Konzeption Bundesprogramm "Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung - Deutsches Rotes Kreuz Alzey e.V.
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Konzeption Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung Deutsches Rotes Kreuz Alzey e.V. Albiger Straße 33 55232 Alzey Stand: 12.05.2021 Copyright: DRK Bildarchiv: A. Zelck Mit freundlicher Unterstützung vom Landkreis Alzey-Worms
Vorwort Liebe Leserinnen und Leser Der Besuch von einer Kindertagesbe- Unser persönliches Anliegen ist es, mög- treuung wirkt sich nachweislich positiv lichst viele Familien mit diesen Angebo- auf die Bildungschancen von Kindern ten zu erreichen, um ihnen eine optimale aus. Begleitung und Unterstützung zu gewäh- ren, von der alle Beteiligten profitieren. Doch trotz des Rechtsanspruchs auf ei- nen solchen Betreuungsplatz, nehmen nicht alle Eltern diesen Anspruch wahr. Dabei ist es vor allem für Kinder, die in naher Zukunft die Schule besuchen sol- len, besonders wichtig, ein solches An- Norbert Günther gebot wahrzunehmen. In den Betreu- Kreisgeschäftsführer ungseinrichtungen werden essenzielle DRK-Kreisverband Alzey e.V. Grundlagen, wie soziale Kompetenzen, vermittelt. Dies erleichtert den Kindern den Übergang von der Kita in die Grund- schule. Um möglichst vielen Kindern die Teil- nahme an früher Bildung zu ermögli- chen, haben wir pädagogische Fachkräfte eingestellt, die mit viel Engagement und Einfühlungsvermögen, niedrigschwellige frühpädagogische und beratende Ange- bote entwickeln und durchführen.
Inhaltsverzeichnis Einleitung ...............................................................................................................................4 1 Das Bundesprogramm Kita-Einstieg .......................................................................5 2 Das Kreisjugendamt Alzey-Worms ..........................................................................6 3 Der DRK Kreisverband Alzey e.V. .............................................................................7 4 Unsere Rahmenbedingungen .....................................................................................8 5 Gesetzliche Grundlagen ...............................................................................................9 6 Unsere Grundsätze ...................................................................................................... 13 7 Unsere Projektziele ..................................................................................................... 15 8 Ausgangslage im Landkreis Alzey-Worms ........................................................ 17 8.1 Der Landkreis Alzey-Worms stellt sich vor ........................................... 18 8.2 Sozialräume mit individuellem Entwicklungsbedarf ............................... 22 8.3 Bestehende Angebote für Familien mit Kindern unter 3 Jahren .............. 24 8.4 Zugangshürden von Eltern der Zielgruppe ........................................... 26 9 Wie wir Familien erreichen ...................................................................................... 28 9.1 Aufsuchende Arbeit .......................................................................... 29 9.2 Netzwerk- und Kooperationspartner ................................................... 31 9.3 Öffentlichkeitsarbeit ......................................................................... 35 10 Unsere Brückenangebote ....................................................................................... 36 10.1 ElBa® - Eltern mit Babys im ersten Lebensjahr begleiten .................... 37 10.2 SpieKo® - Spiel- und Kontaktgruppe ab einem Jahr ........................... 39 10.3 Spielerische Sprachförderung........................................................... 41 10.4 Elterncafé ...................................................................................... 42 10.5 Beratung, Unterstützung und Begleitung ........................................... 43 10.6 Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte ........................................ 44 10.7 Qualifizierungen für Eltern der Zielgruppe ......................................... 45 10.8 Brückenangebote während der Corona-Pandemie ............................... 48 11. Was wir bisher erreicht haben ........................................................................... 49 12. Ausblick ……………………………………………………………..…………………………………………………………52 Quellenverzeichnis .......................................................................................................... 53
Einleitung Die Kita ist ein wichtiger Ort für eine er- Unsere Brückenangebote erleichtern den folgreiche Inklusion. Kinder lernen Umgang miteinander, bauen Schwellen- schnell die deutsche Sprache, schließen ängste ab und eine Willkommensstruktur Freundschaften und bringen gleichzeitig auf. ihre Kompetenzen ein. Auch Eltern wer- den in ihrer Rolle als Erziehungsverant- Im Umgang mit den Familien und den wortliche angesprochen, kommen mit pädagogischen Fachkräften sind wir sehr pädagogischen Fachkräften und anderen feinfühlig. Wir beziehen die Bedürfnisse Eltern in Kontakt, erhalten Informationen und Ressourcen beider Seiten mit ein. und Angebote. Für Eltern, Kinder als Wir sind ein neutrales Bindeglied und un- auch für pädagogische Fachkräfte eine terstützen und begleiten Familien und große Herausforderung. Einrichtungen respektvoll. Wir finden für jeden eine individuelle Lösung. Mit dem Bundesprogramm „Kita- Einstieg: Brücken bauen in frühe Bil- Im Jahr 2020 wurde das Projekt durch dung“, fördert das Bundesministerium die Corona Pandemie vor große Heraus- für Familie, Senioren, Frauen und Jugend forderungen gestellt. Die Kontaktbe- (BMFSFJ) von 2017 bis Ende 2022, nied- schränkungen erschwerten die Aufsu- rigschwellige Angebote, um den Zugang chende Arbeit erheblich. Aus diesem zu einer Kindertagesbetreuung zu er- Grund entwickeln wir stets neue Ideen leichtern. für die Umsetzung unserer Angebote in diesen Zeiten. Im Laufe des Projekts werden die Bedar- fe der Familien und der Einrichtungen Ab dem 01.07.2021 tritt das sogenannte erhoben sowie die Gegebenheiten im Sozialraumbudget in Kraft. Im Rahmen Landkreis Alzey-Worms mit einbezogen. dieses Budgets hat das Kreisjugendamt Daraus ergeben sich unterschiedliche eine flächendeckende Kita-Sozialarbeit Projekte, die regelmäßig evaluiert wer- vorgesehen. Wir wünschen uns, dass un- den und nach den Bedarfen ausgerichtet ser Projekt ab dem Jahr 2023 in diese werden. Wie wir Familien erreichen, Kita-Sozialarbeit übergeleitet wird und spielt beim Erfolg eine erhebliche Rolle. somit unsere bisherigen Angebote, Ver- Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist netzungen, Kooperationen und Fachkräf- unsere aufsuchende Arbeit. Durch diese te erhalten bleiben können. erreichen wir Familien der Zielgruppe, um diese über die Möglichkeiten der frü- hen Bildung zu informieren, zu begleiten und zu unterstützen. 4
