Literarisches Frühjahr - Stadtkirche Darmstadt
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Vorverkauf: online: www.stadtkirche-darmstadt.de Gemeindebüro, An der Stadtkirche 1 (ohne VVK-Gebühr!); Darmstadt-Shop, Luisencenter; Buchhandlung am Markt, Marktplatz und über ztix an vielen Vorverkaufsstellen LyriKart (gültig für alle Lesungen): 50 Euro, erm. Schüler und Studenten bis 30 Jahre: 30 Euro // zzgl VVK-Gebühr Freikarten Die Publikumsinitiative »Teil-mit« stellt ein Kontingent Freikarten zur Verfügung, um auch denen die Teilnahme an Konzerten und Lesungen zu ermöglichen, die es sich finanziell nicht leisten könnten. Bitte melden Sie sich in unserem Gemeindebüro telefonisch (06151-44150) oder per E-mail (stadtkirche-darmstadt@ekhn.de) oder schauen Sie einfach persönlich vorbei (An der Stadtkirche 1) und sagen, welche Veranstaltungen Sie besuchen wollen, und nennen uns einen Grund (z.B. Teilhabecard, Rentner/in, Student/in ...). Wir freuen uns! Veranstaltungsort: Evangelische Stadtkirche, Kirchstraße 11, 64283 Darmstadt www.stadtkirche-darmstadt.de Das »Literarische Frühjahr« ist eine Veranstaltungsreihe der Stadtkirche Darmstadt und des Evangelischen Dekanats Darmstadt-Stadt. Verantwortlich: Pfarrer Karsten Gollnow
Literarisches Frühjahr So 27.03. 19.30 h Simone Lappert »längst fällige verwilderung. Gedichte und Gespinste«; Lyrik & Musik mit Martina Berther Sa 02.04. 19.30 h Heinrich Steinfest »Amsterdamer Novelle« So 03.04. 19.30 h Daniel Wisser »Die erfundene Frau« Mo 04.04. 19.30 h Lesung & Musik zur Kunstausstellung »INDISKRET« Gabriele Drechsel, Schauspielerin; Tanja Leonhardt, Künstlerin Angela Elsäßer, Cello; Michael Erhard, Klavier Mi 20.04. 19.30 h Yade Yasemin Önder »Wir wissen, wir könnten und fallen synchron« Fr 22.04. 19.30 h Kristine Bilkau »Nebenan« Mo 25.04. 19.30 h Abbas Khider »Der Erinnerungsfälscher« Fr 06.05. 19.30 h Yael Inokai »Ein simpler Eingriff« Fr 13.05. 19.30 h Simon Urban »Wie alles begann und wer dabei umkam« Mo 09.05. 19.30 h Preisverleihung Lazlo F.Földenyi »Lob der Melancholie« Mo 16.05. 19.30 h Maxim Leo »Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße«
Lyrik & M u s i k In Simone Lapperts Lyrik vermoosen Gedanken und leuchtet der Mond siliziumhell. Die Liebe schmeckt nach Quitte, die Katastrophe nach Erdbeeren, und die Dichterin fragt sich, fragt uns: »sag, wie kommt man noch gleich ohne zukunft durch den Literarisches Frühjahr Sonntag 27.03.2022 - 19.30 Uhr Simone Lappert »längst fällige verwilderung. Gedichte und Gespinste« winter?« Gedichte über Aufbrüche, Sehnsüchte, Selbstbestimmung und die fragile Gegenwart. Alle Sinne verdichten sich, aller Sinn materialisiert sich in diesen Texten voller Schönheit, Klugheit und Witz. Simone Lappert, geboren 1985 in Aarau, studierte am Schweizerischen Literaturin- stitut in Biel. Mit ihrem Debütroman »Wurfschatten« stand sie auf der Shortlist des ZDF-aspekte-Preises, ihr Roman »Der Sprung« war für den Schweizer Buchpreis nominiert. Für ihre Lyrik wurde sie mit dem Heinz-Weder-Preis und einem Werk- beitrag des Fachausschusses Literatur Basel ausgezeichnet. Sie ist Präsidentin des Internationalen Lyrikfestivals Basel und war Schweizer Kuratorin für das Lyrikprojekt »Babelsprech.International«. Sie lebt in Zürich. Karten: 12 Euro zzgl. VVK-Gebühr. Schüler/Studenten: 8 Euro zzgl. VVK-Gebühr. 5
