KOMPASS - ZEIT & VERTRAUEN - FOM Hochschule
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1. Auflage 2020 Das Verbundprojekt „Modelle ressourcenorientierter und effektiver Führung digitaler Projekt- und Teamarbeit (vLead)“ wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderprogramms „Zukunft der Arbeit“ als Teil des Dachprogramms „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ und aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) der Europäischen Union gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autorenteam. Ziel der Europäischen Union ist es, dass alle Menschen eine berufliche Perspektive erhalten. Der Europäische Sozialfonds (ESF) verbessert die Beschäftigungs- chancen, unterstützt die Menschen durch Ausbildung und Qualifizierung und trägt zum Abbau von Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt bei. GEFÖRDERT VOM BETREUT VOM
3 INHALTSVERZEICHNIS 1 Zeitkompetenz & Vertrauen: Grundlagen 4 1.1 Zentrale arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse 4 1.1.1 Arbeitsgestaltung und Arbeitszeit 4 1.1.2 Typische Anforderungen bei der Arbeit 5 1.1.3 Typische Ressourcen bei der Arbeit 5 1.2 Technik bei Flexibler Arbeit 5 1.3 Zeitkompetenz in virtuellen Teams 6 1.3.1 Anforderungen an Zeitkompetenz 6 1.3.2 Gestaltung von Zeitkompetenz 7 1.4 Vertrauensaufbau in virtuellen Teams 8 2 Kompass – Zeit & Vertrauen: Orientierung 10 2.1 Aufbau und Nutzung des Kompass – Zeit & Vertrauen 11 2.2 Beispiele zur Anwendung anhand eines fiktiven Teams 12 2.3 Software KompassGuide 13 3 Analyse- und Gestaltungsempfehlungen Zeit & Vertrauen 15 3.1 Überblick 15 3.1.1 Handlungsempfehlungen auf einen Blick 16 3.1.2 Checkliste 17 3.1.3 Best Practice 18 3.1.3.1 Unternehmenskultur bei der perbit Software GmbH 18 3.1.3.2 Implementierung eines Instruments aus dem Kompass – Zeit & Vertrauen am Beispiel der D.O.M. Datenverarbeitung GmbH 20 3.2 Impulse 22 3.2.1 Impuls: Ready to fly 23 3.2.2 Impuls: E-Coffee 25 3.2.3 Impuls: E-Daily 27 3.3 Zentrale Elemente 29 3.3.1 Dashboard 30 3.3.2 E-Talk – Unsere Sprache 36 3.3.3 Vereinbarung – Zeit & Vertrauen 43 3.3.4 E-Leadership-Kompetenz 49 3.3.4.1 Selbstcheck E-Leadership-Kompetenz 49 3.3.4.2 Gestaltung E-Leadership-Kompetenz 52 3.3.5 Overload – Wahrnehmung und Bewältigung von Überlast 57 Anhang Glossar 63 Referenzen 65 Kooperationspartner 66 Impressum 67
4 1 ZEITKOMPETENZ & VERTRAUEN: GRUNDLAGEN Folgendes Szenario beschreibt den Alltag in der Unternehmenskultur bezieht sich auf soziale Aspekte modernen Arbeitswelt: Teammitglieder treffen sich der Arbeitsgestaltung. Werte, Normen und Traditionen nur noch zwei oder drei Mal im Jahr persönlich. Statt sind Bestandteil der Unternehmenskultur. Das Ausmaß, Präsenzmeetings werden Telefonkonferenzen abgehal- in dem sich die Unternehmensidentität tatsächlich auf ten und ein kurzes informelles Gespräch am Morgen das Verhalten auswirkt, kann variieren. wird zugunsten einer schnellen Aufgabenbearbeitung zurückgestellt, da keine persönliche Begegnung statt- Gesundheitsmanagement wird auf organisatorischer findet. An die Stelle kurzer Absprachen im selben Büro Ebene eingeführt und umfasst Maßnahmen zur Wah- treten Chatnachrichten und web- oder cloudbasierte rung und Förderung der Gesundheit der Mitarbeiten- Übersichtssysteme wie etwa Kanban-Boards. den. Arbeitgeber/innen sind zum Schutz der Gesund- heit der Mitarbeitenden gesetzlich verpflichtet (§ 618 Diese Umstellung aufgrund technischer Möglichkeiten BGB). und einer damit verbundenen Flexibilität in Raum und Zeit ist vielerorts anzutreffen. Einige damit verbundene Flexible Arbeitszeit ermöglicht eine variable Gestal- Aspekte verändern sich und stellen neue Anforderun- tung von Dauer, Lage und Verteilung der Arbeitszeit. gen an die Arbeitsgestaltung bei digitaler Teamarbeit. Die Flexibilität kann sowohl mitarbeiter- als auch unter Insbesondere Zeitkompetenz und Vertrauen sind dabei nehmensorientiert sein. Eine flexible Gestaltung gilt als zwei wesentliche Aspekte, die zum Funktionieren bei- wünschenswert, da somit die Life-Domain-Balance tragen. Durch eine reflektierte Gestaltung kann die Ar- leichter aufrechterhalten werden kann. Es ist jedoch beitsfähigkeit digitaler Teams gefördert werden. Am iap wichtig zu berücksichtigen, um welche Form von Flexi- Institut für Arbeit & Personal wurde im Projekt „Modelle bilität es sich handelt. Denn die eine Art von Flexibilität ressourcenorientierter und effektiver Führung digitaler kann eine andere Art von Flexibilität begrenzen. Projekt- und Teamarbeit (vLead)“ untersucht, wie Zeit- kompetenz und Vertrauen dazu beitragen, die Zusam- Vertrauensarbeitszeit ist eine flexible Arbeitszeitform, menarbeit im Team zu verbessern. Die Ergebnisse bei der Mitarbeitende i.d.R. selbst über die Lage und liegen nun in Form des „Kompass – Zeit & Vertrauen“ Verteilung der Arbeitszeit bestimmen. Zielorientierung vor. Das Handbuch ist als Baukasten zu verstehen, der hat dabei einen hohen Stellenwert. Die Arbeitszeit zum Aufbau dieser Ressourcen beiträgt. wird auch bei Vertrauensarbeitszeit dokumentiert (§16 ArbZG; vgl. Hellert 2014). 1.1 Zentrale arbeitswissen- Work-Life-Kohärenz bezieht sich auf die Vereinbarkeit verschiedener Lebensbereiche (Arbeit, Gesundheit, schaftliche Erkenntnisse Freizeit, Familie, Weiterbildung…). Der Begriff ist eine Weiterführung von Work-Life-Balance. Die Lebensbe- Wesentliche Erkenntnisse aus über drei Jahrzehnten reiche Arbeit und Familie/Freizeit stehen untereinander der Arbeitsforschung gelten grundsätzlich als gesi- in einem Spannungsverhältnis, da die Ressource „Zeit“ chert und können auf virtuelle Teamarbeit übertragen begrenzt ist und zwischen den Lebensbereichen auf- werden. geteilt werden muss. Jedoch können oft auch Synergi- en genutzt werden. 1.1.1 Arbeitsgestaltung und Arbeitszeit Arbeitsumgebung beinhaltet physikalische Aspekte am Arbeitsplatz: Lärm, Temperatur und Beleuchtung. Die Gestaltung nach Richtlinien der Arbeitssicherheit fördert oft auch die Leistungsfähigkeit.
