Lebensmittelverpackungen - nachhaltig - ISOE Policy Brief 08 - Forschung für Nachhaltige ...

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Lebensmittelverpackungen - nachhaltig - ISOE Policy Brief 08 - Forschung für Nachhaltige ...
ISOE Policy Brief 08

Lebensmittelverpackungen –
nachhaltig
Wege zu einer nachhaltigen Gestaltung und
Vermeidung von Verpackungen

Zusammenfassung
Plastikmüll ist ein zentrales Umweltproblem        dementsprechend gestaltet werden. Drittens
des 21. Jahrhunderts. Ein Großteil dieses Mülls    müssen Unternehmen Ressourcen für betrieb­
stammt aus lediglich kurzzeitig genutzten Ein­     liche Innovation bereitstellen und Veränderungs­
wegverpackungen. Lebensmittelhersteller und        prozesse möglichst transparent und partizipativ
Lebensmittelhandel stehen vor der Herausforde­     gestalten. Neben technischen Innovationen
rung, eine nachhaltige Gestaltung, Nutzung und     sollten soziale Innovationen und organisatori­
Reduktion von Kunststoffverpackungen voran­        sche Anpassungen im Mittelpunkt stehen. Die­
zutreiben. Drei Überlegungen sind hier zentral.    ser Policy Brief bietet eine wissenschaftlich
Erstens muss der Einsatz von kurzlebigen           fundierte Grundlage insbesondere für Unter­
Einwegverpackungen möglichst vermieden und         nehmen und Verbände in der Lebensmittelver­
reduziert werden. Zweitens müssen in den           sorgung, aber auch für politische Entscheidungs­
Bereichen, in denen Vermeidung nicht möglich       träger*innen sowie Mitarbeitende in Behörden,
oder ökologisch sinnvoll ist, Materialien nach     die sich diesen Erfordernissen stellen und damit
                                                                                                      Foto stock.adobe.com: angelo.gi

Nachhaltigkeitskriterien (Ökobilanzen, toxikolo­   als Pioniere der Nachhaltigkeit zu einer Lösung
gische Tests) ausgewählt und Verpackungen          des Plastikmüllproblems beitragen wollen.

Juni 2021
Lebensmittelverpackungen - nachhaltig - ISOE Policy Brief 08 - Forschung für Nachhaltige ...
ISOE Policy Brief 08   Lebensmittelverpackungen – nachhaltig                                                          Juni 2021

                                                                Hintergrund
                                                                In den zurückliegenden Jahren stieg die Masse an
                                                                Ver­packungsmüll in Deutschland kontinuierlich auf
                                                                18,9 Millionen Tonnen im Jahr 2018 an. Pro Kopf sind
                                                                das im Durchschnitt 227 Kilogramm.

                                                                   Kunststoffverpackungen bilden mit ca.
                                                                   17 % (nach Masse) einen signifikanten und
                                                                   wachsenden Anteil des Verpackungsmülls.

                                                                Dieser Anstieg erzeugt vielfältige Probleme. So können
                                                                die im Kunststoff enthaltenen Additive potenziell schädliche
     Ergebnisse und                                             Auswirkungen auf Mensch und Umwelt haben. Hinzu
     Handlungsempfehlungen                                      kommt, dass sich durch die Langlebigkeit von Kunststoffen
                                                                in der Natur bei gleichzeitiger unsachgemäßer Entsorgung

    1      Der Einsatz von Einwegverpackungen
           muss grundlegend reduziert werden.
     Eine umfassende Reflexion der technischen,
                                                                das Problem der Vermüllung verschärft. Die Corona-
                                                                Krise hat das Litteringproblem und den Trend zu Einweg­
                                                                verpackungen (z.B. Food to go) weiter verstärkt.
     logistischen und arbeitspraktischen Anforde­
     rungen an Verpackungen sowie ihrer Infor­                  Lebensmittelhersteller und Händler, die auf diese Probleme
     mations- und Werbefunktionen ermöglicht                    reagieren und ihr Angebot von Kunststoffverpackungen
     es Lebensmittelhändlern und Herstellern,                   überdenken, stehen vor komplexen Herausforderungen. So
     Spielräume für Verpackungsvermeidung und                   reduzieren Verpackungsvermeidung und unverpackter
     den Verkauf unverpackter Waren zu erfassen.                Lebensmittelverkauf zwar die Menge an Kunststoffabfällen,
                                                                gleichzeitig besteht die Gefahr wachsender Lebensmittel­

