Konfliktlösungen in Bilderbüchern für Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter - Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Hamburg e. V. | ajs
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Konfliktlösungen in Bilderbüchern für Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Hamburg e. V. | ajs
Herausgeberin Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Hamburg e. V. | ajs © ajs Hamburg 2018 5. Auflage Dezember 2018 Hellkamp 68, Eingang Clasingstraße, 20255 Hamburg Telefon 040 410 980 0 Fax 040 410 980 92 info@ajs-hh.de www.ajs-hamburg.de Text Ulrike Frese, Banu Gökçeoğlu, Birte Wenke Layout/Satz Brigitte Reinhardt Design, Hamburg Druck Druckerei Zollenspieker, Hamburg Gefördert durch Mittel der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration Alle Titelabbildungen mit freundlicher Genehmigung der Verlage
Die Broschüre „Konfliktlösungen in Bilderbüchern Sie halten nun die 5. Auflage dieser Broschüre in für Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter“ haben den Händen, die ergänzt wurde um neue Bilder- wir erstmalig im Jahr 2002 herausgegeben. bücher und gekürzt um Bücher, die leider nicht mehr erhältlich sind. Damals fragten Eltern auf Elternabenden und in Beratungsgesprächen nach Literaturempfehlungen Diese Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Vollstän- zum Thema „gewaltfreie Konfliktlösung“ für Kinder digkeit und versteht sich als Anregung bei der Suche im Kindergarten- und Vorschulalter. Diese Fragen nach einem geeigneten Bilderbuch zur Förderung des haben uns dazu angeregt, Bilderbücher, die Aspekte Konfliktlernens bei Kindern. konstruktiver Konfliktlösungen für Kinder thema tisieren, zu sichten, zusammenzustellen und eine Die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz, Auswahl, auch für pädagogische Fachkräfte, ein freier Träger der Jugendhilfe, widmet sich mit dem zu empfehlen. Arbeitsbereich „Konflikte lösen ohne Gewalt | KloG“ dem Recht von Kindern und Jugendlichen auf ein Wir teilen die weitverbreitete Einschätzung, dass gewaltfreies Aufwachsen. Pädagogische Fachkräfte Kinder und Jugendliche zunehmend schwieriger und Eltern werden darin bestärkt, Konflikte mit und aggressiver werden, nicht. Bei Vorfällen ist es Kindern und Jugendlichen gewaltfrei zu lösen und wichtig, immer den Einzelfall zu betrachten und ihnen Handlungsmöglichkeiten zur konstruktiven auf Verallgemeinerungen zu verzichten. Konfliktlösung zu vermitteln. Konkret bieten wir Unser Ziel ist es, Kinder und Jugendliche vor telefonische und persönliche Beratung an, geben Gewalt zu schützen und Wege aufzuzeigen, die Informationsmaterial heraus und führen Veranstal zur Schaffung eines gewaltfreien, respektvollen tungen wie Fachtagungen, Fortbildungen und und wertschätzenden Miteinanders von Projekttage durch. Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen beitragen. Sigrid Ruppel Geschäftsführerin Vorwort zur Neuausgabe 3
Einleitung Was ist ein Konflikt? Untersuchungen in Kindertageseinrichtungen haben Ein Konflikt ist dadurch definiert, dass es mindestens gezeigt, dass Kinder sehr wohl zwischen „gutem“ zwei Personen oder Parteien gibt, die unterschied Streit und „schlimmem“ Streit unterscheiden können. liche Gedanken, Ideen, Überzeugungen, Interessen, Bei einem „guten“ Streit wünschen sie sich, die Strei Gefühle oder Wünsche haben und diese zunächst als tigkeiten auf ihre Art und Weise zu lösen. Bei einem nicht miteinander vereinbar erscheinen. „schlimmen“ Streit brauchen sie die Unterstützung Ein Konflikt kann aber auch innerhalb einer Person ent- von Eltern oder Erzieher*innen. stehen, z.B. wenn mindestens zwei innere Bedürfnisse Leider ist der Unterschied von außen nicht immer sicht- miteinander kollidieren. bar. Ein „guter“ Streit kann genauso laut sein wie ein Im Alltag gibt es unzählige Konflikte, die ein ganz nor- „schlimmer“ Streit. Deshalb sollten Eltern schon vorher maler Bestandteil alltäglicher Kommunikation und des mit Ihren Kindern darüber reden, wie sie ihnen signali Zusammenlebens von Menschen sind. sieren können, dass sie ihre Hilfe und Unterstützung brauchen. Kinder haben nicht nur Konflikte, sondern sie lernen auch aus Konflikten. Zum einen gilt es, eine faire Streit Durch die Geschichten in den von uns ausgewählten kultur zu entwickeln und zum anderen, sich angemes- Bilderbüchern lernen Kinder verschiedenartige Kon sen wieder zu vertragen. Somit sind Konflikte nicht per fliktsituationen und -lösungen kennen oder finden se als schlecht und destruktiv anzusehen. Selbsterlebtes darin wieder. Sie identifizieren sich mit bestimmten Figuren und bewerten deren Verhaltens- Konflikte als Chance zu weisen. Entsprechend ihrer individuellen Entwicklung können sozialem Lernen sie sich an – aus den Bilderbüchern ausgewählten – Forschungsergebnisse zeigen, dass Kinder durch Vorbildern orientieren. Sie lernen, dass es vielfältige Streiten und Konfliktaustragung soziale Kompetenzen Möglichkeiten gibt, sich in einem Konflikt zu verhalten erlangen. Der Begriff der sozialen Kompetenz bezieht und diesen zu lösen. sich darauf, wie Kinder aufeinander zugehen, mitein- ander umgehen und ihre gemeinsame Zeit konstruktiv Für Erwachsene bieten die Bücher eine Gelegenheit, gestalten. Kinder müssen erst einmal lernen, Konflikte um mit Kindern über das Thema Streit und faire Kon zu lösen, sie fair und gewaltfrei auszutragen. Dazu fliktlösungen ins Gespräch zu kommen. brauchen sie Unterstützung und gute Vorbilder. Durch das Erlernen einer fairen Streitkultur wachsen Kinder Wenn zwei sich streiten – was in ihrer Persönlichkeit. Konflikte sind ein wichtiges macht der Dritte? soziales Lernfeld und bedeuten das Aushandeln von Eine Empfehlung für Erwachsene ist, sich bei Konflik- unterschiedlichen Vorstellungen, Interessen, Wün- ten unter Kindern „aktiv zurückzuhalten“. Das bedeu- schen oder Bedürfnissen. Kinder lernen dadurch ihre tet erstens, dass sie sich nicht voreilig einmischen und eigenen Gefühle und Interessen kennen und erfahren zweitens, dass sie Präsenz zeigen und den Kindern etwas über die Sichtweise anderer Kinder. signalisieren „Ich trau’ euch was zu, probiert es aus. 4 Einleitung
