Massage als Möglichkeit der Entspannung im Sportunterricht - eine Hinführung in einer 1. Grundschulklasse.
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1 Tina Westphal Massage als Möglichkeit der Entspannung im Sportunterricht - eine Hinführung in einer 1. Grundschulklasse. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung S. 1 2. Theoretische Grundlagen 2.1. Entspannung 2.1.1. Begriffsbestimmung / Bedeutung für den Menschen S. 3 2.1.2 Verschiedene Entspannungsverfahren S. 4 2.1.3 Entspannung mit Kindern 2.1.3.1. Brauchen Kinder Entspannung? S. 5 2.1.3.2. Auswirkung von Entspannung auf Kinder S. 5 2.1.3.3. Für Kinder geeignete Entspannungsverfahren S. 7 2.1.3.4. Entspannungsübungen im Grundschulsport S. 8 2.2. Massage als Möglichkeit der Entspannung 2.2.1. Begriffsbestimmung „Massage” S. 10 2.2.2. Auswirkungen von Massage 2.2.2.1. Physiologische Auswirkungen von Massage S. 10 2.2.2.2. Psychologische Auswirkungen von Massage S. 11 2.2.3. Grundsätze zur Durchführung von Massagen S. 11 2.2.4. Massage mit Kindern 2.2.4.1. Warum Massage mit Kindern? S. 13 2.2.4.2. Zur Umsetzung in die Praxis S. 14 3. Zur Planung der Unterrichtseinheit 3.1. Klassensituation / Lernausgangslage S. 16 3.2. Didaktische Vorüberlegungen und Entscheidungen S. 18 3.3. Lehr- und Lernziele S. 21 3.4. Methodische Vorüberlegungen und Entscheidungen S. 22 3.5. Gliederung / Ablauf der Unterrichtseinheit S. 26 4. Dokumentation des Verlaufs der Unterrichtseinheit 4.1. Erste Stunde der Einheit: „Partner- / Vertrauensübungen / erste Massage” 4.1.1. Methodische Vorüberlegungen / Ziele S. 27 4.1.2. Geplanter Stundenverlauf S. 30 4.1.3. Unterrichtsverlauf und -auswertung S. 30 4.2. Zweite Stunde: „Kooperative Spielformen / Massagegeschichte” 4.2.1. Unterrichtsverlauf und -auswertung S. 33 4.3. Dritte Stunde: „Massage mittels eines Mediums” 4.3.1. Unterrichtsverlauf und -auswertung S. 35 4.4. Vierte Stunde: „Ort und Art der Massage frei gewählt” 4.4.1. Methodische Vorüberlegungen / Ziele S. 37
2 4.4.2. Geplanter Stundenverlauf S. 41 4.4.3. Unterrichtsverlauf und -auswertung S. 41 4.5. Fünfte Stunde: „Zeitpunkt, Dauer und Art der Massage frei gewählt” 4.5.1. Unterrichtsverlauf und -auswertung S. 45 4.6. Sechste Stunde: „Herstellung und Erprobung eines Massageballs“ 4.6.1. Unterrichtsverlauf und -auswertung S. 48 5. Reflexion der Unterrichtseinheit S. 50 6. Literaturverzeichnis / Musikangabe S. 54 Anhang 1. Einleitung Schon seit mehreren Jahren beschäftige ich mich mit der Thematik „Entspannung“ und hierbei vor allem mit dem Bereich der Massagen. Durch meine Ausbildung zur Gymnastiklehrerin, meine langjährige Übungsleitertätigkeit (Kinder- und Erwachsenengruppen in verschiedenen Vereinen) und meine Tätigkeit als Referentin beim Deutschen Turnerbund (Forum „50 plus“ / Angebote für Ältere) konnte ich zahlreiche praktische Erfahrungen zu diesem Themenbereich sammeln. Diese Erfahrungen beziehen sich jedoch hauptsächlich auf den Erwachsenenbereich. Zwar habe ich auch schon mit einigen Kindergruppen Entspannungsübungen durchgeführt, doch waren dies Vereinsgruppen und bestanden ausschließlich aus Mädchen. Wie nun aber Jungen sich auf derartige Übungen einlassen, konnte ich bisher nicht erfahren. Deshalb interessiert es mich in besonderem Maße, wie eine geschlechtlich gemischte, relativ große Gruppe (26 Kinder), nämlich eine 1. Grundschulklasse, diese Thematik annehmen wird. Das Thema „Entspannung“ gewinnt in unserer schnelllebigen Zeit und oft leistungs- orientierten Umwelt des Menschen (auch des Kindes) immer mehr an Bedeutung. Der Begriff „Wellness“ prägt zur Zeit die Medienlandschaft, in Vereinen und Fitnessstudios werden z.B. „Feldenkrais-“ und „Qi-Gong-Kurse“ angeboten, Entspannungsverfahren aller Art gewinnen vermehrt an Bedeutung. In meiner Arbeit mit Erwachsenen konnte ich beobachten, dass Entspannungsangebote dankbar angenommen und auch gefordert werden. Es fällt jedoch vielen schwer, sich „fallen zu lassen“, der Spannung nachzugeben und somit zur Entspannung