Leitlinien für die Entwicklung politischer Strategien und Systeme lebensbegleitender Beratung - ELGPN

 
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Leitlinien für die Entwicklung politischer Strategien
     und Systeme lebensbegleitender Beratung
  EIN REFERENZRAHMEN FÜR DIE LÄNDER DER EUROPÄISCHEN UNION
             UND FÜR DIE EUROPÄISCHE KOMMISSION

ELGPN Tools No. 6
Leitlinien für die Entwicklung politischer Strategien und
           Systeme lebensbegleitender Beratung –
Ein Referenzrahmen für die Länder der Europäischen Union
             und für die Europäische Kommission
Diese Publikation „Leitlinien für die Entwicklung politischer Strategien und Systeme lebensbegleitender Beratung
- Ein Referenzrahmen für die Länder der Europäischen Union und für die Europäische Kommission“ wurde vom
 European Lifelong Guidance Policy Network (ELGPN), einem im Rahmen des Programms Erasmus+ finanziell von
 der EU geförderten Netzwerk der Mitgliedstaaten, in Auftrag gegeben. Die zum Ausdruck gebrachten Sichtwei-
 sen geben nicht notwendiger Weise die offizielle Haltung der Europäischen Kommission oder einer Person wieder,
 die im Namen der Kommission tätig ist.

Rahmen und Inhalt der Leitlinien basieren auf dem Wissen und den Erfahrungen der Mitglieder des ELGPN (Euro-
pean Lifelong Guidance Policy Network) in Abstimmung mit den relevanten Abteilungen der Generaldirektionen
Bildung und Kultur (DG EAC) und Beschäftigung, Soziales und Integration (DG EMPL), dem Europäischen Zentrum
für die Förderung der Berufsbildung (CEDEFOP) und der Europäischen Stiftung für Berufsbildung (ETF), dem Euro-
päischen Parlament sowie anderen europäischen Netzwerken (ETUC, FEDORA/EAIE, PES-Europäisches Netzwerk
der öffentlichen Arbeitsverwaltungen, Euroguidance) und internationalen Organisationen (IAEVG, ICCDPP). Sie
beziehen Ergebnisse aus Politikstudien und Berichten zur Berufsberatung der OECD, der Weltbank, der UNESCO,
ILO und EU-Agenturen, wie CEDEFOP und ETF ein, ebenso wie Erfahrungen von Ländern außerhalb der EU. Dieses
Instrument bringt die politischen Entwicklungsarbeiten zusammen, die zwischen 2007-2015 von den Mitgliedern
des ELGPN geleistet wurde. Das ELGPN würdigt die Unterstützung des Beraters John McCarthy bei der Entwick-
lung der Leitlinien.

© The European Lifelong Guidance Policy Network (ELGPN)
Coordinator 2007–15:
University of Jyväskylä, Finland
Finnish Institute for Educational Research (FIER)
http://elgpn.eu
elgpn@jyu.fi

Übersetzung: Sylvie Weber-Hauser
Redaktion der deutschen Ausgabe: Judith Langner und Karen Schober (nfb)
Diese Übersetzung wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderzeichen
01NY1501 vom Nationalen Forum Beratung in Bildung, Beruf und Beschäftigung (nfb) erstellt. Die Verantwortung für den
Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Herausgeber.

Deckblatt und grafische Gestaltung: Martti Minkkinen/Finnisches Institut für Bildungsforschung (FIER)
Layout: Taittopalvelu Yliveto Oy
Druck: Walter Bartos GmbH
Berlin, 2015
Inhalt
1 Einführung.................................................................................................................................................................................................5
      1.1      Hintergrund......................................................................................................................................................................................5
      1.2      Politische und administrative Verantwortung für lebensbegleitende Beratung................................................... 6
      1.3      Ziele.....................................................................................................................................................................................................7
      1.4      Methodik der Leitlinien-Entwicklung.....................................................................................................................................8
      1.5      Warum lebensbegleitende Beratung wichtig ist................................................................................................................8
      1.6      Der Anwendungsbereich der Leitlinien.................................................................................................................................9
      1.7      Grundprinzipien der EU-Leitlinien...........................................................................................................................................9
      1.8      Instrumente zur Umsetzung der Leitlinien.........................................................................................................................10
      1.9      Die Darstellung und der Aufbau der Leitlinien................................................................................................................. 11
      1.10     Anwendung der Leitlinien........................................................................................................................................................ 11
      1.11     Wie können die Leitlinien genutzt werden?......................................................................................................................12

2 Leitlinien für die übergreifenden Elemente politischer Strategien und Systeme
  lebensbegleitender Beratung.........................................................................................................................................................14
      Leitlinie 1: Berufsbiografische Gestaltungskompetenzen.......................................................................................................14
      Leitlinie 2: Zugang zu Angeboten lebensbegleitender Beratung........................................................................................17
      Leitlinie 3: Qualitätssicherung der Angebote lebensbegleitender Beratung..................................................................19
      Leitlinie 4: Effektivität und Effizienz lebensbegleitender Beratungsangebote...............................................................20
      Leitlinie 5: Strategische Führung: Kooperation und Koordination.......................................................................................22
      Leitlinie 6: Verbesserung der Bildungs- und Berufsinformationen......................................................................................24
      Leitlinie 7: Aus- und Weiterbildung und Qualifikation der Beratenden.............................................................................27
      Leitlinie 8: Finanzierung lebensbegleitender Beratungsangebote.....................................................................................29
      Leitlinie 9: Informations- und Kommunikationstechnologien in der lebensbegleitenden Beratung.....................31

                                                                                                           3
3 Leitlinien für politische Strategien und Systeme lebensbegleitender
  Beratung im (Berufs-)Bildungsbereich........................................................................................................................................34
     Leitlinie 10: Lebensbegleitende Beratung für Schüler/innen der Allgemeinbildung...................................................34
     Leitlinie 11: Lebensbegleitende Beratung für Schüler/innen und Auszubildende in der
           Berufsbildung (VET)....................................................................................................................................................................38
     Leitlinie 12: Lebensbegleitende Beratung für Hochschulstudierende...............................................................................42
     Leitlinie 13: Lebensbegleitende Beratung im Bereich der Erwachsenenbildung/Weiterbildung........................... 46

4 Leitlinien für lebensbegleitende Beratungspolitik und -systeme im Bereich der Beschäftigung
  und für das „Dritte Alter“..................................................................................................................................................................49
     Leitlinie 14: Lebensbegleitende Beratung für Erwerbstätige.................................................................................................49
     Leitlinie 15: Lebensbegleitende Beratung für arbeitslose Erwachsene..............................................................................53
     Leitlinie 16: Lebensbegleitende Beratung für ältere Menschen...........................................................................................56

5 Teilhabe und Soziale Inklusion: Leitlinien für Politik und Systeme lebensbegleitender
  Beratung für Risikogruppen............................................................................................................................................................59
     Leitlinie 17: Lebensbegleitende Beratung für Jugendliche in Risikolagen........................................................................59
     Leitlinie 18: Lebensbegleitende Beratung für benachteiligte Gruppen.............................................................................63

6 ANHANG 1: Die ELGPN Instrumente, die die Umsetzung der Leitlinien unterstützen...........................................66

