Lokales Planungsdokument 2018 - MAGS NRW
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Lokales Planungsdokument 2018 für den dezentralen Planungsprozess im SGB II des Jobcenters der Stadt Münster Inhalt: A. Analyse der örtlichen Rahmenbedingungen B. Prioritäre Themen und Aktivitäten des Jobcenters im Jahr 2018 C. Herausforderung durch Zuwanderung, Flucht und Asyl bewältigen D. Weiterentwicklung interner Prozesse E. Anhang: Ziele und Schwerpunkte in der Grundsicherung für Arbeitsuchende im Jahr 2018 in NRW
Lokales Planungsdokument 2018 A. Analyse der örtlichen Rahmenbedingungen 1. Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Beschäftigung Parallel zum Anstieg der Einwohnerzahl nimmt auch die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Münster fortlaufend zu. Zum Stichtag 31.12.2016 übten 164.098 Personen am Arbeitsort Münster eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aus, das bedeutet eine Steigerung von 2,8 % gegenüber dem Vorjahresstichtag. Als regionales Oberzentrum und Universitätsstadt bietet Münster spezifische Dienstleistungs- und Infrastrukturangebote, wie z. B. Regionalbehörden, Finanz- und Versicherungsdienstleister, Fach- und Hochschulen und andere wissenschaftliche Einrichtungen, Fachkliniken, Spezialgeschäfte sowie Unternehmen für Telefonmarketing und Marktforschung. Der mit Abstand größte Anteil der sozialversicherungspflichtigen Erwerbspersonen in Münster übt dementsprechend dienstleistende Tätigkeiten aus: Am 31.12.2016 waren dies rund 87 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die bedeutendsten Branchen sind in Münster das Gesundheits- und Sozialwesen mit rund 19 % Anteil an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen und der Handel inklusive Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen mit rund 13 % Anteil an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen. Insbesondere für die Bereiche Öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit werden auch weiterhin hohe Beschäftigungszuwächse erwartet1. Der Arbeitsmarkt in Münster ist - wie der deutsche Arbeitsmarkt im Allgemeinen - stark fachkräfteorientiert: Rund 87 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind als Fachkraft, Spezialist/-in oder Experte bzw. Expertin tätig und nur rund 12 % als Helfer/-in. Die Nachfrage nach Fachkräften bleibt im Münsterland auch weiterhin hoch: Bis zum Jahr 2030 wird ein Arbeitskräfteengpass von bis zu 49.000 Personen prognostiziert, davon 90 % beruflich qualifizierte Bewerber/-innen.2 Im Ausbildungsjahr 2016/2017 ergibt sich in Münster aus den gemeldeten Berufsausbildungsstellen (2.251) und den gemeldeten Bewerber/-innen (1.288) ein Quotient von 1,75. Das heißt, dass in Münster auf eine/-n Bewerber/-in 1,75 gemeldete betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen. In den umliegenden Kreisen und im Landesvergleich ist dieser Quotient deutlich niedriger. Damit sind die grundsätzlichen Chancen auf einen Ausbildungsplatz für eine betriebliche Ausbildung in Münster über alle Branchen hinweg vergleichsweise gut. 2. Entwicklung der Struktur der Arbeitsuchenden Aktuell befinden sich nach eigenen Auswertungen des Jobcenter Münster 2.847 Geflüchtete im Leistungsbezug des SGB II (darunter 1.917 erwerbsfähige Leistungsberechtigte).3 Nachdem in Münster vor allem im 4. Quartal 2016 und im 1. Quartal 2017 eine Vielzahl von Zugängen an Geflüchteten in das SGB II zu verzeichnen war, ist die Zahl der Leistungseintritte in den 1 Vgl. „IAB-Prognose für 2017/2017. Arbeitsvolumen so hoch wie nie“, IAB-Kurzbericht 21/2017 vom 26.09.2017. 2 Vgl. Fachkräftereport 2017 für Nord-Westfalen. Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage und Prognose aus dem Fachkräftemonitor NRW“. Industrie- und Handelskammer Nord-Westfalen, Mai 2017. 3 Um nur die Entwicklungen der aktuellen Fluchtmigration abzubilden, werden ausschließlich Geflüchtete berücksichtigt, deren Leistungsbezug ab dem 01.01.2015 begann. Stand: 12.10.2017 2
