Jugendgesundheitsbericht 2019 - Suchtmittelkonsum von Jugendlichen im Kanton Basel-Stadt - bei den Medizinischen ...
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Jugendgesundheitsbericht 2019
2019
Suchtmittelkonsum von Jugendlichen im Kanton Basel-Stadt
Überblick2 Ergebnisse 3
Inhalt
Ausgangslage 2 Ausblick 8Jugendgesundheitsbericht | 2019 | Suchtmittelkonsum
Überblick
Befragungen der Schülerschaft der 9. Klasse in Basel-Stadt über einen Zeitverlauf von elf Jahren zeigen
einen deutlich rückläufigen Konsum von Zigaretten, Cannabis und Alkohol. Aktuell haben 88 % der Schüler
noch nie Zigarette geraucht und 85 % noch nie Cannabis konsumiert. E-Zigaretten haben 31 % der Schüler
schon einmal ausprobiert, regelmässig werden diese jedoch selten geraucht. Rund 39 % aller Schüler hat-
ten schon einmal Kontakt zu Alkohol. Innerhalb der Basler Schülerschaft berichteten wie auch in interna-
tionalen Studien männliche Schüler einen höheren Suchtmittelkonsum als die Mitschülerinnen. Es zeigten
sich zudem Unterschiede beim Konsum von nikotinhaltigen Suchtmitteln, Cannabis und Alkohol zwischen
den damaligen Schulformen Weiterbildungsschule (WBS) und Gymnasium.
Ausgangslage
Der Konsum von Tabakprodukten und Alkohol ist in der Schweiz und anderen europäischen Län-
dern bei erwachsenen Personen gesellschaftlich akzeptiert und weit verbreitet. Obwohl die nega-
tiven gesundheitlichen Gefahren von gesteigertem Alkoholkonsum und Zigarettenrauchen bekannt
sind, decken sich die Alltagsgewohnheiten oft nicht mit den klaren medizinischen Empfehlungen.
Während der Adoleszenz kommen viele Jugendliche erstmals in Kontakt mit nikotinhaltigen Ge-
nussmitteln, Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen. Dies ist eine Lebensphase, die ge-
prägt ist durch gesteigerte Experimentierfreudigkeit und Neugierde, verbunden mit einem niedri-
gen Gefahrenbewusstsein. Oft bleibt es beim Ausprobieren, manche Jugendliche entwickeln jedoch
schon früh einen problematischen Suchtmittelkonsum. Gravierende gesundheitliche Auswirkun-
gen treten meist erst nach langjährigem Substanzmissbrauch auf, jedoch kann sich der Konsum
von psychoaktiven Substanzen schon früh negativ auf das soziale und das schulische Umfeld
sowie die Entwicklung der Persönlichkeit auswirken. So werden in verschiedener Hinsicht in der
Adoleszenz Weichen gestellt für den Umgang mit Suchtmitteln im Erwachsenenalter.
Vergleichende Im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst Basel-Stadt wurden im Rahmen der Schulärztlichen Un-
Auswertung tersuchung über einen Zeitraum von 11 Jahren drei anonyme Befragungen zum Suchtmittelkonsum
bei den Schülerinnen und Schülern der 9. Klasse durchgeführt. In den Schuljahren (SJ) 2005/06 und
von Daten 2009/10 wurden Informationen zum Konsum von Zigaretten, Cannabis und Alkohol erfragt, im SJ
der Schuljahre 2016/17 wurden zusätzlich weitere psychoaktive Substanzen (Drogen, andere Tabakprodukte, Me-
dikamente) in die Befragung aufgenommen. Diese Datenbasis ermöglicht eine Langzeitanalyse des
2005/06, Suchtmittelkonsums von Jugendlichen im Kanton Basel-Stadt. Einen Überblick über Anzahl, Ver-
2009/10 und teilung von Geschlecht, Schulform und Nationalität in den Befragungen gibt die folgende Tabelle.
