Konzeption Bundesprogramm "Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung - Deutsches Rotes Kreuz Alzey e.V.

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Konzeption Bundesprogramm "Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung - Deutsches Rotes Kreuz Alzey e.V.
Konzeption    Bundesprogramm
„Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung

          Deutsches Rotes Kreuz Alzey e.V.
                 Albiger Straße 33
                    55232 Alzey

                          Stand: 12.05.2021

         Copyright: DRK Bildarchiv: A. Zelck

                        Mit freundlicher
                      Unterstützung vom
                               Landkreis
                           Alzey-Worms
Konzeption Bundesprogramm "Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung - Deutsches Rotes Kreuz Alzey e.V.
Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser

Der Besuch von einer Kindertagesbe-         Unser persönliches Anliegen ist es, mög-
treuung wirkt sich nachweislich positiv     lichst viele Familien mit diesen Angebo-
auf die Bildungschancen von Kindern         ten zu erreichen, um ihnen eine optimale
aus.                                        Begleitung und Unterstützung zu gewäh-
                                            ren, von der alle Beteiligten profitieren.
Doch trotz des Rechtsanspruchs auf ei-
nen solchen Betreuungsplatz, nehmen
nicht alle Eltern diesen Anspruch wahr.
Dabei ist es vor allem für Kinder, die in
naher Zukunft die Schule besuchen sol-
len, besonders wichtig, ein solches An-            Norbert Günther
gebot wahrzunehmen. In den Betreu-                 Kreisgeschäftsführer
ungseinrichtungen werden essenzielle               DRK-Kreisverband Alzey e.V.
Grundlagen, wie soziale Kompetenzen,
vermittelt. Dies erleichtert den Kindern
den Übergang von der Kita in die Grund-
schule.

Um möglichst vielen Kindern die Teil-
nahme an früher Bildung zu ermögli-
chen, haben wir pädagogische Fachkräfte
eingestellt, die mit viel Engagement und
Einfühlungsvermögen, niedrigschwellige
frühpädagogische und beratende Ange-
bote entwickeln und durchführen.
Konzeption Bundesprogramm "Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung - Deutsches Rotes Kreuz Alzey e.V.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung ...............................................................................................................................4
1 Das Bundesprogramm Kita-Einstieg .......................................................................5
2 Das Kreisjugendamt Alzey-Worms ..........................................................................6
3 Der DRK Kreisverband Alzey e.V. .............................................................................7
4 Unsere Rahmenbedingungen .....................................................................................8
5 Gesetzliche Grundlagen ...............................................................................................9
6 Unsere Grundsätze ...................................................................................................... 13
7 Unsere Projektziele ..................................................................................................... 15
8 Ausgangslage im Landkreis Alzey-Worms ........................................................ 17
   8.1 Der Landkreis Alzey-Worms stellt sich vor ........................................... 18
   8.2 Sozialräume mit individuellem Entwicklungsbedarf ............................... 22
   8.3 Bestehende Angebote für Familien mit Kindern unter 3 Jahren .............. 24
   8.4 Zugangshürden von Eltern der Zielgruppe ........................................... 26
9 Wie wir Familien erreichen ...................................................................................... 28
   9.1 Aufsuchende Arbeit .......................................................................... 29
   9.2 Netzwerk- und Kooperationspartner ................................................... 31
   9.3 Öffentlichkeitsarbeit ......................................................................... 35
10 Unsere Brückenangebote ....................................................................................... 36
   10.1 ElBa® - Eltern mit Babys im ersten Lebensjahr begleiten .................... 37
   10.2 SpieKo® - Spiel- und Kontaktgruppe ab einem Jahr ........................... 39
   10.3 Spielerische Sprachförderung........................................................... 41
   10.4 Elterncafé ...................................................................................... 42
   10.5 Beratung, Unterstützung und Begleitung ........................................... 43
   10.6 Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte ........................................ 44
   10.7 Qualifizierungen für Eltern der Zielgruppe ......................................... 45
   10.8 Brückenangebote während der Corona-Pandemie ............................... 48
11. Was wir bisher erreicht haben ........................................................................... 49
12. Ausblick ……………………………………………………………..…………………………………………………………52

Quellenverzeichnis .......................................................................................................... 53
Konzeption Bundesprogramm "Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung - Deutsches Rotes Kreuz Alzey e.V.
Einleitung

Die Kita ist ein wichtiger Ort für eine er-   Unsere Brückenangebote erleichtern den
folgreiche    Inklusion.   Kinder    lernen   Umgang miteinander, bauen Schwellen-
schnell die deutsche Sprache, schließen       ängste ab und eine Willkommensstruktur
Freundschaften und bringen gleichzeitig       auf.
ihre Kompetenzen ein. Auch Eltern wer-
den in ihrer Rolle als Erziehungsverant-      Im Umgang mit den Familien und den
wortliche angesprochen, kommen mit            pädagogischen Fachkräften sind wir sehr
pädagogischen Fachkräften und anderen         feinfühlig. Wir beziehen die Bedürfnisse
Eltern in Kontakt, erhalten Informationen     und Ressourcen beider Seiten mit ein.
und Angebote. Für Eltern, Kinder als          Wir sind ein neutrales Bindeglied und un-
auch für pädagogische Fachkräfte eine         terstützen und begleiten Familien und
große Herausforderung.                        Einrichtungen respektvoll. Wir finden für
                                              jeden eine individuelle Lösung.
Mit    dem     Bundesprogramm      „Kita-
Einstieg: Brücken bauen in frühe Bil-         Im Jahr 2020 wurde das Projekt durch
dung“, fördert das Bundesministerium          die Corona Pandemie vor große Heraus-
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend      forderungen gestellt. Die Kontaktbe-
(BMFSFJ) von 2017 bis Ende 2022, nied-        schränkungen erschwerten die Aufsu-
rigschwellige Angebote, um den Zugang         chende Arbeit erheblich. Aus diesem
zu einer Kindertagesbetreuung zu er-          Grund entwickeln wir stets neue Ideen
leichtern.                                    für die Umsetzung unserer Angebote in
                                              diesen Zeiten.
Im Laufe des Projekts werden die Bedar-
fe der Familien und der Einrichtungen         Ab dem 01.07.2021 tritt das sogenannte
erhoben sowie die Gegebenheiten im            Sozialraumbudget in Kraft. Im Rahmen
Landkreis Alzey-Worms mit einbezogen.         dieses Budgets hat das Kreisjugendamt
Daraus ergeben sich unterschiedliche          eine flächendeckende Kita-Sozialarbeit
Projekte, die regelmäßig evaluiert wer-       vorgesehen. Wir wünschen uns, dass un-
den und nach den Bedarfen ausgerichtet        ser Projekt ab dem Jahr 2023 in diese
werden. Wie wir Familien erreichen,           Kita-Sozialarbeit übergeleitet wird und
spielt beim Erfolg eine erhebliche Rolle.     somit unsere bisherigen Angebote, Ver-
Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist    netzungen, Kooperationen und Fachkräf-
unsere aufsuchende Arbeit. Durch diese        te erhalten bleiben können.
erreichen wir Familien der Zielgruppe,
um diese über die Möglichkeiten der frü-
hen Bildung zu informieren, zu begleiten
und zu unterstützen.

                                                                                    4
Konzeption Bundesprogramm "Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung - Deutsches Rotes Kreuz Alzey e.V.
1                  Das Bundesprogramm
                   Kita-Einstieg

Das Bundesprogramm „Kita-Einstieg:                      Um qualitative Angebote umsetzten zu
Brücken bauen in frühe Bildung“1 ist ein                können, werden den pädagogischen
Projekt vom Bundesministerium für Fa-                   Fachkräften Qualifizierungsmaßnahmen
milie, Senioren, Frauen und Jugend                      finanziert. Darüber hinaus werden Maß-
(BMFSFJ), das Familien den Zugang zur                   nahmen gefördert, die Fachkräfte mit
Kindertagesbetreuung als Form der frü-                  Fluchterfahrung sowie NeueinsteigerIn-
hen Bildung erleichtern soll.                           nen unterstützen, sich beruflich zu integ-
                                                        rieren – zum Beispiel über ein Praktikum
Im April 2017 startete das Bundespro-                   in einer Kita. Alle Standorte erhalten von
jekt und hatte zunächst eine Laufzeit bis               2021 bis Ende 2022 eine Förderung in
Ende 2020. Im Januar 2021 ging das                      Höhe von bis zu 150.000 Euro jährlich
Projekt in die Verlängerung und wird                    für eine Koordinierungs- und Netzwerk-
weiterhin bis Ende 2022 vom Bundesfa-                   stelle, Fachkräfte für die Umsetzung der
milienministerium gefördert. An insge-                  Angebote sowie zusätzliche Projektmit-
samt 126 geförderten Standorten wer-                    tel.
den unterschiedliche Angebote erprobt
und umgesetzt. Gefördert werden nied-                   Das Bundesprojekt richtet sich an Kinder
rigschwellige Angebote, die den Zugang                  und Familien, die bisher nicht oder nur
zur Kindertagesbetreuung vorbereiten                    unzureichend von der institutionellen
und unterstützend begleiten. Somit er-                  Kindertagesbetreuung erreicht wurden.
halten Familien erste Einblicke in das                  Dies können Familien sein, die in öko-
System der Kindertagesbetreuung und                     nomischen Risikolagen, familiärer Bil-
werden über die Möglichkeiten der frü-                  dungsbenachteiligung oder stark belaste-
hen Bildung in Deutschland informiert.                  ten Sozial- und Wohnverhältnissen
                                                        leben.

