SKOLIOSE Information und Anleitung über die Behandlung mit dem modifizierten Chenau-Korsett

 
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SKOLIOSE Information und Anleitung über die Behandlung mit dem modifizierten Chenau-Korsett
SKOLIOSE
 Information und Anleitung über die Behandlung
      mit dem modifizierten Chenau-Korsett

Bern                Adliswil
Fon 031 388 89 89   Fon 044 771 29 92
Basel               Luzern REHA
Fon 061 691 62 70   Fon 041 367 70 17
Luzern ORTHO        Schaffhausen
Fon 041 210 86 83   Fon 052 625 21 12
Solothurn           St. Gallen
Fon 032 624 11 55   Fon 071 222 63 44
Thun                Winterthur
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Zürich
Fon 044 422 46 22
SKOLIOSE Information und Anleitung über die Behandlung mit dem modifizierten Chenau-Korsett
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Vorwort

Die Diagnose Skoliose ist für Jugendliche und deren Eltern oft eine spezielle
Situation, welche Ungewissheit hervorruft. Die Behandlung ist vielfältig und es
braucht ein gut geschultes Team von Ärzten, Physiotherapeuten und
Orthopädietechniker.

Das Korsett wird in der Regel 2 bis 3 Jahre nach Möglichkeit 20 Stunden am Tag
getragen werden. Dies ist ein relativ grosser Eingriff in den Alltag eines Jugendlichen.
Der Kompromiss zwischen Tragkomfort, Wirksamkeit und Optik ist immer wieder eine
grosse Herausforderung für uns.

Wichtig ist, dass die betroffene Person sowie die Eltern von dieser Therapie
überzeugt sind. Mit dieser Broschüre möchten wir nicht nur erklären was eine
Skoliose genau bedeutet, sondern auch zeigen was erreicht werden kann und einen
kleinen Einblick in die Produktion geben.

Seit vielen Jahren arbeiten wir mit betroffenen Jugendlichen und es ist unser Ziel,
das beste Resultat zu erreichen. Wir sind bestrebt die Zusammenarbeit professionell
zu fördern und das Leben im Korsett zu erleichtern.

„You can get it if you really want.“

Adrian Bosshard                    Maden Nadarajalingam      Andreas Reinhard

Gregory Remejious                  Astrid Stoutenbeek

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Inhaltsverzeichnis

1.        Was ist Skoliose? .........................................................................................3

2.        Wie behandelt man eine Skoliose? .............................................................5

3.        Korsettmanagement .....................................................................................7

4.        Anziehen und Hautpflege ...........................................................................10

5.        Anpassungszeit ..........................................................................................12

6.        Verschiedene Korsettarten ........................................................................13

7.        Fehler bei Korsettversorgung....................................................................14

8.        Herstellung eines Korsetts.........................................................................15

9.        Physiotherapie ............................................................................................17

10.       Korsett-Entwöhnung ..................................................................................18

11.       Adressen Physiotherapeuten ........................................................................

12.       Tabelle Druckstelle .........................................................................................

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Was ist Skoliose?

Eine Skoliose ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule. Der Ausdruck
„Skoliose“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Krümmung“ (skolios).

Eine Skoliose wurde von der Scoliosis Research Society definiert als Seitverbiegung
der Wirbelsäule von mehr als 10° Cobb-winkel.1

Normalerweise, wenn man die Wirbelsäule von vorne betrachtet, ist diese geradlinig.
Sieht man hier aber eine seitliche Krümmung, so spricht man von einer Skoliose.
Wenn man die Wirbelsäule von der Seite betrachtet, sieht man eine S-Kurve.

                                                                                  Bild 2. Die S-Kurve
                                                                                  der Wirbelsäule von
                                                                                  der Seite betrachtet.

    Bild 1. Die „normale“ Wirbelsäule links
    und die seitliche Verkrümmung rechts. 2

Auf dem ersten Blick ist die Skoliose eine eindimensionale Veränderung der
Wirbelsäule. Dies stimmt aber nicht. Es gibt eine komplexe dreidimensionale
Veränderung: die seitliche Krümmung, die Abflachung der S-Kurve (des
Seitenprofils) und die Rotation (Entstehung des Rippenbuckels oder Lendenwulstes).

