Praxisinformation umweltbundesamtu - Nr. 51 2020 - BFW

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Praxisinformation umweltbundesamtu - Nr. 51 2020 - BFW
Nr. 51 - 2020
13Z039578 M

                                  Praxisinformation
                                                                                          u
                                        PERSPEKTIVEN FÜR
                                    UMWELT & GESELLSCHAFT   umweltbundesamt

                                                                Bundesforschungszentrum für Wald
              https://bfw.ac.at                                 Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien, Österreich
Praxisinformation umweltbundesamtu - Nr. 51 2020 - BFW
Dieses Papier stammt aus nach-
                     haltig bewirtschafteten Wäldern
                     und kontrollierten Quellen.
                     www.pefc.at

Inhalt
PETER WEISS ET AL.
Einleitung zum
Projekt „CareforParis“ .............................3
THOMAS LEDERMANN, GEORG KINDERMANN,
ROBERT JANDL, KLEMENS SCHADAUER
Klimawandelanpassungsmaßnahmen
im Wald und deren Einfluss auf die
CO2-Bilanz ...................................................6
MARTIN BRAUN, PETER SCHWARZBAUER,
FRANZISKA HESSER
Kohlenstoffspeicherung durch
Holzprodukte aus heimischem
Einschlag...................................................14      Dem Wald und Holz kommt eine bedeutende Rolle beim Klimaschutz zu, denn
DAVID FRITZ, WERNER PÖLZ                                            der Wald nimmt Kohlendioxid aus der Luft auf und speichert den Kohlenstoff im
Vermiedene Treibhausgas-
Emissionen durch Holzprodukte aus
                                                                    Holz. In Österreich nimmt dieser Kohlenstoff-Vorrat derzeit und in naher Zukunft
dem österreichischen Wald .................17                       zu und hilft beim Klimaschutz.
PETER WEISS ET AL.                                                  Der Klimawandel wirkt sich gleichzeitig auch auf den Wald in Österreich aus, das
Zusammenschau der Treibhausgas-
ergebnisse des waldbasierten                                        wird auch seinen Beitrag zum Klimaschutz deutlich beeinflussen. Klimawandel-
Sektors für verschiedene                                            folgen verringern die Speicherkapazität. Notwendige Anpassungsmaßnahmen be-
CareforParis-Szenarien .........................20
                                                                    einflussen zusätzlich auch wirtschaftliche Erträge aus dem Rohstoff Holz. Und
MARTIN BRAUN, PETER SCHWARZBAUER,                                   steht weniger Holz zur Verfügung, bedeutet der notwendige Ersatz oft zusätzliche
FRANZISKA HESSER
Wirtschaftliche Entwicklung des                                     Emissionen von fossilem Kohlenstoff in die Atmosphäre.
Forst- und Holzsektors – eine
Analyse der Wettbewerbsfähigkeit ....25                             Im vom Klima- und -Ernergiefonds geförderten Projekt CareforParis, an dem das
                                                                    Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), die Universität für Bodenkultur (BOKU),
ALICE LUDVIG
Ergebnisse von Stakeholder-                                         Wood K plus und das Umweltbundesamt zusammenarbeiteten, wurden ver-
Befragungen und Empfehlungen                                        schiedene Szenarien der Waldbewirtschaftung erstellt und untersucht. Die Szenar-
an die Politik .............................................29
                                                                    ien gehen von unterschiedlichen Klimaveränderungen und Anpassungsstrategien
                                                                    für den österreichischen Wald aus und zeigen mögliche Entwicklungen bis ins
                                                                    Jahr 2150. Genauer analysiert wurden die CO2-Bilanz des Waldes, die CO2-Bilanz
Titelseite:
Säulenhalle Wald im Parlament in Wien                               von Holzprodukten und die Vermeidung von CO2-Emissionen durch den Einsatz
und Holz-Installation                                               von Holzprodukten.
Foto: proHolz/Bruno Klomfar
                                                                    Österreichs Wald wird zusammen mit den Holzproduktepools noch für die nächsten
Impressum                                                           20-90 Jahre eine CO2-Netto-Senke darstellen, danach zeigen die Szenarien ein
                                                                    anderes Bild: Der Wald wird früher oder später zur CO2-Netto-Emissionsquelle,
                                                                    weil unter den gewählten Annahmen der Zuwachs langfristig wegen schlechterer
ISSN 1815-3895
© Juli 2020                                                         Wuchsbedingungen (Zunahme von Trockenperioden), steigendem Schadholzanfall
Nachdruck nur nach vorheriger                                       (Schädlingsbefall, Wetterextreme) und Art der Bewirtschaftung (vorzeitige Nutzung
schriftlicher Zustimmung seitens des
Herausgebers gestattet.                                             oder Überalterung) zurückgeht und dadurch auch der Vorrat abnimmt. Wenn wir
Presserechtlich für den Inhalt                                      also das Klimaziel von Paris erreichen und die globale Erderwärmung auf unter
verantwortlich: Peter Mayer
Bundesforschungs- und Ausbildungs-                                  2 Grad Celsius begrenzen wollen, hat die Verwendung von Holz und die damit
zentrum für Wald, Naturgefahren und                                 verbundene Vermeidung von Treibhausgasemissionen oberste Priorität. Ein dauer-
Landschaft (BFW)
Seckendorff-Gudent-Weg 8,
                                                                    hafter Erhalt des Waldes als CO2-Netto-Senke ist nicht möglich.
1131 Wien, Österreich
Tel.: +44 1 87838 0
                                                                    Die Dekarbonisierung ist der Hebel zur Erreichung der Klimaziele: Bei der Art und
Fax: +44 1 87838 1250                                               Weise unseres Wirtschaftens muss angesetzt werden. Unser Wirtschaftssystem
http://bfw.ac.at                                                    muss in Richtung eines niedrigeren Umsatzes von Kohlenstoff gehen. Eine Maß-
Redaktion: Christian Lackner
Layout: Johanna Kohl                                                nahme ist etwa der Umstieg von fossilen Energieträgern auf erneuerbare
Bezugsquelle: BFW-Bibliothek                                        Energien. Für die Dekarbonisierung ist Holz ein unverzichtbarer Rohstoff. Eine
Tel.: +44 1 87838 1216
E-Mail: bibliothek@bfw.gv.at                                        nachhaltige, kreislauforientierte Bioökonomie und der Green Deal bieten dazu
Online-Bestellung:                                                  Konzepte der Zukunft.
http://www.bfw.ac.at/webshop
                                                                    Ein spannendes Lesevergnügen wünschen
Genderschreibweise erfolgt nach dem
Zufallsprinzip.                                                     Peter Mayer (BFW-Leiter) und Thomas Ledermann (BFW-Projektkoordinator)

2                                                                 Praxisinformation | Nr. 51 - 2020
Praxisinformation umweltbundesamtu - Nr. 51 2020 - BFW
Autorenteam:
                                                                                                PETER WEISS,
PETER WEISS ET AL.                                                                              MARTIN BRAUN,

Einleitung zum Projekt „CareforParis“                                                           DAVID FRITZ,
                                                                                                THOMAS GSCHWANTNER,
                                                                                                FRANZISKA HESSER,
                                                                                                ROBERT JANDL,
                                                                                                GEORG KINDERMANN,
                                                                                                THEO KOLLER,
Das Übereinkommen von Paris hat das           sicht). Dadurch ändert sich auch der Bei-         THOMAS LEDERMANN,
Ziel, ein Gleichgewicht zwischen der          trag des Waldes und seiner Holzpro-               ALICE LUDVIG,
Emission von Treibhausgasen (THG)             dukte zur österreichischen Treibhausgas-          WERNER PÖLZ,
und deren Bindung in sogenannten              Bilanz.                                           KLEMENS SCHADAUER,
Senken ab dem Jahr 2050 zu erreichen.                                                           BLASIUS FRANZ SCHMID,
                                              Umfassende Berechnung der                         CARMEN SCHMID,
Wald und Holzprodukte binden                  Treibhausgasbilanz                                PETER SCHWARZBAUER,
Treibhausgase                                 Das institutionsübergreifende Projekt             GERHARD WEISS
Der österreichische Wald und der Vorrat       „CareforParis“ hatte das Ziel, die Aus-
der daraus produzierten Holzprodukte          wirkungen von Klimawandel und der
(HWP) sind in der österreichischen Treib-     Anpassungen der Waldbewirtschaftung
hausgas-Bilanz eine wichtige Senke für        und Holznutzung auf die Treibhausgas-
Treibhausgas-Emissionen. Aktuell sind es
etwa 7 %, in den 1990er-Jahren waren
dies bis zu 25 % der jährlichen Treibhaus-     Übereinkommen von Paris
gas-Emissionen Österreichs, die im Wald
                                               Das Übereinkommen von Paris (englisch Paris Agreement) ist eine Verein-
und in den Holzprodukten gespeichert
                                               barung der 197 Vertragsparteien (Staaten) der Klimarahmenkonvention
sind (Umweltbundesamt 2019).
                                               der Vereinten Nationen (UNFCCC) mit dem Ziel des Klimaschutzes in Nach-
    Dazu kommt, dass Produkte aus              folge des Kyoto-Protokolls. Das Übereinkommen wurde 2015 auf der
Holz, über den Lebenszyklus betrachtet,        UN-Klimakonferenz in Paris verabschiedet und sieht die Begrenzung der
geringere Treibhausgas-Emissionen als          menschengemachten globalen Erwärmung auf deutlich unter 2 °C
Ersatzprodukte aus anderen Rohstoffen          gegenüber vorindustriellen Werten vor. Weiters sollen Anstrengungen
aufweisen und dass durch die Verwen-           unternommen werden, um den Temperaturanstieg auf 1,5 °C über dem
dung von Holzprodukten auch Emissio-           vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Als wichtigste Maßnahmen nennt
                                               die UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) den Ausbau von
nen vermieden werden. Dieser zusätz-
                                               Wind- und Solarenergie, die Steigerung der Energieeffizienz in An-
lich erzielbare Substitutions-Effekt ist in    wendungen und bei Autos, die Aufforstung von Wäldern sowie das
Österreich quantitativ betrachtet sogar        Stoppen von Rodungen.
bedeutender als die Kohlenstoff-Senke,
die durch Wald und den Vorrat an Holz-         In der Zeitschrift Science wurde eine Roadmap mit konkreten Klima-
produkten gebildet wird (BFW 2015,             schutzschritten publiziert, mit denen die Paris-Ziele erfüllt werden können.
Braun et al. 2016).                            Demnach müssen die weltweiten Treibhausgasemissionen spätestens 2020
    Durch den Klimawandel ändern sich          ihren Höhepunkt erreichen und anschließend pro Jahrzehnt halbiert wer-
                                               den. Die Emissionen von 40 Mrd. Tonnen im Jahr 2020 müssen auf 20
jedoch die Rahmenbedingungen für die
                                               Mrd. Tonnen in 2030, auf 10 Mrd. Tonnen in 2040 und auf 5 Mrd. Tonnen
Waldbewirtschaftung. Höhere Tempera-           in 2050 reduziert werden. Parallel muss der Anteil von kohlendioxidfreien
turen, Trockenperioden, Stürme und an-         Energiequellen alle fünf bis sieben Jahre verdoppelt werden. Die anthro-
dere Kalamitäten sowie notwendige An-          pogenen Treibhausgas-Emissionen in der zweiten Hälfte des 21. Jahr-
passungsmaßnahmen wie Baumarten-               hunderts müssen auf null Netto-Emissionen reduziert werden. Bei den
wechsel und Umtriebszeitverkürzung             sogenannten Netto-Emissionen werden Senken, wie z. B. in Wäldern und
verändern das Ökosystem Wald sowie             anderen Kohlenstoffspeichern, abgezogen. Somit bedeutet dieses Ziel, dass
                                               verbleibende Rest-Emissionen (etwa durch die Landwirtschaft) vollständig
die nachhaltig verfügbare Holzmenge
                                               durch Senken kompensiert werden müssen.
aus dem Wald (auch in qualitativer Hin-

