Lawinenunfälle im Sommer - Österreichischer Alpenverein
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Lawinenunfälle im Sommer Gibt es die typische Sommerlawine und wie unterscheidet sie sich von der Winterlawine? Eine Daten-Auswertung bringt neue Erkenntnisse. Von Lea Hartl und Benjamin Zweifel Auch im Sommer lauert manchmal die Lawinengefahr, wie hier in den Rocky Mountains. Foto: Jacky Barrit 54 / bergundsteigen #115 / sommer 21
Wenn sie nicht gerade im Sommer beim Skifahren in Argentinien ist, arbeitet Lea Hartl, Phd, am Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung in Innsbruck als Glaziologin/Meteorologin und vermisst Gletscher. Dabei konnte sie schon öfter das Phänomen Sommerlawine live miterleben. 23,5% 23,2% 24,2% Abb. 1 Verteilung der Lawinen mit Personenschaden aufs Jahr, ausgedrückt in Prozent. Die Sommermonate Juni–Oktober sind zusammengefasst. Grafik: Lea Hartl s Wenn die Skier eingesommert werden, rückt auch die Lawinengefahr in den Hintergrund, Sommer ist, wenn man sofern sie nicht gänzlich in Vergessenheit Bergsteigen geht gerät. Dennoch sind Sommerlawinen ein wiederkehrendes Thema: Zwar passiert sel- „Sommer” meint in diesem Artikel jene Zeit ten etwas, aber wenn doch, regt sich oft der des Jahres, in der Schnee für Aktivitäten am Gedanke, dass Lawinen im Sommer zu Berg eine Nebenrolle spielt und nur im wenig Beachtung finden. Man wundert sich Hochgebirge für die – mitunter gefährliche über die vermeidbaren Unfälle genauso wie – Kulisse sorgt. Zwecks Statistik überneh- über solche, bei denen unwahrscheinliches men wir die Definition einer Schweizer Stu- Pech im Spiel war, und fasst sich vielleicht die (Pasquier et al., 2017), die auf die kurz an die eigene Nase (wer hat schon das Unterschiede zwischen tödlichen Sommer- LVS im Kletterrucksack?), bevor man das und Winterlawinen eingeht: Sommer ist vom Thema schnell wieder verdrängt. 1. Juni bis zum 31. Oktober. In der Schweiz und in Italien entfallen etwa vier bis fünf Dass Lawinen auch im Sommer zum Pro- Prozent aller Lawinenunfälle mit Personen- blem werden können, muss man der berg- schaden auf den so definierten Sommer, undsteigen-Leserschaft nicht erklären. also die Monate Juni bis Oktober (Abb. 1). Trotzdem ist es manchmal hilfreich, Dinge Die meisten Opfer (Verletzte und Tote) in Zahlen ausgedrückt zu sehen, um zu kon- gehen dabei typischen Sommeraktivitäten kretisieren, was man sich vielleicht immer nach, nur wenige sind mit Skiern oder schon gedacht hat. Der folgende Überblick Snowboard unterwegs. Der Großteil der basierend auf vorliegenden Publikationen Unfälle ist in den Datenbanken unter „Berg- und Unfalldaten aus Tirol, Italien und der steigen“ oder „Alpinismus“ verschlagwor- Schweiz erhebt keinen Anspruch auf Voll- tet. Entsprechend oft liest sich die Liste der ständigkeit und soll das Thema Sommerla- Unfallorte wie eine Sammlung beliebter winen zur Hochtourensaison einfach wieder Hochtourengipfel: vom Zillertaler Haupt- etwas stärker ins Bewusstsein rücken. kamm in die Ortlergruppe, weiter über die Bernina und das Jungfraumassiv zu den | unsicherheit alpinen Klassikern im Wallis und ins Mont- Blanc-Gebiet. 55