                                              Bild 3. Vorneigung mit
                                              Rippenbuckel links (siehe Pfeil)

1
  Scoliosis Research Society (gegründet 1966), East Wells Street, Milwaukee, USA. www.srs.org,
info@srs.org
2
  Advanced Injury Center, CA, USA. www.advancedinjurycenter.com

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In über 90% der Skoliosen handelt es sich um sogenannte „idiopathische“
Verkrümmungen, was bedeutet, dass man die Entstehungsursache nicht kennt. Den
restlichen 10% Skoliosen liegen andere (z.B. angeborene) Ursachen zugrunde.
Skoliosen können schon sehr früh entstehen. Deshalb werden sie eingeteilt in
Abhängigkeit des Alters bei Erstentdeckung:
    - infantile Skoliose (0-3 Jahre)
    - juvenile Skoliose (>3-10 Jahre)
    - adoleszente Skoliose (>10-18 Jahre)

Diese adoleszenten Skoliosen machen über 90% der idiopathischen Skoliosen aus.
Sie entstehen auch bei sonst völlig gesunden Kindern. Sie bilden sich vor allem
während dem Wachstumsschub in der Pubertät und kommen bei Mädchen 4-6x
häufiger vor als bei Knaben.

Die Früherkennung ist wichtig, aber auch schwierig. Die Skoliose entwickelt sich
schleichend, meistens ohne Schmerzen und ohne auffällige Fehlstellungen für ein
ungeschultes Auge. Sie kann auch bei sportlich aktiven Kindern auftreten. Eltern und
Kinder bemerken oft die Formveränderung im Rückenbereich erst, wenn sie schon
(sehr) weit fortgeschritten ist. Aus diesem Grund werden in vielen Schulen
Routineuntersuchungen zur Früherkennung von Skoliosen durchgeführt.

Hat der Arzt eine idiopathische Skoliose diagnostiziert, muss er eine radiologische
Untersuchung einleiten. Anhand von Röntgenaufnahmen kann der Schweregrad der
Verkrümmung und die Stabilität der Wirbelsäule beurteilt werden.

Nicht jede Skoliose ist fortschreitend und ein Korsett ist nur dort angebracht, wo die
Verkrümmung schnell und deutlich zunimmt, der pubertäre Wachstumsschub noch
bevorsteht oder die allgemeinen Risiken für eine Progression der Krümmungen gross
sind.

Spontane Entwicklung:     Bildet sich eine Skoliose während der Wachstumsphase,
                          kann ihr Winkel um 1-3º pro Monat zunehmen.

Frühe Erkennung                                Späte Erkennung

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Wie behandelt man eine Skoliose?

Wir möchten gerne zeigen was mit einem Korsett erreicht werden kann.
Die obersten zwei Fotos zeigen ein Mädchen, so wie wir sie kennen gelernt haben.
Auf den mittleren Bildern ist ihr Korsett zu und die Korrektur der Wirbelsäule im
Korsett.
Die untersten zwei zeigen ihr Rücken nach einem Jahr. Wenn man die obersten mit
den untersten vergleicht sieht man, wie sich die Wirbelsäule verändert hat.
Ganz wichtig ist zu Wissen, dass sich in fast allen Fällen die Optik aber nicht die
Winkelgrade der Skoliose verbessern. Unser Ziel ist es zu verhindern, dass die
Krümmungen nicht noch mehr zunehmen. Im Idealfall sind die Krümmungen nach
der Korsettbehandlung noch gleich oder nur geringfügig grösser als bei Beginn der
Therapie.

    Ohne Korsett               Im Korsett

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                                                           deutlich reduziert.

Im obenstehenden Bild ist gut zu sehen wie die Korrektur gemacht wird. Dort wo die
Rotation ist, üben wir Druck aus, damit die Rotation korrigiert wird. Da gegenüber
wird Freiraum gegeben, damit die Wirbelsäule auch Platz hat für die Korrektur.
Somit wird der Körper im Korsett nicht „eingequetscht“ sondern hat immer genügend
Raum damit er sich in die richtige Richtung entwickeln kann.

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Korsettmanagement:

Sowohl bei idiopathischen als auch bei strukturellen Skoliosen mit einem Winkel von
20°- 40° muss ein Fortschreiten der Skoliose mittels Korsett unterbrochen werden.
Deshalb wird möglichst schnell nach Zuweisung des Arztes die Korsettversorgung in
Angriff genommen. Um das Körpergefühl und der Atemhub zu verbessern, ist es
günstig, wenn das Kind vorausgehend der Sitzung bei uns, schon 2 – 3 mal
Physiotherapie macht hat.