1 Das Bundesprogramm Kita-Einstieg Das Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Um qualitative Angebote umsetzten zu Brücken bauen in frühe Bildung“1 ist ein können, werden den pädagogischen Projekt vom Bundesministerium für Fa- Fachkräften Qualifizierungsmaßnahmen milie, Senioren, Frauen und Jugend finanziert. Darüber hinaus werden Maß- (BMFSFJ), das Familien den Zugang zur nahmen gefördert, die Fachkräfte mit Kindertagesbetreuung als Form der frü- Fluchterfahrung sowie NeueinsteigerIn- hen Bildung erleichtern soll. nen unterstützen, sich beruflich zu integ- rieren – zum Beispiel über ein Praktikum Im April 2017 startete das Bundespro- in einer Kita. Alle Standorte erhalten von jekt und hatte zunächst eine Laufzeit bis 2021 bis Ende 2022 eine Förderung in Ende 2020. Im Januar 2021 ging das Höhe von bis zu 150.000 Euro jährlich Projekt in die Verlängerung und wird für eine Koordinierungs- und Netzwerk- weiterhin bis Ende 2022 vom Bundesfa- stelle, Fachkräfte für die Umsetzung der milienministerium gefördert. An insge- Angebote sowie zusätzliche Projektmit- samt 126 geförderten Standorten wer- tel. den unterschiedliche Angebote erprobt und umgesetzt. Gefördert werden nied- Das Bundesprojekt richtet sich an Kinder rigschwellige Angebote, die den Zugang und Familien, die bisher nicht oder nur zur Kindertagesbetreuung vorbereiten unzureichend von der institutionellen und unterstützend begleiten. Somit er- Kindertagesbetreuung erreicht wurden. halten Familien erste Einblicke in das Dies können Familien sein, die in öko- System der Kindertagesbetreuung und nomischen Risikolagen, familiärer Bil- werden über die Möglichkeiten der frü- dungsbenachteiligung oder stark belaste- hen Bildung in Deutschland informiert. ten Sozial- und Wohnverhältnissen leben. 1 vgl. Kita-Einstieg, Url (abgerufen am 24.03.2021) 5
3 Der DRK Kreisverband Alzey e.V. Das Deutsche Rote Kreuz ist Teil einer len und Aufgaben kompetent wahrzu- weltweiten Gemeinschaft von Menschen nehmen. in der internationalen Rotkreuz- und Seit dem Jahr 2016 leistet der Kreisver- Rothalbmondbewegung, die Opfern in band durch die Initiierung der Projekte Konflikten und Katastrophen sowie ande- „Kids and Care“, „Kids and Care – Mobil“ ren hilfebedürftigen Menschen unter- und „Vernetzung Ehrenamt“ einen wich- schiedslos Hilfe gewährt - allein nach tigen Beitrag zum Thema Integration im dem Maß ihrer Not. Landkreis Alzey-Worms. Wir, der DRK-Kreisverband Alzey e.V., Mit dem Bundesprogramm „Kita- sind seit dem Jahr 1928 täglich für die Einstieg“ wurde der Bereich der Kinder-, Menschen im Landkreis Alzey-Worms im Jugend- und Familie sinnvoll ergänzt. Einsatz. Unsere Haupt- und ehrenamtli- Bestehende Angebote, wie das „Kids and chen MitarbeiterInnen setzen sich jeden Care – Mobil“, wurden der neuen Alters- Tag für das Leben, das Wohlergehen, gruppe und den Bedarfen der Bevölke- den Schutz und die Würde des Menschen rung im Landkreis angepasst, woraus ein. neue Projekte entstanden sind. Seit 2017 bietet der Kreisverband in enger Koope- Wir sind in vielen Feldern der Kinder-, ration mit der Kreisverwaltung Alzey- Jugend- und Familienhilfe aktiv. Unsere Worms niedrigschwellige Angebote an, Angebote verfolgen das Ziel, junge Men- begleitet und unterstützt Familien auf schen in ihrer Entwicklung zu fördern dem Weg in die Kindertagesbetreuung. und Familien darin zu stärken, ihre Rol- 7
4 Unsere Rahmenbedingungen Das Bundesprojekt „Kita Einstieg“ wird Container sowie ein Veranstaltungsraum im gesamten Landkreis Alzey-Worms zur Verfügung. vom Deutschen Roten Kreuz Alzey e.V., in enger Zusammenarbeit und im Auf- Des Weiteren ein Bus, das eigentliche trag mit dem Kreisjugendamt Alzey- „Kids and Care Mobil“, für die pädagogi- Worms durchgeführt. schen Angebote als auch ein Kleinwagen für die aufsuchende Arbeit. Während des Der Landkreis Alzey-Worms ist eine Ge- Projekts haben wir hochwertige Spielma- bietskörperschaft in Rheinland-Pfalz und terialien sowie auch hochwertige Turn- besteht aus sechs Verbandsgemeinden und Krabbelelemente für unsere Angebo- mit insgesamt 68 Ortsgemeinden sowie te angeschafft. der verbandsfreien Stadt Alzey. Wir arbeiten mit Kitas und Mehrgenerati- Der DRK-Kreisverband Alzey e.V. befin- onenhäusern, als auch mit unserem det sich in Alzey nahe der Innenstadt Netzwerk im Landkreis zusammen und und ist problemlos mit den öffentlichen gehen Kooperationen ein, um die Bedar- Verkehrsmitteln zu erreichen. Unser fe im Landkreis zu decken und um unse- Team besteht derzeit aus einer Koordi- re Ziele zu verfolgen. nierungsstelle und 2 Fachkräften. Eine Sozialpädagogin mit 39 Stunden/Woche und eine Erzieherin mit 30 Stun- den/Woche. Uns stehen 2 Büroräume, 1 8
5 Gesetzliche Grundlagen Rechtsanspruch auf einen Be- b) sich in einer beruflichen Bildungs- treuungsplatz und das Recht auf maßnahme, in der Schulausbildung Bildung und Erziehung oder Hochschulausbildung befinden oder Rechtsgrundlage für das Kinder- und Ju- c) Leistungen zur Eingliederung in Ar- gendhilferecht ist das Sozialgesetzbuch beit im Sinne des Zweiten Buches - Achtes Buch (SGB VIII) - Kinder- erhalten und Jugendhilfe vom 26.06.1990. Lebt das Kind nur mit einem Erziehungs- Das Bundesgesetz regelt die Ziele und berechtigten zusammen, so tritt diese Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe Person an die Stelle der Erziehungsbe- und gibt für die Förderung von Kindern rechtigten. Der Umfang der täglichen in Tageseinrichtungen und in Kinderta- Förderung richtet sich nach dem indivi- gespflege (§§ 22 – 25 SGB VIII) ver- duellen Bedarf. bindliche Rahmenvorgaben für die Rege- lungen im Landesrecht. (2) Ein Kind, das das erste Lebensjahr vollendet hat, hat bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres Anspruch auf früh- kindliche Förderung in einer Tagesein- § 24 SGB VIII Anspruch auf Förderung in richtung oder in Kindertagespflege. Ab- Tageseinrichtungen und in Kindertages- satz 1 Satz 3 gilt entsprechend. pflege (1) Ein Kind, das das erste Lebensjahr (3) Ein Kind, das das dritte Lebensjahr noch nicht vollendet hat, ist in einer Ein- vollendet hat, hat bis zum Schuleintritt richtung oder in Kindertagespflege zu Anspruch auf Förderung in einer Tages- fördern, wenn einrichtung. Die Träger der öffentlichen Jugendhilfe haben darauf hinzuwirken, 1. diese Leistung für seine Entwicklung dass für diese Altersgruppe ein bedarfs- zu einer eigenverantwortlichen und gerechtes Angebot an Ganztagsplätzen gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zur Verfügung steht. Das Kind kann bei geboten ist oder besonderem Bedarf oder ergänzend auch 2. die Erziehungsberechtigten in Kindertagespflege gefördert werden. a) einer Erwerbstätigkeit nachgehen, eine Erwerbstätigkeit aufnehmen oder Arbeit suchend sind, 9
