LBBW Macro Research Update: China - kommt jetzt der Abschwung ? 18.01.2019 - Die LBBW
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18.01.2019 LBBW Macro Research Update: China - kommt jetzt der Abschwung ? Uwe Burkert, Chefvolkswirt Autor: Matthias Krieger
Agenda 01 Einleitung Seite 02 02 Außenhandel Seite 04 03 Binnenwirtschaft Seite 10 04 Maßnahmen zur Konjunkturstützung Seite 17 05 Fazit Seite 22 06 Disclaimer Seite 25 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 2
Einleitung Die Sorge um die chinesische Konjunktur nimmt zu • Um den Jahreswechsel 2018/19 haben die Sorgen um die chinesische Konjunktur spürbar zugenommen. Zuerst kamen schlechte Umsatzdaten vom China-Geschäft des US-Elektronikkonzerns Apple in Verbindung mit pessimistischeren Umsatz- erwartungen für 2019. Und für den Dezember 2018 wurden dann auch noch deutlich schwächer als erwartete Ex- und Import- zahlen aus der Volksrepublik veröffentlicht. All dies hat in Verbindung mit dem nach wie vor schwelenden Handelskonflikt Ängste in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung im Reich der Mitte und damit auch um die Weltwirtschaft genährt. • China trägt seit vielen Jahren den größten Anteil zum BIP-Wachstum der Welt bei, und ist im Zeitablauf für viele exportorien- tierte Industrieländer wie Deutschland, Japan oder Südkorea zu einem der wichtigsten Abnehmer von Investitions- und Kon- sumgütern geworden. Das Land ist für zahlreiche ausländische Unternehmen zudem ein bedeutender Produktionsstandort und Zulieferer von zentraler Bedeutung. Als weltgrößter Nachfrager nach Rohstoffen ist seine Bedeutung darüber hinaus für viele Rohstoffe exportierende Schwellenländer kaum zu überschätzen. • Das Beunruhigende an der gegenwärtigen Situation ist, dass China mit dem ihm von US-Präsident Trump aufgezwungenen Handelsstreit zu einer Zeit konfrontiert wird, in der die Volksrepublik an anderen Ecken mit Aufräum- und Sanierungsarbeiten eigentlich genug beschäftigt wäre. Das Problem der Überkapazitäten in einigen Industriesektoren ist nicht gelöst, die z.T. sehr hohe Verschuldung vieler Staatsunternehmen muss reduziert werden, der kaum regulierte Schattenbankensektor muss weiter eingedämmt und am Immobilienmarkt einer Blasenbildung entgegengewirkt werden. • Gleichzeitig braucht China aber ein ausreichend hohes Wachstum, um mit Blick auf die anhaltende Urbanisierung genügend neue Arbeitsplätze zu schaffen. Nicht zu vergessen die ambitionierten Ziele in Bezug auf den Aufstieg zu einer der führenden Technologienationen der Welt im Rahmen des „Made in China 2025“-Projekts. • Einen wirtschaftlichen Einbruch zu verhindern, ist derzeit das oberste Ziel der chinesischen Führung. Die Frage ist, wie dies gelingen kann, ohne einen zu hohen Preis zu bezahlen, und wie widrig die Umstände tatsächlich sind. 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 3
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Chinesische Exporte in die USA im Trend weiter angestiegen Chinas Handel mit den USA: Exporte und Importe in Mrd. USD pro Monat mit gleitendem 12-Monatsdurchschnitt • Die chinesischen Exporte in die USA waren bis einschließlich Dezember 2018 im Trend aufwärts gerichtet, was das chinesische BIP-Wachstum im 4. Quartal 2018 gestützt hat. Die chinesischen Einfuhren aus den USA gingen dagegen zuletzt zurück, d.h. der Handelsstreit schadet bis dato vor allem der US-Wirtschaft. • Der jüngste chinesische Exportanstieg in die USA dürfte noch immer dem Umstand geschuldet sein, dass US-Importeure aus Furcht vor steigenden US-Zöllen auf chinesische Einfuhrgüter im Vorfeld der von Trump angekündigten Anhebung des Zollsatzes von 10% auf 25% auf chinesische Einfuhrgüter im Wert von 200 Mrd. USD Importe aus China vorziehen, d.h. quasi „auf Lager“ importierten. • Dieser Trend könnte anhalten, solange die US-Zollerhöhung aufge- schoben ist und noch verhandelt wird (90 Tage ab dem 1. Dezember 