Das Korsett wird massgefertigt und jedem Kind individuell angepasst. Es gibt zwei
verschiedene Abdruckverfahren. Das Korsett kann nach Gipsabdruck oder mit CAD-
Technik hergestellt werden.
Wenn immer möglich arbeiten wir aus psychologischen und technischen Gründen mit
der CAD (Computer Aided Design) Technik.

Bei der ersten Sitzung wird das Kind gemessen. Länge, Breite, Tiefe und Umfang
sind Masse die wir brauchen um ein gut passendes Korsett herzustellen. Auch
werden Fotos gemacht. Falls keine Röntgenbilder mitgebracht werden, werden wir
die bestellen, damit wir die Pelotten richtig modellieren können.
Wir nehmen uns Zeit mit den Eltern und dem Kind die weiteren Schritte zu
besprechen, den Behandlungsweg aufzuzeigen und Fragen zu beantworten.

Die Anprobe des Korsetts wird dann 5 bis 10 Tage nach der ersten Sitzung
stattfinden. Wenn möglich wird die Fertigstellung des Korsetts am gleichen Tag
erfolgen.

Die erste Kontrolle findet nach 2 Wochen bei uns stattfinden. 3-4 Wochen nach
erhalten des Korsett wird beim zuweisenden Arzt ein Kontrollröntgen in Korsett
gemacht. Nun stellt sich heraus, wie viel das Korsett die Form der Wirbelsäule
korrigiert. Unser Ziel ist es, mindestens die Hälfe des Ausgangswertes der (Haupt-)
Krümmung zu erreichen. Falls notwendig können wir nun die Druckpelotten
verstärken oder auch reduzieren.

Bilddokumentation und Vergleich werden für den Arzt und Physiotherapeuten erstellt.
So kann der Verlauf einer Behandlung auch später immer nachvollzogen werden.

Weitere Kontrolle finden im Normalfall alle 3 Monate bei uns statt (Ausnahme
Risikopatienten). Wie lange ein Korsett getragen werden muss, hängt von
verschiedenen Faktoren ab. (Verknöcherung der Beckenknochen, Beurteilung der
pubertären Entwicklung, Röntgenbild der linken Hand, etc). Die Entscheidung wann
eine Korsettbehandlung abgeschlossen wird, liegt beim Arzt.

Je nach Bedarf und Entwicklung wird eine Neuanfertigung des Korsetts erfolgen.
Erfahrungsgemäss wird etwa ein Korsett pro Jahr benötigt, bei Kindern in einem
grossen Wachstumsschub kann ein neues Korsett auch deutlich früher notwendig
werden.

Die Abdruckverfahren, Anproben und Kontrollen werden immer im Beisein der Eltern
durchgeführt.

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Gipsabdruck: Dieser wird zum Teil liegend oder stehend appliziert. Der Patient zieht
ein Baumwolltrikot an. Anschliessend werden Gipsbinden zirkulär um den Rumpf
gewickelt. Es werden meistens 2 bis 3 Personen benötigt um die Skoliose möglichst
gut zu korrigieren. Das Modell wird ausgegossen und gemäss Röntgenbild werden
die Korrekturpelotten von Hand ausmodelliert.

CAD-Technik: Gipsen am Bildschirm

Der Patient wird von vorne, hinten und von der Seite digital fotografiert. Wichtige
Referenzwerte werden am Patienten ausgemessen und am Computer erfasst.
Bilder, Messwerte und Röntgenbilder werden übereinandergelegt und skaliert.
Unsere Software errechnet dann ein 3-dimensionales Modell, an welchem wir die
Freiräume, Druckpelotten und Zuschnitte individuell modellieren. Die Röntgenbilder
der Wirbelsäule werden Massstabgerecht in das Modell projiziert, das platzieren der
Druckpelotten wird so wesentlich genauer.
Ein wichtiger Vorteil: das Körpervolumen kann genau berechnet werden und der
Patient wird physisch weniger angefasst.

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Standardisierte Fotos von allen Seiten.

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Die Kontrollröntgenbilder werden wiederum in unser System eingelesen und so die
effektiven Resultate dokumentiert. Diese Vergleichsbilder stellen wir natürlich den
behandelnden Ärzten und Physiotherapeuten zu Verfügung.

Anziehen und Hautpflege

Der Patient soll das Korsett selbständig anziehen können.