§1, SGB VIII, Recht auf Erziehung Zudem ist das Recht auf Bildung in der (1) Jeder junge Mensch hat ein Recht UN-Kinderrechtskonvention veran- auf Förderung seiner Entwicklung und kert: auf die Erziehung zu einer eigenverant- Artikel 28: Recht auf Bildung; Schule; wortlichen und gemeinschaftsfähigen Berufsausbildung Persönlichkeit. (1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf Bildung an; um die (3) Jugendhilfe soll zur Verwirklichung Verwirklichung dieses Rechts auf der des Rechts nach Absatz 1 insbesondere Grundlage der Chancengleichheit fort- 1. junge Menschen in ihrer individuellen schreitend zu erreichen, werden sie ins- und sozialen Entwicklung fördern besondere und dazu beitragen, Benachteiligun- a) den Besuch der Grundschule für alle gen zu vermeiden oder abzubauen. zur Pflicht und unentgeltlich ma- 4. dazu beitragen, positive Lebensbe- chen; dingungen für junge Menschen und b) die Entwicklung verschiedener For- ihre Familien sowie eine kinder- und men der weiterführenden Schulen familienfreundliche Umwelt zu erhal- allgemeinbildender und berufsbil- ten oder zu schaffen. dender Art fördern, sie allen Kindern verfügbar und zugänglich machen Der Anspruch auf einen Betreuungsplatz und geeignete Maßnahmen wie die ist zudem im Kindertagesstättenge- Einführung der Unentgeltlichkeit und setz Rheinland-Pfalz, vom 15. März die Bereitstellung finanzieller Unter- 1991, verankert und wird wie folgt be- stützung bei Bedürftigkeit treffen; schrieben: c) allen entsprechend ihren Fähigkeiten den Zugang zu den Hochschulen mit Zweiter Abschnitt, Angebote der Tages- allen geeigneten Mitteln ermögli- betreuung § 5 Angebote im Kindergarten chen; (1) Kinder haben vom vollendeten zwei- d) Bildungs- und Berufsberatung allen ten Lebensjahr bis zum Schuleintritt An- Kindern verfügbar und zugänglich spruch auf Erziehung, Bildung und Be- machen; e) Maßnahmen treffen, die treuung im Kindergarten. Das Jugendamt den regelmäßigen Schulbesuch för- hat zu gewährleisten, daß für jedes Kind dern und den Anteil derjenigen, wel- rechtzeitig ein Kindergartenplatz in zu- che die Schule vorzeitig verlassen, mutbarer Entfernung zur Verfügung verringern. steht. Artikel 29: Bildungsziele; Bildungsein- Zweiter Abschnitt, § 7 Tagesbetreuung richtungen von Kleinkindern (1) Die Vertragsstaaten stimmen darin Für eine Betreuung von Kindern, die überein, dass die Bildung des Kindes noch keinen Anspruch auf Aufnahme in darauf gerichtet sein muss, einen Kindergarten haben, soll das Ju- gendamt die bedarfsgerechte Bereitstel- a) die Persönlichkeit, die Begabung und lung von Plätzen in für diese Altersgrup- die geistigen und körperlichen Fä- pe geeigneten Kindertagesstätten oder in higkeiten des Kindes voll zur Entfal- Kindertagespflege gewährleisten. tung zu bringen; 10
Auch die Grundrechte der Europäi- sollen einander im Geiste der Brüderlich- schen Union verankert das Recht auf keit begegnen.» Bildung Artikel 14, Recht auf Bildung Erläuterung zu Artikel 1 Jede Person hat das Recht auf Bildung Alle Menschen sind frei geboren und ha- sowie auf Zugang zur beruflichen Ausbil- ben ein gleiches Recht auf Freiheit. Die dung und Weiterbildung. Freiheit des einen kann allerdings nicht zu Lasten der Freiheit anderer gehen. «Gleich» heißt nicht, dass die individuelle Situation der Menschen oder ihre Fähig- Diskriminierungsverbot keiten identisch wären. Aber die Staaten sind verpflichtet, alles zu unternehmen, Grundrechte der Europäischen Union damit die Menschen gleiche Entwick- Artikel 21, Nichtdiskriminierung lungsmöglichkeiten haben. Wir alle sind 1. Diskriminierungen insbesondere we- verpflichtet, mit anderen Menschen «im gen des Geschlechts, der Rasse, der Geiste der Brüderlichkeit» umzugehen, Hautfarbe, der ethnischen oder sozialen das heißt, jeden Menschen als gleichbe- Herkunft, der genetischen Merkmale, der rechtigte Person zu respektieren. Sprache, der Religion oder der Weltan- schauung, der politischen oder sonstigen Artikel 2 – Verbot der Diskriminierung Anschauung, der Zugehörigkeit zu einer 1. Weiter darf keine Unterscheidung ge- nationalen Minderheit, des Vermögens, macht werden auf Grund der politischen, der Geburt, einer Behinderung, des Al- rechtlichen oder internationalen Stellung ters oder der sexuellen Ausrichtung sind des Landes oder Gebietes, dem eine Per- verboten. son angehört, ohne Rücksicht darauf, ob es unabhängig ist, unter Treuhandschaft UN-Kinderrechtskonvention Artikel 2: steht, keine Selbstregierung besitzt oder Achtung der Kindesrechte; Diskriminie- irgendeiner anderen Beschränkung sei- rungsverbot ner Souveränität unterworfen ist. (1) Die Vertragsstaaten achten die in diesem Übereinkommen festgelegten Erläuterung zu Artikel 2 Rechte und gewährleisten sie jedem ih- Bei der Anwendung der Menschenrechte, rer Hoheitsgewalt unterstehenden Kind die in dieser Erklärung verankert sind, ohne jede Diskriminierung unabhängig darf kein Unterschied zwischen Gruppen von der Rasse, der Hautfarbe, dem Ge- von Menschen gemacht werden. So darf schlecht, der Sprache, der Religion, der zum Beispiel nicht unterschieden werden politischen oder sonstigen Anschauung, nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, se- der nationalen, ethnischen oder sozialen xueller Orientierung, Sprache, Religion, Herkunft, des Vermögens, einer Behin- politischen und anderen Überzeugungen derung, der Geburt oder des sonstigen oder nach dem Land, aus dem eine Per- Status des Kindes, seiner Eltern oder son stammt. Ebenso darf eine Person seines Vormunds. nicht nach ihrer sozialen Herkunft oder der Geburt diskriminiert werden, nur weil sie etwa einer tieferen Kaste angehört Menschenrechte oder nicht adlig ist, auch nicht, weil sie Artikel 1 – Freiheit, Gleichheit, Solidarität weniger als andere besitzt. Die Staaten «Alle Menschen sind frei und gleich an sind verpflichtet, alle Minderheiten gegen Würde und Rechten geboren. Sie sind jegliche Form der Diskriminierung zu mit Vernunft und Gewissen begabt und schützen. 11