1
    vgl. Kita-Einstieg, Url (abgerufen am 24.03.2021)

                                                                                                     5
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2            Das Kreisjugendamt
             Alzey-Worms
Wird nachgereicht

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3            Der DRK Kreisverband
             Alzey e.V.

Das Deutsche Rote Kreuz ist Teil einer     len und Aufgaben kompetent wahrzu-
weltweiten Gemeinschaft von Menschen       nehmen.
in der internationalen Rotkreuz- und       Seit dem Jahr 2016 leistet der Kreisver-
Rothalbmondbewegung, die Opfern in         band durch die Initiierung der Projekte
Konflikten und Katastrophen sowie ande-    „Kids and Care“, „Kids and Care – Mobil“
ren hilfebedürftigen Menschen unter-       und „Vernetzung Ehrenamt“ einen wich-
schiedslos Hilfe gewährt - allein nach     tigen Beitrag zum Thema Integration im
dem Maß ihrer Not.                         Landkreis Alzey-Worms.

Wir, der DRK-Kreisverband Alzey e.V.,      Mit    dem    Bundesprogramm       „Kita-
sind seit dem Jahr 1928 täglich für die    Einstieg“ wurde der Bereich der Kinder-,
Menschen im Landkreis Alzey-Worms im       Jugend- und Familie sinnvoll ergänzt.
Einsatz. Unsere Haupt- und ehrenamtli-     Bestehende Angebote, wie das „Kids and
chen MitarbeiterInnen setzen sich jeden    Care – Mobil“, wurden der neuen Alters-
Tag für das Leben, das Wohlergehen,        gruppe und den Bedarfen der Bevölke-
den Schutz und die Würde des Menschen      rung im Landkreis angepasst, woraus
ein.                                       neue Projekte entstanden sind. Seit 2017
                                           bietet der Kreisverband in enger Koope-
Wir sind in vielen Feldern der Kinder-,    ration mit der Kreisverwaltung Alzey-
Jugend- und Familienhilfe aktiv. Unsere    Worms niedrigschwellige Angebote an,
Angebote verfolgen das Ziel, junge Men-    begleitet und unterstützt Familien auf
schen in ihrer Entwicklung zu fördern      dem Weg in die Kindertagesbetreuung.
und Familien darin zu stärken, ihre Rol-

                                                                                       7
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4            Unsere
             Rahmenbedingungen

Das Bundesprojekt „Kita Einstieg“ wird     Container sowie ein Veranstaltungsraum
im gesamten Landkreis Alzey-Worms          zur Verfügung.
vom Deutschen Roten Kreuz Alzey e.V.,
in enger Zusammenarbeit und im Auf-        Des Weiteren ein Bus, das eigentliche
trag mit dem Kreisjugendamt Alzey-         „Kids and Care Mobil“, für die pädagogi-
Worms durchgeführt.                        schen Angebote als auch ein Kleinwagen
                                           für die aufsuchende Arbeit. Während des
Der Landkreis Alzey-Worms ist eine Ge-     Projekts haben wir hochwertige Spielma-
bietskörperschaft in Rheinland-Pfalz und   terialien sowie auch hochwertige Turn-
besteht aus sechs Verbandsgemeinden        und Krabbelelemente für unsere Angebo-
mit insgesamt 68 Ortsgemeinden sowie       te angeschafft.
der verbandsfreien Stadt Alzey.
                                           Wir arbeiten mit Kitas und Mehrgenerati-
Der DRK-Kreisverband Alzey e.V. befin-     onenhäusern, als auch mit unserem
det sich in Alzey nahe der Innenstadt      Netzwerk im Landkreis zusammen und
und ist problemlos mit den öffentlichen    gehen Kooperationen ein, um die Bedar-
Verkehrsmitteln zu erreichen. Unser        fe im Landkreis zu decken und um unse-
Team besteht derzeit aus einer Koordi-     re Ziele zu verfolgen.
nierungsstelle und 2 Fachkräften. Eine
Sozialpädagogin mit 39 Stunden/Woche
und eine Erzieherin mit 30 Stun-
den/Woche. Uns stehen 2 Büroräume, 1

                                                                                      8
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5          Gesetzliche Grundlagen

Rechtsanspruch auf einen Be-                    b) sich in einer beruflichen Bildungs-
treuungsplatz und das Recht auf                    maßnahme, in der Schulausbildung
Bildung und Erziehung                              oder Hochschulausbildung befinden
                                                   oder
Rechtsgrundlage für das Kinder- und Ju-         c) Leistungen zur Eingliederung in Ar-
gendhilferecht ist das Sozialgesetzbuch            beit im Sinne des Zweiten Buches
- Achtes Buch (SGB VIII) - Kinder-                 erhalten
und Jugendhilfe vom 26.06.1990.
                                              Lebt das Kind nur mit einem Erziehungs-
Das Bundesgesetz regelt die Ziele und         berechtigten zusammen, so tritt diese
Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe          Person an die Stelle der Erziehungsbe-
und gibt für die Förderung von Kindern        rechtigten. Der Umfang der täglichen
in Tageseinrichtungen und in Kinderta-        Förderung richtet sich nach dem indivi-
gespflege (§§ 22 – 25 SGB VIII) ver-          duellen Bedarf.
bindliche Rahmenvorgaben für die Rege-
lungen im Landesrecht.                        (2) Ein Kind, das das erste Lebensjahr
                                              vollendet hat, hat bis zur Vollendung des
                                              dritten Lebensjahres Anspruch auf früh-
                                              kindliche Förderung in einer Tagesein-
§ 24 SGB VIII Anspruch auf Förderung in
                                              richtung oder in Kindertagespflege. Ab-
Tageseinrichtungen und in Kindertages-
                                              satz 1 Satz 3 gilt entsprechend.
pflege

(1) Ein Kind, das das erste Lebensjahr        (3) Ein Kind, das das dritte Lebensjahr
noch nicht vollendet hat, ist in einer Ein-   vollendet hat, hat bis zum Schuleintritt
richtung oder in Kindertagespflege zu         Anspruch auf Förderung in einer Tages-
fördern, wenn                                 einrichtung. Die Träger der öffentlichen
                                              Jugendhilfe haben darauf hinzuwirken,
1. diese Leistung für seine Entwicklung       dass für diese Altersgruppe ein bedarfs-
   zu einer eigenverantwortlichen und         gerechtes Angebot an Ganztagsplätzen
   gemeinschaftsfähigen     Persönlichkeit    zur Verfügung steht. Das Kind kann bei
   geboten ist oder                           besonderem Bedarf oder ergänzend auch
2. die Erziehungsberechtigten                 in Kindertagespflege gefördert werden.
   a) einer Erwerbstätigkeit nachgehen,
      eine Erwerbstätigkeit aufnehmen
      oder Arbeit suchend sind,

