Leichtbau in der Hauptstadtregion - Potenzialanalyse - Berlin Business Location ...
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Potenzialanalyse Leichtbau Herausgeber Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH Fasanenstraße 85 10623 Berlin Ansprechpartner David Hampel Tel: +49 30 46302 – 422 david.hampel@berlin-partner.de www.berlin-partner.de im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe. Gefördert aus Mitteln des Landes Berlin und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung durch die Investitionsbank Berlin. Auftragnehmer innos GmbH Kurfürstendamm 11 10719 Berlin Autoren Dr. Isabell Schwenkert Oliver Bub Datum 23. März 2021 Disclaimer: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Potenzialanalyse auf eine durchgehende, geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat ausschließlich redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.
Potenzialanalyse Leichtbau Inhaltsverzeichnis 1. Management Summary ................................................................................................................................3 2. Zielstellung und Methodik ...........................................................................................................................5 3. Zukunftstechnologie Leichtbau – Einleitung ..............................................................................................7 4. Branchenstruktur-, Bedarfs- und Potenzialanalyse für die Region ..........................................................8 a. Branchenstrukturanalyse der Anwender und Anbieter ........................................................................8 b. Charakterisierung der Forschungslandschaft in der Region............................................................. 15 c. Charakterisierung der Netzwerke und Cluster in der Region............................................................ 18 d. Potenzialanalyse: Bedarfe der regionalen Leichtbauakteure .......................................................... 21 5. Bewertung des Standorts im Bundesvergleich ........................................................................................25 a. Charakterisierung von Vergleichsregionen.........................................................................................25 b. Bewertung der Hauptstadtregion im Bundesvergleich .................................................................... 28 6. SWOT-Analyse und mögliches Zukunftsbild für die Region ................................................................... 31 7. Ableitung von Handlungsempfehlungen ................................................................................................. 33 a. Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit ................................................................................................. 33 b. Schwerpunktbildung unterstützen ....................................................................................................... 33 c. Ansiedlung ..............................................................................................................................................34 8. Anhang ....................................................................................................................................................... 36 a. Abbildungsverzeichnis ......................................................................................................................... 36 b. Literaturverzeichnis ...............................................................................................................................37 c. Leuchtturmprojekte ................................................................................................................................ 41
Potenzialanalyse Leichtbau 1. Management Summary Vielfalt an leichtbaurelevanten Organisationen aus. Informationsaustausch sowie Wissens- und Ziel der Branchenstruktur- und Standortanalyse Technologietransfer werden dabei von den „Leichtbau in der Hauptstadtregion“ ist es, die Akteuren als entscheidende Vorteile bei Mit- regionalen Potenziale des Leichtbaus zu er- wirkung an Netzwerken und Clustern wahr- heben, strukturiert darzustellen, zu bewerten und genommen. erste Handlungsempfehlungen festzuhalten. Bei einer umfangreichen Recherche der Akteure aus Laut Umfrage ergeben sich attraktive Markt- Wirtschaft, Forschung und vorhandenen Netz- chancen, die zum wirtschaftlichen Wachstum werken am Standort Berlin/Brandenburg wurden der Region beitragen können. Die wesent- 530 Unternehmen, Forschungseinrichtungen lichen Erkenntnisse aus der Befragung und den und Netzwerke bzw. Verbände mit Leichtbau- Experteninterviews zu Treibern, Hemmnissen und bezug identifiziert. Diese Akteure wurden für Bedarfen für den Einsatz von Leichtbautechno- eine Onlineumfrage kontaktiert, an welcher logien sowie zur Erschließung des Potenzials 100 Personen teilnahmen. Zusätzlich wurden können wie folgt zusammengefasst werden: sieben ausgewählte Leichtbauexperten aus Wirtschaft, Forschung und Netzwerken persön- • Die wirtschaftliche Bedeutung des Leicht- lich zu aktuellen Themen und zukünftigen Trends baus wird zukünftig deutlich steigen. befragt. Wichtige Treiber für den Einsatz von Leicht- bautechnologien sind Gewichtsreduktion, Die Analyse ergibt, dass in der Region eine viel- Energie- und Ressourceneffizienz sowie fältige Leichtbauakteurslandschaft ansässig ist. nachhaltige Wertschöpfungsketten. Im Vergleich zu anderen Regionen mit erkenn- • Zukünftige Entwicklungsschwerpunkte sind baren Leichtbaukompetenzen sind jedoch nur neben neuen Werkstoffen und Materialien wenige große Anwender zu verzeichnen, die deren intelligente Kombination, innovative zudem ihre Entwicklungszentren häufig nicht in Produktionstechnologien wie bspw. die der Hauptstadtregion haben. Es ist eine Schwer- Additive Fertigung und die Funktions- punktbildung und ein hohes Marktpotenzial im integration (bei welcher die Additive Mobilitätssektor erkennbar (insbesondere Auto- Fertigung ebenfalls vorteilhaft eingesetzt motive und Schienenfahrzeuge), bestätigt durch werden kann). anerkannte Branchenakteure. • Zur Intensivierung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten wollen die Leicht- Regional besteht eine exzellente Forschungs- bauakteure Förderprogramme verstärkt kompetenz im Leichtbau mit großer nationaler nutzen. Vertiefte Kenntnisse über geeignete und internationaler Strahlkraft. Ein besonderer Förderprogramme in dieser Querschnitts- Schwerpunkt ist dabei in der Materialforschung technologie werden daher als sehr wichtig (Metalle, Kunststoffe, Verbundmaterialien) er- eingestuft. kennbar. • Unterstützung wird beim Zugang zu Kooperationspartnern und Kunden benötigt. Die Cluster- und Netzwerklandschaft in der Dem Kunden, insbesondere auf Ebene Hauptstadtregion zeichnet sich durch eine hohe der Anwender, kommt eine besondere 3
