Kompostierungsställe Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis - ALB Bayern
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Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis PRAXISBLATT Kompostierungsställe www.alb-bayern.de/ba6 Verfasser: Christiane Kretzer Joachim Weber Sibylle Möcklinghoff-Wicke ALB Bayern e.V. AELF Schweinfurt Innovationsteam der Landesvereinigung Milch Hessen
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Praxisbetriebe ► Holstein – Bachschweller GmbH, Andorf (A) ► Gerlinde und Florian Enzenhofer, Vorderweissenbach (A) ► Stefan Enzenhofer, Bad Leonfelden (A) ► Sabine und Rupert Oberholzner, Elixhausen (A) ► Annemarie und Hannes Weiß, Wals bei Salzburg (A) ► Anna und Johann Grad, Brannenburg (D) Impressum Herausgeber Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern e.V. (ALB), Vöttinger Straße 36, 85354 Freising Telefon: 08161 / 887- 0078 Telefax: 08161 / 887- 3957 E-Mail: info@alb-bayern.de Internet: www.alb-bayern.de 1. Auflage Dezember 2020 Druckversion 8,00 € © ALB Alle Rechte vorbehalten Bildquelle Fotos Philipp Wagner, ALB; Quelle Zeichnungen: Katrin Thiemeyer, ALB
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung……………..……………..……………………………………………………………………………………….. 4 2. Was kennzeichnet einen Kompostierungsstall?……………………….……………………………………. 4 3. Beispiele aus der Praxis………………………..……………..……………………………………………………….. 7 3.1 Holstein - Bachschweller GmbH…………………………………………………………..…..…………………... 7 3.2 Gerlinde und Florian Enzenhofer……..…………………………………………………………………………... 11 3.3 Stefan Enzenhofer………………………………………………………………………….…………………………….. 16 3.4 Sabine und Rupert Oberholzner.……………...……………………………………………...…………………... 19 3.5 Annemarie und Hannes Weiß……………………………………………………………………………………..... 23 3.6 Anna und Johann Grad……..………………………………………….………………………………………………. 26 3
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis 1. Einleitung Obwohl es sich beim Kompostierungsstall um dem sei zum besseren Verständnis das vorlie- eine Nische innerhalb der gängigen Freilaufstall- gende Beratungsblatt „Kompostierungsställe formen handelt, ist derzeit das Interesse der managen“ empfohlen, das kostenlos unter Landwirte an diesem Stallsystem groß. In der www.alb-bayern.de/baf3 abgerufen werden öffentlichen Diskussion um Tierwohl, Emissio- kann. nen, Humusaufbau (Bodenfruchtbarkeit, CO2- Insgesamt sechs Milchviehbetriebe unterschied- Senke) und Düngeproblematik scheint der Kom- licher Größe und Bewirtschaftungsform wurden postierungsstall Lösungen anzubieten, nach de- am 23. und 24. Oktober 2019 in Oberösterreich, nen viele Tierhalter suchen. Noch gibt es hierzu- Salzburg und Bayern besichtigt. Sie alle zeich- lande wenig wissenschaftliche Studien zum nen sich durch ein individuelles, der jeweiligen Kompostierungsstall und mit rund 200 Betrie- Betriebssituation angepasstes Kompostmanage- ben in Deutschland und Österreich ist die Zahl ment aus. Unter den rund 80 Teilnehmern fan- praktizierender Betriebe derzeit gering. Die ALB den sich überwiegend konventionelle Landwir- hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, ge- te, von denen der größte Teil auch Wald bewirt- meinsam mit Fachberatern und Betriebsleitern schaftet. Etwa ein Viertel der Teilnehmer plant vorhandenes Wissen und praktische Erfahrun- derzeit einen Stallneubau, der Kompostierungs- gen rund um das Thema zu sammeln und aufzu- stall wird dabei als interessante Alternative zum bereiten, um es interessierten Landwirten zur Liegeboxenlaufstall betrachtet. Die Tierbestän- Verfügung zu stellen. de der Teilnehmer lagen zwischen 20 bis über Nach dem ausgebuchten Seminar 100 Milchkühe. „Kompostierungsställe managen“ im März 2019 Die ALB möchte sich an dieser Stelle ganz herz- in Weichering bei Ingolstadt lässt die ALB in Zu- lich bei allen Betrieben bedanken, die sich be- sammenarbeit mit den bayerischen Fachzentren reit erklärt haben, im Rahmen dieser Lehrfahrt für Rinderhaltung den theoretischen Grundla- ihre Ställe vorzustellen und ihre Expertise rund gen, die in diesem Seminar vermittelt wurden, um das Thema Kompostierungsstall mit den nun Beispiele für deren praktische Umsetzung teilnehmenden Landwirten und Beratern zu tei- folgen. Wer sich bislang noch nicht mit dem len. Thema Kompostierungsstall beschäftigt hat, 2. Was kennzeichnet einen Kompostierungsstall? Der Kompostierungsstall ist ein Zweiraum- Stoffwechselvorgänge erzeugen bei der klassi- Freilaufstall mit Fressgang und Futtertisch plus schen Kompostierung hohe Temperaturen (50 - freiem Liegebereich, der mit Hackschnitzel oder 70 ⁰C), die fast alle bekannten Schaderreger Sägespänen eingestreut wird. Jedem Tier ste- und -keime reduzieren oder abtöten und damit hen 9 - 15 m2 Fläche zur Verfügung. Die Kom- einen hygienisierenden Effekt haben. Im Kom- postierung des Substrats erfolgt direkt auf dem postierungsstall liegen die Temperaturen zwar Stallboden, was eine Reihe von Vorteilen so- gewöhnlich niedriger (ca. 35 - 45 ⁰C), die Erwär- wohl für den Landwirt als auch für die Tiere mung führt aber in Kombination mit den anti- bringt: bakteriellen Stoffen im Holz ebenfalls zu einer Die Kompostierung verläuft als sogenannter Reduzierung der Schadkeime. Heißrotteprozess. Der Kohlenstoff aus dem Ein weiterer Effekt der Wärmeentwicklung be- Holzsubstrat wird mit dem Stickstoff aus den steht darin, dass sie die Verdunstung an der Tierausscheidungen unter Einfluss von Feuch- Oberfläche des Substrats fördert. Eine optimal tigkeit (Harn) und Luftsauerstoff (mechanisches geführte Kompostmatratze ist an der Oberflä- Belüften) von Mikroorganismen zu Kompost che trocken, weich, elastisch und verformbar. bzw. organischem Boden umgesetzt. Diese Sie bietet aber gleichzeitig ausreichend Struktur 4