Das Korsett wird über einem T-Shirt ohne Nähte angezogen, die Unterhosen werden
über dem Korsett, die Büstenhalter darunter getragen.

Das Korsett wird im Stehen angezogen und so platziert, dass die Korsett-Taille
genau in die Taille des Patienten passt. Die Velcroverschlüsse des Korsetts leicht
schliessen. Danach in liegender Position die Klettverschlüsse bis zur angezeichneten
Markierung ziehen.

Nachher wird das T-Shirt glatt nach unten gezogen. Um Hautirritationen
vorzubeugen, müssen jegliche Stofffalten vermieden werden.

Es ist wichtig Hautverletzungen vorzubeugen (Blasen, Kratzer, Druckstellen). Die
Haut unter dem Korsett und ganz besonders an den Druckpunkten muss sorgfältig
gepflegt werden:

    -   Täglich baden oder duschen
    -   Druckstellen mit Derma Prevent behandeln
    -   Immer ein T-Shirt (Nahtlos oder Nähte nach aussen gekehrt) unter dem
        Korsett tragen
    -   Zu Beginn die Haut mehrmals täglich überprüfen
    -   Wenn Sie eine Creme oder ähnliches benutzen möchten, so achten Sie
        darauf, dass diese pH-neutral ist (um nicht unter dem Korsett neue
        Hautreizungen auszulösen)
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    -   Sollten trotz sorgfältiger Pflege Hautschäden auftreten, muss die Therapie für
        1 -2 Tage unterbrochen werden. In dieser Zeit wird die Haut öfters mit
        Bepanthène-Lotion 5% behandelt. Dieses Vorgehen wird noch einige Tage
        unter dem Korsett fortgeführt. Die Haut muss nach dem Eincremen zuerst gut
        abtrocknen bevor das Korsett übergezogen wird.
    -   Wird das Korsett zu locker getragen, können durch erhöhte Reibung vermehrt
        Hautirritationen auftreten. Also: Korsett immer bis zu den Markierungen
        verschliessen. Häufig verfärbt sich die Haut um Taille und Hüfte. Diese
        Verfärbung verursacht keine Probleme und verschwindet spontan, wenn das
        Korsett ausgezogen wird.

Normalerweise wird die Hautpflege 2x täglich durchgeführt. Hier ein Beispiel eines
möglichen Tagesablaufes:

Vor dem Schlafengehen: Korsett waschen. Während dem Trocknen werden die
                       Physiotherapieübungen gemacht. Anschliessend baden
                       oder duschen. Hautpflege, sauberes T-Shirt und Korsett
                       anziehen.

Morgens:                       Hautpflege
                               Sauberes T-Shirt und Korsett anziehen

Nach der Schule:               Hautpflege

Wichtig:            Das Korsett wird abgesehen von den Pausen für Körperpflege und
                    Physiotherapie (und/ oder Sport) immer getragen. Die Haut soll
                    immer genau kontrolliert und gepflegt werden, auch wenn man
                    keine Beschwerden mit dem Korsett hat.

Schwitzen

Das Aufliegen auf der Haut, die thermoplastischen und wasserfesten Materialien
steigern die Schweissabsonderung. Um dieses Problem zu verringern, genügt es die
Haut nach den oben beschriebenen Regeln zu behandeln. Eventuell kann das
Korsett an einigen Stellen perforiert werden.

Diät

Die ungewohnte Form des Korsetts kann in den ersten Tagen Verdauungsstörungen
verursachen. Es ist daher von Vorteil mehrere kleinere Mahlzeiten über den Tag
verteilt einzunehmen und gashaltige Getränke und Stärkemittel zu meiden. Während
dem Essen darf das Korsett gelockert werden.

Waschen des Korsetts

Aussenseite und Schaumstoff 1 x pro Woche, an heissen Tagen 1 x täglich mit
Seifenwasser (PH-Neutral) abwaschen und mit feuchtem Tuch nachspülen. Das
Korsett ist nach 20 – 30 Minuten trocken. Wenn es eilt, kann der Trocknungsvorgang
mit Kaltluft aus dem Föhn beschleunigt werden. Achtung: Heissluft verformt das
Korsett.

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Sportliche Betätigung

Sport kann mit und ohne Korsett betrieben werden. Eine Befreiung vom Schulsport
sollte in keinem Fall ausgesprochen werden. Schul- und Freizeitsport sind
erforderlich für die zusätzliche Muskelkräftigung. Dazu kommt das tägliche Üben des
individuellen Physiotherapie-Programms.