Wenn ihr aber meine Hilfe braucht, bin ich für euch Aber ist das wirklich so? Woher kommt das? Sind das da.“ 1 Falls die Kinder diese Hilfe einfordern, sollten sich „angeborene“ oder eher anerzogene Unterschiede? Erwachsene als Anwält*innen, nicht als Richter*innen Häufig ist uns im pädagogischen Alltag nicht bewusst, sehen. Die Kinder bekommen dadurch die aktive Rolle wie viel „doing gender 3“ wir tagtäglich selbst betrei- in dem Konflikt und die Erwachsenen sind lediglich ben. Wir leben Jungen und Mädchen eine bestimmte Gesprächsvermittler*innen. Es sollten möglichst keine Geschlechterrolle und ein bestimmtes Konflikt- Lösungen einfach vorgegeben werden und der Konflikt verhalten vor, ob wir wollen oder nicht. Wir machen nicht für die Kinder, sondern mit den Kindern gelöst Zuschreibungen durch das, was wir sagen, durch unser werden. Gesprächsvermittler*innen haben folgende Verhalten und unsere Reaktionen auf das, was Kinder Rolle: tun oder lassen. • Sich die Standpunkte von beiden Kindern anzuhören „Wir sind nicht neutral in unserer Beobachtung bzw. die Kinder dazu anzuregen, sich ihre Stand- des Konfliktverhaltens von Kindern.“ 4 punkte und Gefühle gegenseitig mitzuteilen Das ergab auch eine Studie, bei der Erwachsene Reak- • Die Kinder zu bitten, ihre Wünsche an das jeweils tionen von Kleinkindern gegenüber einer fremden Per- andere Kind auszudrücken son beschreiben sollten, dabei jedoch falsch über das • Kinder dazu aufzufordern, selbst Lösungsvorschläge Geschlecht der Kinder informiert wurden. Bei den als zu entwickeln Jungen bezeichneten Kindern wurden sehr viel häufiger Entscheidend ist die Förderung des Dialogs zwischen Wutreaktionen und bei den als Mädchen bezeichneten den Kindern, durch den sie ihre Gefühle, Bedürfnisse Kindern sehr viel häufiger Ängstlichkeit beobachtet. und Wünsche ausdrücken können. Es sollte nicht die „Wir erwarten von Kindern je nach Geschlechts Bewertung und Entscheidung, wer Recht hat oder zugehörigkeit bestimmte Konfliktlösungsmus Schuld ist im Vordergrund stehen. Durch eine Ein- ter.“ 5 schätzung von „außen“ besteht die Gefahr, durch ungerechtes Urteilen die Aggression und Verzweiflung Kinder zeigen durch „typisches“ Konfliktverhalten aber eines oder beider Kinder sogar noch zu fördern. 2 auch, dass sie sich ihrem Geschlecht angemessen verhalten. Sie drücken dadurch ihre Geschlechtsiden- tität aus, die im Kindergartenalter noch mitten in der „Genderbewusstes“ Konfliktlernen: Entwicklung steckt. was ist das und warum ist das wichtig? Viele Fachkräfte und Eltern sind sich relativ einig: Jungen lösen Konflikte eher körperbetont, z.B. durch 3 „Doing Gender“ bedeutet so viel wie „Herstellung von Ge- Raufereien, Mädchen tun es eher verbal. schlechtlichkeit“ und bezeichnet einen Analyseansatz in den Gender Studies, der die Vorstellung von Geschlecht (=Gen- der) als eine starre Eigenschaft ablehnt. Der Ansatz geht 1 http:// www.kizz.de /erziehung / kindliche-entwicklung / davon aus, dass jede*r einen Anteil an der Herstellung von wie-kinder-konf likte-austragen- du-bist-nie-mehr-mein- Geschlechtlichkeit hat. freund (Zugriff: 8.6.2017) 4 Petra Focks: Starke Mädchen, starke Jungen. Genderbe- 2 http:// www.kizz.de /erziehung / kindliche-entwicklung / wusste Pädagogik in der Kita. 2016, S. 136 wie-kinder-konf likte-austragen- du-bist-nie-mehr-mein- freund (Zugriff: 8.6.2017) 5 ebenda Einleitung 5
Die Folge von alledem kann sein, dass Mädchen und Die Auswahl der Bilderbücher Jungen nur bestimmte, einseitige Konfliktlösungs Im Folgenden erläutern wir kurz unsere Auswahlkri muster verinnerlichen, die nicht in jedem Fall konstruk- terien der vorgestellten Bilderbücher. tiv sind und ihr Verhaltensrepertoire einschränken. Als entscheidendes Kriterium haben wir die Art der Umso wichtiger ist, dass pädagogische Fachkräfte Konfliktlösung gewählt. diese Dynamiken im Blick haben und ihre eigene vorgelebte Geschlechterrolle und ihr eigenes Konflikt • Werden Konflikte oder Streit als etwas Positives und verhalten reflektieren. Mädchen und Jungen sollten als normaler Bestandteil alltäglicher Kommunikation dazu ermutigt werden, verschiedenste Formen des dargestellt? Umgangs mit Konflikten auszuprobieren und zu lernen. „Genderbewusstes Konfliktlernen“ bedeutet, Verhal • Wird der Konflikt gewaltfrei gelöst? ten und Denken zu fördern, das in der geschlechts- • Handelt es sich um eine differenzierte Darstellung typischen Erziehung und Bildung vernachlässigt wird des Konfliktes? und zu verhindern, dass sich geschlechtsstereotype Konfliktlösungsmuster bei Kindern verfestigen.6 • Spiegelt das Bilderbuch die kindliche Erfahrungswelt wieder? Zum Weiterlesen über „Genderbewusstes Wir haben eine Übersicht von Bilderbüchern erstellt, Konfliktlernen“: in denen Konflikte bzw. Konfliktlösungen thematisiert werden. Einige der vorgestellten Bücher sind nicht Petra Focks: „Starke mehr im Buchhandel, sondern nur noch gebraucht Mädchen, starke Jungen – erhältlich. Genderbewusste Pädagogik in der Kita“, Zu jedem Buch haben wir eine kurze Inhaltsangabe 2016 und Beurteilung verfasst, die Ihnen bei der Auswahl von Bilderbüchern helfen soll. Als Anregung für das Gespräch mit Kindern haben wir außerdem zu den meisten Büchern einige Impuls fragen formuliert. Die Bilderbücher sind nach folgenden Themenschwer- punkten gegliedert: • Konflikte zwischen Kindern • Ausgrenzung und Mobbing • Konflikte in der Familie • Umgang mit Wut und Aggression • Selbstbehauptung 6 Vgl. Petra Focks, 2016, S. 140 6 Einleitung
Die Konfliktlösung Eine empfehlenswerte Methode für die Bilderbuch- betrachtung, die gleichzeitig zentrale Fähigkeiten für Folgende Konfliktlösungsstrategien haben wir in den eine gewaltfreie und faire Konfliktaustragung fördert, ausgewählten Bilderbüchern gefunden: ist das „Dialogische Lesen“, das durch offene Fragen • Perspektivenübernahme, die zur Einsicht führt und Impulse geprägt ist. • sich entschuldigungen und vertragen „Anders als beim klassischen Vorlesen, bei dem in der Regel der Erwachsene spricht und die Kinder zuhören, • Das Gespräch suchen haben beim Dialogischen Lesen vor allem die Kinder • Kompromisse eingehen etwas zu sagen: Ihre Redebeiträge stehen im Mittel- punkt. Es geht nicht so sehr um ein bestimmtes Buch • Erst einmal Alleinsein und nachdenken und seine Geschichte. Vielmehr dient das Buch als • Einführung von Regeln Gesprächsanlass. Es ist der „Aufhänger“ für die Fra- • Konfliktvermittlung durch eine andere Person gen, Erzählungen, Ansichten und Vorstellungen der Kinder.“ 7 • Aussprechen der eigenen Wünsche und Grenzen Ziel des Dialogischen Vorlesens ist, die Freude der • Bei Dritten aktiv Hilfe einfordern, z.B. Freund*innen, Kinder am Austausch von Argumenten und an der Lehrkräfte, Familie Entwicklung eigener Fragen zu fördern. Tipps für die Bilderbuchbetrachtung Wir wünschen den Leser*innen dieser Broschüre Die im Folgenden vorgestellten Bilderbücher bieten viele Anregungen und viel Erfolg beim gemeinsamen Erwachsenen die Möglichkeit, mit Kindern über das Anschauen von Bilderbüchern mit Kindern und bei Thema Streit und faire Streitlösungen ins Gespräch zu der Förderung eines gewaltfreien und konstruktiven kommen. Umgangs mit Konflikten. 7 Dr. Titz, Cora: „Dialogisches Lesen – Wieso, weshalb, wa rum?“ in: „Komm, wir erzählen uns eine Geschichte! Dialogi- sches Lesen in Kindertagesstätten“, 2017, S. 4 Einleitung 7