ZEITKOMPETENZ & VERTRAUEN: GRUNDLAGEN 5 1.1.2 Typische Anforderungen 1.2 Technik bei flexibler Arbeit bei der Arbeit In vielen Studien konnten typische Faktoren identifiziert Funktionierende Technik stellt eine Grundvorausset- werden, die bei Mitarbeitenden zu Unzufriedenheit zung für reibungslose standortübergreifende Kom- führen und ihre Motivation beeinträchtigen (vgl. Bakker munikation dar. Die angewendete Software sollte zur & Demerouti 2007). Diese Faktoren werden als Anfor- Arbeitsweise der jeweiligen Teams passen. Beispiels- derungen bezeichnet und können zu Stress führen. weise können Erklärungen und Argumente leichter Stress kann Burnout zur Folge haben, der mit höheren nachvollzogen werden, wenn beide Gesprächspartner/ Fehlzeiten und geringerer Produktivität einhergeht. Hier innen denselben Bildschirm vor Augen haben. Damit folgen Anforderungen, welche im Kontext virtueller dies nicht nur in Präsenz, sondern auch durch Medien Teamarbeit üblich sind (Bakker & Demerouti 2007). vermittelt funktioniert, gelten einige Voraussetzungen: • Multitasking • Teilnehmende befinden sich am geeigneten • Arbeitsunterbrechungen Bildschirm • Arbeitsverdichtung • Stabile Internetverbindung • Unsicherheit • Zugriff auf Software, die Bildschirmübertragung • Konflikte ermöglicht • Teilnehmende können mit der Software umgehen 1.1.3 Typische Ressourcen bei der Arbeit • Datenschutzrichtlinien können eingehalten werden Während Anforderungen die Zufriedenheit und Moti- Es kann schnell passieren, dass diese Vorausset- vation beeinträchtigen, sind Ressourcen positiv. Sie zungen nicht gegeben sind. Beispielsweise ist die werden als bereichernd erlebt oder können genutzt Internetverbindung während einer Fahrt im ICE oft werden, um mit qualitativen und quantitativen Anforde- unzureichend und Datenschutzrichtlinien werden rungen umzugehen. Die folgenden Ressourcen stellen vernachlässigt. Je nach Anzahl der Teammitglieder einen Ausschnitt typischer Faktoren dar, die einen po- und je nach Inhalt, sind unterschiedliche Kommunika sitiven Einfluss haben (vgl. Bakker & Demerouti 2007). tionskanäle hilfreich. Beispielsweise kann ein funktio- nierendes Videokonferenzsystem die Kommunikation • Tätigkeitsmerkmale (nach Hackman & Oldham 1975): bei Meetings zwischen mehreren Standorten erleich- Vielfalt, Autonomie, Identifikation, Bedeutsamkeit, tern. Arbeitsplätze sollten folglich so eingerichtet sein, Feedback dass sie den Anforderungen entsprechen. Dies gilt • Soziale Unterstützung insbesondere für mobile Arbeit. • Gute Führung • Kompetenzen • Gesundheit • Wertschätzung • Zeitkompetenz • Vertrauen • Technik
6 ZEITKOMPETENZ & VERTRAUEN: GRUNDLAGEN 1.3 Zeitkompetenz in Möglichkeiten im Umgang mit Zeit wird selten jede mögliche Handlungsstrategie berücksichtigt. Oftmals virtuellen Teams lösen solche Situationen Stress aus – insbesondere, wenn Strategien gewählt werden, die nicht optimal sind. Zeitkompetenz: „… die Handlungsfähigkeit, die es einer Person ermöglicht, selbstorganisiert in bestimmten Zusätzlich zu dem beschriebenen Konflikt stellen wei- Situationen Zeit zu verwenden, um kreative Ansätze tere Faktoren Anforderungen an den Umgang mit Zeit. zu finden oder eine spezifische Vorgehensweise zu ent- Ablenkungen können z. B. in Form von Push-Nach- wickeln, damit gesteckte Ziele erreicht oder Probleme richten auf dem Bildschirm oder in Form von Anrufen gelöst werden.“ (Hellert 2014, S. 36) die Konzentration unterbrechen. Speziell bei flexibler Arbeitsgestaltung kann auch das private Umfeld die 1.3.1 Anforderungen an Zeitkompetenz Aufmerksamkeit bei der Arbeit beeinträchtigen. Kollegen/Kolleginnen benötigen zu unterschiedlichen Da Zeit begrenzt ist, wird es notwendig, Entscheidun Zeitpunkten Informationen und müssen folglich bei der gen bei der Nutzung von Zeit zu treffen. Das wird Planung der eigenen Arbeit berücksichtigt werden. So besonders deutlich, wenn Termin- und/oder Zeitdruck ist das soziale Umfeld, das sowohl aus Privatleben als auftreten. Wenn Aufgaben in der zur Verfügung stehen- auch aus der Arbeit besteht, bei Teamarbeit stets zu den Zeit nicht erledigt werden können, handelt es sich berücksichtigen. Arbeitszeitregelungen können stark um Zeitdruck. Termindruck besteht bei festen Fristen variieren. Wenn Arbeitszeiten durch den/die Arbeit- oder Treffen, die nur schwer eingehalten werden kön- geber/in fest vorgegeben sind, besteht wenig Gestal- nen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten mit der tungsspielraum. Kann die Zeit jedoch eigenständig Knappheit von Zeit umzugehen: Ziele können in Qua- eingeteilt und genutzt werden, hat dies viele Vorteile. lität oder Quantität angepasst werden. Das ist jedoch Es macht jedoch gleichzeitig einen bewussten Um- nicht immer eine sinnvolle Option, denn welche Kundin gang mit Zeit notwendig. Folglich gibt es verschiedene und welcher Kunde gibt sich schon mit einem halben Strukturen, die den Umgang mit Zeit erschweren (vgl. Kühlschrank oder einer halben Reparatur zufrieden? Abb. 1). Sich über diese Erfordernisse und Lösungs Alternativ können Ressourcen aufgebaut – oder Anfor- ansätze bewusst zu sein und über erfolgreiche Strate- derungen abgebaut werden. Die letzte Option besteht gien zu verfügen, wird als Zeitkompetenz bezeichnet darin, die Zeit zu verlängern. Bei den verschiedenen (vgl. Hellert 2018). ABLENKUNG KOMMUNIKATION Anforderungen an Zeitkompetenz: Umgang mit … ZEITSPIELRAUM KNAPPHEIT VON ZEIT Abbildung 1: Anforderungen an Zeitkompetenz