                                                                                                4
Einführung
                                                                           1

                                                         Einführung

1.1 Hintergrund                                                            den Arbeitsmarkt konfrontiert. Zu diesen gehören
                                                                           der Bedarf an Wissen und die Bewertung der Vielfalt
Lebensbegleitende Beratung wurde vom Europäi-                              der Qualifizierungsangebote und -wege, vor allem
schen Rat (2004, 2008) als ein kontinuierlicher Pro-                       im Zusammenhang mit den Nationalen und Euro-
zess definiert, „der die Bürgerinnen und Bürger jeden                      päischen Qualifikationsrahmen und den ständigen
Alters in jedem Lebensabschnitt befähigt, ihre Fähig-                      Veränderungen von Angebot und Nachfrage in Bezug
keiten, Kompetenzen und Interessen zu identifizieren,                      auf Wissen und Fähigkeiten über die lokalen, natio-
Bildungs-, Weiterbildungs- und Berufsentscheidun-                          nalen und weitläufigeren europäischen Arbeitsmärk-
gen zu treffen und ihren individuellen Werdegang in                        ten. Der Zugang der Bürger/innen zu hochwertigen
Ausbildung, Beruf und anderen Bereichen zu gestal-                         Bildungssystemen und -ergebnissen ist ungleich.
ten, in denen diese Fähigkeiten erlernt und/oder                           Lebensbegleitende Beratung bereitet Bürger/innen
angewendet werden.“ Beratung umfasst eine Reihe                            darauf vor, sinnvolle Bildungs- und Berufschancen
individueller und kollektiver Aktivitäten im Zusam-                        zu ergreifen und die dafür geeigneten Bildungswege
menhang mit Informationsbereitstellung, Beratung,                          zu diesen beruflichen Möglichkeiten auszuwählen.
Kompetenzbeurteilung, Unterstützung und Vermitt-                           Sie unterstützt die Bürger/innen darin, die Über-
lung von Entscheidungs- und berufsbiografischen                            gänge einschließlich interner und grenzüberschrei-
Gestaltungskompetenzen.1 Es ist eine der wenigen                           tender Bildungs- und Berufsmobilität zu gestalten.
aktiven Arbeitsmarktmaßnahmen, die Auswirkun-                                Die Bedeutsamkeit der Angebote beruflicher Bera-
gen auf das Lernen (Bildung und berufliche Bildung)                        tung/ „lebensbegleitende Beratung“3, liegt in der Stär-
und die Arbeitsmarktergebnisse für die Bürgerinnen                         kung der Bürger/innen, Zugang zu allen Formen der
und Bürger haben2.                                                         Bildung (einschließlich der frei verfügbaren Bildungs-
  Der/die europäische Bürger/in ist mit vielen Her-                        ressourcen), zu Arbeitsmöglichkeiten und Mobili-
ausforderungen beim Eintritt und Wiedereintritt in

                                                                           3
                                                                               Vgl. das ELGPN Glossar (2012), welches 75 abgestimmte Definitionen
1
    Rat der Europäischen Union (2008). Zu einer besseren Integration           für die Politikentwicklung zur Lebensbegleitenden Beratung (LLG) und
    lebensumspannender Beratung in die Strategien für lebenslanges             für die zugehörige Beratungsterminologie enthält. Es wurde in fünf
    Lernen. 15030/08. EDUC 257 SOC 653.                                        Sprachen übersetzt.
2
    Rat der Europäischen Union (2010). Guidelines for the Employment
                                                                               http://www.elgpn.eu/publications/browse-by-language/english/
    Policies of the Member States, guideline No. 8
                                                                               ELGPN_tools_no2_glossary/

                                                                       5
Einführung

             tätsangeboten zu erhalten. Dies wird seit langem                                 auf nationaler und EU-Ebene hinausgeht. Die Indi-
Einführung

             von Bürger/innen4 und Regierungen5 individuell und                               viduen und die verschiedenen Gemeinschaften/
             kollektiv6 als unterstützenswert erachtet. Diese For-                            Gruppen in der Gesellschaft unterscheiden sich hin-
             derungen sind auch in der Initiative „Ein Europäi-                               sichtlich ihrer Fähigkeiten, Zugang zu Informationen
             scher Raum der Kompetenzen und Qualifikationen“                                  über Bildungs- und Berufsmöglichkeiten zu erhalten,
             (European Area of Skills and Qualifications), in der                             diese Informationen einordnen zu können, sinn-
             Bildungs- und Ausbildungsstrategie 2020 (Educa-                                  volle Entscheidungen zu treffen und diese Entschei-
             tion and Training 2020 Strategy) der Europäischen                                dungen erfolgreich in ihrem Lebensweg umzusetzen.
             Union und in den Leitlinien für beschäftigungspoli-                              Dem Angebot lebensbegleitender Beratung kommt
             tische Maßnahmen (Guidelines for the Employment                                  eine Schlüsselrolle im Sinne einer gesellschaftspoli-
             Policies of the Member States) der Mitgliedstaa-                                 tischen Reaktion auf solche Unterschiede zu. Wäh-
             ten anerkannt. Jedoch hat eine erhebliche Anzahl                                 rend einerseits erhebliche Unterschiede bezüglich
             europäischer Bürger/innen noch keinen Zugang zu                                  der Vorgehensweise in den einzelnen Mitgliedstaaten
             lebensbegleitender Beratung.7 Das European Life-                                 der Europäischen Union existieren, solch ein Ange-
             long Guidance Policy Network wurde im Jahr 2007                                  bot für ihre Bürger/innen zu gestalten, gibt es ande-
             gegründet, um die Politik und die Systeme lebensbe-                              rerseits bestimmte Gemeinsamkeiten, die sich als
             gleitender Beratung in den Mitgliedstaaten durch die                             positive Elemente für diese Politik und deren Bera-
             Zusammenarbeit8 in der Europäischen Union zu ver-                                tungssysteme erwiesen haben. Solche Gemeinsam-
             bessern. Die vorliegenden Leitlinien sind ein Ergeb-                             keiten bilden die Grundlage für diese Leitlinien.
             nis dieser zwischenstaatlichen Zusammenarbeit.
               Das Angebot lebensbegleitender Beratung ent-
             spricht einem öffentlichen Interesse, das über                                   1.2 Politische und administrative
             Bildungs-, Weiterbildungs- und Beschäftigungsstra-                                   Verantwortung für lebens-
             tegien und Strategien der sozialen Eingliederung                                     begleitende Beratung
             4
                 Spezial Eurobarometer 417. European Area of Skills and Qualifications        Lebensbegleitende Beratung ist eine gemeinsame
                 (Juni 2014). Es ist die aktuellste Bürger/innenbefragung, die dieser
                 Frage nachgegangen ist. 70% der Befragten erachten Berufsberatung
                                                                                              politische und verwaltungsmäßige Verantwortung
                 als sinnvoll, um sie beim Auswählen geeigneter Weiterbildungskurse           verschiedener Ministerien auf nationaler und regi-
                 zu unterstützen, während 60% berichteten, dass sie ihnen bei der Auf-
                 nahme einer Arbeit zuträglich war.                                           onaler Ebene. In der Regel sind die Ministerien für
             5
                 Europäische Sozialcharta Artikel 9 (1961, überarbeitete Fassung 1996),       Bildung, Hochschulbildung und Forschung, Berufs-
                 Internationale Arbeitsorganisation. Empfehlung zur Entwicklung der
                 Humanressourcen (1975, überarbeitete Fassung 2004).                          bildung, Beschäftigung, Jugend und Soziales betei-
             6
                 Der Ministerrat der Europäischen Union (Bildung) nahm 2004 und 2008          ligt. Viele Mitgliedstaaten haben nationale Räte
                 zwei Resolutionen an, die die politische Bedeutung der lebensbeglei-
                 tenden Berufsberatung hervorgehoben haben und setzte Prioritäten             oder Foren für lebensbegleitende Beratung und/
                 zur Umsetzung von Maßnahmen seitens der Europäischen Union.
                                                                                              oder gemeinsame Gremien eingerichtet, um die
             7
                 Spezial Eurobarometer 417. European Area of Skills and Qualifications
                 (Juni 2014). 45% berichteten, dass sie keinen Zugang zu solchen Ange-        Kooperation und Koordination der lebensbeglei-
                 boten hatten.
                                                                                              tenden Beratung sowohl aus politischer als auch
             8
                 www.elgpn.eu: Mitglieder im Netzwerk sind nationale Delegatio-
                 nen bestehend aus politisch Verantwortlichen der Ressorts Bildung            aus administrativer Perspektive zu gewährleisten.
                 und Beschäftigung, und weiteren Akteuren und Stakeholdern sowie
                 Experten/innen der Beratungsprofession aus 30 EU- und EEA-Ländern            Die vorliegenden Leitlinien beziehen sich auf den
                 (einschließlich der Schweiz als ein Land mit Beobachterstatus) sowie         gemeinsamen Charakter der politischen und admi-
                 Vertreter/innen der EU Kommissionen (Generaldirektion Bildung und
                 Kultur und Beschäftigung, Soziales und Integration) und deren Agen-          nistrativen Verantwortung. Sie sind politische Leitli-
                 turen (ETF und CEDEFOP) und weiteren europäischen Netzwerken
                 (Public Employment Services Network, Europäischer Gewerkschafts-             nien und behandeln übergreifende Themen, die alle
                 bund, Europäisches Jugendforum, Euroguidance, European Association           relevanten Ressorts betreffen und unter deren Ver-
                 for International Education/ ehemals FEDORA und den internationalen
                 Partnerorganisationen: IAEVG, ICCDPP.                                        antwortung fallen. Die administrative Verantwortung

