Lohnfortzahlung und Versicherungsleistungen - Rechtssichere Antworten, Beispiele und Praxistipps - WEKA ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ralph Büchel / Thomas Wachter Lohnfortzahlung und Versicherungsleistungen Rechtssichere Antworten, Beispiele und Praxistipps Ein Problem? Kein Problem!
CIP-Kurztitelaufnahme der deutschen Bibliothek Lohnfortzahlung und Versicherungsleistungen Autoren: Ralph Büchel / Thomas Wachter Projektleitung: Sabine Bernhard Zitiervorschlag: Büchel / Wachter, Lohnfortzahlung und Versicherungsleistungen Stand der Gesetzgebung: 30. November 2020 Stand der Rechtsprechung: 30. November 2020 © WEKA Business Media AG, Zürich, 2021 Alle Rechte vorbehalten, Nachdruck – auch auszugsweise – nicht gestattet. Der Einfachheit halber und zwecks besserer Lesbarkeit wurden meist die männlichen Formen verwendet. Die weiblichen Formen sind dabei selbstverständlich mitgemeint. Die Definitionen, Empfehlungen und rechtlichen Informationen sind von den Autoren und vom Verlag auf deren Korrektheit in jeder Beziehung sorgfältig recherchiert und geprüft worden. Trotz aller Sorgfalt kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autoren bzw. des Verlags ist daher ausgeschlossen. WEKA Business Media AG Hermetschloostrasse 77, CH-8048 Zürich Telefon 044 434 88 88, Telefax 044 434 89 99 www.weka.ch Zürich • Kissing • Paris • Wien ISBN 978-3-297-42074-4 7. vollständig überarbeitete Auflage 2021 Druck: CPI books GmbH, Leck, Layout: Dimitri Gabriel, Satz: Peter Jäggi Ein Problem? Kein Problem!
Vorwort Der Anspruch des Arbeitnehmenden auf Lohnfortzahlung bei Unfall, Krankheit und aus anderen Gründen gibt immer wieder Anlass zu Unsicherheiten und Diskussionen zwi- schen Arbeitgeber und Arbeitnehmenden. Das Obligationenrecht regelt den Lohnfortzahlungsanspruch von Arbeitnehmenden relativ bescheiden. Es unterscheidet zwischen Krankheit sowie anderen Gründen der Arbeitsverhinderung einerseits und dem Lohnfortzahlungsanspruch bei vorhandenen obligatorischen Versicherungen anderseits. Bei den obligatorischen Versicherungen han- delt es sich um Taggeldleistungen der Unfallversicherung (UVG), den Entschädigungen für Dienstleistende, Mutterschaft und Vaterschaft (EO). Lohnfortzahlungsanspruch und Versicherungsleistungen sind damit eng verbunden. Viele Unternehmen haben eine Krankentaggeldversicherung abgeschlossen. Diese er- bringt – je nach Vertrag – im Krankheitsfall meist 80 % Lohnfortzahlung während zwei Jahren. Damit diese Lohnfortzahlung den Lohnfortzahlungsanspruch nach OR ersetzt, müssen eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt werden. Die wichtigsten sind: Der Ar- beitgeber hat mindestens die Hälfte der Prämien zu tragen und die Lohnfortzahlung wäh- rend der Wartefrist sicherzustellen. Zudem ist die Regelung schriftlich zu vereinbaren. Das vorliegende Buch zeichnet neben den arbeits- und versicherungsrechtlichen Aspek- ten auch die Auswirkungen auf die Beitragspflicht bei den verschiedenen Versicherungen und deren Berücksichtigung in der Lohnabrechnung auf. Arbeitsverhinderungen haben aber auch andere Auswirkungen, wie z. B. auf den Feri- enanspruch des Arbeitnehmenden und ihren Anspruch auf Familienzulagen. Bei län- ger dauernder Arbeitsunfähigkeit eines Arbeitnehmenden stellt sich für den Arbeitge- ber zudem die Frage nach der Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Bei dieser Frage zu beachten sind die im Obligationenrecht vorgesehenen Sperrfristen bei unverschuldeter Arbeitsverhinderung. Bei dauernder Arbeitsunfähigkeit eines Arbeitnehmenden gibt es viele Fragezeichen bei den Versicherungsleistungen aus der obligatorischen, betriebli- chen und privaten Vorsorge. Dieses Buch hilft Ihnen, auf die vielen Fragen rund um Arbeitsverhinderungen von Ar- beitnehmenden und die entsprechenden Versicherungsleistungen im Einzelfall die rich- tige Antwort zu finden. Zürich, im November 2020 Ralph Büchel, Thomas Wachter Lohnfortzahlung und Versicherungsleistungen
Ein Problem? Kein Problem!
Inhaltsverzeichnis 1 Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................................................ 9 Quellenverzeichnis ..................................................................................................................................... 11 1. Grundsätze der Lohnfortzahlung.............................................................................................. 13 1.1 Voraussetzungen für die Lohnfortzahlung ..................................................................................... 15 1.1.1 Arztzeugnis ................................................................................................................................... 16 1.1.2 Aus der Praxis ............................................................................................................................... 18 1.1.3 Vertrauensarzt ............................................................................................................................... 19 1.1.4 Grenzen ......................................................................................................................................... 20 1.2 Lohnfortzahlung: Anspruch pro Anstellungsjahr ............................................................................ 20 1.2.1 Regeln und Beispiele ..................................................................................................................... 20 1.2.2 Welches Anstellungsjahr gilt?........................................................................................................ 22 1.3 Beginn der Lohnfortzahlung .......................................................................................................... 23 1.3.1 Befristete Arbeitsverhältnisse ........................................................................................................ 23 1.3.2 Unbefristete Arbeitsverhältnisse .................................................................................................... 23 1.4 Dauer der Lohnfortzahlung ........................................................................................................... 24 1.4.1 Skalen ........................................................................................................................................... 24 1.4.2 Nachteile der Skalenlösung ........................................................................................................... 26 1.5 Lohnfortzahlung bei teilweiser Arbeitsunfähigkeit ........................................................................ 27 1.6 Ende der Lohnfortzahlung bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses ............................................. 28 1.7 Höhe der Lohnfortzahlung............................................................................................................. 28 1.7.1 Grundsatz...................................................................................................................................... 28 1.7.2 Einzurechnende Lohnbestandteile ................................................................................................. 29 1.7.3 Lohnänderungen ........................................................................................................................... 29 1.7.4 Schwankende Lohnbestandteile .................................................................................................... 29 1.7.5 Provisionen, Umsatzbeteiligungen, Gewinnbeteiligungen............................................................. 31 1.7.6 Naturallohn ................................................................................................................................... 31 1.7.7 Pauschalspesen ............................................................................................................................. 31 1.8 Bezahlte Absenzen ........................................................................................................................ 31 1.8.1 Anspruch auf die erforderliche Freizeit .......................................................................................... 31 1.8.2 Bezahlte oder unbezahlte Freizeit?................................................................................................ 33 1.9 Weiterbildung................................................................................................................................ 33 1.9.1 Arbeitsplatzbezogene Weiterbildung ............................................................................................. 34 1.9.2 Allgemeine Weiterbildung ............................................................................................................. 34 1.10 Regelungsbedarf ........................................................................................................................... 34 1.10.1 Dauer und Höhe der Lohnfortzahlungspflicht ................................................................................ 34 1.10.2 Bezahlte Absenzen ........................................................................................................................ 35 1.10.3 Weiterbildung................................................................................................................................ 36 1.11 Rechtliche Grundlagen .................................................................................................................. 37 1.11.1 Obligationenrecht ......................................................................................................................... 37 1.11.2 Arbeitsgesetz................................................................................................................................. 37 2. Krankheit ..................................................................................................................................... 39 2.1 Krankheitsbegriff ........................................................................................................................... 42 Lohnfortzahlung und Versicherungsleistungen
2 Inhaltsverzeichnis 2.2 Krankentaggeldversicherung ......................................................................................................... 42 2.2.1 Wartefrist ...................................................................................................................................... 43 2.2.2 Krankentaggeldversicherung nach KVG ........................................................................................ 43 2.2.3 Krankentaggeldversicherung nach VVG......................................................................................... 45 2.2.4 Versicherungsvertragsgesetz (VVG) ............................................................................................... 47 2.2.5 Unterschiede KVG/VVG ................................................................................................................. 47 2.2.6 Arbeitsunfähigkeit ......................................................................................................................... 47 2.2.7 Arbeitsunfähigkeit im Ausland ...................................................................................................... 50 2.2.8 Arbeitsunfähigkeit nach der Pensionierung ................................................................................... 50 2.2.9 Weiterbeschäftigung nach Erreichen des AHV-Alters..................................................................... 50 2.2.10 Lohnfortzahlung während und nach der Wartefrist ....................................................................... 51 2.2.11 Beginn und Ende des Versicherungsschutzes................................................................................. 51 2.2.12 Berechnung der Taggeldleistungen................................................................................................ 52 2.2.13 Nicht versicherte Fälle ................................................................................................................... 