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland Artikel 1 (1) Die Würde des Menschen ist unan- tastbar. Sie zu achten und zu schützen ist die Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Artikel 3 (1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. (2) Männer und Frauen sind gleichbe- rechtigt. Der Staat fördert die tatsächli- che Durchsetzung der Gleichberechti- gung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachtei- le hin. (3) Niemand darf wegen seines Ge- schlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauung benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. 12
6 Unsere Grundsätze Grundsatz der Menschlichkeit Ausgangspunkt in unserer pädagogi- „Wir setzen uns für die Menschen ein, die schen Arbeit. Unsere Arbeit basiert auf unsere Hilfe brauchen. Wir achten jedes einem Verständnis von Inklusion, das die Kind als eigenständige Persönlichkeit.“2 Teilhabe aller Menschen umfasst. Dabei beziehen wir die individuellen Bedürfnis- Jedes Kind und deren Familie in ihrer se jedes einzelnen Kindes und seiner El- Einzigartigkeit und Menschenwürde steht tern mit ein. im Zentrum unserer Arbeit. Wir begleiten und unterstützen ihre Entwicklungs- Grundsatz der Neutralität schritte und orientieren uns an deren in- „Wir bilden Vertrauen und lösen Konflikte dividuellen Stärken und Fähigkeiten. Wir gemeinsam“4 achten uns gegenseitig und fördern die Sozialkompetenzen und das Verständnis Wir bilden Vertrauen, initiieren Vermitt- für andere. Eine partnerschaftliche und lungsversuche und erarbeiten Konfliktlö- respektvolle Zusammenarbeit mit Eltern sungen, indem wir eine neutrale Position und pädagogischen Fachkräften ist für einnehmen. Wir achten die Gefühle der uns eine Grundvoraussetzung. Familien und der Kinder und respektieren sie als eigenständige Persönlichkeit. Wir Grundsatz der Unparteilichkeit gehen einfühlsam auf die Familien und „Wir helfen zuerst denen, die unsere Hil- Kinder ein und unterstützen sie darin, ih- fe am dringendsten brauchen. Wir helfen re eigenen Interessen wahrzunehmen, allen Menschen, egal wie sie sind.“3 diese mitzuteilen und eigenständig ent- scheiden zu können. Bei Konflikten su- Wir unterscheiden Menschen nicht nach chen wir gemeinsam nach einer Lösung. Nationalität, Herkunft, ethnischer Zuge- Somit nehmen wir die Perspektiven aller hörigkeit, Religion, Geschlecht, sozialer Beteiligten wahr, berücksichtigen diese Stellung oder individuellen körperlichen, und vermitteln zwischen ihnen. seelischen und geistigen Bedingungen. Wir sehen die individuelle Vielfalt als 2 zit. Deutsches Rotes Kreuz e.V., 2017, S.34 3 4 ebd S. 68 ebd. S. 80 13
Grundsatz der Unabhängigkeit aus einer Hand. Wir haben ein einheitli- „Wir richten unsere Arbeit an den ches Bild vom Kind und seiner Bildung. Grundsätzen aus“5 Wir begreifen Kinder als Akteure und Ak- teurinnen ihrer eigenen Entwicklung, die Wir sind einzig dem Wohl des Kindes und von Geburt an lernen. Wir bieten Kindern deren Eltern verpflichtet, unabhängig verlässliche soziale Beziehungen und ein von Einflüssen und Interessen jedweder anregungsreiches Lernumfeld, damit sie Art. Wir begleiten und unterstützen Fa- ihre Welt eigenständig entdecken kön- milien in ihrer Entwicklung von Eigen- nen. Unser Ausgangspunkt für die Zu- ständigkeit und geben ihnen den dafür sammenarbeit mit Eltern sind die unter- notwendigen Raum und die notwendige schiedlichen Lebenssituationen der Zeit, um Selbstvertrauen zu gewinnen. Eltern. Wir nehmen die Vielfalt der Eltern Wir nehmen die Bedürfnisse und Wün- wahr, achten diese und richten unsere sche der Familien ernst und gehen fein- Zusammenarbeit nach den jeweiligen fühlig und anerkennend auf sie ein. Bedarfen der Eltern aus und ermöglichen ihnen somit eine passgenaue Beteili- Grundsatz der Freiwilligkeit gung. „Wir ermutigen zu helfen, ohne auf den eigenen Vorteil zu schauen.“6 Grundsatz der Universalität „Wir sind teil einer Bewegung, die es auf Wir bieten Eltern und ehrenamtlichen die der ganzen Welt gibt“8 Möglichkeit, sich zu engagieren. Wir er- möglichen Eltern und Kindern sich in der Wir begegnen Menschen aus anderen Gemeinschaft für die Gemeinschaft zu Kulturen und Gesellschaften mit Interes- engagieren und fördern somit die Ent- se, sind ihnen offen gegenüber und hilfs- wicklung von Hilfsbereitschaft und Ko- bereit. Die interkulturelle Öffnung wird in operation. Zudem lassen wir Eltern, Kin- jedem unserer Angebote verfolgt. Wir der und Fachkräfte an den Planungs-, stellen eine umfassende und gleichbe- Gestaltungs- und Entscheidungsprozes- rechtigte Partizipation von Menschen mit sen mitwirken. Wir klären Eltern über die Zuwanderungsgeschichte her. Wir schaf- frühen Bildungsmöglichkeiten auf und fen eine Willkommenskultur und bauen gehen motivierend auf sie ein. Die Ent- dafür Brücken. Die Vielfalt der Kinder scheidung ob, zu welchem Zeitpunkt und und Familien sehen wir als große Berei- in welche Kita Eltern ihre Kinder anmel- cherung, daher arbeiten wir vorurteils- den möchten, obliegt alleine bei den El- bewusst und setzen uns aktiv gegen Dis- tern. Ebenso entscheiden Eltern, inwie- kriminierung ein. weit sie unsere Unterstützung und Angebote annehmen möchten. Grundsatz der Einheit „Wir arbeiten im Deutschen Roten Kreuz zusammen. Bei uns kann jeder mitma- chen, der unsere Grundsätze teilt.“7 Unsere Angebote stehen allen offen, sind miteinander vernetzt und bieten Hilfen 5 zit. Deutsches Rotes Kreuz e.V., 2017, S. 100 6 ebd. S. 122 7 8 ebd. S. 136 ebd. S. 156 14
7 Unsere Projektziele Ziel des Bundesprojekts ist die Entwick- und Partizipation der Familien und stär- lung und Erprobung von Angeboten, die ken die Kompetenz der pädagogischen den Einstieg von Kindern in das deutsche Fachkräfte im Umgang mit Vielfalt. Unse- System frühkindlicher Bildung, Betreu- re Ziele werden im Programmverlauf re- ung und Erziehung vorbereiten und er- gelmäßig auf ihre Aktualität für die Situ- möglichen. Familien mit besonderen Zu- ation von Familien im Landkreis Alzey gangsschwierigkeiten zum System der Worms überprüft und bei Bedarf ange- frühen Bildung, Betreuung und Erzie- passt. Nachfolgend haben wir unsere hung, z. B. Familien mit Fluchthinter- Ziele in die 3 elementaren Kernbereiche grund führen wir an dieses heran. Wir des Bundesprojekts gegliedert. fördern die gesellschaftliche Integration 15
