Junge Wilde - Lucas & Arthur Jussen - Konzerthaus Dortmund

 
WEITER LESEN
Junge Wilde - Lucas & Arthur Jussen - Konzerthaus Dortmund
Junge Wilde –
Lucas & Arthur
Jussen
Junge Wilde - Lucas & Arthur Jussen - Konzerthaus Dortmund
So klingt nur Dortmund
Saison 2020 / 21

                                  Lucas Jussen Klavier
                                  Arthur Jussen Klavier
                                  Abo: Junge Wilde

                                  In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich
                                  gut – leider auch Husten, Niesen und Handyklingeln.
                                  Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie,
                                  von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung
                                  abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis!

                         2,50 E
Junge Wilde - Lucas & Arthur Jussen - Konzerthaus Dortmund
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)                      Claude Debussy (1862 – 1918)
    Sonate für Klavier zu vier Händen D-Dur                    »Six épigraphes antiques« (1914)
    KV 381 (1772)                                               Pour invoquer Pan, dieu du vent d’été
     Allegro                                                    Pour un tombeau sans nom
     Andante                                                    Pour que la nuit soit propice
     Allegro molto                                              Pour la danseuse aux crotales
                                                                Pour l’égyptienne
    Franz Schubert (1797 – 1828)                                Pour remercier la pluie au matin
    Rondo für Klavier zu vier Händen A-Dur D 951 (1828)
                                                               Sergej Rachmaninow (1873 – 1943)
    Maurice Ravel (1875 – 1937)                                Suite für zwei Klaviere Nr. 2 C-Dur op. 17 (1901)
    »La valse« (1920)                                           Introduction. Alla marcia
    Fassung für zwei Klaviere                                   Valse. Presto
                                                                Romance. Andantino
     – Pause ca. 19.45 Uhr –
                                                                Tarantelle. Presto

                                                                  – Ende ca. 21.00 Uhr –

4                                                                                                            Programm
Junge Wilde - Lucas & Arthur Jussen - Konzerthaus Dortmund
6
Junge Wilde - Lucas & Arthur Jussen - Konzerthaus Dortmund
Für vier Hände
Musik an einem und zwei Klavieren

Zwei Klaviere: Das bedeutet nicht nur eins plus eins oder doppelte Lautstärke.       Brüder Lucas und Arthur Jussen unter Beweis, beides »Junge Wilde« des Kon-
Zwei Klaviere – oder auch Klavier zu vier Händen gespielt –, das sorgt für Bril-     zerthauses. Sie spannen den Bogen von Mozart bis Rachmaninow – virtuos und
lanz, Effekt und viel größere kompositorische Möglichkeiten. Das stellen die         unterhaltsam.

Die Werke des Abends
auf einen Blick

              1600                          1700                             1800   1800                          1900                           2000

    Renaissance                                                (Wiener) Klassik                               Impressionismus
    1430 – 1600                    Barock                        1750 – 1830                                    1890 – 1920
                                                                                            Romantik                                           Neue Musik
                                 1600 – 1750
                                                                                           1820 – 1860                                          ab 1905
                                                                                                                      Expressionismus
                                                                                                                       1900 – 1925
                                                                                                     Spätromantik
                                                                                                      1860 – 1910

                                                       Mozart Sonate für Klavier
                                                        zu vier Händen KV 831
                                                                                                             Ravel »La valse«

                                                                                    Schubert Rondo für Klavier
                                                                                      zu vier Händen D 951