                                                                                          6
Einführung

für die Entwicklung und Umsetzung von Angeboten                                        rungen über die Bereiche Bildung, Ausbildung,

                                                                                                                                         Einführung
und Instrumenten lebensbegleitender Beratung für                                       Beschäftigung sowie zur Stärkung der Profes-
Bürger/innen kann von den zuständigen Ministerien                                      sionalität der Angebote, Instrumente und Pro-
auf verschiedene Organisationen und Institutionen9                                     dukte bei.
übertragen werden.                                                                 •   Es handelt sich um einen nützlichen Refe-
   Auf EU-Ebene ist die lebensbegleitende Beratung                                     renzleitfaden für Politiker/innen der EU und
eine geteilte politische Verantwortung über die Poli-                                  der Nationalstaaten, um relevante Dimensi-
tikfelder Bildung, Aus- und Weiterbildung, Jugend,                                     onen politischer Entscheidungen für lebens-
Beschäftigung und Soziales hinweg. Auf EU-Ebene                                        begleitende Beratungsangebote und -produkte
hat der Europäische Ministerrat für Bildung und                                        in Bezug auf die vielfältigen Settings des Bil-
Jugend sowie der Europäische Ministerrat für Arbeit                                    dungs- und Beschäftigungssektors identifizie-
und Soziales die Verantwortung für Politikentwick-                                     ren zu können.
lung und Zusammenarbeit und für die Festlegung                                     •   Die Leitlinien dienen als gemeinsame Refe-
der politischen Richtungen für die lebensbeglei-                                       renzpunkte, als Wissensgrundlage, Expertise
tende Beratung. Diese werden von den zuständigen                                       und Hilfe für Mitgliedstaaten und Regionen
EU-Gremien, Netzwerken, Expertengruppen und von                                        zur Selbstbewertung und –Verbesserung. Dar-
den politischen Abteilungen in den Generaldirektio-                                    über hinaus können sie zum wechselseitigen
nen der Kommission DG EAC, DG EMPL und vom                                             Peer-Learning und zur Untersuchung der Bera-
Europäischen Parlament unterstützt.                                                    tungssysteme durch externe Organisationen
                                                                                       (u.a. OECD, CEDEFOP, ETF, EHEA-Minister-
                                                                                       konferenz,) genutzt werden.
1.3 Ziele                                                                          •   Sie unterstützen den Dialog/Austausch und
                                                                                       gegenseitige politische Lernprozesse und bieten
Die Leitlinien wurden vom European Lifelong Gui-                                       Anregungen auf nationaler, EU- und internati-
dance Policy Network entwickelt. Sie bauen auf den                                     onaler Ebene. Sie sollen den Ländern einen
im Jahr 2005 von den Mitgliedsstaaten vereinbarten                                     Mehrwert für ihre Politik und Beratungssys-
gemeinsamen Zielen und Grundsätzen für Angebote                                        teme bieten, bei dem gleichzeitigen Bewusst-
lebensbegleitender Beratung auf10. Sie wurden aus                                      sein, dass diese sich in unterschiedlichen
den Arbeitsergebnissen und Erfahrungen des ELGPN                                       Entwicklungsstadien befinden.
gespeist und mit gelungenen Praxisbeispielen aus                                   •   Sie ermöglichen es den Mitgliedstaaten, kohä-
den verschiedenen nationalen Kontexten ergänzt.                                        rente Antworten auf gemeinsame Herausfor-
   • Das wichtigste Ziel der Leitlinien ist es, die                                    derungen in den Bereichen Bildung, Jugend,
     Verbesserung der Qualität und der Effektivität                                    Aus- und Weiterbildung, Beschäftigung und
     des berufs- und bildungsbezogenen Lernens                                         soziale Inklusion, wie sie in E&T 2020 identi-
     aller EU-Bürger/innen zu unterstützen. Sie                                        fiziert wurden, durch Lern- und Erfahrungsaus-
     tragen zur Verbesserung der Konsistenz solcher                                    tausch zu finden. Sie stellen einen Rahmen für
                                                                                       weitere Maßnahmen zur lebensbegleitenden
                                                                                       Beratungspolitik auf EU-Ebene zur Verfügung.
9
     Der Begriff „Institution“ im Text dieses Dokuments bezieht sich auf die
     vorhandenen Einrichtungen, die lebensbegleitende Beratung anbieten,           •   Sie erlauben es den europäischen Institutionen,
     wie Schulen, Berufsbildungszentren und Hochschulen, Einrichtungen                 die Zusammenarbeit und die Koordinierung
     der Erwachsenenbildung und Weiterbildung, Einrichtungen der öffent-
     lichen Arbeitsverwaltungen und sowie andere Angebote.                             der Politik zwischen den Mitgliedstaaten und
10
     (CEDEFOP (Hrsg.) (2005), Verbesserung der Politik und Systeme der                 den Nachbarländern zu verstärken.
     lebensbegleitenden Bildungs- und Berufsberatung. Anhand von
     gemeinsamen europäischen Bezugsinstrumenten, Luxemburg 2005.

                                                                               7
Einführung

                Die Leitlinien richten sich an die politisch Verant-                             Beschlüssen des Europäischen Parlaments.
Einführung

             wortlichen in den Bereichen Bildung, Aus- und Wei-
             terbildung, Beschäftigung und soziale Inklusion, an                            Der vorgelegte Rahmen für die Leitlinien und deren
             Sozialpartner und Anbieter lebensbegleitender Bera-                            Inhalt waren Gegenstand eines iterativen Prozesses,
             tung sowie an die EU-Bürger/innen selbst.                                      der bei einem ELGPN Policy Review Meeting im Mai
                                                                                            2013 begonnen und auf ELGPN Plenarsitzungen und
                                                                                            zwischenzeitlichen Sitzungen über die zwei Jahre
             1.4 Methodik der Leitlinien-Entwicklung                                        weitergeführt wurde.

             Der Rahmen und die Inhalte der Leitlinien wurden
             von zahlreichen Quellen abgeleitet:                                            1.5 Warum lebensbegleitende Beratung
               • den Erfahrungen der Mitgliedstaaten, der asso-                                 wichtig ist
                  ziierten - und Beobachterstaaten, die im ELGPN
                  in den letzten sieben Jahren gemeinsam zu                                 Angebote lebensbegleitender Beratung tragen zu
                  Politik- und Systemfragen lebensbegleitender                              einer Reihe politischer Ziele und Ergebnisse in fol-
                  Beratung zusammengearbeitet haben, und in                                 genden sozialen und wirtschaftlichen Politikfeldern
                  Partnerschaft mit der Europäischen Kommis-                                bei:
                  sion (DG EAC, DG EMPL), ihren Agenturen                                      • Bildung, Aus- und Weiterbildung: die Teil-
                  CEDEFOP (das zu den Leitlinien eine formelle                                    habe am und das Engagement für das Lernen;
                  Rückmeldung gab) und ETF, dem Europäi-                                          das erfolgreiche Absolvieren von Kursen; Leis-
                  schen Parlament (Policy Unit A) und verschie-                                   tung und Erfolg; Fortschritte für das weitere
                  denen europäischen Netzwerken (EGB/ETUC,                                        Lernen und Arbeiten; Mobilität; Lebenslanges
                  Fedora/EAIE, PES NETWORK, Euroguidance)                                         Lernen
                  und internationalen Organisationen (IAEVG/                                   • Arbeitsmarkt: Beteiligung am Arbeitsmarkt;
                  AIOSP, ICCDPP),                                                                 Beschäftigungsfähigkeit und die Erhaltung des
               • den nationalen Erfahrungen der Vertreter/innen                                  Arbeitsplatzes; Einkommenschancen; besserer
                  der Ministerien für Bildung- und Beschäftigung                                 Arbeitsmarktausgleich in Bezug auf Angebot
                  hinsichtlich der Gestaltung der nationalen Poli-                                und Nachfrage; Verringerung der Zeiten des
                  tiken und Systeme für die lebensbegleitende                                    Arbeitslosengeldbezugs; Engagement, Arbeits-
                  Beratung,                                                                       leistung und Produktivität; Investitionen sei-
               • den Kenntnissen aus politik-relevanten Studien                                   tens der Arbeitgeber/innen in die Fähigkeiten
                  und Berichten zur beruflichen Beratung, die                                     der Mitarbeiter/innen; Mobilität und Arbeits-
                  von CEDEFOP, ETF, der OECD und der Welt-                                        platzwechsel; Lernen am Arbeitsplatz; Perso-
                  bank erstellt wurden und an denen die Mehr-                                     nalentwicklung
                  zahl der ELGPN Mitglieder beteiligt war,                                     • Soziale Eingliederung: soziale und wirtschaft-
               • den EU-Beschlüssen der Ministerräte (Bildung,                                    liche Integration von Individuen und Grup-
                  Jugend) zur lebensbegleitenden Beratung und                                     pen; Verringerung von Langzeitarbeitslosigkeit,
                  der EU-Zusammenarbeit in der beruflichen                                        Bekämpfung von Armutszyklen; Überwindung
                  Bildung (Kopenhagen-Prozess – siehe Riga                                        von Hindernissen beim Zugang zu Bildung und
                  Schlussfolgerungen 201511) und relevanten                                       Beschäftigung; aktives Altern; Geschlechterge-
                                                                                                  rechtigkeit und soziale Gerechtigkeit
                                                                                               • Wirtschaftliche Entwicklung: Erträge aus
             11
                  http://ec.europa.eu/education/policy/vocational-policy/doc/2015-ri-
                  ga-conclusions_en.pdf                                                           höherer Erwerbsbeteiligung, Steigerung der