Bilderbücher im Überblick Konflikte zwischen Kindern Konflikte in der Familie Das kleine Wir .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Alfonso – das macht man nicht. . . . . . . . . . . . . . . . 30 Das kleine Wir in der Schule. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Was meine Eltern von mir lernen können! . . . . . . 31 Drei Freunde – Klein.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Gemeinsam sind sie stark. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Manchmal gibt es einfach Streit.. . . . . . . . . . . . . . . 34 Ich war das nicht!.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Papa wohnt jetzt anderswo. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Was ist bloß mit Anne los?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Wir bleiben eure Eltern!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Dexter Bexley und der große blaue Grobian. . . . . 15 Achtung! Bissiges Wort!.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Umgang mit Wut und Aggression Übung macht den Meister Kleiner Drache, große Wut .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Nulli und Priesemut, Band 14.. . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Wohin mit meiner Wut? .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Geschichten vom Roll und vom Ruh. . . . . . . . . . . . 18 Pau und die Wut. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 So war das! Nein, so! Nein, so!. . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Knut hat Wut. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Wettkampf mit Ente. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Blöde Ziege, Dumme Gans. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Selbstbehauptung Ich bin stark, ich sag laut nein!.. . . . . . . . . . . . . . . . 44 Ausgrenzung und Mobbing Mit Fremden gehen wir nicht mit!. . . . . . . . . . . . . . 45 Tomatenrot oder Mobben macht traurig. . . . . . . . 23 Ich hab ein kleines Problem, sagte der Bär. . . . . . 46 Die wilden Strolche.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Was wollen die denn hier?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Brezel.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Neue Freunde.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Alle seine Entlein.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Konflikte zwischen Kindern Konflikte zwischen Kindern 9
Das kleine Wir Es steht nicht das Thema Konfliktlösung an sich im Vorder- Text und Illustration: Daniela Kunkel grund, sondern es Carlsen Verlag werden verschiedene ISBN 978-3-551-51874-3 Ideen thematisiert, Gebundene Ausgabe: 32 Seiten wie man eine Freund- 1. Auflage 2016 schaft pflegen kann Altersempfehlung: 4 bis 7 Jahre und was ein schönes Miteinander aus- macht. Das Buch macht Kindern anschaulich deutlich, wie wichtig es ≠ Inhalt ist, sich zu vertragen und das WIR-Gefühl in einer In diesem Bilderbuch geht es um die Freundschaft Freundschaft gut zu pflegen. von Ben und Emma und deren WIR-Gefühl. Die Botschaft des Buches könnte aber auch falsch Das WIR-Gefühl von Ben und Emma wird durch ein verstanden werden, in dem Sinne, dass Streit an sich grünes wuscheliges Wesen mit Blumen auf dem negativ ist und immer wenn man sich streitet, das Kopf und einem geringelten Strumpf auf der Nase WIR-Gefühl verloren geht. Deshalb ist es wichtig, symbolisiert. Das WIR-Wesen begleitet die Beiden den Kindern deutlich zu machen, dass Streit, stets und wohnt in ihren Herzen. Aber auch gute wenn er denn gut gelöst und ausgetragen Freunde streiten sich mal. wird, die Freundschaft auch intensivieren Eines Tages streiten sich Ben und Emma so sehr, und zwei Menschen näher zusammen bringen dass ihnen das WIR-Gefühl verloren geht. kann. Wenn ich Streit und Konflikte aushandle, Dem WIR-Wesen geht es ganz schlecht, es versteckt lerne ich jedes Mal etwas über mein Gegenüber. sich und alles wird plötzlich grau und trostlos im Diese positive Betrachtung von Konflikten als Lern- Leben der zwei Freunde. Sowohl Ben als auch Emma chance sollte bei der gemeinsamen Betrachtung des beginnen verzweifelt nach dem WIR zu suchen. Buches mit Kindern verdeutlicht werden. Schließlich machen sie sich gemeinsam auf die Suche. Ob und wie sie es schaffen, dass WIR-Wesen ≠ Impulsfragen zu finden und wieder aufzupäppeln, davon handelt dieses Buch. • Was mag das WIR-Wesen am liebsten? Was tut ihm besonders gut? ≠ Konfliktebene • Mit wem bist du befreundet? Mit wem hast du ein WIR-Gefühl? Zwischen Freund*innen • Was macht ihr Beide am liebsten zusammen? ≠ Gestaltung • Habt ihr auch manchmal Streit? 2 – 3 Sätze Text pro Seite, detailreiche und Worüber streitet ihr euch? liebevoll gezeichnete Bilder • Wie habt ihr euch bei eurem letzten Streit wieder vertragen? ≠ Besprechung „Das kleine Wir“ ist ein rührendes Bilderbuch, das • Gibt es etwas, was du dich nicht alleine, aber gemeinsam mit deinem die Bedeutung von Freundschaft und einem Freund/Freundin trauen würdest? WIR-Gefühl mit anderen Menschen unterstreicht. 10 Konflikte zwischen Kindern
Das kleine WIR – ≠ Gestaltung 1 – 4 kurze Sätze pro in der Schule Seite. Die Illustrationen sind Text und Illustration: Daniela Kunkel bunt, leuchtend und Carlsen Verlag sehr ansprechend ISBN 978-3-551-51937-5 gestaltet. Gebundene Ausgabe: 40 Seiten 1. Auflage 2018 Altersempfehlung: 4 bis 7 Jahre ≠ Besprechung Dieses liebevoll gestaltete Buch ist eine tolle Möglich- ≠ Inhalt keit, um mit Grundschulkindern darüber ins Gespräch In diesem Buch geht es um die Klasse einer Grund- zu kommen, was Zusammenhalt und ein gutes schule, die „Wolkenklasse“ und ihr Wir-Gefühl. Wir-Gefühl in einer Schulklasse ausmacht. Das Wir-Gefühl der Klasse wird durch ein grünes Es wird sehr schön veranschaulicht, wie jede*r selbst flauschiges Wesen mit drei Blumen auf dem Kopf dazu beitragen kann und dass alle gemeinsam für das und einem geringelten Strumpf auf der Nase sym- Wir-Wesen verantwortlich sind. bolisiert. Das Wir-Wesen begleitet die Wolken- Es kann sehr gut direkt in Schulklassen eingesetzt klasse stets und fühlt sich besonders dann wohl, werden, um gemeinsam mit den Schüler*innen wenn die Schüler*innen sich mögen, gut behan- zu überlegen, wie groß das „Wir“ in der je- deln und zusammenhalten. Es wohnt in den Herzen weiligen Klasse gerade ist und was noch aller Schüler*innen und hat Superkräfte. getan werden kann, damit sich das Wir-Wesen Das Buch erzählt, unterstützt durch die bunten, noch wohler fühlt. leuchtenden Illustrationen, was dem WIR-Wesen Es fällt schwer, sich der niedlichen Idee dieses gut tut, was es wachsen und gedeihen lässt. kleinen lustigen Wir-Wesens zu entziehen und Manchmal hat es das Wir gar nicht leicht. Zum daher ist es auch für schwierige Klassen gut geeignet, Beispiel, wenn Gemeinheiten und fiese Wörter um über das Thema ins Gespräch zu kommen und untereinander ausgetauscht werden. Als Lars beim etwas zu verändern. Basketball als „Popelliese“ beschimpft und gehänselt wird, wird dem Wir so richtig übel, es wird immer ≠ Impulsfragen kleiner und wenn es ganz schlimm ist, verschwindet das WIR sogar ganz und gar. • Was denkt ihr: Wie groß ist das kleine Wir-Wesen gerade in unserer Klasse? Fühlt es sich wohl? Das Buch erzählt, wie die Wolkenklasse das Wir gemeinsam wiederfindet und es wieder aufpäppelt, • Was können wir tun, damit sich das Wir-Wesen noch wohler bei uns fühlt? Was gefällt dem indem sich die Schüler*innen für Lars einsetzen. Wir-Wesen? Und was nicht? ≠ Konfliktebene • Habt ihr auch manchmal Streit? Zwischen Kindern in einer Schulklasse Worüber streitet ihr euch? • Mit welchen Menschen hast du, außerhalb der Schulklasse, ein schönes Wir-Gefühl? Konflikte zwischen Kindern 11
