IT ermöglicht Business trotz Kontaktbeschränkungen - Studie IT-Trends 2021 - Capgemini

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Studie IT-Trends 2021

IT ermöglicht Business
trotz Kontaktbeschränkungen
2
Inhalt

01
Vorwort                         05

02
Executive Summary               06

03
Rahmenbedingungen               08

04
Technologieausgaben und Ziele   10

05
IT-Organisation und -Betrieb    13

06
Intelligente Technologien       17

07
Cloud und Daten                 20

08
Technologietrends               22

09
Über die Autoren                38

                                     3
Webseite zur IT-Trends-Studie
     www.capgemini.com/it-trends

           Blogs zu IT-Trends
         und anderen Themen
www.capgemini.com/de-de/blogs

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                                        it-trends@capgemini.com

4     Studie IT-Trends 2021
1. Vorwort

             Die Herausforderungen im Corona-Jahr waren vielfältig und Unternehmen und
             Behörden haben schnell und gezielt darauf reagiert: Sie haben Arbeit reorganisiert,
             Verkaufs- und Service-Prozesse umgestellt und IT-Budgets neu verteilt. Vor allem
             haben sie mit Hilfe von Technologie und kreativen Ideen dafür gesorgt, dass die
             Wirtschaft weiterlief.

             Welche Pläne haben Business- und IT-Verantwortliche für das Jahr 2021?
             Der Ausbau der Digitalisierung ist das Gebot der Stunde, allerdings geht er weit
             über die Arbeit im Homeoffice und virtuelle Treffen hinaus. Es geht um digitale
             Bestellungen, automatisierten Service, intelligente Fabriken, intensiven Datenaus-
             tausch und die Steuerung von Lieferketten. All das erhöht auch die Anforderungen
             an die Sicherheit. Wie gehen Führungskräfte damit um? Wie reagieren sie auf die
             Tatsache, dass in den nächsten zehn Jahren fast 21 Prozent der Fachkräfte aus
             IT und Business in den Ruhestand gehen? Und welche Einstellung haben sie in
             Bezug auf Datensouveränität und die Regulierung des Einsatzes intelligenter
             Technologien?

             Die Antworten auf diese und viele weitere spannende Fragen lesen Sie in der
             neuen IT-Trends-Studie. Wir hoffen, dass sie Ihnen hilft, Ihre Strategien mit denen
             anderer zu vergleichen, lokale Faktoren und internationale Einflüsse zu bewerten,
             Technologie-Trends einzuordnen und die Zukunft Ihrer Organisation optimal zu
             gestalten.

             Weitere Trendthemen greifen wir das ganze Jahr über im Blog auf und freuen
             uns, die Ergebnisse mit Ihnen zu diskutieren. Ausgewählte Daten der Studie können
             Sie in diesem Jahr auch selbst analysieren, besuchen Sie dazu die Website der
             IT-Trends-Studie.

             Dr. Sven L. Roth                                  Thomas Heimann
             Head of Business & Technology Solutions Germany   Principal Enterprise Architect
             Executive Sponsor                                 Studienleiter
             Capgemini                                         Capgemini

                                                                                                   5
2. E
    xecutive Summary
Technologieausgaben                            IT-Organisation                              Intelligente
und Ziele                                      und -Betrieb                                 Technologien
Zum Umfragezeitpunkt im September              Der Fachkräftemangel in der IT ist           Im Durchschnitt ist die Nutzung
und Oktober 2020 waren die Konjunktur-         in den letzten 12 Monaten im deutsch-        intelligenter Technologien in den
aussichten aufgrund der Corona-Pandemie        sprachigen Raum nur moderat gestiegen,       letzten 12 Monaten leicht gestiegen.
unsicher. In so einer Situation wären starke   die Teilnehmenden erwarten aber, dass        Dieser Effekt ist hauptsächlich auf
Budget-Kürzungen zu erwarten. Tatsäch-         er in den nächsten beiden Jahren stetig      Anwenderinnen und Anwender aus
lich reduzieren aber nur knapp 15 Prozent      zunimmt. Außerdem werden in den              dem gehobenen Mittelstand und dem
der teilnehmenden Unternehmen die              kommenden zehn Jahren im Durchschnitt        Mittelstand zurückzuführen, die ihre
IT-Ausgaben, das entspricht in etwa dem        knapp 21 Prozent der IT- und Fachbereichs-   Aktivitäten etwas ausgebaut haben.
Vorjahr. Ein größerer Teil der Befragten       mitarbeiter und -mitarbeiterinnen in den     Die Einsatzbereiche werden ähnlich
(rund 27 Prozent) friert die IT-Budgets        Ruhestand gehen. Die meisten Studien-        priorisiert wie im Vorjahr, an der Spitze
ein. 48,4 Prozent erhöhen die Ausgaben,        teilnehmenden gehen allerdings davon         steht nach wie vor die Automatisierung
im Vorjahr waren es 63,1 Prozent.              aus, dass das in ihrem Verantwortungs-       manueller Arbeiten. Allerdings schätzen
                                               bereich keine oder nur leicht negative       CIOs den Mehrwert der einzelnen
Damit wirkt sich die Corona-Pandemie           Auswirkungen haben wird.                     Maßnahmen für Anwender und Anwen-
nur bedingt negativ auf die Technologie-                                                    derinnen ausnahmslos kritischer ein als
ausgaben aus. 87 Prozent der Unterneh-         Die Pandemie führte zu Lieferengpässen       die Verantwortlichen aus dem Business.
men und Behörden nehmen die Pandemie           von Wartungs- und Entwicklungs-Services,     Deren anfängliche Euphorie ist inzwischen
vielmehr zum Anlass, die Digitalisierung       sowohl bei Lieferanten aus dem eigenen       etwas abgeklungen, so dass jetzt beide
auszubauen. Außerdem sollen sich CIOs          Land als auch bei Providern aus Europa,      Gruppen zu einer ähnlichen Bewertung
stärker darauf konzentrieren, die IT an        den USA und Asien. Außerdem mussten          des Mehrwertes intelligenter
den Bedürfnissen der Endkundinnen und          fast 55 Prozent der Befragten kurzfristig    Technologien kommen.
-kunden auszurichten. Datensicherheit,         ihre Projektpläne anpassen. Rund 25
bessere Informationsauswertung und             Prozent stoppten IT-Vorhaben, 42 Prozent     Im vergangenen Jahr lehnten die
-nutzung, kürzere Release-Zyklen und           verschoben den Start von Projekten           Studienteilnehmenden staatliche oder
der Aufbau von Partnernetzwerken               in die Zukunft. Fast drei Viertel davon      externe Kontrolle in diesem Bereich
gewinnen ebenfalls an Bedeutung,               sollen in diesem Jahr anlaufen. Von den      überwiegend ab und bevorzugten
während Flexibilität und Effizienz in          gestoppten Vorhaben wird voraussichtlich     Selbstverpflichtungen. Das hat sich
den Hintergrund treten.                        knapp die Hälfte 2021 weitergeführt.         inzwischen geändert: So ist die
                                               18 Prozent der Studienteilnehmenden          Zustimmung gegenüber der staatlichen
Im Durchschnitt fließen knapp 47               zogen IT-Vorhaben vor. Davon soll            Regulierung der Einsatzbereiche von
Prozent aller IT-Ausgaben in den Erhalt        allerdings fast ein Drittel in diesem Jahr   KI zwar immer noch gering, aber etwas
von Systemen. Großkonzerne haben in            gestoppt und nicht beendet werden.           höher als im Vorjahr. Auch die externe
diesem Bereich die niedrigsten Kosten                                                       Überprüfung der Maßnahmen, die
und der Mittelstand die höchsten.                                                           lernende Systeme vor Manipulation
Für Modernisierungen geben CIOs                                                             schützen sollen, findet jetzt mehr
etwa 27 Prozent und für die Entwicklung                                                     Zustimmung. Gleichzeitig hat die
und Umsetzung von Innovationen rund                                                         Erarbeitung ethischer Rahmenbedin-
26 Prozent des IT-Budgets aus. Diese                                                        gungen für den Einsatz von KI im
Werte bewegen sich ungefähr auf dem                                                         eigenen Unternehmen Zustimmung
Niveau von vor drei Jahren.                                                                 verloren.

