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19.02.2020 Uwe Burkert, Chefvolkswirt und Leiter LBBW Research Autor: Matthias Krieger, Senior Economist LBBW Macro Research China und die „Covid-19“-Epidemie: Update zur Konjunktur Exkurs: Auswirkungen von Covid-19 auf globale Zulieferketten und BIP-Wachstum
Agenda 01 Einleitung und Fazit Seite 02 02 Chinas Wirtschaft leidet unter dem Virus Seite 05 03 Exkurs: Auswirkungen von Covid-19 auf globale Zulieferketten und BIP-Wachstum Seite 11 - Prognoserevisionen für andere Staaten und Weltwirtschaft 04 Disclaimer Seite 22 19.02.2020 China 2
Einleitung und Fazit Coronavirus dämpft Chinas Wirtschaft und bedroht internationale Lieferketten (1) • Die Coronavirus-Epidemie - korrekt nun „Covid-19“ - beunruhigt Finanzmärkte und Unternehmen. Die Stadt Wuhan in der Provinz Hubei steht mitsamt Umgebung – insgesamt rund 60 Mio. Einwohner – quasi unter Quarantäne. • Rund 160 Mio. Wanderarbeiter sitzen derzeit nach dem chinesischen Neujahrsfest, zu dem Chinesen traditionell ihre Familien besuchen, wegen Reisebeschränkungen in ihrer Heimatregion fest. Rückkehrer aus besonders betroffenen Regionen müssen zudem erst einmal 14 Tage in Quarantäne. Der daraus resultierende Arbeitskräfteausfall dämpft die Produktion in China und beeinträchtigt damit zunehmend auch internationale Lieferketten. • Die Region Hubei steht für ca. 8 % der chinesischen Autoindustrie. Betroffen sind aber auch andere wichtige Industriesekto- ren. U.a. sind der Maschinenbau, der Schiffsbau sowie die Elektronikindustrie vertreten. Bei längerer Dauer der Epidemie wären folglich Auswirkungen auch auf die globalen Wertschöpfungsketten (Global Value Chains, GVC) zu befürchten. • Wuhan ist zudem ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, an dem der Jangtse- und der Han-Fluss zusammenfließen. Die Stadt verfügt über den größten Binnenhafen Chinas, der auch von Seeschiffen angelaufen werden kann. Zudem liegt Wuhan an wichtigen Straßenverbindungen. • Auch wirtschaftlich besonders belastet ist natürlich das Ausbruchsland einer Epidemie, und hier insbesondere der private Konsum, wenn die Bewohner ihre Wohnungen nicht mehr verlassen und die Einkommen wegen ausfallender Löhne sinken. In China hat sich der Konsum zur wichtigsten Wachstumsstütze entwickelt. Der aus rein wirtschaftlicher Sicht Hauptleidtragende von Covid-19 ist also China selbst. Etwas gedämpft wird der Konsumausfall hier allerdings durch den Umstand, dass inzwi- schen über 20 % des Einzelhandels auf den Online-Handel entfallen und dieser nun in der „Covid-19-Krise“ boomt. • All dies trifft China allerdings zu einer Zeit, in der das Wachstum ohnehin zur Schwäche neigt. Der Handelsstreit mit höheren Zöllen auf chinesische US-Exporte belastet die Wirtschaft im Reich der Mitte ebenso wie strukturelle Probleme vor allem im Bereich der staatlichen Unternehmen, die z.T. einen exorbitanten Verschuldungsgrad aufweisen. 19.02.2020 China 3