Drei Freunde – Gemeinsam sind sie stark Text und Illustration: Nicholas Oldland Verlag: Jacoby & Stuart GmbH ISBN 978-3-941087-50-7 Gebundene Ausgabe: 32 Seiten 4. Auflage 2015 (Erstauflage: 2013) Altersempfehlung: 3 bzw. 4 bis 6 Jahre ≠ Inhalt Welche Folgen es haben kann, wenn man, in diesem Ein Bär, ein Elch und ein Biber sind richtig gute Fall beim Kanufahren, nicht miteinander kooperiert Freunde, auch wenn sie selten einer Meinung sind. und immer nur an sich selbst denkt, wird hier Eines Tages unternehmen sie eine Kanutour. für Kinder anschaulich dargestellt. Doch schon bei der Sitzordnung kommt es zu Der Wert gemeinsamer Unternehmungen Meinungsverschiedenheiten und alle Drei fallen wird betont. Obwohl sich die drei Freunde ins Wasser. Sie finden keinen gemeinsamen so viel streiten, haben sie ein tolles Paddel-Rhythmus und drehen sich nur im Kreis. gemeinsames Abenteuer und denken im Schließlich überhören sie einen herannahenden Nachhinein mit Dankbarkeit daran zurück. Wasserfall, weil sie sich die ganze Zeit streiten. Die drei Freunde haben aus ihrer Kanutour sehr Irgendwann dämmert den drei Freunden, dass sie viel gelernt und sind am Ende schlauer. Sie wissen nur dann sicher wieder nach Hause kommen, wenn nun, dass es sich lohnt, an einem Strang zu ziehen, sie an einem Strang ziehen. Mit vereinten Kräften weil dann vieles besser klappt und man gemeinsam klappt es dann viel besser! einfach stärker ist. ≠ Konfliktebene ≠ Impulsfragen Zwischen Freund*innen • Was machst du am liebsten, zusammen mit deinen Freund*innen? ≠ Gestaltung Einfache und kurze Sätze (1 – 3 pro Seite), • Streitet ihr euch auch manchmal? übersichtliche und humorvolle Illustrationen • Findest du Streiten gut? Warum ja, warum nicht? ≠ Besprechung Schon auf der ersten Seite macht das Buch deutlich, dass man als Freunde nicht immer einer Meinung sein muss, dass also Meinungs verschiedenheiten und Konflikte in einer Freundschaft ganz normal sind. 12 Konflikte zwischen Kindern
Ich war das nicht! Schön an diesem Buch ist auch, dass Klara Verantwortung für Text: Lydia Hauenschild Leos Situation über Illustration: Antje Bohnstedt nimmt, obwohl sie Verlag: Don Bosco sich selbst nicht einmal ISBN 978-3-7698-2154-3 100% „schuldig“ fühlt, Mini-Bilderbuch broschiert: 24 Seiten weil ja der Hund an ihrer Hose zerrte und 1. Auflage 2015 der Spielzeugelefant Altersempfehlung: ab 3 Jahren nur deshalb kaputt gegangen ist. Klara zeigt viel Mitgefühl für Leo und es ist ihr wichtig, dass es ihm wieder besser geht und er ≠ Inhalt nicht mehr wütend auf sie ist. Die Stärke dieses Klara darf das erste Mal ihren Freund Leo besuchen. Buches liegt darin, dass Klara und Leo sich am Ende Der besitzt einen kunterbunten Elefanten aus Lego, wieder vertragen, indem sie gemeinsam verschie- mit dem Klara aber nicht spielen soll, weil Leo Angst dene Phantasietiere aus den Legosteinen basteln, hat, er könne dabei kaputt gehen. Als Leo kurz aus denen der Elefant gebaut war und sogar etwas aus dem Zimmer verschwindet, kann Klara ihre Tolles aus dem Konflikt entstanden ist. Nach einer Neugier nicht bändigen und steigt auf einen anfänglich körperlichen Auseinandersetzung Stuhl, um den Elefanten aus dem Regal zu holen. finden die zwei Kinder über das gemein Plötzlich zerrt Leos Hund kräftig an ihrer Hose, same Spielen wieder zueinander. Das Buch so dass sie aus dem Gleichgewicht gerät und den liefert eine gute Gesprächsgrundlage, um Elefanten mit aus dem Regal reißt. Der Elefant zerfällt mit Kindern Gefühle in Konfliktsituationen in seine Einzelteile. Daraufhin ist Leo total wütend und verschiedene Konfliktlösungsstrategien und schubst Klara, so dass sie hinfällt. Leo lässt sich zu besprechen. von seiner Mutter trösten. Klara überlegt derweil angestrengt, wie sie alles wieder gut machen kann. ≠ Impulsfragen Was kann sie tun, damit Leo nicht mehr weint und • Wie fühlt sich Leo, als er sieht, dass sein nicht mehr wütend auf sie ist? Spielzeugelefant kaputt gegangen ist? ≠ Konfliktebene • Warum wollte Klara den Elefanten vom Regal holen, obwohl Leo „nein“ gesagt hat? Zwischen Freund*innen • Wie hat es Klara geschafft, dass Leo ≠ Gestaltung nicht mehr wütend auf sie ist? 5 – 15 kurze Sätze pro Doppelseite ≠ Zusätzliche Materialien (mittlerer Textumfang), übersichtliche und klare Bildgestaltung „Ich war das nicht!“ als DINA3-Bildkartenset zum Erzählen in der Gruppe. ≠ Besprechung Best.-Nr.: 4260179512353, 12 Bildkarten Dieses Buch eignet sich sehr gut, um gemeinsam mit einseitig bedruckt, auf festem 300g-Karton, Kindern die Gefühle, die sich bei Konflikten abspielen, farbig illustriert, inkl. Textvorlage nachzuempfinden. Die Mimik und Gestik von Klara und Leo lassen ihre Wut, Ratlosigkeit, Traurigkeit usw. sehr gut erkennen. Konflikte zwischen Kindern 13
