LBBW Macro Research - Die LBBW

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19.02.2020   Uwe Burkert, Chefvolkswirt und Leiter LBBW Research

             Autor: Matthias Krieger, Senior Economist

LBBW Macro Research
China und die „Covid-19“-Epidemie: Update zur Konjunktur
Exkurs: Auswirkungen von Covid-19 auf globale Zulieferketten und BIP-Wachstum
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Agenda

01       Einleitung und Fazit                                                            Seite 02
02       Chinas Wirtschaft leidet unter dem Virus                                        Seite 05
03       Exkurs: Auswirkungen von Covid-19 auf globale Zulieferketten und BIP-Wachstum   Seite 11
        - Prognoserevisionen für andere Staaten und Weltwirtschaft

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19.02.2020   China                                                                                  2
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Einleitung und Fazit

Coronavirus dämpft Chinas Wirtschaft und bedroht internationale Lieferketten (1)

• Die Coronavirus-Epidemie - korrekt nun „Covid-19“ - beunruhigt Finanzmärkte und Unternehmen. Die Stadt Wuhan in der
  Provinz Hubei steht mitsamt Umgebung – insgesamt rund 60 Mio. Einwohner – quasi unter Quarantäne.
• Rund 160 Mio. Wanderarbeiter sitzen derzeit nach dem chinesischen Neujahrsfest, zu dem Chinesen traditionell ihre Familien
  besuchen, wegen Reisebeschränkungen in ihrer Heimatregion fest. Rückkehrer aus besonders betroffenen Regionen müssen
  zudem erst einmal 14 Tage in Quarantäne. Der daraus resultierende Arbeitskräfteausfall dämpft die Produktion in China und
  beeinträchtigt damit zunehmend auch internationale Lieferketten.
• Die Region Hubei steht für ca. 8 % der chinesischen Autoindustrie. Betroffen sind aber auch andere wichtige Industriesekto-
  ren. U.a. sind der Maschinenbau, der Schiffsbau sowie die Elektronikindustrie vertreten. Bei längerer Dauer der Epidemie
  wären folglich Auswirkungen auch auf die globalen Wertschöpfungsketten (Global Value Chains, GVC) zu befürchten.
• Wuhan ist zudem ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, an dem der Jangtse- und der Han-Fluss zusammenfließen. Die Stadt
  verfügt über den größten Binnenhafen Chinas, der auch von Seeschiffen angelaufen werden kann. Zudem liegt Wuhan an
  wichtigen Straßenverbindungen.
• Auch wirtschaftlich besonders belastet ist natürlich das Ausbruchsland einer Epidemie, und hier insbesondere der private
  Konsum, wenn die Bewohner ihre Wohnungen nicht mehr verlassen und die Einkommen wegen ausfallender Löhne sinken. In
  China hat sich der Konsum zur wichtigsten Wachstumsstütze entwickelt. Der aus rein wirtschaftlicher Sicht Hauptleidtragende
  von Covid-19 ist also China selbst. Etwas gedämpft wird der Konsumausfall hier allerdings durch den Umstand, dass inzwi-
  schen über 20 % des Einzelhandels auf den Online-Handel entfallen und dieser nun in der „Covid-19-Krise“ boomt.
• All dies trifft China allerdings zu einer Zeit, in der das Wachstum ohnehin zur Schwäche neigt. Der Handelsstreit mit höheren
  Zöllen auf chinesische US-Exporte belastet die Wirtschaft im Reich der Mitte ebenso wie strukturelle Probleme vor allem im
  Bereich der staatlichen Unternehmen, die z.T. einen exorbitanten Verschuldungsgrad aufweisen.