2018, dem Tag der Übereinkunft). In Q1 2019 könnten die chinesi- schen US-Exporte somit noch überdurchschnittlich hoch bleiben. • Wegen der hohen „Lagerbestände“ an chinesischen Gütern in den USA dürften die chinesischen US-Exporte danach aber zunächst einmal eher fallen, und zwar auch dann, wenn man sich im Handels- streit gütlich einigen sollte. Das chinesische BIP-Wachstum dürfte seitens der Exporte in die USA im weiteren Jahresverlauf 2019 daher eher unter Druck geraten – mehr oder weniger. • Im Falle einer Eskalation des Handelsstreits natürlich wesentlich stärker. Im schlimmsten Fall rechnen wir mit einer Belastung des chinesischen BIP-Wachstums um bis zu 1 %-Punkt (sehen Sie Quelle: Refinitiv, LBBW Research hierzu unsere diversen China-Beiträge aus 2018). 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 5
Gesamtexporte im Trend aufwärts gerichtet, Importe fallen Chinas Handel mit der Welt: Exporte und Importe in Mrd. USD • Die gesamten chinesischen Exporte stagnierten zuletzt zwar, allerdings bei einem per se intakten Aufwärtstrend. • Die gesamten Importe Chinas waren dagegen zuletzt rück- läufig. • Der chinesische Handelsbilanz- überschuss stieg vor diesem Hintergrund zuletzt an, was den Außenbeitrag zum BIP-Wachs- tum erhöht hat. • Der jüngste Rückgang der Importe könnte nun aber auf eine Abschwächung der Binnennachfrage in China hindeuten, was Sorgen um die konjunkturelle Verfassung der Volksrepublik nährt. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 6
Wachstum bei Exporten und Importen zuletzt negativ Chinas Handel mit der Welt: Exporte und Importe in % Y-Y (USD-Basis) • Die prozentuale Entwicklung bei den Ex- und Importen Chinas insgesamt wies zum Jahres- ende 2018 auf Jahresbasis einen Rückgang auf. • Da die chinesischen Exporte in die USA zuletzt eher zulegten, könnte der Rückgang bei den Exporten Chinas insgesamt einer zum Jahresende etwas schwächeren Weltwirtschaft per se geschuldet sein. In der Tat waren die Wachstumsdaten in vielen Ländern zuletzt schlech- ter ausgefallen. • Der auch nominal deutlich stär- kere Rückgang der chinesi- schen Importe im Vergleich zu den Exporten lässt sich damit aber nicht erklären. Dies könnte einer deutlichen Abschwächung der Binnennachfrage in China zuzuschreiben sein. • Es gibt aber noch eine andere Quelle: Refinitiv, LBBW Research Möglichkeit: 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 7
Chinas Importe fallen vor allem wegen gesunkener Rohstoffpreise Welthandelsvolumen (real) Rohstoffpreise in % Y-Y indexiert auf 100 8 8 6 6 4 4 2 2 0 0 -2 -2 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Welthandelsvolumen "real" (% Y-Y) Quelle: Thomson Reuters Datastream, LBBW Research • Zunächst einmal zeigt die Entwicklung des realen Welthandels- • Der signifikante Rückgang bei den Importen Chinas in den letzten volumens zumindest bis zum letzten verfügbaren Datenpunkt im Monaten könnte auch weniger einer ausgeprägten Verschlechterung Oktober 2018 keine wirkliche Schwäche, d.h. die Weltwirtschaft kann der chinesischen Binnennachfrage, als vielmehr dem kräftigen zumindest bis vor kurzem real nicht in einem wirklich schlechten Zu- Rückgang der weltweiten Rohstoffpreise geschuldet sein. stand gewesen sein. Und die chinesischen Exporte konnten - wie • Gerade in den letzten Monaten des Jahres 2018 fielen diese deut- gesehen - ihren Aufwärtstrend bis Ende 2018 fortsetzen. lich, was die Importrechnung Chinas als größtem Rohstoffnach- frager der Welt verbilligt und so zu einem sinkenden Importvolumen Quelle: Refinitiv, LBBW Research geführt haben könnte - dies aber nur „nominal“, was per se wenig 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen über die Stärke der Binnennachfrage in China aussagen würde. 8