Einleitung und Fazit Coronavirus dämpft Chinas Wirtschaft und bedroht internationale Lieferketten (2) • Von entscheidender Bedeutung ist nun, wie lange die Epidemie anhält und ob sie sich zur Pandemie ausweitet. Trotz einiger Fälle außerhalb Chinas mit Todesfolge scheint Covid-19 derzeit soweit im Griff zu sein, dass eine Pandemie, also ein um- fassender Ausbruch außerhalb des Herkunftslandes, eher unwahrscheinlich ist. Auch in China selbst könnte die Epidemie bald abklingen. Dies hat weniger mit den Maßnahmen der chinesischen Behörden als mit dem üblichen Verlaufsmuster eines typischen Influenza-Ausbruchs zu tun. Im Frühling, also bei steigenden Temperaturen und zunehmender Luftfeuchtigkeit, gehen die Ansteckungszahlen i.d.R. rasch zurück. Es gibt aber auch Ausnahmen. • Immerhin: Der US-Gesundheitsexperte Ian Lipkin, der die WHO bereits während der SARS-Epidemie beraten hat, geht laut NZZ derzeit davon aus, dass der Höhepunkt der Epidemie (Anstieg der Zahl der Neuinfizierten) Ende Februar erreicht sein wird und rechnet danach mit einem rasches Abklingen der Epidemie. • SARS kostete China ca. 1 %-Punkt BIP-Wachstum, die Weltwirtschaft 0,2 %-Punkte. Der IWF geht derzeit von Wachstums- verlusten bei der Weltwirtschaft von 0,1 - 0,2 %-Punkten aus. Im Falle einer Eskalation könnten vor allem die Schutzmaßnah- men aber auch zu höheren Wachstumsrückgängen führen. All dies trifft China zu einer Zeit, in der das Wachstum ohnehin zur Schwäche neigt. Der Handelsstreit belastet hier ebenso wie strukturelle Probleme z.B. im Bereich staatlicher Unternehmen. • In unserem Hauptszenario gehen wir von einem „saisonüblichen“ raschen Abklingen der Epidemie in China ab März/ April aus. Das chinesische BIP-Wachstum dürfte im 1. Quartal 2020 wegen Covid-19 rund 2 %-Punkte niedriger aus- fallen. In den Folgequartalen sollte es dann zu Nachholeffekten kommen. Im Gesamtjahr 2020 dürfte die Epidemie China dennoch etwa 0,5 %-Punkte Wachstum kosten. Wir revidieren unsere BIP-Prognose für China für 2020 daher von 5,7 % auf 5,2 %. Im u.E. eher unwahrscheinlichen Negativszenario einer Eskalation von Covid-19 bis weit ins Jahr 2020 könnte das BIP-Wachstum auch im Gesamtjahr um 2 %-Punkte auf dann 3,7 % fallen. • Die Epidemie belastet über Nachfrageausfälle in China, Produktionsausfälle ausländischer Unternehmen in China, ausfallen- de Zulieferungen an Unternehmen weltweit und fallende Touristenzahlen auch andere Länder und macht hier Prognoserevi- sionen beim BIP für 2020 erforderlich. Die für das Weltwirtschaftswachstum revidieren wir von 3,1 % auf 3,0 %. 19.02.2020 China 4
Agenda 01 Einleitung und Fazit Seite 02 02 Chinas Wirtschaft leidet unter dem Virus Seite 05 03 Exkurs: Auswirkungen von Covid-19 auf globale Zulieferketten und BIP-Wachstum Seite 11 - Prognoserevisionen für andere Staaten und Weltwirtschaft 04 Disclaimer Seite 22 19.02.2020 China 5
China: Exporte zuletzt wieder etwas erholt Chinesische Ausfuhren in % Y-Y auf CNY- und USD-Basis • Chinas Exporte litten längere 30 30 Zeit unter der Eskalation des Handelsstreits mit den USA. • Im Zuge des „Phase-1-Deals“ 20 20 zeigten sich die Ausfuhren nun gerade wieder etwas erholt. 10 10 0 0 -10 -10 -20 -20 -30 -30 2018 2019 2020 China: Exporte (% Y-Y; CNY-Basis) China: Exporte (% Y-Y; USD-Basis) Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research Quelle: Refinitiv, LBBW Research 19.02.2020 China 6
China: „Covid-19“ - ein neues Corona-Virus grassiert 2019-nCoV / Covid-19: Epidemiologie Neuer Corona-Virus: Bestätigte Fälle (jeweils kumuliert, weltweit, bei hoher Dunkelziffer) 90.000 1.800 • Der Ausbruch der „Covid-19- Epidemie“ wirft nun aber einen 80.000 1.600 langen Schatten auf die chine- sische Wirtschaft – und damit 70.000 1.400 auch auf die Weltwirtschaft. • Die Infiziertenzahl und die Zahl 60.000 1.200 der Todesfälle übersteigt schon 50.000 1.000 jetzt diejenige während der SARS-Epidemie 2003. 40.000 800 • Damals kostete die Epidemie China 2003 rund 1 %-Punkt 30.000 600 BIP-Wachstum. 20.000 400 • Das BIP-Wachstum der Welt- wirtschaft wurde 2003 um etwa 10.000 200 0,2 %-Punkte geschmälert. 0 0 21.01.2020 31.01.2020 10.02.2020 20.02.2020 Bestätigte Ansteckungen Todesfälle (linke Skala) Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Coronavirus-Epidemie_2019/2020. 19.02.2020 China 7
