Kirchgemeinde Bin auch ich Freund-lich? - SchwerpunKt

 
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Kirchgemeinde Bin auch ich Freund-lich? - SchwerpunKt
Ausgabe No 10 | Oktober 2013
                                    Das MAGAZIN von Schwarzenburg

Kirchgemeinde
Bin auch ich Freund-lich?

SchwerpunKt
Speicher in der Gemeinde

gemeinde
Die «Schlosspraxis» nimmt Form an
Kirchgemeinde Bin auch ich Freund-lich? - SchwerpunKt
editorial | Schwerpunkt | gemeinde | Kirchgemeinde | aktuell

                                                                                      i n h a lt

IMPRESSUM                                          3     Editorial

herausgeber:                                             Schwerpunkt
    Gemeinde Schwarzenburg
    Ev.-ref. Kirchgemeinde Schwarzenburg
                                                   4     Speicherbauten im Schwarzenburgerland

Verlag: MouseProductions GmbH                      8     Ein kurzer Speicher-Spaziergang im Dorf Schwarzenburg
redaktion: Alexander Meucelin
Korrekturen: Margrit Indermühle                          Gemeinde
gestaltungskonzept: DACHCOM                      10      «Die Schlosspraxis» nimmt Form an
layout: Alexander Meucelin
druck: Bubenberg Druck- und Verlags-AG
                                                 11      2. Schwarzenburger Energie- und Umwelttag

iSSn: 1663-7518                                  12      Lesung von Isabelle Flükiger in der Bibliothek Schwarzenburg
aulage: 3 550 Stück                              13      Bibliothek Schwarzenburg: Neue Krimis und Thriller im Herbst

adressen:
                                                 14      Sense und Schwarzwasser (2)

Für redaktionelle Beiträge, Inserate und
Abonnemente:
                                                         Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Schwarzenburg
    Alexander Meucelin, Alpenweg 23,             15      Bin auch ich Freund-lich?
    3150 Schwarzenburg, Tel. 031 731 23 76,      16      Gottesdienst zum Erntedankfest am 20. Oktober 2013
    E-Mail
    redaktion@magazinschwarzenburg.ch
                                                 17      Sing mit! - Singkinder in Schwarzenburg

Für die Herausgeber:                             17      Kollekten April bis August
    Gemeindeschreiberei, Gemeinde Schwarzen-     18      Männer unter Männern – Warum nicht mal was Sagenhaftes?
    burg, Bernstrasse 1, 3150 Schwarzenburg,
    Tel. 031 734 00 10, E-Mail
                                                 19      Veranstaltungen und Gottesdienste / Wichtige Adressen

    gemeindeschreiberei@schwarzenburg.ch
                                                         Aktuell
abonnement:                                      20      Seniorenrat – Unterwegs mit Rollstuhl und Rollator im Dorf
schwarzenburg wird in der Gemeinde               22      SRF-Themenwoche «Zmitz im Läbe» im Bernaville Schwarzenburg
Schwarzenburg kostenlos zugestellt.
Ausserhalb der Gemeinde kann schwarzen-
                                                 23      Pöschenfestival im Oktober

burg für Fr. 45.– / Jahr inklusive Versandkos-
                                                 23      Figurentheater von Susi Fux
ten (Ausland: Fr. 55.–) abonniert werden.        24      Literatour im Schloss Schwarzenburg
                                                 25      Milken-Brothers überlegene Sieger des Dorfturniers Schwarzenburg
internet:
Das Magazin schwarzenburg steht auch
                                                 26      Velo gesucht

online zur Verfügung:                            26      Aktion Weihnachtspäckli 2013
www.magazinschwarzenburg.ch                      27      Kurse der Volkshochschule

titelbild: Alexander Meucelin
                                                 27      Hohe Geburtstage

(Adresse des Speichers: Oberdorf 14a)
                                                 27      Leserbriefe / Nächste Ausgaben von schwarzenburg

                                                 28      Veranstaltungskalender

2            das magazin von Schwarzenburg | no 10 | Oktober 2013
Kirchgemeinde Bin auch ich Freund-lich? - SchwerpunKt
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liebe leserin, lieber leser