                                                           Praxisinformation | Nr. 51 - 2020                              3
Praxisinformation umweltbundesamtu - Nr. 51 2020 - BFW
Bilanz des waldbasierten Sektors in sechs               miedene Emissionen durch Holz-
                                         Szenarien bis zum Jahr 2150 zu unter-                   produkte“) sowie zusätzlich anfal-
                                         suchen (Ledermann et al., Seite 8).                     lende fossile Treibhausgas-Emissionen
                                             Um ein gesamthaftes Bild der Treib-                 durch Ersatzprodukte aus anderen
                                         hausgaswirkung des waldbasierten Sek-                   Rohstoffen, wenn Holzprodukte z. B.
                                         tors in Österreich zu ermöglichen (Weiss                durch Nutzungsreduktion oder aus
                                         et al., Seite 20), wurden folgende Ele-                 anderen Gründe entfallen; Umwelt-
                                         mente berechnet:                                        bundesamt (Fritz et al., Seite 17,
                                          Treibhausgas-Bilanz des österrei-                     Weiss et al., Seite 20)
                                             chischen Waldes (Biomasse, Totholz,
                                             Boden); Bundesforschungszentrum               Modellstruktur und simulierte
                                             für Wald (Ledermann et al., Seite 6)          Szenarien
                                          Treibhausgas-Bilanz des Holzprodukte-           Ausgangspunkt der Treibhausgas-Model-
                                             Pools (Schnittholz, Platte, Papier) auf       lierungen in verschiedenen Szenarien war
                                             Basis des Einschlags aus dem österrei-        der Status des österreichischen Waldes
                                             chischen Wald, Universität für Boden-         gemäß den Ergebnissen der Österrei-
                                             kultur Wien, Institut für Marketing &         chischen Waldinventur 2007/09.
                                             Innovation, Wood K plus (Braun et al.,            Die Entwicklungen der Treibhausgas-
                                             Seite 14)                                     bilanz wurden anhand eines Sets von
                                          Treibhausgas-Emissionen über den                Modellen für vordefinierte Szenarien
                                            Lebenszyklus von Holzprodukten und            konsistent über die Schnittstellen
Abbildung 1:                                 Ersatzprodukten aus anderen Roh-              zwischen den drei Subsystemen Wald,
Modellierungsschema                          stoffen auf Basis des Einschlags aus          Holzprodukte und Substitutionseffekte
des Projekts CareforParis                    dem österreichischen Wald („ver-              gerechnet (Abbildung 1).

                                  Subsystem Wald                                                           Subsystem Holzprodukte
        ÖWI Daten                                 Klima,           (potenzieller)    Demographie                     Wertschöpfungskette Holz
                                               Klimawandel           Einschlag,
                                                                       Preise

                                                                     iterativer            BIP, Ölpreis                   Rohholz,Halbwaren,
                                                                  Datenaustausch                                                 HWP
         Zuwachs
    Waldbewirtschaftung             Einzelbaumwachstum
                                                                 Einschlag nach
                                                                  Altersklassen,                                                  Verteilung der
                                 Streufall,
                                 Abfall                        Eigentumskategorie   Subsystem                                     Endprodukte,
                                                                                                                                  Energieholz
                                                                                    Emissionsvermeidung
                                                                                     Energie                                          Energiemix

    ober/unterirdischer                     Totholz,
         Streufall                      Ernterückstände

                                                                                     Transport            Nutzungsdauer         Material-/Energie-
                                                                                                                                Substitution

                          Wurzelabbau                                                                                       ?

4                                          Praxisinformation | Nr. 51 - 2020
Praxisinformation umweltbundesamtu - Nr. 51 2020 - BFW
Der waldbasierte Sektor ist ein ele-            nahmen das Treibhausgas-Potenzial             Dekarbonisierung
mentarer Wirtschaftsfaktor in Österreich.           des gesamten waldbasierten Sektors            Bei der Dekarbonisierung
Der Beitrag zu Österreichs Wirtschafts-             Österreichs verändern?                        werden Prozesse, durch
leistung, gemessen am Bruttoinlandspro-            Wie werden der künftige Klima-                die Kohlenstoffdioxid
dukt, beträgt derzeit zirka zwei Prozent.           wandel und waldbauliche An-                   (CO2) freigesetzt wird,
                                                                                                  durch solche Prozesse
Auch im Export spielt der Sektor eine               passungsmaßnahmen die ökono-                  abgelöst, bei denen
wichtige Rolle. Insgesamt weist dieser              mischen Rahmenbedingungen des                 diese Freisetzungen
Sektor eine ähnliche Größenordnung                  gesamten österreichischen Forst- und          unterbleiben oder
wie die Tourismusbranche auf und ist                Holzsektors verändern und welche              kompensiert werden. Es
somit ein wichtiger Devisenbringer in               Anpassungen sind erforderlich, um             geht also um Emissions-
                                                                                                  minderung: Die Nach-
der heimischen Leistungsbilanz. Aus der             potentielle negative Konsequenzen
                                                                                                  frage nach Energie soll
Forstwirtschaft und der Holzverarbeitung            in den ökonomischen Produktions-              verringert (Energie-
in Österreich beziehen derzeit etwa                 bedingungen dieser Branchen zu                effizienz, Energie-
300.000 Menschen ein Einkommen. Zu-                 minimieren?                                   suffizienz) und weniger
sätzlich wurden daher im Projekt                   Welche politischen, gesetzlichen und          emissionsintensive
„CareforParis“ auch die – je nach Szenario          gesellschaftlichen Veränderungen sind         Energieträger eingesetzt
                                                                                                  werden. Ziel ist die
unterschiedlichen – Auswirkungen auf                für Treibhausgas optimiertes Manage-          CO2-Neutralität der
die österreichische Forst- und Holzwirt-            ment, Anpassung und Holznutzung               Wirtschaft.
schaft analysiert (u.a. Beitrag des wald-           des waldbasierten Sektors Österreichs
basierten Sektors zur Geamtwirtschaft,              sowie für die erforderliche Anpassung
Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit)               dieser Branche an Szenarien des Kli-
(Braun et al., Seite 25).                           mawandels notwendig?
    In einer politikwissenschaftlichen Ana-
lyse wurden Vorschläge zur Anpassung            Die nachfolgenden Beiträge stellen die
der politischen, rechtlichen und gesell-        Ergebnisse des Projektes CareforParis
schaftlichen Rahmenbedingungen in               dar. Zum richtigen Verständnis der
Österreich in Richtung einer Treibhaus-         Ergebnisse ist folgende Tatsache bedeu-           Dr. Peter Weiss,
gas-optimierten Waldbewirtschaftung             tend: Szenarien sind keine Vorhersagen,           Mag. David Fritz,
                                                                                                  DI Werner Pölz,
und Holzverwendung erarbeitet. Ergän-           sondern dienen der Identifizierung des            DI Carmen Schmid,
zend wurden Empfehlungen und Ent-               Möglichkeitsraumes unter verschiedenen            Umweltbundesamt, Wien

scheidungsgrundlagen für deren Verbes-          Entwicklungspfaden.                               Dr. Martin Braun,
serung abgeleitet (Ludvig et al., Seite 29).        Die Projektergebnisse stellen eine            Msc., Univ.-Prof.
                                                                                                  Dr. Peter Schwarzbauer,
                                                wichtige Grundlage für die erforderliche          Universität für Bodenkultur Wien,
Insgesamt wurden im Projekt folgende            Transformation zu einer klimaneutralen            Institut für Marketing und
Fragen behandelt:                               Gesellschaft dar (Stichwort Dekarboni-            Innovation