                                                                                                     Debussy »Six épigraphes antiques«

                                                                                                         Rachmaninow Suite für zwei Klaviere Nr. 2

8                                                                                                                                                       Übersicht
10
Der Erfinder der vierhändigen Klaviermusik?                                       mereien und Maskeraden aller Art. Mozarts Klaviermusik besteht weniger aus
Wolfgang Amadeus Mozart Sonate für Klavier zu vier Händen D-Dur KV 381            »genialen Werken«, dafür stellt sie eine gewitzte Kommunikation mit dem Pu-
                                                                                  blikum dar – und sie ist unterhaltsam.
     Entstehung 1772
     Dauer ca. 12 Minuten                                                         Anscheinend darf man Mozart auch die Erfindung einer neuen Gattung
                                                                                  zuschreiben: das vierhändige Musizieren am Klavier. Bis heute ist kein Gegen-
Mozarts Klaviermusik ist leichtgewichtig. Dieses Urteil ist von so manchem Mu-    beweis gefunden worden, dass der neunjährige Mozart 1765 nicht der Erste ge-
sikwissenschaftler gefällt worden. Sie bestünde aus Gelegenheitswerken, sei       wesen ist, der ein solches vierhändiges Werk zu Papier gebracht hat. Auf die
eher Unterrichtsmaterial oder nur ein Experimentierfeld für Stilübungen. Diese    Fährte setzt uns Mozarts Vater Leopold, der in einem Brief berichtet: »In London
Ansichten sind heute revidiert und Pianisten wie Publikum sind sowieso nie die-   hat Wolfgangerl sein erstes Stück für 4 Hände gemacht. Es war bis dahin noch
ser Meinung gewesen. Unbestritten ist vielmehr: Mozarts Klavierwerke fließen      nirgends eine 4händige Sonate gemacht worden.« Nachgewiesen ist auch,
vor Ideenreichtum über. Zudem sind sie direkt »verlinkt« mit der Musik ihrer      dass Mozart die erwähnte Sonate mit seiner Schwester Nannerl mehrmals in
Zeit: Der Komponist arbeitet in seine Werke beliebte aktuelle Gassenhauer und     London gespielt hat, an zwei Cembali, aber auch an nur einem Instrument. Man
Opernmelodien ein, Modetänze und Stilparodien. Er wagt musikalische Schel-        darf auch annehmen, dass Mozart privat sowie mit seinen Schülern vierhändig
                                                                                  musiziert hat. Hier kostet er die klanglichen Möglichkeiten der Vierhändigkeit
                                                                                  voll aus. Mehr Klangfülle und Virtuosität sind möglich, die Einschränkungen bei
                                                                                  der Melodiebegleitung werden geringer, überraschende Lagenwechsel erregen
                                                                                  Aufmerksamkeit, desgleichen witzige Echowirkungen und Dialoge. Schon in der
                                                                                  frühen Sonate KV 381 ist vieles davon präsent. Auch dieses Werk hat Mozart mit
                                                                                  Nannerl musiziert. Der erste Satz beginnt in orchestraler Fülle. Später verteilt
                                                                                  der Komponist abwechselnde Stimmungslagen auf die Spieler. Das Andante ist
                                                                                  schlicht und reizvoll, das Finale wartet mit klangvollen Fanfaren und eingängi-
                                                                                  ger Melodik auf sowie mit reichlich Unbeschwertheit.

                                                                                  Verweise auf Beethoven
                                                                                  Franz Schubert Rondo für Klavier zu vier Händen A-Dur D 951

                                                                                      Entstehung Juni 1828
                                                                                      Dauer ca. 12 Minuten

                                                                                  Franz Schubert hat zahlreiche Werke für Klavier zu vier Händen hinterlassen,
                                                                                  die den Solowerken im Umfang fast gleichgestellt sind. Sie bieten dem Kompo-
                                                                                  nisten, der alle Kanäle nutzt, um bekannt zu werden, eine reale Chance zur Ver-
                                                                                  öffentlichung. Die Gattung ist beliebt in Wien und verspricht leichte Unterhal-
                                                                                  tung. Viele seiner vierhändigen Stücke gehen auf zwei Aufenthalte Schuberts in
                                                                                  Ungarn zurück, wo er 1818 und 1824 als Musiklehrer der Töchter von Graf Eszter-
                                                                                  házy de Galantha auf dessen Sommerresidenz in Zelis (heute Želiezovce in der