Abb. 2 Anteil von Lawinen mit Personenschaden in Italien/Schweiz, die beim Bergstei- gen passieren (durchgezogene Linien), verglichen mit jenen beim Wintersport (gestri- chelte Linien; Ski-/Snowboard-Touren, Variantengelände, Piste), nach Monaten. l ▴ Schneebrettlawine in der Nordwand der Sonstige Sommeraktivitäten, beispielsweise Lenzspitze, 10. Juni 2018. Bei der Abfahrt Wandern oder Jagd, werden je nach Land Lawinengefahr vor allem in der Nordostwand der Lenzspitze wurden unterschiedlich genau differenziert, machen im Hochgebirge zwei Skifahrer von einer Lawine erfasst. aber nur einen geringen Anteil der sommer- Eine Person konnte aus der Lawine aus- lichen Lawinenopfer aus. In der Schweiz Schnee ist Schnee, im Sommer wie im Win- fahren, die zweite Person wurde mitgeris- wurde eine Sommerlawine sogar der – so ter. Tendenziell gibt es zwar im Sommer sen. Sie erlag den Folgen des Absturzes würde man meinen – wenig lawinengefähr- temperaturbedingt häufiger nasse Lawinen mit der Lawine. Altschneebrüche wie die- deten Sportart Gleitschirmfliegen zugeord- als im Winter, aber man findet mehr oder ser sind im Sommer selten. Foto: SLF/St. Mayer net: Ein Gleitschirmtandem löste beim weniger alle aus dem Winter bekannten Startlauf eine Nassschneelawine aus, Lawinenarten auch in der sommerlichen wurde mitgerissen und verletzt. Statistik: Durch die Unfallopfer selbst aus- gelöste, trockene oder nasse Lawinen aller Verglichen mit der Schweiz und Italien ent- Couleur; spontane Lawinen, selten auch von fallen in Tirol prozentual gesehen etwas anderen ausgelöste Lawinen, die unterhalb weniger Lawinenunfälle auf die Sommermo- befindliche Personen treffen; Lawinenaus- nate (2,6 Prozent) und es sind anteilig mehr lösung durch Wechtenbruch oder Gleit- Skifahrer unter den Opfern (Abb. 1). 6 von 18 schneelawinen… Sommerlawinen mit Personenschaden seit 1993 betrafen Skifahrer*innen, der Rest pas- Allerdings zieht sich im Sommer der Schnee sierte auch in Tirol beim Bergsteigen. Zwei bekanntlich in hohe Lagen zurück. Das tödliche Lawinenunfälle auf Pisten – an sich spiegelt sich in der durchschnittlichen Hö- schon selten, im Sommer umso mehr – henlage der Anrissgebiete deutlich wider. fallen in der Tiroler Statistik relativ stark ins In allen drei Regionen liegt die mittlere See- Gewicht: Im Oktober 1998 kamen zwei Per- höhe der Unfalllawinen im Winter (Novem- sonen durch eine Schneebrettlawine am ber bis Mai) grob um etwa 2400 Meter. Im Rettenbachferner (Sölden) um. Im Juni 2008 Sommer (Juni bis Oktober) steigt sie in Tirol wurde eine Person im Kaunertaler Glet- auf knapp 3000 Meter, in der Schweiz und scherskigebiet durch eine nasse Locker- Italien auf etwa 3400 bzw. 3500 Meter. schneelawine getötet (Abb. 2). Sommerlawinen unterhalb von 2500 Meter mit Personenschaden sind sehr selten: In der Schweiz gab es zwei Vorfälle, bei denen Personen durch von oben kommende Lawi- 56
Abb. 3 Höhe der Anrissgebiete im Jahresverlauf, dargestellt für alle Lawinen mit Personenschaden, bei denen die Höhenlage bekannt ist. Grafiken: Lea Hartl nen getötet oder verletzt wurden (Kletterer Es liegt nahe, dass sich diese Unterschiede in der Route von oben von Schnee getroffen aus dem Gelände und der Tätigkeit heraus und abgestürzt; Wanderer von Gleitschnee- erklären: Zur typischen Skifahrerlawine abbruch oberhalb des Weges getroffen). kommt es in typischem Skigelände – ver- Auch in Tirol sind zwei Sommerlawinen gleichsweise gemäßigte, meist nicht extrem unterhalb 2500 Meter vermerkt: Jene im Ski- ausgesetzte Hänge etwas über 30 Grad. gebiet Sölden und ein besonders auffälliger Bei alpinen Unternehmungen im Sommer statistischer Ausreißer auf 1600 Meter am bewegt man sich dagegen oft in steilerem, Wilden Kaiser. Mitte Oktober 1997 kam es absturzgefährdetem Gelände. Schon wenig hier zu einem markanten Wintereinbruch