KLIMASCHUTZTEILKONZEPT - Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke F KLIMASCHUTZTEILKONZEPT Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke KLIMASCHUTZTEILKONZEPT Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Auftraggeber/in: Stadt Herdecke Planung Nierfeldstraße 4 58313 Herdecke Ansprechpartner/in: Daniel Matißik Gundula König Stand: 18.02.2021 Bearbeitung durch: Planungsgesellschaft mbH & Co. KG Mittelstraße 55 | 40721 Hilden Fon: 02103 / 9 11 59-0 www.buero-stadtverkehr.de Bearbeiter/in: Jean-Marc Stuhm Mira Isfort Lennart Bruhn Marius Lenz Bildquellen: Eigene Aufnahmen gefördert durch: Bei allen planerischen Projekten gilt es, die unterschiedlichen Sichtweisen und Lebenssituationen aller Geschlechter zu berücksichtigen. In der Wortwahl des Berichtes werden deshalb geschlechtsneutrale Formulierungen bevorzugt. Wo dies aus Gründen der Lesbarkeit unterbleibt, sind ausdrücklich stets alle Geschlechter gemeint. büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis............................................................................................................. 3 1 Einleitung ................................................................................................................. 1 1.1 Veranlassung und Aufgabenstellung .................................................... 1 1.2 Vorgehensweise .................................................................................... 2 1.3 Beteiligungsverfahren ........................................................................... 3 1.3.1 Arbeitskreis ................................................................................. 3 1.3.2 Verwaltungsinterne Planungsradtour ........................................ 4 1.3.3 Bürgerwerkstatt.......................................................................... 5 2 Bestandsaufnahme .................................................................................................. 8 2.1 Raum- und Siedlungsstruktur ............................................................... 8 2.1.1 Lage und Topographie ................................................................ 8 2.1.2 Bevölkerungsentwicklung ........................................................... 9 2.1.3 Arbeitsplatzstandorte/ Wichtige Gewerbestandorte ...................................................................... 9 2.1.4 Pendler ...................................................................................... 10 2.2 Straßen-, Schienen- und Schnellbusnetz mit Bezug zum Radverkehr .................................................................................. 11 2.3 Radwegenetz Herdecke ...................................................................... 14 2.4 Wichtige öffentliche und soziale Einrichtungen ................................. 15 2.5 Bisherige Konzepte und Erhebungen.................................................. 19 2.5.1 Integriertes Klimaschutzkonzept Stadt Herdecke ................................................................................... 19 2.5.2 Mobilitätsuntersuchung Ennepe-Ruhr-Kreis ............................. 19 2.5.3 Nachhaltigkeitsstrategie .......................................................... 20 2.5.4 Sonstige relevante Bauvorhaben mit Bezug zum Radverkehr ........................................................................ 20 3 Erarbeitung einer Netzkonzeption für den Alltagsradverkehr ................................ 21 3.1 Anforderungen wichtiger Nutzergruppen .......................................... 22 3.2 Qualitätsstandards Radverkehr .......................................................... 22 3.3 Ableitung eines Wunschliniennetzes .................................................. 26 3.4 Netzkategorisierung und Qualitätsstandards ..................................... 27 3.5 Untersuchungsnetz für den Radverkehr ............................................. 29 3.5.1 Führungsformen im Untersuchungsnetz .................................. 30 3.5.2 Knotenpunkte im Erhebungsnetz.............................................. 32 3.6 Mängelanalyse der Netzkonzeption ................................................... 33 4 Maßnahmenkonzept Radverkehr ........................................................................... 35 4.1 Allgemeine Maßnahmen..................................................................... 35 4.1.1 Führungsformen ....................................................................... 35 4.1.2 Sicherheit .................................................................................. 36 4.2 Handlungsfeld Radverkehrsanlage ..................................................... 38 4.3 Handlungsfeld Knotenpunkt ............................................................... 40 4.4 Erläuterungen zu den Maßnahmentabellen ....................................... 41 4.5 Premiumradwege ............................................................................... 43 5 Flankierende Maßnahmen ..................................................................................... 44 5.1 Verbesserung der Fahrradservice-Infrastruktur ................................. 45 5.2 Kampagnen/ Öffentlichkeitsarbeit zur Erhöhung der Verkehrssicherheit ...................................................................... 48 5.3 Mobilitätsmanagement ...................................................................... 50 6 Wirkungsanalyse .................................................................................................... 51 7 Controlling, Verstetigung und Kommunikation ...................................................... 53 büro stadtVerkehr GmbH
