Kopfschmerzen bei Schülern: Prävalenz und Risikofaktoren
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MEDIZIN ÜBERSICHTSARBEIT Kopfschmerzen bei Schülern: Prävalenz und Risikofaktoren Andreas Straube, Florian Heinen, Friedrich Ebinger, Rüdiger von Kries opfschmerzen zählen zu den häufigsten Be- ZUSAMMENFASSUNG Hintergrund: Wiederholte auftretende Kopfschmerzen bei K schwerden in der Bevölkerung, so auch bei Kindern und Jugendlichen. Auch bei Schulkindern Schülern sind häufig. Diagnostisch bestätigt sich in der dominieren primäre Kopfschmerzen, definiert als Regel ein primärer Kopfschmerz (Migräne oder Span- Kopfschmerzen, die nicht Ausdruck einer anderen Er- nungskopfschmerz). Diese Übersicht widmet sich der krankung sind (Gruppe 1–4, IHS-Klassifikation) (1). Frage, ob Kopfschmerzen bei Schülern häufiger werden Die mittlere Kopfschmerzhäufigkeit (1-Monats- bis und wenn ja, welche Risikofaktoren assoziiert sind. Lebenszeit-Prävalenz) liegt in 50 bevölkerungsbasier- Methode: Selektive Literatursuche in der Datenbank ten Studien bei Schulkindern bei 58,4 %, die Migrä- PubMed unter den Stichworten: „primary headache AND neprävalenz bei 7,7 % (2). Das Verhältnis Mädchen children/adolescent AND risk factors/prevalence“. Arbei- zu Jungen ist 1,5 (alle Kopfschmerzen) und 1,7 (Mi- ten in Englisch und Deutsch (bis April 2013) wurden be- gräne). Sekundäre Kopfschmerzen (Kopfschmerzen rücksichtigt. Arbeiten zu sekundären Kopfschmerzen aus- als Folge einer anderen Erkrankung) sind bei wieder- geschlossen. holt auftretenden Kopfschmerzen selten. Die Präva- Ergebnisse: Altersabhängig nimmt die Kopfschmerzprä- lenz für Kopfschmerzen bei Schülern (11–18 Jahre) in valenz zu. Sie liegt in der Altersgruppe der 12- bis der Türkei lag für primäre Kopfschmerzen bei 34,1 % 15-Jährigen bei 66–71 % (3-Monatsprävalenz) und und für sekundäre bei 4,4 % (e1). Als Ursachen für 33–40 % für wöchentliche Kopfschmerzen. Die Kopf- sekundäre Kopfschmerzen dominieren die viralen In- schmerzen treten häufig zusammen mit anderen fektionen der Luftwege (29–39 %) und die leichteren körperlichen und/oder psychischen Symptomen auf. Schädel-Hirn-Traumen (3) (Kasten 1, 2). Studien aus Skandinavien zeigen eine Zunahme der Kopf- schmerzprävalenz in den Altersstufen ab 8 Jahren. Ver- Methode schiedene Studien identifizieren folgende Risikofaktoren Die Übersicht wurde als Expertenkonsensus (modifi- (bis zu 5,8-fache Risikoerhöhung) für Kopfschmerzen ziertes Delphi-Verfahren) erarbeitet. Publikationen, die oder ihrer Chronifizierung: dysfunktionale familiäre Situa- durch eine selektive Literaturrechere in PubMed (bis tion, regelmäßiger Alkohol-, Koffein- und Nikotingenuss, April 2013) unter den Stichwortkombinationen „pri- geringe körperliche Aktivität, physische/psychische Miss- mary headache AND children AND prevalence“ (318 handlungen, Mobbing im sozialen Umfeld, unfaire Be- Zitate); „primary headache AND adolescent AND pre- handlung in der Schule und unzureichende Freizeit. valence“ (411 Zitate); „primary headache AND chil- Schlussfolgerung: Kopfschmerzen bei Kindern und Ju- dren AND risk factors“ (84 Zitate) und „primary head- gendlichen sind ein zunehmendes Gesundheitsproblem. ache AND adolescent AND risk factors“ (115 Zitate) Kopfschmerzen sind häufig vergesellschaftet mit anderen gefunden wurden, wurden dann von mindestens einem Formen von körperlichen und psychischen Beschwerden. der Autoren geprüft. Berücksichtigt wurden nur Originalarbeiten in Englisch oder Deutsch, die in peer- ►Zitierweise reviewed Journalen publiziert worden sind. Straube A, Heinen F, Ebinger F, von Kries R: Headache in school children: prevalence and risk factors. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(48): 811–18. Klinik primärer Kopfschmerzen im DOI: 10.3238/arztebl.2013.0811 Kindes- und Jugendalter Das mittlere Alter bei Beginn der Kopfschmerzen liegt bei 7,5 Jahren (4). Die klinische Symptomatik Neurologie der Universität München, Campus Großhadern: Prof. Dr. med. Straube weicht dabei von der bei Erwachsenen ab. Häufig ist Pädiatrische Neurologie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie der bei Kindern eine eindeutige Unterscheidung von Mi- Universität München, Campus Innenstadt, Dr. von Haunersches Kinderspital: gräne oder Spannungskopfschmerz nicht möglich Prof. Dr. med. Florian Heinen (e2). Die Dauer von Migräneattacken ist kürzer (sie Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn kann unter zwei Stunden liegen) (e2, e3) und ist sel- und Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg: PD Dr. med. Ebinger ten länger als 12 bis 24 Stunden. Der Kopfschmerz Institut für Soziale Pädiatrie und Jugendmedizin, Universität München: ist eher bilateral und Übelkeit/Erbrechen nehmen mit Prof. Dr. med. von Kries zunehmendem Alter ab (e4). Hohe Schmerzintensität Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 48 | 29. November 2013 811