52 2.2.14 Übertritt in die Einzelversicherung ................................................................................................ 55 2.3 Familienzulagen ............................................................................................................................ 56 2.4 Regelungsbedarf bei Lohnfortzahlung mit Krankentaggeldversicherung....................................... 57 2.5 Altersvorsorge bei Krankheit ......................................................................................................... 57 2.5.1 AHV ............................................................................................................................................... 57 2.5.2 Berufliche Vorsorge (BVG) ............................................................................................................. 58 2.5.3 Säule 3a ........................................................................................................................................ 58 2.5.4 Säule 3b ........................................................................................................................................ 58 2.6 Administratives Vorgehen ............................................................................................................. 59 2.6.1 Beiträge und Lohndeklaration ....................................................................................................... 59 2.6.2 Vorgehen im Krankheitsfall ........................................................................................................... 59 2.7 Berufskrankheiten und Gesundheitsschädigungen von Dienstleistenden ...................................... 60 2.7.1 Berufskrankheit ............................................................................................................................. 60 2.7.2 Gesundheitsschädigungen von Dienstleistenden .......................................................................... 64 2.8 Rechtliche Grundlagen .................................................................................................................. 65 3. Unfall ........................................................................................................................................... 67 3.1 Berufs- und Nichtberufsunfall........................................................................................................ 70 3.2 Unfallbegriff .................................................................................................................................. 71 3.2.1 Schädigende Einwirkung auf den menschlichen Körper ................................................................ 72 3.2.2 Plötzlichkeit ................................................................................................................................... 72 3.2.3 Nicht beabsichtigt = unfreiwillig ................................................................................................... 72 3.2.4 Äusserer Faktor ............................................................................................................................. 73 3.2.5 Ungewöhnlichkeit des äusseren Faktors........................................................................................ 73 3.3 Unfallähnliche Körperschädigungen .............................................................................................. 74 3.4 Rückfälle und Spätfolgen von Unfällen ......................................................................................... 75 3.4.1 Rückfall ......................................................................................................................................... 76 3.4.2 Spätfolgen ..................................................................................................................................... 76 3.5 Natürlicher und adäquater Kausalzusammenhang ........................................................................ 76 3.5.1 Natürlicher Kausalzusammenhang ................................................................................................ 76 3.5.2 Adäquater Kausalzusammenhang ................................................................................................. 77 3.5.3 Kausalitätsprüfung ........................................................................................................................ 78 3.6 Berufskrankheit ............................................................................................................................. 78 Ein Problem? Kein Problem!
Inhaltsverzeichnis 3 3.6.1 Nichteignung................................................................................................................................. 78 3.6.2 Übergangstaggeld ......................................................................................................................... 79 3.6.3 Übergangsentschädigung.............................................................................................................. 80 3.7 Leistungskürzungen oder Leistungsverweigerung durch den Unfallversicherer (UVG) .................. 80 3.7.1 Unterschied zwischen leichter und grober Fahrlässigkeit .............................................................. 80 3.7.2 Aussergewöhnliche Gefahren........................................................................................................ 81 3.7.3 Wagnisse ....................................................................................................................................... 82 3.7.4 Absicht .......................................................................................................................................... 84 3.8 Beginn und Ende des Versicherungsschutzes................................................................................. 84 3.8.1 Beginn des Versicherungsschutzes ................................................................................................ 84 3.8.2 Ende des Versicherungsschutzes.................................................................................................... 84 3.9 Beginn und Ende der Taggeldleistungen........................................................................................ 86 3.10 Höhe der Lohnfortzahlung............................................................................................................. 86 3.11 Berechnung der Taggeldleistungen................................................................................................ 86 3.11.1 Berechnungsregeln........................................................................................................................ 87 3.11.2 Beginn und Ende des Taggeldanspruchs ........................................................................................ 88 3.12 UVG-Zusatzversicherung ............................................................................................................... 89 3.13 Familienzulagen ............................................................................................................................ 89 3.14 Unfälle von Dienstleistenden......................................................................................................... 89 3.15 Nachteile der obligationenrechtlichen Regelung ........................................................................... 90 3.16 Regelungsbedarf bei Unfall ........................................................................................................... 90 3.17 Altersvorsorge bei Unfall ............................................................................................................... 91 3.17.1 AHV ............................................................................................................................................... 91 3.17.2 Unfallversicherung (UVG) .............................................................................................................. 91 3.17.3 Berufliche Vorsorge (BVG) ............................................................................................................. 92 3.17.4 Säule 3a ........................................................................................................................................ 93 3.17.5 Säule 3b ........................................................................................................................................ 93 3.18 Administratives Vorgehen ............................................................................................................. 94 3.18.1 Beiträge und Lohndeklaration ....................................................................................................... 94 3.18.2 Vorgehen bei Unfall und bei Berufskrankheiten ............................................................................ 94 3.19 Rechtliche Grundlagen .................................................................................................................. 95 4. Mutterschaft ............................................................................................................................... 97 4.1 Schwangerschaft ........................................................................................................................... 99 4.1.1 Abgrenzung zur Krankheit............................................................................................................. 99 4.1.2 Arbeitsgesetzliche Einschränkungen ........................................................................................... 100 4.1.3 Arbeitsgesetzliche Lohnfortzahlungspflicht ................................................................................. 100 4.2 Niederkunft ................................................................................................................................. 100 4.3 Erholungszeit (Mutterschaftsurlaub) ........................................................................................... 101 4.3.1 Arbeitsvertragliche Lohnfortzahlungspflicht ................................................................................ 101 4.3.2 Mutterschaftsentschädigung (MSE) ............................................................................................ 102 4.4 Kantonale Mutterschaftsversicherungen (MUV) .......................................................................... 108 4.4.1 Kanton Freiburg........................................................................................................................... 108 4.4.2 Kanton Genf ................................................................................................................................ 109 4.5 Leistungen der Krankentaggeldversicherung bei Mutterschaft.................................................... 110 4.5.1 Krankentaggeldversicherung nach KVG ...................................................................................... 110 4.5.2 Krankentaggeldversicherung nach VVG....................................................................................... 110 Lohnfortzahlung und Versicherungsleistungen