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis und Widerstand, um den Tieren eine angeneh- ausüben, wie beispielsweise das Aufspringen in me und rutschsichere Fortbewegung zu ermög- der Brunst. Praktiker berichten von einer besse- lichen. Die Tiere legen sich schneller ab, liegen ren Milchleistung durch das längere Liegen, ge- länger, sind sauber („Peeling“-Effekt der Holz- ringeren Zellzahlen und einem deutlichen Rück- einstreu) und können ihr arttypisches Verhalten gang von Klauen- und Gelenkschäden sowie Eu- terentzündungen. Bild 1: Typisch im Kompostierungsstall: Lang hingestreckte, entspannt ruhende Kühe. Im Kompostierungsstall reduziert sich das Volu- forschungsbereiche/tierhaltung-und- men der zu lagernden Gülle. Berichten aus der tiergesundheit/alle-projekte/5887-beurteilung- Praxis zu Folge fallen etwa 40 - 50 % der Gülle der-kompostqualitaet-mikrobiologie-und-der- im Fressbereich (Laufgang) an. Auf der Liegeflä- geruchs-und-oekosystemrelevanten-emissionen che reduzieren sich die anderen 50 - 60 % der -in-kompoststaellen-fuer-rinder.html) Gülle im Verhältnis 4:1, d.h. 4 m3 Gülle entspre- Zu Beginn des Kompostierungsprozesses hat chen ca. 1 m3 Kompost. Das Güllelager kann das Holzsubstrat einen pH-Wert zwischen 5,3 entsprechend kleiner kalkuliert werden. und 5,6. Nach der Umsetzung erreicht der Messungen der HBLFA Raumberg-Gumpenstein (reife) Kompost einen pH-Wert von 8 - 10. Da haben ergeben, dass in 80 - 90 % der untersuch- sich bei der Kompostierung das Verhältnis von ten Kompostierungsställe die Ammoniak- schnell verfügbarem hin zu organisch gebunde- Emissionen um 30 % unter den Emissionswer- nem Stickstoff verschiebt, verringert sich die ten in Liegeboxenlaufställen liegen. (Dipl.-Ing. Gefahr von N-Verlusten durch Auswaschung. Alfred Pöllinger https://www.raumberg- Der Kompost muss nicht zwischengelagert wer- gumpenstein.at/cm4/de/forschung/ den, er kann direkt vom Stall auf das Feld aus- 5
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis gebracht werden. Auf dem Ackerboden erhöht ckern bzw. belüften und durchmischen und da- sich der Humusanteil und damit der Stickstoff- bei Kot und Harn gleichmäßig einarbeiten. Da Vorrat im Boden. Das gibt dem Landwirt im Hin- dies aber maschinell erfolgt, ist der Arbeitsauf- blick auf seine Nährstoffbilanz mehr Flexibilität wand mit ca. 10 - 20 Minuten pro Bearbeitung bei der Düngung. (je nach Stallgröße) überschaubar. Zur Durchmi- Auch im Hinblick auf die Arbeitswirtschaftlich- schung und Belüftung können, wenn vorhan- keit schneidet der Kompostierungsstall gut ab: den, Altgeräte verwendet werden. Es sind keine Der Landwirt muss die Einstreu zwar täglich Neuinvestitionen erforderlich. zweimal mit Grubber und / oder Fräse auflo- Bild 2: Zweimal täglich wird die Kompostmatratze mit einem Feingrubber ca. 30 cm tief bearbeitet. Trotz all dieser Vorteile ist der Kompostierungs- mehr oder auch ein anderes Material einstreut stall keine Option für jeden Betrieb. Der Erfolg oder die Bearbeitung verstärkt bzw. reduziert. des Stallsystems steht und fällt mit der Bereit- Wird der Rotteprozess beispielsweise zu träge, schaft des Landwirts, sich intensiv mit dem hilft es, die Bearbeitungsintensität zu erhöhen Kompostierungsprozess zu beschäftigen. Nur bzw. mit Dinkelspelzen nachzustreuen. Äußere wenn die Komponenten Kohlenstoff-Feuchtig- Faktoren wie die Luftfeuchtigkeit, Schlagregen keit-Stickstoff-Sauerstoff optimal aufeinander oder Schneeeinwehungen, die Windgeschwin- abgestimmt sind entwickelt sich die nötige Pro- digkeit und die Lufttemperatur wirken ebenso zesswärme und damit die erwünschte Kompost- auf den Kompostierungsprozess ein, wie die Art qualität. Gerät der Prozess ins Stocken, muss der Fütterung oder die Besatzdichte. Mit den der Landwirt unmittelbar reagieren, indem er Jahreszeiten verändern sich diese Faktoren. Ein 6
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis weiterer Punkt, den es beim System Kompostie- so dass die höheren Einstreukosten in Verbin- rungsstall zu bedenken gilt, ist die Verfügbarkeit dung mit folgenden (monetären) Vorteilen, die von kostengünstigem Holzsubstrat. Der jährli- der Kompostierungsstall hat, zu sehen sind. Die- che Verbrauch pro Tier liegt bei 6 - 20 m3, bei se Vorteile sind vor allem im Bereich der Ar- Preisen von 5 - 25 € pro m3 je nach Region in beitszeiteinsparung für die Bewirtschaftung, in Deutschland. Laut Berichten der Kompostie- einer verbesserten Lebensleistung der Tiere, rungsstallbetreiber kalkulieren die meisten Be- geringeren Behandlungskosten und höherer triebe mit Einstreukosten von etwa 200 - 250 € Milchleistung zu sehen. Eine pauschale Vorzüg- pro Kuh und Jahr. In der Praxis hat sich ein stall- lichkeit kann dem Kompostierungsstall nicht nahes Substratlager bewährt, das die Möglich- zugesprochen werden. In jedem Fall sollte eine keit bietet Vorräte für mind. drei Monate anzu- langfristig sichere Bezugsquelle von Ein- legen. Die Stallbaukosten eines Kompostie- streusubstrat (Hackschnitzel, Sägespäne, Wur- rungsstalls sind im Vergleich zu herkömmlichen zelbruch, Hackschnitzelfeinanteile, Hecken- Liegeboxenlaufställen nicht deutlich günstiger, schnitt, …) zu definierten Konditionen vorhan- den sein. 3. Beispiele aus der Praxis 3.1 Holstein - Bachschweller GmbH Betriebsdaten ► Lage: 346 m ü. d. M. ► Einstreu - Substrat: Geschredderte Rin- ► Tierbestand: 150 Kühe den, organische Abfallprodukte aus einer ► Platz pro Tier: 14,5 m2 Baumschule ► Kosten pro Tierplatz: 8.500 € bzw. ► Kosten Einstreu: 5 - 11 € / m3 12.000 € mit Melktechnik (Bau: 2014) ► Kompostbearbeitung: 1 x täglich mit ► Einstreubedarf pro Tier / Jahr: ca. 12 m3 Ackerfräse (insgesamt ca. 2000 m3) ► Besonderheiten: Unterflurbelüftung vor- ► Klima: Niederschläge 800 - 1.000 mm / handen, wird aber nicht genutzt; streut Jahr mit organischen Abfallprodukten aus ei- ner Baumschule ein Betriebsgeschichte Die Holstein-Bachschweller GmbH ist ein land- technischen Belange kümmert sich Ehemann wirtschaftlicher Betrieb mit den beiden Stand- Valentin Stöckl. beinen Milcherzeugung und Zucht. Zum Betrieb Die Betriebsleiterin hatte während eines Prakti- gehören 140 Hektar Fläche, davon 50 Hektar kums in Holland im Rahmen ihres Marketing- Grünland. Neben der Milch (150 Milchkühe, und Projektmanagement-Studiums einen der durchschnittliche Leistung 10.500 kg / Jahr) er- ersten Kompostierungsställe überhaupt ken- wirtschaftet die Holstein-Bachschweller GmbH nengelernt. Überzeugt hat sie an diesem Sys- mit ihrer preisgekrönte Holstein-Zucht (schwarz tem nicht nur der Tierwohl-Aspekt, sondern -bunt) ein zusätzliches Einkommen. Einzige AK auch die Möglichkeit, sich hinsichtlich der Ar- in der Milchwirtschaft ist die Betriebsleiterin beitswirtschaftlichkeit sehr effizient aufzustel- Angela Stöckl, 35, die von ihren Eltern bei der len: Durch die Kombination des Freilaufstalls Fütterung unterstützt wird. Auf dem Betrieb mit zwei Melkrobotern und moderner Fütte- befindet sich zudem eine Biogasanlage (zur Ver- rungstechnik ist es möglich, eine große Herde wertung von Lebensmittelabfällen), die von den mit nur einer AK zu betreuen. Eltern betrieben wird. Die Eltern versorgen au- ßerdem das Jungvieh. Um die Arbeiten der Au- ßenwirtschaft sowie um Reparaturen und alle 7
