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Eveline Untersee Erfolgreiche Positionierung von Marken bei Teenagern
Erfolgreiche Positionierung von Marken bei Teenagern Oktober 2004 Eveline Untersee, Universität St. Gallen +41 (0)78 748 40 48 Die vorliegende Arbeit findet ihren Ursprung an der Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG). Sie wurde am 29. März 2004 am Institut für Marketing und Handel bei Prof. Dr. Torsten Tomczak von Eveline Untersee vorgelegt. Nach der Bewertung und Einholung der schriftlichen Zustimmung vom Rektor der Universität St. Gallen (Dr. Peter Gomez) zur Weitergabe der vorliegenden Arbeit durch die Verfasserin, wurden einige formale und graphische Änderungen vorgenommen. Sämtliche Quellen unbeschrifteter Graphiken lassen sich dem Bildernachweis (vgl. S. 68) entnehmen. Die Überarbeitung erfolgte im Herbst 2004 durch Eveline Untersee während eines Marktforschungspraktikums beim Institut für Begleit- und Sozialforschung IBSF in Zürich. I
INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS II SUMMARY V 1 EINLEITUNG 1 1.1 Ausgangslage 1 1.2 Problemstellung und Zielsetzung 1 1.3 Vorgehensweise und Aufbau 2 2 ZIELGRUPPE TEENAGER 3 2.1 Abgrenzungen 3 2.1.1 Begriff Teenager 3 2.1.2 Altersabgrenzung 3 2.2 Gesellschaftliche Trends und deren Folgen für Jugendliche 4 2.3 Jugendliche Lebenswelten 5 2.3.1 Bedürfnisse und Werte von Jugendlichen 6 2.3.2 Freizeitverhalten und Szenen 7 2.4 Trends 9 2.5 Zusammenfassung 10 3 JUGENDMARKT 11 3.1 Kaufbedürfnisse von Jugendlichen 11 3.1.1 Hintergründe des Jugendkonsums 11 3.1.2 Konsumentensozialisation 12 3.1.3 Kaufentscheidung/Kaufverhalten 15 3.2 Umsatzpotenziale im Jugendmarkt 16 3.2.1 Anzahl der jugendlichen Käufer in der Schweiz 16 3.2.2 Kaufkraft 16 3.2.3 Einkommensverwendung 19 3.3 Zusammenfassung 21 4 POSITIONIERUNG VON MARKEN IM JUGENDMARKT 22 II
4.1 Begriffserklärungen 22 4.1.1 Begriff Marke 22 4.1.2 Begriff Markenpositionierung 22 4.2 Bedeutung von Marken für Jugendliche 23 4.2.1 Markenbewusstsein und Präferenzen 23 4.2.2 Funktionen von Marken für Jugendliche 24 4.3 Motive bei der Markenwahl 25 4.3.1 Motive zwischen verschiedenen Produktkategorien 25 4.3.2 Motive innerhalb ausgewählter Produktkategorien 30 4.3.3 Folgerung 32 4.4 Positionierungsstrategien der verschiedenen Markenkategorien 33 4.4.1 Positionierung von Ego Sign Marken 33 4.4.2 Positionierung von Shared Basic Marken 34 4.4.3 Positionierung von Functional Standard Marken 35 4.5 Zusammenfassung 36 5 JUGENDSPEZIFISCHES MARKETINGPROGRAMM 37 5.1 Kommunikationspolitik 37 5.1.1 Markenbilder in der Werbung 37 5.1.2 Erlebniswelten 40 5.2 Produktpolitik 41 5.3 Preis- und Distributionspolitik 42 5.4 Zusammenfassung 43 6 PROBLEMFELDER 44 6.1 Ökonomische und rechtliche Grenzen 44 6.2 Ethische Grenzen 44 7 SCHLUSSBETRACHTUNG 46 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 47 TABELLENVERZEICHNIS 48 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 49 III
ANHANG 50 Anhang 1: Ergänzende Abbildungen 50 Anhang 2: Gesprächsleitfäden und Protokolle zu den geführten Interviews 53 LITERATURVERZEICHNIS 61 VERZEICHNIS DER SONSTIGEN QUELLEN 65 VERZEICHNIS DER SEKUNDÄR ZITIERTEN QUELLEN 66 VERZEICHNIS DER AUSKUNFTSPERSONEN 67 BILDERNACHWEIS 68 FUSSNOTENVERZEICHNIS 70 IV
SUMMARY 1. Junge Erwachsene stellen aufgrund ihrer aktuellen, indirekten und potenziellen Kaufkraft für Unternehmen eine wichtige Zielgruppe dar. Die unterschiedlichen Bedürfnisse und Werte sowie das spezielle Freizeit- und Konsumverhalten von Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsen fordern eine differenzierte Bearbeitung des vielversprechenden Kundensegments. 2. Unterschiedliche Produktbereiche lassen sich primär drei unterschiedlichen Markenkategorien zuordnen: • Ego Signs (Produkte, welche geeignet sind, sich zu individualisieren, z.B. Bekleidung), • Shared Basics (Produkte, welche den „coolen Mainstream, der jedem gefällt“, verlangen, z.B. Taschen/Rucksäcke) und • Functional Standards (Produkte, bei welchen sachliche Eigenschaften im Vordergrund stehen, z.B. Süssigkeiten und Chips). 3. Der Zugang zu den einzelnen Produkten gestaltet sich innerhalb der Zielgruppe unterschiedlich. Aus diesem Grund ist es möglich, durch eine entsprechende Markenpositionierung aus der dem Brand durch den Produktbereich vorgegebenen Markenkategorie auszubrechen. 4. Unter Wahrung der allgemeinen Prinzipien der Markenführung muss je nach Markenkategorie die Art der Kommunikation mit der Zielgruppe, der betriebene Aufwand in Szenen und auch die allgemeine strategische Richtung unterschiedlich gestaltet werden. 5. Um auf dem Jugendmarkt erfolgreich zu sein, soll nicht die Auswahl der richtigen Szene im Vordergrund stehen, sondern vielmehr die auf die Bedürfnisse von Jugendlichen stimmige Positionierung der eigenen Marke. 6. Nur wer versteht, was Jugendliche von einem spezifischen Produkt bzw. einer bestimmten Marke wollen und aufgrund dessen die richtigen Markentreiber für sein Produkt/seine Marke definieren kann, hat eine Chance auf eine erfolgreiche Positionierung seiner Marke im Jugendmarkt. V
Einleitung 1 Einleitung 1.1 Ausgangslage Prognosen der Rentenstatistiker, die zunehmende Tendenz zum Egoismus und die Kinderfeindlichkeit lassen für viele die Frage aufwerfen, warum es überhaupt noch Unternehmen gibt, welche sich auf junge Zielgruppen fokussieren. Das Jugendsegment stellt jedoch aus unterschiedlichen Gesichtspunkten eine sehr interessante Kundengruppe für Unternehmen dar: Als erstes erweisen sich Teenager durch ihre zunehmend eigenständigen Kaufentscheidungen auf dem Primärmarkt als eine bedeutende 1 Käufergruppe. Ein zweiter Grund, warum die jugendlichen Konsumenten eine wichtige Zielgruppe sind, ist die Tatsache, dass sie auf dem Einflussmarkt über eine gewisse indirekte Kaufkraft verfügen, indem sie 2 Konsumentscheidungen in der Familie und von Dritten beeinflussen. Ausserdem stellen Jugendliche auf dem zukünftigen Markt, da sie selbst bald erwachsen werden, weiter potenzielle zukünftige Käufer dar. Diese gilt es mit gezielten Marketingmassnahmen an das eigene Unternehmen, an die 3 eigenen Produkte und an die eigene Marke zu binden. Ein zusätzlicher Aspekt, welcher die Relevanz der jugendlichen Zielgruppe unterstreicht, findet sich im Jugendlichkeitswahn der heutigen Gesellschaft. Jungsein ist in und bedeutet, fit und sportlich zu sein und sich mit den Eigenschaften des Jugendlichseins zu umgeben. Dabei gibt man nicht nur vor, jung zu sein, sondern man fühlt sich auch wirklich so. Somit wird klar, dass die heutige 4 Gesellschaft Jungsein als Wert proklamiert. Etablierte Jugendmarken wie bspw. Nivea, Coca Cola, Red Bull, Miss Sixty und Nike haben es geschafft, ihre Marke erfolgreich im Jugendsegment zu positionieren. Durch die Wichtigkeit der Teenager als Zielgruppe ist es deshalb von Interesse, zu erfahren, welche Kriterien erfüllt sein müssen, um sich als eine angesehene Marke im Jugendmarkt etablieren zu können. Denn, wer seine Marke jugendlich – nicht aber kindlich – im Markt positionieren kann, gewinnt die bedeutende Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. 