Seit Jahrhunderten ist der «Speicher» auch im Schwarzenburgerland ein
sehr prägendes Element der bäuerlichen Bauten. In ihnen wurde das im
Gegensatz zu Mehl oder Brot lang lagerfähige Getreide eingelagert;
Speicher halfen somit, magere Jahre zu überbrücken, den Brotpreis tief
zu halten, und waren daher von existenzieller Bedeutung für die
Bevölkerung unserer Region. Von spätgotischen und barocken Speichern
berichtet im Schwerpunktartikel Alexander Meucelin, der uns auf einen
spannenden Spaziergang mitnimmt. Dies ist für uns Gelegenheit genug,
allen Eigentümerinnen und Eigentümern zu danken, die mit Unterhalt
und Renovationen mithelfen, diesen Bautyp auch in Zukunft zu erhalten.

«Die junge Frau Doktor will die alteingesessene Praxis nicht übernehmen
– und nun?» Dies ist der Titel eines Referats, das am nächsten
Wirtschaftsapero in Schwarzenburg gehalten wird. In etwas mehr als
einem Jahr soll die «Schlosspraxis» in Schwarzenburg stehen und mit den
beteiligten Ärztinnen und Ärzten die medizinische Grundversorgung im
Schwarzenburgerland übernehmen. Es ist das erste Mal, dass die
Gemeinde ein solches Projekt führen darf, weil es schlicht und einfach
nicht mehr gegeben ist, dass ein Arzt oder eine Ärztin, die sich
pensionieren lassen will, die Praxis an eine/n Nachfolger/in übergeben
kann. Nur Lösungen wie Gemeinschaftspraxen, Ärztezentren, etc. bieten
in ländlichen Regionen wie der unseren Gewähr für die zukünftige
ärztliche Grundversorgung.

Ruedi Flückiger

                                        das magazin von Schwarzenburg | no 10 | Oktober 2013     3
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    Sc h w er pu n K t

Speicherbauten
im Schwarzen-
burgerland
Der Speicher, ein wichtiges und promi-
nentes Nebengebäude des bäuerlichen
Hofs, prägt die Schwarzenburger Land-
schaft. Während vier Jahrhunderten
wurden Speicher gebaut und genutzt.
Diese Bauten repräsentieren die gesamte
Bandbreite von der gross- zur kleinbäu-
erlichen Lebensweise. Im «Schmuck-
kästchen» des Hofs lagerte in Kornkäs-
                                                       abbildung 1: Ältester datierter Speicher der gemeinde Schwarzenburg von 1513 im weiler henzischwand
ten das Korn für Nahrung und Saat. Aber                (henzischwand 8a)

auch wertvolle Güter wie Gerätschaften,                für die Konstruktion typisches vorkra-                  ist dieser wesentlich kleiner und hat
Kleider, Tuch, wichtige Hof- und Famili-               gendes Obergeschoss auf. Das hohe und                   durch sein schwach geneigtes Sattel-
endokumente sowie Bargeld wurden in                    steile Satteldach war wohl einst mit                    dach, das der alpinen Tradition ent-
Truhen darin aufbewahrt. Als eigentli-                 Stroh gedeckt. Ein Blockbau entsteht                    spricht, ein anderes Aussehen, doch sind
ches Speicherland gibt es im Schwar-                   aus waagrecht übereinander geschichte-                  die konstruktiven Details ähnlich. Der
zenburgerland nicht nur eine grosse,                   ten Stämmen und Balken. Die Stämme                      Blockbau mit vorkragendem Oberge-
sondern auch vielfältige Auswahl unter-                werden zu Rundhölzern oder wie im                       schoss ist an den Seiten zangenartig ver-
schiedlicher Holzspeichertypen vom 16.                 vorliegenden Beispiel zu kantigen Bal-                  steift. Das Dach war wohl ursprünglich
bis ins 19. Jahrhundert.                               ken verarbeitet. Die Hölzer oder Balken                 mit Legschindeln eingedeckt. An beiden
                                                       sind an den Enden eingeschnitten und                    Speichern schmücken blinde Wappen-
DER äLTESTE DATIERTE SPEICHER                          mit den rechtwinklig dazu verlaufenden                  schilder Büge und Konsolen, welche an
STEHT IN HENZISCHWAND                                  Hölzern verkämmt (verbunden).                           die Ausschmückung des Festsaals des
Im Weiler Henzischwand beindet sich                                                                            ehemaligen Herrenhauses im Gross-
der älteste datierte Speicher der Gemein-              FRüHE SPEICHER MIT SCHWACH                              gschneit in Köniz von 1505 erinnern.
de aus dem Jahr 1513. Der äusserst statt-              GENEIGTEM SATTELDACH
liche, spätgotische Kantholzblockbau in                Im gleichen Weiler steht ein zweiter                    Im Dorf Schwarzenburg gibt es ebenfalls
der Grösse eines Wohnstöcklis weist ein                Speicher aus dem 16. Jahrhundert. Zwar                  zwei frühe Speicher mit schwach ge-

