Ländliche Gentrifizierung. Aufwertung und Verdrängung jenseits der Großstädte - Vorschlag für ein Forschungsprogramm - GH
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supported by Geogr. Helv., 76, 193–204, 2021 https://doi.org/10.5194/gh-76-193-2021 © Author(s) 2021. This work is distributed under the Creative Commons Attribution 4.0 License. Ländliche Gentrifizierung. Aufwertung und Verdrängung jenseits der Großstädte – Vorschlag für ein Forschungsprogramm Michael Mießner and Matthias Naumann Institut für Geographie und Regionalforschung, Universität Klagenfurt, 9020 Klagenfurt, Österreich Correspondence: Michael Mießner (michael.miessner@aau.at) Received: 28 October 2020 – Revised: 4 February 2021 – Accepted: 12 April 2021 – Published: 5 May 2021 Kurzfassung. Not only since the Covid-19 pandemic, rural areas have received new attention as supposedly he- althier and attractive places of residence. Regions previously characterized as shrinking are experiencing a highly selective influx of urban middle-class households and an increase in real estate and rental prices. These influxes and housing market developments raise the question of value increase and displacement. English-speaking, and especially British, human geographers have been studying the phenomenon of ”rural gentrification” for several decades. This article therefore aims to systematize this state of the art in terms of its conceptual framework and empirical objects. Based on this, the article explains possible connections for German research on rural gentrification and discusses starting points for future research. 1 Einleitung 2017:138) für die ländliche Regionalentwicklung. Während Arbeiten zur Politikberatung Gentrifizierung als eine Stra- „Das Dorf muss gentrifiziert werden“ – mit dieser Forde- tegie der regionalen Entwicklung verstehen, hat sich in der rung warb der Bevölkerungsforscher Reiner Klingholz in der Gentrifizierungsforschung eine andere Definition etabliert, „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ für eine gezielte Auf- die Gentrifizierung als immobilienwirtschaftliche Aufwer- wertung ländlicher Räume (Lembke, 2019). Aktuell zei- tung und damit einhergehende Verdrängung einkommens- gen zahlreiche Medienberichte (z.B. Bätzing, 2020; Witzeck, niedriger Bevölkerungsgruppen konzeptionalisiert (Smith, 2020) ein wiedererwachendes Interesse an ländlichen Re- 2019 [1979]; Slater, 2006). Hinsichtlich der Ursachen dieser gionen als Wohnstandort in Zeiten der Covid-19-Pandemie. Prozesse gibt es unterschiedliche Einschätzungen: Den einen Der deutsche Rat der Immobilienweisen (2020) hat in sei- gilt der Wandel von Konsumpräferenzen (Hamnett, 1991) nem jüngsten Gutachten aufgezeigt, dass die Immobilien- und damit der Zuzug von sogenannten Gentrifiern als Auslö- und Mietpreise in allen ländlichen Regionen gestiegen sind, ser, die anderen betonen die renditegetriebenen Investitionen in demographisch wachsenden ländlichen Kreisen lag die als Treiber von Gentrifizierung (Smith, 2019 [1979]). Steigerungsrate sogar über dem gesamtdeutschen Durch- Während die mediale Behandlung ländlicher Gentrifi- schnitt. Studien zur Entwicklung von Immobilienpreisen in zierung im deutschsprachigen Raum noch relativ neu ist, ländlich geprägten Räumen im Umland von Großstädten sich die Gentrifizierungsforschung auf urbane Räume be- (Braunschweig, 2019), Klein- und Mittelstädten in Thürin- schränkt und die Forschungen zu ländlichen Räumen bisher gen (Schönig, 2020) oder zu zunehmenden Stadt-Umland- nur einzelne, eher explorative Arbeiten (Krüger, 1995; Pich- Wanderungen (BiB, 2020) scheinen einen Trend hin zur Wie- ler, 1998; Schmied, 2002; Lier, 2012; Reichert-Schick, 2017) derentdeckung ländlicher Räume zu bestätigen, der sich auch zum Thema enthalten, gibt es in der englischsprachigen Hu- in einem Bevölkerungswachstum einer Vielzahl ländlicher mangeographie bereits seit mehreren Jahrzehnten eine rege Räume ausdrückt (Thünen-Institut für Ländliche Räume, Debatte um „rural gentrification“ (siehe für einen Überblick 2020). Ähnlich wie Klingholz sieht auch die Mecklenbur- die Themenhefte in „Dialogues in Human Geography“, 2018 ger AnStiftung in Gentrifizierung eine „Chance“ (Schmidt, und in „Planning Theory & Practice“, vgl. Scott et al., 2011). Published by Copernicus Publications for the Geographisch-Ethnographische Gesellschaft Zürich & Association Suisse de Géographie.
194 M. Mießner and M. Naumann: Ländliche Gentrifizierung. Aufwertung und Verdrängung jenseits der Großstädte Den Begriff ländliche Gentrifizierung nutzen wir im An- gungstendenzen in ländlichen Regionen im deutschsprachi- schluss an Phillips et al. (2008:55) „to refer to processes gen Raum ab. Der Beitrag schließt damit an Arbeiten an, whereby middle or service class households are moving die eine stärkere Verknüpfung der deutschsprachigen For- into villages and displacing local, working class groups, schung zu ländlicher Entwicklung mit internationalen De- and often in the process also refurbishing, extending and batten verfolgen (Maschke et al., 2020). Unser Vorgehen be- converting properties”. In der britischen Debatte ist dabei ruht auf einer Auswertung der englischsprachigen Literatur, ein romantisiertes Verständnis von „countryside“ als Sehn- die Fragen von „rural gentrification“ behandelt. Die vorlie- suchtsort weißer Mittelklassen zentral (Smith und Phillips, genden Arbeiten strukturieren wir hinsichtlich ihrer theoreti- 2001:458). Da das Konzept der Gentrifzierung anhand von schen Zugänge und ihres empirischen Vorgehens, um thema- städtischen Entwicklungen konzipiert wurde, stellt sich die tische Schwerpunkte, aber auch Unterschiede innerhalb der Frage, ob eine Übertragung des Konzeptes auf ländliche Debatte aufzuzeigen. Die in der internationalen Debatte wie Räume sinnvoll ist. Insbesondere, da ländliche Wohnungs- auch in unserem Beitrag verwendeten Kategorien „städtisch“ märkte deutlich stärker durch Wohneigentum geprägt sind, bzw. „ländlich“ verstehen wir dabei nicht als feststehende kann erwartet werden, dass eines der Kernmerkmale von Abgrenzungen, sondern als immer wieder neu zu hinterfra- Gentrifizierung – die Verdrängung – weniger verbreitet ist. gende Bezeichnungen, die in enger Wechselwirkung zuein- So können Mieter*innen durch Mieterhöhungen, Moder- ander stehen (Helbrecht, 2014). Der Beitrag schließt daran an nisierungen, Klagen auf Eigenbedarf etc. leichter vertrie- und