Laptop- und Tabletklassen an den st.gallischen Mittelschulen: Bericht zum Stand der Umsetzung 1 Ausgangslage

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Kanton St.Gallen
Bildungsdepartement

Amt für Mittelschulen

Laptop- und Tabletklassen an den st.gallischen Mittelschulen:
Bericht zum Stand der Umsetzung

1 Ausgangslage
Der Erziehungsrat hat in jüngerer Vergangenheit an sämtlichen staatlichen Mittelschulen
des Kantons St.Gallen im Sinne von Pilotprojekten Konzepte zur Einführung von Laptop-
und Tabletklassen genehmigt (zur Vereinfachung ist im Folgenden von «Laptopklassen»
die Rede, unabhängig von der Art der Geräte). Mittlerweile ist einiges an Erfahrungswis-
sen mit solchen Klassenzügen zusammengekommen. Vorliegender Bericht gibt Auskunft
über den Stand der Umsetzung und über die gesammelten Erfahrungen der Schulen. Sie
basieren auf einem Erfahrungshintergrund, der von einem Semester (KSBG) bis zu drei
Jahren (KSB und KSW) reicht - die rund 15jährige Erfahrung mit Klassen der Wirt-
schaftsmittelschule mit Schwerpunkt Informatik ausgenommen. Noch über keine Erfah-
rungen verfügt die Kantonsschule Heerbrugg, deren erste Laptopklassen erst im kom-
menden Schuljahr 2015/16 starten.

Die zusammengefasste Berichterstattung ersetzt die vom Erziehungsrat gewünschte indi-
viduelle Rapportierung jeder einzelnen Schule. Das Amt für Mittelschulen hat zu diesem
Zweck die Schulleitungen eingeladen, ihre Einschätzungen namentlich zu den nachfol-
genden Aspekten der Laptopklassen festzuhalten. Ihre Einschätzungen beruhen einer-
seits auf eigenen Beobachtungen, andererseits aber auch auf Befragungen der involvier-
ten Schüler- und Lehrerschaft:
    - Tauglichkeit des pädagogischen Konzepts
    - technische Konsequenzen
    - finanzielle Konsequenzen
    - unternommene Anstrengungen im Bereich Aus- und Weiterbildung der Lehrperso-
        nen
    - Ausgestaltung und Tauglichkeit des Supportkonzepts
    - Schülerfeedbacks (falls vorhanden)

2 Tauglichkeit des pädagogischen Konzepts
Insgesamt haben sich die pädagogischen Konzepte bewährt. Zwar hat an den Schulen
keine methodisch-didaktische Revolution stattgefunden, doch werden die mitgebrachten
Geräte im Unterricht recht rege und mit steigender Selbstverständlichkeit eingesetzt. Er-
wartungsgemäss wird in Laptopklassen deutlich häufiger mit ICT-Unterstützung unterrich-
tet als in Klassen, welche dazu in ein Informatikzimmer wechseln oder auf schuleigene
Geräte zurückgreifen müssen. Die neuen Rahmenbedingungen haben in den meisten
Fällen einen Motivationsschub bei den Schülerinnen und Schülern, aber auch bei den
Lehrpersonen ausgelöst, welcher nicht zuletzt auf die Erweiterung des methodischen Re-
pertoires zurückzuführen ist. Der Laptop schafft im Bereich der überfachlichen Kompeten-
zen einen Mehrwert, insbesondere in Bezug auf eine erhöhte Selbständigkeit der Schüle-
rinnen und Schüler im Arbeiten sowie im Bereich der Sozialkompetenzen (Arbeiten im
Team). Der Austausch von Informationen erfolgt deutlich einfacher, das Lernen in Grup-
pen ist häufiger. Dank den Schülergeräten können Lern- und Arbeitsformen eingeübt wer-
den, welche später im Studium oder im Berufsleben alltäglich sind. In Bezug auf die fach-
lichen Qualifikationen gibt es aufgrund der gemachten Beobachtungen keine Anzeichen,
dass diese in Laptopklassen von jenen in konventionell unterrichteten Klassen abweichen.
Die Schülerinnen und Schüler schätzen vor allem, dass das Schreiben schneller und ein-
facher geht als von Hand, dass die Übersichtlichkeit der (digitalen) Unterlagen grösser
und einfacher ist, und dass es jederzeit möglich ist, Informationen aus dem Internet zu

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beziehen. Sie erachten den Unterricht insgesamt als abwechslungsreicher und haben den
Eindruck, selbst aktiver in den Unterricht eingebunden zu sein. Auf der anderen Seite
bestehen Herausforderungen im medienpädagogischen Bereich, z.B. bei der Frage der
Aufmerksamkeit. Teilweise bestehen dazu bereits Empfehlungen zuhanden der Lehrper-
sonen. Von disziplinarischen Problemen, welche auf den Einsatz des Laptops zurückzu-
führen sind, wird indessen nicht berichtet.