Das Alter der Jugendlichen wurde in der anonymen Befragung nicht erhoben, das durchschnittliche
2016/17 Alter aller in den Schulärztlichen Untersuchungen dokumentierten 9.-Klässler lag jedoch in allen
drei Jahrgängen um 15,5 Jahre.
Anzahl befragte Schülerinnen und Schüler
Anzahl weiblich männlich WBS Gymnasium Schweiz anderes Land
2005/06 1 248 52,6 % 47,4 % 68,4 % 31,6 % 59,8 % 40,2 %
2009/10 1 018 46,5 % 53,5 % 62,2 % 37,8 % 60,9 % 39,1 %
2016/17 1 046 47,3 % 52,7 % 59,4 % 40,6 % 63,8 % 36,2 %
2Jugendgesundheitsbericht | 2019 | Suchtmittelkonsum
Ergebnisse
ZIGARETTENKONSUM
10,0 10,7 5,3
2005/06
11,5 10,3 4,7
2016/17 haben
88 % noch nie
geraucht. 2009/10
3,0 6,6 2,5
regelmässig
unregelmässig
aufgehört 2016
6/17
0 10 20 30
Kumulative Prozente
In der aktuellsten Schülerbefragung vom SJ 2016/17 gaben 87,8 % der Schüler an, noch nie Zigaretten
geraucht zu haben. Unter den Rauchern gab es mehr als doppelt so viel unregelmässige (6,6 %) wie
regelmässige (3,0 %) Raucher. Das durchschnittliche Alter, in dem Jugendliche begonnen hatten zu
rauchen, lag im SJ 2016/17 bei 14 Jahren. Die durchschnittliche Anzahl gerauchter Zigaretten bei den
regelmässigen Rauchern lag bei 7 Zigaretten pro Tag. Mit dem Rauchen aufgehört hatten 2,5 % der
Schüler und zwar vor durchschnittlich 5 Monaten. Geschlechterunterschiede bezüglich des Rauch-
verhaltens waren nicht festzustellen.
Die Betrachtung im Zeitverlauf zeigt, dass immer weniger Jugendliche rauchen: Der Prozentsatz von
Schülern, die noch nie geraucht hatten, stieg von ca. 74 % in den Jahren 2005/06 und 2009/10 auf
zuletzt fast 88 %. Somit hat sich der Anteil von Schülern, die schon einmal Kontakt mit Zigaretten
hatten, bei der aktuellen Befragung mehr als halbiert. Unter den Jugendlichen, die berichteten zu
rauchen, war der Anteil von regelmässigen Rauchern im SJ 2016/17 deutlich rückläufig auf weniger
als ein Drittel der Vorwerte. Auch der Prozentsatz von unregelmässigen Rauchern ist über die Be-
obachtungszeit rückläufig.
Der positive Trend zu einem Rückgang des Zigarettenkonsums bei Jugendlichen in Basel-Stadt deckt
sich mit nationalen und europäischen Erhebungen zum Rauchverhalten bei Jugendlichen. 1–4
KONSUM VON E-ZIGARETTEN
Von den befragten Jugendlichen gaben 31,1 % der Jugendlichen (34,4 % der Schüler und 27,3 % der
31 % haben Schülerinnen) an, schon einmal E-Zigaretten ausprobiert zu haben. Gefragt nach dem E-Zigaretten-
Konsum in den letzten 30 Tagen, war die Anzahl insgesamt aber bei beiden Geschlechtern gering.
E-Zigaretten Rund 94 % der Schülerinnen und Schüler gaben an, in diesem Zeitraum keine E-Zigaretten geraucht
ausprobiert. zu haben, rund 5 % 1–2 Mal und nur knapp 1 % 3 Mal oder häufiger. Ein männlicher Jugendlicher (0,1 %)
gab an, täglich E-Zigaretten geraucht zu haben. Der E-Zigaretten-Konsum wurde im SJ 2016/17 erst-
mals erhoben, sodass hierzu keine Daten im Zeitverlauf vorliegen.
