Koaxialkabel aus Lippstadt unterstützen Weltraummission

Die Seite wird erstellt Sam Henkel
 
WEITER LESEN
Koaxialkabel aus Lippstadt unterstützen Weltraummission
Kabel und Verbinder

Das spannende Projekt LISA

Koaxialkabel aus Lippstadt unterstützen
Weltraummission
Das Unternehmen SSB-Electronic GmbH aus Lippstadt, das sich auf Lösungen im Bereich der Hochfrequenz
spezialisiert hat, arbeitet mit der Universität von Florida zusammen und unterstützt das Team des Precision
Space Systems Laboratory in einem neuen Weltraumprojekt.
                                                                                                         lern aus 20 ESA-Mitgliedstaaten,
                                                                                                         darunter das Max-Planck-Institut
                                                                                                         für Gravitationsphysik in Han-
                                                                                                         nover, Deutsches Zentrum für
                                                                                                         Luft- und Raumfahrt (DLR) in
                                                                                                         Bremen sowie zahlreiche Uni-
                                                                                                         versitäten und Institute weltweit
                                                                                                         wie zum Beispiel die Universität
                                                                                                         Florida in den Vereinigten Staa-
                                                                                                         ten von Amerika [1].

                                                                                                         LISA wird aus drei baugleichen
                                                                                                         Raumfahrzeugen bestehen, die
                                                                                                         jeweils 2,5 Mio. km vonein-
                                                                                                         ander entfernt der Erde auf ihrer
                                                                                                         Umlaufbahn um die Sonne in
                                                                                                         einer Dreiecksformation folgen
                                                                                                         sollen [2]. Die Raumfahrzeuge
                                                                                                         werden durch Laserstrahlen mit-
                                                                                                         einander verbunden sein, die
                                                                                                         die Arme eines hochpräzisen
                                                                                                         Laserinterferometers bilden.
                                                                                                         Im Gegensatz zu den bereits
                                                                                                         existierenden bodengestützten
                                                                                                         Gravitationswellendetektoren
                                                                                                         – bspw. Geo 600, LIGO oder
                                                                                                         VIRGO4 – wird LISA Gravita-
                                                                                                         tionswellen niedriger Frequenz
                                                                                                         zwischen 0,1 mHz und 1 Hz
Künstlerische Darstellung der LISA-Mission (© Universität von Florida)                                   messen. Diese Signale sind für
                                                                                                         erdgebundene Detektoren auf-
                                        Bis Juli 2025 soll ein spezielles NASA und eines internationalen grund seismischer Prozesse im
                                        Ladungs-Managementsystem Konsortiums von Wissenschaft- Erdinneren aber auch durch Wol-
                                        für die Weltraummission LISA
                                        der ESA und NASA entwickelt
                                        werden. SSB-Electronic liefert
                                        dabei seine Koaxialkabel für
                                        das Projekt, mit deren Hilfe die
                                        Einhaltung der strengen Anfor-
                                        derungen des LISA-Projektes
                                        überprüft werden.
                                   LISA wäre der erste weltraum-
                                   gestützte Gravitationswellen-
                                   detektor (Laser Interferometer
                                   Space Antenna) und ist eines von
                                   drei ausgewählten Projekten des
                      Autorin:     Cosmic-Vision-Programms der
         Lina Schmidt, Leitung     Europäischen Weltraumorgani-
          Produktmanagement        sation ESA. Die von der ESA
         SSB-Electronic GmbH       geleitete LISA-Mission ist eine
         www.ssb-electronic.de     Zusammenarbeit der ESA, der Ein Prototyp des LISA-Lade-Management-Geräts (© Universität von Florida)

56                                                                                                                   hf-praxis 10/2021
Koaxialkabel aus Lippstadt unterstützen Weltraummission
Kabel und Verbinder