MEDIZIN KASTEN 1 und pulsatiler Charakter sprechen für eine Migräne. Diese beginnt häufig in den Morgenstunden (58,5 %) und hört nach einer Schlafperiode auf (76,7 %). Die IHS-Kriterien der Migräne ohne Aura (1.1) höchste Spezifität zur Unterscheidung einer Migräne ● Beschreibung von Spannungskopfschmerzen haben Besserung Wiederkehrende Kopfschmerzerkrankung, die sich in Attacken von 4–72 Stunden durch Schlaf, das Auftreten von Übelkeit, Brechreiz/ Dauer (Erwachsene, bei Kinder können die Attacken auch unter zwei Stunden Erbrechen, Verstärkung durch körperliche Belastung andauern) manifestiert. Typische Kopfschmerzcharakteristika sind einseitige sowie Photo-/Phono-/Osmophobie (5). Lokalisation, pulsierender Charakter, mäßige bis starke Intensität, Verstärkung Kinder können als Migräneäquivalent beispiels- durch körperliche Routineaktivitäten und das begleitende Auftreten von Übelkeit weise zeigen: und/oder Licht- und Lärmüberempfindlichkeit. ● zyklisches Erbrechen (wiederkehrende, stereo- type Attacken mit Übelkeit/Erbrechen sowie ● Diagnostische Kriterien mit Ruhebedürfnis), A. Mindestens fünf Attacken, die die Kriterien B–D erfüllen ● abdominale Migräne (Episoden mit Bauch- B. Kopfschmerzattacken, die (unbehandelt oder erfolglos behandelt) (2) 4–72 schmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Stunden anhalten (bei Kindern auch kürzer) Rückzugstendenz) ● benigner paroxysmaler Schwindel der Kindheit C. Der Kopfschmerz weist mindestens zwei der folgenden Charakteristika auf: (wiederholte Schwindelattacken, zum Teil auch 1. einseitige Lokalisation mit Nystagmus). 2. pulsierender Charakter Die Diagnose abdominale Migräne wurde bei 3. mittlere oder starke Schmerzintensität 4,4 % von 600 Kindern, die wegen wiederholter 4. Verstärkung durch körperliche Routineaktivitäten (z. B. Gehen oder Bauchschmerzen in eine pädiatrische Gastroentero- Treppensteigen) oder führt zu deren Vermeidung logie überwiesen worden waren, gestellt (6). Klein- D. Während des Kopfschmerzes besteht mindestens eines: kinder mit solchen Syndromen entwickeln überzufäl- 1. Übelkeit und/oder Erbrechen lig häufig später eine Migräne oder Spannungskopf- 2. Photophobie und Phonophobie schmerzen (7, e5). Im Jugendalter (12–15 Jahre) entspricht das klinische Bild von Migräne und Span- E. Nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen nungskopfschmerz dem im Erwachsenenalter. Die Stabilität der Diagnose über die Zeit ist bei kindli- chen Kopfschmerzen geringer als bei Erwachsenen: Nur 30–50 % der primär als Migräne klassifizierten Patienten behielten diese Diagnose bei einer er- KASTEN 2 neuten Einordnung nach drei Jahren bei (e6). Eine Migräne mit Aura, meist visuell, liegt bei etwa IHS-Kriterien des episodischen 23–50 % der Betroffenen vor (e3, e4). Im Kindes- Spannungskopfschmerzes (2.1) und Jugendalter sind Spontanremissionen selten: In einer schwedischen Studie bestand bei 80 % der Be- ● Beschreibung troffenen auch drei Jahren später der Kopfschmerz Seltene Kopfschmerzepisoden mit einer Dauer von Minuten bis Tagen. Der weiter (8). Werden die Eltern befragt, wird über ein Schmerz ist typischerweise beidseits lokalisiert und von drückender, beengender Jahr bei etwa 57 % der Kinder keine Änderung der Qualität. Er erreicht eine leichte bis mäßige Intensität und verstärkt sich nicht Kopfschmerzen und nur für circa 22 % beziehungs- durch körperliche Routineaktivitäten. Es besteht keine begleitende Übelkeit, aber weise 21 % eine Besserung, respektive Verschlechte- Photophobie oder Phonophobie können vorhanden sein. rung angegeben (9). Patienten, die erst spät im Ver- lauf der Kopfschmerzen therapiert wurden, hatten ● Diagnostische Kriterien eine geringere Chance kopfschmerzfrei zu werden A. Wenigstens 10 Episoden, die die Kriterien B–D erfüllen und durchschnittlich (e7). Mädchen verloren seltener ihre Kopfschmerzen an < 1 Tag/Monat (< 12 Tage/Jahr) auftreten als Jungen (e7). Hohe Kopfschmerzfrequenz und die B. Die Kopfschmerzdauer liegt zwischen 30 Minuten und 7 Tagen Diagnose Migräne prädizieren auch spätere Kopf- C. Der Kopfschmerz weist mindestens 2 der folgenden Charakteristika auf: schmerzen (10). Spannungskopfschmerz remittiert 1. beidseitige Lokalisation häufiger als Migräne. 