                                                                                          9
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§1, SGB VIII, Recht auf Erziehung           Zudem ist das Recht auf Bildung in der
(1) Jeder junge Mensch hat ein Recht        UN-Kinderrechtskonvention veran-
auf Förderung seiner Entwicklung und        kert:
auf die Erziehung zu einer eigenverant-     Artikel 28: Recht auf Bildung; Schule;
wortlichen und gemeinschaftsfähigen         Berufsausbildung
Persönlichkeit.                             (1) Die Vertragsstaaten erkennen das
                                            Recht des Kindes auf Bildung an; um die
(3) Jugendhilfe soll zur Verwirklichung     Verwirklichung dieses Rechts auf der
des Rechts nach Absatz 1 insbesondere       Grundlage der Chancengleichheit fort-
 1. junge Menschen in ihrer individuellen   schreitend zu erreichen, werden sie ins-
    und sozialen Entwicklung fördern        besondere
    und dazu beitragen, Benachteiligun-
                                             a) den Besuch der Grundschule für alle
    gen zu vermeiden oder abzubauen.
                                                zur Pflicht und unentgeltlich ma-
 4. dazu beitragen, positive Lebensbe-
                                                chen;
    dingungen für junge Menschen und
                                             b) die Entwicklung verschiedener For-
    ihre Familien sowie eine kinder- und
                                                men der weiterführenden Schulen
    familienfreundliche Umwelt zu erhal-
                                                allgemeinbildender und berufsbil-
    ten oder zu schaffen.
                                                dender Art fördern, sie allen Kindern
                                                verfügbar und zugänglich machen
Der Anspruch auf einen Betreuungsplatz          und geeignete Maßnahmen wie die
ist zudem im Kindertagesstättenge-              Einführung der Unentgeltlichkeit und
setz Rheinland-Pfalz, vom 15. März              die Bereitstellung finanzieller Unter-
1991, verankert und wird wie folgt be-          stützung bei Bedürftigkeit treffen;
schrieben:                                   c) allen entsprechend ihren Fähigkeiten
                                                den Zugang zu den Hochschulen mit
Zweiter Abschnitt, Angebote der Tages-
                                                allen geeigneten Mitteln ermögli-
betreuung § 5 Angebote im Kindergarten
                                                chen;
(1) Kinder haben vom vollendeten zwei-
                                             d) Bildungs- und Berufsberatung allen
ten Lebensjahr bis zum Schuleintritt An-
                                                Kindern verfügbar und zugänglich
spruch auf Erziehung, Bildung und Be-
                                                machen; e) Maßnahmen treffen, die
treuung im Kindergarten. Das Jugendamt
                                                den regelmäßigen Schulbesuch för-
hat zu gewährleisten, daß für jedes Kind
                                                dern und den Anteil derjenigen, wel-
rechtzeitig ein Kindergartenplatz in zu-
                                                che die Schule vorzeitig verlassen,
mutbarer Entfernung zur Verfügung
                                                verringern.
steht.
                                            Artikel 29: Bildungsziele; Bildungsein-
Zweiter Abschnitt, § 7 Tagesbetreuung       richtungen
von Kleinkindern                            (1) Die Vertragsstaaten stimmen darin
Für eine Betreuung von Kindern, die              überein, dass die Bildung des Kindes
noch keinen Anspruch auf Aufnahme in             darauf gerichtet sein muss,
einen Kindergarten haben, soll das Ju-
gendamt die bedarfsgerechte Bereitstel-      a) die Persönlichkeit, die Begabung und
lung von Plätzen in für diese Altersgrup-       die geistigen und körperlichen Fä-
pe geeigneten Kindertagesstätten oder in        higkeiten des Kindes voll zur Entfal-
Kindertagespflege gewährleisten.                tung zu bringen;

                                                                                         10
Auch die Grundrechte der Europäi-               sollen einander im Geiste der Brüderlich-
schen Union verankert das Recht auf             keit begegnen.»
Bildung
Artikel 14, Recht auf Bildung                   Erläuterung zu Artikel 1
Jede Person hat das Recht auf Bildung           Alle Menschen sind frei geboren und ha-
sowie auf Zugang zur beruflichen Ausbil-        ben ein gleiches Recht auf Freiheit. Die
dung und Weiterbildung.                         Freiheit des einen kann allerdings nicht
                                                zu Lasten der Freiheit anderer gehen.
                                                «Gleich» heißt nicht, dass die individuelle
                                                Situation der Menschen oder ihre Fähig-
Diskriminierungsverbot                          keiten identisch wären. Aber die Staaten
                                                sind verpflichtet, alles zu unternehmen,
Grundrechte der Europäischen Union
                                                damit die Menschen gleiche Entwick-
Artikel 21, Nichtdiskriminierung
                                                lungsmöglichkeiten haben. Wir alle sind
1. Diskriminierungen insbesondere we-
                                                verpflichtet, mit anderen Menschen «im
gen des Geschlechts, der Rasse, der
                                                Geiste der Brüderlichkeit» umzugehen,
Hautfarbe, der ethnischen oder sozialen
                                                das heißt, jeden Menschen als gleichbe-
Herkunft, der genetischen Merkmale, der
                                                rechtigte Person zu respektieren.
Sprache, der Religion oder der Weltan-
schauung, der politischen oder sonstigen        Artikel 2 – Verbot der Diskriminierung
Anschauung, der Zugehörigkeit zu einer          1. Weiter darf keine Unterscheidung ge-
nationalen Minderheit, des Vermögens,           macht werden auf Grund der politischen,
der Geburt, einer Behinderung, des Al-          rechtlichen oder internationalen Stellung
ters oder der sexuellen Ausrichtung sind        des Landes oder Gebietes, dem eine Per-
verboten.                                       son angehört, ohne Rücksicht darauf, ob
                                                es unabhängig ist, unter Treuhandschaft
UN-Kinderrechtskonvention Artikel 2:
                                                steht, keine Selbstregierung besitzt oder
Achtung der Kindesrechte; Diskriminie-
                                                irgendeiner anderen Beschränkung sei-
rungsverbot
                                                ner Souveränität unterworfen ist.
(1) Die Vertragsstaaten achten die in
diesem Übereinkommen festgelegten
                                                Erläuterung zu Artikel 2
Rechte und gewährleisten sie jedem ih-
                                                Bei der Anwendung der Menschenrechte,
rer Hoheitsgewalt unterstehenden Kind
                                                die in dieser Erklärung verankert sind,
ohne jede Diskriminierung unabhängig
                                                darf kein Unterschied zwischen Gruppen
von der Rasse, der Hautfarbe, dem Ge-
                                                von Menschen gemacht werden. So darf
schlecht, der Sprache, der Religion, der
                                                zum Beispiel nicht unterschieden werden
politischen oder sonstigen Anschauung,
                                                nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, se-
der nationalen, ethnischen oder sozialen
                                                xueller Orientierung, Sprache, Religion,
Herkunft, des Vermögens, einer Behin-
                                                politischen und anderen Überzeugungen
derung, der Geburt oder des sonstigen
                                                oder nach dem Land, aus dem eine Per-
Status des Kindes, seiner Eltern oder
                                                son stammt. Ebenso darf eine Person
seines Vormunds.
                                                nicht nach ihrer sozialen Herkunft oder
                                                der Geburt diskriminiert werden, nur weil
                                                sie etwa einer tieferen Kaste angehört
Menschenrechte
                                                oder nicht adlig ist, auch nicht, weil sie
Artikel 1 – Freiheit, Gleichheit, Solidarität
                                                weniger als andere besitzt. Die Staaten
«Alle Menschen sind frei und gleich an
                                                sind verpflichtet, alle Minderheiten gegen
Würde und Rechten geboren. Sie sind
                                                jegliche Form der Diskriminierung zu
mit Vernunft und Gewissen begabt und
                                                schützen.

                                                                                              11
Grundgesetz      der    Bundesrepublik
Deutschland

Artikel 1
(1) Die Würde des Menschen ist unan-
tastbar. Sie zu achten und zu schützen
ist die Verpflichtung aller staatlichen
Gewalt.

Artikel 3
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz
gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichbe-
rechtigt. Der Staat fördert die tatsächli-
che Durchsetzung der Gleichberechti-
gung von Frauen und Männern und wirkt
auf die Beseitigung bestehender Nachtei-
le hin.
(3) Niemand darf wegen seines Ge-
schlechts, seiner Abstammung, seiner
Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat
und Herkunft, seines Glaubens, seiner
religiösen oder politischen Anschauung
benachteiligt oder bevorzugt werden.
Niemand darf wegen seiner Behinderung
benachteiligt werden.

                                             12
6               Unsere Grundsätze

Grundsatz der Menschlichkeit                      Ausgangspunkt in unserer pädagogi-
„Wir setzen uns für die Menschen ein, die         schen Arbeit. Unsere Arbeit basiert auf
unsere Hilfe brauchen. Wir achten jedes           einem Verständnis von Inklusion, das die
Kind als eigenständige Persönlichkeit.“2          Teilhabe aller Menschen umfasst. Dabei
                                                  beziehen wir die individuellen Bedürfnis-
Jedes Kind und deren Familie in ihrer             se jedes einzelnen Kindes und seiner El-
Einzigartigkeit und Menschenwürde steht           tern mit ein.
im Zentrum unserer Arbeit. Wir begleiten
und unterstützen ihre Entwicklungs-               Grundsatz der Neutralität
schritte und orientieren uns an deren in-         „Wir bilden Vertrauen und lösen Konflikte
dividuellen Stärken und Fähigkeiten. Wir          gemeinsam“4
achten uns gegenseitig und fördern die
Sozialkompetenzen und das Verständnis             Wir bilden Vertrauen, initiieren Vermitt-
für andere. Eine partnerschaftliche und           lungsversuche und erarbeiten Konfliktlö-
respektvolle Zusammenarbeit mit Eltern            sungen, indem wir eine neutrale Position
und pädagogischen Fachkräften ist für             einnehmen. Wir achten die Gefühle der
uns eine Grundvoraussetzung.                      Familien und der Kinder und respektieren
                                                  sie als eigenständige Persönlichkeit. Wir
Grundsatz der Unparteilichkeit                    gehen einfühlsam auf die Familien und
„Wir helfen zuerst denen, die unsere Hil-         Kinder ein und unterstützen sie darin, ih-
fe am dringendsten brauchen. Wir helfen           re eigenen Interessen wahrzunehmen,
allen Menschen, egal wie sie sind.“3              diese mitzuteilen und eigenständig ent-
                                                  scheiden zu können. Bei Konflikten su-
Wir unterscheiden Menschen nicht nach             chen wir gemeinsam nach einer Lösung.
Nationalität, Herkunft, ethnischer Zuge-          Somit nehmen wir die Perspektiven aller
hörigkeit, Religion, Geschlecht, sozialer         Beteiligten wahr, berücksichtigen diese
Stellung oder individuellen körperlichen,         und vermitteln zwischen ihnen.
seelischen und geistigen Bedingungen.
Wir sehen die individuelle Vielfalt als

