Auftausalzverbrauch im Klimawandel - TAUFIX

Die Seite wird erstellt Stefan-Louis Köhler
 
WEITER LESEN
Auftausalzverbrauch im Klimawandel - TAUFIX
1

Fachbericht MeteoSchweiz Nr. 253

Auftausalzverbrauch
im Klimawandel
Im Auftrag der Schweizer Salinen AG
Auftausalzverbrauch im Klimawandel - TAUFIX
2

    Autoren

    Dr. Elias Zubler
    Dr. Andreas Fischer
    Dr. Mark Liniger
    Dipl. Geogr. Thomas Schlegel

    Projektleitung

    Dr. Andreas Fischer und Dr. Mark Liniger

    Auftraggeber

    Schweizer Salinen AG

    Herausgeber

    Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie

    Empfohlene Zitierung: Zubler, EM, Fischer, AM, Liniger, MA,
    und Schlegel, T: 2015, Auftausalzverbrauch im Klimawandel,
    Fachbericht MeteoSchweiz, 253, 36pp.

    © MeteoSchweiz 2015
    ISSN: 2296-0058
Auftausalzverbrauch im Klimawandel - TAUFIX
Vorwort

Während sich die meisten Industrien mit Planungshorizonten          3
von 2-5 Jahren beschäftigen und 10 Jahre schon als exotisch
gelten, blicken die Schweizer Salinen bei der Rohstoffplanung
ans Ende dieses Jahrhunderts, haben also einen Planungs-
horizont von 50 bis 80 Jahren. Folgen die Absatzzahlen für
Speise-, Regenerier-, Gewerbe- und Landwirtschaftssalz weit-
gehend der demographischen Entwicklung, so wird der Bedarf
an Auftausalz weitgehend vom Wetter bestimmt. Es ist also
naheliegend, den Bedarf an Auftausalz basierend auf wissen-
schaftlich allgemein akzeptierten Szenarien zu ermitteln.

MeteoSchweiz hat ein wissenschaftlich fundiertes und regional
stark differenziertes Modell entwickelt und auf den Salzver-
brauch der Schweiz angewandt. Die Resultate zeigen eine klare
Tendenz, haben aber einen grossen Schwankungsbereich
wegen erheblichen Unsicherheiten. Für die Salinen resultieren
folgende Erkenntnisse: 1. Die durchschnittliche Temperatur wird
steigen und damit die Frost- und Schneetage abnehmen; in
der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts in allen Szenarien moderat,
in der zweiten je nach Szenario erheblich. 2. Es ist weiter
von starken Schwankungen des Winterklimas und damit von
Extremen im Salzverbrauch auszugehen. 3. Die Extremwerte
können im Bereich der in der Vergangenheit bekannten Salz-
verbräuche liegen.

Die Schweizer Salinen werden als Konsequenz an der Strategie
der zentralen Mehrjahreslager festhalten, denn nur wenn Salz im
Winter in genügender Menge ohne zeitintensive lange Trans-
porte zur Verfügung steht, kann der Winterdienst und damit
die Mobilität der Schweiz gewährleistet werden. Die Saldome
spielen in der verlässlichen Versorgungsstrategie eine zentrale
Rolle. Dank ihnen können im milden Winter die Salinen im öko-
nomischen Dauerbetrieb gefahren werden und im strengen
Winter steht genügend Salz zur Verfügung. Die erwartete Ver-
brauchsentwicklung wird für die Planung ab 2050 von Bedeu-
tung sein und in die Rohstoffplanung einfliessen müssen. Den
am Bericht mitwirkenden Mitarbeitenden von MeteoSchweiz
gilt mein grosser Dank für ihre wissenschaftlich kompetente
und effektive Zusammenarbeit.

Dr. Urs Ch. Hofmeier
Geschäftsführer Schweizer Salinen AG
Auftausalzverbrauch im Klimawandel - TAUFIX
Zusammenfassung

4   Das Klima verändert sich sowohl global wie regional. Seit der       beispielsweise dem Kanton Zürich. Besonders für Kantone mit
    Mitte des 20. Jahrhunderts wird ein globaler Anstieg der Mittel-    einem tiefer gelegenen Strassennetz wird eine starke Reduktion
    temperaturen beobachtet, welcher mit sehr hoher Wahrschein-         der Anzahl Tage mit Neuschnee und eine entsprechend über-
    lichkeit primär durch den menschgemachten globalen Anstieg          proportionale Abnahme des Salzverbrauchs erwartet, während
    der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre verursacht        für alpine Kantone mit höher gelegenem Strassennetz wie z.B.
    wird. In der Schweiz ist die Jahrestemperatur seit Beginn der       Graubünden im Laufe der Zeit relativ betrachtet eine schwächere
    Messungen 1864 um rund 1.8°C angestiegen. Für die Zukunft           Abnahme zu erwarten ist.
    ist mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit zu erwarten, dass die
    Temperaturen in der Schweiz weiter ansteigen werden. Das Aus-       Unter heutigen Bedingungen werden in schneereichen Wintern
    mass der Erwärmung ist abhängig von der Entwicklung zukünf-         bis zu 400‘000 Tonnen Auftausalz benötigt. Die Jahr-zu-Jahr-
    tiger globaler Treibhausgasemissionen. Fehlen weitreichende         Schwankungen sind substantiell. Die in diesem Bericht gemachten
    internationale Anstrengungen zur Limitierung des Treibhaus-         Abschätzungen beleuchten durchschnittliche Änderungen in
    gasausstosses, wird von den aktuellen Klimamodellen eine Er-        30-jährigen Zeiträumen. Sie geben also keine Auskunft, wie-
    wärmung von rund 3-5°C gegen Ende des 21. Jahrhunderts              viel Salz in einzelnen zukünftigen Jahren nachgefragt wird. Auf-
    im Vergleich zum heutigen langjährigen Mittelwert erwartet.         grund der aktuell verfügbaren Klimaszenarien muss auch für
                                                                        die Zukunft von einer gleich starken Jahr-zu-Jahr-Schwankung
    Angesichts dieser sich abzeichnenden Veränderungen des              der Wintertemperatur und der Anzahl Neuschneetage in der
    Schweizer Klimas hat die Schweizer Salinen AG die Meteo-            Schweiz ausgegangen werden. Damit sind auch in Zukunft
    Schweiz angefragt, eine Expertise zu erstellen, welche die zu       noch schneereiche Winter möglich.
    erwartenden klimatologischen Veränderungen und den damit
    verbundenen Auftausalzverbrauch untersucht. Auftausalz wird         Die Resultate dieser Studie basieren auf einer Reihe von An-
    während des Winters vornehmlich als Mittel zur Bekämpfung           nahmen und sind mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Die
    von Schnee- und Eisglätte auf Strassen verwendet. Grundlage         Ergebnisse sollten daher als grobe Schätzungen interpretiert
    der Studie sind die CH2011-Klimaszenarien sowie winter-             werden. Auch sollten die Resultate der Studie bei Erscheinen von
    relevante Klimaindikatoren der MeteoSchweiz. Mit monatlichen        aufdatierten nationalen Klimaszenarien und neuen Daten zum
    Daten zum Salzumsatz der Schweizer Salinen AG von 1997 bis          beobachteten Klima und Salzverbrauch erneut beurteilt werden.
    2013 und Strasseninformationen der Landestopographie wurde
    die Beziehung zwischen klimatischen Schwankungen und dem
    Salzverbrauch für das heutige Klima abgeschätzt, separat für alle
    Kantone. Die Analyse zeigte, dass die Anzahl Neuschneetage
    pro Jahr eine hohe Korrelation zum Salzverbrauch aufweist und
    deshalb als Indikator verwendet werden kann. Diese Beziehung
    und die projizierten Änderungen in Neuschneetagen gemäss
    den verschiedenen Klimaszenarien sind die Basis für eine Ext-
    rapolation des Salzverbrauchs in die Zukunft.

    Durch den erwarteten Temperaturanstieg im Laufe des Jahr-
    hunderts wird die Anzahl Tage mit Neuschnee abnehmen. Es
    ist daher naheliegend, dass in Zukunft auch weniger Auftau-
    salz gebraucht werden dürfte. In der Tat zeigen die Resultate
    der Studie eine Abnahme des mittleren Salzbedarfs, insbeson-
    dere für Emissionsszenarien ohne bedeutende internationale
    Massnahmen zur Emissionseindämmung der Treibhausgase.
    Gemäss diesen Szenarien wird der mittlere gesamtschweize-
    rische Salzumsatz für den Zeitraum 2045-2074 auf etwa die
    Hälfte des heutigen Erwartungswertes von 220‘000 Tonnen
    geschätzt. Gegen Ende des 21. Jahrhunderts dürfte der mitt-
    lere Salzumsatz über eine 30-jährige Periode unter Annahme
    des pessimistischsten Emissionsszenarios bei ungefähr 70‘000
    Tonnen liegen, was leicht tiefer ist als das Jahresminimum von
    1997. Zurzeit ist der Salzverbrauch am grössten in Kantonen
    mit grosser Bevölkerungszahl und dichtem Strassennetz, wie
Inhaltsverzeichnis

1       Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6   5

2       Klimaentwicklung der Schweiz im Winter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

2.1     Änderungen der mittleren Temperatur und Niederschlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