5 Ausserdem bestehen damit Chancen bei den „forever youngs“. 1.2 Problemstellung und Zielsetzung Das Jugendsegment spielt, wie bereits erwähnt, in Marktsegmentierungsstrategien eine wichtige 6 Rolle. Es ist jedoch in vielen Branchen ein vergleichsweise wenig bearbeiteter Teilmarkt. So hat sich auch die wissenschaftliche Marketingforschung nur sehr spärlich mit dieser jugendlichen Zielgruppe und ihren Eigenheiten auseinandergesetzt. Dies obwohl Heranwachsende als 7 Marktsegment und Zielgruppe immer mehr an Bedeutung gewinnen. Die Suche nach jugendrelevanten Studien und Themen über Schweizer Jugendliche stellt sich als 8 sehr schwierig heraus. Die Heranwachsenden gilt es deshalb gezielt zu bearbeiten, um sie für die 9 eigene Marke gewinnen und so früh als möglich an die eigene Unternehmung binden zu können. Jugendliche bilden allerdings ein sehr heterogenes Segment. Der Versuch, den Jugendmarkt mit klassischen Marketinginstrumenten zu erschliessen, erweist sich deshalb als komplexes Unter- fangen. Für Unternehmen erscheint es folglich zunehmend bedeutsam, diese schwierige 10 Zielgruppe mit einem speziellen Jugendmarketing zu stimulieren. 1
Einleitung In vorliegender Arbeit wird deshalb der Frage nachgegangen, wie man diese attraktive, aber schwierige Zielgruppe für die eigene Marke erobern kann. Dazu müssen zum einen die Lebenswelten der Jugend ins Blickfeld gerückt werden. Dabei spielen ihre im Laufe der letzten Jahre komplexer gewordenen Werte und Bedürfnisse eine tragende Rolle. Auf der anderen Seite sind weiter die jugendlichen Produkt- und Markenwelten von grosser Relevanz. Ihr Konsum- und Kaufverhalten muss deshalb genauer unter die Lupe genommen werden. Der vorliegende Beitrag soll die Wichtigkeit der Jugendlichen als Zielgruppe unterstreichen. Es wird der Frage nachgegangen, welche Bedürfnisse den Konsum von Jugendlichen bzgl. verschiedener Produkte bzw. Marken steuern. Dabei wird insbesondere untersucht, welche Faktoren eine Jugendmarke ausmachen und welche Elemente für eine erfolgreiche Markenpositionierung massgeblich sind. 1.3 Vorgehensweise und Aufbau Die vorliegende Arbeit stützt sich auf wissenschaftliche Literatur, empirische Untersuchungen sowie auf persönliche Interviews mit verschiedenen Experten. Ergänzend wurden einige Jugendliche zum 11 Thema befragt. Die Erkenntnisse aus den Gesprächen fliessen in verschiedenen Kapiteln der Arbeit ein. Der Aufbau der Arbeit stellt sich wie folgt dar: Im zweiten Kapitel wird auf die Zielgruppe der Teenager eingegangen. Dabei wird eine Begriffs- und eine Altersabgrenzung vorgenommen. Es werden einige gesellschaftliche Trends aufgezeigt und deren Folgen für die Jugendlichen erläutert. Um die Eigenheiten der jungen Zielgruppe zu beschreiben, werden die Bedürfnisse und Wertpräferenzen, welche für sie prägend sind, erläutert. Sie werden über alle Kapitel aufgegriffen und bilden eine wichtige Grundlage für die vorliegende Arbeit. Anschliessend wird auf das Freizeitverhalten und die Szenen der Zielgruppe eingegangen. Diese zwei Bereiche werden vor allem im fünften Kapitel für das jugendspezifische Marketingprogramm relevant. Schliesslich werden einige Trends im Jugendmarkt aufgezeigt. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Jugendmarkt. Dabei werden die Kaufbedürfnisse im Allgemeinen und später die Umsatzpotenziale ins Auge gefasst, um in einem nächsten Schritt spezifisch auf die Markenführung im Jugendmarkt einzugehen. Zur Abbildung der jugendlichen Kaufbedürfnisse, werden einige Ausführungen zu den Hintergründen des Jugendkonsums gemacht. Folgend werden die Konsumentensozialisation und die Besonderheiten von Teenagern bzgl. ihrer Kaufentscheidung/Kaufverhalten aufgezeigt. Mit Hilfe der in den vorgängigen Kapiteln geschaffenen Grundlage wird im Kapitel vier die Markenführung im Jugendmarkt betrachtet. Es stellt den Hauptteil der vorliegenden Arbeit dar. Hier wird der Frage nachgegangen, welche Anforderungen nötig sind, um eine Marke erfolgreich im Jugendmarkt zu positionieren. Dazu wird vorerst die Bedeutung von Marken für Jugendliche aufgezeigt. Des Weiteren werden anhand quantitativer Studien von Iconkids & Youth Motive von Teenagern bei der Markenwahl aufgezeigt. Mit Hilfe dieser Markentreiber werden in einem nächsten Schritt Positionierungsstrategien abgeleitet. Im fünften Kapitel werden die in den vorgängigen Kapiteln erhaltenen Ergebnisse in ein jugendspezifisches Marketingprogramm eingefügt. Dabei werden die verschieden Marketing- instrumente auf die Eigenheiten von Jugendmarken angepasst. In sechsten Kapitel werden sowohl ökonomische, rechtliche als auch ethische Grenzen des Jugendmarketings aufgezeigt. Das letzte Kapitel fasst die Arbeit zusammen und gewährt einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen des Jugendsegments und auf bestehenden Forschungsbedarf. 2
Zielgruppe Teenager 2 Zielgruppe Teenager 2.1 Abgrenzungen 2.1.1 Begriff Teenager 12 „Die Jugendzeit ist eine Phase des Übergangs von der Kindheit in das Erwachsenenalter.“ In den verschiedenen Entwicklungsphasen verändern sich der Organismus, die Intelligenz, die Identität sowie auch die individuellen Bedürfnisse der Heranwachsenden. Diese Entwicklungen haben wesentliche Auswirkungen auf die Fähigkeiten, Art der Wahrnehmung und Verarbeitung von 13 Informationen. Die Abgrenzung zwischen Kindheit, Jugendphase und Erwachsenenwelt wird typischerweise aufgrund einer Marktdifferenzierung der verschiedenen Lebensphasen vorgenommen, welche sowohl alterspezifische, biologische, psychologische als auch soziale 14 Aspekte einbezieht. Der Lebensphase Jugend geht die Phase der Kindheit voran. Diese endet aus 15 biologischer Sicht mit Beginn der Pubertät. In dieser Zeit setzen psychische und 16 soziale Veränderungen ein. In der Pubertät finden somit hormonelle, physiologische, psychische und mentale Umorganisationen von Körper und Persönlichkeit der Heranwachsenden statt. Der Beginn der Pubertät wird als Abgrenzung zwischen Kindheit und Jugendphase verstanden (biologische und psychologische Abgrenzung). Der Eintritt in die Jugend bringt für die Heranwachsenden den Einbezug in gesellschaftliche Verantwortungsbereiche mit 17 sich. Die Abgrenzung zur Erwachsenenwelt erfolgt durch soziale 18 Kriterien. Das Ende der Jugendphase ist durch eine Übernahme von Aufgaben, welche typischerweise Erwachsenen zugesprochen werden, gekennzeichnet. Die Ausübung eines Berufes, die