Lyrik & M u s i k Literarisches Frühjahr Sonntag 27.03.2022 - 19.30 Uhr Martina Berther, E-Bassistin Geboren und aufgewachsen in Chur. Lebt heute in Zürich. Martina Berther ist eine der vielseitigsten E-Bassistinnen der Schweizer Musikszene. Ihr Klangspektrum reicht von Popmusik über experimentelle bis hin zu freier Improvisation. Mit ihren Bands Ester Poly und AUL, solo aka Frida Stroom sowie mit Sophie Hunger ist sie international unterwegs. Sie schreibt Musik für Filme, interessiert sich für interdisziplinäre Zusammenarbeiten, ist als Multiinstrumentalistin und Sessionmusikerin tätig und bis anhin auf rund 23 veröf- fentlichten Tonträgern zu hören. Im Jahr 2020 wurde sie mit dem Schweizer Musikpreis ausgezeichnet, 2018 erhielt sie das Werkjahr der Stadt Zürich. Im Jahr 2012 schloss sie ihr Studium mit dem Master of Arts in Musikpädagogik und Performance Jazz an der HSLU ab. 7
Amsterdam, eine schicksalhafte Liebe und ein Foto, das es noch gar nicht gab ... Die »Amsterdamer Novelle«, knapp, pointiert und rasant, endet, wie sie be- ginnt, mit einem Foto: Es zeigt den Kölner Roy Paulsen, wo er nicht sein kann, in Amsterdam. Er ist nie dort gewesen und doch sieht man, wie er mit dem Rad an einer Gracht entlangfährt. Paulsen könnte dieses Bild als kuriose Verwechslungs- geschichte abtun. Genau das aber tut er nicht – Paulsen fährt nach Amsterdam Literarisches Frühjahr Samstag 02.04.2022 - 19.30 Uhr Heinrich Steinfest »Amsterdamer Novelle« und macht sich auf die Suche nach dem Haus, das hinter dem Radfahrer zu sehen ist. Und gerät in eine tödliche Auseinandersetzung, die sein Leben in eine neue Richtung lenkt – genau auf den Moment des Fotos zu. Heinrich Steinfest wurde 1961 geboren. Albury, Wien, Stuttgart – das sind die Lebensstationen des erklärten Nesthockers und preisgekrönten Autors, welcher den einarmigen Detektiv Cheng erfand. Er wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, erhielt 2009 den Stuttgarter Krimipreis und den Hei- mito-von-Doderer-Literaturpreis. Bereits zweimal wurde Heinrich Steinfest für den Deutschen Buchpreis nominiert: 2006 mit »Ein dickes Fell«; 2014 stand er mit »Der Allesforscher« auf der Shortlist. 2016 erhielt er den Bayerischen Buch- preis für »Das Leben und Sterben der Flugzeuge«, 2018 wurde »Die Büglerin« für den Österreichischen Buchpreis nominiert, zuletzt erschien von ihm bei Piper »Der Chauffeur«. Karten: 10 Euro zzgl. VVK-Gebühr. Schüler/Studenten: 7 Euro zzgl. VVK-Gebühr. 9
Daniel Wisser erzählt zweiundzwanzig lakonische Geschichten über das ganz alltägliche Fiasko von Liebe und Sexualität: Sie handeln vom Reiz des Imaginierten, desaströsen Wochenenden und dem Drama der Dating-Portale, von Fetischisten und Neurotikern, von der Liebe der Hundertjährigen, der Scham der Pubertät und verpassten Augenblicken. Sie erzählen vom Anfang der Liebe und von ihrem Ende – und dass manchmal nicht mehr bleibt als ein toter Hund in einer Louis-Vuitton-Tasche. Sie zeigen ihre Figuren beim immer Literarisches Frühjahr Sonntag 03.04.2022 - 19.30 Uhr Daniel Wisser »Die erfundene Frau« wieder scheiternden Versuch, nicht zu scheitern, gönnen ihnen keine Erlösung und sind gerade deshalb von großer Menschlichkeit. Daniel Wisser, 1971 in Klagenfurt geboren, schreibt Prosa, Gedichte, Songtexte. 1994 Mitbegründer des Ersten Wiener Heimorgelorchesters, zuletzt erschien das Album »Die Letten werden die Esten sein«. 2018 für den Roman »Königin der Berge« mit dem Öster- reichischen Buchpreis und dem Johann-Beer-Preis ausgezeichnet. »Wir bleiben noch« ist Daniel Wissers fünfter Roman. Er lebt in Wien. Karten: 10 Euro zzgl. VVK-Gebühr. Schüler/Studenten: 7 Euro zzgl. VVK-Gebühr. 11