2.2     Langfristige Entwicklungen von Klimaindikatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

3       Auftausalz im Winterdienst heute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

3.1     Datengrundlage zu Auftausalz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

3.2     Salzumsatz der Schweizer Salinen AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

3.2.1   Zeitliche Muster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

3.2.2   Regionale Aufteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

3.3     Zusammenhang Salzverbrauch und Klima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

3.4     Salzumsatz pro Neuschneetag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

3.5     Einflüsse weiterer Klimagrössen auf den Salzumsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

4       Zukünftige Entwicklung des Salzumsatzes im Klimawandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

4.1     Gesamtschweizerische Entwicklung des Salzumsatzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

4.2     Entwicklung des Salzumsatzes auf kantonaler Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

5       Annahmen und Limitierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

6       Schlussfolgerung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

7       Referenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
1| Einleitung

6   Weltweite Messungen sowie Modellstudien belegen, dass sich             Angesichts dieser sich abzeichnenden Veränderungen des
    das Klima sowohl global wie regional verändert und dass der            Schweizer Klimas hat die Schweizer Salinen AG die Meteo-
    beobachtete Anstieg der globalen Mitteltemperaturen seit der           Schweiz angefragt, eine Expertise zu erstellen, welche die zu
    Mitte des 20. Jahrhunderts mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit           erwartenden klimatologischen Veränderungen und den damit
    durch den menschgemachten globalen Anstieg der Treibhaus-              verbundenen Auftausalzverbrauch untersucht. Auftausalz wird
    gase in der Atmosphäre verursacht wird (IPCC 2013). So ist auch        während des Winters vornehmlich als Mittel zur Bekämpfung
    das Klima der Schweiz im Wandel begriffen: Die Jahresmittel-           von Schnee- und Eisglätte auf Strassen verwendet. Sollten die
    temperatur in der Schweiz ist seit Messbeginn 1864 ungefähr            Winter in Zukunft milder und weniger schneereich werden, könnte
    um +1.8°C angestiegen. Über die letzten paar Jahrzehnte ist der        der Bedarf an Auftausalz zurückgehen. Für die Expertise sollen
    Anstieg ausserdem deutlich stärker ausgefallen. Zudem zeigt            die CH2011-Klimaszenarien verwendet und entsprechend auf-
    sich, dass die gesamtschweizerische Temperatur rund 1.6 mal            bereitet werden. Als weitere Grundlage dienen Auftausalz-
    stärker angestiegen ist als der Durchschnitt über allen Land-          verkäufe der Schweizer Salinen AG über die letzten 15 Jahre.
    flächen der Nordhemisphäre (Ceppi et al. 2012).                        Ziel ist die grobe Quantifizierung der mittleren Änderung des
                                                                           Auftausalzverbrauchs in der Schweiz im 21. Jahrhundert, aus-
    Für die Zukunft ist zu erwarten, dass sich das Klima in der Schweiz    schliesslich aufgrund möglicher klimatischer Veränderungen.
    weiter verändern wird. Die aktuellen Schweizer Klimaszenarien
    («CH2011 Klimaszenarien»; CH2011 2011) zeigen im Laufe des             Dieser Bericht beschreibt die wesentlichen Schritte zur Ab-
    21. Jahrhunderts eine signifikante Veränderung gegenüber dem           schätzung des zukünftigen Auftausalzverbrauchs aufgrund von
    heutigen und vergangenen Zustand. Während die Temperaturen             klimatologischen Veränderungen. In Kapitel 2 werden die
    sehr wahrscheinlich gesamtschweizerisch ansteigen werden,              klimatischen Veränderungen im Winter in der Schweiz be-
    dürften die mittleren Niederschlagsmengen im Sommer wahr-              schrieben. Die Salzverbrauchszahlen und deren Abhängig-
    scheinlich überall in der Schweiz abnehmen. Auch zeigen die            keiten von klimatischen Bedingungen sind Bestandteil von
    Szenarien die Möglichkeit einer Zunahme der Winternieder-              Kapitel 3. In Kapitel 4 werden die gefundenen Beziehungen
    schläge in Teilen der Schweiz. Zusammen mit diesen mittleren           in die Zukunft extrapoliert.
    Änderungen ist auch eine Änderung im Charakter von Extrem-
    ereignissen zu erwarten. Dennoch sind gerade hierzu heute
    meist nur qualitative Aussagen möglich, da die seltenen Extrem-
    ereignisse statistisch schlecht erfassbar sind (Frei und Schär 2001;
    OcCC 2003). Gemäss CH2011 (2011) ist von häufigeren, intensi-
    veren und länger anhaltenden Wärmeperioden und Hitzewellen
    im Sommer auszugehen, während die mittlere Zahl der kalten
    Wintertage und -nächte vermutlich abnehmen wird. Zusätzlich
    wird eine Verschiebung von festem Niederschlag (Schnee) hin
    zu flüssigem Niederschlag (Regen) erwartet (Steger et al. 2013).
7
8
2| Klimaentwicklung der Schweiz im Winter

2.1                                                                                                                                   9
Änderungen der mittleren
Temperatur und Niederschlag

Klimatische Veränderungen in der Schweiz sind auch im Winter        A2: starker Anstieg (Zunahme der Treibhausgasemissionen bis
feststellbar: die beobachteten Erwärmungstendenzen über die         2100; violett in Abbildung 1 und 2)
letzten Jahrzehnte sind eindeutig und unterscheiden sich regi-
onal nicht wesentlich (Begert et al. 2005). Seit 1901 ist die ge-   A1B: moderater Anstieg (Zunahme der Treibhausgasemissionen
samtschweizerische Mitteltemperatur im Winter um +0.16°C            bis 2050, dann leichte Abnahme; grau in Abbildung 1 und 2)
pro Jahrzehnt angestiegen, was konsistent ist mit früheren
Studien (vergleiche hierzu auch den Anstieg der dicken schwarzen    RCP3PD: Reduktion (Verminderung der Treibhausgasemissionen
Linien in Abbildung 1 für die Nordost- und Südschweiz über          bis 2100 auf den Stand von 1900; gelb in Abbildung 1 und 2)
die letzten 150 Jahren; Begert et al. 2005, Bader und Bantle
2004; Rebetez und Reinhard 2008; Appenzeller et al. 2008).
Demgegenüber verlaufen die langfristigen Entwicklungen im           Die beiden Szenarien A1B und A2 (Nakicenovic und Swart
Winterniederschlag über der Schweiz oft uneinheitlich (Begert       2000, IPCC 2007) gehen von keinen expliziten internationalen
et al. 2005). Eindeutige Tendenzen sind kaum zu erkennen.           Anstrengungen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen aus.
Einzig im nördlichen Mittelland wird eine signifikante Zunahme      In A1B führt lediglich der in diesem Szenario angenommene
seit Messbeginn 1864 festgestellt.                                  technische Fortschritt zu einer leichten Reduktion gegen Ende
                                                                    Jahrhundert. Demgegenüber steht RCP3PD für ein Stabilisie-
Wie in Abbildung 1 anhand der roten/blauen (pos./neg. Abwei-        rungsszenario, das entschlossenes, koordiniertes Handeln vor-
chung der Temperatur) bzw. der grün/braunen (pos./neg. Ab-          sieht, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren (Moss et
weichung des Niederschlags) Balken angezeigt, werden die            al. 2010). Damit liesse sich die globale Erwärmung gegenüber
langfristigen Tendenzen von starken Jahr-zu-Jahr Schwankungen       dem vorindustriellen Temperaturniveau auf 2°C beschränken
überlagert. Ins Auge stechen beispielsweise die sehr kalten         (Meinshausen et al. 2011, Rogelj et al. 2012).
Winter vor 1900, sowie die Winteranomalie 1962/1963 in der
Nordostschweiz, welche im Schnitt mehr als 5°C unterhalb dem        Für die drei gewählten Emissionsszenarien zeigt Abbildung 1
langjährigen Durchschnittswert des Referenzzeitraums 1980-          die erwarteten zukünftigen Änderungen in der mittleren Tem-
2009 lag. Eine ausgesprochen grosse Jahr-zu-Jahr-Variabilität       peratur und Niederschlag. Die Änderungen beziehen sich auf
zeigt sich im Niederschlag der Südschweiz, wo in gewissen Jahren    den Durchschnittswert des Referenzzeitraums 1980-2009 und
ein Überschuss von über 100% bzw. ein Defizit von über 70%          wurden für drei ausgewählte Zeiträume im 21. Jahrhundert be-
relativ zu 1980-2009 beobachtet wurde.                              rechnet. Die berechneten Änderungen für die verschiedenen
                                                                    Emissionsszenarien sind mit Unsicherheiten behaftet, welche
Um konsolidierte Aussagen über die erwartete Entwicklung im         durch die farbigen Balken in den Grafiken dargestellt werden.
21. Jahrhundert treffen zu können, wurden im Jahr 2011 neue
Klimaszenarien für die Schweiz berechnet («Klimaszenarien           Das Ausmass der projizierten Veränderungen über der Schweiz
CH2011»). Die Klimaszenarien CH2011 wurden wissenschaftlich         ist stark abhängig von den Emissionsszenarien und vom be-
von Experten aus verschiedenen Institutionen erarbeitet, darunter   trachteten Zeitraum. Für die Mitteltemperaturen ist ein gesamt-
ETH Zürich, Center for Climate Systems Modeling (C2SM) und          schweizerischer Anstieg zu erwarten: für die nahe Zukunft
MeteoSchweiz. Die Szenarien beruhen auf einer Vielzahl von          (2020-2049) beträgt die Zunahme gemäss dem moderaten
Projektionen mittels Klimamodellen und auf Annahmen zur             Szenario A1B etwa 1.3°C (schwarze horizontale Linie in den
zukünftigen Entwicklung globaler Treibhausgasemissionen             Balken), welche im Laufe des 21. Jahrhunderts auf etwa 2.3°C
(sogenannte Emissionsszenarien). Die zukünftigen Emissions-         (2045-2074) bzw. etwa 3.2°C (2070-2099) ansteigt. Mit dem
entwicklungen sind abhängig davon, wie sich die gesellschaft-       Stabilisierungsszenario RCP3PD würden die Wintertemperaturen
lichen, ökonomischen, und technologischen Bedingungen ver-          in den nächsten Jahrzehnten weniger stark zunehmen. Bis zum
ändern. Von einer Vielzahl von möglichen Szenarien wurden in        Ende des 21. Jahrhunderts könnte die Erwärmung auf einem
CH2011 (2011) die klimatischen Veränderungen gemäss dreier          Niveau von etwa +1.4°C gegenüber heute (Periode 1980-2009)
Szenarien genauer untersucht (siehe Abbildung 2):                   stabilisiert werden.
10                                  Der Winterniederschlag über der Schweiz weist nur südlich der                                         gemäss A1B könnte der Niederschlag um rund +20% ansteigen,
                                                               Alpen eine zunehmende Tendenz auf. In den übrigen Regionen                                            während die Zunahme gemäss dem Stabilisierungsszenario
                                                               der Schweiz lassen sich keine gesicherten Trendaussagen treffen:                                      RCP3PD bloss +8% beträgt (schwarze horizontale Linie in den
                                                               der Niederschlag kann also sowohl zu- als auch abnehmen,                                              Balken). In den beiden früheren Zukunftsperioden (2020-2049
                                                               wie anhand der Nordostschweiz in Abbildung 1 gezeigt ist. Der                                         und 2045-2074) sind die Unterschiede nach Emissionsszenario
                                                               Anstieg in der Südschweiz gegen Ende des 21. Jahrhunderts ist                                         nicht stark ausgeprägt.
                                                               wiederum stark abhängig von der Wahl des Emissionsszenarios:

                                Nordostschweiz
                                                                                                        888                                                                                                                                                             88

                                                                                                        666                                                                                                                                                             66

                                                                                                                                                                                                                                   A2
                                                                                                                                                                                                                                 A1B
                                                                                                [°C]