Gründung der familiären Selbständigkeit und die damit zusammenhängende wirtschaftliche und finanzielle Unabhängigkeit gelten als Merkmale der Erwachsenenwelt (soziologische Abgrenzung). Durch lange Ausbildungszeiten in der Schule, durch die Berufsbildung und die Ausbildungen an Hochschulen bzw. Universitäten kann sich der Beginn dieses 19 Lebensabschnitts bis in das dritte Lebensjahrzehnt verschieben. Somit wird 20 ersichtlich, dass bei der Abgrenzung nach oben unscharfe Ränder bestehen. Bei der Abgrenzung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen muss das Phänomen der sog. Akzeleration beachtet werden. Darunter wird eine zeitliche Vorverschiebung der körperlichen Reife verstanden. Dies führt zu einer Verkürzung der Kindheit und erzeugt eine frühere hormonelle Umstellung. Der Begriff der Akzeleration beinhaltet aber auch die Beschleunigung der seelisch-geistigen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Eine Konsequenz hieraus besteht darin, dass es immer weniger Kinder und dafür immer mehr 21 Jugendliche gibt. 2.1.2 Altersabgrenzung Eine reine Altersabgrenzung ist gemäss den oben aufgeführten Abgrenzungskriterien kritisch zu sehen. Verhaltensunterschiede lassen sich demnach nicht ursächlich auf Altersunterschiede zurückführen. Vielmehr sind dafür andere Faktoren wie z.B. bis dahin entwickelte Kenntnisse, Fertigkeiten und Verhaltensgewohnheiten oder auch Umwelteinflüsse verantwortlich. Es ergeben sich deshalb Probleme bei der Verwendung des Alters als Abkürzung von anderen 3
Zielgruppe Teenager 22 Einflussfaktoren. Eine weitere Schwierigkeit der reinen Altersabgrenzung besteht darin, dass in 23 der heutigen Zeit Jugendliche vermehrt wie Erwachsene handeln und umgekehrt. Die altersmässige Abgrenzung der verschiedenen Phasen der Kindheit und Jungend wird deshalb in 24 der Literatur unterschiedlich aufgefasst. In vorliegender Arbeit wird der Begriff Teenager oder Jugendliche für Menschen zwischen dem 14. und dem 23. Lebensjahr verwendet. Da jedoch in der Literatur, wie bereits erwähnt, keine einheitliche Altersabgrenzung des Begriffes „Teenager“ zu finden ist, weisen auch Studien zu diesem Thema ganz unterschiedliche Altersabgrenzungen auf. Es ist deshalb unvermeidlich, wenn einzelne Aspekte aus den verwendeten Untersuchungen nicht die ganze Zielgruppe abbilden, sondern nur Teile davon. Mit der Festlegung der Zielgruppe im Alter von 13-22 Jahren wird deshalb versucht, weitgehendst alle wichtigen Aspekte in der Arbeit zu integrieren. Nur so kann gewährleistet werden, dass ein möglichst umfängliches Bild über die Jugend im Zusammenhang mit Marken erstellt werden kann. 2.2 Gesellschaftliche Trends und deren Folgen für Jugendliche Mitte der 80er Jahre begann ein gesellschaftlicher Wertewandel. Bis dahin gängige Werte wie: Obrigkeitsglauben, Pflichterfüllung, Arbeitsethos, Anerkennung von Sitte und Anstand oder Gehorsam verloren je länger je mehr an Bedeutung und wurden in den Hintergrund gestellt. An ihre Stelle traten Ich-bezogene und postmaterialistische Werte. Autonomie, Selbstverwirklichung sowie hedonistische Selbstentfaltung und steigendes Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt waren 25 die Werte, welche die klassischen ersetzt haben. In der heutigen Gesellschaft besteht der Trend 26 zur emotionalen Verwirklichung eines jeden. Der wichtigste Aspekt der heutigen gesellschaftlichen Modernisierung ist die sog. Individualisierung. Traditionelle soziale Milieus und starre Gruppenzugehörigkeiten werden durch sie gelockert oder lösen sich sogar gänzlich auf. Dies bringt auch den Verlust von milieuspezifischen Werthaltungen und Einstellungsmustern mit sich. Der Einzelne ist deshalb mehr 27 als jemals zuvor auf sich alleine gestellt. Kinder müssen sich je länger je mehr selbst beschäftigen und erziehen, da das Familienleben immer weiter nach hinten gestellt wird. Das Gedankengut der antiautoritären Erziehung bildet zum einen eine freie Entfaltung der Kinder (ohne Reglementierungen) und zum anderen eine Unterstützung dieser Entfaltung durch Eltern und Pädagogen. Kinder äussern ihre Wünsche von klein auf und setzen diese auch durch. Sie werden 28 immer mehr als gleichberechtigte Partner gesehen. So kommt es, dass die heutigen Teenager wesentlich mehr Verantwortung tragen als Jugendliche in früheren 29 Zeiten. Individualisierung bedeutet aber nicht, völlig einzigartig zu sein. Vielmehr besteht sie darin, sich abseits der Masse in kleinen, 30 aber gleichgesinnten Gruppen zu positionieren. Auf diese sog. Szenen wird in 2.3.2 (Freizeitverhalten und Szenen) näher eingegangen. Eine Folge der Individualisierung stellt sich in der heute herrschenden Pluralisierung dar. Die heutige Gesellschaft zeichnet sich durch ihre Vielfältigkeit aus und ist sehr schwer überschaubar geworden. Vor allem die Lebensstile und kulturellen Orientierungsmuster von Jugendlichen pluralisieren wie niemals zuvor. Veranschaulichen lässt sich das in der breiten Fächerung der jugendlichen Lebensstilgruppen und ihren Musikstilrichtungen. In den 60ern des letzten Jahrhunderts bspw. dominierte die Musikstilrichtung der Beatles und der Rolling Stones. Breite Strömungen stellen heutzutage z.B. die Techno- oder HipHopkultur dar. Diese Moden sind aber in sich selbst 4
Zielgruppe Teenager wieder breit ausgefächert. Hieraus resultiert eine unüberschaubare Vielfalt von Szenen und 31 32 Stilen, welche sich ständig neu weiterentwickeln. Diese Pluralisierung und Aufspaltung der Jugend führt dazu, dass mit einem einzelnen Angebot nicht der ganze Jugendmarkt erreicht werden kann, sondern nur Teile von diesem. Es ist deshalb dienlich und oft auch erforderlich, den Jugendmarkt in verschiedene Segmente zu unterteilen und auf diese in einer gezielten Bearbeitung einzugehen. Bei einer solchen Bearbeitung, besteht allerdings die Gefahr, dass den dadurch anfallenden Kosten nur geringe Umsätze 33 gegenüberstehen. Ein weiteres Merkmal der heutigen Gesellschaft besteht in der hybriden Konsumstruktur der Konsumenten. Die Kunden lassen sich nicht mehr eindeutig einer Käufertypologie zuordnen. 