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Bild 3: Das Doppel-AMS von Lely liefert der Betriebsleiterin gleichzeitig die Gesundheitsdaten der Kühe. 2014 baute sie mit ihrem Mann einen eigenen Während Kompostierungsställe üblicherweise Kompostierungsstall für 150 Tiere. Herr Stöckl mit Hackschnitzel oder Sägespäne unter Beimi- betreibt im Haupterwerb eine große Baumschu- schung von Spelzen betrieben werden streut le mit rund 60 Angestellten. In diesem Betrieb Frau Stöckl ihren Stall größtenteils mit den or- fallen viele organische Abfälle wie Wurzelstöcke ganischen Abfallprodukten der Baumschule so- o.ä. an, die sich weder als Brennmaterial noch wie mit geschredderten Baumrinden ein. kompostiert als Gartenerde verwerten lassen. Bild 4: Als Holzsubstrat werden Baumrinden und geschredderte organische Abfallprodukte aus einer Baumschule ver- wendet. 8
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Der Stall Die Betreuung von 150 Milchkühen durch nur det sich auf einer Empore auch das „Stall-Café“, eine Person ist nur möglich, wenn Stallkonzept in dem Gäste mit Blick auf die Tiere bewirtet und Arbeitsmanagement gut aufeinander abge- und Veranstaltungen abgehalten werden kön- stimmt sind. Da sich Frau Stöckl im Vorfeld in- nen. tensiv mit der Stallplanung auseinandergesetzt Der Futtertisch verfügt lediglich über ein Na- hatte, konnte sie ihre ganz konkreten Vorstel- ckenrohr, auf ein Fangfressgitter wurde verzich- lungen an die Stallbaufirmen weitergeben. Die tet. Zu den Fütterungszeiten verlassen die Kühe Bauzeit für Stall, Siloanlage und Güllegrube be- die Liegefläche und gehen zum Futtertisch. In lief sich auf lediglich vier Monate. Die Platzkos- dieser Zeit kann die Betriebsleiterin dann den ten pro Tier lagen bei 8.500 € (mit Melktechnik Kompost maschinell bearbeiten. Der Fressgang bei 12.000 € pro Tier). hat eine Breite von 4,50 m, die Liegefläche ist Der Zweiraum-Freilaufstall in einhäusiger Bau- gegenüber dem Fressgang 1,30 m tief abge- weise hat eine Trauf- und Firsthöhe von 6 bzw. senkt. Zwischen Fressgang und Liegeflächen gibt 13 m und bietet jeder Kuh eine Liegefläche von es keine Absperrungen, die Kühe gelangen über 14,5 m2. Für eine gute Querlüftung sind die Sei- Rampen aus Einstreu auf die Liegefläche. tenwände geöffnet und können bei extremer Die Liegefläche wurde beim Bau nach holländi- Witterung mit Curtains geschlossen werden. An schem Vorbild mit einem Belüftungssystem aus- der vorderen Giebelseite in unmittelbarer Nähe gestattet, das im Boden eingelassen ist. Diese der beiden Melkroboter werden die Tiere auf- Art der Unterflurbelüftung war laut Betriebslei- gestallt, die zur Beobachtung stehen terin zu Beginn des Stallbetriebs nützlich, um (hochträchtige Kühe, Tiere mit besonderem den Kompostierungsprozess zu starten, zeigt Pflegebedarf). Die Abkalbebox ist mit Stroh tief aber heute keine Wirkung mehr. eingestreut. In diesem Bereich des Stalls befin- Bild 5: Der Stall verfügt über ein Belüftungssystem im Boden plus zusätzlichen Ventilatoren. 9
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Abb. 1: Grundriss - Betrieb Holstein Bachschweller GmbH Abb. 2: Querschnitt - Betrieb Holstein Bachschweller GmbH Kompostmanagement Die Liegefläche wird zu Beginn eines Turnus ca. Stöckl bezieht dieses Substrat zum Preis von 5 - 20 - 30 cm tief eingestreut. Als Substrat dienen 11 €/m3. Einmal täglich fräst die Betriebsleiterin neben Rindenhackschnitzel die geschredderten den Kompost ca. 30 cm tief, wobei sie im Som- Holzabfälle aus der Baumschule, die mit reich- mer nur gelegentlich und nach Bedarf einstreut, lich Erde bzw. Torf geliefert werden. Angela im Winter hingegen täglich ca. 10 m3. Für die 10
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Kompostbearbeitung benötigt sie ca. 20 Minu- weise, pro Hektar Fläche werden zwischen 25 ten täglich. Das Substrat für die Einstreu lagert und 30 t Kompost gestreut. Dadurch verbleibt in kleinen Mieten neben dem Stall. Dadurch immer ein Kompostrest im Stall, der die frische durchläuft das Material laut Betriebsleiterin ei- Einstreu wieder mit Mikroorganismen beimpft. ne Art Vorpasteurisierung, bei dem es auch an Feuchtigkeit verliert. Der jährliche Bedarf an Einstreu liegt bei insgesamt etwa 2.000 m3, was WAS WÜRDE DIE LANDWIRTIN ÄNDERN? einem Verbrauch von etwa 12 m3 pro Tier ent- spricht. Nach der Getreideernte beginnt die ► Die Tränkebecken funktionieren nicht wie ge- wünscht, hier würde sie ein anderes Modell Ausbringung des Komposts direkt vom Stallbo- wählen. den auf die Felder. Die Entnahme erfolgt schritt- 3.2 Gerlinde und Florian Enzenhofer Betriebsdaten ► Lage: 750 m ü. d. M. ► Einstreu - Substrat: Sägespäne mit Beimi- ► Tierbestand: 40 Milchkühe schung von Dinkelspelzen ► Platz pro Tier: 5 m2 (reine Kompostfläche) ► Kosten Einstreu: 7 € (Selbstabholung) ► Kosten pro Tierplatz: 6.000 € (inkl. Gül- bzw. 11 € (Lieferung) legrube, Melksystem und Wegebau, abzgl. ► Kompostbearbeitung: 2 x täglich mit Förderung; Bau 2010) Ackerfräse ► Einstreubedarf pro Tier / Jahr: 15 m3 ► Besonderheiten: Teilkompostierungssys- ► Klima: Niederschläge 800 mm / Jahr; tem, mit 5 m2 pro Tier sehr hohe Besatz- Temperatur: Ø 6,4 °C dichte Betriebsgeschichte Florian Enzenhofer, 41, Landwirt und gelernter Projektmanager EDV, hat 2008 den elterlichen Betrieb mit 20 Fleckvieh-Milchkühen plus Nach- zucht in Anbindehaltung übernommen. Zum Betrieb gehören 35 Hektar Grünland, das mit 5 Schnitten pro Jahr intensiv genutzt wird, und 15 Hektar Wald (der Holzverkauf ist ein weiteres Betriebsstandbein). Florian Enzenhofer zieht sein Jungvieh selbst auf. Was nicht zur Eigenre- montierung benötigt wird geht als Zuchtvieh in den Verkauf. Er und seine Frau Gerlinde bewirt- schaften den Betrieb konventionell, wobei sie von den Eltern unterstützt werden. Nach der Hofübernahme wollte Florian Enzenhofer mit einem Stallneubau den Bestand vergrößern und gleichzeitig für mehr Tierwohl sorgen. Als er den Bau seines Liegeboxenlaufstalls bereits begon- nen hatte, erfuhr er über Fachzeitschriften vom System Kompostierungsstall. Nachdem er sich Bild 6: Der Stall kombiniert die beiden Systeme Liegebo- weitere Informationen verschafft und mehrere xenlaufstall und Kompostierungsstall. 11