ZEITKOMPETENZ & VERTRAUEN: GRUNDLAGEN 7 1.3.2 Gestaltung von Zeitkompetenz Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Zeitkompetenz zu erlangen. Passend zu den unten beschriebenen Die im Projekt vLead identifizierten Gestaltungsansätze Ansätzen, besagt z. B. das Konzept der Selbstführung für den Aufbau von Zeitkompetenz sind in Abb. 2 zu- (vgl. Neck & Manz 2013), dass es Strategien gibt, mit sammengefasst. Selbstdisziplin beinhaltet die Regulie- denen Personen sich selbst beeinflussen können, um rung von Ablenkungen und die Fokussierung auf Ziele. ihre Ziele zu erreichen. Selbstführung beinhaltet Strate Segmentierungsstrategien helfen bei der Abgrenzung, gien, die genutzt werden können, um Zeitkompetenz sodass die Konzentration auf die jeweils wichtigen zu erlangen. Da Selbstführung eine erlernbare Strate Ziele gerichtet werden kann. Eine proaktive Kommuni- gie ist, bietet sie einen praktischen Ansatzpunkt zur kation ist im Kontext von Teamarbeit zentral, um über Förderung der eigenen Zeitkompetenz. alle notwendigen Informationen zu verfügen und Orien tierung bei der Arbeit zu haben. Selbststrukturierung ist eine Strategie, damit der Überblick über komplexe Aufgaben erhalten bleibt und diese planmäßig bear- beitet werden. Zeitplantechniken können gerade bei knapper Zeit helfen. Im Gegensatz zu produktiven Zeiten sind Erholungszeiten jedoch ebenso relevant, um die Arbeitsfähigkeit langfristig aufrecht zu halten. In dieser Zusammenfassung finden Sie eine Übersicht; wie Zeitkompetenz auf verschiedenen Ebenen konkret gestaltet werden kann, erfahren Sie in den verschiede- nen Instrumenten des Kompass – Zeit & Vertrauen. SELBSTDISZIPLIN Ablenkungen ignorieren, Ziel im Blick behalten Arbeit von anderen Lebensbereichen abgrenzen: SEGMENTIERUNGS- durch Ort, Zeit oder andere Strategien STRATEGIEN Regelmäßigen Kontakt pflegen, Austausch PROAKTIVITÄT mit Teammitgliedern aktiv verfolgen Struktur hilft, bei Überblick über Nachrichten und SELBST- Termine aktiv zu planen und z. B. verschiedene Postfächer und Kalender zu nutzen STRUKTURIERUNG ZEITPLAN- Techniken für effiziente Zeitnutzung, TECHNIKEN z. B. spontane freiwerdende Zeiten sinnvoll nutzen Auf arbeitsintensive Phasen sollte ein Freizeitausgleich ERHOLUNG folgen, Pausen und Ruhezeiten im Voraus planen Abbildung 2: Gestaltung von Zeitkompetenz
8 ZEITKOMPETENZ & VERTRAUEN: GRUNDLAGEN 1.4 Vertrauensaufbau in hinweg aufgrund ihrer individuellen Stärken schätzen lernen – unabhängig von anfänglicher Sympathie. virtuellen Teams Offene Kommunikation ist von Transparenz geprägt. Vertrauen entsteht häufig durch gemeinsame positive Teams sollten die Möglichkeit haben, Arbeitsprozesse Erfahrungen und ist von individuellen Faktoren wie und -entscheidungen nachzuvollziehen. Vertrauen etwa der Persönlichkeit abhängig. Im Laufe der Zeit lebt von einem regelmäßigen Austausch, bei dem die wird ein Erfahrungsschatz aufgebaut, auf den das relevanten Informationen weitergegeben werden. Dies Team gemeinsam zurückblicken kann. Vertrauen erleichtert den weiteren Umgang mit Teammitgliedern, durchläuft somit verschiedene Ebenen im Zeitverlauf da durch mehr Informationen die anderen Personen (vgl. Abb. 3). In virtuell arbeitenden Teams ist es leichter eingeschätzt werden können. schwieriger, Vertrauen aufzubauen, es ist jedoch Neues Gemeinsame Vertrauenslevel Erfahrungen Vertrauens- VERTRAUEN ZEIT vorschuss Abbildung 3: Vertrauensaufbau im Zeitverlauf möglich, über die Zeit hinweg durch gemeinsame Wertschätzung lässt sich auf unterschiedliche Art und positive Erfahrungen in der Zusammenarbeit ein eben- Weise ausdrücken. Wichtig ist dabei, respektvoll und so hohes Niveau wie in Präsenzteams zu erreichen. fair miteinander umzugehen. Wenn Teammitglieder Verantwortung übernehmen dürfen, erfahren sie einen Vertrauen ist zweckgebunden und kann nicht erzwun- Vertrauensvorschuss. Das kann ihrerseits die Bereit- gen werden; jedoch ist es möglich, Vertrauen indirekt schaft zu vertrauen fördern. Wertschätzung ist also durch verschiedene Verhaltensweisen aufzubauen. von Gegenseitigkeit geprägt. Sie kann zudem durch Auch die Einstellung ist dabei maßgeblich. So ist es Anerkennung in Form von Worten oder Gesten ausge- z. B. leichter, einen wertschätzenden Umgang zu etab- drückt werden. Teammitgliedern bei Bedarf Freiräume lieren, wenn Werte wie Fairness und Rücksichtnahme einzuräumen und so auf sie Rücksicht zu nehmen, in den Einstellungen der Teammitglieder verankert sind. kann ein Ausdruck von Wertschätzung sein. Die Maßnahmen zum Aufbau von Vertrauen sind in einer Mindmap dargestellt (Abb. 4). Persönliche Treffen bereichern die Zusammenar- beit, da die Kommunikation über mehr Sinneskanäle Gemeinsame Erfahrungen sind die Grundlage, auf vermittelt abläuft. Die Atmosphäre bei Präsenztreffen die sich zukünftige Zusammenarbeit stützt. Die Einhal- erlaubt oft einen anderen Umgang. Es wird empfohlen, tung von Terminabsprachen entscheidet beispielsweise mindestens zum Kickoff von Projekten ein Treffen in darüber, wie zuverlässig jemand eingeschätzt wird. Präsenz zu ermöglichen. Auf diese Weise können die Teambuildingmaßnahmen geben den Teammitgliedern gemeinsamen Erfahrungen gezielt gefördert und die Gelegenheit zum persönlichen Kennenlernen. Vertrau- Vertrauensentwicklung unterstützt werden. ensaufbau ist zum Teil von Sympathie abhängig, jedoch kann die Zusammenarbeit unabhängig davon gut funktionieren. Teammitglieder können sich über die Zeit
ZEITKOMPETENZ & VERTRAUEN: GRUNDLAGEN 9 VERTRAUEN PERSÖNLICHE TREFFEN OFFENE KOMMUNIKATION • Besondere Relevanz von • Kommunikation leichter Kickoffs bei hohem Vertrauen • Atmosphäre fördert • Transparenz im gesamten persönliches Kennenlernen Team • Regelmäßiges Feedback GEMEINSAME ERFAHRUNGEN WERTSCHÄTZUNG • Führungskraft als Vorbild • Fairness beeinflusst Einstellung • Vertrauensvoller Umgang • Respektvoller Umgang ist mit Arbeitszeit gegenseitig • Maßnahmen für Teambildung nutzen • Anerkennung für Engagement • Zeitebene berücksichtigen • Rücksicht aufeinander nehmen • Vertrauensvorschuss geben • Kleine Gesten haben großen Effekt • Einhalten von Absprachen • Grenzen von Vertrauen akzeptieren Abbildung 4: Mindmap zum Aufbau von Vertrauen