Potenzialanalyse Leichtbau Bedeutung zu. Wertschöpfung entsteht, wo Leichtbauakteure. Digitale Technologien wie z. B. Anwender, getrieben durch ihre techno- die Automatisierung von Prozessketten in der logische Entwicklung, innovative Unter- Additiven Fertigung werden in der Region nehmen in ihrer Wertschöpfungskette be- aktiv vorangetrieben und bilden die exzellente nötigen. Basis für datenbasierte Entwicklungsmethoden (z. B. gemeinsame Nutzung von Fertigungs- Bei der Betrachtung weiterer wesentlicher infrastrukturen oder On-Demand-Fertigung Leichtbauregionen wurden die folgenden von Ersatzteilen). Sowohl der Zugang zu Infor- Kriterien für eine erfolgreiche Positionierung der mationen und Fördermitteln als auch die Er- Querschnittstechnologie Leichtbau abgeleitet: füllung spezieller Marktanforderungen (Zerti- fizierungen/Qualitätssicherung) ist für KMU mit • starke Präsenz von Anwendern und/oder signifikanten Hürden verbunden. Zudem sehen Anbietern sich Unternehmen mit der Schwierigkeit konfron- • langfristig angelegte Initiativen und tiert, Fachkräfte mit Leichtbaukompetenz in die Technologiecluster Region zu ziehen und dort langfristig zu halten. • gezielte Förderinitiativen des Landes für Leichtbauthemen Die Ableitungen der SWOT-Analyse legen das • exzellente Forschung mit starkem Transfer- Zukunftsbild einer „Hauptstadt der Digitalisierung anspruch im Leichtbau“ nahe. Dabei stellen die digitalen Technologien bei der Umsetzung Im Rahmen der Stärken-Schwächen-Analyse dieser Vision einen zentralen Hebel dar. Des (SWOT) wurde zusammenfassend heraus- Weiteren können gezielt Impulse in Richtung gearbeitet, dass zahlreiche Unternehmen mit „neuer“ Leichtbauthemen gesetzt werden (z. B. Leichtbaukompetenzen in der Region ansässig Additive Fertigung, neue Materialien, Funktions- sind und eine Schwerpunktbildung im Bereich integration), um sich von bereits etablierten „Mobilität“ erkennbar ist. Die starke Leichtbau-/ Leichtbauregionen hervorzuheben. Die Hand- Materialforschung sowie das gute Innovations- lungsempfehlungen zur Stärkung des Leichtbaus system stellen ebenfalls nennenswerte Stand- setzen den Fokus auf folgende Bereiche: ortvorteile dar. Demgegenüber steht eine eher geringe Anzahl internationaler „original equip- a. Vernetzung der Leichtbauakteure und ment manufacturers“, kurz: OEMs, mit konkreten flankierende Öffentlichkeitsarbeit Bedarfen an Leichtbauanwendungen sowie ein b. gezielte Unterstützung von Schwerpunkt- unzureichender überregionaler Bekanntheits- bildung hinsichtlich der Kriterien: grad hinsichtlich der gegebenen Leichtbau- • Branche (Mobilität und Medizin) potenziale. • Material (Kunststoff, Metall, Verbund- werkstoffe) Gleichzeitig bietet der Leichtbau als Quer- • Technologie (Additive Fertigung) schnittstechnologie einen Markt für neue c. Ansiedlung großer Unternehmen mit Materialien (z. B. Verbundmaterialien) und Leichtbaubezug Technologien (z. B. Additive Fertigung) und birgt somit zahlreiche Chancen für die regionalen 4
Potenzialanalyse Leichtbau 2. Zielstellung und Methodik 2. Primärdatenerfassung: a. eine Onlinebefragung auf Basis einer Im Rahmen der Studie sind die regionalen selbst zusammengestellten Adress- Potenziale zum Thema Leichtbau zu erheben, datenbank für Berlin (58 % der Kontakte) strukturiert darzustellen, zu bewerten und mit und Brandenburg (42 % der Kontakte) mit ersten Handlungsempfehlungen zu ihrer Weiter- insgesamt 530 Akteuren. Zusammen- entwicklung zu versehen (vgl. Abb. 1). Folgende stellung dieser Adressdatenbank: Fragen bilden den Leitfaden für die Potenzial- analyse: • aus dem LEICHTBAUATLAS [BMWI 2021a], • Wer sind die relevanten Leichtbauakteure • aus Mitgliederübersichten relevanter aus der Wirtschaft, der Hochschul- und Netzwerke und Verbände, Forschungslandschaft sowie bei Ver- • aus öffentlichen Informationen zu bänden, Netzwerken und Vereinen? Forschungsprojekten, • Welche Treiber, Hemmnisse und Heraus- • aus öffentlich zugänglichen Teilnehmer- forderungen gibt es bei der Umsetzung von listen von Leichtbauveranstaltungen Leichtbaulösungen? und Messen sowie aus • Welche Unterstützungsmöglichkeiten wer- • einer schlagwortbezogenen (Techno- den für die Umsetzung von Leichtbau vor- logiefelder, Fertigungsverfahren, Mate- haben benötigt? Welche Rolle spielen rialien) freien Internetrecherche und Förderprogramme? dem Brandenburg Business Guide • Welche Rolle spielt die Hauptstadtregion [WFBB 2021] Berlin/Brandenburg beim bundesweiten Vergleich im Leichtbau? b. Experteninterviews mit sieben aus- • Welche Bedeutung hat der Leichtbau in der gewählten Akteuren aus Berlin und Bran- Hauptstadtregion für die Zukunft? denburg aus Wirtschaft, Wissenschaft • Welche zukünftigen Entwicklungsschwer- und Netzwerken punkte gibt es grundsätzlich im Leichtbau? • Welches Zukunftsbild ist für die Hauptstadt- 3. Erfassung von Leuchtturmprojekten aus- region im Leichtbau möglich? gewählter Akteure aus Berlin und Branden- burg Die Studie beantwortet u. a. komplexe Frage- stellungen im Bereich der Branchen- und Strukturanalyse. Hierfür wurde auf verschiedene quantitative und qualitative Datenquellen zurückgegriffen, um eine Validität sicherstellen zu können. Dazu gehören: 1. Sekundärdatenerfassung: Desktoprecherche und Datenauswertung 5
Potenzialanalyse Leichtbau Von den insgesamt 530 adressierten Kontakten erfolgte die Beantwortung des Onlinefrage- bogens durch 100 Akteure. Dies entspricht Desktop- einer Rücklaufquote von 19 %. Die Herkunft der recherche Akteure, welche auf den Onlinefragebogen ge- antwortet haben, ist hier grafisch dargestellt (vgl. Abb. 2). 6 % der Befragten sind nicht in der Befragung Hauptstadtregion ansässig und kommen aus Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Diese Befragungsergeb- Experten- nisse flossen ebenfalls in die Studie ein, da auch interviews Akteure anderer Bundesländer mit Erfahrungen zur Hauptstadtregion wichtige Impulse ein- bringen können. c Aus- wertung Darüber hinaus haben sich mit 62 % vor allem Leichtbau etablierte Unternehmen mit über 20 Jahren in der Hauptstadt- Erfahrung an der Befragung beteiligt, gefolgt region von Unternehmen mit einer Existenz zwischen Branchenstruktur- & Standortanalyse 3 und 5 Jahren (13 %). Start-ups, die jünger als 3 Jahre sind, machen etwa 8 % der Rück- meldungen aus. Abb. 1: Schritte der Branchenstruktur- & Standortanalyse T eilnehm er aus S truktur T eilnehm er KKleine leine Unternehmen (1-49 MA) Unternehmen 8% MittelsUnternehmen Mittlere tändis che Unternehmen (50-249 MA) Berlin 10 % 13 % Berlin Großunternehmen Große Unternehmen (ab 250 MA) 36 % 9% Brandenburg Hochs chulen Hochschulen Brandenburg 10 % 58 % nicht in der 45 % F &E -E inrichtungen Außeruniversitäre 6% Haupts tadtregion 5% F orschungseinrichtungen nicht in der Netzwerke/Verbände/Vereine Netzwerke/Verbände/Vereine Hauptstadtregion SSonstige ons tige (Öffentliche Verwaltungen, Agenturen, P rogrammträger, ÖP P ) Abb. 2: Charakteristika der Teilnehmer der Onlinebefragung, Quelle: durchgeführte Befragung im Rahmen der Branchenstruktur- & Standortanalyse 6