12                                                                                                                                                        Werke
Slowakei) beschäftigt ist. Angeblich soll der Komponist sich dort in die junge         Ravel hat alles, was ihm musikalisch begegnet, in seine eigene stilistische Welt
Komtesse Caroline verliebt und seine vierhändigen Stücke vor allem deshalb             integriert. Ästhetisch ausgefeilt, verträumt und verspielt sind seine Kompositi-
komponiert haben, um auf dem Klavierschemel etwas näher rücken zu können.              onen, die er mit der Präzision eines »Schweizer Uhrmachers« herstellt, wie es
Das alles ist nicht belegt. Dass er sich in Zelis gelangweilt hat, allerdings schon.   Igor Strawinsky ausdrückt hat. »La valse« ist nicht nur ein prachtvoller Konzert-
1824 schreibt er an Franz Schober: »Nun sitz ich allein hier im tiefen Ungarlande      walzer, sondern auch ein Tanz auf dem Vulkan. So interpretiert man das Stück
in das ich mich leider zum zweiten Male locken liess, ohne auch nur einen Men-         oft, und das im Hinblick auf den Ersten Weltkrieg und den hysterischen Taumel,
schen zu haben, mit dem ich ein gescheites Wort reden könnte.«                         der die Welt damals erfasst. In vielen Ländern Europas ist nach Kriegsende 1918
                                                                                       nichts mehr so wie zuvor. Das glanzvolle Fin de Siècle ist dahin, die Welt hat ihre
Werke für Klavier vierhändig werden für die Verleger zum Kassengift, wenn sie          Unschuld verloren. Ravels Pläne für »La valse« reichen weiter zurück. Bereits
mit Sonate überschrieben sind. Sollte aus dem Rondo A-Dur D 951 und dem Alle-          1906 hat er die Idee zu einer Hommage an den Walzer-König Johann Strauss.
gro a-moll D 947 ursprünglich eine zweisätzige Sonate werden? Die Vermutung            1919 nimmt er die Arbeit wieder auf und auch der endgültige Titel ist gefunden.
liegt nahe. Das Vorbild zu diesen kurz vor seinem Tod komponierten Stücken
könnte Schubert in Beethovens Sonate op. 90 gefunden haben. Das Rondo D                    Ravels szenische Beschreibung von »La valse«
951, das im Dezember 1828 nach Schuberts Tod veröffentlicht wird, knüpft auch              »Wiener-Walzer-Rhythmen. Ziehende Wolken geben kurz den Blick auf
tatsächlich an den lyrischen Ton der Beethoven-Sonate an. Die Muster der Har-              tanzende Paare frei. Die Wolken verziehen sich langsam und wir sehen
monik sind ähnlich der in Beethovens Finale, auch die Fingersätze der einleiten-           einen Raum erfüllt von der wirbelnden Menge. Während der Rhythmus kla-
den Takte. Schuberts Musik entfaltet sich entspannt, weicht aus in Moll-Sphären,           rer wird, erleuchtet sich die Szenerie bis die Lichter der Kronleuchter auf-
wandert in neue melodische Gefilde mit Motiven, von denen ein besonders no-                flammen. Ein kaiserlicher Hof um 1855.«
bles größere Bedeutung gewinnt. Die Wiederholungen des Hauptthemas sind
stets variiert und zum Teil mit Ranken- und Passagenwerk umgeben.                      Kaum wahrnehmbar grummelnd beginnt das Stück. Walzermelodien flackern auf
                                                                                       wie die Kerzen auf den Kandelabern. Nach und nach bekommt die Musik Kon-
                                                                                       turen, wandert aus den tiefen Registern, gewinnt an Schwung. In mehreren Wel-
Tanz auf dem Vulkan                                                                    len steigert Ravel seine Apotheose. Schrille, groteske Züge zeichnen sich ab. »Das
Maurice Ravel »La valse«                                                               ist eine getanzte, kreisende, fast halluzinierende Ekstase, ein nach und nach
                                                                                       immer leidenschaftlicherer und ermüdender Wirbel« beschreibt Ravel das Stück.
     Entstehung 1906 – 1920; Orchesterfassung sowie Fassungen für zwei Kla-
     viere und Klavier solo
     Uraufführung Fassung für zwei Klaviere am 23. Oktober 1920 in Wien                Grabsteine der Belle Époque
     durch Maurice Ravel und Alfredo Casella                                           Claude Debussy »Six épigraphes antiques«
     Dauer ca. 12 Minuten
                                                                                           Entstehung 1914, inspiriert von seiner Bühnenmusik zu Pierre Louÿs’ »Chan-
Maurice Ravels »La valse« in der Version für zwei Klaviere wird am 23. Oktober             sons de Bilitis«
1920 uraufgeführt. Ravels Partner im kleinen Konzerthaussaal in Wien ist da-               Uraufführung 2. November 1916 in Genf durch Marie Panthès und Roger
mals Alfredo Casella, von dem wahrscheinlich auch die Idee zu der Bearbeitung              Steimetz
stammt. Angeblich erhofft Casella sich damit, die Witwe Gustav Mahlers auf                 Dauer ca. 15 Minuten
sich aufmerksam zu machen. Beide Pianisten wohnen zu jener Zeit bei ihr, traut
man Alma Mahlers Erinnerungen. Die Orchesterfassung entsteht parallel und              Auch die »Six épigraphes antiques«, die »Sechs antiken Grabinschriften« von
wird am 12. Dezember 1920 in Paris zum ersten Mal gespielt.                            Claude Debussy sind mit dem Ersten Weltkrieg verbunden. Während Ravel je-