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Betriebe besichtigt hatte, beschloss er während nem solchen Freilaufstall herrscht: die Tiere des Baus, eine Teilkompostierungsfläche in den können sich gegenseitig ohne Engstellen und neuen Stall zu integrieren. Sackgassen ausweichen und ihr Herdenverhal- Überzeugt haben ihn vor allem die weiche Lie- ten frei ausüben. gefläche für die Tiere und die Ruhe, die in ei- Kompostmanagement Der Stall stammt aus dem Jahr 2010 und war oder andere Atemwegserkrankungen auf Grund ursprünglich als zweireihiger Liegeboxenlauf- der guten Durchlüftung so gut wie nie auf. stall für 35 Milchkühe geplant. Durch die nach- Im Kompostbereich wurde beim Übergang vom trägliche Integration der Kompostierungsfläche Fressgang auf die Liegefläche auf Treppen und stehen heute das Jungvieh, die Kalbinnen und Absperrungen verzichtet, die Kühe gelangen die Trockensteherinnen in Hochboxen, die lak- über eine Rampe aus Sägespänen in den stüt- tierenden Kühe sind im angrenzenden Kompost- zenfreien Liegebereich. Dieser ist gegenüber bereich mit 5 m2 Liegefläche pro Tier aufge- dem Fressgang 65 cm tief abgesenkt. Vom Lie- stallt. Aktuell umfasst die Herde 40 Kühe. Der gebereich haben die Tiere zusätzlich freien Zu- Stall besitzt ein geschlossenes Pultdach, gang zur Weide, die sie von März bis Oktober wodurch sich eine Raumhöhe von 3,50 bis 7 m nutzen können. Der Fressplatz ist mit Fangfress- ergibt. Wetterseitig ist der Stall etwa 3 m hoch gittern ausgestattet, das Fressplatzverhältnis ist geschlossen, um die Tiere vor Zugluft zu schüt- ˃ 1:1. Eine separate Abkalbebox ist vorhanden, zen. Bei einer Schneelast von 560 kg / m² am wird aber nicht genutzt. Die Abkalbung erfolgt Standort verhindert dies gleichzeitig, dass im in der Herde. Laut Betriebsleiter kalben die Kü- Winter zu viel Feuchtigkeit und Kälte in den Stall he völlig selbständig, er muss dabei so gut wie gelangt, was den Kompostierungsprozess stören nie Geburtshilfe leisten. Gemolken wird in ei- würde. Die Südseite ist offen und kann bei Be- nem 2 x 5 Fischgrätenmelkstand bei einer darf mit Curtains geschlossen werden. Somit ist durchschnittlichen Milchleistung von 10.000 kg für Querlüftung und reichlich Sonnenlicht ge- pro Jahr. Die Stallbaukosten lagen bei 6.000 € sorgt. Laut Betriebsleiter treten Rindergrippe pro Tierplatz (inkl. Güllegrube, Melksystem und Wegebau, abzgl. Förderung). Bild 7: Von der Kompostierungsfläche aus haben die Kühe freien Zugang zur Weide. 12
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Abb. 3: Grundriss - Betrieb F. und G. Enzenhofer Abb. 4: Querschnitt - Betrieb F. und G. Enzenhofer 13
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Kompostmanagement Mit seiner fast 10-jährigen Erfahrung gilt Florian von 8,5 - 8,7. Pro Kuh und Jahr benötigt Florian Enzenhofer als ausgewiesener Fachmann unter Enzenhofer ca. 15 m3 Sägespäne (600 m3 insge- den österreichischen Kompostierungsstall- samt), die er von örtlichen Sägewerken für 7 € / Betreibern. Die Tatsache, dass er entgegen der m³ (Selbstabholung) bzw. 11 € / m³ (Lieferung) allgemeinen Empfehlung seine Tiere nicht auf 9 bezieht. Zweimal täglich wird die Fläche mit der - 15 m2, sondern auf ca. 5 m2 Liegefläche hält Ackerfräse bearbeitet (Dauer ca. 10 Minuten). erfordert ein außerordentliches Geschick und Dabei empfiehlt Florian Enzenhofer, immer tie- Know-how bei der Steuerung des Heißrotte- fer zu fräsen als nachgestreut wurde (wenn z. B. Prozesses. 20 cm hoch nachgestreut wurden, sollte 30 cm Eingestreut wird mit Sägespänen. Diese können tief gefräst werden). Bewährt hat sich der Bau frisch (und damit relativ feucht) sein, wenn sie eines stallnahen Lagers für die Sägespäne, in direkt verwendet werden. Für die Lagerung denen er den Bedarf für neun Monate vorhal- (Wintervorrat) empfiehlt Florian Enzenhofer, ten kann. die Sägespäne zu trocknen, da sie sich sonst er- wärmen und damit Energie verlieren, die für den Heißrotte-Prozess benötigt wird. Wenn im Winter die Prozesstemperatur absinkt mischt er Dinkelspelzen als „Brennstoff“ bei. Das geringe- re C/N-Verhältnis der Spelzen bewirkt, dass die Mikroben das Substrat schneller umsetzen, wodurch sich die Temperatur im Kompost er- höht. Durch die hohe Besatzdichte verläuft der Rotteprozess in diesem Stall insgesamt schneller als in anderen Kompostierungsställen. Die in 20 cm Tiefe gemessene Temperatur beträgt etwa 48 ⁰C, wobei die Kompostoberfläche Raumtem- peratur hat. Die schnelle Umsetzung ermöglicht im Sommer eine Kompostentnahme von jeweils Bild 9: Zur Pflege der Kompostmatratze kommen entwe- 60 - 100 m3 zur Ausbringung nach jedem der Grubber oder Ackerfräse zum Einsatz. Schnitt. Wird nach der Entnahme entsprechend nachgestreut, erreicht der neue Kompost be- reits zwei Wochen später wieder einen pH-Wert Die Kompostmatratze wächst durch das Nach- streuen über den Winter auf eine Höhe von ca. 1,10 m an. Ob der Kompost „reif“ ist oder nicht lässt sich anhand von Farbe, Temperatur und Feuchtegehalt ablesen. Wird er dunkelbraun, kann er keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen und lässt die Prozesswärme nach, sind dies An- zeichen dafür, dass die Umsetzung abgeschlos- sen ist. Die Liegefläche wird nie komplett ausge- räumt, es verbleibt immer ein Teil des „reifen“ Komposts auf dem Stallboden, der dann die neue Einstreu wieder mit Mikroben beimpft und damit den nächsten Turnus startet. Laut dem Betriebsleiter gelten folgende Faustregeln: 15 m3 Sägespäne ergeben etwa 7 m3 lockeren Kompost, wobei ein Kubikmeter Kompost rund Bild 8: Die sehr hohe Besatzdichte von 5 m2 pro Tier er- doppelt so viel Stickstoff enthält wie ein Kubik- fordert großes Geschick bei der Kompostführung. meter Festmist. 14
