Verdienste auf einen Blick - Statistisches Bundesamt
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Herausgeber Fotorechte Statistisches Bundesamt (Destatis) Titel © iStock.com / FatCamera Redaktion Seite 5 © Robert Kneschke - Fotolia.com Claudia Finke, Sabine Touil, Seite 11 © Peter Atkins - Fotolia.com / eigene Bearbeitung Jasmin Straub, Kristina Theis Seite 13 © iStock.com / Andrey Popov Seite 16 © fotodo - Fotolia.com Gestaltung Seite 23 © Robert Kneschke - Fotolia.com Statistisches Bundesamt (Destatis) Seite 26 © as_seen / photocase.de Seite 33 © SG- design - Fotolia.com / eigene Bearbeitung Erschienen im April 2017 Seite 35 © Africa Studio - Fotolia.com Bestellnummer: 0160013-17900-1 Seite 39 © Ulia Koltyrina - Fotolia.com Seite 42 © Statistisches Bundesamt (Destatis) Papier Seite 44 © blende40 - Fotolia.com RecyStar Polar aus 100 % Altpapier, zertifiziert mit dem Blauen Engel © Statistisches Bundesamt (Destatis), 2017 Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet. 2 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
Inhaltsverzeichnis Einleitung4 1 Wie viel verdient Deutschland? 6 2 Wer verdient was? 18 3 Wie entwickeln sich die Verdienste? 38 4 Was zählt neben den laufenden Bezügen noch zum Verdienst? 42 5 Was bleibt netto vom Bruttoverdienst? 46 Datenquellen 48 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 3
Einleitung Gesellschaftliche Teilhabe ist abhängig von der Höhe des Arbeits- Neben den laufenden Bezügen leisten einige Arbeitgeber auch verdienstes. Die Frage „Wie viel verdient Deutschland?“ ist daher Sonderzahlungen, wie etwa Weihnachts- oder Urlaubsgeld, an von großer Bedeutung. Mit einem Durchschnittswert darauf zu ihre Mitarbeiter. Zudem haben Arbeitnehmerinnen und Arbeit- antworten hat wenig Aussagekraft, da der jeweilige Verdienst nehmer die Option, Teile des Bruttoverdienstes im Rahmen einer von sehr vielen Faktoren abhängt und in der Höhe stark differiert. Entgeltumwandlung zu Gunsten einer betrieblichen Altersver- Um sich dem Thema „Verdienste“ zunächst in eher allgemeiner sorgung einzusetzen. Da dies auch Einnahmen sind, die den Form zu nähern, werden in Kapitel 1 neben Höhe und Verteilung Beschäftigten aktuell bzw. im Rentenalter zur Verfügung stehen, der Verdienste auch aktuelle Themen wie Niedrig- und Mindest- werden sie im Kapitel 4 genauer beleuchtet. lohn dargestellt. Ein Teil des Bruttoverdienstes wird für Steuern und Sozialabga- Die Höhe des Verdienstes wird durch mehrere Faktoren beein- ben aufgewendet. Daher steht dem Beschäftigten nicht die ge- flusst. Dazu gehören sowohl Geschlecht, Alter und Bildungsab samte Summe, die er für seinen Arbeitseinsatz erhält, zur freien schluss, aber auch arbeitsplatzbezogene Merkmale wie Anford- Verfügung. Der Anteil des Bruttomonatsverdienstes, über den frei erungsniveau des Arbeitsplatzes, Beruf oder Beschäftigungs- verfügt werden kann, schwankt je nach Haushaltstyp erheblich. umfang. Ferner können sich Branche, Unternehmensgröße und Wie viel Prozent des Verdienstes nach Abzug von Steuern und Tarifbindung, also unternehmensbezogene Merkmale, auf den Sozialabgaben übrig bleibt, soll in Kapitel 5 geklärt werden. Verdienst auswirken. Kapitel 2 befasst sich mit der Lohnsituation von Beschäftigten, differenziert nach einzelnen lohnrelevanten Faktoren. Im Zusammenspiel mit den Preisen haben die Löhne einen großen Einfluss auf die Kaufkraft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. In Kapitel 3 wird die zeitliche Entwicklung der Löhne und damit auch der Kaufkraft der Beschäftigten sowie im Vergleich dazu die Entwicklung der Tarifverdienste thematisiert. 4 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
Die Broschüre basiert auf unterschiedlichen Datenquellen, und zwar der Verdienststrukturerhebung 2014, der Vierteljährlichen Verdiensterhebung sowie der Tarifstatistik. Bei den beiden zuletzt genannten Statistiken stammen die aktuellen Zahlen aus dem Jahr 2016. Die Daten der Verdienststrukturerhebung beziehen sich demgegenüber auf das Jahr 2014 bzw. bei Monatsangaben auf den April 2014. Die unterschiedlichen Berichtsjahre sind der unterschiedlichen Periodizität der Statistiken geschuldet. Während die Verdienststrukturerhebung lediglich alle vier Jahre durchgeführt wird, finden die für die Wirtschaft belastungsärmere Vierteljährliche Verdiensterhebung und die Tarifstatistik in einem kürzeren Turnus statt. Detaillierte Informationen zu den einzelnen Statistiken sind über www.destatis.de abrufbar. Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 5
1 Wie viel verdient Deutschland? 1.1 Verteilung der Verdienste Beschäftigtengruppen Rechnung getragen werden. Der auf diese Weise ermittelte Verdienst lag 2014 im Durchschnitt bei brutto Aus ökonomischer Sicht entspricht der Verdienst dem Preis für 16,97 Euro pro Stunde. die Bereitstellung von Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt. Unter- schieden wird zwischen dem Brutto- und dem Nettoverdienst. Ab einem Stundenlohn von 31 Euro zählt ein Arbeitnehmer Während der Bruttoverdienst den zwischen dem Beschäftigten zu den Besserverdienern und dem Arbeitgeber vereinbarten Lohn widerspiegelt, entspricht Beschäftigte mit einem Stundenverdienst von 31,00 Euro ge- der Nettoverdienst dem Lohn nach Abzug von Steuern und Sozial- hörten im Jahr 2014 zu der Gruppe der 10 % mit den höchsten versicherungsabgaben. Je nachdem, welcher Tätigkeit ein Be- Löhnen bzw. zu den Besserverdienern. Demgegenüber zählten schäftigter nachgeht, unterscheidet sich der vom Arbeitgeber gezahlte Lohn. Verteilung der Bruttomonatsverdienste Vollzeitbeschäftigter Nur ein Drittel der Beschäftigten verdient mehr als 2014 der Durchschnitt in Tausend EUR Im Durchschnitt verdienten vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmerin- Dichte nen und Arbeitnehmer 2014 in Deutschland brutto 3 441 Euro 0,0004 pro Monat. Die Verdienste weisen eine rechtsschiefe Verteilung Durchschnitt auf. Dies bedeutet, dass knapp zwei Drittel der Beschäftigten 3 441 EUR 0,0003 Monatsgehälter beziehen, die geringer als der Durchschnitt sind. Lediglich rund ein Drittel der Vollzeitbeschäftigten verdiente monatlich mehr als 3 441 Euro. 0,0002 Der durchschnittliche Stundenverdienst liegt bei 16,97 Euro Um Aussagen über alle Beschäftigte, das heißt sowohl Vollzeit- 0,0001 beschäftigte als auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit einer reduzierten Wochenarbeitszeit, treffen zu können, 0,0000 ist die Betrachtung des Bruttostundenverdienstes notwendig. 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Nur so kann den unterschiedlichen Arbeitszeiten beider Darstellung interpoliert. 