Was ist bloß Aber die tollen Bilder lassen das sofort in den Hintergrund treten. mit Anne los? Das Buch arbeitet mit einem besonderen Stilmittel. Im Text selbst wird die Gefühlswelt von Text: Manfred Mai Anne nicht direkt kommentiert. Illustration: Marion Goedelt Doch in jedem Bild ist eine Verlag: Tulipan „zweite Anne“ zu finden, die in ISBN 978-3-86429-104-3 Rot gezeichnet ist und eine Art Gebundene Ausgabe: 36 Seiten Übersetzerin für Annes Gefühle darstellt. Dadurch 1. Auflage 2012 bekommt Anne quasi ein zweites Ich und es Altersempfehlung: 4 bis 6 Jahre können verschiedene Gefühlszustände und Empfindungen von Anne gleichzeitig dar ≠ Inhalt gestellt werden. So sieht die „reale“ Anne Anne fühlt sich wohl in ihrer Familie, hat eine beste zum Beispiel sehr ängstlich aus, als ihr zwei Freundin in der Kita und eine geliebte Oma, die ihr Jungs auf dem Nachhauseweg auflauern, die Lieblingsessen kocht. Meistens ist sie ein glückliches andere Seite in Anne schickt den prügelnden Kind. Aber an Tagen, wo sie von anderen Kindern Jungs dagegen wütende Blitze hinterher und möchte ausgelacht oder einfach geschubst und ungerecht sich wehren. behandelt wird, könnte sie verzweifeln. Anhand dieser zweiten Figur können die Kinder Zum Glück gibt es Emma, die sich schützend vor Annes Gefühle und deren Erleben in der jeweiligen sie stellt und ihr hilft, wenn sie Probleme hat. Situation gut nachempfinden und interpretieren. Für Emma ist es selbstverständlich, dass sie Anne Das Bilderbuch regt zur genaueren Wahrnehmung als Freundin hilft und sie dabei unterstützt, ihre der Kinder untereinander an und macht deutlich, wie Ängste zu überwinden. wichtig es ist, miteinander über Gefühle zu sprechen. Sie erfahren, dass das Verhalten bzw. das Äußere ≠ Konfliktebene nicht unbedingt das innere Empfinden komplett Zwischen Kindern, in einer Gruppe widerspiegelt. ≠ Gestaltung Durch das Sprechen über Gefühle wird bei 2 – 5 kurze Sätze pro Seite, einfache Sprache, Kindern eine wichtige Basis für konstruktive fröhliche Bilder mit liebevoll gezeichneten Details. Konfliktlösungen geschaffen. ≠ Besprechung ≠ Impulsfragen In diesem Buch geht es nicht in erster Linie um • Was macht Anne stark? Was macht ihr Angst? Konfliktlösungsstrategien, sondern um Gefühle wie Freude, Frust, Ärger, Angst, Geborgenheit • Was hilft Anne, sich besser zu fühlen, wenn sie Streit oder Probleme hat? und darum, wie wichtig Freundschaften und Familie sind, um Kindern im Alltag Kraft zu geben. • Wie fühlt sich Anne in den unterschiedlichen Situationen, die sie erlebt? Etwas irritierend erscheint zunächst, dass die Kinder in diesem Bilderbuch schon wesentlich • Was macht DICH stark? Wer tröstet dich, wenn du mal einen schlechten Tag oder Streit hast? älter als Kita-Kinder aussehen. 14 Konflikte zwischen Kindern
Dexter Bexley und der große blaue Grobian Text und Illustration: Joel Stewart Gerstenberg Verlag, Hildesheim ISBN 978-3-8067-5148-2 Gebundene Ausgabe: 32 Seiten 1. Auflage 2007 Altersempfehlung: ab 3 Jahre ≠ Inhalt Diese schier unerschöpfliche Kreativität bewahrt Der kleine Junge Dexter Bexley trifft auf den großen Dexter Bexley immer wieder vor dem Gefressen blauen Grobian. Diesem ist so langweilig, dass er werden durch den großen blauen Grobian. Dexter Bexley verschlingen will. Zum Glück fällt Die beiden Protagonisten könnten unterschiedlicher Dexter Bexley immer etwas zum Spielen ein, nicht sein. Durch ihre gemeinsamen Unternehmun- so dass der große blaue Grobian abgelenkt und gen und Abenteuer werden sie Freunde. Diese beschäftigt ist. Doch dann, nach vielen verschie- Freundschaft erfüllt den großen blauen Grobian. denen Ideen und Unternehmungen, hat Dexter Seine Phantasie wird durch Dexter Bexley angeregt Bexley keine neue Idee mehr. und der große blaue Grobian verbringt viel lieber Dem großen blauen Grobian ist immer noch etwas Zeit mit Dexter Bexley, als ihn zu fressen. langweilig und er hat auch noch ein bisschen Joel Stewart gelingt es mit viel Leichtigkeit und Phan- Hunger. Aber das ist nicht mehr so schlimm, da tasie, den Konflikt des „Unterlegenseins“ aus der Welt Dexter Bexley jetzt sein Freund ist. Und Freunde zu schaffen. Zu Anfang wird der große blaue Grobian frisst man ja nicht auf! durchaus als bedrohlich empfunden. Mit der Zeit und den vielen bestandenen Abenteuern wandelt sich ≠ Konfliktebene das Bild, und er hat etwas Beschützendes. Zwischen einem schwächeren und einem stärkeren Ebenfalls verdeutlicht sich an den Charakteren Kind, gemeinsam gegen die Langeweile der Protagonisten sehr schön, dass „Groß- ≠ Gestaltung und-Stark“ nicht automatisch über „Klein-und-Zart“ siegt. Wenig Text, einfache Sätze, sehr phantasievolle, Denn Dexter Bexley besticht durch seine lebendige und übersichtliche Bilder tollen Ideen und reißt den großen blauen ≠ Besprechung Grobian letztendlich mit, ganz ohne körper Der große blaue Grobian ist jemand, der nichts liche Überlegenheit. mit sich anzufangen weiß, keine Spielgefährten ≠ Impulsfragen (Freunde) hat und vor lauter Langeweile und Unzufriedenheit mit sich selbst Andere ärgert. • Was machst du, wenn dir langweilig ist? Dexter Bexley, eher klein und schmächtig, • Was findest du an der Geschichte am besten? hingegen vergnügt sich im Spiel allein und sprudelt vor Ideen und Tatkraft nur so über. Konflikte zwischen Kindern 15
Achtung! Bissiges Wort! Text: Edith Schreiber-Wicke, Illustration: Carola Holland Thienemann Verlag, Stuttgart - Wien ISBN 3-522-43488-9 Gebundene Ausgabe: 32 Seiten 1. Auflage 2004 Altersempfehlung: ab 4 Jahre ≠ Inhalt Den Beschimpften beschäftigt es, weil es ihn Leo ist Lauras bester Freund. Als sie Memory spielen verletzt hat und er sich fragt: „Vielleicht ist ja etwas und Leo 5x hintereinander gewinnt, sagt Laura Wahres dran? Denken Andere auch so?“ wütend ein „Bissiges Wort“ (im Text dargestellt Die Schimpfende beschäftigt es, weil sie weiß, dass durch eine Sprechblase) zu ihm. Traurig geht Leo sie ungerecht war. Ihr fehlt der Freund. Sie möchte nach Hause. Beide beschäftigt das Bissige Wort. das Bissige Wort zurücknehmen, sich entschuldigen, Leo fragt sich, ob die anderen in der Schule das hat aber gleichzeitig Angst, ihr Freund könnte eine auch so sehen? Vielleicht hat Laura ja Recht? Versöhnung ablehnen. Soll er sich mit ihr versöhnen, obwohl sie so was Gemeines zu ihm gesagt hat? Letztendlich gehen beide trotz aller inneren Laura tut es leid, dass sie das Bissige Wort gesagt Widerstände aufeinander zu und vertragen sich hat. Sie befürchtet, wenn sie sich entschuldigt, lehnt ohne viele Worte (Vorwürfe). Das Bissige Leo die Entschuldigung ab. Trotz allem Hin-und-Her- Wort steht nicht mehr zwischen ihnen Überlegen beschließen beide unabhängig vonein- und hat keine Macht mehr über sie ander sich wieder zu vertragen. bzw. ihre Freundschaft. Wenn einem jemand wichtig ist, lohnt es sich, ≠ Konfliktebene sein Herz in die Hand zu nehmen und Zwischen Freund*innen auf ihn zuzugehen. ≠ Gestaltung ≠ Impulsfragen Mittlerer Textumfang, klare Sätze, • Welche Wörter verletzen dich und warum? klare, flächige Illustration • Hast du dich auch schon mal so gestritten? ≠ Besprechung • Wie hast du dich danach gefühlt? Das „Bissige Wort“ wird nicht benannt (Idiot, Blöd- • Bist du schon mal so beschimpft worden oder hast jemanden mann o.ä.), sondern durch eine weiße Sprechblase so beschimpft? Wie war das? mit aufgerissenem, bezahntem Mund dargestellt. Die Geschichte hebt sehr schön hervor, wie ein Schimpfwort zwischen zwei Menschen stehen kann – und eine Eigendynamik entwickelt. 16 Konflikte zwischen Kindern