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Fazit Nach knapp 10 Jahren Erfahrungen ist Florian Die Qualität der Kompostmatratze ist sehr gut – Enzenhofer mit seinem Kompostierungsstall zwar ist diese auf Grund des Substrats sehr zufrieden. Die Kompostierung lief von Be- (Sägespäne) recht weich, die Kühe sinken un- ginn an ohne Probleme, Milchleistung, Euter- mittelbar nach dem Fräsen bis etwa zu den und Klauengesundheit sowie Fruchtbarkeit sind Kniegelenken ein. im Stall auf einem hohen Niveau. Sie verdichtet sich aber durch die hohe Tierzahl rasch wieder und bekommt dann eine elasti- sche, aber formstabile Struktur. Der Geruch ist angenehm erdig und die Oberfläche trocknet auf Grund der relativ hohen Prozesstemperatu- ren (ca. 50 ⁰C in 20 cm Tiefe) gut ab. Wie der Betriebsleiter berichtet zeigt die Dün- gung der Flächen mit Kompost ab ca. 5 Jahren ihre Wirkung: Der Humusanteil hat sich erhöht und die Erträge steigen. Im Gegensatz zur Dün- gung mit Gülle baut der Boden durch den Kom- post einen langfristigen N-Vorrat im Boden auf. WAS WÜRDE DER LANDWIRT ÄNDERN? ► Bei einem Neubau würde er mit 10 - 15 m² Liegefläche pro Kuh planen. ► Bei der hohen Besatzdichte im Stall wäre eine größere Absenkung der Liegefläche gegen- über dem Fressgang besser (ca. 80 cm). ► Bei einem Neubau würde er einen zusätzli- chen Special Needs Bereich einplanen für Bild 10: Die Milchleistung liegt bei 10.000 kg /Jahr im Tiere, die unter besonderer Beobachtung ste- Stalldurchschnitt, die Tiergesundheit ist auf sehr hohem hen. Niveau. Bild 11: Die Kompostmatratze weist eine optimale Struktur auf. 15
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis 3.3 Stefan Enzenhofer Betriebsdaten ► Lage: 720 m ü. d. M. ► Klima: Niederschläge: 950 mm / Jahr; ► Tierbestand: 65 Milchkühe Temperatur: Ø 6,5 °C ► Platz pro Tier: 10 m2 ► Einstreu - Substrat: Sägespäne, Beimi- ► Kosten pro Tierplatz: ca. 9.200 € (inkl. schung von Miscanthus Melktechnik, ohne Güllegrube und Silo; ► Kosten Einstreu: 11 €/m3 Bau 2010) ► Kompostbearbeitung: Ackerfräse, 2 x täg- ► Einstreubedarf pro Tier/Jahr: 17 m3 pro lich Kuh auf Kompost; 6,5 m3 pro Kuh im Stall ► Besonderheiten: Stall in Rundholzkon- struktion mit Teilkompostfläche Betriebsgeschichte Stefan Enzenhofer, 33, hat nach der Fachschule und stieß dabei auf Kompostierungsställe. Nach für Landwirtschaft den elterlichen Betrieb erst vielen Betriebsbesichtigungen erfolgte 2010 der gepachtet und dann 2012 übernommen. Zum Stallneubau, der für 45 Kühe plus Nachzucht in Betrieb gehören ca. 30 Hektar Acker, 30 Hektar ökologischer Bewirtschaftung geplant war. Als Grünland und 10 Hektar Wald. Einschließlich in dem kalten Winter 2013 / 2014 die Preise für Pachtland werden heute 120 Hektar bewirt- Pellets und damit auch für Sägespäne sprung- schaftet. Für die Milchviehhaltung und die Au- haft anstiegen sah sich der Betriebsleiter ge- ßenwirtschaft stehen 1,5 AK zur Verfügung. Da zwungen, die Kompostierungsfläche zu reduzie- das vom Vater zum Liegeboxenlaufstall umge- ren und Teile des Stalls mit Liegeboxen auszu- baute Altgebäude dem Anspruch des Betriebs- statten. Nach einer Stallerweiterung mit Liege- leiters hinsichtlich Tierwohl und Kuhkomfort boxen umfasst die Herde heute 65 Kühe. Der nicht mehr gerecht wurde, recherchierte Stefan Betrieb wirtschaftet inzwischen wieder konven- Enzenhofer alternative Stallsysteme im Internet tionell. Der Stall Beim Stall von Stefan Enzenhofer handelt es ne Güllegrube und Silo). Die Liegefläche ist ge- sich um einen Kaltstall mit Sheddach- genüber dem Fressgang um 40 cm abgesenkt Konstruktion, der durch seine außergewöhnli- und über jeweils zwei Durchgänge zu erreichen. che Rundholzbauweise besticht. Alle Holzele- mente wie Stützen und Dachgebälk bestehen aus geschälten Fichtenstämmen. Die Kosten für das Bauholz sind dadurch gering, allerdings ist die Verbauung solcher Stämme aufwendig. Die Firsthöhe beträgt 9 - 12 m, die Traufhöhe 4 m. Das Dach ist als dreiteiliges Pult- dach konstruiert mit Firstöffnungen von 1,50 m und 4 m. Zusammen mit den vier offenen Fron- ten (schließbar durch Curtains) ermöglicht diese Bauweise eine maximale Luftzirkulation. Der Kompostierungsstall wurde mit 10 m2 Liege- fläche pro Tier konzipiert, die Baukosten lagen Bild 12: Der Kaltstall mit Sheddach-Konstruktion wurde bei 9.200 € pro Tierplatz (inkl. Melktechnik, oh- 2010 gebaut. 16
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Bild 15: Im Kompostbereich stehen nur die Trockenstehe- rinnen, die hochträchtigen und frisch laktierenden Kühe. Bild 13: Der Stall wurde in Rundholzbauweise gebaut. Alle Holzelemente bestehen aus geschälten Fichtenstämmen. Die Höhe der Außenmauer beträgt 80 cm (40 cm über Fressgangniveau). Der Futtertisch mit einem Fressplatzverhältnis von 1:1 ist mit einem kurzen Fressfanggitter versehen, in dem sich einzelne Tiere bei Bedarf fixieren lassen. Nach dem Teilumbau der Kompostfläche zu Liegebo- xen ist der Kompostbereich heute reserviert für die Trockensteher, die hochtragenden und frisch abgekalbten Kühe (Transitkühe). Bild 16: Der Liegeboxenbereich wird mit Kompost einge- streut. Die Abkalbung erfolgt im Trockenstehbereich. Die anderen Kühe sind im Boxenlaufstall unter- gebracht, den Stefan Enzenhofer mit reifem Kompost einstreut. Gemolken wird in einem 2 x Bild 14: Das dreiteilige Sheddach mit Firstöffnungen von 5 Happel Fischgrätenmelkstand, der Stalldurch- 1,50 m und 4 m sorgt für eine sehr gute Luftzirkulation. schnitt liegt bei ca. 11.000 kg Milch / Jahr. 17