in Bewegung geratener Schnee reicht aus, mit Schnee bis in tiefe Lagen. Während der um mitgerissen zu werden. Das ist natur- anschließenden Schönwetterperiode kam gemäß umso problematischer, je ausge- eine Person vom Wanderweg ab, trat dabei setzter das Gelände. ein Schneebrett los und wurde mitgerissen und verletzt (Abb. 3). Pasquier et al. (2017) stellen weiter fest, dass es im Sommer bei tödlichen Lawinen- unfällen im Mittel mehr Tote pro Unfall g gibt als im Winter. Auch in Italien gibt es Gelände im Sommer oft im Schnitt pro Unfall im Sommer etwa ein ungünstiger Opfer mehr als im Winter. In Tirol ist der Effekt ebenfalls zu sehen, aber weniger Aus der Analyse von Pasquier et al. (2017) stark ausgeprägt. Anhand der relativ ma- ▴ Fründenhütte, Kandersteg, 6. Juni geht hervor, dass die Anrissgebiete tödlicher geren Datenlage lassen sich die Ursachen 2010, neun junge Wanderer befanden Sommerlawinen in der Schweiz im Mittel für „tödlichere” Sommerlawinen nicht sich im Abstieg von der Fründenhütte, nicht nur höher gelegen, sondern auch belegen, aber es liegt nahe, dass die erlit- als ein weiter oben abfahrender Skifah- steiler sind als bei Winterlawinen. Zudem tenen Verletzungen im Sommer gelände- rer eine Lockerschneelawine auslöste. ist die Sturzbahn meist länger und verläuft bedingt gravierender sind als im Winter. Der Skifahrer sowie zwei der Wanderer durch ungünstigeres Gelände. Lawinenopfer Zudem sind Bergsteiger*innen, die häu- wurden erfasst. Einer der Wanderer im Sommer sind häufiger nicht- oder teil- figsten Opfer von Sommerlawinen, viel wurde über hohe Felsstufen rund 200 verschüttet als im Winter und sterben meis- häufiger als Skifahrer*innen in Seilschaften Höhenmeter hinuntergespült und tens durch traumatische Verletzungen, unterwegs. Erwischt es eine*n, erwischt konnte nur noch tot geborgen werden. | unsicherheit nicht durch Ersticken. es oft alle (Abb. 4). Foto: SLF/St. Mayer 57
2,5 T (1993-2020) CH (1980-2020) Mittlere Anzahl Tote und Verletzte pro Unfall IT (1985-2020) 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 Sommer Winter Abb. 4 Mittlere Anzahl der Toten und Verletzten pro Unfall, Vergleich Sommer/Win- ter. (Sommer entspricht den Monaten Juni bis Oktober, Winter entspricht dem Rest des Jahres.) Grafik: Lea Hartl ▴ Schneebrettlawine oberhalb des Skidepots am Piz Palü. Siehe Beschreibung der Sommerlawinenunfälle auf der nächsten Seite. Foto: Kantonspolizei GR 58
Unfälle Tote Verletzte Opfer pro Unfall Mittlere Anrisshöhe (m) Tirol (1993-2020) Sommer 18 8 25 1.83 2976 Winter 649 327 556 1.36 2386 Schweiz (1980-2020) Sommer 60 52 93 2.42 3383 Winter 1321 795 1079 1.42 2456 Italien (1985-2020) Sommer 48 49 71 2.5 3523 Winter 891 655 703 1.52 2446 Übersicht Lawinen mit Personenschaden (> 1 Verletzter oder Toter). f Sommerlawinenunfälle den darunterliegenden Bergschrund und wurden vom nachfolgenden Schnee zu- Fazit y Festigrat/Dom (1. August 1982): Dreier- gedeckt. Mehrere Verletzte. Partie löste kleines Schneebrett aus. Alle Wollte man die typische Sommerlawine defi- drei wurden rund 300 Meter in die Tiefe ge- y Piz Palü (13. Juni 2009): Bei gutem nieren, so wäre es vermutlich eine Kombina- rissen. Dabei rissen sie zwei weitere Partien Wetter, aber mit starkem Nordwind (kalte tion aus Lawine und Absturz. Gerät Schnee mit insgesamt neun Personen mit (ein Berg- Temperaturen) erreichten drei Personen ins Rutschen, ist das im Sommer nicht führer mit vier Gästen/zwei Ehepaare). Vier um ca. 8:30 Uhr den Sattel