    2      Wo Vermeidung nicht möglich ist,
           sollten nachhaltige Verpackungs­
     lösungen zum Einsatz kommen.
                                                                abfälle. Bioabbaubare Kunststoffe werden zunehmend als
                                                                Alternativen zu herkömmlichen Kunststoffen eingesetzt. Es
                                                                zeigt sich aber, dass diese ökologisch und gesundheitlich
     Mehrwegsysteme und recyclingfähige Mate­                   problematisch sind.
     rialien zeigen in Ökobilanzen Vorteile, während
     bioabbaubare Kunststoffe unter aktuellen                   Für strategische Entscheidungen zum Thema nachhaltige
     Bedingungen meist weder kreislauffähig noch                Lebensmittelverpackungen und Plastikmüllvermeidung sind
     ökologisch vorteilhaft sind. Durch erweiterte              deshalb drei Fragen zentral:
     Materialtests können Verpackungshersteller
     ausschließen, dass die Ver­packung schädliche                 1. Was muss die Verpackung können?
     Chemikalien an das Lebensmittel abgibt.
                                                                   2.	Was ist die nachhaltigste Verpackungs­

    3      Nachhaltige Verpackungslösungen
           erfordern grundlegende Innovationen
     im betrieblichen Alltag.
                                                                       lösung für den konkreten Anwendungsfall?

                                                                   3.	Wie lassen sich nachhaltige Innovations­
     Diese gehen über rein technologische Neue­                        prozesse vorantreiben?
     rungen hinaus und setzen auf organisatorische
     Anpassungen, deren Erfolgschancen durch
     Partizipation der Angestellten erhöht werden
     können. Ein entsprechendes Commitment
     des Unternehmens sowie Ressourcen sind
     unabdingbar.
                                                                                                                                   Foto stock.adobe.com: Chid

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ISOE Policy Brief 08   Lebensmittelverpackungen – nachhaltig                                                                        Juni 2021

Verpackungen gezielt vermeiden                                          unnötiger Umverpackungen) und zeigt Barrieren auf
                                                                        (Identifi­kation grundlegender Funktionen wie z.B. die
Verpackungen erfüllen vielfältige Aufgaben in den Berei­                automatisierte und standardisierte Warenerfassung) für
chen Produktpräsentation, Warenlogistik oder Laden­                     Verpackungs­vermeidung. Die gezielte Veränderung der
repräsentation (Abbildung 1). Antworten auf die Frage                   Verpackungs­anforderungen kann dabei entscheidend zu
„Was muss die Verpackung können?“ sind daher Ausgangs­                  einer nach­haltigeren Verpackungslösung beitragen. So
punkt für Verpackungs- und Müllvermeidung. Dazu ge­-                    ermöglichen alternative Formen der Lebensmittelversorgung
hören eine prozess- und produktspezifische Bewertung der                wie Unverpackt-Läden, Erzeuger-Verbraucher-Kooperati­
technischen Verpackungsanforderungen wie Barriere­                      ven, bäuerliche Direktvermarktung oder die regionale
eigenschaften oder Stabilität, aber auch eine Bewertung                 Koope­ration von Handel und Erzeuger*innen die Vermei­
der logistischen und arbeitspraktischen sowie kunden­                   dung von Verpackungen. Der klassische Lebensmittelhandel
bezogenen Anforderungen an eine Verpackung.                             kann von solchen Pionieren der Verpackungsvermeidung
                                                                        lernen und Systeme adaptieren, wie das etwa im Fall
Eine Reflexion der Verpackungsfunktionen eröffnet Spiel­                der“bulk bins“ (Abfüllbehälter) zum Unverpackt-Verkauf
räume (Identifikation von „low hanging fruits“ wie z.B.                 schon gemacht wird.

