LWF-regional Unterfranken - Waldforschung für die Praxis Wasserhaushalt - Die Bedeutung des Örtlichen
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Waldforschung für die Praxis LWF-regional Unterfranken 26.04.2022 Wasserhaushalt - Die Bedeutung des Örtlichen Wendelin Weis, Wolfgang Falk, Axel Wellpott, Hans-Joachim Klemmt Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft
Wasserhaushalt im Wald: was bedeutet das? Niederschlag Regen/Schnee Transpiration 900 mm Interzeptionsverdunstung 210 mm Stammablauf Verdunstung des im Kronenraum vor allem bei Buche aufgefangenen Niederschlags Kronentraufe Bodeninfiltration Bodenverdunstung 100 mm und Schneesublimation (gering) inkl. Schneeschmelze 690 mm Transpirationswasserentzug 320 mm der Wurzelverteilung folgend Wassergehalt im Boden kann die Transpiration reduzieren Trockenstress Sickerwasserspende 270 mm 2
Wasserflüsse: Baumartenunterschiede gut wüchsige „Standardbestände“ mittl. Jahresflüsse 1981-2010 Fichte Buche Kiefer Eiche Niederschlag 914 Gesamtverdunstung 774 659 739 675 Interzeptionsverdunstung 400 225 328 225 Bodenverdunstung 63 106 125 108 potenzielle Transpiration (Tpot) 320 363 290 377 Transpiration (T) 310 328 286 341 Sickerwasserfluss 141 255 175 239 Trockenstress (T / Tpot) 0,972 0,912 0,987 0,913 Fichte (Kiefer) mit höherer Gesamtverdunstung (Interzeption!) Buche (Eiche) mit höherer Transpiration (Trockenstress!) 3
Motivation und Ziel im Projekt WHH-KW Standortfaktor Wasserhaushalt im Klimawandel (Walklimafonds, 01.01.2019 – 30.06.2022) ▪ objektive und im Kartierverfahren einheitliche Beurteilung und Darstellung ▪ kleinräumige Sensitivität hinsichtlich Boden und Klima ▪ Abbildung der Klimadynamik (Klimaprojektionen bis 2100) ▪ „physikalische“ Abbildung von Standorteffekten (Wasserhaushaltsmodell) ▪ Berücksichtigung von Staunässe und Grundwasser ▪ Abbildung von Baumarteneffekten ▪ Aufbereitung der Modellergebnisse zum Wasserhaushalt für die Forstpraxis 4
Standort – Boden – Wasserhaushalt Standorteinheit Bodenprofil Modellierung Wasserhaushaltsklasse Houbirg bei Happurg 304 frischer Lehm (Nürnberger Land) und Feinlehm Feinlehm LWFBrook90 (Hammel & Kennel 2001) 442 mäßig frischer PTF Kalkverwitterungslehm HYPRES (Wösten et al. 1999) Parametrisierung Validierung Kalkverwitterungslehm 041 mäßig trockener Humuskarbonatboden Humuskarbonatboden 5
Klimadaten (Jan-A. Wehberg, Prof. Dr. Jürgen Böhner) ▪ räumlich hoch aufgelöst: 250 m x 250 m Raster ▪ zeitlich hoch aufgelöst: Tageswerte ▪ Zeitraum: 1961-2020 (Klimaregionalisierung aus den DWD-Messungen) ▪ geplant: Now- und Forecast (tagesaktuelle Werte und 5-Tages Vorhersage) ▪ RCP 2.6, 4.5, 8.5 ▪ verschiedene Kombinationen von Global- und Regionalmodellen: (Auswahl basierend auf Bund-Länder-Arbeitsgruppe und Audit des LfU) EUR-11.MPI-M-MPI-ESM-LR. r1i1p1.CLMcom.CCLM4-8-17.v1 RCP 2.6, 4.5, 8.5 MPI.CLM EUR-11.KNMI.ICHEC-EC-EARTH. r1i1p1.RACMO22E.v1 nur RCP 8.5 ECE.RAC CCCma-CanESM2.r1i1p1.CLMcom-CCLM4-8-17.v1 nur RCP 8.5 CA2.CLM* *trotz Ausschluss im LfU-Audit verwendet (Niederschlagsminimum im Sommer) 6
Klimawandel in Bayern: Temperatur ▪ deutliche Temperaturerhöhung in den letzten 30 Jahren ▪ Häufung sehr warmer Jahre im letzten Jahrzehnt ▪ Klimaprognosen: weiterer Anstieg unterschiedlicher Intensität Jahresmitteltemperatur [°C] Periode Modell RCP 2.6 RCP 4.5 RCP 8.5 Bayern / Unterfranken 1961-1990 7,4 / 8,1 1991-2020 8,6 / 9,2 2051-2080 MPI.CLM 8,7 / 9,5 8,9 / 9,6 10,2 / 10,9 2051-2080 ECE.RAC - 10,6 / 11,2 2051-2080 CA2.CLM - 11,9 / 12,4 7