abbildung 2: Speicher von 1558 in henzischwand (henzischwand 11a)                                              abbildung 3: Kantholzblockbau in brünnstube,um
                                                                                                               1600 erbaut (brünnstube 4a)

4          das magazin von Schwarzenburg | no 10 | Oktober 2013
Kirchgemeinde Bin auch ich Freund-lich? - SchwerpunKt
editorial | Schwerpunkt | gemeinde | Kirchgemeinde | aktuell

                                                                                             DAS KANTONALE BAUINVENTAR
                                                                                             Das kantonale Bauinventar erfasst, beschreibt

                                                                                                                                      Schwarzenburg
                                                                                             und bewertet Baudenkmäler. Es bildet eine fun-
                                                                                             dierte Grundlage für die praktische Arbeit der
                                                                                             Denkmalplege, für die wissenschaftliche For-
                                                                                             schung und für bau- und planungsrechtliche
                                                                                             Zwecke. Seit 2010 liegen die Inventar-Publika-
                                                                            Bauinventar
                                                                            der Gemeinde Schwarzenburg
                                                                            revidiert 2009 / 2010

abbildung 4: einkammerspeicher von 1677 im than                                              tionen für alle Gemeinden des Kantons vor. Mit
(im than 4b)                                                                                 dem Bauinventar stellt die Denkmalplege nicht
neigtem Satteldach, die als Kantholz-                                                        nur Gemeinden und Grundeigentümern, son-
blockbauten erstellt worden sind. Am                                                         dern auch der breiten Öffentlichkeit eine quali-
Speicher Brünnstube treffen wir auch                                                         izierte Gesamtschau des historischen Baube-
                                                                            Revision: Maria D’Alessandro und Isabella Meili-Rigert;
                                                                            Robert Walker (Fotos Albligen)
                                                                            Begleitung / Redaktion: Anne-Marie Biland

auf die zangenartige Versteifung an der                                                      standes im Kanton zur Verfügung.
                                                                            Herausgegeben von der Einwohnergemeinde Schwarzenburg
                                                                            und der Denkmalpflege des Kantons Bern, 2011

Seite. Der etwas jüngere Speicher im                         Das Bauinventar der Gemeinde Schwarzenburg wurde 2009/2010 revidiert. Auf
Than besteht nur aus einer Kammer und                        über 400 Seiten haben Maria D’Alessandro und Isabella Meili-
gehört somit zu einem eher seltenen Ty-                      Rigert die Ergebnisse der überprüfung der bestehenden Inven-
pus von Speicherbauten. Eine Inschrift,                      tare von 1993/94 (Schwarzenburg) und 1997 (Albligen) zusam-
die uns etwas zum Jahr der Errichtung                        mengefasst.
sowie zum Zimmermeister und zur Bau-                         Das Inventar ist seit Ende 2011 rechtsverbindlich in Kraft. Es
herrschaft sagt, ziert den Bundbalken                        kann in der Bauverwaltung und online unter www.be.ch/denk-
über der Tür. Sie ist in Antiquaschrift                      malplege eingesehen werden. Ebenfalls erhältlich ist eine
eingeschnitzt und somit auch heute                           Smartphone-App namens «denkmappBE», die im AppStore he-
noch leicht entzifferbar.                                    runtergeladen werden kann.