6    Studie IT-Trends 2021
Cloud                                        Technologie-
und Daten                                    trends
Die Verbreitung von Datenplattformen         Die höchste Bedeutung messen die
steigt. Da ihr Betrieb komplex und ihre      Teilnehmenden in diesem Jahr Production
Implementierung teuer ist, sind Konzerne     Safety und Security, Predictive Analytics,
im Durchschnitt besser aufgestellt als der   Schutz vor Bedrohungen durch IoT-fähige
Mittelstand. Gleichzeitig hat der Daten-     Geräte, DevOps sowie Robotic Process
austausch entlang der eigenen Zuliefer-      Automation (RPA) ohne KI-Unterstützung
kette in diesem Jahr enorm zugenommen.       bei. Die geringste Bedeutung haben
Neben der Zusammenarbeit mit Behörden        Chatbots und Sprachsteuerung, virtuelle
und Partnern des eigenen Netzwerkes          Assistenten, Virtual- und Augmented-
werden jetzt auch mehr Daten mit Wett-       Reality-Anwendungen, Blockchain-
bewerbern oder Dritten ausgetauscht.         Technologien und Mobile Wallets.
Der Anstieg zeigt, dass der gemeinsamen
Nutzung von Daten viel Potenzial             Gearbeitet wird in diesem Jahr vor
zugemessen wird.                             allem daran, die Anwendungslandschaft
                                             zu optimieren, ihre Weiterentwicklung zu
Außereuropäische Cloud-Anbieter              beschleunigen und den Datenaustausch
haben derzeit einen Vorsprung auf            zu vereinfachen. Damit reagieren die
dem Markt und stellen rund 28 Prozent        Teilnehmenden zum einen auf neue
aller IT-Services bereit. Demgegenüber       Anforderungen von Kundinnen und
werden nur gut 23 Prozent bei euro-          Kunden, zum anderen bereiten sie sich
päischen Providern eingekauft. Allerdings    darauf vor, die Vorteile der zunehmenden
wollen knapp 45 Prozent der Nutzer           Digitalisierung zu nutzen: Sie wollen
und Nutzerinnen außereuropäischer            enger mit anderen Organisationen
Anbieter-Clouds in den nächsten Jahren       zusammenarbeiten und das Potenzial von
ihre Kapazitäten in Europa aufstocken.       Daten ausschöpfen. Damit verknüpft ist
Dabei geht es ihnen in erster Linie darum,   auch die Migration auf SAP S/4HANA® und
europäische Datenschutzstandards             der zunehmende Einsatz von intelligenten
einzuhalten und die Datensouveränität        Dingen in der Industrie. Relativ wenige
zu erhöhen.                                  Projekte wird es demgegenüber zu
                                             virtuellen Assistenten oder Natural
                                             Language Processing geben.

                                                                                          7
3. Rahmenbedingungen
Ziel                                                           Erhebungsinstrument
Die Studie IT-Trends ermittelt den aktuellen Stand der IT in   Die Führungskräfte wurden schriftlich zur Teilnahme an
Wirtschaft und Behörden sowie die Trends der kommenden         der Studie eingeladen und erhielten einen persönlichen
Jahre. Untersucht werden sowohl technologische Aspekte         Zugangscode zum Online-Fragebogen mit überwiegend
als auch wirtschaftliche und organisatorische. Dazu gehören    geschlossenen Antwortkategorien.
beispielsweise die Entwicklung der IT-Budgets, die
Organisation der IT-Einheit, Zukunftstechnologien und
Standortfaktoren.                                              Befragungszeitraum
                                                               Capgemini führte die Befragung in der Zeit vom 7. September
Eckdaten                                                       bis zum 18. Oktober 2020 durch. Die Adressen der kontaktierten
                                                               Unternehmen stammten im Wesentlichen von Capgemini.
Die Ergebnisse basieren auf einer Befragung von 144
Entscheidungsträgerinnen und -trägern aus Deutschland
(102), Österreich (36) und der Schweiz (6). Sie erzielen
mehrheitlich einen Umsatz von mehr als 1 Milliarde Euro
pro Jahr. Befragt wurden Personen, die auf Geschäfts-
führungsebene beziehungsweise oberer Management-
ebene zu den strategischen IT-Aktivitäten ihres Unter-
nehmens Auskunft geben konnten.

Alle Teilnehmenden erhielten Fragen zu den folgenden
Themen:
• Einfluss der Corona-Pandemie auf die IT
• Anforderungen und Ziele
• Budgets der kommenden Jahre
• IT-Organisation und -Betrieb
• Daten und Cloud
• Intelligente Technologien
• Technologie-Trends

8   Studie IT-Trends 2021
Welche Umsatzgrößen-/Bilanzsummenklasse trifft auf Ihr Unternehmen zu?

                        Top 50* / mehr als 20 Mrd. EUR                                                                                  21,7 %

                         Top 100* / 7,5 bis 20 Mrd. EUR                                           9,4 %

                    Top 500* / 1 Mrd. bis 7,5 Mrd. EUR                                                                                                    30,2 %

   gehobener Mittelstand / 500 Mio. bis 1 Mrd. EUR                                                                        16,0 %

                     Mittelstand / 50 bis 500 Mio. EUR                                                                              19,8 %

                             KMU* / unter 50 Mio. EUR                     2,8 %

                                           keine Angabe       0,0 %

Basis: alle Befragten ohne öffentlicher Bereich (Verwaltung) (n = 106), *in Anlehnung an den Top-500-Index der Zeitung „Die Welt“

Welcher der folgenden Branchen gehört Ihr Unternehmen an?

                                  Automobil                                                                                                               16,0 %

       Öffentlicher Bereich (Verwaltung)                                                                                                                  16,0 %

                 Produzierendes Gewerbe                                                                                                          13,2 %

                  Bank, Finanzdienstleister                                                                             9,0 %

   Öffentlicher Bereich (IT-Dienstleister)                                                                         8,3 %

                               Versicherung                                                                  7,6 %

                   Energie und Versorgung                                                     5,6 %

                                      Handel                                             4,9 %

                           Verkehr, Touristik                                 3,5 %

                         Gesundheitswesen                                2,8 %

                     Konsumgüterindustrie                                2,8 %

                                      Logistik                           2,8 %

                             IT-Dienstleister                       2,1 %

                                    Hightech                        2,1 %

                  Sonstige Servicebereiche                    1,4 %

                             Telco & Medien                   1,4 %

                                      Pharma             0,7 %

                                      Chemie      0,0 %

Basis: alle Befragten (n = 144), Abweichung der Summe zu 100 Prozent ist auf Rundungsdifferenzen zurückzuführen

                                                                                                                                                                   9
4. Technologieausgaben und Ziele
                             Zum Umfragezeitpunkt im September und Oktober 2020
                             waren die Konjunkturaussichten unsicher. Nach dem Corona-
                             bedingten Lockdown im März stieg der ifo-Geschäftsklima-
                             index zwar wieder kontinuierlich an und erreichte im Oktober
                             fast dasselbe Niveau wie 12 Monate zuvor. Die Stimmung
                             trübte sich jedoch angesichts erneut steigender Infektions-
                             zahlen in Deutschland und weltweit erstmals wieder ein.

                             Corona-Pandemie hat relativ
                             wenig Einfluss auf IT-Budgets
                             In so einer Situation wären starke Budget-Kürzungen zu
                             erwarten. Tatsächlich reduzieren aber nur knapp 15 Prozent
                             der Teilnehmenden die IT-Ausgaben, das entspricht in etwa
                             dem Vorjahr. Wenn gekürzt wird, fallen die Reduzierungen
                             allerdings höher aus als zuvor. Betroffen sind vor allem
                             Branchen, die unter der Corona-Pandemie leiden oder ohnehin
                             mitten in einer Transformation stecken wie beispielsweise
                             Finanzdienstleister, Verkehr und Touristik oder bestimmte
                             Service-Unternehmen.

                             Ein größerer Teil der Befragten (rund 27 Prozent) friert die
                             IT-Budgets ein. Das sind gut 5 Prozentpunkte mehr als vor
                             12 Monaten. Demgegenüber liegt der Anteil derjenigen,
                             die erhöhen, immerhin noch bei 48,4 Prozent, im Vorjahr
                             waren es 63,1 Prozent.

                             Wie wird sich das gesamte IT-Budget in den folgenden
                             Jahren im Vergleich zum Budget 2020 verändern?

                                                           48,4 %

                                     27,3 %

                                                                        14,9 %
                                                                                   9,4 %

                                    bleibt gleich              steigt    sinkt    weiß nicht/
                                                                                 keine Angabe

                             Basis: alle Befragten (n = 128)

10   Studie IT-Trends 2021
Kontaktbeschränkungen schieben Digitalisierung wieder an
Damit wirkt sich die Corona-Pandemie nur bedingt negativ auf die Technologieausgaben aus. 87 Prozent der Unternehmen
und Behörden nehmen die Pandemie vielmehr zum Anlass, die Digitalisierung auszubauen. Nach dem abgeflauten Interesse im
Vorjahr steht damit erneut der Ausbau der Digitalisierung auf Platz eins der Prioritätenliste für 2021.

Was sind die wichtigsten Anforderungen Ihrer Geschäftsleitung an die IT im kommenden Jahr?