2
    zit. Deutsches Rotes Kreuz e.V., 2017, S.34
3                                                 4
    ebd S. 68                                         ebd. S. 80

                                                                                               13
Grundsatz der Unabhängigkeit                           aus einer Hand. Wir haben ein einheitli-
„Wir richten unsere            Arbeit     an     den   ches Bild vom Kind und seiner Bildung.
Grundsätzen aus“5                                      Wir begreifen Kinder als Akteure und Ak-
                                                       teurinnen ihrer eigenen Entwicklung, die
Wir sind einzig dem Wohl des Kindes und                von Geburt an lernen. Wir bieten Kindern
deren Eltern verpflichtet, unabhängig                  verlässliche soziale Beziehungen und ein
von Einflüssen und Interessen jedweder                 anregungsreiches Lernumfeld, damit sie
Art. Wir begleiten und unterstützen Fa-                ihre Welt eigenständig entdecken kön-
milien in ihrer Entwicklung von Eigen-                 nen. Unser Ausgangspunkt für die Zu-
ständigkeit und geben ihnen den dafür                  sammenarbeit mit Eltern sind die unter-
notwendigen Raum und die notwendige                    schiedlichen     Lebenssituationen     der
Zeit, um Selbstvertrauen zu gewinnen.                  Eltern. Wir nehmen die Vielfalt der Eltern
Wir nehmen die Bedürfnisse und Wün-                    wahr, achten diese und richten unsere
sche der Familien ernst und gehen fein-                Zusammenarbeit nach den jeweiligen
fühlig und anerkennend auf sie ein.                    Bedarfen der Eltern aus und ermöglichen
                                                       ihnen somit eine passgenaue Beteili-
Grundsatz der Freiwilligkeit                           gung.
„Wir ermutigen zu helfen, ohne auf den
eigenen Vorteil zu schauen.“6                          Grundsatz der Universalität
                                                       „Wir sind teil einer Bewegung, die es auf
Wir bieten Eltern und ehrenamtlichen die               der ganzen Welt gibt“8
Möglichkeit, sich zu engagieren. Wir er-
möglichen Eltern und Kindern sich in der               Wir begegnen Menschen aus anderen
Gemeinschaft für die Gemeinschaft zu                   Kulturen und Gesellschaften mit Interes-
engagieren und fördern somit die Ent-                  se, sind ihnen offen gegenüber und hilfs-
wicklung von Hilfsbereitschaft und Ko-                 bereit. Die interkulturelle Öffnung wird in
operation. Zudem lassen wir Eltern, Kin-               jedem unserer Angebote verfolgt. Wir
der und Fachkräfte an den Planungs-,                   stellen eine umfassende und gleichbe-
Gestaltungs- und Entscheidungsprozes-                  rechtigte Partizipation von Menschen mit
sen mitwirken. Wir klären Eltern über die              Zuwanderungsgeschichte her. Wir schaf-
frühen Bildungsmöglichkeiten auf und                   fen eine Willkommenskultur und bauen
gehen motivierend auf sie ein. Die Ent-                dafür Brücken. Die Vielfalt der Kinder
scheidung ob, zu welchem Zeitpunkt und                 und Familien sehen wir als große Berei-
in welche Kita Eltern ihre Kinder anmel-               cherung, daher arbeiten wir vorurteils-
den möchten, obliegt alleine bei den El-               bewusst und setzen uns aktiv gegen Dis-
tern. Ebenso entscheiden Eltern, inwie-                kriminierung ein.
weit sie unsere Unterstützung und
Angebote annehmen möchten.

Grundsatz der Einheit
„Wir arbeiten im Deutschen Roten Kreuz
zusammen. Bei uns kann jeder mitma-
chen, der unsere Grundsätze teilt.“7

Unsere Angebote stehen allen offen, sind
miteinander vernetzt und bieten Hilfen

5
 zit. Deutsches Rotes Kreuz e.V., 2017, S. 100
6
  ebd. S. 122
7                                                      8
  ebd. S. 136                                              ebd. S. 156

                                                                                                     14
7            Unsere Projektziele

Ziel des Bundesprojekts ist die Entwick-    und Partizipation der Familien und stär-
lung und Erprobung von Angeboten, die       ken die Kompetenz der pädagogischen
den Einstieg von Kindern in das deutsche    Fachkräfte im Umgang mit Vielfalt. Unse-
System frühkindlicher Bildung, Betreu-      re Ziele werden im Programmverlauf re-
ung und Erziehung vorbereiten und er-       gelmäßig auf ihre Aktualität für die Situ-
möglichen. Familien mit besonderen Zu-      ation von Familien im Landkreis Alzey
gangsschwierigkeiten zum System der         Worms überprüft und bei Bedarf ange-
frühen Bildung, Betreuung und Erzie-        passt. Nachfolgend haben wir unsere
hung, z. B. Familien mit Fluchthinter-      Ziele in die 3 elementaren Kernbereiche
grund führen wir an dieses heran. Wir       des Bundesprojekts gegliedert.
fördern die gesellschaftliche Integration

                                                                                         15
Aufklärungs- und Informationsangebote

         Kurzfristig                          Mittelfristig                         Langfristig

 Vorstellung des Projekts in ver-    Vermittlung von kulturellen und re-         Abbau von Vorurteilen
schiedenen Gremien, sozialen Ein-          ligiösen Hintergründen
  richtungen und deren Träger,                                                Ressourcen werden genutzt
 Kitas, Mehrgenerationenhäuser,             Ressourcen stärken
       Verbandsgemeinden                                                    Zusammenarbeit mit Netzwerk-
                                            Netzwerk ausbauen                       partnern
   Ressourcen herausarbeiten
                                            Vertrauen aufbauen                   Aufnahme in eine Kita
     Netzwerkpartner finden
                                     Vermittlung und Begleitung in eine      Willkommenskultur wird gelebt
Aufklärung über das deutsche Bil-                  Kita
          dungssystem                                                            Transparenz schaffen
                                      Unterstützung bei Anträgen und
   Kennenlernen der Kulturen                    Formularen                   Konzeptionelle Verankerung in
                                                                                         Kitas
  Aufklärung „Was ist eine Kita“         Einsatz von Dolmetschern
                                                                                     Verstetigung
Informieren über weitere Anlauf-
und Kontaktstellen, ggf. Kontakt        Abbau von Schwellenängsten
herstellen, vermitteln und beglei-
               ten

 Aufbau einer Willkommenskultur

Niedrigschwellige frühpädagogische Angebote

         Kurzfristig                          Mittelfristig                         Langfristig

Durchführung einer Bedarfsanalyse     Kooperationsverträge schließen        Zusammenarbeit mit Kooperati-
                                                                                   onspartnern
   Kooperationspartner suchen         Familie zur Teilnahme motivieren
                                                                            Durchführung der Angebote in
 Bekanntmachung der Angebote                     Evaluation                Kitas oder Mehrgenerationenhäu-
                                                                                         sern
        Interesse wecken             Entwicklung bestehender oder wei-
                                               terer Angebote                   Aufnahme in einer Kita

                                        Abbau von Schwellenängsten                 Bedarfe abdecken

                                                                                     Verstetigung

Qualifizierungsmaßnahmen

         Kurzfristig                          Mittelfristig                         Langfristig

Durchführung einer Bedarfsanalyse     Fortbildungen für pädagogische       Integration der Zielgruppe auf dem
                                            Fachkräfte anbieten                       Arbeitsmarkt
      Fortbildungen planen
                                       Qualifizierungen für Eltern der       Willkommenskultur wird gelebt
        Interesse wecken                    Zielgruppe anbieten