6 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die pro Stunde einen Unterschiedliche Entwicklung der Lohnspreizung Verdienst von 9,10 Euro erzielten, zu den 10 % mit den geringsten in West und Ost Einkommen bzw. zu den Geringverdienern. Besonders deutlich ist der Rückgang der Lohnspreizung zwischen 2010 und 2014 in den neuen Ländern. Der Abstand zwischen Lohnspreizung nicht weiter gestiegen Gering- und Besserverdienern sank hier von 3,45 auf 3,16. Das Unterschiede in den Verdiensten sind Anreize für Investitionen in lag vor allem daran, dass Geringverdiener im Vergleich zur Mitte die Bildung. Lohnungleichheit kann aber auch zu Unzufriedenheit aufholen konnten. Im früheren Bundesgebiet (einschließlich und Demotivation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Berlin) ist dieser Trend deutlich schwächer ausgeprägt. führen. Um Aussagen zur Entwicklung der Lohnungleichheit zu treffen, bietet sich unter anderem ein Indikator an, der den Lohn, ab dem ein Beschäftigter zu den Besserverdienern zählt, zu dem Entwicklung der Lohnspreizung von Vollzeit-, Teilzeit- und Lohn, bis zu dem ein Beschäftigter als Geringverdiener eingestuft geringfügig Beschäftigten im Zeitverlauf wird, ins Verhältnis setzt. Je höher das Ergebnis ausfällt, umso in % höher ist die sogenannte Lohnspreizung. Zeitlich vergleichbare 3,25 Daten liegen für Deutschland für die Jahre 2006, 2010 und 2014 Neue Länder 3,45 vor, und zwar für Beschäftigte in Betrieben mit mindestens zehn 3,16 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Produzierenden Ge- werbe und im Dienstleistungsbereich. Die Ergebnisse zeigen, dass 3,31 Früheres 3,44 der Verdienstabstand zwischen Gering- und Besserverdienern Bundesgebiet 3,43 zwischen 2010 und 2014 nahezu konstant geblieben ist. So lag das Verhältnis des Bruttostundenverdienstes zwischen Besser- 3,33 verdienern und Geringverdienern 2014 mit 3,41 leicht unter dem Deutschland 3,45 3,41 Niveau von 2010 (3,45). 2006 hatte es noch 3,33 betragen. Damit ist der Trend einer zunehmenden Lohnspreizung gestoppt. 2006 2010 2014 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 7
1 Wie viel verdient Deutschland? 1.2 Niedriglöhne Geringfügig Beschäftigte beziehen am häufigsten einen Niedriglohn 1.2.1 Niedriglöhne 2014 Beschäftigte, die eine voll sozialversicherungspflichtige und Das Thema Niedriglohn und das damit verbundene Armutsrisiko unbefristete Beschäftigung mit über 20 Wochenstunden aus- wird in den letzten Jahren vermehrt diskutiert. Dabei wird der üben, die nicht als Zeitarbeit ausgeübt wird, haben die geringste Begriff „Niedriglohn“ unterschiedlich definiert. Das Statistische Wahrscheinlichkeit einen Niedriglohn zu beziehen. Während dort Bundesamt verwendet eine international übliche Definition, die der Anteil der Niedrigentlohnten bei knapp 10 % lag, war der sich am sogenannten Medianverdienst orientiert: Der Median Anteil bei den atypisch Beschäftigten mit 42 % deutlich höher. wird berechnet, indem die Beschäftigten in Deutschland nach Zu den atypisch Beschäftigten werden befristet Beschäftigte, ihrer Verdiensthöhe in eine Reihe aufgestellt werden, beginnend Teilzeitbeschäftigte mit höchstens 20 Arbeitsstunden pro Woche, mit der Person, die den höchsten Verdienst hat, Schritt für Schritt geringfügig Beschäftigte sowie Zeitarbeitnehmer und Zeitarbeit- weiter bis zu der Person, die den niedrigsten Verdienst hat. Der nehmerinnen gezählt. Verdienst der Person, die genau in der Mitte steht, ist der Median- Frauen, Junge und Personen ohne Berufsausbildung verdienst. Die eine Hälfte verdient also mehr als der Medianver- besonders häufig vom Niedriglohn betroffen dienst, die andere weniger. Ist der Verdienst eines Beschäftigten Im Niedriglohnsektor sind insbesondere Frauen stark vertreten. kleiner als zwei Drittel des Medianverdienstes, so spricht man So lag der Anteil der Niedriglohnbezieherinnen an allen Arbeit- vom Niedriglohn. nehmerinnen mit 27 % wesentlich höher als der entsprechende Die Niedriglohngrenze lag 2014 bei einem Bruttoverdienst von Anteil der Männer (16 %). 10,00 Euro pro Stunde. Insgesamt erhielten etwa 21 % aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen Verdienst unterhalb dieser Grenze. 8 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
Anteil der Beschäftigungsverhältnisse mit Niedriglohn nach Beschäftigungsart 2014 in % Atypisch Beschäftigte und zwar |1 Teilzeitbeschäftigte Befristet Beschäftigte Zeitarbeitnehmer/-innen geringfügig Beschäftigte 48,2 33,9 39,6 64,9 42,2 Normalarbeitnehmer/-innen 9,7 Ohne Auszubildende. 1 Merkmale sind nicht summierbar, Mehrfachnennungen möglich. Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 9
1 Wie viel verdient Deutschland? Auch das Alter hat einen Einfluss auf die Verdiensthöhe. Je jünger Anteil der Beschäftigten mit Niedriglohn 2014 Beschäftigte sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass nach Altersgruppen, in % Niedriglöhne bezogen werden. Nahezu jeder zweite Beschäftigte 15 bis 24 45,8 (ohne Auszubildende) im Alter von 15 bis 24 Jahren bezog einen Niedriglohn. Dies sind mehr als doppelt so viele wie in jeder 25 bis 34 20,3 anderen Altersgruppe. 35 bis 44 17,7 Durchschnitt 21,4 Ein weiterer Faktor ist die berufliche Qualifikation: Je höher diese 45 bis 54 17,6 ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit eines Niedriglohns. Insgesamt bezogen 46 % der Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- 55 bis 64 20,0 mer ohne einen beruflichen Bildungsabschluss einen Niedrig- Ohne Auszubildende. lohn. Bei Beschäftigten mit einer abgeschlossenen Berufsausbil- dung waren 2 % und bei Beschäftigten mit Hochschulabschluss 5 % betroffen. Niedriglohnanteil im Gastgewerbe am höchsten Das Gastgewerbe ist die Branche mit dem höchsten Niedriglohn- anteil. Dort bezog die Hälfte der Normalbeschäftigten einen Nied- riglohn. In den anderen Branchen war der entsprechende Anteil wesentlich geringer – in der Energieversorgung beispielsweise lag er bei weniger als 1 %. 10 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 11