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Kompostmanagement Stefan Enzenhofer streut mit Sägespänen aus lager für Sägespäne (Fassungsvermögen 100 Altholz ein, die er von Sägereien aus der Umge- m3) neben dem Stall errichtet wurde dauert das bung für 11 € / m3 bezieht. Dieses Substrat ist Nachstreuen nur ca. 10 Minuten. Die Bodenbe- extrem fein und trocken. Nur wenn er dies nicht arbeitung erfolgt täglich nach den Melkzeiten, zum gewünschten Termin in ausreichender nach dem Nachstreuen wird bis zur nächsten Menge bekommen kann, setzt er frische Säge- Melkzeit nicht gefräst. Der Gesamtverbrauch an späne ein. Seine Erfahrungen mit Hackschnitzel Einstreu liegt bei ca. 17 m3 pro Kuh / Jahr sind negativ, da sie für sein Kompost- (gerechnet pro Kuh, die auf Kompost steht). Die Management zu grob und zu feucht sind. Von letzte Komplettentmistung liegt vier Jahre zu- benachbarten Landwirten bezieht er gelegent- rück, seither verbleibt im Frühjahr immer ein lich Miscanthus, was als Beimischung zum Ein- Kompostrest auf der Stallfläche, der den Start satz kommt. Sein Kompostierungs-Zyklus be- des nächsten Turnus unterstützt. ginnt im Frühjahr mit der Entnahme von ca. 25 m3 reifem Kompost, der direkt vom Stallboden Mit Eintragungen von Kompost in die Güllegru- auf die Felder ausgebracht wird. Da die Kom- be gibt es im Betrieb keine Probleme, es kommt postmenge nicht für alle Flächen ausreicht, nicht zu Verklumpungen oder Verstopfungen. bringt er in Rotation jeweils ca. 8 m3 Kompost Laut Stefan Enzenhofer schwimmt das sehr fei- auf einen Hektar aus. Während der Sommermo- ne Substrat im Güllekanal mit, im Frühjahr fin- nate streut der Betriebsleiter alle 3 Wochen, im det er meist eine Schwimmdecke von höchstens Winter alle 2 Wochen, ca. 25 m3 Sägespäne 15 - 20 cm vor. Seiner Meinung nach wirken nach. Bearbeitet wird die Kompostmatratze 2 x sich die Rottebakterien, die durch den Kompost täglich mit der Ackerfräse ca. 25 cm tief (Dauer eingetragen werden auch positiv auf die Zerset- ca. 7 Minuten pro Bearbeitung). Da ein Vorrats- zung der Gülle aus. Fazit In den knapp 10 Jahren seines Bestehens hat WAS WÜRDE DER LANDWIRT ÄNDERN? sich der Kompostierungsstall für Stefan Enzen- hofer in jeder Hinsicht bewährt. Das Kompost- ► Die Absperrung zwischen Fressgang und Lie- management lief von Anfang an reibungslos. gefläche hat sich als nicht zielführend erwie- Zwar bedauert er, dass er nicht alle Tiere auf sen: In den benötigten Durchgängen entste- hen Zonen mit zu starker Durchfeuchtung (der Kompost halten kann, aber auch die Teilkom- Betriebsleiter wird deshalb die Absperrungen postierung funktioniert für ihn gut. entfernen). Sowohl Klauen- als auch Eutergesundheit sind ► Trotz der offenen Bauweise mit sehr guter auf einem sehr hohen Niveau (Mortellaro ist Luftzirkulation entsteht im Stall bei anhaltend vollständig verschwunden), auf seinen Flächen warmem Wetter Hitzestau. Dem soll im nächs- ten Sommer durch den Einbau von Ventilato- beobachtet er eine Zunahme des Humusge- ren entgegengewirkt werden. halts. Trotz eigentlich saurer Böden muss er die- se nicht mehr kalken, der pH-Wert bleibt kon- ► Bei einem Neubau würde Stefan Enzenhofer stant oder erhöht sich allein über die Kompost- eine Unterflurbelüftung einbauen – von dieser düngung. technischen Möglichkeit hat er erst erfahren, nachdem sein Stall bereits fertig war. 18
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis 3.4 Sabine und Rupert Oberholzner Betriebsdaten ► Lage: 580 m ü. d. M. ► Einstreu - Substrat: Hobelspäne, Dinkels- ► Tierbestand: 27, ursprünglich 32 pelzen ► Platz pro Tier: 10 m2 (bei Belegung mit 40 ► Kosten Einstreu: 12 € / m3 Kühen) ► Kompostbearbeitung: 2 x täglich mit Fein- ► Kosten pro Tierplatz: 9.000 € (berechnet grubber (Sommer) oder Fräse (Winter) für 52 Tiere; Bau 2015) ► Besonderheiten: Pinzgauer-Zucht ► Einstreubedarf pro Tier/Jahr: 17 - 18 m3 (horntragend, Stier läuft mit) ► Klima: Niederschläge 1.200 mm / Jahr; Temperatur: Ø 9 ⁰C Betriebsgeschichte Rupert Oberholzner, 43, ist gelernter Landwirt. he, die in diesen großzügigen Freilaufställen 2006 hat er den elterlichen Hof mit 25 Kühen in herrscht, was bei einem horntragenden Bestand Anbindehaltung übernommen. Er betreibt ihn wie dem seinen ein wichtiges Kriterium dar- gemeinsam mit seiner Frau Sabine und wird da- stellt. 2015 baute er schließlich seinen eigenen bei von der Mutter unterstützt (2 AK). Rupert Kompostierungsstall für 40 Kühe. Die Oberholz- Oberholzner bewirtschaftet 32 Hektar Grün- ners züchten die Rasse Pinzgauer (horntragend), land, dazu 19 Hektar Wald, der dem Betrieb mit die aktuelle Herde umfasst 27 Milchkühe plus 200 Raummeter Brennholz pro Jahr ein zusätzli- Zuchtstier und Nachzucht. Als Bioheumilchbe- ches Einkommen verschafft. Bereits seit 2011 trieb wirtschaften sie extensiv (durch- beschäftigt er sich mit dem Thema Kompostie- schnittliche Milchleistung 5.200 kg / Jahr ohne rungsstall, ein System, das er über einen Fach- Kraftfutterzugabe). Da sie ihre Milch über eine berater und Bauplaner kennenlernte. Nachdem Genossenschaftskäserei direkt vermarkten kön- er mehrere Kompostierungsställe in ganz Öster- nen und diese an das nahegelegene Salzburg reich besichtigt hatte, überzeugte ihn neben angebunden ist, ist die Wirtschaftlichkeit des dem hohen Tierwohlstandard vor allem die Ru- Betriebs gegeben. Der Stall Bei der Stallplanung wurde auf eine anspre- chende Optik, sehr gute Durchlüftung und eine großzügige Gestaltung des Futtertischs geach- tet. Das Bundwerkgebäude hat eine Firsthöhe von 11 m und Traufhöhen von 4,50 m (Südseite) bzw. 6 m (Nordseite). Das einhäusige Gebäude mit Sheddach- Firstentlüftung ist ganzjährig geöffnet (trotz 320 kg Schneelast), die süd- und nordseitig offenen Fronten lassen sich bei schlechter Witterung mit Curtains schließen. Bild 17: Der Stall wurde 2015 mit Bundwerk-Fronten ge- Ventilatoren wurden nicht angebracht, da im baut und bietet Platz für 40 Kühe. Stall auch in warmen Sommern kein Hitzestau entsteht. Die behornten Pinzgauer benötigen 19