                                                                                                                                                           70,8 %
                                       Ausbau der Digitalisierung
                                                                                                                                                  59,2 %

                                                                                                                                40,3 %
                                           Erhöhung der Effizienz
                                                                                                                                         48,3 %

                                                                                                                       34,7 %
                                          Reduzierung der Kosten
                                                                                                                         35,0 %

                                                                                                                       34,0 %
    Entwicklung neuer, innovativer IT-Produkte und -Services
                                                                                                                       34,2 %

                                                                                                                28,5 %
   Stärkere Ausrichtung an den Bedürfnissen der Endkunden
                                                                                                     20,0 %

                                                                                                       22,2 %
                                   Erhöhung der Datensicherheit
                                                                                                    19,2 %

                                                                                                       22,2 %
    Verbesserung der Informationsauswertung und -nutzung
                                                                                                      20,8 %

                                                                                                   17,4 %
                                         Kürzere Time-to-Market
                                                                                              15,0 %

                                                                                          11,1 %
                                         Erhöhung der Flexibilität
                                                                                                              25,8 %

                                                                                      7,6 %
                              Aufbau von Partner-Ökosystemen
                                                                                  3,3 %

                                                                             2,1 %
            Technologische Lücke zum Wettbewerb schließen
                                                                                  3,3 %

Basis: alle Befragten (2021: n = 144, 2020: n = 120), Mehrfachnennungen möglich                                                                            Studie 2021
                                                                                                                                                           Studie 2020

Die Gründe dafür sind offensichtlich. Es hat sich gezeigt,                                    Zyklen und der Aufbau von Partnernetzwerken gewinnen
dass während der Pandemie vor allem solche Unternehmen                                        ebenfalls an Bedeutung, während Flexibilität und Effizienz in
ihren Umsatz halten oder sogar steigern konnten, deren                                        den Hintergrund treten. Auf Kostensenkungen sollen sich vor
Belegschaft im Homeoffice arbeitet, Services kontaktlos                                       allem jene CIOs konzentrieren, die ohnehin viel Budget in den
erbringt oder online verkaufen kann. Dementsprechend                                          Erhalt ihrer Systeme stecken müssen und damit im Vergleich
sollen sich jetzt auch mehr CIOs als im Vorjahr darauf                                        zu anderen Studienteilnehmenden weniger Spielraum für die
konzentrieren, die IT an den Bedürfnissen der Endkunden                                       Modernisierung ihrer Anwendungen oder Neuentwicklungen
und -kundinnen auszurichten. Datensicherheit, bessere                                         haben.
Informationsauswertung und -nutzung, kürzere Release-

                                                                                                                                                                    11
Große Unternehmen haben mehr Budget für neue IT
Im Durchschnitt fließen knapp 47 Prozent aller IT-Ausgaben                               Insgesamt gesehen fließen in diesem Jahr etwa 27 Prozent
in den Erhalt von Systemen. Damit ist der Wert im Vergleich                              der IT-Budgets in Modernisierungen und rund 26 Prozent
zur letzten Erhebung in der Studie 2018 leicht gestiegen                                 in die Entwicklung und Umsetzung von Innovationen. Diese
und bewegt sich ungefähr wieder auf dem Niveau der                                       Werte bewegen sich ungefähr auf dem Niveau von vor drei
Erhebung von 2017. Großkonzerne haben in diesem Bereich                                  Jahren. Das Verhältnis von Ausgaben für Vorhandenes und
die niedrigsten Kosten und der Mittelstand die höchsten.                                 Neues hat sich in den vergangenen Jahren im Durchschnitt
Er bezieht anteilig weniger Services aus Anbieter-Clouds                                 also kaum verändert, obwohl die IT-Budgets fast permanent
und hat dadurch möglicherweise höhere Fixkosten und                                      gestiegen sind. Das Ziel sollte sein, durch Innovationen auch
weniger Möglichkeiten, Services nach Bedarf zu nutzen.                                   die Betriebskosten zu senken und damit Freiraum für weitere
Außerdem hat er es schwerer, Skaleneffekte auszuschöpfen                                 Innovationen zu schaffen. Die Umsetzung dieses Prinzips
und niedrige Lizenzpreise auszuhandeln. Ein weiterer Kosten-                             gelingt derzeit aber nur einzelnen Organisationen oder
faktor ist möglicherweise der im Vergleich zu Konzernen                                  Branchen, wie beispielsweise der Automobilindustrie.
geringere Umfang an Automatisierungen in den letzten                                     Sie investiert nur knapp 44 Prozent des IT-Budgets in den
12 Monaten. Aufgrund all dieser Faktoren kann der Mittel-                                Erhalt der Systemlandschaft, während dieser Anteil beim
stand derzeit weniger Geld in Modernisierungen und                                       übrigen produzierenden Gewerbe bei gut 54 Prozent liegt.
Neuentwicklungen stecken als Konzerne.

Wie viel Prozent Ihres IT-Budgets des kommenden Jahres geben Sie für die folgenden Bereiche aus?

                                                   Erhalt von Anwendungen und Systemen                                                       46,6 %

                         Modernisierung/Erneuerung von Anwendungen und Systemen                                          27,0 %

     Entwicklung/Implementierung neuer (zusätzlicher) Anwendungen und Systeme                                           26,4 %

Basis: IT-Entscheiderinnen und -Entscheider (n = 85)

Lokale Faktoren beeinflussen Prioritäten
Viele Zielvorgaben der IT-Verantwortlichen sind von                                      leistungsbranche, die ihre IT trotz Konzernstrukturen und
Gegebenheiten vor Ort und weniger von Einflüssen im                                      internationaler Präsenz überwiegend länderspezifisch aus-
Ausland geprägt. Das gilt selbst für CIOs von Konzernen.                                 richtet. Am anderen Ende der Skala steht das produzierende
Sie müssen sich zwar nach internationalen Vorgaben richten,                              Gewerbe, das sich eher an Bedingungen auf dem euro-
haben aber trotzdem in vielen Bereichen Spielraum und                                    päischen oder internationalen Markt orientiert, um Einkaufs-
können auf lokale Anforderungen reagieren. Insbesondere                                  preise, Produktionskosten und die Logistik zu optimieren.
die Ausrichtung an den Bedürfnissen der Endkundschaft
wird von fast allen Teilnehmenden lokal gesteuert, während                               IT-Entscheidungen in der Automobilindustrie sind ebenfalls
die Datensicherheit eher auf europäischer Ebene voran-                                   sehr stark von internationalen Vorgaben geprägt. Mit der
getrieben wird.                                                                          Erhöhung des Direktvertriebs wird sich das aber möglicher-
                                                                                         weise ändern und IT-Entscheidungen in bestimmten Bereichen
Unternehmen, die direkt an Verbraucher und Verbrauche-                                   wie der Abwicklung von Verkauf und Bezahlung oder der
rinnen verkaufen, orientieren ihre Zielvorgaben am stärksten                             Kundenkommunikation werden häufiger lokalen Einheiten
an lokalen Gegebenheiten. Ein Beispiel ist die Finanzdienst-                             überlassen.

12     Studie IT-Trends 2021
5. IT-Organisation und -Betrieb
Der Fachkräftemangel in der IT ist in den letzten 12 Monaten                                      Lösungen integrieren, was aber die Modernisierung und
im deutschsprachigen Raum nur moderat gestiegen, die                                              die Digitalisierung von Prozessen voraussetzt. Insgesamt
Teilnehmenden erwarten aber, dass er in den nächsten                                              gesehen bietet der Generationswechsel also Risiko und
beiden Jahren stetig zunimmt. Der Mittelstand wird nach                                           Chance zugleich. In einigen Branchen stehen ohnehin
eigener Einschätzung etwas stärker betroffen sein als                                             Technologiewechsel an, die in dieser Situation mit weniger
Konzerne, obwohl bei großen Unternehmen prozentual                                                Entlassungen vollzogen werden können. Es gilt aber die
ein wenig mehr IT-Fachkräfte in den nächsten zehn Jahren                                          Risiken abzufedern, indem das Know-how erfahrener
in den Ruhestand gehen.                                                                           Fachkräfte in Prozesse und Systeme integriert und stärker
                                                                                                  automatisiert wird.
Im Durchschnitt werden Unternehmen dadurch knapp
21 Prozent ihrer Belegschaft verlieren. Die meisten Studien-
teilnehmenden gehen allerdings davon aus, dass das in                                             Compliance treibt Komplexität
ihrem Verantwortungsbereich keine oder nur leicht negative
Auswirkungen haben wird. Große Unternehmen erwarten                                               der IT-Landschaft
weniger Probleme als der Mittelstand. Denn sie gehen zu
                                                                                                  Dass bereits ein Umdenken in diese Richtung stattfindet,
einem höheren Prozentsatz davon aus, dass die Fähigkeiten
                                                                                                  zeigt der Umgang mit der weiter steigenden Komplexität der
der scheidenden Fachkräfte nicht ersetzt werden müssen.
                                                                                                  IT-Landschaften. Anstatt immer mehr Personal einzustellen
Das trifft häufiger auf Mitarbeitende in der IT als in den
                                                                                                  und Überstunden abzurufen, setzen CIOs zunehmend auf
Fachbereichen zu.
                                                                                                  lernende Systeme und Algorithmen. Die Gegenmittel der
Um das Know-how der ausscheidenden Fachkräfte zu erhalten,                                        Wahl sind aber nach wie vor Standardisierung und Auto-
nutzt fast jede zweite Organisation Wissensmanagement-                                            matisierung. Sie sind für IT-Verantwortliche der Schlüssel
Systeme. Mehr als jede vierte will Wissen in Software-                                            zu einem stabilen IT-Betrieb.