1 Wie viel verdient Deutschland? 1.2.2 Zeitliche Entwicklung der Niedriglöhne Niedriglohnanteil nicht weiter gestiegen Nachdem der Anteil der Beschäftigten mit Niedriglohn zwischen Der Anteil der Niedrigentlohnten lag 2014 in Deutschland bei 2006 und 2010 noch um fast zwei Prozentpunkte anstieg, ist über 20 %. Wie hoch war er in den Jahren davor? Und gibt es er zwischen 2010 und 2014 nicht weiter gewachsen: In beiden Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland? Jahren lag er bei knapp 21 %. Besonders auffällig ist die Entwick- Damit Vergleiche mit früheren Jahren möglich sind, wurden bei lung in Ostdeutschland: Zwischen 2010 und 2014 ist der Anteil den folgenden Zahlen nur Beschäftigungsverhältnisse des Produ- der Niedrigentlohnten um mehr als zwei Prozentpunkte gefallen. zierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs in Betrie- Allerdings war der Anteil der Beschäftigten mit Niedriglohn in den ben mit mindestens zehn sozialversicherungspflichtig Beschäf- neuen Bundesländern im Jahr 2014 immer noch fast doppelt so tigten berücksichtigt. Unberücksichtigt bleiben Auszubildende, hoch wie der Anteil in Westdeutschland. Beschäftigte in Altersteilzeit und Beschäftigte, die jünger als 15 oder älter als 64 Jahre alt sind. Anteil der Beschäftigungsverhältnisse mit Niedriglohn im Zeitvergleich in % 40 30 20 10 0 2006 2010 2014 Neue Länder Früheres Bundesgebiet Deutschland Ohne Auszubildende. 12 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
Anteil der Beschäftigten mit Hochlohn steigt Ist der Verdienst eines Beschäftigten größer als das Eineinhalb- fache des Medianverdienstes, so wird von Hochlohn gesprochen. Während der Anteil der Niedrigentlohnten zwischen 2010 und 2014 stagnierte, stieg der Anteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Hochlohn weiter an. Auch beim Anteil der Beschäftigtenverhältnisse mit Hochlohn gibt es große Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland: Im früheren Bundesgebiet war der Hochlohnanteil 2014 mit gut 20 % mehr als doppelt so hoch wie in den neuen Bundesländern. Anteil der Beschäftigungsverhältnisse mit Hochlohn im Zeitvergleich in % 40 30 20 10 0 2006 2010 2014 Neue Länder Früheres Bundesgebiet Deutschland Ohne Auszubildende. Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 13
1 Wie viel verdient Deutschland? 1.3 Mindestlöhne Vor Einführung des gesetzlichen Mindestlohns waren es noch 4,0 Millionen Beschäftigte. Seit dem Jahr 2015 gilt in Deutschland ein flächendeckender ge- setzlicher Mindestlohn für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- Die 1,0 Millionen Beschäftigte mit einem Stundenlohn unter- mer. Zum 1. Januar 2017 ist dieser von 8,50 Euro auf 8,84 Euro halb des gesetzlichen Mindestlohns fallen zum Teil unter die gesetzlichen Ausnahmeregelungen. Ein weiterer Teil wird unter pro Stunde gestiegen. Er gilt grundsätzlich für alle Branchen und Umständen nach Mindestlohn bezahlt, kann jedoch wegen der Regionen. Neben dem gesetzlichen Mindestlohn existieren auch mitunter ungenauen Messung der Arbeitszeit dem nicht zugeord- branchenspezifische Mindestlöhne. Bei diesen noch laufenden net werden. Ein verbleibender, nicht bezifferbarer Teil entfällt auf Verträgen sind bis zum 31. Dezember 2017 auch Bruttostunden- Beschäftigte, die trotz Anrecht den Mindestlohn im April 2015 verdienste unter 8,84 Euro erlaubt. Sofern branchenbezogene nicht erhielten. Mindestlöhne ab Januar 2018 über 8,84 Euro liegen, können sie danach fortbestehen. Mehr Frauen als Männer profitieren vom Mindestlohn Dauerhaft vom Mindestlohn ausgenommen sind Jugendliche Von den Personen, die 2015 den Mindestlohn erhielten, wa- unter 18 Jahren und Auszubildende. Weiter gilt der Mindestlohn ren 61 % Frauen, 39 % waren Männer. Mehr als die Hälfte aller nicht für Personen, die ein Pflichtpraktikum oder ein freiwilliges Beschäftigten mit Mindestlohn waren geringfügig entlohnte Beschäftigte (1,1 Millionen). Von den restlichen arbeiteten Praktikum von bis zu drei Monaten während der Ausbildung oder 0,5 Millionen in Teilzeit und 0,3 Millionen in Vollzeit. des Studiums absolvieren sowie für Langzeitarbeitslose in den ersten sechs Monaten ihrer Tätigkeit. Weniger bezahlte Arbeitsstunden bei Mindestlohnempfängern Vollzeitbeschäftigten mit Mindestlohn wurden im April 2015 im 1,9 Millionen Personen bezogen 2015 Mindestlohn Durchschnitt 36,3 Wochenstunden bezahlt. Das sind rund 9 % Im April 2015, vier Monate nach Einführung des gesetzlichen weniger Stunden als bei Vollzeitbeschäftigten unterhalb des Mindestlohns, erhielten in Deutschland 1,9 Millionen Arbeitneh- Mindestlohnniveaus im April 2014 (40,1 Stunden). merinnen und Arbeitnehmer einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro je Arbeitsstunde. 1,0 Millionen Beschäftigte hatten Mindestlohn betrifft den Osten stärker weiterhin einen Stundenlohn von weniger als 8,50 Euro (ohne In den neuen Bundesländern war 2014 rund jeder fünfte Be- Auszubildende, Praktikanten und Personen jünger als 18 Jahre). schäftigte vom Mindestlohn betroffen (22 %). Dabei handelte 14 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
es sich am häufigsten um Relative Höhe des Mindestlohns nach Vollzeitbeschäftigte (37 %). Arbeitsmarktregionen 2014 Im früheren Bundesgebiet war Monatlicher Mindestlohn (1 473 Euro bei Vollzeitbeschäftigung) 2014 hingegen nur jeder Elfte in % des Durchschnittsverdienstes von vom Mindestlohn betroffen. Vollzeitbeschäftigten Davon waren knapp zwei Drittel geringfügig entlohnte Beschäftigte. Kaitz-Index (%) Auch das Verhältnis zwischen Mindestlohn und durchschnitt- unter 40 40 bis unter 45 lichem Bruttomonatsverdienst 39 44 49 54 59 64 45 bis unter 50 bei Vollzeitbeschäftigten, der sogenannte „Kaitz-Index“, war 50 bis unter 55 100 55 bis unter 60 2014 im Osten mit 55 % we- 60 bis unter 65 sentlich höher als im Westen 60 und mehr (41 %). Das bedeutet, dass die potentielle Auswirkung des Mindestlohns auf Ost- deutschland höher ist als auf Westdeutschland. Dies liegt daran, dass die durchschnittli- chen Bruttomonatsverdienste in Ostdeutschland niedriger sind als in Westdeutschland. In Deutschland insgesamt lag der Kartengrundlage: Kaitz-Index 2014 bei 43 %. © GeoBasis-DE / BKG 2016 (Daten verändert) Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 15
1 Wie viel verdient Deutschland? Tarifindex ist Maßstab für Mindestlohn Simulationsrechnungen hatten ergeben, dass sich die Verände- Mit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns zum 1. Januar rungsrate von + 3,2 % durch den Tarifabschluss im öffentlichen 2015 in Deutschland hat die Bundesregierung eine ständige Dienst auf + 4,0 % erhöht hätte. Mindestlohnkommission einberufen, zu deren Aufgaben unter Für Anpassungen des Mindestlohns ab dem Jahr 2019 hat anderem alle zwei Jahre der Beschluss zur Anpassung des Min- die Kommission entschieden, dass sie in der Regel die Tarif- destlohns zählt. Das Gesetz sieht vor, dass sich die Kommission entwicklung der beiden vorhergehenden Kalenderjahre berück- dabei an der Tarifentwicklung orientiert. sichtigen wird. Bereits am 28. Juni 2016 hat die Mindestlohnkommission ihren erstmaligen Beschluss über die Anpassung des gesetzlichen Mindestlohns bekannt gegeben: Zum 1. Januar 2017 steigt dieser in Deutschland von 8,50 auf 8,84 Euro pro Stunde. In ihrer Geschäftsordnung hat die Mindestlohnkommission fest- gelegt, sich bei ihrer Entscheidung an dem monatlichen Index der tariflichen Stundenverdienste ohne Sonderzahlungen zu orientieren: Dieser Indikator ist zwischen Dezember 2014 und Juni 2016 um 3,2 % gestiegen. Die Veränderungsrate spiegelt alle Tarifabschlüsse beziehungsweise bereits vorher festgelegten Stufenerhöhungen wider, die von Januar 2015 bis einschließlich Juni 2016 zur Auszahlung gekommen sind. Zusätzlich hat die Kommission bei ihrer Entscheidung auch den zum Zeitpunkt der Bekanntgabe bereits erfolgten, aber noch nicht ausgezahlten Tarifabschluss im öffentlichen Dienst berücksichtigt: Dieser gilt rückwirkend zum 1. März 2016, wurde aber erst in der zweiten Jahreshälfte zahlungswirksam. 16 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