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke 8 Fazit und Ausblick .................................................................................................. 54 Quellenverzeichnis ......................................................................................................... 56 Abbildungsverzeichnis .................................................................................................... 57 Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................... 58 Anhang ........................................................................................................................... 60 Anhang 1: Online-Beteiligung (2. Bürgerveranstaltung)............................ 60 Anhang 2: Maßnahmenübersichtskarten Radverkehr............................... 64 Anhang 3: Maßnahmentabellen Radverkehrsanlagen .............................. 68 Anhang 4: Maßnahmentabellen Knotenpunkte ........................................ 73 Anhang 5: CO2-Bilanz ................................................................................. 77 Anhang 6: Politische Anträge zum Radverkehrskonzept vom 04.11.2019 ........................................................................ 80 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke 1 Einleitung 1.1 Veranlassung und Aufgabenstellung In der Vergangenheit nahm der Radverkehr in Herdecke insbesondere aufgrund der be- stehenden Topographie eine eher untergeordnete Rolle in der Verkehrsplanung ein. Mit einem Radverkehrsanteil von 2 % am Modal Split hat sich das Fahrrad als alltägliches Ver- kehrsmittel bislang nicht etabliert. Erst durch den aktuell aufsteigenden Trend der E-Bike- und Pedelec-Nutzung sowie der positiven insbesondere touristischen Entwicklung des Ruhrtalradweges hat sich ein dringender Handlungsbedarf für ein kommunales Radver- kehrskonzept und deren Umsetzung gezeigt. Ziel ist es, in Herdecke den Radverkehrsanteil am Modal Split zu steigern und eine mög- lichst lückenlose, sichere, attraktive sowie komfortable Radverkehrsinfrastruktur zu schaf- fen. Eine bedarfsgerechte Stärkung und Förderung des Fuß- und Radverkehrs im Alltag soll zu einer Verlagerung von Fahrten des motorisierten Individualverkehrs auf das Fahrrad führen. Diese Entwicklung trägt zu einer klimafreundlicheren, ressourcenschonenderen sowie gesünderen und sozial verträglicheren Mobilität bei. Die Stadt Herdecke hat sich mit dem Klimaschutzkonzept im Jahr 2013 zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen bis ins Jahr 2030 um 30 % zu reduzieren und bis zum Jahr 2050 eine klimaneutrale Stadt zu werden. Dabei kommt dem Handlungsfeld Verkehr und Mobilität eine besondere Rolle zu, schließlich sind das Verkehrssystem und die -nutzung in Herdecke vornehmlich auf den motorisierten Individualverkehr (MIV) ausgerichtet. Wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist, den Radverkehr aktiv zu fördern und klimafreundliche Ansät- ze für den Ersatz des MIV zu finden und somit die CO2-Emissionen zu reduzieren. Radfahren und zu Fuß gehen haben vielfältige positive Auswirkungen auf die Menschen und deren Umwelt. Die Gründe für die Förderung des Fuß- und Radverkehrs sind daher auch über die Aspekte des Klimaschutzes hinaus vielfältig: Zu Fuß gehen und Radfahren bieten eine umweltfreundliche, sichere und effiziente Mobilität Radverkehr hat einen positiven Effekt auf die Gesundheit und fördert Aufenthalts- und Lebensqualität in Städten („lebenswerte Städte“) Radfahren aber auch zu Fuß gehen gewähren einen erheblichen Beitrag zum Klima- schutz, da sie emissionsfrei sind und weder Luftschadstoffe/ Treibhausgase ausstoßen noch Lärm verursachen. Darüber hinaus bieten sie eine eigenständige Mobilität in (fast) allen Bevölkerungs- gruppen. Das Fahrrad als günstiges, individuelles und flexibles Verkehrsmittel zeichnet sich daher durch einen einfachen Zugang für eine Vielzahl von Menschen aus. Zu Fuß gehen und Rad fahren benötigt deutlich weniger Platz im Straßenraum im Ver- gleich zum motorisierten Verkehr. Auch die benötigten Parkraumflächen fallen für Fahrräder geringer aus als für den Kfz-Verkehr. Die Verlagerung von Pkw-Kurzstrecken auf den Radverkehr entlastet somit nicht nur Straßen, sondern auch den häufig in Städten vorzufindenden Parkraumdruck. Darüber hinaus ist das Abstellen von Fahrrä- dern deutlich günstiger bzw. kostenlos. Die Verlagerungen von Pkw-Kurzstrecken auf den Radverkehr können einen Beitrag zur Staureduzierung leisten Der Fahrradtourismus als bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Stadt Herdecke durch Tages- (und Übernachtungs-)gäste. Das vorliegende, durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit geförderte Konzept, soll den Radverkehrsanteil am Modal-Split erhöhen und eine nachhaltige, umweltschonende Alltagsmobilität schaffen. Das Konzept bietet eine planerische Grundlage für die kommenden 10 Jahre. Dabei werden verschiedene Hand- lungsfelder betrachtet, die sich nicht nur auf straßenbauliche Maßnahmen konzentrieren. Neben der Radverkehrsinfrastruktur werden auch der Radservice sowie flankierende Maßnahmen wie beispielsweise Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation berücksichtigt. Seite 1 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Das Klimaschutzteilkonzept Radverkehr wird im Bereich „Klimafreundliche Mobilität in Kommunen“ im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert. 1.2 Vorgehensweise Das vorliegende Radverkehrskonzept wurde sukzessive und in einem dialogbasierten Arbeitsprozess durch das Planungsbüro büro stadtVerkehr aus Hilden erstellt. Die Bearbeitung setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen, die der Abbildung 1.2-1 zu entnehmen sind. Einführend werden im Rahmen der Bestandsaufnahme siedlungsstrukturelle, soziodemographische und infrastrukturelle Gegebenheiten der Stadt Herdecke dargestellt, auf dessen Grundlage wichtige Quell- und Zielgebiete im Alltagsradverkehr ermittelt werden. Die Haushaltsbefragung aus dem Jahr 2014 liefert Ergebnisse und Daten zum Mobilitätsverhalten der Herdecker Bevölkerung. Weitere Konzepte und Studien geben zudem Aufschluss über bereits geplante/ laufende Maßnahmen im Stadtgebiet. Die Erarbeitung einer Netzkonzeption mit Schwerpunkt auf den Alltagsradverkehr setzt sich aus verschiedenen Bewertungskriterien zusammen. Unter Berücksichtigung bedeutender Quellen und Ziele (Siedlungs- und Gewerbeflächen, Arbeitsplatzschwerpunkte, Öffentliche Einrichtungen, Pendler, ÖV-Haltestellen, Freizeiteinrichtungen) und der Zentralen-Orte-Konzeption wird ein Wunschliniennetz (anhand von Luftlinien) abgeleitet und priorisiert, welches die Stadtteile von Herdecke und ihre angrenzenden Kommunen miteinander verbindet. Das abgeleitete (abstrakte) Wunschliniennetz wird in einem weiteren Schritt auf das bestehende Straßennetz umgelegt. Mithilfe von definierten Qualitätsstandards für die Radwegeverbindungen der Netzkonzeption erfolgt anschließend eine Mängelanalyse der Streckenführungen auf dem kategorisierten Netz (Analysenetz). Die Bestandsaufnahme erfolgt dabei mittels eigener Befahrungen bei denen detaillierte Aufnahmen der vorhandenen Infrastruktur getätigt wurden. Die