Leitfaden zur Erstellung eines Thesenpapiers - Uni Bielefeld

Die Seite wird erstellt Arno Thomas
 
WEITER LESEN
Leitfaden zur Erstellung eines Thesenpapiers - Uni Bielefeld
Fakultät für Erziehungswissenschaft
                        SCS | Service Center Selbststudium

Leitfaden zur Erstellung eines Thesenpapiers

Vor Referaten oder mündlichen Prüfungen werden Studierende häufig da-         Ziele des
rum gebeten, ein Thesenpapier einzureichen. Dieser Leitfaden soll Ihnen       Leitfadens
daher die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten eines Thesenpapiers aufzei-
gen und Sie bei der Erstellung unterstützen.

Dieser Leitfaden möchte Ihnen Hilfestellungen für folgende Fragen geben:      Inhalte des
   1. Was ist ein Thesenpapier und wozu erstellt man es?                      Leitfadens
   2. Wie ist ein Thesenpapier aufgebaut?
   3. Wie kann ich bei der Erstellung eines Thesenpapiers vorgehen?
   4. Wie kann ich ein Thesenpapier einsetzen?
   5. Wo kann ich weitere Informationen finden?

Außerdem finden Sie auf der letzten Seite eine „Checkliste zur Erstellung     Checkliste
eines Thesenpapiers“, die Ihnen dabei helfen kann, Ihre Vorgehensweise zu
reflektieren und zu optimieren.

   1. Was ist ein Thesenpapier und wozu erstellt man es?
Eine These ist ein möglichst kurz und prägnant formulierter Behauptungs-      Definition
satz, der belegt werden muss, weshalb allgemein bekannte Tatsachen keine      „Thesenpapier“
Thesen darstellen (vgl. Franck 2007, S. 256 und Franck 2008, S. 107 sowie
Sesink 2003, S. 225). Außerdem muss es rein theoretisch möglich sein, eine
These zu widerlegen, wodurch Glaubenssätze nicht als Thesen angesehen
werden. Zusammengefasst sind Thesen also „Behauptungen, die man gut
begründen und mit Argumenten gegen Einwände verteidigen kann“
(Frank/Haacke/Lahm 2007, S. 170). Daher sind sie besonders dann sinnvoll,
„wenn man kontroverse, argumentativ strittige, emotional aufgeladene
oder aktuelle Themen zu bearbeiten hat“ (Kruse 2004, S. 124).

Thesenpapiere können für verschiedene Zwecke genutzt werden: als Aus-         Verwendungs-
gangspunkt für mündliche Prüfungen, als Ergänzung zu einem Referat oder       zwecke eines
als Anregung zu einer Diskussion (vgl. Franck 2007, S. 256 und Franck 2008,   Thesenpapiers
S. 107). Im Folgenden werden die einzelnen Verwendungszwecke, deren
Übergänge fließend sind, näher erläutert.

Bei einer mündlichen Prüfung dient das Thesenpapier als Zusammenfas-          mündliche
sung wissenschaftlicher Forschung (vgl. Franck 2008, S. 108). Die einzelnen   Prüfung
Thesen müssen deshalb durch Literaturangaben belegt werden (vgl. Franck
2007, S. 257).

Bei einem Referat hilft das Thesenpapier den Zuhörern, dem Vortrag besser     Referat
zu folgen und seine Kernaussagen zu erfassen (vgl. Franck 2008, S. 108).

                    è www.uni-bielefeld.de/ew/scs                              - Seite 1 von 6 -
Fakultät für Erziehungswissenschaft
                          SCS | Service Center Selbststudium

Daher sollte es in derselben Reihenfolge wie das Referat aufgebaut sein
und zu Beginn des Vortrags verteilt werden (vgl. ders., S. 108). Dabei ist
jedoch zu beachten, dass ein Thesenpapier nicht dazu dient, Informationen
zu liefern, die lediglich zur Kenntnis genommen werden sollen (vgl. Sesink
2003, S. 224). Stattdessen soll das Thesenpapier zur Rückfrage und ggf. zum
Widerspruch provozieren. Falls die Zuhörer Informationen benötigen, die
im Rahmen des Referats nicht vermittelt werden können, aber wichtig zum
Verständnis sind, kann zusätzlich zum Thesenpapier ein Handout verteilt
werden.

Bei einer Diskussion kann das Thesenpapier als Grundlage genutzt werden            Diskussion
(vgl. Franck 2007, S. 256). Dabei ist es hilfreich, wenn die Thesen kurz und
prägnant formuliert wurden, indem die zentralen Aussagen zu „pointierten
Behauptungen verdichtet bzw. zugespitzt werden“ (ebd.) Allerdings sollten
Thesen weder zu plausibel, noch zu überzogen sein, damit eine effektive
Diskussion zustande kommen kann.