                                                                                        8
Einführung

     Produktivität und wirtschaftlichen Entwick-               ken und der Kontexte für die Entwicklung von

                                                                                                                  Einführung
     lung; Verbesserung der Passung von Kompe-                 Politiken und Systemen für die bildungs- und
     tenzen und Beschäftigung.                                 berufsbezogene Beratung.
                                                             • Respekt der Autonomie der Mitgliedstaaten,
Lebensbegleitende Beratung ermöglicht es den ler-              darüber zu entscheiden, ob sie die Leitlinien
nenden EU-Bürger/innen, die beste und gut begrün-              anwenden oder nicht.
dete Wahl für ihre bildungsmäßige und berufliche
Weiterentwicklung zu treffen.                             Funktionsprinzipien für Angebote lebensbegleiten-
                                                          der Beratung:
                                                             • Bürger/innenzentriert: öffentlich geförderte
1.6 Der Anwendungsbereich der                                   lebensbegleitende Beratungsangebote und
    Leitlinien                                                 -produkte existieren zum Nutzen der Bürger/
                                                                innen. Solche Angebote und Produkte sind frei,
Vor dem Hintergrund, dass sich die meisten EU-Bür-              flexibel und sicher zugänglich, ohne zu diskri-
ger/innen über das ganze Leben hinweg an Bildung                minieren. Die Angebote müssen personalisiert
und Erwerbsarbeit beteiligen, bieten die Leitlinien             sein, wobei den Bürgern eine Schlüselrolle bei
Hinweise und Information über die Bereitstellung                deren Gestaltung und Beurteilung zukommt.
lebensbegleitender Beratungsangebote in Bildung,             • Ganzheitlicher, integrativer Ansatz: öffentlich
Aus- und Weiterbildung, Beschäftigung und sozialer              geförderte Angebote und Produkte lebensbe-
Inklusion. Sie behandeln auch bereichsübergreifend              gleitender Beratung beziehen Lebenserfahrung,
geltende Themen.                                                Lebensphase, Vielfalt, Geschlecht und die sozi-
  Dabei erkennen die Leitlinien an, dass die ein-               alen und wirtschaftlichen Verhältnisse der
zelnen Länder ihre Systeme lebensbegleitender                   Bürger/innen ein.
Beratung auf unterschiedliche Weise organisieren,            • Einfacher und gleichberechtigter Zugang: die
beispielsweise durch die Aufteilung in Einzelberei-             Bürger/innen können auf öffentlich finanzierte
che oder durch Angebote, die sich an Personen jeden             Angebote und Produkte lebensbegleitender
Alters richten.                                                 Beratung in unterschiedlichen Formen zugrei-
                                                                fen (Face-to-Face, brieflich, telefonisch, über
                                                                E-Mail und Internet). Alle Bürger/innen besit-
1.7 Grundprinzipien der EU-Leitlinien                           zen gleichberechtigte Zugangsmöglichkeiten zu
                                                                den Angeboten.
Grundlagen der Entwicklung und der Anwendung:                • Transparenz: Die Bürger/innen werden auf-
  • Zusammenarbeit aller ELGPN-Mitgliedstaa-                    merksam auf die Angebote und Produkte
     ten mit Unterstützung durch die Europäischen               gemacht und verstehen deren Sinn sowie die
     Kommission (DG EAC und DG EMPL), das                       damit verbundenen Prozesse und Verfahren
     CEDEFOP, die ETF, die Politikabteilung A des               und deren Begründungen.
     Europäischen Parlaments und andere Interes-             • Unterschiede zwischen Individuen und Grup-
     sengruppen (s.o. 1.4).                                     pen und deren berufsbiografischen Gestal-
  • Gemeinsamer Austausch über Politiken und                    tungskompetenzen: Die öffentlich geförderten
     das Peer-Learning als Mittel zur Verbesserung              Angebote lebensbegleitender Beratung und
     nationaler Politiken und Systeme mit Hilfe der            -produkte anerkennen, dass Individuen, Grup-
    „Methode der offenen Koordinierung“.                        pen und Gemeinschaften sich in ihrer Kom-
  • Respekt für die Vielfalt der nationalen Politi-             petenz, ihren Bildungs- und Berufsweg zu

                                                      9
Einführung

                    gestalten, unterscheiden. Sie unterstützen die              Instrumente (in allen medialen Formen)
Einführung

                    Bürger/innen darin, kompetenter beim Planen                 wurden in Übereinstimmung mit den nati-
                    und Gestalten ihrer Bildungs- und Berufswege                onalen Standards entwickelt und eingeführt.
                    und deren Übergängen zu werden.                             Mitarbeiter/innen, die Aktivitäten lebensbeglei-
                •   Teilnahme und Offenheit aller Beteiligten:                  tender Beratung durchführen, verfügen über
                    Alle beteiligten Akteure nehmen an der Politik-             die erforderlichen Fachkenntnisse, Kompeten-
                    und Systementwicklung für lebensbegleitende                 zen und Qualifikationen.
                    Beratung teil und sind bereit, dieses Wissen              • Integrierter Politikansatz: Politische Strate-
                    zu teilen (z.B. Strategien, Methoden, Konzepte,             gien für lebensbegleitende Beratung sind ein
                    Instrumente, Politikbewertungen). Sie regen                 integraler Bestandteil von Bildung, Ausbildung,
                    den Dialog an, um das Wissen zu verbreiten                  Beschäftigung, Jugend- und Sozialpolitik.
                    und die Lösung von Problemen auf europäi-                   Der Zusammenhang der Leitlinien lebens­     be­
                    scher, nationaler, regionaler und lokaler Ebene             gleitender Beratung mit jedem dieser Bereiche
                    voran zu bringen.                                           ist zu unterstützen.
                •   Effizienz und Effektivität: öffentlich geför-
                    derte Angebote lebensbegleitender Beratung
                    und -produkte sind in der Lage, den Regierun-          1.8 Instrumente zur Umsetzung der
                    gen und Steuerzahlern den Mehrwert und die                 Leitlinien
                    Rentabilität der Beratung darzulegen.
                •   Evidenzbasierte Politikentwicklung: For-               Das European Lifelong Guidance Policy Netzwerk
                    schungsevidenz, einschließlich der Evalua-             (ELGPN) hat zahlreiche Instrumente entwickelt, um
                    tion von Strategien und Maßnahmen, wird in             die Entscheidungsträger/innen und andere Beteiligte
                    den politischen Diskurs und die Entscheidun-           zu befähigen, viele der Leitlinien umzusetzen. Dazu
                    gen über die Politik- und Systementwicklung            gehören eine Handreichung, ein Glossar, Konzept-
                    lebensbegleitender Beratung einbezogen.                papiere und Europäische Policy Briefings. Auf diese
                •   Ergebnisfokussiert: Die Strategien und Maß-            wird im Text passend zu jeder einzelnen Leitlinie hin-
                    nahmen unterstützen und fördern das Lernen             gewiesen. Auf andere wichtige Quellen wird eben-
                    und die wirtschaftlichen und sozialen Auswir-          falls verwiesen. Eine vollständige Liste der ELGPN
                    kungen lebensbegleitender Beratungsaktivitä-           Instrumente ist jeweils mit einer kurzen Beschrei-
                    ten.                                                   bung in Anhang 1 zu finden. Diese Instrumente
                •   Professionalisierung der Angebote und Ins-             sollten in Bezug auf die jeweilige Leitlinie gelesen
                    trumente: Die lebensbegleitenden Beratungs-            werden.
                    angebote (Face-to-Face, Online, Telefon) und