versteht ländliche Entwicklung nicht als losgelöst, son- ben werden als es bei Hauseigentümer*innen der Fall ist. dern eng verknüpft mit städtischen Veränderungen wie auch Tatsächlich wurde die Frage von Verdrängung in der „ru- mit anderen gesellschaftlichen Transformationen. Wenn die ral gentrification“-Debatte bisher weitgehend vernachlässigt, Aufwertung ländlicher Räume als Wohnstandort zu einem wie aktuell auch Phillips et al. (2021:72) einräumen. Den- politischen Programm werden sollte (Schmidt, 2017; Lemb- noch konnten einige Studien nachweisen, dass einkommens- ke, 2019) und das Interesse am Wohnen in ländlichen Regio- schwächeren Bevölkerungsgruppen der Zugang zu Miet- nen anhält, könnten ländliche Regionen im deutschsprachi- wohnungen und -häusern aufgrund von Preissteigerungen in gen Raum tatsächlich in naher Zukunft mit Gentrifizierungs- ländlichen Räumen erschwert wurde (z.B. Solana-Solana, prozessen und den damit verbundenen Konflikten und Ver- 2010). Dieser Ausschluss vom Zugang zu Wohnraum kann drängungsprozessen konfrontiert sein. Auch wenn momen- im Anschluss an Marcuse (1985:206) als „exclusionary dis- tan die demographische Stabilisierung ländlicher Regionen placement“ verstanden werden. Auch sein Konzept des Ver- im Vordergrund politischer Bemühungen steht, erscheint es drängungsdruckes (1985:207), also die Aufwertung umlie- lohnenswert, sich frühzeitig mit Prozessen der Aufwertung gender Gebäude und lokaler Dienstleistungen, die zukünf- und Verdrängung auseinanderzusetzen und von den Erfah- tig zu Preissteigerungen führen können, kam in vorliegenden rungen aus anderen ländlichen Kontexten zu lernen. Studien zu ländlicher Gentrifizierung zur Anwendung (Smith und Higley, 2012). Aufwertung und Verdrängung sind da- mit Phänomene, die auch in ländlichen Kontexten festgestellt 2 Konzeptionelle Ansätze zur Erklärung ländlicher werden können. Gentrifizierung Der Beitrag möchte die mittlerweile recht umfangreiche englischsprachige Debatte zu „rural gentrification“ mit der Seit Ruth Glass’ (1964) Arbeit zum Wandel Londoner Ar- aktuellen Aufmerksamkeit hinsichtlich einer möglichen Auf- beiterviertel, mit der sie den Begriff der Gentrification präg- wertung ländlicher Räume in der Bundesrepublik verbin- te, ist Gentrifizierung zu einem wichtigen Untersuchungsge- den. Wir adressieren dabei eine doppelte Leerstelle in der genstand der Stadtforschung geworden. Lange Zeit galt Gen- deutschsprachigen Debatte. Während zum einen die Gentri- trifizierung vor allem als ein urbanes Phänomen, obwohl be- fizierungsforschung im deutschsprachigen Raum auf Städte reits seit den 1980er Jahren der Begriff der ländlichen Gen- fokussiert ist und ländliche Räume vernachlässigt hat, wird trifizierung verwendet (z.B. Parsons, 1980; Little, 1987) und zum anderen Gentrifizierung in der Forschung zu ländli- ein Austausch von ortsansässiger Bevölkerung durch zuzie- chen Räumen bis auf wenige Ausnahmen (Schmied, 2002; hende Mittelschichtshaushalte in ländlichen Räumen nach- Reichert-Schick, 2017) nicht beachtet. Daraus folgen drei gewiesen wurde (vgl. Robinson, 1996). Die Forschung zur Ziele des Beitrags: Erstens geben wir einen komprimierten ländlichen Gentrifizierung ist durch eine Vielzahl an Fallstu- Überblick über die englischsprachige Forschung zu länd- dien geprägt (Nelson und Nelson, 2011), die unterschiedli- licher Gentrifizierung und deren konzeptionellen Ansätze chen Erklärungsansätzen für Gentrifizierung folgen. und empirischen Gegenstände. Zweitens zeigen wir mögli- Insbesondere nach Neil Smiths (2019 [1979]) früher In- che Anschlüsse der deutschsprachigen Gentrifizierungsfor- tervention in die Gentrifizierungsdebatte, in der er argu- schung und der Arbeiten zu ländlicher Entwicklung an die mentierte, dass die bestehenden Erklärungsansätze inner- englischsprachigen Debatten zu ländlicher Gentrifizierung städtischer Gentrifizierung im Kern die Konsumpräferen- auf. Darauf aufbauend, leiten wir drittens erste Vorschläge zen von Menschen betonen und entsprechend nachfrage- für ein Forschungsprogramm zu Aufwertungs- und Verdrän- orientiert seien, gibt es eine ausgeprägte Debatte über die Geogr. Helv., 76, 193–204, 2021 https://doi.org/10.5194/gh-76-193-2021
M. Mießner and M. Naumann: Ländliche Gentrifizierung. Aufwertung und Verdrängung jenseits der Großstädte 195 Gründe von Gentrifizierung. Die Erklärungen werden vor al- (Ghose, 2004). So werden neue Einfamilienhäuser gebaut lem in konsumorientierte Ansätze, „who stress the key ro- (Reichert-Schick, 2017), Hausboote genutzt (Smith, 2007) le of choice, culture, consumption and consumer demand“ oder neue Gebäude außerhalb der Ortskerne errichtet (Gho- und produktionsorientierte bzw. politisch-ökonomische un- se, 2004). In der ländlichen Gentrifizierungsforschung wer- terschieden, „who stress the role of capital, class, producti- den verschiedene Gentrifier identifiziert, die unterschiedlich on and supply“ (Hamnett, 1991:174). Konsumorientierte Er- Einfluss auf ländliche Räume nehmen. Smith (2007) findet klärungsansätze führen Gentrifizierung auf verändertes Kon- Hinweise, auf die schon frühzeitig in der Stadtforschung aus- sumverhalten sowie auf veränderte Lebensstile, kulturelle gemachten „marginal gentrifiers“ (Rose, 1984) – Personen, Identitäten, Bildung, Gender und Sexualität zurück (Lees et die nicht über ein großes Einkommen verfügen, häufig pre- al., 2008:89ff.). Die produktionsorientierten bzw. politisch- kär beschäftigt, aber gut ausgebildet sind – in ländlichen Or- ökonomischen Ansätze hingegen verstehen Gentrifizierung ten. In anderen Studien wurden als weitere Gentrifier lesbi- als Teil der kapitalistischen Produktion gebauter Umwelt sche Migrantinnen (Smith und Holt, 2005), Familien, die zur und räumlich ungleicher Entwicklung. Die ökonomische und Sicherung einer guten Bildung ihrer Kinder aufs Land zie- politische Produktion von „rent gaps“ – verstanden als die hen (Smith und Higley, 2012), oder ältere Menschen, die ih- Lücke zwischen aktuell realisierter und potenziell erzielbarer ren Lebensabend auf dem Land verbringen wollen (Gilg und Grundrente – bildet demnach die Ursache für die immobili- Kelly, 1997), ausgemacht. Letzterer Prozess wird in der Li- enwirtschaftliche Aufwertung von Quartieren und damit ein- teratur auch als „geriatrification“ (ebd.) bezeichnet. hergehende Verdrängung (Smith, 1996). Die Differenzierung Wie bereits angeführt, wird der Zuzug von Gentrifiern