3Jugendgesundheitsbericht | 2019 | Suchtmittelkonsum
CANNABISKONSUM
Gefragt nach Cannabiskonsum, gaben 84,9 % Prozent der Jugendlichen im SJ 2016/2017 an, noch nie
Cannabis probiert zu haben. Dies waren in den zuvor befragten Jahrgängen noch weniger Schüler,
nämlich 79,1 % im SJ 2005/06 und 74,4 % im SJ 2009/10. Auffallend war ein deutlicher Geschlechter-
unterschied: Im SJ 2016/17 gaben fast doppelt so viele Schüler wie Schülerinnen an, schon einmal
Cannabis konsumiert zu haben (18,9 % vs. 10,8 %). Auch in den vorausgehenden Jahrgängen hatten
deutlich mehr Schüler als Schülerinnen bereits Kontakt mit Cannabis.
Cannabiskonsum in den letzten 30 Tagen
0,8 1,4 1,8 6,1
20
005/0
06
2016/17 haben 3,6 3,1 2,4 7,1
85 % noch
nie Cannabis
probiert. 2009/10
0,5 1,3 4,4
jeden Tag 1,0
öfter
3 bis 9 Mal
1 oder 2 Mal 2016
6/17
0 4 8 12 16
Kumulative Prozente
Um das Ausmass des Cannabiskonsums in der Schülerschaft besser einschätzen zu können, wurde
zusätzlich nach der Konsumhäufigkeit innerhalb der letzten 30 Tage gefragt. In der aktuellen Be-
fragung vom SJ 2016/17 war regelmässiger Cannabiskonsum in den letzten 30 Tagen selten. Es ga-
ben insgesamt 2,8 % der Befragten an, mindestens 3 Mal Cannabis konsumiert zu haben, davon
täglich nur 5 Jugendliche (0,5 %). Im Zeitverlauf betrachtet war das Ausmass den Cannabiskonsum
im SJ 2016/17 sehr niedrig im Vergleich zu den Vorjahren. So gaben im SJ 2016/17 1,5 % der Jugend-
lichen an, mehr als 9 Mal in den letzten 30 Tagen Cannabis konsumiert zu haben, im SJ 2009/10
waren dies 6,7 % und im SJ 2005/06 2,2 %. Das SJ 2009/10 war innerhalb des Beobachtungszeit-
raums der Jahrgang mit dem grössten Cannabiskonsum in allen Häufigkeitskategorien. In diesem
Jahrgang hatten auch, wie oben erwähnt, die meisten Schülerinnen und Schüler schon überhaupt
einmal Cannabis probiert, nämlich rund jeder 4. Schüler.
In nationalen Erhebungen ist die Prävalenz des problematischen Cannabiskonsums bei 15- bis
24-Jährigen seit 2004 ebenfalls rückläufig. 1, 3
Schüler haben
mehr Kontakt
mit Cannabis als
4 Schülerinnen.Jugendgesundheitsbericht | 2019 | Suchtmittelkonsum
ALKOHOLKONSUM
Jungen Mädchen Alle
2005/06 2009/10 2016/17 2005/06 2009/10 2016/17 2005/06 2009/10 2016/17
Schon Alkohol
probiert
59,9 % 58,6 % 40,3 % 54,4 % 60,6 % 37,2 % 57,0 % 59,5 % 38,8 %
Schon richtig
betrunken
gewesen 30,1 % 29,1 % 14,6 % 22,4 % 27,4 % 9,5 % 26,0 % 28,5 % 12,2 %
Gefragt nach dem Alkoholkonsum hatten im SJ 2016/17 38,8 % der Jugendlichen (40,3 % der Jungen
und 37,2 % der Mädchen) schon mindestens einmal Alkohol probiert. Männliche Jugendliche berich-
teten mit 14,6 % deutlich häufiger, schon einmal richtig betrunken gewesen zu sein, als weibliche
Jugendliche (9,5 %).