Die Heterogenität der Einsatzhäufigkeit des Gerätes ist indessen weiterhin beträchtlich.
Dies gilt auch für die Erwartungshaltungen darüber. In verschiedenen Kollegien entwickel-
ten sich intensive Diskussionen, wie häufig die Geräte im Unterricht eingesetzt werden
sollen. Eine generelle Aussage dazu scheint nicht möglich. Die Antwort über die sinnvol-
len Einsatzmöglichkeiten wird nicht nur innerhalb der verschiedenen Fachgruppen, son-
dern auch aufgrund der Affinität der Lehrpersonen sehr unterschiedlich ausfallen. Hinzu
kommt, dass zwischen den Lehrpersonen weiterhin recht grosse Unterschiede in der
Wahrnehmung der generellen Sinnhaftigkeit des Laptop-Einsatzes im Unterricht beste-
hen. Unter Wahrung der Lehr- und Methodenfreiheit haben die Schulen bis anhin davon
abgesehen, Vorschriften über den Einsatz der Geräte zu erlassen, und solche sind auch
nicht geplant. Ein gewisser Minimaleinsatz des Gerätes im Unterricht erscheint jedoch
angezeigt, damit dessen Anschaffung von den Schülerinnen und Schüler und deren Eltern
als sinnvolle Investition wahrgenommen wird. Damit einher geht die teilweise zu beobach-
tende Neigung der Schülerinnen und Schüler aus Gründen der Bequemlichkeit und des
Zusatzgewichts ihr Gerät nur dann mitzubringen, wenn sie wissen, dass sie es auch effek-
tiv einsetzen werden.
Es bleibt in der ganzen Diskussion unbestritten, dass es nicht darum geht, die Informatik-
möglichkeiten um ihrer selbst willen auszuschöpfen, sondern ausschliesslich dann, wenn
es methodisch und inhaltlich sinnvoll ist.
Schulen, welche entsprechende Daten erhoben haben, berichten heute von einem Ein-
satz des Gerätes zwischen 7 und 20 Prozent der Unterrichtszeit.

Teilweise bestehen beim Einsatz der Geräte noch offene Fragen, namentlich bei Prü-
fungssituationen. Diese werden jedoch durch regen Austausch kontinuierlich angegangen
und das Konzept damit optimiert. Aktuell laufen beispielsweise an der KSB Tests mit ei-
nem Prüfungsstick. Abschliessend gelöst ist das Problem vor allem aus technischer Sicht
jedoch noch nicht.

Im Zusammenhang mit Laptopklassen wird darauf aufmerksam gemacht, dass dieses
Pilotprojekt auf keinen Fall die Einführung eines obligatorischen Faches Informatik erset-
zen könne.

3 Technische Konsequenzen
Im Vorfeld der Einführung von Laptopklassen wurden verschiedentlich Bedenken ange-
bracht, ob die technische Infrastruktur an den Schulen in der Lage ist, die geplanten Pro-
jekte mitzutragen. Es ist festzustellen, dass die Technik grundsätzlich dazu gut imstande
war. Die Projektanlage hat dazu geführt, dass mittlerweile an allen Mittelschulen leis-
tungsfähige Drahtlosnetze zur Verfügung stehen.
Technische Probleme sind bis anhin selten und konnten in der Regel rasch gelöst wer-
den. In diesem Zusammenhang ist der Einsatz der Mitarbeitenden in den Cluster-
Organisationen zu würdigen und zu verdanken. Die Zusammenarbeit funktioniert gut.