Verpackungsfunktionen und Vermeidungs­potenziale im Supermarkt
Abbildung 1

                                                Status Quo                                    Verbesserungspotenzial

    Produktpräsentation

                                                Verpackung bietet als Informationsträger      Wie kann verpackungsfreie oder digitale
                                                Produktorientierung                           Informationsbereitstellung funktionieren?

                                                Die Form der Verpackung leitet die flexible   Wie kann eine effiziente Handhabung
Verpackung leitet die Präsentation              Hand­habung und Platzierung von Produkten     und Präsentation unverpackter Waren
der Produkte gegenüber poten­ziellen                                                          ermöglicht werden?
Kund*innen

    Warenlogistik

                                                Verpackung dient als Indikator                Welche Mitarbeiterkompetenzen erfordert
                                                für Frische (MHD, Versiegelung)               eine verpackungslose Qualitätskontrolle?

                                                Verpackung vermittelt zwischen Produkt­       Wie kann eine effiziente Mehrweglogistik
                                                strömen und Warenwirtschafts­system           in Unternehmen umgesetzt werden?
Verpackung erleichtert die Evaluation von
Produktqualitäten und Produktmengen

    Laden­repräsentation

                                                Die visuelle Gestaltung und Anordnung         Ist ein vielfältiges und attraktives Angebot
                                                von Verpackung unter­stützt die               außerhalb genereller Rund-um-die-Uhr-
                                                Repräsen­tation von Fülle                     Verfügbarkeit denkbar?
                                                                                                                                                 Fotos stock.adobe.com: Brastock; Chid; Kondor83

                                                Verpackung beeinflusst die Repräsentation     Wie trägt ein Unverpackt-Segment zur
                                                und Sicherstellung von Frische                Attraktivität eines Geschäfts bei?
Verpackung ermöglicht die Reproduktion
zentraler Qualitätsmerkmale eines gut
geführten Supermarktes

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ISOE Policy Brief 08   Lebensmittelverpackungen – nachhaltig                                                         Juni 2021