STäNDERBAUTEN IM 17. JAHRHUN-                             das konstruktive Gerüst des Gebäudes.                                                       die schwach geneigte Dachform ab. Be-
DERT                                                      Die Füllungen bestehen aus stehenden                                                        sonders beliebte Zierformen in dieser
Im 17. Jahrhundert verbreitet sich der                    oder liegenden Bohlen (dicke Wandbret-                                                      Zeit sind Karnieskonturen (Zierschnit-
Ständerbau als eine weitere Konstrukti-                   ter).                                                                                       zereien mit sich abwechselnden konka-
onsweise. Parallel dazu hält sich der                                                                                                                 ven und konvexen Formen – ähnlich
Blockbau im Schwarzenburgerland bis                       Gegen Ende des Jahrhunderts vergrö-                                                         einem Eichhörnchenschwanz) sowie
ins 19. Jahrhundert. Beim Ständerbau                      ssert sich das Volumen der Speicher. In                                                     Würfel- oder Rautenstabfriese (siehe
bilden die Schwelle, die senkrechten                      der Regel weist der Speicher nun nicht                                                      Abbildung 6).
Ständer und die Bundbalken (horizonta-                    nur zwei, sondern drei Lagerböden auf.
le Balkenlage zwischen den Geschossen)                    Das steile und geknickte Satteldach löst

abbildung 5: Speicher von 1686 an der Käsereistrasse (Käsereistrasse 5a)                                                                              abbildung 6: würfelfries am Speicher von 1673 im
                                                                                                                                                      Oberdorf (Oberdorf 35a)

                                                                                                             das magazin von Schwarzenburg | no 10 | Oktober 2013                                   5
Kirchgemeinde Bin auch ich Freund-lich? - SchwerpunKt
editorial | Schwerpunkt | gemeinde | Kirchgemeinde | aktuell

DER BAROCKSPEICHER
In der Barockzeit im 18. Jahrhundert
entsteht der heute als typisch erachtete
Schwarzenburger-Speicher. Dieser be-
steht entweder aus einer Ständer- oder
aus einer Blockkonstruktion, hat drei
Lagerböden und ein steiles, geknicktes
Satteldach. Vielfach ist der Speicher auf
der Rückseite geschlossen und mit
Schindeln verrandet. An der Frontseite
führt eine Aussentreppe auf die dreisei-
tig umgehende Laube und von da in das
Dachgeschoss. Der Schmuck am Bau ist
reichhaltig. Die Laubenpfosten weisen
variantenreiche Schnitzformen und die
Türstürze und Laubenbretter Karnies-
                                                      abbildung 8: malerei und inschrift am Speicher von 1799 im Oberdorf (Oberdorf 14a)
konturen auf. Einige dieser Speicher
sind zudem mit vortreflichen Inschrif-                Anhand von Inschriften können wir                        SPEICHERBAUTEN AUS DEM 19.
ten und Malereien wie etwa Blumen, Vö-                heute das Werk von zwei Zimmermeis-                      JAHRHUNDERT
gel, Bären und Löwen geschmückt und                   tern genau bestimmen. Die Speicher von                   Die Hochblüte des Speicherbaus verebbt
besitzen wertvolle Türschlösser, soge-                Hans Mischler und Christen Pauli wei-                    im Schwarzenburgerland im Verlaufe
nannte Kastenschlösser, und Beschläge.                sen mehrfach vier Laubenpfosten im                       des 19. Jahrhunderts. Die Bauten aus
Das Aufblühen des Speicherbaus war                    Obergeschoss auf, von denen die mittle-                  dieser Zeit präsentieren sich weitaus
Ausdruck einer günstigen landwirt-                    ren nahe zueinander stehen. Zum First-                   schlichter und spröder als die Barock-
schaftlichen Entwicklung und eines er-                ständer hin versetzt erzeugen sie eine                   bauten des vorangehenden Jahrhun-
heblichen bäuerlichen Selbstbewusst-                  lebhafte Gliederung der Schauseite. Der                  derts. Im Dorf Schwarzenburg treffen
seins des begüterten Bauernstands, aber               reich verzierte Speicher in Elisried In-                 wir auf einen Ständerbau, der in Volu-
auch Zeugnis einer erwachten modi-                    nerdorf von 1760 besitzt neben geseil-                   metrie und Fassadengestaltung an den
schen Zierlust.                                       ten und gezopften Bügen, sternenförmi-                   barocken Speicher anknüpft, doch zu-
                                                      gen Abhänglingen, Laubenbrettern mit                     rückhaltender dekoriert ist. So wie die
SPEICHER DER ZIMMERMEISTER                            zierlichen Ausschnitten etc. auch wert-                  Bauzier bescheidener wird, nimmt auch
HANS MISCHLER UND CHRISTEN                            volle Inschriften in Antiqua und Fraktur.                die Bedeutung des Speichers als Korn-
PAULI                                                                                                          kammer und Aufbewahrungsort von
                                                                                                               Kostbarkeiten im letzten Jahrhundert in
                                                                                                               der Verbreitung ab.
                                                                                                               maria d’alessandro, inventarisatorin, denkmalplege
                                                                                                               des Kantons bern