sehr zwischen konsum- und produktionsorientierten Erklärungs- stark durch die kulturlandschaftliche Attraktivität ländlicher ansätzen lässt sich auch in der Forschung zu ländlicher Gen- Räume befördert. Das imaginierte ländliche Idyll (Halfacree, trifizierung nachvollziehen (Guimond und Simard, 2010), 1996) zieht Mittelschichtshaushalte an, die wiederum ihre wobei „the bulk of this literature emphasizes consumption Vorstellungen von idyllischen Verhältnissen an ihrem neu- as the motor of rural gentrification“ (Darling, 2005:1017). en Wohnort durchzusetzen versuchen (Smith und Phillips, Diese Unterteilung der Erklärungsansätze ländlicher Gentri- 2001). In der Debatte hat sich dafür der Begriff der „green- fizierung stellen wir im folgenden Abschnitt genauer dar. trification“ durchgesetzt, womit der Zusammenhang aus Um- weltveränderungen und Gentrifizierung betont wird (Smith, 2.1 Konsumorientierte Erklärungen ländlicher 2011). Smith und Phillips (2001) identifizieren zwei Arten Gentrifizierung von „Greentifiern“: die peripher lebenden „Greentifier“, gut ausgebildete heterosexuelle Paare in der Familiengründungs- Konsumorientierte Erklärungsansätze ländlicher Gentrifizie- phase, die ein Eigenheim besitzen und das Leben in einsamen rung konzentrieren sich auf veränderte Nachfrage nach Im- Naturräumen bevorzugen, und die dörflichen „Greentifier“. mobilien und sich wandelnde Bevölkerungsstrukturen. Vor Letztere sind Paare, die die Familiengründungsphase bereits dem Hintergrund einer postindustriellen Gesellschaft ent- hinter sich haben und/oder eine Familiengründung ablehnen, steht eine neue Mittelschicht, die Idealen von „Authentizität“ ebenfalls ein Eigenheim besitzen und das gemeinschaftliche und individuellen Lebensstilen folgt (Hines, 2010b). Leben in Dörfern schätzen. Eine andere Folge des gestie- Ländliche Gentrifizierung geht demnach auf den Zuzug genen Interesses an ländlichen Idyllen sind der zunehmen- von Mittelschichtshaushalten in ländliche Gemeinden zurück de Tourismus und sich darauf ausrichtende lokale Ökono- (Newby, 1979), die durch attraktive Kulturlandschaften ge- mien (Leebrick, 2015). Aufgrund der Attraktivität ländlicher prägt sind und entsprechend von Städter*innen als ländliches Orte für den Tourismus ziehen verstärkt Mittelschichtsange- Idyll identifiziert werden (Halfacree, 1996). Diese Wande- hörige in ländliche Räume und entwickeln dort auf diesen rungsbewegungen wurden bereits im Rahmen der Diskus- Tourismus zugeschnittene ökonomische und kulturelle An- sion um Counterurbanisierung (z.B. Spencer, 1997) unter- gebote (Hines, 2010a), wie etwa Erlebnisbauernhöfe. Dar- sucht. Diese Arbeiten konstatierten einen Dekonzentrations- über hinaus sind auch die vermehrte Nutzung von Gebäu- prozess von Bevölkerung (Berry, 1976:16), der sowohl mit den in ländlichen Räumen als Ferien- oder Wochenendhäuser Suburbanisierung als auch mit Bevölkerungszuwächsen in ein Phänomen ländlicher Gentrifizierung, das mit der kultur- weiter entfernten ländlichen Räumen einherging. Entwick- landschaftlichen Attraktivität und touristischen Nutzungen in lungen von Counterurbanisierung wurden jedoch erst in den Verbindung gebracht wird (Visser, 2004). Die konsumorien- 1990er Jahren mit ländlicher Gentrifizierung in Verbindung tierte Perspektive auf ländliche Gentrifizierung thematisiert, gebracht (Phillips, 2010). wie das Konsumverhalten von Gentrifiern ländliche Räume Für ländliche Gentrifizierung aus konsumorientierter Per- verändert. spektive ist insbesondere der Zuzug von Gentrifiern von Bedeutung. Mit dem Zuzug von Gentrifiern in ländli- chen Räumen sind Veränderungen der Konsummuster und -präferenzen verbunden, die auch die Siedlungsstruktur in ländlichen Räumen ganz erheblich verändern können https://doi.org/10.5194/gh-76-193-2021 Geogr. Helv., 76, 193–204, 2021
196 M. Mießner and M. Naumann: Ländliche Gentrifizierung. Aufwertung und Verdrängung jenseits der Großstädte 2.2 Politisch-ökonomische Erklärungen ländlicher weist, sodass Bauflächen äußerst knapp sind. Aus diesem Gentrifizierung Grund sind die Immobilienpreise so stark gestiegen, dass sie weit über dem für lokale Einkommen leistbaren Niveau lie- Politisch-ökonomische bzw. produktionsorientierte Ansätze gen (ebd.:1022) und deshalb einkommensniedrigen Bevöl- betten ländliche Gentrifizierungsprozesse stärker in struk- kerungsschichten der Zugang zum Wohnen erschwert wird. turelle ökonomische Veränderungen und räumlich unglei- Auch wenn Darling es nicht explizit benennt, ist hier die Par- che Entwicklungen ein. Hier lassen sich vor allem zwei allele zu „exclusionary displacement“ (Marcuse, 1985:206) Ursachen von ländlicher Gentrifizierung identifizieren: ver- offensichtlich. Damit spielen Politik und Planung bei der änderte Investitionen in die gebaute Umwelt und die post- Aufwertung ländlicher Räume eine wichtige Rolle. Mark produktivistische Transformation ländlicher Räume1 . Shucksmith bezeichnet Planer*innen auch als „Agent*innen Politisch-ökonomische Ansätze verstehen ländliche Gen- der Gentrifizierung“, die Interessen von einkommensstarken trifizierung als Folge renditegeleiteter Investitionen in die Eigentümer*innen unterstützen (2011:607). gebaute Umwelt. So zeigte Martin Phillips in einem Der Zusammenhang zwischen Prozessen der Kapitalak- Schlüsselaufsatz (1993:129f.), dass Gentrifier in ländlichen kumulation und ländlicher Gentrifizierung ist auch bei der Räumen die Häuser zwar als Eigenheim nutzen und inso- zweiten Ursache ländlicher Gentrifizierung von großer Be- fern auf den ersten Blick keine Renditeinteressen im Zen- deutung: der post-produktivistischen Transformation ländli- trum der Kaufentscheidung standen, sondern der Erwerb cher Räume (Darling, 2005). War die Landwirtschaft im Glo- von Wohnraum zur Selbstnutzung. Allerdings macht Phillips balen Norden in den 1970er Jahren noch durch expansive deutlich, dass die Gentrifier mit einem wesentlich höheren Produktion gekennzeichnet, so werden seit den 1980er Jah- Preis bei einem erneuten Verkauf kalkulieren, was durchaus ren Flächen und Höfe wie auch Arbeiter*innen aus der land- auf Renditekalkulationen hinweist. Er konnte ebenso zeigen, wirtschaftlichen Nutzung entlassen (Phillips, 2009). Dies dass die Sanierung von Gebäuden substantielle Steigerun- hatte eine kapitalistische Entwertung ländlicher Räume zur gen der Immobilienwerte zur Folge hatte. Dies interpretiert Folge (ebd.), die zu neuen räumlichen