19.02.2020   China                                                                                                                3
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Einleitung und Fazit

Coronavirus dämpft Chinas Wirtschaft und bedroht internationale Lieferketten (2)

• Von entscheidender Bedeutung ist nun, wie lange die Epidemie anhält und ob sie sich zur Pandemie ausweitet. Trotz einiger
  Fälle außerhalb Chinas mit Todesfolge scheint Covid-19 derzeit soweit im Griff zu sein, dass eine Pandemie, also ein um-
  fassender Ausbruch außerhalb des Herkunftslandes, eher unwahrscheinlich ist. Auch in China selbst könnte die Epidemie
  bald abklingen. Dies hat weniger mit den Maßnahmen der chinesischen Behörden als mit dem üblichen Verlaufsmuster eines
  typischen Influenza-Ausbruchs zu tun. Im Frühling, also bei steigenden Temperaturen und zunehmender Luftfeuchtigkeit,
  gehen die Ansteckungszahlen i.d.R. rasch zurück. Es gibt aber auch Ausnahmen.
• Immerhin: Der US-Gesundheitsexperte Ian Lipkin, der die WHO bereits während der SARS-Epidemie beraten hat, geht laut
  NZZ derzeit davon aus, dass der Höhepunkt der Epidemie (Anstieg der Zahl der Neuinfizierten) Ende Februar erreicht sein
  wird und rechnet danach mit einem rasches Abklingen der Epidemie.
• SARS kostete China ca. 1 %-Punkt BIP-Wachstum, die Weltwirtschaft 0,2 %-Punkte. Der IWF geht derzeit von Wachstums-
  verlusten bei der Weltwirtschaft von 0,1 - 0,2 %-Punkten aus. Im Falle einer Eskalation könnten vor allem die Schutzmaßnah-
  men aber auch zu höheren Wachstumsrückgängen führen. All dies trifft China zu einer Zeit, in der das Wachstum ohnehin zur
  Schwäche neigt. Der Handelsstreit belastet hier ebenso wie strukturelle Probleme z.B. im Bereich staatlicher Unternehmen.
• In unserem Hauptszenario gehen wir von einem „saisonüblichen“ raschen Abklingen der Epidemie in China ab März/
  April aus. Das chinesische BIP-Wachstum dürfte im 1. Quartal 2020 wegen Covid-19 rund 2 %-Punkte niedriger aus-
  fallen. In den Folgequartalen sollte es dann zu Nachholeffekten kommen. Im Gesamtjahr 2020 dürfte die Epidemie
  China dennoch etwa 0,5 %-Punkte Wachstum kosten. Wir revidieren unsere BIP-Prognose für China für 2020 daher
  von 5,7 % auf 5,2 %. Im u.E. eher unwahrscheinlichen Negativszenario einer Eskalation von Covid-19 bis weit ins Jahr 2020
  könnte das BIP-Wachstum auch im Gesamtjahr um 2 %-Punkte auf dann 3,7 % fallen.
• Die Epidemie belastet über Nachfrageausfälle in China, Produktionsausfälle ausländischer Unternehmen in China, ausfallen-
  de Zulieferungen an Unternehmen weltweit und fallende Touristenzahlen auch andere Länder und macht hier Prognoserevi-
  sionen beim BIP für 2020 erforderlich. Die für das Weltwirtschaftswachstum revidieren wir von 3,1 % auf 3,0 %.
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Agenda

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China: Exporte zuletzt wieder etwas erholt

Chinesische Ausfuhren
in % Y-Y auf CNY- und USD-Basis

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                                                                                                                                        Handelsstreits mit den USA.
                                                                                                                                      • Im Zuge des „Phase-1-Deals“
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                                                                                                                                        gerade wieder etwas erholt.

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                           2018                                       2019           2020
             China: Exporte (% Y-Y; CNY-Basis)   China: Exporte (% Y-Y; USD-Basis)
                                                                                        Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

19.02.2020    China                                                                                                                                                      6
China: „Covid-19“ - ein neues Corona-Virus grassiert

2019-nCoV / Covid-19: Epidemiologie
Neuer Corona-Virus: Bestätigte Fälle (jeweils kumuliert, weltweit, bei hoher Dunkelziffer)