                                                                      10
Einführung

1.9 Die Darstellung und der Aufbau der                             Jede Leitlinie besteht aus vier Teilen:

                                                                                                                            Einführung
    Leitlinien                                                        • Definition des Inhalts;
                                                                      • Warum das wichtig ist - Begründung:
Die Leitlinien werden in vier Abschnitten präsentiert:                • Was ist gute Praxis - Beispiele guter Politik und
                                                                         Systeme
Übergreifende politische Leitlinien (9 Leitlinien)                    • Ressourcen für politisch Verantwortliche
1. Berufsbiografische Gestaltungskompetenzen
2. Zugang zu Angeboten lebensbegleitender Beratung
3. Qualitätssicherung der Angebote lebensbegleitender              Gute Praxis politischer Strategien und Systeme basiert
Beratung
                                                                   auf einem gemeinsamen Konsens aller Mitglieder
4. Effektivität und Effizienz lebensbegleitender
Beratungsangebote                                                  des ELGPN (Vertreter/innen der Bildungs- und der
5. Strategische Führung: Kooperation und Koordinierung             Arbeitsministerien/Behörden) und den Ergebnis-
6. Verbesserung der Bildungs- und Berufsinformationen
7. Aus- und Weiterbildung und Qualifikation der Beratenden         sen der international vergleichenden Studien und
8. Finanzierung lebensbegleitender Beratungsangebote               Berichte (s. 1.4 oben).
9. Informations- und Kommunikationstechnologien in der
lebensbegleitenden Beratung
Leitlinien für die (Berufs-)Bildungspolitik (4 Leitlinien)
10. Lebensbegleitende Beratung für Schüler/innen in der
Allgemeinbildung                                                   1.10 Anwendung der Leitlinien
11. Lebensbegleitende Beratung für Auszubildende und
Schüler/innen in der Berufsbildung
12. Lebensbegleitende Beratung für Studierende                     Alle übergreifenden Leitlinien (1-9) können verwen-
13. Lebensbegleitende Beratung im Bereich der                      det werden, um jeden Bereich, wie in der folgenden
Erwachsenenbildung/Weiterbildung
Leitlinien für die Beschäftigungspolitik (3 Leitlinien)            Tabelle dargestellt, in den Blick zu nehmen:
14. Lebensbegleitende Beratung für Erwerbstätige
15. Lebensbegleitende Beratung für arbeitslose Erwachsene
16. Lebensbegleitende Beratung für ältere Menschen
Leitlinien für eine Politik gesellschaftlicher Teilhabe und
sozialer Inklusion (2 Leitlinien)
17. Lebensbegleitende Beratung für Jugendliche in
Risikolagen
18. Lebensbegleitende Beratung für benachteiligte
Bevölkerungsgruppen

                                                              11
Einführung

             Tabelle 1: Betrachtung der Angebotsbereiche von Beratung anhand der übergreifenden Leitlinien
Einführung

                               SCHÜLER/      AUSZU-        STUDIE-    ERWACH- ERWERBS- AR-              ÄLTERE   JUGEND-    BENACH-
                               INNEN         BILDEN-       RENDE      SENEN-   TÄTIGE  BEITS-           MEN-     LICHE IN   TEILIGTE
                               IN DER ALL-   DE UND                   BILDUNG/         LOSE             SCHEN    RISIKO-    BEVÖLKE-
                               GEMEIN-       SCHÜLER/                 WEITER-                                    LAGEN      RUNGS-
                               BILDUNG       INNEN                    BILDUNG                                               GRUPPEN
                                             DER
                                             BERUFS-
                                             BILDUNG

              BERUFSBIO-
              GRAFISCHE
              GESTALTUNGS-
              KOMPETENZEN

              ZUGANG ZU
              ANGEBOTEN

              QUALITÄTS-
              SICHERUNG

              EFFEKTIVITÄT/
              EFFIZIENZ

              STRATEGISCHE
              FÜHRUNG

              BILDUNGS-
              UND BERUF-
              SINFORMATIO-
              NEN

              AUS- UND
              WEITERBIL-
              DUNG DER
              BERATENDEN

              FINANZIERUNG

              IKT

                Die Mitgliedstaaten können Tabelle 1 nutzen, um                erlaubt es den Leser/innen, interne Beziehungen zwi-
             darüber zu entscheiden, welche übergreifenden Leit-               schen den Querschnitts-Komponenten zu visualisie-
             linien sie anwenden möchten, um einen oder meh-                   ren und auf nationaler Ebene zu entscheiden, welche
             rere wichtige Bereiche in ihrem Land zu überprüfen.               Leitlinien-Kombinationen für den Zweck der Unter-
             Obwohl jede Leitlinie als ein abgegrenzter, eigenstän-            suchung der nationalen Bereiche verwendet werden
             diger Text geschrieben wurde, damit sie unabhän-                  sollten.
             gig von den anderen Leitlinien genutzt werden kann,
             bestehen offensichtliche und enge Bezüge zwischen                 1.11 Wie können die Leitlinien genutzt
             einigen Leitlinien, zum Beispiel zwischen Leitlinie                    werden?
             8 (Finanzierung) und Leitlinie 4 (Effektivität/Effizi-
             enz) und zwischen Leitlinie 3 (Qualitätssicherung)                Auf nationaler, regionaler oder kommunaler Ebene
             und Leitlinie 7 (Aus- und Weiterbildung/Qualifika-                können die Leitlinien als Benchmarks für die Über-
             tion der Beratenden). Die unten stehende Tabelle 2                prüfung und Verbesserung bestehender Politikstrate-

                                                                          12
Einführung

Tabelle 2: Zusammenhänge zwischen den übergreifenden Leitlinien

                                                                                                                      Einführung
                BERUFSBIO-       ZUGANG     QUALITÄTS- EFFEK- STRATEGI-        BILDUNGS-    AUS- UND FINAN-  IKT
                GRAFISCHE        ZU AN-     SICHERUNG TIVITÄT/ SCHE FÜH-       UND BERUF-   WEITER-  ZIERUNG
                GESTALTUNGS-     GEBO-                 EFFI-   RUNG            SINFORMA-    BILDUNG
                KOMPETENZEN      TEN                   ZIENZ                   TIONEN       DER BE-
                                                                                            RATEN-
                                                                                            DEN

BERUFSBIO-
GRAFISCHE
GESTALTUNG-
SKOMPETEN-
ZEN

ZUGANG ZU
ANGEBOTEN

QUALITÄTS-
SICHERUNG

EFFEKTIVITÄT/
EFFIZIENZ

STRATEGI-
SCHE FÜH-
RUNG

BILDUNGS-
UND BERUF-
SINFORMATIO-
NEN

AUS- UND WEI-
TERBILDUNG
DER BERATEN-
DEN

FINANZIERUNG

IKT

gien und Systeme lebensbegleitender Beratung von                Grundlage der Leitlinien vertiefen möchten, können
den politisch Verantwortlichen verwendet werden.                sie auf die in den Leitlinien genannten Ressourcen
  Die Akteur/innen können beispielsweise eine                   zurückgreifen.
(oder mehrere) Leitlinie(n), z.B. Leitlinie 11 „Lebens-            Die Leitlinien können auf EU-Ebene als Referenz-
begleitende Beratung für Auszubildende und Schüler/             punkte für die europäischen Bildungs-, Ausbildungs-
innen in der Berufsbildung“, auswählen und damit                und Arbeitsmarktstrategien und für Strategien der
herausfinden, wie ihre bisherige Politik lebensbeglei-          sozialen Inklusion verwendet werden. Sie können
tender Beratung in Bezug auf die Berufsbildung dem              auch vom CEDEFOP für seine nationalen Berichte
Vergleich mit Elementen positiver Strategien und Sys-           und vergleichenden Studien genutzt werden und
teme, die in den Leitlinien vorgestellt wurden, stand-          bieten Inspiration für das ETF in seiner Unterstüt-
hält. Wenn die Beteiligten ihre Überlegungen auf der            zungsarbeit in EU-Nachbarländern.