 Wie werden der künftige Klimawandel           sierung), um die Ziele des Paris Agree-           Dr. Thomas Gschwantner,
   und waldbauliche Anpassungsmaß-              ments zu erreichen.                               Dr. Robert Jandl,
                                                                                                  Dr. Georg Kindermann,
                                                                                                  Priv.-Doz. Dr. Thomas Ledermann,
                                                                                                  Dr. Klemens Schadauer,
Literatur                                                                                         Bundesforschungszentrum für
                                                                                                  Wald, Wien
BFW, 2015: Treibhausgasbilanz der österreichischen Holzkette. Bundesforschungszentrum für
   Wald, Wien, BFW-Praxisinformation Nr. 38, 19 pp.,                                              DI Dr. Franziska Hesser, MSc,
   http://bfw.ac.at/cms_stamm/500/PDF/BFW_praxisinformation38_treibhausgasbilanz.pdf              Wood K plus,
Braun M., Fritz D., Weiss P., Braschel N., Büchsenmeister R., Freudenschuß A., Gschwantner        (Kompetenzzentrum
                                                                                                  Holz GmbH), Linz
   T., Jandl R., Ledermann T., Neumann M., Pölz W., Schadauer K., Schmid C., Schwarzbauer
   P., Stern T. 2016: A holistic assessment of greenhouse gas dynamics from forests to the ef-    Dr. Alice Ludvig,
   fects of wood products use in Austria. Carbon Management,                                      Blasius Franz Schmid,
   DOI: 10.1080/17583004.2016.1230990,                                                            DI Dr. Gerhard Weiss,
   http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/17583004.2016.1230990                              Universität für Bodenkultur Wien,
                                                                                                  Institut für Wald-, Umwelt- und
Umweltbundesamt (2019): Austria’s National Inventory Report 2019. REP-0677, Umwelt-               Ressourcenpolitik und European
   bundesamt Wien, 636 pp.,                                                                       Forest Institute - Forest Policy
   https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/REP0677.pdf                        Research Network

                                                              Praxisinformation | Nr. 51 - 2020                                       5
Praxisinformation umweltbundesamtu - Nr. 51 2020 - BFW
THOMAS LEDERMANN, GEORG KINDERMANN, ROBERT JANDL,
                            KLEMENS SCHADAUER
                            Klimawandelanpassungsmaßnahmen im
                            Wald und deren Einfluss auf die CO2-Bilanz

                            Der Wald nimmt Kohlendioxid aus der         Standortsdaten. Flächeninformationen
Klimaszenario RCP 4.5:      Luft auf und speichert den Kohlenstoff      über National- und Biosphärenparks,
der Temperaturanstieg
                            im Holz – ein wichtiger Beitrag zum         Naturwaldreservate, Natura 2000-Gebiete
beträgt zwischen den
Jahren 2000 und 2100        Klimaschutz. Mit steigenden Tempera-        und andere Schutzgebiete wurden aus
ungefähr 2 °Celsius.        turen sind unsere Wälder aber auch          dem Holzkettenprojekt (veröffentlicht in
                            zunehmend durch Trockenheit, Sturm          der BFW-Praxisinformation 38/2015) für
Klimaszenario RCP 8.5:      und Schadinsekten gefährdet. Forst-         die vorliegende Studie übernommen.
die Temperatur steigt bis   leute denken daher vermehrt über ver-           Die für die Simulation der Wald-
zum Ende des Jahrhun-
                            schiede Anpassungsmaßnahmen nach.           entwicklung erforderlichen Klimadaten
derts um etwas mehr als
4,8 °Celsius gegenüber      Wie sich diese auf die CO2-Bilanz des       wurden dem ÖKS 15 Datensatz (Klima-
dem Jahr 2000 an.           österreichischen Ertragswaldes aus-         szenarien für Österreich) entnommen,
                            wirken, hat das Bundesforschungs-           der bei Projekten des Klima- und
                           zentrum für Wald in Zusammenarbeit          Energiefonds verbindlich zu verwenden
Für die Fragestellung von   mit der BOKU, Wood K plus und dem           ist. Dieser Datensatz wird vom Daten-
CareforParis wurde der      Umweltbundesamt in einer Studie             zentrum des CCCA (Climate Change
Zeithorizont auf das Jahr   untersucht.                                 Centre Austria) bereitgestellt. Für
2150 ausgedeht, damit                                                   die vorliegende Studie wurden ein
eine ganze Umtriebszeit     Für die CareforParis-Studie wurde auf die   ambitioniertes Klimaszenario (RCP 4.5)
eines Bestandes abdeckt     Daten der österreichischen Waldinventur     und ein pessimistisches Klimaszenario
werden kann und die         (ÖWI) der Erhebungsperiode 2007/09          (RCP 8.5) verwendet.
Auswirkungen von            zurückgegriffen. Dieser Datensatz umfasst       Beim Szenario RCP 8.5 steigt die
Anpassungs- und Umbau-      den gesamten österreichischen Ertrags-      Temperatur bis zum Ende des Jahrhun-
maßnahmen im Wald           wald mit einer Fläche von rund 3,4 Mio.     derts um etwas mehr als 4,8 °Celsius
sichtbar werden.            Hektar und enthält wichtige wachstums-      gegenüber dem Jahr 2000 an. Beim
Foto: Wiki/Haneburger       bestimmende Baum-, Bestandes- und           Szenario RCP 4.5 beträgt der Temperatur-
                                                                        anstieg zwischen den Jahren 2000 und
                                                                        2100 ungefähr 2 °Celsius (Abbildung 1).
                                                                        Für die Berichte des Weltklimarats
                                                                        (IPCC) werden stets Klimaszenarien bis
                                                                        2100 verwendet. Für die Fragestellung
                                                                        von CareforParis ist dieser Zeithorizont
                                                                        jedoch unzureichend, da er in vielen
                                                                        Fällen nicht einmal eine ganze Umtriebs-
                                                                        zeit eines Bestandes abdeckt und daher
                                                                        Auswirkungen von Anpassungs- und
                                                                        Umbaumaßnahmen im Wald nicht in
                                                                        vollem Umfang sichtbar werden. Des-
                                                                        halb wurden die verwendeten Klima-
                                                                        daten bis zum Jahr 2150 extrapoliert
                                                                        und alle Simulationsläufe bis zu diesem
                                                                        Jahr durchgeführt.

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Praxisinformation umweltbundesamtu - Nr. 51 2020 - BFW
Die Bewirtschaftungsszenarien                und an CALDIS übermittelt. Im Wald-              
Drei Klimaszenarien und drei ver-            wachstumsmodell wurde dann der                   Abbildung 1:
schiedene Szenarien der Waldbewirt-          potenzielle Einschlag nach bestimmten            Verwendete Klima-
schaftung (auf Basis des Klimaszenarios      Kriterien auf die Probeflächen der ÖWI           szenarien für die Wald-
RCP 8.5) wurden definiert und                umgelegt. Endnutzungen wurden als                wachstums- und Boden-
durchgerechnet. In Tabelle 1 (Seite 8)       Kahlschlag oder als Einzelstammentnah-           simulationen
sind die sechs Szenarien beschrieben.        men in Beständen älter als 60 Jahre
                                             durchgeführt. Vornutzungen wurden mit
Simulation der Waldentwicklung               Hilfe von standortsspezifischen Stamm-
Die Waldentwicklung wurde mit dem am         zahlleitkurven in Beständen unter 60
BFW entwickelten, klimasensitiven            Jahre umgesetzt. Bestehende Nutzungs-
Waldwachstumsmodell CALDIS simuliert.        einschränkungen in Schutzgebieten (Na-
Das Kernstück von CALDIS besteht aus         tional- und Biosphärenparks, Naturwald-
Funktionen, mit denen der Durchmesser-       reservate, etc.) wurden dabei be-
und Höhenzuwachs von Einzelbäumen            rücksichtigt. Für jede Probefläche, die
berechnet werden kann. Darüber hinaus        für eine Nutzung vorgesehen war, wurde
enthält CALDIS Modelle zur Abschätzung       mit Produktivitätsmodellen für die Holz-
von Zufallsnutzungen, konkurrenzbed-         ernte und den vom Modell FOHOW2
ingter Mortalität und Waldverjüngung.        errechneten Holzpreisen ein erntekosten-
   Die Simulation der Szenarien erfolgte     freier Erlös (DB I) errechnet. Anschließend
in Interaktion mit dem Forest Sector         wurden die Probeflächen nach dem DB I
Modell FOHOW2, welches die Dynamik           gereiht. Beginnend bei der Probefläche
in der österreichischen Forst- und Holz-     mit dem höchsten DB I wurden die zur
wirtschaft modellhaft nachbildet (Abbil-     Nutzung bestimmten Bäume solange von
dung 2, siehe auch Artikel Braun et al.,     den Probeflächen entfernt, bis die poten-
Seite 25). Zu Beginn einer Simulation        zielle Einschlagsmenge erreicht war. Da-
wurde der potenzielle, jährliche Einschlag   durch wurde das in den ÖWI-Daten
mit Hilfe von FOHOW2 auf Basis von           abgebildete Nutzungsverhalten simuliert,
Marktmechanismen, ökonomischen Rah-          wonach in bringungsgünstigen Lagen
menbedingungen und waldbezogenen             bevorzugt genutzt wird. Konnte der po-
Kennzahlen (Vorrat, Zuwachs) berechnet       tenzielle Einschlag aufgrund gesetzlicher,

                                                          Praxisinformation | Nr. 51 - 2020                             7
Praxisinformation umweltbundesamtu - Nr. 51 2020 - BFW

                                       Referenzszenario 4.5 -
In Tabelle 1 sind die                  business as usual bei moderatem Klimawandel (RCP 4.5)
sechs Szenarien                        Das Klima ändert sich gemäß regionalisiertem RCP 4.5: Temperaturanstieg
beschrieben.                           gegenüber dem Zeitraum 1971-2000 um 2,0 °C bis zum Zeitraum 2071-
                                       2100 und um 2,4 °C bis 2121-2150.
                                       Das gewählte RCP 4.5 liegt leicht über dem Ziel des Paris-Agreement von
                                       maximal 2 °C. Die Nachfrage nach Holz und die Waldbewirtschaftung ent-
                                       sprechen dem Trend der letzten Jahre und sind beeinflusst durch die gleichen
                                       wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie derzeit.
                                       Wiederbewaldung mit Baumarten, die bisher auf den Probeflächen vorhanden
                                       waren.