                                                                                                               bilder: denkmalplege des Kantons bern

                                                                                                                 Literatur zum Thema:
                                                                                                                 Heinrich Christoph Affolter, Die Bau-
                                                                                                                 ernhäuser des Kantons Bern. Das hö-
                                                                                                                 here Berner Mittelland, Bd. 2, hrsg.
                                                                                                                 von der Schweizerischen Gesell-
                                                                                                                 schaft für Volkskunde, Bern: Stämpf-
                                                                                                                 li Verlag AG, 2001.

                                                                                                                 Roland Flückiger-Seiler, Berner Bau-
                                                                                                                 ernhäuser, aus der Reihe Berner Hei-
                                                                                                                 matbücher Bd. 137, Bern: Verlag Paul
abbildung 7: türbeschläge des Speichers von 1766 an   abbildung 9: Speicher von 1760 des zimmermeisters hans     Haupt, 1988.
der buchenstrasse (buchenstrasse 60a)                 mischler in elisried innerdorf (innerdorf 11a)

6          das magazin von Schwarzenburg | no 10 | Oktober 2013
Kirchgemeinde Bin auch ich Freund-lich? - SchwerpunKt
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                                                                                                           stark, dass er aus denkmalplegerischer
                                                                                                           Sicht seinen Wert als Baudenkmal ver-
                                                                                                           liert.

                                                                                                           Der Speicher ist als gesamte Baugattung
                                                                                                           heute besonders gefährdet. Viele dieser
                                                                                                           teilweise sehr alten Kleinbauten sind in
                                                                                                           schlechtem Zustand und drohen end-
                                                                                                           gültig verloren zu gehen. Für die kanto-
                                                                                                           nale Denkmalplege ist es deshalb ein
                                                                                                           wichtiges Anliegen, dieser Baugattung
                                                                                                           speziell Sorge zu tragen. Das ist aber nur
                                                                                                           möglich, wenn die ursprüngliche Nut-
                                                                                                           zung als Lagerraum nicht wesentlich
                                                                                                           verändert wird. Aus diesem Grund sieht
                                                                                                           die Denkmalplegegesetzgebung für
                                                                                                           Bauten mit eingeschränkter Nutzung
                                                                                                           vor, dass bei einer Restaurierung höhere
                                                                                                           inanzielle Beiträge als üblich vermittelt
                                                                                                           werden können.