Übung macht den Meister Nulli und Priesemut Band 14 Text und Illustration: Matthias Sodtke Lappan Verlag, Lilienthal ISBN 978-3-8303-1123-2 Gebundene Ausgabe: 64 Seiten 1. Auflage 2007 Zum Glück erkennt Nulli, dass er seinem Freund Altersempfehlung: ab 3 Jahre Unrecht getan hat und ist sofort bereit, seinen Fehler einzuräumen und sich zu entschuldigen. ≠ Inhalt Er hilft Priesemut geduldig, das Möhrenziehen zu Nulli hat keine Möhren mehr, also will Priesemut lernen und ermutigt ihn, nicht aufzugeben und es ihm bei der Möhrenernte helfen. Das ist gar nicht so weiter zu versuchen. Denn es ist nicht schlimm, wenn einfach, wie er gedacht hat: Er rupft der Möhre nur man eine Sache nicht sofort kann. das grüne Kraut ab. Als Nulli ihm zeigen will, wie Matthias Sodtke schildert mithilfe seiner liebenswür- es geht, gibt es ein kleines Missgeschick und die digen Figuren alle Aspekte des Konflikts und findet beiden geraten in Streit. Priesemut zieht wütend eine gelungene Lösung, mit der beide Protagonisten von dannen. Gleich darauf bedauert Nulli, dass er zufrieden sein können. Das Buch bietet Kindern die seinen Freund beschimpft hat. Er erinnert sich Gelegenheit, sich mit beiden Figuren zu identifizieren nämlich daran, dass es ihm genauso ging, als er das und mit eigenen Erlebnissen zu vergleichen. erste Mal mit seinem Opa Möhren geerntet hat. Nulli entschuldigt sich bei Priesemut. Diesmal gibt ≠ Themen in der Arbeit mit Kindern er seinem Freund geduldig Unterricht im Möhren- Wer die Erfahrung gemacht hat, dass auf „Nicht- ziehen… es klappt zwar auch jetzt nicht gleich und gelingen“ Spott und Herabsetzung folgen, wird die erste Möhre ist noch grün, aber Priesemut ist in seinem Selbstwertgefühl geschwächt und in stolz und: Übung macht den Meister! Zukunft Herausforderungen dieser Art meiden. Um das Selbstbewusstsein und die Kompetenzen ≠ Konfliktebene der Kinder zu stärken, ist es wichtig, dass Eltern Zwischen Freund*innen und Erzieher*innen sie ermutigen, es wieder zu ≠ Gestaltung versuchen und mit ihnen darüber sprechen, dass: Kleines Buchformat, viel Text, liebevolle Illustration • es nicht schlimm ist, wenn ich eine Sache nicht sofort kann; ≠ Besprechung • ich es lernen kann, wenn ich es weiter versuche; „Aller Anfang ist schwer“ erfährt Priesemut in • ich anderen helfen und ihnen Mut machen kann; diesem Buch. Denn als er seinem Freund Nulli dass sie es schon schaffen; ganz unbekümmert bei der Möhrenernte helfen • ich jemanden um Hilfe bitten kann, wenn ich will, gelingt es ihm nicht. Er ist gekränkt durch etwas nicht schaffe, ohne mich dumm zu fühlen; Nullis ungeduldige und spöttische Reaktion. • ich es jederzeit wieder versuchen kann; Er fühlt sich herabgesetzt. • ich um Verzeihung bitten kann, wenn ich jemanden gekränkt habe. Konflikte zwischen Kindern 17
Geschichten vom Roll und vom Ruh Text: Brigitte Schär, Illustration: Verena Ballhaus Bajazzo Verlag, Zürich ISBN 978-3-907588-71-1 Gebundene Ausgabe: 40 Seiten 1. Auflage 2006 Altersempfehlung: für jedes Alter (Verlagsangabe) ≠ Inhalt • Fürsorge für den Anderen zu zeigen, Die fünfzehn kurzen Geschichten dieses Buches • gemeinsam die Welt zu entdecken, handeln von zwei unterschiedlichen Wesen, • gemein zu sein und um Entschuldigung zu bitten, dem Roll und dem Ruh. Das Roll ist rund, laut und • fern zu sein und aneinander zu denken, unternehmungslustig, das Ruh dagegen zarter • die Trennung zu wollen und auch wieder nicht, und zurückhaltender. Geschlechtslos und nicht • die Lust, die Fremdheit des Anderen zu erkunden. von menschlicher Gestalt, erleben sie viele Die ungewöhnlichen Illustrationen von Verena gemeinsame Abenteuer und verschiedenste Ballhaus, zum Teil in Collagetechnik, lassen viel Aspekte von Freundschaft. Sie backen einen Spielraum für eigene Phantasien. Sie ergänzen Kuchen, kugeln zusammengerollt einen Berg die nachdenklichen und hintergründigen herab, beobachten ein Gewitter, streiten und ver- Texte in gelungener Weise. söhnen sich und am Ende wollen sie sich sogar für Anspruchsvoll in Text und Bild regt das immer trennen. Und… schaffen es dann doch nicht. Buch zum Nachdenken und Gespräch an, es erschließt sich nicht auf den ersten ≠ Konfliktebene Blick und ist eher für ältere Kinder und Zwischen Freund*innen, Erwachsene gut geeignet. Kindern und Erwachsenen ≠ Themen in der Arbeit mit Kindern ≠ Besprechung Gemeinsames Anschauen, Lesen, Nacherzählen und Das Thema dieses Bilderbuches ist die Freundschaft Besprechen empfiehlt sich gerade bei diesem Buch. zweier Phantasiewesen, die unterschiedlicher nicht Aspekte können sein: sein könnten. Sie passen scheinbar nicht zusammen, streiten häufig und ihre Verbindung lebt vor allem • Welche Gefühle werden in den einzelnen Geschichten angesprochen? von der Spannung ihrer Gegensätze. Roll und Ruh erleben gemeinsam die ganze Palette • Was ist schön daran, ähnlich zu sein und was ist schön daran, unterschiedlich zu sein? zwischenmenschlicher Emotionen wie: • Auseinandersetzung und Versöhnung, • Nähe und Wärme zu empfinden und zu geben, • das Gefühl, sich auf den anderen verlassen zu können, mit der Angst nicht alleine zu sein, 18 Konflikte zwischen Kindern
So war das! Nein, so! Nein, so! Text und Illustration: Kathrin Schärer Atlantis Verlag, Zürich ISBN 978-3-7152-0535-9 Gebundene Ausgabe: 32 Seiten 1. Auflage 2007 Altersempfehlung: ab 5 Jahre ≠ Inhalt Erst recht nicht, wenn die Protagonisten noch so Bär und Dachs bauen zusammen einen Turm. wütend sind, dass sie einander gar nicht in Ruhe Als der Fuchs auch mitmacht, fällt auf einmal zuhören – sondern jeder nur „Recht“ haben will, der Turm um. Alle drei sind ganz unterschiedlicher auf seine Sicht der Dinge und seine Wahrheit pocht. Meinung, wie es dazu kam und streiten sich Dabei wird deutlich, dass man sich mit so einem gehörig. Eichhörnchen hat alles beobachtet Verhalten oft nur im Kreis dreht. Und manchmal und will den Streit schlichten, aber keiner gibt es eben keine gerechte Lösung für das eigene der drei hört ihm wirklich zu. erfahrene Unrecht. Da fängt Eichhörnchen an, mit den Steinen zu Außer: Sich vertragen und gemeinsam weiterspielen, spielen, einen Staudamm im Fluss zu bauen. denn das macht doch immer noch am meisten Spaß. Das ist ein so verlockendes Spiel, dass Bär, Dachs Kathrin Schärer veranschaulicht in ihrem Bilderbuch und Fuchs ihren Streit beilegen und voller Freude sehr gut, dass Streit und Ärger untereinander schnell gemeinsam mitmachen. mal passieren, aber auch ohne viel Aufheben wieder beigelegt werden können. Zudem lässt ≠ Konfliktebene sie das Eichhörnchen sehr weise Zwischen zwei Parteien oder Zwei gegen Einen, sagen: „Wenn ihr euch nicht zuhört, und keiner hört dem Streitschlichter zu könnt ihr einander nicht verstehen.“ ≠ Gestaltung ≠ Impulsfragen Mittlerer Textumfang, einfache Sätze, lebendige und übersichtliche Bilder • Wen findest du am besten und warum? • Was meinst du, wer hat Recht? ≠ Besprechung • Ist es wichtig, Recht zu haben? Die Geschichte zeigt sehr schön auf, dass es min destens so viele Sichtweisen wie Beteiligte gibt und alle auch Recht haben. Jede Sichtweise ist in ihrer subjektiven Wahrnehmung richtig. Manchmal hilft die objektive Betrachtung von außen (z.B. wenn Eltern versuchen Kinderstreit „objektiv Abbildung: Schärer SO WAR DAS! NEIN, SO! NEIN, SO! und gerecht“ zu klären) nicht weiter. © 2007 Atlantis im Orell Füssli Verlag AG, Zürich Konflikte zwischen Kindern 19