10 2 KOMPASS – ZEIT & VERTRAUEN: ORIENTIERUNG Das Handbuch ist als Unterstützung und Orientierung Auch agile Teams finden hier Anregungen für die bei der Arbeitsgestaltung von Teamarbeit in virtuellen Gestaltung ihrer Teamarbeit. Da der Kompass – Zeit Strukturen gedacht. Teams, die zeitlich oder örtlich & Vertrauen für alle KMU anwendbar sein soll, gehen verteilt arbeiten, können von den Handlungsempfeh- wir nicht explizit auf die Verwendung in agilen Teams lungen profitieren. Virtuelles Arbeiten bedeutet dabei ein. Die Überschneidung der relevanten Inhalte für agile durch Medien vermittelte Arbeit. Das bezieht z. B. Teams ist jedoch hoch. Einige Instrumente sind sogar auch Telefongespräche ein. Wenn Teams über meh- aus agiler Projektarbeit inspiriert und greifen verallge- rere Standorte verteilt sind, ist schnell klar, dass sie meinerbare Konzepte wie das „Daily Scrum“ auf. virtuell zusammenarbeiten. Wenn jedoch mehrere Personen zwar am selben Ort arbeiten, aber aufgrund Bitte berücksichtigen Sie, dass die Anwendung des von Teilzeit oder Reisetätigkeiten nur kurze Zeitfenster Kompass – Zeit & Vertrauen ein grundlegendes haben, in denen sie sich begegnen, zählt dies eben- Akzeptanzlevel voraussetzt. Um nachhaltig eine Ver- so zu virtueller Arbeit. besserung herbeizuführen, sollten die Teams bereits im Vorfeld auf die Inhalte eingestimmt werden. Es hat In virtuellen Strukturen ergeben sich für die Zusammen- sich bewährt, den Kompass – Zeit & Vertrauen als arbeit neue Herausforderungen. Da Begegnungen Instrument zur Begleitung eines Change-Prozesses in seltener stattfinden, ist es schwieriger, Vertrauen im Unternehmen einzuführen. Für eine Verhaltens- oder Team aufzubauen. Während z. B. bei informellen Ge- Einstellungsänderung sollten möglichst viele Mitarbei- sprächen in der Kaffeeküche Sichtweisen und Meinun- tende die Möglichkeit haben, sich an Entscheidungen gen geteilt werden können, werden scheinbar unwich- zu beteiligen. Eine schrittweise Einführung kann dabei tige Themen über Wahrnehmungen und Gefühle bei unterstützen, Akzeptanz zu schaffen. Partizipation sollte virtueller Teamarbeit eher vernachlässigt. Zudem geht gefördert werden und der gesamte Prozess sollte akti- mit einer hohen Flexibilität in modernen Arbeitsstruk- vierend moderiert werden. turen ein hoher Abstimmungsbedarf und eine erhöhte wahrgenommene Arbeitsdichte einher. Unsicherheiten in Bezug auf informelle Regeln, wie etwa zur Pausen- nutzung oder zur Erreichbarkeit sowie in Bezug auf Zuständigkeiten können die Arbeit erschweren. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurden mit dem Kompass – Zeit & Vertrauen verschiedene Ansatzpunkte entwickelt. In Zusammenarbeit mit Un- ternehmen wurden die hier empfohlenen Instrumente in mehreren Schritten auf ihre Praxistauglichkeit und ihren Nutzen überprüft und angepasst. Als Einstieg empfiehlt sich, zunächst die Software KompassGuide zu nutzen. Jedes Teammitglied kann hier eigenständig oder auch im Gespräch mit Kollegen/ Kolleginnen eine Kombination der Themen wählen, die jeweils relevant sind. So ergibt sich eine Empfeh- lung, auf welcher Seite dieses Handbuchs Sie starten sollten. Alle Inhalte sind als Anregung zu verstehen. Sie können auch nur einzelne Bestandteile nutzen, die Ihnen hilfreich erscheinen. Sie können die unter- schiedlichen Instrumente zu jeder Zeit durchlesen und in einer beliebigen Reihenfolge anwenden.
KOMPASS – ZEIT & VERTRAUEN: ORIENTIERUNG 11 2.1 Aufbau und Nutzung des sollten Sie zunächst 30 Minuten einplanen, um sich in einem Handlungsfeld mit einem Führungsinstrument Kompass – Zeit & Vertrauen auseinanderzusetzen und Ihre nächsten Schritte zu planen. Im Anschluss wird empfohlen, regelmäßige Der Kompass – Zeit & Vertrauen ist je nach Bedarf im Reflektionen einzuplanen und Zeitfenster dafür ggf. im Team anwendbar: entweder als Printversion oder als Kalender zu blockieren. beschreibbares Formular in PDF-Format. Somit ist er für virtuelle Teams ideal auch bei räumlicher Distanz Nicht jedes Instrument ist für jede Konstellation anwendbar. Virtuelle Teams sollten sich zur Förderung gedacht. Der Selbstcheck für Teamleiter/innen kann des Vertrauens im Team auch persönlich treffen. z. B. allein oder ergänzend durch die Mitarbeitenden Hierfür kann der Kompass – Zeit & Vertrauen ebenfalls durchgeführt werden. eingesetzt werden. Eine mögliche Anwendung könnte wie folgt aussehen: Das Team trifft sich zu einer Klau- surtagung, um die zwei Instrumente E-Talk – Unsere Sprache sowie Vereinbarung – Zeit und Vertrauen zu bearbeiten. An einem Tag werden beide Instrumente in der Gruppe bearbeitet. So wird die gemeinsame Zeit sinnvoll genutzt, da die Instrumente dabei unterstützen können, bestimmte Herausforderungen oder Wünsche zu thematisieren. Bei den Anwendungsbeispielen wird grundsätzlich von Teams ausgegangen, die sich in einzelnen Video konferenzen jeweils mit den Instrumenten auseinan dersetzen. Videokonferenzen sind, falls möglich, Telefonkonferenzen vorzuziehen, da über die Körper- sprache mehr Kommunikationskanäle wahrgenommen werden können. Durch Mimik und/oder Gestik der Personen sind zusätzliche Reaktionen und Emotionen zu beobachten, die eine etwaige Nachfrage sinnvoll machen. Telefonkonferenzen sind dann sinnvoll, wenn die Bandbreite bei der Übertragung bzw. die Übertra- gungsgeschwindigkeit begrenzt ist. Außerdem ist das Telefon dem Video vorzuziehen, wenn die Konzentration auf Inhalte im Vordergrund steht. Videokonferenzen können die Beteiligten vom eigentlichen Inhalt ablen- ken. Bei der Wahl der Medien kommt es folglich auf den Anlass an. Die verschiedenen Instrumente sind so konzipiert, dass sich meistens eine Person vorbereitet und das Meeting moderieren kann. In der Übersicht am Anfang jedes Instruments ist eine kurze Zusammenfassung mit Inhalt, Zielsetzung, Anwendung und Bearbeitungsdauer aufgeführt. Das Ziel und der Punkt Anwendung verdeutlichen, in wel- chen Situationen das Instrument nützlich ist. Die Bear- beitungsdauer bezieht sich auf die Einarbeitung und Diskussion der Maßnahmen. Wenn Sie z. B. das Instru- ment Gestaltung E-Leadership-Kompetenz anwenden,