Der Prozentsatz von Jugendlichen, die schon Kontakt zu Alkohol hatten, hat im Vergleich zu den SJ
2009/10 (59,5 %) und 2005/06 (57,0 %) aktuell deutlich abgenommen. Ebenso zeigt sich ein deutlicher
Rückgang der Anzahl von Jugendlichen, die schon einmal betrunken gewesen sind: Im SJ 2005/06
waren dies noch 26,0 % der Befragten, 2009/10 stieg der Anteil auf 28,5 % und im aktuellen SJ 2016/17
fällt der Anteil deutlich auf 12,2 %.
Alkoholkonsum nach Sorte in %
Bier
2005/06 3,3 8,7 25,7
2009/10 5,6 7,6 28,7
2016/17 0,7 2,3 20,4
Wein
2005/06 0,7 1,9 18,4
2009/10 3,7 1,6 17,4
2016/17 0,2 1,0 10,4
Spirituosen 2005/06 1,4 3,7 17,0
2009/10 4,7 4,9 20,1
2016/17 0,3 1,3 12,2
Alkopops 2005/06 1,7 8,0 30,7
2009/10 5,2 8,1 29,4
2016/17 0,3 1,7 13,3
0 10 20 30 40 50
mehrmals pro Woche
1 Mal pro Woche
5 von Zeit zu ZeitJugendgesundheitsbericht | 2019 | Suchtmittelkonsum
Weniger als 1 % der Befragten gaben im SJ 2016/17 an, mehrmals pro Woche Bier, Wein, starke alko-
holische Getränke oder Alkopops zu konsumieren. Bier war bei beiden Geschlechtern die am häu-
figste und Wein die seltenste konsumierte Alkoholform. Männliche Jugendliche konsumierten mehr
Bier und starke alkoholische Getränke als weibliche Jugendliche. Für Wein und Alkopops bestanden
keine Geschlechterunterschiede.
Der Alkoholkonsum war für sämtliche Alkoholformen im zuletzt befragten SJ 2016/17 deutlich rück-
läufig, insbesondere bezüglich des mehrmaligen Konsums pro Woche. Bezogen auf den Anteil von
Jugendlichen, die angaben, das jeweilige Suchtmittel einmal oder mehrmals pro Woche zu konsu-
mieren, zeigte sich dies besonders deutlich beim Konsum von Bier und Alkopops, der im Vergleich
auf weniger als ein Viertel der Werte der vorherigen Befragungen abfiel. Im Vergleich der Jahrgänge
zeigen sich ausserdem einige interessante Aspekte zu den Alkoholvorlieben der Schülerinnen und
Schüler. Wein wurde im Zeitverlauf zunehmend weniger getrunken, selbst im Schuljahr 2009/10,
in dem die Schülerschaft bezüglich Bier, Spirituosen und Alkopops am meisten Alkohol konsumier-
ten. Alkopops waren in den Schuljahren 2005/06 und 2009/10 die beliebteste Alkoholform bei den
Jugendlichen, im Schuljahr 2016/17 ist der Konsum dieser drastisch rückläufig. Offensichtlich gibt es
Trends bzw. Modewellen, die das Konsumverhalten der Jugendlichen beeinflussen. Der insgesamt
rückläufige Alkoholkonsum bei Schülerinnen und Schülern in Basel-Stadt passt zu ähnlichen natio-
nalen und europaweit berichteten Entwicklungen. 1–3
KONSUM VON ANDEREN PSYCHOAKTIVEN SUBSTANZEN
UND MEDIKAMENTEN
Im SJ 2016/17 wurde erstmals nach dem Konsum von weiteren psychoaktiven Suchtmitteln und
Medikamenten gefragt; nämlich Schnupftabak, Snus, Wasserpfeife, Ecstasy, Heroin / Folienrauchen,
Kokain, Beruhigungsmittel und andere Medikamente. Der Konsum dieser war unter den Schülerin-
nen und Schülern insgesamt gering. Ecstasy, Heroin, Kokain und Schnupftabak wurden von kei-
nem der Jugendlichen regelmässig konsumiert. Auch die Tabakprodukte Snus und Schnupftabak
waren wenig verbreitet.