PMI Manufacturing fällt – vor allem wegen der Export-Orders PMI Manufacturing und New Export Orders Index • Ein signifikanter Rückgang der Rohstoffpreise ist aber auch Ausdruck einer sich verschlech- ternden Stimmung in Bezug auf die Weltwirtschaft. • Eine solche bestätigt auch der Rückgang des chinesischen PMI Manufacturing. Hintergrund ist vor allem der starke Rück- gang der Subkomponente „New Export Orders“. Hier wirkt sich die Furcht vor einem Handels- krieg stark belastend aus. • Ein Handelskrieg wäre ein Faktor, der die chinesische Wirtschaft und auch die Welt- wirtschaft insgesamt stark negativ beeinflussen würde. • Ein aus chinesischer Sicht akzeptables BIP-Wachstum könnte das Land dann nur mit Hilfe einer robusten Binnen- nachfrage erzielen. • Wie stark aber ist die Binnen- Quelle: Refinitiv, LBBW Research konjunktur in China? 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 9
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Chinesischer Dienstleistungssektor bleibt im Aufschwung PMI Manufacturing und Services Index • Der Rückgang des chinesi- schen PMI Manufacturing unter die 50er-Marke bzw. der starke Einbruch der Subkomponente „New Export Orders“ hat die Märkte beunruhigt. • Mit Blick auf die chinesische Gesamtwirtschaft darf aber nicht übersehen werden, dass Chinas Wirtschaft sich stark verändert hat. Die Exportquote (Exporte in % des BIP) hat sich von in der Spitze 36% (2007) auf zuletzt 18% halbiert und auf den Dienstleistungssektor ent- fällt mit inzwischen 52 % der größte Teil des BIP. • Der PMI Services weist mit Werten um die 54 aber weiter- hin auf eine nachhaltige Expan- sion hin. • Dies spricht gegen eine wirklich bedenkliche Schwäche der chinesischen Binnenkonjunktur. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 11
Exkurs: Binnenkonjunktur wird zum Wachstumsmotor Exportquote Chinas Anteile am chinesischen BIP nach Sektoren in % des BIP in % des BIP 40 40 35 35 30 30 Zunahme 25 25 seit 1993 20 20 15 15 10 10 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 China: Exportquote (% BIP, MAV 4Q) Quelle: Thomson Reuters Datastream, LBBW Research • War Chinas Wirtschaftswachstum lange Zeit stark exportorientiert, • Die Veränderung von Chinas Wirtschaft lässt sich sehr gut am Anteil hat sich dies seit der Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich gewan- des Dienstleistungssektors ablesen. Dieser ist von rund 35% des delt. Die Exportquote fiel von in der Spitze 36% auf zuletzt rund 18% BIP noch vor 25 Jahren auf rund 52%, d.h. um 17 %-Punkte des BIP des BIP. gestiegen. • Chinas Aufschwung basiert also zunehmend auf der Binnenwirt- Quelle: Refinitiv, LBBW Research schaft. 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 12
Pkw-Verkäufe drehen ins Minus Pkw-Verkäufe in China in 1.000 Einheiten/Monat (mit MAV 12M) bzw. in % Y-Y • Mit Blick auf den privaten Kon- 3000 120 sum nährte nun aber ein Rück- gang bei den Umsätzen im Automobilsektor die Sorge vor 100 2500 einer generellen Schwäche. • In der Tat waren die verkauften 80 Stückzahlen bei Pkw 2018 erst- mals seit Jahrzehnten rück- 2000 60 läufig (-4,1 %). • Bedeutsam ist hier u.E. aber, dass zum einen Subventionen 1500 40 für den Autokauf ausliefen. Vor allem aber, dass sehr viele 20 Städte wegen der drängenden 1000 Umweltproblematik zuletzt Fahrverbote für Pkw mit her- 0 kömmlichem Antrieb verhäng- ten. Dies dürfte viele potenzielle 500 Autokäufer erst einmal zum -20 Abwarten veranlasst haben. • Die Verkaufszahlen bei Elektro- 0 -40 und Hybridfahrzeugen steigen 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 dagegen kräftig an. Die Nach- China: Pkw-Verkäufe (1.000 Einheiten pro Monat) MAV 12M Pkw-Verkäufe in % Y-Y (r.S.) Quelle: Thomson Reuters Datastream, LBBW Research frage per se ist also da, dürfte Quelle: Refinitiv, LBBW Research sich aber verlagern. 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 13