Europäischer Vergleich: Deutscher Mindestlohn im oberen Drittel Vergleich der Mindestlöhne in der EU 2014 In 22 der 28 EU-Staaten galt im Januar 2016 ein branchenüber- in EUR greifender gesetzlicher Mindestlohn. Mit umgerechnet 1 473 Euro Luxemburg 1 923 brutto im Monat (8,50 Euro*40 Arbeitsstunden pro Woche*52 Ar- Irland 1 546 beitswochen/12 Monate) liegt Deutschland im Vergleich mit Vereinigtes Königreich 1 529 anderen EU-Staaten bei den Mindestlöhnen im oberen Drittel. Niederlande 1 508 Belgien 1 502 EU-weiter Spitzenreiter war Luxemburg: Dort galt für 2016 ein Deutschland 1 473 gesetzlicher monatlicher Mindestlohn von 1 923 Euro. Während Frankreich 1 467 in den meisten westeuropäischen Ländern die Mindestlöhne die Slowenien |1 791 1 000 Euro-Grenze überschritten, verzeichneten die östlichen, Spanien 764 ehemals sozialistischen EU-Staaten sehr niedrige Mindestlöhne Malta 728 von meist weniger als 450 Euro brutto im Monat. Das Schlusslicht Griechenland 684 bildete Bulgarien mit 215 Euro. Eine Ausnahme in dieser Länder- Portugal 618 Polen 431 gruppe war Slowenien, das mit einem monatlichen Mindestlohn Estland 430 von 791 Euro (Stand: 2015) langjährige EU-Mitgliedstaaten wie Kroatien 408 Portugal (618 Euro) oder Spanien (764 Euro) übertraf. Slowakei 405 Lettland 370 Gemessen an den durchschnittlichen Bruttomonatsverdiensten Tschechische Republik 366 sind die Mindestlöhne in Slowenien mit 51 % am höchsten, Ungarn 353 gefolgt von Luxemburg und Frankreich mit jeweils 48 %. Deutsch- Litauen 350 land liegt mit 43 %, ähnlich wie die Niederlande und Irland, im Rumänien 233 Mittelfeld. Im Verhältnis zu den durchschnittlichen Bruttomonats- Bulgarien 215 verdiensten sind die Mindestlöhne in Spanien (34 %) und in der 1 Stand: 2015. Tschechischen Republik (33 %) am niedrigsten. In Dänemark, Finnland, Italien, Österreich, Schweden und Zypern gibt es bislang keinen branchenübergreifenden gesetzlichen Mindestlohn. Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 17
2 Wer verdient was? 2.1 Persönliche Merkmale Unbereinigter Gender Pay Gap 2015 in % 2.1.1 Männer und Frauen Estland 27 Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst der Arbeitneh- Tschechische Republik 23 Deutschland 22 merinnen in Deutschland liegt deutlich unter dem ihrer männli- Österreich 22 chen Kollegen. Während Frauen im Jahr 2016 pro Stunde durch- Vereinigtes Königreich 21 schnittlich 16,26 Euro verdienten, erzielten Männer einen Stun- Slowakei 20 denlohn von 20,71 Euro. Portugal 18 Finnland 17 Indikatoren zur Quantifizierung des Gender Pay Gap Lettland 17 Zur Identifikation geschlechterspezifischer Verdienstunterschiede Niederlande 16 werden in der Regel zwei Indikatoren herangezogen: Der unberei- Frankreich 16 nigte und der bereinigte Gender Pay Gap. Der unbereinigte Gender Bulgarien 15 Dänemark 15 Pay Gap vergleicht den Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer Griechenland (2010) 15 bzw. Arbeitnehmerinnen in allgemeiner Form miteinander. Mithilfe Spanien 15 des unbereinigten Gender Pay Gap wird auf diese Weise auch Litauen 14 der Teil des Verdienstunterschieds erfasst, der durch schlechtere Zypern 14 Zugangschancen von Frauen hinsichtlich bestimmter Berufe oder Ungarn 14 Karrierestufen verursacht wird, die möglicherweise ebenfalls Schweden 14 Irland (2014) 14 das Ergebnis benachteiligender Strukturen sind. Der bereinigte Malta (2014) 11 Gender Pay Gap hingegen misst den Verdienstabstand von Män- Kroatien (2014) 10 nern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten Slowenien 8 EU-Durchschnitt und Erwerbsbiografien. In Deutschland bildet der unbereinigte Polen 8 16 Gender Pay Gap die Grundlage zur Festlegung des Equal Pay Day. Belgien 7 Der Equal Pay Day steht für den Tag, bis zu dem Frauen umsonst Rumänien 6 Italien 6 arbeiten, während Männer bereits ab dem 1. Januar für ihre Arbeit Luxemburg 6 bezahlt werden. In Deutschland fand der Aktionstag in den letzten Jahren jeweils in der zweiten Märzhälfte statt. Keine aktuellen Angaben für Griechenland, Irland, Malta und Kroatien verfügbar. 18 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
Deutschland gehört zu den Schlusslichtern in der EU ausfallende Berufs- bzw. Branchenwahl sowie die zwischen den Aus den anfangs genannten Bruttostundenverdiensten für Män- Geschlechtern ungleiche Besetzung von Positionen. Darüber hin- ner und Frauen ergibt sich für das Jahr 2016 ein unbereinigter aus waren Frauen eher teilzeit- oder geringfügig beschäftigt. Gender Pay Gap von rund 21 %. EU-weit – hier beziehen sich die aktuellsten Zahlen auf das Jahr 2015 – zählt Deutschland damit Zerlegung des Gender Pay Gap 2014 zu den Staaten mit dem höchsten Lohnabstand (2015: 22 %). Bruttostundenverdienst in EUR Gründe für den Unterschied Lediglich Estland (27 %) und die Tschechische Republik (23 %) unerklärter Rest verzeichneten ein im Vergleich zu Deutschland höheres Verdienst- 1,16 (bereinigter Gender Pay Gap) 4,43 gefälle. In Österreich verdienten Frauen ebenfalls 22 % weniger 0,13 Bildung und Berufserfahrung als ihre männlichen Kollegen. Über alle Mitgliedstaaten hinweg 0,42 Beschäftigungsumfang belief sich der ungewichtete unbereinigte Gender Pay Gap in der Europäischen Union im Jahr 2015 auf rund 16 %. 1,33 Beruf und Branche Verdienstunterschied unter anderem durch ungleiche Besetzung von Positionen 0,94 Führungs- und Qualifikationsanspruch Der bereinigte Gender Pay Gap wird für Deutschland bzw. für Ost- 19,87 0,46 sonstige Faktoren und Westdeutschland lediglich alle vier Jahre ermittelt. Zuletzt lag er im Jahr 2014 im Bundesgebiet bei 6 %, das heißt, Frauen 15,44 verdienten auch bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit pro Stun- de durchschnittlich 6 % weniger als Männer, wobei dieser Wert eine Obergrenze darstellt. Aus dem Ergebnis für den bereinigten Gender Pay Gap folgt, dass in Deutschland fast drei Viertel des unbereinigten Gender Pay auf unterschiedliche arbeitsplatzrele- vante Eigenschaften von Männern und Frauen zurückzuführen waren. Zu den wichtigsten Unterschieden zählen dabei die zwi- schen weiblichen und männlichen Arbeitnehmern unterschiedlich Männer Frauen Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 19