                                                                                                Oder ein Team von Forschern,
                                                                                                Professoren und Studenten der
                                                                                                Universität von Florida rund um
                                                                                                die Experten John W. Conklin
                                                                                                und Peter Wass (Institut für Luft-
                                                                                                und Raumfahrttechnik) und den
                                                                                                in Minden geborenen Prof. Dr.
                                                                                                Guido Müller (Institut für Phy-
                                                                                                sik) hat einen NASA-Auftrag in
                                                                                                Höhe von 12,5 Mio. US-Dollar
                                                                                                erhalten, um einen Prototyp des
                                                                                                Ladungs-Managementsystems
                                                                                                zu entwickeln und zu testen. Hier
                                                                                                handelt es sich um ein UV-Licht-
                                                                                                gerät, das die elektrische Ladung
                                                                                                der frei fallenden Testmassen im
                                                                                                Inneren der drei widerstands-
                                                                                                freien LISA-Raumfahrzeuge
                                                                                                überwachen soll. Diese Test-
                                                                                                massen sind Würfel aus einer
                                                                                                Gold-Platin-Legierung mit 46
                                                                                                mm Kantenlänge und wiegen
                                                                                                2 kg. Das Gerät soll die Test-
                                                                                                massen mit der entsprechenden
Phasenstabilität relevanter Kabel im Vergleich [8] (© Simon Barke)                              Menge UV-Licht bestrahlen und
                                                                                                so ihre Ladung auf Null halten,
kenbewegung, Regen, Fernzüge lagert, die zuvor verschiedene Jahr brauchen, um die Umlauf- um unerwünschte Bewegungen
etc. nicht detektierbar [3, 4]. Im Laufwege zurückgelegt haben. bahn um die Sonne zu erreichen, der Testmassen zu verhindern
Weltraum kann LISA den Stö- Mit dieser Methode lassen sich und dann über den Zeitraum von [6, 7].
rungen des Planeten ausweichen Dehnungen und Stauchungen etwa zehn Jahren wissenschaft- Koaxialkabel aus Lippstadt
und aufgrund der extrem langen der Raumzeit, sogenannte Gra- liche Daten sammeln.               überprüfen die Erfüllung der
Arme der Dreieckskonstelllation vitationswellen, nachweisen. Sie Für die LISA-Mission werden Projektanforderungen. Die Ko-
in niederfrequenten Bereichen entstehen bei großen astrophy- viele neue Schlüsseltechnologien axialkabel von SSB-Electronic
des Spektrums Empfindlich- sikalischen Ereignissen wie der benötigt, bspw. Highend-Optik werden im Rahmen des Projektes
keiten erreichen, die von der Verschmelzung von Neutronen- oder Mikro-Triebwerke. In zahl- der Universität von Florida an
Erde aus nicht möglich sind [5]. sternen sowie von Schwarzen reichen Projekten weltweit wer- dem dortigen Precision Space
Das Ziel der LISA-Mission ist Löchern oder beim Urknall. Von den unterschiedliche Systeme Systems Laboratory (PSSL) in
es, erdgebundene Detektoren zu der Gravitationswellendetektion und Komponenten für die Mis- Gainesville für Teststände im
komplimentieren, um so neue mit LISA erhoffen sich For- sion entwickelt. Beispielsweise Rahmen der Technologieent-
Bereiche des Gravitationswel- schende weltweit neue Erkennt- arbeiten die Wissenschaftler wicklung eingesetzt. Laut dem
lenspektrums zu untersuchen. nisse über den Ursprung und die am Exzellenzcluster Quantum Hannoveraner Simon Barke,
Wie bodengestützte Detektoren Entwicklung des Universums. Universe der Uni Hamburg an einem der technischen Leiter
basiert LISA auf der sogenann- Der Start der LISA-Mission ist einem elektronischen Auslese-        des PSSL, hängt der Erfolg
ten Laserinterferometrie. Dabei für 2034 geplant. Die LISA- system und optischen Aufbau-           des PSSL-Teams aber auch der
werden zwei Laserstrahlen über- Raumfahrzeuge werden ca. ein ten für die Bodenausrüstung.          gesamten LISA-Mission von

hf-praxis 10/2021                                                                                                              57
Koaxialkabel aus Lippstadt unterstützen Weltraummission
Kabel und Verbinder

                                                                                                                  Basis eine inhärente, nichtline-
                                                                                                                  are Phasenänderung aufweisen,
                                                                                                                  wenn das Material den Tempera-
                                                                                                                  turbereich 15...25 °C durchläuft.
                                                                                                                  Diese Kabel sind somit für das
                                                                                                                  LISA-Projekt ungeeignet. Ko-
                                                                                                                  axialkabel von SSB-Electronic
                                                                                                                  hingegen, insbesondere Aircell
                                                                                                                  5, weisen einen flachen Tem-
                                                                                                                  peraturkoeffizienten über einen
                                                                                                                  weiten Temperaturbereich von
                                                                                                                  5 bis 50°C auf und gehören mit
                                                                                                                  einem Koeffizienten von max.
                                                                                                                  1,4 × 10-13 zu den phasensta-
                                                                                                                  bilsten Kabeln der Branche.
                                                                                                                  Daher entschied man sich, die
                                                                                                                  Koaxialkabel der Serie Aircell
                                                                                                                  5 von SSB-Electronic für einen
                                                                                                                  Teststand einzusetzen.