12 KOMPASS – ZEIT & VERTRAUEN: ORIENTIERUNG 2.2 Beispiele zur Anwendung anhand eines fiktiven Teams Beispielsteam Medienagentur mit 50 Mitarbeitenden. Das Projekt- Team ist aus organisatorischen Gründen auf zwei In dem Kompass Zeit & Vertrauen werden immer wieder Standorte verteilt. Ziel des Teams ist es, zum 15. Okto Beispiele genutzt, um die Anwendung zu verdeutlichen. ber die ausgearbeitete Umweltschutz-Kampagne bei Auf dieser Seite stellen wir Ihnen das Beispielsteam dem/der Kunden/Kundin zu präsentieren. Das Team vor, das von typischen Herausforderungen virtueller wurde aus verschiedenen Abteilungen zusammen Arbeit betroffen ist. Die Zeit & Vertrauen GmbH ist eine gestellt, die sich gegenseitig ergänzen. TEAM FRANKFURT TEAM HAMBURG Eric Kühn Lara Fischer Franziska Barth Vanessa Seiler • Auszubildender, 18 J. • Teamleitung, 32 J. • Verwaltung, 55 J. • Mediengestaltung, 25 J. • Arbeitet 32 Std. pro • Arbeitet 32 Std. pro • Arbeitet 30 Std. pro • Arbeitet 35 Std. pro Woche im Büro Woche im Büro Woche im Büro Woche im Büro • Hat eine eigene Aufgabe, • Koordiniert und coacht • Ist auf Kommunikation • Neu im Team, zuständig für die er verantwortlich das Team, achtet auf mit Teammitgliedern für Bearbeitung von ist: Kundendatenbank Zielerreichung angewiesen Videoclips Robin Schneider Stephan Braune Janine Hirsch • Mediengestaltung, 25 J. • Kundenbetreuung, 29 J. • Redaktion, 45 J. • Arbeitet 20 Std. pro • Arbeitet 40 Std. pro • Arbeitet 40 Std. pro Woche im Home-Office Woche, viel bei Kunden/ Woche im Büro • Erreichbarkeit ist ein- Kundinnen • Zuständig für Recher- geschränkt, weil er für • Kann selten an Telefon- che und Verfassen von seine Familie flexibel sein konferenzen teilnehmen, Texten möchte weil er viel unterwegs ist FRANKFURT HAMBURG
KOMPASS – ZEIT & VERTRAUEN: ORIENTIERUNG 13 2.3 Software KompassGuide können Teamleitung und Mitarbeitende in Mitarbei- tenden- oder Feedbackgesprächen eine mögliche Inhalt: Durch unterschiedliche Kombinationen auf der Kernthematik identifizieren. Die Orientierung an den Outcome-Ebene, der Gestaltungsebene, der Bedürfnis- vorgeschlagenen Themen kann helfen, das Gespräch ebene und der Akteursebene ergeben sich verschie- in eine lösungsorientierte Richtung zu lenken und die dene Empfehlungen zur Orientierung. verschiedenen relevanten Betrachtungsebenen zu berücksichtigen. Bearbeitungsdauer: ca. 15 Minuten Bei Interesse an der Software wenden Sie sich gerne Ziel: Hinweise zur situationsgerechten Anwendung der unter iap@fom.de an uns. In der Software können Instrumente erhalten Sie unterschiedliche Faktoren auf den vier Ebenen „Outcome“, „Gestaltung“, „Bedürfnis“ und „Akteur“ Anwendung: In Feedback-Gesprächen oder (vgl. Abb. 5) anklicken und miteinander kombinieren. Team-Meetings Je nach Kombination bekommen Sie dann eine Emp- fehlung, mit welchem Instrument in diesem Handbuch Der KompassGuide ist auf Basis einer Interview-Studie Sie anfangen sollten. Die Einschätzung dient Ihnen als entstanden und stellt zusammengefasst die unter- Orientierung, da das Handbuch modular aufgebaut ist. schiedlichen Betrachtungsebenen dar. So bieten die Eine Unterscheidung auf der Ebene Virtualität entfällt, fünf Ebenen eine wissenschaftlich fundierte Voraus- da sich die Empfehlungen für die unterschiedlichen wahl relevanter Handlungs-Faktoren für gute virtuelle Ausprägungen nicht unterscheiden. Teamarbeit und Führung. Anhand der Anwendung Motivation VIRTUALITÄTS- Vertrauen EBENE Orientierung AKTEURS- EBENE Teammitglied Prozessfeedback Wertschätzung Zeitkompetenz Teamleitung Gesundheit Effektivität Anschluss BEDÜRFNIS- Team EBENE Virtualität GESTALTUNGS- EBENE Organisation Empathie OUTCOME- EBENE Kommunikation Wirtschaftlichkeit Von innen nach außen Abbildung 5: Schaltfläche aus der Software KompassGuide
14 KOMPASS – ZEIT & VERTRAUEN: ORIENTIERUNG Beispiel zur Anwendung: Herr Schneider arbeitet seit Kurzem im Home-Office und ist sich oft nicht sicher, wie er mit dieser neuen Situation umgehen soll. Grundsätzlich gibt es keine Probleme, aber manche Arbeitsschritte laufen den- noch sehr schleppend. Daher sucht er das Gespräch mit seiner Vorgesetzten Frau Fischer. Um sich dem Thema zu nähern, nutzen beide den KompassGuide und gehen der Reihe nach die unter- schiedlichen Betrachtungsebenen durch. • Virtualität tritt hier in Form von Home-Office auf (Virtualität liegt im Kern der Darstellung). • Auf Ebene der Akteure erkennen beide, dass das ganze Team betroffen ist. • Beim Bedürfnis meint Frau Fischer, dass wohl die Orientierung nicht ausreichend gegeben ist (wer ist wofür zuständig?), während Herr Schneider eher Empathie als problematisch betrachtet (wann brauchen andere eine Antwort, damit sie selbst weiterkommen?) ➤ nach kurzer Aussprache stellen sie fest, dass das Team tatsächlich stark auf die individuellen Aufgaben fokussiert ist und Empathie in Bezug auf gemeinsame Ziele und die dazu not- wendigen Schritte fehlt. • Gestalten lässt sich hier v. a. über die Kommunika- tion. Frau Fischer und Herr Schneider einigen sich darauf, mit dem Team eine mögliche Lösung zu besprechen. • Der Outcome sollte schließlich eine bessere Effek tivität sein. ➤ Bei der obigen Kombination zeigt der KompassGuide die Lösung Vereinbarung – Zeit & Vertrauen an. Das Team nimmt also das entsprechende Instrument zur Hand und spricht es in einem Meeting durch. Schließlich einigt sich das Team im Gespräch darauf, einen wöchentlichen telefonischen „Check“ durchzuführen.
15 3 ANALYSE- UND GESTALTUNGSEMPFEHLUNGEN ZEIT & VERTRAUEN Dieses Kapitel enthält verschiedene Empfehlungen zur Analyse und Gestaltung von Zeitkompetenz und Vertrauen und damit verbundenen Ansätzen. Es ist gegliedert in drei Bereiche • Überblick: Dieses Teilkapitel ermöglicht anhand der • Zentrale Elemente: Wer Team-, Organisations- und wichtigsten Informationen virtueller Teamarbeit und Personalentwicklung im Kontext virtueller Team deren Voraussetzungen einen schnellen Einstieg. arbeit nachhaltig gestalten möchte, findet in diesem Bereich detailliert ausgearbeitete Maßnahmen. Die • Impulse: Die Impulse stellen einzelne Maßnahmen Maßnahmen sind an einzelnen Themen orientiert, dar, die Sie im Team direkt umsetzen können. Sie die im Kontext von Zeitkompetenz und Vertrauen sind als Hilfestellung bei der Gestaltung virtueller eine wichtige Rolle spielen. Teamarbeit zu verstehen und können die Nachteile virtueller Kommunikation teilweise auffangen. 3.1 Überblick HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN CHECKLISTE BEST PRACTICE AUF EINEN BLICK • Schneller Einstieg • Zur Überprüfung von tech- • Beispiel für Umsetzung von nischen Voraussetzungen Maßnahmen in der Praxis • Aus Sicht der einzelnen Akteure • Übersicht arbeitsorganisa- • Unternehmenskultur in der torischer Voraussetzungen Praxis