  Abbau von Schwellenängsten                     Evaluation

                                                                                                                16
8   Ausgangslage im
    Landkreis Alzey-Worms

                            17
8.1 Der Landkreis                             Der Landkreis hat eine Gesamtbevölke-
                                              rung von 129.687 Menschen. Davon
    Alzey-Worms stellt                        sind10:

    sich vor                                   9,7 % AusländerInneninnen.
                                               20.909 Frauen im gebärfähigen Alter
                                                (15-45 Jahre).
                                               5,9 % Kinder unter 6 Jahren.
                                               1.150 Lebendgeborene.
                                               3.799 Kinder im Alter von unter 3
                                                Jahren.
                                               3.827 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jah-
                                                ren.
                                               5852 Kinder in Betreuung.
                                                Davon werden 2,6 % der Kinder aus-
                                                schließlich durch eine Tagespflege und
                                                97,1 % der Kinder in einer Tagesein-
                                                richtung betreut.
                                               anteilig 28,1 % Kinder in Kinderta-
                                                gesbetreuung mit Migrationshinter-
                                                grund. Darunter sind 19,2 % Kinder,
                                                in deren Familie nicht vorrangig
                                                deutsch gesprochen wird.
                                               rund 171 Kinder im Alter von unter 2
                                                Jahren, 998 Kinder im Alter von 2
                                                Jahren und 3.716 Kinder im Alter von
                                                3 bis 6 Jahren, in Betreuung einer
                                                Kindertageseinrichtung.
Der Landkreis Alzey-Worms ist eine Ge-
bietskörperschaft in Rheinland-Pfalz und      Somit ergibt sich, dass rund 2630 Kin-
besteht aus sechs Verbandsgemeinden           der im Alter von unter 3 Jahren im Land-
mit insgesamt 68 Ortsgemeinden sowie          kreis Alzey-Worms keine Betreuung
der verbandsfreien Stadt Alzey.               wahrnehmen. Zieht man hier Lebendge-
                                              borene Kinder ab, sind es rund 1.480
„Alzey-Worms zählt zu den wirtschaftlich
                                              Kinder.
stärksten Kreisen in Rheinland-Pfalz.
                                              Insgesamt gibt es 84 Kindertageseinrich-
Dies zeigt das hohe Bruttoinlandsprodukt
                                              tungen im gesamten Landkreis, darunter
je Erwerbstätigen, die niedrige Arbeitslo-
                                              sind 45 in kommunaler Trägerschaft. Die
senquote und der deutliche Anstieg der
                                              Plätze reichen nicht aus, um den Bedarf
Beschäftigung. Die Attraktivität des Krei-
                                              zu decken. Daher werden derzeit einige
ses wird auch in der Entwicklung der
                                              Einrichtungen ausgebaut und neue Kitas
Einwohnerzahl sichtbar: Die Bevölkerung
                                              errichtet.11
ist seit den 70er-Jahren über 30 Prozent
gewachsen. Heute leben hier so viele
junge Menschen wie in keinem anderen          10
                                                 Alle Zahlen im Kapitel 8.1 sind am 31.12.2019
rheinland-pfälzischen Kreis.“9                sowie zum Stichtag zum 01.03.2020 vom Statisti-
                                              schen Landesamt Rheinland-Pfalz erhoben worden
                                              und wurden auf deren Internetseite am 06.04.2021
                                              aufgerufen. Ebenfalls alle Abbildungen in diesem
                                              Kapitel.
                                              11
                                                 Nähere und ausführliche Informationen sind dem
                                              Teilplan, Kindertagesstätten von 2019, der Kreis-
9
    Zit. Emmerichs und Vogel, (2016) S. 405   verwaltung Alzey-Worms zu entnehmen.

                                                                                                  18
 anteilig 20,7 % der Kinder in Kinder-
                                            tageseinrichtungen mit Migrationshin-
                                            tergrund.
                                           rund 23 Kinder im Alter von unter 2
Die Kreisfreie Stadt Alzey hat eine Ge-     Jahren, 205 Kinder im Alter von 2
samtbevölkerung von 18.627 Menschen.        Jahren und 705 Kinder im Alter von 3
Davon sind:                                 bis 6 Jahren, in Betreuung einer Kin-
                                            dertageseinrichtung.
 9,7 % AusländerInnen.
 6,0 % Kinder unter 6 Jahren.            Es gibt insgesamt 17 Kindertageseinrich-
 insgesamt 783 Kinder in Betreuung       tungen, davon sind 11 in kommunaler
  einer Kindertageseinrichtung.           Trägerschaft.
 anteilig 52 % der Kinder in Kinderta-
  gesbetreuungen mit Migrationshinter-
  grund.
 rund 50 Kinder im Alter von unter 2
  Jahren, 112 Kinder im Alter von 2
  Jahren und 505 Kinder im Alter von 3
  bis 6 Jahren, in Betreuung einer Kin-
  dertageseinrichtung.

In Alzey gibt es insgesamt 9 Kinderta-
geseinrichtungen, davon sind 4 in kom-
munaler Trägerschaft.

                                          Die Verbandsgemeine Eich hat eine Ge-
                                          samtbevölkerung von 13.203 Menschen.
                                          Davon sind:

                                           7,3 % AusländerInnen.
                                           6,2 % Kinder unter 6 Jahren
                                           insgesamt 646 Kinder in Betreuung
                                            einer Kindertageseinrichtung.
                                           anteilig 11,9 % der Kinder in Kinder-
                                            tageseinrichtungen mit Migrationshin-
                                            tergrund.
                                           rund 10 Kinder im Alter von unter 2
                                            Jahren, 93 Kinder im Alter von 2 Jah-
                                            ren und 396 Kinder im Alter von 3 bis
                                            6 Jahren, in Betreuung einer Kinder-
                                            tageseinrichtung.
Die Verbandsgemeine Alzey-Land hat ei-
ne Gesamtbevölkerung von 24.876 Men-
                                          Es gibt insgesamt 8 Kindertageseinrich-
schen. Davon sind:                        tungen, davon sind 3 in kommunaler
                                          Trägerschaft.
 6,7 % AusländerInnen.
 5,4 % Kinder unter 6 Jahren.
 insgesamt 1.043 Kinder in Betreuung
  in einer Kindertageseinrichtung.

                                                                                     19
Die Verbandsgemeine Wonnegau hat ei-
                                          ne Gesamtbevölkerung von 21.329 Men-
                                          schen. Davon sind:
Die Verbandsgemeine Monsheim hat eine
Gesamtbevölkerung von 10.493 Men-          9,1 % AusländerInnen.
schen. Davon sind:                         6,3 % Kinder unter 6 Jahren.
                                           insgesamt 907 Kinder in Betreuung
 6,7 % AusländerInnen.
                                            einer Kindertageseinrichtung.
 5,8 % Kinder unter 6 Jahren.
                                           anteilig 37,6 % der Kinder in Kinder-
 Insgesamt 422 Kinder in Betreuung
                                            tageseinrichtungen mit Migrationshin-
  einer Kindertageseinrichtung.
                                            tergrund.
 anteilig 12,6 % der Kinder in Kinder-
                                           rund 20 Kinder im Alter von unter 2
  tageseinrichtungen mit Migrationshin-
                                            Jahren, 151 Kinder im Alter von 2
  tergrund.
                                            Jahren und 636 Kinder im Alter von 3
 rund 11 Kinder im Alter von unter 2
                                            bis 6 Jahren, in Betreuung einer Kin-
  Jahren, 87 Kinder im Alter von 2 Jah-
                                            dertageseinrichtung.
  ren und 288 Kinder im Alter von 3 bis
  6 Jahren, in Betreuung einer Kinder-
                                          Es gibt insgesamt 13 Kindertageseinrich-
  tageseinrichtung.
                                          tungen, davon sind 5 in kommunaler
                                          Trägerschaft.
Es gibt insgesamt 8 Kindertageseinrich-
tungen, davon ist eine in kommunaler
Trägerschaft.

                                                                                     20
Die Verbandsgemeine Wörrstadt hat eine
                                          Gesamtbevölkerung von 29.255 Men-
                                          schen. Davon sind:

                                           10,8 % AusländerInnen.
                                           5,9 % Kinder unter 6 Jahren.
Die Verbandsgemeine Wöllstein hat eine     insgesamt nehmen 1.405 Kinder in
Gesamtbevölkerung von 11.904 Men-           Betreuung einer Kindertageseinrich-
schen. Davon sind:                          tung.
                                           anteilig 28,3 % der Kinder in Kinder-
 10,8 % AusländerInnen.
                                            tageseinrichtungen mit Migrationshin-
 5,9 % Kinder unter 6 Jahren.
                                            tergrund.
 insgesamt 494 Kinder in Betreuung
                                           rund 35 Kinder im Alter von unter 2
  einer Kindertageseinrichtung.
                                            Jahren, 246 Kinder im Alter von 2
 anteilig 21,7 % der Kinder in Kinder-
                                            Jahren und 880 Kinder im Alter von 3
  tageseinrichtungen mit Migrationshin-
                                            bis 6 Jahren, in Betreuung einer Kin-
  tergrund.
                                            dertageseinrichtung.
 rund 22 Kinder im Alter von unter 2
  Jahren, 109 Kinder im Alter von 2
                                          Es gibt insgesamt 23 Kindertageseinrich-
  Jahren und 307 Kinder im Alter von 3
                                          tungen, davon sind 17 in kommunaler
  bis 6 Jahren, in Betreuung einer Kin-
                                          Trägerschaft.
  dertageseinrichtung.