4 Inhaltsverzeichnis 4.5.3 Krankheitsbeginn vor der Niederkunft ........................................................................................ 111 4.5.4 Krankheitsbeginn nach der Niederkunft ...................................................................................... 111 4.5.5 Wechsel des Versicherers während der Mutterschaft .................................................................. 112 4.6 Stillzeit ........................................................................................................................................ 112 4.6.1 Arbeitsgesetzliche Lohnfortzahlungspflicht ................................................................................. 113 4.6.2 Zeitaufwand für das Stillen ......................................................................................................... 113 4.7 Nachteile der gesetzlichen Regelung bei Mutterschaft ............................................................... 113 4.8 Altersvorsorge bei Mutterschaft .................................................................................................. 113 4.8.1 AHV ............................................................................................................................................. 113 4.8.2 Berufliche Vorsorge (BVG) ........................................................................................................... 114 4.9 Administratives Vorgehen ........................................................................................................... 114 4.10 Regelungsbedarf bei Mutterschaft .............................................................................................. 114 4.11 Rechtliche Grundlagen ................................................................................................................ 115 5 Vaterschaft ................................................................................................................................ 117 5.1 Legitimation zur Geltendmachung .............................................................................................. 118 5.1.1 Grundsatz.................................................................................................................................... 118 5.1.2 Nachweis zur Anmeldung ............................................................................................................ 118 5.1.3 Zuständige Ausgleichskasse ........................................................................................................ 119 5.2 Vaterschaftsurlaub ...................................................................................................................... 119 5.2.1 Arbeitsgesetzliche Lohnfortzahlungspflicht ................................................................................. 120 5.2.2 Arbeitsvertragliche Lohnfortzahlungspflicht ................................................................................ 120 5.2.3 Vaterschaftsentschädigung (VSE) ................................................................................................ 120 5.2.3.1 Anspruchsberechtigte Personen .................................................................................................. 120 5.2.3.2 Weitere Anspruchsvoraussetzungen ............................................................................................ 121 5.2.3.3 Beginn und Ende des Anspruchs.................................................................................................. 121 5.2.3.4 Höhe des versicherten Verdienstes .............................................................................................. 122 5.2.3.5 Höhe der Entschädigung ............................................................................................................. 122 5.3 Nachteile der gesetzlichen Regelung bei Vaterschaft .................................................................. 122 54 Altersvorsorge bei Vaterschaft..................................................................................................... 122 5.4.1 AHV ............................................................................................................................................. 122 5.4.2 Berufliche Vorsorge (BVG) ........................................................................................................... 122 5.5 Rechtliche Grundlagen ................................................................................................................ 123 6. Dienstleistende ......................................................................................................................... 125 6.1 Erwerbsausfallentschädigung (EO) .............................................................................................. 127 6.1.1 Orientierungstag ......................................................................................................................... 128 6.1.2 Rekrutierung ............................................................................................................................... 128 6.1.3 Entlassungstag ............................................................................................................................ 128 6.1.4 Freiwillige Dienstleistungen ........................................................................................................ 128 6.1.5 Zivildienst .................................................................................................................................... 128 6.1.6 Zivilschutz ................................................................................................................................... 129 6.2 Entschädigungsarten ................................................................................................................... 129 6.2.1 Grundentschädigung ................................................................................................................... 129 6.2.2 Kinderzulage ............................................................................................................................... 131 6.2.3 Zulage für Betreuungskosten....................................................................................................... 132 6.2.4 Höchstgrenze der Erwerbsausfallentschädigung ......................................................................... 132 6.3 Berechnung der Taggelder ........................................................................................................... 133 Ein Problem? Kein Problem!
Inhaltsverzeichnis 5 6.4 Lohnfortzahlungspflicht............................................................................................................... 135 6.4.1 Abweichende Regelung............................................................................................................... 136 6.4.2 Für welche Arbeitnehmenden gilt die obligationenrechtliche Regelung ...................................... 136 6.4.3 Zusammenfassung ...................................................................................................................... 136 6.4.4 Wem gehört die Erwerbsausfallentschädigung?.......................................................................... 136 6.4.5 Lohnfortzahlungspflicht aus verschiedenen Gründen .................................................................. 137 6.4.6 Lohnfortzahlung bei freiwilliger Übernahme gesetzlicher Pflichten............................................. 137 6.5 Leistungen der Militärversicherung (MVG) .................................................................................. 138 6.5.1 Taggelder der Militärversicherung (MVG).................................................................................... 138 6.5.2 Versicherter Verdienstes .............................................................................................................. 138 6.6 Exkurs: Feuerwehrpflicht ............................................................................................................. 139 6.7 Regelungsbedarf für Dienstleistende ........................................................................................... 139 6.8 Rechtliche Grundlagen ................................................................................................................ 140 7. Lohnnachgenuss und Versicherungsleistungen im Todesfall .............................................. 141 7.1 Lohnnachgenuss beim Tod des Arbeitnehmenden ....................................................................... 143 7.1.1 Berechnung des Lohnnachgenusses ............................................................................................ 145 7.1.2 Keine Beitragspflicht bei Versicherungen..................................................................................... 145 7.1.3 Leistungen der beruflichen Vorsorge ........................................................................................... 145 7.1.4 Fälligkeit des Anspruchs .............................................................................................................. 145 7.1.5 Erbrechtliche Behandlung ........................................................................................................... 145 7.1.6 Steuerrechtliche Qualifikation ..................................................................................................... 146 7.2 Versicherungsleistungen im Todesfall .......................................................................................... 146 7.2.1 AHV (1. Säule) ............................................................................................................................. 146 7.2.2 Berufliche Vorsorge (BVG) ........................................................................................................... 146 7.2.3 Unfallversicherung (UVG) ............................................................................................................ 152 7.2.4 Leistungen der UVG-Zusatzversicherung ..................................................................................... 154 7.2.5 Leistungen der Militärversicherung (MVG) .................................................................................. 155 7.2.6 Leistungen aus der 3. Säule ......................................................................................................... 156 7.3 Tod des Arbeitgebers ................................................................................................................... 157 7.4 Regelungsbedarf für den Todesfall .............................................................................................. 158 7.5 Administratives Vorgehen ........................................................................................................... 159 7.6 Gesetzliche Grundlagen .............................................................................................................. 159 7.6.1 Obligationenrecht ....................................................................................................................... 159 7.6.2 Steuerrecht .................................................................................................................................. 159 7.6.3 Sozialversicherungsrecht ............................................................................................................. 159 8. Lohnabrechnung bei Arbeitsverhinderungen ....................................................................... 161 8.1 Lohnfortzahlung in der Lohnabrechnung darstellen .................................................................... 162 8.1.1 Welches Anstellungsjahr gilt?...................................................................................................... 164 8.1.2 Anspruch pro Anstellungsjahr ..................................................................................................... 164 8.1.3 Teilweise Arbeitsunfähigkeit ........................................................................................................ 165 8.2 Lohnfortzahlung bei Taggeldleistungen ....................................................................................... 167 8.2.1 Korrektur der Sozialversicherungsabzüge in der Lohnabrechnung .............................................. 167 8.2.2 Nettolohnausgleich ..................................................................................................................... 167 8.3 Berechnung des 13. Monatslohns ............................................................................................... 168 8.4 Berücksichtigung von Versicherungsleistungen ........................................................................... 169 8.4.1 Beitragspflicht bei Leistungen der Sozialversicherungen ............................................................. 170 Lohnfortzahlung und Versicherungsleistungen