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Die Verfügbarkeit der Geräte ist insgesamt hoch. Der Akku reicht in der Regel für einen
Schultag. Bei sehr intensivem Gebrauch ist jedoch zuweilen das Ausweichen auf Steck-
dosen unvermeidlich. Die daraus entstehenden Konsequenzen (Kabelsalat, erhöhter
Platzbedarf) werden namentlich in kleineren Schulzimmern als negativ wahrgenommen.
Trotz der guten Verfügbarkeit des W-LANs kommen «Rauswürfe» immer wieder vor, na-
mentlich bei Wechseln innerhalb des Schulhauses. Die Folge ist dann, dass die Geräte
neu angemeldet werden müssen.

Es hat sich weiter gezeigt, dass im Moment auf spezielle Informatikzimmer noch nicht
vollends verzichtet werden kann. Für gewisse Unterrichts-, namentlich aber auch für Prü-
fungssituationen sind diese weiterhin unentbehrlich.

Es wird auch künftig herausforderungsreich sein, die technische Infrastruktur à jour zu
halten bzw. auszubauen. Dies gilt vor allem, wenn die Zahl der Laptopklassen weiter zu-
nehmen wird. Mittelfristig wird eine Erhöhung der Bandbreite unumgänglich sein.

4 Finanzielle Konsequenzen
Die Betriebskosten für die Laptopklassen sind grundsätzlich mit den bestehenden Mitteln
zu decken. Die Erfahrungen zeigen, dass dies überall möglich ist. Es ist davon auszuge-
hen, dass der Unterhalt der Infrastruktur und die Beschaffung von Lehrmitteln weiterhin in
erster Linie über die Schulbudgets getragen werden muss. Zu prüfen sind diesbezüglich
auch Mittelverlagerungen, namentlich innerhalb der zur Verfügung stehenden Ressourcen
im Bereich der Unterrichtsinformatik.

Noch nicht überall befriedigend ist die Ausstattung mit Steckdosen in den Zimmern und
mit Schülerkästen, damit alle Schülerinnen und Schüler ihr Gerät sicher verstauen kön-
nen. Die Massnahmen, um in dieser Hinsicht Verbesserungen zu erzielen, erfordern
ebenfalls finanzielle Mittel, welche die Schulbudgets teilweise sprengen bzw. über andere
Kredite (z.B. Bauten und Renovationen) anzumelden sind.

Die Geräte selbst werden von den Schülerinnen und Schülern bzw. ihren Erziehungsbe-
rechtigten auf eigene Kosten beschafft. Es hat sich vor allem bei Windows-Geräten ge-
zeigt, dass es sich empfiehlt, lieber ein etwas teureres Gerät (> Fr. 1'000) anzuschaffen,
welches dafür grössere Gewähr bietet, über die gesamte Ausbildungsdauer stabil zu ar-
beiten, als auf die kostengünstigsten Geräte (Fr. 600-800) zu setzen, welche dafür auch
reparaturanfälliger sind.
Vor allem in den iPad-Klassen konnten durch den Verzicht auf Lehrmittel, Taschenrech-
ner und den Einsatz von Apps Einsparungen erzielt werden, welche die Kosten für die
Gerätebeschaffung mehr als aufwiegen.

Noch nicht beantwortet ist die Frage nach einer arbeitgeberseitigen Beteiligung an den
persönlichen Geräten, welche die Lehrpersonen in den Unterricht mitbringen bzw. mit-
bringen müssen.

5 Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen
Alle Schulleitungen sind sich darüber im Klaren, dass der Aus- und Weiterbildung der
Lehrpersonen zentrale Bedeutung zum nachhaltigen Gelingen der Übungsanlage zu-

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kommt. Entsprechend wurden an allen Schulen passende Aus- und Weiterbildungsan-
strengungen vorgenommen. Teilweise erfolgten diese in Form von Schilf-Veranstaltungen
oder schulinternen Workshops, teilweise auch in Sem-Gruppen. Ausserdem hat die
FORMI fachgruppenspezifische und fachgruppenübergreifende Kurse mit internen und
externen Referenten angeboten. An einzelnen Schulen wurden für die am Projekt beteilig-
ten Lehrpersonen zusätzliche Weiterbildungsveranstaltungen organisiert. Sämtliche Lehr-
personen aller Mittelschulen mussten eine obligatorische Online-Selbstlerneinheit zum
Thema Informationssicherheit und Datenschutz absolvieren. Eine wichtige Rolle spielt der
direkte Wissensaustausch unter den Lehrpersonen. Seitens der Schulleitungen wird deut-
lich gemacht, dass die Weiterbildungsangebote unbedingt weiterzuführen sind, nament-
lich in Bezug auf praxis- und fachbezogene Kurse. Das Kompetenzgefälle beim Einsatz
von ICT-Mitteln im Unterricht ist innerhalb der Kollegien nach wie vor beträchtlich.