2. Schmerzqualität drückend oder beengend, nicht pulsierend 3. leichte bis mittlere Schmerzintensität Auswirkung der Kopfschmerzen auf 4. keine Verstärkung durch körperliche Routineaktivitäten wie Gehen Lebensqualität und Gesundheit oder Treppensteigen Kinder und Jugendliche mit Kopfschmerzen berich- ten häufig über eine Reihe von weiteren somatischen D. Beide folgenden Punkte sind erfüllt: und psychischen Beschwerden. Bei Kindern, die we- 1. keine Übelkeit oder Erbrechen (Appetitlosigkeit kann auftreten) gen einer Schmerzerkrankung in einer spezialisierten 2. Photophobie oder Phonophobie, nicht jedoch beides kann vorhanden sein schmerztherapeutischen Einrichtung vorgestellt wur- E. Nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen den, hatten 74,5 % Kopfschmerzen, wobei bei 55 % der Betroffenen weitere Schmerzdiagnosen, wie 812 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 48 | 29. November 2013
MEDIZIN Bauch- und Rückenschmerzen, gestellt wurden (11). TABELLE 1 Das gemeinsame Auftreten von verschiedenen soma- tischen Beschwerden (Kopfschmerzen, Rücken- Assoziation von somatischen Beschwerden mit Kopfschmerzen/Migräne Altersgruppe 13–18, N = 6483* schmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Schlafstö- rungen, allergischen Erkrankungen) ist schon in der Beschwerden Ergebnis Altersgruppe der 5- bis 7-Jährigen zu beobachten (OR; 95-%-Konfidenzintervall) (12, 13) (Tabelle 1). epileptische Anfälle 2,02 (1,04–3,94) Von 2 200 Kindern, die ein Jahr nach der Ein- wiederholte Albträume 2,28 (1,34–3,87) gangsevaluierung erneut die Lokalisation von Bewegungskrankheit 1,6 (1,07–2,4) Schmerzen angeben sollten, berichteten mehr als die Hälfte von zwei oder mehr Schmerzlokalisationen Allergien 1,5 (1,17–1,92) (14). Mädchen waren häufiger von multiplen Schmer- Magenschmerzen 2,36 (1,59–3,51) zen betroffen und nur 27 % hatten keine Schmerzen mehr. Ähnliche Assoziationen von Kopfschmerzen *nach (13); OR, Odds Ratio mit anderen Beschwerden schilderten auch Gymna- siasten: ● Kopfschmerzen (83 %) ● Rückenschmerzen (48 %) schnittstudie über sechs Jahre bestätigt, die einen ● vermehrte Müdigkeit (47 %) und signifikanten Anstieg der Prävalenz von 45,2 % auf ● Nacken/Schulterschmerzen (45 %) (15). 78,7 % sah (19). Nacken-/Muskelschmerzen wurden signifikant Daneben wird auch eine Zunahme hochfrequenter häufiger von Schülern mit einer Migräne genannt als Kopfschmerzen (wöchentliche Kopfschmerzen) mit von jenen mit einem Spannungskopfschmerz (16). dem Lebensalter berichtet (24, e16–e18). So berich- Daneben treten auch Verhaltensauffälligkeiten bei ten Gaßmann et al. (25) bei 3,6 % der 8-Jährigen und Kindern mit Migräne vermehrt auf (e8). So fanden 10,7 % der 15-Jährigen über mindestens einmal in wir ein signifikant erhöhtes Risiko für affektive Stö- der Woche auftretende Kopfschmerzen. Ähnliche rungen und Aufmerksamkeitsstörungen/Hyperaktivi- Prävalenzzahlen für wöchentliche Kopfschmerzen tät insbesondere für Jugendliche mit Migränekopf- wurden auch gefunden: schmerzen (e9). Bezüglich der Komorbidität von ● in Kanada (26,3 % der 12–13-Jährigen bezie- Depression beziehungsweise Angsterkrankungen hungsweise 31,2 % der 14–15-Jährigen [e16]) und Kopfschmerzen gibt es widersprüchliche Aussa- ● in Südengland (20 %) (17) und gen, die Mehrzahl der publizierten Studien geht aber ● in Italien (40 % der 11–15-Jährigen) (e18). von einem erhöhten Risiko dieser Erkrankungen als In der Region Greifswald berichteten 9,6 % der auch von allgemeinen psychopathologischen Auffäl- 12-Jährigen und 12,1 % der 15-Jährigen über Kopf- ligkeiten bei Jugendlichen mit Kopfschmerzen aus schmerzen an mindestens 14 Tagen in den letzten (e10–e12). So ist auch das Suizidrisko bei Jugendli- 3 Monaten (24). Eine chronische Migräne (Migrä- chen mit chronischen Kopfschmerzen erhöht (e13). nekopfschmerzen > 15 Tage/Monat für mindestens 3 Monate) lag bei 0,1 % der Schüler vor (24). Altersabhängigkeit der Prävalenz und Häufige Kopfschmerzen führen auch zu einem Zunahme chronischer Kopfschmerzen vermehrten Schmerzmittelgebrauch. In Brasilien ga- Eltern unterschätzen die Kopfschmerzen ihrer Kin- ben 6,7 % der Kinder einen Analgetikagebrauch an der (e14) und die Unterscheidung zwischen Migräne mehr als 5 Tagen im Monat an (23). In der HUNT-Ju- und Spannungskopfschmerz ist in dieser Altersgrup- gend-Studie fand sich der Verdacht auf einen Kopf- pe (e15) schwierig. Epidemiologische Querschnitter- schmerz bei Medikamentenübergebrauch (Analgeti- hebungen (4, 17, 18) und Längsschnittstudien (19) kaeinnahme an > 15 Tagen/Monat, Opiate und Trip- zeigen die Zunahme der Kopfschmerzprävalenz mit tane an > 10 Tagen/Monat) bei 0,8 % der Mädchen dem Alter, für Siebenjährige wird sie mit 37–51 % und 0,2 % der Jungen (e19). und für Fünfzehnjährige mit 57–82 % angegeben In verschiedenen Studien wurde eine Zunahme der (20, 21). Im Kinder- und Jugendgesundheitssurvey Kopfschmerzprävalenz bei Kindern gefunden. In (KiGGS) waren in der Altersklasse 11–17 Jahre Finnland wurden 1989 und 1999 jeweils 1 000 acht- Kopfschmerzen noch vor Bauch- und Rücken- jährige Schüler befragt. Für häufige Kopfschmerzen schmerzen die häufigsten Schmerzen (3-Monats-Prä- wurde ein signifikanter Anstieg um den Faktor 1,5 valenz für Schmerzen insgesamt 77,6 %) (22). Die gefunden (e20). Eine weitere Studie aus Finnland Prävalenz der Migräne liegt für 5–12-Jährige bei untersuchte in Turku 1974, 1992 und 2002 jeweils 3,8 % (23) und für 12–15-Jährige bei 6,9 % (24). In mehr als 1 000 siebenjährige Kinder; die Migräne- einer deutschen Studie lag die Prävalenz für Kopf- Prävalenz stieg von 1974 bis 2002 von 14,5/1 000 schmerzen bei den 7-Jährigen bei 39 % und bei den auf 91,9/1 000 im Jahr 2002. Dies betraf gleicher- 14-Jährigen bei 63 % (4). Ähnliche Ergebnisse wur- maßen Migräne mit und ohne Aura als auch die den auch aus den USA (17) und Schweden (18) be- Häufigkeit von Kopfschmerzen allgemein (26, 27). richtet. Dieser Anstieg wird auch durch eine Längs- In Dänemark wurde über 12 Jahre eine Zunahme von Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 48 | 29. November 2013 813
MEDIZIN TABELLE 2 Risikofaktoren für Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen Risikofaktor Altersgruppe N Ergebnis Autor (Quelle) (Jahre) (OR; 95-%-Konfidenzintervall) wenig Bewegung 13–19 1 260 OR: 2,2 (1,3–3,7) Milde-Busch et al. 2010 (31) 12–18 5 847 OR: 1,2 (1,1–1,4) Robberstad et al. 2010 (32) regelmäßiger 11–26 980 OR: 2,16 (1,39–3,35) für häufige Kopfschmerzen Milde-Busch et al. 2010 (31) Nikotinkonsum 13–19 1 260 OR: 2,7 (1,4–5,1) Robberstad et al. 2010 (32) 12–18 5 847 OR:1,5 (1,3–1,7) regelmäßiger 13–19 1 260 OR: 3,4 (1,9–6,0) Milde-Busch et al. 2010 (31) Alkoholkonsum Übergewicht 12–18 5 847 OR: 1,4 (1,2–1,6) Robberstad et al. 2010 (32) regelmäßiger 13–19 1 260 OR: 2,4 (1,3–4,7) Milde-Busch et al. 2010 (31) Kaffeekonsum keine Freizeit 8–15 1 434 Jungen OR: 2,12 (1,29–3,48) Gaßmann et al. 2009 (25) 541 Mädchen OR: 0,99 (0,28–3,47) Musikhören 13–17 1 025 OR: 2,1 (1,2–3,7) für 1–2h/Tag Milde-Busch et al. 2010 (31) Scheidung 13–15 4 645 OR: 5,8 (1,2–28,0) Juang et al. 2004 (e27) der Eltern negatives 12–13 1 694 OR: 1,88 (1,41–2,52) Dooley et al. 2005 (e16) Eigenerleben Unzufriedenheit 12–13 1 694 OR: 1,85 (1,48–2,31) Dooley et al. 2005 (e16) Streitigkeiten 8–15 1 434 Jungen OR: 1,78 (1,05–3,02) Gaßmann et al. 2009 (25) in der Familie 541 Mädchen OR: 1,25 (1,01–1,55) Misshandlung 13–15 3 955 OR: 1,6 (1,4–1,9) Fuh et al. 2010 (e28) Mobbing 11–15 123 227 selten: OR: 1,40 (1,30–1,50) Due et al. 2005 (38) wöchentlich: OR: 1,86 (1,70–2,05) unfaire Behandlung 11–15 4 119 OR: 1,24 (1,15–1,34) Santinello et al. 2009 (e18) durch Lehrer hohe Erwartungen 12–13 1 694 OR: 1,40 (1,11–1,74) Dooley et al. 2005 (e16) der Familie OR = Odds Ratio! Spannungskopfschmerz sowie der hochfrequenten Die Daten legen nahe, dass eine lebenszeitlich frü- Migräne bei jungen Erwachsenen beschrieben (28). here Manifestation von Kopfschmerzen (insbesonde- Der Anteil der Migränepatienten mit mehr als 14 At- re der Migräne) zu beobachten ist, ohne dass die tacken im Jahr nahm über 12 Jahren um 24 % auf Kopfschmerzhäufigkeit insgesamt angestiegen ist. 38 % zu (28). In der Region Uppsala wurden 1 800 Parallel nimmt der Anteil der Patienten mit häufigen Schulkinder im Alter von 7 bis 15 Jahren befragt und Kopfschmerzen zu. die Prävalenz von Spannungskopfschmerzen mit der aus dem Jahr 1955 verglichen. Über diesen Zeitraum Risikofaktoren für Kopfschmerzen kam es zu einem signifikanten Anstieg der Migräne- bei Schülern Prävalenz von 3,9 % auf 6,6 % und der Anteil Kinder Verschiedene Studien haben Risikofaktoren be- ohne Kopfschmerzen sank von 41,4 % (1955) auf schrieben, es fehlen aber Interventions- beziehungs- 16 % (1997) (18). Im Gegensatz zur Zunahme kind- weise Präventionsprojekte, die zeigen konnten, dass licher Kopfschmerzen fanden wir für den Zeitraum deren Beeinflussung die Kopfschmerzprävalenz im von 1995 bis 2010 in Deutschland keinen Anstieg Verlauf verändert. der Kopfschmerzhäufigkeit bei Erwachsenen (29). Generell kann man die Risikofaktoren in die Auch in Norwegen zeigte sich für Erwachsene nur Bereiche Lebensstil, Schule und Psyche unterteilen. ein marginaler Anstieg der Migräne-Prävalenz (12,1 Typische, wiederholt bestätigte Lebensstilfaktoren auf 13,2 %), nicht aber für andere Kopfschmerzfor- sind: men (e21). Längsschnittstudien bezüglich der Migrä- ● Koffeinkonsum nehäufigkeit in der Erwachsenenbevölkerung in den ● Alkoholkonsum USA und in Frankreich (von 1989 bis 1999) berich- ● Rauchen und teten ebenfalls keinen Anstieg (e22, e23). ● körperliche Inaktivität. 814 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 48 | 29. November 2013