                                                                                                           In der Praxis gibt es vielerorts gute Bei-
                                                                                                           spiele von Speichern, die sorgfältig in
                                                                                                           Stand gesetzt wurden. Die Bauherr-
                                                                                                           schaften erkennen den Wert der Bauten
                                                                                                           und schätzen sie als prägenden Bestand-
                                                                                                           teil der Hofanlage.
                                                                                                           michael gerber, Kantonaler denkmalpleger

abbildung 10: Speicher von 1745 des zimmermeisters christen pauli im than (im than 4a)

SPEICHERNUTZUNG HEUTE
Der Speicher gehörte ursprünglich als                   Im Gegensatz zu anderen Baugattungen
wichtiges Nebengebäude zu jedem grös-                   ist die Umnutzung eines Speichers nicht
seren Bauernhof und diente wie im vor-                  ohne massive Eingriffe in die Bausubs-
angehenden Bericht beschrieben der                      tanz und damit in wesentliche Qualitä-
Lagerung des Korns und des wertvollen                   ten des Baus möglich. Schulhäuser bspw.
Hab und Guts. Die Erschliessung des                     können problemlos als Wohnhäuser ge-
Speichers erfolgt von aussen über Trep-                 nutzt werden, ohne dass zentrale Eigen-
pen und Lauben, damit der Lagerraum                     schaften des Baus verloren gehen. Eine
im Innern nicht eingeschränkt wird. Die                 Speicherumnutzung hat hingegen in
Geschosse im Speicher sind nicht voll-                  jedem Fall gravierende Modiikationen
ständig ausgebildet, es handelt sich eher               zur Folge: Zusätzliche Öffnungen für
um Lagerböden, die weder beheizt noch                   Fenster, der Einbau von sanitären Ein-
belichtet sind. Dies sind charakteristi-                richtungen oder das Anbringen einer                abbildung 11: Speicher aus dem zweiten Viertel des
                                                                                                           19. Jahrhunderts an der Schlossgasse
sche Eigenschaften dieser Kleinbauten.                  Dämmung verändern einen Speicher so                (Schlossgasse 10a)

                                                                                         das magazin von Schwarzenburg | no 10 | Oktober 2013               7
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ein kurzer Speicher-Spazier-                                                        Freiburg
                                                                                                              strasse
gang im dorf Schwarzenburg                                                                                                          Start
                                                                                                                                            Do
                                                                            MIGROS                                                              rfp
nur ein kurzer Spaziergang im dorf

                                                                                                                                                                 M
                                                                                                                                                   latz

                                                                                                                                                                    ag
                                                                                                                                                                      er
Schwarzenburg und schon ist man an

                                                                                                                                                                        na
                                                                                                                      li

                                                                            Mil
                                                                                                                 gäss

                                                                                                                                                                          u
                                                                                                                                                              Sch
acht Speichern vorbeigekommen. der                                                                       Than

                                                                               chg

                                                                                                                                                                 mi
                                                                                  äss

                                                                                                                                                                   ed
folgende rundgang ist als erster

                                                                                                                                                                    ga
                                                                                     li
                                                                                                                                                                                               e

                                                                                                                                                                       ss
                                                                                                                                                                                              b
Schritt einer losen Folge von Spazier-                                                                                                                                                    stu

                                                                                                                                                                        e
                                                   8 Ziel                                                                                   7                                     rün
                                                                                                                                                                                      n

                                                         an
gängen und wanderungen gedacht,                                                                                                                           6                   B                   1

                                                       Th
                                                    Im
die an schützenswerten gebäuden in                                                                                                                                                    2

                                                                                                                           He

                                                                                                                                                                              Obe
                                                                                                                              rre
unserer gemeinde entlang führen.                                                                                                                  5

                                                                                                                                  ngä

                                                                                                                                                                                  rdo
                                                                                                        sse

                                                                                                                                     ssli
«garniert» sind diese berichte jeweils

                                                                                                                                                                                      r
                                                                li

                                                                                                                                                                                    f
                                                            nge

                                                                                          Guggisbergstra
mit auszügen aus dem bauinventar.