6 Inhaltsverzeichnis 8.4.2 Prinzip der Lohnabrechnung........................................................................................................ 170 8.4.3 Nettolohnausgleich ..................................................................................................................... 171 8.4.4 Varianten der Lohnfortzahlung bei Krankentaggeldern ............................................................... 173 8.4.5 Beispiel Krankentaggeld .............................................................................................................. 175 8.4.6 Besonderheiten bei Unfalltaggeldern .......................................................................................... 177 8.4.7 Beispiel Unfalltaggeld ................................................................................................................. 178 8.4.8 Erwerbsersatz für Dienstleistende (EO) ....................................................................................... 180 8.4.9 Mutterschaftsentschädigung ....................................................................................................... 182 8.4.10 Lohnfortzahlung bei speziellen Arbeitsverhältnissen ................................................................... 184 9. Langdauernde Arbeitsunfähigkeit und Invalidität ............................................................... 185 9.1 Arbeitsunfähigkeit, Erwerbsunfähigkeit und Invalidität ............................................................... 188 9.1.1 Arbeitsunfähigkeit = Berufsunfähigkeit ....................................................................................... 188 9.1.2 Erwerbsunfähigkeit und Invalidität.............................................................................................. 190 9.2 Wie ist bei langdauernder Arbeitsunfähigkeit vorzugehen? ........................................................ 190 9.2.1 Lohnfortzahlung .......................................................................................................................... 191 9.2.2 Beratung ..................................................................................................................................... 192 9.2.3 Kündigung................................................................................................................................... 193 9.3 Wichtige Aspekte und Vorgehensschritte .................................................................................... 193 9.3.1 Stellvertretung............................................................................................................................. 193 9.3.2 Interne Information ..................................................................................................................... 193 9.3.3 Arztzeugnis und vertrauensärztliches Zeugnis............................................................................. 194 9.4 Leistungen der Sozialversicherungen .......................................................................................... 195 9.4.1 Überblick ..................................................................................................................................... 195 9.4.2 Geldleistungen im Einzelnen ....................................................................................................... 196 9.4.3 Invalidenversicherung (IV) .......................................................................................................... 197 9.4.4 Berufliche Vorsorge (BVG) ........................................................................................................... 206 9.4.5 Unfallversicherung (UVG) ............................................................................................................ 209 9.4.6 Militärversicherung (MVG) .......................................................................................................... 212 9.4.7 Anmeldung bei den Sozialversicherungen ................................................................................... 212 9.4.8 Ergänzungsleistungen zur AHV/IV ............................................................................................... 213 9.5 Auflösung des Arbeitsverhältnisses ............................................................................................. 214 9.5.1 Obligationenrechtliche Lohnfortzahlung ..................................................................................... 214 9.5.2 Sonderfälle .................................................................................................................................. 216 9.6 Administratives Vorgehen ........................................................................................................... 216 9.6.1 Leistungen von Sozialversicherungen während der Anstellung ................................................... 216 9.6.2 Versicherungsleistungen und ergänzende Lohnzahlungen .......................................................... 217 9.6.3 Verrechnung mit Versicherungsleistungen ................................................................................... 217 8.6.4 Komplexe Lohnabrechnungen ..................................................................................................... 217 9.6.5 Leistungen von Sozialversicherungen nach erfolgter Kündigung................................................. 217 9.7 Private Vorsorge (3. Säule) .......................................................................................................... 218 9.7.1 Die 3. Säule ................................................................................................................................. 218 9.7.2 Leistungen bei Arbeitsunfähigkeit ............................................................................................... 218 9.7.3 Leistungen bei Erwerbsunfähigkeit.............................................................................................. 218 9.8 Altersvorsorge bei Krankheit und Unfall...................................................................................... 219 9.8.1 AHV ............................................................................................................................................. 219 9.8.2 Unfallversicherung (UVG) ............................................................................................................ 220 Ein Problem? Kein Problem!
Inhaltsverzeichnis 7 9.8.3 BVG ............................................................................................................................................. 220 9.8.4 Säule 3a ...................................................................................................................................... 220 9.8.5 Säule 3b ...................................................................................................................................... 220 9.9 Rechtliche Grundlagen ................................................................................................................ 221 10. Weitere Auswirkungen von Arbeitsverhinderungen ............................................................ 223 10.1 Kündigung und Sperrfristen......................................................................................................... 225 10.1.1 Grundsätzliches ........................................................................................................................... 225 10.1.2 Auswirkungen der Sperrfrist ........................................................................................................ 226 10.1.3 Schwangerschaft und Mutterschaft ............................................................................................. 229 10.1.4 Wiederholte Arbeitsunfähigkeiten ............................................................................................... 229 10.1.5 Teilweise Arbeitsunfähigkeit ........................................................................................................ 230 10.1.6 Arbeitsplatzbezogene Arbeitsunfähigkeit .................................................................................... 230 10.2 Ferienkürzung.............................................................................................................................. 232 10.2.1 Grundsätzliches ........................................................................................................................... 232 10.2.2 Unbezahlter Urlaub ..................................................................................................................... 235 10.2.3 Krankheit, Unfall, Dienstpflichten ................................................................................................ 235 10.2.4 Schwangerschaft ......................................................................................................................... 236 10.2.5 Mutterschaftsurlaub .................................................................................................................... 236 10.2.6 Absenzen werden zusammengezählt .......................................................................................... 236 10.2.7 Teilweise Arbeitsverhinderung ..................................................................................................... 237 10.3 Beitragspflicht an die AHV........................................................................................................... 238 10.4 Beitragspflicht an die berufliche Vorsorge (BVG) ......................................................................... 238 10.4.1 Krankheit und Unfall ................................................................................................................... 238 10.4.2 Mutterschaft................................................................................................................................ 239 10.4.3 Vaterschaft .................................................................................................................................. 241 10.4.4 Beschäftigung von invaliden Arbeitnehmenden .......................................................................... 241 10.5 Anspruch auf Familienzulagen .................................................................................................... 241 10.5.1 Krankheit, Unfall, Dienstpflichten ................................................................................................ 241 10.5.2 Mutterschaftsurlaub .................................................................................................................... 243 10.5.3 Entlöhnte Abwesenheiten ........................................................................................................... 243 10.5.4 Jugendurlaub............................................................................................................................... 243 10.5.5 Nichtentlöhnte Abwesenheit oder unbezahlter Urlaub ................................................................ 243 10.5.6 Todesfall des Arbeitnehmenden................................................................................................... 243 10.6 Quellensteuer .............................................................................................................................. 244 10.7 Arbeitszeugnis............................................................................................................................. 244 10.8 Rechtliche Grundlagen ................................................................................................................ 245 Autoren ..................................................................................................................................................... 246 Lohnfortzahlung und Versicherungsleistungen