Wie gewährleisten Sie trotz zunehmender Komplexität einen stabilen IT-Betrieb?

                                                                                                                                                      85,5 %
                               durch Standardisierung
                                                              wurde 2020 nicht abgefragt

                                                                                                                                             75,4 %
                                   mit Automatisierung
                                                                                                                                          71,6 %

                                                                                                                           52,2 %
           durch Umstrukturierung, Reorganisation
                                                                                                                           52,2 %

                                                                                                                           52,2 %
                                  durch Konsolidierung
                                                              wurde 2020 nicht abgefragt

                                                                                                             39,1 %
    mit mehr Personal (Angestellte und Freelancer)
                                                                                                                         49,3 %

                                                                                                    29,0 %
                     mit höherer Outsourcing-Quote
                                                                                                                41,8 %

                                                                                          20,3 %
                                       mit Überstunden
                                                                                     16,4 %

                                                                                   14,5 %
          mit lernenden Systemen und Algorithmen
                                                                        6,0 %

                                                                  1,4 %
                                                   anders
                                                              wurde 2020 nicht abgefragt

Basis: IT-Entscheiderinnen und -Entscheider, mit gestiegener Komplexität im IT-Betrieb (n = 69)                                                       Studie 2021
                                                                                                                                                      Studie 2020

                                                                                                                                                               13
Der Haupttreiber steigender Komplexität ist die zuneh-
mende Zahl von gesetzlichen Regelungen und Vorgaben.
                                                              Lieferprobleme und
Auf Platz zwei stehen Anforderungen von Kunden und            Planänderungen aufgrund
Kundinnen, für die während der Pandemie digitale Kom-
munikations- und Vertriebskanäle ausgebaut werden             der Pandemie
mussten. Die höhere Anzahl der Homeoffice-Arbeitsplätze
hat die Komplexität überraschenderweise nur leicht erhöht.    Ein weiterer Grund für den Rückzug von amerikanischen
Besonders betroffen waren beispielsweise Behörden,            Anbietern könnten Lieferengpässe während der Corona-
der Handel, Versicherungen und die Automobilbranche.          Pandemie sein. Mehr als die Hälfte der Kunden dieser
Insgesamt gesehen scheinen die meisten Organisationen         Provider berichtet von Problemen bei der Bereitstellung
aber relativ gut damit zurechtgekommen zu sein. Dem-          von IT-Wartungs- und ­Entwicklungsleistungen. Diese sind
gegenüber hatten Veränderungen der Produktionsprozesse        aber wahrscheinlich eher auf die hohen Infektionszahlen
oder der Lieferketten kaum Einfluss auf den Anstieg der       über viele Monate zurückzuführen als auf technische oder
Komplexität.                                                  organisatorische Probleme der amerikanischen Provider.
                                                              Europäische Anbieter hatten weniger Ausfälle, es kam im
                                                              Schnitt bei 45 Prozent der Studienteilnehmenden zu Liefer-
Europäische Service-Anbieter                                  engpässen. Mit Services aus Asien gab es die geringsten
                                                              Probleme.
werden bevorzugt
                                                              Die Pandemie führte aber nicht nur zu Lieferengpässen
Knapp 30 Prozent der Befragten wollen mehr IT-Services        bei Externen, fast 55 Prozent der Befragten mussten kurz-
auslagern, um die steigende Komplexität zu beherrschen.       fristig ihre Projektpläne anpassen. Am häufigsten wurde
Die Quote ist im Vergleich zum Vorjahr allerdings gesunken.   der Start von IT-Vorhaben in die Zukunft verschoben und
Fast die Hälfte der CIOs, die Wartungs- und Entwicklungs-     zwar mehrheitlich auf 2021.
leistungen einkaufen, wollen ihre Eigenleistung wieder
erhöhen. Der Grund dafür könnte die zunehmende Digi-          Die am zweithäufigsten umgesetzte Maßnahme war der
talisierung sein, die IT für immer mehr Organisationen        Stopp laufender Projekte, der zum einen die Ausgaben senken
zu einem Kernbereich macht.                                   und zum anderen Freiraum für die Umsetzung dringender
                                                              Maßnahmen schaffen sollte. Denn rund 18 Prozent der CIOs
Derzeit beauftragen die meisten CIOs Dienstleister aus        mussten Projekte vorziehen. Davon soll allerdings fast ein
dem eigenen Land oder aus Europa mit Wartungs- und            Drittel wieder gestoppt und nicht beendet werden. Während
Entwicklungs-Services. Relativ wenige IT-Verantwortliche      der Umsetzung wurden sie offenbar neu bewertet.
kaufen Leistungen aus den USA oder Asien ein, darunter
hauptsächlich internationale Konzerne. Ein geringer Teil
von ihnen will die Lieferantenstruktur deglobalisieren,
wobei sich anteilig mehr Teilnehmende aus den USA als aus
Asien zurückziehen wollen. Beides hängt wahrscheinlich
mit Themen rund um Datenschutz und Datensouveränität
zusammen, die auch dazu geführt haben, dass knapp
45 Prozent der Kundschaft von Cloud-Anbietern aus IT und
Business ihre Kapazitäten in Europa aufstocken wollen.

14   Studie IT-Trends 2021
Projektumsetzung in der Pandemie

Haben Sie 2020 aufgrund der Corona-Pandemie eine oder mehrere der folgenden Maßnahmen umgesetzt?*

                                       Projektstart in die Zukunft verschoben                                                    42,1 %

                                                       Projektstart vorgezogen                            18,3 %

                                                               Projekt gestoppt                                   25,4 %

                                            keine der genannten Maßnahmen                                                          45,2 %

Auf wie viel Prozent dieser IT-Projekte trifft die jeweilige Maßnahme zu?**

                                       Projektstart in die Zukunft verschoben                                  22,7 %

                                                               Projekt gestoppt                           18,1 %

                                                       Projektstart vorgezogen                       13,0 %

Wie gehen Sie 2021 voraussichtlich mit diesen Projekten um?***

         Von den in die Zukunft verschobenen Projekten werden gestartet                                                                        74,3 %

                             Von den gestoppten Projekten laufen wieder an                                                            48,9 %

    Von den vorgezogenen Projekten werden gestoppt und nicht beendet                                                    31,7 %

*Basis: alle Befragten (n = 126), Mehrfachnennungen möglich
**Business- und IT-Entscheiderinnen und -Entscheider, die entsprechende Maßnahmen umgesetzt haben (n = 68)
*** Basis: Business- und IT-Entscheiderinnen und -Entscheider, die entsprechende Maßnahmen umgesetzt haben (n = 53)

                                                                                                                                                        15
Kontaktbeschränkungen und unterbrochene Lieferketten
bestimmen Projekte 2021
Die Corona-Pandemie hat 87 Prozent der Studienteilneh-                                       automatisieren. Weitere Maßnahmen sind die Digitalisie-
menden veranlasst, die Digitalisierung in ihrer Organisation                                 rung des Bezahlvorgangs, die Implementierung intelligenter
auszubauen. Vor allem die Kontaktbeschränkungen haben                                        Beratungssysteme für Kundenstamm und Belegschaft sowie
gezeigt, wie wichtig die digitale Abwicklung von Verkaufs-                                   der Ausbau von Customer Journey Analytics. Einige Unterneh-
prozessen ist, sowohl im Endkunden- als auch im B2B-Geschäft.                                men werden auch digitale Showrooms auf- oder ausbauen.
Dementsprechend wollen mehr als die Hälfte der Studien-                                      Nur knapp 7 Prozent der Befragten setzen 2021 keine
teilnehmenden in den kommenden 12 Monaten den Bestell-                                       Projekte an der Schnittstelle zum Kunden auf.
prozess digitalisieren, 45 Prozent werden Service-Angebote

Haben Sie für die kommenden 12 Monate Projekte geplant, die die Schnittstelle zum Kunden betreffen?

                                                                   Digitalisierung des Bestellvorgangs                                                            52,7 %

                                                             Aufbau automatisierter Service-Angebote                                                       45,0 %

                                                                  Digitalisierung des Bezahlvorganges                                           31,3 %

  Implementierung intelligenter Beratungssysteme für Kunden und/oder Service-Mitarbeitende                                                      31,3 %

                                        Implementierung/Ausbau der Customer Journey Analytics                                                  30,5 %

                                                     Aufbau oder Erweiterung digitaler Showrooms                                        25,2 %

                                                                                                  andere                     14,5 %

                                                                                                   keine            6,9 %

Basis: alle Befragten (n = 131), Mehrfachnennungen möglich

Produzierende Unternehmen im weiteren Sinne konzentrieren                                    mit Kontaktbeschränkungen weiterarbeiten. Lieferengpässe
sich auf die Digitalisierung des Produktionsprozesses. Er legt                               vermeiden soll zum einen der bessere Datenaustausch, zum
die Basis für viele weitere Maßnahmen wie den Datenaustausch                                 anderen die Vorhersage der Verfügbarkeit von Materialien
entlang der Lieferkette und die Automatisierung der Logistik-                                und Inhaltsstoffen. Absatzprognosen sollen ebenfalls
steuerung. Außerdem können weitgehend autonom                                                verbessert werden, in diesem Bereich sehen aber weniger
arbeitende Fabriken von außen gesteuert werden und auch                                      Unternehmen Handlungsbedarf als in allen anderen.