14                                                                                                                                                                Werke
doch darauf zurückblickt, sind sie eher eine düstere Vorahnung. Debussy ist          Rückkehr ins Leben
einen Tag nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien am 29. Juli         Sergej Rachmaninow Suite für zwei Klaviere Nr. 2 C-Dur op. 17
1914 »am Ende seiner Kräfte« und muss zusehen, wie sich viele Komponisten-
kollegen in den kriegerischen Strudel stürzen. Er flüchtet aus Paris; seiner Angst       Entstehung Dezember 1900 bis April 1901
sowie seinem Schwanken zwischen Patriotismus und Abscheu kann er dennoch                 Uraufführung 24. November 1901 in Moskau durch Sergej Rachmaninow
nicht entkommen.                                                                         und seinen Cousin Alexander Siloti
                                                                                         Dauer ca. 22 Minuten
     Zeitdokument: Debussy kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs
     »Schon lange, ich muss es gestehen, geht es abwärts mit mir, ich bin ent-       Sergej Rachmaninow hat sein ganzes Leben lang das Repertoire für zwei Kla-
     setzlich geschwächt. Ah, wo ist der Zauberer, den sie in mir erblickten? Er     viere mit kraftvollen Werken bereichert. Eine erste Suite, genannt »Fantaisie-
     macht nur noch Tricks und wird sich bald in einer letzten Pirouette das         tableaux«, entsteht 1893. Die zweite Suite komponiert Rachmaninow, während
     Genick brechen, ganz banal.«                                                    der Arbeit an seinem Klavierkonzert Nr. 2. Die heitere Stimmung der Suite ver-
     Claude Debussy an Robert Godet am 14.07.1914                                    dankt sich Rachmaninows Rückkehr ins kompositorische Leben, die mit der Ver-
                                                                                     öffentlichung dieses Werks beginnt. Nach dem krachenden Misserfolg seiner
In dieser Situation greift Debussy auf eine Bühnenmusik zurück, die er schon         Sinfonie Nr. 1 ein paar Jahre zuvor war der Komponist in eine tiefe Depression
1901 für den Dichter Pierre Louÿs zur Dramatisierung dessen »Chansons de             gesunken. Der Weg zurück an den Schreibtisch ist mühsam. Die Suite beginnt mit
Bilitis« komponiert hat. In den schwülen, lebenden Bildern des Theaterstücks         einer Introduction, die mit kräftigen Akkorden im Marschtempo vorwärts schreitet.
mischt sich Voyeurismus mit (lesbischer) Erotik, aufblühende Weiblichkeit und        Prägend für den sinfonisch satten Klang sind die durchlaufenden Staccato-Töne
antike Schönheitsvorstellungen vermengen sich. Debussys Musiken sind teilwei-        und manche Wendungen, die tatsächlich an das zweite Klavierkonzert erinnern.
se nicht länger als 18 Takte und instrumentiert für zwei Flöten, zwei Harfen und     Nachdem dieses Alla marcia in der Ferne verklungen ist, spielt der Komponist im
Celesta. In den »Épigraphes« von 1914 finden sie eine neue Gestalt.                  Presto-Walzer virtuos mit gegenläufigen Melodien und Rhythmen. Das erzeugt
                                                                                     ein wunderbares Schweben, wie Paare, die sich schwerelos durch einen Ballsaal
Die Musik ist auf klassizistische Weise reduziert. Die sechs Sätze werden durch      bewegen. Ganz versteckt ist hier auch ein Bezug zu jenem Dies-irae-Motiv aus
lockere motivische Querverbindungen zusammengehalten, und jeder ist inhalt-          der Totenliturgie zu erkennen, das Rachmaninows persönliches Memento Mori ist.
lich mit einem Gedicht von Louÿs verbunden. Das Eingangsstück »Um Pan an-            Die gefühlvolle Romance schwingt sich zu Höhepunkten auf und ist mit den für
zurufen« ist andeutungsweise dreiteilig – die pentatonische Melodie zu Beginn        Rachmaninow typischen Triolenketten durchsetzt. Auch in der virtuosen, glän-
wird am Ende noch einmal zitiert. Auch »Auf ein namenloses Grab« wird von            zenden Tarantella mit ihrem neapolitanischen Hauptthema finden wir sie wieder.
einer bukolischen Flötenmelodie geprägt, zu der sich Fetzen von Wiederholungs-
figuren gesellen sowie abgrundtiefe Klaviertöne, die wirken wie aus einer fernen,
magischen Welt.                                                                      Gehört im Konzerthaus
                                                                                     2019 setzten Daniil Trifonov und Sergei Babayan Rachmaninows Suite auf ihr
»Auf dass die Nacht günstig sei« führt uns in belebtere Schattenreiche. Sugge-       Konzert-Programm. Zuvor war das Werk 2014 mit Khatia und Gvantsa Bunia-
stiv sind die Ostinati, Akkordketten wallen schemenhaft auf und nieder. Noch         tishvili zu hören, die sich bei diesem Konzert auch Ravels »La valse« widmeten.
temperamentvoller gibt sich die »Tänzerin mit den Kastagnetten«. »Für die            2016 spielte Khatia Buniatishvili hier die Solo-Fassung des Ravel-Werks, 2013
Ägypterin« wirkt improvisiert exotisch, monoton und beschwörend. Zum Schluss         Yuja Wang. Die Orchesterfassung war zuletzt mit dem Rotterdam Philharmonic
fallen im letzten Satz die Tropfen des Morgenregens, auf einen schimmernden          Orchestra unter Yannick Nézet-Séguin zu erleben. Debussys »Six épigraphes
Klanggrund. Und Debussy schlägt noch einmal den Bogen zurück zum Beginn              antiques« präsentierte das Royal Concertgebouw Orchestra unter Andris Nel-
dieses Abgesangs auf die exotisch-erotische Welt der Belle Époque.                   sons ebenfalls in einer Orchesterfassung.