                                                                                                                                                                                                                                                                [°C]
                                                                                                                                                                                                                                  A2
                                                                                                                                                                                                                               A1B
                                                                      Anomalien/Änderungen (oC)[°C]

                                                                                                                                                                                                                                              Anomalie/Änderung[°C]
                                                                                                                                                                                                               RCP3PD

                                                                                                                                                                                                                           RCP3PD
                                                                                                                                                                                                   RCP3PD

                                                                                                                                                                                                                  A1B
                                                                                                        444                                                                                                                                                             44

                                                                                                                                                                                                              RCP3PD

                                                                                                                                                                                                                          RCP3PD
                                                                                                                                                                                                  RCP3PD

                                                                                                                                                                                                                 A1B
                                                                                                                                                                                                                A2A2
                                                                     Anomalie/Änderung

                                                                                                                                                                                                   A1B
                                                            Temperatur im Winter
                                                                    Anomalie/Änderung

                                                                                                                                                                                                                                             Anomalie/Änderung
                                                                                                                                                                                                  A1B
                                                                                                                                                                                                   A2
                                                                                                                                                                                                  A2
                                                                                                        222                                                                                                                                                             22

                                                                                                        000                                                                                                                                                             00
                            8                                                                                                                                                        8
                                                                                                       −2
                                                                                                       −2
                                                                                                        -2                                                                                                                                                             −2
                                                                                                                                                                                                                                                                       −2
                            6                                                                                                                                                        6
                                                                                                       −4                                                                                                                                                              −4
                                                                                                                                                 A2
                                                                                                                                               A1B
  Anomalie/Änderung [°C]

                                                                                                                                                           Anomalie/Änderung [°C]

                                                                                                       −4
                                                                                                        -4                                                                                                                                                             −4
                                                                                                                                 RCP3PD

                                                                                                                                          RCP3PD
                                                                                                                        RCP3PD

                                                                                                                                    A1B

                            4                                                                                                                                                        4                                   2070-2099
                                                                                                                                   A2
                                                                                                                        A1B

                                                                                                       −6
                                                                                                       −6
                                                                                                                                                                                                             2045-2074                                                 −6
                                                                                                                                                                                                                                                                       −6
                                                                                                                        A2

                                                                                                        -6

                                                                                                                                                                                                                                                                         A2
                            2                                                                                                                                                        2           2020-2049

                            0                                                                                 1875
                                                                                                              1875
                                                                                                              1875     1900
                                                                                                                       1900
                                                                                                                        1900     1925
                                                                                                                                 1925
                                                                                                                                  1925      1950
                                                                                                                                            1950
                                                                                                                                            1950         1975
                                                                                                                                                         1975
                                                                                                                                                          1975  2000
                                                                                                                                                               02000
                                                                                                                                                                 2000                        2025
                                                                                                                                                                                             2025
                                                                                                                                                                                              2025       2050
                                                                                                                                                                                                         2050
                                                                                                                                                                                                          2050      2075
                                                                                                                                                                                                                    2075
                                                                                                                                                                                                                     2075          2100
                                                                                                                                                                                                                                   2100
                                                                                                                                                                                                                                   2100

                           −2                                                                                                                                                       −2

                           −4                                                                                                                                                       −4
                                                                                                                                                                                                                                                                   150
                                                                                                                                                                                                                                                                   150
                           −6
                                                                                                       75
                                                                                                        75
                                                                                                       75                                                                           −6
                                                                                                                                                                                                                                                                   125
                                                                                                                                                                                                                                                                   125
                                                                                          [%]

                                                                                                       50
                                                                                         [%]

                                                                                                        50
                                    1875     1900   1925   1950                                        1975
                                                                                                       50     2000    2025     2050   2075        2100                                    1875   1900        1925   1950         1975     2000                     100
                                                                                                                                                                                                                                                                   2025
                                                                                                                                                                                                                                                                   100
                                                                                                                                                                                                  RCP3PD
                                                                   Anomalien/Änderungen (%)

                                                                                                                                                                                                                          RCP3PD
                                                                                                                                                                                                               RCP3PD
                                                            Niederschlag im Winter

                                                                                                                                                                                                 RCP3PD
                                                                 Anomalie/Änderung

                                                                                                                                                                                                                         RCP3PD
                                                                                                                                                                                                              RCP3PD
                                                                Anomalie/Änderung

                                                                                                                                                                                                                                                                    75
                                                                                                                                                                                                                           A1B
                                                                                                       25
                                                                                                                                                                                                  A1B

                                                                                                                                                                                                               A1B

                                                                                                                                                                                                                           A2

                                                                                                                                                                                                                                                                    75
                                                                                                                                                                                                                          A1B
                                                                                                        25
                                                                                                       25
                                                                                                                                                                                                 A1B

                                                                                                                                                                                                              A1B
                                                                                                                                                                                                  A2

                                                                                                                                                                                                               A2

                                                                                                                                                                                                                          A2
                                                                                                                                                                                                 A2

                                                                                                                                                                                                              A2

                                                                                                                                                                                                                                                                       50
                                                                                                                                                                                                                                                                       50
                                                                                                                                                                                    150
                                                                                                        00
                           75                                                                            0
                                                                                                                                                                                    125                                                                                25
                                                                                                                                                                                                                                                                       25
Anomalie/Änderung [%]

                           50                                                                 −25                                                                                                                                                                    00
                                                                                               -25                                                                                  100
                                                                                              −25
                                                                                                                        RCP3PD

                                                                                                                                          RCP3PD
                                                                                                                                 RCP3PD

                                                                                                                                                                                     75
                                                                                                                                           A1B

                           25                                                                                                                                                                                                                                      −25
                                                                                                                        A1B

                                                                                                                                 A1B

                                                                                                                                           A2

                                                                                              −50                                                                                                                                                                  −25
                                                                                                                        A2

                                                                                                                                 A2

                                                                                               -50
                                                                                              −50                                                                                    50                                  2070-2099
                            0                                                                                                                                                                                                                                      −50
                                                                                                                                                                                                                                                                   −50
                                                                                                                                                                                                                                                                         A2

                                                                                              −75
                                                                                               -75                                                                                   25                      2045-2074
                                                                                              −75                                                                                                                                                                  −75
                                                                                                                                                                                                                                                                   −75
                        −25                                                                                                                                                           0          2020-2049

                                                                                                              1875
                                                                                                               1875    1900
                                                                                                                        1900     1925
                                                                                                                                  1925     1950
                                                                                                                                            1950          1975 −252000
                                                                                                                                                         1975      2000                      2025
                                                                                                                                                                                              2025       2050
                                                                                                                                                                                                          2050      2075
                                                                                                                                                                                                                     2075         2100
                                                                                                                                                                                                                                   2100
                        −50                                                                                   1875     1900      1925      1950          1975     2000                       2025        2050       2075          2100
                                                                                                                                                                                    −50
                        −75                                                                                                                                                         −75

                                   1875      1900   1925   1950                                        1975   2000    2025     2050   2075       2100                                     1875    1900       1925    1950        1975     2000                         2025
11

                                                     88                                                                                                                                                           Südschweiz
                                                      8
                                                     66

                                                                                                                                                                            A2A2
                                                      6

                                                                                                                                                                           A1B
                                             [°C]

                                                                                                                                                                          A1B
                  Anomalien/Änderungen (oC)[°C]
 RCP3PD

                                                                                                                                                         RCP3PD

                                                                                                                                                                     RCP3PD
                                                                                                                                                             A1B
                                                                                                                                             RCP3PD
                                                     44
RCP3PD

                                                                                                                                                        RCP3PD
                                                                                                                                                           A2A2

                                                                                                                                                                    RCP3PD
                                                                                                                                                           A1B
                                                                                                                                           RCP3PD
                                                      4
                 Anomalie/Änderung

                                                                                                                                             A1B
                Anomalie/Änderung
            Temperatur im Winter

                                                                                                                                           A1B
                                                                                                                                           A2A2
                                                     22
                                                      2
                                                     00
                                                      0
                                                    −2                                 8                                                                                                                     8
                                                    −2
                                                     -2
                                                                                       6                                                                                                                     6
                                                    −4
                                                                                                                                                                       A2
                                                                                                                                                                     A1B
                                                             Anomalie/Änderung [°C]

                                                                                                                                                                                   Anomalie/Änderung [°C]
                                                    −4
                                                     -4
                                                                                                                                                       RCP3PD

                                                                                                                                                                RCP3PD
                                                                                                                                           RCP3PD

                                                                                                                                                          A1B

                                                                                       4                                                                            2070-2099                                4
                                                                                                                                                         A2

                                                    −6
                                                                                                                                           A1B

                                                                                                                                                        2045-2074
                                                    −6
                                                                                                                                           A2

                                                     -6
                                                                                       2                                                   2020-2049                                                         2
     2100                                                                 1875             1900     1925      1950    1975       2000    2025       2050        2075          2100
     2100                                                                 18750
                                                                           1875            1900
                                                                                            1900    1925
                                                                                                     1925     1950
                                                                                                               1950   1975
                                                                                                                       1975      2000
                                                                                                                                  2000   2025
                                                                                                                                          2025      2050
                                                                                                                                                     2050       2075
                                                                                                                                                                 2075         2100
                                                                                                                                                                               2100                          0

                                                                                      −2                                                                                                                    −2

                                                                                      −4                                                                                                                    −4
                                               150
                                               150
                                               150
                                               125
                                               125                                    −6                                                                                                                    −6
                                               125
                                               100
                                               100                                         1875    1900     1925   1950   1975    2000   2025    2050       2075        2100                                         1875      1900   1925   1950
                                               100
 RCP3PD

            Anomalien/Änderungen (%)
             Niederschlag im Winter
RCP3PD

                                                 75
                                                 75
                                                 75
                                                                                                                                                                      RCP3PD
                                                                                                                                                          RCP3PD

                                                                                                                                                                         A1B
                                                                                                                                              RCP3PD

                                                                                                                                                                         A2A2

                                                                                                                                                                     RCP3PD

                                                 50
                                                                                                                                                         RCP3PD

                                                                                                                                                                        A1B
                                                                                                                                            RCP3PD

                                                 50
                                                                                                                                                            A1B

                                                 50
                                                                                                                                                          A2A2
                                                                                                                                                          A1B
                                                                                                                                              A1B

                                                                                                                                                                                                            150
                                                                                                                                            A2A2
                                                                                                                                            A1B

                                                 25
                                                 25                                   75
                                                 25                                                                                                                                                         125
                                                           Anomalie/Änderung [%]

                                                  00                                  50
                                                   0                                                                                                                                                        100
                                                                                                                                           RCP3PD