MEDIZIN TABELLE 3 Pharmakologische und nichtpharmakologische Therapie der Migräne* Indikation Substanz Nebenwirkung Empfehlung Akutmedikation Ibuprofen 10 mg/kg KG Gastrointestinaltrakt ↑↑ Paracetamol 15 mg/kg KG Leberschäden ↑ Sumatriptan nasal 10–20 mg Engegefühl ↑↑ Zolmitriptan 2,5 mg Engegefühl ↑ Zolmitriptan nasal 5 mg Engegefühl ↑ Rizatriptan 10 mg Engegefühl ↑ Prophylaxe Metoprolol 1,5 mg/kg KG Müdigkeit ↔ Flunarizin 5 mg Müdigkeit ↑↑ Propranolol 2 mg/kg KG Müdigkeit ↔ Magnesium 300–400 mg Durchfall ↔ Topiramat 1–3 mg/kg KG Kognition ↑↑ Amitriptylin 1 mg/kg KG Müdigkeit ↔ nichtmedikamentöse Therapie Aufklärung ↔ Entspannungsverfahren ↑↑ regelmäßiger Sport ↔ Trainingsprogramme ↑↑ Biofeedback ↑↑ *nach (39, 40) . Regelmäßiger Koffeinkonsum korreliert mit der ein deutlicher Zusammenhang zwischen regelmäßi- Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Erwachsenen gen familiären Konflikten und Kopfschmerzen gese- (30) und bei Jugendlichen (31). In der HUNT-Studie hen (25). Ähnlich sind die Ergebnisse aus Taiwan zu als auch in der Münchner-Schüler-Studie (MUK) interpretieren, bei der Kinder mit chronischen Kopf- zeigte sich auch eine signifikante Assoziation mit schmerzen im Vergleich zu der Gesamtpopulation ei- Nikotinkonsum (31, 32). Anders als bei Erwachse- nen signifikant niedrigeren Global Family Environ- nen (33, e24) ist bei Jugendlichen auch Alkoholkon- ment Score hatten und physische Misshandlungen sum ein Risikofaktor. Bei Gymnasiasten wurde eine und Trennung der Eltern signifikant häufiger berich- signifikante Assoziation von Cocktail-Genuss und teten (e27). Kopfschmerzen gefunden (31). Sowohl die MUK- Verschiedene Studien (35, e28–e31) fanden einen Studie als auch die HUNT-Studie deckten eine Kor- Einfluss von physischer Misshandlung auf die relation mit geringer körperlicher Bewegung auf (31, Häufigkeit von Kopfschmerzen. Neben physischer 32). Es überrascht daher nicht, dass auch Überge- waren aber auch sexuelle und emotionale Misshand- wicht mit kindlichen Kopfschmerzen assoziiert ist lung als auch Nichtbeachtung signifikante Risiko- (32, 34). In einer amerikanischen Studie zeigte sich faktoren für frühen Beginn und Chronifizierung von auch, dass eine Reduktion des Übergewichtes zu ei- Kopfschmerzen (e30). Dieser Zusammenhang war ner Reduktion der Kopfschmerzen führt (34). Keinen unabhängig von der Diagnose einer Depression oder Einfluss auf die Kopfschmerzen hatten die tägliche Angstsymptomen (e30, e31). Dagegen scheint ein Trinkmenge (31), das Auslassen von Mahlzeiten (31) kooperatives, wenig bestrafendes Verhalten in der und die Anamnese einer abgelaufenen Meningitis Familie vor Kopfschmerzen zu schützen (36, e16) (e25). Es fand sich auch kein Einfluss von täglicher (Tabelle 2). Computerzeit (Videospielen, elektrischen Medien) Die Schule ist wesentlicher Teil der Umwelt von (e26). Kindern. Einen besonderen Platz in der Forschung Schulischer Stress als auch hohes Erwartungsni- nimmt der Einfluss von Mobbing und persönlichen veau der Eltern sind Risikofaktoren für vermehrte Verletzungen auf die Entwicklung von körperlichen Kopfschmerzen. Zwei Studien geben Hinweise, dass und psychischen Beschwerden ein. So erhöht sich bei Kindern und Jugendlichen regelmäßige Freizeit das Risiko an wiederholten Kopfschmerzen zu lei- (als tatsächlich freie Zeit verstanden) das Risiko re- den, wenn sich Schulkindern vom Lehrer ungerecht duziert, Kopfschmerzen zu bekommen (25). In einer behandelt fühlen um etwa 25 % (e18). Umgekehrt Befragung an Gymnasien berichteten über 80 % der reduziert das Gefühl einer fairen Behandlung das Ri- Schüler über Kopfschmerzen, und über 40 % von siko um mehr als 40 % (e16). Mobbing erhöht eben- ihnen hatten regelmäßig weniger als zwei Stunden falls das Risiko Kopfschmerzen zu entwickeln (37) nicht fest verplante Zeit pro Tag (15). und Schmerzmittel einzunehmen (38). Dabei gibt es Weitere Risikofaktoren sind psychische Belastun- eine enge Korrelation zwischen dem subjektiv er- gen, die aus der Familie beziehungsweise dem Le- lebten Ausmaß des Mobbings und der Häufigkeit bensumfeld resultieren. In der sogenannten KiJuKo- der Kopfschmerzen. In einer Querschnittstudie in 28 Studie aus Niedersachsen wurde gerade bei Jungen Ländern zeigte sich, dass vereinzeltes Mobbing das Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 48 | 29. November 2013 815