                                                           13
Übergreifend

                                                                          2

                      Leitlinien für die übergreifenden Elemente politischer
                      Strategien und Systeme lebensbegleitender Beratung

               Dieser Abschnitt enthält die Leitlinien für neun            nagement beinhalten die Wahrnehmung der eigenen
               Themen, die für die politische Gestaltung lebensbe-         Fähigkeiten, Interessen, soziale Fähigkeiten und Pla-
               gleitender Beratungsangebote in den Bereichen Bil-          nungskompetenzen und die eigene Selbsteinschät-
               dung, Weiterbildung und Arbeitsmarkt relevant sind.         zung. Beispiele für die Lerngestaltung beinhalten
               Die ersten fünf (Berufsbiografische Gestaltungskom-         die Teilnahme an Bildung, das eigene Lernengage-
               petenzen, Zugang zu Angeboten, Qualitätssicherung,          ment und das Verständnis der Beziehung zwischen
               Effektivität und Effizienz und Koordination und             dem eigenen Selbst, dem Lernen und dem Arbeiten.
               Kooperation) beziehen sich auf die Prioritäten der          Beispiele für das Laufbahnmanagement umfassen
               Resolution von 2008 und standen im Mittelpunkt              die Informationsbeschaffung, -bewertung und die
               der Arbeit des ELGPN.                                      -analyse von Bildungs- und Berufsmöglichkeiten und
                                                                           deren Anforderungen, mit dem Ziel, diese Informati-
                                                                           onen auf die Ergebnisse der eigenen Selbsterkundung
               Leitlinie 1: Berufsbiografische                             zu beziehen, Bildungs- und Berufswahlentscheidun-
               Gestaltungskompetenzen                                      gen zu treffen und erfolgreiche Übergänge gestalten
                                                                           zu können.
               Definition                                                     Die Kenntnisse, Fähigkeiten und Einstellungen
               Die berufsbiografischen Gestaltungskompetenzen              entwickeln sich in den verschiedenen Lebenspha-
               beziehen sich auf mehrere Kompetenzen (Wissen,              sen im Laufe der Zeit mit unterschiedlichen Erwar-
               Fähigkeiten, Einstellungen), die es Bürger/innen in         tungen an das Beherrschen von Kompetenzen. Bei
               jedem Alter oder Entwicklungsstadium ermöglichen,           einigen handelt es sich um generische Kompetenzen
               ihre Bildungs- und Berufswege zu gestalten.                 über alle Lebenssituationen hinweg; andere sind spe-
                 Die Kenntnisse, Kompetenzen und Einstellungen             zifisch für die Ausbildung der eigenen Bildungs- und
               betreffen das Selbstmanagement, die Lerngestaltung          Berufsidentität und der Entscheidungsfindung.
               und die Laufbahngestaltung. Beispiele für Selbstma-

                                                                     14
Leitlinien für die übergreifenden Elemente politischer Strategien und Systeme lebensbegleitender Beratung

Warum das wichtig ist:                                                scheidungen in einer langfristigen Perspektive
  • Die Herausbildung beruflicher Identität ist ein                   wirksam zu gestalten, und der innerhalb der
    kontinuierlicher Entwicklungsprozess, der in                      berufsbiografischen Gestaltungskompetenzen
    den frühen Lebensjahren beginnt. In einem                         zwischen Erwartungen und Ergebnissen diffe-
    formalen Bildungs- und Ausbildungskontext                         renziert – jeweils bezogen auf die unterschied-

                                                                                                                                                    Übergreifend
    tragen die Vermittlung und der Erwerb berufs-                     lichen Entwicklungsstadien von Bürger/innen.
    biografischer Gestaltungskompetenzen zur                        • die Vermittlung und den Erwerb berufsbiogra-
    Teilnahme und Auseinandersetzung mit dem                          fischer Gestaltungskompetenzen in formalen
    eigenen Lernen, der Lernleistung und der Ler-                     Bildungskontexten unterstützen - entweder im
    nentwicklung bis zum Übergang ins Berufs-                         Rahmen spezifischer Bildungsangebote oder
    leben und dessen Entwicklungen, auch im                           als fächerübergreifendes Angebot.
    Hinblick auf Weiterbildungen und die Verbes-                    • die Vermittlung berufsbiografischer Gestal-
    serung der eigenen Beschäftigungsfähigkeit, bei.                  tungskompetenzen durch die öffentliche
  • Die Entwicklung der berufsbiografischen                           Arbeitsverwaltung für deren Zielgruppen unter-
    Gestaltungskompetenzen trägt zur betriebli-                       stützen.12
    chen Personalentwicklung, zur Verbesserung                      • die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeiter/
    der Unternehmensleistungen, zur Entwicklung                       innen und Beratungspraktikern/innen13 fördern,
    von Berufskarrieren sowie zum beruflichen Vor-                    um sicherzustellen, dass sie bei der Vermittlung
    ankommen der Bürger/innen und zum Erhalt                          berufsbiografischer Gestaltungskompetenzen
    ihrer Beschäftigungsfähigkeit bei.                                erfolgreich sind.
  • Für Bürger/innen, die aus unterschiedlichen                     • die Vermittlung, den Erwerb und die Ent-
    Gründen ohne Beschäftigung sind, kann die                         wicklung berufsbiografischer Gestaltungs-
    Entwicklung ihrer berufsbiografischen Gestal-                     kompetenzen in der Erwerbsarbeit fördern
    tungskompetenzen zur Integration in den                           (Personalentwicklung, Weiterbildung und
    Arbeitsmarkt, zu sozialer Teilhabe und zu akti-                   Maßnahmen für Arbeitslose und Gruppen, die
    ver Bürgerbeteiligung beitragen.                                  von Arbeitslosigkeit bedroht sind).
  • Berufsbiografische Gestaltungskompetenzen                       • die Evaluierung und Bewertung des Erfolgs sol-
    tragen zur Produktivität von Arbeitskräften,                      cher Aus- oder Weiterbildungsmaßnahmen
    zur Wettbewerbs- und Anpassungsfähigkeit der                      unterstützen.
    Wirtschaft, zu Mobilität und zum Wohlstand                      • die Rahmenbedingungen des Lernens berück-
    von einzelnen Bürgern, von Familien und der                       sichtigen (Kultur, Bildung, Aus- und Wei-
    Gemeinschaft insgesamt bei.                                       terbildung, Umschulung, Lehrpläne und
  • Berufsbiografische Gestaltungskompetenzen                         pädagogische Tradition).
    geben dem Einzelnen einen Leistungsfokus                        • die Vorteile vielfältiger Wege zur Vermittlung
    und ermöglichen die Identifizierung von Stra-                     berufsbiografischer Gestaltungskompetenzen
    tegien und Aufgaben, die für die Zielerreichung
    erforderlich sind.                                         12
                                                                    Public Employment Services“ (Agentur für Arbeit) PES 2020 Strategie-
                                                                    papier als Eingabe für die Europäische Union 2020.
                                                                    http://ec.europa.eu/social/BlobServlet?docld=9690&langld=en
Was ist gute Praxis                                            13
                                                                    „Beratungspraktiker/innen“ im Rahmen dieser Leitlinien bezieht sich
Politische Strategien und Systeme, die                              auf Personen, deren Hauptrolle und Spezialität die Durchführung von
                                                                    Bildungs- und Berufsberatungsaktivitäten ist, egal in welchem Bereich
   • die Entwicklung eines Referenzrahmens unter-                   dies erfolgt. Berufsberater ist ein Beispiel dafür. „Mitarbeiter/innen“
      stützen, der beschreibt, was die Bürger/innen                 bezieht sich auf Personen, für die die Durchführung von Beratungsak-
                                                                    tivitäten einen kleinen Teil ihrer offiziellen Funktion darstellt. Lehrer ist
      brauchen, um ihre Bildungs- und Berufsent-                    ein Beispiel dafür.