                                                                                                                                                                RCP3PD
                                                                                                                                                       RCP3PD

                                               −25                                                                                                                                                           75
                                                                                                                                                                 A1B

                                                -25
                                                                                      25
                                                                                                                                           A1B

                                                                                                                                                       A1B

                                                                                                                                                                 A2

                                               −25
                                                                                                                                           A2

                                                                                                                                                       A2

                                               −50
                                                -50                                                                                                                                                          50
                                               −50                                     0                                                                            2070-2099
                                                                                                                                                                                                             25
                                               −75
                                                -75                                                                                                     2045-2074
                                               −75                                 −25                                                     2020-2049                                                          0
    2100                                                                    1875
                                                                             1875          1900
                                                                                            1900    1925
                                                                                                     1925     1950
                                                                                                               1950   1975
                                                                                                                       1975      2000
                                                                                                                                  2000   2025
                                                                                                                                          2025      2050
                                                                                                                                                    2050        2075
                                                                                                                                                                 2075         2100
                                                                                                                                                                               2100 −25
    2100                                                                    −50
                                                                            1875           1900     1925      1950    1975       2000    2025       2050        2075          2100
                                                                                                                                                                                                            −50
                                                                                   −75                                                                                                                      −75
                                                          Abbildung 1
                                                                     1875
                                                          Vergangene und     1900 Entwicklung
                                                                         zukünftige 1925 1950      1975(Dezember
                                                                                              im Winter    2000 bis
                                                                                                                 2025    2050
                                                                                                                    Februar)       2075 2100
                                                                                                                             der Temperatur (°C) und des                                                             1875      1900   1925   1950
                                                          Niederschlags (%) in der Nordostschweiz (links auf Seite 10) und der Südschweiz (rechts auf Seite 11). Die
                                                          Abweichungen beziehen sich auf den Referenzzeitraum 1980-2009. Die dünnen farbigen Balken zeigen
                                                          die jährlichen Abweichungen der Beobachtungen, die dicken schwarzen Linien sind die entsprechenden
                                                          über 30 Jahre geglätteten Durchschnittswerte. Die graue Schattierung gibt die Spannweite der jährlichen
                                                          Abweichungen an, wie sie die Klimamodelle für das A1B Szenario prognostizieren (das 5-95 Perzentil für
                                                          jedes Jahr über den ganzen Modellsatz). Die dicken farbigen Balken zeigen die mittleren Schätzungen
                                                          der Projektionen in die Zukunft und den damit verbundenen Unsicherheitsbereich für ausgewählte Zeit-
                                                          räume von 30 Jahren und für drei verschiedene Szenarien von zukünftigen Treibhausgasemissionen.
12                                                  140
                                                     140

                                                                                                                   A1Fl
                                                    120
                                                     120

                                                                                                                                 A2
                                                    100
                                                     100

                                                    80
                                                     80
                                     GtCO2eq/Jahr

                                                                                                                            A1B

                       Abbildung 2
                                                    60
                                                     60                                                                     B2
           Globale Emission von
                                                                                                                    B1             A1T
      Treibhausgasen für unter-                     40
                                                     40
        schiedliche Szenarien, in
     Gigatonnen CO2-Äquivalent
                                                    20
                                                     20
      pro Jahr; ab 2000 prognos-
                                                                                                            RCP3PD
          tizierte Werte. Die drei
          gewählten Emissions-                       00
          szenarien von CH2011
                                                           1900   1920   1940   1960   1980   2000   2020   2040     2060   2080      2100
            sind fett gezeichnet.                          1900 1920 1940 1960 1980 2000 2020 2040 2060 2080 2100

                                      Allgemein sind die Änderungen der künftigen Temperatur- und           Dies ist in Abbildung 1 anhand der Jahr-zu-Jahr-Schwankungen
                                      Niederschlagsbedingungen mit Unsicherheiten behaftet. Da die          in Klimamodellen für vergangenes und zukünftiges Klima ge-
                                      gesellschaftliche Entwicklung nicht vorhergesagt werden kann,         zeigt (grau hinterlegter Bereich). Insbesondere wird ersichtlich,
                                      müssen die Emissionsszenarien als mögliche Wege unter vielen          dass selbst bei einer Erwärmung gemäss dem mittleren A1B-
                                      interpretiert werden. Auch für ein spezifisches Szenario ergeben      Szenario auch noch in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts
                                      sich aus der Methodik, der beschränkten Datenlage und Un-             vereinzelt Winter auftreten können, deren Temperaturen nahe
                                      bekannten im Klimasystem substantielle Unsicherheiten. Bei-           oder sogar unter dem heutigen Referenzwert liegen. Eine signi-
                                      spielsweise ist für die Nordostschweiz Ende Jahrhundert unter         fikante Änderung in der Jahr-zu-Jahr-Variabilität der Wintertem-
                                      Annahme des A1B-Szenarios im Mittel eine Temperaturzunahme            peratur ist unter den analysierten Klimamodellen nicht eruierbar:
                                      von +3.2°C zu erwarten, aber unter Berücksichtigung der Un-           rund die Hälfte der Modelle projizieren eine Zunahme bzw. eine
                                      sicherheiten sind durchaus auch Temperaturänderungswerte              Abnahme in der Standardabweichung von 30-Jahres-Perioden
                                      von +2°C oder aber bis zu +4°C möglich. Zudem bleibt zu be-           Ende des Jahrhunderts gegenüber 1980-2009 (nicht gezeigt).
                                      achten, dass die genannten mittleren Änderungen für Zeiträume         Für die vorliegende Studie treffen wir deshalb die Annahme, dass
                                      von 30 Jahren gelten. Sie informieren also über Änderungen            die Jahr-zu-Jahr-Variabilität in Zukunft gleich bleibt wie heute.
                                      im langjährigen Durchschnitt. Positive und negative jährliche
                                      Schwankungen um diesen Mittelwert werden aber nach wie
                                      vor Teil des zukünftigen Klimas sein.
2.2                                                                                                                                           13
   Langfristige Entwicklungen
   von Klimaindikatoren

   Besonders anschaulich lassen sich die klimatischen Veränderun-
   gen anhand geeigneter Klimaindikatoren darstellen. Abbildung
   3 zeigt die Anzahl Neuschneetage (Tage mit Neuschnee über
   1 cm) seit den frühen 1960er-Jahren für eine tief liegende Mess-
   station (Zürich/Fluntern, 556 m ü.M.) und für eine hoch gele-
   gene Station in den Alpen (Grimsel Hospiz, 1980 m ü.M.). Beide
   Verläufe zeigen eine langfristige Abnahme der Neuschneetage
   über die letzten Dekaden (Scherrer et al. 2004, 2013). Dies wird
   durch die beiden Trendlinien auch statistisch bestätigt. Grund-
   sätzlich zeigen alle MeteoSchweiz-Stationen eine Abnahme
   der Anzahl Neuschneetage seit den frühen 1960er-Jahren. Der
   Trend ist allerdings nicht in allen Fällen statistisch signifikant.

   Auffallend ist in beiden Zeitreihen eine hohe Jahr-zu-Jahr-
   Schwankung in der Anzahl der Tage mit Neuschnee. Zudem
   wird deutlich, dass sich der langfristige Abwärtstrend in den
   letzten beiden Jahrzehnten abgeschwächt hat. An der Station
   Zürich zeigt sich sogar wieder eine leichte Zunahme der Anzahl
   Neuschneetage seit den frühen 1990er-Jahren.

   Zürich/Fluntern (1962-2014)
                                                                                                                   Abbildung 3
                                              6060
                                                                                                                   Beobachteter Verlauf der
                                              60
Hydrologisches Jahr (Oktober bis September)
Anzahl Neuschneetage mit weniger als 1 cm

                                                                                                                   Anzahl Neuschneetage an
                                              5050
                                                                                                                   den Stationen Zürich/
                                              50                                                                   Fluntern (556 m ü.M., oben)
                                              4040
                                                                                                                   und Grimsel Hospiz
                                              40                                                                   (1980 m ü.M., unten) für
                                              3030
                                                                                                                   das hydrologische Jahr von
                                              30                                                                   Oktober bis September des
                                              2020
                                                                                                                   darauffolgenden Jahres
                                              20                                                                   berechnet. Die rote Linie
                                              1010                                                                 zeigt die über jeweils 11
                                              10                                                                   Jahre geglätteten Verläufe.
                                               00                                                                  Die gestrichelte rote Linie
                                               0     1960
                                                     1960   1970
                                                            1970    1980
                                                                    1980     1990
                                                                             1990      2000          2010
                                                                                                     2010          widerspiegelt die lineare
                                                     1960   1970    1980     1990      2000          2010          Trendlinie über die
   Grimsel Hospiz (1965-2011)                                                                                      gesamte Zeitreihe.
                                              140
                                              140
                                               140
Hydrologisches Jahr (Oktober bis September)
Anzahl Neuschneetage mit weniger als 1 cm

                                              120
                                              120
                                               120

                                              100
                                              100
                                               100

                                               80
                                               80
                                                80

                                               60
                                               60
                                                60   1960    1970     1980      1990          2000          2010
                                                     1960
                                                     1960    1970
                                                             1970     1980
                                                                      1980      1990          2000          2010
                                                                                                            2010
14                                          Um Klimaindikatoren auch für zukünftige Klimaszenarien zu            Beide Indikatoren sind im Wesentlichen temperaturbasiert:
                                            berechnen, wurde mit einem statistischen Verfahren (Zubler           Frosttage sind Tage, an denen die Tages-Minimaltemperatur
                                            et al. 2014a) und unter Zuhilfenahme von sog. gegitterten Be-        kleiner als 0°C ist. Für die Anzahl Neuschneetage wird eine
                                            obachtungen von MeteoSchweiz (Frei 2014) eine Vielzahl von           Approximation aus täglicher Temperatur und Niederschlag
                                            Klimaindikatoren auf einem 2 km-Raster gerechnet. Diese sind         verwendet (Zubler et al. 2014b), da nur für diese beiden Vari-
                                            für die drei hier gewählten Emissionsszenarien, drei Zukunfts-       ablen Szenarien verfügbar sind. Es wurde folgende Definition
                                            perioden und drei Unsicherheitsschätzungen verfügbar (Zubler         verwendet: Neuschneetage sind Tage, an denen die Mittel-
                                            et al. 2014b). Sie dienten auch als Grundlage für den Fachbericht    temperatur kleiner als 2°C und der Niederschlag grösser als
                                            «Klimaszenarien Schweiz – eine regionale Übersicht» (Meteo-          1 mm ist. Der Ansatz erlaubt eine Abschätzung der räumlichen
                                            Schweiz 2013), welcher einen umfassenderen Überblick zu den          Verteilung der Neuschneetage auf dem 2 km-Gitter (Zubler
                                            klimatischen Veränderungen im Zeitraum 2045-2074 gewährt.            et al. 2014b). Ein Vergleich der auf diese Weise abgeschätzten
                                                                                                                 Werte mit den tatsächlich an den Mess-Stationen gemesse-
                                            Hier wird auf zwei winter-relevante Klimaindikatoren näher ein-      nen Neuschneetagen (d.h. Anzahl Tage mit Neuschneehöhe
                                            gegangen: Abbildung 4 zeigt die heutigen und zukünftigen An-         ≥ 1 cm) ist in Abbildung 5 gezeigt und bestätigt die Wahl der
                                            zahl Neuschneetage und Anzahl Frosttage über der Schweiz in          gewählten Approximation.
                                            absoluten Werten. Die zukünftige Schätzung gilt unter Annahme
                                            des Emissionsszenarios A1B um die Zeitperiode 2045-2074.