Potenzialanalyse Leichtbau 3. Zukunftstechnologie Leichtbau — verbunden und damit auch in der Hightech- Einleitung Strategie 2025 der Bundesregierung verankert [BMWI 2018]. Zudem hat das Bundesministerium Leichtbau zählt zu einer der branchenüber- für Wirtschaft und Energie (BMWi) den Leichtbau greifenden Schlüsseltechnologien für Deutsch- in seiner Industriestrategie 2030 als eine der land, welche u. a. in Bereichen wie der Auto- neuen Game-Changer-Technologien1 benannt mobil-, Verkehrs- und Transportindustrie, der [BMWI 2019]. Medizintechnik, der Luft- und Raumfahrt sowie bei temporären Bauwerken und im Freizeit- Im Einklang damit veröffentlichte das BMWi die bereich Anwendung findet. Leichtbaustrategie mit Zielen und Maßnahmen für den Industriestandort Deutschland [BMWI Der material- und branchenübergreifende 2021b]. Leichtbau ist darüber hinaus neben Ressourcen- effizienzpotenzialen, der Additiven Fertigung Ein Überblick über die Technologiefelder, sowie der Anwendung digitaler Verfahren bei Fertigungsverfahren und die Materialien, die der Technologieentwicklung eng mit einer wett- im Leichtbau eingesetzt werden, ist in Abb. 3 bewerbsfähigen und nachhaltigen Wirtschaft 4.0 dargestellt. Abb. 3: Facetten des Leichtbaus, Quelle: angelehnt an die Darstellung der Initiative Leichtbau des BMWi, https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/leichtbau.html, 20.12.20 1 Game-Changer-Technologien sind Basis-Technologien, die bedeutenden volkswirtschaftlichen Einfluss aufweisen. 7
Potenzialanalyse Leichtbau Im Folgenden werden verschiedene Leichtbau- Beim funktionsintegrierten Leichtbau können strategien erläutert. Zu benennen ist einmal der unterstützende Funktionen in Tragstrukturen Konzeptleichtbau [LBW 2019]: Er betrachtet integriert werden, die damit an anderer Stelle das Produkt als Ganzes und zielt darauf ab, ein reduziert oder eingespart werden können. Ein Produkt von Grund auf komplett zu denken. Und Beispiel der Umsetzung ist das Einbringen dies bereits in der frühen Phase der Konzeption, von Sensoren und Aktoren in Faserverbund- in der noch ein großer Umfang der Kosten beein- konstruktionen. Durch Funktionsintegration fallen flusst werden kann. Durch diesen Ansatz können ergänzend Aufwendungen für das Material und signifikante Massereduktionspotenziale gehoben die Montage weg. werden, ohne dabei auf teurere Materialien oder komplexere Fertigungsprozesse zurückgreifen zu 4. Branchenstruktur-, Bedarfs- und müssen. Potenzialanalyse für die Region Unter Materialleichtbau wird die Verwendung a. Branchenstrukturanalyse der von Werkstoffen mit einem günstigen Verhältnis Anwender und Anbieter von spezifischem Gewicht (Gewicht pro Volumen) zur ausnutzbaren Festigkeit (Beanspruchbar- Die regionale Wertschöpfungskette keit, bevor es zum Versagen kommt), zur aus- nutzbaren Dehnung (bevor der Werkstoff reißt) Übergeordnet wurde zunächst erfasst, zu oder zur ausnutzbaren Steifigkeit (bevor sich der welchem Typ die im Rahmen der Recherche Werkstoff verformt) verstanden. Ein wesentlicher identifizierten 530 Einrichtungen mit Leichtbau- Trend im Leichtbau wird der zunehmende Einsatz bezug gehören. Unterschieden wurde dabei in von kostengünstigen Werkstoffen oder Werkstoff- kleine und mittlere Unternehmen (per Definition kombinationen (hybrider Leichtbau). Diese er- der EU bis 249 Mitarbeiter), Großunternehmen (ab möglichen einerseits die Bündelung der Vorteile 250 Mitarbeiter), FuE-Einrichtungen/Hochschulen der jeweiligen Komponenten, andererseits das und Netzwerke/Verbände/Vereine. Als Vergleich Schaffen von neuen Eigenschaften. wurden die im LEICHTBAUATLAS des BMWi ein- getragenen Institutionen auf der Bundesebene Beim Strukturleichtbau geht man von der Ebene herangezogen. Der Atlas präsentiert 657 Profile der Werkstoffe sowie deren Kombination und Fü- aus Deutschland2 und damit die entsprechenden gung zu Bauteilen und den aus ihnen zusammen- leichtbaurelevanten Kompetenzen3. Der LEICHT- gesetzten Baugruppen bzw. Tragwerken über. BAUATLAS ist darüber hinaus die einzige bundes- So löst der Strukturleichtbau die Aufgabe, eine landübergreifende Darstellung von Leichtbau- gegebene Last mit einem Minimum an Eigen- akteuren, die im Rahmen dieserAnalyse identifiziert gewicht der Konstruktion unter Einhaltung einer werden konnte. In Summe lässt sich festhalten, Reihe vorgegebener Restriktionen aufzunehmen. dass die Akteurswelt in Berlin und Brandenburg Die Anzahl und Anordnung der Bauteile, aus mit 65 % bzw. 67 % gegenüber 41 % im Bundes- denen eine tragende Struktur minimalen Ge- vergleich stark mittelständisch geprägt ist wichts gebildet wird, ist letztlich die Lösung eines (vgl. Abb. 4). Großunternehmen sind mit 19 % in Minimierungs-, d. h. Optimierungsproblems. Brandenburg stärker vertreten als in Berlin (11 %). 2 Stand: 20.12.2020 3 Es wurde die Annahme getroffen, dass die Auflistung im LEICHTBAUATLAS in jedem Bundesland mit Blick auf die vertretenen Organisationstypen grundsätzlich repräsentativ ist. 8