Aufklärungs- und Informationsangebote Kurzfristig Mittelfristig Langfristig Vorstellung des Projekts in ver- Vermittlung von kulturellen und re- Abbau von Vorurteilen schiedenen Gremien, sozialen Ein- ligiösen Hintergründen richtungen und deren Träger, Ressourcen werden genutzt Kitas, Mehrgenerationenhäuser, Ressourcen stärken Verbandsgemeinden Zusammenarbeit mit Netzwerk- Netzwerk ausbauen partnern Ressourcen herausarbeiten Vertrauen aufbauen Aufnahme in eine Kita Netzwerkpartner finden Vermittlung und Begleitung in eine Willkommenskultur wird gelebt Aufklärung über das deutsche Bil- Kita dungssystem Transparenz schaffen Unterstützung bei Anträgen und Kennenlernen der Kulturen Formularen Konzeptionelle Verankerung in Kitas Aufklärung „Was ist eine Kita“ Einsatz von Dolmetschern Verstetigung Informieren über weitere Anlauf- und Kontaktstellen, ggf. Kontakt Abbau von Schwellenängsten herstellen, vermitteln und beglei- ten Aufbau einer Willkommenskultur Niedrigschwellige frühpädagogische Angebote Kurzfristig Mittelfristig Langfristig Durchführung einer Bedarfsanalyse Kooperationsverträge schließen Zusammenarbeit mit Kooperati- onspartnern Kooperationspartner suchen Familie zur Teilnahme motivieren Durchführung der Angebote in Bekanntmachung der Angebote Evaluation Kitas oder Mehrgenerationenhäu- sern Interesse wecken Entwicklung bestehender oder wei- terer Angebote Aufnahme in einer Kita Abbau von Schwellenängsten Bedarfe abdecken Verstetigung Qualifizierungsmaßnahmen Kurzfristig Mittelfristig Langfristig Durchführung einer Bedarfsanalyse Fortbildungen für pädagogische Integration der Zielgruppe auf dem Fachkräfte anbieten Arbeitsmarkt Fortbildungen planen Qualifizierungen für Eltern der Willkommenskultur wird gelebt Interesse wecken Zielgruppe anbieten Abbau von Schwellenängsten Evaluation 16
8 Ausgangslage im Landkreis Alzey-Worms 17
8.1 Der Landkreis Der Landkreis hat eine Gesamtbevölke- rung von 129.687 Menschen. Davon Alzey-Worms stellt sind10: sich vor 9,7 % AusländerInneninnen. 20.909 Frauen im gebärfähigen Alter (15-45 Jahre). 5,9 % Kinder unter 6 Jahren. 1.150 Lebendgeborene. 3.799 Kinder im Alter von unter 3 Jahren. 3.827 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jah- ren. 5852 Kinder in Betreuung. Davon werden 2,6 % der Kinder aus- schließlich durch eine Tagespflege und 97,1 % der Kinder in einer Tagesein- richtung betreut. anteilig 28,1 % Kinder in Kinderta- gesbetreuung mit Migrationshinter- grund. Darunter sind 19,2 % Kinder, in deren Familie nicht vorrangig deutsch gesprochen wird. rund 171 Kinder im Alter von unter 2 Jahren, 998 Kinder im Alter von 2 Jahren und 3.716 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren, in Betreuung einer Kindertageseinrichtung. Der Landkreis Alzey-Worms ist eine Ge- bietskörperschaft in Rheinland-Pfalz und Somit ergibt sich, dass rund 2630 Kin- besteht aus sechs Verbandsgemeinden der im Alter von unter 3 Jahren im Land- mit insgesamt 68 Ortsgemeinden sowie kreis Alzey-Worms keine Betreuung der verbandsfreien Stadt Alzey. wahrnehmen. Zieht man hier Lebendge- borene Kinder ab, sind es rund 1.480 „Alzey-Worms zählt zu den wirtschaftlich Kinder. stärksten Kreisen in Rheinland-Pfalz. Insgesamt gibt es 84 Kindertageseinrich- Dies zeigt das hohe Bruttoinlandsprodukt tungen im gesamten Landkreis, darunter je Erwerbstätigen, die niedrige Arbeitslo- sind 45 in kommunaler Trägerschaft. Die senquote und der deutliche Anstieg der Plätze reichen nicht aus, um den Bedarf Beschäftigung. Die Attraktivität des Krei- zu decken. Daher werden derzeit einige ses wird auch in der Entwicklung der Einrichtungen ausgebaut und neue Kitas Einwohnerzahl sichtbar: Die Bevölkerung errichtet.11 ist seit den 70er-Jahren über 30 Prozent gewachsen. Heute leben hier so viele junge Menschen wie in keinem anderen 10 Alle Zahlen im Kapitel 8.1 sind am 31.12.2019 rheinland-pfälzischen Kreis.“9 sowie zum Stichtag zum 01.03.2020 vom Statisti- schen Landesamt Rheinland-Pfalz erhoben worden und wurden auf deren Internetseite am 06.04.2021 aufgerufen. Ebenfalls alle Abbildungen in diesem Kapitel. 11 Nähere und ausführliche Informationen sind dem Teilplan, Kindertagesstätten von 2019, der Kreis- 9 Zit. Emmerichs und Vogel, (2016) S. 405 verwaltung Alzey-Worms zu entnehmen. 18
anteilig 20,7 % der Kinder in Kinder- tageseinrichtungen mit Migrationshin- tergrund. rund 23 Kinder im Alter von unter 2 Die Kreisfreie Stadt Alzey hat eine Ge- Jahren, 205 Kinder im Alter von 2 samtbevölkerung von 18.627 Menschen. Jahren und 705 Kinder im Alter von 3 Davon sind: bis 6 Jahren, in Betreuung einer Kin- dertageseinrichtung. 9,7 % AusländerInnen. 6,0 % Kinder unter 6 Jahren. Es gibt insgesamt 17 Kindertageseinrich- insgesamt 783 Kinder in Betreuung tungen, davon sind 11 in kommunaler einer Kindertageseinrichtung. Trägerschaft. anteilig 52 % der Kinder in Kinderta- gesbetreuungen mit Migrationshinter- grund. rund 50 Kinder im Alter von unter 2 Jahren, 112 Kinder im Alter von 2 Jahren und 505 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren, in Betreuung einer Kin- dertageseinrichtung. In Alzey gibt es insgesamt 9 Kinderta- geseinrichtungen, davon sind 4 in kom- munaler Trägerschaft. Die Verbandsgemeine Eich hat eine Ge- samtbevölkerung von 13.203 Menschen. Davon sind: 7,3 % AusländerInnen. 6,2 % Kinder unter 6 Jahren insgesamt 646 Kinder in Betreuung einer Kindertageseinrichtung. anteilig 11,9 % der Kinder in Kinder- tageseinrichtungen mit Migrationshin- tergrund. rund 10 Kinder im Alter von unter 2 Jahren, 93 Kinder im Alter von 2 Jah- ren und 396 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren, in Betreuung einer Kinder- tageseinrichtung. Die Verbandsgemeine Alzey-Land hat ei- ne Gesamtbevölkerung von 24.876 Men- Es gibt insgesamt 8 Kindertageseinrich- schen. Davon sind: tungen, davon sind 3 in kommunaler Trägerschaft. 6,7 % AusländerInnen. 5,4 % Kinder unter 6 Jahren. insgesamt 1.043 Kinder in Betreuung in einer Kindertageseinrichtung. 19
Die Verbandsgemeine Wonnegau hat ei- ne Gesamtbevölkerung von 21.329 Men- schen. Davon sind: Die Verbandsgemeine Monsheim hat eine Gesamtbevölkerung von 10.493 Men- 9,1 % AusländerInnen. schen. Davon sind: 6,3 % Kinder unter 6 Jahren. insgesamt 907 Kinder in Betreuung 6,7 % AusländerInnen. einer Kindertageseinrichtung. 5,8 % Kinder unter 6 Jahren. anteilig 37,6 % der Kinder in Kinder- Insgesamt 422 Kinder in Betreuung tageseinrichtungen mit Migrationshin- einer Kindertageseinrichtung. tergrund. anteilig 12,6 % der Kinder in Kinder- rund 20 Kinder im Alter von unter 2 tageseinrichtungen mit Migrationshin- Jahren, 151 Kinder im Alter von 2 tergrund. Jahren und 636 Kinder im Alter von 3 rund 11 Kinder im Alter von unter 2 bis 6 Jahren, in Betreuung einer Kin- Jahren, 87 Kinder im Alter von 2 Jah- dertageseinrichtung. ren und 288 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren, in Betreuung einer Kinder- Es gibt insgesamt 13 Kindertageseinrich- tageseinrichtung. tungen, davon sind 5 in kommunaler Trägerschaft. Es gibt insgesamt 8 Kindertageseinrich- tungen, davon ist eine in kommunaler Trägerschaft. 20