                                           Neuschneetage
                                            Neuschneetage
                         Abbildung 4
                                           Neuschneetage
                                            Neuschneetage
                                           Neuschneetage
                                                                                                                 2045-2074 (A1B, 2045-2074
                                                                                                                                  2045-2074
                   Neuschneetage
                            1980-2009
              Heutige (links) und                              1980-2009
                                                                1980-2009                                                        medium)
                                                                                                                               2045-2074
                                                                                                                                 2045-2074
                                                                                                                             (A1B, medium)
      zukünftige (rechts) Anzahl                               1980-2009
                                                                1980-2009                                                     (A1B,  medium)
                                                                                                  2045-2074                  (A1B, medium)
                                                                                                                               (A1B, medium)
                          1980-2009
                   Neuschneetage
            Neuschneetage und
                                                                                                (A1B, medium)
      Frosttage. Die zukünftigen
                                                                                                  2045-2074
     Indikatorwerte sind für den          1980-2009
                                                                                                (A1B, medium)
      Zeitraum 2045-2074 unter
      Annahme von A1B gezeigt
           (mittlere Schätzung).

          Quelle: Zubler et al. (2014b)

                                                 5      10    20    30    40     60    80    100    120 [Tage]
                                                                                 Anzahl
                                                                                   AnzahlTage
                                                             Anzahl Tage mit Neuschnee    Tagemit
                                                                                               mitNeuschnee
                                                                                                   Neuschnee
                                                                                 Anzahl Tage
                                                                                   Anzahl     mit
                                                                                           Tage   Neuschnee
                                                                                                mit Neuschnee
                                            Frosttage
                   Frosttage Frosttage
                              Frosttage
                             1980-2009 Anzahl Tage mit Neuschnee                                                 2045-2074 (A1B, medium)
                                           Frosttage
                                            Frosttage
                   Frosttage

                                                               Anzahl Tage mit Frost
                                                 25     50    100   125   150   200    250  300 350 [Tage]
                                                                                          Anzahl
                                                                                           AnzahlTage
                                                                                                  Tagemit
                                                                                                        mitFrost
                                                                                                             Frost
                                                               Anzahl Tage mit Frost Anzahl
                                                                                      AnzahlTage mit
                                                                                              Tage   Frost
                                                                                                   mit Frost
180                                                                                                           15
   Berechnete jährliche Anzahl Neuschneetage an
46 Mess-Stationen der MeteoSchweiz (1980-2009)

                                                                                                                                Abbildung 5
                                                                                                                                Beobachtete und indirekt
                                                                                                                                abgeschätzte Anzahl
                                                                                                                                Neuschneetage pro Jahr
                                                  150                                                                           für die Periode 1980-2009
                                                                                                                                und 46 Stationen der
                                                                                                                                MeteoSchweiz (Begert
                                                                                                                                et al. 2007). Beobachtete
                                                  120                                                                           Werte sind die Tage mit
                                                                                                                                Neuschneehöhen ≥ 1cm.
                                                                                                                                Die aus Niederschlag und
                                                                                                                                Temperatur abgeleiteten
                                                  90                                                                            Werte sind Tage mit
                                                                                                                                Mitteltemperatur < 2°C
                                                                                                                                und Niederschlag ≥ 1 mm
                                                                                                                                (vergleiche Text). Die rote
                                                  60                                                                            Linie entspricht dem
                                                                                                                                1:1-Verhältnis oder
                                                                                                                                perfekter Übereinstimmung.

                                                  30                                                                            Quelle: Zubler et al. (2014b)

                                                   0

                                                        0                 30               60            90   120   150   180
                                                        Beobachtete jährliche Anzahl Neuschneetage an
                                                        46 Mess-Stationen der MeteoSchweiz (1980-2009)
                                                                      Beobachtete jährliche Anzahl Neuschneetage an
                                                                     46 NBCN-Stationen der MeteoSchweiz (1980-2009)

   Wie aus Abbildung 4 oben deutlich wird, schneit es in den zen-
   tralen Hochalpen heute an durchschnittlich über 100 Tagen im
   Jahr. In den Voralpen sind rund 40 bis 80 Tage mit Schneefall
   typisch, im Flachland zwischen 10 und 30 Tage. Bis 2060 ist
   mit einer Abnahme von bis gegen 30 Tagen in den Alpen zu
   rechnen, wodurch die Zahl der Neuschneetage an vielen Stellen
   unter 80 sinkt. Im Mittelland wird die Zahl der Tage mit Neu-
   schnee um 55% bis 75% auf deutlich unter 10 Tage, in den
   Tieflagen des Tessin sogar auf 0 bis 1 Tag zurückgehen.

   Mit der erwarteten Temperaturzunahme werden auch die
   Frosttage abnehmen. In den tieferen Lagen des Mittellandes
   gibt es heute etwa 80 Frosttage. Entlang der Voralpen werden
   etwa 120 Tage registriert. In den Alpen gibt es mit Ausnahme
   einzelner Täler an mehr als einem Drittel aller Tage Frost. Im
   westlichen Mitteland und im Tessin nimmt die Zahl der Frost-
   tage bis 2060 auf weniger als 50 Tage in einem Jahr ab. Das
   entspricht in etwa einer Abnahme gegenüber heute von rund
   einem Monat. Die grösste absolute Abnahme an Frosttagen
   mit z.T. über 50 Tagen findet man in den Hochgebirgsregionen.
16
3| Auftausalz im Winterdienst heute

     3.1                                                                                          3.2                                                                                                     17
     Datengrundlage zu Auftausalz                                                                 Salzumsatz der Schweizer Salinen AG

                                                                                                  3.2.1 Zeitliche Muster

     Grundlage für diese Studie sind neben den meteorologischen                                   Seit Mitte der 1950er-Jahre beliefern die Schweizer Salinen AG
     Daten auch monatliche Daten zum Absatz von Auftausalz (in                                    die Schweiz mit Auftausalz. Seither gab es, neben ausgeprägten
     Tonnen) der Schweizer Salinen AG über die Periode Januar 1997                                Jahr-zu-Jahr-Schwankungen, einen langfristigen Trend zu ver-
     bis Dezember 2013. Die Schweizer Salinen AG verkaufen ver-                                   mehrtem Salzverbrauch (Abbildung 6, rote Linie). Die langfristige
     schiedene Auftausalzprodukte in verschiedenen Verpackungs-                                   Entwicklung in den Daten ist anthropogener Natur: insbeson-
     grössen. Diese wurden der Einfachheit halber zusammengefasst.                                dere spielen die erhöhte Sensibilisierung der Schweizer Bevöl-
     Die monatlichen Daten der Schweizer Salinen AG sind zudem                                    kerung, der erhöhte Bedarf nach Verkehrssicherheit und auch
     nach Käufer aufgeschlüsselt. In der Regel sind Ämter, die für                                der kontinuierliche Ausbau des Schweizer Strassennetzes eine
     eine politische Region (Gemeinde, Stadt, Kanton) einkaufen,                                  Rolle. Der Einbruch in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren
     oder Detailhändler mit lokalen Filialen, Bauhandelsfirmen und                                ist darauf zurückzuführen, dass Auftausalz in dieser Phase aus
     Verkehrsbetriebe wichtige Kunden der Schweizer Salinen AG.                                   Gründen des Umweltschutzes weniger oft eingesetzt wurde. In
                                                                                                  der vorliegenden Studie sollen ausschliesslich die wetter- bzw.
     In den gelieferten Datentabellen der Schweizer Salinen AG sind                               klimabedingten Abhängigkeiten des Auftausalzverbrauchs ana-
     diese mit der entsprechenden Postleitzahl indexiert. In den fol-                             lysiert werden. Aus diesem Grund wird hier nur der Zeitraum
     genden Unterkapiteln werden zeitliche und räumliche Muster                                   1997-2013 für die Analyse verwendet, in welchem die oben
     im Salzumsatz der Schweizer Salinen AG grafisch dargestellt und                              genannten anthropogenen Einflussfaktoren auf den Verbrauch
     erläutert. Es wird zudem erklärt, wie die Daten für die Analyse                              näherungsweise als konstant angenommen werden können und
     der Beziehung zwischen Klima und Salzumsatz zeitlich und                                     die Unterschiede von Jahr zu Jahr zu einem Grossteil klimato-
     räumlich aggregiert wurden.                                                                  logischer Natur sind (wie nachfolgend gezeigt).