16 ANALYSE- UND GESTALTUNGSEMPFEHLUNGEN ZEIT & VERTRAUEN – ÜBERBLICK 3.1.1 Handlungsempfehlungen auf einen Blick Virtualität Akteur Bedürfnis Gestaltung Outcome Virtuelles Teammitglied, Wertschätzung, Zeitkompetenz, Motivation, Arbeiten Organisation Orientierung, Vertrauen, Effektivität, Empathie, Prozessfeedback, Wirtschaftlichkeit, Anschluss Kommunikation Gesundheit Inhalt: Übersicht der wichtigsten Empfehlungen Ziel: Schnelle Umsetzung Bearbeitungsdauer: ca. 10 Minuten Anwendung: Virtuelle Teamarbeit allgemein • Arbeitsunterbrechungen durch Abgrenzung minimieren INDIVIDUUM • Umfeld über eigene Arbeitsweise und Grenzen informieren • Zeit für Entwicklung einplanen • Teamintern Kommunikationsrichtlinien festlegen TEAM • Teamintern Erreichbarkeit transparent machen • Zeit für teaminterne Kommunikation einplanen • Orientierung geben, klare Anweisungen, bei Überlast r eagieren • Wenig kontrollieren und mehr über Aufgaben austauschen FÜHRUNGSKRAFT • Verstärkt auf der Beziehungsebene kommunizieren • Zeit für transformationale Führung einplanen • Alle Akteure müssen beteiligt sein • Verbesserung wirklich wollen ORGANISATION • Präventive Maßnahmen nutzen • Zeit für Führung, Kommunikation und Entwicklung einplanen
ANALYSE- UND GESTALTUNGSEMPFEHLUNGEN ZEIT & VERTRAUEN – ÜBERBLICK 17 3.1.2 Checkliste Virtualität Akteur Bedürfnis Gestaltung Outcome Standort- Organisation Orientierung, Zeitkompetenz, Motivation, übergreifende Wertschätzung Prozessfeedback, Effektivität, Teamarbeit, Kommunikation Wirtschaftlichkeit, Videokonferenz Gesundheit Inhalt: Liste zum Abhaken, um zu prüfen, ob die Ziel: Übersicht und Selbstüberprüfung für Unter wichtigsten Voraussetzungen für virtuelle Teamarbeit nehmen vorliegen Anwendung: Projektbeginn, Meilensteine, jährliche Bearbeitungsdauer: ca. 15 Minuten Überprüfung der eigenen virtuellen „Kompetenz“ Checklistenpunkt Bestandteile und Inhalt Was wird benötigt? 1–5 Moderne Bereitstellung einer modernen • Telefon / Headset IT-Infrastruktur 1 Infrastruktur, damit man von allen • Videokonferenzsystem Standorten/Home-Office den • Messenger, Web-Konferenz-Software, gleichen Zugriff hat, um standort virtuelle Konferenzräume, etc. unabhängig zu arbeiten Ressourcen für mobiles Flexible Arbeitsplätze (mindestens • Notebook Arbeiten bereitstellen 1 eine Option): • Mobile Devices • An allen Standorten • Home-Office-Vertrag: Datenschutz • Home-Office-Möglichkeit bei Home-Office, Zugangsrechte in • Buchbare Besprechungsräume Partnerschaften / Mitbewohner mit entsprechend technischer • Leitfaden / Anwendungsbeispiele im Ausstattung Umgang mit Home-Office Technische Ausstattung: Integration verschiedener Anwen- • Entsprechende Software Kommunikation interner dungsprogramme zur Förderung • Betriebliche Regelungen der Systeme 2 der Übersichtlichkeit. Z. B. Inte Kommunikation gration Mailclient, Telefonclient, • Intranet Kalender, Projektmanagement, CRM, Dokumentation, etc. (Erken- nung von erreichbaren Kollegen/ innen) (vlg. Instrument „Dashboard“) Umgang mit Zeit Zeitmanagement als Element des Webinare / Trainings zum Thema Zeit management in der Einarbeitungsplans durch Coaching management und zu mobilem Arbeiten Einarbeitung integrieren 2 in Präsenz Gelegenheit zu persön Vereinbarungen, sich regelmäßig Organisation von Dienstreisen lichem Austausch / zu treffen – vorgegeben durch Face-to-face Treffen 2 Teamleitung * TM = Teammitglied Kompetenzen/ Auswahl Anforderungen an die TM*: Passendes Persönlichkeits- und der teilnehmenden • Organisiertheit Kompetenzprofil für das jeweilige Team Teammitglieder / • Selbstständigkeit Teamleitung 2 • Zielorientiertheit • Vertrauensvoll und ehrlich Führungsstil 2 TM dürfen nicht allein gelassen Ständige Reflexion der Aufgaben und werden – kooperativer Führungsstil Tätigkeiten; Gesprächstermine, Vereinba- rungen, etc. Niederschreiben von To-Dos 1: Grundvoraussetzung; 2. Optimierungspotenzial Bewerten Sie die Umsetzung der Checklistenpunkte in Schulnoten von 1–5.
18 ANALYSE- UND GESTALTUNGSEMPFEHLUNGEN ZEIT & VERTRAUEN – ÜBERBLICK 3.1.3 Best Practice Virtualität Akteur Bedürfnis Gestaltung Outcome Virtuelles Teammitglied, Wertschätzung, Zeitkompetenz, Motivation, Arbeiten Organisation Orientierung, Vertrauen, Effektivität, Empathie, Prozessfeedback, Wirtschaftlichkeit, Anschluss Kommunikation Gesundheit Inhalt: Beispiel für Umsetzung und Unternehmens Ziel: Inspiration, Perspektivenwechsel, Sammlung und kultur in der Praxis Kommunikation von Best Practice-Beispielen Bearbeitungsdauer: ca. 10 Minuten Anwendung: KMU, die sich den Herausforderungen virtueller Teamarbeit stellen wollen, können durch diese Texte einen Einstieg finden 3.1.3.1 Unternehmenskultur Gesundheitsmanagement bei perbit bei der perbit Software GmbH Gesundheit ist ein wichtiges Gut. Durch das betrieb liche Gesundheitsmanagement soll dieses erhalten und gefördert werden. Die Balance zwischen Beruf und Privatleben ist ein wesentlicher Faktor für das Wohlbefinden. Denn In diesem Abschnitt werden Best Practice-Beispiele gesunde engagierte Mitarbeitende sind eine wichtige der perbit Software GmbH zu verschiedenen Aspekten Voraussetzung für Produktivität und Wettbewerbs dargestellt, die die Unternehmenskultur beeinflussen. fähigkeit. Diese Beispiele sollen die Leser und Leserinnen inspi- rieren und zur Orientierung beitragen. perbit setzt sich für die Gesundheit der Mitarbeitenden sowie für Prävention am Arbeitsplatz mit folgenden Du- und „Offene Tür“-Kultur bei perbit Maßnahmen ein: Bei perbit herrscht eine Kultur der offenen Türen für alle • Wöchentliche Massagen Mitarbeitenden. Sowohl Kollegen/Kolleginnen, direkte • Täglich frisches Obst, Gemüse und Mineralwasser Vorgesetzte, Personalabteilung als auch Geschäfts • Sport (Yoga, Joggen, Fußball, Radfahren, führung zeigen damit ihre jederzeitige Ansprechbarkeit, Tischtennis) initiiert durch Mitarbeitende was zu kurzen Wegen der Ansprache und Problem • Beratung der ergonomischen Ausrichtung des lösung beiträgt. Dies fördert das Betriebsklima durch Arbeitsplatzes die damit verbundene Aufhebung symbolischer Hie • Anschaffung ergonomisch adäquater Arbeitsmittel rarchien. Der kollegiale Umgang und die Vertrauens (Büromöbel, Maus, Tastatur, Gel-Kissen) kultur fördern informelle Gespräche auf den „Fluren • Finanzierung von Computerbrillen und in den Cafeterien“. Auch am Arbeitsplatz ist jeder- zeit Gelegenheit für informelle Gespräche.In virtueller Zusammenarbeit wird der Ansatz weiterverfolgt, indem die offene Tür durch eine Software im Telefon-Client symbolisiert wird.