Potenzialanalyse Leichtbau Berlin Organis ations - Brandenburg typen 4% 2% 10 % Kl K leins tunternehmen (1-9 MA) 14% 2% 21 % 10 % 2 % Kl K leine Unternehmen (10-49 MA) 22 % 41 % 10 % M Mittels tändis che Unternehmen (50-249 MA) K leinst-, 19% Berlin/ Deuts chland lein-, 19 % G mittel- Brandenburg Großunternehmen (ab 250 MA) 24 % ständische Unternehmen 11 % Fu FF&E &E -E inrichtungen/Hochs chulen 31 % Ei 14 % N Netzwerke/Verbände/Vereine 10 % 34 % 19 % Son So S ons tige (Ö (Öffentliche Verwaltungen, Pro Agenturen, P rogrammträger, ÖP P ) Deuts chland | n = 657 Berlin | n = 298 Brandenburg | n = 232 Abb. 4: Verteilung der Organisationstypen in Berlin und Brandenburg sowie deutschlandweit. Kleinstunternehmen: < 10 Mitarbeiter, kleine Unternehmen: < 50 Mitarbeiter, mittelständische Unternehmen: < 250 Mitarbeiter. Quelle: LEICHTBAUATLAS (linke Seite) sowie eigene Recherche (Adressdatenbank) (rechte Seite) Die regionale Wertschöpfungskette be- meist zu einer effizienteren Form der Zusammen- schreibt einen Produktions-, Dienstleistungs- und arbeit und somit auch zu mehr Innovation führt. Konsumkreislauf innerhalb einer Region. In einer Darüber hinaus werden oft regionale Absatz- regionalen Wertschöpfungskette wird der über- potenziale gestärkt. Um die Wertschöpfungs- wiegende Teil der Stufen bzw. der Tätigkeiten kette systematisch zu analysieren, wurde die in der Region erbracht und der größte Teil im Rahmen der Studie erstellte Adressdaten- der Wertschöpfung verbleibt in der Region. bank mit 530 Institutionen als Referenz ge- Regionen, die über eine möglichst komplette nutzt. Es erfolgte eine qualitative Zuordnung der Wertschöpfungskette in bestimmten Techno- Institutionen zu den einzelnen Stufen der Wert- logie- und Branchenfeldern verfügen, profitieren schöpfungskette. auf vielfältige Weise nicht zuletzt deswegen, weil die Vernetzung der Akteure über die kurzen Wege Bauteil- Roh- und Halbzeug- herstellung Fertigung Verwertung/ Werkstoffe herstellung (inkl. End- und Endprodukte Recycling Nachbearbeitung) Design und Simulation Anlagenbau, -steuerung und -wartung | Produktions- und Anlagenplanung Material- und Teileprüfung Forschung & Entwicklung | Ausbildung Prüfung & Zertifizierung Innovations- und Investitionsförderung und Vernetzung Abb. 5: Wertschöpfungskette im Leichtbau 9
Potenzialanalyse Leichtbau Auf Basis von Referenzliteratur [LBW 2014] „Metallerzeugung und -bearbeitung“ lediglich wurden im Rahmen dieser Studie die nach- 2 % der in der Region ansässigen Unternehmen folgend dargestellten primären Stufen der entfallen [CMB 2020]. Der Bereich der Roh- Wertschöpfungskette als für den Leichtbau in und Werkstoffe ist somit in der Hauptstadtregion der Hauptstadtregion relevant identifiziert und schwächer besetzt als andere Teile der Wert- hinsichtlich möglicher Lücken analysiert (vgl. schöpfungskette, was als Lücke gewertet wird. Abb. 5). Zur Bewertung wurde auch berück- sichtigt, wie die entsprechenden Stufen der Wert- b. Halbzeugherstellung schöpfungskette in anderen Leichtbauregionen besetzt sind (vgl. Kapitel 5.1). Auf dieser Basis Bei der Herstellung von Halbzeugen werden die wurde eine qualitative Abschätzung getroffen. Roh- und Werkstoffe in Formen umgewandelt, Stark repräsentierte Stufen der Wertschöpfungs- wie bspw. Bleche, Stangen oder Platten. Dies ge- kette in der Hauptstadtregion zeichnen sich in schieht meist durch Ur- oder Umformung sowie der hier verwendeten Systematik dadurch aus, Trennverfahren. Die Halbzeuge-Herstellung wird dass sie eine „kritische Masse“ von Akteuren auf typischerweise nicht beim Hersteller der End- sich vereinen und zwar sowohl mit Blick auf die produkte durchgeführt, dies vor dem Hinter- Anzahl der Akteure als auch auf deren Größe grund, dass verschiedene Industrien auf die bzw. Strahlkraft. Bei „lückenhaften“ Stufen der gleichen Halbzeuge zurückgreifen. Auf Basis der Wertschöpfungskette sind dagegen nur wenige in der Potenzialanalyse erhobenen Daten wird Akteure in der Region ansässig. dieser Teil der Wertschöpfungskette in der Haupt- stadtregion als ausreichend besetzt eingestuft. a. Roh- und Werkstoffe c. Bauteilherstellung (inkl. End- und Darunter wird die Herstellung der Ausgangs- Nachbearbeitung) materialien für die Leichtbauprodukte ver- standen. In der Hauptstadtregion sind dies vor- Das Bauteil ist als Teil des technisch komplexen nehmlich Metall und Kunststoff. Zwar wurden im Endprodukts zu verstehen. Häufig wird es Rahmen der Potenzialanalyse einige Akteure in aus mehreren Komponenten hergestellt. Der der Hauptstadtregion identifiziert. Diese bilden Fertigungsprozess wird häufig durch Umformung jedoch im Vergleich zu anderen im Leichtbau wie Pressen, Biegen, Ziehen oder Schmieden stark positionierten Regionen (vgl. Kapitel 5.1) durchgeführt. Die End- und Nachbehandlung keine kritische Masse an großen Unternehmen mit umfasst Vorgänge wie Oberflächenbehandlung, internationaler Strahlkraft. Der Masterplan des Lackierung oder Reinigung. Die Bauteilher- Clusters Kunststoff und Chemie Brandenburg be- stellung wird in vielen Fällen ebenfalls nicht stätigt dies für den Bereich Kunststoff ebenfalls in beim Hersteller der Endprodukte durchgeführt, seiner Stärken-Schwächen-Analyse und hält fest, sondern durch entsprechende Zuliefererfirmen. dass das Cluster im Vergleich zu anderen Bundes- Die im Rahmen der Potenzialanalyse durch- ländern eine relativ geringe Größe hat, was die geführte Betrachtung ergab, dass dieser Be- Anzahl der Unternehmen angeht [KUC 2020]. reich der Wertschöpfungskette in der Haupt- Das Cluster Metall Brandenburg beschreibt stadtregion sehr stark besetzt ist, wobei die in seinem Masterplan, dass auf den Bereich Bandbreite hier von der Anfertigung einfacher 10
Potenzialanalyse Leichtbau Spritzgussteile in sehr kleinen Betrieben bis e. Verwertung und Recycling hin zur Herstellung hochkomplexer Bauteile durch namhafte Zulieferer im Bereich Auto- Im Sinne eines „Design for sustainability“ (vgl. motive oder Schienenfahrzeugbau reicht. „sustainable development goals“ der Vereinten Der Großteil der Akteure ist der Kategorie „KMU“ Nationen [UN 2021]) sollen Produkte die ver- zuzuordnen. fügbaren natürlichen Ressourcen während des gesamten Lebenszyklus des Produkts nicht ver- d. Fertigung von Endprodukten mindern oder schädigen [AG 2009]. Der Produkt- lebenszyklus wird ganzheitlich gedacht. Leicht- Das final bearbeitete Leichtbauprodukt wird bauprodukte bieten neue Chancen, bringen dabei in das eigentliche Endprodukt integriert. aber z. B. im Kontext der Verbundwerkstoffe neue Dabei werden Leichtbauprodukte mit kon- Herausforderungen mit sich. Dazu gehören zum ventionellen Teilen kombiniert, wie beispiels- Beispiel die Entsorgung abfallender Materialien weise im Bereich des Fahrzeugbaus. Die End- im Herstellungsprozess oder die Trennung produkthersteller (OEMs) haben dabei meist den der verschiedenen Materialien am Ende des direkten Kontakt zum Endkunden (= Konsumenten Lebenszyklus des Produkts. In der Region sind oder andere Unternehmen). Mit Blick auf die Her- einige prominente Vertreter aus dem Bereich stellung von Endprodukten lässt sich festhalten, Verwertung und Recycling angesiedelt, sodass dass nur wenige international bedeutende diese Stufe der Wertschöpfungskette ebenfalls Unternehmen vor Ort sind. Andere deutsche Ver- gut abgebildet ist. gleichsregionen, die in dieser Studie betrachtet werden, weisen dagegen eine höhere Dichte Darüber hinaus lassen sich begleitende an Endproduktherstellern auf. Die Wichtigkeit, Prozesse wie folgt identifizieren: weitere große Hersteller für die Hauptstadt- region zu