2 Wer verdient was? 2.1.2 Junge und Alte die der Tarifbindung unterliegen, erhöht. Tarifgebundene Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst belief sich im Jahr eschäftigte erzielen einen höheren Verdienst als Angestellte B 2014 bei den unter 30 Jahre alten Arbeitnehmerinnen und Arbeit- ohne entsprechende Vereinbarung (siehe Kapitel 2.3.3). Der An- nehmern auf rund 13 Euro. Die folgenden Altersklassen wiesen teil der tarifgebundenen Beschäftigten lag bei den unter 30-Jähri- bis zu der Gruppe der 45- bis unter 50-Jährigen, die 19,18 Euro gen noch bei 42 %. Dagegen wurden 51 % der 55- bis 59-jährigen pro Stunde verdienten, durchweg einen höheren Durchschnitts- Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach Tarif entlohnt. Ab verdienst auf. Danach fielen die Löhne wieder ab. Über 60-jäh- einem Alter von 60 Jahren erhöhte sich der Anteil der tarifgebun- rige Beschäftigte erzielten pro Stunde nur noch ein Gehalt von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht weiter, sondern lag 17,25 Euro. ebenfalls bei rund 51 %. Ältere Menschen sind produktiver Eine Erklärung für die mit zunehmendem Alter tendenziell Durchschnittlicher Bruttostundenverdienst nach Alter 2014 steigenden Löhne könnte die höhere Produktivität Älterer sein. in EUR So kommen wissenschaftliche Studien zu dem Schluss, dass jünger als 30 13,02 die Produktivität mit steigendem Alter nicht abnimmt, sondern zunimmt. Auf der einen Seite verringert sich zwar die physische 30 bis 34 16,68 Leistungsfähigkeit im Laufe des Lebens, diese wird jedoch auf 35 bis 39 17,87 der anderen Seite durch andere Fähigkeiten ausgeglichen, die sich erst mit zunehmendem Alter entwickeln. Hierzu zählen – ne- 40 bis 44 18,60 ben dem Aufbau von Spezialwissen – Erfahrung, Teamarbeit und die Fähigkeit, in schwierigen Situationen richtig zu handeln. 45 bis 49 19,18 50 bis 54 18,87 Tarifbindung als mögliche Ursache für höheren Verdienst im Alter 55 bis 59 18,84 Mit zunehmendem Alter steigen die Stundenverdienste. Dies könnte darin begründet sein, dass sich mit fortgeschrittenem 60 und älter 17,25 Alter auch der Anteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Ohne Auszubildende. 20 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
Bei Frauen ab 30 Jahren kaum Verdienststeigerungen Durchschnittlicher Bruttostundenverdienst Betrachtet man die Verdienstentwicklung nach dem Alter getrennt nach Alter und Geschlecht 2014 für beide Geschlechtergruppen fällt auf, dass bei den Frauen in EUR der Einfluss der Produktivität und der Tarifbindung von anderen 25 Männer Effekten überlagert wird. So steigt sowohl bei jungen Arbeitneh- 20 merinnen als auch bei jungen Arbeitnehmern bis etwa 30 Jahren Frauen der Verdienst in ähnlicher Weise an. Ab einem Alter von etwa 15 30 Jahren, also in etwa dem Durchschnittsalter von Müttern bei der Geburt des ersten Kindes, unterscheiden sich die Verläufe 10 jedoch zunehmend. Bei Männern setzt sich die Verdienststei- Durchschnittsalter von Frauen gerung nahezu kontinuierlich fort. Dagegen verlangsamt sich bei Geburt des ersten Kindes 5 29,5 Jahre der Verdienstzuwachs von Frauen zunächst und stagniert ab etwa Mitte 30 Jahren auf einem Niveau von rund 16 Euro. Am 0 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 deutlichsten differieren die Bruttostundenlöhne von Männern Alter und Frauen ab einem Alter von Ende 40 Jahren. Hier erreichten Ohne Auszubildende. männliche Beschäftigte einen durchschnittlichen Bruttostunden- verdienst von knapp 23 Euro, der somit 38 % über dem Verdienst der gleichaltrigen Frauen lag. Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 21
2 Wer verdient was? 2.1.3 Ausbildungs- und Hochschulabsolventinnen stieg bei den 60- und über 60-Jährigen auf 12,17 Euro (+ 23 %). und -absolventen Bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die einen Ausbil- Viele Schülerinnen und Schüler stellen sich am Ende ihrer Schul- dungsabschluss aufweisen, erhöhte sich das Durchschnittsgehalt zeit die Frage, ob sich die Aufnahme eines Studiums finanziell von 13,41 Euro auf 15,25 Euro pro Stunde (+ 14 %). lohnt. Betrachtet man den durchschnittlichen Verdienst der jetzi- gen Arbeitnehmergeneration, so ist ein Studium durchaus lukra- Durchschnittlicher Bruttostundenverdienst tiv. Akademikerinnen und Akademiker erzielten 2014 einen Brut- nach dem höchsten beruflichen Ausbildungsabschluss 2014 tostundengehalt von durchschnittlich über 27 Euro. Beschäftigte in EUR mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung kamen lediglich auf ohne beruflichen 11,82 einen Verdienst von rund 16 Euro pro Stunde. Erwerbstätige, die Ausbildungsabschluss keinen Ausbildungsabschluss aufwiesen, mussten im Durch- beruflicher 16,03 schnitt mit einem Bruttolohn von knapp 12 Euro auskommen. Ausbildungsabschluss (Fach-)Hochschul-/ 27,08 Hohes Lohnplus bei Akademikerinnen und Akademikern Universitätsabschluss mit zunehmendem Alter Ohne Auszubildende. Auffällig ist, dass Akademikerinnen und Akademiker mit zuneh- mendem Alter höhere Verdienstzuwächse aufweisen als Beschäf- tigte mit bzw. ohne Ausbildungsabschluss. Während unter 30-Jäh- rige, die einen (Fach-)Hochschul- bzw. Universitätsabschluss erreicht haben, im Durchschnitt Bruttoverdienste von 17,60 Euro pro Stunde aufwiesen, zahlten Arbeitgeber den 60- und über 60-jährigen (Fach-)Hochschul- bzw. Universitätsabsolventinnen und -absolventen einen Stundenlohn von 29,18 Euro. Dies ergibt einen prozentualen Zuwachs von rund 66 %. Beschäftigte ohne abgeschlossene Ausbildung erzielten im Alter von unter 30 Jahren durchschnittlich einen Stundenverdienst von 9,90 Euro. Dieser 22 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
Durchschnittlicher Bruttostundenverdienst nach dem höchsten beruflichen Ausbildungsabschluss und Alter 2014 in EUR ohne beruflichen 9,90 Ausbildungsabschluss 12,17 beruflicher 13,41 Ausbildungsabschluss 15,25 (Fach-)Hochschul-/ 17,60 Universitätsabschluss 29,18 jünger als 30 Jahre 60 Jahre und älter Ohne Auszubildende. Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 23
