Nachhaltig.digital Monitor 2020 - Status-quo zu Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Mittelstand - Deutsche Bundesstiftung ...

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Nachhaltig.digital Monitor 2020 - Status-quo zu Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Mittelstand - Deutsche Bundesstiftung ...
nachhaltig.digital
Monitor 2020
Status-quo zu Nachhaltigkeit und
Digitalisierung im Mittelstand

                                   In gemeinsamer Trägerschaft
Nachhaltig.digital Monitor 2020 - Status-quo zu Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Mittelstand - Deutsche Bundesstiftung ...
nachhaltig.digital Monitor 2020
Wo platzieren sich kleine und mittlere Unternehmen im digitalen
Transformationsprozess und wie werden die Themen Nachhaltig-
keit und Digitalisierung zusammen gedacht?

Herausgegeben von nachhaltig.digital
Verfasst von Jan Rüter und Julia Fink
unter Mitarbeit von Beatriz Bilfinger, Lisa Klose
und Dr. Katrin Wippich
Nachhaltig.digital Monitor 2020 - Status-quo zu Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Mittelstand - Deutsche Bundesstiftung ...
Inhaltsverzeichnis

Vorworte                                                 2     4.6 Transformation gestalten: Spannungsfelder in
                                                             		    den Blick nehmen                                         24
1 Über den nachhaltig.digital Monitor 2020               5
                                                               4.7 Zugang zu Wissen und schnellere Prozessabläufe:
2 Kernbotschaften des Monitors                           6   		    Potenziale von Digitalisierung                           26

3 Grundgesamtheit der Studie                            10   5 Nachhaltigkeit                                               28

                                                                5.1 Ein blinder Fleck der Digitalisierung: Nachhaltigkeit   30
4 Digitalisierung                                       12
                                                               5.2   Digitalisierung und Nachhaltigkeit: Eine Verortung
  4.1 Digitalisierungsgrad: Kleinstunternehmen               		      in Unternehmen                                         34
		    als Spitzenreiter                                 14     5.3   Lösungsansätze und Inspiration: Bedarfe für eine
                                                             		      nachhaltige Digitalisierung                            36
  4.2 Regionale Unterschiede: Schwankungen innerhalb
		    des Digitalisierungsgrades                        16
                                                             6 Empirie                                                      38
  4.3 Technologieeinsatz in Unternehmen:
		    Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden             Literaturverzeichnis                                           42
		    nutzen mehr Technologien                          18
                                                             Impressum                                                      45
 4.4 Hemmnisse: Es fehlt zumeist an Investitionen und
		 Infrastruktur                                        20

  4.5 Unternehmenskultur und Change Management:
		    Unterstützende Faktoren bei der Digitalisierung   22
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Vorworte

    Weg zur Klimaresilienz
     Ein Schub für Digitalisierung steht an, für    So kann das Rennen zur Klimaresilienz zur
     Nachhaltigkeit sowieso. Der die deutsche       Triple-Win-Situation werden, die unserem
     Wirtschaft so prägende Mittelstand leistet     Ökosystem sowie der Gesellschaft nützt
     signifikante Beiträge zu einer nachhaltigen    und in Betrieben bares Geld spart.
     Entwicklung und ist zwecks Anschlusses an
     den Weltmarkt zugleich auf digitale Infra-     nachhaltig.digital leistet Beiträge mit pra-
     struktur angewiesen. Das Kooperationspro-      xisnahen Beispielen und der Möglichkeit
     jekt von DBU und B.A.U.M. schafft praxisna-    zum Austausch und zur Vernetzung mit
     he Einstiege, um die Einsparpotenziale einer   anderen Akteur*innen. Ich wünsche Ihnen
    „beschleunigten Digitalisierung“ z. B. in der   eine interessante Lektüre, gute Erkenntnis-
     industriellen Fertigung zu heben. Laut der     se und Impulse für Ihre Arbeit – und freue
     aktuellen bitkom Studie „Klimaeffekte der      mich, wenn Sie mit Fragen auf uns zukom-
     Digitalisierung“ kann sie mit 46 Prozent der   men. Denn Fragen sind nicht weniger als
     notwendigen CO2e-Einsparungen zur Errei-       Wegweiser in die Zukunft!                                                         © Anne Hufnagl
     chung der deutschen Klimaziele beitragen.
                                                                                                   Yvonne Zwick
                                                                                                   Vorsitzende von B.A.U.M. e.V. -
                                                                                                   Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften

2
Vorworte

    Schlüsselrolle Mittelstand
    Als Gesellschaft bietet sich uns die große      dem braucht mehr als die Hälfte der Befrag-
    Chance, das enorme Potenzial digitaler Lö-      ten finanzielle Unterstützung für die Umset-
    sungen zu nutzen, um die Nachhaltigkeits-       zung einer ökologischeren Digitalisierung.
    ziele zu erreichen und gleichzeitig die Risi-
    ken einer nicht-nachhaltigen DigitalisierungGenau hier setzt die DBU an: einerseits mit
    zu minimieren. Der Mittelstand kann hierfür der klassischen Projektförderung und dem
    eine Schlüsselrolle einnehmen, benötigt     Green Start-up Programm. Andererseits
    aber Unterstützung – genau diese bietet die finden mittelständische Unternehmen das
    von B.A.U.M. und DBU gegründete Kompe-      benötigte Orientierungswissen bei nach-
    tenzplattform nachhaltig.digital.           haltig.digital. Die Bausteine und Beispiele
                                                der Kompetenzplattform zeigen, wie Nach-
    Doch was benötigen mittelständische Un- haltigkeit und Digitalisierung zusammen-
    ternehmen konkret, um die Digitalisierung finden.
    als Werkzeug für eine nachhaltigere Wirt-                                                                                      © Peter Himsel / DBU
    schaftsweise einzusetzen? Der nachhaltig. Lassen Sie sich inspirieren – und packen Sie
    digital Monitor liefert Antworten: Es fehlt mit an, damit wir nachhaltig digitaler werden!     Alexander Bonde
    an Know-how und Lösungsansätzen. Zu-                                                           Generalsekretär der Deutschen
                                                                                                   Bundesstiftung Umwelt (DBU)

3
4
1 Über den nachhaltig.digital Monitor 2020

    Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind die    keitsfelder für Unternehmen. Diese Chance         zuzeigen, in welchem Maße digitale Tech-
    beiden treibenden Themen unserer Zeit und      für eine ökologischere Ökonomie kann die          nologien in den Betrieben genutzt werden,
    können – zusammen gedacht – ökologi-           Resilienz von Unternehmen erhöhen, was            welche Chancen und Risiken im Hinblick auf
    sche, soziale und ökonomische Vorteile für     gerade in Pandemiezeiten, in denen globa-         Nachhaltigkeit und Digitalisierung identi-
    Unternehmen schaffen. Doch wo verortet         le Lieferketten an ihre Grenzen stoßen, ein       fiziert werden und wo Bedürfnisse bzw.
    sich der Mittelstand, wo liegen Chancen und    wichtiger Punkt ist.                              Hemmnisse im Transformationsprozess
    Hürden? Der nachhaltig.digital Monitor gibt                                                      existieren.
    Antworten.                                     nachhaltig.digital hat sich die Frage gestellt,
                                                   wo sich kleine und mittlere Unternehmen           Der nachhaltig.digital Monitor soll Unter-
    Digitalisierung ist entscheidend für die       (KMU) in diesem Transformationsprozess            nehmen dabei helfen, konkrete Maßnah-
    Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen           verorten, wo Hindernisse existieren und           men zu ergreifen und die Synergien zwi-
    und Ländern und muss konsequent an             wie diese überwunden werden können. In            schen Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu
    Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet wer-     einer repräsentativen Umfrage wurden im           nutzen. Die nachhaltig.digitalen Bausteine
    den, um ökologische und soziale Folgen ab-     Auftrag von nachhaltig.digital durch ein un-      geben eine erste Antwort auf die im Moni-
    zumindern. Zeitgleich schafft die Verschrän-   abhängiges Marktforschungsinstitut 500            tor identifizierten Bedürfnisse und dienen
    kung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung    Entscheider*innen in kleinen und mittleren        dazu, die Transformation hin zu einer nach-
    u. a. Raum für neue Geschäfts- und Tätig-      Unternehmen befragt. Zielsetzung war auf-         haltigeren Digitalisierung zu unterstützen.

5
2 Kernbotschaften des Monitors

                                                                                    2                                                              4
    Zentrale Erkenntnisse der Studie sind:

           1
                                                   76 % der mittleren Unternehmen – also der
                                                   klassische Mittelstand – sieht die Digitali-
                                                   sierung auch als Chance für die Nachhaltig-
                                                   keit, hingegen nehmen nur 53 % der Kleinst-                                                  Als Hürden für den Einsatz von digitalen
                                                   unternehmen dies so wahr.                                                                    Technologien geben die befragten Ent-
                                                                                                                                                scheider*innen an, dass es besonders an
                                                                                                                                                Wissen (67 %), Anregung durch Praxisbei-
                                                                                                                                                spiele (65 %), Lösungsansätzen (65 %) so-
                                                                                                                                                wie der Vernetzung und dem Austausch mit

                                                                                   3
    Von den befragten Entscheider*innen wird                                                                                                    anderen Akteur*innen (58 %) fehlt.
    der Digitalisierungsgrad des eigenen Unter-
    nehmens mehrheitlich als durchschnittlich
    (38 %) bis hoch (43 %) bewertet. Das positi-
    ve Bild spiegelt sich auch in der Bewertung                                                   Potenziale werden insbesondere in einem
    der Chancen der Digitalisierung wider.                                                        effizienteren Einsatz von Ressourcen (72 %)
                                                                                                  sowie einem geringeren Energieverbrauch
                                                                                                  (52 %) gesehen. Auch ein besserer Zugang
                                                                                                  zu Wissen und transparentere Lieferketten
                                                                                                  werden genannt und es werden ihnen ent-
                                                                                                  sprechende Nachhaltigkeitsaspekte zuge-
                                                                                                  schrieben.