Hinweis: In der beruflichen und politischen Praxis werden Thesenpapiere            Thesenpapier
         unter Bezeichnungen wie „Positionspapier“ oder „Stellungnah-              im beruflichen
         me“ verwendet (vgl. Frank/Haacke/Lahm 2007, S. 174). Auch hier            Kontext
         dienen sie der Information anderer und der Begründung der ei-
         genen Position.

   2. Wie ist ein Thesenpapier aufgebaut?
Thesenpapiere sind kurz und bündig und umfassen daher nicht mehr als               formaler
zwei bis maximal drei Seiten (vgl. Sesink 2003, S. 228). Da i. d. R. kein Titel-   Aufbau
blatt benötigt wird, sollten die formalen Angaben (Name des Verfassers, E-
Mail-Adresse, Matrikelnummer, der Veranstaltungs- oder Prüfungstitel,
der/die Lehrende/n bzw. Prüfende/n und das Datum) in der Kopfzeile ein-
gefügt werden (vgl. Frank/Haacke/Lahm 2007, S. 173).

Vor der Auflistung der einzelnen Thesen werden das Thema und die Frage-            inhaltlicher
stellung bzw. ein Themenaufriss genannt (vgl. Frank/Haacke/Lahm 2007, S.           Aufbau
173). Die anschließenden Thesen sollten nach Möglichkeit nur aus jeweils
einem Satz bestehen und der besseren Übersichtlichkeit halber durchnum-
meriert werden (vgl. Sesink 2003, S. 228). Am Ende kann ein Schlusskom-
mentar einfügt werden, der die Position des Verfassers und/oder ein Fazit
aus den Thesen enthält (vgl. Kruse 2004, S. 123).

Tipp: .Bei Frank/Haacke/Lahm (2007) finden Sie auf der Seite 172 ein Bei-
       spiel für den Aufbau eines Thesenpapiers.

Die Darstellung der Thesen kann auf unterschiedliche Weise erfolgen und            Darstellungs-
sollte sich jeweils nach dem Thema des Thesenpapiers richten (vgl. Franck          formen von
2007, S. 257 ff. und Franck 2008, S. 108 ff.).                                     Thesen

                      è www.uni-bielefeld.de/ew/scs                                 - Seite 2 von 6 -
Fakultät für Erziehungswissenschaft
                         SCS | Service Center Selbststudium

Im Folgenden werden einige Möglichkeiten vorgestellt, die auch miteinan-
der kombiniert werden können:

   • These 1 – These 2 usw.

   • These 1, Begründung oder Kommentar – These 2, Begründung oder
     Kommentar usw.

   • These 1, Begründung oder Kommentar, Schlussfolgerung – These 2,
     Begründung oder Kommentar, Schlussfolgerung usw.

   • These 1, Antithese – These 2, Antithese usw.

   • These 1, Antithese, Synthese – These 2, Antithese, Synthese usw.

   • These 1, Begründung oder Kommentar, Antithese, Begründung oder
     Kommentar, Synthese, Begründung oder Kommentar – These 2, Be-
     gründung oder Kommentar, Antithese, Begründung oder Kommen-
     tar, Synthese, Begründung oder Kommentar usw.

Tipp: .Bei Franck (2007 und 2008) finden Sie auf den Seiten 257 ff. bzw. 108
       ff. einige ausformulierte Beispiele für die verschiedenen Darstel-
       lungsformen von Thesen.

Begründungen und Kommentare sollen die Thesen stützen und können da-            Begründungen
her auch aus Verweisen auf Textstellen in Quellen und Sekundärliteratur         und Kommen-
bestehen (vgl. Frank/Haacke/Lahm 2007, S. 173). Darüber hinaus können           tare
Statistiken, Belege, Fallmaterial und eigene Erfahrungen als Begründungen
verwendet werden (vgl. Kruse 2004, S. 123 f.). Bevor auf die nächste These
eingegangen wird, können innerhalb des Kommentars außerdem vorher-
sehbare Einwände aufgezeigt und ggf. bereits entkräftet werden (vgl.
Frank/Haacke/Lahm 2007, S. 173).

Eine Antithese stellt die Gegenposition zu einer These dar (vgl. Sesink 2003,   Antithese und
S. 228). Eine Synthese hingegen ist eine Verbindung von These und Anti-         Synthese
these, die „das Entstehen der Gegensätzlichkeit erklären kann“ und „beide
Argumentationslinien in ihr eigenes Argumentationsgeflecht aufgenommen
hat“ (ebd.).