 90.000                                                                                                    1.800   • Der Ausbruch der „Covid-19-
                                                                                                                     Epidemie“ wirft nun aber einen
 80.000                                                                                                    1.600     langen Schatten auf die chine-
                                                                                                                     sische Wirtschaft – und damit
 70.000                                                                                                    1.400     auch auf die Weltwirtschaft.
                                                                                                                   • Die Infiziertenzahl und die Zahl
 60.000                                                                                                    1.200
                                                                                                                     der Todesfälle übersteigt schon
 50.000                                                                                                    1.000     jetzt diejenige während der
                                                                                                                     SARS-Epidemie 2003.
 40.000                                                                                                    800     • Damals kostete die Epidemie
                                                                                                                     China 2003 rund 1 %-Punkt
 30.000                                                                                                    600       BIP-Wachstum.
 20.000                                                                                                    400     • Das BIP-Wachstum der Welt-
                                                                                                                     wirtschaft wurde 2003 um etwa
 10.000                                                                                                    200       0,2 %-Punkte geschmälert.

        0                                                                                                   0
       21.01.2020                       31.01.2020                      10.02.2020                  20.02.2020
                                Bestätigte Ansteckungen                  Todesfälle (linke Skala)

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Coronavirus-Epidemie_2019/2020.

19.02.2020   China                                                                                                                                    7
China: Einige Fakten zur Coronavirus-Epidemie

Sachstand: 18.02.2020

• Schätzungsweise 72.500 Infizierte; ca. 1.870 Todesfälle; hohe Dunkelziffer

• Industriestadt Wuhan samt Region (60 Mio. Einwohner) abgeriegelt

       Wuhan: Wichtige Wirtschaftsmetropole in Zentral- und Westchina in der Provinz Hubei mit rund neun Millionen Menschen
        im Verwaltungsbezirk. Zum Verwaltungsbezirk Wuhan gehören auch die Städte Hankou und Hanyang.
       In Wuhan fließen der Jangtse und der Han-Fluss zusammen.
       Wuhan hat heute den größten Binnenhafen Chinas, der auch für Seeschiffe befahrbar ist.
       Die Metropole ist auf Grund der Lage ein zentraler Verkehrsknotenpunkt in China
        und verbindet u.a. mit Autobahnen die Metropolregionen Peking und Shanghai.
       Wichtige Industrien in Wuhan: Eisenherstellung aus Erz und Kohle, die in der Region abgebaut werden,
        Textil-, Maschinenbau-, Fahrzeugbau-, Schiffsbau-, Papier-, Zementindustrie

• Große Rückreisewelle nach dem chinesischen Neujahrsfest bisher ausgeblieben – ca. 160 Mio. Wanderarbeiter sitzen
  Presseberichten zufolge in Heimatprovinzen fest; alle Rückkehrer aus besonders betroffenen Gebieten müssen 14 Tage in
  Quarantäne
• Die Regierung hat die Banken angewiesen, kleinen und mittelständischen Unternehmen die Kredite zu verlängern.
• Lait Moody‘s liegt der Anteil der Provinz Hubei bei 3,3 % aller ausstehenden Kredite.
• Die Notenbank (PBoC) stellt den Märkten massiv Liquidität zur Verfügung (bisher ca. 2 Bio. CNY oder 285 Mrd. USD)

Quelle: Presse, LBBW Research

19.02.2020   China                                                                                                         8
Coronavirus-Epidemie: Einordnung

Sachstand: 18.02.2020

• Der Internationale Währungsfonds geht derzeit von Wachstumsverlusten für die Weltwirtschaft
  zwischen 0,1 und 0,2 %-Punkten aus

• Gegensätze zur SARS-Epidemie 2003:

       Chinas Anteil am Welt-BIP lag 2003 bei rund 8,7 %, heute bei rund 19 %

       Chinas Beitritt zur WTO erfolgte 2001: Chinas Bedeutung für die Weltwirtschaft war seinerzeit eher gering, heute enorm.

       Der Konsum, der im Falle einer Epidemie besonders betroffen ist, war für China damals weniger wichtig für die
        gesamtwirtschaftliche Nachfrage (Anteil damals ca. 40 % des BIP, heute ca. 52 % des BIP).

       ABER: Die Chinesen weichen derzeit stark auf E-Commerce aus. Der Online-Handel war 2003 noch minimal, beläuft sich
        heute aber schon auf rund 21 % des Einzelhandels und boomt seit Ausbruch der Epidemie kräftig.