zu gelangen. Hier könnte eine möglichst frühe Konfrontation (bereits im Kindesalter) mit derartigen Übungen eventuell von Nutzen sein. Auch für Kinder haben Stresssituationen in Kindergarten, Schule und / oder privatem Umfeld zugenommen (Stichwort „Veränderte Kindheit“). So ist es kaum verwunderlich, dass vermehrt Fachleute aus Pädagogik und Wissenschaft die Durchführung von Entspannungs- übungen bereits im Kindesalter empfehlen. Die Entspannungsliteratur auch für die Arbeit mit Kindern „boomt“ geradezu (vgl. Erscheinungsjahre (!) der angegebenen Literatur, S. 54 ff.). Gerade auch die (Grund-) Schulen werden zunehmend aufgefordert, derartige Angebote vermehrt in den Schulalltag zu integrieren (z.B. Projekt „Bewegte Schule - Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ des Nds. KM und der Techniker Krankenkasse). Aufgrund meiner eigenen positiven Erfahrungen mit Entspannungsübungen möchte ich in der im Folgenden dokumentierten Einheit versuchen, die von mir im Fach Sport unterrichtete 1. Grundschulklasse an die Entspannungsthematik, und hierbei speziell den Bereich „Massage“, heranzuführen. Die Beantwortung der Fragestellung, ob und in welcher Form dieses möglich, erfolgreich und sinnvoll ist, soll das Ziel dieser Arbeit sein.
3 Nach einem Theorieteil, der die Begriffe „Entspannung“ und „Massage“ definiert und Grundsätze für die Praxis, auch speziell für die Arbeit mit Kindern, aufzeigt, folgen die Vorstellung der Lerngruppe, die Darstellung der von mir getroffenen didaktischen und methodischen Vorüberlegungen zur gesamten Einheit und eine kurze Übersicht über ihren Verlauf. Im Anschluss folgt die Dokumentation und Auswertung der einzelnen Unterrichtsstunden, am Ende steht eine Gesamtreflexion, in der die gesammelten Beobachtungen und Erfahrungen zusammengefasst werden, um die obige Fragestellung zu beantworten. Der Anhang enthält die Texte der Massagegeschichten (der ersten und zweiten Stunde der Einheit) sowie Fotos, die eine zusätzliche Dokumentation der einzelnen Stunden darstellen. Ich bin gespannt, wie die Kinder das Angebot dieser Einheit (die verschiedenen Massageformen), das ich selbst für sehr wichtig (und angenehm) halte, annehmen werden. 2. Theoretische Grundlagen 2.1. Entspannung 2.1.1. Begriffsbestimmung / Bedeutung für den Menschen Ein Wechsel von Anspannung und Entspannung ist in der Natur ein gängiges Prinzip. In allen organismischen Systemen sind diese wechselnden Phasen zwischen erhöhter und verminderter Aktivität, zwischen Anspannung und Lockerung, Systole und Diastole vorzufinden (z.B. Herztätigkeit, Atemsystem). Entscheidend für die Funktionstüchtigkeit eines Organsystems ist die Balance des Wechsels dieser beiden Phasen (vgl. Vaitl / Petermann 1993, S. 15). Eine entscheidende Rolle bei diesen Vorgängen spielt das vegetative Nervensystem. Dieses ist in die beiden Untersysteme des Sympathikus und des Parasympathikus unterteilt, welche gleichzeitig aktiv sind, aber eine meist gegensätzliche Wirkung auf die von ihnen beeinflussten Organe haben. Während bei einer Dominanz des Sympathikus der Organismus eher auf Aktivität und Leistung ausgerichtet ist, was zu einer Beschleunigung der Herz- und Atemfrequenz sowie einer Erhöhung von Blutdruck und Stoffwechsel führt, wird der Organismus bei einer Dominanz des Parasympathikus eher auf Erholung und den Aufbau von Reserven ausgerichtet, was zu einer Verlangsamung der Herz- und Atemfrequenz sowie einer Absenkung von Blutdruck und Stoffwechsel führt (vgl. Friebel 1998, S. 16). Das menschliche Leben besteht aus vielerlei Phasen erhöhter Anspannung, sowohl in körperlicher als auch in geistiger Hinsicht. Der Mensch benötigt zwar ein gewisses Maß an Stress, den aktivierenden, auch Eu-Stress genannten, um aktiv und lebensfähig zu bleiben. Häufig wird die Belastung jedoch zur Überlastung, auch Negativ- oder Dis-Stress genannt (vgl. Jaschiniok 1996, S. 7). Wenn nun in der heute schnelllebigen Zeit keine ausreichenden Erholungsmöglichkeiten und Phasen der Ruhe als