                                                          15
Leitlinien für die übergreifenden Elemente politischer Strategien und Systeme lebensbegleitender Beratung

                      nutzen und sie als Quelle der Bereicherung und                             Erhältlich in: Bulgarisch, Deutsch, Englisch,
                      des besseren Verständnisses nutzen.                                        Estnisch, Finnisch, Französisch, Griechisch,
                    • einen bereichsübergreifenden Ansatz anwen-                                 Niederländisch, Italienisch, Kroatisch, Lettisch,
                      den, einschließlich der Zusammenarbeit der                                 Litauisch, Polnisch, Portugiesisch, Serbisch,
                      verschiedenen Stakeholder, um die Kontinuität                              Slowenisch, Tschechisch und Ungarisch.
Übergreifend

                      beim Erlernen berufsbiografischer Gestaltungs-                           • Gravina, Dorianne and Lovšin, Miha (2012).
                      kompetenzen über die verschiedenen Sektoren                                Career Management Skills (CMS): Faktoren für
                      hinweg zu unterstützen.                                                    die Umsetzung einer politischen Strategie. ELGPN
                                                                                                 Concept Note No. 3.
               Ressourcen für politisch Verantwortliche14                                        Erhältlich in: Deutsch, Englisch, Griechisch,
                  • ELGPN (2015). ELGPN Tool No. 4. Entwick-                                     Niederländisch, Kroatisch, Lettisch und Por-
                    lung und Umsetzung einer politischen Strategie                               tugiesisch.
                    zu Berufsbiografischen Gestaltungskompetenzen                              • Hooley, T., Watts, A.G., Sultana, R.G., and
                    (Kurzfassung; die Langfassung „Designing and                                 Neary, S. (2013). The ‘Blueprint’ framework for
                    Implementing Policies Related to Career                                      career management skills: a critical exploration.
                    Management Skills (CMS) z.Zt. nur in engli-                                  British Journal of Guidance & Counselling, Vol. 41,
                    scher Sprache).                                                              No. 2, 117131.
                  • ELGPN (2013). ELGPN Tool No. 1. Entwicklung                                  http://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/
                    einer Strategie zur Lebensbegleitenden Beratung:                             03069885.2012.713908
                    Eine Europäische Handreichung. Kapitel 4. Berufs-
                    biografische Gestaltungskompetenzen.

               14
                    Alle ELGPN Veröffentlichungen sind unter http://www.elgpn.eu/publi-
                    cations erhältlich.

                                                                                          16
Leitlinien für die übergreifenden Elemente politischer Strategien und Systeme lebensbegleitender Beratung

Leitlinie 2: Zugang zu Angeboten                                                    Warum das wichtig ist:
lebensbegleitender Beratung                                                           • Der verbesserte Zugang zu Angeboten, Akti-
                                                                                        vitäten, Instrumenten und Ressourcen
Definition                                                                              lebensbegleitender Beratung unterstützt die
Zugang bezieht sich auf die Voraussetzungen, unter                                      Chancengleichheit der Bürger/innen, soziale

                                                                                                                                                                Übergreifend
denen die Bürger/innen an Angeboten, Maßnah-                                            Gerechtigkeit, soziale Mobilität und den sozia-
men und Ressourcen lebensbegleitender Beratung                                          len Zusammenhalt.
im Lebensverlauf teilhaben können, um sinnvolle                                       • Der Zugang zu Angeboten lebensbegleiten-
Bildungs-, Karriere- und Berufsentscheidungen15 zu                                      der Beratung erhöht bei den teilnehmenden
treffen und berufsbiografische Gestaltungskompe-                                        Bürger/innen die Bekanntheit des „Europä-
tenzen zu entwickeln. Angebote lebensbegleitender                                       ischen Raums der Kompetenzen und Qua-
Beratung umfassen Selbsthilfe-Angebote, kurze per-                                      lifikationen (European Area of Skills and
sonell unterstützte, individuelle fallbezogene Ange-                                    Qualifications)“, der EU-Mobilitätsinstru-
bote, um den Bürger/innen dabei zu helfen, fundierte                                    mente für Lernende und Erwerbstätige und der
und sinnvolle Entscheidungen über ihre Beschäfti-                                       frei zugänglichen Bildungsmöglichkeiten zur
gung, ihre Aus- und Weiterbildung und ihre Berufs-                                      beruflichen (Weiter-)Entwicklung.
und Lebensgestaltung, zu treffen. Diese Angebote                                      • Ein verbesserter Zugang unterstützt die Umset-
gibt es in Form von face-to-face-Beratung (Einzeln                                      zung der Empfehlung des Rates (Bildung
oder in Gruppen) oder Telefon-/Online-Angeboten.                                        / Jugend) zur lebensbegleitenden Beratung
Berufs- und laufbahnbezogene Ressourcen beinhal-                                        (2008)16 bezüglich des Zugangs der Bürger/
ten (Selbst-) Einschätzungsinstrumente und Infor-                                           innen zu lebensbegleitenden Beratungsangebo-
mationen, die entwickelt wurden, um Menschen zu                                             ten und die Durchsetzung des Rechtsanspruchs
verdeutlichen, was sie über sich selbst, ihre Mög-                                          auf Beratung, der in der Europäischen Sozial-
lichkeiten und ihr Entscheidungsverhalten wissen.                                           charta17 festgeschrieben wurde.
Instrumente zur Selbstinformation und -einschät-
zung helfen Bürger/innen dabei, berufsbezogene Res-                                 Was ist gute Praxis
sourcen auf geeignete Weise für ihre Bedürfnisse zu                                 Politische Strategien und Systeme, die den Zugang zu
nutzen.                                                                             Angeboten fördern,
   Die Nachfrage der Menschen nach lebensbeglei-                                       • Sind bürgerfreundlich, d.h. sie werden mit Mit-
tenden Beratungsangeboten übersteigt das Angebot.                                         teln und zu Zeiten angeboten, die den Mög-
Viele Menschen können aus unterschiedlichen Grün-                                         lichkeiten der Bürger/innen entsprechen und
den nicht darauf zurückgreifen (physikalisch, geogra-                                     in einer Weise verfügbar sind, dass sie sowohl
phisch, wirtschaftlich und sozial), in einigen Fällen                                     den Zugang über die Distanz hinweg erleich-
aufgrund fehlender Kenntnisse dessen, was angebo-                                         tern, wie beispielsweise mittels Nutzung von
ten wird und welches die Vorteile sind.                                                   IKT (Telefon und webbasierte Unterstützungs-
                                                                                          instrumente) als auch den physischen Zugang
                                                                                          ermöglichen. Des Weiteren muss unterschie-

15
     Die Verbesserung des Zugangs zu lebensbegleitender Beratung war
     2008 ein Schwerpunkt des (Bildungs-) Rates, um die Aufmerksam-
                                                                                    16
                                                                                         “Als Dienste von allgemeinem Interesse müssen die Beratungsdienste
     keit der Mitgliedstaaten für die Resolution „Zu einer besseren Integra-             allen Bürgern unabhängig von ihrem Informationsstand und ihren Aus-
     tion lebensumspannender Beratung in die Strategien für lebenslanges                 gangsfähigkeiten Zugang bieten und leicht verständlich und sachdien-
     Lernen„ zu gewinnen. Er wurde auch als ein Bereich für die Maßnah-                  lich sein. Dabei sind besondere Anstrengungen zu unternehmen, um
     men der Mitgliedstaaten im (Bildungs-) Rat 2004 zur Stärkung der Stra-              den Zugang der schwächsten Bevölkerungsgruppen und von Personen
     tegien, Systeme und Praktiken für die lebensbegleitende Beratung                    mit besonderen Bedürfnissen zu diesen Diensten zu verbessern.“
     identifiziert.                                                                 17
                                                                                         Europäische Sozialcharta, Turin, 18.10.1961.

