Quellen sprechen eine eigene J ohann Wolfgang von Goethe war für Richard Wagner zeit seines Lebens eine Art Hausgott. Auf den »Faust« als dirigierte der 31-jährige Wagner sein Werk im Palais im Uraufführung Großen am 22. Garten Juli in 1844. Dresden Das Team zur begründet und vom jetzigen Kellerwirt fortgesetzt, dass Auerbachs Keller als zuverlässiger Partner so manche Veran- Wagner – Hermann Levi« ins Private, ohne dass der Weltbezug verlorenginge. Levi war bekanntlich Jude und seit der Uraufführung rend, alle Gegensätze versöhnend, erklingt ein einziger Akkord, ein As-Dur-Dreiklang: die Liebe. Der diese Liebe mich gelehrt hat, Sprache, die fast immer klarer ist als die der Sekundärliteratur und oft auch andere Dinge erzählt.« rp Standardwerk deutschen Geistes kam er, um René Stoffregen fühlt sich jedenfalls staltung des Richard-Wagner-Verbandes 1882 jahrelang Dirigent des »Parsifal« in dem werde ich nicht aufhören zu danken wie Cosima Wagner in ihren Tagebüchern beiden »Meistern« eng verbunden. Und so Leipzig tatkräftig unterstützt. Vor allem der Bayreuth, ausgerechnet des »allerchrist- mein Leben lang.« erzählt, immer wieder gern zurück. Ob ist es schon Tradition, vom Gastwirtsehe- alljährliche Notenspur-Salon in der Alten lichsten« der Werke Wagners. Er müsse ihn der mythische Ort der Faustsage, die paar Rothenberger vor beinahe zehn Jahren Nikolaischule wäre ohne René Stoffregen sich wohl taufen lassen, wenn er das diri- Der von Dieter Steil herausgegebene Brief- zweitälteste Gaststätte Leipzigs – und seine engagierte Mannschaft giere, äußerte Levi bereits 1878, nachdem wechsel macht erstmals alle erhaltenen 684 Auerbachs Keller – ebenso anzog nicht denkbar. Das Restaurant er das »Parsifal«-Textbuch gelesen hatte. Briefe aus den Jahren 1874 bis 1900 der wie einst den Studenten Goethe? unterstützt den Verband mit der Dass er sich dann zeitlebens nicht zur Taufe Öffentlichkeit zugänglich. Damit ist eine Mehr als 300 Jahre war der 1438 Bereitstellung von Kaffeetassen, entschließen konnte, wurde zum Grundpro- Quelle erschlossen, wie sie authentischer erstmals erwähnte Weinaus- Tellern, Stehtischen, Tischdecken blem in der gegenseitigen Beziehung. und aufschlussreicher nicht sein kann schank schon alt, als Goethe darin und dem dazugehörigen Tafel- im Hinblick auf die Briefpartner und die die beiden Holzbilder sah, die silber. Und das alles für rund Die Tiefe und Ernsthaftigkeit dieses Bayreuther Festspiele. Der Leser lernt nicht Faustus mit Studenten sowie auf 100 Personen! Das ist ohne viel Konflikts kann nur richtig erfasst werden, nur die beiden bedeutenden Menschen in einem Weinfass reitend zeigen. Einsatz und Engagement nicht wenn man Cosima Wagners Prämisse »… ihrem Denken, Fühlen und Wollen nahe Über die davon angeregte Szene denkbar. Völlig unkompliziert und unsere Kunst ist eine Religion …« in ihrer kennen, sondern erfährt auch vieles über in seinem »Faust I« in Auerbachs mit einer kompetenten Beratung ganzen Dimension und Konsequenz wahr- deren Lebensbereich, andere Persönlich- Keller braucht man nicht nur hilft Heike Weiß von der Veran- nimmt. Umso bemerkenswerter ist, wie keiten, den Theaterbetrieb, Literatur und »... unsere Kunst ist eine Religion ...« Leipzigern wohl kaum etwas staltungs- und Verkaufsleitung bei über alle Differenzen, Zweifel, Irrtümer Kunst. Die Briefausgabe stellt eine enorme Der Briefwechsel Cosima Wagner – Hermann zu erzählen. Und auch Richard der Vorbereitung und Durchfüh- und Kränkungen hinweg eine gegenseitige editorische Leistung dar. Etwa ein Drittel Levi. Sammlung musikwissenschaftlicher Abhandlungen, Bd. 101, hrsg. von Dieter Steil, Wagner beschäftigte der »Faust«- rung der Veranstaltungen. Dafür freundschaftliche Zuneigung jahrzehnte- der 874 Seiten besteht aus Anmerkungen Verlag Valentin Koerner 2018, 874 S., 13 Abb., Stoff, wie seine »Faust«-Ouvertü- Übergabe der Chronik von Auerbachs Keller Christine und dankt der Richard-Wagner-Ver- lang bestehen blieb. Beide fühlten sich ver- des Herausgebers, die größtenteils ergän- ISBN 978-3-87320-601-4, ISSN 0085-588x, re beweist. In Paris geschrieben, Bernd Rothenberger, Autor Dr. Bernd Weinkauf, René Stoffregen band Leipzig sehr herzlich. wk/jh bunden durch das Werk Richard Wagners, zende Informationen zu Personen und 56,00 Euro Seiten 14 / 15 Richard ist Leipziger ... Journal 1/2019
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