Einzelhandel trotzt Schwäche beim Automobilabsatz Einzelhandelsumsätze: Gesamt versus Automobile in % Y-Y 15 15 • Dass die zuletzt deutlich rück- läufigen Verkaufszahlen im Automobilsektor eher eine branchenspezifische Ursache haben und nicht Ausdruck einer 10 10 generellen Schwäche des privaten Konsums in China sind, zeigt eine Betrachtung der Einzelhandelsumsätze. 5 5 • Im Automobilsektor waren diese 2018 deutlich rückläufig. • Die Einzelhandelsumsätze 0 0 insgesamt, also mit den Auto- mobilumsätzen, waren aber trotz deren Rückgang noch immer signifikant positiv (zuletzt -5 -5 +8,1 % Y-Y). • Der private Konsum bleibt vor diesem Hintergrund ungeachtet der aktuellen Schwäche in der -10 -10 der Automobilbranche wohl ein Wachstumstreiber für die chine- 14 15 16 17 18 19 sische Wirtschaft. China: Einzelhandelsumsätze gesamt (% Y-Y) Einzelhandelsumsätze Automobile (% Y-Y) Quelle: Thomson Reuters Datastream, LBBW Research Quelle: Refinitiv, LBBW Research 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 14
Binnennachfrage mit Abstand wichtigster Wachstumstreiber China: Beiträge zum BIP-Wachstum in %-Punkten p.a. (MAV 4Q) • Immerhin trug der private Kon- sum zuletzt rund 5 %-Punkte zu Chinas BIP-Wachstum bei und wies auch 2018 eine weiter zunehmende Bedeutung auf. • Auf die Investitionen entfielen rund 2 %-Punkte, mit abneh- mender Tendenz. • Die Binnennachfrage insgesamt ist seit langem der dominieren- Binnen- de Wachstumstreiber im Reich nachfrage der Mitte • Der Beitrag der Netto-Exporte war dagegen zuletzt negativ. Grund sind die infolge der robusten Binnennachfrage deutlich stärker als die Exporte steigenden Einfuhren. Netto- Exporte Quelle: Refinitiv, LBBW Research 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 15
Chinesisches Potenzialwachstum fällt Finanzierungen („Social Financing“): Bestandszunahme nach Finanzierungstypen in % des BIP • Laut OECD fällt das chinesische Potenzialwachstum und liegt inzwi- schen „nur noch“ bei etwas über 6 % p.a. Hintergrund ist u.a. der im Trend nachlassende Beitrag der Investitionen zum BIP-Wachstum. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen: • Zum einen existieren Überkapazitäten in einigen Industriesektoren, die vor allem entstanden sind, weil Staatsunternehmen von staat- licher Seite immer wieder angewiesen wurden, zur Konjunktur- stützung ihre Investitionen zu erhöhen. Dies führte zudem zu einer hohen Verschuldung im Bereich der Staatsunternehmen und muss nun korrigiert werden, was die Investitionstätigkeit dämpft. Aus die- sem Grund hat in den letzten Quartalen auch das Wachstum regulä- rer CNY-Buchkredite chinesischer (Staats-) Banken nachgelassen. • Zum andern hat China mit Blick auf den unregulierten Sektor der „Schattenbanken“ einen deutlich restriktiveren Kurs eingeschlagen. Vor allem Finanzinstrumente wie „Entrusted Loans“, „Trust Loans“ und „Undiscounted Banker‘s Acceptances“ werden seit einiger Zeit teilweise deutlich zurückgefahren. • All dies stärkt die Stabilität des Finanzsektors, wirkt Überkapazitäten entgegen und ist grundsätzlich positiv zu werten. Es führt aber auch zu Rückgängen bei Investitionen, die zuvor mit solchen Instrumenten getätigt wurden und dämpft damit die Investitionstätigkeit. • Eine Rückkehr zu den in früheren Zeiten i.d.R. zweistelligen BIP- Wachstumsraten steht also nicht zu erwarten. Angesichts der er- reichten Höhe des chinesischen BIP stellen aber auch Wachstums- Quelle: Refinitiv, LBBW Research raten um 6 % p.a. oder etwas weniger exorbitante Zuwächse dar. 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 16
Agenda 01 Einleitung Seite 02 02 Außenhandel Seite 04 03 Binnenwirtschaft Seite 10 04 Maßnahmen zur Konjunkturstützung Seite 17 05 Fazit Seite 22 06 Disclaimer Seite 25 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 17
Expansivere Geldpolitik stützt Kreditvergabe Mindestreservesätze und Kreditvergabe in % bzw. in %Y-Y • Vor dem Hintergrund des Handelsstreits hat China vorbeugend eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, die einer konjunkturellen Abschwächung entgegen wirken sollen. • Dazu gehört u.a. eine wieder expansivere Geldpolitik. • Zur Stützung der Konjunktur wurden die Mindestreserve- sätze mehrfach gesenkt. • Die Kreditvergabe wies vor diesem Hintergrund zuletzt steigende Wachstumsraten auf. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 18