China: Einige Fakten zur Coronavirus-Epidemie Sachstand: 18.02.2020 • Schätzungsweise 72.500 Infizierte; ca. 1.870 Todesfälle; hohe Dunkelziffer • Industriestadt Wuhan samt Region (60 Mio. Einwohner) abgeriegelt Wuhan: Wichtige Wirtschaftsmetropole in Zentral- und Westchina in der Provinz Hubei mit rund neun Millionen Menschen im Verwaltungsbezirk. Zum Verwaltungsbezirk Wuhan gehören auch die Städte Hankou und Hanyang. In Wuhan fließen der Jangtse und der Han-Fluss zusammen. Wuhan hat heute den größten Binnenhafen Chinas, der auch für Seeschiffe befahrbar ist. Die Metropole ist auf Grund der Lage ein zentraler Verkehrsknotenpunkt in China und verbindet u.a. mit Autobahnen die Metropolregionen Peking und Shanghai. Wichtige Industrien in Wuhan: Eisenherstellung aus Erz und Kohle, die in der Region abgebaut werden, Textil-, Maschinenbau-, Fahrzeugbau-, Schiffsbau-, Papier-, Zementindustrie • Große Rückreisewelle nach dem chinesischen Neujahrsfest bisher ausgeblieben – ca. 160 Mio. Wanderarbeiter sitzen Presseberichten zufolge in Heimatprovinzen fest; alle Rückkehrer aus besonders betroffenen Gebieten müssen 14 Tage in Quarantäne • Die Regierung hat die Banken angewiesen, kleinen und mittelständischen Unternehmen die Kredite zu verlängern. • Lait Moody‘s liegt der Anteil der Provinz Hubei bei 3,3 % aller ausstehenden Kredite. • Die Notenbank (PBoC) stellt den Märkten massiv Liquidität zur Verfügung (bisher ca. 2 Bio. CNY oder 285 Mrd. USD) Quelle: Presse, LBBW Research 19.02.2020 China 8
Coronavirus-Epidemie: Einordnung Sachstand: 18.02.2020 • Der Internationale Währungsfonds geht derzeit von Wachstumsverlusten für die Weltwirtschaft zwischen 0,1 und 0,2 %-Punkten aus • Gegensätze zur SARS-Epidemie 2003: Chinas Anteil am Welt-BIP lag 2003 bei rund 8,7 %, heute bei rund 19 % Chinas Beitritt zur WTO erfolgte 2001: Chinas Bedeutung für die Weltwirtschaft war seinerzeit eher gering, heute enorm. Der Konsum, der im Falle einer Epidemie besonders betroffen ist, war für China damals weniger wichtig für die gesamtwirtschaftliche Nachfrage (Anteil damals ca. 40 % des BIP, heute ca. 52 % des BIP). ABER: Die Chinesen weichen derzeit stark auf E-Commerce aus. Der Online-Handel war 2003 noch minimal, beläuft sich heute aber schon auf rund 21 % des Einzelhandels und boomt seit Ausbruch der Epidemie kräftig. Quelle: LBBW Research; NZZ Online 17.02.2020 19.02.2020 China 9
China: Szenarien BIP-Wachstum China: Hauptszenario BIP-Wachstum China: Negativszenario in % Y-Y in % Y-Y 12 12 12 12 10 10 10 10 8 8 8 8 6 6 6 6 4 4 4 4 2 2 2 2 0 0 0 0 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 China: BIP (% YY) China: BIP (% YY) Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research • Basis-Annahme: Das Muster der Epidemie folgt üblichen Verlaufs- • Annahme: Das Virus ist wesentlich „wandelbarer“ als angenommen formen eines Influenza-Ausbruchs. Die Infiziertenzahlen ebben im und breitet sich noch bis über den Sommer epidemisch aus. Frühling (März/April) bei steigenden Temperaturen und zunehmen- der Luftfeuchtigkeit rasch ab. Trotz Nachholeffekten wird vor allem der Konsumausfall i.d.R. aber nicht vollständig kompensiert. • Folge: • Wir revidieren unsere BIP-Wachstumsprognose für China im Im eher unwahrscheinlichen Negativszenario dürfte Chinas BIP- laufenden Jahr von 5,7 % auf 5,2 %. Wachstum 2020 um 2,0 %-Punkte niedriger liegen, d.h. bei 3,7 %. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 19.02.2020 China 10