Haben Sie für die kommenden 12 Monate Projekte geplant, die
die Produktions- bzw. Herstellungsprozesse bzw. die Lieferkette betreffen?

                                                   Digitalisierung des Produktionsprozesses                                                                       69,4 %

                                               Austausch von Daten entlang der Lieferkette                                                                   63,3 %

                                                     Automatisierung der Logistiksteuerung                                                               57,1 %

     Verbesserung der Vorhersage der Verfügbarkeit von Materialien und Inhaltsstoffen                                                          42,9 %

                                                Verbesserung der Vorhersage des Absatzes                                         30,6 %

                                                                                        andere        2,0 %

                                                                                          keine               10,2 %

Basis: (n = 49), Teilnehmende aus folgenden Branchen: Automobil, Hightech, produzierendes Gewerbe, Konsumgüterindustrie, Logistik und Pharma

16     Studie IT-Trends 2021
6. Intelligente Technologien
Im Durchschnitt ist die Nutzung intelligenter Technologien       Da sich die Datenlage in vielen Organisationen aufgrund der
leicht gestiegen. Dieser Effekt ist hauptsächlich auf Anwende-   zunehmenden Digitalisierung aber weiter verbessern wird
rinnen und Anwender aus dem gehobenen Mittelstand und            und immer mehr KI-Services als Komplettpaket zugekauft
dem Mittelstand zurückzuführen, die ihre Aktivitäten im          werden können, ist es wahrscheinlich, dass sich intelligente
vergangenen Jahr etwas ausgebaut haben. Der Anteil der           Technologien auf die Dauer immer weiter verbreiten werden.
Unternehmen, die intelligente Technologien intensiv oder         Denn einer ihrer Vorteile ist, dass nicht das gesamte Unter-
sehr intensiv nutzen, liegt in dieser Gruppe aber nur bei        nehmen auf einen Schlag umgestellt werden muss, sondern
gut 8 Prozent, während es unter den Top-50- und Top-             dass iteratives Vorgehen, das sich am kurzfristigen Mehrwert
100-Unternehmen rund 24 Prozent sind.                            orientiert, kein Hindernis darstellt. Dennoch bereitet die
                                                                 Skalierung der Einsatzszenarien nach wie vor vielen
In beiden Gruppen gibt es immer wieder eine Reihe von            Unternehmen Schwierigkeiten und gilt als die größte
Pilotprojekten, von denen es aber nur wenige ins Tages-          Hürde auf dem Weg zum Erfolg.
geschäft schaffen. Hat ein Unternehmen erst einmal das
passende Einsatzszenario gefunden, baut es die Nutzung
künstlicher Intelligenz (KI) in der Regel mit dem entspre-
chenden Budget aus. Erfüllen die Pilotprojekte hingegen
nicht alle Erwartungen oder sind die Hindernisse zu groß,
ziehen sich viele Unternehmen erst einmal wieder zurück.
Hinzu kommt, dass in diesem Jahr weniger Organisationen
die Budgets für KI-Projekte freigeben als im Vorjahr, weil
sie das Geld angesichts der aktuellen Situation an anderer
Stelle benötigen.

                                                                                                                           17
Business schätzt den Mehrwert höher ein als die IT-Abteilung
CIOs priorisieren die Einsatzbereiche für intelligente                                              und Kollegen aus dem Business. Deren anfängliche Euphorie
Technologien ähnlich wie im Vorjahr. An der Spitze steht                                            ist inzwischen etwas abgeklungen und die Einschätzung des
die Automatisierung von manuellen Arbeiten, die in ihren                                            Erfolges mit intelligenten Technologien hat sich der immer
Augen auch am besten von Fachanwenderinnen und                                                      noch positiven, aber kritischeren Bewertung der CIOs ange-
-anwendern bewertet wird. Am wenigsten eingesetzt und                                               nähert. Das ist eine gute Grundlage, um mit einer ähnlichen
am schlechtesten bewertet werden Empfehlungssysteme für                                             Erwartungshaltung zusammen erfolgreich Projekte umzu-
Kunden und Mitarbeitende, obwohl es derartige Lösungen                                              setzen. Zurzeit scheinen Fachabteilungen KI-Vorhaben aber
schon lange gibt und sie relativ einfach umgesetzt werden                                           häufig in Eigenregie durchzuführen, was eventuell dazu
können. Den Mehrwert der einzelnen Maßnahmen für die                                                beiträgt, dass die Ergebnisse nicht ihren Vorstellungen
Anwenderinnen und Anwender schätzen sie aber – wie im                                               entsprechen.
Vorjahr – ausnahmslos kritischer ein als ihre Kolleginnen

Wie erfolgreich ist der Einsatz intelligenter Technologien Ihrer Meinung nach in Ihrem Unternehmen?

                                                                         IT-Entscheider             Business- bzw. Fachentscheider

     überhaupt nicht erfolgreich                                            sehr erfolgreich        sehr erfolgreich                        überhaupt nicht erfolgreich

     5                   4                     3                     2                      1      1                   2           3             4                    5

                                         2,97                                                                                     2,81
                                          2,92                                                                             2,38

Basis: IT-Entscheiderinnen und -Entscheider (n = 60), Business- bzw. Fachbereich (n = 32), die KI einsetzen                                                    Studie 2021
Mittelwerte auf einer Skala von (1) = sehr erfolgreich bis (5) = überhaupt nicht erfolgreich                                                                   Studie 2020

Zustimmung zu Regulierung und externer Kontrolle steigt
Je intensiver intelligente Technologien genutzt werden,                                             Die Sensibilität in Bezug auf Datensouveränität ist ebenfalls
desto dringender wird auch die Auseinandersetzung mit                                               leicht gestiegen: In diesem Jahr befürworten mehr Studien-
ethischen Standards. Im vergangenen Jahr lehnten die                                                teilnehmende, den Betrieb von KI-Systemen auf europäische
Studienteilnehmenden staatliche oder externe Kontrolle                                              oder unternehmenseigene Clouds zu begrenzen.
in diesem Bereich überwiegend ab und bevorzugten Selbst-
verpflichtungen. Das hat sich inzwischen geändert: So ist                                           Demgegenüber finden jetzt weniger Teilnehmende die Doku-
die Zustimmung gegenüber der staatlichen Regulierung                                                mentation der Entscheidungen der KI, die Aufbewahrung
der Einsatzbereiche von KI zwar immer noch gering, aber                                             der Algorithmen, die Offenlegungspflicht für Trainingsdaten
etwas höher als im Vorjahr. Auch die externe Überprüfung                                            und Algorithmen sowie die Überprüfung der Trainingsdaten
der Maßnahmen, die lernende Systeme vor Manipulation                                                im Hinblick auf Diskriminierung sinnvoll. Einige dieser Maß-
schützen sollen, findet jetzt mehr Zustimmung. Gleichzeitig                                         nahmen sind in bestimmten Branchen und Einsatzszenarien
hat die Erarbeitung ethischer Rahmenbedingungen für                                                 bereits Pflicht. Gegen die Offenlegung der Trainingsdaten
den Einsatz von KI im eigenen Unternehmen Zustimmung                                                werden sich Unternehmen wahrscheinlich auch weiterhin
verloren.                                                                                           wehren, da sie Rückschlüsse auf das Geschäftsmodell
                                                                                                    zulassen.
In den letzten 12 Monaten ist möglicherweise klar geworden,
dass intelligente Systeme keine gesellschaftliche Akzeptanz                                         Den Ausbau der nationalen Kompetenzzentren für KI
finden werden, wenn die Transparenz fehlt. Außerdem stieg                                           bewerten die Teilnehmenden positiv. In Deutschland gibt
aufgrund einiger spektakulärer Cyberangriffe allgemein das                                          es derzeit fünf Kompetenzzentren, die ab 2022 langfristig
Sicherheitsbewusstsein. Und zu guter Letzt sind eventuell                                           gefördert werden. Darüber hinaus haben verschiedene
auch Befürchtungen gewachsen, dass Konkurrenten, die                                                Bundesländer Initiativen aufgesetzt, um vor allem kleinen
weniger ethisch handeln als die eigene Organisation, wirt-                                          und mittelständischen Unternehmen zu ermöglichen,
schaftliche Vorteile daraus ziehen könnten. In allen Fällen                                         Einsatzmöglichkeiten für KI-Anwendungen zu identifizieren
wären gesetzliche Vorgaben hilfreich, damit alle Akteure                                            und auszuprobieren. Sie scheinen bereits Wirkung zu
denselben Restriktionen unterliegen und gleichzeitig der                                            zeigen, denn in den vergangenen 12 Monaten hat der
Erklärungsbedarf gegenüber der Öffentlichkeit sinkt.                                                Mittelstand seine KI-Aktivitäten intensiviert. Den Ausbau
                                                                                                    von Förderprogrammen befürwortet mehr als die Hälfte
                                                                                                    der Teilnehmenden.