Quelle: LBBW Research; NZZ Online 17.02.2020

19.02.2020   China                                                                                                                9
China: Szenarien

BIP-Wachstum China: Hauptszenario                                                                                    BIP-Wachstum China: Negativszenario
in % Y-Y                                                                                                             in % Y-Y
 12                                                                                                 12                12                                                                                                 12

 10                                                                                                 10                10                                                                                                 10

  8                                                                                                 8                  8                                                                                                 8

  6                                                                                                 6                  6                                                                                                 6

  4                                                                                                 4                  4                                                                                                 4

  2                                                                                                 2                  2                                                                                                 2

  0                                                                                                 0                  0                                                                                                 0
      10      11        12     13   14   15   16   17   18   19   20   21                                                  10      11        12     13   14   15   16   17   18   19   20   21
           China: BIP (% YY)                                                                                                    China: BIP (% YY)
                                                                       Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research                                                                          Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research

• Basis-Annahme: Das Muster der Epidemie folgt üblichen Verlaufs-                                                    • Annahme: Das Virus ist wesentlich „wandelbarer“ als angenommen
  formen eines Influenza-Ausbruchs. Die Infiziertenzahlen ebben im                                                     und breitet sich noch bis über den Sommer epidemisch aus.
  Frühling (März/April) bei steigenden Temperaturen und zunehmen-
  der Luftfeuchtigkeit rasch ab. Trotz Nachholeffekten wird vor allem
  der Konsumausfall i.d.R. aber nicht vollständig kompensiert.                                                       • Folge:
• Wir revidieren unsere BIP-Wachstumsprognose für China im                                                                 Im eher unwahrscheinlichen Negativszenario dürfte Chinas BIP-
  laufenden Jahr von 5,7 % auf 5,2 %.                                                                                      Wachstum 2020 um 2,0 %-Punkte niedriger liegen, d.h. bei 3,7 %.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

19.02.2020         China                                                                                                                                                                                           10
Agenda

01       Einleitung und Fazit                                                            Seite 02
02       Chinas Wirtschaft leidet unter dem Virus                                        Seite 05
03       Exkurs: Auswirkungen von Covid-19 auf globale Zulieferketten und BIP-Wachstum   Seite 11
         - Prognoserevisionen für andere Staaten und Weltwirtschaft

04       Disclaimer                                                                      Seite 22

19.02.2020   China                                                                              11
Anteil der Vorprodukte am Welthandels fällt inzwischen

Anteil des Handels von Vorprodukten am Welthandel
in % d. Welthandels

                                                    • Die weltweite Vernetzung der
                                                      Produktion hat dazu geführt,
                                                      dass der Anteil der Vorprodukte
                                                      am Welthandel zeitweise über
                                                      50 % kletterte. Im Zuge der
                                                      Finanz- und Wirtschaftskrise fiel
                                                      dieser aber wieder unter 50 %.
                                                    • Wie sich nun neuere technolo-
                                                      gische Entwicklungen wie z.B.
                                                      der 3D-Druck auf den Handel
                                                      mit Vorprodukten auswirken
                                                      werden, muss sich noch zeigen.
                                                      Hier könnten durchaus Rück-
                                                      verlagerungen von Produktions-
                                                      stufen die Folge sein.
                                                    • In die gleiche Richtung wirken
                                                      auch zunehmend geopolitische
                                                      Überlegungen, die dazu führen
                                                      könnten, technologiesensitive
                                                      Bereiche im eigenen Land zu
                                                      halten („Handelskrieg“ etc.).
                                                    • Derzeit ist die generelle Ab-
                                                      hängigkeit von Vorprodukten
                                                      bei allen industrielle Produkte
Quelle: Weltbank - World Development Report 2020      für den Weltmarkt produzie-
19.02.2020   China
                                                      renden Ländern aber groß. 12
Global Value Chains (GVC): Asiatische und europäische EM vorn