Eine Chance für chinesische Privatunternehmen Unternehmensinvestitionen in % Y-Y • Wegen der akuten Schuldenproblematik bei den Staatsunternehmen (SoE) will Chinas Führung nun die Investitionstätigkeit der privaten Unternehmen anregen. Auf diese entfallen rund 60% des BIP und rund 80% der Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft. • Lange Zeit wurden die Privatunternehmen vor allem beim Zugang zu Finanzierungsmitteln benachteiligt. Die Staatsbanken finanzierten vorrangig staatliche Unternehmen. • Jetzt wurden die Staatsbanken angewiesen, auch Privatunterneh- men mit Krediten zu versorgen. Privatunternehmen • Darüber hinaus wurden die Unternehmenssteuern deutlich gesenkt alle Unternehmen und die Abschreibungsmöglichkeiten verbessert, was Investitionen attraktiver macht. Staatsunternehmen • Diese Maßnahmen haben in Verbindung mit der expansiveren Geld- politik beim Wachstum der Unternehmensinvestitionen insgesamt zuletzt zu einer Stabilisierung bzw. Bodenbildung geführt. • Auf die Privatunternehmen entfällt seit Anfang 2018 der Löwenanteil bei den Unternehmensinvestitionen. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 19
China bei Infrastrukturinvestitionen künftig wieder expansiver Öffentliche Infrastrukturinvestitionen in % Y-Y • Ein traditioneller Hebel zur Konjunkturstützung in China sind die öffentlichen Infrastrukturinvestitionen. • Das Ausgabenwachstum war hier seit Ende 2017 rückläufig. Im Juli 2018 wurde nun aber ein neues Konjunkturprogramm über 1,35 Bio. CNY (rund 200 Mrd. USD) für zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen verkündet: - Bau neuer Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken - Bau von U-Bahnen - Bau von Flughäfen Weitere Projekte, die intensiviert werden könnten, wären: - Entwicklung ländlicher Regionen - Intensivierung von „Belt and Road“ („Neue Seidenstraße“) • Wir gehen davon aus, dass die Zuwachsraten bei den öffentlichen Infrastrukturinvestitionen nun wieder nach ober weisen werden, ohne allerdings wieder in die Nähe der alten Hochs zu kommen. • Denn der frühere massive Aufbau von Kapazitäten gerade im Bau- sektor war der Hauptgrund für die heutigen gravierenden Probleme mit Überkapazitäten und die hohe Verschuldung vieler Staatsunter- nehmen. Aus diesen Fehlern scheint man gelernt zu haben. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 20
Steuersenkungen stützen die Konjunktur Auswirkungen von Steuersenkungen (2019) in % d. BIP bzw. in %-Punkten d. BIP • Statt wie früher vor allem auf zusätzliche voluminöse öffentliche Infrastruktur- und sonstige Bauprojekte zu setzen, scheint die chinesische Führung nun einen marktwirtschaftlicheren Weg einschlagen zu wollen, um die Konjunktur zu stützen. • Dazu zählt neben einer expansiveren Geldpolitik und einer Redu- zierung der Diskriminierung von Privatunternehmen z.B. bei der Gewährung von Krediten insbesondere die Steuerpolitik. • Gesenkt wurden nun neben den Unternehmens- auch die Einkom- menssteuern. Ebenso der gesplittete Umsatzsteuersatz, der für einige Industriesektoren zum 1. Mai 2018 um 1 %-Punkt fiel. • Laut einer Schätzung der US-Investmentbank J.P.Morgan dürfte die Senkung der Einkommenssteuer das BIP-Wachstum Chinas 2019 um 0,30 %-Punkte erhöhen und die Senkung der Unternehmens- steuern um 0,16 %-Punkte. Zusammen also um rund 0,5 %-Punkte. • Es steht zu erwarten, dass Chinas Führung im Jahresverlauf noch weitere Steuersenkungen beschließen wird, die ebenfalls wachs- tumsstützend wirken sollten. Einige chinesische Forschungsinstitute rechnen 2019 u.a. bei der Mehrwertsteuer mit einer weiteren Sen- kung um 2 %-Punkte. Quelle: J.P.Morgan Special Report – „Ten Questions about China in 2019“, LBBW Research 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 21