34 Vielmehr gehören sie je nach Situation unterschiedlichen Clustern an. Dies zeigt sich bei 35 Jugendlichen, dass sie immer häufiger verschiedenen Lebensstilen parallel angehören. Somit wird ersichtlich, dass die Ansprüche und Bedürfnisse, welche Teenager an Produkte bzw. Marken stellen, sehr vielschichtig und individuell sind. Die zunehmende Marktsegmentierung, die hybride Konsumstruktur der Nachfrager, aber auch die wachsende Internationalisierung und der daraus entstehende Markteintritt neuer Wettbewerber, die dramatische Verkürzung der Produktlebenszyklen und die steigende Anzahl Produktinnovationen 36 37 führen u.a. zur sog. Multioptionsgesellschaft . Diese zeichnet sich durch eine Steigerung der Erlebens-, Handlungs- und Lebensmöglichkeiten und durch eine Optionensteigerung aus. Die Steigerung der Möglichkeiten findet in allen Bereichen des alltäglichen Lebens statt: also auch in 38 den Konsumangeboten. Die wachsenden heterogenen Bedürfnisse in einzelnen Bereichen führen zu einer Anpassung des Angebotes und somit zu einer Explosion von Produkten und Marken. Die Angebote in den einzelnen Produktbereichen sind dadurch nur sehr schwer zu erfassen. Somit sind Kunden mit einem Angebotschaos konfrontiert. Viele Konsumenten sind durch diese Vielfalt überlastet und reagieren aus einem Selbstschutz heraus, indem eine Beschränkung der 39 wahrgenommenen Marken stattfindet. Bei Marketingmassnahmen, welche auf die grosse Masse 40 ausgerichtet sind, besteht die Gefahr, dass diese an der jugendlichen Zielgruppe vorbeigehen. Im Folgenden werden vorerst die Besonderheiten der jugendlichen Zielgruppe bzgl. ihrer Lebenswelten im Unterschied zu den Erwachsenen ins Auge gefasst, um die Zielgruppe in Bezug auf ihre kaufverhaltensrelevanten Merkmale besser verstehen zu können. 2.3 Jugendliche Lebenswelten Jugendliche sind hinsichtlich ihrer kaufverhaltensrelevanten Merkmale keine homogene Gruppe. Anhand von soziodemographischen Daten wie bspw. Alter, Geschlecht, Status und Bildungsniveau kann bspw. festgestellt werden, dass ältere männliche Jugendliche eine besonders interessante Zielgruppe für Unternehmen, die im Computerbereich tätig sind, darstellen. Sie sind für diesen Bereich aufgrund ihres höheren Einkommens und ihrer Bedürfnisse eine attraktive Kundengruppe. Demgegenüber bevorzugen es Mädchen eher, ihr Geld für Kleider auszugeben. Diese Zielgruppe ist deshalb für Anbieter von 41 Kleidung eine interessante Käufergruppe. Jugendliche bilden allerdings nicht nur aufgrund ihrer Kaufverhaltensmerkmale, sondern auch bzgl. ihrer Produktanforderungen ein heterogenes Segment. Eine Ausschöpfung der Umsatzpotenziale im Jugendmarkt ist deshalb mit der Offerierung eines einzigen Angebots meist nicht möglich. Vielmehr muss deshalb eine spezifische 5
Zielgruppe Teenager Bearbeitung von unterschiedlichen Gruppen von Jugendlichen erfolgen. Für ein Unternehmen bietet das die Möglichkeit der Segmentierung des Jugendmarktes und der Fokussierung auf die attraktivste Gruppe (vgl. 2.2 (Gesellschaftliche Trends und deren Folgen für Jugendliche) 42 Pluralisierung). Dabei müssen neben soziodemographischen Daten auch psychographische 43 Daten herangezogen werden. Dazu gehört bspw. der Lebensstil der Käufer, welcher in Bezug auf 44 jugendliche Konsumenten von hoher Bedeutung ist. Um sich von den verschiedenen jugendlichen Lebensstilen einen Überblick verschaffen zu können, wird im Folgenden auf die Bedürfnisse und Werte der heutigen Jugend eingegangen. Anschliessend werden die Bereiche Freizeit und Szenen näher betrachtet. 2.3.1 Bedürfnisse und Werte von Jugendlichen Die Bedürfnisse der Heranwachsenden werden wesentlich durch die physischen als auch durch die psychischen Veränderungen im Laufe ihrer Entwicklung bestimmt. Zu Beginn der Jugendphase setzt die Selbstfindung und die Ausbildung von eigenen Wertesystemen ein. Die eigene Persönlichkeit und ebenso das Selbstwertgefühl sind deshalb in dieser Zeit noch nicht sehr stark 45 ausgeprägt. Die diesbezügliche Verunsicherung der Teenager ist gross. Die Bedürfnisse wie der Wunsch nach zwischengeschlechtlichen Beziehungen, nach Unabhängigkeit, nach Zugehörigkeit und nach Anerkennung sowie das Bedürfnis nach Entwicklung der eigenen 46 Persönlichkeit/Individualität oder Abgrenzung nach aussen sind deshalb für die Teenager zentral. Jugendliche wollen sich zudem von allem Kindlichen, aber auch von den Eltern und Traditionen 47 abgrenzen. Sie inszenieren sich folglich gerne und bewusst. Da die eigene Identität bedeutend vom Selbstbild geprägt, die Entstehung des Selbstbildes aber wiederum von Meinungen anderer Personen mitbestimmt wird, ist die häufig bei Teenager auftretende Selbstdarstellung durch den Konsum sozial auffälliger Produkte wie bspw. Kleidung, dekorative Kosmetik oder 48 Unterhaltungselektronik Bestandteil für die Entwicklung der Identität eines Jugendlichen. Je älter 49 Jugendliche jedoch werden, desto mehr sehen sie sich als unabhängig und erwachsen. Diese Bedürfnisse bilden für den weiteren Verlauf der Arbeit einen sehr wichtigen Aspekt. So werden diese bei der Erläuterung der Kaufbedürfnisse von Teenagern und auch bei deren Einkommensverwendung relevant. Insbesondere baut Kapitel vier auf diesen Bedürfnissen auf. Wichtig für das Verständnis der Jugend als Zielgruppe sind aber neben den Bedürfnissen auch ihre Wertpräferenzen. Darunter werden wesentliche Elemente der menschlichen Psyche verstanden, 50 welche festlegen, was im Leben wichtig ist und angestrebt wird. Erst im Rahmen der eigenen Identitätsfindung kann ein eigenes Wertesystem ausgebildet 51 werden. Die Wichtigkeit der verschiedenen Lebensbereiche lässt sich mit folgender Graphik darstellen. 6
Zielgruppe Teenager Abbildung 1: Werte und Ziele von Schweizer Jugendlichen im Alter von 13-22 Jahren 84 Freiheit 84 81 Freizeit 80 79 Gesundheit 79 78 Partnerschaft/Liebe 76 66 Familie 62 55 Beruf 48 41 Sexualität 35 32 Karriere 27 26 Auszug aus Elternhaus 22 19 Konsum 14 9 Religion 9 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Anzahl Jugendliche in % (N pro Item = 316) Quelle: In Anlehnung an: Radiotele AG (2003), S. 7 Wie aus obiger Tabelle klar ersichtlich wird, legen Jugendliche wenig Wert auf Politik, Kunst, Wirtschaft und Religion. Viel wichtiger sind den heutigen Heranwachsenden ihre Freunde, die Freiheit und einfach Spass am Leben zu haben. Diese Aspekte stellen die Grundwerte der heutigen Jugendlichen dar. Sie beziehen sich auf private Harmonie, auf die oben erwähnten Bedürfnisse nach sozialer Geselligkeit und Austausch und auf den Wunsch, ein eigenständiges Leben führen zu 52 können. 2.3.2 Freizeitverhalten und Szenen 53 Die Gestaltung der Freizeit bildet einen wichtigen Teil der Lebenswelt von Jugendlichen. Jugendliche leben ihre Interessen hauptsächlich in ihrer Freizeit aus, weil dieser Lebensbereich am besten individuell gestaltet werden kann. In ihm werden deshalb auch die sog. Szenen gebildet 54 und ausgelebt. Im Folgenden wird ein Einblick in das Freizeitverhalten und die Szenen von Teenagern gewährt. ▪ Freizeitverhalten Die Freizeit wird von vielen Jugendlichen immer mehr als Entspannungs- und Selbst- verwirklichungszeit gesehen. Verursacht wird dies, durch den hohen Stellenwert der schulischen 7