                                       Absatz Auftausalz (in 1'000 Tonnen)
                                       400
                                       400
Absatz «Auftausalz» (in 1000 Tonnen)

                                                                                                                                                                      Abbildung 6
                                                                                                                                                                      Jährlicher Salzumsatz
                                       350
                                       350
                                                                                                                                                                      1956-2011 in 1000 Tonnen.
                                       300
                                       300
                                                                                                                                                                      Quelle: Schweizer Salinen AG,
                                       250
                                       250                                                                                                                            http://www.salz.ch/wp-content/up-

                                       200                                                                                                                            loads/pdfs/Infoblatt_saldome2.pdf
                                       200

                                       150
                                        150

                                       100
                                        100
                                                            Trend
                                        50
                                        50

                                         00
                                              1956   1960   1964    1968     1972   1976   1980    1984     1988     1992    1996     2000     2004    2008
                                                                                                                                                               2011
                                              1956

                                                     1960

                                                            1964

                                                                    1968

                                                                             1972

                                                                                    1976

                                                                                           1980

                                                                                                   1984

                                                                                                            1988

                                                                                                                     1992

                                                                                                                              1996

                                                                                                                                      2000

                                                                                                                                               2004

                                                                                                                                                        2008
18

                                                    Betrachtet man den Jahresgang des gesamtschweizerischen
                                                    Salzumsatzes der Schweizer Salinen AG (Abbildung 7), stellt
                                                    man fest, dass Salz nicht nur im Winter – also während der
                                                    Akutphase – eingekauft wird, sondern dass auch während
                                                    den Sommermonaten beträchtliche Einkäufe getätigt werden.
                                                    In den meisten Kantonen verläuft ein typisches «Salzjahr» wie
                                                    folgt: ab Oktober, wenn die ersten Tage mit Neuschnee auftreten
                                                    können, wird vermehrt Salz eingekauft, um bei allfälligen Neu-
                                                    schneetagen mit der Strassenräumung beginnen zu können.
                                                    Am meisten Salz wird in der Akutphase von Dezember bis
                                                    Februar nachgefragt (Abbildung 7). Am Ende des Winters – in
                                                    den Monaten März, April – sind die Lager der meisten kanto-
                                                    nalen und städtischen Behörden fast oder ganz geleert. Diese
                                                    Lagerbestände werden in den Folgemonaten, also während
                                                    des Sommers, wieder aufgefüllt.
                                                                                                                Jahresgang des Salzumsatzes

                      Abbildung 7
                                                            Tonnen](in 1000 Tonnen)

         Gesamtschweizerischer                                                                          1997         2000          2003          2006         2009         2012
                                                                                      80

                                                                                      80                1998         2001          2004          2007         2010         2013
      Salzumsatz der Schweizer
                                                                                                        1999         2002          2005          2008         2011
      Salinen AG im Jahresgang
       von Januar bis Dezember.
                                                    des Salzumsatzes

       Die farbigen Linien reprä-
                                                                                      60

                                                                                      60
         sentieren die einzelnen
                                         Jahresgang[1000

      Jahre von 1997 bis 2013. In
      den Jahren 1997 und 1998
                                                                                      40

     fehlen die Daten des Kanton                                                      40
                                    Salzverkauf

     Waadt, da für diesen Kanton
           nur 1999 bis 2013 zur
     Verfügung standen. Waadt
                                                                                      20

                                                                                      20
      bezieht seinen Auftausalz
         als einziger Kanton von
            der Saline in Bex VD.
                                                                                       0
                                                                                      0

                                                                                           JAN   FEB   MÄR     APR   MAI    JUN       JUL    AUG        SEP   OKT    NOV     DEZ
                                                                                           J     F     M       A      M      J           J   A          S     O      N        D

                                                                                                                                 Monat

                                                    Ein typisches «Salzjahr» n verläuft also von Oktober des Kalen-
                                                    derjahres n bis September des darauffolgenden Kalenderjahres
                                                    (n+1). Über diesen Zeitraum werden die monatlichen Salzum-
                                                    satzmengen der Schweizer Salinen AG in dieser Studie summiert.
                                                    Es ergeben sich somit jährliche Umsatzmengen für Salzjahre
                                                    von 1997 bis 2012 (das letzte Salzjahr 2012 beginnt im Oktober
                                                    2012 und endet im September 2013).
3.2.2 Regionale Aufteilung                                                                                                                                                                                                                                                              19

                                                  Zur regionalen Quantifizierung der Auftausalzverbräuche und
                                                  deren Zusammenhang mit dem Klima wurden sämtliche Ein-
                                                  käufe in der vorliegenden Studie kantonal aggregiert. Die An-
                                                  nahme, dass eingekauftes Auftausalz nicht über die Kantons-
                                                  grenzen hinaus gestreut wird, ist gemäss den Erfahrungen der
                                                  Schweizer Salinen AG gerechtfertigt.

                                                  Abbildung 8 zeigt den jährlichen Salzumsatz auf Kantonsebene
                                                  gemittelt über den Zeitraum 1997-2012. Der Umsatz ist sehr
                                                  ungleich verteilt. Als grösste Salzverbraucher gehen die Kantone
                                                  Zürich, Bern und Waadt hervor, gefolgt von den Gebirgskan-
                                                  tonen Wallis und Graubünden. Die geringsten Salzumsätze
                                                  ergeben sich für die Kantone Ob- und Nidwalden, Appenzell
                                                  Innerrhoden und Glarus. Der Kanton Zürich alleine verbraucht
                                                  im Mittel mehr Salz als die 11 Kantone am unteren Ende der
                                                  Skala zusammengenommen. Die sechs umsatzrelevantesten
                                                  Kantone zusammen sind für mehr als die Hälfte des Salzum-
                                                  satzes der Schweizer Salinen AG verantwortlich.

                                                  Auf welchen spezifischen Strassen und in welchem Umfang
                                                  letztendlich genau gesalzen wird, ist nicht bekannt. Wie die
                                                  Strassen in der vorliegenden Studie aber berücksichtigt werden
                                                  und wie die Beziehung zum Klima hergestellt wird, erklärt das
                                                  folgende Kapitel.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Abbildung 8
                                           Mittlerer jährlicher Salzumsatz (1000 Tonnen)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Mittlerer Salzumsatz pro
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Salzjahr und Kanton über
Mittlerer jährlicher Salzumsatz [1000 Tonnen]

                                                                                           2525                                                                                                                                                                                                              den Zeitraum 1997-2012 (in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             1000 Tonnen).

                                                                                           2020

                                                                                           1515

                                                                                           1010

                                                                                            55

                                                                                            00
                                                                                                  Zürich
                                                                                                        Bern
                                                                                                           Waadt
                                                                                                               Wallis
                                                                                                                    Graubünden
                                                                                                                                 Gallen
                                                                                                                                      Aargau
                                                                                                                                           Freiburg
                                                                                                                                                  Luzern
                                                                                                                                                       Tessin
                                                                                                                                                            Solothurn
                                                                                                                                                                    Thurgau
                                                                                                                                                                          Schwyz
                                                                                                                                                                               Neuenburg
                                                                                                                                                                                       Basel-Landschaft

                                                                                                                                                                                                      ZGZug
                                                                                                                                                                                                          JUJura
                                                                                                                                                                                                               Appenzell Ausserrhoden
                                                                                                                                                                                                                                    URUri
                                                                                                                                                                                                                                         Genf
                                                                                                                                                                                                                                            Schaffhausen
                                                                                                                                                                                                                                                       Basel-Stadt
                                                                                                                                                                                                                                                                 Obwalden
                                                                                                                                                                                                                                                                        Nidwalden
                                                                                                                                                                                                                                                                                Appenzell Innerrhoden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Glarus
                                                                                                  ZH
                                                                                                       BE
                                                                                                           VD
                                                                                                               VS
                                                                                                                         GR
                                                                                                                             St. SG

                                                                                                                                      AG
                                                                                                                                             FR
                                                                                                                                                  LU
                                                                                                                                                        TI
                                                                                                                                                               SO
                                                                                                                                                                     TG
                                                                                                                                                                           SZ
                                                                                                                                                                                  NE
                                                                                                                                                                                                 BL

                                                                                                                                                                                                                                AR

                                                                                                                                                                                                                                        GE
                                                                                                                                                                                                                                                  SH
                                                                                                                                                                                                                                                           BS
                                                                                                                                                                                                                                                                   OW
                                                                                                                                                                                                                                                                           NW
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 AI
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    GL
20                                       3.3
                                         Zusammenhang Salzverbrauch und Klima

                                         Strassen werden primär während oder unmittelbar nach Schnee-         vier Kantonen dargestellt. Für die Mittellandkantone liegt dieser
                                         fällen gesalzen. Dementsprechend ist zu erwarten, dass der Salz-     Wert in fast allen Fällen über 0.8, was einer sehr hohen Korrela-
                                         umsatz in einem Kanton stark mit der Anzahl Neuschneetage kor-       tion entspricht. In diesen Fällen erklären Neuschneetage die Ent-
                                         reliert. Um dies zu untersuchen, wurde die Anzahl Neuschneetage      wicklung im Salzumsatz sehr gut. Wie die Abbildung zeigt, sind
                                         über dieselbe Aggregationsperiode wie das Salzjahr ausgewertet.      für Kantone wie Basel-Landschaft und Zürich sogar die langfris-
                                                                                                              tigen positiven Trends im Salzumsatz durch die im Stichproben-
                                         Die Beziehung zwischen Neuschneetagen und dem Salzumsatz             zeitraum 1997-2012 wieder etwas schneereicher gewordenen
                                         wurde für alle Kantone separat mittels Streudiagrammen und           Winter zu erklären (siehe auch Abbildung 3).
                                         einer Pearson-Korrelation untersucht. Der resultierende Kor-
                                         relationskoeffizient («R») kann zwischen -1 und 1 liegen. Eine       Nur in wenigen Kantonen ergibt sich kein gesicherter Zusam-
                                         Korrelation von 1 entspricht einer perfekten Korrelation (exakt      menhang zwischen den Neuschneetagen und dem Salzver-
                                         gleicher zeitlicher Verlauf der beiden verglichenen Grössen), -1     brauch: in diesen Fällen liegt die Korrelation zwischen Salzum-
                                         bedeutet eine perfekte Antikorrelation. Ein Wert von 0 würde         satz und Anzahl Neuschneetage pro Salzjahr um R = 0.5 oder
                                         bedeuten, dass Schwankungen der beiden Vergleichsgrössen             leicht darunter. In den zwei umsatzstarken Bergkantonen Wallis
                                         keinen Bezug zueinander haben. Der genaue Wert des Kor-              und Graubünden ergeben sich ebenfalls verhältnismässig tiefe
                                         relationskoeffizienten ist mit Unsicherheiten behaftet, welche       Werte um 0.5, wie Abbildung 9 zeigt. Zwar werden in diesen
                                         bei kleiner Stichprobe grösser wird. Bei einer Stichprobe von        Kantonen die Jahr-zu-Jahr-Schwankungen im Salzumsatz eben-
                                         16 Punkten, wie in dieser Studie (1997-2012), spricht man ab         falls gut mit der Anzahl Neuschneetage erklärt, aber die erkenn-
                                         einem Koeffizienten von über 0.5 bzw. unter -0.5 von einem           bare langfristige Zunahme des Salzverbrauchs kann nicht mit der
                                         signifikant positiven bzw. negativen Zusammenhang.                   Anzahl Neuschneetage erklärt werden, diese unterschiedlichen
                                                                                                              Trends verringern die Korrelation. Es ist deshalb anzunehmen,
                                         Die Resultate der Korrelationsanalyse zeigen in beinahe allen Kan-   dass vor allem in den Bergregionen ein nicht klimatisch bedingter
                                         tonen einen markanten und signifikant positiven Zusammenhang         langfristiger Anstieg des Salzbedarfs festzustellen ist. Wie sich
                                         zwischen der Anzahl Tagen mit Neuschnee und dem kantonalen           dieser Trend weiterentwickelt, kann im Rahmen dieser Studie
                                         Salzumsatz. In Abbildung 9 sind exemplarisch die Resultate von       nicht beantwortet werden.