Ungleichheiten führ- Phillips als Hinweis darauf, dass auch in ländlichen Räu- te. Eine Vielzahl ländlicher Räume ist seitdem durch „a men eine rent gap (Smith, 2019 [1979]) von entscheiden- move simply from production to consumption“ (Vergunst, der Bedeutung ist, die von Gentrifiern als „effective embo- 2016:286) geprägt. Dazu zählen die Veränderungen von bis- diments of capital“ (Phillips, 1993:129) antizipiert und ge- lang agrarisch genutzten Landschaften für touristische Nut- schlossen wird. Gemeint ist damit, dass die Gentrifier „Cha- zungen oder Freizeitgestaltung, wie sie sich beispielsweise raktermasken“ (Marx, 1962[1867]:99), also „Personifikatio- in touristischen Familienbauernhöfen oder Golfplätzen aus- nen der ökonomischen Verhältnisse“ (ebd.), und dementspre- drücken. Es findet aber auch eine Diversifizierung von Hof- chend „kluge Investor*innen“ (Beauregard, 1986 zit. nach strukturen statt, z.B. in Nebenerwerbslandwirtschaft, ökolo- Phillips, 1993:129) sind, die Investitionen immer auch als gischer Landbau etc. Ehemals produktives Agrarland wurde Wertanlage sehen und bei einem möglichen Verkauf eine aus politisch-ökonomischer Perspektive im Zuge des Über- Rendite erzielen wollen. gangs zum Post-Produktivismus zunächst zu unterkapitali- Phillips macht darüber hinaus anschließend an die Ein- siertem Land im Sinne der rent gap-Theorie (Darling, 2005), teilung der Klassen von Wright (1993 [1978]:61ff.) deut- das nun im Zuge von ländlichen Gentrifizierungsprozessen lich, dass die Gentrifier überwiegend den „capitalist clas- erneut in Wert gesetzt wird (Phillips, 2004). Der Zuzug von ses“ (1993:130) angehören und bezeichnet deshalb ländliche Mittelschichtshaushalten oder die touristische Nutzung die- Gentrifizierung als „Klassenkolonisierung“. Die beiden Fest- ser Orte ist somit als Wiederinwertsetzung ländlicher Räume stellungen, dass die Gentrifier als Investor*innen agieren und zu verstehen. Die dargestellten konzeptionellen Zugänge zu dass sie den „capitalist classes“ angehören, deuten darauf ländlicher Gentrifizierung sind eng mit den jeweiligen em- hin, dass auch in ländlichen Räumen die Zirkulation des Ka- pirischen Gegenständen verknüpft. Der folgende Abschnitt pitals von entscheidender Bedeutung für ländliche Gentrifi- gibt nun einen Überblick über die empirischen Schwerpunk- zierungsprozesse ist. In diese Richtung weist auch die Studie te in der englischsprachigen Debatte zu ländlicher Gentrifi- von Darling (2005). Sie zeigt nicht nur die Entstehung einer zierung. ländlichen rent gap auf, sondern macht einen weiteren bedeu- tenden Punkt politisch-ökonomischer Erklärungen ländlicher Gentrifizierung deutlich: die Rolle der (lokal-)staatlichen Po- litik. Darling argumentiert in ihrer Untersuchung, dass das 3 Empirische Arbeiten zu ländlicher Gentrifizierung Bau- und Planungsrecht von entscheidender Bedeutung ist, weil es nur in sehr wenigen Orten zusätzliches Bauland aus- Die englischsprachigen Arbeiten zu „rural gentrification“ be- 1 Auch konsumorientierte Arbeiten führen Post-Produktivismus handeln ein breites Spektrum an empirischen Gegenständen, an. Allerdings benennen sie diese Entwicklung für gewöhnlich nur die im Folgenden zu Schwerpunkten gruppiert und hinsicht- als einen Hintergrund ländlicher Gentrifizierung, ohne die Zusam- lich der Untersuchungsregionen dargestellt werden. Dieser menhänge mit ländlichen Immobilienmärkten herauszuarbeiten. Überblick hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern Geogr. Helv., 76, 193–204, 2021 https://doi.org/10.5194/gh-76-193-2021
M. Mießner and M. Naumann: Ländliche Gentrifizierung. Aufwertung und Verdrängung jenseits der Großstädte 197 die Funktion, die Debatte entlang ihrer bisherigen Schwer- führt zu neuen Wahrnehmungen, aber auch praktischen An- punkte zu strukturieren. eignungen ländlicher Natur (Richard et al., 2014). Hierzu zählen neben der Renovierung und Neugestaltung von Ge- 3.1 Empirische Gegenstände von „rural gentrification“ bäuden die Anlage von Gärten (ebd.:7), aber auch neue land- wirtschaftliche Nutzungen, die jedoch eher als „Hobby“ be- Die empirischen Gegenstände der Arbeiten zu „rural gentri- trieben werden (Sutherland, 2012). Dieser Landnutzungs- fication“ fassen wir im Folgenden anhand von zwei Schwer- wandel lässt sich auf die Differenz zurückführen zwischen punkten zusammen: erstens, sozialen Wandel und Konflik- der Rendite, die mit bisheriger landwirtschaftlicher Land- te, die mit ländlicher Gentrifizierung verbunden sind, und nutzung und der Rendite, die mit neuen Nutzungsformen, zweitens, Wandel von Landnutzungen und Mensch-Umwelt- zum Beispiel Tourismus, generiert werden kann (Darling, Verhältnissen als Resultat ländlicher Gentrifizierung. 2005:1022). Verdrängung durch ländliche Gentrifizierung Erstens bilden die Veränderungen der bisherigen Sozi- umfasst damit nicht nur bisherige Bewohner*innen, sondern alstruktur durch den Zuzug großstädtischer Mittelklassean- auch bisherige Landnutzungen. So ist auch der Landnut- gehöriger den häufigsten empirischen Gegenstand der Ar- zungswandel verbunden mit Konflikten, z.B. um die Priva- beiten zu ländlicher Gentrifizierung. So heben Cloke und tisierung bislang offen zugänglicher Flächen, der Kommodi- Thrift (1987) den Klassencharakter der Migration in länd- fizierung natürlicher Ressourcen oder die Vorgaben des Na- liche Räume hervor und postulieren zugespitzt, dass „the turschutzes (Ghose, 2004). Hier werden häufig neue Bewoh- service class has colonised more and more rural areas“ ner*innen aktiv, die naturräumliche Vorzüge gegen weite- (ebd.:327). Den sozial stark selektiven Zuzug in ländliche re Zuzüge verteidigen (Bryson und Wyckoff, 2010:72). Die Räume stellen eine ganze Reihe von Autor*innen in einen enge Verknüpfung ländlicher Gentrifizierung mit bestimm- Zusammenhang mit „Amenity“ bzw. „Lifestyle Migration“ ten Naturräumen steht für die lokale Differenzierung bei der (z.B. Ghose, 2004), d.h. Zuzug von Menschen, die in der La- Aufwertung ländlicher Räume, die sich auf ausgewählte Orte ge sind, ihren Wohnort entsprechend ihrer Freizeitvorlieben konzentriert. Dies zeigt sich auch bei den Untersuchungsre- bestimmen zu können. Hier zeigt sich der enge Bezug von gionen bisheriger Arbeiten. ländlicher Gentrifizierung zu Fragen von Tourismus und des- sen Auswirkungen (Leebrick, 2015). Hinweise auf eine „Su- 3.2 Untersuchungsregionen ländlicher pergentrification“ liefern Befunde zur Entstehung