Ausgleich gegeben sind, reagiert der menschliche Organismus häufig mit Funktionsstörungen, wie z.B. muskulären Verspannungen, höherer Herzfrequenz, Schwächung des Immunsystems. Hierbei ist ein enger Bezug zwischen Physis und Psyche festzustellen, und diese Verbindung zwischen Stress- und Entspannungsreaktionen von Körper und Psyche „wirkt offensichtlich in beiden Richtungen: Psychischer Stress führt zu körperlichen Reaktionen; körperliche Entspannung führt zu einer Beruhigung des Geistes.” (Friebel, 1998, S. 17) Entspannung bewirkt u.a. eine Herabsetzung des Muskeltonus, eine tiefere Atmung, eine Verlangsamung der Herzfrequenz, trägt ganz allgemein zum Wohlbefinden des Menschen bei
4 (vgl. Jaschiniok 1996, S. 11) und ist somit sowohl als Prophylaxe vor belastenden Situationen als auch als Möglichkeit des Zur-Ruhe-Kommens in akuter Stresssituation geeignet. 2.1.2. Verschiedene Entspannungsverfahren Die wohltuenden Auswirkungen von Entspannung auf den menschlichen Organismus sind seit jeher bekannt: „Das angeborene Wissen um die Notwendigkeit von Entspannung und Ruhe hat in allen Kulturepochen und Bevölkerungsgruppen zur Entwicklung von Praktiken geführt, die dem Körper Erholung gewähren und Schutz vor Überlastung bieten...” (Vaitl / Petermann 1993, S. 15) Zu unterscheiden sind hierbei die „unsystematischen”, „passiven” und auf der anderen Seite die „aktiven”, „systematischen” Methoden bzw. Möglichkeiten. Als „unsystematische”, „passive” Möglichkeiten werden z.B. Lesen, Baden, Musikhören genannt, alle Aktivitäten, die zur Zufriedenheit führen und somit einen entspannenden Effekt haben. Zu den „aktiven”, „systematischen” Entspannungsverfahren gehören u.a. die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Autogenes Training nach Schultz, verschiedenste Massagetechniken, Eutonie, Atemtherapie nach Middendorf, Yoga und konzentrative Techniken wie Meditation (vgl. Pirnay 1993, S. 2). Zum klinischen Standardrepertoire in der Therapie zählen: Hypnose, Autogenes Training, Meditative Verfahren, Progressive Muskelentspannung und Biofeedback (vgl. Vaitl / Petermann 1993, S. 16). Alle Entspannungstechniken verfolgen das Ziel, Wohlbefinden zu erzeugen. Sie können präventiv eingesetzt werden, womit eher unspezifische Wirkkomponenten angesprochen werden. Die hierdurch erreichte Aktivitätsreduktion kann die psychische Gesundheit erhalten und fördern, der Stressregulation dienen und darüber hinaus auch die Bewältigung akuter und chronischer Belastungen erleichtern (vgl. Petermann / Petermann 1993, S. 321-322). 2.1.3. Entspannung mit Kindern 2.1.3.1. Brauchen Kinder Entspannung? Kinder wachsen heute in einer oft spannungsträchtigen Umwelt auf, die insbesondere durch Reizüberflutung gekennzeichnet ist (vgl. AOK / KM Nds. 1991, S. 39). Diese Spannungen können sowohl psychischer als auch sozialer Art sein. Neben der Reizüberflutung durch Fernsehen, Computer etc. sind die Kinder zudem auch Leistungsdruck und (Freizeit-)Stress ausgesetzt. „Störungen im seelisch-geistigen Bereich führen zu Spannungszuständen, die sich in Form von Unruhe, Aggressivität, Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen und Ängsten zeigen können.” (Erkert 1998, S. 9) Ärzte und Psychologen werden vermehrt wegen Einschlafproblemen, Bettnässen, Ängstlichkeit der Kinder etc. konsultiert. Die Ursachen hierfür sind zwar verschieden, doch ist unbestritten, „daß die momentane Situation des Kindes in unserer Gesellschaft dazu beiträgt.” (Köckenberger / Gaiser 1996, S. 9) Kinder haben oft nur wenig Möglichkeiten, Ruhe und Stille zu finden und genießen zu können. Somit ist oft schon im Elementar- und Primarbereich das Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung, Aktivität und Ruhe, Stress und Erholung gestört und damit auch das naturgegebene Harmonieprinzip (vgl. Pirnay 1993, S. 2). Entspannungsübungen können auch bei Kindern zur Aufrechterhaltung bzw. zur Wiederherstellung der „gesunden” Balance zwischen An- und Entspannung (vgl. auch Kap. 2.1.1.) beitragen.