gewinnen, wurde auch in den Experten- f. Anlagenbau, -steuerung und -wartung | interviews betont. Weiterhin ist anzumerken, Produktions- und Anlagenplanung dass z. B. im Fall von großen Akteuren aus dem Automotivebereich zwar die Produktion in der Für die Herstellung bzw. Montage von Leicht- Hauptstadtregion stattfindet, nicht aber das bauteilen muss der Produktionsprozess oft um- Fahrzeugdesign, da das Entwicklungszentrum in gestellt werden, weshalb ein entsprechendes einem anderen Bundesland angesiedelt ist. Das Wissen aufseiten der Anlagenbauer nötig bedeutet, dass es über die Hauptstadtregion ist4. Darüber hinaus sind Industrieanlagen oft keinen direkten Zugang zur Fahrzeugentwicklung „Nutzer“ von Leichtbauteilen, da Maschinen gibt, obwohl in diesem Schritt wichtige Eigen- weniger Energie verbrauchen, wenn sie weniger schaften festgelegt werden, die hinterher den Be- Last bewegen müssen. In der Hauptstadt- darf an Komponenten maßgeblich beeinflussen. region ist eine Reihe von Anlagenbauern an- Eine entsprechende Möglichkeit könnte sich sässig, weshalb auch diese Stufe der Wert- über die kürzlich erfolgte Ansiedlung eines US- schöpfungskette keine größeren Lücken aufweist. amerikanischen Automobilherstellers ergeben. 4 Zu Weiterbildungsangeboten in diesem Bereich zählt zum Beispiel der Lehrgang Fachingenieur Leichtbau VDI - Modul 1: Leichtbau im Multimaterialdesign (VDI; Quelle: https://www.vdi-wissens- forum.de/weiterbildung-automobil/lehrgang-leichtbau-modul-1/, abgerufen am 04.03.2021) oder der Zertifikatslehrgang „Fachingenieur Additive Fertigung VDI“: Weiterbildung für Fach- und 11 Führungskräfte aus Maschinen- und Anlagenbau (VDI; Quelle: https://www.vdi-wissensforum.de/weiterbildung-maschinenbau/lehrgang-additive-fertigung-modul-1/, abgerufen am 04.03.2021)
Potenzialanalyse Leichtbau g. Design und Simulation diesem Bereich sind entsprechende Anbieter vor Ort ansässig. In Summe ist dieser Bereich Design und Simulation sind grundsätzlich in der Hauptstadtregion sehr gut aufgestellt. integrale Bestandteile des Produktentwicklungs- prozesses. In vielen Industrien werden diese j. Prüfung und Zertifizierung der Produkte aber regelmäßig von externen Unternehmen ganz oder in Teilen durchgeführt, die über Je nach den regulatorischen Vorschriften müssen die entsprechende Expertise verfügen (oft die Produkte eine entsprechende Zulassung „Engineering-Dienstleister“ genannt). In der erhalten (z. B. im Bereich der Endoprothesen Hauptstadtregion sind etliche Dienstleister in nach Medizinproduktegesetz). Die ent- dieser Querschnittstechnologie ansässig, die sprechenden Organisationen sind in der Haupt- z. T. sogar ihr Hauptgeschäftsfeld im Leichtbau stadtregion ansässig, eine Lücke besteht nicht. haben und sich so von Marktbegleitern abheben. Dieser Bereich in den begleitenden Prozessen k. Innovations- und Investitionsförderung und ist daher überdurchschnittlich gut besetzt. Vernetzung h. Material- und Teileprüfung Netzwerke und sonstige unterstützende Institutionen runden die Wertschöpfung für einen Im Vergleich zu konventionell hergestellten Bau- bestimmten Bereich ab. Sie dienen als ver- teilen müssen Festigkeit und Widerstandsfähig- bindendes Element, um mit anderen Akteuren in keit von Leichtbauteilen gegenüber Umwelt- Kontakt zu treten, und betreiben auch Wissens- einflüssen besonders sorgfältig untersucht vermittlung für die Netzwerkakteure. Die Haupt- werden. Daher werden im Entwicklungsprozess stadtregion verfügt über eine Vielzahl leicht- fortwährend Materialprüfungen durchgeführt, baurelevanter Cluster und Netzwerke, daher für welche zum Teil auch hochkomplexe Mess- ist in diesem Bereich keine Lücke festzustellen. geräte nötig sind. Im Rahmen der Potenzial- analyse konnte eine Reihe in diesem Bereich Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass spezialisierter Unternehmen und Forschungs- die Region Berlin-Brandenburg über ein einrichtungen identifiziert werden, eine Lücke großes Akteursspektrum verfügt, jedoch die existiert somit nicht. Stufen „Roh- und Werkstoffe“ sowie „Fertigung von Endprodukten“ Lücken aufweisen. Zur i. Forschung, Entwicklung und Ausbildung Schließung von Wertschöpfungsketten ist die überregionale Vernetzung mit Akteuren aus der Die Hochschulen und Forschungseinrichtungen Leichtbaubranche grundsätzlich vorteilhaft. leisten sowohl einen Beitrag zu den Innovationen Die im Rahmen dieser Potenzialanalyse identi- im Leichtbau als auch zur Ausbildung von fizierten Leichtbauinstitutionen in Berlin und Ingenieuren und sonstigen Fachkräften mit Brandenburg bilden einen breiten Querschnitt akademischer Ausbildung. Daneben spielt hinsichtlich Branchen, Materialien und Fertigungs- auch die Ausbildung und Weiterqualifizierung verfahren im Leichtbau ab. Dabei ist festzustellen, von Arbeitskräften aus dem nichtakademischen dass die beiden Bundesländer ein ähnliches Profil Bereich eine entsprechende Rolle; auch in aufweisen. Bezüglich der Branchen (vgl. Abb. 6) 12
Potenzialanalyse Leichtbau Automobilbau 15 % Abb. 6: Branchenverteilung der 12 % 24% im Rahmen der Potenzialanalyse Bauwesen 22% identifizierten Leichtbauakteure Elektronikindustrie 4% 4% in der Hauptstadtregion, Quelle: Energietechnik 10 % 11 % eigene Recherche (Adressdaten- Logistik 2% bank), Mehrfachnennungen mög- 0% Luftfahrzeugbau 6% lich 4% Maschinen- und Anlagenbau 16 % 17 % Medizintechnik 10 % 4% Möbelbau 4% 3% Nutzfahrzeugbau 8% 5% O ptische G eräte 2% 0% Raumfahrzeugbau 4% 2% Schienenfahrzeugbau 8% 6% Schiffbau/ -fahrt 5% 4% Sonstiger Fahrzeugbau 7% 4% 3% Berlin | n = 298 Sport- und Freizeit 1% Brandenburg | n = 232 Verbundmaterialien 20 % 17 % Abb. 7: Verwendung von Leicht- baumaterialien bei den im (Technische) Textilien 5% 4% Rahmen der Potenzialana- lyse identifizierten Leichtbau- Fasern 7% akteuren in der Hauptstadt- 7% region, Quelle: durchgeführte Metalle 66 % Recherche im Rahmen der 61 % Branchenstruktur- & Standort- analyse, Mehrfachnennungen Strukturkeramiken 6% 4% möglich Funktionale Werkstoffe 7% 4% Zellulare Werkstoffe (Schaumwerkstoffe) 8% 7% Kunststoffe 44 % 40 % Biogene Werkstoffe 8% 4% Berlin | n = 298 Brandenburg | n = 232 dominieren das Bauwesen, der Maschinen- Metalle. Die parallele Recherche im LEICHT- und Anlagenbau sowie der Automobilbau. BAUATLAS ergab dagegen, dass deutschland- Im Materialbereich (vgl. Abb. 7) dominieren die weit das Bearbeiten und Trennen dominiert, ge- Metalle deutlich, gefolgt von den Kunststoffen folgt von der Faserverbundtechnik sowie dem und Verbundmaterialien. In beiden Bundes- Fügen. Berlin und Brandenburg haben somit mit ländern sind darüber hinaus die Fertigungs- 12 % und 9 % im Bundesvergleich einen relativ verfahren Umformen, Bearbeiten und Trennen geringen Anteil an Institutionen5, die sich mit der sowie Fügen am stärksten vertreten (vgl. Abb. 8). Faserverbundtechnik befassen. Die starke Gewichtung des Umformens korreliert mit dem sehr stark gewichteten Materialbereich 5 Betrachtung organisationstypenübergreifend 13