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Bild 20: Während der Stallzeiten werden die Tiere im Fressgitter fixiert, damit die Liegefläche gegrubbert wer- den kann. pro Kuh (bei einem Besatz mit 40 Kühen) be- messen. Zwischen Fressgang und Liegefläche gibt es keine Absperrungen mit Durchgängen, lediglich die Tränkebecken sind an einer Mauer angebracht, die den Fressgang von der Liegeflä- che trennt. Auf Kuhtreppen wurde verzichtet, um keine Hindernisse beim Grubbern zu schaffen. Stattdessen gelangen die Kühe über Rampen aus Hobelspänen auf die Liegefläche. Obwohl die Kühe auch problemlos in der Herde kalben steht eine Abkalbebox bei Bedarf zur Verfügung. Als Biobetrieb muss der Stall einen Auslauf auf- weisen. Dieser bietet beim Betrieb 4,5 m2 Platz pro Kuh. Zusätzlich erhalten die Kühe vom Früh- jahr bis in den Spätherbst Weidegang. Gemol- ken wird in einem 6-er Tandem Melkstand. Die Stallbaukosten lagen bei 9.000 € pro Tierplatz (berechnet für einen Besatz von 52 Tieren). Bild 18 und 19: Die seitlichen Öffnungen sorgen zusam- men mit der Firstlüftung für eine sehr gute Luftzirkulati- on. eine Fressplatzbreite von 85 cm, auch der Fress- gang sorgt mit 4,50 m Breite für Ausweichmög- lichkeiten. Um die Tiere während der maschi- nellen Kompostbearbeitung im Fressbereich zu halten ist der Futtertisch mit Fressfanggitter ausgestattet, in dem sie täglich 2 x 2 Stunden während der Stallzeiten fixiert werden. Die Bild 21: Von der Kompostfläche aus gelangen die Tiere Kompostierungsfläche ist gegenüber dem Fress- zum Laufhof. Zusätzlich haben sie vom Frühjahr bis in den gang um 50 cm abgesenkt und mit 10 m2 Fläche Spätherbst Weidegang. 20
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Abb. 5: Grundriss - Betrieb Oberholzner Abb. 6: Querschnitt - Betrieb Ober- holzner 21
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Kompostmanagement Vor Beginn eines Turnus räumt der Betriebslei- Schuppen (Kapazität ca. 200 m3) und im Stall ter den Stall komplett aus (2 x pro Jahr), es ver- gelagert, wenn sie nicht direkt bei der Lieferung bleibt lediglich ein kleiner Rest auf dem Stallbo- eingestreut werden. den, der die neue Einstreu beimpft. Der reife Im Schnitt benötigen die Oberholzers 17 - 18 m3 Kompost wird dann direkt vom Stall auf die Fel- der ausgebracht, im Anschluss wird ca. 25 cm hoch mit Hobelspänen eingestreut. Im Sommer erfolgt die Kompostbearbeitung zwei Mal täg- lich mit einem Feingrubber ca. 30 cm tief, nach- gestreut wird in dieser Zeit wenig und nur nach Bedarf. Im Winter erhöht sich die Nachstreufrequenz auf 5 - 8 Tage, der Betriebsleiter mischt dann zusätzlich Dinkelspelzen oder Miscanthus bei (max. 30 %, sonst verringert sich die Trittstabili- tät zu stark), um die Prozesstemperatur zu er- höhen. In den kalten Monaten wechselt er von Grubber auf Fräse, um die Sauerstoffzufuhr zu maximieren. Das fördert den Rotteprozess und Bild 22: Die Hobelspäne werden im Stall und in einem erhöht die entstehende Prozesswärme, welche nahegelegenen Schuppen gelagert. in dieser Weise eine ausreichende oberflächli- che Abtrocknung der Kompostmatratze zur kal- ten Jahreszeit gewährleistet. Bis zum Frühjahr Hobelspäne pro Kuh und Jahr, die sie für 12 € / wächst die Kompostmatratze auf etwa 80 cm m3 beziehen können. Da es in der nahen Umge- Höhe an. Die Hobelspäne, die der Betriebsleiter bung keine großen Sägereien gibt werden sie verwendet haben gewöhnlich eine Restfeuchte von zwei Spediteuren mit Hobelspänen und Din- von 10 - 12 % und werden im nahegelegenen kelspelzen beliefert. Fazit Der Betriebsleiter ist nach drei Jahren Erfahrung hoch. Die Farbe des Komposts ließ aber noch mit seinem Kompostierungsstall sehr zufrieden. einen Restgehalt von nicht umgesetztem Koh- Im ersten Jahr gab es zwar Schwierigkeiten lenstoff erkennen. Um in einer solchen Situation beim Erreichen der nötigen Prozesstemperatur der Ammoniak-Bildung in den tieferen Schich- (sie stieg nicht auf über 40 ⁰C), nach etwa sechs ten vorbeugen zu können empfiehlt der Bera- Monaten hat sich das Mikrobenmilieu aber ter, den Kompost mit maximaler Tiefe (ca. 45 etabliert. Seither verläuft die Kompostierung cm) zu grubbern oder zu fräsen. reibungslos. Im Stall gibt es so gut wie keine Interessierten Landwirten rät Herr Oberholzner, Krankheiten mehr: Früher häufig auftretende sich vor einem Stallneubau möglichst viele Stäl- Zwischenklauengeschwüre, Zitzenverletzungen le anzuschauen. Vor allem sollte geklärt wer- und Gelenkschäden sind nahezu gänzlich ver- den, zu welchen Konditionen Sägespäne oder schwunden und die Abkalbungen verlaufen un- Hackschnitzel langfristig bezogen werden kön- kompliziert innerhalb der Herde. Aktuell liegen nen. Der Arbeitsaufwand reduziert sich, wenn die Zellgehalte bei 80.000 – 130.000. Zum Zeit- ein Lager für die Einstreu direkt beim Stall zur punkt der Betriebsbesichtigung wies die Kom- Verfügung steht. Außerdem empfiehlt er, für postmatratze in 20 cm Tiefe eine Temperatur ausreichend Wasseranschlüsse im Stall (an bei- von 56 ⁰C auf, das Substrat war sehr locker und den Eingängen) zu sorgen, um die Reinigung krümelig und der Feuchtegehalt bereits relativ von Stiefeln und Geräten zu erleichtern. 22
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis WAS WÜRDE DER LANDWIRT ÄNDERN? ► Eine Absenkung der Liegefläche auf 60-70 cm wäre vorteilhafter als die derzeitige Tiefe von ► Bei einem Stallneubau würde er am Boden 50 cm. der Liegefläche Heizschlangen verlegen, um die hohen Prozesstemperaturen für die Erwär- mung von Wasser (z.B. für das Heizen des Melkstands) zu nutzen. 3.5 Annemarie und Hannes Weiß Betriebsdaten ► Lage: 446 m ü. d. M. Temperatur: Ø 8,9 °C ► Tierbestand: 40 Kühe ► Einstreu - Substrat: Sägespäne plus Beimi- ► Platz pro Tier: 12,5 m2 schung (Schilfrohr, Schnittgut von Blühflä- ► Kosten pro Tierplatz: 10.500 € (inkl. Gülle- chen, Dinkelspelzen, Miscanthus) lager und Melktechnik; Bau 2017) ► Kosten Einstreu: 15 € / m3 ► Einstreubedarf pro Tier / Jahr: 13 m3 ► Kompostbearbeitung: Grubber und Fräse ► Klima: Niederschläge ca. 1.600 mm / Jahr; ► Besonderheiten: Sehr hoher luftiger Stall Betriebsgeschichte Der Betrieb von Annemarie und Hannes Weiß sich außerdem unkompliziert mit verschiedenen liegt am Stadtrand von Salzburg, 446 m ü.d.M. Melktechniken kombinieren lässt, führten mit jährlichen Niederschlägen um die 1600 mm schließlich 2017 zum Neubau eines Kompostie- im Jahresmittel und einer Schneelast von rund rungsstalls. Die Fleckviehherde von Familie 500 kg im Winter. Hannes Weiß, 52, gelernter Weiß umfasst derzeit 40 Kühe mit einer Maschinenbauer und Annemarie Weiß, 54, Milchleistung