Die Verbandsgemeine Wörrstadt hat eine Gesamtbevölkerung von 29.255 Men- schen. Davon sind: 10,8 % AusländerInnen. 5,9 % Kinder unter 6 Jahren. Die Verbandsgemeine Wöllstein hat eine insgesamt nehmen 1.405 Kinder in Gesamtbevölkerung von 11.904 Men- Betreuung einer Kindertageseinrich- schen. Davon sind: tung. anteilig 28,3 % der Kinder in Kinder- 10,8 % AusländerInnen. tageseinrichtungen mit Migrationshin- 5,9 % Kinder unter 6 Jahren. tergrund. insgesamt 494 Kinder in Betreuung rund 35 Kinder im Alter von unter 2 einer Kindertageseinrichtung. Jahren, 246 Kinder im Alter von 2 anteilig 21,7 % der Kinder in Kinder- Jahren und 880 Kinder im Alter von 3 tageseinrichtungen mit Migrationshin- bis 6 Jahren, in Betreuung einer Kin- tergrund. dertageseinrichtung. rund 22 Kinder im Alter von unter 2 Jahren, 109 Kinder im Alter von 2 Es gibt insgesamt 23 Kindertageseinrich- Jahren und 307 Kinder im Alter von 3 tungen, davon sind 17 in kommunaler bis 6 Jahren, in Betreuung einer Kin- Trägerschaft. dertageseinrichtung. Es gibt insgesamt 6 Kindertageseinrich- tungen, davon sind 4 in kommunaler Trägerschaft. 21
8.2 Sozialräume mit Von einem Sozialraum wird ausgegan- gen, wenn folgende Kriterien vorliegen: individuellem 1. Anteil von Menschen mit Migrati- Entwicklungs- onshintergrund bedarf Von einem individuellen Entwicklungs- und Unterstützungsbedarf wird ausge- gangen, wenn mehr als 5% der Men- schen in der betreffenden Gebietskörper- schaft Ausländerinnen und Ausländer sind. 2. Anteil von Kindern mit diagnosti- Die Kreisverwaltung Alzey Worms be- zierter Behinderung schreibt in ihrem Konzept: „Zur Gestal- Von einem individuellen Entwicklungs- tung des Übergangs „Kita!Plus: Kita im und Unterstützungsbedarf wird ausge- Sozialraum“ zum „Sozialraumbudget“, gangen, wenn der Anteil an betreuten die Sozialräume im Landkreis. Durch die Kindern mit diagnostizierter Behinderung strukturellen und geografischen Gege- an den laut Betriebserlaubnis genehmig- benheiten im Landkreis kann dieser nur ten Plätzen mehr als 1% beträgt. unzureichend in künstlich konstruierte Sozialräume unterteilt werden. Daher 3. Anteile von SGB II-Empfängern im hat die Kreisverwaltung die nachfolgend Alter von 0 bis 6 Jahren, Fälle von benannten Indikatoren auf der Ebene der Kindeswohlgefährdung nach § 8a Ortsgemeinden analysiert und Sozial- SGB VIII 0- bis 18-Jährige und räumen dementsprechend ausgewiesen. Fälle von Hilfen zur Erziehung Im Falle einer Zuweisung mehrerer Orts- (HzE) nach §§ 27-35 SGB VIII 0- gemeinden zu einer Kindertagesstätte, bis 21-Jährige wurden diese rechnerisch zusammenge- Von einem individuellen Entwicklungs- fasst. und Unterstützungsbedarf wird ausge- gangen, wenn der Eckwert HzE (pro Zur Lokalisation von Kitas in Wohngebie- 1000 U21-Jährige) die Anzahl von 20 ten mit besonderem Entwicklungsbedarf übersteigt oder der Eckwert § 8a-Fälle wurden folgende Parameter herangezo- (pro 1000 U 18-Jährige) die Anzahl 5 gen: übersteigt oder der Eckwert SGB II- Empfänger (pro 1000 unter 6-Jährige) 1. Anteil von Menschen mit Migrations- die Anzahl 35 übersteigt. hintergrund. 2. Anteil von betreuten Kindern mit di- agnostizierter Behinderung. 3. Anteile von SGB II –Empfängern im Alter von 0-6 Jahren, Fälle von Kin- deswohlgefährdung nach §8a, SGB VIII 0-18-Jährige und Fälle von Hilfen zur Erziehung nach §§27-35, SGB VIII 0-21-Jährige. 22
Einrichtungen im Sozialraum Anteil von Anteil von Anteile von Fälle von Kin- Fälle von Hil- Menschen mit Kindern mit SGB II- deswohl- fen zur Erzie- Migrations- diagnostizier- Empfängern gefährdung hung nach §§ hintergrund ter Behinde- im Alter von 0 nach 27-35 SGB rung bis 6 Jahren § 8a SGB VIII VIII 0- bis 0- bis 18- 21-Jährige Jährige Albig Alzey, Pestaloz- Albig Albig Albig zistraße Alsheim Alzey, Pfalzgra- Alsheim Armsheim Alsheim fenstraße Armsheim Alzey, Am Wall Armsheim Bechtolsheim Armsheim Bechtheim Alzey, Gustav- Bechtheim Biebelnheim Bechtheim Stresemann- Straße Bechtolsheim Alzey, RFK Be- Bechtolsheim Bornheim Bechtolsheim triebskita Biebelnheim ev. Bechtolsheim Bornheim Dittelsheim- Biebelnheim Heßloch Bornheim kath. Erbes- Dittelsheim- Eich Bornheim Büdesheim Heßloch Dittelsheim- Flomborn Eich Eppelsheim Dittelsheim Heßloch Eich Gau-Heppenheim Eppelsheim Erbes-Büdesheim Eich Erbes-Büdesheim ev. Offenheim Flomborn Flomborn Eppelsheim Flomborn Wahlheim Flonheim Flonheim Erbes-Büdesheim Flonheim ev. Alsheim Flörsheim- Flörsheim- Flomborn Dalsheim Dalsheim Flörsheim- kath. Eich Framersheim Framersheim Flonheim Dalsheim Framersheim ev. Gimbsheim Gau-Bickelheim Gabsheim Flörsheim- Dalsheim Gau-Bickelheim Mettenheim Gau-Heppenheim Gau-Bickelheim Framersheim Gau-Heppenheim ev. Flörsheim- Gau-Odernheim Gau-Heppenheim Gau-Bickelheim Dalsheim Gau-Odernheim ev. Hohen- Gimbsheim Gimbsheim Gau-Heppenheim Sülzen Gau-Weinheim Bechtheim Gundersheim Gundersheim Gau-Odernheim Gimbsheim kath. Dittels- Hamm am Rhein Mauchenheim Gimbsheim heim-Heßloch Gundersheim kath. Osthofen, Mauchenheim Monsheim Gundersheim Wonnegaustraße Mettenheim Wendelsheim Mettenheim Nieder-Wiesen Hamm am Rhein Mölsheim Wöllstein, Spiel- Monsheim Osthofen Mettenheim wiese Monsheim ev. Wonsheim Osthofen Partenheim Monzernheim Monzernheim Armsheim, Saulheim Siefersheim Ober-Flörsheim Schlosswichtel Nieder-Wiesen Gau-Weinheim Spiesheim Spiesheim Osthofen Offstein ev. Partenheim Udenheim Sulzheim Partenheim Osthofen Saulheim, Wachenheim Udenheim Siefersheim Neupforte Quelle: Kreisverwaltung, Konzept zur Gestaltung des Übergangs „Kita!Plus: Kita im Sozialraum“ zum „Sozial- raumbudget" im Zeitraum zum 30.06.2021, S. 5f 23
VG Alzey-Land 8.3 Bestehende Ange- bote für Familien Albig Pekipgruppe mit Kindern unter Bechtolsheim 3 Jahren Kurse rund ums Kind, Babymassage, Trageberatung, Einzelberatung, Baby- und Kleinstkinderschwimmen, Ergothe- rapeutin Framersheim Krabbel- und Spielgruppe Montags ab 10:00 Die nachfolgende Liste der Angebote für Familien mit Kindern unter 3 Jahren zeigt, dass die Angebote die Bedarfe un- VG Eich serer Zielgruppe nicht abdecken. Viele Alsheim Angebote sind für die Familien unserer Krabbelgruppe Zielgruppe nur schwer zu erreichen Montags um 9:30 Uhr und/oder kostenpflichtig. Zudem werden viele Angebote von einer nicht ausgebil- Eich deten Fachkraft geleitet. Krabbelgruppe Stadt Alzey Donnerstags von 9:30 – 10:30 Praxis Gabi Heinze Gimbsheim Babymassage nach Leboyer und Eva Eltern-Kind-Turnen Reich, Fabelkurse, Familienbegleitung Montags von 15:30 – 16:30 Uhr Krabbelgruppe der Evangelischen Kir- VG Monsheim chengemeinde Monsheim Familienberatungscafé im MGH Beratungscafé im MGH Montags von 10-17 Uhr Donnerstags von 10-13 Uhr Krabbelgruppe im MGH Mütter Väter Treff im MGH Montags ab 16 Uhr Jeden ersten Mittwoch im Monat von 9:30 – 11 Uhr Café Dialog im MGH Mittwochs von 10-12 Uhr Krabbeltreff im MGH Jeden Mittwoch von 9:30 – 11 Uhr außer Stillgruppe im MGH am 1. Mittwoch im Monat Mittwochs von 15 – 16:30 Uhr Offene Hebammensprechstunde im MGH Jeden ersten Mittwoch im Monat von 14 – 15:00 Uhr 24