5 2.1.3.2. Auswirkung von Entspannung auf Kinder Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass Kinder in der Lage sind, Entspannung zu Wege zu bringen, spezielle Entspannungsinstruktionen umzusetzen und zwar schon ab einem Alter von ca. 4 Jahren. Ab dem Schulalter können Kinder das Geübte auf ihren Alltag übertragen, während jüngere Kinder sich lediglich bei der jeweiligen Übung entspannen (vgl. Friebel 1998, S. 20). Wissenschaftliche Studien belegen positive Auswirkungen bei Ängsten, Konzentrationsschwierigkeiten, Hyperaktivität, Tics, psychosomatischen Problemen, Asthma, Migräne, Schmerzzuständen etc. Über eventuelle negative Auswirkungen von Entspannungsübungen herrscht in der Literatur Uneinigkeit. Während Friedrich betont: „Ausdrücklich schlechte Erfahrungen mit Entspannung liegen nirgendwo vor. Belege für Kontraindikationen der Entspannung gibt es keine.” (Friedrich / Friebel 1998, S. 205-208), nennen Petermann und Petermann Nebenwirkungen wie u.a. „unangenehmes Empfinden von Schwere und Wärme,...,Ansteigen der Herzfrequenz, paradoxer Anstieg der Muskelspannung,...Ängste. Im Blickpunkt der Diskussion stehen seit einigen Jahren die durch Entspannung induzierten Ängste und Panikattacken.” (Petermann / Petermann 1993, S. 330) Bei einem verant-wortungsvollen Umgang mit Entspannungsübungen überwiegen jedoch deutlich die positiven Auswirkungen von Entspannungsübungen bei Kindern. Das Immunsystem insgesamt wird durch Entspannungsübungen gestärkt und die Leistungsfähigkeit, Phantasie und Kreativität des Kindes gesteigert (vgl. Erkert 1998, S. 12). Eine Steigerung des Wohlbefindens und der Ausgleich von Stresssituationen sind wie auch beim Erwachsenen die gemeinsamen Ziele. Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die soziale Komponente. Entspannung wird oft in der Gruppe vermittelt, was zu einem gesteigerten Gemeinschaftsgefühl, einem Wohlfühlen in dieser Gemeinschaft beitragen kann. „Wir haben den Eindruck, daß das problembezogene soziale Lernen in der Gruppe einen ebenfalls nicht gering zu veranschlagenden Beitrag zu den für ihre Einfachheit doch erstaunlich hohen Erfolgen der Entspannungstherapie liefert.” (Friedrich / Friebel 1998, S. 209) Durch Entspannungsübungen besteht außerdem die Chance, das für das gesamte menschliche Leben bedeutsame Körpergefühl zu verbessern. Durch Entspannung wird eine Beschäftigung mit dem eigenen Körper induziert. Die Konzentration wird auf den eigenen Körper und dessen Funktionen gelenkt. Die Kinder werden angeleitet, ihren Körper bewusst wahrzunehmen, zu erleben und zu verstehen. Sie können somit eine bessere Kontrolle über ihren Körper erlangen. Ihnen wird die Möglichkeit gegeben, in bestimmten Situationen ihre Unruhe und Erregung wahrzunehmen und evtl. abzubauen (vgl. Liebrich / Schubert 1994, S. 12). Zudem können sie sich besser in andere Menschen hineinversetzen, was wiederum zum sozialen Lernen beiträgt, denn nur „wer sich selbst spüren kann, ist auch in der Lage, nachzuempfinden, was im anderen vorgeht.” (Kugelmann 1999, S. 32) Somit wird das Kind durch die von Kugelmann auch als „Körperarbeit” bezeichnete Beschäftigung mit dem eigenen Körper - in diesem Falle die Entspannung - für seine soziale, dingliche und natürliche Mitwelt sensibilisiert (vgl. Kugelmann 1999, S. 32). Das Kind erhält die Möglichkeit, selbst die Balance der An- und Entspannungsphasen zu beeinflussen, die Stressphasen auszugleichen. Auf diese Fähigkeit wird es in seinem weiteren Leben stets zurückgreifen und mit Problemen wie Leistungsdruck, Krankheit oder Ängsten besser umgehen können (vgl. Erkert 1998, S. 13). Werden Entspannungsübungen zudem schon in frühester Kindheit durchgeführt, werden diese zur Normalität und erleichtern später das Erlernen und Durchführen weiterer Entspannungstechniken. Entspannung ist also nicht nur eine Möglichkeit zu entspannen, auszuruhen und innezuhalten, sondern auch ein