2 Wer verdient was? 2.2 Arbeitsplatzbezogene Merkmale die tarifgebunden sind, im Durchschnitt höhere Verdienste erzielen als Mitarbeiter ohne entsprechende Vereinbarung (vgl. 2.2.1 Ost- und Westdeutschland Kapitel 2.3.3), könnte hier eine weitere mögliche Ursache für die Auch fast 25 Jahre nach der Wiedervereinigung bestehen innerdeutschen Lohnunterschiede liegen. zwischen Ost- und Westdeutschland noch deutliche Verdienst- Ostdeutschland: Weniger Beschäftigte in großen Unternehmen unterschiede. So lag im Osten der durchschnittliche Bruttostun- In den westdeutschen Bundesländern arbeiten tendenziell mehr denverdienst im Jahr 2014 bei 14,08 Euro, im Westen dagegen Beschäftigte in Unternehmen mit 250 und mehr Arbeitnehmerin- verdienten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durch- nen und Arbeitnehmern. Mit zunehmender Unternehmensgröße schnittlich 17,96 Euro pro Stunde. Dementsprechend lag der steigt der Verdienst (vgl. Kapitel 2.3.2); dies könnte eine weitere Verdienst westdeutscher Beschäftigter rund 28 % über dem Ursache für den Verdienstunterschied von ost- und westdeut- der in Ostdeutschland Tätigen. schen Beschäftigten sein. So waren beispielsweise in Thüringen Unterschiede im Bruttoinlandsprodukt nur 36 % der Erwerbstätigen in Unternehmen mit 250 und mehr Als Ursache für die Lohnschere zwischen dem früheren Bundes- Beschäftigten tätig, während in Rheinland-Pfalz der entsprechende gebiet und den neuen Bundesländern werden von Ökonomen Anteil bei 48 % lag. häufig Unterschiede in der Produktivität angeführt. Je höher der Wert der von den Erwerbstätigen hergestellten Waren und Dienst- Anteil der Arbeitnehmer mit und ohne Tarifbindung leistungen ist, desto höhere Verdienste können nach gängiger in Ost- und Westdeutschland 2014 ökonomischer Theorie den Beschäftigten gezahlt werden. Im Jahr in % 2014 lag das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen im früheren Bundesgebiet und Berlin 30 % über dem Durchschnitt der neuen Bundesländer ohne Berlin. 38 47 Tarifvertrag West Ost Tarifbindung im Osten schwächer ausgeprägt als im Westen 53 Kein Tarifvertrag 62 Zudem war der Anteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Tarifbindung im früheren Bundesgebiet (47 %) wesentlich höher als in den neuen Bundesländern (38 %). Da Beschäftigte, Ohne geringfügig Beschäftigte und Auszubildende. 24 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
Hamburg beim Verdienstranking Bruttostundenverdienste an der Spitze nach Bundesländern 2014 Beim Verdienstranking der in EUR Hamburg Schleswig- Bundesländer nahmen im Jahr 19,94 Holstein Mecklenburg- 2014 wie erwartet westdeutsche 16,06 Vorpommern 13,77 Bundesländer die Spitzenplätze ein. Dazu zählen Hamburg Bremen 18,19 Brandenburg (19,94 Euro), Hessen (19,14 Euro) Niedersachsen 14,45 Berlin und Baden-Württemberg 16,57 17,26 (18,63 Euro). Das Schlusslicht 14,99 17,99 40 im früheren Bundesgebiet war Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein mit 16,06 Euro. 14,15 Nordrhein-Westfalen Die geringsten Bruttostundenlöhne 17,83 über alle Bundesländer hinweg Sachsen 14,08 wurden den Beschäftigten in Thüringen Hessen 13,83 Sachsen (14,08 Euro), Thüringen 19,14 Deutschland (13,83 Euro) und Mecklenburg- 17,44 Rheinland- Vorpommern (13,77 Euro) gezahlt. Pfalz 16,99 unter 15 15 bis unter 18 Saarland 18 und mehr 17,20 Bayern Baden- 18,26 Württemberg 18,63 Ohne Auszubildende. Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2016 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 25
2 Wer verdient was? 2.2.2 Ungelernte und Führungskräfte Die Höhe des Verdienstes ist nicht nur abhängig von der Beschäf- tigungsart oder dem Bildungsabschluss, sondern auch von den Anforderungen an die Beschäftigten hinsichtlich Führung und Qualifikation. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in leitender Stellung verdienten 2014 mit durchschnittlich 35,32 Euro mehr als dreimal so viel wie Ungelernte (11,17 Euro). Im Durchschnitt aller beobachteten Wirtschafts- zweige arbeiteten etwa 13 % der Männer in Deutschland in Anteil der weiblichen und männlichen Beschäftigten nach Leistungsgruppen 2014 einer leitenden Funktion, aber in % nur rund 7 % der Frauen. Bei Deutschland den Ungelernten kehrte sich Frauen 7 18 54 13 8 dieses Verhältnis um: rund 8 % Männer 13 22 47 13 5 ungelernte Arbeitnehmerinnen stehen hier etwa 5 % ungelern- Früheres Bundesgebiet ten Arbeitnehmern gegenüber. Frauen 8 18 53 13 8 Männer 13 22 45 14 5 Neue Länder Frauen 6 17 59 13 6 Männer 9 15 58 12 5 Arbeitnehmer in leitender Stellung Herausgehobene Fachkräfte Fachkräfte Angelernte Arbeitnehmer Ungelernte Arbeitnehmer Ohne geringfügig Beschäftigte und Auszubildende. 26 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
Frauen in Westdeutschland in leitenden Positionen Anteil der Arbeitnehmer nach Beschäftigungsumfang unterrepräsentiert und Leistungsgruppen in Deutschland 2014 Im früheren Bundesgebiet und Berlin waren über 13 % der Män- in % ner in leitenden Positionen, aber nur knapp 8 % der Frauen. Rund Ungelernte Vollzeit Arbeitnehmer 5 % der männlichen Beschäftigten zählten zu den ungelernten Arbeitnehmer in leitender Stellung Angelernte 4 Arbeitnehmern (Frauen: 8 %). In den neuen Ländern war diese 12 Arbeitnehmer 12 11 6 Verteilung etwas ausgewogener: Auf Arbeitnehmer in leitender Teilzeit Stellung entfielen hier 9 % der Männer und 6 % der Frauen, 15 ungelernt waren 5 % der Männer und 6 % der Frauen. 18 Herausgehobene Nur 6 % der Teilzeitkräfte haben eine Leitungsfunktion inne 22 Fachkräfte Eine mögliche Erklärung, warum Frauen in leitenden Positionen eher unterrepräsentiert sind, könnte darin bestehen, dass Frauen deutlich häufiger teilzeitbeschäftigt sind als Männer. Von den Teilzeitbeschäftigten hatten 2014 insgesamt nur etwa 6 % eine Fachkräfte 50 Leitungsfunktion inne. Bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeit- 50 nehmern, die einer Vollzeittätigkeit nachgehen, war der Anteil mit rund 12 % immerhin doppelt so hoch. Ohne geringfügig Beschäftigte und Auszubildende. Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 27