   3. Wie kann ich bei der Erstellung eines Thesenpapiers
      vorgehen?
Bei der Formulierung einer These können Sie sich entweder auf die eigene        eigene oder
Meinung, die Ansicht anderer Autoren oder auf den Vergleich mehrerer            wiedergegebene
Auffassungen beziehen (vgl. Franck 2007, S. 256 und Rost 1997, S. 199).         Meinung
Falls Sie die Aussagen anderer Personen wiedergeben, sollten Sie stets die
jeweiligen Quellen angeben und ein Literaturverzeichnis erstellen.

                     è www.uni-bielefeld.de/ew/scs                               - Seite 3 von 6 -
Fakultät für Erziehungswissenschaft
                        SCS | Service Center Selbststudium

Zur Erstellung Ihres Thesenpapiers können Sie in folgenden Schritten vor-
gehen:

1. Überlegen Sie sich, welche Frage oder welches Problem Sie mit anderen       Thema
   diskutieren wollen (vgl. Frank/Haacke/Lahm 2007, S. 173). Formulieren       formulieren
   Sie anschließend das Thema und die Fragestellung bzw. einen kurzen
   Themenaufriss. Dabei können Sie sich an folgenden Leitfragen orientie-
   ren (ebd.):
    • Was steht zur Diskussion?
    • Warum wird das diskutiert? (Bedeutung bzw. Relevanz des Themas)
    • Was genau ist das Problem?
    • Wie wird das Problem von unterschiedlichen Seiten gesehen und be-
       wertet?
    • Wie bewerte ich bzw. Autor/in x das Problem?
    • Warum lohnt es sich, meinem Argumentationsgang bzw. dem von
       Autor/in x zu folgen?

Tipp: . Legen Sie nach der Recherche zu Ihrem Thema eine Pause ein, damit
        Sie anschließend mit ein wenig Distanz noch einmal auf Ihre Notizen
        sehen und die zentralen Aussagen in Thesen zusammenfassen kön-
        nen (vgl. ebd.).

2. Versuchen Sie, zur Frage bzw. Problemstellung so viele Thesen wie           Thesen
   möglich zu formulieren (vgl. ebd.). Finden Sie anschließend zu jeder Be-    formulieren
   hauptung einige Argumente, die diese Aussage stützen. Je nach Aufbau
   Ihres Thesenpapiers können Sie auch Antithesen, Synthesen, Kommen-
   tare und/oder Schlussfolgerungen notieren.

Tipp: .Wenn Ihre Thesen zu plausibel erscheinen und daher keinen Diskus-
       sionsstoff bieten, können Sie sie in ihr Gegenteil umkehren (vgl.
       Kruse 2004, S. 122). Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn die The-
       sen unabhängig von ihrem Verfasser diskutiert werden sollen und es
       daher nicht von Bedeutung ist, wer sie formuliert hat und ob Sie
       diese Meinung teilen.

3. Wählen Sie die Thesen aus, die den Kern der Frage bzw. der                  Thesen
   Problemstellung treffen und deren Argumente sowohl interessant als          auswählen
   auch überzeugend sind (vgl. Frank/Haacke/Lahm 2007, S. 173). Achten
   Sie dabei darauf, dass Sie die Thesen in einer logischen Reihenfolge sor-
   tieren, damit die Leser die Zusammenhänge erkennen können (vgl.
   Franck 2007, S. 259 und Franck 2008, S. 110). Außerdem sollte sich jede
   These auf einen überschaubaren Themen- bzw. Problemaspekt bezie-
   hen.

Tipp: .Beachten Sie bei der Erstellung des Thesenpapiers, dass Sie nicht
       schon alles vorwegnehmen, damit Ihnen später bei der Erläuterung
       und Verteidigung Ihrer Thesen nicht die nötigen Argumente fehlen

                    è www.uni-bielefeld.de/ew/scs                               - Seite 4 von 6 -
Fakultät für Erziehungswissenschaft
                         SCS | Service Center Selbststudium

      (vgl. Sesink 2003, S. 228 f.). Stattdessen sollten Sie „noch ‚Trümpfe in
      der Hinterhand‘ haben, die nicht im Thesenpapier stehen und die Sie
      erst in der Diskussion ausspielen“ (Rost 1997, S. 200).

4. Prüfen Sie, ob Ihre Thesen präzise und für die Zuhörer/innen interes-         Thesen
   sant sind (vgl. Frank/Haacke/Lahm 2007, S. 173). Falls dies nicht der Fall    überprüfen
   ist, sollten Sie Ihre Thesen noch einmal überarbeiten.

5. Fügen Sie ggf. einen Schlusskommentar ein, der Ihre Meinung wieder-           Schluss-
   gibt oder die Aussagen des Thesenpapiers zusammenfasst (vgl. Kruse            kommentar
   2004, S. 123).