12 Foto: Tanja Leonhard Lesung und
Musik zur Kunstausstellung »INDISKRET« INDISKRET ist ein Kunstprojekt über intellektuelle Frauen im inneren und äußeren Exil während der Nazidiktatur. Verfemte Intellektuelle, Autorinnen, Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen wenden sich nach 1933 in Briefen und Tagebüchern an die Menschen, die ihnen am nächsten stehen, schreiben ganz spontan über ihre Liebe als überlebensnot- wendigen Halt in einer Welt ohne Heimat. Die Künstlerin Tanja Leonhardt sichtete veröffentlichte Briefwechsel und Tagebücher Literarisches Frühjahr Montag 04.04.2022 - 19.30 Uhr Erläuterungen: Tanja Leonhardt, Künstlerin verfolgter Künstlerinnen und wählte Passagen aus, die verblüffend zeitlos und authen- tisch anmuten. Sie zeigen uns Frauen, die nicht reduziert werden sollten auf Flucht und Verfolgtsein, sondern die neben ihrer intellektuellen Profession auch noch Töchter, Schwestern, Freundinnen, Geliebte und Mütter waren. Frauen im zeitlosen Spannungs- feld zwischen Liebe und Selbstbehauptung, die dabei jedoch durch eine Welt gingen, die aus den Fugen geraten war. Gerade dieser persönliche Fokus ist es, der uns, mit dem Wissen um die historischen Umstände, stille werden und mitfühlen lässt. Tanja Leonhardt druckte ihre künstlerisch bearbeiteten Portraits zusammen mit hand- schriftlichen Textfragmenten auf großformatige Seidenbahnen. Der transparente Stoff in seiner Bewegung, die Gesichter und Handschriften und die etwas indiskret anmutende Textauswahl ermöglichen einen persönlichen, nahen Blick auf diese Frauen und ihre Lie- besfähigkeit in einer unmenschlichen Zeit. Tanja Leonhardt studierte in Mainz Schriftkunst und Literatur. Sie vereint in ihrer Arbeit Schriftkunst, Bild und Literatur und spürt der Aura des Handgeschriebenem nach. Karten: 12 Euro zzgl. VVK-Gebühr. Schüler/Studenten: 8 Euro zzgl. VVK-Gebühr. 13
Lesung und 14
Musik zur Kunstausstellung »INDISKRET« Literarisches Frühjahr Montag 04.04.2022 - 19.30 Uhr Lesungen: Gabriele Drechsel, Schauspielerin Gabriele Drechsel ist aufgewachsen in München. Nach dem Abitur Schauspielausbildung am Max-Reinhard-Seminar Wien. Schauspielengagements in Frankfurt, Wiesbaden, Göttingen. Seit langem im Festengagement am Staatstheater Darmstadt. Rollen u.a.: Minna von Barnhelm, Blanche du Bois, Mephisto, Mutter Courage, Medea, Clythemnestra, Iokaste, Ase, Leila (Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel). In dieser Spielzeit zu sehen in: »Dantons Tod«, »Gift. Eine Ehegeschichte«, »Ernst ist das Leben (Bunbury)«. 15
Foto: privat Foto: Oliver Fürste Lesung und
d Musik zur Kunstausstellung »INDISKRET« Angela Elsäßer, geboren in Stuttgart. Studium: »Mozarteum« Salzburg, Sibelius-Aka- demie Helsinki, bei Tortelier in Nizza/Paris sowie Sängerische Körperschulung in Wien/ Luzern. Richard - Wagner Stipendiatin. Teilnahme an verschiedenen internationalen Mei- sterkursen und Festivals, u.a. für Historische Aufführungspraxis mit Gerhart Darmstadt und AnneBylsma und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Seit 1991 Mitglied der Magdeburgischen Philharmonie und Cellistin des Rossini Quartetts Magdeburg. Gleichzeitig einen Lehrauftrag für Violoncello an der Außenstelle der Musikhochschule Literarisches Frühjahr Montag 04.04.2022 - 19.30 Uhr Musik: Angela Elsäßer, Cello; Michael Erhard, Klavier Leipzig, der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Zeitverträge