                                                         Ste
                                                                                                                                s e
                                                                                                                        loss
                                                                                                                            gas                                         4
der Start zu diesem Spaziergang er-                                                                               Sch                                                       sse
                                                                                                                                                                      rga
folgt auf dem dorfplatz. es geht zwi-                                                                                                                         Speiche

schen apotheke und papeterie hin-                                    ilwe
                                                                          g
                                                           enw
durch und die Schmiedgasse hoch.                       Lang
                                                                                     e
                                                                                     s

                                                                                                                                                                                                      Oberdo
                                                                                 ras
eigentlich gäbe es bereits auf den ers-
                                                                                 t
                                                                              rgs
                                                                        sbe

ten metern viel zu sehen – aber nein,

                                                                                                                                                                                                        rf
                                                                                                                                                                                                  3
                                                                       g gi

heute widmen wir uns den Speichern.
                                                                     Gu

auf der höhe des möbelgeschäfts ny-
degger ändert die gasse den namen:
aus der Schmiedgasse wird das Ober-
dorf. gleichzeitig wechselt der Stras-
senbelag von «bsetzi» auf asphalt.
um den Speicher nr. 1 (siehe plan              der grün markierte weg ist als Vorschlag zu betrachten

rechts) zu betrachten, müssen wir uns          nach links bewegen. der Speicher mit                                                              vermutlich aus der zeit um 1600 und
genau an dieser Stelle einige meter            der adresse brünnstube 4a stammt                                                                  ist damit eines der ältesten derartigen
                                                                                                                                                 gebäude in Schwarzenburg. er weist
                                                                                                                                                 gemäss bauinventar typologische Ver-
                                                                                                                                                 wandtschaft mit dem Speicher im hen-
                                                                                                                                                 zischwand 11a auf (siehe bild auf Seite
                                                                                                                                                 4). der Speicher in der brünnstube
                                                                                                                                                 wird heute vor allem als autounter-
                                                                                                                                                 stand genutzt.
                                                                                                                                                 der Spaziergang führt zurück ins Ober-
                                                                                                                                                 dorf. nur wenige meter von nr. 1 ent-
                                                                                                                                                 fernt steht Speicher nr. 2. dieser gilt
                                                                                                                                                 zwar nur als erhaltenswert (und nicht
                                                                                                                                                 als schützenswert wie die meisten an-
                                                                                                                                                 deren hier vorgestellten Objekte), ist
                                                                                                                                                 aber wie alle anderen Speicher als K-
                                                                                                                                                 Objekt klassiert. bei diesen kantonalen
                                                                                                                                                 Objekten ist der beizug der denkmal-
                                                                                                                                                 plege bei einem bauvorhaben zwin-
                                                                                                                                                 gend. wir stehen vor einem schmucken
                                                                                                                                                 gebäude, das aus der mitte des 18.
                                                                                                                                                 Jahrhunderts stammt und das über eine
                                                                                                                                                 dreiseitig umlaufende laube verfügt.
                                                                                                                                                 besonders sehenswert sind der mit ei-
                                                                                                                                                 nem Seilmotiv versehene giebelpfos-
plan-nr. 2; adresse: Oberdorf 3a                                                                                                                 ten sowie die beiden traufenpfosten.

8          das magazin von Schwarzenburg | no 10 | Oktober 2013
Kirchgemeinde Bin auch ich Freund-lich? - SchwerpunKt
editorial | Schwerpunkt | gemeinde | Kirchgemeinde | aktuell