6 Ausgestaltung und Tauglichkeit des Supportkonzepts
Die technischen Probleme bzw. ihre Folgen sind insgesamt erstaunlich gering. Seitens
der Schülerinnen und Schüler ist festzustellen, dass sich diese bei Problemen entweder
selber helfen können, weil sie über das erforderliche Know-How verfügen, oder dass sie
sich an technisch versierte Kolleginnen und Kollegen (Schülermentoren) wenden bzw.
Unterstützung bei Eltern, Freunden oder Bekannten finden. Mit dem Einsatz von soge-
nannten Tech-Mentoren, d.h. Schülerinnen und Schüler mit Wissensvorsprung, welche
ihren Kolleginnen und Kollegen für Auskünfte zur Verfügung stehen, und mit Support-
Foren wurden gute Erfahrungen gemacht. Insbesondere entlasten die Tech-Mentoren die
Cluster-Mitarbeitenden, welche diese Support-Aufgabe aufgrund fehlender Kapazität nicht
übernehmen können. Bewährt hat sich auch das schlanke Angebot einer Schüler-Sprech-
stunde an der KSW.
Die Rückmeldungen zeigen aber auch, dass das Wissen der Schülerschaft zu Gerätein-
stellungen und Wartungsbedarf (z.B. auch Datensicherung) zum Teil noch wenig ausge-
prägt ist, und dass es einem geäusserten Bedürfnis entspricht, dieses auszubauen. Die
Schulen haben diesem Anliegen durch eine Anpassung in der Einführungsphase Rech-
nung zu tragen.
Auch die Lehrpersonen hatten bis anhin wenig Probleme. Eine von der KSWil geschaffe-
ne wöchentliche Sprechstunde für Lehrpersonen durch den First Level Support wurde
relativ wenig in Anspruch genommen. Die geringe Problemdichte bei Lehrpersonen mag
daran liegen, dass vornehmlich Lehrpersonen am Projekt beteiligt sind, die selber eine
hohe Informatik-Affinität aufweisen. Dies wird sich bei einer Ausdehnung der Übungsan-
lage verändern. Es hat sich deshalb gezeigt, dass eine gründliche Instruktion zu Beginn
für Schüler- wie auch für Lehrerschaft von Bedeutung ist.

Insgesamt ist festzustellen, dass im Bereich der Technik und des Supports deutlich weni-
ger Probleme aufgetreten sind, als zu Beginn teilweise befürchtet worden ist. Noch nicht
befriedigend gelöst ist jedoch weiterhin der didaktische Support. Er verläuft weiterhin auf
relativ tiefem institutionalisiertem Level. Es wird in erster Linie auf die Zusammenarbeit
innerhalb der Fachgruppen gesetzt. Das Fehlen eines pädagogischen Supports wird wei-
terhin als Mangel empfunden. Gemäss Rückmeldungen besteht ein Bedarf nach einem
niederschwelligen Best-Practice-Austausch, um den Lehrpersonen pädagogisch sinnvolle
Anwendungsoptionen aufzuzeigen. Aktuell besteht einzig an der KSB ein pädagogischer
ICT-Support.

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7 Schülerfeedback
Soweit Schülerfeedbacks die bereits erwähnten Themenfelder betreffen, wurden sie in
diesen bereits abgehandelt.

Die individuellen Schülerrückmeldungen decken ein breites Spektrum ab. Insgesamt ist
die Akzeptanz bei Schülerschaft und Eltern gross. Viele Schülerinnen und Schüler wün-
schen sich jedoch einen noch konsequenteren bzw. häufigeren Einsatz ihres Gerätes im
Unterricht. Teilweise wird auch ein verbessertes W-LAN gewünscht. Ausserdem besteht
ein Anliegen nach mehr Steckdosen oder nach mehr Schülerkästen, damit alle Schülerin-
nen und Schüler ihr Gerät sicher verstauen können. Auf diese Punkte wurde bereits vorne
hingewiesen.

BLDAMS/ab, 8. Mai 2015

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