am Staatstheater Darmstadt und Mainz sowie seit 2005 Solocellistin der Darmstädter Barocksolisten, die 2016 den Darmstädter Musikpreis erhielten. Außerdem ist sie Dozentin für Violoncello an der Orchester-Akademie der Universität Mainz »Collegium – Musicum«. Solo- und Kammermusikkonzerte im In– und Ausland mit einem Repertoire vom Frühbarock auf dem historischen Violoncello bis zur zeitgenössischen Moderne auf dem modernen Vi- oloncello. Michael Erhard ist 1953 in Mannheim geboren. Erster Klavierunterricht mit 6 Jahren. Studium an der Musikhochschule Freiburg (Kontrabass, Klavier, Dirigieren). Von 1986 bis 2014 mit Unterbrechungen (u.a. 2 Jahre Staatstheater Mainz) Leiter der Schauspielmusik am Staatstheater Darmstadt. Hier komponierte er zahlreiche Musiken für Schauspiel und Tanztheater. Gastspiele an den Theatern Heilbronn, Kaiserslautern, Leipzig (TdJW), Linz, Paderborn sowie mit dem Tanztheater Darmstadt und Linz in Taiwan. 17
18 Foto: Carolin Saage
Schon immer haben drei Bestandteile ausgereicht, um die Welt neu zu erschaffen und zu- rück ins Chaos zu stürzen: Vater, Mutter, Kind. Yade Yasemin Önder bringt diese Akteure so virtuos auf Kollisionskurs, dass einem die Luft wegbleibt: ein im schönsten Sinne atem- beraubendes Debüt. Im Jahr nach Tschernobyl wird die Ich-Erzählerin geboren, irgendwo Literarisches Frühjahr Mittwoch 20.04.2022 - 19.30 Uhr Yade Yasemin Önder »Wir wissen, wir könnten und fallen synchoron« in der Westdeutschen Provinz, als »Mischling aus meiner Mutter und meinem Vater«, wie es heißt. Doch die intakte Kernfamilie währt nicht lange: Der türkische Vater (so übergewichtig, dass man »fast nichts mit ihm machen kann, was mit Schwerkraft zu tun hat«) stirbt. Alleinge- lassen ergeben Tochter und Mutter eine toxische Mischung. Der Roman erzählt, wie ein Mäd- chen hinausfindet aus einer beschädigten Familienaufstellung hinein in eine düster-funkelnde BRD. Er erzählt von Sommern in Istanbul, die nach zu heißen Elektrogeräten riechen und nach Anis; von Dingen und Menschen, die auf Nimmerwiedersehen aus dem Fenster fliegen. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich immer wieder verliert und wiederfindet, auseinanderfällt und neu zusammensetzt. Bei alldem bleibt der Vater ein Wiedergänger, der deutlich macht: Auch jemand, der fehlt, kann zu viel sein. Yade Yasemin Önder studierte Literatur- und Erziehungswissenschaften an der HU Berlin. Ihr erstes Theaterstück »Kartonage« wurde zu den Autorentheatertagen 2017 eingeladen und am Wiener Burgtheater uraufgeführt. 2018 war sie Gewinnerin des open mike in der Kategorie Prosa, 2019 Preisträgerin des Martha-Saalfeld-Förderpreises, 2020 erhielt sie das Arbeits- stipendium Literatur des Berliner Senats und eine Einladung zum Heidelberger Stückemarkt. 2021 ist sie Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya Istanbul. Karten: 10 Euro zzgl. VVK-Gebühr. Schüler/Studenten: 7 Euro zzgl. VVK-Gebühr. 19
20 Foto: Thorsten Kirves