identifizierten Mängel zeigen auf, wo in der Stadt Herdecke Handlungsbedarf im Bereich der Radverkehrsinfrastruktur an Radverkehrsanlagen und Knotenpunkten besteht. Im Anschluss daran werden infrastrukturelle Maßnahmen im Rahmen des Maßnahmenkonzepts zur Behebung der Defizite entwickelt, die anhand von Karten und Tabellen dargestellt werden. Neben der detaillierten Verortung werden die Mängel beschrieben, Maßnahmen benannt, Kostenschätzungen vorgenommen und ein Umset- zungszeitraum empfohlen. Das Maßnahmenkonzept wird durch ein flankierendes Maßnahmenkonzept ergänzt, das u. a. Fahrradboxen, Serviceangebote, Verleihsysteme sowie die Fortführung und Neuinitiierung von Kampagnen und Öffentlichkeitsarbeit bein- haltet. Abschließend wird für die aufgestellten Maßnahmen eine Wirkungsanalyse vorgenom- men, bei der berechnet wird, welche Auswirkungen die aufgestellten Maßnahmen auf die CO2-Belastungen haben. Die Stärkung des Radverkehrs ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Förderung klimafreundlicher Mobilität, dessen Erfolg sich in der Reduzierung der CO 2- Emissionen im Verkehrssektor messen lässt. Die vom Fördermittelgeber geforderte Ermittlung der Energie- und CO2-Bilanz erfolgt auf Grundlage der Verflechtungsbeziehungen der Mobilitätsbefragung, Pendlerzahlen von IT.NRW für den Ist-Zustand und den Prognosenullfall 2030 für die Stadt Herdecke. Durch die Verlagerung von MIV-Fahrten auf den Radverkehr lassen sich zukünftig Einsparungen in den CO2- Emissionen erzielen. Zudem beinhaltet das Konzept eine Controlling- und Verstetigungsstrategie zur Evaluierung der Maßnahmenumsetzung, um dauerhaft eine wirkungsvolle Erfolgskontrolle und Prozessanpassung zu ermöglichen. Seite 2 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Abb. 1.2-1 Ablaufplan des Radverkehrskonzeptes Stadt Herdecke 1.3 Beteiligungsverfahren Durch eine frühzeitige Einbindung möglichst vieler Beteiligter und Interessenvertreter kann nicht nur die Akzeptanz eines über viele Jahre wirksamen Konzeptes gesteigert, sondern auch ein öffentlichkeitswirksames Signal gesetzt werden. Im Rahmen der Konzep- terarbeitung wurden folgende Beteiligungsverfahren durchgeführt: Interne Abstimmungen mit der Verwaltung Arbeitsgruppen Bürgerbeteiligungen 1.3.1 Arbeitskreis Zu Projektbeginn wurde ein Arbeitskreis gebildet, der sich aus Vertretern der Stadtverwal- tung und Fachakteuren (ADFC, Wabe mbH) zusammensetzte. Auf dieser Ebene wurde ein fachlicher Konsens über die verschiedenen Inhalte des Mobilitätskonzepts erzielt. Nachfolgend sind die Inhalte der Arbeitskreissitzungen dargestellt: 1. Schwerpunkt der Auftaktveranstaltung mit dem Arbeitskreis waren die Bestandsana- lyse und Herleitung eines Wunschliniennetzes mit Netzkategorisierung für den Rad- verkehr anhand verschiedener Quellen und Ziele im Stadtgebiet (z. B. Raumstruktur, Arbeitsplatzschwerpunkte). Nach einer Vorstellung der Vorgehensweise bestand die Seite 3 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Möglichkeit Wünsche und Anregungen zu benennen, die bei der Konzepterstellung Berücksichtigung finden sollten. 2. In der zweiten Arbeitskreissitzung wurden die neuen Anregungen der Bürgerinnen und Bürger aus der Online-Beteiligung erörtert und ggfs. in das Konzept mit aufge- nommen. Im Anschluss konnte der Berichtsentwurf finalisiert werden. 1.3.2 Verwaltungsinterne Planungsradtour Im Rahmen der Bestandsanalyse wurde eine verwaltungsinterne Planungsradtour mit dem Arbeitskreis durchgeführt, die sich auf den Innenstadtbereich vom Bahnhof Herdecke bis zur Ruhr erstreckte. Die Planungsradtour fand im Anschluss an die erste Arbeitsgruppen- sitzung statt. Die Route wurden im Vorhinein mit dem Auftraggeber abgestimmt und umfasste ver- schiedene Stationen, die Mängel an Knotenpunkten und Radverkehrsanlagen aufzeigte und zur Diskussion einluden. Als Beispiele können zu schmale Radwege, die nicht mehr den aktuellen Standards entsprechen, mangelnde Barrierefreiheit, unsichere Querungsstellen insbesondere an unsignalisierten Knotenpunkten, lange Wartezeiten an Lichtsignalanlagen sowie die Führung an Knotenpunkten mit Konfliktpotenzial zusammenfassend hervorgehoben werden. Die Teilnehmenden der Arbeitsgruppe sind mit den Gutachtern über Mängel und mögliche Maßnahmen ins Gespräch gekommen, haben ihre Sicht der Dinge erläutert und wertvolle Hinweise sowie Ergänzungen beigesteuert, die in die Mängel- und Maßnahmenkonzeption eingeflossen sind. Abb. 1.3.2-1 Kreuzung Sally-Grünewald-Straße/ Abb. 1.3.2-2 Hauptstraße im Bereich An der Walkmühle Rehbergstraße/ Neue Bachstraße Der Routenverlauf sowie die Stationen – sogenannte Halte- und Erklärpunkte – der Planungsradtour sind in der nachstehenden Abbildung 1.3.2-3 dargestellt. Der Fokus wur- de dabei auf den innerstädtischen Bereich gelegt. Seite 4 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Abb. 1.3.2-3 Routenverlauf Planungsradtour 1.3.3 Bürgerwerkstatt Im Rahmen der Bearbeitungsphase ist es von hoher Relevanz die Bürgerinnen und Bürger der Stadt mit in den Planungsprozess einzubinden. Im Zuge dessen wurde zu Beginn im Rahmen der Bestands- und Mängelanalyse eine Bürgerwerkstatt mit Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Herdecke durchgeführt. Seite 5 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Erste Öffentlichkeitsbeteiligung Die erste Bürgerwerkstatt fand am 09. Oktober 2019 im Ratssaal der Stadt mit ca. 30 Teil- nehmenden statt. Nach einer ausführlichen Einführung in die Thematik wurden die Ziele des Radverkehrskonzeptes, die anstehenden Arbeitsschritte und der Zeitplan vorgestellt. Im Anschluss an die Präsentation wurden die Teilnehmenden in zwei Arbeitsgruppen ein- geteilt und konnten konkrete Probleme, Mängel, Ideen und Wünsche zum Radwegenetz in Herdecke äußern und auf Karten verorten. In Abb. 1.3.3-1 sind die Anregungen der Bürgerinnen und Bürger thematisch zusammenge- fasst dargestellt. Häufig wurden Mängel im Bereich der Radverkehrsführung geäußert. In diesem Zusammenhang ist beispielhaft der fehlende Radweg auf der Ender Talstraße zu nennen. Darüber hinaus wurden bauliche Mängel genannt, wie schlechte Oberflächenbe- schaffenheit oder zu enge Radwegebreite z. B. auf der Brücke der B54, bei der Leitplanken den gemeinsamen Geh- und Radweg von der Fahrbahn trennen. Abb. 1.3.3-1 Zusammenfassung Anregungen der Bürgerinnen und Bürger Seite 6 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Zweite Öffentlichkeitsbeteiligung Eine weitere Bürgerveranstaltung war im Rahmen der Maßnahmenkonzeption für April 2020 vorgesehen, in der die Maßnahmenvorschläge des Radverkehrskonzeptes vorgestellt und in einem Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern erörtert werden sollten. Leider konnte der Termin aufgrund der COVID-19-Pandemie nicht vor Ort stattfinden. Als Alter- native wurden die vorgeschlagenen Maßnahmen mittels einer interaktiven Mängelkarte auf einer Online-Plattform für sechs Wochen im Zeitraum vom 15.07.2020 bis 31.08.2020 online dargestellt. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Herdecke erhielten die Möglich- keit, die mit der Stadt abgestimmten Radverkehrsmaßnahmen einzusehen und zu bewer- ten. Sie konnten Rückmeldung darüber geben, ob die vorgeschlagenen Maßnahmen zur eigenen Sicherheit beitragen, inwiefern es ggfs. weitere Ideen oder Wünsche zu den Maß- nahmen gibt und welche Maßnahmen eine besondere Relevanz haben und möglichst zügig umgesetzt werden sollten (vgl. Abb. 1.3.3-2). Es wurde ebenfalls die Möglichkeit gegeben weitere Anregungen/ Ideen auf der Karte zu verordnen. Abb. 1.3.3-2 Online-Beteiligung in Form einer interaktiven Karte Insgesamt wurden 51 Kommentare zu den Maßnahmen abgegeben. Ein hoher Handlungs- bedarf wurde auf der Ender Talstraße gesehen. Hier wird der Neubau eines Radweges gefordert. Gleichzeitig wird die alternative Route durch den Wald als gängige Route vorge- schlagen. Hier ist jedoch die Befahrung nicht zu allen Jahreszeiten möglich, da eine adä- quate Beleuchtung fehlt. Darüber hinaus wird die Radwegeführung auf der Hauptstraße kritisiert. Im Maßnahmenkonzept (vgl. Kapitel 4) wurde für den Bereich ein Handlungser- fordernis herausgestellt. Hier wird die kritische Führung entlang der Bushaltestelle Herd- ecke Attenbergstraße/ Bahnhof angesprochen und der zu schmale gemeinsame Geh- und Radweg in Richtung B54 mit Handlungsbedarf ausgearbeitet. Die Bürgerinnen und Bürger konnten die vorgestellten Maßnahmen auch mit „finde ich gut“ und „finde ich nicht gut“ bewerten. Dem Anhang 1 ist eine kurze Zusammenfassung der Maßnahmen mit besonders hoher Zustimmung und geringer Zustimmung zu entneh- men. Die neuen (weiteren) Anregungen/ Ideen der Online-Beteiligung sind auch im An- hang aufgelistet und wurden von der Stadt Herdecke und dem Gutachter tabellarisch abgewogen (vgl. Anhang 1). Die Kommentare der Online-Beteiligung zu den Maßnahmen wurden im Rahmen der Auswertung geprüft und ggfs. mit aufgenommen bzw. ergänzt. Seite 7 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke 2 Bestandsaufnahme Ein grundlegender Baustein der Erstellung des Radverkehrskonzeptes für die Stadt Herd- ecke besteht in der Analyse der Ausgangslage. Damit einher geht die Untersuchung der siedlungsstrukturellen und soziodemografischen Gegebenheiten. Die genaue Betrachtung der Ausgangslage ermöglicht es, wichtige Quell- und Zielgebiete im Alltagsradverkehr zu ermitteln, um Aufschluss über das Mobilitätsverhalten der Einwohnerinnen und Einwoh- ner in der Stadt Herdecke zu erhalten. 2.1 Raum- und Siedlungsstruktur Das Radfahren bzw. das individuelle Radverkehrserhalten wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Unter anderem wirken sich die Siedlungsdichte und die Topographie auf das Mobilitätsverhalten und damit auch auf das Radfahren der Bevölkerung aus. Die Stadt Herdecke zählt zum Niederbergisch-Märkischen Hügelland innerhalb des rechtsrhei- nischen Schiefergebirges, weshalb das Stadtgebiet eine bergige Topographie mit Höhen- differenzen von bis zu 274 m aufweist. Dies stellt Radfahrende vor besondere Herausfor- derungen, da die vielen Steigungen die Anbindung der Stadtteile untereinander und zu Nachbarstädten erschwert. 2.1.1 Lage und Topographie Herdecke befindet sich im südwestfälischen Teil Nordrhein-Westfalens an der Ruhr. Sie gehört als mittlere kreisangehörige Stadt zum Ennepe-Ruhr Kreis und ist umgeben von den Großstädten Dortmund, Hagen und Witten. In Herdecke leben rund 23.925 Einwohnerin- 1 nen und Einwohner (Stand 2019) auf einer Fläche von 22 km². Das Stadtgebiet erstreckt sich von den Stauseen Hengstey- und Harkortsee im Süden und Osten bis zum Ardeygebirge im Norden. Die Nord-Süd-Ausdehnung der Stadt beträgt ca. 5 km, von Ost nach West sind es ungefähr 8 km. Im Nordwesten und Nordosten grenzt Herdecke an die Städte Witten und Dortmund, im Süden an die Stadt Hagen und südwest- lich an die Stadt Wetter (Ruhr). Das Stadtgebiet teilt sich in insgesamt sechs Stadtteile auf (vgl. Abb. 2.1.1-1) Altstadt Ahlenberg Westende/Kirchende Herrentisch/Sonnenstein Nacken Schraberg/ Semberg/ Schnee Während sich im südlichen Teil des Stadtgebiets eine langsame Entwicklung von einer Siedlungs- zu einer Kleinstadt vollzog, war der nördliche Teil lange Zeit landwirtschaftlich geprägt (zahlreiche Höfe, Dorfkern (Kirchende)). Im nördlichen Teil wohnen insgesamt mehr Einwohnerinnen und Einwohner als im südlichen Teil. Dies ist insbesondere auf die starken Bautätigkeiten Ende der 1990er Jahre zurückzuführen, da sich die Stadt als Randlage des Ruhrgebiets durch das „Wohnen im Grünen“ und die unmittelbare Nähe zur Ruhr als attraktiver Wohnstandort auszeichnet. Die Innenstadt von Herdecke liegt im südlichen Stadtgebiet in der Altstadt unmittelbar an der Ruhr bzw. am Harkortsee. 1 Quelle: Bürgerbüro Herdecke Stand 31.12.2019 Seite 8 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Abb. 2.1.1-1 Siedlungsstruktur Herdecke 2.1.2 Bevölkerungsentwicklung 2 In Herdecke leben aktuell 23.925 Einwohnerinnen und Einwohner (Stand 2019) . Damit ist Herdecke die zweitkleinste Gemeinde im Ennepe-Ruhr-Kreis. Bis Anfang der 1990er Jahre ist die Bevölkerungszahl in Herdecke stetig gestiegen. Seitdem ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Durch steigende Geburtenzahlen und einem zunehmenden Wanderungsge- 3 winn steigt die Bevölkerung seit 2015 wieder leicht an. 2.1.3 Arbeitsplatzstandorte/ Wichtige Gewerbestandorte Der größte Arbeitgeber der Stadt Herdecke ist das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke im Ortsteil Westende. Darüber hinaus haben überregional bekannte Unternehmen ihren Sitz in Herdecke, wie die Lackfabrik DÖRKENGROUP, die Firma Ardeypharm, die pharmazeutische Medikamente herstellt sowie das Unternehmen Idealspaten, dass Hand- 2 Quelle: Ebenda. 