Zielgruppe Teenager Ausbildung in der heutigen Zeit und durch die zunehmend zum Alltag von Jugendlichen 55 gehörenden Nebentätigkeiten und Ferienjobs. Radiotele hat in Zusammenarbeit mit Dr. Max Müller, Leiter des Instituts für Begleit- und Sozialforschung, die Studie Jugendbarometer VIVA SWIZZ powered by IHA-GfK entwickelt. Dabei wurden Deutschschweizer Jugendliche im Alter von 13 bis 22 Jahren untersucht. In Bezug auf das Freizeitverhalten hat die Studie folgende Auffälligkeiten ermittelt: Das spontane Zusammensein mit 56 Gleichaltrigen , Musik, Ausgang und Sport spielen eine bedeutende Rolle in der Freizeitgestaltung von Jugendlichen (vgl. Abbildung 13 im Anhang 1). Auffällig ist neben der hohen Bedeutung von sozialen Beziehungen auch die relativ starke Verbindung von Teenagern zu neuen Kommunikations- und Interaktionsmedien. Die Nutzung von Handy und Internet ist für die heutigen Jugendlichen schon beinahe zu einer Selbstverständlichkeit geworden und beeinflusst 57 deshalb auch stark ihr Freizeitverhalten. Wie schon erwähnt hat auch der Sport für Jugendliche einen hohen Stellenwert. Sie verbringen einen Grossteil ihrer Freizeit damit. Von besonderem Interesse ist dieser Aspekt im Zusammenhang mit einem allfälligen Eventmarketing zur Klärung der Frage, welche Sportarten im Besonderen für Teenager Attraktivitätspotenzial besitzen. Absolute Trendsportarten sind gemäss B. Heinzelmeier u.a. Snowboarden, Inlineskaten, Streetball und Skateboarden. Vereinssportarten wie bspw. Tennis, Volleyball oder auch Fussball weisen heutzutage stagnierende, wenn nicht sogar rückläufige Mitgliederzahlen auf. Dahingegen sind die sog. Freestyle-Sportarten, wie eben erwähnt, bei Jugendlichen derzeit voll im Trend. Der Boom dieser Sportarten begründet sich darin, dass Freestyle informell, ungebunden und ohne autoritäre 58 Strukturen/erwachsene Funktionäre betrieben werden kann. Der Lebensbereich der Freizeit kann, wie dargelegt, am besten individuell gestaltet werden, weshalb er für die sog. Szenen eine optimale Plattform bietet. Im nächsten Abschnitt wird näher auf die verschiedenen Lebensstile/Szenen der Teenager eingegangen. ▪ Szenen Gleichzeitig mit dem Beginn des Ablösungsprozesses der Kinder von ihren Eltern, steigt der 59 Stellenwert der „Peergroup“. Teenager werden von diesem Zeitpunkt an vermehrt Mitglieder von 60 Szenen. Szenen sind globale, meist recht lose Verbindungen von Personen, welche ähnliche bis gleiche Wertvorstellungen, Einstellungen und Freizeitpräferenzen haben. Diese Eigenschaften 61 manifestieren sich auch im Konsumstil. Zur Abgrenzung gegen aussen werden einheitliche Codes benutzt. Hierbei besteht eine hohe Übereinstimmung in Sprache, Kleidung, Denkmustern und Ansichten über allgemeine Lebensthemen zwischen den Szenemitgliedern. Innerhalb der Szene wird damit Homogenität geschaffen, gleichzeitig findet aber auch eine Abgrenzung gegenüber der 62 „Aussenwelt“ statt. Die Lebensphilosophien werden in Szenen typischerweise durch die drei 63 grossen „M“ - Meinung, Musik und Marken - ausgedrückt. Diese Szenecodes muss jedes Mitglied beherrschen, um glaubwürdig zu sein und somit in der Gruppe akzeptiert zu werden. Konkret heisst das, dass Mitglieder einer Szene die „richtige“ Musik hören, den „richtigen“ Kleidungsstil haben und die dazugehörigen Marken tragen müssen, und die spezifische Szeneweltanschauung muss von ihnen im „richtigen“ Sprachcode kommuniziert werden. Wer die drei „M“ beherrscht, gehört zur Szene. Dies gilt auch für die Unternehmen. Somit wird klar, dass nur wer über ein Grundlagenwissen bzgl. Szenen verfügt, in der Lage ist, einen richtigen Dialog mit diesen 8
Zielgruppe Teenager 64 aufzubauen. Zu den aktuellen Jugendthemen zählen weiter auch Mode und Sport. Zusammen mit Musik prägen sie die Teenager stärker als das Alter. Für viele Jugendliche ist das Leben eine Bühne, auf welcher sie sich selbst inszenieren. Ein neuer Musikgeschmack bringt von heute auf morgen einen neuen Kleidungsstil mit sich, und die Mode wird von den oben genannten 65 Trendsportarten geprägt. Neuere Untersuchungen von jugendlichen Lebensstilen haben ergeben, dass bei Teenagern vermehrt wechselnde Vorlieben möglich sind und dass unterschiedliche Lebensarten gleichzeitig 66 ausprobiert werden. Diese Wechselmöglichkeiten und Mehrfachzugehörigkeit von Jugendlichen 67 stellt bei der Segmentbildung eine zusätzliche Schwierigkeit dar. Dabei wird die Schnelligkeit der Wechsel von Stilen als Hauptproblem der differenzierten Bearbeitung gesehen. Bis nämlich in der Markforschung bestimmte Strukturen und Stile identifiziert und darauf aufbauend 68 Marketingkonzepte entwickelt werden, sind diese vielfach schon als veraltet zu betrachten. Beispiele für jugendliche Lebensstile, welche aufeinander einwirken und sich soziodemographisch 69 sowie in ihrem Konsumverhalten beschreiben lassen, sind: HipHoper, Technofreaks, Girlies, distinguierte Hedonisten, aktiv Aufgeschlossene, Adaptierende, Computerfreaks, Männerkulturförderer, Verweigerer und in der Jobkultur Etablierte. In der Altersgruppe der 14 bis 19 Jährigen trifft man besonders häufig auf Girlies und Vertreter der Hip-Hop-Kultur, welche besonders oft Trends vorgibt. 2.4 Trends Hauptträger von Wertewandel sind meist die jüngeren Generationen. Sie tragen die „neuen Werte“ 70 im Laufe ihres Heranwachsens zunehmend in die Gesellschaft hinein. In der heutigen vielschichtigen Gesellschaft, welche dauernden und schnellen Veränderungen ausgesetzt ist, ist das frühzeitige Erkennen von Trends einer der wichtigsten Parameter der gesamten Wirtschaft geworden. Nur mit einer solchen Früherkennung der Trends können neue Bedürfnisse rechtzeitig erkannt und versorgt werden. Vor allem die Jugendlichen sind mit den verschiedensten 71 Strömungen und interkulturellen Verflechtungen stark konfrontiert. Die Früherkennung im Jugendsegment ist deshalb, um bei der Zielgruppe aktuell zu bleiben, besonders wichtig. So sind es meist die Teenager selbst, welche Veränderungen vorgeben und als Trendsetter fungieren. Es waren z.B. junge Leute, welche den Turnschuh von einem reinen Sportschuh in einen Freizeitschuh umfunktionierten oder statt einer normalen, langweiligen Tasche einen Rucksack trugen. Heutzutage tragen sogar feine Damen kleine, 72 edle Rucksäcke durch noble Einkaufsstrassen. Unternehmen wie z.B. Benetton haben die Wichtigkeit der jugendlichen Zielgruppe zur Früherkennung von Trends erkannt und arbeiten deshalb mit 73 jugendlichen Trend-Scouts zusammen. Die Trendforschung kann jedoch nicht alle Trends, die auf eine Gesellschaft zukommen, vorhersagen. Der diesbezügliche Erfolg bzw. Misserfolg von Marketinganstrengungen bleibt oft unkalkulierbar. Die Jugend zeigt sich als eigenwillige Zielgruppe, welche sich immer schneller entwickelt. Oft entsteht 74 auch der Anschein, dass bestimmte Moden plötzlich, willkürlich und aus dem Nichts entstehen. Die grossen Trendströmungen, wie sie von früheren Zeiten bekannt sind, sind gemäss Asta Baumöller, Marketingleiterin von VIVA SWIZZ, vorbei. Vielmehr existieren ihrer Meinung nach immer mehr kleine Strömungen, welche durch die Individualisierung verursacht worden sind. 9