Es gibt insgesamt 6 Kindertageseinrich-
tungen, davon sind 4 in kommunaler
Trägerschaft.

                                                                                     21
8.2 Sozialräume mit                         Von einem Sozialraum wird ausgegan-
                                            gen, wenn folgende Kriterien vorliegen:
    individuellem                           1. Anteil von Menschen mit Migrati-

    Entwicklungs-                              onshintergrund

    bedarf                                  Von einem individuellen Entwicklungs-
                                            und Unterstützungsbedarf wird ausge-
                                            gangen, wenn mehr als 5% der Men-
                                            schen in der betreffenden Gebietskörper-
                                            schaft Ausländerinnen und Ausländer
                                            sind.

                                            2. Anteil von Kindern mit diagnosti-
Die Kreisverwaltung Alzey Worms be-            zierter Behinderung
schreibt in ihrem Konzept: „Zur Gestal-     Von einem individuellen Entwicklungs-
tung des Übergangs „Kita!Plus: Kita im      und Unterstützungsbedarf wird ausge-
Sozialraum“ zum „Sozialraumbudget“,         gangen, wenn der Anteil an betreuten
die Sozialräume im Landkreis. Durch die     Kindern mit diagnostizierter Behinderung
strukturellen und geografischen Gege-       an den laut Betriebserlaubnis genehmig-
benheiten im Landkreis kann dieser nur      ten Plätzen mehr als 1% beträgt.
unzureichend in künstlich konstruierte
Sozialräume unterteilt werden. Daher        3. Anteile von SGB II-Empfängern im
hat die Kreisverwaltung die nachfolgend        Alter von 0 bis 6 Jahren, Fälle von
benannten Indikatoren auf der Ebene der        Kindeswohlgefährdung nach § 8a
Ortsgemeinden analysiert und Sozial-           SGB VIII 0- bis 18-Jährige und
räumen dementsprechend ausgewiesen.            Fälle von Hilfen    zur  Erziehung
Im Falle einer Zuweisung mehrerer Orts-        (HzE) nach §§ 27-35 SGB VIII 0-
gemeinden zu einer Kindertagesstätte,          bis 21-Jährige
wurden diese rechnerisch zusammenge-        Von einem individuellen Entwicklungs-
fasst.                                      und Unterstützungsbedarf wird ausge-
                                            gangen, wenn der Eckwert HzE (pro
Zur Lokalisation von Kitas in Wohngebie-    1000 U21-Jährige) die Anzahl von 20
ten mit besonderem Entwicklungsbedarf       übersteigt oder der Eckwert § 8a-Fälle
wurden folgende Parameter herangezo-        (pro 1000 U 18-Jährige) die Anzahl 5
gen:                                        übersteigt oder der Eckwert SGB II-
                                            Empfänger (pro 1000 unter 6-Jährige)
1. Anteil von Menschen mit Migrations-      die Anzahl 35 übersteigt.
   hintergrund.

2. Anteil von betreuten Kindern mit di-
   agnostizierter Behinderung.

3. Anteile von SGB II –Empfängern im
   Alter von 0-6 Jahren, Fälle von Kin-
   deswohlgefährdung nach §8a, SGB
   VIII 0-18-Jährige und Fälle von Hilfen
   zur Erziehung nach §§27-35, SGB VIII
   0-21-Jährige.

                                                                                       22
Einrichtungen im Sozialraum

Anteil von           Anteil von            Anteile von           Fälle von Kin-        Fälle von Hil-
Menschen mit         Kindern mit           SGB II-               deswohl-              fen zur Erzie-
Migrations-          diagnostizier-        Empfängern            gefährdung            hung nach §§
hintergrund          ter Behinde-          im Alter von 0        nach                  27-35 SGB
                     rung                  bis 6 Jahren          § 8a SGB VIII         VIII 0- bis
                                                                 0- bis 18-            21-Jährige
                                                                 Jährige
Albig                Alzey, Pestaloz-      Albig                 Albig                 Albig
                     zistraße
Alsheim              Alzey, Pfalzgra-      Alsheim               Armsheim              Alsheim
                     fenstraße
Armsheim             Alzey, Am Wall        Armsheim              Bechtolsheim          Armsheim
Bechtheim            Alzey, Gustav-        Bechtheim             Biebelnheim           Bechtheim
                     Stresemann-
                     Straße
Bechtolsheim         Alzey, RFK Be-        Bechtolsheim          Bornheim              Bechtolsheim
                     triebskita
Biebelnheim          ev. Bechtolsheim      Bornheim              Dittelsheim-          Biebelnheim
                                                                 Heßloch
Bornheim             kath. Erbes-          Dittelsheim-          Eich                  Bornheim
                     Büdesheim             Heßloch
Dittelsheim-         Flomborn              Eich                  Eppelsheim            Dittelsheim
Heßloch
Eich                 Gau-Heppenheim        Eppelsheim            Erbes-Büdesheim       Eich
Erbes-Büdesheim      ev. Offenheim         Flomborn              Flomborn              Eppelsheim
Flomborn             Wahlheim              Flonheim              Flonheim              Erbes-Büdesheim
Flonheim             ev. Alsheim           Flörsheim-            Flörsheim-            Flomborn
                                           Dalsheim              Dalsheim
Flörsheim-           kath. Eich            Framersheim           Framersheim           Flonheim
Dalsheim
Framersheim          ev. Gimbsheim         Gau-Bickelheim        Gabsheim              Flörsheim-
                                                                                       Dalsheim
Gau-Bickelheim       Mettenheim            Gau-Heppenheim        Gau-Bickelheim        Framersheim
Gau-Heppenheim       ev. Flörsheim-        Gau-Odernheim         Gau-Heppenheim        Gau-Bickelheim
                     Dalsheim
Gau-Odernheim        ev. Hohen-            Gimbsheim             Gimbsheim             Gau-Heppenheim
                     Sülzen
Gau-Weinheim         Bechtheim             Gundersheim           Gundersheim           Gau-Odernheim
Gimbsheim            kath. Dittels-        Hamm am Rhein         Mauchenheim           Gimbsheim
                     heim-Heßloch
Gundersheim          kath. Osthofen,       Mauchenheim           Monsheim              Gundersheim
                     Wonnegaustraße
Mettenheim           Wendelsheim           Mettenheim            Nieder-Wiesen         Hamm am Rhein
Mölsheim             Wöllstein, Spiel-     Monsheim              Osthofen              Mettenheim
                     wiese
Monsheim             ev. Wonsheim          Osthofen              Partenheim            Monzernheim
Monzernheim          Armsheim,             Saulheim              Siefersheim           Ober-Flörsheim
                     Schlosswichtel
Nieder-Wiesen        Gau-Weinheim          Spiesheim             Spiesheim             Osthofen
Offstein             ev. Partenheim        Udenheim              Sulzheim              Partenheim
Osthofen             Saulheim,             Wachenheim            Udenheim              Siefersheim
                     Neupforte
Quelle: Kreisverwaltung, Konzept zur Gestaltung des Übergangs „Kita!Plus: Kita im Sozialraum“ zum „Sozial-
raumbudget" im Zeitraum zum 30.06.2021, S. 5f

                                                                                                             23
VG Alzey-Land
8.3 Bestehende Ange-
    bote für Familien                      Albig
                                           Pekipgruppe
    mit Kindern unter                      Bechtolsheim
    3 Jahren                               Kurse rund ums Kind, Babymassage,
                                           Trageberatung, Einzelberatung, Baby-
                                           und Kleinstkinderschwimmen, Ergothe-
                                           rapeutin

                                           Framersheim
                                           Krabbel- und Spielgruppe
                                           Montags ab 10:00
Die nachfolgende Liste der Angebote für
Familien mit Kindern unter 3 Jahren
zeigt, dass die Angebote die Bedarfe un-   VG Eich
serer Zielgruppe nicht abdecken. Viele
                                           Alsheim
Angebote sind für die Familien unserer
                                           Krabbelgruppe
Zielgruppe nur schwer zu erreichen
                                           Montags um 9:30 Uhr
und/oder kostenpflichtig. Zudem werden
viele Angebote von einer nicht ausgebil-
                                           Eich
deten Fachkraft geleitet.
                                           Krabbelgruppe
Stadt Alzey                                Donnerstags von 9:30 – 10:30

Praxis Gabi Heinze                         Gimbsheim
Babymassage nach Leboyer und Eva           Eltern-Kind-Turnen
Reich, Fabelkurse, Familienbegleitung      Montags von 15:30 – 16:30 Uhr

Krabbelgruppe der Evangelischen Kir-       VG Monsheim
chengemeinde
                                           Monsheim
Familienberatungscafé im MGH               Beratungscafé im MGH
Montags von 10-17 Uhr                      Donnerstags von 10-13 Uhr