3 Quelle: Information und Technik Nordrhein-Westfalen (2020): Bevölkerungsstand- und bewegung (ab 1962) – Gemeinden – Jahr. Stadt Herdecke. Seite 9 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke geräte für Garten und Bau produziert. Im Gewerbegebiet Gahlenfeld im nördlichen Stadtgebiet haben sich zudem überwiegend technologieorientierte und umweltverträgliche Unternehmen angesiedelt (z. B. Softwarenentwickler, Forschungs- und Produktionsstätten). 2.1.4 Pendler Wenngleich die Stadt Herdecke Sitz überregional bekannter Unternehmen ist, weist sie ein leichtes negatives Pendlersaldo von minus 1.774 auf, was auf die Nähe zu den Oberzen- tren Hagen und Dortmund zurückzuführen ist. Insgesamt pendeln 6.719 in die Stadt ein und 8.493 aus der Stadt aus. In den nachstehenden Abbildungen sind die Pendlerbeziehungen der sozialversicherungs- pflichtigen Beschäftigen der Stadt Herdecke dargestellt. In Abb. 2.1.4-1 sind die Einpendlergemeinden mit mehr als 100 Einpendlern aufgezeigt. Zu den stärksten Einpendlern gehören: Hagen (1.348) Dortmund (1.084) Witten (797) In Abb. 2.1.4-2 sind die Auspendlergemeinden mit mehr als 100 Auspendlern dargestellt. Zu den stärksten Auspendlergemeinden gehören: Hagen (1.993) Dortmund (1.730) Witten (819) Zusammenfassend sind damit Hagen, Dortmund und Witten die Nachbargemeinden mit den höchsten Ein- und Auspendlerzahlen. Abb. 2.1.4-1 Berufseinpendler4 4 Quelle: Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (2019): Berufseinpendler (Tagespendler) nach Quelle/Ziel und Geschlecht - Gemeinden – Stichtag. Herdecke. (Stand 06/2018). Seite 10 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Abb. 2.1.4-2 Berufsauspendler5 2.2 Straßen-, Schienen- und Schnellbusnetz mit Bezug zum Radverkehr Mobilität und Verkehr sind ein wichtiger Aspekt unserer heutigen modernen Gesellschaft. Zukünftig ist es von hoher Bedeutung die Fortbewegung zu sichern und ökologisch zu gestalten. Herdecke hat keinen Autobahnanschluss, allerdings bindet die B54 im Süden an die An- schlussstelle Hagen-West der A1 (in Richtung Köln) sowie an die Anschlussstelle Dort- mund-Süd der A45 (Dortmund – Sauerland) an. Als Autobahnzubringer weist die B54 da- her die höchste Verkehrsbelastung im Stadtgebiet auf. Im Vergleich zu anderen Stadtge- bieten in NRW sind diese aber relativ gering. Die L625 stellt eine Verbindung in Richtung Witten dar, die L684 in Richtung Dortmund. Die K11 verbindet Herdecke zusätzlich mit den Städten Wetter (Ruhr) und Witten (vgl. Abb. 2.2-1). Abseits von Hauptverkehrsstraßen gilt in Herdecke in den Wohngebieten (Wohn- und Erschließungsstraßen) überwiegend eine Geschwindigkeit von 30 km/h. Gemäß StVO ist in Straßen mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h keine gesonderte Radverkehrsanlage erforderlich. Der Radfahrer wird im Mischverkehr mit den anderen Verkehrsteilnehmern geführt (vgl. Kapitel 3.2). 5 Quelle: Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (2019): Berufsauspendler (Tagespendler) nach Quelle/Ziel und Geschlecht - Gemeinden – Stichtag. Herdecke. (Stand 06/2018). Seite 11 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Abb. 2.2-1 Klassifiziertes Straßennetz Herdecke Herdecke hat zwei Bahnhaltepunkte, den Bahnhof Herdecke sowie den Bahnhaltepunkt Wittbräucke. Diese werden von der Regionalbahn RB 52 bedient, welche Herdecke mit der Stadt Dortmund, Hagen und Lüdenscheid verbindet (vgl. Abb. 2.2-2). Die Bahnhaltepunkte werden werktags sowie sonn- und feiertags im 1h-Takt bedient. Der Dortmunder Hbf kann mit dem ÖV innerhalb von einer halben Stunde erreicht werden. Zu den Berufszeiten kann dies mit dem MIV deutlich länger dauern. Linie Streckenverlauf Dortmund Hbf – Dortmund Signal-Iduna-Park – Dortmund Tierpark – Dort- mund-Kirchhörde – Dortmund-Löttringhausen – Wittbräucke – Herdecke – RB 52 Hagen Hbf – Hagen-Oberhagen – Dahl – Rummenohl – Dahlerbrück – Schalksmühle – Lüdenscheid-Brügge - Lüdenscheid Abb. 2.2-2 Linien und Streckenverlauf des Schienenpersonennahverkehrs Von der Altstadt in Herdecke ist der Bahnhof Hagen-Vorhalle zudem in unter 10 Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen. Sowohl die RB40 (Essen Hbf – Essen-Kray Süd – Watten- scheid – Bochum Hbf – Witten Hbf – Wetter – Hagen-Vorhalle – Hagen Hbf) als auch die S5 Seite 12 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke (Dortmund Hbf – Dortmund-Barop – Dortmund-Kruckel – Witten-Annen Nord – Witten Hbf – Wetter (Ruhr) – Hagen-Vorhalle – Hagen Hbf) halten in Hagen-Vorhalle. Die Stadt Herdecke verfügt über ein ausgebautes Busliniennetz, welches jedoch kein zu- sammenhängendes Stadtbusnetz mit eigenem Betrieb darstellt, sondern über die Stadt- grenze hinaus von verschiedenen Verkehrsbetrieben (u. a. DSW21 Dortmunder Stadtwer- ke, Verkehrsgesellschaft Ennepe Ruhr mbH, Hagener Straßenbahn AG) angefahren wird. Dadurch ist eine gute regionale Anbindung an die Nachbarkommunen (u. a. Hagen, Wit- ten, Wetter (Ruhr), Dortmund) gegeben. Ergänzend dazu fährt der Bürgerbusverein Herdecke e.V. () mit mehreren Linien: Die Linie 1 fährt über Nacken in Richtung Ende. Die Linie 2 verbindet die Altstadt mit Herrentisch/Sonnenschein. Die Linie 3 fährt innerhalb der Stadtteile Schraberg/ Semberg/ Schnee. Ein Bürgerbus aus Wetter (Ruhr) fährt bis zum Gemeinschaftskrankenhaus Westende. Das ÖPNV- und SPNV-Netz ist in der nachfolgenden Abbildung dargestellt (vgl. Abb. 2.2-3) Abb. 2.2-3 ÖPNV- und SPNV-Netz Stadt Herdecke Seite 13 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke 2.3 Radwegenetz Herdecke Neben dem landesweit ausgeschilderten Radverkehrsnetz NRW gemäß den Hinweisen zur 6 wegweisenden Beschilderung für den Radverkehr in Nordrhein-Westfalen (HBR NRW) verläuft der überregional bekannte RuhrtalRadweg durch die Stadt Herdecke. Der 240 km lange Fernradweg führt entlang der Ruhr von der Quelle am Ruhrkopf in Winterberg bis zur Mündung in den Rhein bei Duisburg. Der RuhrtalRadweg verläuft unter anderem ent- lang der Städte Winterberg, Arnsberg, Bochum, Essen und Oberhausen. Darüber hinaus existiert die Route „Ruhrtal8“, die Radfahrende in Form einer Acht um den Hengstey- und den Harkortsee führt und dadurch die Städte Wetter (Ruhr), Herdecke und Hagen verbin- det. Wie in Abb. 2.3-1 erkennbar, verlaufen die vornehmlich touristischen Radwege überwie- gend im südlichen Bereich des Stadtgebietes. Im Norden von Herdecke fehlt es insbeson- dere an Radwegweisung zum Beispiel in Richtung Dortmund und Witten durch das lan- desweit ausgeschilderte Radverkehrsnetz