6
2 Kernbotschaften des Monitors

    Fehlende Infrastruktur (57 %) und fehlende
    finanzielle Unterstützung (53 %) sind zu-

                                                                                         7
                                                                                                                                                                          8
    dem Hürden, die fiskalpolitisch direkt beein-                                                   93 % der befragten Unternehmen gaben an,

                                                               6
    flusst werden können bzw. fiskalpolitische                                                      dass sie in der Digitalisierung keine Risiken
    Unterstützung benötigen. Die infrastruk-                                                        für die Nachhaltigkeit sehen. Dieser enorm
    turellen Unterschiede der Regionen sind                                                         hohe Anteil kann als ein blinder Fleck be-
    ein Problem für Unternehmen und können                                                          zeichnet werden. Eine nähere Erläuterung

           5
    schnell zu einem Wettbewerbsnachteil                                                            erfolgt in Kapitel 5.1.
    werden. Insbesondere die Potenziale eines
    Internets der Dinge lassen sich nur mit ei-
    ner entsprechenden Infrastruktur entfalten.
                                                                                                                                                    Wissen, Lösungsansätze und Inspiration
                                                    Flexibles Arbeiten ist eine weitere Chan-                                                       sind die zentralen Bedarfe bei den Unter-
                                                    ce der Digitalisierung, die Unternehmen                                                         nehmen, um Nachhaltigkeit mit Digitalisie-
                                                    mit 69 % als hoch einschätzen. Gerade die                                                       rung zu verzahnen.
                                                    vergangenen Monate der Corona-Pande-
                                                    mie zeigten deutlich, dass Unternehmen
                                                    auch arbeitsfähig blieben, wenn ihre Mit-
                                                    arbeitenden nicht zwingend in ihren Büros
                                                    waren. Für die Zukunft kann die Flexibilisie-
                                                    rung dazu führen, dass sich die Emissionen
                                                    durch Arbeitswege reduzieren und sich wei-
                                                    tere ökonomische, ökologische und soziale
                                                    Vorteile ergeben.

7
2 Kernbotschaften des Monitors

    Der nachhaltig.digital Monitor 2020 gibt        zum Brandbeschleuniger der Klimakrise Markt existieren oder entstehen, das Wis-
    einen Einblick in den aktuellen Transfor-       (s. WBGU 2019, S. 50) wird und soziale Un- sen darüber aber oft zu wenig verbreitet ist.
    mationsprozess des Mittelstandes. Er zeigt,     gleichheit verschärft.
    welche Potenziale insbesondere für eine                                                      Der Monitor soll Unternehmen dabei unter-
    ökologischere Wirtschaftsweise erkannt          Digitale Technologien zeichnen sich durch stützen, konkrete Maßnahmen zu ergreifen
    werden, wie die Digitalisierung umgesetzt       ein hohes Übertragungspotenzial auf un- und die Synergien zwischen Nachhaltig-
    wird und welche Hürden und Bedarfe exis-        terschiedlichste Anwendungsbereiche und keit und Digitalisierung auszunutzen. Die
    tieren.                                         eine hohe Skalierbarkeit aus. Dies bedeutet nachhaltig.digitalen Bausteine geben u. a.
                                                    gleichzeitig, dass ein Wissensaustausch Anregungen durch praktische Anwendun-
    Dafür wurden im Auftrag von nachhaltig.         zwischen Branchen und Disziplinen nö- gen und zeigen Potenziale auf. Nutzen Sie
    digital durch das unabhängige Marktfor-         tig ist, um Innovationen und Erkenntnisse dieses Angebot und profitieren Sie von ei-
    schungsinstitut produkt+markt in einer          sichtbarer zu machen. Nur mit einem fun- nem sich (be-)stärkenden Netzwerk unter-
    repräsentativen Umfrage 500 Entschei-           dierten Wissen um die Anwendungsmög- schiedlicher Akteur*innen aus Praxis, Wis-
    der*innen in kleinen und mittleren Unter-       lichkeiten und Nachhaltigkeisauswirkungen senschaft und Interessensvertretungen.
    nehmen (KMU) befragt.                           von Technologien ist es möglich, Entschei-
                                                    dungen im Sinne eines nachhaltigeren Wirt-
    Aus nachhaltig.digital-Sicht ist die positive   schaftens zu treffen. Es bleibt eine Heraus-
    Grundhaltung und Potenzialeinschätzung          forderung, den Wissenstransfer zwischen
    der Unternehmen zu begrüßen, jedoch ist         Wissenschaft und Unternehmen, aber auch
    es auch wichtig, etwaige soziale oder öko-      zwischen Unternehmen untereinander,
    logische Risiken der Digitalisierung nicht      branchenübergreifend zu gestalten. Die
    aus dem Blick zu verlieren. Es besteht an-      Erfahrungen von nachhaltig.digital zeigen
    sonsten die Gefahr, dass die Digitalisierung    immer wieder, dass bereits Lösungen am

8
9
3 Grundgesamtheit der Studie

     Wer wurde befragt?
     Insgesamt wurden 500 Telefoninterviews    zialversicherungspflichtigen Mitarbeiten- Euro (14 %) und bis 50 Mio. Euro (12 %). In
     (CATI) mit Entscheider*innen in kleinen und
                                               den und bis zu 50 Mio. Euro Jahresumsatz) der regionalen Verteilung stammen 42 %
     mittleren Unternehmen (KMU) durchge-      zusammen.                                     der Unternehmen aus dem Westen, 36 %
     führt. Die Befragung fand vom 10. Juni bis                                              aus dem Süden, 12 % aus dem Osten und
     30. Juli 2020 statt. Die Auswahl der inter-
                                               Die genannte Gewichtung weicht von der 11 % aus dem Norden2.
     viewten Personen erfolgte randomisiert    tatsächlichen Verteilung der Unterneh-
     und per zuvor festgelegter Quote (20-40 % mensgrößen in Deutschland ab1. Durch die Weitere Charakteristika der Stichprobe fin-
     je definierter Unternehmensgröße). Diese  Abweichung wird eine Repräsentativität den sich am Ende der Studie. Ebenfalls fin-
     Quotierung sichert die Repräsentativität. gewährleistet, da die betrachteten Unter- det sich dort eine Darstellung der Empirie
                                               nehmens(-größen) gleichermaßen berück- und der Limitationen dieser Befragung.
     Wie verteilen sich die Unternehmen?       sichtigt werden. Neben der Unternehmens-
     Die Stichprobe setzt sich disproportional größe wurden die befragten Unternehmen
     aus Kleinstunternehmen (bis 9 Mitarbei- nach ihrem Jahresumsatz und den Stand-
     tenden), kleinen Unternehmen (bis 49 Mit- orten segmentiert. Bezogen auf den Jah-
     arbeitenden) und mittleren Unternehmen resumsatz verteilen sich die Unternehmen
     (ab 50 Mitarbeitenden mit bis zu 499 so- wie folgt: bis 2 Mio. Euro (75 %), bis 10 Mio.

     1
         Lt. Statistischem Bundesamt verteilten sich 2018 Unternehmen in Deutschland auf Kleinstunternehmen (80 %), Kleine Unternehmen (16 %) und mittlere Unternehmen (4 %).
10   2
         Bundesländerverteilung auf die Regionen wie folgt: Norden (HH, NDS, SH, HB), Osten (TH, ST, SN, BB, BE, MV), Westen (HE, NRW, RP, SL) und Süden (BY, BW).
3 Grundgesamtheit der Studie

     Stichprobenbeschreibung:

     Region                                                           Nord                                   Branche                                                                               KMU-Verteilung 2019*
                                                     11 %
                                                                                                                                                                                                   Kleinstunternehmen (bis 9 MA)
                                                                             Ost
                                                                                                                                                                                                                                              80 %
                                                            12 %                                                       Dienstleistungen                                                     29 %
                West                42 %                                                                                                                                                           Kleine Unternehmen (bis 49 MA)
                                                                                                                                    Handel                                  17 %                              16 %

                                                      36 %                                                                                                                                         Mittlere Unternehmen (ab 50 MA)
                                                                                                                                Handwerk                                14 %                          4%

                                                                                                           produzierendes Gewerbe                                       14 %
                                        Süd                                                                                                                                                        Tatsächliche Stichproben-
                                                                                                                             Baugewerbe
                                                                                                                                                                                                   struktur (ungewichtet)
                                                                                                                                                                   10 %
     Umsatz                                                                                                                                                                                        Kleinstunternehmen (bis 9 MA)
                                                                                                             Informations- und                                                                                               39 % (n = 194)
                                                                                                     Kommunikationstechnik (IKT)                               7%
     bis 50 Mio. €                  12 %                                                                                                                                                           Kleine Unternehmen (bis 49 MA)