Potenzialanalyse Leichtbau Umformen 37 % 51 % Abb. 8: Fertigungstechnologien im Leichtbau bei den im Rahmen der Faserverbundtechnik 12 % Potenzialanalyse identifizierten 9% Leichtbauakteuren in der Haupt- 4% stadtregion, Quelle: durchgeführte Textiltechnik 2% Recherche im Rahmen der Branchen- struktur- & Standortanalyse, Mehr- Bearbeiten und Trennen 31 % 45 % fachnennungen möglich Fügen 31 % 39 % Additive Fertigung 20 % 6% Beschichten (O berflächentechnik) 19 % 13 % Urformen 15 % 23 % Änderung von Stoffeigenschaften 7% 3% Berlin | n = 298 Brandenburg | n = 232 Absatzpotenzial in der Hauptstadtregion Dem Schienenfahrzeugbau wird bundesland- und zielgruppenübergreifend ein hohes Absatz- Im Rahmen der Onlinebefragung wurde in potenzial in der Hauptstadtregion zugesprochen, einem ersten Schritt das Absatzpotenzial in den dem Schiffbau dagegen ein niedriges. Aus einzelnen Branchen in der Hauptstadtregion Sicht der Brandenburger Unternehmen ist der qualitativ eingeschätzt. Bezogen auf die einzel- Maschinen- und Anlagenbau in der Hauptstadt- nen Bundesländer Berlin und Brandenburg und region ebenfalls ein attraktiver Markt. Der Auto- die Zielgruppen sind die wichtigsten Ergebnisse mobilbau, welcher im Rahmen der Adressdaten- nachfolgend zusammengefasst (vgl. Abb. 9). bank durch viele Institutionen abgebildet wurde, Aus Sicht Aus Sicht Aus Sicht Unternehmen Hochschule/Forschung Netzwerke/Verbände/ Vereine • Luft- und Raumfahrt Hohes • Schienenfahrzeugbau • Schienenfahrzeugbau • Schienenfahrzeugbau Absatzpotenzial • Bauwesen • Medizintechnik Berlin • Logistik Niedriges • Schiffbau • Schiffbau • Bauwesen Absatzpotenzial • Energietechnik • Schienen-fahrzeugbau Hohes • Maschinen- und • Energietechnik • Schienenfahrzeugbau Absatzpotenzial Anlagenbau • Luft- und Raumfahrt Brandenburg • Logistik Niedriges • Schiffbau • Schiffbau • Schiffbau Absatzpotenzial Abb. 9: Leichtbauabsatzpotenziale innerhalb der verschiedenen Branchen in der Hauptstadtregion, Quelle: durchgeführte Befragung im Rahmen der Branchenstruktur- & Standortanalyse (Definition hohes Absatzpotenzial: Branche/n mit der/den höchsten Nennung/en, niedriges Absatzpotenzial: Branche mit den wenigsten Nennungen) 14
Potenzialanalyse Leichtbau wird eher mit einem durchschnittlichen Absatz- seiten zu Hochschulen in der Hautstadtregion potenzial eingeschätzt. Dies kann mit der hohen recherchiert. Anzahl an Unternehmen in dieser Branche und der damit starken Konkurrenzsituation zu- Im Rahmen der Recherche wurden 33 Arbeits- sammenhängen. gruppen und Institute an Universitäten, Hoch- schulen und außeruniversitären Forschungsein- richtungen mit ausgeprägtem Leichtbaubezug b. Charakterisierung der Forschungs- identifiziert. Bei den dort verorteten Technologie- landschaft in der Region feldern dominieren Modellierung und Simulation, gefolgt von Design und Auslegung. Bei Eine Übersicht mit 24 namhaften und inter- den Materialien sind biogene Werkstoffe nationalen Hochschulen und Forschungsein- prominent vertreten, was unter anderem an richtungen mit Leichtbaubezug in der Region der Bündelung von Kompetenzen im Bereich Berlin-Brandenburg ist in Abb. 10 dargestellt. Die „Holz“ liegt. Metalle, Kunststoffe und Verbund- Informationen wurden auf den jeweiligen Seiten materialien bilden weitere Materialschwer- der Forschungsinstitutionen sowie auf Übersichts- punkte in der Forschung (vgl. Abb. 11). Berlin Brandenburg Hochschulen Hochschulen 1 5 1 2 2 6 3 3 7 4 4 4 1 2 3 4 5 5 6 7 8 Forschungseinrichtungen 9 11 3 17 6 9 10 11 12 2 13 14 15 6 8 18 7 14 5 8 9 7 1 10 11 Forschungseinrichtungen 12 13 8 14 15 Quelle: Eigene Recherche im Rahmen der 9 Branchenstruktur- & Standortanalyse Abb. 10: Ausgewählte Leichtbau Forschungsakteure in der Hauptstadtregion, Quelle: eigene Recherche 15
Potenzialanalyse Leichtbau Aufgliederung nach Technologiefeld | n = 33 Modellierung & Simulation 24 Design & Auslegung 19 Mess-, Test- & Prüftechnik 13 Funktionsintegration 9 Anlagenbau & Fertigungsoptimierung 8 Verwertungstechnologien 3 Additive Fertigungsverfahren 2 Weitere Fertigungsverfahren 1 (Umformen, Beschichten (O berflächentechnik)) Abb. 11: Technologie- und materialspezifische Schwerpunkte der regionalen Forschung. Quelle: eigene Recherche von Instituten an Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen mit ausgeprägtem Leichtbaubezug, Mehrfachnennungen möglich Überblicksartig wurde ebenfalls eine Recherche schaftslandschaft in der Hauptstadtregion. nach dem Publikationsindex (h-index) erstellt; Darüber hinaus wurde die Attraktivität der diese erfolgte über die Datenbank Scopus. Hauptstadtregion hinsichtlich der Bildungsan- Der h-Index ist eine Kennzahl für die welt- gebote beurteilt. Hierzu wurden die Zahlen von weite Wahrnehmung der wissenschaftlichen Absolventen der MINT-Studiengänge der Jahre Publikationen in Fachkreisen, basierend auf 2016 bis 2019 herangezogen (Abb. 12). Wird bibliometrischen Analysen. Bei der Bewertung der Fokus auf die Schwankungen im Zeitver- des h-Index wurde zugrunde gelegt, dass gleich gelegt, sind die Zahlen der Abschlüsse ein Indexwert von 60 und höher eine Persön- an Universitäten und Hochschulen in Berlin und lichkeit von einzigartigem wissenschaftlichen Brandenburg am stabilsten. Dies bestätigt den Renommee auszeichnet. Ein Indexwert von 40 guten Ruf der Hochschuleinrichtungen über charakterisiert bereits eine Persönlichkeit von einen langfristigen Zeitraum. großer wissenschaftlicher Exzellenz, wie sie nur an herausragenden Einrichtungen zu finden ist; 10 % Prozentuale Entwicklungen der ein Indexwert von 20 steht für einen sehr erfolg- 5% Studierendenzahlen reichen Wissenschaftler. Im Kontext „Leichtbau/ 0% Materialforschung“ wurden in der Hauptstadt- -5 % 2016 2017 2018 2019 region an der Technischen Universität Berlin, der -10 % Humboldt-Universität, der Universität Potsdam -15 % und dem Paul-Drude-Institut für Festkörper- -20 % Jahre elektronik insgesamt drei Wissenschaftler mit BW Bayern Berlin Brandenburg NRW Sachsen einem h-Index von > 60 und weitere drei Wissen- schaftler mit einem h-Index von > 40 identifiziert. Abb. 12: Absolventen in den MINT-Studiengängen, Dies belegt nochmals die Exzellenz der Wissen- Quelle: Statista, eigene Darstellung 16