eines neu- Gentrifizierungsforschung en „Landjunkertums“ in ländlichen Räumen, das sich an tra- ditionellen Freizeitaktivitäten orientiert (Heley, 2010), oder Bei den Untersuchungsregionen, auf die sich die englisch- auch zur Entstehung von ländlichen „gated communities“ sprachige Debatte zu ländlicher Gentrifizierung bezieht, lässt (Mamonova und Sutherland, 2015). Dem Zuzug von neuen sich eine Konzentration auf bestimmte Regionen feststellen Bewohner*innen stehen Prozesse der Marginalisierung und (siehe Phillips und Smith, 2018 für einen Überblick von Ar- Exklusion (Smith, 2011) gegenüber. So zeigt Little (1987) in beiten zu Großbritannien, Frankreich und den USA). Die einer Studie zu Wiltshire (Großbritannien), dass der Zuzug Ursprünge der Debatte in Großbritannien zeigen sich in ei- von Mittelschichtshaushalten zu Lasten der einkommens- ner Vielzahl an Beiträgen zu England (z.B. Phillips, 2014), niedrigen Bevölkerungsgruppen geht und die „gap between Schottland (z.B. Stockdale, 2010) oder Wales (z.B. Stockda- rich and poor“ (ebd.:197) weiter aufgeht. Die Veränderungen le, 2014). Der Nordwesten der USA ist eine weitere Regi- der Sozialstruktur sind damit durchaus umstritten (Cloke und on, auf die sich viele Untersuchungen beziehen (z.B. Ghose, Thrift, 1987). Dirksmeier (2009) zeigt beispielsweise, dass 2004). Für verschiedene europäische Länder, wie zum Bei- städtische Lebensstile in ländlichen Räumen auch mit Kon- spiel Frankreich (z.B. Richard et al., 2014), Russland (z.B. flikten verbunden sind. Die Linien dieser Konflikte, z.B. „Zu- Mamonova und Sutherland, 2015) oder Katalonien (z.B. gezogene“ vs. „Alteingesessene“, zu untersuchen und zu hin- Solana-Solana, 2010), liegen ebenfalls Arbeiten vor. Vor die- terfragen, bildet ein wichtiges Anliegen kritischer Forschung sem Hintergrund plädiert Lopez-Morales (2018) dafür, auch zu ländlicher Gentrifizierung (Solana-Solana, 2010). den Globalen Süden in der Debatte zu ländlicher Gentrifi- Die Aufwertung ländlicher Räume verändert zweitens zierung stärker zu berücksichtigen. Hier bieten sich Bezüge auch gesellschaftliche Naturverhältnisse. Die vermeintliche zu Arbeiten der Migrationsforschung an, die beispielsweise „Idylle“ ländlicher Naturen bildet einerseits einen wichti- touristisch attraktive Bergregionen in Lateinamerika untersu- gen Grund für den Zuzug in ländliche Räume (siehe Ab- chen (Kordel und Pohle, 2018). schnitt 2.1), dies zeigt die Lage von gentrifizierten Regio- Beim räumlichen Zuschnitt der vorliegenden Arbeiten fällt nen in der Nähe von Küsten, Nationalparks oder in weite- zum einen auf, dass Kleinstädte nur selten thematisiert wer- ren als attraktiv wahrgenommenen Naturräumen. Anderer- den, und zum anderen, dass der räumliche Fokus von „länd- seits transformieren die neuen Bewohner*innen bestehen- lich“ unklar bleibt. Darling (2005) spricht zum Beispiel in de Naturverhältnisse, indem sie Landschaften konsumieren Abgrenzung zur ländlichen Gentrifizierungsdebatte in Groß- und weniger als Ressourcen der Produktion verstehen (Gho- britannien von „wilderness gentrification“ um darauf hinzu- se, 2004). Diese „greentification“ (Smith und Phillips, 2001) weisen, dass im Fall von Adirondack Park (USA) weniger https://doi.org/10.5194/gh-76-193-2021 Geogr. Helv., 76, 193–204, 2021
198 M. Mießner and M. Naumann: Ländliche Gentrifizierung. Aufwertung und Verdrängung jenseits der Großstädte die Charakterisierung als ländlicher Raum als vielmehr das Im Anschluss an konsumorientierte Erklärungsansätze in Vorhandensein eines Nationalparks und die damit verbunde- der deutschsprachigen Gentrifizierungsforschung (z.B. Bla- nen staatlichen Regulierungen ausschlaggebend für die Gen- sius, 1993; Friedrichs und Kecskes, 1996) gibt es erste Ar- trifizierung waren. So ist genauer zu bestimmen, ob ganze beiten zu ländlicher Gentrifizierung. Doris Schmied (2002) Landkreise, Gemeinden, Dörfer, Ortsteile oder Streusiedlun- untersuchte ländliche Gentrifizierung im Cotswold District gen gentrifiziert werden. Auch wäre kritisch zu hinterfragen, in Südwestengland. Dabei konnte sie nachweisen, dass die ob die Prozesse ländlicher Gentrifizierung in Anlehnung an Hoffnung auf ein ländliches Idyll ein zentrales Zuzugsmotiv Smith (2002) als Teil der „global urban strategy“ oder, wie wohlhabender Mittelschichtshaushalte darstellte, die in der es Holm (2013) für Berlin formuliert hat, als „Gentrification Untersuchungsregion günstige Häuser kauften. Auch sie fin- Mainstream“ bezeichnet werden können. det Hinweise auf „marginal gentrifier“, die trotz vergleichs- Gerade weil ländliche Gentrifizierung nicht überall und lo- weise geringer Einkommen ländliche Gentrifizierung vor- kal sehr unterschiedlich stattfindet, bietet sie einen Zugang, antreiben, und stellt Ruhestandswanderungen und eine Al- die kleinräumige Differenzierung ländlicher Räume zu ver- terung fest, die jedoch auf dem Wegzug jüngerer Bewoh- stehen. Andererseits kann ländliche Gentrifizierung durchaus ner*innen aus der Region beruht. Zudem könnte der Zuzug auch in Großstädten stattfinden, etwa in historischen Dorf- von „Lifestyle Migrant*innen“ in ländlich periphere Regio- kernen, die sich in Großstädten befinden. Heins spricht von nen (Gruber et al., 2017) ländliche Gentrifizierungsprozes- der Entstehung einer „pseudo-countryside, a residential en- se auslösen. Die in der englischsprachigen Debatte etablier- vironment with the characteristics of the countryside but not te Untersuchung möglicher Formen von „greentification“ located there” (2004:39) aufgrund der Nachfrage nach länd- (Smith, 2011) könnte helfen, den Zusammenhang zwischen lichem Wohnen. Beispiele hierfür wären „Stadtvillen“ oder der ökologischen oder touristischen Überformung ländlicher „Townhouses“ in innerstädtischen Quartieren. Hier könnte Kulturlandschaften und dem sozialstrukturellen Wandel in auch ein Bezug auf die Entstehung von Mittelschichtsen- ländlichen Regionen zu verstehen. klaven in Städten, von Susanne Frank als „innere Suburba- Die seit der Jahrtausendwende immer stärker re- nisierung“ (2014) beschrieben, lohnenswert sein. Ein Blick zipierte deutschsprachige Gentrifizierungsforschung, die auf historische „Künstlerkolonien“ im Umland von Berlin auf politisch-ökonomische Erklärungsansätze aufbaut (z.B. wie die Kleinstädte Bad Saarow (Landkreis Oder-Spree) und Schipper, 2013; Holm, 2018), könnte ebenfalls um Fragen Buckow (Landkreis Märkisch Oderland) könnte