                                       Referenzszenario 8.5 -
                                       business as usual bei extremem Klimawandel (RCP 8.5)
                                       Das Klima ändert sich gemäß regionalisiertem RCP 8.5: Temperaturanstieg
                                       gegenüber dem Zeitraum 1971-2000 um 4,3 °C bis zum Zeitraum 2071-
                                       2100 und um 7,0 °C bis 2121-2150.
                                       Das RCP 8.5 liegt deutlich über den Temperaturzielen des Paris-Agreement.
                                       Die Nachfrage nach Holz und die Waldbewirtschaftung entsprechen dem
                                       Trend der letzten Jahre und sind beeinflusst durch die gleichen wirtschaftli-
                                       chen Rahmenbedingungen wie derzeit.
                                       Wiederbewaldung mit Baumarten, die bisher auf den Probeflächen vorhanden
                                       waren.

                                       KAL – Kalamitätenszenario unter RCP 8.5+
                                       Zusätzlich zum Klimatrend unter RCP 8.5 werden in diesem Szenario geringere
                                       Niederschlagsmengen und höhere Windgeschwindigkeiten angenommen.
                                       Dies führt zu einer Zunahme von Trockenheits- und Windwurfereignissen.
                                       Zusätzlich werden die geschätzten Mortalitätswahrscheinlichkeiten um
                                       20 % erhöht, um einer steigenden Gefährdung durch Waldbrand oder neu-
                                       artige Schadorganismen Rechnung zu tragen.
                                       Wiederbewaldung mit Baumarten, die bisher auf den Probeflächen vorhanden
                                       waren.

                                       UZV – Umtriebszeitverkürzungsszenario unter RCP 8.5
                                       Umtriebszeitverkürzung als Maßnahme der Klimawandelanpassung. Ver-
                                       schiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für
                                       Kalamitäten mit steigendem Bestandesalter zunimmt. Daher werden in
                                       diesem Szenario die älteren, vorratsreicheren Waldbestände vorrangig ge-
                                       erntet und das mittlere Endnutzungsalter auf 75 Jahre gesenkt.
                                       Wiederbewaldung mit Baumarten, die bisher auf den Probeflächen vorhanden
                                       waren.

                                       BAW – Baumartenwechselszenario unter RCP 8.5
                                       Wechsel der Baumarten im Wald als Maßnahme der Klimawandelanpassung.
                                       Nadelholz wird entsprechend der in 50 Jahren erwarteten Temperatur durch
                                       verschiedene Laubholzarten (Buche, Eiche und Ahorn) ersetzt. Nicht heimische
                                       Baumarten werden dabei nicht berücksichtigt.

                                       VAU - Vorratsaufbau-Szenario unter RCP 8.5
                                       Vorratsaufbau im Wald als Klimaschutzmaßnahme. Der Vorratsaufbau erfolgt
                                       durch zwei Maßnahmen:
                                       a) Der Anteil der Waldfläche mit Nutzungsverzicht wird bis zum Jahr 2100
                                          von derzeit 1,2 % auf 5 % erhöht,
                                       b) die im Referenzszenario R 8.5 berechnete Nutzungsmenge wird sukzessive
                                          reduziert.
                                       Wiederbewaldung mit Baumarten, die bisher auf den Probeflächen vorhanden
                                       waren.

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Praxisinformation umweltbundesamtu - Nr. 51 2020 - BFW
Potenzieller Einschlag
                    FOHOW 2                         getrennt nach                            CALDIS
                                                Eigentumskategorien,
   Demographie                  Holzkette       Altersklasse, Laubholz/
                                                Nadelholz, Holzpreise                          ÖWI        Klima

                                              „Interagierende Modelle“

                 BIP, Ölpreis
                                                  Einschlag, Vorrat,
                                               Zuwachs getrennt nach
                                                Eigentumskategorien,
                                                    Altersklasse,                       Baum-/Bestandeswachstum
                                                 Laubholz/Nadelholz

waldbaulicher oder ertragskundlicher        szenario (BAW) wurde außerdem                       
Restriktionen nicht erfüllt werden, so      sichergestellt, dass der Hektarvorrat im            Abbildung 2:
wurde von CALDIS eine geringere Ein-        Ertragswald nicht unter 280 Vorratsfest-            Schematische Darstellung
schlagsmenge an FOHOW2 zurückge-            meter Schaftholz/ha absinkt. Bei den an-            der Interaktionen
schickt. Zusammen mit den von CALDIS        deren drei Szenarien (KAL, UZV, VAU)                zwischen dem Forest
aktualisierten Vorrats- und Zuwachs-        wurde diese Vorratsregelung bewusst                 Sector Modell FOHOW2
daten wurde anhand ökonomischer Pa-         nicht verwendet, da entsprechend der                und dem Waldwachs-
rameter von FOHOW2 der potenzielle          Szenariendefinition eine Anwendung                  tumsmodell CALDIS
Einschlag für das Folgejahr berechnet.      nicht zielführend war.
   Dieser wechselseitige Datenaustausch
zwischen beiden Modellen erfolgte           Biomasse und Kohlenstoffvorräte
im vollen Umfang jedoch nur bei den         Zur Berechnung der ober- und unter-
beiden Referenzszenarien (R 4.5 und         irdischen Biomasse wurde für jeden
R 8.5) sowie beim Baumartenwechsel-         Baum das Schaftholzvolumen mit Hilfe
szenario (BAW). Beim Umtriebszeitver-       von baumartenspezifischen Schwind-
kürzungsszenario (UZV) und beim Vor-        maßen und Rohdichten umgerechnet.
ratsaufbauszenario (VAU) ergaben sich       In einem zweiten Schritt wurden dann
die Einschlagsmengen allein aufgrund        die Ast-, Blatt- und Nadeltrockenmassen
von Anpassungsmaßnahmen im Wald.            sowie die Wurzeltrockenmasse mit Hilfe
Beim Kalamitätenszenario (KAL) wurde        von Biomassefunktionen geschätzt. Die
der Einschlag aus regulären Nutzungen       Summe aus den einzelnen Baumkom-
vom Referenzszenario R 8.5 über-            partimenten ergibt die gesamte ober-
nommen und die Zufallsnutzungen mit         und unterirdische Trockenmasse eines
den geänderten Klimadaten dazu ge-          Baumes, die in Kohlenstoff (C) bzw.
schätzt. Hinsichtlich des Holzeinschlags    CO2-Äquivalente umgerechnet wurde.
erfolgte bei den drei letztgenannten        Die Bodenkohlenstoffdynamik wurde
Szenarien daher nur ein einseitiger         mit dem Modell YASSO 15 simuliert,
Datenfluss von CALDIS zu FOHOW2. Bei        das die Mineralisierung der vorhande-
den beiden Referenzszenarien (R 4.5 und     nen organischen Substanz im und auf
R 8.5) sowie beim Baumartenwechsel-         dem Waldboden nachbildet. Diese

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                                   600
Abbildung 3:                        550
Stammholz-                          500
Vorratsentwicklung der              450
sechs Szenarien                     400
                                    350
                          VfmS/ha

                                    300
                                    250
                                    200
                                    150
                                    100
                                     50
                                      0
                                          2020

                                                 2030

                                                         2040

                                                                2050

                                                                       2060

                                                                                 2070

                                                                                        2080

                                                                                                  2090

                                                                                                         2100

                                                                                                                2110

                                                                                                                        2120

                                                                                                                               2130

                                                                                                                                       2140

                                                                                                                                              2150
                                                                                               Jahr

                                                        Referenz (RCP 4.5)                                Umtriebszeitverkürzung (RCP 8.5)

                                                        Referenz (RCP 8.5)                                Baumartenwechsel (RCP 8.5)

                                                        Kalamitäten (RCP 8.5+)                            Vorratsaufbau (RCP 8.5)

                         Menge setzt sich zusammen aus dem                                 der Vorrat bis zum Ende des Simulations-
                         oberirdischen Streufall (Nadeln, Blätter,                         zeitraumes ab. Anders als beim
                         Äste, Zweige), dem Rücklass nach                                  Kalamitätenszenario fällt in diesem
                         Nutzungen, den abgestorbenen Grob-                                Szenario die Vorratsabnahme aber zu
                         und Feinwurzeln und dem Totholz am                                Beginn der Simulationen stärker aus. Ab
                         Boden. Informationen über die Qualität                            dem Jahr 2080 stabilisiert sich der Vor-
                         der organischen Substanz (Anteile an                              rat bei etwa 200 Vorratsfestmeter
                         säurelöslicher, wasserlöslicher bzw. nicht                        Schaftholz je Hektar und nimmt bis zum
                         löslicher organischer Substanz) und Ab-                           Ende des Simulationszeitraumes kaum
                         bauraten kommen aus dem Modell                                    mehr ab. Beim Baumartenwechsel
                         selbst. Als Output liefert YASSO 15 den                           nimmt der Vorrat bis zum Ende des
                         Kohlenstoffvorrat im Boden und dessen                             Jahrhunderts ebenfalls ab, steigt danach
                         jährliche Änderung.                                               jedoch wieder an und erreicht am Ende
                                                                                           des Simulationszeitraumes einen höheren
                         Vorrat – Zuwachs – Nutzung                                        Vorrat als zu Beginn der Simulationen.
                         Die Simulationsrechnungen zeigen, dass                            Beim Vorratsaufbauszenario steigt der
                         der Vorrat bei den beiden Referenz-                               Vorrat am stärksten an und erreicht etwa
                         szenarien (R 4.5 und R 8.5) bis zum Jahr                          um das Jahr 2130 seinen Maximalwert.
                         2080 geringfügig ansteigt und danach                              Danach nimmt der Vorrat geringfügig
                         bis zum Ende des Simulationszeitraumes                            ab, liegt aber am Ende des Simulations-
                         unter den Ausgangsvorrat absinkt (Ab-                             zeitraumes deutlich über dem Aus-
                         bildung 3). Dagegen nimmt beim                                    gangswert. Der mittlere jährliche Vor-
                         Kalamitätenszenario bereits von Beginn                            ratsanstieg bis zum Erreichen des Maxi-
                         an der Vorrat ab, diese Entwicklung fällt                         malwertes liegt beim Vorratsauf-
                         in der zweiten Hälfte des Simulations-                            bauszenario bei ca. 1,7 Vorratsfestmeter
                         zeitraumes etwas stärker aus. Auch beim                           Schaftholz je Hektar. Im Vergleich dazu
                         Umtriebszeitverkürzungsszenario nimmt                             beträgt der zwischen 1981 und 2009 im