Agenda 01 Einleitung und Fazit Seite 02 02 Chinas Wirtschaft leidet unter dem Virus Seite 05 03 Exkurs: Auswirkungen von Covid-19 auf globale Zulieferketten und BIP-Wachstum Seite 11 - Prognoserevisionen für andere Staaten und Weltwirtschaft 04 Disclaimer Seite 22 19.02.2020 China 11
Anteil der Vorprodukte am Welthandels fällt inzwischen Anteil des Handels von Vorprodukten am Welthandel in % d. Welthandels • Die weltweite Vernetzung der Produktion hat dazu geführt, dass der Anteil der Vorprodukte am Welthandel zeitweise über 50 % kletterte. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise fiel dieser aber wieder unter 50 %. • Wie sich nun neuere technolo- gische Entwicklungen wie z.B. der 3D-Druck auf den Handel mit Vorprodukten auswirken werden, muss sich noch zeigen. Hier könnten durchaus Rück- verlagerungen von Produktions- stufen die Folge sein. • In die gleiche Richtung wirken auch zunehmend geopolitische Überlegungen, die dazu führen könnten, technologiesensitive Bereiche im eigenen Land zu halten („Handelskrieg“ etc.). • Derzeit ist die generelle Ab- hängigkeit von Vorprodukten bei allen industrielle Produkte Quelle: Weltbank - World Development Report 2020 für den Weltmarkt produzie- 19.02.2020 China renden Ländern aber groß. 12
Global Value Chains (GVC): Asiatische und europäische EM vorn Einbindung in die globalen Wertschöpfungsketten Ranking (Werte von 2015) • Die Entwicklung der Indus- trieproduktion spiegelt sich im Grad der Einbindung in die Global Value Chains: • Mit Blick auf den Stand der Entwicklung zeigt sich, dass hier neben den EU-Transforma- tionsländern viele Staaten in Süd- und Ostasien sehr fort- geschritten sind in Bezug auf ihre Einbindung in die GVC. • In Developing Asia zählen einige Staaten zu den Ländern mit „fortgeschrittenem“ Entwick- lungsstand im Verarbeitenden Gewerbe (China, Thailand, Malaysia) oder bei Dienstleis- tungen (Indien, Philippinen). • In Lateinamerika ist nur Mexiko „fortgeschritten“ eingebunden in die GVC des Verarbeitenden Gewerbes. Argentinien, Brasi- lien und Uruguay sind nur „be- grenzt“ eingebunden. Die ande- Quelle: Weltbank – „World Development Report 2020“, LBBW Research ren Staaten sind mehr oder 19.02.2020 China weniger „rohstoffbasiert“. 13
Industrieproduktion wächst vor allem in „Developing Asia“ Industrieproduktion weltweit Industrieproduktion der Schwellenländer indexiert auf 100; 2012 =100 (letzter: März 2019) indexiert auf 100; 2012 =100 (letzter: März 2019) • Die Schwellenländer verzeichneten auch in den vergangenen Jahren • Diese Entwicklung verlief aber asymmetrisch. Während Asien starke weiterhin weltweit die höchsten Zuwachsraten bei der Industrie- Zuwächse verzeichnete, waren die in Developing Middle and Eastern produktion. Europe eher moderat, in Lateinamerika sogar signifikant rückläufig. • „Developing Asia“ baut seine ohnehin starke Stellung im Verarbeiten- den Gewerbe weiter aus. • Eine von China auf Asien übergreifende Pandemie wäre eine Quelle: ifw Kiel – Weltkonjunktur im Winter 2019 (Q4 2019), LBBW Research große Gefahr für die weltweiten Lieferketten. 19.02.2020 China 14