8 Inhaltsverzeichnis Ein Problem? Kein Problem!
Abkürzungsverzeichnis 9 Abkürzungsverzeichnis Abs. Absatz AHV Alters- und Hinterlassenenversicherung AHVG Bundesgesetz vom 20. Dezember 1946 über die Alters- und Hinterlassenen- versicherung (SR 831.10) AHVV Verordnung vom 31. Oktober 1947 über die Alters- und Hinterlassenenver- sicherung (SR 831.101) ALV Arbeitslosenversicherung ArG Arbeitsgesetz (SR 822.11) ArGV 1 Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz (SR 822.111) ArGV 2 Verordnung 2 zum Arbeitsgesetz (Sonderbestimmungen für bestimmte Gruppen von Betrieben oder Arbeitnehmenden) (SR 822.112) ArGV 3 Verordnung 3 zum Arbeitsgesetz (Gesundheitsvorsorge) (SR 822.113) ArGV 4 Verordnung 4 zum Arbeitsgesetz (Industrielle Betriebe, Plangenehmigung und Betriebsbewilligung) (SR 822.114) ArGV 5 Verordnung 5 zum Arbeitsgesetz (Jugendarbeitsschutzverordnung) (SR 822.115) Art. Artikel ATSG Bundesgesetz vom 6. Oktober 2000 über den Allgemeinen Teil des Sozialver- sicherungsrechts (SR 830.1) AVIG Bundesgesetz vom 25. Juni 1982 über die obligatorische Arbeitslosenversiche- rung und die Insolvenzentschädigung (Arbeitslosenversicherungsgesetz) (SR 837.0) BGE publizierter Bundesgerichtsentscheid in der amtlichen Sammlung BGer Bundesgericht, nicht in der amtlichen Sammlung publizierter Entscheid Bst. Buchstabe BSV Bundesamt für Sozialversicherungen (untersteht dem EDI) BVG Bundesgesetz vom 25. Juni 1982 über die berufliche Alters-, Hinterlassenen und Invalidenvorsorge (SR 831.40) bzw. beziehungsweise DBG Bundesgesetz vom 14. Dezember 1990 über die direkte Bundessteuer (642.11) d. h. das heisst EDI Eidgenössisches Departement des Innern; Vorsteher: Alain Berset EO Erwerbsersatzordnung EOG Bundesgesetz vom 25. September 1952 über die Erwerbsersatzordnung (SR 834.1) Lohnfortzahlung und Versicherungsleistungen
10 Abkürzungsverzeichnis EOV Verordnung vom 24. November 2004 zum Erwerbsersatzgesetz (SR 834.11) EU Europäische Union f und folgender FamZG Bundesgesetz vom 24. März 2006 über die Familienzulagen (Familienzula- gengesetz) (SR 836.2) ff. und folgende FLG Bundesgesetz vom 20. Juni 1952 über die Familienzulagen in der Landwirt- schaft (SR 836.1) ggf. gegebenenfalls IAO Internationale Arbeitsorganisation IIZ Interinstitutionelle Zusammenarbeit IV Invalidenversicherung IVG Bundesgesetz vom 19. Juni 1959 über die Invalidenversicherung (SR 831.20) MVG Bundesgesetz vom 19. Juni 1992 über die Militärversicherung (SR 833.1) Nr. Nummer OR Bundesgesetz vom 30. März 1911 betreffend die Ergänzung des Schweizeri- schen Zivilgesetzbuches (Fünfter Teil: Obligationenrecht) (SR 220) PartG Bundesgesetz vom 18. Juni 2004 über die eingetragene Partnerschaft gleichge- schlechtlicher Paare (Partnerschaftsgesetz) (SR 211.231) s. siehe SR Systematische Sammlung des Bundesrechts u. a. und andere usw. und so weiter UVG Bundesgesetz vom 20. März 1981 über die Unfallversicherung (SR 832.20) UVV Verordnung vom 20. Dezember über die Unfallversicherung (SR 832.202) VUV Verordnung vom 19. Dezember 1983 über die Verhütung von Unfällen und Berufskrankheiten (Verordnung über die Unfallverhütung) (SR 832.30) VO Verordnung z. B. zum Beispiel ZGB Schweizerisches Zivilgesetzbuch vom 10. Dezember 1907 (SR 210) < kleiner als > grösser als Ein Problem? Kein Problem!
Quellenverzeichnis 11 Quellenverzeichnis Hausherr Heinz (Hrsg.): Art. 319 – 362, Arbeitsvertragsrecht, Berner Kommentar (2018) Mettler, René, Lohnnachgenuss und Berufliche Vorsorge (BVG), personalSCHWEIZ, 06/2018, S. 16f. Rehbinder, Manfred/Stöckli, Jean-Fritz: Art. 331 – 335 OR und Art. 361 – 362 OR, Der Arbeitsvertrag, Berner Kommentar (2014) Mettler, René, WEKA Business Book Schwangerschaft, Mutterschaft und Familie (2014) Vetter-Schreiber Isabelle, BVG/FZG, Kommentar (2013) Mettler, René, Unfallversicherung: Vorsicht vor Lücken und Tücken, personalSCHWEIZ, 09/2013, S 16 f. Mettler, René, Krankentaggeldversicherung: Bitte umsteigen, personalSCHWEIZ, 04/2013, S. 20f Rumo-Jung, Alexandra/Holzer, André Pierre, Rechtsprechung des Bundesgerichts zum Sozialversicherungsrecht, Unfallversicherung (2012) Streiff, Ullin/von Kaenel, Adrian, Arbeitsvertrag, Praxiskommentar (2012) Vetter-Schreiber Isabelle, BVG/FZG, Kommentar (2013) Von Kaenel, Adrian, Krankentaggeldversicherung: Arbeits- und versicherungs- rechtliche Aspekte (2007) Wachter, Thomas, WEKA Business Book Lohnfindung, Lohnabrechnung, Lohnbuch- haltung (2020/2021) Kreisschreiben über die Mutter- und Vaterschaftsentschädigung, BSV (Stand: 1. Januar 2021) Wegleitung über die Renten in der Eidg. Alters-, Hinterlassenen und Invalidenversiche- rung (Rentenwegleitung), BSV (Stand: 2020) Wegleitung über die Beiträge von Selbständigerwerbenden und Nichterwerbstätigen, BSV (Stand: 2020) Wegleitungen zum ArG und zur ArGV1, seco (Stand: 2020) Wegleitung zur Erwerbsersatzordnung für Dienstleistende, Mutter- und Vaterschaft (WEO), BSV (Stand: 2021) Wegleitung zum Bundesgesetz über die Familienzulagen, BSV (Stand: 2020) Lohnfortzahlung und Versicherungsleistungen