Wasserpfeiferauchen war unter den o.g. erfragten Substanzen das häufigste Suchtmittel, dies hat-
ten 24,3 % der Jugendlichen schon einmal getan. Es gaben 10,5 % der Jugendlichen an, gelegentlich
Wasserpfeife zu rauchen. Regelmässiges Wasserpfeiferauchen war eher selten (berichtet von 11
Jugendliche, d.h. 1,1 %). Nationale Erhebungen zeigen ebenfalls eine Zunahme des Konsums von
Wasserpfeife, insbesondere bei den jüngeren Altersgruppen. Durch den aromatisierten Tabak kann
das Wasserpfeiferauchen eine schmackhafte Einstiegsdroge zum Zigaretterauchen darstellen.
Wasserpfeifen enthalten Nikotin und mindestens 82 weitere schädliche, teilweise krebserregende
Substanzen. Die gesundheitlichen Gefahren des Wasserpfeiferauchens sind vielen Jugendlichen
nicht bewusst, hier bleibt noch Aufklärungsarbeit zu leisten.
Beruhigungsmittel wurden nur von wenigen Schülern eingenommen. Jedoch gaben 3,9 % der Ju-
gendlichen an, gelegentlich (andere) Medikamente einzunehmen, bzw. regelmässig 3,6 %. Im Frage-
bogen wurde die Art des Medikaments abgesehen von Beruhigungsmitteln nicht weiter differen-
ziert. Vermutlich wurden daher über die Frage nach Medikamenten grossteils ärztlich verordnete
Medikamente bei chronischen Erkrankungen erfasst, eventuell auch orale Kontrazeptiva.
24 % haben
schon Wasser-
pfeife probiert.
6Jugendgesundheitsbericht | 2019 | Suchtmittelkonsum
UNTERSCHIEDE NACH SCHULTYP
In der Befragung wurde auch der Schultyp festgehalten, den die Jugendlichen besuchten. Hierbei
handelt es sich um die mittlerweile reformierte Einteilung in Gymnasium und Weiterbildungsschule
(WBS). Unter Berücksichtigung des Schultyps der Jugendlichen zeigten sich verschiedene Unter-
schiede im Konsumverhalten der Jugendlichen. Diese Unterschiede waren bei den im Zeitverlauf
untersuchten Merkmalen (Zigaretterauchen, Cannabis- und Alkoholkonsum) in allen drei Schuljahren
in gleicher Weise nachweisbar. Beispielhaft werden hier Daten des SJ 2016/17 dargestellt.
Bei den Gymnasiasten gab es mit 91,3 % mehr Jugendliche, die noch nie geraucht hatten, als unter
den Schülern der WBS (85,5 %). Ebenso hatten weniger Gymnasiasten schon einmal E-Zigaretten
ausprobiert (WBS: 36,7 %, Gymnasium: 23,1 %) und auch die Häufigkeit des E-Zigaretten-Konsums in
den letzten 30 Tagen war bei den Gymnasiasten geringer. Dagegen hatten unter den Gymnasiasten
mit 17,5 % schon mehr Schüler Cannabis ausprobiert als unter den Schülern der WBS (13,5 %). Bezüg-
lich des Cannabiskonsums in den letzten 30 Tagen war bei den Gymnasiasten des Schuljahres
2016/17 nur der Anteil von gelegentlichen Konsumenten (1–9 Mal) höher, unter den Schülern der WBS
gab es etwas mehr Jugendliche, die öfter oder täglich Cannabis konsumierten.