Klimawandel in Bayern: Niederschlag ▪ Im Mittel bisher wenig Veränderung ▪ Häufung von Trockenperioden vor allem im letzten Jahrzehnt ▪ Klimaprognosen: breites Spektrum (auch niederschlagsreichere Szenarien) Jahresniederschlagssumme [mm] Periode Modell RCP 2.6 RCP 4.5 RCP 8.5 Bayern / Unterfranken 1961-1990 933 / 763 1991-2020 934 / 748 2051-2080 MPI.CLM 1090 / 871 1142 / 892 1114 / 877 2051-2080 ECE.RAC - 1061 / 880 2051-2080 CA2.CLM - 923 / 772 8
Wasserhaushaltsklassen (Trockenstressrisiko) ▪ Trockenstress: Verhältnis von tatsächlicher zu potentieller Transpiration T/Tpot für die Forstpraxis: Mittelwert Buche und Fichte ▪ gemittelt über Referenzperiode (z. B. 1991 - 2020) ▪ nicht lineare Einteilung: frisch (fein) trocken (grob) ▪ berücksichtigt Stärke und Häufigkeit von Trockenjahren 9
Wasserhaushaltsklassen: Einflussfaktoren (BWI Bayern) heller: trockener; dunkler: feuchter y-Achse: Änderung in der Wasserhaushaltsklasse (positiv: trockener; negativ: feuchter) 10
Temperatur Unterfranken: Klima 11 Niederschlag
Unterfranken: dynamische Wasserhaushaltsklassen Grundwasserproblematik (klimatisch trockene Standorte mit Grundwassereinfluss) noch in Arbeit 12
kurzer Blick ins Detail: Bundorfer Forst, Hassberge Bodeneinheiten BaSIS ▪ Höhengradient: 330 - 450 m NHN ▪ Niederschlagsgradient: 610 - 690 mm (1991-2020) ▪ Temperaturgradient: 8,0 - 8,9 °C (1991-2020) ▪ trockene Standorte: skelettreiche Böden, Tonböden ▪ frische Standorte: Höhenlagen, Bachtälchen 13
… und die Baumartenwahl? ▪ objektiver und dynamischer Wasserhaushalt als wichtige Grundlage (rein klimagetriebene Baumartenempfehlungen vernachlässigen den Standortswasserhaushalt) ▪ Kombination mit anderen Standortfaktoren nötig (Hitze, Spätfrost, Windwurfrisiko, Schädlingsbefall, Nährstoffangebot, …) ▪ Expertenwissen vor Ort nutzen: erfolgreiche Baumarten extremer Standorte (z.B. warm-trocken) ▪ Diversifizieren zur Risikostreuung: nicht allein auf eine Baumart setzen 14
Zusammenfassung Standortfaktor Wasserhaushalt im Klimawandel ▪ objektive + dynamische Wasserhaushaltsbeurteilung durch Kombination von - Klima und Klimaszenarien - Standortinformationen - Analysedaten geeigneter Bodenprofile - Wasserhaushaltsmodellierungen ▪ belastbare Aussagen durch intensive Validierung ▪ Einflussgrößen werden logisch korrekt wiedergegeben ▪ Staunässe und Grundwassereinfluss werden berücksichtigt ▪ Güte der Eingangsdaten sind von entscheidender Bedeutung (Klimadaten, Bodeneinheiten, Bodenprofilzuordnung/-analyse, Grundwasserflurabstand) 15
Ausblick: Projekt StWM-KPW (2021-2024) Standortgerechtes Waldmanagement im Kleinprivatwald Ziel: Aufbereitung des aktuellen Stands der forstlichen Standortinformationen für Beratung und beratungsbasierte Förderung im Kleinprivatwald Durchgängige und aufeinander aufbauende Darstellung von: ▪ Informationen zu Lage, Klima und Boden (in Bayern wo immer möglich aus der Standortkartierung sonst aus BaSIS) ▪ standortgerechte Baumartenwahl im Klimawandel („Anbaurisiko“) ▪ Nährelementansprüche von Baumarten und nährstoffnachhaltige Holzernte ▪ Objektivierung der Einschätzungen zum Wasserhaushalt Geplante Ergebnisse: ▪ länderspezifische Standortinformationssysteme für die Anwendung in der forstlichen Beratung im Kleinprivatwald (zunächst in Beispielgebieten) ▪ Entwicklung einer „Standort-App“ zur Nutzung der Standortinformationen über den Zugriff mobiler Endgeräte auf WMS-Dienste 16
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