18       Studie IT-Trends 2021
Welche Maßnahmen halten Sie im Zusammenhang mit intelligenten Technologien für sinnvoll?

                                                                                                                                     sehr sinnvoll                      überhaupt nicht sinnvoll

                                                                                                                                    1                2             3             4             5

                 Externe Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen gegen die Manipulation lernender Systeme
                                                     (gegen Hacking und Beeinflussung lernender Systeme)
                                                                                                                                                  1,93

                                                                              Dokumentation der Entscheidungen der KI                             1,99

                                                                                           Aufbewahrung der Algorithmen                            2,05

                                                                            Ausbau nationaler Kompetenzzentren für KI                              2,07

    Erarbeitung unternehmensinterner ethischer Rahmenbedingungen für den Einsatz intelligenter Systeme                                               2,22

                                     Ausbau nationaler Förderprogramme für den Einsatz von KI im Unternehmen                                             2,33

                                                    Überprüfung der Trainingsdaten im Hinblick auf Diskriminierung                                        2,48

                                  Cloud-Betrieb begrenzen auf Clouds europäischer Anbieter oder eigene Clouds                                             2,54

                                                                                     Offenlegungspflicht für Algorithmen                                    2,75

                                                                                  Offenlegungspflicht für Trainingsdaten                                         2,93

                                                                      Staatliche Regulierung der Einsatzbereiche von KI                                                3,30

Basis: Anwender von intelligenten Technologien (n = 89), Mittelwerte auf einer Skala von (1) = sehr sinnvoll bis (5) = überhaupt nicht sinnvoll

                                                                                                                                                                                                   19
7. Cloud und Daten
Die Grundlagen für intelligente Anwendungen liefern Daten.                      Da der Betrieb solcher Plattformen komplex und ihre
Als integrierte Technologielösung ermöglicht eine Daten-                        Implementierung teuer ist, sind Konzerne im Durchschnitt
plattform, Informationen aus verschiedenen Quellen zu                           besser aufgestellt als der Mittelstand. Darüber hinaus hinken
verwalten, auf sie zuzugreifen und sie Nutzerinnen und Nutzern,                 Unternehmen, die keine vornehmlich digitalen Geschäfts-
Anwendungen oder anderen Technologien zur Verfügung zu                          modelle verfolgen, bei der Implementierung hinterher. Ihnen
stellen. Da eine Datenplattform mehr oder weniger Voraus-                       bietet eine Plattform keinen entscheidenden Wettbewerbs-
setzung für die unternehmensweite Digitalisierung ist, steigt                   vorteil, solange sie noch stark analog arbeiten. Mit dem
ihre Verbreitung. Inzwischen betreiben mehr als zwei Drittel                    zunehmenden Einsatz von intelligenten Technologien
der Befragten eine Plattform und stufen sie in der Regel auch                   beziehungsweise der Verlagerung des Geschäfts auf
als strategische Komponente ihrer IT-Infrastruktur ein.                         digitale Kanäle wird sich das voraussichtlich aber ändern.

Datenaustausch steigt in allen Bereichen
Außerdem werden Aufbau und Betrieb solcher Plattformen                          Neben der Zusammenarbeit mit Behörden und Partnern
immer einfacher und die Akzeptanz und Verbreitung von                           des eigenen Netzwerkes werden jetzt auch mehr Daten
Schnittstellen-Standards steigen. Das führt zu höherem                          mit Wettbewerbern oder Dritten ausgetauscht. In diesem
Datenaustausch, der entlang der eigenen Zulieferkette                           Bereich sind die Befragten deutlich zurückhaltender, aber
in diesem Jahr enorm zugenommen hat. Offenbar bieten                            der Anstieg zeigt, dass der gemeinsamen Nutzung von
eng verzahnte Supply Chains großes Potenzial für Unter-                         Daten Potenzial zugemessen wird.
nehmen, darunter die Möglichkeit, Warenverfügbarkeiten
auszutauschen oder die Ankunftszeiten von Lieferungen                           Unternehmen sollten weiter in den Aufbau der Plattformen
zu koordinieren. Auch der Datenaustausch mit Aufsichts-                         und die Nutzung ihrer Daten investieren. Da die KI-Services von
behörden ist deutlich gestiegen. Erwartungsgemäß ist die                        Cloud-Anbietern immer besser werden, können Unter-nehmen
Quote der Unternehmen, die diese Möglichkeit nutzen, mit                        mit der entsprechenden Datenbasis intelligente Technologien
mehr als 90 Prozent bei Finanzdienstleistern am höchsten.                       immer leichter und in immer mehr Bereichen nutzen.

Tauschen Sie Daten mit anderen Unternehmen oder Organisationen aus?

            mit Teilnehmern meiner Supply Chain                                                                                      73,4 %
                          (Lieferanten, Kunden)                                                                          60,8 %

                                                                                                                           62,9 %
                              mit Aufsichtsbehörden
                                                                                                                54,1 %

              mit kommerziellen Datenanbietern                                           29,8 %
      (PoS-, Bonitäts-, demografische Daten etc.)                               24,3 %

                                                                                   27,4 %
     mit Partnern außerhalb meiner Supply Chain
                                                                                  25,7 %

                                                                       12,9 %
                                  mit Wettbewerbern
                                                                   9,5 %

                                                           4,8 %
                                              weiß nicht
                                                             6,8 %

                                                               8,9 %
                                          keine Angabe
                                                                      12,2 %

Basis: alle Befragten (2020: n = 74, 2021: n = 124)                                                                                   Studie 2021
                                                                                                                                      Studie 2020

20     Studie IT-Trends 2021
Datenschutz und Datensouveränität sprechen
für europäische Cloud-Anbieter
Der Betrieb von KI-Anwendungen in Clouds außereuropäischer                                 Fast 20 Prozent der Studienteilnehmenden interessieren sich
Anbieter wird allerdings zunehmend kritisch gesehen. Ähnliches                             bereits für GAIA-X-Services. Die Dienste sind allerdings noch
gilt für auch für alle anderen IT-Services, knapp 45 Prozent                               nicht verfügbar. Derzeit arbeitet die GAIA-X-Organisation
der Nutzer außereuropäischer Anbieter-Clouds wollen in                                     an der Definition eines europäischen Cloud-Standards, nach
den nächsten Jahren ihre Kapazitäten in Europa aufstocken.                                 dem Provider später ihre Services zertifizieren lassen können.
Dabei geht es ihnen in erster Linie darum, heute und in                                    Hoch ist das Interesse vor allem bei Behörden, dem produzie-
Zukunft europäische Datenschutzstandards einzuhalten                                       renden Gewerbe und Versorgern. Letztere präferieren ohne-
und die Datensouveränität zu erhöhen. Ein weiterer Grund                                   hin Cloud-Services europäischer Provider, im Gegensatz zur
ist die Diversifizierung der Lieferanten, die in diesem                                    Automobilindustrie.
Zusammenhang aber eine untergeordnete Rolle spielt.
                                                                                           Außereuropäische Anbieter haben derzeit insgesamt
                                                                                           gesehen einen Vorsprung auf dem Markt und stellen gut
                                                                                           28 Prozent aller IT-Services bereit. Demgegenüber werden
                                                                                           nur gut 23 Prozent bei europäischen Providern eingekauft.

Anbieter-Cloud

Wie viel Prozent Ihrer IT-Services beziehen Sie aus:*

          Clouds eines europäischen Anbieters?                                                             23,4 %

   Clouds eines außereuropäischen Anbieters?                                                                         28,2 %

Beabsichtigen Sie in den nächsten Jahren die Cloud-Kapazitäten bei europäischen Anbietern aufzustocken?**

                                                     ja                                                                                         44,8 %

                                                  nein                                            19,0 %

                                           weiß nicht                                                               27,6 %

                                       keine Angabe                                8,6 %

*Basis: alle Befragten (n = 102) / **Basis: Nutzer außereuropäischer Anbieter (n = 58)

                                                                                                                                                         21
8. Technologietrends
Die Liste der von den Teilnehmenden zu bewertenden Trend-                                       Ein Grund dafür könnte die Corona-Pandemie sein. Denn
technologien wird jedes Jahr verändert, um aktuelle Ent-                                        als Reaktion auf die veränderte Lage wurden IT-Projekte
wicklungen abzubilden. Dazu gehört, dass einige Technologien                                    gestoppt, unterbrochen oder vorgezogen. Die im vergangenen
in die breite Anwendung gehen und somit als Alltags-IT von                                      Jahr geplante Implementierungsquote wurde in auffallend
der Liste gestrichen werden. Nicht mehr abgefragt werden                                        vielen Fällen nicht erreicht. Stattdessen haben CIOs schnell
auch solche Technologien, für die das Interesse der CIOs über                                   die Technologien implementiert, mit denen sie das Tages-
mehrere Jahre gering ist. Fehlen einzelne Themen, verändert                                     geschäft auch unter Pandemie-Bedingungen aufrecht-
sich bei anderen in einigen Fällen die Platzierung, obwohl                                      erhalten können. Dazu zählen die Einrichtung von Home-
die Bedeutung gleichgeblieben ist.                                                              office-Arbeitsplätzen und die damit einhergehende Skalierung
                                                                                                der Netzwerke und Server, die Automatisierung manueller
Insgesamt sollten die Studienteilnehmenden 32 Technologien                                      Tätigkeiten mangels der im Büro anwesenden Mitarbeitenden,
und Themen aus sieben Bereichen bewerten und angeben,                                           die Überbrückung von Systemgrenzen, um Prozesse durch-
inwieweit sie sie nutzen. In diesem Jahr sank die durchschnitt-                                 gängig zu digitalisieren, sowie die Absicherung von
liche Bedeutung aller Technologien und Methoden bis auf                                         Produktionsanlagen gegen Cyberangriffe.
wenige Ausnahmen: AI Ops, Infrastructure-as-Code, Production
Safety und Production Security, Infrastructure for Artifical
Intelligence sowie Robotic Process Automation.