Kontinuitä- des Wandels ländlicher Immobilienmärkte erweitert werden. ten oder Brüche in der Sehnsucht nach ländlichen Idyllen So sind insbesondere ländliche Küstenorte (Rohr, 2008) oder herausarbeiten. So kann ein Fokus auf Vorstellungen länd- auch ländliche Räume in den Bergen (Job und Mayer, 2013) licher Idyllen auch die städtische Gentrifizierungsforschung touristisch in Wert gesetzt worden und anschauliche Beispie- voranbringen (Bernt, 2018). Die genannten Beispiele im Ber- le ländlicher Gentrifizierung post-produktivistischer Regio- liner Umland machen deutlich, dass auch im deutschspra- nen. Politisch-ökonomische Ansätze betonen darüber hinaus chigen Raum ländliche Gentrifizierungsprozesse einsetzen die Bedeutung von Investor*innen für ländliche Gentrifizie- könnten. Die Anschlussmöglichkeiten für die deutschspra- rung. Hier könnte zum einen die bisherige deutschsprachi- chige Forschung thematisiert der folgende Abschnitt. ge Forschung zur Finanzialisierung von Wohnraum (Heeg, 2013) und zur Bedeutung von lokalen (Klein-)Investor*innen 4 Anschlüsse für die deutschsprachige Forschung (Miessner, 2021) um Fragen ländlicher Wohnungsmärkte er- weitert werden. Schipper (2013) legt am Beispiel von Frank- Die Arbeiten zu ländlicher Gentrifizierung bieten vielfältige furt am Main eine überzeugende empirische Operationalisie- Anknüpfungspunkte sowohl für die deutschsprachige Gentri- rung der rent gap-Theorie für den deutschen Kontext vor. Es fizierungsforschung, die bislang vor allem städtische Räume gibt bisher – nicht nur im deutschsprachigen Raum – nur we- thematisierte als auch für die deutschsprachige Forschung zu nige systematische an der rent gap-Theorie orientierte räum- ländlichen Räumen, die Fragen von Aufwertung und Ver- liche Untersuchungen für Metropolregionen (z.B. Porter, drängung bislang nicht im Fokus hatte. Wie ländliche Gen- 2010). Arbeiten, die über den engeren metropolitanen Ver- trifizierung damit Anknüpfungspunkte für beide Forschungs- flechtungsraum hinausgehen, fehlen unseres Wissens. Die stränge bilden kann, diskutiert der folgende Abschnitt. Arbeit von Darling (2005) zeigt aber, dass die rent gap- Theorie auch auf ländliche Räume übertragbar ist, sodass ei- ne systematische räumliche Untersuchung möglich scheint. 4.1 Anknüpfungspunkte für die deutschsprachige Eine solche Forschung würde es ermöglichen, zu verste- Gentrifizierungsforschung hen, wo und warum sich rent gaps öffnen. Damit könnte die Für die deutschsprachige Gentrifizierungsforschung mit ihrer räumliche Zirkulation des Kapitals durch die gebaute Um- starken Verankerung in Städten bietet die Debatte zur länd- welt nicht nur in Städten, sondern auch in ländlichen Kon- lichen Gentrifizierung die Möglichkeit, den empirischen wie texten nachvollzogen werden. Die politisch-ökonomischen auch konzeptionellen Fokus auf Entwicklungen jenseits von Ansätze betonen darüber hinaus die Rolle von Regional- urbanen Räumen zu erweitern. und Planungspolitiken für ländliche Gentrifizierungsprozes- Geogr. Helv., 76, 193–204, 2021 https://doi.org/10.5194/gh-76-193-2021
M. Mießner and M. Naumann: Ländliche Gentrifizierung. Aufwertung und Verdrängung jenseits der Großstädte 199 se (Darling, 2005). Hieran anschließend könnte im deutsch- unterschiedliche Positionen und mögliche Konflikte zwi- sprachigen Kontext untersucht werden, welche sozialräum- schen, aber auch innerhalb der Landes- und Kommunalpo- lichen Wirkungen die Neuausrichtung staatlicher Raumpla- litik in den Blick zu nehmen. Das Wohnen auf dem Land nungspolitik (Mießner, 2017) und der damit einhergehende ist schließlich auch ein Teil der „Infrastrukturen für ”gleich- verschärfte Wettbewerb zwischen Regionen (Kallert und Du- wertige Lebensverhältnisse“ (Simmank, 2020) in Deutsch- dek, 2019) zeitigt. Der so durchgesetzte Fokus auf die „Inno- land. Darüber hinaus lassen sich Fragen des Landnutzungs- vationsleistung“ (Caprarese, 2007) im Zuge des „New Re- wandels, die mit „rural gentrification“ verfolgten Interessen gionalism“ folgt neoliberalen Logiken (Kröcher, 2008) und unterschiedlicher Akteure und damit verbundene Konflikte könnte den Zuzug einkommensstarker Bevölkerungsschich- mit aktuellen Diskussionen um die Gestaltung von ländli- ten befördern. chen Energielandschaften (Bosch und Schmidt, 2020) ver- binden. 4.2 Anschlüsse für die deutschsprachige Forschung zu Hinsichtlich der Untersuchungsregionen bietet der ländlichen Räumen deutschsprachige Raum einerseits zahlreiche Beispiele für Regionen, die aufgrund naturräumlicher Reize als Beispiele Die vorliegenden Arbeiten der englischsprachigen Human- für ländliche Gentrifizierung in Frage kommen. Andererseits geographie zu „rural gentrification“ bieten eine konzeptio- bietet vor allem Ostdeutschland eine Gelegenheit, ländliche nelle Erweiterung der Forschung zu ländlichen Räumen um Räume, die eine umfangreiche Transformation erfahren Prozesse der Gentrifizierung und können empirisch an Unter- haben, auf Hinweise einer Aufwertung zu untersuchen suchungen zu ländlicher Entwicklung im deutschsprachigen und damit neue Aspekte in die englischsprachige Debatte Raum anknüpfen. einzubringen. Die Übertragung des im Rahmen der „Kölner In empirischer Hinsicht schließt die Debatte um länd- Gentrifizierungsstudien“ (Friedrichs und Blasius, 2016) ent- liche Gentrifizierung an aktuelle Warnungen in der deut- wickelten Wohnungspanels (Friedrichs und Blasius, 2015), schen Presse an, die wegen steigender Bodenpreise von einer das die Wohnung bzw. das Einfamilienhaus als Grundlage drohenden Vertreibung der „eigentlichen Landbevölkerung“ der Untersuchung sehr kleinräumiger Veränderungen nutzt, (Bätzing, 2020) sprechen. Zudem zeigt eine erste Untersu- in Wellen über mehrere Jahre durchgeführt wird und so chung, dass die Wohnungsfrage in kleineren Städten weni- die Erforschung von Gentrifizierungsverläufen ermöglicht ger eine quantitative Frage als eine Frage der Passfähigkeit (Friedrichs und Blasius, 2016), könnte zum besseren zu bestimmten Bedürfnissen ist (Schönig, 2020). So ist bei- Verständnis der unterschiedlichen Phasen ländlicher Gen- spielsweise für ältere Menschen nicht immer barrierearmer trifizierungsprozesse beitragen. Eine Herausforderung wäre Wohnraum verfügbar. Hier bietet die englischsprachige De- dabei jedoch die geringe Fallzahl, die in ein solches Panel batte um sozialen Wandel, Verdrängung und damit verbun- in ländlichen Regionen einfließen würde. Aufbauend