beim Skide- grundsätzlich anders als im Winter. Einige Personen starben, eine wurde querschnitts- pot zum Piz Palü. Anschließend setzten Faktoren, wie der Schneedeckenaufbau gelähmt. sie den Aufstieg in einer Dreierseilschaft und die Mächtigkeit potenzieller Schnee- am kurzen Seil in Richtung Gipfel fort. Am bretter, sind im Sommer sicher oft günstiger, y Pointe de Zinal ( 4. August 2014): Zwei darauffolgenden ca. 45 Grad steilen Hang das Gelände und damit die potenziellen Zweierseilschaften stiegen unangeseilt über löste sich ein Schneebrett. Die Seilschaft Konsequenzen auch kleiner Lawinen jedoch das unterhalb des Südgipfels liegende glitt mit dem Brett ab und stürzte in Rich- ungünstiger. Eine vorsichtige Beurteilung Schneefeld. Der zuvorderst laufende Berg- tung Süden über die ca. 350 Meter hohe der Schneedecke ist also auch im Sommer steiger setzte sich bewusst in den Schnee, Felswand auf den Vadret da Palü. Alle angebracht, insbesondere nach Winterein- um das Schneefeld abzurutschen. Dabei drei starben sofort an ihren erheblichen brüchen, die im Hochgebirge im Sommer löste er einen Lockerschneerutsch aus, der Verletzungen. ja durchaus normal sind. Oft steht kein ihn über die Felswand riss. Er wurde tödlich Lagebericht zur Verfügung, der/die Berg- verletzt. Literatur steiger*in ist also selbst gefordert! Pasquier, M., Hugli, O., Kottmann, A., y Cima di Rosso ( 6. September 2001): & Techel, F. (2017). Avalanche accidents Neben den reinen Zahlen enthält die SLF- 19 Wehrmänner eines Sommergebirgskur- causing fatalities: are they any different Datenbank auch knappe Bemerkungen zum ses der Armee stiegen in verschiedenen in the summer? High altitude medicine & Unfallhergang. In wenigen Worten wird Seilschaften bei 10 bis 15 Zentimeter Neu- biology, 18 (1), 67-72. damit oft mehr gesagt, als Statistiken und schnee von der Fornohütte zur Cima di Mittelwerte ausdrücken können. Zum Ab- Rosso. Kurz unterhalb des Gipfels löste die schluss eine völlig subjektive Auswahl: erste Seilschaft den Neuschnee als Schnee- brettlawine aus. Die Gleitfläche war harter Firn oder Blankeis. Eine Vierer- und eine Dreierseilschaft wurde mitgerissen. Zwei | unsicherheit Personen der Dreierseilschaft stürzten in 59
Die Daten y Für die Schweiz wurden Daten von 1980 bis 2020 herangezogen (Quelle: SLF), für Italien von 1985 bis 2020 (Quelle: Amt für Meteorologie und Lawinenwarnung – Autonome Provinz Bozen – Südtirol und Aineva), für Tirol (Quelle: LWD Tirol) von 1993 bis 2020. y Berücksichtigt wurden jeweils alle Lawinenunfälle, bei denen es Verletzte oder Tote gab („Personenschaden“). Für Gesamtösterreich steht erst ab 2010 ein gemeinsamer Datensatz zur Verfügung (Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Lawinenwarndienste), laut dem es seit 2010 außerhalb Tirols drei Sommerlawinen mit Personenschaden gab – zwei in den Hohen Tauern und eine im Rätikon. y Aufgrund des Rechercheaufwands wurde auf eine Auswertung der einzelnen österreichi- schen Bundesländer verzichtet. Je nach Region werden unterschiedlich viele Informationen zu jedem Unfall erfasst und teils hat sich die Art der Erfassung über die Jahre geändert, so- dass nicht immer alle Parameter für die gesamten Zeitreihen zur Verfügung standen. y Grundsätzlich sollte man im Kopf behalten, dass Sommerlawinen selten und die Daten- sätze klein sind. Je weniger Daten man hat, desto wackeliger sind statistische Vergleiche und Analysen – einzelne Ausreißer können einen starken Einfluss auf den Mittelwert