2 Wer verdient was? 2.2.3 Vollzeit- und Teilzeitkräfte Teilzeitkräfte eher in Bereichen mit unterdurchschnittlichen Als Teilzeitbeschäftigte gelten Erwerbstätige, deren regelmäßige Verdiensten tätig Wochenarbeitszeit kürzer ist als die vergleichbarer vollzeitbe- Ein weiterer Grund für die Unterschiede beim Bruttostundenver- schäftigter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. dienst der Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten liegt in der Vertei- lung der jeweiligen Beschäftigungsarten auf einzelne Branchen. Teilzeitbeschäftigte hatten im Jahr 2014 einen durchschnittlichen Teilzeitbeschäftigte finden sich verstärkt in Branchen mit unter- Bruttostundenverdienst von 16,40 Euro. Dieser Wert liegt um durchschnittlichen Verdiensten. Hierzu zählen beispielsweise die 18 % niedriger als der durchschnittliche Bruttostundenverdienst Bereiche „Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahr- eines Vollzeitbeschäftigten (20,08 Euro). Woran liegt das? zeugen“ sowie „Gesundheit und Sozialwesen“. Mehr als jeder vierte Vollzeitbeschäftigte arbeitet hingegen im Verarbeitenden Unterschiedliches Qualifikationsniveau führt zu Gewerbe, in dem deutlich überdurchschnittliche Bruttostunden- Lohndifferenzen löhne erzielt werden. Berechnet man einen Stundenverdienst mit Wie zuvor (vgl. Kapitel 2.2.2) aufgezeigt, sind 12 % der Vollzeit- den Verdiensten der Teilzeitbeschäftigten und der Branchenstruk- kräfte in leitenden Positionen tätig. Bei den Teilzeitkräften waren tur der Vollzeitbeschäftigten, beträgt die Abweichung zwischen es lediglich 6 %. Im Gegensatz dazu gehörten rund 4 % der Voll- beiden Beschäftigtengruppen nur noch 11 %. zeit-, aber 11 % der Teilzeitbeschäftigten zu den ungelernten Arbeitnehmerinnen bzw. Arbeitnehmern. Der Verdienst steigt mit dem am Arbeitsplatz erforderlichen Qualifikationsniveau entsprechend an. Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst Durchschnittlicher Bruttostundenverdienst von Vollzeit- und der teilzeitbeschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Teilzeitbeschäftigten 2014 wird demnach durch einen höheren Anteil an Beschäftigten mit in EUR einem „niedrigen“ Stundenverdienst gesenkt. Entspräche die Vollzeitbeschäftigte 20,08 Verteilung der Teilzeitbeschäftigten auf die Leistungsgruppen der Teilzeitbeschäftigte 16,40 von Vollzeitbeschäftigten, ergäbe sich nur noch ein Verdienst- Ohne geringfügig Beschäftigte und Auszubildende. unterschied von 8 %. 28 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
2.2.4 Befristet und unbefristet Angestellte Befristung ist kein Phänomen einzelner Wirtschaftszweige Auch wenn im Jahr 2014 knapp 90 % der Beschäftigungsver- Die Befristung von Arbeitsverhältnissen ist kein Phänomen einzel- hältnisse in Deutschland unbefristet waren, starten nur wenige ner Branchen. Sie ist in allen Wirtschaftszweigen vertreten, je- Berufseinsteiger mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag in das doch mit unterschiedlichen Anteilen. Im Bereich der „Finanz- und Berufsleben. Nicht selten dauert es einige Jahre bis ein Arbeits- Versicherungsdienstleistungen“ waren 2014 weniger als 5 % der verhältnis entfristet wird. Die Befristung führt zu Unsicherheit Beschäftigungsverhältnisse befristet. Dagegen verfügten jeweils und schlechter Planbarkeit, aber hat sie auch Einfluss auf den mehr als 22 % der Beschäftigten in den Bereichen „Erziehung Verdienst? und Unterricht“ sowie „Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen“ über einen befristeten Arbeitsvertrag. Zu der Verdienst von befristet Angestellten niedriger als von zuletzt genannten Branche zählen unter anderem Reisebüros Festangestellten oder die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften. Insgesamt verdienten im Jahr 2014 befristete Vollzeitangestell- te mit einem durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von Anteil der befristet und unbefristet Beschäftigten 15,37 Euro rund 25 % weniger als ihre Kollegen mit einem unbe- nach Dauer der Betriebszugehörigkeit 2014 fristeten Vertrag (20,62 Euro). Bei den Teilzeitangestellten war in % Durchschnitt 88 der Verdienstunterschied mit 16 % nicht ganz so groß. 1 Jahr 69 31 Vor allem Berufseinsteiger befristet angestellt 2 bis 3 Jahre 77 23 Die Dauer der Betriebszugehörigkeit scheint überwiegend der Grund für den hohen Verdienstunterschied zu sein. Die meisten 4 bis 5 Jahre 89 11 befristet beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind jung und arbeiten erst seit wenigen Jahren bei ihrem Arbeit- länger als 5 Jahre 97 3 geber. Daher sind sie auch in der Regel in niedrigeren Gehalts- stufen eingruppiert als ihre Kollegen, die schon länger für das unbefristet befristet gleiche Unternehmen tätig sind. Ohne Auszubildende. Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 29
2 Wer verdient was? 2.2.5 Atypisch Beschäftigte und Normalbeschäftigte Die berufliche Qualifikation und die Einstufung in eine entspre- In den letzten Jahren hat die Bedeutung atypischer Beschäfti- chende Leistungsgruppe führen zu Verdienstunterschieden. Unter gung in Deutschland deutlich zugenommen: 2014 waren gut ein den herausgehobenen Fachkräften und Beschäftigten mit leiten- Drittel der Beschäftigungsverhältnisse atypisch. Zu den atypisch der Stellung war „nur“ jedes sechste Beschäftigungsverhältnis Beschäftigten werden befristet Beschäftigte, Teilzeitbeschäf- atypisch, aber bei den Ungelernten mehr als jedes zweite. tigte mit höchstens 20 Arbeitsstunden pro Woche, geringfügig Das Risiko, atypisch beschäftigt zu sein, ist auch abhängig Beschäftigte sowie Zeitarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer vom Alter und vom Geschlecht. So sind zwei von drei der gezählt. 15- bis 24-Jährigen atypisch beschäftigt. Außerdem sind fast Berücksichtigt werden in diesem Zusammenhang nur Kerner- zwei Drittel der atypisch Beschäftigten Frauen. Besonders hoch werbstätige, das heißt Beschäftigte im Alter von 15 bis 64 Jahren, ist der Frauenanteil unter den Teilzeitbeschäftigten (71 %). die sich nicht in Bildung oder Ausbildung befinden. Atypisch Beschäftigte verdienen ein Drittel weniger als Bruttostundenverdienste nach Beschäftigungsart 2014 Normalbeschäftigte in EUR Durchschnitt 17,59 Im Jahr 2014 hatten atypisch Beschäftigte mit durchschnittlich 13,02 Euro einen um fast 35 % niedrigeren Bruttostunden- Normalarbeitnehmer/-innen 19,99 verdienst als Normalarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer Atypisch Beschäftigte 13,02 (19,99 Euro). Von den atypisch Beschäftigten verdienten die Teilzeitbeschäftigte mit höchstens geringfügig Beschäftigten mit durchschnittlich 9,39 Euro pro 12,46 20 Arbeitsstunden pro Woche Stunde am wenigsten. Befristet Beschäftigte 13,53 Der Großteil der atypisch Beschäftigten arbeitet in Branchen mit eher unterdurchschnittlichen Verdiensten. So ist mehr als die Geringfügig Beschäftigte |1 9,39 Hälfte im Gastgewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen, im 11,96 Zeitarbeitnehmer/-innen Handel sowie im Bereich „Erbringung von sonstigen wirtschaft- lichen Dienstleistungen“ tätig. Unter den zuletzt genannten 1 Geringfügig Beschäftigte haben in der Regel keine Abzüge für Lohnsteuer und Sozialversicherung. Bereich fallen zum Beispiel Zeitarbeitsfirmen, Call Center oder Wach- und Sicherheitsdienste. 30 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