Einbindung in die globalen Wertschöpfungsketten
Ranking (Werte von 2015)
                                                                    • Die Entwicklung der Indus-
                                                                      trieproduktion spiegelt sich
                                                                      im Grad der Einbindung in
                                                                      die Global Value Chains:
                                                                    • Mit Blick auf den Stand der
                                                                      Entwicklung zeigt sich, dass
                                                                      hier neben den EU-Transforma-
                                                                      tionsländern viele Staaten in
                                                                      Süd- und Ostasien sehr fort-
                                                                      geschritten sind in Bezug auf
                                                                      ihre Einbindung in die GVC.
                                                                    • In Developing Asia zählen
                                                                      einige Staaten zu den Ländern
                                                                      mit „fortgeschrittenem“ Entwick-
                                                                      lungsstand im Verarbeitenden
                                                                      Gewerbe (China, Thailand,
                                                                      Malaysia) oder bei Dienstleis-
                                                                      tungen (Indien, Philippinen).
                                                                    • In Lateinamerika ist nur Mexiko
                                                                      „fortgeschritten“ eingebunden in
                                                                      die GVC des Verarbeitenden
                                                                      Gewerbes. Argentinien, Brasi-
                                                                      lien und Uruguay sind nur „be-
                                                                      grenzt“ eingebunden. Die ande-
Quelle: Weltbank – „World Development Report 2020“, LBBW Research     ren Staaten sind mehr oder
19.02.2020   China
                                                                      weniger „rohstoffbasiert“.    13
Industrieproduktion wächst vor allem in „Developing Asia“

Industrieproduktion weltweit                                                Industrieproduktion der Schwellenländer
indexiert auf 100; 2012 =100 (letzter: März 2019)                           indexiert auf 100; 2012 =100 (letzter: März 2019)

• Die Schwellenländer verzeichneten auch in den vergangenen Jahren          • Diese Entwicklung verlief aber asymmetrisch. Während Asien starke
  weiterhin weltweit die höchsten Zuwachsraten bei der Industrie-             Zuwächse verzeichnete, waren die in Developing Middle and Eastern
  produktion.                                                                 Europe eher moderat, in Lateinamerika sogar signifikant rückläufig.
                                                                            • „Developing Asia“ baut seine ohnehin starke Stellung im Verarbeiten-
                                                                              den Gewerbe weiter aus.
                                                                            • Eine von China auf Asien übergreifende Pandemie wäre eine
Quelle: ifw Kiel – Weltkonjunktur im Winter 2019 (Q4 2019), LBBW Research
                                                                              große Gefahr für die weltweiten Lieferketten.
19.02.2020   China                                                                                                                              14
Anteil importierter Vorprodukte an den Exporten - 2006

Importanteil an den Exporten
in % 2006 („Value added“)
                                                    • Vor Beginn der Finanz- und
                                                      Wirtschaftskrise lag der Anteil
                                                      importierter Vorprodukte an den
                                                      chinesischen Exporten bei
                                                      etwas über 25 %.
                                                    • In Deutschland lag dieser Anteil
                                                      bei etwa 20 %.

Quelle: OECD DVA Database, LBBW Research

19.02.2020   China                                                                  15
Anteil importierter Vorprodukte an den Exporten - 2016

Importanteil an den Exporten
in % 2016 („Value added“)
                                                    • Seitdem hat China den Bezug
                                                      von Vorprodukten für seine Ex-
                                                      porte auf ca. 16 % reduziert. In
                                                      Deutschland blieb dieser Anteil
                                                      mit rund 20 % unverändert.
                                                    • China hat offenbar aufgeholt
                                                      und stellt inzwischen auch
                                                      Produkte her, die 2006 noch
                                                      importiert werden mussten.
                                                      Dies passt zur „Made in China
                                                      2025“-Stratgie. Dieser zufolge
                                                      soll China in 10 Sektoren bis
                                                      2025 Marktführer zumindest im
                                                      eigenen Land werden.
                                                    • China reduziert also seine Ab-
                                                      hängigkeit von Vorprodukten –
                                                      ein Trend, der sich durch den
                                                      jüngsten Handelsstreit mit den
                                                      USA noch beschleunigen dürfte.
                                                    • Die deutsche Exportwirt-
                                                      schaft scheint auf den ersten
                                                      Blick inzwischen abhängiger
                                                      von Vorprodukten zu sein als
                                                      etwa die USA, Japan und
Quelle: OECD DVA Database, LBBW Research              auch China.
19.02.2020   China                                                                   16
GVC: China ist wichtig für Deutschland, die EU noch wichtiger