Lokales Planungsdokument 2018 darauffolgenden Monaten rückläufig. Es wird prognostiziert, dass noch rund 200 weitere Geflüchtete (darunter etwa zwei Drittel Erwerbsfähige) in die Betreuung des Jobcenter Münster eintreten werden. Die hohe Zahl der Leistungseintritte von Geflüchteten hat für das Jahr 2018 erhebliche Auswirkungen auf den Bestand der Langzeitleistungsbeziehenden: Unter den 1.917 erwerbsfähigen Geflüchteten befinden sich nach eigenen Auswertungen rund 1.100 Personen, die - bei ununterbrochenem Leistungsbezug - die Grenze von 21 Monaten Leistungsbezug im Laufe des Jahres 2018 erreichen werden. In diesem Zusammenhang sei auch auf das hohe Mietniveau in Münster und die damit verbundene Herausforderung für die Leistungsberechtigten, eine existenzsichernde Beschäftigung zu finden, hingewiesen. Hiervon sind neben Geflüchteten insbesondere alleinerziehende und geringqualifizierte Leistungsberechtigte betroffen. Rund 40 % aller erwerbsfähigen Leistungsberechtigten des Jobcenters der Stadt Münster haben keinen Schulabschluss, zwei Drittel verfügen darüber hinaus über keinen Berufsabschluss, rund weitere 7 % über keinen in Deutschland anerkannten Berufs- oder (Fach-)Hochschulabschluss. Damit verringern sich die Chancen auf eine nachhaltige Integration in den ersten Arbeitsmarkt, der insbesondere Bedarf an gut ausgebildeten Arbeitskräften hat (siehe Ausführungen zu A.1). Das Profiling und die Hilfeplanung für die erwerbsfähigen Leistungsberechtigten wird im Jobcenter der Stadt Münster nach dem fa:z-Modell durchgeführt. Basierend auf einem umfangreichen Profiling wird dabei ein für den Leistungsberechtigten vorrangig zu verfolgendes Förderziel vereinbart. Mit nur 16 % der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten, mit denen ein Hilfeplan abgestimmt wurde, wird die Direktvermittlung angesteuert. Die Menschen im Leistungsbezug der Jobcenter haben in den letzten Jahren leicht, jedoch nicht im wünschenswerten und erforderlichen Ausmaß von den positiven Entwicklungen des Arbeitsmarktes und der zunehmenden Suche der Unternehmen nach Arbeits- und Fachkräften profitiert. Nach wie vor ist es schwierig, insbesondere Langzeitarbeitslose und Langzeitleistungsbeziehende, Menschen mit Behinderung und gesundheitlichen Einschränkungen sowie Geflüchtete und Menschen mit Migrationsvorgeschichte auf dem Arbeitsmarkt zu platzieren, aufgrund oftmals fehlender Qualifikationen und Deutschkenntnisse, schwierigen Rahmenbedingungen und einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit. In der Konsequenz werden mit ca. 84 % der Leistungsberechtigten, mit denen eine Hilfeplanung vereinbart wurde, vorrangig andere Ziele als die kurz- oder mittelfristige Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt verfolgt. Vielmehr ist ein zentrales Ziel des Jobcenters, verstärkt marktgerechte Ausbildungs- und Qualifizierungspotenziale der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten zu entwickeln, um so eine größere Nachhaltigkeit zu erzielen. 3. Finanzielle und personelle Ausstattung des Jobcenters Die Höhe des Eingliederungstitels für das Jahr 2018 beläuft sich nach der vorläufigen Berechnung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales vom 18.10.2017 auf voraussichtlich 12.049.395 € 3
Lokales Planungsdokument 2018 (ohne Ausfinanzierung nach § 16e SGB II a. F.). Nach aktuellem Stand wird vom einem Umschichtungsbetrag in Höhe von 2.700.000 € ausgegangen. Abzüglich der Vorbindungen für das Haushaltsjahr 2018 von rd. 3.500.000 € stehen für das Neugeschäft nach aktueller Planung ca. 5.800.000 € zur Verfügung. Die angespannte Personalsituation im Jobcenter konnte für den Fachbereich Markt und Integration entschärft werden. Zwar sind noch nicht alle neuen Mitarbeiter/-innen eingearbeitet, für das Jahr 2018 wird aber von einer Vollbeschäftigung in diesem Bereich ausgegangen. Darüber hinaus hat auch die Umsetzung des Organisationsentwicklungsprozesses des Jobcenters im Jahr 2017 hohe Kapazitäten in allen Bereichen gebunden. Mit dem Übergang in die neuen Strukturen im Juli 2017 ist die Umstrukturierung vollzogen worden. Durch den Organisationsentwicklungsprozess werden künftig positive Effekte für die operativen Ergebnisse des Jobcenters erwartet. 4