Verpackungen nachhaltig                                          Gleichzeitig bezieht sich die zertifizierte Abbaubarkeit der
gestalten                                                        Materialien auf genau definierte Parameter wie Testumge­
                                                                 bungen und Foliendicken, sodass Verpackungen in der
Nicht überall können Verpackungen sinnvoll vermieden             Umwelt oft deutlich langsamer abgebaut werden. Biobasierte
werden, was zur Frage führt: Was ist die nachhaltigste           Kunststoffe bieten zwar durch die Verwendung nachwach­
Verpackungslösung für den konkreten Anwendungsfall?              sender Rohstoffe ökologische Vorteile, führen aber auch
Zur Beantwortung dieser Frage muss die unter ökologischen        zu Problemen wie etwa Flächenkonkurrenz zwischen Anbau
und gesundheitlichen Gesichtspunkten beste Verpackung            dieser Rohstoffe und der Nahrungsmittelerzeugung.
anhand unterschiedlicher Kriterien bewertet werden. Eine
generelle Orientierung für Verpackungen aus Kunststoff           Ein wichtiger Aspekt, der in gängigen Ökobilanzen noch
geben die in Abbildung 2 dargestellten Punkte. Infobox 1         keine Beachtung findet, ist die toxikologische Sicherheit des
bietet einen Überblick über Praxistools und Leitfäden,           Verpackungsmaterials. In Kunststoffen enthaltene Chemi­
die eine produktspezifische Auswahl nachhaltiger Ver­            kalien (Zusatzstoffe wie Weichmacher, Farbstoffe, Antioxi­
packungslösungen erleichtern.                                    dantien) können im Zeitverlauf an das Lebensmittel ab­
                                                                 gegeben werden. Die Summe dieser Substanzen sowie
Ökobilanzen, in die Rohstoffbedarfe, Energieaufwand und          deren toxikologischen Effekte werden durch die gesetzliche
Abfallverwertung einfließen, sollten Grundlage für die           Regulierung bisher nicht ausreichend abgedeckt. Um hier
Verpackungsauswahl sein. Die ökologische Bewertung               unbedenkliche Verpackungen garantieren zu können, sind
einer Lebensmittelverpackung muss dabei immer im Verbund         erweiterte Materialtests, die über gesetzliche Standards
„Lebensmittel plus Verpackung“ erfolgen. Kunststoff­             hinausgehen, essenziell. Solche erweiterten Tests sollten
verpackungen sind aus Nachhaltigkeitssicht den gängigen          für neue Verpackungen grundsätzlich durchgeführt oder
Alternativen wie Papier oder Glas nicht per se unterlegen.       von Lieferanten angefordert werden.
Insbesondere, wenn Aspekte wie Kreislauf­führung oder
gesundheitliche Unbedenklichkeit berück­sichtigt werden,
können gezielt eingesetzte Kunststoff­ver­packungen Teil einer
nachhaltigeren Lebensmittelversorgung sein.                      Nachhaltige Innovationsprozesse
                                                                 ermöglichen
Toxikologische Sicherheit                                        Die Beantwortung der Frage „Wie lassen sich nachhaltige
                                                                 Innovationsprozesse vorantreiben?“ erfordert im betrieb­
Ökologisch vorteilhaft sind Materialien, die wiederver­          lichen Alltag einen Blick auf das Zusammenspiel von
wendbar und recyclingfähig sind. Im Getränkesegment              Alltagsroutinen, Kompetenzen, Normen, gesetzlichen
gibt es etablierte Mehrwegsysteme für Glas- und Kunst­-          Regularien und technischen Infrastrukturen. Nachhaltige
stoff­flaschen. Für Einwegverpackungen aus gängigen              Innovationsprozesse können hier durch vier Aspekte
Kunst­stoffen wie PET, PP, HDPE und LDPE existieren gut          gelingen: Berücksichtigung politischer und rechtlicher
funktionierende Recyclingsysteme. Ein Materialmix                Rahmenbedingungen, Mobilisierung von Ressourcen,
bzw. Mehrlagenfolien aus unterschiedlichen Materialien           unternehmensinterne Partizipationskultur sowie Transpa­
erschweren aus technischer Sicht das Recycling.                  renz und Kollaboration in der Lieferkette.
Lebensmittelverpackungen aus selten verwendeten
Kunststoffen (zusammengefasst unter dem Recycling-               1. Berücksichtigung politischer und rechtlicher
Symbol „7 – andere“) können theoretisch recyclingfähig           Rahmenbedingungen
sein, in der Praxis sind diese wegen der geringen Stoff­         Nachhaltigkeitsinnovationen erfordern die Auseinanderset­
ströme nicht praktikabel. Im Sinne einer konsequenten            zung mit politischen Rahmenbedingungen und rechtlichen
Kreislaufführung sollten zudem vermehrt Rezyklate genutzt        Regularien (z.B. Verpackungsgesetz, REACH-Verordnung,
werden, sofern dem rechtliche Regelungen nicht entgegen­         EU Plastics Strategy). Politische Instrumente wie erweiterte
stehen (z.B. EG 282/2008) und die Lebensmittelsicherheit         Produktverantwortung, Mehrweg- und Recyclingquoten,
gewährleistet ist.                                               Steuern, Produktverbote oder Transparenzregeln sind
                                                                 wichtige Anstöße für Veränderungen. Nachhaltigkeits­
Kompostierbare Lebensmittelverpackungen aus bioabbau­            bewusste Unternehmen und Verbände können nicht nur
baren Kunststoffen sind ökologisch nicht vorteilhaft, da         von solchen Regelungen profitieren, sondern auch politisch
die Abbaubarkeit der meisten gängigen Biokunststoffe sich        für nötige Veränderungen in der Gesetzgebung eintreten,
auf (industriellen) Kompost beschränkt und in anderen            um einen möglichen Wettbewerbsnachteil für ökologische
natürlichen Umgebungen (z.B. Meer) viel geringer ist.            Pioniere zu verhindern.