Ein kleiner Ort am Nord-Ostsee-Kanal, zwischen Natur, Kreisstadt und Industrie, kurz nach dem Jahreswechsel. Mitten aus dem Alltag heraus verschwindet eine Fa- milie spurlos. Das verlassene Haus wird zum gedanklichen Zentrum der Nachbarn: Julia, Ende dreißig, die sich vergeblich ein Kind wünscht, die mit ihrem Freund erst vor Kurzem aus der Großstadt hergezogen ist und einen kleinen Keramikladen mit Literarisches Frühjahr Freitag 22.04.2022 - 19.30 Uhr Kristine Bilkau »Nebenan« Online-Shop betreibt. Astrid, Anfang sechzig, die seit Jahrzehnten eine Praxis in der nahen Kreisstadt führt und sich um die alt gewordene Tante sorgt. Und dann ist da das mysteriöse Kind, das im Garten der verschwundenen Familie auftaucht. Sie alle kreisen wie Fremde umeinander, scheinbar unbemerkt von den Nächsten, sie wollen Verbundenheit und ziehen sich doch ins Private zurück. Und sie alle haben Geheim- nisse, Sehnsüchte und Ängste. Ihre Wege kreuzen sich, ihre Geschichten verbinden sich miteinander, denn sie suchen, wonach wir alle uns sehnen: Geborgenheit, Zu- gehörigkeit und Vertrautheit. Kristine Bilkau, 1974 geboren, studierte Geschichte und Amerikanistik in Hamburg und New Orleans. Ihr erster Roman »Die Glücklichen« fand ein begeistertes Me- dienecho, wurde mit dem Franz-Tumler-Preis, dem Klaus-Michael-Kühne-Preis und dem Hamburger Förderpreis für Literatur ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Vor »Nebenan« erschien »Eine Liebe, in Gedanken« im Luchterhand Lite- raturverlag. Kristine Bilkau lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Karten: 10 Euro zzgl. VVK-Gebühr. Schüler/Studenten: 7 Euro zzgl. VVK-Gebühr. 21
22 Foto: Peter-Andreas Hassiepen
Welche Erinnerungen machen uns zu dem Menschen, der wir sind? Said Al-Wahid hat seinen Reisepass überall dabei, auch wenn er in Berlin-Neukölln nur in den Supermarkt geht. Als er eines Tages die Nachricht erhält, seine Mutter liege im Sterben, reist er zum ersten Mal seit Jahren in das Land seiner Herkunft. Je näher er sei- ner in Bagdad verbliebenen Familie kommt, desto tiefer gehen die Erinnerungen zurück, Literarisches Frühjahr Montag 25.04.2022 - 19.30 Uhr Abbas Khider »Der Erinnerungsfälscher« an die Jahre des Ankommens in Deutschland, an die monatelange Flucht und schließlich an die Kindheit im Irak. Welche Erinnerungen fehlen, welche sind erfunden und welche verfälscht? Said weiß es nicht. Es ist seine Rettung bis heute. Eine Lebensgeschichte von enormer Wucht. In diesem bewegenden und poetischen Roman liegt der Klang eines ganzen Lebens. Abbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren. Mit 19 Jahren wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet. Nach der Entlassung floh er 1996 aus dem Irak und hielt sich in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. 2008 erschien sein Debütroman »Der falsche Inder«, es folgten die Romane »Die Orangen des Präsidenten« (2011) und »Brief in die Auberginenrepublik« (2013). Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, zuletzt wurde er mit dem Nelly-Sachs-Preis, dem Hilde-Domin-Preis und dem Adelbert-von- Chamisso-Preis geehrt. Außerdem war er im Jahre 2017 Mainzer Stadtschreiber. Abbas Khider lebt zurzeit in Berlin. Bei Hanser erschienen von ihm »Ohrfeige« (Roman, 2016), »Deutsch für alle« (Das endgültige Lehrbuch, 2019) und »Palast der Miserablen« (Ro- man, 2020). Karten: 10 Euro zzgl. VVK-Gebühr. Schüler/Studenten: 7 Euro zzgl. VVK-Gebühr. 23
24 Foto: Ladina DagamrPlescia Gianni Bischof Morath