Lokales Planungsdokument 2018 B. Prioritäre Themen, Aktivitäten und Wirkungserwartungen im Jahr 2018 1. Thema Erhöhung der Marktchancen von Leistungsberechtigten Aktivität Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Kammern und Arbeitgeberverbänden, z. B. zur Einrichtung einer Praktikumsbörse sowie marktgerechter Ausbildung und Qualifikation Wirkungserwartung Systematische und, wo möglich, unternehmensscharfe Bedienung des lokalen Arbeitsmarktes 2. Thema (Re-)Aktivierung von Langzeitarbeitslosen und Langzeitleistungsbeziehenden für den Arbeitsmarkt Aktivität Fortsetzung und Ausbau der Projekte für öffentlich geförderte Beschäftigung Wirkungserwartung Ermöglichung sozialer Teilhabe Heranführung Langzeitarbeitsloser und Langzeitleistungsbeziehender an den allgemeinen Arbeitsmarkt 3. Thema Integration von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt Aktivität Ausweitung der sozialräumlichen Vernetzung, verbesserte Ansprache Jugendlicher in den Sozialräumen und weitere Entwicklung konkreter Ansätze (z. B. Ausweitung der Kooperation mit den Einrichtungen der aufsuchenden Jugendsozialarbeit / Streetwork) Etablierung eines rechtskreis- und institutionenübergreifenden Fallclearings und Case Managements für bestimmte Personengruppen (z. B. nicht mehr schulpflichtige Schulverweigerer) Wirkungserwartung Heranführung benachteiligter und schwer erreichbarer Jugendlicher an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt (im Sinne des § 16 h SGB II) 5
Lokales Planungsdokument 2018 4. Thema Verbesserung der Arbeitsmarktzugänge für Menschen mit Behinderung und gesundheitlichen Einschränkungen Aktivität gezielte Arbeitgeberansprache und -information, auch über entsprechende Fördermöglichkeiten Nutzung der relevanten Förderinstrumente, insbesondere auch der Probebeschäftigung gem. § 46 SGB III Wirkungserwartung Sensibilisierung der Arbeitgebenden für die Bedarfe und Potenziale von Menschen mit Behinderung und gesundheitlichen Einschränkungen Schaffung bzw. Nutzung leistungsgerechter Beschäftigungsperspektiven für Menschen mit Behinderung 5. Thema Erhöhung der Integrationschancen von Erziehenden / Sicherstellung der Chancengleichheit am Arbeitsmarkt Aktivität spezifische Beratungs- und Förderangebote für Frauen und (Allein-)Erziehende themenbezogene Netzwerkarbeit Heranführung von Frauen an männlich dominierte Berufsfelder und Heranführung von Männern an weiblich dominierte Berufsfelder Wirkungserwartung Sicherstellung der Förderung von Frauen und (Allein-)Erziehenden Ermöglichung nachhaltiger und existenzsichernder Beschäftigung für Frauen und (Allein-) Erziehende Sicherstellung der Chancengleichheit am Arbeitsmarkt 6
Lokales Planungsdokument 2018 C. Herausforderungen durch Zuwanderung, Flucht und Asyl bewältigen 1. Herausforderung bei der Integration von Flüchtlingen Ausbau des Spracherwerbs (allgemeinsprachlich und berufsbezogen) Weiterentwicklung der operativen Umsetzung im Jahr 2018 individuell zielgerichtete und bedarfsorientierte Förderung im Rahmen des SGB II und - in Kooperation mit den Netzwerkpartnern des Jobcenters - darüber hinaus Einbettung des Spracherwerbs in den beruflichen Kontext 2. Herausforderung bei der Integration von Flüchtlingen Heranführung an den deutschen Arbeitsmarkt / berufliche Orientierung Weiterentwicklung der operativen Umsetzung im Jahr 2018 Weiterentwicklung der Informationsangebote zum deutschen (Aus-)Bildungssystem und Arbeitsmarkt (z. B. Ausbildungs- und Jobmesse sowie Bildungsmesse für