                        Abbildung 9                                Basel-Landschaft R = 0.93                  Zürich R = 0.89
                                                              2
                                      Standardisierte Werte

            Standardisierte Zeit-
        reihen der Periode 1997-
       2012 von Salzumsatz und                                1
      Neuschneetagen kantonal
       aggregiert, exemplarisch                               0
     für die Kantone Basel-Land-
          schaft (BL), Zürich (ZH),
                                                              -1
     Wallis (VS) und Graubünden
     (GR). Der Korrelationskoef-
                                                              -2
     fizient R ist ein Mass für die
                                                                            2000           2005   2010                2000            2005            2010
      Ähnlichkeit der Zeitreihen.
        Rote Linien: Neuschnee-                                    Wallis R = 0.54                            Graubünden R = 0.49
     tage, schwarze Linien: Salz-                             2
      umsatz. Die Werte wurden
     für einen direkten Vergleich                             1
       standardisiert (Abzug des
     jeweiligen Mittelwerts und
                                                              0
      Normierung mit jeweiliger
          Standardabweichung).
                                                              -1
            So werden die Daten
                    einheitenfrei.
                                                              -2
                                                                            2000           2005   2010                2000            2005            2010
21

Aus der Erkenntnis der allgemein hohen Korrelationen zwischen      Gitterboxen in Höhenstufen mit grosser Strassenfläche erhalten
der Anzahl Neuschneetage (Nk) und dem Salzumsatz (Sk) wird         also ein höheres Gewicht als solche mit geringer Strassenfläche.
eine lineare Beziehung auf Kantonsebene (k) hergeleitet:           Das Gewicht ist demnach proportional zur Strassenfläche. Als
                                                                   konzeptionelles Beispiel seien hier die Kantone Aargau und
                      Sk = ak Nk + bk + e                          Graubünden qualitativ verglichen:

Hierbei entspricht ak dem linearen Regressionskoeffizienten        – Im Kanton Aargau liegen die grössten Ballungsräume und
(Salzumsatz/Neuschneetag). Der statistische Fehlerterm wird          Agglomerationen zwischen 400 und 500 m ü.M. entlang
mit e bezeichnet. Für den spezifischen Fall, dass kein Neu-          dem Jurasüdfuss zwischen Aarau und Baden. In dieser
schneetag in einem Jahr auftritt (also Nk = 0), entspricht der       Höhenstufe finden sich die meisten Strassen des Kantons
Erwartungswert des Salzumsatzes bk («Achsenabschnitt»). Die          Aargau. Dementsprechend werden Gitterboxen innerhalb
statistische Analyse zeigt jedoch, dass sich dieser Achsenab-        des Kantons zwischen 400 und 500 m ü.M. am stärksten
schnitt in keinem Kanton signifikant von Null unterscheidet. Aus     gewichtet; Neuschneetage, welche in diesen Gitterboxen
diesem Grund wird er im linearen Modell weggelassen und              anfallen, erhalten das grösste Gewicht bei der räumlichen
die Beziehung zwischen Neuschneetagen (Nk) und Salzumsatz            Mittelung. Schliesslich hat der Aargau nur wenige Strassen
(Sk) reduziert sich auf:                                             oberhalb von 600 m, weshalb diesen Höhen bei der Mit-
                                                                     telung kaum noch Gewicht zugesprochen wird.
                        Sk = ak Nk + e
                                                                   – Im Kanton Graubünden liegen die bevölkerungsreichsten
Es wird also die Annahme getroffen, dass Neuschneetage auf-          Orte im Tal zwischen Landquart, Chur und Thusis. Analog
treten müssen, damit Salz auch tatsächlich verbraucht wird.          zur Situation im Kanton Aargau werden diese Regionen stark
                                                                     gewichtet. Nun gibt es aber im Kanton Graubünden viele
Die mittleren kantonalen Neuschneetage berechnen sich aus            wichtige Strassen im Engadin, im Prättigau und anderen Tä-
den Neuschneetagen auf dem 2-km Gitter des jeweiligen                lern; zusätzlich gibt es Passstrassen, welche diese Täler mit
Kantons. Um die Neuschneetage über einem spezifischen                der Region Chur verbinden. Deshalb wird in einem Kanton
Kantonsgebiet zu aggregieren, werden die Gitterboxen nach            wie Graubünden auch weiter oben liegenden Gitterboxen
ihrem Anteil an der kantonalen Gesamtfläche an Strassen ge-          ein gewisses – wenn auch eher kleines – Gewicht zuge-
wichtet. Spezifisch wird für jeden Kanton in Höhenstufen von         sprochen.
100 m der Anteil an der kantonalen Gesamtfläche an Strassen
bestimmt. Die Strassenfläche pro Kanton wurde aus dem Daten-
satz «swissTLM3D» der Landestopographie hergeleitet. Als zu
salzende Wege wurden alle Strassenkategorien von 3 m bis 10
m Breite, Autostrassen, Autobahnen, Plätze, Zu-, Ein- und Aus-
fahrten sowie Brücken berücksichtigt. Nicht in die Berechnung
einbezogen wurden bedeckte Strassenabschnitte wie Tunnels
oder Galerien, ebenso wie nicht befahrbare Wege.
22                                                                     3.4
                                                                       Salzumsatz pro Neuschneetag

                                                                       Abbildung 10 zeigt die kantonalen Salzumsätze pro Neuschnee-                                                       Neuschneetag einzusetzen. Es ergeben sich auch für die Alpen-
                                                                       tag (wobei die jeweiligen Neuschneetage gemäss der oben                                                            kantone Wallis und Graubünden erstaunlich bescheidene Um-
                                                                       beschriebenen Methode kantonal gemittelt wurden), sortiert                                                         satzzahlen pro Neuschneetag. Dies könnte darauf hindeuten,
                                                                       vom grössten zum kleinsten Umsatz. Die Unsicherheit dieser                                                         dass in diesen Kantonen grössere Strassenabschnitte gar nicht
                                                                       Schätzungen (Konfidenzintervall von ak) wird durch die vertikalen                                                  gesalzen oder zumindest nicht zwingend schwarzgeräumt
                                                                       Linien verdeutlicht. Für die Gesamtschweiz wird der Salzver-                                                       werden. In Regionen mit hohem Verkehrsaufkommen wie den
                                                                       brauch pro Neuschneetag auf über 10‘000 Tonnen geschätzt,                                                          Kantonen Zürich, Waadt, Aargau und Bern wird vermutlich viel
                                                                       wobei die Kantone Zürich, Waadt, Bern und Aargau die höchsten                                                      öfter schwarzgeräumt und damit viel Salz pro Neuschneetag
                                                                       Werte aufweisen (mehr als 700 Tonnen pro Neuschneetag).                                                            ausgetragen.
                                                                       Dies wiederspiegelt die hohe Bevölkerungsdichte und die hohe
                                                                       Strassenflächendichte in diesen Kantonen. Kaum ins Gewicht                                                         Die Unsicherheiten in den gezeigten Schätzungen sind relativ
                                                                       fallen kleine Voralpenkantone wie Obwalden, Nidwalden, Glarus                                                      klein und wiederspiegeln die hohe Korrelation zwischen Neu-
                                                                       und Appenzell Innerrhoden. Selbst Uri, ein Kanton mit grossen                                                      schneetagen und dem Salzumsatz. Dies hängt auch mit der
                                                                       Autobahnflächen, scheint verhältnismässig wenig Salz pro                                                           Wahl des statistischen Modells zusammen, resp. mit der Be-
                                                                                                                                                                                          dingung, dass der Salzumsatz null ist, wenn kein Schnee fällt.

                    Abbildung 10
                                                                  Salzumsatz pro Neuschneetag (Tonnen)

     Geschätzter Salzumsatz in
     Tonnen pro Neuschneetag
         (linearer Regressions-                              1500
                                                               1500
                               Salzumsatz [Tonnen]/Neuschneetag

         koeffizient ak), aufge-
     schlüsselt nach Kantonen.
       Die vertikalen Linien zu
      jedem Balken zeigen den
          Unsicherheitsbereich                               1000
                                                               1000
      (95%-Konfidenzintervall)
             der Schätzung an.

                                                                                   500
                                                                                     500

                                                                                                         00
                                                                                                              Zürich
                                                                                                                   Waadt
                                                                                                                       Bern
                                                                                                                           Aargau
                                                                                                                                Tessin
                                                                                                                                     St. Gallen
                                                                                                                                              Freiburg
                                                                                                                                                     Wallis
                                                                                                                                                          Luzern
                                                                                                                                                               Thurgau
                                                                                                                                                                     Graubünden
                                                                                                                                                                              Solothurn
                                                                                                                                                                                      Genf
                                                                                                                                                                                            Basel-Landschaft
                                                                                                                                                                                                           Schwyz
                                                                                                                                                                                                                Basel-Stadt
                                                                                                                                                                                                                          Neuenburg
                                                                                                                                                                                                                                   Zug
                                                                                                                                                                                                                                       Jura
                                                                                                                                                                                                                                          Schaffhausen
                                                                                                                                                                                                                                                     Appenzell Ausserrhoden

                                                                                                                                                                                                                                                                          URUri
                                                                                                                                                                                                                                                                              Nidwalden
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Obwalden
                                                                                                                                                                                                                                                                                             Glarus
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Appenzell Innerrhoden
                                                                                                                                                                                                                                                                                        OW
                                                                                                              ZH
                                                                                                                   VD
                                                                                                                       BE
                                                                                                                            AG

                                                                                                                                                                                                                                                                                             GL
                                                                                                                                  TI
                                                                                                                                         SG
                                                                                                                                                 FR
                                                                                                                                                     VS
                                                                                                                                                           LU
                                                                                                                                                                 TG
                                                                                                                                                                          GR
                                                                                                                                                                                  SO
                                                                                                                                                                                      GE
                                                                                                                                                                                                       BL
                                                                                                                                                                                                             SZ
                                                                                                                                                                                                                      BS
                                                                                                                                                                                                                              NE
                                                                                                                                                                                                                                  ZG
                                                                                                                                                                                                                                      JU
                                                                                                                                                                                                                                                 SH
                                                                                                                                                                                                                                                                       AR