6 Verfahren zur Stärkung der Selbstkompetenz von Kindern. Es geht um die Möglichkeit der Selbstkontrolle des Kindes. „Nicht immer entspannt zu sein, sondern sich dann entspannen zu können, wenn es erforderlich ist: Das ist unser Ziel.” (Friebel 1998, S. 18) 2.1.3.3. Für Kinder geeignete Entspannungsverfahren Entspannungsverfahren für Kinder müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, damit eine erfolgreiche Durchführung ermöglicht wird. Für Erwachsene ist die Notwendigkeit und wohltuende Wirkung von Entspannungsübungen schon im Vorfeld deutlich erkennbar. Kinder müssen durch bestimmte Gegebenheiten zunächst zur Teilnahme an Entspannungsübungen motiviert werden. „Das Erlebnis der Ruhe ist häufig eine wahre Sensation, doch um es genießen zu können, muß es erst vorbereitet werden.” (Liebrich / Schubert 1994, S. 11) Den Kindern sollten zunächst Entspannungsspiele mit hohem Aufforderungscharakter und großer Imaginationskraft angeboten werden. Der Spielcharakter ist hierbei von zentraler Bedeutung. Die Übungen für Erwachsene werden in Spiele für Kinder verwandelt, „ohne dass das eigentliche Übungsziel aus den Augen verloren geht.“ (Köckenberger / Gaiser 1996, S. 10) Die Motivation entsteht zunächst aus der Neugier des Kindes auf das Spiel, erhalten bleibt sie im weiteren Verlauf der Übung durch die Freude am Spiel selbst. Vor Beginn der Entspannungsübung sollten die Kinder zunächst spielerisch zur Ruhe gebracht werden, um einen zu krassen Übergang zwischen Aktivitäts- und Ruhephase zu vermeiden, weil dieser ein Einlassen auf die ungewohnte Ruhesituation erschweren würde. Dennoch kann es Kinder geben , die aus verschiedensten Gründen an der im Anschluss folgenden Entspannungsübung nicht teilnehmen wollen. Da eine freiwillige Teilnahme als Voraussetzung für einen möglichen Erfolg der Durchführung unerlässlich ist, darf kein Kind zur Teilnahme gezwungen werden, „aber es muss lernen, die anderen, die sich entspannen wollen, zu akzeptieren.” (Liebrich / Schubert 1994, S. 11) Diesen Kindern sollte man erlauben, sich ruhig anderweitig zu beschäftigen oder einfach zuzuschauen. Je länger das Kind die positiven Reaktionen der anderen, teilnehmenden Kinder beobachtet, desto eher wird es einen eigenen Versuch zur Teilnahme an den Entspannungsübungen unternehmen. Ist die Übungszeit zu lang oder sind die Kinder in anderer Hinsicht mit der jeweiligen Entspannungsübung überfordert, kann sich Angst oder Langeweile einstellen. „Vermeidungsverhalten oder „Blödeleien”, die jede Entspannungssituation zunichte machen, sind die Folge.” (Petermann / Petermann 1993, S. 316) Die Anleitung spielt bei Entspannungsübungen eine zentrale Rolle. Der Erwachsene sollte selbst ruhig sein, da sich seine Anspannung ansonsten auf die Kinder übertragen könnte. Ihm kommt die Aufgabe zu, eine insgesamt ruhige Atmosphäre, die Entspannung ermöglicht, herzustellen, eventuell auch mit Hilfe von gedämpftem Licht (z.B. Kerzen), einer angenehmen Raumtemperatur (oder entsprechender Kleidung) und ruhiger Musik. Grundsätzlich sind alle Entspannungmethoden in „kindgerechter Verpackung” mit Kindern durchführbar. Wie auch bei Erwachsenen fördern Entspannungsspiele und Phantasiereisen eher die Imaginations- und Konzentrationsfähigkeit, während Massage und körperliche Übungen (z.B. Qui Gong) muskuläre Verspannungen lösen, dadurch eine bessere Körperhaltung bewirken und so für eine optimale Atemtätigkeit sorgen. Bei der Auswahl der Entspannungsübung sollten diese unterschiedlichen Ziele / Auswirkungen der jeweiligen Methode im Voraus bedacht und die altersbedingte Entwicklungsstufe und der Spieltrieb der Kinder berücksichtigt werden. Aus den im Kindesalter durchgeführten Entspannungsspielen entwickeln sich mit der Zeit die „klassischen” Entspannungsmethoden. Sie „sind als „Vorläufer” systematischer Entspannung zu betrachten.” (Pirnay 1993, S. 2) Sie dienen der