                                                                                                                  Quellen:
                                                                                                                  [1] www.lisamission.org/
Aufbau des Teststands am Precision Space Systems Laboratory © PSSL, Universität von Florida                       [2] Universität Hamburg: Dem
                                                                                                                  Universum lauschen. Knapp
der Phasenstabilität hochfre-            Durch Temperaturschwan-              das Testkabel geleitet, dessen      1,5 Millionen Euro Förderung
quenter Signale ab, mit deren            kungen kann sich die Länge und       Teilstück mit der Länge von         für Teilnahme an ESA-Welt-
Hilfe Abstandsänderungen zwi-            die elektrischen Eigenschaften       28 cm mit einem speziellen          raummission, www.uni-ham-
schen den Testmassen verfolgt            des Kabels verändern, was sich       Gerät von 5 bis 50 °C erhitzt       burg.de/newsroom/presse/2020/
werden. Diese 20-MHz-Signale             in einer Phasenänderung der          und abgekühlt wurde, als auch       pm47.html
müssen auf ein Millionstel der           Signale zeigt. Für das Projekt       durch das Referenzkabel glei-       [3] Martin Gohlke: Ein hoch-
Wellenlänge genau vermessen              werden somit Kabel benötigt,         cher Länge [8]. Dabei wurden        symmetrisches Heterodynin-
werden, was einer Zeitauflö-             die die Phase eines elektrischen     fünf relevante Kabel betrachtet,    terferometer zur Demonstration
sung im Pikosekundenbereich              Signals bei Temperaturschwan-        die unterschiedliche Dielektrika    einer optischen Auslesung der
über Stunden entspricht.                 kungen nicht verändern.              aufweisen: Polytetrafluorethy-      Inertialsensoren des weltraum-
                                                                              len (PTFE), Polyethylen (PE)        basierten Gravitationswellen-
                                         Um die Phasenstabilität unter-
                                                                              und TF4TM (eigenes Dielek-          detektors LISA, https://www.
Störendes Phasenrauschen, das            schiedlicher Testkabel zu beur-
                                                                              trium des Unternehmens TMS          physics.hu-berlin.de/en/qom/
von jedem Gerät in der Mess-             teilen, wurde die Änderung der
                                                                              auf Basis von Fluorcarbon). Die     publications/pdfs/DA_Martin_
kette verursacht wird, würde             Ankunftszeit des Signals gegen-
                                                                              Dicke der im Bild eingezeichne-     Gohlke.pdf
diese extrem empfindlichen               über der Temperaturänderung
                                                                              ten Kurven entspricht der Spann-
Messungen verderben. Eine                pro Meter gemessen.                                                      [4] www.aei.mpg.de/344324/lisa
                                                                              weite der gemessenen Koeffizi-
begrenzende Rauschquelle sind Das Ausgangssignal wurde                        enten. Dabei zeigt sich, dass die   [5] https://lisa.nasa.gov/
dabei die elektrischen Kabel. dabei geteilt und sowohl durch                  Kabel mit Dielektrika auf PTFE-
                                                                                                                  [6] Danielle Ivanov: UF awarded
                                                                                                                  NASA grant for space explora-
                                                                                                                  tion technology, The Gaines-
                                                                                                                  ville Sun, https://eu.gainesville.
                                                                                                                  com/story/news/2021/01/09/uf-
                                                                                                                  given-nasa-contract-build-lisa-
                                                                                                                  cms-space-exploration-techno-
                                                                                                                  logy/4125143001/
                                                                                                                  [7] Prof. Dr. Karsten Danzmann:
                                                                                                                  LISA Laser Interferometer Space
                                                                                                                  Antenna, www.elisascience.
                                                                                                                  org/files/publications/LISA_
                                                                                                                  L3_20170120.pdf
                                                                                                                  [8] Simon Barke: Inter-Space-
                                                                                                                  craft Frequency Distribution
                                                                                                                  for Future Gravitational Wave
                                                                                                                  Observatories, https://simon-
                                                                                                                  barke.com/download/Simon_
                                                                                                                  Barke-PhD_Thesis_2015-vor-
Tabelle 1: Spezifikation der Testkabel [8] (© Simon Barke)                                                        gelegt.pdf ◄

58                                                                                                                            hf-praxis 10/2021
Koaxialkabel aus Lippstadt unterstützen Weltraummission Koaxialkabel aus Lippstadt unterstützen Weltraummission
Sie können auch lesen