Wie wichtig sind die folgenden Themen für Ihr Unternehmen in den kommenden Jahren?
Auf- und Absteiger des Jahres

                                                                                                                            Absteiger     Aufsteiger

                                                                                                          AI Ops                             0,55

                                                                                        Infrastructure-as-Code                              0,45

                                                                 Production Safety und Production Security                                 0,40

                                                        DevOps inkl. DataOps, DevSecOps, BizDevOps etc.                         -0,33

                                                          Realtime Intelligence (Informationen in Echtzeit)                     -0,33

                                  Schutz vor Bedrohungen durch Internet-der-Dinge-(IoT-)fähige Geräte                           -0,36

                                                                                     Metadaten-Management                       -0,36

                                                                                                       Blockchain               -0,37

     Cognitive Security (Defendable Applications, Managed Security Services, Frühwarnsysteme etc.)                              -0,38

             Erstellung von Digital Twins (Modellierung physischer Objekte für digitale Simulationen)                          -0,42

                                                                                      Preventive Maintenance                  -0,48

                                             Dokumentenverarbeitung mit Natural Language Processing                           -0,52

                                                                                         Behavioural Analytics               -0,58

                                                              Intelligent Things (IoT: Industrial & Consumer)               -0,61

                                                                                  Chatbots, Sprachsteuerung             -0,70

                                                                                 Virtual & Augmented Reality          -0,84

                                                        Mobile Wallet (Payment, Ticketing, Access Control)          -1,02

Basis: IT-Entscheiderinnen und -Entscheider (n = 87), Bedeutungszuwachs bzw. -verlust größer als 0,3
im Vergleich zum Vorjahr auf einer Skala von 1 (sehr wichtig) bis 6 (völlig unwichtig)

22     Studie IT-Trends 2021
Projekte 2021
Ähnliche Überlegungen haben offenbar auch die Projekt-                                    Digitalisierung zu nutzen: Sie wollen enger mit anderen
planung 2021 beeinflusst. Bei vielen Vorhaben geht es darum,                              Organisationen zusammenarbeiten und das Potenzial von
die Anwendungslandschaft zu optimieren, ihre Weiter-                                      Daten ausschöpfen. Damit verknüpft ist auch die Migration
entwicklung zu beschleunigen und den Datenaustausch zu                                    auf SAP S/4HANA® und der zunehmende Einsatz von
vereinfachen. Damit reagieren die Teilnehmenden zum einen                                 intelligenten Dingen in der Industrie. Relativ wenige
auf neue Anforderungen von Kunden, zum anderen bereiten                                   Projekte wird es demgegenüber zu virtuellen Assistenten
sie sich darauf vor, die Vorteile der zunehmenden                                         oder Natural Language Processing geben.

Projekte 2021

                                     Predictive Analytics                                                                                      55,9 %

                              Metadaten-Management                                                                                    48,7 %

   DevOps inkl. DataOps, DevSecOps, BizDevOps etc.                                                                                  46,9 %

                           Migration auf SAP S/4HANA®                                                                              46,1 %

         Intelligent Things (IoT: Industrial & Consumer)                                                                       45,0 %

                                Preventive Maintenance                                                                       43,5 %

     Realtime Intelligence (Informationen in Echtzeit)                                                                      42,9 %

                                                Open API                                                                   42,1 %

                             Multi-Channel-Architektur                                                                    41,6 %

Basis: IT-Entscheiderinnen und -Entscheider (n = 87), Themen und Technologien, zu denen mehr als 40 Prozent der
Studienteilnehmenden 2021 ein Projekt planen oder die Technologie derzeit implementieren, Mehrfachnennungen möglich

                                                                                                                                                        23
Technologien mit der höchsten und der niedrigsten Bedeutung
Die höchste Bedeutung messen die Teilnehmenden in diesem                                             Chatbots und Mobile Wallets werden diese Technologien
Jahr Production Safety und Production Security, Predictive                                           nur vereinzelt im Tagesgeschäft eingesetzt, entweder weil
Analytics, Schutz vor Bedrohungen durch IoT-fähige Geräte,                                           offenbar noch die Business Cases fehlen oder wegen
DevOps sowie Robotic Process Automation (RPA) ohne                                                   technischer oder rechtlicher Hürden. Chatbots und
KI-Unterstützung bei. All diese Technologien und Methoden                                            Sprachsteuerungs-Systeme hingegen sind bereits bei rund
werden von mindestens jedem zehnten CIO eingesetzt.                                                  18 Prozent der Teilnehmenden im Einsatz. Im vergangenen
Einige sind bereits so weit verbreitet, dass sie sich in Kürze                                       Jahr haben sich aber offenbar eine Reihe von Organisationen
als Standard im Tagesgeschäft etabliert haben werden.                                                gegen ihren Einsatz entschieden und Projekte erst einmal
                                                                                                     vertagt. Mobile-Wallet-Systeme erhielten im vergangenen
Die geringste Bedeutung messen CIOs in diesem Jahr                                                   Jahr kurzzeitig durch die Einführung von Apple Pay
Chatbots und Sprachsteuerung, virtuellen Assistenten,                                                Auftrieb, inzwischen ist ihre Bedeutung aber wieder
Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen, Blockchain-                                              deutlich gesunken.
Technologien und der Mobile Wallet zu. Mit Ausnahme von

Technologietrends 2021

                                Höchste Bedeutung                                                                                   Niedrigste Bedeutung

      2,09       Production Safety und Production Security                                                 3,93        Chatbots, Sprachsteuerung

      2,59       Predictive Analytics                                                                      4,03        Virtual Assistants

                 Schutz vor Bedrohungen durch
      2,59       Internet-der-Dinge-(IoT-)fähige Geräte
                                                                                                           4,20        Virtual & Augmented Reality

      2,63       DevOps inkl. DataOps, DevSecOps, BizDevOps etc.                                           4,31        Blockchain

      2,71       Robotic Process Automation (ohne KI-Unterstützung)                                        4,34        Mobile Wallet (Payment, Ticketing, Access Control)

Basis: IT-Entscheiderinnen und -Entscheider (n = 87), Mittelwerte auf einer Skala von 1 (sehr wichtig) bis 6 (völlig unwichtig)

Sicherheitstrends                                                                                    Produktion verschiedener großer Unternehmen lahm.
                                                                                                     All das hat dazu geführt, dass die Bedeutung von Production
Production Safety und Production Security:                                                           Safety und Production Security in den letzten 12 Monaten
                                                                                                     deutlich gestiegen ist. Ein häufig auftretender Schwachpunkt
Risikobewusstsein deutlich gestiegen
                                                                                                     sind immer noch veraltete Betriebssysteme, die nicht mehr
Vernetzte Maschinen, automatische Produktionsprozesse                                                gewartet werden. Darüber hinaus werden Produktions-
und die Verarbeitung geschäftskritischer Daten vor Ort                                               systeme zunehmend mit dem Unternehmensnetz oder dem
oder in der Cloud erhöhen die Komplexität von Produktions-                                           Internet verbunden. Das sorgt für neue Chancen, birgt aber
anlagen und ihre Anfälligkeit für Fehler oder Systemausfälle.                                        auch viele Risiken. Dementsprechend wird das Thema CIOs
Hinzu kommt die steigende Anzahl von Cyberangriffen auf                                              voraussichtlich noch einige Jahre beschäftigen.
Industrieunternehmen. Auch 2020 legte Ransomware die