Zielgruppe Teenager Jugendliche suchen vermehrt nach der richtigen Collage von verschiedenen Stilen. Individualisierung scheint schick zu sein. So werden bspw. Markenjeans in Kombination mit einem T-Shirt vom Secondhand-Laden getragen, um so etwas Einzigartiges zu verwenden und somit 75 persönlichen Stil zu zeigen. 2.5 Zusammenfassung Die Individualisierung, die Pluralisierung, die hybride Konsumstruktur und die Multioptionsgesellschaft bilden die Rahmenbedingungen, welche im Hinblick auf das Jugendmarketing und die Trends in dieser Zielgruppe beachtet werden müssen. Die heutige Welt ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen. Jugendliche wachsen deshalb in der sog. Multioptionsgesellschaft auf. Um nicht ein austauschbares Produkt unter vielen anderen zu produzieren, müssen die wirklichen Wünsche und Bedürfnisse der Teenager eruiert werden. Sie bilden eine wesentliche Grundlage für die Bearbeitung des Jugendmarktes. Der Wunsch nach Selbstfindung bzw. Individualität, nach Zugehörigkeit und Anerkennung und nach Unabhängigkeit prägen die Jugendphase stark. Für das Verständnis der Teenager als Zielgruppe sind aber auch deren Wertpräferenzen wichtig. Freiheit, Freunde bzw. Cliquen, Spass am Leben und Freizeit bilden wesentliche Pfeiler für jugendliche Lebenswelten. Was das Freizeitverhalten im Speziellen betrifft, so lässt sich sagen, dass es vor allem die Freunde, die Musik, der Ausgang und der Sport sind, mit welchen sich die die Jugendlichen viel und oft beschäftigen. Für jugendliche Lebenswelten sind auch die sog. Szenen von Bedeutung. Diese definieren sich meist über Meinungen, Musik und Marken. Aber auch Mode und Sport zählen zu den aktuellen Jugendthemen und prägen Teenager in hohem Masse. Diese Faktoren sind vor allem im Hinblick auf den Kommunikationsaspekt im Marketing-Mix, welcher im fünften Kapitel näher beschrieben wird, von Bedeutung. Vorerst wird im nächsten Schritt auf den Jugendmarkt im Speziellen eingegangen. 10
Jugendmarkt 3 Jugendmarkt 76 Jeder tatsächliche Abnehmer von unternehmerischer Leistung wird als Kunde (i.e.S.) verstanden. Nach Kotler/Bliemel besteht ein Markt aus „allen potenziellen Kunden mit einem bestimmten Bedürfnis oder Wunsch, die willens und fähig sind, durch einen Austauschprozess das Bedürfnis 77 oder den Wunsch zu befriedigen“. Folglich werden auch potenzielle und indirekte Nachfrager, welche durch ihre Kaufentscheidungseinflüsse auf Dritte wirken, als Kunden einbezogen. Der in der vorliegenden Arbeit fokussierte Jugendmarkt besteht folglich aus dem Teil der aktuellen, der indirekten und der potenziellen Kunden, welcher der Jugend angehört und ausserdem in der deutschsprachigen Schweiz lebt. Aufgrund dessen, dass in der Schweiz jedoch praktisch keine 78 jugendrelevanten Studien existieren, wird in der vorliegenden Arbeit z.T. auf deutsche Studien zurückgegriffen. Dies ist insoweit unbedenklich, als dass es keine grundlegenden Unterschiede 79 zwischen Deutschen und Deutschschweizer Jugendlichen gibt. 3.1 Kaufbedürfnisse von Jugendlichen Im Hinblick auf eine erfolgreiche Markenführung auf dem Jugendmarkt müssen vorerst die Kaufbedürfnisse von jugendlichen Kunden ins Auge gefasst werden. Dabei werden insbesondere die Hintergründe des Jugendkonsums, die Konsumentensozialisation der Jugendlichen mit den relevanten Einflussfaktoren und einige wichtige Elemente bzgl. der Kaufentscheidung bzw. des Kaufverhaltens von Teenagern ins Blickfeld gerückt. 3.1.1 Hintergründe des Jugendkonsums Der Konsum dient grundsätzlich der Befriedigung von Grundbedürfnissen, zur Erwirkung von 80 Zugehörigkeit, zur Demonstration von Status und/oder zur Kompensation. Aufgrund der im Jugendalter typischen Bedürfnisse nach Anerkennung, Zugehörigkeit und 81 Individualität sind es bei Teenagern vor allem die Aspekte der Zugehörigkeit, der Demonstration und der Kompensation, welche den Konsum ankurbeln. So nimmt bei Teenagern die Anzahl derjenigen Käufe von Produkten bzw. Marken zu, mit welchen sie Zugehörigkeit zu einer Gruppe vermitteln wollen bzw. Einkäufe, bei denen sie Individualität oder auch sozialen Status beweisen möchten. Bis zu einem Zehntel der von den Jugendlichen Kunden getätigten Käufe sind durch die Kompensation gesteuert. Viele Teenager geben zu, mehr oder weniger häufig Käufe zu tätigen, die eigentlich gar nicht nötig 82 gewesen wären, d.h. sog. irrationale Käufe zu tätigen. Zu diesem Sachverhalt lässt sich Folgendes erläutern: In der Jugendphase findet eine starke Ausdifferenzierung der Persönlichkeit eines Teenagers statt. Eigene Bedürfnis-, Werte- und Normensysteme sowie ethisches und politisches Bewusstsein werden in diesem Zeitabschnitt gebildet. Jugendliche suchen vor allem bei Eltern, Peergroups und bei den Lehrern bzw. mittels Schulnoten nach Aufmerksamkeit, 83 Annerkennung und Wertschätzung. Je geringer diese Dimensionen bei Jugendlichen vorhanden 84 sind, desto höher ist deren Anfälligkeit kompensatorische und demonstrative Käufe zu tätigen. Im Hinblick auf ethische Einschränkungen, vgl. dazu Kapitel 6.2 (Ethische Grenzen), sollten sich Massnahmen zur Bearbeitung des Jugendmarktes auf die ersten drei Kaufmotive, also auf die Bedürfnisbefriedigung, auf den Beitrag zur sozialen Zugehörigkeit und zur Demonstration von Individualität und sozialem Status, beschränken. Jedoch sind auch bei den Motiven der sozialen 11
Jugendmarkt Zugehörigkeit sowie bei der Demonstration von Individualität und sozialem Status ethische Kriterien 85 zu berücksichtigen. Im Folgenden wird die Konsumentensozialisation von Jugendlichen mit ihren Einflussgrössen aufgezeigt. 