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ISOE Policy Brief 08   Lebensmittelverpackungen – nachhaltig                                                                       Juni 2021

Kriterien nachhaltiger Verpackungsauswahl
Abbildung 2

                                                 Status Quo                                   Verbesserungspotenzial

    Ökobilanz

                                                 Durch Ökobilanzierung kann die               Gibt es vergleichbare Ökobilanzen der
                                                 Nachhaltigkeit von Verpackungen und          Verpackungsalternativen?
                                                 Lebensmitteln integriert betrachtet werden

                                                 Probleme wie Meeresmüll und chemische        Sind weitere Bewertungsgrundlagen
Ökobilanzen bilden die Basis für                 Sicherheit werden in gängigen Ökobilanzen    für die Verpackungswahl verfügbar und
nachhaltiges Verpackungsdesign                   nicht erfasst                                relevant?

    Mehrweg

                                                 Mehrwegverpackungen sind vor allem           Ist eine Umstellung auf Mehrweg­verpackung
                                                 bei kurzen Transportwegen und einfacher      möglich?
                                                 Reinigung ökologisch vorteilhaft

                                                 Nachhaltige Mehrwegnutzung                   Welche bestehenden Mehrwegsysteme
                                                 erfordert effiziente und verbreitete         kommen in Frage?
Mehrwegverpackungen können helfen,
                                                 Systemlösungen
Verpackungsmüll zu reduzieren

    Recycling

                                                 Materialmix und selten verwendete            Wie kann die Recyclingfähigkeit der
                                                 Kunststoffe erschweren das Recycling         Verpackung erhöht werden?

                                                 Die Nutzung von Rezyklaten hinkt dem         Können ohne Einschränkung der
                                                 Angebot hinterher                            Produktsicherheit Rezyklate eingesetzt
Recycling ist ein wichtiger Baustein
                                                                                              werden?
der Kreislaufwirtschaft

    Biokunststoffe

                                                 Kompostierung von Biokunststoffen            Wie wird die Verpackung am Lebensende
                                                 ist oft nur eingeschränkt möglich und        entsorgt?
                                                 verbessert die Ökobilanz nicht

                                                 Biobasierte Kunststoffe können ökologische   Wurden die Vor- und Nachteile der
                                                 Vorteile bieten, wenn Recyclingfähigkeit     Umstellung auf Biokunststoff gleichermaßen
Biobasierte und/oder bioabbaubare Kunst­
                                                 und chemische Sicherheit bedacht werden      berücksichtigt?
                                                                                                                                                Fotos stock.adobe.com: Chid; Farknot Architect; Sved Oliver; ruslan_khismatov;

stoffe sind verbreitete Kunststoffalternativen

    Chemische Sicherheit

                                                 Regulierung umfasst nur wenige,              Werden erweitere Materialtests
                                                 bekannte Chemikalien und wird                durchgeführt?
                                                 der chemischen Komplexität fertiger
                                                 Verpackung nicht gerecht

                                                 Die chemische Komplexität nimmt vom          Werden vertrauenswürdige Informationen
                                                 unverarbeiteten Pellet bis zum fertigen      zur gesundheitlichen Unbedenklicheit der
Potenzielle Migration von gesundheits­
                                                                                                                                                ISOE: Danijela Milosevic

                                                 Produkt zu – Materialinformationen werden    Verpackung bereitgestellt / geteilt?
gefährdenden Stoffen muss geprüft werden
                                                 jedoch oft nicht geteilt

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ISOE Policy Brief 08     Lebensmittelverpackungen – nachhaltig                                                        Juni 2021