7 Hinführung zur Entspannungsthematik und ermöglichen somit bereits Kindern den Zugang zur Entspannung und deren wohltuenden Auswirkungen. 2.1.3.4. Entspannungsübungen im Grundschulsport Der Sportunterricht eignet sich in besonderem Maße für die Durchführung von Entspannungsübungen in der Grundschule. Zwar lassen sich auch im Klassenraum Übungen zur Auflockerung, Entspannung und Erholung einflechten (wie z.B. Phantasiereisen), der Sportunterricht ermöglicht jedoch zahlreiche Einsatzmöglichkeiten und weist noch weitere Vorteile auf: So bietet sich der Schulsport als besonders geeignetes Lernfeld im Umgang mit dem Problem des Angespanntseins an, da der ständige Wechsel von Spannungsauf- und Spannungsabbau ein charakteristisches Merkmal sportlichen Bewegens ist (vgl. AOK / KM Nds. 1991, S. 39). Auch der Ablauf einer Sportstunde insgesamt sollte von diesem Wechsel von An- und Entspannung, Aktivitäts- und Ruhephasen geprägt sein. Nach sportlicher Belastung ist ein Gelingen der Absenkung des Aktivitätsniveaus, ein Zur-Ruhe-Kommen, für die Kinder wesentlich einfacher zu vollziehen, da sie eine Erholung dann von sich aus anstreben. „Der Wechsel von Ruhe und Bewegung, Konzentration und körperlicher Anstrengung trägt zu der Bereitschaft bei, sich auf anfangs ungewohnte Übungen einzulassen.” (Liebrich / Schubert 1994, S. 12) Der Wechsel von Belastungs- und Entspannungsphasen lässt die Kinder ihren Körper sowohl in Ruhe als auch in der Bewegung genauer wahrnehmen, hilft ihnen, bewusst zur Ruhe zu kommen und Entspannungsübungen als erholsam zu empfinden (vgl. AOK / KM Nds. 1991, S. 41). Die räumlichen Gegebenheiten und die Ausstattung der Turnhalle bieten weitere Vorteile. Ausgreifende Bewegungsaktivitäten sind ebenso gut durchführbar wie Entspannungsübungen. Für letztere stehen ausreichend Platz und sowohl Sitz- (kleine Kästen und Bänke) als auch Liegemöglichkeiten (Matten) zur Verfügung. Eine (akustische) Störung durch andere Klassen ist meist nicht zu befürchten. Lediglich eine der Entspannung förderliche Abdunklung des Raumes ist meist nicht möglich. Im Sport steht der Körper, die eigene Körperlichkeit im Vordergrund. Der Körper wird hierbei meist „instrumentalisiert”. Was häufig zählt, sind Leistungen (vgl. Kugelmann 1999, S. 25). Entspannungsübungen können helfen, diese Instrumentalisierung des Körpers im Sport zu verhindern. Eine Sensibilisierung in Bezug auf den eigenen Körper kann hierdurch erreicht werden. So können auch dem Sport eher negativ gegenüberstehende Kinder ihren Körper einmal ohne Leistungsdruck und ohne festgelegte Normen frei kennenlernen und erfahren, was dem Verständnis für die eigene Körperlichkeit zuträglich ist, eine Erweiterung ihrer Handlungskompetenz zur Herstellung und Erhaltung ihres Wohlbefindens darstellt (vgl. KM / AOK 1992, S. 71) und somit auch der Gesundheitserziehung dient. Auch die Bestimmungen für den Schulsport sehen ein Heranführen an und die Durchführung von Entspannungsübungen vor: „Ferner sind Möglichkeiten aufzugreifen, spezielle Entspannungstechniken zu lernen und Zugänge hierzu zu erschließen.” (KM Nds. 1998, S. 8) 2.2. Massage als Möglichkeit der Entspannung 2.2.1. Begriffsbestimmung “Massage” Der Begriff „Massage” bezeichnet die „mechanische Einwirkung auf die Haut und die unter ihr liegenden Gewebe ... unter Anwendung verschiedener Handgriffe wie Streichung, Reibung ... Knetung, Klopfung, Hackung, Klatschung, Schüttelung usw....” (Brockhaus 1991, S. 284) Schon seit der Antike dient die „Massage” sowohl der Therapie, der Erhaltung der