3.1.2 Konsumentensozialisation Unter Konsumentensozialisation versteht man die „Einführung eines Individuums in die 86 Konsumkultur einer Gesellschaft“. Dabei lernt der Kunde, seine Konsumentenrolle zu spielen und 87 die Erwartungen, welche die Gesellschaft an ihn stellt, zu erfüllen. Im Prozess der Konsumentensozialisation finden Prägungs- und Lernprozesse statt. Als Konsequenz daraus entwickeln sich schon in der Kinder- und Jugendphase Kaufverhaltensmuster und 88 Markenpräferenzen. Individuen lernen neues Verhalten durch Beobachtung vom Verhalten anderer oder aber durch direkte eigene Erfahrung. Beim Lernen durch Beobachtung stehen Kinder und Jugendliche sog. Sozialisationsagenten gegenüber. Diese liefern der jungen Zielgruppe Modelle, an denen sie Konsumentenrollen einüben können. Sozialisationsagenten sind auf der einen Seite: Familie, Schule und Freunde. Sie stehen mit den Jugendlichen in unmittelbarem und persönlichem Kontakt. Andererseits werden sie auch von den Massenmedien (z.B.: Fernsehen, Comic-Hefte, Bücher oder Zeitschriften) in ihrem Konsumverhalten beeinflusst. Die von den Sozialisationsagenten gelieferten Verhaltensmodelle spielen für das Lernen eine vorrangige 89 Rolle. Jedoch sind auch die emotionale Konditionierung und das Lernen durch direkte Erfahrung von grosser Bedeutung. Besonders wenn man bedenkt, dass Jugendliche zunehmend eigene 90 Kauf- und Verwendungserfahrungen tätigen. Durch die emotionale Konditionierung werden den Jugendlichen vor allem durch das Fernsehen Präferenzen für bestimmte Produkte beigebracht. Das eigene Einkommen spielt beim Lernen durch unmittelbare Erfahrung eine wichtige Rolle. Jugendliche sind vermehrt in der Lage, selber über ihr Geld zu verfügen und somit an 91 ökonomischen Austauschbeziehungen teilzunehmen. Für das Konsumverhalten von Erwachsenen sind also in hohem Masse Lernprozesse in der Kindheits- und Jugendphase verantwortlich. Das Konsumentenverhalten ist jedoch auch als Ergebnis von andauernd stattfindenden Erfahrungen zu verstehen. So können bspw. aktuelle 92 Einfüsse Umgestaltungen in den bereits vorhandenen Prädispositionen bewirken. Es ist daher von Interesse, welche relative Bedeutung die Erfahrungen in der Jugendphase für das Konsumverhalten eines Erwachsenen hat. Im Folgenden werden die verschiedenen Sozialisationsagenten aufgezeigt und erläutert, die bzgl. des Konsums auf Jugendliche einwirken. ▪ Sozialisationsagenten Unter Sozialisationsagenten sind Einflüsse zu verstehen, welche auf das Kaufverhalten von Jugendlichen einwirken. Die unten stehende Graphik stellt einige mögliche Sozialisationsagenten und ihren Einfluss auf die Jugendlichen dar. 12
Jugendmarkt Abbildung 2: Beeinflussung Schweizer Jugendlicher im Alter von 13-22 Jahren durch verschiedene Sozialisationsagenten Beeinflussung von Jugendlichen in ihrem Modestil Freunde/ Kollegen 41 Zeitschriften 19 Musiker 9 Videoclips 7 Werbung 6 Schauspieler 5 Sportler 4 Geschwister 4 TV-Moderatoren 2 Modeshows 2 Eltern 1 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Angaben in Prozent, N=316 Quelle: Radiotele AG (2003), S. 5 Im folgenden Schritt gilt es die verschiedenen Sozialisationsagenten und ihren Einfluss auf das Kaufverhalten zu erläutern. a. Familie In der heutigen Gesellschaft ist ein Wandel in der Familienstruktur als auch im Erziehungsstil zu 93 beobachten. Die klassische Familie (zwei Kinder, Vater berufstätig, Mutter Hausfrau) erodiert. So wachsen, was die Familienstruktur angeht, permanent weniger Kinder in einer „Normalfamilie“ auf. Dafür hat die Zahl der „Ein-Eltern-Familien“ und die Anzahl berufstätiger Mütter zugenommen. Die Folge davon ist die Entstehung von sog. „Satellitenfamilien“. D.h. die Familienmitglieder wohnen zwar noch im selben Haushalt, jeder geht aber seinen eigenen Interessen nach. Der heutige Erziehungsstil zeichnet sich dadurch aus, dass Eltern der Selbständigkeit ihrer Kinder vermehrt grössere Bedeutung einräumen als früher. Eine Konsequenz hieraus ist, dass sich Kinder und Jugendliche immer früher, selbständiger und selbstbewusster mit dem Konsum und der Werbewelt 94 auseinandersetzen. Die Konsumentensozialisation beginnt folglich bereits im Kindesalter. Durch Erziehungs- massnahmen einerseits und als Modell, an dem Kinder und Jugendliche ihr Konsumverhalten (d.h. ihr Verhalten bei der Produktauswahl und beim Einkauf) lernen andererseits, wirken Eltern auf ihre Kinder ein. Wenn die Eltern ein gleich bleibendes Verhaltensmuster aufweisen und dieses von ihren Kindern leicht beobachtet werden kann, geben die Eltern ein besonders wirksames Modell ab. Leicht zu beobachten ist das elterliche 13
Jugendmarkt Verhaltensmuster, wenn Kinder sie beim Einkauf begleiten. Die Kenntnisse über Produkte, Geschäfte und das damit im Zusammenhang stehende Verhalten, wird somit wesentlich vom 95 beobachtbaren Verhalten der Mutter bestimmt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Produktpräferenzen von Kindern und Jugendlichen oft die Vorlieben der Eltern widerspiegeln. Dies ist besonders bei Produkten der Fall, welche gewohnheitsmässig gekauft werden. Die Produktgewohnheiten werden, ohne grosse Überlegungen zu tätigen, von den Vorbildern übernommen. Im Laufe der Kindheitsphase nimmt jedoch der 96 elterliche Einfluss kontinuierlich ab. So lassen sich bspw. Jugendliche bei ihrem Modestil nur sehr wenig (ca. 1%, wobei zu sagen ist, dass die Stärke der Beeinflussung je nach Produktbereich variiert) beeinflussen. An diese abnehmende elterliche Beeinflussung tritt der Einfluss der 97 gleichaltrigen Freunde. Aber auch andere Sozialisationsagenten wie die Schule und die Medien 98 helfen, die Lücken der klassischen Familie zu füllen. b. Gleichaltrige Wie aus Abbildung 1 und Abbildung 13 ersichtlich wird, haben die gleichaltrigen Freunde (sog. Peers) für Teenager eine sehr grosse Bedeutung. Diese Wichtigkeit der Peergroup nimmt für Jugendliche von dem Moment an zu, bei welchem sie sich von ihren Eltern loszulösen beginnen. Die Gleichaltrigen rücken dann allmählich an 99 die Stelle einer Ersatzfamilie. Der Einfluss, welchen die Peers auf 100 die Jugendlichen ausüben, ist beträchtlich. 41% der Jugendlichen lassen sich bspw. in Bezug auf die Kleidungswahl von ihren Altersgenossen beeinflussen. Die Peergroup spielt vor allem auch bei Markenentscheidungen eine wichtige Rolle. In der Jugendphase beginnen die Heranwachsenden 101 ihre eigene Identität und somit auch ihren eigenen Stil zu entdecken und zu entwickeln. Jugendliche wollen ihre Individualität zum Ausdruck bringen, aber gleichzeitig müssen sie sich, um 102 nicht als Aussenseiter zu gelten, der Gruppe anpassen und bestimmte Normen erfüllen. An dieser Stelle wird auf das Kapitel 4 (Positionierung von Marken im Jugendmarkt) verwiesen. c. Schule 103 Jugendliche bleiben tendenziell immer länger im schulischen Ausbildungsprozess, und immer mehr Heranwachsende schliessen die Schule mit einer Matura/einem 104 Abitur ab. Die Höhe der formalen Schulbildung hat somit zugenommen. Das bedeutet, dass Jugendliche in einzelnen Bereichen ein grösseres formales Wissen 105 besitzen als Erwachsene. Klassisches Beispiel für einen solchen Bereich stellt die Technik dar. Auch die kritische Distanz gegenüber Werbung und Wirtschaft im Allgemeinen hat im Jugendsegment zugenommen. Dieser Trend führt dazu, dass Jugendliche an ihre Produkte und Dienstleistungen hohe Ansprüche haben. Diese schulische Beeinflussung löst u.a. markenbewusstes Konsumverhalten der Teenager 106 aus. d. Medien Zu den Sozialisationswirkungen aus der weiteren Umgebung zählen vor allem die 107 elektronischen Medien. Aber auch Printmedien wirken als Sozialisationsagenten. Durch die oben erwähnten Veränderungen des Erziehungsstils und den veränderten Familienstrukturen verbringen Jugendliche den Grossteil ihrer Freizeit (wie auch der 108 Abbildung 13 zu entnehmen ist) mit Medien. Die mediale Beeinflussung prägt das 109 Alltagsleben von Jugendlichen, vermittelt ihnen Handlungsmuster und Normen. 14