10                        Praxisinformation | Nr. 51 - 2020

               12

                                                                                                                            Abbildung 4:
               10
                                                                                                                            Laufender Stammholz-
                                                                                                                            Zuwachs der sechs
                8
                                                                                                                            Szenarien
VfmS/ha/Jahr

                6

                4

                2

                0
                    2020

                           2030

                                  2040

                                         2050

                                                 2060

                                                        2070

                                                               2080

                                                                         2090

                                                                                2100

                                                                                         2110

                                                                                                2120

                                                                                                       2130

                                                                                                              2140

                                                                                                                     2150
                                                                      Jahr

                                  Referenz (RCP 4.5)                              Umtriebszeitverkürzung (RCP 8.5)

                                  Referenz (RCP 8.5)                              Baumartenwechsel (RCP 8.5)

                                  Kalamitäten (RCP 8.5+)                          Vorratsaufbau (RCP 8.5)

Rahmen der ÖWI beobachtete mittlere                               darüber und beim Vorratsaufbauszenario
jährliche Vorratsanstieg rund 2,3 Vor-                            mit ca. 15 Mio. Erntefestmetern deutlich
ratsfestmeter Schaftholz je Hektar.                               darunter. Beim Baumartenwechsel liegt
    Der Zuwachsverlauf ist bei allen                              die jährliche Gesamtnutzungsmenge bis
Szenarien ziemlich ähnlich, wenngleich                            zum Jahr 2100 ebenfalls bei etwa 20
das Zuwachsniveau sich zwischen den                               Mio. Erntefestmetern, danach nimmt sie
Szenarien doch deutlich unterscheidet.                            aber innerhalb von 20 Jahren auf ca. 10
Zunächst geht der Zuwachs bei allen                               Mio. Erntefestmeter ab. Diese rapide Ab-
Szenarien zurück. Zwischen 2040 und                               nahme ist darauf zurückzuführen, dass
2060 steigt der Zuwachs wieder an und                             durch den Waldumbau immer weniger
erreicht zwischen 2070 und 2090 seine                             nutzbare Nadelholzbestände zur Verfü-
höchsten Werte. Danach nimmt der                                  gung stehen. Die Laubholznutzung steigt
Zuwachs bis zum Ende des Simulations-                             zwar stetig an, es wurde in den Szenarien
zeitraumes deutlich ab. Die einzige Aus-                          jedoch die gleiche Holzverwendung wie
nahme ist dabei das Referenzszenario                              derzeit unterstellt. Deshalb wird das
R 4.5, bei dem aufgrund des geringeren                            fehlende Nadelholz nicht vollständig
Temperaturanstiegs der Zuwachs ab                                 durch Laubholz ersetzt, und es kommt
etwa 2110 mehr oder weniger stabil                                ab dem Jahr 2100 zu einem deutlichen
bleibt (Abbildung 4).                                             Einbruch der Gesamtnutzungsmenge (Ab-
    Die jährliche Gesamtnutzungsmenge                             bildung 5). Dieser Umstand ist auch dafür
(reguläre Nutzung und Kalamitäts-                                 verantwortlich, dass beim Baumarten-
nutzung) bewegt sich bei den beiden Re-                           wechsel der Vorrat ab dem Jahr 2100
ferenzszenarien und beim Kalamitäten-                             wieder zunimmt (siehe Abbildung 3).
szenario um 20 Mio. Erntefestmeter.
Dagegen liegt sie beim Umtriebszeit-                              Waldboden
verkürzungsszenario zwischenzeitlich mit                          Hinsichtlich des Waldbodens wird er-
27-28 Mio. Erntefestmetern deutlich                               wartet, dass durch geeignete Maßnahmen

                                                                                       Praxisinformation | Nr. 51 - 2020                           11

                                         35
Abbildung 5:
                                         30
Jährliche Gesamtnutzung
(Einschlag) für alle sechs               25
Szenarien                     Mio. Efm
                                         20

                                         15

                                         10

                                         5

                                         0
                                              2020

                                                     2030

                                                            2040

                                                                    2050

                                                                           2060

                                                                                     2070

                                                                                            2080

                                                                                                      2090

                                                                                                             2100

                                                                                                                    2110

                                                                                                                           2120

                                                                                                                                  2130

                                                                                                                                          2140

                                                                                                                                                  2150
                                                                                                   Jahr

                                                            Referenz (RCP 4.5)                                 Umtriebszeitverkürzung (RCP 8.5)

                                                            Referenz (RCP 8.5)                                 Baumartenwechsel (RCP 8.5)

                                                            Kalamitäten (RCP 8.5+)                             Vorratsaufbau (RCP 8.5)

                             der Waldbehandlung der Pool des Boden-                           Schadholz
                             kohlenstoffes vergrößert werden kann.                            Beim Schadholz zeigen sich ebenfalls
                             Diese Erwartung wird nur vom Szenario                            deutliche Unterschiede zwischen den
                             R 4.5 erfüllt. Bei der Fortsetzung der ak-                       Szenarien. Im Referenzszenario R 4.5,
                             tuellen Waldbewirtschaftung und einem                            im Baumartenwechselszenario (BAW)
                             ein wenig wärmeren Klima kann der Bo-                            und im Umtriebszeitverkürzungsszenario
                             denkohlenstoffvorrat tatsächlich ver-                            (UZV) liegen die über den gesamten
                             größert werden. Bei allen Szenarien, die                         Simulationszeitraum kumulierten Schad-
                             eine starke Erwärmung unterstellen (RCP                          holzmengen um 5, 14 und 32 % unter
                             8.5), kann der Aufbau der Bodensenke                             der Schadholzmenge des R 8.5-Referenz-
                             nur für wenige Jahrzehnte aufrecht er-                           szenarios. Im Gegensatz dazu liegt die
                             halten werden. Ab 2075 bis 2095 zeigen                           Schadholzmenge im Kalamitätenszenario
                             alle RCP 8.5-Szenarien einen Abbau von                           (KAL) um 33 % über der Schadholz-
                             Bodenkohlenstoff, sodass langfristig der                         menge des R 8.5-Referenzszenarios. Die
                             aktuelle Referenzwert des Bodenkohlen-                           mit Abstand höchste Schadholzmenge
                             stoffes unterschritten wird. Der Abbau                           ergibt sich für das Vorratsaufbauszenario
                             des Bodenkohlenstoffvorrates ist mecha-                          (VAU), die 66 % über jener des R 8.5
                             nistisch gut verständlich. Damit wird                            Referenzszenarios liegt. Die unter-
                             bestätigt, dass die Maßnahmen der                                schiedlichen Schadholzmengen sind zum
                             Forstwirtschaft als Zeitpolster fungieren,                       Teil klimatisch bedingt. So ist zum
                             aber langfristig nicht die Lösung der                            Beispiel die etwas geringere Schadholz-
                             Klimaproblematik sein können. Es ist da-                         menge beim R 4.5-Referenzszenario auf
                             her unverantwortlich, überzogene Er-                             den geringeren Temperaturanstieg zu-
                             wartungen in die Leistung der CO2-                               rückzuführen, die höhere Schadholz-
                             Senke Boden zu setzen.                                           menge beim Kalamitätenszenario (KAL)
                                                                                              ergibt sich hingegen aufgrund des gerin-

12                            Praxisinformation | Nr. 51 - 2020
20.000                                                                                                                 
                                      15.000                                                                                                                 Abbildung 6:
 kt CO2/Jahr (- Senke / + Emission)

                                                                                                                                                             Jährliche Änderung des
                                      10.000
                                                                                                                                                             Gesamtkohlenstoffpools
                                        5000                                                                                                                 im Wald (ober- und unter
                                           0                                                                                                                 irdische Biomasse,
                                                                                                                                                             Totholz und Bo-
                                       -5000
                                                                                                                                                             denkohlenstoff).
                                      -10.000
                                      -15.000
                                      -20.000
                                      -25.000
                                                2020

                                                       2030

                                                              2040

                                                                     2050

                                                                             2060

                                                                                       2070

                                                                                              2080

                                                                                                        2090

                                                                                                               2100

                                                                                                                          2110

                                                                                                                                 2120

                                                                                                                                        2130

                                                                                                                                               2140

                                                                                                                                                      2150
                                                                                                     Jahr

                                                              Referenz (RCP 4.5)                                 Umtriebszeitverkürzung (RCP 8.5)

                                                              Referenz (RCP 8.5)                                 Baumartenwechsel (RCP 8.5)