                                                                                                                                                                                                                                                                                 NW

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    AI
23

                                 Normiert man den Salzverbrauch pro Neuschneetag zusätzlich                                                                                                  erklären, warum die Werte in Abbildung 11 meist höher sind
                                 mit der Strassenfläche, kann damit ein Mass für die Zahl der                                                                                                als 5-20 g/m2. Besonders in den Stadtkantonen scheinen im
                                 Einsätze und den Bedarf nach Schwarzräumung abgeleitet                                                                                                      Mittel häufigere Einsätze pro Strassenabschnitt durchgeführt zu
                                 werden (Abbildung 11). Durch die Normierung lässt sich der                                                                                                  werden. Das ist angesichts des vermutlich sehr hohen mittleren
                                 Salzverbrauch in g/m2 angeben, was einen direkten Vergleich                                                                                                 Verkehrsaufkommens pro Strassenabschnitt nicht erstaunlich.
                                 mit der heute gültigen Empfehlung für den Salzverbrauch pro                                                                                                 Zudem könnte im Gegensatz zu Voralpen- und Alpenkantonen
                                 Einsatz erlaubt. Letztere liegt bei heutiger Salzqualität je nach                                                                                           in Städten ein grösserer Bedarf nach Schwarzräumung bestehen.
                                 Witterung bei 5-20 g/m2 pro Einsatz (www.salz.ch). Schneit es
                                 an einem Neuschneetag anhaltend, können mehrere Einsätze auf                                                                                                An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass die exakte Strassenfläche,
                                 dem gleichen Abschnitt für eine Schwarzräumung notwendig sein.                                                                                              die gesalzen wird, nicht bekannt ist. Auch die Zahl der Einsätze
                                 Auch nach dem Schneefall sind Salzeinsätze denkbar, z.B. zur                                                                                                pro Abschnitt liegt nicht vor. Dementsprechend handelt es sich
                                 Verhinderung von gefrierendem Schmelzwasser. Die Notwen-                                                                                                    hier um grobe Abschätzungen. Die tatsächlichen Werte können
                                 digkeit von mehreren Einsätzen pro Schneefallereignis dürfte                                                                                                von den hier gezeigten dementsprechend abweichen.

                                                                                                           Salzverbrauch pro Neuschneetag und Strassenfläche

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Abbildung 11
                       Salzverbrauch pro Neuschneetag und Strassenfläche (g/m2)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Ähnlich wie Abbildung 10,
                                                                                  8080                                                                                                                                                                                                              aber zusätzlich normiert
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    mit der kantonalen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Strassenfläche. Wichtig:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    die berechneten Werte sind

                                                                                  6060                                                                                                                                                                                                              Schätzungen und können
Salzverbrauch [g/m2]

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    von den tatsächlichen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Werten (unbekannt)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    abweichen, da nicht klar
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    ist, welche Strassen wie
                                                                                  4040
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    oft gesalzt wurden pro
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Neuschneetag. Heutige
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Empfehlungen für den Salz-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    verbrauch beim Ausstreuen
                                                                                  2020                                                                                                                                                                                                              liegen ungefähr zwischen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    5-20 g/m2 pro Einsatz für
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    eine Schwarzräumung.

                                                                                   00
                                                                                         Basel-Stadt
                                                                                                    Zug
                                                                                                       Tessin
                                                                                                            Zürich
                                                                                                                 Freiburg
                                                                                                                        Genf
                                                                                                                            Appenzell Ausserrhoden
                                                                                                                                                 Waadt
                                                                                                                                                     Schaffhausen
                                                                                                                                                                Schwyz
                                                                                                                                                                     Luzern
                                                                                                                                                                          Basel-Landschaft
                                                                                                                                                                                         Aargau
                                                                                                                                                                                               St. Gallen
                                                                                                                                                                                                        Solothurn
                                                                                                                                                                                                                Thurgau
                                                                                                                                                                                                                      Wallis
                                                                                                                                                                                                                           Neuenburg

                                                                                                                                                                                                                                   URUri
                                                                                                                                                                                                                                       Nidwalden
                                                                                                                                                                                                                                                Bern
                                                                                                                                                                                                                                                   Graubünden
                                                                                                                                                                                                                                                             Jura
                                                                                                                                                                                                                                                                Appenzell Innerrhoden
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Obwalden
                                                                                                                                                                                                                                                                                           Glarus
                                                                                              BS
                                                                                                   ZG
                                                                                                        TI
                                                                                                            ZH
                                                                                                                   FR
                                                                                                                        GE
                                                                                                                                             AR
                                                                                                                                                 VD
                                                                                                                                                            SH
                                                                                                                                                                  SZ
                                                                                                                                                                      LU
                                                                                                                                                                                     BL
                                                                                                                                                                                          AG
                                                                                                                                                                                                   SG
                                                                                                                                                                                                           SO
                                                                                                                                                                                                                  TG
                                                                                                                                                                                                                      VS
                                                                                                                                                                                                                               NE

                                                                                                                                                                                                                                                                                      OW
                                                                                                                                                                                                                                          NW
                                                                                                                                                                                                                                               BE
                                                                                                                                                                                                                                                        GR
                                                                                                                                                                                                                                                            JU
                                                                                                                                                                                                                                                                                 AI

                                                                                                                                                                                                                                                                                           GL

                                                                                                                                                                                     Kantone
24

                                                                                  Der Pro-Kopf-Verbrauch von Auftausalz pro Neuschneetag be-
                                                                                  läuft sich auf etwa 1.3 kg im Durchschnitt über alle Kantone für
                                                                                  die ständige Wohnbevölkerung (Quelle für kantonale Bevölke-
                                                                                  rungszahlen: Bundesamt für Statistik BFS). Abbildung 12 zeigt
                                                                                  den Pro-Kopf-Verbrauch für jeden Kanton. Über diesem Durch-
                                                                                  schnitt liegen u.a. Transitkantone mit wichtigen Autobahnen
                                                                                  wie das Tessin und Uri, sowie eher grosse ländliche Kantone mit
                                                                                  verhältnismässig geringer Bevölkerungsdichte. Die städtischen
                                                                                  Kantone mit grosser Wohnbevölkerung wie Zürich, Aargau, Bern
                                                                                  und Basel-Stadt liegen unterhalb des Durchschnitts.

                                                                                                                                                               Salzumsatz pro Neuschneetag und Kopf

                         Abbildung 12
                                                                            Salzumsatz pro Neuschneetrag und Kopf (kg)

         Geschätzter kantonaler
     Salzumsatz pro Neuschnee-
                                      Salzumsatz pro Neuschneetag und Kopf [kg]

     tag und Kopf der ständigen                                                                                      2.0
                                                                                                                       2.0
               Wohnbevölkerung.

        Quelle für Bevölkerungszahlen:
      STATPOP (cc-d-01.02.01.01.11.02),                                                                              1.51.5
      Bundesamt für Statistik BFS, 2013

                                                                                                                     1.01.0

                                                                                                                     0.5
                                                                                                                       0.5

                                                                                                                     0.00
                                                                                                                              Tessin
                                                                                                                                   Freiburg
                                                                                                                                           Jura
                                                                                                                                              Graubünden

                                                                                                                                                       URUri
                                                                                                                                                           Wallis
                                                                                                                                                                Schaffhausen
                                                                                                                                                                           Appenzell Ausserrhoden
                                                                                                                                                                                                Waadt
                                                                                                                                                                                                    Thurgau
                                                                                                                                                                                                           Zug
                                                                                                                                                                                                              Schwyz
                                                                                                                                                                                                                   St. Gallen
                                                                                                                                                                                                                            Solothurn
                                                                                                                                                                                                                                    Aargau
                                                                                                                                                                                                                                         Luzern
                                                                                                                                                                                                                                              Zürich
                                                                                                                                                                                                                                                   Neuenburg
                                                                                                                                                                                                                                                           Basel-Stadt
                                                                                                                                                                                                                                                                      Bern
                                                                                                                                                                                                                                                                         Basel-Landschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                        Nidwalden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Appenzell Innerrhoden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Obwalden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Genf
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Glarus
                                                                                                                               TI
                                                                                                                                     FR
                                                                                                                                          JU
                                                                                                                                                   GR

                                                                                                                                                           VS
                                                                                                                                                                       SH
                                                                                                                                                                                            AR
                                                                                                                                                                                                VD
                                                                                                                                                                                                      TG
                                                                                                                                                                                                          ZG
                                                                                                                                                                                                                SZ
                                                                                                                                                                                                                       SG
                                                                                                                                                                                                                               SO

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      OW
                                                                                                                                                                                                                                     AG
                                                                                                                                                                                                                                          LU
                                                                                                                                                                                                                                              ZH
                                                                                                                                                                                                                                                       NE
                                                                                                                                                                                                                                                                BS
                                                                                                                                                                                                                                                                     BE
                                                                                                                                                                                                                                                                                   BL
                                                                                                                                                                                                                                                                                           NW
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 AI

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           GE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               GL
3.5                                                                 25
Einflüsse weiterer Klimagrössen
auf den Salzumsatz

Im Rahmen dieser Studie wurden neben Neuschneetagen auch
noch weitere Einflussfaktoren auf den Salzumsatz untersucht.
Insbesondere der Einfluss von Frosttagen (Tagesminimumtem-
peratur unter 0°C) wurde überprüft. Hierbei wurde festgestellt,
dass kantonal gemittelte Frosttage auch relativ gut mit dem
Salzumsatz korrelieren, allerdings in keinem Kanton besser als
die Neuschneetage. Dies ist damit zu begründen, dass Neu-
schneetage auch oft Frosttage sind (und umgekehrt): Tage mit
einem Temperaturminimum unter 0°C haben meist auch eine
mittlere Temperatur unter 2°C. Schliesst man trockene Frosttage
(Tagesminimumtemperatur unter 0°C, aber kein Niederschlag
in Form von Schnee oder Eisregen) als zusätzlichen erklärenden
Faktor in unser Regressionsmodell ein, ist statistisch kein Mehr-
wert zu erkennen. Die daraus resultierende Information ist also
redundant (hier nicht weiter ausgeführt). Diese Erkenntnis
stimmt qualitativ mit den Resultaten einer Studie der Stadt Bern
überein (Schneider, Tiefbauamt Stadt Bern, 2013).

Schneefall- oder Eisregentage (in Neuschneetagen enthalten)
erklären also den grössten Teil der Schwankungen in der Jahr
für Jahr umgesetzten Salzmenge. Frosttage ohne Niederschlag
dürften nur dann von Bedeutung für den Winterdienst sein,
wenn sie auf Neuschneetage folgen. Dies wurde hier nicht im
Detail untersucht. In künftigen Studien ähnlicher Art könnten
solche Bedingungen ebenfalls berücksichtigt werden.
Sie können auch lesen