Anpassungszeit
Es braucht einige Zeit und Geduld, um sich ans Korsett zu gewöhnen.

Folgende Punkte sollen das Eintragen etwas erleichtern. Haut und Muskeln werden
das Korsett besser vertragen.

Phase I:            Das Korsett wird 6 Stunden pro Tag getragen. Korsett für 2 Stunden
                    anziehen, anschliessend die Haut kontrollieren und allfällige Druck-
                    stellen mit Derma Prevent behandeln. Ist die Haut rosig, wird das
                    Korsett für weitere 2 Stunden getragen. Zeigen sich erneut eine
                    Rötungen, kann der Vorgang ein 3. Mal wiederholt werden.

Wenn die Haut rot ist, oder allenfalls schmerzt, kann das Tragen für eine halbe
Stunde unterbrochen werden. Es ist wichtig zwischen rosiger (normale Hautfarbe)
und roter Haut zu unterscheiden. Phase I lässt sich gut erst nach Schulschluss am
Nachmittag oder Abend durchführen. Sie ist nach 5-7 Tagen abgeschlossen.

Phase II:    Das Korsett wird 10 Stunden pro Tag getragen. Phase II erstreckt sich
             auch über die Schulstunden. Ratsam ist es daher mit diesem Stadium
             an einem Wochenende zu beginnen. Korsett für 5 Stunden anziehen.
             Anschliessend Hautkontrolle und –pflege, anschliessend weiters
Tragen für 5 Stunden.

Bei Hautrötungen ist wieder eine 30-minütige Pause einzuschalten. Nach 3-4 Tagen
kann schliesslich zur letzten Phase übergegangen werden.

Phase III:          Das Korsett wird 20 Stunden pro Tag getragen. Korsett bereits am
                    Morgen vor Schulbeginn anziehen. Am Mittag findet die Haut-
                    kontrolle und –pflege statt. Das Kind bleibt den ganzen Nachmittag im
                    Korsett. Vor dem Schlafengehen wird die Haut nochmals überprüft und
                    gepflegt.
                    In Phase III wird das Korsett auch nachts getragen, solange sich keine
                    Probleme einstellen. Phase III ist nach 3-4 Tagen abgeschlossen. Dies
                    ist vielfach die schwierigste Zeit, da sich die Kinder schämen und
                    weigern das Korsett in der gesamten Schulzeit zu tragen.

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Verschiedene Korsettarten:

Chêneau Korsett:
Das Chêneau Korsett wurde Mitte der 70er Jahre durch den französischen Arzt J.
Chêneau entwickelt. Die Orthese wird nach Gipsabdruck oder CAD aus Kunststoff
gefertigt. Das Korsett verfügt über einen Beckenkorb, der das Becken aufrichtet und
eine Streckung der Lendenwirbelsäule zulässt. Das Chêneau Korsett ist ein so
genanntes teilaktives Inspirations-Derotationskorsett, wobei die Korrektur der
bestehenden Fehlstellung durch den Pelottendruck, die Freiräume in der Orthese
(die als Ausgleichsräume dienen) und eine spezielle Atemtechnik erreicht wird.
Dieses Korsett wird in der Regel zur konservativen Therapie der idiopathischen
thorakalen Skoliose eingesetzt. Unsere heutigen Formen basieren alle auf den
Korrekturprinzipien von Dr. Chêneau und seine Schülern Dr. Rigo und Dr. Weiss.

Korsett 3 Valves:
Dieses Korsett ist ein modifiziertes Chêneau Korsett. Dieses Korsett wird eingesetzt
bei der konservativen Behandlung von lumbalen Skoliosen mit einem Cobbwinkel bis
35°.

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Fehler bei Korsettversorgungen:

Korsett zu kurz oder zu hoch: Beim Wachstum wird das Korsett oft zu kurz. Die
Pelotten können verlängert werden. Jedoch in der Regel nur 1 Mal, danach sollte ein
neues Korsett hergestellt werden.
Ist das Korsett zu lang, vor allem im Achselbereich, kann es zum Einschlafen des
Armes führen. Oft rutscht das Korsett durch das Wachstum des Beckens nach oben;
Kürzen des oberen Endes ist falsch, die Beckenweite muss nachkorrigiert werden.