Meret ist Krankenschwester. Die Klinik ist ihr Zuhause, ihre Uniform trägt sie mit Stolz, schließlich kennt die Menschen in ihrem Leiden niemand so gut wie sie. Bis eines Tages ein neuartiger Eingriff entwickelt wird, der Frauen von psychischen Lei- den befreien soll. Die Nachwirkungen des Eingriffs können schmerzhaft sein, aber danach fängt die Heilung an. Daran hält Meret fest, auch wenn ihr langsam erste Literarisches Frühjahr Freitag 06.05.2022 - 19.30 Uhr Yael Inokai »Ein simpler Eingriff« Zweifel kommen. Ein simpler Eingriff ist nicht nur die Geschichte einer Frau in der Nachkriegszeit, die in einer Welt starrer Hierarchien und entmenschlichter Patien- tinnen ihren Glauben an die Macht der Medizin verliert. Es ist auch die intensive He- raufbeschwörung einer Liebe mit ganz eigenen Gesetzen. Denn Meret verliebt sich in eine andere Krankenschwester. Und überschreitet damit eine unsichtbare Grenze. Yael Inokai, geboren 1989 in Basel, studierte Philosophie in Basel und Wien, an- schließend Drehbuch und Dramaturgie in Berlin. 2012 erschien ihr Debütroman »Storchenbiss«. Für ihren zweiten Roman »Mahlstrom« wurde sie mit dem Schwei- zer Literaturpreis 2018 ausgezeichnet. Sie ist Redaktionsmitglied der Zeitschrift »PS: Politisch Schreiben« und lebt in Berlin. Karten: 10 Euro zzgl. VVK-Gebühr. Schüler/Studenten: 7 Euro zzgl. VVK-Gebühr. 25
Verleihung des Lit Foto: privat
D a r m s t ä d t e r J u r y « teraturpreises der » Die Darmstädter Jury »Buch des Monats«, eine im Jahr 1952 ins Leben gerufene Verei- nigung von Kritikern und Literaten, hat das schöne Privileg, jeden Monat ein literarisches Werk ins Licht der öffentlichen Aufmerksamkeit rücken zu dürfen, das etwas abseits, also apart vom raschen und zeitverschluckenden Verbrauchs- und Marketinglärm des litera- rischen Betriebs liegt. Ausgezeichnet werden soll zwölfmal im Jahr: eine wahre Kostbar- keit. Eine dieser Kostbarkeiten wird von nun an jeweils als »Buch der Jahre« besonders Literarisches Frühjahr Montag 09.05.2022 - 19.30 Uhr László F. Földényi »Lob der Melancholie. Rätselthafte Botschaften« - Literaturpreis der »Darmstädter Jury« herausgestellt und mit dem »Literaturpreis der Darmstädter Jury« bedacht. Er wird alle zwei Jahr vergeben, ist mit 5000 Euro dotiert und kann an Autorinnen und Autoren, Übersetzerinnen und Übersetzer oder auch an Verlage vergeben werden. Die Runde der Juroren hat sich sehr schnell auf László F. Földényi als ersten Preisträger geeinigt, dessen »Lob der Melancholie. Rätselhafte Botschaften« das Buch des Monats Juli 2019 war. Die Auszeichnung sollte der Budapester Kunsttheoretiker, Literaturwissenschaftler und Essayist, geboren 1952 in Debrecen, schon im Frühjahr 2020 erhalten, was ein heim- tückisches Virus verhindert hat. Was paradoxerweise wunderbar zu Lászlo F. Földényis »Lob der Melancholie« passt: Zu der grandiosen Erforschung der Unzuverlässigkeit der Gefühle, zu der Vergeblichkeit des sogenannten letzten Wissens und der Tatsache, dass »die Welt, und mögen wir sie noch so souverän einrichten, auf wackligen und zerbrech- lichen Säulen ruht« (Földényi). Insofern ist auch der 9. Mai 2022 noch früh genug, um László F. Földényi in der Darmstädter Stadtkirche mit dem »Literaturpreis der Darmstäd- ter Jury« zu ehren. Die Laudatio hält der Frankfurter Anglist und Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Reichert. Musik: Ferdinand Heuberger, Posaune Eintritt frei! 27
28 Foto: Oliver Brkitsch
Wo endet ein inselbegabter Jurastudent, der an den starren Regelwerken des Gesetzes verzweifelt und beschließt, das Recht selbst in der Hand zu nehmen? In einer Gefängnis- zelle! Was aber zwischendurch geschieht, ist so unglaublich und derart gnadenlos und witzig erzählt, dass einem die Luft wegbleibt. Bereits als Kind findet der Held dieses Romans zur Juristerei: Er bereitet ein Verfahren gegen seine Großmutter vor, den Drachen Literarisches Frühjahr Freitag 13.05.2022 - 19.30 Uhr Simon Urban »Wie alles begann und wer dabei