                                                                                                        Gastronomie/Gastgewerbe                          3%                                                                  39 % (n = 196)

     bis 10 Mio. €                14 %                                                                                                                                                             Mittlere Unternehmen (ab 50 MA)
                                                                                                                       Digitalwirtschaft                2%                                                        22 % (n = 110)

     bis 2 Mio. €                             75 %

     n = 500 | *Topnennungen | West: NW, HE, RP, SL / Süd: BY, BW / Ost: BB, BE, TH, SN, ST, MV / Nord: NI, SH, HH, HB​, Fragen 3, 4, 5: Wie hoch ist der jährliche Umsatz Ihres Unternehmens?
11   In welchem Wirtschaftsbereich ist Ihr Unternehmen überwiegend tätig? Würden Sie mir bitte die ersten beiden Ziffern der Postleitzahl Ihres Unternehmens nennen?                               *Quelle: Statistisches Bundesamt​
4 Digitalisierung

12
„KMU stellen mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze in
     Deutschland. Umso wichtiger ist es, dass insbesondere
     diese Unternehmen nachhaltig denken um langfristig
     zu bestehen. Die Digitalisierung bietet hierfür enormes
     Potenzial, das es zu nutzen gilt.“
     Univ.-Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl
     Institutsleiterin, Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI

                      „Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind die beiden großen
                      Themen unserer Zeit, der Mittelstand das Rückgrat unserer
                      Wirtschaft. Aus der Pandemie heraus muss es einen großen
                      Schritt in die Zukunft geben, damit sich der Wohlstand digital
                      und nachhaltig erneuern kann.“
                      Prof. Dr. Henning Vöpel
                      Direktor, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut gGmbH (HWWI)

13
4.1 Digitalisierungsgrad:
     Kleinstunternehmen als Spitzenreiter

     Der deutsche Mittelstand bewertet den         Innerhalb der Unternehmenssegmentierung
     eigenen Digitalisierungsgrad grundsätz-       bewerten Kleinstunternehmen ihren Digita-
     lich positiv. Die Gesamtheit der befragten    lisierungsgrad mit 44 % am höchsten. Mit
     Unternehmen beurteilt ihn als mittel (38 %)   zunehmender Unternehmensgröße zeigt
     bis hoch (42 %).                              sich eine Tendenz zur Mitte und somit zu ei-
                                                   ner durchschnittlichen Selbsteinschätzung.
     In der Befragung wurden die Teilnehmen-
     den zunächst gebeten, den Grad der Digi-      Es bleibt offen, ob die Kleinstunternehmen
     talisierung ihres Unternehmens subjektiv      ihren Digitalisierungsgrad aufgrund eines
     einzuschätzen. Mit dieser Einschätzung soll   höheren Spezialisierungsgrades so wahr-
     erfasst werden, ob es sich bei den befrag-    nehmen oder ob andere Gründe vorliegen.
     ten Unternehmen um eher digital Unerfah-
     rene oder Erfahrene handelt.

14
4.1 Digitalisierungsgrad: Kleinstunternehmen als Spitzenreiter

     Einschätzung der Unternehmen zu ihrem Digitalisierungsgrad

                            Gesamt                                                     0 bis 9 MA                                       10 bis 49 MA                     50 bis 499 MA
                            (n = 500)                                                  (n = 191)                                        (n = 196)                        (n = 110)

      sehr hoch (1)                          16 %                                                         18 %                                5%                                6%

                    (2)                                27 %                                                      26 %                                      32 %                             28 %

                    (3)                                           38 %                                                     36 %                                   47 %                             47 %

                    (4)                   13 %                                                        14 %                                          10 %                             15 %

     sehr gering (5)                6%                                                         6%                                              6%                             4%

15   Differenz zu 100% = keine Beurteilung möglich​, Frage 6: Wie würden Sie den Digitalisierungsgrad Ihres Unternehmens einschätzen?
4.2 Regionale Unterschiede:
     Schwankungen innerhalb des Digitalisierungsgrades

     Betrachtet man die Wahrnehmung des             Bewertung des Digitalisierungsgrades nach Regionen
     Digitalisierungsgrades nach Regionen, so
     zeigt sich, dass die Werte zunächst keine
                                                                                             8%
     große Variation aufweisen. Bei einem de-
                                                          sehr                                                               20 %
     taillierteren Blick lassen sich feine Unter-         hoch                                                    16 %
     schiede zwischen den Regionen, insbeson-                                                   9%
     dere zwischen dem Süden/Westen und
     dem Norden/Osten, erkennen. Im Norden                                                                                                                       34 %
     nehmen die Unternehmen ihren Digitalisie-                                                                                      23 %
     rungsgrad eher durchschnittlich wahr. Die                                                                                                 27 %
     Unternehmen im Osten weisen im Vergleich                                                                                                                    34 %

     zu den übrigen Regionen die stärksten Aus-                                                                                                                                        46 %
     schläge an den Rändern auf. Generell ist der                                                                                                                  35 %
     Digitalisierungsgrad normalverteilt.                                                                                                                                       40 %
                                                                                                                                                            32 %

                                                                                                     11 %
                                                                                                                15 %
                                                                                                     11 %
                                                                                                                     17 %

                                                                           0%
                                                          sehr                             7%
                                                         gering                    4%
                                                                                                9%

                                                         Nord (n =71)           West (n =181)          Süd (n =181)           Ost (n =67)

16                                                  Differenz zu 100% = keine Beurteilung möglich​, Frage 6: Wie würden Sie den Digitalisierungsgrad Ihres Unternehmens einschätzen?
4.2 Regionale Unterschiede: Schwankungen innerhalb des Digitalisierungsgrades

     Aus diesen Umständen ergeben sich wei-         macht deutlich, dass 86 % der befragten
     tere Fragen und mögliche Interpretations-      Unternehmen den mangelnden Breitband-
     ansätze, zum Beispiel hinsichtlich der Rolle   ausbau als Innovationsbremse wahrneh-
     des schleppenden Breitbandausbaus in den       men (vgl. DIHK 2020, S. 17). Insbesondere
     einzelnen Regionen. Zur Nutzung der vollen     kleine und mittlere Unternehmen, die ab-
     Potenziale digitaler Technologien in der In-   seits von Ballungszentren angesiedelt sind,
     dustrie ist oft eine Breitbandverfügbarkeit    betrifft dies. Ein Blick auf die Patentanmel-
     mit einem hohen Volumen (>100 Mbit/s)          dungen als möglicher Indikator für regionale
     nötig. Der Breitbandatlas des Bundesminis-     Innovationskraft zeigt, dass Bundesländer
     teriums für Verkehr und digitale Infrastruk-   im Osten und gebietsweise im Norden die
     tur (BMVI) zeigt im Osten und teilweise im     geringste Zahl an Anmeldungen aufweisen
     Norden, abseits der Ballungszentren, eine      (vgl. DPMA 2020). Die vorliegende Studie
     durchschnittliche Breitbandverfügbarkeit       zeichnet ebenso wie andere ein klares Bild:
     von lediglich 50-75 % (vgl. BMVI 2020).        Die Zukunftsfähigkeit und Innovationskraft
                                                    von Unternehmen korreliert stark mit leis-
     Der Innovationsreport 2020 des Deutschen       tungsfähigem Internetanschluss.
     Industrie- und Handelskammertags (DIHK)

17
4.3 Technologieeinsatz in Unternehmen:
     Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden
     nutzen mehr Technologien

     Um ein umfassendes Bild des Digitalisie-        Eingesetzte Technologien in Unternehmen                                                                               Wie viele dieser Techniken
     rungsgrades in kleinen und mittleren Un-                                                                                                                              werden in Unternehmen im
     ternehmen zu zeichnen, hat die vorliegende                                                                                                                            Durchschnitt bereits genutzt?
     Studie den dortigen Einsatz von digitalen

                                                                                                                                                                            2,5
     Technologien erfasst. Es zeigt sich, dass mit
     zunehmender Unternehmensgröße mehr                                  mobile Datenerfassung                                                                      66 %
     Technologien verwendet werden. Unter-
                                                                                 Cloud Computing                                                            57 %
     nehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden                                                                                                                                                gesamt
     nutzen im Schnitt 3,4 der genannten elf                                             Sensoriken                             24 %
     Technologien, im Gegensatz dazu nutzen              digitale Kopie eines realen Objektes

                                                                                                                                                                            2,4
                                                                                                                             20 %
     kleinere und Kleinstunternehmen durch-
                                                                   Big Data/Machine Learning                             15 %
     schnittlich 2,7 bzw. 2,4 Technologien.                                                                                                                                               0-9
                                                       Virtuelle Realität/Augmented Reality                              14 %
                                                                                                                                    50-499 Mitarbeitende: 41 %                            Mitarbeitende
     Besonders stark differiert der Einsatz bei                                          3D-Drucker                 10 %
     Sensorik und Robotik. Während diese Tech-

                                                                                                                                                                            2,7
     nologien im Schnitt jeweils bei 24 % und 6 %                                       smartMeter                  9%

     der Unternehmen eingesetzt werden, liegen                                            Blockchain               8%               50-499 Mitarbeitende: 26 %                            10-49
     die Einsatzquoten mit 41 % und 26 % in Un-                                                                                                                                           Mitarbeitende
                                                           digitales Abbild von Stoffströmen                      7%
     ternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden

                                                                                                                                                                            3,4
     deutlich über dem Durchschnitt. Dies könn-                                               Robotik            6%
     te mit einem höheren Investitionsvolumen                                              Sonstiges                10 %
     und entsprechender Ressourcenbindung                                                                                                                                                 50-499
     für die Umsetzung in den Unternehmen zu-            keine der genannten/keine Angabe                         7%                                                                      Mitarbeitende
     sammenhängen. Diese These wird mit Er-
     gebnisse der Studie gestützt und auf den
     folgenden Seiten ausgeführt.