E-Zigaretten-Konsum und Cannabiskonsum in den letzten 30 Tagen nach Schultyp
WBS Gymnasium
täglich öfter 3–9 Mal 1–2 Mal nie täglich öfter 3–9 Mal 1–2 Mal nie
E-Zigaretten 0,2 % 0,7 % 0,5 % 6,5 % 92,1 % – – 0,2 % 2,9 % 96,8 %
Cannabis 0,8 % 1,2 % 0,8 % 2,8 % 94,4 % – 0,7 % 1,9 % 6,8 % 90,6 %
Hinsichtlich der anderen psychoaktiven Substanzen und Medikamente fand sich unter Berücksich-
tigung der Schulform nur für den Konsum von Wasserpfeife ein Gruppenunterschied: Schüler der
WBS konsumierten häufiger Wasserpfeife als Gymnasiasten.
Wasserpfeifekonsum nach Schulform
WBS Gymnasium
regelmässig gelegentlich 1 Mal nie regelmässig gelegentlich 1 Mal nie
Shisha 1,8 % 15,0 % 14,8 % 68,4% – 3,9 % 9,9 % 86,3 %
Gymnasiasten konsumierten signifikant häufiger Wein, Bier, Schnaps und Alkopops als WBS-Schüler.
Bezüglich «schon einmal betrunken gewesen» waren die Unterschiede zwischen den Schulformen
jedoch nicht signifikant (WBS 11,7 %, Gymnasium 13,1 %).
Alkoholkonsum nach Schulform
WBS Gymnasium
mehrmals 1 Mal pro von Zeit nie mehrmals 1 Mal pro von Zeit nie
pro Woche Woche zu Zeit pro Woche Woche zu Zeit
Bier 0,7 % 1,5 % 15,4 % 82,4 % 0,7 % 3,5 % 27,7 % 68,1 %
Wein 0,2 % 0,7 % 7,8 % 91,3 % 0,3 % 1,5 % 14,4 % 83,8 %
Schnaps 0,3 % 1,7 % 9,7 % 88,3 % 0,3 % 0,8 % 15,9 % 83,1 %
Alkopops 0,5 % 1,5 % 10,7 % 87,3 % – 2,0 % 17,3 % 80,8 %
7Jugendgesundheitsbericht | 2019 | Suchtmittelkonsum
Ausblick
Die Erhebung des Suchtmittelkonsums bei Schülerinnen und Schülern der 9. Klasse im Kanton Ba-
sel-Stadt über eine Zeitspanne von 11 Jahren zeigt aktuell einen erfreulich geringen Konsum von
psychoaktiven Substanzen und einen klar rückläufigen Trend hinsichtlich des Konsums von Zigaret-
ten, Cannabis und Alkohol während des Beobachtungszeitraums.
An den Schulen im Kanton Basel-Stadt existieren seit mehreren Jahren verschiedene Angebote zur
Suchtprävention, gesteuert durch die Abteilung Prävention der Medizinischen Dienste des Gesund-
heitsdepartements. Das Angebot ist vielfältig und reicht von Angeboten auf individueller Ebene wie
Beratungsgesprächen im Rahmen der Schulärztlichen Untersuchungen, Informationsbroschüren (z.B.
Jugendmagazin «Flash») oder altersgerechten Webinformationen (gesundheit.bs.ch) bis hin zu Klas-
senstunden oder Suchtpräventionsworkshops (z.B. Start?Klar!, Nichtrauchen ist CLEVER!, Experiment
Nichtrauchen, Tom&Lisa …). Die Angebote erfreuen sich einer grossen Beliebtheit.
Deutlicher Einen direkten Zusammenhang zwischen der Suchtprävention im Kanton Basel-Stadt zum positiven
Trend des rückläufigen Alkohol- und Tabakkonsums bei den Jugendlichen zu ziehen, wäre zu gewagt.
Rücklauf beim Dennoch ist es naheliegend, dass die eng gestrickten Präventionsmassnahmen zusätzlich zu über-
Konsum von geordneten Regulatoren, wie z.B. dem Rauchverbot in Bars und anderen öffentlichen Einrichtungen,
ein relevanter Einflussfaktor für die nun gesehene positive Entwicklung sind. In der Befragung vom SJ
Suchtmitteln. 2016/17 gaben 40 % der Jugendlichen an, schon mindestens einmal einen Suchpräventionsworkshop
besucht zu haben. Das Angebot in Basel-Stadt erreicht also einen grossen Teil der Zielgruppe. Die
Trends zu geringerem Tabak- und Alkoholkonsum ermutigen, die Bemühungen in der Suchtmittelprä-
vention weiterhin aufrechtzuerhalten.