umkam« der Familie – und verurteilt sie im Wohnzimmer in Abwesenheit zum Tode. Berufung: nicht möglich. Simon Urban gehört zu den großen, mutigen Erzähltalenten seiner Genera- tion. In seinem neuen Roman entfesselt er eine furiose Geschichte um einen Außenseiter, der zum dunklen Rächer wird. Und der zuvor auszieht, um sich auf einer weltweiten Recherchereise am Unrecht und Recht der Welt zu schulen ... »Wie alles begann und wer dabei umkam« ist eine bitterböse Gesellschaftsanalyse und eine literarisch brillante Auseinandersetzung mit den Regelwerken, die unser aller Leben bestimmen. Wo sind Widerworte gegen das Gesetz gefragt – und wo eskaliert das eigene Ungerechtigkeits- empfinden in wahnwitzige Selbstjustitz? Simon Urban, geboren 1975 in Hagen, Studium der Germanistik und Komparatistik in Münster, Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Sein Roman »Plan D« (2011), in dem die DDR heute noch existiert, wurde in elf Sprachen übersetzt. 2014 erschien der Roman »Gondwana«. 2013 war er Writer in Residence beim International Writing Pro- gram der Universität Iowa. Für die ARD schrieb er die Erzählvorlage zum Spielfilm »Exit« (2020). Er lebt in Hamburg und Techau (Ost-Holstein). Karten: 10 Euro zzgl. VVK-Gebühr. Schüler/Studenten: 7 Euro zzgl. VVK-Gebühr. 29
30 Foto: Sven Görlich
Spiegel-Bestseller-Autor Maxim Leo erzählt von einem erfolglosen Berliner Videotheken- besitzer, der ungewollt zum Helden wird. Ein Mann, der den ungewohnten Ruhm genießt, bis die Liebe ins Spiel kommt und er sich entscheiden muss. Eine rasante, anrührende und ungemein vergnügliche Hochstaplergeschichte. Im September 2019 bekommt Michael Hartung Besuch von einem Journalisten. Der re- cherchiert über eine spektakuläre Massenflucht aus der DDR, bei der 127 Menschen in Literarisches Frühjahr Montag 16.05.2022 - 19.30 Uhr Maxim Leo »Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße« einem S-Bahnzug am Bahnhof Friedrichstraße in den Westen gelangten. Der Journalist hat Stasiakten entdeckt, aus denen hervorgeht, dass Hartung, der früher als Stellwerksmeister am Bahnhof Friedrichstraße gearbeitet hatte, die Flucht eingefädelt haben soll. Hartung dementiert zunächst, ist aber nach Zahlung eines ordentlichen Honorars und ein paar Bieren bereit, die Geschichte zu bestätigen. Schließlich war er noch nie bedeutend, noch nie ein Held, und wenn es nun mal so in den Akten steht … Maxim Leo, 1970 in Ostberlin geboren, ist gelernter Chemielaborant, studierte Politikwis- senschaften, wurde Journalist. Heute schreibt er gemeinsam mit Jochen Gutsch Bestseller über sprechende Männer und Alterspubertierende, außerdem Drehbücher für den »Tat- ort«. 2006 erhielt er den Theodor-Wolff-Preis. Für sein autobiografisches Buch »Haltet euer Herz bereit« wurde er 2011 mit dem Europäischen Buchpreis ausgezeichnet. 2014 erschien sein Krimi »Waidmannstod«, 2015 »Auentod«. 2019 erschien sein autobiogra- fisches Buch »Wo wir zu Hause sind«, das zum Bestseller wurde. Maxim Leo lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin. Karten: 10 Euro zzgl. VVK-Gebühr. Schüler/Studenten: 7 Euro zzgl. VVK-Gebühr. 31
Berther Bilkau Drechsler Elsäßer Erhard Földényi Inokai Khider Lappert Leo Leonhardt Önder Steinfest Urban Wisser Foto: Sven Görlich Das »Literarische Frühjahr« ist eine Veranstaltung der Stadtkirche Darmstadt und des Evangelischen Dekanats Darmstadt-Stadt. Verantwortlich: Pfarrer Karsten Gollnow
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