12 Quellenverzeichnis Ein Problem? Kein Problem!
1. Grundsätze der Lohnfortzahlung 13 1. Grundsätze der Lohnfortzahlung 1.1 Voraussetzungen für die Lohnfortzahlung ............................................... 15 1.1.1 Arztzeugnis .................................................................................................... 16 1.1.2 Aus der Praxis ................................................................................................ 18 1.1.3 Vertrauensarzt ............................................................................................... 19 1.1.3.1 Rechtliche Situation ....................................................................................... 19 1.1.4 Grenzen ......................................................................................................... 20 1.2 Lohnfortzahlung: Anspruch pro Anstellungsjahr ..................................... 20 1.2.1 Regeln und Beispiele...................................................................................... 20 1.2.2 Welches Anstellungsjahr gilt? ........................................................................ 22 1.3 Beginn der Lohnfortzahlung ...................................................................... 23 1.3.1 Befristete Arbeitsverhältnisse......................................................................... 23 1.3.2 Unbefristete Arbeitsverhältnisse .................................................................... 23 1.4 Dauer der Lohnfortzahlung ....................................................................... 24 1.4.1 Skalen ............................................................................................................ 24 1.4.2 Nachteile der Skalenlösung............................................................................ 26 1.5 Lohnfortzahlung bei teilweiser Arbeitsunfähigkeit ................................ 27 1.6 Ende der Lohnfortzahlung bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses .. 28 1.7 Höhe der Lohnfortzahlung ......................................................................... 28 1.7.1 Grundsatz ...................................................................................................... 28 1.7.2 Einzurechnende Lohnbestandteile ................................................................. 29 1.7.3 Lohnänderungen ............................................................................................ 29 1.7.4 Schwankende Lohnbestandteile ..................................................................... 29 1.7.5 Provisionen, Umsatzbeteiligungen, Gewinnbeteiligungen ............................. 31 1.7.6 Naturallohn .................................................................................................... 31 1.7.7 Pauschalspesen .............................................................................................. 31 Lohnfortzahlung und Versicherungsleistungen
14 1. Grundsätze der Lohnfortzahlung 1.8 Bezahlte Absenzen ...................................................................................... 31 1.8.1 Anspruch auf die erforderliche Freizeit........................................................... 31 1.8.1.1 Gesetzliche Regelung..................................................................................... 31 1.8.1.2 Branchen- und betriebsübliche Zeit ............................................................... 32 1.8.1.3 Zeit zur Stellensuche ...................................................................................... 32 1.8.1.4 Arzt- oder Zahnarzttermin ............................................................................. 32 1.8.1.5 Betreuung kranker Kinder und Angehörigen .................................................. 32 1.8.2 Bezahlte oder unbezahlte Freizeit? ................................................................ 33 1.8.2.1 Absenzen von Arbeitnehmenden im Monatslohn........................................... 33 1.8.2.2 Absenzen von Arbeitnehmenden im Stunden-, Tag- oder Akkordlohn ............ 33 1.8.2.3 Arztbesuch fällt unter Lohnfortzahlungspflicht .............................................. 33 1.9 Weiterbildung .............................................................................................. 33 1.9.1 Arbeitsplatzbezogene Weiterbildung ............................................................. 34 1.9.2 Allgemeine Weiterbildung .............................................................................. 34 1.10 Regelungsbedarf ......................................................................................... 34 1.10.1 Dauer und Höhe der Lohnfortzahlungspflicht ................................................ 34 1.10.2 Bezahlte Absenzen ......................................................................................... 35 1.10.3 Weiterbildung ................................................................................................ 36 1.11 Rechtliche Grundlagen ............................................................................... 37 1.11.1 Obligationenrecht .......................................................................................... 37 1.11.2 Arbeitsgesetz ................................................................................................. 37 Ein Problem? Kein Problem!
1. Grundsätze der Lohnfortzahlung 15 1. Grundsätze der Lohnfortzahlung DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE Das Obligationenrecht (Art. 324a OR) regelt die Grundsätze der Lohnfortzahlung. Diese kommen namentlich bei Krankheit zur Anwendung, während bei Unfall für Dienstleistende und bei Mutter- schaft sowie Vaterschaft andere Bestimmungen gelten. Mit Ausnahme der ersten drei Anstellungsmonate sowie mit Ausnahme von kurzen Aushilfsarbeits- verhältnissen besteht eine Lohnfortzahlungspflicht durch den Arbeitgeber. Die Lohnfortzahlung ist im Obligationenrecht (OR) nur knapp umschrieben: Im ersten Anstellungs- jahr ist die Lohnfortzahlung während drei Wochen und anschliessend für eine «angemessene län- gere Zeit» zu leisten. Die Gerichtspraxis hat deshalb Skalen entwickelt, welche Auskunft geben über die Länge der minimalen Lohnfortzahlung. Arbeitnehmende sind verpflichtet, Arbeitsunfähigkeiten umgehend dem Arbeitgeber zu melden und – meist ab dem 3. Tag – ein Arztzeugnis beizubringen. Auch bei ausstehenden Arztzeugnissen ist Lohnfortzahlung zu leisten, die Arbeitnehmenden sind zu ermahnen, das Arztzeugnis beizubringen. Der Anspruch auf Lohnfortzahlung besteht pro Dienstjahr und entsteht in jedem Dienstjahr von neuem. Der Anspruch besteht also nicht, wie häufig angenommen, pro Krankheitsereignis. Ist je- mand wiederholt krank, besteht der Anspruch auf Lohnfortzahlung gesamthaft nur einmal pro Dienstjahr. Die Abwesenheiten vom Arbeitsplatz aus verschiedenen Gründen werden zusammen- gezählt. Der Anspruch besteht bei teilweiser Verhinderung an der Arbeit nicht für eine bestimmte Zeit, son- dern verlängert sich, bis der Anspruch auf die volle Lohnfortzahlung abgegolten ist. Die Lohnfortzahlung orientiert sich daran, was der Arbeitnehmende verdient hätte, wenn er gear- beitet hätte. Dabei sind nicht nur der eigentliche Lohn, sondern auch beispielsweise ausfallende Schichtzulagen, Boni, Provisionen sowie Naturalleistungen einzurechnen. Arztbesuch, Zahnarztbesuch, private und familiäre Absenzen wie Umzug, Hochzeiten usw., aber auch die erforderliche Zeit für die Stellensuche werfen beim Arbeitgeber immer wieder Fragen auf. Unklar ist jeweils, wie viel Freizeit für welche persönlichen Angelegenheiten und ausserberuflichen Tätigkeiten zu gewähren ist. Ähnliches gilt für die Zeit, welche für eine Weiterbildung verwendet wird. 1.1 Voraussetzungen für die Lohnfortzahlung Anspruch auf Lohnfortzahlung besteht gemäss Obligationenrecht (OR) nur, wenn es sich bei Arbeitnehmenden um eine Arbeitsverhinderung handelt, die: • in seiner Person liegt und er; • ohne sein Verschulden an der Arbeitsleistung verhindert ist; • Arbeitsverhältnis, welches mehr als drei Monate gedauert hat oder für mehr als drei Monate eingegangen wurde. Die erste Voraussetzung für die Lohnfortzahlung ist: Der Grund der Absenz muss zwin- gend in der Person des Arbeitnehmers liegen. Lohnfortzahlung erfolgt also bei Arbeits- verhinderung infolge: Lohnfortzahlung und Versicherungsleistungen
16 1. Grundsätze der Lohnfortzahlung • Krankheit inkl. ärztlich attestierten Schwangerschaftsabsenzen • Unfall • Erfüllung gesetzlicher Pflichten (wie Militärdienst, Zivildienst, Feuerwehrdienst usw.) • personenbezogener Gründe (wie Arztbesuch, Umzug, Heirat, temporäre Pflege eines erkrankten Angehörigen usw.) • Keine Lohnfortzahlungspflicht besteht bei andern Verhinderungsgründen wie Na- turkatastrophen, Flugverbot, Verkehrszusammenbrüchen, Stau, Strassensperrungen, Lawinenniedergängen, Schneefall oder Seuchensperren/Pandemie usw. Hier liegt der Grund der Arbeitsverhinderung nicht in der Person des Arbeitnehmers. • Anders ist die Lohnfortzahlung bei Mutterschaft und Vaterschaft geregelt. Hier besteht ei- ne Mutter- bzw. Vaterschaftsversicherung, welche die betriebliche Lohnfortzahlung ersetzt. Eine zweite Voraussetzung ist, dass die Absenz unverschuldet ist: • Dabei gelten Verkehrsunfälle, Sportunfälle zum Beispiel beim Skifahren, Bergsteigen, Tauchen, Reiten oder Deltasegeln, verordnete Kuraufenthalte, Schwangerschaftsab- brüche usw. als unverschuldet. • Als verschuldete Absenzen gelten solche bei waghalsigen Handlungen wie Fahren in angetrunkenem Zustand, Risikosportarten wie Motocross-Rennen, Skitouren trotz grosser Lawinengefahr, Klettertouren trotz drohendem Wettereinbruch usw. • Unklar ist die Situation bei Suchtkrankheiten wie Alkoholismus, Drogensucht, Niko- tinabhängigkeit. In der Regel besteht während Behandlungszeiten bei Suchtkrankheit eine Lohnfortzahlungspflicht. Als verschuldete Absenzen dagegen gelten sicherlich Ausfälle, welche beispielsweise auf eine durchzechte Fasnachtsnacht zurückzuführen sind. Hier besteht keine Lohnfortzahlungspflicht. Die Gerichtspraxis stellt an die Schuldlosigkeit der Arbeitnehmenden bei einer Krank- heit keine besonders hohen Anforderungen. Bei einer Krankheit ist zunächst von der Schuldlosigkeit auszugehen, unabhängig von der Ursache. Ein ärztlich verordneter Erholungsurlaub gilt in der Regel als krankheitsbedingte Absenz. Die dritte Voraussetzung ist ein Arbeitsverhältnis, welches mehr als drei Monate gedau- ert hat oder für mehr als drei Monate eingegangen wurde. Diese Voraussetzung wird in Kapitel 1.3 erläutert. 1.1.1 Arztzeugnis Die Arbeitnehmenden müssen Arbeitsunfähigkeiten umgehend dem Arbeitgeber mel- den. Der Arbeitnehmer ist beweispflichtig für die Arbeitsverhinderung und muss auf Verlangen ein Arztzeugnis beibringen. Es besteht keine allgemein verbindliche Regel, ab dem wievielten Krankheitstag ein Arztzeugnis verlangt werden soll. Sinnvoll erscheint es aber ein solches ab dem dritten Krankheitstag zu verlangen. Ein Problem? Kein Problem!