auf dene Konflikte erste Indizien, welche Konflikte auch in länd- diese konzeptionellen und empirischen Anschlüsse für eine lichen Räumen Deutschlands zukünftig auftreten und wie deutschsprachige Forschung an die Debatte zu „rural gen- diese empirisch untersucht werden könnten. Eine erste Un- trification“ sollen im folgenden Kapitel mögliche Aspekte tersuchung von Reichert-Schick (2017) zeigt die mit dem für ein Forschungsprogramm zu ländlicher Gentrifizierung Zuzug aus Luxemburg verbundenen Veränderungen in der benannt werden. Obermosel entlang der Kategorien sozial-kultureller, bauli- cher, ökonomisch-infrastruktureller und symbolischer Wan- del. Über diese bereits von deutschen Forscher*innen aufge- 5 Ländliche Gentrifizierung im deutschsprachigen griffenen Fragen der Zuwanderung hinaus könnte ein Fokus Raum – ein Forschungsprogramm auf den Klassencharakter der Migrationsbewegungen (Clo- ke und Thrift, 1987) wichtige Erkenntnisse über die sozial- Die vorhergehenden Ausführungen machen deutlich, dass strukturellen Veränderungen in ländlichen Räumen hervor- die Forschung zu ländlicher Gentrifizierung im deutschspra- bringen und zu einem tieferen Verständnis von Konflikten chigen Raum in konzeptioneller und empirischer Hinsicht zwischen bisheriger Bevölkerung und Zuziehenden beitra- an die englischsprachige Debatte anschließt, aber auch ei- gen. Die Aneignung ländlicher Räume durch Angehörige der gene Beiträge für deren Weiterentwicklung leisten könnte. großstädtischen Mittelschicht kann auch als eine Form des Wir schlagen hierfür die folgenden Ausgangspunkte vor, an „Land Grab“ verstanden werden (Steel et al., 2017), der eng denen sich künftige Arbeiten zu ländlicher Gentrifizierung mit städtischen und anderen gesellschaftlichen Entwicklun- orientieren könnten. gen verknüpft ist. Dies empirisch herauszuarbeiten, könnte Auf theoretisch-konzeptioneller Ebene wäre erstens zu eine weitere Aufgabe deutschsprachiger Forschungen sein. fragen, ob die beschriebenen Erklärungsansätze für „ru- Weiterhin zeigen die eingangs erwähnten Bestrebungen ral gentrification“ den Entwicklungen ländlicher Räume in für eine Aufwertung ländlicher Regionen die politische Di- Deutschland gerecht werden. Die englischsprachige Debatte mension ländlicher Gentrifizierung, die es auch in der Bun- um vergleichende Ansätze in der Stadtforschung (Robinson desrepublik zu untersuchen gilt. Hier wäre es lohnenswert, und Roy, 2016) hat zu einer Ausweitung der Untersuchungs- https://doi.org/10.5194/gh-76-193-2021 Geogr. Helv., 76, 193–204, 2021
200 M. Mießner and M. Naumann: Ländliche Gentrifizierung. Aufwertung und Verdrängung jenseits der Großstädte kontexte in der Gentrifizierungsforschung geführt (Bernt, nutzung erwerben, als Gentrifier verstanden werden kön- 2016). Die Debatte macht aber auch deutlich, dass die Über- nen. Weiterhin könnten Erkenntnisse aus der Migrationsfor- tragung etablierter Theorieangebote auf andere Kontexte den schung in die Untersuchung der Motivationen für Zuwande- jeweiligen Entwicklungen nicht immer gerecht wird. Daran rung in ländliche Räume einfließen. anschließend wäre zu klären, ob die englischsprachigen Er- Fünftens könnte die ländliche Gentrifizierungsforschung klärungsansätze beispielsweise die spezifischen Transforma- auch der deutschsprachigen kritisch-geographischen For- tionen in Ostdeutschland angemessen erfassen können. Zu- schung, die überwiegend auf städtische Kontexte fokussiert dem wäre kritisch zu reflektieren, ob die Übertragung des ist, neue Themen eröffnen. Die Diskussion um die Mög- im städtischen Kontext entwickelten Gentrifizierungsbegrif- lichkeiten und Grenzen kritischer Stadtforschung zur Un- fes auf ländliche Kontexte sinnvoll ist. Schon seit einiger tersuchung ländlicher Kontexte stellt nicht die zunehmen- Zeit wird kritisiert, dass der Begriff der Gentrifizierung zu de Durchlässigkeit der Kategorien von „Stadt“ und „Land“ weit gedehnt (Lees et al., 2008) und seines ursprünglich kriti- infrage. Eine Untersuchung ländlicher Gentrifizierung kann schen Gehalts, dem Fokus auf die Verdrängung einkommens- dazu beitragen, zu prüfen, wie „städtisch“ ländliche Räume schwacher Bevölkerung, beraubt wurde (Slater, 2006). Ent- mittlerweile sind, wie groß die Reichweite kritischer Stadt- sprechend wäre zu fragen, wer Gewinner*innen und wer Ver- forschung ist und welche spezifischen Formen politischer In- lierer*innen des ökonomischen, sozialen und ökologischen terventionen notwendig sind. Wandels ländlicher Räume sind. Auf empirischer Ebene wäre zunächst zu fragen, wo Gen- Eng verknüpft mit dieser Frage der Übertragbarkeit des trifizierung in ländlichen Räumen beobachtet werden kann. Gentrifizierungsbegriffes auf ländliche Kontexte ist zweitens Damit ist der Bedarf nach Methoden verbunden, die diese die Bedeutung von Verdrängung im ländlichen Kontext. Die- Räume identifizieren können. Eine Inspiration könnte hier- se rückt jüngst stärker in den Fokus der Forschung (z.B. Phil- für die „GentriMap“ (Holm und Schulz, 2018) für städti- lips et al., 2021). Gerade weil die Wohnungsmärkte in ruralen sche Quartiere liefern. Hierfür wäre auch der Zusammen- Orten stark auf Eigentum und Selbstnutzung basieren, stellt hang zwischen der Aufwertung ländlicher Immobilien und sich die Frage, ob und wie hier Verdrängung beispielsweise der Verdrängung einkommensschwacher Haushalte auf der durch Modernisierung stattfinden kann. Während Verdrän- einen Seite und der Restrukturierung ländlicher Ökonomi- gung in städtischen Räumen ein vergleichsweise kurzfristi- en auf der anderen Seite genauer zu untersuchen. Der Struk- ger Prozess ist, konzipieren Phillips et al. (ebd.:74) Verdrän- turwandel in der Landwirtschaft, deren Beschäftigungswir- gung als einen wesentlich längerfristigen Prozess von Desin- kungen immer geringer werden, kann ein Ausgangspunkt für vestition und späterer Reinvestition, bei dem Teile der Bevöl- neu entstehende rent gaps und damit für die Wiederentde- kerung das Land aufgrund von Arbeitsplatzverlust etc. ver- ckung ländlicher Immobilienmärkte sein. Der Bedeutungs- lassen und neue zahlungskräftigere Klientel – durchaus Jahr- gewinn von Tourismus als Erwerbsmöglichkeit in ländlichen zehnte später – zuzieht. So stellt die Konzeptionialisierung Räumen ist mit einer Ausrichtung von Angeboten an den In- und empirische Untersuchung von Verdrängung eine wesent- teressen großstädtischer Nachfrager*innen verbunden. liche