                                                                  2. Ressourcenbereitstellung
     Infobox 1                                                    Innovationen erfordern Ressourcen wie Geld, Zeit und
                                                                  Wissen. Ohne aktive und konsequente Innovationsbereit­
     Wichtige Leitfäden und praktische                            schaft können Hürden, die allen Veränderungsprozessen
     Tools zu nachhaltiger Verpackung                             innewohnen, nicht überwunden werden. Nachhaltigkeit
                                                                  muss daher als wichtiger Wert im Unternehmen mit
     Ökobilanz Leitfaden und Toolbox für                         entsprechender Ressourcenausstattung verankert sein.
      ökologische Verpackungsgestaltung
     ■   www.ecodesign-packaging.org                              3. Wissen der Mitarbeitenden nutzen
                                                                  Mitarbeiter*innen verfügen über entscheidendes Wissen
     Mehrweg Infos zur ökologische Bewertung                     für eine erfolgreiche Gestaltung von Veränderungsprozessen,
      von Mehrwegverpackungen                                     wie etwa die Entwicklung nachhaltiger Verpackungslösun­
     ■   www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/nabumehr­             gen. Sie sollten daher in Entscheidungsprozesse bei
         wegguide.html                                            Verpackungsinnovationen eingebunden sein. So können
     ■   www.duh.de/Getraenkeverpackungssysteme.pdf               Alltagstauglichkeit und Umsetzbarkeit innovativer Ver­
                                                                  packungslösungen gewährleistet werden. Partizipation
     Recycling Tools zur Bestimmung der Recyc­                   funktioniert dabei nicht selektiv oder auf Anweisung,
      lingfähigkeit von Kunststoffverpackungen                    sondern muss Teil der Unternehmenskultur werden.
     ■   www.henkel.de/nachhaltige-verpackungen
     ■   www.recyclass.eu/de/recyclass-online-tool                4. Transparenz und Kooperation
                                                                  Mehr Transparenz zu Verpackungen entlang der Lieferkette
     Biokunststoffe Online-Tool zum Vergleich                    ist notwendig. Dazu gehört eine Offenlegung der Inhaltsstoffe
      der gängigsten Biokunststoffe                               sowie der Ergebnisse von Ökobilanzen und Materialtests.
     ■   www.biokunststofftool.de

     Chemische Sicherheit Informationen zu
      Verpackungsmaterialien und chemischer                       Die Nachwuchsforschungsgruppe
      Sicherheit
                                                                  PlastX
     ■   www.foodpackagingforum.org
                                                                  Die Nachwuchsgruppe „PlastX – Kunststoffe als systemi­
                                                                  sches Risiko für sozial-ökologische Versorgungssysteme“
                                                                  untersucht mit einem inter- und transdisziplinären For­
                                                                  schungsansatz die gesellschaftliche Rolle von Plastik und
                                                                  damit verbundene Umweltauswirkungen. Das Team aus
                                                                  Sozial- und Naturwissenschaftler*innen erarbeitet hierbei,
                                                                  wie ein nachhaltigerer Umgang mit Plastik und insbesondere
                                                                  Plastikverpackungen möglich ist. An der Nachwuchsgruppe
                                                                  PlastX sind neben dem ISOE – Institut für sozial-ökologische
                                                                  Forschung die Goethe-Universität Frankfurt am Main und
                                                                  das Max-Planck-Institut für Polymerforschung beteiligt.
                                                                  Gefördert wird die Nachwuchsgruppe vom Bundesministe­
                                                                  rium für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm
                                                                  „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA)“.

                                                                  www.plastx.org

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ISOE Policy Brief 08   Lebensmittelverpackungen – nachhaltig                                                                     Juni 2021