                                                                               17
Leitlinien für die übergreifenden Elemente politischer Strategien und Systeme lebensbegleitender Beratung

                      den werden zwischen Personen, die nur wenig                       rungsgruppen und Einzelpersonen und - soweit
                      oder viel Unterstützung benötigen und denje-                      geeignet – auch mit mobilen Angeboten.
                      nigen, die in der Lage sind, Selbsthilfeangebote                • Fördern die Koordination und Kooperation der
                      wahrzunehmen.                                                     Angebote, Instrumente und Ressourcen inner-
                  •   Offerieren eine überschaubare Anzahl leicht                       halb und zwischen verschiedenen Beratungs-
Übergreifend

                      zugänglicher Angebote auf der Basis einer                         feldern.
                      Evaluation der Wünsche und Bedürfnisse der                      • Fördern den offenen Zugang zu den Informa-
                      Menschen und unter Berücksichtigung ihrer                         tionsressourcen aller Medien, insbesondere
                      Lebens- und Arbeitsbedingungen und ihrer                          durch Nutzung der Potenziale der Informa-
                      kulturell geprägten Kompetenzen zur Nut-                          tions- und Kommunikationstechnik.
                      zung dieser Angebote (insbesondere Nutzer/
                      innen mit Migrationshintergrund) bei wichti-                 Ressourcen für politisch Verantwortliche
                      gen Übergängen und Entscheidungssituationen                     • ELGPN (2013). ELGPN Tool No. 1. Entwick-
                      im Laufe ihres Lebens.                                            lung einer Strategie zur Lebensbegleitenden Bera-
                  •   Fördern Berufsorientierung und Berufs(wahl)                       tung: Eine Europäische Handreichung. Kapitel 5.
                      vorbereitung im Rahmen des Lehrplans als kos-                     Zugang.
                      tengünstige Maßnahme, um damit eine ganze                         Erhältlich in: Bulgarisch, Deutsch, Englisch,
                      Alterskohorte zu erreichen.                                       Estnisch, Finnisch, Französisch, Griechisch,
                  •   Unterstützen Zielgruppen mit einem Risiko                         Italienisch, Kroatisch, Lettisch, Litauisch, Nie-
                      sozialer und wirtschaftlicher Ausgrenzung.                        derländisch, Polnisch, Portugiesisch, Serbisch,
                  •   Verwenden eine allgemein verständliche Spra-                      Slowenisch, Tschechisch und Ungarisch.
                      che und gegebenenfalls andere Sprachen (Lan-                    • ELGPN (2015). ELGPN Tool No. 5. Stärkung der
                      dessprachen/Dialekte oder Fremdsprachen).                         Qualitätssicherung und Evidenzbasierung lebens-
                  •   Kommunizieren das Wesen lebensbegleiten-                          begleitender Beratung (Kurzfassung; die Langfas-
                      der Beratung und ihrer Vorteile für die Bürger/                   sung „Strengthening the Quality Assurance and
                      innen sowie die zur Verfügung stehenden Ange-                     Evidence-base of Lifelong Guidance“ z.Zt. nur
                      bote mittels Sozialmarketing.                                     in englischer Sprache.)
                  •   Verwenden einen partnerschaftlichen/kollegia-                   • OECD (2001). The Role of Information and Com-
                      len Ansatz bei der Ausdehnung der Beratungs-                      munication Technologies in an integrated career
                      aktivitäten auf unterschiedliche Arbeitsfelder.                   information and guidance system.
                  •   Arbeiten mit formalen und informalen Partner-                     http://www.oecd.org/edu/research/2698249.
                      schaften zur Beratung benachteiligter Bevölke-                    pdf
                                                                                        In Englisch und Französisch erhältlich.

                                                                              18
Leitlinien für die übergreifenden Elemente politischer Strategien und Systeme lebensbegleitender Beratung

Leitlinie 3: Qualitätssicherung der                                                       Qualitätssicherungssystemen für lebensbeglei-
Angebote lebensbegleitender Beratung                                                      tende Beratung fördern unter Berücksichtigung
                                                                                          der Vielfalt solcher Interessen.
 Definition                                                                             • die Entwicklung gemeinsam geteilter professi-
 Qualitätssicherung in der lebensbegleitenden Bera-                                       oneller Qualitätsstandards fördern, die sowohl

                                                                                                                                              Übergreifend
 tung bezieht sich auf Strategien, Standards und Ver-                                     im öffentlichen und privaten Sektor lebensbe-
 fahren, die die Bewertung von Beratungsangeboten,                                        gleitender Beratungsangebote und -produkte
-produkten und -aktivitäten aus der Sicht von Bürger/                                     als auch innerhalb und über die Bereiche Bil-
 innen und anderen Beteiligten ermöglichen und                                            dung, Beschäftigung und Soziales hinweg
 führen zu ihrer kontinuierlichen Verbesserung.                                           gelten und angewendet werden.
                                                                                        • Monitoring- und Feedbacksysteme, insbeson-
Warum das wichtig ist                                                                     dere aus der Nutzer-Perspektive, unterstützen.
  • Qualitätssicherung in der lebensbegleitenden                                        • die Kompetenz der Beratenden in den Fokus
    Beratung schützt die Interessen der EU-Bürger/                                        nehmen und die berufliche Aus- und Weiterbil-
    innen, indem sichergestellt wird, dass die Bera-                                      dung von Beratenden unterstützen.
    tungsangebote und -produkte nach vorher fest-
    gelegten, professionellen Qualitätsstandards                                     Ressourcen für politisch Verantwortliche
    beurteilt werden.18                                                                 • CEDEFOP (2005). Verbesserung der Politik und
     • Sie sichert die Vergleichbarkeit der Beratungs-                                    Systeme der lebensbegleitenden Bildungs- und
       unterstützung für die Bürger/innen innerhalb                                       Berufsberatung – Anhand von gemeinsamen euro-
       und zwischen den verschiedenen Bereichen,                                          päischen Bezugsinstrumenten. Luxembourg: Office
       über die ganze Lebensspanne und unabhän-                                           for Official Publications of the European Com-
       gig von geografischen, sozialen und wirtschaft-                                    munities.
       lichen Gegebenheiten.                                                              Erhältlich in Deutsch, Englisch, Französisch,
     • Sie sorgt auch dafür, dass das Geld von Steu-                                      Italienisch, Polnisch, Portugiesisch und Spa-
       erzahler/innen und privaten Finanziers                                             nisch.
       lebensbegleitender Beratung gut investiert ist,                                  • ELGPN (2015). ELGPN Tool No. 5. Stärkung der
       insbesondere, wenn Regierungen die Verant-                                         Qualitätssicherung und Evidenzbasierung lebens-
       wortung für das Angebot lebensbegleitender                                         begleitender Beratung (Kurzfassung; die Langfas-
       Beratung auf eine Region, eine Gemeinde und/                                       sung „Strengthening the Quality Assurance and
       oder eine Institution übertragen.                                                  Evidence-base of Lifelong Guidance“ z.Zt. nur
                                                                                          in englischer Sprache.)
Was ist gute Praxis                                                                     • ELGPN (2013). ELGPN Tool No. 1. Entwicklung
Politik und Systeme, die                                                                  einer Strategie zur Lebensbegleitenden Beratung:
   • das Interesse der beteiligten (potenziellen)                                         Eine Europäische Handreichung. Kapitel 6 Qua-
      Nutzer/innen und Stakeholder (Steuerzahler,                                         lität und Evidenz und Anhang D Qualitätssiche-
      Sozialpartner, Führungskräfte in Beratungsein-                                      rung und Rahmen zur Evidenzbasierung.
      richtungen, Beratende) an der Nutzung von                                           Erhältlich in: Bulgarisch, Deutsch, Englisch,
                                                                                          Estnisch, Finnisch, Französisch, Griechisch,
                                                                                          Niederländisch, Italienisch, Kroatisch, Lettisch,
18
     In der Resolution des (Bildungs-) Rates (2008) „ Zu einer besseren Inte-
     gration lebensumspannender Beratung in die Strategien für lebens-                    Litauisch, Polnisch, Portugiesisch, Serbisch,
     langes Lernen” wurde die Entwicklung der Qualitätssicherung von                      Slowenisch, Tschechisch und Ungarisch.
     Beratungsangeboten für die Mitgliedstaaten mit hoher Priorität verse-
     hen.

                                                                                19
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