Freiräume zu klein:
Die Freiräume sind wichtig, weil die Wirbelsäule so in die Korrektur ausweichen
kann. Ist kein Freiraum bei voller Einatmung vorhanden, muss das Fenster
vergrössert oder allenfalls ein neues Korsett hergestellt werden.

Druckstellen:
Häufigste Orte sind die vordersten Beckenknochen, Beckenkamm, oder im Bereich
der Korrektur-Pelotten. Der Kunststoff kann im Bereich der Druckstelle mit dem
Heissluftföhn ausgeweitet oder mit einem Entlastungspolster entlastet werden. Wenn
möglich sollte die Korrektur nicht reduziert werden. Bei zuviel Druck in Bereich der
Korrekturpelotten sollte die Auflagefläche vergrössert werden, ein Reduzieren der
Pelotten würde auch zu einem Korrekturverlust führen.

Wenn immer Scheuerstellen oder Probleme mit Druckstellen auftreten,
kontaktieren sie ihren Orthopädie-Techniker, wir werden ihnen gerne weiter
helfen.

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Herstellung eines Korsetts

Nachdem das Modell fertig modelliert ist, geht es weiter mit der Produktion.

Es wird eine Platte Poly-Ethylen zugeschnitten und bei ca. 160 Grad in den Ofen
gelegt, damit der Kunststoff ganz weich und formbar wird.

Wenn die Platte durchsichtig ist, wird das Farbpapier aufgelegt. Nach ca. 30
Sekunden wird das Papier wieder entfernt, das Muster hat sich auf dem Kunststoff
übertragen.

Die weiche Platte wird aufs Modell gelegt, und von Hand verschweisst. Dann wird
Vakuum appliziert, damit sich der Kunststoff formschlüssig ums Modell legt.

Nun muss das Modell mehrere Stunden abkühlen, bevor es aufgeschnitten wird.

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Danach wird angezeichnet wie die Form für die erste Anprobe sein soll. Mit Fräsern
und Schleifkegeln wird auf einer Trichterfräse das Korsett in die Rohform gebracht.

Bei der Anprobe werden die Zuschnitte kontrolliert und nochmals individuell
nachgeschliffen und poliert.

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Physiotherapie

Die Physiotherapie unterstützt die Korrektur durch das Korsett und verbessert die
Verträglichkeit. Der Rücken wird so beweglich wie nötig gemacht und in der
bestmöglichen Korrektur stabilisiert. Die Kräftigung der Muskulatur ist entscheidend
um den Rücken auf die Zeit nach dem Korsett vorzubereiten.

Die Frequenz der Physiotherapie kann variieren. Sie wird von der Therapeutin, in
Absprache mit dem Arzt, individuell festgelegt. Eine physiotherapeutische Betreuung
während der ganzen Korsett-Zeit ist die Regel, da konsequentes und richtiges Üben
sonst nicht erwartet werden kann.

Es wird mit und ohne Korsett geübt. Das Übungsprogramm ist anspruchsvoll. Es
erfordert Konzentration und schult ein gutes Körpergefühl. Die Patientin erwirbt auch
wertvolles Wissen über ihren Rücken, das ihr über die Korsett-Zeit hinaus nützlich
sein wird.

Schwerpunkte des Physiotherapie-Programms sind:

Ohne Korsett:
  • Korrekte Haltung und dreidimensionale Aufrichtung der Wirbelsäule
  • Gezielte Kräftigung der Muskulatur
  • Die Beweglichkeit des Brustkorbes verbessern und dadurch die Atmung
     fördern
  • Kontrakturen verhindern, besonders im Hüftbereich
  • Allgemeine Fitness verbessern, besonders Kraft und Ausdauer

Im Korsett:
   • Die angestrebte Korrektur aktiv verstärken und halten, besonders in
      Alltagsaktivitäten wie Sitzen, Stehen und Gehen.

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Korsett-Entwöhnung

Die Korsett-Entwöhnung oder Korsettabschulung sollte sich nach den knöchernen
Reifezeichen am Beckenkamm orientieren. Bewährt hat sich die Korsettentwöhnung
frühestens bei einem „Risserzeichen“ 4 oder 5, besser noch bei „Risser“ 5. Selbst bei
Abschluss der Reifezeichen sollte das Korsett möglichst noch nachts getragen
werden. Die Dauer der Abschulung sollte nicht kürzer sein als sechs Monate. Bei
anlagebedingter Überbeweglichkeit sollte die Abschulung eher länger dauern oder
später durchgeführt werden.
Der Zeitpunkt der Abschulung wird vom Arzt festgelegt. Der genaue Verlauf der
Abschulung wird vom Physiotherapeuten, Arzt und Orthopädie-Techniker
gemeinsam, individuell für jeden Patienten einzeln festgelegt.