Zulieferungen für die Exporte anderer
bestehende Verbindungen und deren Stärke („Value added“-Daten 2011)
                                                                                         • Deutschland ist weniger „ab-
                                                                                           hängig“ von China als z.B.
                                                                                           die USA, Japan, Korea oder
                                                                                           Taiwan. Denn Deutschland ist
                                                                                           beim Bezug seiner Vorleis-
                                                                                           tungen vor allem stark mit
                                                                                           Europa vernetzt. Zentral ist
                                                                                           hier die EU.
                                                                                         • Allerdings kommt auch
                                                                                           Deutschland z.B. im Elektro-
                                                                                           niksektor nicht ohne Zuliefe-
                                                                                           rungen aus Asien aus.
                                                                                         • Und in Asien hat sich China zu
                                                                                           einer zentralen Größe innerhalb
                                                                                           der GVC entwickelt.
                                                                                         • Hier unterhält die VR enge
                                                                                           Beziehungen gerade zu den
                                                                                           industriell entwickelten und
                                                                                           fortgeschrittenen Staaten.
                                                                                         • Lieferausfälle aus China bei
                                                                                           bestimmten Produkten könnten
                                                                                           daher auch Deutschland partiell
                                                                                           empfindlich treffen.
Quelle: Weltbank – Making Global Value Chains Work for Development 2016, LBBW Research

19.02.2020   China                                                                                                         17
Europa stärker in regionale GVC eingebunden

Anteil des Handels mit Vorprodukten: Global versus regional
in % des Handels
                                                                    • Generell ist Europa stärker in
                                                                      regionale GVC eingebunden als
                                                                      in „globale“.
                                                                    • Die Abhängigkeit von chinesi-
                                                                      schen Zulieferungen ist hier
                                                                      daher eher moderat.
                                                                    • Einzelne Sektoren – z.B. die
                                                                      Auto- und Elektronikindustrie –
                                                                      könnten bei einer Eskalation der
                                                                      Covid-19-Epidemie in Asien
                                                                      dennoch in Lieferschwierig-
                                                                      keiten geraten.

Quelle: Weltbank – „World Development Report 2020“, LBBW Research

19.02.2020   China                                                                                    18
GVC: Drei zentrale Knoten und ein feines Netzwerk

Handel mit Vorprodukten
graphische Darstellung (Daten: 2011)
• Denn andere für die Weltwirtschaft zentrale Staaten wären zwar
  unmittelbarer von Lieferausfällen aus China betroffen als
  Deutschland und Europa (z.B. die USA), so dass die deutsche
  bzw. europäische Wirtschaft etwas länger “durchhalten” könnte.
• Aufgrund der ausgeprägten generellen globalen Verflech-
  tung wären die Folgen längeranhaltender Zulieferausfälle
  aus China letztendlich aber gravierend für alle.

• Zur Grafik:
• “… Trade in intermediate goods is organized along three large
  regional clusters: East Asia, centered on China; Europe,
  centered on Germany; and North America, centered on the
  United States – and dense extraregional exchanges.
• The East Asia and Europe regional value chains include several
  smaller clusters organized around, for example, Japan and the
  United Kingdom.”

• “Note:
    - includes 61 WTO economies / trade in value-added
    - most important bilateral gross trade flows.
    - the color of the nodes (and their export flows) is from blue
     to red, blue indicating the highest degree of centrality … ”
                                                                     Quelle: Weltbank – Making Global Value Chains Work for Development 2016, LBBW Research

19.02.2020   China                                                                                                                                      19
Negativszenario: Ausweitung von Covid-19 zu globaler Pandemie

Schätzung: Auswirkungen einer Pandemie                                                              BIP: Entwickelte Länder & Emerging Markets
in %-Punkten für das Jahr 2015                                                                      BIP mit IWF-Prognose (%) und Pandemie-Folgen

                                                                                                     8                                                                                                                                        8

                                                                                                     7                                                                                                                                        7