                                                              Kalamitäten (RCP 8.5+)                             Vorratsaufbau (RCP 8.5)

geren Niederschlags. Einen ganz                                                                    Mit Ausnahme der Umtriebszeitver-
wesentlichen Einfluss auf die Schadholz-                                                       kürzung nimmt die Senkenleistung bei
menge hat aber auch die Bewirtschaf-                                                           allen Szenarien bis zum Jahr 2070 zu,
tung. Wird das Endnutzungsalter her-                                                           macht danach jedoch eine ziemlich
abgesetzt, fallen deutlich geringere                                                           abrupte Kehrtwendung und bewegt sich
Schadholzmengen an; lässt man hinge-                                                           anschließend relativ rasch in Richtung
gen den Vorrat ansteigen, so kommt es                                                          CO2-Quelle. Dieses Verhalten ist auf den
aufgrund der höheren Gefährdung von                                                            Umstand zurückzuführen, dass im öster-
Altbeständen zu einer deutlichen Zu-                                                           reichischen Wald in den bringungs-
nahme der Schadholzmengen.                                                                     günstigen Lagen bevorzugt genutzt wird,
                                                                                               und deshalb der laufende Zuwachs
Senkenleistung des Waldes nur                                                                  ab dem Jahr 2070 zurückgeht. Der
von vorübergehender Dauer                                                                      Zuwachsrückgang ab dem Jahr 2100 ist
Abbildung 6 zeigt die für die Treibhaus-                                                       dann hauptsächlich durch das Klima
gasbilanzierung maßgeblichen jährlichen                                                        bedingt.
Änderungen des gesamten Kohlenstoff-                                                               Die CareforParis-Studie zeigt recht
vorrats im Wald (stehende Biomasse und                                                         eindrucksvoll, dass der CO2-Speicherung
Boden). Dabei wird offensichtlich, dass                                                        im Wald Grenzen gesetzt sind. Daher
trotz unterschiedlicher Bewirtschaftung                                                        ist eine effiziente Holzverwendung
alle Szenarien von einer CO2-Senke zu                                                          mindestens ebenso wichtig, oder viel-
einer CO2-Quelle werden. Der Zeitab-                                                           leicht sogar noch wichtiger, als den Wald
stand, in dem das passiert, variiert                                                           als „simples Kohlenstofflager“ zu be-                         Priv.-Doz. Dr. Thomas Ledermann,
allerdings beträchtlich. Bei der Umtriebs-                                                     trachten. Denn durch Holznutzung und                          Dr. Georg Kindermann,
                                                                                                                                                             Dr. Robert Jandl,
zeitverkürzung ist das bereits nach 15                                                         Holzverwendung können Emissionen                              Dr. Klemens Schadauer,
Jahren der Fall, beim Vorratsaufbau                                                            von fossilem Kohlenstoff in beträcht-                         Bundesforschungszentrum für Wald,
                                                                                                                                                             Seckendorff-Gudent-Weg 8,
wird der Wald erst nach etwa 90 Jahren                                                         lichem Ausmaß vermieden werden                                1130 Wien,
zur CO2-Quelle.                                                                                (siehe dazu Fritz et al. und Weiss et al.).                   thomas.ledermann@bfw.gv.at

                                                                                                                      Praxisinformation | Nr. 51 - 2020                                  13
MARTIN BRAUN, PETER SCHWARZBAUER, FRANZISKA HESSER

                            Kohlenstoffspeicherung durch
                            Holzprodukte aus heimischem Einschlag

                            Waldbauliche Maßnahmen sowie              Wald gespeicherten Kohlenstoff in
                            Möglichkeiten der adaptiven Waldbe-       einem zusätzlichen Holzprodukte-Kreis-
                            wirtschaftung in naher Zukunft können     lauf speichern, sondern helfen auch
                            die Marktdynamik zwischen ver-            dabei, fossil basierte Produkte stofflich
                            schiedenen Sektoren des Forst- und        und energetisch zu substituieren. Eine
                            Holzsektors langfristig beeinflussen.     effiziente kaskadische Nutzung von Holz
                            Diese Interaktionen wirken weit über      hilft dabei, Kohlenstoff länger im
                            den Aufbau von Kohlenstoffvorräten        Holzprodukte-Kreislauf zu halten.
                            in Holzprodukten hinaus. Anhand
                            mehrerer spezifischer Szenarien (siehe    Veränderung der Kohlenstoff-
                            Einleitung Seite 8) wurden mögliche       vorräte in Holzprodukten
                            Effekte auf die Entwicklung der Kohlen-   Das Übereinkommen von Paris führt die
                            stoffspeicherung in Holzprodukten         ursprünglich in der 17. Klimarahmen-
                            untersucht.                               konvention der Vereinten Nationen
                                                                      (UNFCCC) festgelegten Anrechnungs-
                            Holzprodukte leisten neben dem Wald       regeln fort, bei denen eine stoffliche
                            einen wichtigen Beitrag zum Klima-        Nutzung von heimischem Holz in der na-
                            schutz. Sie können nicht nur den im       tionalen Treibhausgasbilanz als Kohlen-


Die Nutzung von
Holzprodukten ist in je-
dem Fall zu empfehlen,
weil fossile Rohstoffe
dauerhaft ersetzt werden.
Foto: NTC/Lignum

14                           Praxisinformation | Nr. 51 - 2020
stoffspeicher angerechnet werden kann.     kürzungsszenario, Baumartenwechsel-
                                                                                                                              Holzprodukte (Harvested
Der Fokus bei Holzprodukten (Harvested     szenario) bzw. eine gleichbleibende Ent-
                                                                                                                              Wood Products, HWP):
Wood Products, HWP) liegt auf den          wicklung (Referensszenarien, Vorratsauf-                                           vor allem Halbwaren aus
Halbfertigprodukten Schnittholz, Span-     bauszenario) der jährlichen Holzpro-                                               Holz (z.B. Nadelschnitt-
und Faserplatten sowie Papier und          dukte-Senke zu erwarten ist. Dies zeigt,                                           holz, Laubschnittholz,
Pappe.                                     dass – genauso wie im Wald – der durch                                             Span- und Faserplatten,
                                                                                                                              Papier und Pappe)
                                           Holzprodukte aufgebaute Kohlenstoff-
Entwicklung des Einschlags                 vorrat nur über einen begrenzten Zeit-
In sechs „was-wäre-wenn“-Szenarien         raum als Treibhausgas-Senke wirken kann
wurden die Effekte verschiedener wald-     und sich über einen längeren Zeitraum
baulicher Szenarien auf den waldbasier-    Sättigungseffekte unter Annahme eines
ten Sektor mit Hilfe des dynamischen       moderaten Wirtschaftswachstums ein-
Modells für die Forst- und Holzwirt-       stellen.
schaft (FOHOW2) untersucht. Hierzu             Das Vorratsaufbauszenario zeigt, dass
wurden iterativ für jedes Jahr Daten mit   bei weiterem Vorratsaufbau im Wald die
dem waldwachstumskundlichen Modell         Holzprodukte unmittelbar nur einen
CALDIS des Bundesforschungszentrums        kleinen Beitrag zur Treibhausgas-Vermei-
für Wald (BFW) ausgetauscht, um die        dung leisten können. Über die Wirkung
marktgängige Verfügbarkeit an Holz aus     dieser Produkte für die Vermeidung von
heimischem Einschlag festzustellen. Die    Emissionen wird später noch genau be-
Entwicklung des Einschlags für die ein-    richtet werden (Fritz et al., Seite 17).                                          
zelnen Szenarien ist in Abbildung 5 auf        Abbildung 2 zeigt die jährliche Ver-                                          Abbildung 1:
Seite 12 dargestellt.                      änderung der Kohlenstoffspeicher (d.h.                                            Insgesamt durch
                                           die Kohlenstoffflüsse) für die Holzpro-                                           Holzprodukte aufgebaute
Wechselwirkungen                           dukte. Hieraus ist ersichtlich, dass bis                                          Kohlenstoffvorräte
Für die Speicherung von Kohlenstoff in     ca. 2080 die Zuflüsse in den Kohlen-                                              (in Kilotonnen
Holzprodukten spielt die Produktion an     stoffspeicher überwiegen und somit                                                CO2-Äquivalenten).
Nadelschnittholz aus heimischen Quel-
len die größte Rolle. Hier sind Möglich-                50.000
keiten der Rohstoffversorgung an Nadel-
sägerundholz für die Entwicklung der
langlebigen Holzprodukte maßgeblich.                         0
Dabei ist die Mobilisierung von Holz aus
schwer zugänglichen Lagen zu empfehlen,                 -50.000
um einer Überalterung der Bestände
                                           kt CO2-eq

entgegenzuwirken und dieses Holz als
                                                       -100.000
Holzproduktkohlenstoffspeicher verfüg-
bar zu machen.
                                                       -150.000
Ergebnisse
Abbildung 1 zeigt den seit 2020 aufge-
                                                       -200.000
bauten Kohlenstoffspeicher für alle
                                                                  2020

                                                                           2030

                                                                                  2040

                                                                                         2050

                                                                                                2060

                                                                                                       2070

                                                                                                              2080

                                                                                                                     2090

                                                                                                                             2100

                                                                                                                                    2110

                                                                                                                                           2120

                                                                                                                                                  2130

                                                                                                                                                         2140

                                                                                                                                                                2150

Holzprodukte. Dies illustriert, dass die
Referenzszenarien R 4.5 und R 8.5 auf                                                                            Jahr
den gesamten Simulationszeitraum
bezogen den günstigsten Beitrag zur                                               Referenz (RCP 4.5)                        Umtriebszeitverkürzung (RCP 8.5)
Holzprodukte-Treibhausgasbilanz leisten.
                                                                                  Referenz (RCP 8.5)                        Baumartenwechsel (RCP 8.5)
Die Simulationen zeigen ferner,
dass in allen Szenarien ein Rückgang                                              Kalamitäten (RCP 8.5+)                    Vorratsaufbau (RCP 8.5)
(Kalamitätsszenario, Umtriebszeitver-

                                                                         Praxisinformation | Nr. 51 - 2020                                                      15
                                                                        5000
Abbildung 2:
Darstellung der jährlichen

                                    kt CO2/Jahr (- Senke / + Emission)
Kohlenstoffflüsse für                                                    2500
Holzprodukte
(in Kilotonnen CO2-
Äquivalenten).                                                             0

                                                                  -2500

                                                                  -5000
                                                                                2020

                                                                                       2030

                                                                                              2040

                                                                                                      2050

                                                                                                             2060

                                                                                                                       2070

                                                                                                                              2080

                                                                                                                                        2090

                                                                                                                                               2100

                                                                                                                                                      2110

                                                                                                                                                              2120

                                                                                                                                                                     2130

                                                                                                                                                                            2140

                                                                                                                                                                                    2150
                                                                                                                                     Jahr