1. Grundsätze der Lohnfortzahlung 17 PRAXISTIPP Regeln Sie in Ihrem Betrieb die Frage, ab wann ein Arztzeugnis beizubringen ist. In der Regel wird ein Arztzeugnis «spätestens ab dem dritten Arbeitstag» verlangt. Sie sind jedoch berechtigt, auch bei kürzeren Arbeitsunfähigkeiten ein Arztzeugnis zu verlangen. Immer wieder kommt es vor, dass Arbeitgeber einem Arztzeugnis misstrauen. Vorsicht ist besonders bei nachträglich ausgestellten Zeugnissen angebracht. Arztzeugnisse, die nur auf Patientenschilderungen abstellen und keine eigenen objektiven Feststellungen des Arztes enthalten oder erst Monate später ausgestellt worden sind, haben kaum Beweiskraft. Dies hat das Kantonsgericht des Kantons St. Gallen in einem Urteil (10.9.2004) festgehalten. Die Interessengemeinschaft Versicherungsmedizin Schweiz (Swiss Insurance Medicine [SIM]) hat für die Ärzte die «Leitlinie zur Beurteilung der Arbeitsunfähigkeit bei Unfall und Krankheit» herausgegeben. Die wichtigsten Punkte aus der Leitlinie: Die Gesundheitsstörung muss Krankheitswert erreichen, das heisst sie muss eine Be- handlung und/oder eine teilweise oder volle Arbeitsunfähigkeit zur Folge haben. Bei den folgenden Faktoren wird kein Krankheitswert erreicht, ein Fernbleiben vom Ar- beitsplatz gilt nicht als medizinisch zu begründende Arbeitsunfähigkeit: • konstitutionelle Schwäche • gelegentliches Unwohlsein • natürliche Körperprozesse (Mutterschaft, physiologische Alterung, Trauerreaktion, vorübergehende depressive Verstimmung) • mangelnde Motivation • belastendes Arbeitsumfeld ohne psychiatrische Diagnose • berufliche Unzufriedenheit • Kuren oder Training als präventive Massnahmen • kosmetische Eingriffe Oftmals äussern sich Arztzeugnisse unklar zur Arbeitsunfähigkeit. Beispielsweise ist die Dauer nicht klar definiert oder aber der Einsatz des Arbeitnehmenden während einer teilweisen Arbeitsunfähigkeit ist nicht klar umschrieben. Die Leitlinie fordert: Wenn ein Arzt eine teilweise Arbeitsunfähigkeit feststellt, hat er diese zu erläutern: Ist mit beispiels- weise einer Arbeitsunfähigkeit von 50 % gemeint, dass Arbeit während des ganzen Tages, aber mit nur 50 %iger Belastung erbracht werden kann? Oder bedeutet dies, dass der Versicherte nur halbtags, jedoch mit voller Leistung tätig sein kann? Lohnfortzahlung und Versicherungsleistungen
18 1. Grundsätze der Lohnfortzahlung In unklaren Fällen kann beim Arzt oder der Ärztin nachgefragt werden, wie das Zeugnis zu verstehen ist oder bis wann die Arbeitsunfähigkeit dauert. Das Arztgeheimnis bezieht sich nicht auf Ihre berechtigten Anliegen, präzise Auskünfte zur Arbeitsunfähigkeit zu erhalten. Die Leitlinie regelt: Der Arbeitgeber hat Anrecht auf Informationen, die er etwa für Arbeitsplatzabklärungen oder zur Klärung von Fragen, die mit dem arbeitsvertrag- lichen Verhältnis zusammenhängen, benötigt. Dazu gehören Tatsache, Dauer und Grad der Arbeitsunfähigkeit und die Angabe, ob es sich um eine Krankheit oder einen Unfall handelt. Zur Betreuung von kranken Kindern und anderen Familienangehörigen empfiehlt die Leitlinie: Der Arzt, der das Kind behandelt, stellt dem Vater oder der Mutter ein Zeugnis aus, in welchem der Umfang der notwendigen Betreuung angegeben ist. Es ist unzulässig, einen pflegenden Elternteil zu Lasten von Sozialversicherungen krankzuschreiben. 1.1.2 Aus der Praxis PRAXISBEISPIELE Praxisbeispiel 1 Im Arbeitsvertrag wird ab dem dritten Krankheitstag ein Arztzeugnis verlangt. Ein Arbeitnehmender ist immer wieder krankheitsbedingt für nur ein oder zwei Tage arbeitsunfähig. Kann der Arbeitgeber Arztzeugnisse verlangen? Arbeitnehmenden kommt eine Beweispflicht im Zusammenhang mit Arbeitsunfähigkeiten zu. Der Arbeitgeber hat das Recht, ab dem ersten Arbeitstag ein Arztzeugnis zu verlangen, auch wenn der Arbeitsvertrag etwas anderes vorschreibt. Praxisbeispiel 2 Eine Arbeitnehmende war einige Tage krankheitsbedingt arbeitsunfähig, jedoch nicht beim Arzt. Nun kann sie folglich kein Arztzeugnis mitbringen. Muss sie nun noch zum Arzt? Es handelt sich um die Verletzung einer Ordnungsvorschrift, wie Arbeitnehmende eine Arbeits- unfähigkeit zu belegen haben. Die Lohnfortzahlung ist dennoch gegeben, wenn Arbeitnehmende anderweitig glaubhaft machen können, dass sie tatsächlich arbeitsunfähig waren. Praxisbeispiel 3 Im Arbeitsvertrag ist vorgesehen, dass ab dem dritten Krankheitstag ein Arztzeugnis beizubringen ist. Kann die Lohnfortzahlung eingestellt werden, wenn dieses nicht rechtzeitig eintrifft? Nein, die Lohnfortzahlungspflicht ist nicht an das Beibringen eines Arztzeugnisses gekoppelt. Es handelt sich jedoch um eine betriebliche Ordnungsvorschrift. Das Vorgehen führt deshalb über eine Abmahnung und Nachforderung des Zeugnisses. Lediglich die Weigerung kann zur Einstellung der Lohnfortzahlung führen. Praxisbeispiel 4 Eine Arbeitnehmende bringt ein Arztzeugnis bei, welchem der Arbeitgeber misstraut. Was ist zu tun? Manchmal werden Arztzeugnisse, welche lediglich nachträglich auf Patientenschilderungen beru- hend ausgestellt wurden, verwendet. Ein solches Arztzeugnis kann kaum als Beleg für eine Arbeits- verhinderung gelten. Allenfalls empfehlen wir, ein vertrauensärztliches Gutachten einzufordern. Ein Problem? Kein Problem!