16                                                                                                                                                            Werke
18
Lucas und Arthur Jussen                                                              erschienen die Mozart-Konzerte, begleitet von der Academy of St Martin in the
                                                                                     Fields und Sir Neville Marriner. Das Album erreichte Gold-Status. Es folgte das
»Es ist, als würde man zwei BMW gleichzeitig fahren«, meinte der Dirigent Mi-        Doppelkonzert von Poulenc und Saint-Saëns’ »Karneval der Tiere«, eingespielt
chael Schønwandt nach einem Dirigat mit den beiden holländischen Brüdern             mit dem Royal Concertgebouw Orchestra unter Stéphane Denève. Eine neue
Lucas (28) und Arthur Jussen (24). Ungeachtet ihrer Jugend sorgen die beiden         Bach-Aufnahme, entstanden in Zusammenarbeit mit der Amsterdam Sinfonietta,
Pianisten längst international für Furore und werden von Presse und Publikum         erschien im September 2019.
gleichermaßen gefeiert. Sie waren u. a. zu Gast beim Boston Symphony Orches-
tra, Philadelphia Orchestra, Royal Concertgebouw Orchestra, Danish National
Symphony Orchestra, City of Birmingham Symphony Orchestra, bei der Aca-              Lucas und Arthur Jussen im KONZERTHAUS DORTMUND
demy of St Martin in the Fields und den Sinfonieorchestern in Montréal, Syd-         Die Brüder Jussen gehören zu den acht jungen Musikerinnen und Musikern der
ney, Singapur und Shanghai. Hier arbeiteten sie mit namhaften Dirigenten wie         Reihe »Junge Wilde«, die sich drei Spielzeiten lang in Dortmund mit unterschied-
Stéphane Denève, Valery Gergiev, Sir Neville Marriner, Andris Nelsons, Yannick       lichsten Programmen und musikalischen Partnern präsentieren. Im Juni 2019
Nezét-Séguin, Jukka-Pekka Saraste und Jaap van Zweden.                               waren sie zum ersten Mal im Konzerthaus zu Gast und spielten Werke von Bach,
                                                                                     Mozart, Schubert und Strawinsky.
Im Juli 2020 waren die Jussen-Brüder mit einem Konzertmitschnitt aus dem Royal
Concertgebouw Amsterdam beim »Tanglewood 2020 Online Festival« zu erleben.
Eine ursprünglich für April 2020 vorgesehene Konzerttournee mit der Amsterdam
Sinfonietta und Bachs Doppelkonzerten wurde im September nachgeholt. Zudem
gaben sie in der Spielzeit 2020/21 Konzerte mit der Dresdner Philharmonie, dem
WDR Sinfonieorchester, der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker und
den Brüsseler Philharmonikern. Recitals spielten sie u. a. im Festspielhaus Baden-
Baden, De Doelen und in der Philharmonie Luxembourg. Im Juni 2021 sind sie ein
letztes Mal als »Junge Wilde« des KONZERTHAUS DORTMUND zu erleben.