Wettkampf mit Ente Text und Illustration: Harmen van Straaten Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus GmbH, Stuttgart ISBN 978-3-7725-2042-6 Bucheinband aus Pappe: 30 Seiten 1. Auflage 2005 Altersempfehlung: ab 3 Jahre ≠ Inhalt Alle drei Teilnehmer geben sich große Mühe. Igel An einem regnerischen Tag sind Otter, Frosch und verteilt an jeden die volle Punktzahl. Allerdings Igel bei Ente zu Besuch. Ihnen ist langweilig und bewertet er nicht nur Weite und Länge der Tauch- sie sticheln gegeneinander, wer am besten tauchen strecke, sondern erkennt bei jedem eine Sache, die kann. Als der Regen aufhört, beschließen sie, einen derjenige ganz großartig kann: Otter bleibt am Wettkampf zu machen. Igel ist der Punkteschieds- längsten unter Wasser, Frosch springt am weitesten, richter, da er überhaupt nicht tauchen mag. und Ente taucht als einzige blind. Igel verteilt an jeden die volle Punktzahl, da Die Geschichte von Harmen van Straaten zeigt jeder der drei eine Sache ganz toll gemacht hat. wunderbar auf, dass jeder und jede ganz individuell Alle drei sind Sieger. Aber Igel ist traurig. Er hat etwas Tolles kann. Dies unterscheidet ihn oder sie gar keine Punkte erhalten. Kurzerhand wird er zum von Anderen und macht sie einzigartig. Dadurch, Sieger beim Punkteverteilen ernannt. dass jeder sich wahrgenommen, als Sieger seiner Kategorie fühlt, freuen sich alle und müssen nicht ≠ Konfliktebene mehr mit dem Anderen konkurrieren. Im Gegenteil, Zwischen Kindern, wer kann etwas besser, Angeber nachdem jeder die Höchstpunktzahl erhalten ≠ Gestaltung hat, können sie um so ausgeglichener noch einen langen Abend miteinander verbringen. Wenig Text, stimmungsvolle Illustration ≠ Besprechung ≠ Impulsfragen Bei einem Wettkampf denkt jeder sofort an Gewin- • Wie macht ihr Wettkampf? ner und Verlierer. Den Verlierern geht es meistens • Muss es immer genau einen Sieger geben? Warum? schlecht nach dem Wettkampf. Sie sind traurig, dass sie verloren haben. • Hast du schon mal verloren? In dieser Geschichte gibt es nur Gewinner. Und das, ohne nur Eitelsonnenschein verbreiten zu wollen. Am Anfang streiten sich Frosch und Otter, wer wohl besser tauchen könne. Frosch erzählt von seinen Tauchgängen und es hört sich nach Angeberei an. Ente schlägt einen Wettkampf vor: Wer am längsten und am weitesten tauchen kann. 20 Konflikte zwischen Kindern
Blöde Ziege, Dumme Gans nachfühlt, wie es um die Wut auf die Andere Sammelband (s. Anmerkungen) steht, stellen sie – unabhängig vonein- ander – fest, dass die Text: Isabel Abedi, Illustration: Silvio Neuendorf Wut verraucht ist. arsEdition, München Also mal losgehen ISBN 978-3-76072-985-5 und schauen, was Gebundene Ausgabe: 120 Seiten die Freundin heut’ so 1. Auflage 2009 macht. Und als sie sich Altersempfehlung: ab 4 Jahre auf der Wiese treffen, (in der Mitte des Buches) erkennen sie schnell, dass ≠ Inhalt alles wieder OK ist zwischen ihnen. Die kleine Ziege und die kleine Gans haben sich Isabel Abedi und Silvio Neuendorf veranschaulichen gestritten. Als beide in ihr jeweiliges Zuhause mit stilistischen Hilfsmitteln ganz toll, dass jede kommen, erzählen sie erbost von den Geschichte zwei Seiten hat und Gefühle manchmal Vorkommnissen des Tages. Beide sind sich schnell aufbrausen und genauso schnell wieder sicher, nie wieder mit der anderen zu spielen. abklingen, dass man sich ganz doll streiten kann, Dann wird’s ohne die Freundin langweilig. aber dann auch wieder vertragen – ohne langatmige Der ganze Zorn des Vormittages ist verraucht. Problematisierungen des Ganzen. Beide gehen jeweils los zur gemeinsamen Wiese, Mittels Wendebilderbuch wird von einer Seite die um mal zu gucken, was die Andere macht. Geschichte aus der Sicht der kleinen Gans erzählt, Es ist eine große Freude, die Andere zu sehen. von der anderen Seite aus der Sicht der kleinen Ziege. ≠ Konfliktebene Sehr schön ist der fast gleichlautende Text, wodurch das unterschiedliche Erleben einer Zwischen gut befreundeten Kindern Situation umso deutlicher wird. ≠ Gestaltung Lobenswert ist die Zurückhaltung der Mittlerer Textumfang, ansprechende, jeweiligen Mütter, die ihren Kindern nicht kindgerechte Illustration, Wendebilderbuch dreinreden („Aber, Du musst doch auch die andere verstehen! Vielleicht bist Du ≠ Besprechung ja selber Schuld?!“ nebst 1000 gut gemeinten Manchmal haben bei einem Streit sowohl beide Recht Vorschlägen). als auch keiner. So ergeht es der kleinen Ziege und ≠ Anmerkungen der kleinen Gans. Beide fühlen sich ungerecht behan- delt von der Freundin. Aus ihrer jeweiligen Sicht ist Das Buch „Blöde Ziege, Dumme Gans“ ist nur noch die andere beleidigend, tollpatschig, geizig und ge gebraucht oder im Sammelband inklusive folgender mein. Sie haben sich richtig über einander geärgert. Bücher erhältlich: Als sie dann allein in ihrem jeweiligen Zimmer sitzen, „Hurra, gewonnen! Mist, verloren!“ bahnt sich die Langeweile ihren Weg. Zusammen „Gefunden.Verschwunden“ – „Ich war’s echt nicht!” macht es doch mehr Spaß. Und sie haben ja so oft schon so toll zusammen gespielt. Als jede für sich Konflikte zwischen Kindern 21
Ausgrenzung und Mobbing 22 Ausgrenzung und Mobbing
Tomatenrot oder wehren kann. Es braucht manch mal sehr viel Mut, sich gegen Mobben macht traurig Ungerechtigkeiten zu stellen und als Schüler*in etwas gegen eine Mobbingdynamik in einer Klasse Text und Bild: Jan De Kinder zu unternehmen. Dieses Buch Verlag: Atlantis bestärkt ganz gezielt die Kinder ISBN 978-3-7152-0679-0 darin, nicht einfach zu Mitläufer*in- Gebundene Ausgabe: 40 Seiten nen zu werden und tatenlos zuzu 2. Auflage 2014 schauen, sondern die eigene Angst Altersempfehlung: 5 bis 7 Jahre zu überwinden und etwas gegen Mobbingsituationen zu unternehmen. ≠ Inhalt Dieses Buch lässt viel Raum für Fragen und regt durch Ein Mädchen erzählt aus der Ich-Perspektive, wie sie seine ausdrucksstarken und gefühlvollen Bilder wun- eines Tages ihren Mitschüler Tom dafür auslacht, dass derbar zum Gespräch an. Besonders behandelt wird das er schnell rot im Gesicht wird. Zusammen mit ihren Gefühl der „Angst“ im Zusammenhang mit Mobbing Freund*innen macht sie sich über ihn lustig. Tom wehrt situationen. Die dominierende rote Farbe im Buch steht sich anfangs und sagt, dass sie ihn in Ruhe lassen für Scham, Angst, Gefahr, aber