                                                                                              Referenz (RCP 4.5)                                 Umtriebszeitverkürzung (RCP 8.5)

                                                                                              Referenz (RCP 8.5)                                 Baumartenwechsel (RCP 8.5)

                                                                                              Kalamitäten (RCP 8.5+)                             Vorratsaufbau (RCP 8.5)

                                   Kohlenstoff in Holzprodukten aufgebaut                                                           Beim Management von Kohlenstoff-
                                   wird. Ab ca. 2080 ist in allen Szenarien                                                     speichern – sei es in natürlichen Systemen
                                   – zum Teil Klimawandel bedingt, zum                                                          (zum Beispiel Wald) oder anthropoge-
                                   Teil bedingt durch die Nutzung bis 2080                                                      nen Systemen (wie etwa Holzprodukte)
                                   – mit einer Verknappung der Rohstoff-                                                        – wird langfristig immer ein dynamisches
                                   versorgung zu rechnen. Wie bei der                                                           Equilibrium erreicht, das heißt, irgend-
                                   Kohlenstoffspeicherung im Wald kommt                                                         wann kann nicht mehr Kohlenstoff ge-
                                   es bei der Speicherung von Kohlenstoff                                                       speichert werden, als bereits im System
                                   in Holzprodukten mit der Zeit zu                                                             gespeichert ist. Irgendwann wird der ge-
                                   Sättigungseffekten. Diese treten bei                                                         speicherte Kohlenstoff freigesetzt (Ab-
                                   Holzprodukten deutlich früher als im                                                         bau der stehenden Biomasse im Wald
                                   Wald auf, weil die Konsumptions- und                                                         oder Entsorgung der Produkte) und
                                   Entsorgungszyklen im Durchschnitt kür-                                                       idealerweise durch neuen Kohlenstoff
                                   zer sind als die Wachstums- und Zer-                                                         ersetzt (Naturverjüngung bzw. Auffors-
                                   fallszyklen im Wald.                                                                         tung im Wald; Konsum neuer biobasier-
DI Dr. Martin Braun MMSc,
                                       Trotz dieser Sättigungseffekte findet                                                    ter Produkte). Das Verwenden alterna-
Ao. Univ.-Prof.                    auch nach 2080 ein positiver Effekt auf                                                      tiver Produkte statt fossilbasierter bzw.
DI Dr. Peter Schwarzbauer,
Universität für Bodenkultur,
                                   die Vermeidung von Treibhausgasen                                                            energieintensiver Produkte unterliegt
Department für Wirtschaft- und     statt, nämlich durch die Substitution von                                                    dieser Beschränkung jedoch nicht: Ein
Sozialwissenschaften,              fossil basierten bzw. energieintensiv her-                                                   Holztisch statt eines Aluminiumtisches
Institut für Marketing und
Innovation,                        gestellten Produkten durch holzbasierte                                                      hat die für den nicht konsumierten Alu-
Feistmantelstraße 4, 1180 Wien,    Produkte. Da Substitution permanent                                                          miniumtisch erforderliche Energie per-
martin.braun@boku.ac.at
                                   stattfindet, weil Produkte dauerhaft                                                         manent substitutiert.
DI Dr. Franziska Hesser, MSc,      ersetzt werden, ist die Nutzung von
Wood K plus,
(Kompetenzzentrum Holz GmbH),
                                   Holzprodukten somit in jedem Fall zu
Altenberger Straße 69, 4040 Linz   empfehlen (Fritz et al., Seite 17).

16                                   Praxisinformation | Nr. 51 - 2020
DAVID FRITZ, WERNER PÖLZ

Vermiedene Treibhausgas-Emissionen
durch Holzprodukte aus dem
österreichischen Wald

Welchen Beitrag der Wald und Holz-                 Für die Berechnung der Auswirkun-
produkte zur Speicherung von Kohlen-           gen des heimischen Holzes auf Treib-            Projekt CareforParis:
                                                                                               Untersucht wurden
stoff und damit zum Klimaschutz leisten        hausgasemissionen spielt die genutzte
                                                                                               unterschiedliche Klima-
können, wurde in CareforParis von BFW          Holzmenge eine entscheidende Rolle.             wandelanpassungen im
und BOKU untersucht. Zusätzlich ist            Diese Menge wird im Rahmen von Care-            Wald und deren
aber eine weitere Betrachtung wichtig,         forParis von BFW und BOKU geliefert.            Auswirkungen auf die
bei der die folgende Frage beantwortet         Bei der Bestimmung der Menge an Er-             Treibhausgasbilanz.
wird: Wie viele Treibhausgas-Emissionen        satzmaterialien wurden die Material-
                                                                                               Projektpartner:
entstehen durch den Einsatz von Ersatz-        eigenschaften und insbesondere auch             Bundesforschungs-
produkten, wenn kein Holz aus österrei-        die Lebensdauer der unterschiedlichen           zentrum für Wald (BFW),
chischem Wald genutzt wird? Expertin-          Produkte als Kriterien berücksichtigt.          Umweltbundesamt,
nen und Experten aus dem Umweltbun-                Eine weitere Grundlage für die Be-          Universität für
desamt sind dieser Frage nachgegangen.         rechnungen ist auch die unterschiedliche        Bodenkultur (BOKU),
                                                                                               Wood K-Plus
                                               Holzart. Die zur Verfügung stehende
Stoffliche und energetische                    Holzmenge wird nach den verschiedenen           Finanzierung durch den
Nutzung von Holz und                           Holzarten und Halbprodukten (Nadel-             Klima und Energiefonds
Treibhausgas-Emissionen                        oder Laubholz, Holzplatten bzw. Sägen-          (KLIEN)
Holz aus Österreichs Wald hat ein viel-        ebenprodukte sowie energetisch genutz-
fältiges Einsatzgebiet. Die stoffliche         tes Holz) aufgeschlüsselt und deren stoff-
Nutzung umfasst konstruktive Bauele-           liche und energetische Einsatzbereiche
mente, gestaltende Konstruktionen              in Endprodukten für den gesamten Be-            
sowie die Herstellung von Waren (Holz-         trachtungshorizont von 2020 bis 2150            Jedes Holzhaus bindet
verpackungen, Möbel, etc.). Insbeson-          berücksichtigt. Je nach Szenario ist die        Kohlenstoff - ein Beitrag
dere in Haushalten wird Holz auch als          zur Verfügung stehende Holzmenge                zum Klimaschutz
Energieträger für die Raumwärme ein-           unterschiedlich hoch. Zusammenfassend           Foto: lignum_799-011
gesetzt. Entfällt die Nutzung von Holz,
müssen allerdings andere Materialien für
die stoffliche und energetische Nutzung
herangezogen werden. Art und Mengen
dieser Alternativen wurden anhand von
Expertenbefragungen sowie Energie-
statistiken und –trends im Projekt Care-
forParis definiert. Für die unterschiedliche
stoffliche Nutzung kommen in der Regel
abiotische Rohstoffe, wie Eisen, Alumi-
nium oder Beton zur Anwendung. Wird
Holz als Energieträger in der Raum-
wärmebereitstellung ersetzt, kommen
Erdgas oder erneuerbare Energiequellen
wie Solarthermie oder Wärmepumpen
als möglicher Holzersatz in Frage.

                                                           Praxisinformation | Nr. 51 - 2020                          17
100%                                                                                      stärker aus als für Holzprodukte. Das be-
     90%                                                                                       deutet, dass der Treibhausgas-Vorteil
                                                                                               von Holz im Laufe der Zeit abnimmt
     80%
                                                                                               (Abbildung 1).
     70%                                                                                           Zusammenfassend zeigen die Ergeb-
     60%                                                                                       nisse, dass durch Holz aus österrei-
     50%                                                                                       chischem Wald in jedem Szenario und
     40%
                                                                                               in jedem Jahr viele Treibhausgas-Emis-
                                                                   Stahl-Beton-Ziegel          sionen vermieden werden können.
     30%                                                           Aluminium                       Der Einsatz der unterschiedlichen
     20%                                                           Kunststoff
                                                                                               Holzarten hat einen entscheidenden Ein-
                                                                   Glas-Keramik-Gips
     10%                                                           sonstiges                   fluss auf die Emissionen. Wird drastisch
      0%                                                                                       weniger Nadelholz (Baumartenwechsel)
                2010            2020          2030          2040             2050       Jahr   eingesetzt (Ledermann et al., Seite 6 und
                                                                                               Braun et al., Seite 14), wirkt sich das
                                                                                               nachteilig in der Bilanz aus, da langlebige
                                                                                               Holzprodukte auf Basis von Nadelschnitt-
                                      werden im Jahr 2020 rund 40 % des                       holz anhand der in den Szenarien unter-
Abbildung 1:                           Holzaufkommens stofflich und rund 60 %                  stellten gleichen Holzverwendung wie
Treibhausgasintensität                 energetisch (inkl. Kaskadennutzung) ge-                 bisher nicht durch Laubholz ersetzt wer-
unterschiedlicher                      nutzt. (siehe Szenarien Seite 8).                       den (Szenario Baumartenwechsel). Bis
Materialien                                Mit dem Ökobilanzmodell GEMIS                       zum Jahr 2050 zeigt sich die Abnahme
Quelle: Hill, N. et al (2011)          (Globales Emissions Modell Integrierter                 des Treibhausgas-Vorteiles von Holz.
The role of GHG emissions              Systeme) wurden für die Holzprodukte                        Zur energetischen Nutzung wird Holz
from infrastructure construc-          sowie die in Frage kommenden Ersatz-                    insbesondere in Haushalten eingesetzt.
tion, vehicle manufacturing,           produkte bis 2150 Treibhausgasbilanzen                  In diesem Bereich zeigen sich in den Sze-
and ELVs in overall transport          erstellt. GEMIS berücksichtigt dabei alle               narien bereits deutliche Auswirkungen
sector emissions                       wesentlichen Prozesse im Rahmen einer                   der Dekarbonisierung. Bis 2050 wird von
                                       Lebenszyklusbetrachtung, bei der auch                   einem hohen Anteil an erneuerbaren
                                       Hilfsprodukte bzw. Transportbewegungen                  Energieträgern, wie z.B. Solarthermie
                                       in die Berechnungen eingehen. Aus der                   oder der Einsatz einer Wärmepumpe
                                       Gegenüberstellung dieser Treibhausgas-                  ausgegangen. Bei diesen erneuerbaren
                                       Bilanzen ergeben sich die vermiedenen                   Energieträgern ist von Treibhausgas-
                                       Emissionen durch den Einsatz von Holz                   Emissionen je kWh in einer ähnlichen
                                       im Zeitraum zwischen 2020 und 2150.                     Größenordnung wie bei energetisch ge-
                                       Vorausgesetzt wird, dass die Ersatz-                    nutztem Holz auszugehen. Das bedeu-
                                       materialien die gleiche Dienstleistung                  tet, dass es nur dann zu Treibhausgas-
                                       erbringen wie die Holzprodukte.                         Einsparungen kommt, wenn Holz an
                                                                                               Stelle von fossilen Energieträgern zum
                                       Emissionsminderung durch                                Einsatz kommt. Da der Anteil an fossilen
                                       Dekarbonisierung                                        Energieträger bis 2050 stark sinken wird,
                                       Eine angenommene Dekarbonisierung                       sinkt auch dieses Reduktionspotenzial
                                       der Energieversorgung (insbesondere                     und stabilisiert sich bei rund 2,5 Mio.
                                       Strom und Transport) bis 2050 bewirkt,                  Tonnen CO2-Äquivalente jährlich. Die
                                       dass die Treibhausgas-Intensität der Er-                vermiedenen THG-Emissionen aus der
                                       satzmaterialien und auch der Holzpro-                   stofflichen Holznutzung sind in allen
                                       dukte sinken.                                           Szenarien deutlich höher als beim ener-
                                          Die Auswirkung dieser Dekarbonisie-                  getischen Holzeinsatz, obwohl weniger
                                       rung fällt für abiotische Ersatzmaterialien             Holz stofflich genutzt wird (Abbildungen
                                       wie Stahl, Beton oder Zement bis 2050                   2 und 3). Dies verdeutlicht die Sinn-