ANALYSE- UND GESTALTUNGSEMPFEHLUNGEN ZEIT & VERTRAUEN – ÜBERBLICK 19 Vertrauensarbeitszeit bei perbit Maßnahmen zur Gestaltung flexibler Arbeit Bei perbit wird eine variable Vertrauensarbeitszeit Flexible Arbeitszeit praktiziert. Im Mittelpunkt stehen die Begriffe Vertrauen, Eigenverantwortung, Flexibilität und Ergebnisorien • Flexible lebensphasenorientierte Arbeitszeitmodelle tierung. • Teilzeitmodelle auch für Führungskräfte • Reduzierung von Reisezeiten durch verstärkten perbit vertraut auf die Leistungsbereitschaft der Mit- Einsatz von Online-Dienstleistungen arbeitenden und den Willen, gemeinsam die Unter- • Elternzeit-Gespräche (auf Wunsch für beide nehmensziele zu erreichen. Die gelebte Vertrauens Elternteile) arbeitszeit ist ergebnisorientiert gestaltet und bietet den Mitarbeitenden die erforderliche Zeitautonomie. Flexibler Arbeitsort Die freie Arbeitszeitgestaltung wird sehr geschätzt. Die Mitarbeitenden erfüllen ihre arbeitsvertraglichen • Gesetzliche Vorgaben für erfolgreiches Arbeiten Verpflichtungen basierend auf den rechtlichen Grund im Home-Office lagen eigenverantwortlich im Team. • Home-Office – Tipps zur Arbeitsorganisation im Home-Office In Abhängigkeit von der Funktion ergeben sich die • Nutzung eines Videokonferenzsystems zur Anforderungen an die Arbeitszeitgestaltung. Die Reduzierung von Reisen zwischen den Standorten Gewährleistung eines reibungslosen Geschäfts- und • Nutzung modernster Kommunikationstechnik Betriebsablaufes liegt in der Verantwortung des jeweiligen Teams in Abstimmung mit den zuständigen Unterstützung Life-Domain-Balance Vorgesetzten. Planungsgrundlagen sind dabei bei- spielsweise die aktuelle Auftragssituation, die Erreich- • Angebot von Resilienz-Seminaren, um Krisen, barkeit für Kunden/Kundinnen oder die Einhaltung auch im privaten Bereich, besser zu meistern entsprechender Servicestandards. • Angebot einer Notfallbetreuung von Kindern im Betrieb Mitarbeitende, deren Leistungen an Kunden/Kundinnen • Kinderbetreuungszuschüsse fakturiert werden, dokumentieren diese Leistungsstun- • Unterstützungsmaßnahmen bei der Pflege von den gemäß den Richtlinien für die Leistungsstunden Angehörigen erfassung. Für betriebswirtschaftliche Betrachtungen • Führung eines Kontakthalteprogramms für werden die fakturierten Stunden erfasst und bei den Beurlaubte Außendienstmitarbeitenden die Reisezeiten. Dafür, dass kein Missverhältnis zwischen vertraglicher Arbeitszeit, Funktion und Aufgabenumfang (Über- bzw. Unterlast) entsteht, sind sowohl die Mitarbeitenden als auch die Führungskräfte verantwortlich. Bei der Bewertung von Arbeitszeit werden auch Reisezeiten der Außendienstmitarbeiter/innen berücksichtigt. Als Instrument zum Ausgleich von Überstunden kann die Führungskraft Freizeitausgleich gewähren. Die gesetz- lichen Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) sind einzuhalten.
20 ANALYSE- UND GESTALTUNGSEMPFEHLUNGEN ZEIT & VERTRAUEN – ÜBERBLICK 3.1.3.2 Implementierung eines Instruments aus dem Kompass – Zeit & Vertrauen am Beispiel der D.O.M. Datenverarbeitung GmbH Die beiden Instrumente E-Talk – Unsere Sprache und Vorhaben von der Belegschaft sehr gut angenommen. Vereinbarung – Zeit & Vertrauen wurden von der D.O.M. Es wurde von einer verbesserten Kommunikation be- Datenverarbeitung GmbH eingeführt, um Leitbilder für richtet. Da die Implementierung in mehreren Schritten die einzelnen Teams und später ein Unternehmensleit- besonders erfolgsversprechend ist, kann der erfolg- bild daraus zu generieren. Durch eine Begleitung des reiche Umsetzungsprozess auch für andere Unterneh- Prozesses mit organisationalen Informationsmaßnah- men als Vorbild dienen. men und die Förderung von Partizipation wurde das PHASE 1 Organisatorische Erstellung einer Erster Workshop Vorbereitungen und Basis-Checkliste durch initiales Workshops durch als Impulsgeber Pilotteam Projektteam I. Gemeinsames Brain Darstellung der Leitthemen Gemeinsame Diskussion storming hinsichtlich wichti- und Indikatoren in Form einer und teamindividuelle ger Leitthemen zu Kommuni Liste mit Raum für eigene, Anpassungen der einzelnen kation und Zusammenarbeit individuelle Elemente Leitthemen auf Grundlage im Unternehmen der Basis-Checkliste Skalen zur persönlichen II. Weitere Operationalisierung Einschätzung der Evtl. Ergänzung der Basis- durch die Entwicklung Wichtigkeit der einzelnen Checkliste um weitere zugehöriger Elemente und Elemente Elemente Ausprägungen Persönliche Einschätzung Verteilung der Checkliste III. Entwicklung einer Prototyp- des Ist-Zustands hinsichtlich an alle Team-Mitglieder Checkliste durch metho der Verbesserungspoten dische gemeinsame ziale im Team in Form eines Auswertung aller Checklisten Visualisierung an Whiteboard Ampelsystems durch Leitung: Festhalten und mit Kärtchen der wichtigsten Leitthemen IV. Auswahl eines initialen Gemeinsame Festlegung Pilotteams für das von verbindlichen Prototyping Maßnahmen
ANALYSE- UND GESTALTUNGSEMPFEHLUNGEN ZEIT & VERTRAUEN – ÜBERBLICK 21 PHASE 2 Sukzessive Vorstellung des Mobilisieren Durchführung der Vorhabens in einer von Promotern Workshops in Infoveranstaltung allen Teams Vorstellung des Prozesses Vertreter der betreffenden Workshops im Rahmen und dessen Ziele an alle Teams als Multiplikator / der turnusmäßigen Retro Mitarbeiter Promoter gewinnen durch spektive, um Verbesserungs- persönliche Gespräche mit potenziale direkt ansprechen Beschreibung erster Projektteam zu können Eindrücke und Ergebnisse des Pilotteams Zielsetzung: Ergänzung um weitere individuelle Elemente zu Zielsetzung: • Begeisterung und den Leitthemen in den Interesse wecken einzelnen Teams • Begeisterung und • Herausstellen der Vorteile Interesse wecken und Nutzen Begleitung/Moderation der • Hohe Partizipation Workshops durch Vertreter der Mitarbeiter des Projektteams Erstellung einer team individuellen Unterlage mit den wichtigsten Leitthemen und Elementen Ausblick: Review zur Kontrolle der adäquaten Übersetzung der Leitthemen in die Praxis Anvisiertes übergeordnetes Ziel: Auswertung der wichtigsten Leitthemen, resultierend aus allen Checklisten aller Teams / Abteilungen Entwicklung eines Kommunikationsleitbilds für das Unternehmen Gemeinsame Definition des internen Kommunika tionsleitbilds für das Unternehmen
22 ANALYSE- UND GESTALTUNGSEMPFEHLUNGEN ZEIT & VERTRAUEN – IMPULSE 3.2 Impulse Die Impulse stellen einzelne Maßnahmen dar, die Sie hen und können die Nachteile virtueller Kommunikation im Team direkt umsetzen können. Sie sind als Hilfestel- teilweise auffangen. lung bei der Gestaltung virtueller Teamarbeit zu verste- Impuls: Ready to Fly Virtualität Akteur Bedürfnis Gestaltung Outcome Video Teammitglieder, Empathie Kommunikation, Effektivität, konferenzen Team Zeitkompetenz, Wirtschaftlichkeit Vertrauen, Prozessfeedback In Videokonferenzen steht oft eine effiziente und ziel- Vorbereitungsmaßnahmen abzuschließen und alle auf führende Durchführung im Vordergrund und das har- einen Informationsstand zu bringen. Nutzen Sie diese monische Miteinander geht leicht verloren. Daher sind Maßnahme in virtuellen Meetings, um zu überprüfen, Nachfragen besonders wichtig, um Anliegen zu klären, ob alle Beteiligten bereit zum „Abflug“ sind. Impuls: E-Coffee Virtualität Akteur Bedürfnis Gestaltung Outcome Standort Teammitglieder, Anschluss Vertrauen, Gesundheit, übergreifende Teamleitung, Kommunikation, Motivation, Teamarbeit Organisation Prozessfeedback, Wirtschaftlichkeit, Zeitkompetenz Effektivität Da bei standortübergreifender Arbeit der persönliche Videoübertragung in der Arbeitszeit werden die Mitar- Kontakt leicht verloren geht, bietet der E-Coffee die beitenden hier aufgerufen, informelle Kommunikation Gelegenheit, einen Ausgleich zu schaffen. Über eine zu nutzen und sich auszutauschen. Impuls: E-Daily Virtualität Akteur Bedürfnis Gestaltung Outcome Virtuelles Team, Wertschätzung, Prozess Effektivität, Arbeiten Teammitglieder Anschluss, feedback, Wirtschaftlichkeit, Orientierung, Zeitkompetenz, Motivation, Empathie Vertrauen Gesundheit Das Daily-Stand-Up-Meeting dient in agiler Projekt los funktioniert, bietet es sich an, das „Daily“ tele arbeit dazu, sich täglich auf den neuesten Stand zu fonisch durchzuführen und routiniert die wichtigsten bringen. Damit dies auch in virtuellen Teams reibungs- Informationen auszutauschen.