MEDIZIN TABELLE 4 Pharmakologische und nichtpharmakologische Therapie des Spannungskopfschmerzes* Indikation Substanz Nebenwirkung Empfehlung Akutmedikation Ibuprofen 10 mg/kg KG gastrointestinale Beschwerden ↑↑ Paracetamol 15 mg/kg KG Leberschäden ↑ Flupirtin 50–100 mg Leberschäden ↑ Prophylaxe Magnesium 300–400 mg Durchfall ↔ Amitriptylin 1 mg/kg KG Müdigkeit ↔ Topiramat 50–100 mg Kognition ↔ nichtmedikamentöse Therapie Aufklärung ↔ Entspannungsverfahren ↑↑ regelmäßiger Sport ↔ Trainingsprogramme ↑↑ Biofeedback ↑↑ *nach (39, 40) Risiko um etwa 40 %, wöchentliches Zurücksetzen Deutschland nicht ansteigt, vermuten die Autoren ei- aber um 80–90 % erhöht (38). ne duale Akzeleration an: Wenn man diese Faktoren global gesehen als ● Die Kindheit transferiert „früher“ zu Pubertät Stressoren auffasst, kann man auch die Frage stellen, und Adoleszenz und inwieweit der subjektiv erlebte Stress mit der Kopf- ● in der Adoleszenz treten Kopfschmerzen „frü- schmerzhäufigkeit korreliert. Befunde, dass die Mi- her und frequenter“ auf. gränehäufigkeit eine Beziehung zu Prüfungszeiten in Daher sind externe Faktoren anzunehmen, da sich der Schule zeigt, weisen in diese Richtung (e33). Et- die genetische Matrix sicher nicht geändert hat. Der wa 20 % der Schüler von Gymnasien gaben eine ho- zunehmende Zeitdruck mit Reduktion täglicher Frei- he Stressbelastung an, wobei am häufigsten, aber zeit (als tatsächliche regenerativer Zeit), der hohe nicht ausschließlich, die Schule als Stressor genannt Leistungsdruck aus Schule und Familie und der hohe wurde (15). Die subjektiv erlebte Stressbelastung Sozialdruck aus Peergroup und Schule. Individuelle, war bei Schülern mit einer Migräne höher als bei je- dabei kontextabhängige Risikofaktoren sind: geringe nen mit Spannungskopfschmerzen oder keinen körperliche Aktivität, Rauchen, vermehrter Koffein- Kopfschmerzen (e34) (Tabelle 2). und Alkoholkonsum und Übergewicht. Im ärztlichen Gespräch ist auf die Zusammenhän- Zusammenfassung und therapeutische ge hinzuweisen. Erfahrungen mit Kopfschmerzver- Konsequenzen sorgungsprojekten zeigen, dass wesentlicher Bestand- Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter nehmen teil des therapeutischen Erfolges die Aufklärung ist zu. Sie sind dabei eingebettet in somatische und psy- (e35–e37). Erste Ergebnisse liegen auch für Internet- chische Reifungs- und Beschwerdekomplexe. Da die basierte Angebote vor, die sowohl eine kognitive Ver- Kopfschmerzprävalenz in der Gesamtbevölkerung in haltenstherapie als auch Entspannungsübungen um- KERNAUSSAGEN ● Die Prävalenz von Kopfschmerzen steigt mit zunehmendem Lebensalter an. Bis zu 40 % der Schüler haben mindestens einmal wöchentlich Kopfschmerzen. ● Primäre Kopfschmerzen sind mit Abstand die häufigste Ursache für kindliche Kopfschmerzen. Eine eindeutige diagnosti- sche Zuordnung zu Spannungskopfschmerzen oder Migräne ist bei 30–50 % der Patienten nicht möglich. ● Die Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Kindern nimmt zu. Eine mögliche Erklärung ist eher die Vorverlagerung der Erkran- kungsmanifestation, weniger eine globale Zunahme von Kopfschmerzerkrankungen. ● Kopfschmerzen führen zu einer signifikanten Beeinträchtigung der Lebensqualität. Das Ausmaß dieser Beeinträchtigung wird sowohl von Eltern als auch Lehrern unterschätzt. ● Neben Belastungsfaktoren, die aus dem direkten sozialen Umfeld resultieren (familiäre Konflikte, Mobbing, Missbrauch), sind auch spezifische Verhaltensweisen der Betroffenen (Bewegungsmangel, Übergewicht, Alkohol- und Koffeinkonsum) mit dem Auftreten von Kopfschmerzen korreliert. Eine schon primär hohe Frequenz der Kopfschmerzen erhöht das Risiko einer späteren Chronifizierung des Kopfschmerzes. 816 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 48 | 29. November 2013