NRW. Abb. 2.3-1 Radrouten Herdecke 6 Quelle: Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen 2020: Das landesweite Radverkehrsnetz NRW. Abrufbar unter: https://www.radverkehrsnetz.nrw.de/rvn_rvn.asp Seite 14 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke 2.4 Wichtige öffentliche und soziale Einrichtungen Kurze Wege spielen für die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger einer Stadt eine entscheidende Rolle. Ältere Menschen und Eltern mit ihren Kindern sowie in zunehmendem Maße auch Menschen, die bewusst auf das Auto verzichten, sind darauf angewiesen, ihren Alltag auch ohne ein Auto meistern zu können. Nahmobilität leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Grundversorgung im Wohnumfeld. Neben der Siedlungsstruktur nehmen daher auch wichtige öffentliche und soziale Einrichtungen Einfluss auf die Ausrichtung des zukünftigen Radverkehrsnetzes. Zu nennen sind hier: Öffentliche Einrichtungen Freizeiteinrichtungen Einzelhandelsstandorte Schulstandorte Öffentliche Einrichtungen Zu den Öffentlichen Einrichtungen zählen unter anderem Krankenhäuser, Verwaltungseinrichtungen, Polizei und Feuerwehr. Nicht nur durch den hohen Publikumsverkehr, sondern auch als Ziel von Berufstätigen stellen diese Einrichtungen bedeutsame verkehrsrelevante Einrichtungen dar. Die Öffentlichen Einrichtungen sind in Herdecke überwiegend im Bereich der Altstadt angesiedelt (vgl. Abb. 2.4-1). Abb. 2.4-1 Öffentliche Einrichtungen Herdecke Seite 15 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Nahversorgung Ein weiterer Einfluss in Bezug auf die alltäglichen Mobilitätsbedürfnisse der Bevölkerung in Herdecke besteht in der Verteilung der Nahversorgungsstandorte. Gemäß des 7 Landesentwicklungsplans Nordrhein-Westfalen (LEP NRW) ist die Stadt Herdecke als Mittelzentrum ausgewiesen, die neben der Grundversorgung auch die Versorgung mit Gütern des periodischen bzw. gehobenen Bedarfs (z. B. Fachärzte, Kaufhaus, Krankenhaus) übernehmen. Im Stadtgebiet von Herdecke liegen zwei Versorgungsschwerpunkte, das Versorgungszent- rum Innenstadt sowie das Nahversorgungszentrum Kirchende. Das Hauptzentrum Innen- stadt als zentraler Versorgungsbereich umfasst die Fußgängerzone und den nördlichen Teil der Hauptstraße, die sich durch eine teilweise geschlossene Einzelhandelsstruktur aus- zeichnet. Das Nahversorgungszentrum Kirchende liegt unmittelbar am Knotenpunkt Wes- tender Weg/ Kirchender Dorfweg und ist durch einen kleinteiligen nahversorgungsrele- 8 vanten Einzelhandel gekennzeichnet. Abb. 2.4-2 Versorgungsstandorte Herdecke 7 Quelle: Landesregierung des Landes Nordrhein-Westfalen (2016): Landesentwicklungsplan Nordrhein- Westfalen (LEP NRW). Düsseldorf. 8 Quelle: BBE Unternehmensberatung GmbH 2006: Einzelhandelsgutachten Herdecke. Köln. Seite 16 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Freizeiteinrichtungen Kultur- und Freizeiteinrichtungen können als Zielgebiete im Radverkehr ebenfalls eine wichtige Rolle einnehmen. Sie nehmen allerdings für den Alltagsradverkehr eine eher untergeordnete Funktion ein. Zu den Kultur- und Freizeiteinrichtungen in Herdecke gehö- ren unter anderem (vgl. Abb. 2.4-3): Theater am Stiftsplatz Kino „Onikon“ Stadtbücherei Freizeitbad Bleichstein Sportstätten Kirchen Die wesentlichen Kultur- und Freizeiteinrichtungen konzentrieren sich in Herdecke auf die Innenstadt. Abb. 2.4-3 Kultur- und Freizeiteinrichtungen Herdecke Seite 17 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Schulstandorte Schülerinnen und Schüler sind stärker auf das Verkehrsmittel Fahrrad angewiesen, da ihre Mobilitätsvoraussetzungen wegen eines fehlenden Pkw-Führerscheins eingeschränkt sind. Sie werden mit ihren täglichen Verkehrsbeziehungen im Rahmen des Konzeptes besonders berücksichtigt. Eine gute Erreichbarkeit der Schulen mit dem Fahrrad stärkt die Akzeptanz der Fahrradnutzung und kann eine Verringerung der Hol- und Bringverkehre mit dem MIV zur Folge haben. Im vorliegenden Konzept haben Grundschulen eine eher untergeordnete Relevanz, da Kinder bis zum vollendeten 8. Lebensjahr den Gehweg be- nutzen müssen und bis zum 10. Lebensjahr den Gehweg benutzen dürfen. Insgesamt gibt es in Herdecke sieben Schulen, davon vier Grundschulen und eine Förder- schule sowie zwei weiterführende Schulen (Realschule und Gymnasium). Die Grundschu- len verteilen sich über das Stadtgebiet, während sich die beiden weiterführenden Schulen auf den südlichen Stadtbereich konzentrieren (vgl. Abb. 2.4-4). Abb. 2.4-4 Schulstandorte Herdecke Seite 18 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke 2.5 Bisherige Konzepte und Erhebungen In den vergangenen Jahren hat die Stadt Herdecke einige Anstrengungen unternommen, den Klimaschutz und insbesondere die nachhaltige Mobilität zu fördern. Im Folgenden wird daher auf bisherige Konzepte aus dem Bereich Klimaschutz und Radverkehr eingegangen. 2.5.1 Integriertes Klimaschutzkonzept Stadt Herdecke Das Integrierte Klimaschutzkonzept für die Stadt Herdecke aus dem Jahr 2013 resultiert aus der bundesweiten Initiative zur Reduzierung der Treibhausgase bis zum Jahr 2050 gegenüber dem Ausgangsjahr 1990. Es bildet das Fundament zur stadtweiten Reduzierung der CO2-Emissionen. Die differenzierte Betrachtung der Bereiche Haushalt, Wirtschaft, Verkehr und Kommunale Einrichtungen hat ergeben, dass im Verkehrsbereich trotz einiger umgesetzter Maßnahmen immer noch rund 33 % aller stadtweiten CO2-Emissionen ausge- stoßen werden. Im Endenergieverbrauch nach Verkehrskategorien dominieren vor allem die Anteile Pkw (64 %) und Nutzfahrzeuge (22 %). Im Handlungsfeld Mobilität sind daher einige Projekte benannt worden, die zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Bereich Ver- kehr beitragen. Hierzu zählen u. a. alternative Mobilitätsformen, wie z. B. E-Bikes/ Pede- lecs und die entsprechende Ladeinfrastruktur sowie Schulungs- und Unterrichtsangebote 9 in Schulen zur Stärkung des Mobilitätsbewusstseins der jungen Menschen. 