   4. Wie kann ich ein Thesenpapier einsetzen?
Eine These kann sowohl als Einstieg als auch als Abschluss eines Vortrags        Thesenpapier als
genutzt werden (vgl. Sesink 2003, S. 225). Allerdings sollten Sie anschlie-      Einstieg oder
ßend mit Ihren Thesen arbeiten, indem Sie sie als Einleitung in Ihren Vor-       Abschluss
trag oder als Beginn einer Diskussion nutzen. Dazu können Sie die Thesen
Ihres Papiers vortragen und anschließend näher erläutern und begründen
oder sie in der Diskussion verteidigen (vgl. ders., S. 224 f.).

Hinweis: Während der Diskussion müssen Sie nicht zwangsläufig an Ihren
         Thesen festhalten, sondern haben selbstverständlich die Möglich-
         keit, sich im Verlauf der Diskussion von Gegenargumenten über-
         zeugen zu lassen (vgl. ebd.).

   5. Wo kann ich weitere Informationen finden?
Franck, Norbert 2007: Handbuch wissenschaftliches Arbeiten. Orig.-Ausg. 2.       Quellen und
Aufl. Frankfurt a.M.                                                             weiterführende
                                                                                 Literatur
Franck, Norbert 2008: Fit fürs Studium. Orig.-Ausg. 9. Aufl. München

Frank, Andrea / Haacke, Stefanie / Lahm, Swantje 2007: Schlüsselkompe-
tenzen – Schreiben in Studium und Beruf. Stuttgart

Kruse, Otto 2004: Keine Angst vor dem leeren Blatt. 10. Aufl. Frank-
furt/Main

Rost, Friedrich 1997: Lern- und Arbeitstechniken für pädagogische Studien-
gänge. Opladen

Sesink, Werner 2003: Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten. 6., völ-
lig überarb. u. aktual. Aufl. München

Tipp: Auf den Webseiten des SCS (www.uni-bielefeld.de/ew/scs) finden Sie         Webseiten
      weitere Hilfestellungen und unterstützende E-Tools.                        des SCS

                     è www.uni-bielefeld.de/ew/scs                                - Seite 5 von 6 -
Fakultät für Erziehungswissenschaft
                         SCS | Service Center Selbststudium

Checkliste zur Erstellung eines Thesenpapiers

Tipp: Wenn Sie sich diese Checkliste kopieren, bevor Sie sie ausfüllen, kön- Kopie der
      nen Sie sie auch für die Erstellung zukünftiger Thesenpapiere verwen- Checkliste
      den. Außerdem finden Sie bei Sesink (2003) eine Übersicht über acht
      Regeln für Thesenpapiere (S. 228 f.).

Wissen Sie, welche Frage oder welches Problem Sie mit anderen diskutieren
wollen und haben Sie das Thema und die Fragestellung bzw. einen kurzen                 .c.
Themenaufriss formuliert?
Haben Sie so viele Thesen wie möglich zu Ihrem Thema formuliert und je-
weils stützende Argumente sowie ggf. Antithesen, Synthesen, Kommentare                 .c.
und/oder Schlussfolgerungen notiert?
Haben Sie die Thesen ausgewählt, die den Kern der Frage bzw. der Problem-
stellung treffen und deren Argumente sowohl interessant als auch überzeu-              .c.
gend sind?
Sind Ihre Thesen in einer logischen Reihenfolge sortiert, sodass die Leser die         .c.
Zusammenhänge erkennen können?
Bezieht sich jede der Thesen auf einen überschaubaren Themen- bzw.                     .c.
Problemaspekt?

Haben Sie für die Diskussion „Trümpfe in der Hinterhand“ behalten?                     .c.

Sind Ihre Thesen kurz, präzise und für die Zuhörer interessant?                        .c.

Wollen Sie einen Schlusskommentar einfügen?                                            .c.

Sind alle formalen Angaben (Name des Verfassers, E-Mail-Adresse, Matri-
kelnummer, der Veranstaltungs- oder Prüfungstitel, der/die Lehrende/n                  .c.
bzw. Prüfende/n und das Datum) vorhanden?
Ist Ihr Thesenpapier kurz und bündig und umfasst nicht mehr als 2 bis max. 3           .c.
Seiten?
Haben Sie alle Quellen korrekt angegeben und ein Literaturverzeichnis er-              .c.
stellt?

Wenn Sie die Checkliste durchgegangen sind, können Sie sich überlegen,  Reflexion
  • wie gut Sie mit den Methoden zurechtgekommen sind,
  • was Sie bei einer erneuten Erstellung eines Thesenpapiers wiederho-
      len möchten und
  • was Sie beim nächsten Mal besser machen könnten.

                     è www.uni-bielefeld.de/ew/scs                               - Seite 6 von 6 -
Sie können auch lesen