                                                                                                     6                                                                                                                                        6
                                                                                                                                                                                                                  mögliche
                                                                                                                                                                                                                 Wachstums-
                                                                                                     5                                                                                                                5
                                                                                                                                                                                                                  verluste

                                                                                                     4                                                                                                                                        4

                                                                                                     3                                                                                                                                        3

                                                                                                     2                                                                                                                                        2

                                                                                                     1                                                                                                                                        1

                                                                                                     0                                                                                                                                        0
                                                                                                          2010      2011       2012      2013       2014   2015     2016      2017       2018      2019   2020
• Einer Schätzung der WHO für das Jahr 2015 zufolge würde eine
                                                                                                           entwickelte Länder: BIP (%) mit IWF-Prognose      Schwellenländer: BIP (%) mit IWF-Prognose
  ausgewachsene Influenza-Pandemie die entwickelten Länder („High                                                                                                                                           Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research

  Income Countries“) etwa 0,3 %-Punkte BIP-Wachstum p.a. kosten.
  Dies deckt sich mit den Erfahrungen von SARS im Jahr 2003.                                       • Angewendet auf die aktuellen IWF-Prognosen würde dies im Falle
• Schwellenländer würden abhängig vom Entwicklungsstand zwischen                                     einer schwerwiegenden globalen Ausbreitung von Covid-19 bedeu-
  1,0 und 1,6 %-Punkte Wachstum verlieren.                                                           ten, dass die entwickelten Staaten 2020 nur noch etwas über 1 %
                                                                                                     wachsen würden, die Emerging Markets nur noch etwas über 3 %.
• Die Weltwirtschaft insgesamt würde 0,6 %-Punkte Wachstum
  einbüßen.
Quelle: Refinitiv, Bulletin of the World Health Organization Volume 96, Number 2, February 2018, LBBW Research

19.02.2020   China                                                                                                                                                                                                                       20
FAZIT: Schwächeres Wachstum in China dämpft Weltkonjunktur

Prognoserevision auch bei anderen Staaten

• Vor dem Hintergrund der aktuellen Aussagen von Gesundheitsexperten und der bisherigen Erfahrungen mit ähnlichen
  Influenza-Epidemien (z.B. SARS) gehen wir derzeit nicht vom „Negativszenario“ einer Epidemie bzw. globalen Pandemie mit
  über den Sommer hinaus ansteigenden Infiziertenzahlen aus.

• Dennoch ist aufgrund der Epidemie schon jetzt von nennenswerten Nachfrageausfällen in China auszugehen. Dies bedeutet,
  dass auch nach China exportierende Staaten und in China produzierende ausländische Unternehmen Verluste erleiden.
  Zusätzliche Belastungen entstehen durch voraussichtlich ausfallende Zulieferungen aus China an produzierende Unterneh-
  men weltweit. Darüber hinaus dämpfen stark rückläufige Touristenzahlen aus China den Tourismussektor in anderen Staaten
  mehr oder weniger spürbar (z.B. Thailand, Hongkong etc.).
• Wir reduzieren unsere BIP-Wachstumsprognose für 2020 daher nicht nur für China, sondern auch für andere Staaten:
   Deutschland:          Von 0,6 % auf 0,4 %
   Euroraum:             Von 0,9 % auf 0,8 %
   Japan:                Von 0,6 % auf 0,5 %
   EM „ex China“:        Von 3,7 % auf 3,5 %

• Aufgrund guter Frühindikatoren, einer zunehmenden Investitionsneigung vor allem bei kleineren und mittleren Unternehmen,
  voraussichtlich positiver Wachstumseffekte durch den „Phase-1-Deal“ mit China sowie dank der geringen Außenhandelsab-
  hängigkeit der USA heben wir unsere BIP-Prognose für die USA für 2020 dagegen von 1,5 % auf 1,9 % an.

• Das Wachstum der Weltwirtschaft insgesamt reduziert sich für 2020 gemäß unseren Prognoserevisionen für die einzelnen
  Länder von 3,1 % auf 3,0 %.
19.02.2020   China                                                                                                           21
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Datum der Veröffentlichung: 19.02.2020
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19.02.2020   China                                                                                                                                    22
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