18                                                   n = 500 | Mehrfachnennungen​, Frage 7: Welche der folgenden Technologien nutzen Sie aktuell in Ihrem Unternehmen?​
4.3 Technologieeinsatz in Unternehmen: Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden nutzen mehr Technologien

     Im Vergleich zur Bitkom-Studie von 2018,       Bezieht man den auf Amaras Gesetz ba-           in dieser Phase. Andere Technologien wie      2019, Gartner 2018, Gartner 2017, Gartner
     in der die Geschäftsführung von Unterneh-      sierenden Gartner-Hype-Zyklus (engl. Hype       die additive Fertigung, Big Data oder Cloud   2015). Ob sich aber alle Technologien, die
     men jeglicher Größe befragt wurde, zeigen      Cycle) mit ein, lässt sich mögliche Investi-    Computing hingegen sind etabliert und er-     auf diese Weise langsam zurück in das un-
     die Ergebnisse des Monitors 2020, dass der     tionszurückhaltung erklären: Amaras Ge-         freuen sich einer hohen Beliebtheit in den    ternehmerische Bewusstsein drängen, voll
     Mittelstand beim Einsatz von Technologien      setz besagt, dass Technologien und deren        Unternehmen (vgl. Gartner 2020, Gartner       durchsetzen werden, ist unklar.
     generell zurückhaltender ist. Während in der   Potenziale zunächst überschätzt, langfris-
     Bitkom-Studie 57 % der befragten Unter-        tig dann unterschätzt werden (vgl. Gartner
     nehmen Big Data bereits einsetzten oder        2021). Die am häufigsten eingesetzten
     den Einsatz erwogen, trifft dies in der vor-   Technologien haben dem Gartner-Hype-Zy-
     liegenden Studie auf lediglich 15 % zu. Bei    klus zufolge nach der anfänglichen Über-
     anderen Technologien wie dem 3D-Druck          bewertung das „Tal der Enttäuschung“ in
     (Bitkom: 38 %, hier: 10 %), Robotik (Bitkom:   den letzten Jahren weitestgehend durch-
     36 %, hier: 6 %) oder Virtual & Augmented      schritten, wodurch sie wieder stärker in
     Reality (Bitkom: 25 %, hier: 14 %) ist dies    den Fokus von Unternehmen sowie gegen-
     ähnlich (vgl. Bitkom 2018). Da sich die Ein-   wärtiger und zukünftiger Investitionen rü-
     satzquoten bei der Robotik zwischen der        cken. Technologien wie Blockchain oder das
     Unternehmenslandschaft im Allgemeinen          Abbild von Stoffströmen (bspw. mit einem
     und den hier betrachteten KMU sehr unter-      Digital Twin) befinden sich aktuell in dieser
     scheiden, würde dies die zuvor aufgestellte    Abschwungs-Phase bzw. bereits an der Tal-
     Hypothese stützen, dass solche Technolo-       sohle. Technologien wie das 5G-Netz, die für
     gien aufgrund der Ressourcenbindung eher       eine flächendeckende unternehmerische
     in größeren oder hochspezialisierten Unter-    Umsetzung verschiedener Technologien
     nehmen zum Einsatz kommen.                     nötig sind, befinden sich aktuell ebenfalls
                                                                                                               Sollten Sie Anregungen für den nachhaltigeren Einsatz der
                                                                                                               Technologien benötigen oder sich grundsätzlich darüber in-
                                                                                                               formieren wollen, wie diese funktionieren, besuchen Sie gerne
                                                                                                               unsere Bausteine: https://nachhaltig.digital/bausteine

19
4.4 Hemmnisse:
     Es fehlt zumeist an Investitionen und Infrastruktur

     Es ist wichtig, Hemmnisse benennen zu                                                                                                                                         Diese Resultate stützen die zuvor getroffe-
     können, damit sie abgemindert werden
     können. Daher hat der Monitor 2020 inter-                                                           58 %                                                                      nen Annahmen, dass digitale Technologien
                                                                                                                                                                                   zunächst einer hohen Ressourcenbindung
     ne und externe Barrieren der Unternehmen                                              Nein                                                                                    (u. a. finanziell und personell) bedürfen, und
     in den Blick genommen. Was also hindert                                                                                                                                       bestätigen Ergebnisse vorheriger Studien
     Betriebe daran, das volle Potenzial von di-                                                                                                                                   (vgl. Wischmann et al. 2015, S. 30 ff.; Ernst &
     gitalen Innovationen zu entfalten?                                                                  Sehen Sie                                                                 Young 2019, S. 10; Kroker 2019; DIHK 2020).
                                                                                                      Hemmnisse beim
     Insgesamt sehen 58 % der Unternehmen                                                             Einsatz digitaler                                                            Die Lösungen für die infrastrukturellen und
     keine Hemmnisse für den Einsatz digita-                                                           Innovationen?                                                               finanziellen Hürden müssen von fiskalpoliti-
     ler Innovationen. Die übrigen 42 % gaben                                                                                            Ja                                        schen Maßnahmen flankiert werden. Insbe-
     an, dass besonders in den Bereichen von                                                                                                                                       sondere die mangelnde Infrastruktur zieht
     Daten-/Digitalinfrastruktur (60 %), Investi-                                                                                                                                  sich wie ein roter Faden durch die vorliegen-
     tionskosten (57 %), Qualifizierung der Mit-
     arbeitenden (51 %) oder der praktischen
                                                                                                                   42 %                                                            de Studie und wird seit Jahren immer wieder
                                                                                                                                                                                   von Expert*innen als essenzielle Hürde be-
     Umsetzung (50 %) Barrieren existieren.                                                                                                                                        nannt (vgl. u. a. Bitkom 2015; DIHK 2020).

     Bereiche in denen Hemmnisse gesehen werden:
                                                                                                                        Probleme bei der praktischen Umsetzung                                              50 %

            fehlende Daten-/Digitalinfrastruktur                                    60 %                               fehlendes Wissen/ganzheitliches Konzept                                           45 %

                              Investitionskosten                                  57 %                                          unklares Kosten-Nutzen-Verhältnis                                       44 %

               Qualifizierung der Mitarbeitenden                             51 %                                                    Unsicherheit beim Datenschutz                                      44 %

                                                    n = 500 | * gestützte Abfrage, Top-/Mehrfachnennungen​, Fragen 8, 9: Sehen Sie Hemmnisse für Ihr Unternehmen beim Einsatz digitaler Innovationen? Und in welchem Bereich sehen Sie diese
20                                                  Hemmnisse?
4.4 Hemmnisse: Es fehlt zumeist an Investitionen und Infrastruktur

     In einer differenzierten Betrachtung der un-   Betrachtet man die Unternehmensgrö-        als eine stärkere Barriere wahrgenommen.                              und Praxis als Hürde benannt (vgl. DIHK,
     ternehmerischen Hemmnisse zeigen sich          ßen, nehmen die Kleinstunternehmen die     Denn mit steigender Unternehmensgröße                                 S. 20). Neben den Bausteinen bieten diver-
     wiederum Unterschiede zwischen den Re-         Hemmnisse mit 41 % am geringsten wahr;     müssen tendenziell mehr Arbeitnehmende                                se Formate auf https://nachhaltig.digital
     gionen. Im Norden (51 %) und Osten (57 %)      von den kleinen (49 %) und mittleren (50 %)bei der Einführung von digitalen Techno-                              Raum, um einen solchen Austausch zu for-
     werden Hemmnisse am stärksten wahrge-          Unternehmen benennt jeweils die Hälfte die logien entsprechend geschult werden, bzw.                             cieren und voranzutreiben.
     nommen. Der mangelnde Breitbandausbau          eben genannten Hürden.                     ist die konkrete Implementierung der Tech-
     erweist sich erneut als Innovationsbremse.                                                nologien in bestehende Abläufe häufig un-
     Dieses Problem darf nicht weiter zu einem      Zusätzlich zu den bereits angeführten Hin- klar und komplex.
     Wettbewerbsnachteil für Firmen werden          dernissen wird mit zunehmender Unter-
     oder womöglich zum Abwandern der Un-           nehmensgröße die Qualifizierung von Mit- Im DIHK-Innovationsreport wird zudem der
     ternehmen führen. Außerdem muss bei            arbeitenden und die praktische Umsetzung Wissenstransfer zwischen Wissenschaft
     Finanzierungshilfen darauf geachtet wer-
     den, dass Unternehmen in strukturschwa-
     chen Regionen nicht doppelt gestraft wer-
     den, wenn Kapital eher in prestigeträchtige
                                                                                                               59 %                                                          63 %        59 %
     Großprojekte in Ballungsräumen fließt.                                         58 %
                                                          Beim Einsatz von
                                                                                                                                52 %             50 %            49 %
                                                    digitalen Technologien
                                                                                                                                                                                                     44 %
                                                      sehen Unternehmen
                                                         keine Hemmnisse