Ihren ersten Klavierunterricht erhielten die Jussen-Brüder in ihrem Geburtsort
Hilversum. Schon als Kinder durften sie vor der niederländischen Königin Beatrix
auftreten, erste Auszeichnungen bei Wettbewerben folgten. 2005 studierten die
beiden auf Einladung der portugiesischen Meisterpianistin Maria João Pires fast
ein Jahr lang in Portugal und Brasilien. In den darauffolgenden Jahren wurden
sie sowohl von Pires als auch von renommierten holländischen Lehrern unter-
richtet. Lucas Jussen vervollständigte seine Ausbildung bei Menahem Pressler in
den USA und bei Dmitri Bashkirov in Madrid. Arthur Jussen schloss sein Studium
bei Jan Wijn am Konservatorium in Amsterdam ab.

Seit 2010 sind Lucas und Arthur Jussen beim Label Deutsche Grammophon un-
ter Vertrag. Ihre Debüt-CD mit Werken von Beethoven wurde mit Platin ausge-
zeichnet und erhielt den Publikumspreis »Edison Klassiek«. Nach einem Schu-
bert-Album widmeten sie ihre dritte CD »Jeux« französischer Klaviermusik. 2015

20                                                                                                                                                       Biografien
22
Weiterhören
               Unsere Tipps für Ihren nächsten Konzertbesuch

                            Bach als roter Faden
Es war eines der ersten Konzerte, die 2020 nach Ausbruch der Pandemie abge-
sagt werden mussten. Im September holt Vincent Dubois sein Orgelrecital nun
nach und gestaltet einen Abend, durch dessen Programm sich der Urvater der
                   Orgelmusik Johann Sebastian Bach zieht.

                          Mi 22.09.2021 20.15 Uhr

                     Variationen eines Klaviermeisters
Eine Woche lang gestaltet Curating Artist Sir András Schiff das Konzerthaus-
Programm und präsentiert sich dabei in verschiedenen Rollen: als Lehrer in ei-
ner Masterclass, als Gast im Salon von Intendant Raphael von Hoensbroech
und natürlich als versierter Pianist mit einem Solorecital, in Kammermusikfor-
      mation und mit der von ihm gegründeten Cappella Andrea Barca.

                           Sa 23. – Fr 29.10.2021

                              Frisch aufgelegt
Mit der Saison 2021/22 startet die neue Staffel »Junge Wilde«, zu der auch
Cembalist Jean Rondeau gehört. Sein Debüt in der Reihe gibt er allerdings am
Hammerklavier und widmet sich gemeinsam mit dem Quatuor Nevermind und
frischem Zugriff barocken Werken der beiden Bach-Söhne Carl Philipp Emanu-
                         el und Wilhelm Friedemann.

                           Mi 03.11.2021 19.00 Uhr

                                                                    Termine
Texte Markus Bruderreck

Fotonachweise
S. 06 © Sonja Werner, Konzerthaus Dortmund
S. 10 © Sonja Werner, Konzerthaus Dortmund
S. 18 © Sonja Werner, Konzerthaus Dortmund
S. 22 © Sonja Werner, Konzerthaus Dortmund

Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND
Brückstraße 21, 44135 Dortmund
T 0231 – 22 696 200, www.konzerthaus-dortmund.de

Geschäftsführer und Intendant
Dr. Raphael von Hoensbroech

Redaktion Marion Daldrup, Nicole Richter

Konzeption Kristina Erdmann

Anzeigen Marion Daldrup, T 0231 – 22 696 213

Druck druckpartner Druck- und Medienhaus GmbH

Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und
Fotografen für die freundliche Unterstützung. Es war
nicht in allen Fällen möglich, die Bildquellen ausfindig
zu machen. Rechteinhaber bitte melden.

Druckfehler und Änderungen von Programm und
Mitwirkenden vorbehalten.
Sie können auch lesen