Geflüchtete und Menschen mit Migrationsvorgeschichte) vermehrter Fokus auf Frauen mit Fluchthintergrund und Schaffung geeigneter Angebote praxisnahe Kompetenzfeststellung und Berufsorientierung, in verstärkter Kooperation mit Unternehmen 3. Herausforderung bei der Integration von Flüchtlingen Ausbildung und Qualifikation Weiterentwicklung der operativen Umsetzung im Jahr 2018 Sensibilisierung der leistungsberechtigten Geflüchteten für den Mehrwert einer Ausbildung/ Qualifizierung durch entsprechende Informationsangebote und Beratungsansätze Etablierung eines rechtskreisübergreifenden Case Managements für junge Geflüchtete zur Sicherung des Übergangs Schule - Beruf neue Kooperationsmodelle mit der Wirtschaftsförderung, den Kammern und Arbeitgeber- verbänden (z. B. Einführung einer gemeinsamen Informationshotline für Arbeitgeber) 7
Lokales Planungsdokument 2018 D. Weiterentwicklung interner Prozesse; Ausschöpfung interner Verbesserungspotentiale 1. Internes Potential Interne und externe Schnittstellenoptimierung Weiterentwicklung im Jahr 2018 Die durch den Organisationsentwicklungsprozess des Jobcenters entstandenen neuen stadtbezirklichen Organisationseinheiten sollen anhand der ersten Erfahrungen und Ergebnisse gefestigt und weiterentwickelt werden. 2. Internes Potential Optimierung der Fallsteuerung Weiterentwicklung im Jahr 2018 Um die Kundensteuerung und -förderung noch bedarfsorientierter und effektiver zu gestalten sowie eine verbesserte Basis für den Planungsprozess zu erhalten, werden die Definitionen der Ressourcenbereiche und Förderziele im Fallsteuerungskonzept des Jobcenters der Stadt Münster (fa:z-Modell) geschärft. Dabei sollen auch die Veränderungsbereitschaft und die Veränderungskompetenz der Leistungsberechtigten verstärkt in die Fallsteuerung einbezogen werden. Hierzu wird das Jobcenter eine entsprechende Arbeitsgruppe einrichten und Mitarbeiterschulungen sowie eine konsequente Fachaufsicht durchführen. 3. Internes Potential Steigerung der Beratungskompetenz Weiterentwicklung im Jahr 2018 Nicht nur im Jobcoaching, sondern auch in der Leistungssachbearbeitung und im Kundenempfang gestalten sich die Beratungsgespräche mit den Leistungsberechtigten komplex und zunehmend schwieriger. Dabei sind das Beratungsverständnis, die Qualität und Professionalität der Beratung zentral für die Kundenbeziehung, die Handlungskompetenz und die Effektivität der bzw. des einzelnen Mitarbeitenden und in letzter Konsequenz des gesamten Jobcenters. Aus diesem Grund wird das Jobcenter der Stadt Münster im Jahr 2018 eine umfangreiche Schulungsreihe zur Beratung für die Mitarbeitenden in der Leistungssachbearbeitung sowie für die Assistenzkräfte durchführen. 8
Lokales Planungsdokument 2018 E. Anhang: Ziele und Schwerpunkte in der Grundsicherung für Arbeitsuchende im Jahr 2018 in NRW 1. Gesetzliche Ziele 1.1. Verringerung der Hilfebedürftigkeit 1.2. Verbesserung der Integration in Erwerbsarbeit 1.3. Verringerung und Vermeidung von Langzeitleistungsbezug 2. Schwerpunkte der Grundsicherung für Arbeitsuchende 2018 in NRW 2.1. Langzeitleistungsbeziehende und Langzeitarbeitslose aktivieren, Integrationschancen verbessern und soziale Teilhabe ermöglichen 2.2. Veränderten Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt und wachsenden Bedarfen der Wirtschaft begegnen 2.3. Integration geflüchteter Menschen in Arbeit und Ausbildung gestalten 2.4. Integration von Jugendlichen, insbesondere in den Ausbildungsmarkt, verbessern 2.5. Integrationschancen von Erziehenden erhöhen 2.6. Verbesserung der Arbeitsmarktzugänge für Menschen mit Behinderung 3. Querschnittsthemen der Steuerung der Grundsicherung für Arbeitsuchende 2018 in NRW 3.1. Erbringung kommunaler Leistungen nach § 16 a SGB II 3.2. Ausschöpfung interner Potentiale zur Verbesserung der Leistungen und Ergebnisse 3.3. Ausschöpfung EGT/VWT 9
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