Jugendmarkt Zur Auseinandersetzung mit der Welt der Erwachsenen und ebenso zur Etablierung von Jugendkulturen leisten Medien einen wesentlichen Beitrag. Durch ihren Einfluss werden neue 110 Sprachstile und Kommunikationsformen entwickelt. Am Beispiel der Beeinflussung des Modestils (vgl. Abbildung 2) lässt sich das Gewicht, welches auf die Medien fällt, gut verdeutlichen. Bzgl. dieses medialen Einflusses auf das Kaufverhalten der Jugendlichen muss hinzugefügt werden, dass diese immer mehr in der Lage sind, Verkaufsstrategien einzelner Unternehmen zu durchschauen, weil sie mit entsprechenden Medien 111 aufgewachsen sind und dadurch diesbezüglich vertraut sind. Es stellt sich nun die Frage, nach welchen Kriterien Jugendliche ihre Käufe tätigen. Hierauf wird im nächsten Abschnitt eingegangen. 3.1.3 Kaufentscheidung/Kaufverhalten Wenn Jugendliche bzgl. ihrer Kaufentscheidungen bzw. ihres Kaufverhaltens untersucht werden, müssen vier Aspekte hervorgehoben werden. Dies sind zum einen die Elemente des Hedonismus und des Pragmatismus, welche sich in ihrem Verhalten abzeichnen. Zum anderen ist zwischen öffentlichem Konsum und dem Konsum zuhause zu unterschieden. ▪ Hedonismus vs. Pragmatismus Unterschiedliche Lebenseinstellungen und Verhaltensmuster sind prägend für jede Generation. Lebensfreude, Optimismus und Spass steht bei den heutigen Teenagern grundsätzlich im 112 Mittelpunkt. Genuss hat für sie einen äusserst hohen Stellenwert. Den Jugendlichen kommt im Zusammenhang mit dieser Eigenschaft eine besondere Rolle zu, wenn man bedenkt, dass ca. 80% der Neueinführungen auf dem Markt nicht akzeptiert werden. Teenager sind eher bereit als Erwachsene, neue Produkte und Marken auszuprobieren. Ein Produkt oder eine Marke, welche(s) den Jugendlichen gefällt, erhält durch die Macht des Einflusses von 113 Jugendlichen auf Dritte ein besseres Markenimage bei anderen Kunden. Diese Impulse können sich auf die gesamte Kultur 114 auswirken. Diesem hedonistischen Verhalten steht der teilweise stark ausgeprägte 115 Pragmatismus von Heranwachsenden gegenüber. Er manifestiert sich darin, dass Teenager genaue Abwägungen bzgl. des Preis- Leistungsverhältnisses der angebotenen Produkte und Marken anstellen. Die Leistungskomponente des Preis-Leistungsverhältnisses stellt sich aber, wie später zu sehen sein wird, nicht nur aus neutralen Sacheigenschaften wie Preis und Qualität zusammen. Vielmehr ist die Leistung häufig auch durch das Ansehen und die Zugehörigkeit, welche durch die Verwendung 116 bestimmter Produkte bzw. Marken erzeugt werden, definiert. Die Unterscheidung, ob Jugendliche ein eher hedonistisches Verhalten aufweisen oder eher einen pragmatischen Ansatz fahren, ist abhängig von Produktbereich und Markenkategorie (vgl. nachfolgende Ausführungen). ▪ Öffentlicher Konsum vs. Konsum zuhause Bei Jugendlichen entscheidet die Einstellung zu den verschiedenen Produktbereichen meist die Frage, ob sie das Produkt bzw. die Marke in der Öffentlichkeit verwenden oder nicht. Bei einer 117 118 Markenverwendung in der Öffentlichkeit handelt es sich meist um High Involvement Produkte, und es kann durch dessen Verwendung zu einer Profilierung kommen oder aber, bei der 15
Jugendmarkt 119 Verwendung der „falschen Marke“, zu einer Ausgrenzung. Für Jugendliche ist es deshalb wichtig 120 zu wissen, welches die „richtigen“ Marken sind, welche auch bei Freunden gut ankommen. Produkte hingegen, welche zuhause verwendet werden, weisen meist ein niedriges Involvement auf. Bei solchen Produkten geht es den Jugendlichen meist um sachliche Eigenschaften wie z.B. 121 Geschmack. Bei solchen Produkten herrscht im Allgemeinen Freiheit von sozialer Kontrolle. Die 122 Teenager verwenden meist diejenigen Marken, welche sie selbst wollen. Es kann jedoch auch passieren, dass sich ein Low Involvement Produkt zu einem High Involvement Produkt wandeln kann. Paradebeispiel hierfür ist die Chipsmarke Pringles: Procter und Gamble schuf mit Hilfe der Werbung für Pringles eine Markenwelt, die sportlich, szenig und cool bei den Jugendlichen wirkte. Die Produktkategorie Chips wird aber normalerweise sehr funktional betrachtet. Wenn jedoch Chips bspw. für eine Party eingekauft werden, kann dieser Bereich durch 123 ein High Involvement geprägt sein. Nähere Ausführungen hierzu werden im nächsten Kapitel gemacht. 3.2 Umsatzpotenziale im Jugendmarkt Im weiteren Verlauf der Arbeit wird der Jugendmarkt bezüglich der Anzahl der Käufer und deren Kaufkraft analysiert. Anschliessend werden verschiedene Produktbereiche auf deren Eignung zur Befriedigung von jugendspezifischen Bedürfnissen ins Auge gefasst. 3.2.1 Anzahl der jugendlichen Käufer in der Schweiz Für Unternehmen gewinnen Jugendliche als eigenständige Zielgruppe immer mehr an Bedeutung. Drei Perspektiven begründen das Attraktivitätspotential von jungen Zielgruppen. Auf der einen Seite stellen Jugendliche interessante aktuelle Käufer dar, da sie eigene finanzielle Mittel besitzen. Andererseits üben sie einen grossen Einfluss auf Kaufentscheidungen in der Familie oder im Freundeskreis aus. Schliesslich können eine frühzeitige Gewinnung jugendlicher Kunden und deren frühzeitige Bindung zur Sicherung zukünftiger Umsätze beitragen. Deshalb sind Jugendliche 124 auch interessante Nachwuchskunden für Unternehmen. Ende des Jahres 2002 lebten in der Schweiz gemäss den aktuellsten Zahlen des Bundesamtes für 125 Statistik: ▪ 441'881 10-14 Jährige, Diese rund 1.298 Millionen Jugendlichen machen im Jahre ▪ 424'232 15-19 Jährige und 2002 ca. 18% der Schweizerischen Gesamtbevölkerung ▪ 431'390 20-24 Jährige. (7'317'873 Menschen) aus. 3.2.2 Kaufkraft ▪ Direkte Kaufkraft Jugendliche verfügen im Laufe der Zeit über immer mehr eigene finanzielle Mittel, über welche sie mehr oder weniger frei entscheiden können. Das Taschengeld oder der eigene Lohn bei bereits berufstätigen Jugendlichen stellen einen Teil des Gesamteinkommens dar. Unregelmässige Geldzuwendungen, so bspw. das Kleingeld, welches von einem Supermarkteinkauf übrig bleibt und Geldgeschenke zum 126 Geburtstag oder zu Weihnachten kommen hinzu. Mit dem monatlich erhaltenen Taschengeld können die Teenager jedoch nur einen Teil ihrer Bedürfnisse befriedigen. Sie üben deshalb (wie im nächsten Abschnitt erläutert wird) einen enormen Einfluss auf 127 familiäre Kaufentscheide aus. Weitere mögliche Einnahmequellen sind 128 Teilzeitjobs. Viele Jugendliche gehen während ihrer Freizeit einem solchen nach, um ihre finanziellen Mittel aufzubessern. 16
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