                                                          Beim Einsatz von
                                                    digitalen Technologien
                                                      sehen Unternehmen                                        41 %                                                          37 %        41 %
                                                                                    42 %
                                                               Hemmnisse                                                        49 %             50 %            51 %
                                                                                                                                                                                                     57 %

                                                                                   Gesamt                     0-9 MA          10-49 MA        50-499 MA          Nord*       West         Süd         Ost*

                                                    n ≥ 110 | * n ≥ 67​, Frage 8: Sehen Sie Hemmnisse für Ihr Unternehmen beim Einsatz digitaler Innovationen?
21                                                  Aufgrund von Rundungen kann es zu einer minimalen Abweichung in den kumulierten Werten von 100 % kommen.
4.5 Unternehmenskultur und Change Management:
     Unterstützende Faktoren bei der Digitalisierung

     In der Umfrage wurde der Wunsch nach           Jedes zehnte Unternehmen, das einen hö-
     einem höheren Digitalisierungsgrad in          heren Digitalisierungsgrad für erstrebens-
     der KMU-Landschaft ermittelt (40 %). Dies      wert hält, wünscht sich eine Digitalisierung
     deckt sich in etwa mit den Unternehmen,        in der Verwaltung (21 %) und in der damit
     die Hemmnisse beim Einsatz digitaler Inno-     verbundenen Schnittstellenkommunikation                                                       Konkrete Bereiche, in denen Unternehmen
     vationen sehen (42 %), und ist somit konsis-   (17 %) (vgl. Kapitel 4.6).                                                                    digitaler werden wollen
     tent.

     60 % der Unternehmen wünschen sich da-                                                                                                                       Verwaltung, Büro (papierlos)
                                                                                      60 %
                                                                                                                                                                                                           21 %
     gegen keinen höheren Digitalisierungsgrad
     und sind mit dem Status quo zufrieden. Es                                                                                                      Schnittstellen/interne Kommunikation
                                                                        Nein                                                                                                                            17 %
     stellt sich hier die Frage, ob entsprechen-                                                                                                      (z. B. im HomeOffice, auf Baustellen)
     de Potenziale der Digitalisierung verkannt
     werden, aktuell kein Bedarf wahrgenom-                                                                                                                      Produktion, Anlagen, Robotik           17 %
     men wird oder noch andere Gründe vor-
                                                                                   Ist in Unternehmen
     liegen. Die Erhöhung des Digitalisierungs-                                  ein höherer Digitalisie-                                                     Datenverarbeitung/-erfassung        13 %
     grads in Betrieben sollte immer mit einem                                   rungsgrad gewünscht?
     gewissen Augenmaß erfolgen. Für die Rea-                                                                                                       Vertrieb, Verkauf, Auftragsbearbeitung       12 %
     lisierung von nachhaltigen Potenzialen und
     damit einhergehenden Einsparpotenzialen                                                                              Ja
     bei Ressourcen bedarf es eines gewissen                                                                                                                 Logistik, Lager, Warenwirtschaft    11 %
     Grades an digitalen Technologien. Ein mög-
     licher Rebound-Effekt oder negative soziale
     und ökologische Auswirkung dürfen nicht
                                                                                                    40 %                                                        Monitoring, Projektsteuerung     11 %

     aus dem Blick geraten.                                                                                                                                Dokumentenmanagement, Archiv          11 %

                                                    n = 500 | * offene Abfrage, Top-/Mehrfachnennungen
                                                    Fragen 10, 11: Würden Sie sich einen (noch) höheren Digitalisierungsgrad Ihres Unternehmens wünschen? Und in welchem Be-
22                                                  reich Ihres Unternehmens würden Sie gern Maßnahmen ergreifen, um (noch) digitaler zu werden?​
4.5 Unternehmenskultur und Change Management: Unterstützende Faktoren bei der Digitalisierung

     Die genannten zu digitalisierenden Be-       Separiert man den Wunsch nach einem hö-                         ternehmen wünschen sich rund die Hälfte                         als Agilität bezeichnet (vgl. Termer 2016).
     reiche in Unternehmen und die damit ein-     heren Digitalisierungsgrad nach Regionen,                       der Befragten einen höheren Digitalisie-                        Da bei kleineren und Kleinstunternehmen
     hergehenden Bedürfnisse und Barrieren        wünschen sich Unternehmen gerade in                             rungsgrad (53 %) und in Kleinstunterneh-                        der Wunsch nach einem höheren Digitali-
     zeigen, wie wichtig ein entsprechendes       den Regionen, in denen die Hemmnisse am                         men lediglich ein Drittel (36 %).                               sierungsgrad scheinbar weniger stark ist,
     Change Management und die Unterneh-          stärksten wahrgenommen wurden, einen                                                                                            kommt die Frage auf, ob kleinere Unterneh-
     menskultur sind. Neben strukturellen He-     höheren Grad der Digitalisierung und geben                      Der Wandel, den Organisationen im Zuge                          men entweder agiler sind und ihr Digitali-
     rausforderungen sind es sozio-kulturelle     somit ein konsistentes Bild wieder. In der                      der Digitalisierung erleben, ist nicht neu,                     sierungsgrad bereits hoch ist, oder sie die
     Faktoren wie gelungenes Wissensmanage-       Unterteilung nach Unternehmensgröße er-                         sondern war bereits in den vergangenen                          Chancen der Digitalisierung für sich und ihr
     ment und -transfer, die nicht außer Acht     streben insbesondere die Unternehmen mit                        Jahrzehnten spürbar. Sich stetig auf diesen                     Geschäftsmodell als gering einschätzen.
     gelassen werden dürfen. Der Monitor zeigt,   mehr als 50 Mitarbeitenden einen höheren                        Wandel einzustellen und auf veränderte An-
     dass Unternehmen an diesen Punkten des       Digitalisierungsgrad (75 %). In kleinen Un-                     forderungen zu reagieren, wird gemeinhin
     Transformationsprozesses Schwachstellen
     aufweisen. Notwendig sind eine Unterneh-                                                                                                     75 %
     menskultur und gegebenenfalls ein flankie-
     rendes Change Management, die unterneh-                                                                                    53 %                                      56 %                                     52 %
     mensinterne Spannungsfelder abfedern                          mehr
                                                                                  40 %                                                                                                   39 %
     können.                                            Digitalisierung                                       36 %                                                                                    33 %
                                                           gewünscht

                                                                                                                                                  26 %
                                                            nicht mehr
                                                        Digitalisierung                                                         47 %                                      44 %                                     48 %
                                                           gewünscht
                                                                                  60 %                                                                                                   62 %
                                                                                                              64 %                                                                                    67 %

                                                                                 Gesamt                      0-9 MA           10-49 MA         50-499 MA                  Nord*          West          Süd         Ost*

                                                  n ≥ 110 | * n ≥ 67, Frage 10: Würden Sie sich einen (noch) höheren Digitalisierungsgrad Ihres Unternehmens wünschen?​
23                                                Aufgrund von Rundungen kann es zu einer minimalen Abweichung in den kumulierten Werten von 100 % kommen.
4.6 Transformation gestalten:
     Spannungsfelder in den Blick nehmen

     Digitalisierung nicht mit Modernisierung                                                       Zielgröße: Interne Digitalisierung
     verwechseln.                                    unternehmensinternen Wandel nicht ver-         Die von den Unternehmen in der vorliegen-     Produkten durch eine verbesserte Daten-
     Wie gezeigt würden Unternehmen zu-              gessen werden. Dazu können Unternehmen         den Studie genannten Ziele untermauern        verfügbarkeit zu optimieren. Neben den
     nächst eine Digitalisierung interner Abläu-     im Vorfeld Transformationswege definieren      diesen Punkt: Jedes dritte mittelständische   organisationalen und produktspezifischen
     fe vorantreiben und diese damit effizienter     und in ein entsprechendes Change Manage-       Unternehmen erhofft sich demnach von der      Zielen werden Kommunikation (20 %) und
     machen. Bei genauerer Betrachtung sollte        ment eingliedern, sodass die Risiken mög-      Digitalisierung vereinfachte Abläufe und      Kundenservice/-bindung (14 %) als weitere
     in Unternehmen jedoch differenziert wer-        lichst gering gehalten werden. Kugler und      eine Arbeitserleichterung. Einhergehend       Ziele angegeben.
     den zwischen einer lediglichen Moderni-         Anrich zeigen, dass das Gelingen einer digi-   damit hoffen 20 % auf eine Steigerung der
     sierung von Abläufen (beispielsweise ein        talen Transformation in Unternehmen nicht      Produktivität und Einsparung von Kosten       Die Entscheidung, wie und welche Techno-
     papierloses Büro) und einer tatsächlichen       primär eine Frage des Budgets ist, sondern     (19 %). Somit haben Unternehmen sowohl        logien eingesetzt werden können, um die
     Digitalisierung wie der Dezentralisierung       zentral an der organisationalen Lernfähig-     soziale als auch ökonomische Aspekte in       genannten Ziele zu erreichen, stellt eine
     von Arbeitsplätzen. Die Digitalisierung von     keit und den Menschen selbst hängt (vgl.       ihren Erwartungen einbezogen. Neben den       mögliche Barriere für Unternehmen dar, da
     Arbeitsplätzen birgt sowohl Chancen (z. B.      Kugler und Anrich, 2018). Dies sollte be-      Effizienzgewinnen sehen 17 % die Chance,      der Nutzen im Voraus nicht vollends abge-
     eine bessere Work-Life-Balance) als auch        sonders Unternehmen mit geringen finan-        konkret die Nachhaltigkeit im Unternehmen     schätzt werden kann. Es ist jedoch wichtig,
     Risiken (wie Reizüberflutung und der Druck      ziellen Ressourcen dazu ermutigen, trans-      zu verbessern und Ressourcen zu scho-         stets ökologische und soziale Auswirkun-
     ständiger Erreichbarkeit) (vgl. Lindner 2019,   formative Wege zu beschreiten.                 nen. Zudem erhoffen sich 20 % der Unter-      gen der Technologien in den Entscheidungs-
     S. 19 f.). Solche Spannungsfelder sollten im                                                   nehmen, die Qualität und Transparenz von      prozess einzubeziehen.