Krabbelgruppe im MGH                       Mütter Väter Treff im MGH
Montags ab 16 Uhr                          Jeden ersten Mittwoch im Monat von
                                           9:30 – 11 Uhr
Café Dialog im MGH
Mittwochs von 10-12 Uhr                    Krabbeltreff im MGH
                                           Jeden Mittwoch von 9:30 – 11 Uhr außer
Stillgruppe im MGH                         am 1. Mittwoch im Monat
Mittwochs von 15 – 16:30 Uhr

Offene Hebammensprechstunde im MGH
Jeden ersten Mittwoch im Monat von 14
– 15:00 Uhr

                                                                                    24
VG Wonnegau

Osthofen
Kinderturnen
Jeden Donnerstag von 16-17 Uhr

Kleinstkindgruppe
Montags von 9:30 – 10:30 Uhr

VG Wöllstein

Gau-Bickelheim
Eltern-Kind-Turnen
Freitags von 16-17 Uhr

Siefersheim
Eltern-Kind-Turnen
Donnerstags von 16-17 Uhr

Wöllstein
Eltern-Kind-Turnen
Montags von 17-18 Uhr

VG Wörrstadt

Schornsheim
Fabelkurse  (Eltern-Kind-Kurse),    Ba-
bymassage, Offener Elterntreff

Kinderkrankenschwester,    Pflegepädago-
gin, Familienbegleiterin

Udenheim
Krabbel-Babbel
Jeden 2. U. 4. Mittwoch im Monat

Wörrstadt
Mutter/Vater und Kind Turnen
Freitags von 16-17 Uhr

Pekipgruppe

                                           25
8.4 Zugangshürden12                          Hier muss zunächst Vertrauen aufgebaut
                                             werden, da diese Familien fluchtbedingt
    von Eltern der                           auch mehr Ängste um ihre Kinder haben.
                                             Auch die Kinder sind oft traumatisiert
    Zielgruppe                               und leiden an einer Depression. Hierbei
                                             bedarf es einer liebevollen und feinfühli-
                                             gen Eingewöhnung in die Kita als auch
                                             eine feste Struktur und Sicherheit.

                                             Sprache und Kultur
                                             Mit der Ankunft der Familien in Deutsch-
                                             land kommt eine weitere ausschlagge-
Aufenthaltsstatus
                                             bende Barriere hinzu, die es zu überwin-
Familien mit Fluchthintergrund und/oder
                                             den gilt: die Sprache. Hier spielen
Migrationshintergrund haben oft einen
                                             mangelnde Sprachkenntnisse und Anal-
unsicheren Aufenthaltsstatus. Es ist
                                             phabetismus eine Rolle, aber auch Origi-
dementsprechend nicht sicher, ob und
                                             nalunterlagen aus der Heimat, welche
wie lange sie überhaupt in Deutschland
                                             nicht übersetzt sind stellen eine Hürde
bleiben dürfen. Dieser Zustand kann
                                             zur Integration dar. Auch in kultureller
Ängste auslösen, welcher Auswirkungen
                                             Hinsicht gibt es viele Besonderheiten, die
auf das gesamte Leben der Familie ha-
                                             sich auf die Interaktion und Kommunika-
ben kann. Der Aufenthaltsstatus wiede-
                                             tion auswirken. Es ist nicht nur die frem-
rum ist eine Hürde, für eine Teilnahme
                                             de deutsche Kultur zu erwähnen, son-
an Sprach- bzw. Integrationskursen oder
                                             dern auch die eigene Kultur oder eigenen
an Ausbildungslehrgängen. Hieran dürfen
                                             Traditionen. So ist es häufig schwierig,
nur Personen mit einer Duldung oder ei-
                                             wenn es darum geht, die eigene tradier-
nem Aufenthaltstitel teilnehmen. Hier-
                                             te kulturelle Haltung mit den normativen
durch geraten die Familien in eine man-
                                             Erwartungen an Familien in Deutschland
gelnde Selbstwirksamkeit und können
                                             in Einklang zu bringen. Dies kann zu in-
das eigene Leben nicht kontrollieren und
                                             nerfamiliären Spannungen und einer er-
gestalten, was dem Grundbedürfnis an
                                             schwerten Integration führen. Des Wei-
Selbstversorgung widerspricht. Das War-
                                             teren    sind     die    unterschiedlichen
ten auf Verlängerung des Status bringt
                                             Glaubensansätze und die familiären Tra-
diese Menschen somit in eine passiv iso-
                                             ditionen anzusprechen, die eine Betreu-
lierte Rolle, die Frust und Scham mit sich
                                             ung der Kinder im häuslichen Umfeld und
bringt und führt in einzelnen Fällen bis
                                             nicht in einer Kindertageseinrichtung
zu Depressionen und anderen körperli-
                                             vorsehen.
chen/ seelischen Begleiterscheinungen.

Traumatisierung                              Mobilität
                                             Die räumliche Mobilität spielt im Land-
Mit der Flucht bis zur Ankunft in
                                             kreis Alzey-Worms eine entscheidende
Deutschland kann eine Traumatisierung
                                             Rolle bei der sozialen Integration, da der
durch Erlebnisse oder Ereignisse einher-
                                             Kreis ländlich geprägt und nicht alle Ge-
gehen, die extreme Ausmaße von Angst,
                                             meinden mit einem gut ausgebauten öf-
Aggressionen, Wut, Trauer oder auch
                                             fentlichen Verkehrsnetz versehen ist. Ei-
des Rückzuges zur Folge haben können.
                                             ne mangelnde Mobilität tritt nicht nur in
                                             Familien mit Flucht- und/oder Migrati-
                                             onshintergrund auf, sondern auch in so-
                                             zial benachteiligten. Sie erschwert zu-
12
     Vgl. Dr. Lokhande, 2013, S. 6-17        sätzlich den Zugang zum Berufsleben, da

                                                                                          26
hierfür oft eine regelmäßige, öffentliche   Grad der Benachteiligung, denn mit zu-
Verkehrsanbindung in die größeren Städ-     nehmender Dauer erschöpfen auch die
te Voraussetzung ist. Auch die dringend     vorhandenen Ressourcen.
notwendigen Sprach- und Integrations-
kurse finden in den Städten statt, wo die   Aufklärung
betroffenen Familien gar nicht oder nicht   Durch mangelnde Bildungsressourcen
zu den entsprechenden Uhrzeiten hin-        fehlt beispielsweise die Kenntnis über die
kommen.                                     Möglichkeiten und Chancen des deut-
                                            schen Bildungssystems. Viele Familien
Soziale Benachteiligung                     im Landkreis Alzey-Worms sind nicht
Der Begriff soziale Benachteiligung be-     ausreichend über den Rechtsanspruch
schreibt zunächst die Tatsache, dass es     auf einen Kinderbetreuungsplatz infor-
Menschen gibt, die aufgrund von Merk-       miert und auch das Anmeldeverfahren ist
malen, die sehr verschieden sind und        weitestgehend unbekannt.
einzeln oder kombiniert auftreten kön-
nen, sich von anderen abgrenzen und
somit als benachteiligt angesehen wer-
den. Diese Benachteiligung kann auf ver-
schiedenen Wirkungsebenen vorliegen
und dementsprechend unterschiedliche
Auswirkungen haben sowie auch ver-
schiedene Handlungsansätze benötigen,
um diesen entgegenzuwirken.

Die strukturelle Ebene bezieht sich dem-
nach auf die materiellen Dinge wie zum
Beispiel das Einkommen, beruflicher Sta-
tus oder die Wohnverhältnisse. Für Fa-
milien mit geringerer finanzieller Aus-
stattung ist es demnach schwieriger, da
eventuell anfallende Kosten für Essen in
der Kindertagesstätte nicht bezahlt wer-
den können.

Auf der familiären Ebene können die Le-
benssituation, der Beziehungsstatus oder
auch andauernde Konflikte eine soziale
Benachteiligung bedingen.

Die individuelle Ebene beschreibt die
persönliche Situation und die Belastun-
gen wie beispielsweise psychische und
physische    Erkrankungen,    Isolation,
Ängste oder Scham.