MEDIZIN fassten. Für beide Verfahren zeigte sich im Verlauf ei- 9. Gaßmann J, Morris L, Heinrich M, Kröner-Herwig B: One-year ne fast identische Wirksamkeit (e38). Sinnvoll ist auf course of paediatric headache in children and adolescents aged 8–15 years. Cephalalgia 2008; 28: 1154–62. regelmäßigen Sport (e39) und auf regelmäßige Zeiten 10. van Dijk A, McGrath PA, Pickett W, VanDenKerkhof EG: Pain pre- ohne Verpflichtungen hinzuweisen. Wie in anderen valence in nine- to 13-year-old schoolchildren. Pain Res Manag Bereichen der pädiatrischen Pharmakotherapie feh- 2006; 11: 234–40. len kontrollierte Studien. Eine aktuelle Übersicht der 11. Zernikow B, Wager J, Hechler T, Hasan C, Rohr U, Dobe M, Literatur findet sich in (39, 40) (Tabelle 3, 4). Meyer A, Hübner-Möhler B, Wamsler C, Blankenburg M: Charac- Bestehen Hinweise, dass das familiäre beziehungs- teristics of highly impaired children with severe chronic pain: weise schulische Umfeld die Kinder psychisch belas- a 5-year retrospective study on 2249 pediatric pain patients. BMC Pediatr 2012; 12: 54. tet, ist die Integration psychologischer und gegebenen- 12. Rask CU, Olsen EM, Elberling H, Christensen MF, Ornbøl E, Fink falls kinder- und jugendpsychiatrischer Kompetenz in P, Thomsen PH, Skovgaard AM: Functional somatic symptoms die Behandlung notwendig. Gerade bei Jugendlichen, and associated impairment in 5–7-year-old children: the Copen- die über chronische Kopfschmerzen oder multiple hagen Child Cohort 2000. Eur J Epidemiol 2009; 24: 625–34. Schmerzen klagen, sollte frühzeitig ein interdiszipli- 13. Lateef TM, Cui L, Nelson KB, Nakamura EF, Merikangas KR: Phy- näres Therapiekonzept etabliert werden. Gerade in sical comorbidity of migraine and other headaches in US ado- dieser Gruppe sind psychiatrische Komorbiditäten wie lescents. J Pediatr 2012; 161: 308–13. Depression, Angsterkrankung, Somatisierung häufig 14. Kröner-Herwig B, Gaßmann J, van Gessel H, Vath N: Multiple pains in children and adolescents: a risk factor analysis in a lon- (36) und die Gefahr einer Chronifizierung hoch. Häu- gitudinal study. J Pediatr Psychol 2011; 36: 420–32. fige Schmerzen in der Kindheit sind einer der Risiko- 15. Milde-Busch A, Blaschek A, Borggräfe I, von Kries R, Straube A, faktoren für chronische Schmerzen im Erwachsenen- Heinen F: Is there an association between the reduced school alter (e40). Dies ruft nach der Entwicklung geeigneter years in grammar schools and headache and other health com- präventiver Strategien für den Kopfschmerz bei Schü- plaints in adolescent students? Klin Padiatr 2010; 222: lern, „von Anfang an“. 255–60. 16. Blaschek A, Milde-Busch A, Straube A, Schankin C, Langhagen T, Jahn K, Schröder SA, Reiter K, von Kries R, Heinen F: Self- Interessenkonflikt reported muscle pain in adolescents with migraine and tension- Prof. Straube bekam Vortragshonorare beziehungsweise Reisekostener- type headache. Cephalalgia 2012; 32: 241–9. stattung von: Allergan, Hormosan, Boehringer Ingelheim, Merk-Serono, Desitin, Pfizer, Berlin Chemie, MSD. Er erhielt Wissenschafts-Förderung 17. Lateef TM, Merikangas KR, He J, Kalaydjian A, Khoromi S, oder Honorar für die Durchführung von wissenschaftlichen Studien von: Knight E, Nelson KB: Headache in a national sample of American Allergan, Novartis, MSD, Boehringer Ingelheim, Weber & Weber, FGK, children: prevalence and comorbidity. J Child Neurol 2009; 24: Fresenius Stiftung, DFG und BMBF. 536–43. Prof. Heinen erhielt Honorare für eine Beratertätigkeit der Firma Allergan. 18. Laurell K, Larsson B, Eeg-Olofsson O: Prevalence of headache Prof. Ebinger wurde für die Durchführung von klinischen Auftragsstudien in Swedish schoolchildren, with a focus on tension-type head- mit Drittmitteln von AstraZeneca ausgestattet. ache. Cephalalgia 2004; 24: 380–8. Prof. von Kries erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht. 19. Ozge A, Sasmaz T, Cakmak SE, Kaleagasi H, Siva A: Epidemiolo- gical-based childhood headache natural history study: after an interval of six years. Cephalalgia 2010; 30: 703–12. Manuskriptdaten eingereicht: 10. 9. 2012, revidierte Fassung angenommen: 13. 8. 2013 20. Dooley JM, Gordon KE: Headaches in childhood. Can J Neurol Sci 2004; 31: 291–2. 21. Zwart JA, Dyb G, Holmen TL, Stovner LJ, Sand T: The prevalence LITERATUR of migraine and tension-type headaches among adolescents in 1. Headache Classification Committee of the International Head- Norway. 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MEDIZIN 29. Straube A, Aicher B, Förderreuther S, Eggert T, Köppl J, Möller 37. Williams K, Chambers M, Logan S, Robinson D: Association of S, Schneider R, Haag G: Period prevalence of self-reported common health symptoms with bullying in primary school chil- headache in the general population in Germany from dren. BMJ 1996; 313: 17–9. 