          Wenn Sie mehr zu den Themenfeldern Nachhaltigkeit                                         nachhaltig.digital Glossar:
          und Digitalisierung erfahren möchten, finden Sie                                          https://nachhaltig.digital/blog/1218

          Informationen im nachhaltig.digital Glossar oder                                          Einstieg für Unternehmen:
          im Blogbeitrag „Einstieg für Unternehmen“.                                                https://nachhaltig.digital/blog/1239

24
4.6 Transformation gestalten: Spannungsfelder in den Blick nehmen

     Ziele, die Unternehmen mit einer Digitalisierung verfolgen

             Abläufe vereinfachen/automatisieren, Arbeitserleichterung                                                                      33 %   31 %   42 %   27 %

                       Abläufe beschleunigen/optimieren, mehr Flexibilität                                                               30 %      27 %   36 %   39 %

                                                   Effizienz/Produktivität steigern                                         20 %                   20 %   19 %   24 %               offene Abfrage

         Kommunikation/Transparenz/Datenverfügbarkeit verbessern                                                            20 %                   19 %   20 %   32 %   Abfrage nach Unternehmensgröße:

                                                                          Kosten sparen                                   19 %                     21 %   15 %   11 %               0-9 Mitarbeitende | n=70

                            Nachhaltigkeit verbessern, Ressourcen schonen                                              17 %                        19 %   12 %   15 %               10-49 Mitarbeitende | n=103

                                           Kundenservice/-bindung verbessern                                     14 %                              16 %   9%     12 %               50-499 Mitarbeitende | n=82

                                         Absatz steigern, Neukunden gewinnen                         5%                                            6%     5%     4%     Die gefüllten Kästen zeigen die
                                                                                                                                                                        höchste Prozentzahl einer Zeile an.
                                              Qualität steigern, Fehler vermeiden                   4%                                             4%     4%     7%

                                            zukunftsfähig bleiben, Marktpräsenz                   3%                                               3%     4%     5%

25   n = 255 | Filter: höherer Digitalisierungsgrad gewünscht | Mehrfachnennungen, Frage 12: Welches Ziel würden Sie damit verfolgen?​
4.7 Zugang zu Wissen und schnellere Prozessabläufe:
     Potenziale von Digitalisierung

     Die im vorausgegangenen Abschnitt be-        samt größtes Potenzial angesehen. Ähnlich     sondere weil 72 % das Potenzial für einen    Homeoffice zu ermöglichen. Die geringe
     nannten Ziele zeichnen einen kurz- und mit-  hoch (69 %) wird das Potenzial des Wandels    besseren Ressourceneinsatz erkennen. Die     Potenzialeinschätzung lässt sich durch die
     telfristigen Handlungshorizont innerhalb     der Arbeitswelt im Zuge einer Flexibilisie-   Frage nach der Ursache für diese Diskre-     aufgezeigten Umstände stellenweise, aber
     der Unternehmen selbst nach. Sie zeigen,     rung bewertet. Die Corona-Pandemie hat        panz sollte an anderer Stelle eingehender    nicht umfänglich erklären. In Bezug auf die
     welche Bereiche in Unternehmen als erste     den digitalen Wissensaustausch verstärkt      beleuchtet werden.                           Resilienz könnte die Hypothese zutreffen,
     von einem höheren Digitalisierungsgrad       und insgesamt die digitale Verfügbarkeit                                                   dass die Zwangsdigitalisierung durch die
     beeinflusst werden würden.                   von Wissen verbessert. Die Fülle an Inhal-    Einer gesteigerten Resilienz (39 %) und ei- Pandemie die Unternehmen vor große He-
                                                  ten zu kuratieren und geschickt zu bündeln,   nem verbesserten Datenschutz (39 %) wird rausforderungen gestellt hat und zudem
     Im Monitor wurde zudem über alle Bran- wird zukünftig die größere Aufgabe sein, als        von den Unternehmen das geringste Po- eine Disruption durch technologische Inno-
     chen und Unternehmensgrößen hinweg er- überhaupt Informationen zu bestimmten               tenzial zugeschrieben. Besonders kleinen vationen erwartet wird. Dies sind mögliche
     fasst, welche Potenziale der Digitalisierung Themen digital zu finden.                     und mittleren Unternehmen stehen meist Gründe, aber keine finale Antwort, warum
     zugeschrieben werden.                                                                      nur limitierte Ressourcen zur Bekämpfung keine gesteigerte Resilienz erwartet wird.
                                                  Auffällig ist in der Potenzialeinschätzung    von Cyberattacken zur Verfügung (vgl. Drei-
     Die Ergebnisse zeigen, dass die größten Po- der Unternehmen, dass es gut einem Drittel     ßigacker et al. 2020, S. 93). So werden sol-
     tenziale insbesondere in der Verbesserung der Unternehmen schwerfällt, das Potenzi-        che Angriffe zum einen nicht entdeckt, zum
     interner Abläufe gesehen werden: effizien- al der besseren Abbildung von Stoffströmen      anderen aber, einer Studie der Gothaer zu-
     tere Prozesssteuerung (75 %), effizienterer einzuschätzen. Weitere 14 % der befragten      folge, von KMU als höchst bedrohliches
     Ressourceneinsatz (72 %), geringerer Ener- Entscheider*innen können keine Aussage          Szenario bewertet (vgl. Gothaer 2020). Die
     gieverbrauch (52 %) und höhere (Produkt-) darüber treffen, ob die Digitalisierung dabei    Pandemie-Situation hat diese reelle Sorge
     Qualität (56 %).                             helfen kann, Stoff- und Ressourcenkreis-      noch befeuert, gerade wenn Unternehmen
                                                  läufe zu schließen. Es überrascht, dass es    vorhandene Schutzmaßnahmen lockern
     Der verbesserte Zugang zu Wissen wird von Unternehmen in diesen Punkten schwer-            mussten, um Mitarbeitenden die Arbeit
     drei Vierteln der Unternehmen als insge- fällt, eine Einschätzung abzugeben, insbe-        im und damit den Datenzugriff aus dem

26
4.7 Zugang zu Wissen und schnellere Prozessabläufe: Potenziale von Digitalisierung

     Potenziale, die Unternehmen von einer Digitalisierung erwarten
                                                           Top-2-Werte: 75 %                                                                                                                           Top-2-Werte: 48 %
                 besserer Zugang zu Wissen                                                                                                     Verbesserung von Arbeitsumfeldern
                                                           47 %                          28 %              14 % 6 % 4 %                                                                                18 %    30 %                31 %             11 % 6 % 4 %

                   schnellere Prozessabläufe
                                                           Top-2-Werte: 75 %                                                                      Schließung von Ressourcen- und                       Top-2-Werte: 39 %
                                                                                                                                                                  Stoffkreisläufen
                                                           45 %                          30 %              15 % 4 % 5 %                                                                                16 %   23 %          29 %             10 % 7 % 14 %

                                                           Top-2-Werte: 72 %                                                                                                                           Top-2-Werte: 44 %
     effizienterer Einsatz von Ressourcen                                                                                                                           Emissionsrückgang
                                                           35 %                   37 %                    16 %    7% 3%                                                                                17 %    27 %             24 %         18 %      10 % 5 %

                                                           Top-2-Werte: 69 %                                                                                                                           Top-2-Werte: 41 %
                            flexibleres Arbeiten                                                                                     mehr Recycling von Produkten/Ressourcen
                                                           35 %                   34 %                 15 %       9% 5%                                                                                24 %          17 %      25 %         18 %       12 % 5 %

                                                           Top-2-Werte: 62 %                                                                                                                           Top-2-Werte: 32 %
                transparentere Lieferketten                                                                                                             Abbildung von Stoffströmen
                                                           33 %                 29 %               19 %    6 % 10 % 4 %                                                                                15 %   17 %      22 %           7 % 12 % 27 %