Potenzialanalyse Leichtbau Der deutschlandweite Rückgang der MINT-Ab- Berlin 12 % 15 % schlüsse zwischen 2017 und 2019 ist möglicher- n = 35 6% weise auf die gute Konjunktur zurückzuführen, 44 % wodurch Studierende auch ohne Abschluss in große bis den Arbeitsmarkt eintraten. Zudem könnten 29 % sehr große 38 % Studierende das Studium und den Abschluss Bedeutung ins Ausland verlegt haben oder weiterführende Praxiserfahrungen wurden in den Fokus gerückt [HB 2019]. Brandenburg n = 24 9% 5% 9% Mit Blick auf die Angebote der Studiengänge im 36 % Leichtbau fällt auf, dass die Schlüsseltechno- große bis logie in der Hauptstadtregion wie auch mehr- sehr große heitlich in den anderen Bundesländern vor 50 % 27 % Bedeutung allem modulhaft in ausgewählte Studiengänge integriert ist. Dies erlaubt zum einen eine be- darfsorientierte Ausbildung, bedingt aber zum anderen eine gezielte Ansprache und Information s ehr groß groß mittel klein s ehr klein der jeweiligen Zielgruppen oder eine Bündelung von Informationen vorhandener Leichtbau- Abb. 13: Einschätzung der Rolle der Forschungs-/Hoch- schullandschaft im Bundesvergleich im Rahmen der Online- module in den jeweiligen Hochschulen. Beispiele befragung, Quelle: durchgeführte Befragung im Rahmen der Branchenstruktur- & Standortanalyse wurde auf der Website „Studieren in Berlin und Brandenburg“ recherchiert [FUB 2021]. Ein Bei- spiel für die Hauptstadtregion sind die Lehrver- anstaltungen Leichtbau, Faserverbundleichtbau Dieses Kriterium wird im Übrigen von allen ab- sowie Betriebsfestigkeit von Leichtbaustrukturen gefragten Kriterien im Kontext „Rolle der Region des Instituts für Luft- und Raumfahrt der TU Berlin. Berlin-Brandenburg im Bundesvergleich“ am positivsten bewertet, was zeigt, dass die Die im Rahmen der Studie durchgeführte Be- Hochschul- und Forschungslandschaft von den fragung ergibt ebenfalls ein positives Bild der Akteuren entsprechend wahrgenommen wird. Forschungslandschaft in der Hauptstadtregion Die befragten Experten teilen ebenfalls die (vgl. Abb. 13): Die Befragten geben an, dass die Einschätzung, dass die Hauptstadtregion über Hochschul- und Forschungslandschaft sowohl eine starke Forschungslandschaft verfügt. Den in Berlin als auch in Brandenburg im Bundes- weiteren Ausbau der Forschungsinfrastruktur vergleich eine große Rolle spielt, wobei diese sehen 55 % der Berliner Befragten und 48 % der in Berlin noch einmal stärker als in Branden- Brandenburger Befragten als hilfreich an, um burg eingeschätzt wird. So schätzen 44 % der den Standort Berlin-Brandenburg im Bundesver- Berliner und 36 % der Brandenburger Befragten gleich voranzubringen. Diese Tendenz ist auch in die Stellung der Region im Bundesvergleich als der zielgruppenspezifischen Auswertung bei den „sehr groß“ bis „groß“ ein. Unternehmen erkennbar. 17
Potenzialanalyse Leichtbau Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse, dass übergreifenden Innovationsprozess der die Wissenschaft in der Hauptstadtregion in Akteure aus der Energietechnik zu unter- leichtbaurelevanten Themenfeldern wie bspw. stützen und voranzutreiben. Die Bündelung Werkstoff- und Oberflächentechnik, Füge- als Clustersoll dazu beitragen gemeinsam technik, Konstruktion und Fertigung, Material- Lösungen und Ideen zu entwickeln, um forschung und Sensorik sehr gut aufgestellt Energie ressourcenschonend zu erzeugen, ist; ein Schwerpunkt ist dabei die Material- intelligent zu verteilen, sinnvoll zu speichern forschung. Die regionalen Unternehmen können und effizient zu nutzen. Die Technologie- daher von Know-how und Technologietransfer felder des Clusters lassen sich auf die Be- speziell bei neuen Materialien profitieren, denn reiche erneuerbare Energien, Energienetze diese werden zukünftig ein wichtiger Bereich für und -speicher, Energieeffizienz sowie Turbo- Innovation sein (vgl. Kapitel 4d, zukünftige Ent- maschinen und Kraftwerkstechnik zurück- wicklungsschwerpunkte). führen. Leichtbaubezug besteht zum einen im Bereich der erneuerbaren Energien- und zwar unter anderem in der Photovoltaik c. Charakterisierung der Netzwerke und (leichte Trägerstrukturen) und Windkraft Cluster in der Region (leichte Rotorblätter). Darüber hinaus hat der Bereich Energieeffizienz des Clusters Schnitt- Die Hauptstadtregion bündelt ihre Wachstums- mengen mit dem Leichtbau, z. B. in Form von branchen und Schlüsseltechnologien in ver- innovativen und leichten Dämmmaterialien schiedenen Clustern, die in der Hauptstadtregion für Gebäude. Im Cluster finden sich somit eng verzahnt sind und bundeslandübergreifend potenzielle Anwender für Leichtbauprodukte. kooperieren [BP 2021] [MWAE 2021a]. Im Rahmen der gemeinsamen Innovations- • Cluster Gesundheitswirtschaft: strategie der Länder Berlin und Brandenburg Ein Ziel des Clusters Gesundheitswirtschaft wurden fünf gemeinsame Cluster (Verbünde ist es, Cross-Cluster-Innovationen anzu- von Unternehmen und Institutionen in wichtigen stoßen. Im „Masterplan Gesundheitsregion Wachstumsfeldern) sowie vier brandenburg- Berlin-Brandenburg“ [CGB 2020] wird spezifische Cluster initiiert [MWAE 2021b]. bspw. explizit auf das Synergiepotenzial der Diese werden von Clustermanagements betreut, auf Materialien spezialisierten Cluster in welche an die jeweiligen Wirtschaftsförderungen der Region verwiesen (Metall, Kunststoff). Im angeschlossen sind. Die für den Leichtbau Kontext Medizintechnik lassen sich Leicht- relevanten Cluster werden nachfolgend kurz be- baubezüge im Bereich der Materialien schrieben, mögliche Verknüpfungen zum Leicht- herstellen, z. B. bei der Herstellung von bau werden beispielhaft gezogen. Prothesen oder der Anwendung der Ad- ditiven Fertigung in der Endoprothetik. Länderübergreifende Cluster (Berlin- Brandenburg): • Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft: Ein Fokusthema des Clusters im Bereich der • Cluster Energietechnik: Datenverarbeitung ist Künstliche Intelligenz Das Ziel des Clusters ist es, den länder- (KI). Das Clustermanagement unterstützt 18