auch für „Herz haben“ sollen. Doch das Hänseln und Auslachen hört nicht und Courage zeigen. Es sollte beim ersten Mal auf und Tom wird immer stiller. unbedingt gemeinsam mit Erwachsenen Bald bekommt das Mädchen ein schlechtes Gefühl angeschaut werden. und findet es nicht mehr lustig, dass Tom so geär- gert wird, nur weil er schnell rot wird. Doch da ist ≠ Impulsfragen bereits eine Mobbing-Dynamik entstanden, in der sich • Weshalb wird Tom eigentlich so schnell rot? Paul ganz stark fühlt und andere Angst haben, nicht Wie fühlt er sich, wenn er rot wird? mitzumachen. Das Mädchen will etwas sagen, als • Warum ist es dem Mädchen so schwer gefallen, die Lehrerin nachfragt, doch sie hat Angst, Angst vor seinen Finger zu heben und der Lehrerin zu Paul. Schließlich ringt sie sich aber durch, sammelt all erzählen, was passiert ist? ihren Mut und berichtet, was geschehen ist. Und hilft • Weshalb hat sich kein anderes Kind getraut, dadurch, die Mobbingsituation wieder aufzulösen. von Paul und Tom zu erzählen? ≠ Konfliktebene • Wurdest du auch schon mal ausgelacht? Wie hat sich das angefühlt? Zwischen Kindern in einer Schulklasse Wie bist du damit umgegangen? ≠ Gestaltung • Weshalb lacht man überhaupt andere aus? 2 – 10 kurze Sätze pro Doppelseite, einfache und Zu diesem Buch gibt es ausführliche Begleitmateri eindrucksvolle Bilder, die relativ düster gezeichnet alien. Diese können unter dem Titel „Über Aus- sind, um die bedrückende Situation in der Klasse grenzung und wie sich Kinder dagegen wehren kön- auszudrücken. In den Bildern überwiegen die Farben nen“ über die Seite des Verlags www.atlantis-verlag.ch rot und schwarz. als kostenloser PDF-Download bezogen werden. ≠ Besprechung Dieses Sachbilderbuch thematisiert, wie eine © 2014 Atlantis-Verlag, an imprint of Orell Füssli Verlag AG, Zürich Mobbingsituation in einer Klasse entsteht, wie Mobbing funktioniert und wie man sich dagegen Ausgrenzung und Mobbing 23
Die Wilden Strolche Text und Illustration: David Melling Verlag Friedrch Oetinger GmbH, Hamburg ISBN 978-3-7891-6868-0 Gebundene Ausgabe: 32 Seiten 1. Auflage 2007 Altersempfehlung: ab 3 Jahre ≠ Inhalt ≠ Besprechung Die Wilden Strolche, eine 14-köpfige Wolfsbande, Eigentlich leben alle ganz gut zusammen, aber dann vermiest den anderen Tieren im Wald das Gruppen- haben es die Einen übertrieben. Nun sind sich alle foto. Sie kommen zu spät, sind laut und ungepflegt. einig, dass diese Chaoten ausgegrenzt werden Die anderen Tiere sind so sauer, dass sie beschließen, müssen, zum Erhalt des eigenen Wohlbefindens. die Wilden Strolche zu keinen Aktivitäten mehr Die Gruppe der Wölfe stellt letztendlich liebenswerte einzuladen. Chaoten dar. Es wird klar, immer nur ohne Regeln Zuerst finden diese es gar nicht so schlimm leben und ohne Benimm geht nicht. Dann ist das ohne die Anderen. Aber dann werden die Chaos zu groß und es passiert nichts Produktives. Spiele eintönig und langweilig. Die Wilden Als aber die Wölfe sich so doll anpassen, dass sie Strolche überlegen, was zu tun sei, damit die nicht mehr sie selbst sind, macht es den anderen anderen Tiere sie akzeptieren. Tieren auch keinen Spaß. An einem Abend erscheinen die Wilden Strolche Denn eigentlich ist so ein bisschen Chaos doch der sehr gepflegt und wohlerzogen im Gasthaus. Farbtupfer im Zusammenleben. Nun sind sie es, die das Benehmen der anderen Tiere David Melling ist ein sehr humorvolles Buch unmanierlich finden und sich darüber beschweren. gelungen. Ein wunderbares Buch über Die anderen Tiere fühlen sich unbequem und Individualität, Akzeptanz, Toleranz und wünschen sich die alten Wilden Strolche zurück. gemeinsamen Spaß, gerade weil man so Zum Glück geht just der Vollmond auf, der Wölfe unterschiedlich ist. Jedes Bild ist ein Erlebnis, wieder zu echten Wölfen werden lässt! und alle Darsteller sind trefflich illustriert. ≠ Konfliktebene ≠ Impulsfragen Zwischen Gruppen, eine wird aufgrund ihres Daseins und Verhaltens ausgegrenzt • Wie findest du die Wölfe? Findest du sie vorher (als Chaoten) oder nachher besser? Warum? ≠ Gestaltung • Haben die andere Tiere recht, die Wölfe nicht Mittlerer Textumfang, unkonventionell gesetzt, mehr einzuladen? detailreiche, phantasievolle Bilder 24 Ausgrenzung und Mobbing
Was wollen die denn hier? Text und Illustration: Susanne Smajić Annette Betz Verlag im Verlag Carl Ueberreuter, Wien-München ISBN 978-3-219-11324-2 Gebundene Ausgabe: 32 Seiten 1. Auflage 2007 Altersempfehlung: ab 4 Jahre ≠ Inhalt Fremden und gleich bereit ist, sich auf Neues einzu- Molly und Charlotte sind Nachbarinnen und Freun- lassen, bleibt Molly in ihren Ängsten und Vorurteilen dinnen. Eines Tages hält am Nachbarhaus ein gefangen und sucht nach Gelegenheiten, diese zu Lastwagen, abenteuerlich beladen mit Kisten, Koffern bestätigen. und Möbeln. Willy und Freddy, zwei wild aussehende Die Lösung ergibt sich, als ausgerechnet die „unheim- Gestalten, entpuppen sich als ihre neuen Nachbarn. lichen Fremden“ Molly in einer schwierigen Situation Misstrauisch beäugt vor allem Molly das Geschehen helfen. Beschämt muss sie einsehen, dass sie den im Nachbarhaus und wird ein bisschen eifersüchtig, Beiden unrecht getan hat. Sie mögen äußerlich an- als sie merkt, dass Charlotte die Nachbarn ders sein, aber in ihrer Hilfsbereitschaft und Freund- eigentlich ganz nett findet. lichkeit zeichnen sie sich als gute Nachbarn aus. Aber als sie dann eines Tages im Regen Diese Einsicht kann ihr jetzt ermöglichen, andere vor ihrer Tür steht, da sie den Schlüssel Lebensgewohnheiten kennen zu lernen, Anderssein vergessen hat, kommt ihr Willy mit einem als Bereicherung und nicht als Bedrohung für ihr großen Schirm zu Hilfe und lädt sie zu sicheres, gewohntes Leben zu verstehen. sich nach Hause ein. Dort backt sie für alle zum Die Geschichte lässt Assoziationen zum Kontakt Dank einen Rosinenkuchen zur Besiegelung ihrer mit Menschen anderer Nationalität oder anderen neuen Freundschaft. Aussehens aufkommen. ≠ Konfliktebene ≠ Themen in der Arbeit mit Kindern Zwischen zwei Gruppen, die neu aufeinander treffen Die Geschichte eignet sich zum Nacherzählen, ≠ Gestaltung Spielen mit verteilten Rollen und sich eine Fortsetzung ausdenken. Mittlerer Textumfang, eher konservative Illustration ≠ Impulsfragen ≠ Besprechung In diesem Bilderbuch schildert Susanne Smajic´ das • Welche Gefühle hat Charlotte? Thema Anderssein am Beispiel von vermenschlichten • Welche Gefühle hat Molly? Tierfiguren, die bei der Konfrontation mit zwei unkon- • Was kann Molly von Willy und Freddy lernen? ventionellen Fremden sowohl mit Neugier als auch mit Ablehnung und Misstrauen reagieren. Während Charlotte ganz interessiert an den freundlichen Ausgrenzung und Mobbing 25
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