von 8.600 kg / Jahr im Stalldurch- (ehemalige Lehrerin) haben den Hof 1995 mit schnitt bei ganzjähriger Fütterung mit TMR 21 Kühen plus Nachzucht in Anbindehaltung (Silage - Totalmischration ohne Kraftfutterstati- übernommen. Bei den 30 Hektar Land, die die on). Alle Kälber werden an Mast- bzw. Zuchtbe- Weißs bewirtschaften handelt es sich überwie- triebe abgegeben, die Kalbinnen trächtig zuge- gend um Moorböden. Der Betrieb wird konven- kauft. Hannes Weiß kümmert sich um das Kom- tionell bewirtschaftet. Die Entscheidung für ei- post-Management und die Fütterung und arbei- nen Kompostierungsstall traf das Ehepaar Weiß, tet zusätzlich als Lohnunternehmer. Um die nachdem es sich bei befreundeten Landwirten Melkarbeit und das Kuhmanagement kümmert und auf Lehrfahrten vom hohen Kuhkomfort in sich federführend Annemarie Weiß, die Kinder solchen Ställen überzeugen konnte. Die Tatsa- Magdalena (22, Physiotherapeutin) und Johan- che, dass es bei diesem einfachen Stallkonzept nes (15, Schüler der landwirtschaftlichen Fach- keine Engstellen oder Sackgassen gibt und es schule) unterstützen die Eltern. Der Stall Bei der Planung ihres Kompostierungsstalls war native Nutzung ohne große Umbauarbeiten er- es Annemarie und Hannes Weiß wichtig, das laubt. Der beeindruckende Hallenbau mit einer Gebäude so zu konzipieren, dass es eine alter- Firsthöhe von 12 m und einer Traufhöhe von 5 23
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis m ist mit einem Kaltdach und einer 10 cm star- insgesamt 500 m2 eingestreute Fläche bietet ken Dämmung aus Leimholz ausgestattet. Die 12,5 m2 Platz pro Tier (derzeitiger Bestand 40 Milchkühe). Die Trockensteher sind, separiert durch Absperrgitter, ebenfalls im Kompostbe- reich untergebracht. Bild 23: Die freitragende Halle bietet eine 500 m2 große Kompostfläche. Bild 25: Die Kompostierungsfläche wurde zur Südseite hin ausgerichtet. Der Stall bietet 52 Fressplätze mit Fressfang- gitter, in dem die Tiere während der Kompost- bearbeitung fixiert werden können. Vom Fress- gang mit einer Breite von 4 m führen zwei Durchgänge über 80 x 25 cm große Holztreppen zur Liegefläche. Die Holztreppen werden mit wachsender Höhe der Kompostmatratze vom Einstreumaterial überlagert und „verschwin- den“. Vom Fressgang ist die Liegefläche 80 cm tief abgesenkt und mit einer Unterflurbelüftung ausgestattet. Die Außenmauer überragt die Lie- gefläche um 70 cm (Gesamthöhe 150 cm). Bild 24: Das Kaltdach wurde mit Leimholzplatten hoch- wertig isoliert und ist mit einer Firstbelüftung ausge- Bild 26: Sonniger Auslauf und gleichzeitig Vorwartebe- stattet. reich zum Melkhaus. 24
Praxisblatt ba6 Kompostierungsställe 1. Auflage - 12/2020 Erfahrungen und Meinungen aus der Praxis Der Stall ist an den beiden Längsseiten offen Der Wartebereich befindet sich außerhalb des und per Schiebefenster (Südseite) und Curtains Stalls im Hof vor dem Melkhaus. Unter diesem (Nordseite) verschließbar. liegt die Güllegrube. Im Stall wurden eine Abkal- Neben dem Kuhstall wurde ein neues Melkhaus bebox integriert. mit Kälberstall errichtet (Melkstand Side by Side Gefüttert wird ad libidum per Futtermischwa- 2 x 8 Dairy Master mit höhenverstellbarem gen (TMR). Die Kosten pro Tierplatz lagen inklu- Hubboden) und zwei separaten Milchleitungen. sive Melktechnik und Güllelager bei 10.500 €. Kompostmanagement Als Einstreu verwendet der Betrieb trockene 10 - 11 Tage, im Winter alle 4 - 5 Tage nach- Säge- und Hobelspäne plus Dinkelspelzen. Das streut. Zweimal pro Jahr wird der Stall komplett Holzsubstrat bezieht Hannes Weiß für etwa geräumt, den reifen Kompost bringt Hannes 13 € / m3 von Sägereien im Umkreis von 50 km. Weiß mit ca. 25 m3 pro Hektar direkt vom Stall Durchschnittlich einmal pro Woche streut er 10 auf die Wiesen bzw. Ackerflächen aus. Der Kom- - 12 m3 Material auf 500 m2 Fläche ein (jährliche postierungsstall verfügt über eine Unterflurbe- Kosten zwischen 150 - 200 € pro Kuh). Die Kom- lüftung, die allerdings nur beim Start eines neu- postbearbeitung erfolgt sowohl mit Grubber als en Turnus zum Einsatz kommt. Für die Einstreu auch mit Fräse (2 x täglich 10 Minuten) ca. 30 - steht derzeit ein Lager mit ca. 150 m3 Fassungs- 45 cm tief. Die Besatzdichte ist mit 12 m2 pro vermögen zur Verfügung. Tier eher gering, weshalb er im Sommer nur alle Fazit Nach zwei Jahren Erfahrung mit dem Kompos- häufiger und tiefer zu grubbern, um das Sub- tierungsstall sind Annemarie und Hannes Weiß strat mit mehr Sauerstoff anzureichern. Da der sehr zufrieden. Das Kompostmanagement ver- Kompost aber in der Folgewoche ausgebracht lief von Anfang an unproblematisch und arbeits- werden sollte, waren keine negativen Folgen zu wirtschaftlich bringt das neue Stallsystem Vor- befürchten. teile: die Einstreu- und Fütterungsarbeit lässt Interessierten Landwirten rät Hannes Weiß, vor sich maschinell erledigen. Hinsichtlich der Tier- dem Bau eines Kompostierungsstalls sicherzu- gesundheit gibt es deutliche Verbesserungen: stellen, dass er ganzjährig geeignetes Holzsub- Mortellaro ist gänzlich aus dem Stall verschwun- strat zu einem günstigen Preis beziehen kann. den, die Klauenpfleger attestieren dem Land- wirt den sehr guten Klauenzustand seiner Tiere. Auch die Fruchtbarkeit hat sich deutlich verbes- sert (Besamungsindex 1,2). Die Kühe können WAS WÜRDE DER LANDWIRT ÄNDERN? beim Aufspringen nicht mehr ausrutschen und somit ist die Brunst viel deutlicher erkennbar. ► Das Güllelager ist mit 400 m3 für 40 Kühe sehr Als weiteren Vorteil sehen die Weißs, dass die- knapp bemessen, da bei der Stallbauberatung nicht berücksichtigt wurde, dass auch Tränk-, ser Stall auch ausreichend Platz für großrahmige Reinigungs- und Regenwasser (vom Auslauf) und schwere Kühe bietet. Die Milchleistung ist ins Güllelager fließt. seit dem Umzug in den Kompostierungsstall um Bei einem Neubau würde Hannes Weiß das etwa 1.000 – 1.500 kg / Jahr gestiegen. Güllelager mit 600 m 3 veranschlagen. Zum Zeitpunkt der Betriebsbesichtigung (Ende Oktober) war die Kompostmatratze hinsichtlich Feuchtigkeit an der oberen Grenze. Müsste der Kompost noch länger reifen, wäre es angeraten, 25
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