1995–2005 and 2009: Results from annual nationwide popula- 38. Due P, Holstein BE, Lynch J, Diderichsen F, Gabhain SN, Scheidt tion-based cross-sectional surveys. J Headache and Pain 2013; P, Currie C: Health Behaviour in School-Aged Children Bullying 14: 11. Working Group. Bullying and symptoms among school-aged 30. Hagen K, Thoresen K, Stovner LJ, Zwart JA: High dietary children: international comparative cross sectional study in 28 caffeine consumption is associated with a modest increase countries. Eur J Public Health 2005; 15: 128–32. in headache prevalence: results from the Head-HUNT Study. 39. Bonfert M, Straube A, Schroeder AS, Reilich P, Ebinger F, Heinen J Headache Pain 2009; 10: 153–9. F: Primary headache in children and adolescents: update on 31. Milde-Busch A, Blaschek A, Borggräfe I, Heinen F, Straube A, pharmacotherapy of migraine and tension-type headache. Neu- von Kries R: Associations of diet and lifestyle with headache in ropediatrics 2013; 44: 3–19. high-school students: results from a cross-sectional study. 40. Evers S, Kropp P, Pothmann R, Heinen F, Ebinger F: Therapie Headache 2010; 50: 1104–14. idiopathischer Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter. Ner- 32. Robberstad L, Dyb G, Hagen K, Stovner LJ, Holmen TL, Zwart venheilkunde 2008; 27: 1127–37. JA: An unfavorable lifestyle and recurrent headaches among adolescents: the HUNT study. Neurology 2010; 75: 712–7. Anschrift für die Verfasser 33. Aamodt AH, Stovner LJ, Hagen K, Bråthen G, Zwart J: Headache Prof. Dr. med. Andreas Straube Neurologie, Campus Großhadern prevalence related to smoking and alcohol use. The Head-HUNT Universität München Study. Eur J Neurol 2006; 13: 1233–8. 81377 München 34. Hershey AD, Powers SW, Nelson TD, Kabbouche MA, Winner P, astraube@nefo.med.uni-muenchen.de Yonker M, Linder SL, Bicknese A, Sowel MK, McClintock W: American Headache Society Pediatric Adolescent Section. Obe- Zitierweise sity in the pediatric headache population: a multicenter study. Straube A, Heinen F, Ebinger F, von Kries R: Headache in school children: Headache 2009; 49: 170–7. prevalence and risk factors. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(48): 811–18. DOI: 10.3238/arztebl.2013.0811 35. Tietjen GE, Brandes JL, Peterlin BL, Eloff A, Dafer RM, Stein MR, Drexler E, Martin VT, Hutchinson S, Aurora SK, Recober A, Herial NA, Utley C, White L, Khuder SA: Childhood maltreatment and migraine (part I). Prevalence and adult revictimization: a multi- center headache clinic survey. Headache 2010; 50: 20–31. 36. Pitrou I, Shojaei T, Chan-Chee C, Wazana A, Boyd A, Kovess- Masféty V: The associations between headaches and psychopa- @ Mit „e“ gekennzeichnete Literatur: www.aerzteblatt.de/lit4813 thology: a survey in school children. Headache 2010; 50: The English version of this article is available online: 1537–48. www.aerzteblatt-international.de Berichtigung TABELLE 2 In dem Beitrag „Pneu- mokokken-Impfrate bei Anteil Versicherter mit mindestens einem Risiko je Alters- und Krankheitsklasse*1 Erwachsenen“ von Ulri- Altersklasse (Jahre) < 18 18–59 ≥ 60 ke Theidel und Koauto- Anzahl Versicherter je Altersklasse (N = 1 008 501) 140 818 547 607 320 076 ren im Deutschen Ärz- teblatt vom 1. 11. 2013 Krankheitsklasse n % n % n % (Heft 44) fehlen in Ta- mittleres Risiko (Chroniker) belle 2 die Angaben Herz-Kreislauf-Erkrankungen 154 0,11 16 043 2,93 96 127 30,03 zum Anteil von Patien- Atemwegserkrankungen 563 0,40 5 118 0,93 11 723 3,66 ten mit HIV-Infektion. Die vollständige Ta- Diabetes mellitus oder andere Stoffwechselerkrankungen 354 0,25 23 733 4,33 81 051 25,32 belle 2 ist im Folgenden chronische Nierenkrankheiten 313 0,22 2 187 0,40 4 066 1,27 abgebildet. MWR neurologische Erkrankungen 181 0,13 4 493 0,82 16 672 5,21 hohes Risiko neoplastische Krankheiten 142 0,10 2 157 0,39 5 338 1,67 Zustand nach Transplantation 34 0,02 609 0,11 441 0,14 Krankheiten der blutbildenden Organe 4 461 3,17 29 159 5,32 33 720 10,53 HIV-Infektion 5 0,004 431 0,08 59 0,02 2 total* 6 030 2,46 71 776 29,33 166 921 68,21 *1 Die Angaben in dieser Tabelle beziehen sich auf die enge Risikodefinition nach Fleming et al. (2006) (16) *2 Angabe ohne Doppelzählung, da ein Versicherter mehr als eine Grunderkrankung haben kann Anmerkung: Für diese Auswertung wurde vereinfachend angenommen, dass die Dokumentationsnummern bundeseinheitlich angewandt wurden sowie die Kodierung der Impfleistungen und Krankheiten korrekt erfolgte. 818 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 110 | Heft 48 | 29. November 2013
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