VG Wonnegau Osthofen Kinderturnen Jeden Donnerstag von 16-17 Uhr Kleinstkindgruppe Montags von 9:30 – 10:30 Uhr VG Wöllstein Gau-Bickelheim Eltern-Kind-Turnen Freitags von 16-17 Uhr Siefersheim Eltern-Kind-Turnen Donnerstags von 16-17 Uhr Wöllstein Eltern-Kind-Turnen Montags von 17-18 Uhr VG Wörrstadt Schornsheim Fabelkurse (Eltern-Kind-Kurse), Ba- bymassage, Offener Elterntreff Kinderkrankenschwester, Pflegepädago- gin, Familienbegleiterin Udenheim Krabbel-Babbel Jeden 2. U. 4. Mittwoch im Monat Wörrstadt Mutter/Vater und Kind Turnen Freitags von 16-17 Uhr Pekipgruppe 25
8.4 Zugangshürden12 Hier muss zunächst Vertrauen aufgebaut werden, da diese Familien fluchtbedingt von Eltern der auch mehr Ängste um ihre Kinder haben. Auch die Kinder sind oft traumatisiert Zielgruppe und leiden an einer Depression. Hierbei bedarf es einer liebevollen und feinfühli- gen Eingewöhnung in die Kita als auch eine feste Struktur und Sicherheit. Sprache und Kultur Mit der Ankunft der Familien in Deutsch- land kommt eine weitere ausschlagge- Aufenthaltsstatus bende Barriere hinzu, die es zu überwin- Familien mit Fluchthintergrund und/oder den gilt: die Sprache. Hier spielen Migrationshintergrund haben oft einen mangelnde Sprachkenntnisse und Anal- unsicheren Aufenthaltsstatus. Es ist phabetismus eine Rolle, aber auch Origi- dementsprechend nicht sicher, ob und nalunterlagen aus der Heimat, welche wie lange sie überhaupt in Deutschland nicht übersetzt sind stellen eine Hürde bleiben dürfen. Dieser Zustand kann zur Integration dar. Auch in kultureller Ängste auslösen, welcher Auswirkungen Hinsicht gibt es viele Besonderheiten, die auf das gesamte Leben der Familie ha- sich auf die Interaktion und Kommunika- ben kann. Der Aufenthaltsstatus wiede- tion auswirken. Es ist nicht nur die frem- rum ist eine Hürde, für eine Teilnahme de deutsche Kultur zu erwähnen, son- an Sprach- bzw. Integrationskursen oder dern auch die eigene Kultur oder eigenen an Ausbildungslehrgängen. Hieran dürfen Traditionen. So ist es häufig schwierig, nur Personen mit einer Duldung oder ei- wenn es darum geht, die eigene tradier- nem Aufenthaltstitel teilnehmen. Hier- te kulturelle Haltung mit den normativen durch geraten die Familien in eine man- Erwartungen an Familien in Deutschland gelnde Selbstwirksamkeit und können in Einklang zu bringen. Dies kann zu in- das eigene Leben nicht kontrollieren und nerfamiliären Spannungen und einer er- gestalten, was dem Grundbedürfnis an schwerten Integration führen. Des Wei- Selbstversorgung widerspricht. Das War- teren sind die unterschiedlichen ten auf Verlängerung des Status bringt Glaubensansätze und die familiären Tra- diese Menschen somit in eine passiv iso- ditionen anzusprechen, die eine Betreu- lierte Rolle, die Frust und Scham mit sich ung der Kinder im häuslichen Umfeld und bringt und führt in einzelnen Fällen bis nicht in einer Kindertageseinrichtung zu Depressionen und anderen körperli- vorsehen. chen/ seelischen Begleiterscheinungen. Traumatisierung Mobilität Die räumliche Mobilität spielt im Land- Mit der Flucht bis zur Ankunft in kreis Alzey-Worms eine entscheidende Deutschland kann eine Traumatisierung Rolle bei der sozialen Integration, da der durch Erlebnisse oder Ereignisse einher- Kreis ländlich geprägt und nicht alle Ge- gehen, die extreme Ausmaße von Angst, meinden mit einem gut ausgebauten öf- Aggressionen, Wut, Trauer oder auch fentlichen Verkehrsnetz versehen ist. Ei- des Rückzuges zur Folge haben können. ne mangelnde Mobilität tritt nicht nur in Familien mit Flucht- und/oder Migrati- onshintergrund auf, sondern auch in so- zial benachteiligten. Sie erschwert zu- 12 Vgl. Dr. Lokhande, 2013, S. 6-17 sätzlich den Zugang zum Berufsleben, da 26
hierfür oft eine regelmäßige, öffentliche Grad der Benachteiligung, denn mit zu- Verkehrsanbindung in die größeren Städ- nehmender Dauer erschöpfen auch die te Voraussetzung ist. Auch die dringend vorhandenen Ressourcen. notwendigen Sprach- und Integrations- kurse finden in den Städten statt, wo die Aufklärung betroffenen Familien gar nicht oder nicht Durch mangelnde Bildungsressourcen zu den entsprechenden Uhrzeiten hin- fehlt beispielsweise die Kenntnis über die kommen. Möglichkeiten und Chancen des deut- schen Bildungssystems. Viele Familien Soziale Benachteiligung im Landkreis Alzey-Worms sind nicht Der Begriff soziale Benachteiligung be- ausreichend über den Rechtsanspruch schreibt zunächst die Tatsache, dass es auf einen Kinderbetreuungsplatz infor- Menschen gibt, die aufgrund von Merk- miert und auch das Anmeldeverfahren ist malen, die sehr verschieden sind und weitestgehend unbekannt. einzeln oder kombiniert auftreten kön- nen, sich von anderen abgrenzen und somit als benachteiligt angesehen wer- den. Diese Benachteiligung kann auf ver- schiedenen Wirkungsebenen vorliegen und dementsprechend unterschiedliche Auswirkungen haben sowie auch ver- schiedene Handlungsansätze benötigen, um diesen entgegenzuwirken. Die strukturelle Ebene bezieht sich dem- nach auf die materiellen Dinge wie zum Beispiel das Einkommen, beruflicher Sta- tus oder die Wohnverhältnisse. Für Fa- milien mit geringerer finanzieller Aus- stattung ist es demnach schwieriger, da eventuell anfallende Kosten für Essen in der Kindertagesstätte nicht bezahlt wer- den können. Auf der familiären Ebene können die Le- benssituation, der Beziehungsstatus oder auch andauernde Konflikte eine soziale Benachteiligung bedingen. Die individuelle Ebene beschreibt die persönliche Situation und die Belastun- gen wie beispielsweise psychische und physische Erkrankungen, Isolation, Ängste oder Scham. Die soziale Benachteiligung ist umso größer, je mehr Risikofaktoren bei einer Familie vorliegen und je weniger Res- sourcen zur Verfügung stehen. Auch die Dauer der Belastungen bestimmt den 27
9 Wie wir Familien erreichen Handlungsmodell zum erreichen von Familien Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, (2019), S. 4 28