2.2.6 Piloten und Friseure Bruttostundenverdienste nach ausgewählten Beschäftigungsgruppen 2014 Der Wandel der Wirtschaftsstrukturen sowie neue Produktions- in EUR und Fertigungsverfahren haben viele Berufe und Berufsfelder ver- ändert. Nach der amtlichen Klassifikation der Berufe werden 144 Piloten 61,02 Berufsgruppen unterschieden, zwischen denen 2014 erhebliche Human- und Zahnmediziner 41,21 Verdienstunterschiede bestanden. Verwaltungsangestellte 19,70 Piloten verdienen am meisten, Friseure am wenigsten Erzieher und Sozialarbeiter 16,50 Mit durchschnittlich 61,02 Euro brutto pro Stunde verdienten Piloten am besten. An zweiter Stelle kamen Human- und Zahnme- Bürokräfte 15,10 diziner mit einem Bruttostundenverdienst von 41,21 Euro. Das Durchschnitt Schlusslicht bildete die Berufsgruppe „Körperpflege“, zu der un- Lageristen und Postboten 12,24 17,44 ter anderem Friseure und Kosmetiker zählen. Mit durchschnittlich Verkäufer 12,18 9,05 Euro hatten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in diesem Berufszweig den geringsten Bruttostundenverdienst. Bus- und Kraftwagenfahrer 11,45 Eng verknüpft mit der Zugehörigkeit zu den Berufsgruppen sind Reinigungskräfte 9,98 die Leistungsgruppen. So gehörten fast 85 % der Piloten zu den Restaurantfachkräfte herausgehobenen Fachkräften oder Beschäftigten mit leitender 9,16 und Kellner Stellung. Bei den Friseuren und Kosmetikern waren es nur 4 % Friseure und Kosmetiker 9,05 und bei den Restaurantfachkräften und Kellnern sogar nur 2,6 % Ohne Auszubildende. der Beschäftigten. Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 31
2 Wer verdient was? 2.3 Unternehmensbezogene Merkmale Im Gastgewerbe ist fast jeder Zweite geringfügig beschäftigt Gleichzeitig ist insbesondere in den Branchen, in denen unter- 2.3.1 Beschäftigte im Gastgewerbe und in der Energieversorgung durchschnittliche Löhne gezahlt werden, der Anteil der gering- Nicht nur der Beruf, sondern auch die Branche, in der eine fügig Beschäftigten relativ hoch. So waren beispielsweise im Arbeitnehmerin bzw. ein Arbeitnehmer tätig ist, hat einen großen Gastgewerbe und im Grundstücks- und Wohnungswesen 2014 Einfluss auf die Höhe des Verdienstes. So reichte die Spanne der jeweils rund 45 % aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ge- durchschnittlichen Bruttostundenverdienste 2014 von 9,63 Euro ringfügig beschäftigt, während es im Durchschnitt aller Branchen pro Stunde im Gastgewerbe bis zu 27,80 Euro in der Energiever- nur 18 % waren. sorgung. Die Betrachtung nach Ausbildungsabschlüssen zeigt ein ähn- Hohes Anforderungsniveau in Branchen mit hohem Verdienst liches Bild. So verfügten 2014 beispielsweise im Gastgewerbe Branchen mit einem relativ hohen durchschnittlichen Brutto- rund ein Viertel und bei der Erbringung von sonstigen wirtschaft- verdienst haben einen hohen Anteil an Arbeitnehmerinnen und lichen Dienstleistungen, wie die Vermittlung und Überlassung Arbeitnehmern in leitender Stellung und mit komplexeren Aufga- von Arbeitskräften oder Wach- und Sicherheitsdienste, rund ein ben (Leistungsgruppen 1 und 2). So waren 2014 beispielsweise Fünftel aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über keinen in der Energieversorgung fast zwei Drittel und bei der Erbringung Ausbildungsabschluss. Dagegen waren (Fach)Hochschulabsol- von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen nahezu die Hälfte ventinnen und -absolventen insbesondere im Bereich „Erziehung aller Beschäftigten in leitender Stellung oder mit komplexeren und Unterricht“ mit einem Anteil von rund 58 % sowie im Bereich Aufgaben betraut. Dabei lag der Anteil im Durchschnitt über alle „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung“ mit Branchen hinweg lediglich bei rund 25 %. 48 % stark vertreten. Der Frauenanteil war 2014 im Gesundheits- und Sozialwesen mit 79 % sowie im Bereich „Erziehung und Unterricht“ mit 70 % am höchsten. Aber auch bei den sonstigen Dienstleistungen sowie im Gastgewerbe lag der Anteil der Frauen noch weit über 50 %. Typische Männerdomänen sind hingegen der Bergbau und das Baugewerbe. Dort lag der Männeranteil 2014 jeweils über 80 %. 32 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
Bruttostundenverdienst nach Wirtschaftszweigen 2014 in EUR Energieversorgung 27,80 Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 24,43 Information und Kommunikation 23,41 Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 21,78 Verarbeitendes Gewerbe 21,05 Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und 20,91 technischen Dienstleistungen Erziehung und Unterricht 20,45 Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung 19,86 Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und 16,94 Beseitigung von Umweltverschmutzungen Gesundheits- und Sozialwesen 16,58 Baugewerbe 15,32 Durchschnitt Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 15,07 17,44 Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen 14,95 Grundstücks- und Wohnungswesen 14,91 Verkehr und Lagerei 14,28 Kunst, Unterhaltung und Erholung 13,95 Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen 12,10 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 10,74 Gastgewerbe 9,63 Ohne Auszubildende. Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017 33
2 Wer verdient was? 2.3.2 Beschäftigte in Klein- und Großunternehmen Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen in Vor allem beim Berufseinstieg, aber auch bei dem Wunsch nach Kleinstunternehmen am geringsten beruflicher Veränderung stellt sich oftmals die Frage, ob Großun- Je größer das Unternehmen ist, desto größer ist auch der Verdienst- ternehmen oder eher die kleinen mittelständischen Unternehmen unterschied zwischen Männern und Frauen. Bei Unternehmen mit die besseren Arbeitgeber sind. Neben unterschiedlichen Rege- 500 bis 999 Beschäftigten betrug der Verdienstunterschied 36 %, lungen bezüglich Arbeitszeiten, Urlaub oder Überstunden hängt in sogenannten Kleinstunternehmen betrug er 2014 dagegen auch der Verdienst oftmals von der Unternehmensgröße ab. rund 2 %. Verdienst steigt mit Unternehmensgröße Rund 28 % aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeiteten 2014 in Großunternehmen. Mit der Unternehmensgröße steigt Bruttostundenverdienst nach Unternehmensgröße 2014 auch der Verdienst. In Großunternehmen verdienten die Arbeit- in EUR Durchschnitt 17,44 nehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland 2014 im Durch- mehr als 1 000 21,99 schnitt mit 21,99 Euro rund 77 % mehr als in Kleinstunternehmen (weniger als 10 Beschäftigte) mit 12,39 Euro. 500 bis 999 20,62 Dieser Trend gilt für beide Geschlechter. So verdienten Männer 250 bis 499 18,77 in Großunternehmen 2014 rund 79 % mehr als ihre Kollegen in Kleinstunternehmen, bei den Frauen lag der Verdienstunterschied 50 bis 249 16,75 bei 69 %. 10 bis 49 14,39 9 und weniger 12,39 Beschäftigte Ohne Auszubildende. 34 Statistisches Bundesamt, Verdienste auf einen Blick, 2017
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