8 Gesundheit, als auch dem körperlichen Wohlbefinden des Menschen. Vor allem im Bereich der Physiotherapie erlangte die Massage im 19. Jh. wachsende Bedeutung (vgl. Brockhaus 1991, S. 284). Sie wird hauptsächlich zur Entspannung der Muskeln, aber auch zum Auftragen heilender Salben und Öle eingesetzt. Auch heute noch ist sie eine gängige Methode, dennoch gilt sie häufig als Luxus (vgl. Cassar 1998, S. 5). Massage findet ihren Einsatz hauptsächlich im therapeutischen Bereich, aber auch im (Leistungs-)Sport ist sie vor allem als Regenerationsmaßnahme nach körperlicher Anstrengung sinnvoll und präsent. Spezielle Massagegriffe ermöglichen einen Einsatz nahezu am gesamten menschlichen Körper. So können Menschen jeden Alters (vom Säugling (Babyheilmassage) bis zum Senior) die zahlreichen positiven Auswirkungen einer Massage für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden nutzen. 2.2.2. Auswirkungen von Massage 2.2.2.1. Physiologische Auswirkungen von Massage Durch das mechanische Einwirken mittels spezieller Massagegriffe kommt es in den betreffenden Körperregionen vornehmlich zu einer Anregung der Durchblutung. Dies führt zu einer verbesserten Blutversorgung der Muskulatur und der Organe, wodurch Schadstoffe, die sonst länger im Körper (in Muskulatur und Gelenken) eingelagert werden und Schäden hervorrufen können, rascher abtransportiert werden (vgl. Cassar 1998, S. 6). Zudem kommt es bei der Massage zu einer Dehnung der Muskulatur. Die aufgrund einer schlechten Körperhaltung, einer Überbeanspruchung und / oder einer psychischen Belastung verkrampften Muskelgruppen werden hierbei entkrampft und gelockert. Infolge der Massagestreichungen wird außerdem das Gewebe erwärmt, was den Abbau von Fetteinlagerungen fördert. Die Tätigkeit von Nieren und Darm wird angeregt, wodurch eine zusätzliche Schadstoffausscheidung unterstützt wird. Neben diesen Aspekten und einer Stärkung des Immunsystems insgesamt (vgl. Cassar 1998, S. 6) sind jedoch auch zahlreiche psychologische Auswirkungen zu konstatieren. 2.2.2.2. Psychologische Auswirkungen von Massage Eine Massage fördert das allgemeine Wohlbefinden nicht nur in körperlicher Hinsicht. Schon während der Vorbereitung dient sie der Entspannung, indem man sich die Zeit dafür nimmt, sich bequem hinsetzt oder -legt und sich „verwöhnen“ lässt. Allein durch diese Aspekte wird eine Lockerung erzielt, die Spannung lässt nach. Die Berührung der Haut, der in jeder Hinsicht entscheidende Aspekt einer Massage, beruhigt zusätzlich, ein eventuell durch Stress oder Angst beschleunigter Herzschlag verlangsamt sich, die Atmung wird tiefer, die Ausschüttung von Endorphinen wird verstärkt (vgl. Cassar 1998, S. 5-6). Physiologische und psychologische Auswirkungen der Massage greifen direkt ineinander, führen zu einer Entkrampfung von Körper und Geist und somit zum Loslassen von Alltagsstress und Anspannung und somit zur Entspannung. 2.2.3. Grundsätze zur Durchführung von Massagen Menschen jeden Alters können von den positiven Auswirkungen von Massagen profitieren. Unerlässlich ist, wie auch bei allen anderen Entspannungsverfahren, die freiwillige Teilnahme sowohl des „Massierten” als auch des „Masseurs” (vgl. Klein 1998, S. 41). Nahezu der gesamte Körper kann massiert werden, wie z.B. der Rücken, die Beine, Füße, der