Herausforderung ländlicher Gentrifizierungsforschung Zweitens stellt sich das Problem der Verfügbarkeit von dar. Daten zu ländlichen Immobilienmärkten und Sozialstruktu- Drittens ist die Abgrenzung ländlicher Gentrifizierung von ren. Sind schon Mietpreisdaten für kleinere Großstädte kaum anderen Formen der Gentrifizierung immer wieder neu zu be- verfügbar und müssen nicht selten erst eigens erhoben wer- stimmen. In der Forschung gilt es daher beispielsweise zu den (Mießner, 2021), so stellt sich dieses Problem aufgrund zeigen, welche Prozesse sich der Suburbanisierung, welche geringerer Fallzahlen in Kleinstädten und ländlichen Räu- ländlicher Gentrifizierung zuordnen lassen. Dies betrifft auch men umso mehr. Aufgrund der häufig geringen Fallzahlen die Unterschiede von ländlicher Gentrifizierung und „green- stellt sich eine solche Herausforderung auch für die Immo- trification“ bzw. „environmental gentrification“ oder „geria- bilienpreise kaufpreisarmer Lagen (Dorndorf et al., 2017). trification“. Hier könnte eine Typisierung unterschiedlicher Ebenso sind sozialstatistische Daten bereits in Mittelstädten Formen von Gentrifizierung anschließen, die sowohl in Städ- aus Datenschutzgründen nur selten kleinräumig differenziert ten wie auch ländlichen Räumen festzustellen sind. verfügbar – für ländliche Regionen dürften diese Herausfor- Viertens stellen die Erfahrungen mit ländlichen Gentrifi- derungen noch größer sein. zierungsprozessen die gängigen Vorstellungen von Gentrifier Drittens ist die städtische Situiertheit akademischer Wis- zumindest teilweise in Frage. Zu klären wäre insofern, wel- sensproduktion bei der Untersuchung ländlicher Gentrifizie- che Personengruppen in ländlichen Räumen Deutschlands rung kritisch zu hinterfragen. Wissenschaftler*innen, die zu als Gentrifier auftreten, wie sich diese von städtischen Gen- ländlicher Entwicklung forschen, sind häufig in Großstäd- trifiern unterscheiden, welche Rolle sie in der Lokalpolitik ten sozialisiert und arbeiten an Einrichtungen in Großstäd- spielen und was dies für die Konzeption des Phasenmodells ten. Somit besteht die Gefahr, städtische Perspektiven auf der Gentrifizierung (Dangschat, 1988) bedeutet. So könnte ländliche Kontexte zu übertragen und etwaige Besonderhei- aus der englischsprachigen Debatte die Frage aufgegriffen ten ländlicher Räume zu übersehen. Diese Herausforderung werden, ob Personen, die private Immobilien für die Selbst- Geogr. Helv., 76, 193–204, 2021 https://doi.org/10.5194/gh-76-193-2021
M. Mießner and M. Naumann: Ländliche Gentrifizierung. Aufwertung und Verdrängung jenseits der Großstädte 201 sollte bei der methodischen Konzeption der Untersuchung Blasius, J.: Gentrification und Lebensstile: Eine empirische Unter- berücksichtigt werden. suchung, Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden, 1993. Viertens müssen Wissenschaftler*innen, die zu ländlicher Bosch, S. and Schmidt, M.: Ungerechte Energielandschaften – Gentrifizierung in Deutschland arbeiten, mit einer Ambiva- die Produktion von Raum im Kontext der Transformation des lenz umgehen. So ist die Forschung einerseits mit den Wi- deutschen Energiesystems, Geogr. Helv., 75, 235–251, htt- ps://doi.org/10.5194/gh-75-235-2020, 2020. dersprüchen und Konflikten von ländlicher Gentrifizierung Braunschweig, B.: Stadt-Land-Dualismus als Faktor erhöhter Flä- konfrontiert, die etwa bei der Aufwertung ländlicher Räu- cheninanspruchnahme und angespannter Wohnungsmärkte?, in: me entstehen. Andererseits müssen sich Landforscher*innen Flächennutzungsmonitoring XI. Flächenmanagement – Boden- auch der Frage stellen, was ihre konkreten Alternativen zu versiegelung – Stadtgrün (IÖR Schriften Nr. 77), Herausgeber: Abwanderung, Alterung und Peripherisierung jenseits des Meinel, G., Schumacher, U., Behnisch, M., und Krüger, T., Zuzugs großstädtischer Mittelschichtshaushalte sind. Damit Rhombos, Berlin, 159–196, 2019. stellt sich die Aufgabe für eine Geographie ländlicher Räu- Bryson, J. und Wyckoff, W.: Rural gentrification and nature in me, nach Perspektiven ländlicher Entwicklung zu suchen, die the Old and New Wests, J. Cult. Geogr., 27, 53–75, htt- über die Optionen Auf- oder Abwertung hinausgehen. Hier- ps://doi.org/10.1080/08873631003593232, 2010. für kann eine deutschsprachige Forschung zu ländlicher Gen- Caprarese, M.: Räumliche Verteilung der Innovationsleistung in der trifizierung erste Erkenntnisse hervorbringen. Schweiz, Geogr. Helv., 62, 210–220, https://doi.org/10.5194/gh- 62-210-2007, 2007. Cloke, P. und Thrift, N.: Intra-class conflict in rural areas, J. Rural Stud., 3, 321–333, https://doi.org/10.1016/0743-0167(87)90051- Datenverfügbarkeit. Für diesen Artikel wurden keine Datensätze 9, 1987. genutzt. Dangschat, J.: Gentrification: Der Wandel innenstadtnaher Wohn- viertel, in: Soziologische Stadtforschung, Sonderheft 28/1988, Herausgeber: Friedrichs, J., Westdeutscher Verlag, Opladen, Autorenmitwirkung. Der Aufsatz wurde von den Autoren ge- 272–292, 1988. meinsam entwickelt und verfasst. Darling, E.: The City in the Country: Wilderness Gentrificati- on and the Rent Gap, Environ. Plan A, 37, 1015–1032, htt- ps://doi.org/10.1068/a37158, 2005. Interessenkonflikt. Die Autor*innen erklären, dass kein Interes- Dialogues in Human Geography: Article Forum on Martin Phil- senkonflikt besteht. lips and Darren Smith “Comparative approaches to gentrifica- tion: Lessons from the rural”, Dialogues Hum. Geogr., 8, 3–58, 2018. Danksagung. Wir danken Jan Glatter für die Kommentierung ei- Dirksmeier, P.: Urbanität als Habitus. Zur Sozialgeographie städti- ner früheren Version dieses Aufsatzes sowie den beiden anonymen schen Lebens auf dem Land, transcript, Bielefeld, 2009. Gutachter*innen für die hilfreichen Hinweise zu unserem Beitrag. Dorndorf, A., Soot, M., Weitkamp, A., und Alkhatib, H.: Aggregati- on und Gewichtung von unterschiedlichen Wertermittlungsdaten in kaufpreisarmen Lagen mittels Varianzkomponentenschätzung, Begutachtung. This paper was edited by Nadine Marquardt and Allgemeine Vermessungsnachrichten, 5, 123–136, 2017. reviewed by two anonymous referees. Frank, S.: Innere Suburbanisierung als Coping-Strategie: Die „neu- en Mittelschichten“ in der Stadt, in: Urbane Ungleichheiten. Neue Entwicklungen zwischen Zentrum und Peripherie, Heraus- geber: Berger, P., Keller, C., Klärner, A., und Neef, R., Springer Literatur VS, Wiesbaden, 157–172, 2014. 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