2.5.2 Mobilitätsuntersuchung Ennepe-Ruhr-Kreis In der Mobilitätsuntersuchung für den Ennepe-Ruhr-Kreis aus dem Jahr 2014 sind umfang- reiche Daten zum Mobilitätsverhalten der Bewohnerinnen und Bewohner des Kreises erhoben worden. Die Stadt Herdecke liegt mit 72 % MIV-Anteil (inkl. Mitfahrer) über dem kreisweiten Schnitt von 68 %. Der Anteil am Radverkehr stellt mit 2 % einen äußerst nied- rigen Wert dar. Nachfolgend sind alle Verkehrsmittelanteile der Stadt aufgeführt (vgl. Abb. 2.5.2-1). Abb. 2.5.2-1 Modal Split der Stadt Herdecke aus dem Jahr 201410 Insgesamt ist der kreisweite Radverkehrsanteil mit 5 % auf einem niedrigen Niveau. Dies hängt zum einem mit der hügeligen Topographie und zum anderen mit der unzureichen- den Radverkehrsinfrastruktur zusammen. Bereits ab einer Entfernungsklasse von 1 km bis 2 km dominiert der Pkw-Anteil mit 59 % (inkl. Mitfahrer) bei der Verkehrsmittelwahl. Der Radverkehrsanteil liegt hier beim „Spitzenwert“ von 6 %. Danach nimmt dieser rapide ab 9 Quelle: Stadt Herdecke (2013): Integriertes Klimaschutzkonzept der Stadt Herdecke. 10 Quelle: Ennepe-Ruhr-Kreis (2014): Mobilitätsuntersuchung 2014. Schwelm. Seite 19 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke und ab einer Entfernungsklasse von 5 km und mehr ist der Radverkehrsanteil mit 2 % nahezu unbedeutend. Die Wegezwecke mit dem höchsten Radverkehrsanteil bilden die 11 Kategorien Freizeit (6 %) sowie Ausbildung/ Schule und Einkaufen (jeweils 3 %). 2.5.3 Nachhaltigkeitsstrategie Basierend auf den globalen Nachhaltigkeitszielen (engl. Sustainable Development Goals (SDG)), die zu einer weltweiten Transformation in Richtung einer nachhaltigen und sozial gerechten Entwicklung bis 2030 beitragen, ist die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie neu aufgelegt worden und bildet den Grundstock für die aktuelle Nachhaltigkeitsstrategie 2019 für die Stadt Herdecke. In einem umfangreichen Beteiligungs- und Erarbeitungspro- zess sind die Rahmenbedingungen für einen zukunftsfähigen, verantwortungsvollen Weg für sämtliche Lebensbereiche geschaffen worden. In dieser sind für das Themenfeld Mobilität einige strategische und operative Ziele defi- niert worden, die insgesamt zu einer umweltfreundlichen sowie gesunden und sozial ver- träglichen Mobilität im Stadtgebiet beitragen. Hierzu zählt in erster Linie die Erstellung eines Radverkehrskonzeptes für die Stadt Herdecke. Bis 2027 soll der Fuß- und Radver- kehrsanteil von derzeit 17 % auf insgesamt 25 % gesteigert werden. Dies soll durch Lü- ckenschlüsse, neue Verbindungen und eine Optimierung der bestehenden Fuß- und Rad- 12 wegeinfrastruktur geschehen. 2.5.4 Sonstige relevante Bauvorhaben mit Bezug zum Radverkehr Im Rahmen der Umbaumaßnahme der Dortmunder Landstraße im Stadtgebiet von Herdecke soll ein einseitiger gemeinsam genutzter Geh- und Radweg mit einer Breite von 2,50 m errichtet werden. Derzeit ist ab der Kreuzung Dortmunder Landstraße/ Gahlenfeldstraße/ Wittener Land- straße in Richtung Dortmund kein Radangebot in beide Richtungen vorhanden. Um die Situation bis zum Umbau der Dortmunder Landstraße zu entschärfen, wird der vorhandene recht schmale Gehweg vorrübergehend für den Radfahrer durch die Beschil- derung „Radfahrer frei“ freigegeben. Entsprechende Vorkehrungen wurden bereits mit dem Ordnungsamt der Stadt Herdecke besprochen. Durch die geplante Sanierung der Dortmunder Landstraße entsteht eine übergeordnete Radverkehrsverbindung in Richtung Dortmund. Die nachstehenden Abbildungen zeigen die Baupläne für den geplanten Umbau der Dortmunder Landstraße. 11 Quelle: Ennepe-Ruhr-Kreis (2014): Mobilitätsuntersuchung 2014. Schwelm. 12 Quelle: Stadt Herdecke (2019): Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Herdecke. Seite 20 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Abb. 2.5.4-1 L684 (Dortmunder Landstraße) in Herdecke Neubau G/R von der L 625 (Wittener Landstraße) bis Stadtgrenze Dortmund_1 Abb. 2.5.4-2 L684 (Dortmunder Landstraße) in Herdecke Neubau G/R von der L625 (Wittener Landstraße) bis Stadtgrenze Dortmund_2 3 Erarbeitung einer Netzkonzeption für den Alltagsradverkehr Insgesamt setzt das Radverkehrskonzept der Stadt Herdecke auf die Stärkung der Wegebeziehung innerhalb der Stadt sowie die Anbindung zu den angrenzenden Nachbarkommunen. Wie bereits erwähnt liegt dabei der Fokus auf dem Alltagsradverkehr, der auf zügigen, direkten und sicheren Wegen zurückgelegt werden soll. Vor allem das klassifizierte Straßennetz stellt historisch bedingt häufig die direkteste Verbindung inner- halb der Stadt und zu den angrenzenden Nachbarstädten dar. Grundsätzlich sollten im Alltagsradwegenetz die Anforderungen aller Nutzergruppen berücksichtigt werden und sind dementsprechend bei der Netzplanung zu berücksichtigen. Die Formulierung von Standards, die sich an den technischen Regelwerken und den Anforderungen der Radfahrenden orientieren, soll dabei helfen, mit Freude das Fahrrad zu benutzen. Seite 21 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke 3.1 Anforderungen wichtiger Nutzergruppen Die Ansprüche der Radfahrenden variieren je nach Alter, Erfahrung und Ziel des Weges. Daraus lassen sich vier Gruppen von Radfahrenden ableiten: Erwachsene Alltagsradelnde, Kinder und Jugendliche, Ältere Menschen und Freizeitradelnde. Erwachsene Alltagsradelnde Die Gruppe der erwachsenen Alltagsradler zeichnet sich durch Erfahrung und Selbstsicherheit aus. Sie sind mitunter mit Fahrradanhängern oder Lasträdern unterwegs und bevorzugen möglichst schnelle und direkte Verbindungen. Hierfür nutzt die Gruppe auch die Fahrbahn oder parallel zur Fahrbahn geführte getrennte Radwege. Kinder und Jugendliche Kinder bis 8 Jahre müssen auf dem Gehweg in Schrittgeschwindigkeit fahren. Danach dürfen Kinder bis 10 Jahre weiterhin auf dem Gehweg fahren. Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahre gelten als selbstsichere Radfahrer. Sie bevorzugen ebenfalls wie die Gruppe der erwachsenen Alltagsradler schnelle und direkte Wegestrecken. Sowohl für Kinder als auch Jugendliche ist die Führung auf baulich von der Fahrbahn getrennten Radwegen sinnvoll. Die häufigsten Wegezwecke sind die Schul- und Freizeitwege. Ältere Menschen Ältere Menschen sind vor allem Alltags- und Freizeitradfahrer. Die Gruppe bevorzugt ebene, griffige Flächen und eine vom Kfz-Verkehr getrennte Führung. Darüber hinaus ist insbesondere die soziale Sicherheit im öffentlichen Raum von großer Bedeutung. Freizeitradelnde Die Gruppe der Freizeitradler benötigt eine gut befahrbare, glatte, allwettertaugliche Wegeoberfläche abseits der Hauptverkehrsstraßen mit einem hohen Erlebniswert. Die Strecke sollte über eine durchgängige Radwegweisung verfügen. Anhand der differenzierten Ansprüche der Radfahrenden lassen sich in der nachfolgenden Darstellung der Netzhierarchie die unterschiedlichen Ausstattungsmerkmale und Qualitäten der Radwege ableiten. Bedeutsame Ziele an Hauptrouten richten sich überwiegend an Alltagsradler und ältere Menschen, während wichtige Einrichtungen für Kinder und Jugendliche vornehmlich in dicht besiedelten Wohngebieten und Ortsteilen zu finden sind. Die Belange der Fahrradurlauber werden dagegen auf ergänzenden Radrouten erfüllt, deren Erlebniswert über der Anbindung von Zielen im Alltagsverkehr steht. 