ANALYSE- UND GESTALTUNGSEMPFEHLUNGEN ZEIT & VERTRAUEN – IMPULSE 23 3.2.1 Impuls: Ready to fly Virtualität Akteur Bedürfnis Gestaltung Outcome Video Teammitglieder, Empathie Kommunikation, Effektivität, konferenzen Team Zeitkompetenz, Wirtschaftlichkeit Vertrauen, Prozessfeedback Inhalt: Checkliste für virtuelle Meetings; vor der Ziel: Die Kommunikation und den Ablauf virtueller Durchführung kann das Team die Punkte gemeinsam Meetings verbessern; Förderung von Zeitkompetenz durchgehen und Unklarheiten beseitigen Anwendung: Strukturierung virtueller Meetings Bearbeitungsdauer: ca. 45 Minuten Hintergrund: Jeder kennt das – der Kaffee zur Be TIPP grüßung, Smalltalk in der Pause, Austausch mit Ge- Verwenden Sie Elemente der Checkliste nach sprächspartnern... Hierbei werden Kontakte geknüpft Bedarf, sodass der Ablauf dynamisch bleibt. und es wird das ein oder andere Problem unkonven- tionell gelöst. Anders verhält es sich beim virtuellen Meeting – hier funktioniert das so nicht. Bei virtuellen Meetings ist es unumgänglich, schon im Vorfeld an- ders zu planen und zu kommunizieren. Erläuterung: Die Checkliste enthält Tipps für die Vor Beispiel: Herr Kühn nimmt regelmäßig an der wö- bereitung und Umsetzung virtueller Meetings. Modera- chentlichen Telefonkonferenz teil, da es wichtig ist, toren und Moderatorinnen können die Liste nutzen, um dass auch er als Auszubildender über die Vorgänge vorab zu prüfen, ob alles Wichtige erledigt und bespro- informiert ist. Da er jedoch bei einigen Besprechungen chen wurde. nicht dabei ist, bekommt er einiges nicht mit. Deswe- gen kann er den Gesprächen in Telefonkonferenzen Anwendung: oft nicht folgen. Manchmal fehlt ihm nur eine kurze Information über den Arbeitsstand zu einer Aufgabe, • Gehen Sie als Moderator/in die Liste vorab durch um sich selbst einbringen zu können. und markieren Sie, was Sie in jedem Fall prüfen möchten Der Impuls: Ready to fly bietet Herrn Kühn die Möglich- • Prüfen Sie, ob alle Vorbereitungen Ihrerseits getrof- keit, das Thema anzusprechen. Er argumentiert, dass fen wurden es nützlich wäre, wenn bei dem Jour-fixe jeder noch • Im Meeting: Gehen Sie Punkt für Punkt der Reihe vor Beginn zu Wort kommt, da es ihm sonst schwer- nach durch. Wenn es ein paar Minuten länger dau- fällt, die anderen Teammitglieder in ihren Ausführungen ert, sparen Sie dafür später Zeit, da alle „mitgenom- wegen Rückfragen zu unterbrechen. Mit der Checkliste men werden“ – Startphase eines virtuellen Meetings haben zudem • Fragen Sie, ob alle Vorbereitungen getroffen wur- auch die anderen Teammitglieder die Möglichkeit, den, z. B. jeder mit Getränken ausgerüstet ist und etwas anzusprechen, was sie sonst während der Tele- Handys aus sind fonkonferenz ablenken würde. • Vergessen Sie nicht den letzten Punkt: Der Hauptteil des Meetings startet erst, wenn alle „Ready to fly“ gesagt haben
24 ANALYSE- UND GESTALTUNGSEMPFEHLUNGEN ZEIT & VERTRAUEN – IMPULSE Checkliste – Startphase eines virtuellen Meetings Vorbereitungsphase 01. Moderator/in und Präsentator/ Moderator/in leitet und moderiert das Meeting in bestimmen Präsentator/in stellt Inhalte vor 02. Agenda erstellen und frühzeitig Ablauf inkl. Zeitabschätzung, Pausenplanung und an alle Teilnehmenden Teilnehmerliste versenden z. B. aufzurufende URL, Einwahl-Code, genutzte Software 03. Technische Voraussetzung klären, ggfs. testen und an Hinweis: Die Teilnehmenden sollten sich idealerweise Teilnehmende versenden bereits einige Minuten vor Beginn des Meetings einloggen. Technische Probleme lassen sich somit noch erkennen und beheben. Alle Teilnehmenden darauf hinweisen, dass man für einen möglichst niedrigen Geräuschpegel rundherum 04. Ruhe während des Meetings sorgt. Dazu evtl. Fenster und Türen schließen, die Kollegen/Kolleginnen im Großraumbüro informieren. Vorab Einhaltung der Zeitvorgaben besprechen 05. Zeitplan einhalten (ggf. auch der einzelnen Agendapunkte) Zu Beginn des Meetings Der/die Moderator/in begrüßt alle Anwesenden und erklärt Thema sowie Ziel des Meetings. 06. Begrüßung Die Rollenverteilung für alle zusammenfassen: Moderator/in, Protokollant/in, Zeitnehmer/in. • Alle Teilnehmenden sollten klar, deutlich und langsam sprechen • Vereinbarung wie kommuniziert wird 07. Meeting-Regeln (Handzeichen, Chat, Diskussion) • Konzentration ist Voraussetzung, daher der Hinweis, keine Mails checken und kein Internetsurfen während des Meetings Wenn nicht bekannte Teilnehmende im Meeting dabei sind, sollten sich alle Personen miteinander bekannt 08. Persönliche Vorstellung machen, um eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu erzeugen. 09. Vorstellung Agenda Moderator/in versucht hierdurch nochmals alle auf den 10. Offene Fragen / gleichen Stand zu bringen, um dann in angenehmer Erwartungen vorab klären Atmosphäre zu starten. „Ready to fly!“
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