Agenda 01 Einleitung Seite 02 02 Außenhandel Seite 04 03 Binnenwirtschaft Seite 10 04 Maßnahmen zur Konjunkturstützung Seite 17 05 Fazit Seite 22 06 Disclaimer Seite 25 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 22
BIP-Wachstum dürfte sich weiter abschwächen, dies aber moderat BIP-Wachstum mit LBBW-Prognose in % 12 12 • Das Wachstum der chinesi- schen Wirtschaft dürfte nicht unbeeindruckt bleiben von den Auswirklungen der gestiegenen 10 10 Verunsicherung weltweit. Hierzu zählen der Handelsstreit, u.U. aber auch der „Brexit“ und die Lage im Euroraum (Italien). 8 8 • Hinzu kommen zyklische Fak- toren, die in einigen Ländern die Wachstumsperspektiven 6 6 dämpfen, wie z.B. Engpässe am Arbeitsmarkt (u.a. Deutsch- land) oder steigende Zinsen. 4 4 • Vor dem hier geschilderten Hintergrund sollte das Reich der Mitte gleichwohl 2019 eine BIP-Wachstumsrate von rund 2 2 6% realisieren können. • Im Falle einer unkontrollierten Eskalation des Handelsstreits 0 0 mit den USA - dies entspricht 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 nicht unserem Hauptszenario - China: BIP (%) LBBW-Prognose Quelle: Thomson Reuters Datastream, LBBW Research könnte die Wachstumsrate Quelle: OECD Economic Outlook 21.11.2018, LBBW Research 2019 auch unter 6% fallen, 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen vorerst kaum aber unter 5%. 23
Fazit Chinas BIP-Wachstum dürfte 2019 an Dynamik verlieren, gleichwohl aber 6% erreichen • China kämpft derzeit an vielen Fronten, und nach wie vor ist unklar, ob der Handelsstreit mit den USA gelöst werden kann. Mit Blick auf die Fortschritte bei der wirtschaftlichen Transformation von einer stark exportgetriebenen zu einer vor allem auf der Binnennachfrage basierenden Volkswirtschaft dürfte China - u.a. mit Blick auf seine Reserven - aber in der Lage sein, auch einige schwierige Jahre zu überbrücken. Das Land weist einen anhaltend hohen Investitionsbedarf zur Entwicklung noch immer rückständiger Regionen auf und verfügt bei anhaltenden Leistungsbilanzüberschüssen sowohl über die benötigten Devisenreserven (über 3.000 Mrd. USD), als auch über ausreichende inländische Finanzierungsressourcen (sehr hohe Sparquote, moderate Staatsverschuldung von rund 56 % des BIP), um die Binnennachfrage zumindest für einige Zeit zwecks Kompensation von Ausfällen im Außenhandel zu stabilisieren. • Auf Sicht von ein bis zwei Jahren dürfte sich das chinesische BIP-Wachstum u.E. dennoch weiter auf 6,0 % p.a., im Falle einer Ausweitung des Handelsstreits auch unter 6 % abschwächen. • Eine in den nächsten zwei bis drei Jahren kompromisslos auf anhaltend hohes Wachstum von deutlich über 6 % p.a. ausge- richtete Politik zur Kompensation außenwirtschaftlicher Rückschläge im Falle einer Eskalation des Handelsstreits wäre aber nicht ratsam, und würde einen zu hohen Preis in der Zukunft fordern. Wichtige Reformen und Sanierungsaufgaben müssten dann zurückgestellt würden, was in fernerer Zukunft sehr teuer käme. • Zumindest bis dato positiv zu vermerken ist, dass die chinesische Regierung von der früheren Praxis abzurücken scheint, zur Konjunkturstützung vorrangig Staatsunternehmen zu oft unrentablen Investitionen heranzuziehen. Man versucht stattdessen, mit Steuersenkungen und der Erleichterung des Zugangs von Privatunternehmen zu (Bank-) Krediten einen marktkonforme- ren Weg einzuschlagen, um die chinesische Wirtschaft am Laufen zu halten. Ein durch die aktuellen Schwierigkeiten einge- läutetes Ende der Diskriminierung von Privatunternehmen könnte sich auf längere Sicht als Glücksfall erweisen, wenn diese zum Motor eines künftig stärker als bisher rentabilitäts- und technologiebasierten Aufschwungs in China würden. 18.01.2019 Makro | Zinsen | Währungen 24
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