Potenzialanalyse Leichtbau hier insbesondere bei der Erhöhung der Cluster Brandenburg: Zugänglichkeit für KMU, z. B. durch „KI as a service“ sowie durch die Unterstützung • Cluster Ernährungswirtschaft: beim Auf- und Ausbau von Qualifizierungs- Ein zentrales Handlungsfeld des Clusters angeboten im Bereich KI [CIMK 2020]. ist mit dem Titel „technische Innovationen KI ist eine wichtige Komponente im Be- vom Feld zum Teller“ bezeichnet und be- reich Design & Simulation des Leichtbaus inhaltet den Bereich Verpackung [CEB sowie der Digitalisierung von Produktions- 2014]. Der Bezug zum Leichtbau besteht prozessen. Daher ist hier ein direkter Bezug hier einerseits in Ansätzen zur Gewichts- zum Leichtbau vorhanden, denn Cluster- reduzierung bei Verpackungen, was sich akteure mit entsprechenden Kompetenzen wiederum auf die CO2-Bilanz des Trans- können als Anbieter für digitale Techno- ports auswirkt. Andererseits wird am Markt logien im Leichtbau fungieren. leichter, biologisch abbaubarer Ersatz für erdölbasierte Schäume benötigt. Dies • Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik: stellt in Verbindung mit biogenen Werk- Das Cluster versteht sich sowohl hinsicht- stoffen ebenfalls ein Leichtbauthema dar. lich der Verkehrsträger (Straße, Schiene, Im Cluster Ernährungswirtschaft finden sich Wasser und Luft) als auch hinsichtlich der somit Anwender von Leichtbauprodukten. Wertschöpfungsketten für Verkehr, Mobili- tät und Logistik als Ansprechpartner für alle • Cluster Kunststoff und Chemie: interessierten Akteure. Im Masterplan des Das Handlungsfeld 3 des Clusters ist Clusters wird Leichtbau als Innovations- mit „Kunststoffverarbeitung und Leicht- thema direkt benannt [CVML 2020] ebenso bau“ betitelt und beinhaltet unter wie die Additive Fertigung. anderem die Entwicklung nachhaltiger Leichtbaumaterialen, funktionsintegrativen • Cluster Optik und Photonik: Leichtbau, Multi-Material-Design, Ad- Im Anwendungsfeld „Produktionstechno- ditive Fertigung, Re-Use & Recycling sowie logien“ des Clusters fungieren Laser- Leichtbau im Bauwesen [KUC 2020]. Das schweißen und -schneiden als „Enabler“. Cluster vereint somit wichtige Anbieter für Beide Fertigungstechnologien spielen Leichtbaumaterialien und -technologien. im Leichtbau eine zentrale Rolle. Ein Forschungs- und Entwicklungsziel des • Cluster Metall: Clusters ist darüber hinaus die Additive Das Handlungsfeld 4 („Innovationswerk- Laserfertigung in Serie, wo ebenfalls ein statt“) des Clusters befasst sich unter direkter Bezug zum Leichtbau herzustellen anderem mit verbesserten Produkteigen- ist [COP 2019]. Das Cluster bündelt somit schaften; in diesem Kontext ist Leichtbau unter anderem Anbieter von Leichtbau- explizit als Eigenschaft benannt [CMB technologien. 2020]. Weiterhin unterstützt das Cluster die Schaffung neuer wissenschaftlicher Grundlagen und Technologien im Bereich neue Werkstoffe (Verbund- und Hybrid- 19
Potenzialanalyse Leichtbau werkstoffe sowie „smarte“ Materialien). und „Kunststoff und Chemie“, da dies wichtige Das Cluster führt darüber hinaus ge- Materialien für Leichtbautechnologien sind. meinsame Aktivitäten mit dem LMB – Netz- werk Leichtbau Metall Brandenburg durch. Im Rahmen der Onlinebefragung wurde be- leuchtet, welche Mehrwerte in einem Netz- Institutionen mit Leichtbaubezug sind darüber werk besonders benötigt werden, um das An- hinaus vielfach in branchenorientierten Netz- gebot ggf. besser abstimmen zu können. In der werken, Verbänden oder Initiativen aktiv und Gesamtsicht für die Hauptstadtregion Berlin/ können über diese Verbünde konzertiert und Brandenburg spielt vor allem der Informations- effizient kooperieren und Wissen transferieren. austausch und Wissenstransfer mit 88 % die Insgesamt sind in Berlin und Brandenburg ca. 60 größte Rolle, gefolgt von der Vernetzung mit Verbünde aus den o. g. Branchen angesiedelt, Gleichgesinnten (64 %) und der Suche nach von denen nahezu die Hälfte einen direkten geeigneten Kooperations- und Systempartnern oder indirekten Bezug zum Leichtbau hat (vgl. (55 %). Die Begleitung und Beratung bei der Er- Abb. 14). Die Ergebnisse der im Rahmen der stellung von Projektskizzen und Anträgen wird Studie durchgeführten Recherche zeigen deut- nicht sehr stark nachgefragt (18 %). lich die Vielfalt der einzelnen Netzwerke und Ver- bünde mit Leichtbaubezug. Die übergeordnete Weitere Bedarfe können beim Zugang zu Fach- Clusterstrategie der Hauptstadtregion erlaubt kräften und der Bündelung von Kompetenzen darüber hinaus eine bedarfsorientierte netz- identifiziert werden. Diese Tendenz bestätigt sich werkübergreifende synergetische Vernetzung. bei einer separaten Betrachtung der Ergebnisse Besonders relevant für den Leichtbau in der für Berlin und Brandenburg. Hauptstadtregion sind die Cluster „Metall“ BRANDENBURG BERLIN Abb. 14: Übersicht über regional und überregional agierende Berliner und Brandenburger Netzwerke mit einem Schwerpunkt im Leicht- bau. Quelle: eigene Recherche im Rahmen der Branchenstruktur- & Standortanalyse 20
Potenzialanalyse Leichtbau d. Potenzialanalyse: Bedarfe der Die treibenden Faktoren zum Einsatz von Leicht- regionalen Leichtbauakteure bautechnologien in der Hauptstadtregion ins- gesamt sind vor allem die Gewichtsreduktion Die nachfolgenden Erläuterungen beschreiben (78 %), die Energie- und Ressourceneffizienz die Ergebnisse der durchgeführten Online- (60 %) und die Nachhaltigkeit6 (58 %). Die befragung. Realisierung neuer Prozesse bzw. die Prozess- verbesserungen sind mit 29 % am wenigsten ge- • Treiber für den Einsatz von Leichtbau- nannt (vgl. Abb. 16). Im Bereich Sonstiges wurde produkten: die Erreichung der Klimaschutzziele genannt. Aktuell messen 50 % der Befragten dem Dieser Bedarf wird bereits durch die beiden Leichtbau eine hohe bis sehr hohe wirt- Faktoren Energie- und Ressourceneffizienz sowie schaftliche Bedeutung bei (vgl. Abb. 15). Nachhaltigkeit sehr gut bedient. Zukünftig wird dieser Anteil mit 78 % noch höher liegen. Dabei liegt nahezu eine Ver- dopplung in der Kategorie „sehr hoch“ vor, aktuell 18 % 32 % 30 % 18 % 1% während der Anteil von „niedriger“ bis „sehr zukünftig 33 % 45 % 16 % 5% niedriger“ Bedeutung von 19 % auf 5 % sinkt. Um der weiter steigenden wirtschaft- Häufigkeit in % | n = 76 lichen Bedeutung für die Hauptstadt- sehr hoch hoch mittel niedrig sehr niedrig region gerecht zu werden, sind geeignete Abb. 15: Einschätzung der wirtschaftlichen Bedeutung des Leichtbaus, Quelle: durchgeführte Befragung im Rahmen der Strategien und Maßnahmen auszuloten, Branchenstruktur- & Standortanalyse um dieses Potenzial heben zu können. 69 % Gewichtsreduktion 79 % 55 % Energie- und Ressourceneffizienz 57 % 47 % Nachhaltigkeit 61 % 43 % Kostenreduktion 43 % 49 % Produktverbesserung 39 % 22 % Prozessverbesserung/neue Prozesse 32 % 45 % Neue Materialien/Materialkombinationen 50 % 6% n = 77, davon Sonstige 7% Berlin | n = 49 (Klimaschutz, Interesse Forschung, Potenziale als Brandenburg | n = 28 Game-Changer-Technologie) Abb. 16: Treibende Faktoren zum Einsatz von Leichtbautechnologien, Quelle: durchgeführte Befragung im Rahmen der Branchen- n = 77, davon Berlin | n = 49 struktur- & Standortanalyse, Mehrfachnennungen möglich Brandenburg | n = 28 6 Nachhaltigkeit im Sinne von: Lebensdauer, Re-Use, Kreislauffähigkeit von Materialien, Footprints für Leichtbaulösungen 21
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