Anteil importierter Vorprodukte an den Exporten - 2006 Importanteil an den Exporten in % 2006 („Value added“) • Vor Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise lag der Anteil importierter Vorprodukte an den chinesischen Exporten bei etwas über 25 %. • In Deutschland lag dieser Anteil bei etwa 20 %. Quelle: OECD DVA Database, LBBW Research 19.02.2020 China 15
Anteil importierter Vorprodukte an den Exporten - 2016 Importanteil an den Exporten in % 2016 („Value added“) • Seitdem hat China den Bezug von Vorprodukten für seine Ex- porte auf ca. 16 % reduziert. In Deutschland blieb dieser Anteil mit rund 20 % unverändert. • China hat offenbar aufgeholt und stellt inzwischen auch Produkte her, die 2006 noch importiert werden mussten. Dies passt zur „Made in China 2025“-Stratgie. Dieser zufolge soll China in 10 Sektoren bis 2025 Marktführer zumindest im eigenen Land werden. • China reduziert also seine Ab- hängigkeit von Vorprodukten – ein Trend, der sich durch den jüngsten Handelsstreit mit den USA noch beschleunigen dürfte. • Die deutsche Exportwirt- schaft scheint auf den ersten Blick inzwischen abhängiger von Vorprodukten zu sein als etwa die USA, Japan und Quelle: OECD DVA Database, LBBW Research auch China. 19.02.2020 China 16
GVC: China ist wichtig für Deutschland, die EU noch wichtiger Zulieferungen für die Exporte anderer bestehende Verbindungen und deren Stärke („Value added“-Daten 2011) • Deutschland ist weniger „ab- hängig“ von China als z.B. die USA, Japan, Korea oder Taiwan. Denn Deutschland ist beim Bezug seiner Vorleis- tungen vor allem stark mit Europa vernetzt. Zentral ist hier die EU. • Allerdings kommt auch Deutschland z.B. im Elektro- niksektor nicht ohne Zuliefe- rungen aus Asien aus. • Und in Asien hat sich China zu einer zentralen Größe innerhalb der GVC entwickelt. • Hier unterhält die VR enge Beziehungen gerade zu den industriell entwickelten und fortgeschrittenen Staaten. • Lieferausfälle aus China bei bestimmten Produkten könnten daher auch Deutschland partiell empfindlich treffen. Quelle: Weltbank – Making Global Value Chains Work for Development 2016, LBBW Research 19.02.2020 China 17
Europa stärker in regionale GVC eingebunden Anteil des Handels mit Vorprodukten: Global versus regional in % des Handels • Generell ist Europa stärker in regionale GVC eingebunden als in „globale“. • Die Abhängigkeit von chinesi- schen Zulieferungen ist hier daher eher moderat. • Einzelne Sektoren – z.B. die Auto- und Elektronikindustrie – könnten bei einer Eskalation der Covid-19-Epidemie in Asien dennoch in Lieferschwierig- keiten geraten. Quelle: Weltbank – „World Development Report 2020“, LBBW Research 19.02.2020 China 18
GVC: Drei zentrale Knoten und ein feines Netzwerk Handel mit Vorprodukten graphische Darstellung (Daten: 2011) • Denn andere für die Weltwirtschaft zentrale Staaten wären zwar unmittelbarer von Lieferausfällen aus China betroffen als Deutschland und Europa (z.B. die USA), so dass die deutsche bzw. europäische Wirtschaft etwas länger “durchhalten” könnte. • Aufgrund der ausgeprägten generellen globalen Verflech- tung wären die Folgen längeranhaltender Zulieferausfälle aus China letztendlich aber gravierend für alle. • Zur Grafik: • “… Trade in intermediate goods is organized along three large regional clusters: East Asia, centered on China; Europe, centered on Germany; and North America, centered on the United States – and dense extraregional exchanges. • The East Asia and Europe regional value chains include several smaller clusters organized around, for example, Japan and the United Kingdom.” • “Note: - includes 61 WTO economies / trade in value-added - most important bilateral gross trade flows. - the color of the nodes (and their export flows) is from blue to red, blue indicating the highest degree of centrality … ” Quelle: Weltbank – Making Global Value Chains Work for Development 2016, LBBW Research 19.02.2020 China 19