weiter geht‘s. wer mag, begibt sich ge-
radeaus am neubaugebiet vorbei bis
zum bauernhaus der Familie wenger
mit der nr. 3. hier wären ein Speicher
von 1754 sowie ein Ofenhaus zu ent-
decken, die in der Kombination vor al-
lem als bäuerliches ensemble wichtig
sind. allerdings ist der Speicher von
der Strasse aus kaum zu sehen; aus
rücksicht auf die privatspähre erspa-
ren wir uns eine detaillierte besichti-
gung.
also biegen wir in die Speichergasse
ab, an der gut einsehbar das Objekt
nr. 4 liegt. es handelt sich um den auf
der titelseite dieser ausgabe abgebil-
deten Speicher von 1799, der von der
bauherrschaft bregy & Schneider 1997
anlässlich des umbaus der liegen-
schaft Oberdorf 14 und 16 von der an-
deren Strassenseite her transportiert
und restauriert worden ist. auffällig
sind die vielen Verzierungen und in-
                                          plan-nr. 6; schmucker Speicher an der Schlossgasse 8a
schriften sowie die differenziert ge-
schnitzten pfosten. gemäss inventar       einsehbar. das aus der 2. hälfte des 18.                diesem Standort ziemlich unscheinbar.
handelt es sich hier um einen der «be-    Jahrhunderts stammende Objekt wur-
deutendsten Speicher im dorf Schwar-      de 1997 im zusammenhang mit der                         hier haben wir das ende unseres kur-
zenburg» in einer hofgruppe.              Überbauung leicht versetzt und auf                      zen Spaziergangs erreicht. er ermög-
nun führt der weg entweder durch das      recht hohe betonpfeiler abgestellt.                     licht einen einblick in die Jahrhunder-
areal des Schulhauses Schlossgasse        mannigfaltige details machen den                        te zurückreichende Schwarzenburger
hindurch oder via wyssthanweg in die      Speicher zu einem durchaus wichtigen                    tradition des Speicherbaus. der weg
Schlossgasse. hier stehen wiederum        zeitzeugen.                                             führt übrigens an mehreren anderen
zwei Speicher in unmittelbarer nähe:      wir sind auf der letzten Station unse-                  Speichern vorbei, die in ihrer Substanz
nr. 5 ist ein mit einem Schopfanbau       rer besichtigungsroute angekommen.                      ebenfalls bedeutend, aber entweder
versehenes gebäude aus dem zweiten        der weg führt via milchgässli ins                       nicht einsehbar oder durch anbauten
Viertel des 19. Jahrhunderts. auch hier   Quartier «im than». dort steht hinter                   kaum mehr als solche erkennbar sind.
sollte ein augenmerk auf die lauben-      thuja versteckt der allen Freunden des                  ein blick ins Kantonale bauinventar
pfosten gelegt werden. interessant        Freilichttheaters wohl bekannte Spei-                   (siehe hinweis auf Seite 5) gibt aus-
sind auch die mit lilien- und tulpen-     cher nr. 8. das 1950 von der Freiburg-                  kunft über die vielen details, mit de-
motiven versehenen lauben.                strasse in den «thuja-garten» versetz-                  nen die dörlichen Speicher ausgestat-
nr. 6 beindet sich einige meter weiter    te aus dem Jahre 1745 stammende                         tet sind. es ist erstaunlich, mit wieviel
bei der abzweigung zur Kappelen ge-       «milchhüttli» ist reich mit Schnitzerei-                liebe unsere Vorfahren diese bäuerli-
nannten zubringerstrasse. es handelt      en, inschriften und malereien verse-                    chen nutzbauten konstruiert haben.
sich um ein aus dem Jahre 1746 stam-      hen und wird als für das Schwarzen-                     nehmen Sie sich doch die zeit und be-
mendes reich verziertes, eher kleines     burgerland typisch beschrieben. das                     wundern Sie einige dieser Schmuck-
gebäude. dank der liebevollen be-         Objekt ist gut erhalten und durch kei-                  stücke. alexander meucelin
handlung durch die besitzer und der       nerlei anbauten verunstaltet.
prominenten lage ist dieser Speicher      hinter dem am ursprünglichen Stand-
eine der hauptattraktionen auf diesem     ort mit einem Käsekeller ausgestatte-
Spaziergang.                              ten gebäude steht kaum einsehbar ein
Speicher nr. 7 ist teil der Kappelen-     weiterer Speicher aus dem Jahre 1677.
Überbauung und nicht besonders gut        der nicht unbedeutende bau wirkt an

                                                                           das magazin von Schwarzenburg | no 10 | Oktober 2013         9
Kirchgemeinde Bin auch ich Freund-lich? - SchwerpunKt
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