Referenzen

Haider, Tobias P./Carolin Völker/Johanna        Sattlegger, Lukas (2020): Making Food         Zimmermann, Lisa/Andrea Dombrowski/
Kramm/Katharina Landfester/Frederik R.          Manageable – Packaging as a Code              Carolin Völker/Martin Wagner (2020):
Wurm (2019): Plastics of the future? The        of Practice for Work Practices at the          Are bioplastics and plant-based materials
impact of biodegradable polymers on the         Supermarket Lukas Journal of Contem­          safer than conventional plastics? In
environment and on society. Angewandte          porary Ethnography                            vitro toxicity and chemical composition.
Chemie International Edition 58 (1), 50–62                                                    Environment International (106066)
                                                Sattlegger, Lukas (2021): Negotiating
Kramm, Johanna/Lukas Sattlegger/Jenny           attachments to plastic – a trans-sequential
Fuhrmann/David Steinwender (2018):              analysis of a wholesaler’s plastic            Zitiervorschlag
Sustainable Transformation of Food              reduction strategy. Social Studies of
Distribution Systems – Research and             Science (eingereicht)                         Sattlegger, Lukas/Tobias Haider/Lisa
Practice in a Transdisciplinary Discussion.                                                   Zimmermann/Carolin Völker (2021):
                                                Sattlegger, Lukas/Lisa Zimmermann/Maik        Lebensmittelverpackungen – nachhaltig.
ISOE-Materialien Soziale Ökologie, 53.
                                                Birnbach (2020): Von der unsichtbaren zur     Wege zu einer nachhaltigen Gestaltung
Frankfurt am Main: ISOE – Institut für
                                                durchschaubaren Verpackung. Prinzipien        und Vermeidung von Verpackungen.
sozial-ökologische Forschung
                                                nachhaltiger Verpackungsgestaltung.           ISOE Policy Brief Nr. 8. Frankfurt am Main:
Kröger, Melanie/Lukas Sattlegger/Alexandra      Ökologisches Wirtschaften 35 (1), 38–42       ISOE – Institut für sozial-ökologische
Wittwer/Jens Pape (2020): Verpackungs­                                                        Forschung
                                                Völker, Carolin/Johanna Kramm (2020):
reduzierte Beschaffung. Protokoll einer
                                                Bioplastik – Kunststoffe der Zukunft?
fiktiven Gesprächsrunde zwischen Einzel-
                                                In: Melanie Kröger, Jens Pape und             Schlagworte
und Großhandel. In: Kröger, Melanie/Jens
                                                Alexandra Wittwer (Hg.): Einfach weg­
Pape/Alexandra Wittwer (Hg.): Einfach
                                                lassen? Ein wissenschaftliches Lesebuch       Plastik, Verpackung, Müllvermeidung,
weglassen? Ein wissenschaftliches
                                                zur Reduktion von Plastikverpackungen         Lebensmittelhandel, unverpackt,
Lesebuch zur Reduktion von Plastikverpa­
                                                im Lebensmittelhandel. München: oekom         nachhaltige Innovation
ckungen im Lebensmittelhandel. München:
                                                verlag
oekom verlag, 305–326
                                                Zimmermann, Lisa/Georg Dierkes/Thomas A.
Sattlegger, Lukas (2020): Die Schwierigkeit
                                                Ternes/Carolin Völker/Martin Wagner (2019):
des Weglassens. Verpackungsfunktionen
                                                Benchmarking the in Vitro Toxicity and
im Supermarkt. In: Kröger, Melanie/Jens
                                                Chemical Composition of Plastic Consumer
Pape/Alexandra Wittwer (Hg.): Einfach
                                                Products. Environmental Science and
weglassen? Ein wissenschaftliches
                                                Technology 53 (19), 11467–11477
Lesebuch zur Reduktion von Plastik­
verpackungen im Lebensmittelhandel.
München: oekom verlag, 101–118

ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung,                                             Impressum
Frankfurt am Main
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                                                                                              Lisa Zimmermann, Carolin Völker
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                                                                                              Redaktion: Nicola Schuldt-Baumgart
Nachhaltigkeitsforschung. Seit mehr als 30 Jahren entwickelt
                                                                                              Design & Layout: Iris Dresler, Harry Kleespies
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Wasser, Energie, Klimaschutz, Mobilität, Urbane Räume, Biodiversität                          ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
und sozial-ökologische Systeme.                                                               Hamburger Allee 45
                                                                                              60486 Frankfurt am Main

Mit den Policy Briefs möchte das ISOE Expertinnen und Experten                                Tel. +49 69 707 69 19-0
für nachhaltige Entwicklung auf neue und praxisorientierte                                    E-Mail: info@isoe.de

Forschungsansätze aufmerksam machen. Die ISOE Policy Briefs                                   www.isoe.de
sind kostenfrei online verfügbar unter                                                        https://isoe.blog
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