Negativszenario: Ausweitung von Covid-19 zu globaler Pandemie Schätzung: Auswirkungen einer Pandemie BIP: Entwickelte Länder & Emerging Markets in %-Punkten für das Jahr 2015 BIP mit IWF-Prognose (%) und Pandemie-Folgen 8 8 7 7 6 6 mögliche Wachstums- 5 5 verluste 4 4 3 3 2 2 1 1 0 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 • Einer Schätzung der WHO für das Jahr 2015 zufolge würde eine entwickelte Länder: BIP (%) mit IWF-Prognose Schwellenländer: BIP (%) mit IWF-Prognose ausgewachsene Influenza-Pandemie die entwickelten Länder („High Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research Income Countries“) etwa 0,3 %-Punkte BIP-Wachstum p.a. kosten. Dies deckt sich mit den Erfahrungen von SARS im Jahr 2003. • Angewendet auf die aktuellen IWF-Prognosen würde dies im Falle • Schwellenländer würden abhängig vom Entwicklungsstand zwischen einer schwerwiegenden globalen Ausbreitung von Covid-19 bedeu- 1,0 und 1,6 %-Punkte Wachstum verlieren. ten, dass die entwickelten Staaten 2020 nur noch etwas über 1 % wachsen würden, die Emerging Markets nur noch etwas über 3 %. • Die Weltwirtschaft insgesamt würde 0,6 %-Punkte Wachstum einbüßen. Quelle: Refinitiv, Bulletin of the World Health Organization Volume 96, Number 2, February 2018, LBBW Research 19.02.2020 China 20
FAZIT: Schwächeres Wachstum in China dämpft Weltkonjunktur Prognoserevision auch bei anderen Staaten • Vor dem Hintergrund der aktuellen Aussagen von Gesundheitsexperten und der bisherigen Erfahrungen mit ähnlichen Influenza-Epidemien (z.B. SARS) gehen wir derzeit nicht vom „Negativszenario“ einer Epidemie bzw. globalen Pandemie mit über den Sommer hinaus ansteigenden Infiziertenzahlen aus. • Dennoch ist aufgrund der Epidemie schon jetzt von nennenswerten Nachfrageausfällen in China auszugehen. Dies bedeutet, dass auch nach China exportierende Staaten und in China produzierende ausländische Unternehmen Verluste erleiden. Zusätzliche Belastungen entstehen durch voraussichtlich ausfallende Zulieferungen aus China an produzierende Unterneh- men weltweit. Darüber hinaus dämpfen stark rückläufige Touristenzahlen aus China den Tourismussektor in anderen Staaten mehr oder weniger spürbar (z.B. Thailand, Hongkong etc.). • Wir reduzieren unsere BIP-Wachstumsprognose für 2020 daher nicht nur für China, sondern auch für andere Staaten: Deutschland: Von 0,6 % auf 0,4 % Euroraum: Von 0,9 % auf 0,8 % Japan: Von 0,6 % auf 0,5 % EM „ex China“: Von 3,7 % auf 3,5 % • Aufgrund guter Frühindikatoren, einer zunehmenden Investitionsneigung vor allem bei kleineren und mittleren Unternehmen, voraussichtlich positiver Wachstumseffekte durch den „Phase-1-Deal“ mit China sowie dank der geringen Außenhandelsab- hängigkeit der USA heben wir unsere BIP-Prognose für die USA für 2020 dagegen von 1,5 % auf 1,9 % an. • Das Wachstum der Weltwirtschaft insgesamt reduziert sich für 2020 gemäß unseren Prognoserevisionen für die einzelnen Länder von 3,1 % auf 3,0 %. 19.02.2020 China 21
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