haben, obwohl sie vielleicht gar nicht repräsentativ sind. Hinweise zum Umgang mit der sommerlichen Lawinengefahr Von Bruno Hasler (Bereichsleiter Ausbil- Außerdem: Wenn ich knie- oder sogar hüft- dung und Sicherheit des SAC) tief am Spuren bin, würde ich im Winter Lawinenprobleme im Sommer sind meis- wahrscheinlich umkehren! Und im Sommer? tens gut vorhersehbar. Zum Beispiel: Der Richtig: Auch umkehren! Wetterbericht kündigt eine Kaltfront mit großen Niederschlagsmengen an. (Das SLF Einige Tipps: publiziert bei großen Schneefällen ein Som- mer-Lawinenbulletin. Außerhalb der y Einen Tag abwarten. Die Lawinengefahr Schweiz kann man beispielsweise den nimmt meistens (mit warmen Temperatu- Bergwetterbericht der Alpenvereine zu Rate ren) schnell ab. Wenn es kalt ist, kann es ziehen.) Wie im Winter ist auch im Sommer länger dauern. Neben der Neuschnee- oder der erste schöne Tag nach den Niederschlä- Triebschneesituation ist im Sommer vor gen besonders gefährlich. Schon bei der allem die Gefahr von Nassschneelawinen Planung sollte ich mich fragen: Macht relevant. Wie stark ist die Durchfeuchtung meine Tour mit diesen Neuschneemengen des Neuschnees? überhaupt Sinn? Verschneite Felspassagen y Wie bei Frühjahrsskitouren gute Touren- sind anspruchsvoller! Nach der Kaltfront planung machen und den stark besonnten herrscht Gefahr von trockenen Schneebrett- Hang früh passieren. Bedenke: Die Gefahr, lawinen (Neuschnee- oder Triebschnee- mit einem kleinen Schneerutsch über Fels- situation): Ist die kritische Neuschnee- partien abzustürzen ist sehr groß. menge erreicht? Wenn ja, auf Steilhänge y Sich immer bewusstmachen: Was ist Bruno Hasler verzichten! unter mir? 60
Dr. Benjamin Zweifel ist Mitarbeiter am WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos und beschäftigt sich mit Lawinen-Prävention und Lawinenwarnung. Jamtalhütte Schneestation, 2172m (LWD Tirol) – Westliches Gamshorn, 2997m (LWD T.) Im markierten Ausschnitt in der Wetterstationsgrafik gehen die beiden Kurven Lufttempera- tur (orange) und Taupunkt (blau) auseinander. Je weiter sie auseinanderliegen, desto trocke- ner ist die Luft. Ein gutes Zeichen für eine sichere Schneedecke. Die rote Linie in der oberen Grafik beschreibt die Schneehöhe. Meteorologen-Tipp Von Lea Hartl (Metreologin) Bei einem Nassschneeproblem im Sommer wünschen wir uns – genau wie bei Firnskitouren – kalte, klare Nächte, in denen die Schneedecke auskühlen und einen Harschdeckel bilden kann. Selbst bei leicht positiver Lufttemperatur (entspricht in der Regel zwei Meter Höhe) kann bei trockener Luft und wolkenlosem Himmel die Schneeoberflächentemperatur unter den Gefrierpunkt sinken. Verlaufsgrafiken von Wetterstationen geben uns Hinweise, ob die Schneedecke nachts gut auskühlen konnte: Je tiefer die Oberflächentemperatur, desto besser. Aber nicht alle Stationen messen die Oberflächentemperatur. Dann ist es hilfreich, die Luft- temperatur in Kombination mit dem Taupunkt (siehe Mike Winkler und Christoph Mitterer: Verborgene Flüsse, in: bergundsteigen 101, Winter 17/18, S. 84–91) zu betrachten. Auch hier gilt grundsätzlich, je tiefer desto besser, und vor allem: Je weiter die beiden Kurven ausein- anderliegen, desto trockener ist die Luft. Taupunkt deutlich unter der Lufttemperatur ist ein gutes Zeichen, Taupunkt nahe an der Lufttemperatur oder gleichauf mit der Lufttemperatur bedeutet feuchte Luft und schlechte Abstrahlung (siehe Abb. oben). | unsicherheit ■ 61
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