9.1 Aufsuchende wünschten Sprache, eine Brotdose mit den entsprechenden Logos, ein Kinder- Arbeit buch mit den ersten Worten von der Stif- tung Lesen und ein eigens erstellter Handzettel, der in einfacher Sprache be- schreibt was ein Kindergarten ist. Wei- terhin sind verschiedene Informations- hefte in der BegIn-Tasche enthalten, die bspw. über Impfungen und Vorsorgeun- Unsere Aufsuchende Arbeit ist sowohl tersuchungen aufklären. Die Broschüre zielgruppen- als auch gemeinwesenori- „Wegweiser für werdende Mütter- entiert und enthält Anteile von Bera- Herzlich willkommen im Leben“, veröf- tungs- und Freizeitarbeit. Unser Ziel ist fentlicht vom Landkreis Alzey-Worms, es, allen Familien die Möglichkeit zu ge- wurde in unserem Auftrag in leichte ben, an frühkindlichen Angeboten zu Sprache übersetzt und beinhaltet wert- partizipieren, Hemmschwellen abzubau- volle Themen für werdende Mütter als en und Brücken oder Wege in ein ver- auch wichtige Adressen wie beispielswei- trauensvolles Umfeld aufzuzeigen. se von Kinderärzten, Krankenhäuser, Hebammen und Beratungsstellen im Um die oben genannten Ziele zu errei- Landkreis. chen, legen wir unseren Fokus im Be- sonderen auf Hausbesuche in Familien. Dies ermöglicht uns vor allem Familien, die auf dem Land wohnen, unkompliziert zu erreichen und somit eine schnellere Unterstützung zu gewährleisten. Damit dies gelingt sind wir auf unser Netzwerk angewiesen, das meist den Erstkontakt zwischen der Familie und uns herstellt. Ein ganz wichtiger Netzwerkpartner hier- bei ist die Kreisverwaltung Alzey-Worms. Von dieser erhalten wir, unter Berück- sichtigung der Datenschutzrichtlinien, In- formationen über Neuzuzüge oder Unter- stützungsbedürftige unserer Zielgruppe. Hausbesuche führen wir durch, um neue Familien willkommen zu heißen, sie über frühkindliche Bildung aufzuklären, zu be- raten und sie bei formellen Angelegen- heiten wie beispielsweise das Ausfüllen eines Kita Vertrags zu unterstützen. Sind Copyright: DRK Kreisverband Alzey die Familien mit einem Hausbesuch ein- verstanden, besuchen wir diese und hei- Je nach Bedarf erfolgen im Anschluss ßen sie beim Erstbesuch mit unserer Be- weitere Hausbesuche. In einzelnen Fällen gleit- und Informationstasche, kurz kann es vorkommen, dass Kinder nach BegIn-Tasche, herzlich willkommen. Die- der Eingewöhnung die Kita unregelmäßig se beinhaltet unter anderem unseren oder gar nicht mehr besuchen. In diesen Flyer zum Programm, wenn möglich in der von der Familie ge- 29
Fällen bitten uns die Kita-Leitungen um Unterstützung und wir versuchen erneut Kontakt zur Familie aufzunehmen. Bei nicht erreichen suchen wir auch hier die Familie zu Hause auf, um gemeinsam ins Gespräch zu kommen. Hierbei gehen wir besonders behutsam auf die Eltern ein, um diese nicht zu drängen und versu- chen das Vertrauensverhältnis neu auf- zubauen. Im weiteren Verlauf vermitteln wir zwischen der Kita und der Familie und achten hierbei immer auf die Be- dürfnisse der Familie und des Kindes. Ein weiterer Fokus liegt bei der aufsu- chenden Arbeit im Sozialraum. Hierbei suchen wir Familien der Zielgruppe an Orten wie Spielplätzen, Parks, Vereinen, Innenstadt in Alzey, Einkaufsläden, Sportplätzen, Wohnunterkünfte, Cafés und sonstige bekannte Anlaufstellen auf. Mit unserem „Kids and Care – Mobil“ zei- gen wir uns mit unterschiedlichen Spieleinheiten an den jeweiligen Orten und klären über unser Programm auf. Dadurch wollen wir die erste Hürde, um an unseren Angeboten teilzunehmen, abbauen und mit unseren Spieleinheiten erste Einblicke in die frühkindliche Bil- dung aufzeigen. Durch die Präsenz im Sozialraum entstehen ein Wiedererken- nungswert und eine Mundpropaganda, auf die wir besonders auf dem Land an- gewiesen sind. Darüber hinaus nehmen wir an verschie- denen Angeboten und Veranstaltungen in Einrichtungen teil, wie beispielsweise der Mütter-Väter-Treff im Mehrgenerati- onenhaus in Monsheim. Eltern, die auf der Warteliste einer Kita stehen, spre- chen wir gezielt an und laden sie zu un- seren Angeboten ein. Bei der aufsuchen- den Arbeit ziehen wir, wann immer es notwendig und möglich ist, einen Dol- metscher hinzu. 30
9.2 Netzwerk- und vicestelle. Alle finanziellen Mittel werden hier beantragt und abgerechnet. Wichti- Kooperations- ge Telefonkonferenzen mit allen Beteilig- ten werden von hier organisiert und partner durchgeführt. Migrationsbeauftragte der Ver- bandsgemeinden Die Migrationsbeauftragten sind ernann- te Personen, die meist an die jeweilige Verbandsgemeinde angegliedert sind o- Um Chancengleichheit zu stärken, neh- der einer beauftragten Organisation an- men wir in unserer Arbeit die ganze Fa- gehören. Sie kümmern sich um alle Be- milie in den Blick. Daher besteht unser lange, die in Verbindung mit Personen Netzwerk aus vielen verschiedenen mit Migrations- und/oder Fluchthinter- Netzwerk- und Kooperationspartnern, die grund in der Verbandsgemeinde auf- für die Arbeit mit den Familien relevant kommen. Mit ihnen werden Abgleiche sind. Dadurch gelingt es uns Familien auf gemacht beziehungsweise Absprachen ganzheitlicher Ebene eine qualitative Un- getroffen in Bezug auf die aufsuchende terstützung zu bieten. Unsere Kooperati- Arbeit in den einzelnen Familien. onen werden anhand eines Kooperati- onsvertrags verschriftlicht, worin Ehrenamtliche Helfer gemeinsame Ziele und Vereinbarungen In vielen Verbandsgemeinden gibt es eh- festgehalten werden. In enger Zusam- renamtliche HelferInnen, die sich um menarbeit richten wir unsere Brückenan- Familien mit Migrations- und/oder gebote bedarfsorientiert und ressourcen- Fluchthintergrund kümmern und diese in orientiert aus. vielen Lebenslagen unterstützen. Waren es am Anfang des Projektes noch zahl- Kreisjugendamt Alzey-Worms reiche HelferInnen, sind diese bis Ende Das Kreisjugendamt Alzey-Worms hat 2019 stark gesunken. Es gibt nur noch den DRK-Kreisverband Alzey e.V. dazu vereinzelte Ehrenamtliche, die diese Auf- beauftragt, dass Bundesprogramm „Kita- gabe übernehmen. Falls es in einer Fa- Einstieg: Brücken bauen in frühe Bil- milie, die im Rahmen des Projektes dung“ umzusetzen. Daher arbeiten beide durch eine Fachkraft aufgesucht wird, ei- Instanzen eng zusammen und entwickeln ne/n ehrenamtliche/n HelferIn gibt, wird Brückenangebote in enger Absprache, mit dieser/diesem in enger Kooperation die den Bedarf im Landkreis decken. das Vorgehen in der betreffenden Familie besprochen und zusammengearbeitet. Servicestelle Kita-Einstieg Die Servicestelle gibt wichtige Informati- Leitung einer Kindertagesstätte onen und Auflagen an den Zuwendungs- Den Leitungen der einzelnen Kinderta- empfänger, den DRK-Kreisverband Alzey gesstätten im Landkreis Alzey-Worms e.V., weiter. Es erfolgen kontinuierlich kommt eine wichtige Funktion in der Zu- Dokumentationen in Form von Angebots- sammenarbeit bezüglich der aufgesuch- steckbriefen und Evaluationen der Vor- ten Familien und den niedrigschwelligen gehensweise im Bundesprogramm durch pädagogischen Angeboten zu. Es werden den Zuwendungsempfänger an die Ser- Absprachen getroffen, die die Verfügbar- keit von Plätzen sowie die Aufnahmevor 31
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