Der aktuelle Gesundheitsbericht zum Suchtmittelkonsum liefert wertvolle Anhaltspunkte für noch
stärker zielgruppenspezifische Präventionsangebote. Männliche Jugendliche in Basel-Stadt zeigten in
Übereinstimmung mit Beobachtungen in nationalen und internationalen Erhebungen einen höheren
Suchtmittelkonsum (Alkohol, Cannabis, E-Zigaretten). Interessant an der Erhebung in Basel-Stadt und
ggf. relevant für die Steuerung von Präventionsprojekten sind jedoch die Unterschiede des Suchtmit-
telkonsums bei Betrachtung der verschiedenen Schulformen: Das Rauchen von nikotinhaltigen Ge-
nussmitteln (Zigarette, E-Zigarette, Wasserpfeife) war unter WBS-Schülern signifikant stärker verbrei-
tet, dagegen konsumierten Gymnasiasten mehr Alkohol und probierten häufiger Cannabis. In einer
Studie zu Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland 2 konnte gezeigt werden, dass
Jugendliche aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status ein höheres Risiko haben, regel-
Impressum 2019 mässig zu rauchen, dagegen ist die statistische Chance, jemals Alkohol getrunken zu haben, in dieser
Gruppe niedriger. Seit Inkrafttreten der Basler Schulreform besuchen die Schüler der 9. Klasse neu
Gesundheitsdepartement des gemeinsam die Sekundarschule, die Auftrennung in Gymnasium und andere weiterführende Schulen
Kantons Basel-Stadt und Ausbildungszweige erfolgt erst nach der neunten Klasse. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Unter-
Medizinische Dienste schiede bezüglich Rauchverhalten und Alkoholkonsum dadurch nivellieren oder ob ähnlich unter-
Kinder- und schiedliche Trends in Zukunft in den verschiedenen Leistungszügen der Sekundarschule nachzuwei-
Jugendgesundheitsdienst sen sein werden. Sollte dies so eintreten, könnte man die Erkenntnisse bei der Steuerung von auf
Schulklassen ausgerichteten Präventionsprojekten gezielt berücksichtigen.
Eva Würfel
Simone Niedermann Ob der insgesamt sehr erfreuliche Trend eines deutlich geringeren Substanzkonsums bei den Jugend-
Markus Ledergerber lichen Fortsetzung findet, soll mit einer weiteren Befragung in einigen Jahren überprüft werden.
Referenzen
1 Delgrande Jordan M, Schneider E, Eichenberger Y, Kretschmann A. (2019). La consommation de substances psychoactives des 11 à 15 ans en
Suisse – Situation en 2018 et évolutions depuis 1986 – Résultats de l’étude Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) (rapport de
recherche No 100). Lausanne: Addiction Suisse.
2 Lampert T, Kuntz B, KiGGS Study Group (2014). Tabak- und Alkoholkonsum bei 11–17-jährigen Jugendlichen. Ergebnisse der KiGGS-Studie
– Erste Folgebefragung (KiGGS Welle 1). Bundesgesundheitsbl 2014; 57:830–839.
3 ESPAD Group (2016), ESPAD Report 2015: Results from the European School Survey Project on Alcohol and Other Drugs, Publications Office
of the European Union, Luxembourg.
4 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2012). Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2011. Der
Konsum von Alkohol, Tabak und illegalen Drogen: aktuelle Verbreitung und Trends. BZgA, Köln, Deutschland.
St. Alban-Vorstadt 19 . 4052 Basel . Tel. 061 267 45 20
schularzt@bs.ch . www.gesundheit.bs.chSie können auch lesen