                                                           Top-2-Werte: 56 %                                                                                                                           Top-2-Werte: 40 %
                                  höhere Qualität                                                                                                              höhere Krisensicherheit
                                                           25 %            31 %                 27 %              8%    7%                                                                             17 %    23 %         28 %             15 %      14 % 3 %

                                                           Top-2-Werte: 51 %                                                                                                                           Top-2-Werte: 39 %
               geringerer Energieverbrauch                                                                                                            höhere Datenschutzsicherheit
                                                           22 %          29 %               24 %           13 % 8 % 4 %                                                                                22 %      17 %       26 %            15 %     17 %    4%

                                                                  Top-2-Werte          sehr hohes Potenzial (5)        (4)     (3)       (2)       sehr geringes Potenzial (1)       keine Beurteilung möglich

     n = 500, Frage 17: Auf einer Skala von 1 bis 5, wobei 1 für „sehr gering“ und 5 für „sehr hoch“ steht, wie würden Sie das Potenzial von Digitalisierung in den folgenden Bereichen einschätzen?
27   Aufgrund von Rundungen kann es zu einer minimalen Abweichung in den kumulierten Werten von 100 % kommen.
5 Nachhaltigkeit

28
„Unsere Nachhaltigkeitsstrategie hat das Unternehmen
                       zukunftsfähig gemacht. Auch für die Digitalisierung
                        braucht es eine Kultur, die offen ist für Veränderungen
                       – Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind Transforma-
                       tionsprozesse, die beide super aufeinander aufbauen.“
                        Dr. Antje von Dewitz
                        Geschäftsführerin, VAUDE Sport GmbH & Co. KG

     „In Deutschland stammen 99 % aller Unternehmen aus dem
     Mittelstand. Das macht kleine und mittelständische Unter-
     nehmen zur entscheidenden Triebfeder für die sozial-ökolo-
     gische Transformation der Wirtschaft in unserem Land.“

     Michael Kuhndt
     Executive Director, Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) gGmbH

29
5.1 Ein blinder Fleck der Digitalisierung:
     Nachhaltigkeit

     Um einzuordnen, was die befragten Unter-        2020, S. 3). Diese sogenannten Push- bzw.      Aspekte, die Unternehmen mit Nachhaltigkeit verbinden
     nehmensvertreter*innen unter Nachhaltig-        Marktfaktoren sind ein wichtiger Transfor-
     keit verstehen, wurde zunächst abgefragt,       mationstreiber für Unternehmen zu einem
     was in Bezug auf das eigene Unternehmen         verbesserten Nachhaltigkeitsmanagement                  soziale                                                         ökonomische
     mit Nachhaltigkeit verbunden wird. Dem-         (vgl. u. a. Schaltegger et al. 2010, S. 36).
     nach verbinden etwa zwei Drittel aller be-      Pull-Faktoren, z. B. die Nachfrage von In-                 11 %                                                             7%
     fragten KMU Nachhaltigkeit mit ökologi-         vestor*innen, sind aber mindestens ge-             8%                         30 %                                 10 %                     28 %
     schen (65 %) und über die Hälfte mit sozialen   nauso relevant für die Transformation von
     (56 %) oder ökonomischen (54 %) Aspekten.       Unternehmen (vgl. ebd., S. 36). Dass rund
     Die kulturelle Dimension der Nachhaltigkeit
     scheint im unternehmerischen Umfeld mit
                                                     65 % der befragten Unternehmen Nachhal-
                                                     tigkeit im Sinne der Ökologie wahrnehmen,
                                                                                                     25 %                                 56 %                       29 %                               54 %
     lediglich 27 % entweder weniger bekannt         deckt sich zudem mit anderen Studien (vgl.                                 26 %                                                       26 %
     oder weniger relevant zu sein. Der Ursprung     u. a. Weber und Weber 2021).
     der verstärkten Fokussierung auf die öko-
     logische Komponente kann durch verschie-
                                                                                                             ökologische                                                     kulturelle
     dene Faktoren beeinflusst sein. Die breite                                                                      7%                                                                    14 %
     öffentliche Diskussion und Wahrnehmung                                                                7%
                                                                                                                                   37 %                               32 %
     des Themas spielen dabei eine nicht zu                                                                                                                                                        13 %

                                                                                                                                                                                                               27 %
     vernachlässigende Rolle – insbesondere                                                         20 %

                                                                                                                                                65 %
     das sich dadurch verändernde Konsumver-
     halten, auf das sich Unternehmen einstel-
     len und entsprechend nachhaltige(re) Ge-                                                                                                                                                   22 %
                                                                                                                                                                            19 %
                                                                                                                     28 %
     schäftsmodelle entwickeln (vgl. Brink et al.
                                                                                                       absolut (5)        (4)      (3)    (2)      gar nicht (1)         Top-2-Werte

                                                                                                    n = 500, Frage 13: Was verbinden Sie in Bezug auf Ihr Unternehmen mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“? Ich nenne Ihnen dazu 4
30                                                                                                  mögliche Aspekte. Bitte sagen Sie mir jeweils, inwieweit sie diese mit Nachhaltigkeit verbinden!​
5.1 Ein blinder Fleck der Digitalisierung: Nachhaltigkeit

     Chance oder Risiko für mehr Nachhaltigkeit –                                                                                  Vor diesem Hintergrund wurde gegenüber-     S. 35 u. S. 80) hin, sondern auch diverse
     das sehen Unternehmen in der Digitalisierung                                                                                  gestellt, inwieweit Unternehmen Digitali-   andere Studien und Wissenschaftler*innen
                                                                                                                                   sierung als Chance oder als Risiko für die  (vgl. u. a. Bitkom 2021, S. 39). Aufgrund der
                                                                                                                                   Nachhaltigkeit einschätzen: 55 % bewerten   Diskrepanz in der Wahrnehmung der Unter-
                                                                                                                                   digitale Technologien laut dem Monitor als  nehmen kann von einem blinden Fleck der
     Digitalisierung ist eine Chance für mehr Nachhaltigkeit in meinem Unternehmen.                                                eine Chance, die unternehmerische Nach-     unternehmerischen Digitalisierungsstrate-
                                                                                                                                   haltigkeit auszubauen. Eine Bitkom-Studie   gie gesprochen werden: Chancen werden
                                                                                                                                   (2021, S. 36 ff.) bestätigt die wahrgenom-  erkannt, Risiken aber fast vollständig aus-
                    32 %                           23 %                          28 %                7%      10 %
                                                                                                                                   menen Chancen für die positiven Klimaef-    geblendet. Mit der zunehmenden Digitali-
                                                                                                                                   fekte der Digitalisierung. Demnach ist bei  sierung ergeben sich jedoch neue unter-

                              55 % CHANCE
                              Top-2-Werte
                                                                                                                                   einer schnell voranschreitenden Digitalisie-
                                                                                                                                   rung ein Netto-Einsparpotenzial von 49 %
                                                                                                                                                                               nehmerische Verantwortungsbereiche, wie
                                                                                                                                                                               beispielsweise der sensible Umgang mit
                                                                                                                                   CO2e3 möglich – insbesondere in der indus-  Daten, dem Ressourcenverbrauch oder
                                                                                                                                   triellen Fertigung, der Mobilität, dem Ener-ethische Fragestellungen, über die sich zwei
     Digitalisierung ist ein Risiko für mehr Nachhaltigkeit in meinem Unternehmen.
                                                                                                                                   gie- und dem Gebäudesektor.                 Drittel aller befragten Unternehmen noch
                                                                                                                                                                               nicht bewusst zu sein scheint. Das Konzept
     3 4             21 %                   20 %                                     51 %
                                                                                                                                   Konträr dazu sehen nur 7 % in der Digitali- der Corporate Digital Responsibility bietet
     % %                                                                                                                           sierung ein Risiko für die unternehmerische Unternehmen die Möglichkeit, die Folgen
                                                                                                                                   Nachhaltigkeit und 71 % schließen Risiken der (eigenen) Digitalisierung abzuschätzen

       7 % RISIKO
       Top-2-Werte
                                                                                                                                   eher (20 %) oder völlig (51 %) aus. Darauf, und in das unternehmerische Agieren mit
                                                                                                                                   dass die Digitalisierung schnell zum Brand- einzubeziehen (vgl. Dörr 2020, S. 121 ff.).
                                                                                                                                   beschleuniger der Klimakrise werden kann,
                                                                                                                                   weist nicht nur der WBGU (vgl. WBGU 2019,
        stimme voll und ganz zu        stimme eher zu       teils, teils    stimme eher nicht zu       stimme überhaupt nicht zu

                                                                                                                                   3
                                                                                                                                     CO2e steht für CO2-Äquivalent (engl. equivalent) und wird als Maßeinheit verwendet, um den Effekt jeglicher Treibhausgase auf
31   n = 500 | Differenz zu 100% = keine Beurteilung möglich​, Frage 14: Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?          das Klima vergleichbar zu machen.
5.1 Ein blinder Fleck der Digitalisierung: Nachhaltigkeit