24     Studie IT-Trends 2021
Schutz vor Bedrohungen durch Internet-                                                   Zero Trust: derzeit noch ein Nischenthema
der-Dinge-(IoT-)fähige Geräte: der blinde Fleck
                                                                                         Mit zunehmender Digitalisierung und immer heterogeneren
Eng daran gekoppelt ist die Sicherheit IoT-fähiger Geräte,                               Netzen fordern viele Sicherheitsexperten und -expertinnen
denn aufgrund ihrer Vernetzung bietet jedes von ihnen ein                                einen Paradigmenwechsel zum Zero-Trust-Ansatz. Während
Einfallstor für Cyberangriffe, die häufig unerkannt bleiben.                             gängige Konzepte davon ausgehen, dass alle Dienste, Geräte
Während Installationen im professionellen Kontext wie in                                 und Anwender im eigenen Netzwerk vertrauenswürdig
Produktionsanlagen, Laboren oder Energienetzen in der                                    sind, verfolgt Zero Trust den gegenteiligen Ansatz. Alle
Regel abgesichert werden, übersehen viele Organisationen                                 Komponenten und Anwender werden wie Externe behandelt
Geräte wie IoT-fähige Kühlschränke im Aufenthaltsraum,                                   und ihr Verhalten entsprechend analysiert und beschränkt.
Aquarien oder Displays in der Eingangshalle und machen                                   Der Vorteil des Konzeptes ist, dass Angreifer nicht nur eine,
ihr Unternehmen damit verwundbar. Mit zunehmender                                        sondern viele Hürden überwinden müssen, um Daten zu
Digitalisierung und einer steigenden Zahl von Angriffen                                  erbeuten oder Schaden anzurichten. Für seine Umsetzung
setzen sich aber viele CIOs aktiv mit dem Thema auseinander.                             müssen vor allem IT-Architektinnen und -Architekten sowie
In diesem Jahr sind es mehr als die Hälfte der Studienteil-                              IT-Entscheider und -Entscheiderinnen umdenken.
nehmenden, darunter vor allem, aber nicht nur, Befragte
                                                                                         Diesen Schritt haben aber erst gut 5 Prozent der CIOs
aus dem produzierenden Gewerbe und der Automobil-
                                                                                         gemacht, knapp 10 Prozent sind derzeit mit der Implemen-
industrie, von Versorgern, Konsumgüterherstellern und
                                                                                         tierung beschäftigt. Weitere knapp 22 Prozent planen ein
der öffentlichen Verwaltung.
                                                                                         Projekt zu Zero Trust. Gut 35 Prozent der Teilnehmenden
In der Regel ist es schwierig, das Sicherheitsniveau eines                               ist das Konzept noch mehr oder weniger unbekannt.
Produktes in Erfahrung zu bringen. Allerdings können
Anwender und Anwenderinnen mit relativ einfachen                                         Behavioural Analytics:
Maßnahmen wie beispielsweise der Änderung der Standard-                                  Datenschutz setzt enge Grenzen
Anmeldeinformationen oder der Beschränkung des Zugriffs
                                                                                         Eine im englischsprachigen Raum verbreitete Methode,
auf IoT-Geräte aus externen Netzwerken die Sicherheit
                                                                                         um Angreifer zu erkennen, ist die Analyse des Verhaltens
deutlich erhöhen. Jede Organisation sollte regelmäßig ihr
                                                                                         von Mitarbeitenden und der Kundschaft. Dazu werden in
Portfolio überprüfen und definieren, in welchen Bereichen
                                                                                         der Regel spezielle Algorithmen und Machine-Learning-
des Unternehmens welches Sicherheitsniveau eingehalten
                                                                                         Verfahren eingesetzt. Sie ermitteln typische und untypische
werden muss, um die IoT-Geräte-Strategie entsprechend
                                                                                         Verhaltensweisen und können anhand dieser Muster erkennen,
anzupassen.
                                                                                         ob es sich um eine legitime Nutzung oder einen Angriff
                                                                                         handelt.

                                                                                         Das Interesse an Behavioural Analytics ist in den vergangenen
                                                                                         12 Monaten allerdings gesunken, da die Datenschutzgrund-
                                                                                         verordnung seit einigen Jahren enge Grenzen für Verhaltens-
                                                                                         analysen von Anwenderinnen und Anwendern setzt und
                                                                                         Betriebs- und Personalvertretungen solche Maßnahmen
                                                                                         häufig ablehnen.

Sicherheit: In welchem Stadium befinden sich Projekte zu diesen Themen?

                                                                  in Betrieb      Implementierung läuft      geplant        nicht geplant   weiß nicht       keine Angabe

                                                                               31,6 %              14,5 %          15,8 %          17,1 %       10,5 % 10,5%
             Production Safety und Production Security

                                                                       17,3 %            20,0 %           16,0 %                  33,3 %             8,0 %      5,3 %
                         Schutz vor Bedrohungen durch
                  Internet-der-Dinge-(IoT-)fähige Geräte

                                                               5,5 %      9,6 %         21,9 %                28,8 %                   19,2 %        15,1 %
                                                  Zero-Trust

                                                               4,2 %   5,6 % 12,5 %                         50,0 %                          20,8 %       6,9 %
                                     Behavioural Analytics

Basis: IT-Entscheiderinnen und -Entscheider (n = 77)

                                                                                                                                                                        25
Datentrends                                                       Cloud-Business-Intelligence:
                                                                  Anbieter-Services erleichtern den Einsatz
Metadaten-Management: Grundlage                                   Nur gut jede achte Organisation nutzt Business Intelligence
für Daten-getriebene Prozesse                                     (BI) aus der Cloud, der Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr
Die strukturierte und geordnete Verwaltung von Metadaten          aber mehr als verdoppelt. Vor allem internationale Konzerne
ermöglicht, in kürzester Zeit die richtige Quelle für benötigte   setzen auf Cloud-BI, da sie ihre Lösungen agil und flexibel
Informationen zu ermitteln, und ist damit die Voraussetzung       über Ländergrenzen hinweg nutzen wollen und mit Hilfe
für die Analyse von Daten und Datenbeziehungen. Im                einer Cloud-Lösung nicht nur die Kosten senken, sondern
Zusammenhang mit Business Intelligence oder intelligenten         auch das Reporting standardisieren können. Der Umstieg
Anwendungen kommt man an Metadaten-Management                     auf Cloud-BI lohnt sich vor allem im Zuge einer Migration
kaum vorbei.                                                      der IT-Landschaft in die Cloud, da die Lösungen immer mehr
                                                                  Funktionalitäten bieten und immer besser in die restliche
Obwohl seine Bedeutung in den vergangenen 12 Monaten              Cloud-Umgebung integriert sind.
sank, wird sich 2021 fast die Hälfte der Teilnehmenden mit
dem Thema beschäftigen und ein Projekt dazu planen oder           Der Anteil der Unternehmen, die neue Vorhaben planen
umsetzen. Im Vorjahr waren es bereits rund 45 Prozent, denn       oder umsetzen, nimmt im Vergleich zum Vorjahr aber ab.
Metadaten-Management legt die Basis für den Erfolg bei der        Besonders interessant ist Cloud-BI für die Automobilbranche
Datenanalyse, deren Bedeutung in den vergangenen Jahren           und Versorger, während sich Banken und Versicherungen
stark gestiegen ist.                                              aufgrund der strengen Datenschutzvorgaben stark
                                                                  zurückhalten.
Realtime Intelligence:
Neue Anwendungsfälle treiben die Umsetzung                        Digital Twins: Basis für datengetriebene
                                                                  Produktentwicklung und -wartung
Durch die steigende Nutzung von Internet-of-Things-
Technologien, die Implementierung von 5G-Netzen und               Für die Automobilbranche und Industrieunternehmen
nicht zuletzt die intensivere Cloud-Nutzung stehen immer          werden Digital Twins zu einem zentralen Element, das
mehr Daten in Echtzeit zur Verfügung. Sie können für neue         Design, Fertigung und auch die spätere Wartung der Produkte
Anwendungsfälle in der Industrie, bei Energieversorgern,          inklusive der Bereitstellung zusätzlicher Services deutlich
im Handel und bei Telekommunikations- und Medien-                 verbessern wird. Digital Twins schaffen die Voraussetzungen
anbietern genutzt werden, um beispielsweise Produktions-          für Predictive Maintenance, Predictive Quality oder die
abläufe in Echtzeit zu steuern, Netzwerke zu überwachen           digitale Produktentwicklung. Mit knapp 8 Prozent ist
oder Preise kurzfristig an den Markt anzupassen. Um solche        der Anteil der Unternehmen, die bereits damit arbeiten,
Möglichkeiten zu nutzen, werden 2021 knapp 17 Prozent             noch gering. Er wird in den kommenden Jahren aber
Realtime-Intelligence-Lösungen implementieren, 26 Prozent         voraussichtlich deutlich steigen, denn knapp 16 Prozent
haben Projekte geplant.                                           implementieren jetzt die entsprechenden Plattformen,
                                                                  während rund 17 Prozent ein Projekt planen. Damit werden
                                                                  sie im Vergleich zur internationalen Konkurrenz stark auf-
                                                                  holen. Solche Projekte sind zwar aufwendig und teuer,
                                                                  wirken sich in der Regel aber sehr positiv auf viele
                                                                  verschiedene Unternehmensbereiche aus.

26   Studie IT-Trends 2021
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