18                                      Praxisinformation | Nr. 51 - 2020
0                                                                                                              
                                                                                                                                                                                      Abbildung 2:
                (- vermiedene Emission / + zusätzliche Emission)

                                                                   -1000
                                                                                                                                                                                      Jährlich vermiedene
                                                                   -2000                                                                                                              Treibhausgas-Emissionen
                                                                                                                                                                                      der stofflichen
 kt CO2-Äquivalente

                                                                   -3000
                                                                                                                                                                                      Holznutzung
                                                                   -4000
                                                                   -5000
                                                                   -6000
                                                                   -7000
                                                                   -8000
                                                                   -9000
                                                                           2020

                                                                                  2030

                                                                                          2040

                                                                                                 2050

                                                                                                        2060

                                                                                                                  2070

                                                                                                                         2080

                                                                                                                                   2090

                                                                                                                                          2100

                                                                                                                                                  2110

                                                                                                                                                         2120

                                                                                                                                                                2130

                                                                                                                                                                       2140

                                                                                                                                                                               2150
                                                                                                                            Jahr

                                                                                                                                                                                      
                                                                      0
                (- vermiedene Emission / + zusätzliche Emission)

                                                                    -500                                                                                                              Abbildung 3:
                                                                   -1000                                                                                                              Jährlich vermiedene
                                                                   -1500                                                                                                              Treibhausgas-Emissionen
 kt CO2-Äquivalente

                                                                                                                                                                                      der energetischen
                                                                   -2000
                                                                                                                                                                                      Holznutzung
                                                                   -2500
                                                                   -3000
                                                                   -3500
                                                                   -4000
                                                                   -4500
                                                                   -5000
                                                                           2020

                                                                                  2030

                                                                                          2040

                                                                                                 2050

                                                                                                        2060

                                                                                                                  2070

                                                                                                                         2080

                                                                                                                                2090

                                                                                                                                          2100

                                                                                                                                                 2110

                                                                                                                                                         2120

                                                                                                                                                                2130

                                                                                                                                                                       2140

                                                                                                                                                                               2150

                                                                                                                            Jahr

                                                                                         Referenz (RCP 4.5)                                 Umtriebszeitverkürzung (RCP 8.5)

                                                                                         Referenz (RCP 8.5)                                 Baumartenwechsel (RCP 8.5)

                                                                                         Kalamitäten (RCP 8.5+)                             Vorratsaufbau (RCP 8.5)

haftigkeit der kaskadischen Holznutzung                                                                                  Österreichs rund 79 Mio. Tonnen.
mit stofflichem Einsatz in langlebigen                                                                                   Ab dem Jahr 2050 zeigen sich in den
Holzprodukten.                                                                                                           Ergebnissen – mit Ausnahmen im
   Insgesamt können entsprechend den                                                                                     Szenario Baumartenwechsel – vermie-
Berechnungen im Jahr 2020 rund 12                                                                                        dene Emissionen in der Höhe von
Mio. Tonnen CO2-Äquivalente durch                                                                                        6 bis 8 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente,                         Mag. David Fritz,
den modellierten Holzeinsatz vermieden                                                                                   das entspricht in etwa 10 Prozent                            DI Werner Pölz,
                                                                                                                                                                                      Umweltbundesamt,
werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2018                                                                                      der aktuellen Treibhausgas-Emissionen                        Spittelauer Lände 5, 1090 Wien,
betrugen die Treibhausgas-Emissionen                                                                                     Österreichs.                                                 david.fritz@umweltbundesamt.at

                                                                                                                                             Praxisinformation | Nr. 51 - 2020                                     19
Autorenteam:                 PETER WEISS ET AL.
PETER WEISS
MARTIN BRAUN,                Zusammenschau der Treibhausgas-
DAVID FRITZ,
THOMAS GSCHWANTNER,
                             ergebnisse des waldbasierten Sektors für
FRANZISKA HESSER ,           verschiedene CareforParis Szenarien
ROBERT JANDL,
GEORG KINDERMANN,
THEO KOLLER,
THOMAS LEDERMANN,            Im Projekt CareforParis wurde die Treib-     zur Produktion von Waren und Dienst-
ALICE LUDVIG,                hausgas(THG)-Wirkung des wald-               leistungen wird durch die Verwendung
WERNER PÖLZ,                 basierten Sektors in Österreich anhand       von Holz eine erhebliche Menge an
KLEMENS SCHADAUER,           von sechs Szenarien analysiert. Die          Treibhausgas-Emissionen vermieden. Im
BLASIUS FRANZ SCHMID,        Ergebnisse wurden für die Subsysteme         R 4.5-Szenario („business as usual“ mit
CARMEN SCHMID,               Wald, den Holzprodukte-Pool und die          moderater Klimaerwärmung gemäß RCP
PETER SCHWARZBAUER,          Holzverwendung interpretiert. Das sind:      4.5, siehe Seite 8) liegt diese Reduktion
GERHARD WEISS                die THG-Bilanz im österreichischen           mehr als doppelt so hoch wie die Senke
                             Wald und im Holzprodukte (HWP)-              im Wald und den HWPs (siehe Abbil-
                             Pool, die Treibhausgas-Emissionen über       dung 1). Der Gesamteffekt Wald- und
                             den Lebenszyklus von Holzprodukten           Holzprodukte-Senke sowie vermiedene
                             und Ersatzprodukten aus anderen Roh-         Emission entspricht bis zum Jahr 2150
                             stoffen. Darüber hinaus wurden zusätz-       in diesem Szenario etwa 20 aktuellen
                             lich notwendige fossile Emissionen           jährlichen Treibhausgas-Emissionen von
                             gegenüber dem Referenzszenario be-           Österreich. Selbst ein forcierterer Dekar-
                             rechnet, wenn Holzprodukte durch             bonisierungspfad, der im Rahmen einer
                             Nutzungsreduktion oder andere Gründe         Sensitivitätsanalyse simuliert wurde,
                            entfallen.                                   würde die vermiedene Emission durch
Die Stadt Wien setzt                                                      Holzprodukte gegenüber dem Referenz-
auf Vorbildwirkung:          Holzverwendung leistet positiven             szenario 4.5 zwar verringern, aber den-
Außenvisualisierung des      Beitrag zum Klimaschutz                      noch eine konstante und positive Treib-
Holzhochhauses in            Holzprodukte haben einen geringeren          hausgas-Vermeidung insbesondere durch
Aspern                       CO2-Fußabdruck im Vergleich zu anderen       die stoffliche Holznutzung über den ge-
Foto: rlp/Ruediger, Lainer   Rohstoffen. Trotz unterstellter steigender   samten Simulationszeitraum ermögli-
und Partner                  Dekarbonisierung der Energieversorgung       chen. Die Ergebnisse von CareforParis
                                                                          bestätigen somit jene des Vorgängerpro-
                                                                          jektes (BFW 2015), wonach der größte
                                                                          Hebel des waldbasierten Sektors für den
                                                                          Klimaschutz der Ersatz abiotischer Roh-
                                                                          stoffe durch Holzprodukte und die damit
                                                                          vermiedenen Emissionen ist.

                                                                          Wald wird langfristig zur
                                                                          Kohlenstoffquelle
                                                                          Eine stärkere Ausprägung des Klimawan-
                                                                          dels kann die Treibhausgasbilanz des
                                                                          Waldes wesentlich verschlechtern. Dem-
                                                                          nach stellt der Wald zukünftig eine deut-
                                                                          liche Emissionsquelle dar (gemäß den
                                                                          Szenarien R 8.5 und dem Kalamitäten-
                                                                          szenario, siehe Abbildung 2). Bis 2150

20                            Praxisinformation | Nr. 51 - 2020
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