     Eine Betrachtung nach Unternehmensgrö-                  Mittelstand stärker vertreten ist: bei pro-                     in die Betrachtung mit ein, sehen insbe-      Fragen, u. a. warum gerade kleinere Unter-
     ße zeigt, dass mittlere Unternehmen (ab                 duzierenden Unternehmen liegt der Anteil                        sondere die Unternehmen mit dem höchs-        nehmen die Chance für Nachhaltigkeit eher
     50 Mitarbeitenden) mit 76 % wesentlich                  mittlerer Unternehmen mit 40 % überpro-                         ten Einsatz auch die größten Chancen. Dies    geringer bewerten und auch weniger Tech-
     häufiger unternehmerische Nachhaltig-                   portional über dem Anteil von 22 % in der                       kann, wie Amaras Gesetz (s. Kapitel 4.1)      nologien einsetzen. Dies gilt es an anderer
     keitspotenziale in der Digitalisierung sehen            branchenübergreifenden Verteilung. Von                          zeigt, an einer Überschätzungung der tech-    Stelle vertiefend zu betrachten. Mit Blick auf
     als die beiden anderen Unternehmensgrup-                diesen 40 % der Unternehmen sehen 78 %                          nologischen Möglichkeiten von mittleren       die Zukunft kann erwartet werden, dass als
     pen. Dies kann mit der Branchenverteilung               Chancen der Digitalisierung für eine ökolo-                     Unternehmen liegen. Ein alternativer Erklä-   Triebfeder für ein stärkeres Einbeziehen der
     in Verbindung stehen, da beispielsweise in              gischere Wirtschaftsweise.                                      rungsansatz wäre, dass die Chancen bes-       Risiken die oben genannten Push- und Pull-
     der industriellen Fertigung große Nachhal-                                                                              ser erkannt werden, wenn bereits diverse      Effekte wirken können.
     tigkeitspotenziale bestehen und unter den               Bezieht man den bereits gezeigten Einsatz                       Technologien im täglichen Geschäft integ-
     mittleren Unternehmen der produzierende                 von digitalen Technologien (s. Kapitel 4.3)                     riert wurden. Hieraus ergeben sich weitere

                             Bewertung der Nachhaltigkeitschancen je nach Unternehmensgröße und Region
                                                                                                                     76 %
                                                                                                                                        68 %
                                                     55 %                        53 %              58 %                                                          53 %          57 %
                                                                                                                                                    52 %

                            sieht Chancen

                                                      7%                          6%                                  8%                             6%          7%            3%
                            sieht Risiken                                                          11 %                                  9%

                                                    Gesamt                      0-9 MA          10-49 MA          50-499 MA             Nord*        West         Süd          Ost*

32                           n ≥ 110 | * n ≥ 67 | Top-2-Boxes​, Frage 14: Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu?
Orientierungswissen und Glossar              Nachhaltigkeit mitgedacht
                                              Im Kontext einer nachhaltigen Digitalisie-   Die Anwendung digitaler Technologien er-
     Blinde Flecken im Blitzlicht             rung existieren viele Begrifflichkeiten, wie öffnen den Unternehmen neue Chancen und
                                              Big Data, KI, oder Blockchain, die schnell   viele Vorteile, die rasch mögliche Bedenken
     Am Anfang einer nachhaltig digitalen     verwirrend sein können. Im allgemeinen       zerstreuen. Ein fester Bestandteil dernach-
     Unternehmensstrategie stehen zumeist     Sprachgebrauch werden digitale Technolo-     haltig.digitalen Bausteinen ist deswegen
     viele Fragezeichen. nachhaltig.digital   gien und Begriffe aus diesem Kontext teil-   die Kategorie mitgedacht. Hier wird ein
                                              weise fehlerhaft benutzt, was die Verständ-  Schlaglicht auf Aspekte geworfen, die mit
     gibt Orientierung.                       lichkeit zudem erschwert. Eine nachhaltige   in den Entscheidungsprozess von Unter-
                                              Digitalisierung kann allerdings nur auf Au-  nehmen bei der Einführung neuer Techno-
                                              genhöhe aller Akteure und demokratisch       logien einfließen sollten. Es existierten eine
                                              gelingen, dafür ist ein klares Verständnis   Vielzahl von Facetten, die nur in Ansätzen in
                                              der Begriffe wichtig. Nur mit einem solchen  den mitgedacht-Beiträgen betrachtet wird,
                                              Verständnis wird es möglich Funktionswei-    dennoch können sie den Entscheidungs-
                                              sen und ihre möglichen Auswirkungen zu       horizont erweitern. Beispielsweise werden
                                              erfassen.                                    dort soziale Punkte betrachtet, etwa wie
                                                                                           Algorithmen oder Endgeräte in der Interak-
                                              Um den Weg zur Strategieentwicklung zu tion zwischen Mensch und Technik funktio-
                                              erleichtern hat nachhaltig.digital Orientie- nieren. Die Beiträge finden Sie jeweils in den
                                              rungswissen kuratiert und gängige Begriff- einzelnen Bausteinen und ein Blick lohnt
                                              lichkeit prägnant aufbereitet.               sich allemal, schauen Sie gleich rein:
                                                                                           https://nachhaltig.digital/bausteine
                                              Orientierungswissen:
                                              https://nachhaltig.digital/baustein/
                                              Orientierungswissen

                                              Glossar:
                                              https://nachhaltig.digital/blog/1239
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5.2 Digitalisierung und Nachhaltigkeit:
     Eine Verortung in Unternehmen

     Im Zuge der Digitalisierung fallen vermehrt   solcher Schnittstellen gilt es zwischen Top-   und gestaltet, egal ob Top-Down oder Bot-         Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusam-
     Daten an, die u. a. für das Umweltmanage-     Down- und Bottom-Up-Ansatz zu unter-           tom-Up. Umgekehrt lässt sich für größere          mengedacht werden. Die Gründe hierfür
     ment und eine nachhaltige Ausrichtung des     scheiden. Während der erste aus der Mo-        Unternehmen schlussfolgern, dass mit zu-          sollten weiter empirisch untersucht werden.
     Unternehmens genutzt werden können.           tivation der Führungsebene entsteht, wird      nehmender Größe eine Verantwortungs-              Jedoch liegt die Vermutung nahe, dass dies
     Ob dies so im unternehmerischen Alltag        der zweite von Mitarbeitenden über die         diffusion mit allen damit einhergehenden          mit dem bereits gezeigten hohen Innova-
     geschieht, hängt davon ab, inwieweit die      verschiedenen Ebenen hinweg angestoßen         Herausforderungen wahrscheinlicher wird.          tionsgrad der Region korreliert. Im Norden
     Daten in der Organisation aufbereitet, zu-    und vorangetrieben. Beide Prozesse kön-        So groß die Unterschiede je nach Unter-           hingegen gibt es bislang bei zwei Drittel
     gänglich gemacht und zwischen einzelnen       nen durch ein sog. Catchball-Prinzip, einem    nehmensgröße auch sind, setzen sich die           aller Unternehmen keine gemeinsamen Zu-
     Verantwortungsbereichen       ausgetauscht    wechselseitigen Abstimmen von Zielen und       KMU mehrheitlich, ob getrennt oder ver-           ständigkeiten für Digitalisierung und Nach-
     werden (vgl. Pagano und Krause 2019,          Maßnahmen, realisiert werden (vgl. Osra-       bunden, mit den Themen Nachhaltigkeit             haltigkeit. Die Erklärungen für diesen Um-
     S. 21). Statt Silodenken braucht es eine      nek 2016, S. 124 ff.).                         und Digitalisierung auseinander: 59 % aller       stand mögen vielseitig sein; denkbar wäre
     Kultur des Teilens von Informationen, um                                                     Kleinstunternehmen, 57 % aller kleinen und        auch hier wieder der erwähnte schleppende
     Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu ver-   Der Monitor 2020 zeigt, dass in Unterneh-       54 % aller mittleren Unternehmen. Der An-         Breitbandausbau als eine mögliche Ursa-
     schränken und die wechselseitigen Syner-     men mit mehr als 49 Mitarbeitenden eine         teil von Unternehmen ohne Zuständigkeit           che. Dadurch, dass dieser als Innovations-
     gien für die Zukunftsfähigkeit eines Unter-  gemeinsame Behandlung der Themenbe-             für diese Themen liegt, relativ gleichverteilt,   bremse wahrgenommen wird, sind mög-
     nehmens nutzen zu können.                    reiche mit 36 % noch seltener ist als in klei-  bei etwa 40 %. Offen bleibt, ob Nachhaltig-       licherweise auch die (positiven) Folgen der
                                                  nen (44 %) oder Kleinstunternehmen (51 %).      keit im Kontext von Digitalisierung in diesen     Digitalisierung für die Nachhaltigkeit weni-
     Ob die beiden Themen innerhalb einer Orga- Dies lässt die Interpretation zu, dass gerade     Unternehmen dennoch unter anderen Ge-             ger sichtbar, und beide Themen werden sel-
     nisation vereinigt werden, hängt in großem in kleineren Unternehmen das Catchball-           sichtspunkten, wie beispielsweise Energie-        tener verschränkt behandelt.
     Maße davon ab, ob in einem Unternehmen Prinzip aufgrund geringerer Abstimmungs-              effizienz, mit betrachtet wird.
     strukturelle Schnittstellen in Form von Per- prozesse leichter umgesetzt werden kann.
     sonen, Abteilungen oder Projektgruppen Dadurch wird eine unternehmerische Stra- In der regionalen Betrachtung zeigt sich,
     bestehen. Bei Aufbau und Implementierung tegie von den Mitarbeitenden mitgetragen dass vor allem im Süden (57 %) die Themen

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