Die soziale Benachteiligung ist umso
größer, je mehr Risikofaktoren bei einer
Familie vorliegen und je weniger Res-
sourcen zur Verfügung stehen. Auch die
Dauer der Belastungen bestimmt den

                                                                                         27
9    Wie wir Familien erreichen

        Handlungsmodell zum erreichen von Familien

Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, (2019), S. 4

                                                                                   28
9.1 Aufsuchende                              wünschten Sprache, eine Brotdose mit
                                             den entsprechenden Logos, ein Kinder-
    Arbeit                                   buch mit den ersten Worten von der Stif-
                                             tung Lesen und ein eigens erstellter
                                             Handzettel, der in einfacher Sprache be-
                                             schreibt was ein Kindergarten ist. Wei-
                                             terhin sind verschiedene Informations-
                                             hefte in der BegIn-Tasche enthalten, die
                                             bspw. über Impfungen und Vorsorgeun-
Unsere Aufsuchende Arbeit ist sowohl         tersuchungen aufklären. Die Broschüre
zielgruppen- als auch gemeinwesenori-        „Wegweiser     für   werdende    Mütter-
entiert und enthält Anteile von Bera-        Herzlich willkommen im Leben“, veröf-
tungs- und Freizeitarbeit. Unser Ziel ist    fentlicht vom Landkreis Alzey-Worms,
es, allen Familien die Möglichkeit zu ge-    wurde in unserem Auftrag in leichte
ben, an frühkindlichen Angeboten zu          Sprache übersetzt und beinhaltet wert-
partizipieren, Hemmschwellen abzubau-        volle Themen für werdende Mütter als
en und Brücken oder Wege in ein ver-         auch wichtige Adressen wie beispielswei-
trauensvolles Umfeld aufzuzeigen.            se von Kinderärzten, Krankenhäuser,
                                             Hebammen und Beratungsstellen im
Um die oben genannten Ziele zu errei-        Landkreis.
chen, legen wir unseren Fokus im Be-
sonderen auf Hausbesuche in Familien.
Dies ermöglicht uns vor allem Familien,
die auf dem Land wohnen, unkompliziert
zu erreichen und somit eine schnellere
Unterstützung zu gewährleisten. Damit
dies gelingt sind wir auf unser Netzwerk
angewiesen, das meist den Erstkontakt
zwischen der Familie und uns herstellt.
Ein ganz wichtiger Netzwerkpartner hier-
bei ist die Kreisverwaltung Alzey-Worms.
Von dieser erhalten wir, unter Berück-
sichtigung der Datenschutzrichtlinien, In-
formationen über Neuzuzüge oder Unter-
stützungsbedürftige unserer Zielgruppe.

Hausbesuche führen wir durch, um neue
Familien willkommen zu heißen, sie über
frühkindliche Bildung aufzuklären, zu be-
raten und sie bei formellen Angelegen-
heiten wie beispielsweise das Ausfüllen
eines Kita Vertrags zu unterstützen. Sind
                                             Copyright: DRK Kreisverband Alzey
die Familien mit einem Hausbesuch ein-
verstanden, besuchen wir diese und hei-
                                             Je nach Bedarf erfolgen im Anschluss
ßen sie beim Erstbesuch mit unserer Be-
                                             weitere Hausbesuche. In einzelnen Fällen
gleit- und Informationstasche, kurz
                                             kann es vorkommen, dass Kinder nach
BegIn-Tasche, herzlich willkommen. Die-
                                             der Eingewöhnung die Kita unregelmäßig
se beinhaltet unter anderem unseren
                                             oder gar nicht mehr besuchen. In diesen
Flyer zum Programm, wenn möglich in
der von der Familie ge-

                                                                                        29
Fällen bitten uns die Kita-Leitungen um
Unterstützung und wir versuchen erneut
Kontakt zur Familie aufzunehmen. Bei
nicht erreichen suchen wir auch hier die
Familie zu Hause auf, um gemeinsam ins
Gespräch zu kommen. Hierbei gehen wir
besonders behutsam auf die Eltern ein,
um diese nicht zu drängen und versu-
chen das Vertrauensverhältnis neu auf-
zubauen. Im weiteren Verlauf vermitteln
wir zwischen der Kita und der Familie
und achten hierbei immer auf die Be-
dürfnisse der Familie und des Kindes.

Ein weiterer Fokus liegt bei der aufsu-
chenden Arbeit im Sozialraum. Hierbei
suchen wir Familien der Zielgruppe an
Orten wie Spielplätzen, Parks, Vereinen,
Innenstadt in Alzey, Einkaufsläden,
Sportplätzen, Wohnunterkünfte, Cafés
und sonstige bekannte Anlaufstellen auf.
Mit unserem „Kids and Care – Mobil“ zei-
gen wir uns mit unterschiedlichen
Spieleinheiten an den jeweiligen Orten
und klären über unser Programm auf.
Dadurch wollen wir die erste Hürde, um
an unseren Angeboten teilzunehmen,
abbauen und mit unseren Spieleinheiten
erste Einblicke in die frühkindliche Bil-
dung aufzeigen. Durch die Präsenz im
Sozialraum entstehen ein Wiedererken-
nungswert und eine Mundpropaganda,
auf die wir besonders auf dem Land an-
gewiesen sind.

Darüber hinaus nehmen wir an verschie-
denen Angeboten und Veranstaltungen
in Einrichtungen teil, wie beispielsweise
der Mütter-Väter-Treff im Mehrgenerati-
onenhaus in Monsheim. Eltern, die auf
der Warteliste einer Kita stehen, spre-
chen wir gezielt an und laden sie zu un-
seren Angeboten ein. Bei der aufsuchen-
den Arbeit ziehen wir, wann immer es
notwendig und möglich ist, einen Dol-
metscher hinzu.

                                            30
9.2 Netzwerk- und                            vicestelle. Alle finanziellen Mittel werden
                                             hier beantragt und abgerechnet. Wichti-
    Kooperations-                            ge Telefonkonferenzen mit allen Beteilig-
                                             ten werden von hier organisiert und
    partner                                  durchgeführt.

                                             Migrationsbeauftragte         der    Ver-
                                             bandsgemeinden
                                             Die Migrationsbeauftragten sind ernann-
                                             te Personen, die meist an die jeweilige
                                             Verbandsgemeinde angegliedert sind o-
Um Chancengleichheit zu stärken, neh-        der einer beauftragten Organisation an-
men wir in unserer Arbeit die ganze Fa-      gehören. Sie kümmern sich um alle Be-
milie in den Blick. Daher besteht unser      lange, die in Verbindung mit Personen
Netzwerk aus vielen verschiedenen            mit Migrations- und/oder Fluchthinter-
Netzwerk- und Kooperationspartnern, die      grund in der Verbandsgemeinde auf-
für die Arbeit mit den Familien relevant     kommen. Mit ihnen werden Abgleiche
sind. Dadurch gelingt es uns Familien auf    gemacht beziehungsweise Absprachen
ganzheitlicher Ebene eine qualitative Un-    getroffen in Bezug auf die aufsuchende
terstützung zu bieten. Unsere Kooperati-     Arbeit in den einzelnen Familien.
onen werden anhand eines Kooperati-
onsvertrags      verschriftlicht,   worin    Ehrenamtliche Helfer
gemeinsame Ziele und Vereinbarungen          In vielen Verbandsgemeinden gibt es eh-
festgehalten werden. In enger Zusam-         renamtliche HelferInnen, die sich um
menarbeit richten wir unsere Brückenan-      Familien    mit  Migrations-    und/oder
gebote bedarfsorientiert und ressourcen-     Fluchthintergrund kümmern und diese in
orientiert aus.                              vielen Lebenslagen unterstützen. Waren
                                             es am Anfang des Projektes noch zahl-
Kreisjugendamt Alzey-Worms                   reiche HelferInnen, sind diese bis Ende
Das Kreisjugendamt Alzey-Worms hat           2019 stark gesunken. Es gibt nur noch
den DRK-Kreisverband Alzey e.V. dazu         vereinzelte Ehrenamtliche, die diese Auf-
beauftragt, dass Bundesprogramm „Kita-       gabe übernehmen. Falls es in einer Fa-
Einstieg: Brücken bauen in frühe Bil-        milie, die im Rahmen des Projektes
dung“ umzusetzen. Daher arbeiten beide       durch eine Fachkraft aufgesucht wird, ei-
Instanzen eng zusammen und entwickeln        ne/n ehrenamtliche/n HelferIn gibt, wird
Brückenangebote in enger Absprache,          mit dieser/diesem in enger Kooperation
die den Bedarf im Landkreis decken.          das Vorgehen in der betreffenden Familie
                                             besprochen und zusammengearbeitet.
Servicestelle Kita-Einstieg
Die Servicestelle gibt wichtige Informati-   Leitung einer Kindertagesstätte
onen und Auflagen an den Zuwendungs-         Den Leitungen der einzelnen Kinderta-
empfänger, den DRK-Kreisverband Alzey        gesstätten im Landkreis Alzey-Worms
e.V., weiter. Es erfolgen kontinuierlich     kommt eine wichtige Funktion in der Zu-
Dokumentationen in Form von Angebots-        sammenarbeit bezüglich der aufgesuch-
steckbriefen und Evaluationen der Vor-       ten Familien und den niedrigschwelligen
gehensweise im Bundesprogramm durch          pädagogischen Angeboten zu. Es werden
den Zuwendungsempfänger an die Ser-          Absprachen getroffen, die die Verfügbar-
                                             keit von Plätzen sowie die Aufnahmevor

                                                                                           31
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