1. Grundsätze der Lohnfortzahlung 19 1.1.3 Vertrauensarzt Ist die Krankheitssituation unklar oder wollen Sie eine Zweitmeinung hören, so können Sie Ihre Vertrauensärztin oder Ihren Vertrauensarzt mit der Abklärung beauftragen und ein vertrauensärztliches Zeugnis verlangen. Ein Vertrauensarzt ist ein vom Arbeitgeber frei bestimmbarer Arzt oder eine Ärztin. Der Vertrauensarzt vereinbart mit der betroffenen Person einen Termin und/oder holt beim behandelnden Arzt die erforderlichen Auskünfte ein. Die Untersuchung beim Vertrau- ensarzt erfolgt auf Kosten des Arbeitgebers. Die Kosten sollen vorgängig mit dem Ver- trauensarzt abgesprochen werden, meist sind es ein paar hundert Franken. Das vertrauensärztliche Zeugnis soll sich zur Prognose und den zu treffenden Massnah- men aussprechen. Es wird keine Diagnose enthalten. 1.1.3.1 Rechtliche Situation Es ist rechtlich umstritten, wie weit ein Arbeitgeber das Recht hat, eine Untersuchung bei seinem Vertrauensarzt zu verlangen. Teilweise wird die Meinung vertreten, dieses Recht folge aus der Treuepflicht. Andererseits wird geltend gemacht, dass ein solches Recht nur aus dem Arbeitsvertrag oder einem im Arbeitsvertrag als verbindlich vereinbarten Reg- lement abgeleitet werden kann. Es empfiehlt sich deshalb, im Anstellungsreglement eine Bestimmung aufzunehmen, dass der Arbeitgeber das Recht hat, eine vertrauensärztli- che Untersuchung zu verlangen. Weigern sich Arbeitnehmende – entgegen einer solchen Vorschrift und nach entsprechender Abmahnung –, den Vertrauensarzt aufzusuchen, führt dies zu einer Aufhebung der Lohnfortzahlungspflicht. PRAXISTIPP Es empfiehlt sich, im Anstellungsreglement eine Bestimmung aufzunehmen, dass die Firma das Recht hat, eine vertrauensärztliche Untersuchung zu verlangen. PRAXISBEISPIEL Mobbing Fall (BGE 125 III 70) Das Bundesgericht hat festgestellt, dass das Vorgehen eines Arbeitgebers rechtens war. Der Arbeitgeber hatte einer Arbeitnehmenden mitgeteilt, dass er an ihrer Arbeitsunfähigkeit zweifle und die weitere Lohnfortzahlung von einer vertrauensärztlichen Untersuchung abhängig mache. Da es sich um eine Erkrankung mit psychischen Anteilen handelte, beauftragte der Arbeit- geber einen Psychiater mit der Erstellung des vertrauensärztlichen Gutachtens. Die Arbeitnehmen- de sah darin eine Persönlichkeitsverletzung. Das Bundesgericht stellte fest, dass die Aufforderung an die im massgebenden Zeitpunkt noch krankheitsabwesende Arbeitnehmende, sich einer vertrauensärztlichen Untersuchung zu unter- ziehen, grundsätzlich nicht als Persönlichkeitsverletzung qualifiziert werden kann. Dasselbe gelte auch für die Beauftragung eines Psychiaters für die Begutachtung. Lohnfortzahlung und Versicherungsleistungen
20 1. Grundsätze der Lohnfortzahlung 1.1.4 Grenzen Ein Arztzeugnis kann durch das Verhalten des Arbeitnehmers widerlegt werden und verliert dadurch seine Beweiskraft. Allerdings genügt es nicht, wenn Arbeitnehmende nach ein paar Tagen Bettlägerigkeit beim Spazieren beobachtet werden oder wenn ein psychisch angeschlagener Arbeitnehmender im Restaurant angetroffen wird. Wenn ar- beitsunfähige Arbeitnehmende hingegen während einer angeblichen Arbeitsunfähigkeit andere Arbeiten erledigen, ist das Arztzeugnis mit Sicherheit widerlegt. PRAXISBEISPIEL Ein Arbeitnehmender ist mit einem Arztzeugnis wegen eines Rückenleidens arbeits- unfähig geschrieben. Nun bringen Sie in Erfahrung, dass er während dieser Zeit sein Haus umgebaut hat. Im vorliegenden Fall ist das Arztzeugnis durch das Verhalten des Arbeitnehmenden sicherlich aus- reichend widerlegt. Der Arbeitgeber stellt die Lohnfortzahlung ein und verlangt die geleistete Lohn- fortzahlung zurück. Es ist zudem auch eine fristlose Entlassung möglich. Immer wieder wird die Frage gestellt, ob arbeitsunfähige Arbeitnehmende verreisen dür- fen. Dazu ein Praxisbeispiel: PRAXISBEISPIEL Ein Arbeitnehmender, welcher arbeitsunfähig geschrieben ist, will im Ausland einen Urlaub verbringen. Darf der Arbeitgeber die Lohnfortzahlung einstellen? Wenn der Arbeitnehmende seit längerem krankheitsbedingt arbeitsunfähig ist und der Arzt aus- drücklich sein Einverständnis gibt, kann trotz des Ferienaufenthaltes die Lohnfortzahlung nicht eingestellt werden. Insbesondere ist es denkbar, dass ein solcher Ortswechsel die Erholung fördert. Im Zweifelsfall empfehlen wir die Abklärung der Frage durch den Vertrauensarzt. Bei Bestehen einer Krankentaggeldversicherung ist vorgängig die Einwilligung des Versicherers einzuholen. 1.2 Lohnfortzahlung: Anspruch pro Anstellungsjahr 1.2.1 Regeln und Beispiele Die Lohnfortzahlung gemäss Art. 324a OR gilt pro Anstellungsjahr. Die Lohnfortzah- lungspflicht beginnt in jedem Anstellungsjahr neu aufzuleben. Ist der Lohnfortzahlungs- anspruch eines Anstellungsjahrs erschöpft, besteht keine Lohnfortzahlungspflicht mehr und die Zahlungen fallen weg, unabhängig davon, ob die Arbeitsverhinderung noch wei- ter andauert. Bei Beginn eines neuen Anstellungsjahrs besteht dann erneut Anspruch auf Lohnfortzahlung. Dies gilt auch bei einer langdauernden Arbeitsunfähigkeit, hier wird also die Lohnfortzahlung unterbrochen und entsteht pro Dienstjahr wieder neu. Dies gilt, solange die Arbeitsunfähigkeit andauert. Erst wenn das Arbeitsverhältnis beendet Ein Problem? Kein Problem!
Sie können auch lesen