3.2 Qualitätsstandards Radverkehr Die Formulierung von Qualitätsstandards für den Radverkehr dienen als Grundlage und Zielvorgabe für Planungen und Entwicklungen von Radverkehrsanlagen in der Gesamtstadt. Diese Standards orientieren sich an den aktuellen Empfehlungen für 13 Radverkehrsanlagen (ERA 2010) . Es ist das zentrale Regelwerk für die Gestaltung von Radverkehrsanlagen in Deutschland. Die ERA bildet die Grundlage für Planung, Entwurf und Betrieb von Radverkehrsanlagen. Sie gelten für den Neubau und die wesentliche Änderung von Straßen. Für bestehende Straßen wird ihre Anwendung empfohlen. Berück- sichtigung finden darüber hinaus auch aktuelle Entwicklungen im Bereich Radschnellwege oder Radvorrangrouten sowie die steigende Nutzung elektrisch betriebener Fahrräder, die neue Herausforderungen an die Infrastruktur stellen. Inwiefern der Radverkehr auf der Fahrbahn im Mischverkehr oder getrennt vom Kfz- Verkehr geführt werden soll, ist nicht eindeutig definiert und abhängig von verschiedenen Faktoren. Als Orientierung können gemäß ERA (vgl. Kapitel 2.3.3 ERA) die Verkehrsstärke und die zulässige Höchstgeschwindigkeit herangezogen werden. Exemplarisch ist die Führung des Radverkehrs im Mischverkehr (auf der Fahrbahn ohne Radverkehrsanlage) auf Straßen mit wenig Kfz-Verkehr und wenig Lkw-Verkehr (max. 700 Kfz/h) zu empfehlen. 13 Quelle: Empfehlungen für Radverkehrsanlagen aus dem Jahr 2010, veröffentlicht durch die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV), Köln. Seite 22 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Die Geschwindigkeit sollte maximal 30 km/h betragen. Daher bietet sich die Führung im Mischverkehr besonders in verkehrsberuhigten Bereichen, Tempo-30-Zonen und ruhigen Anwohnerstraßen an. Allerdings haben auch weitere Faktoren abseits der Geschwindigkeit und der Kfz- Verkehrsstärke Einfluss auf die Radwegeführung: Flächenverfügbarkeit des Straßenraums: Die Fahrbahnbreite und der Seitenraum spie- len bei der Führung des Radverkehrs eine entscheidende Rolle. Je nach Nutzungsan- forderung sind entsprechende Breiten erforderlich. Es ist daher je nach Erfordernis zu überprüfen, ob die gegebenen Querschnitte beispielsweise durch eine Neuaufteilung eine optimierte Führung des Radverkehrs realisieren lassen. Schwerlastverkehrsstärke: Besteht ein hohes Verkehrsaufkommen durch Lkws oder andere Schwerlastverkehre sollte der Radverkehr in der Regel im Seitenraum geführt werden. Parken: Durch ein- und ausparkende Pkws und das Öffnen von Wagentüren entstehen Gefährdungspotenziale. Dabei ist zu prüfen, wie und wie lange auf dem untersuchten Abschnitt geparkt wird und welche die daraus resultierend sicherste Führung ist. Knotenpunkte und Grundstückszufahrten: An Knotenpunkten und Grundstückszufahr- ten sind ein- und abbiegende Kfz-Verkehre zu berücksichtigen. Bei einer hohen Anzahl von Zufahrten (z. B. Zufahrt zu Supermärkten) und Einmündungen mit hoher Zahl von ein- und abbiegenden Fahrzeugen, sollte der Radverkehr eher auf der Fahrbahn und nicht im Seitenraum geführt werden. Längsneigung: „Je stärker und länger die Steigung, umso mehr spricht dies für eine Führung im Seitenraum“ Ob Radfahrende vor Ort auf der Fahrbahn oder abseits im Seitenraum auf baulichen Radwegen geführt werden sollte, ist immer im Einzelfall zu prüfen. In § 2 der StVO ist die Benutzungspflicht von Radwegen geregelt. Die Zeichen 237, 240 und 241 sind als benutzungspflichtige Radwege gekennzeichnet (vgl. Abb. 3.2-1). Radwe- ge, die eine solche Beschilderung aufweisen müssen von Radfahrende benutzt werden. Es besteht jedoch keine Radwegebenutzungspflicht, wenn der Radweg „wegen der Be- schaffenheit […] oder [des] Zustandes (z. B. tiefer Schnee, Eis, Löcher) für Radfahrende nicht zumutbar ist“ (Rechtsprechung, z. B. Bouska in NVZ 1991) „Der Radverkehr muss auf solchen Wegen auf Fußgänger Rücksicht nehmen“ (RASt, 6.1.6.4). Seite 23 büro stadtVerkehr
Klimaschutzteilkonzept – Radverkehrskonzept für die Stadt Herdecke Getrennter Gemeinsamer Radweg Geh- und Radweg Geh- und Radweg Zeichen StVO 237 Zeichen StVO 241 Zeichen StVO 240 Der Radverkehr darf die Der Radverkehr darf die Der Radverkehr darf die Fahrbahn nicht benutzen, Fahrbahn nicht benutzen, Fahrbahn nicht benutzen, sondern ist verpflichtet den sondern ist verpflichtet den sondern ist verpflichtet den Radweg (baulich angelegt getrennten Geh- und Rad- gemeinsamen Geh- und oder Radfahrstreifen) zu weg (baulich angelegt) zu Radweg (baulich angelegt) benutzen benutzen zu benutzen Andere Fahrzeuge sind nicht Keine andere Verkehrsart ist Der Radverkehr muss auf erlaubt, nur durch Zusatz- auf dem Geh- und Radweg solchen Wegen auf Fußgän- zeichen erlaubt, nur durch Zusatz- ger Rücksicht nehmen Andere Verkehrsträger zeichen, dann darf jedoch Breite müssen auf den Radverkehr nur der Radweg benutzt o innerorts: Rücksicht nehmen werden mind. 2,50 m Breite: mind. 2,00 m Breite für den Radweg: o außerorts: mind. 2,00 m mind. 2,50 m Abb. 3.2-1 Benutzungspflichtige Radwege (Zeichen StVO 237, 240, 241) Die Benutzungspflicht von Radwegen im Stadtgebiet sollte nur dort angeordnet werden, wo es zwingend erforderlich ist. Ist dies jedoch nicht realisierbar, sollte die Anlage von getrennten Geh- und Radwegen mit dem Zeichen 241 StVO bevorzugt werden. Die Mindestbreiten für den Fußverkehr (2,50 m) sind einzuhalten. Eine bauliche Trennung der Flächen für den Fuß- und Radverkehr erfolgt durch einen mindestens 30 cm breiten taktil erfassbaren und kontrastierenden Streifen. Wenn es unumgänglich ist, sollte die Regelung „Gehweg, Radfahrer frei“ mit der Beschilderung Zeichen 239 StVO mit dem Zusatzzeichen 1022-10 StVO gewählt werden. Eine gemeinsame Führung von Fußgängern und Radfahrern ist jedoch grundsätzlich zu vermeiden. Beispielquerschnitte mit Breitenmaße für bauliche Radwege im Einrichtungsverkehr sowie als kombinierter Geh- und Radweg sind in den Abbildungen 3.2-2 und 3.2-3 gemäß ERA 14 2010 dargestellt. 14 Quelle: Ebenda. Seite 24 büro stadtVerkehr
Sie können auch lesen