Kostenträger

Bei Korsetts, welche über 12 Monate getragen werden müssen, übernimmt die
Invalidenversicherung die Kosten (Anmeldung an IV nötig, die dazu nötigen
Formulare sind im Ortho-Team erhältlich). Bei einer kürzeren Dauer werden die
Kosten meist von der Krankenkasse übernommen. (Kostenübernahme/ -beteiligung
und Selbstbehalt kann je nach Krankenkasse verschieden sein).

Ihr ORTHO-TEAM

www.ortho-team.ch                                                              August 2011
Geschäfts-Adressen: Skoliosenbehandelnde Physiotherapeuten

Pohlmeyer Butscher Kirsten             Nachbaur Marianne
Hirslanden Training                    Rietstr. 50
Bahnhofstr. 41                         8702 Zollikon
5001 Aarau                             Tel.: 044/ 391 24 80
Tel.: 062/ 836 75 00
E-Mail: training.aarau@hirslanden.ch

Cott-Albert Rachel                     Petri Manuela
Physiotherapie                         Therapiezentrum HandinHand
Gruppenpraxis „ Kind im Zentrum „      Badenerstr. 333
Mutschellenstr. 189                    8003 Zürich
8038 Zürich                            Tel.: 044/ 400 33 35 oder 400 13 33
Tel.: 076/ 569 77 77                   Fax: 044/ 400 13 34
                                       www.therapiezentrum.ch
                                       E-Mail: petri@therapiezentrum.ch

Dyer Linda                             Praxis
Physiotherapie Uniklinik Balgrist      Kressig- Schori Patricia
Forchstr. 340                          Buchzelgstr. 32
8008 Zürich                            8053 Zürich
Tel.: 044/ 386 15 88                   Tel.: 044/ 422 22 60
E-Mail: linda.dyer@balgrist.ch         Fax: 044/ 422 27 60
                                       E-Mai: info@energetischetherapien.ch
                                       www.energetischetherapien.ch

Luchsinger-Lang Cornelia               Kägi Maja
Physiotherapie Oberer Graben           Dipl. Physiotherapeutin
Oberer Graben 26                       Gesundheitspraxis HMO
8400 Winterthur                        Baarerstr. 8
Tel.: 052/ 212 15 85                   6300 Zug
Fax: 052/ 316 33 64                    Tel.: 041/ 726 59 59
E-Mail: luchsinger@physio-graben.ch    Fax: 041/ 726 59 26
                                       www.praxis-hmo.ch
                                       E-Mail: maja.kaegi@centramed.ch

Dell’Oso- Bacci Nadja                  Kuhn-Schäppi Claudia
physio bewegt                          Physiotherapie
Aarepark 5a                            Im Chrämerhoger 10
5001 Aarau                             8910 Affoltern a. A.
Tel.: 062/ 823 10 05                   Tel.: 079/ 354 18 40

RCA 13.9.2011                                                                 1
Ruef Christine                        Burkhardt Regula
Krankenheim Spiez                     Hirslanden Training
Asylstr. 19                           Bahnhofstr.41
3700 Spiez                            5001 Aarau
Tel.: 033/ 654 78 51                  Tel. : 062/ 836 75 00
E-Mail: ch.ruef@tcnet.ch              E-Mail: : training.aarau@hirslanden.ch
                                      E-Mail: : regula.burkhardt@hirslanden.ch

Flach Sabine                          Wiederkehr Ursina
Physiotherapie Oberer Graben          Therapiezentrum HandinHand
Oberer Graben 26                      Badenerstr. 333
8400 Winterthur                       8003 Zürich
Tel.: 052/ 212 15 85                  Tel.: 044/ 400 33 38
Fax: 052/ 316 33 64                   Fax: 044/ 400 13 34
E-Mail: sabineflach@bluewin.ch        www.therapiezentrum.ch
                                      E-Mail: wiederkehr@therapiezentrum.ch

Schmid Katharina
Rietstr. 50
8702 Zollikon
und
Käpfnerweg 6
8810 Horgen
Tel.: 044/ 391 24 80
      076/ 576 24 80
E-Mail: schmid.kinderphysio@mac.com

RCA 13.9.2011                                                                2
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