9 Bauch. Eine einfache, nicht einer Therapie dienende, Entspannungsmassage ist ohne spezielle Vorkenntnisse durchführbar. Es gilt jedoch, verschiedene Grundsätze bei der Durchführung zu beachten. Die Person, die massiert werden soll, liegt (z.B. bei der meist durchgeführten Massage des Rückens) auf dem Bauch auf einer weichen, jedoch nicht zu weichen, Unterlage. Der Kopf ist zur Seite gedreht, die Hände liegen, wenn möglich, neben den Oberschenkeln, die Arme entspannt nahe am Körper. Eventuell werden der Bauch und die Fußgelenke leicht erhöht gelagert (z.B. auf einem zusammengelegten Handtuch), um einer zu starken lordotischen Haltung des Rückens entgegenzuwirken. Da der Körper durch seine Ruhestellung leicht abkühlt, sollte der Raum entsprechend temperiert sein bzw. Körperteile abgedeckt werden, da ein eventuelles Frieren der angestrebten Entspannung entgegenwirkt. Auch die massierende Person muss auf eine angenehme (rückenfreundliche) Körperhaltung achten, da sich sonst ihre Spannungen auf die zu massierende Person übertragen könnten (vgl. Cassar 1998, S. 7- 8). Die Massage beginnt, egal welche Körperregion massiert werden soll, mit einer leichten Streichung zur Einstimmung und Erwärmung, die auch einer ersten Kontaktaufnahme beider beteiligten Personen dienen soll. Die Verwendung von Ölen bzw. speziellen Massagecremes unterstützt die Geschmeidigkeit der zu massierenden Hautregionen und erleichtert somit die Massage. Mit leichtem Druck ausgeführte Massagegriffe, die meist von „Massage-Laien” angewendet werden, dienen vorrangig der Entspannung, während bei mittelstarkem und starkem Druck eine Anregung der Durchblutung im Vordergrund steht. (Bei einer Rückenmassage ist unbedingt darauf zu achten, den Bereich der Wirbelsäule und der Nierengegend auszusparen). Normalerweise wird jeder Massagestrich ca. drei- bis fünfmal ausgeführt, was jedoch im nichttherapeutischen Bereich keine zwingende Rolle spielt, um das angestrebte Ziel, das Erwirken einer Entspannung, zu erreichen. Die Dauer einer Massage richtet sich nach den Bedürfnissen der massierten Person. So kann sie von 5 Minuten bis zu einer Stunde andauern (vgl. Cassar, S. 7). Die Durchführung einer Massage ist auch für den Laien an sich unbedenklich, unter bestimmten gesundheitlichen Bedingungen ist jedoch davon abzuraten, so z.B., wenn die betreffende Person durch eine Erkältung, Migräne oder Entzündungen gesundheitlich angegriffen ist. Schmerzzustände jeder Art und Ursache, die auf Krankheiten hindeuten, offene Wunden, Hautinfektionen, Herz- und Kreislauferkrankungen sind grundsätzlich Kontraindikationen für eine vom Laien durchgeführten Massage. In diesen Fällen sollte eine Massage, wenn überhaupt, nur von ausgebildeten Fachkräften vorgenommen werden. Lediglich bei Schmerzzuständen der Muskulatur in Folge sportlicher Anstrengung ist eine Massage durchaus empfehlenswert, jedoch nur, wenn keine Muskelzerrungen oder –risse vorliegen. „Als Faustregel gilt, daß eine Massage besser unterbleiben soll, wenn Sie nicht sicher sind, ob sie wirklich ungefährlich ist.” (Cassar 1998, S. 6) 2.2.4. Massage mit Kindern 2.2.4.1. Warum Massage mit Kindern? Die Haut als größtes Sinnesorgan des Menschen spielt die entscheidende Rolle bei der Entspannung durch Massage. Die früheste Sinneserfahrung, die der Mensch macht, ist die, berührt zu werden. Wenn diese Berührung ausbleibt, verkümmert die Sensibilität unserer Haut „...und wir mit ihr...Junge Säugetiere, auch wir Menschen, sterben, wenn sie nicht berührt wird. Berührung lehrt, heilt, belebt uns.” (Kugelmann 1999, S. 26)
10 Der den Kindern seit der Geburt bekannte und direkte Körperkontakt bei einer Massage bietet sowohl den zappeligen, unruhigen als auch den ruhigen, mehr zurückhaltenden Kindern eine angenehme, wohltuende Pause und führt zur Entspannung (vgl. Aschebrock et al. 1998, S. 39). Fast alle Kinder empfinden die Berührung ihrer Haut als angenehm und beruhigend. Auch wenn das Kind dem Säuglingsalter schon entwachsen ist, greift es bei Störungen seiner Befindlichkeit, seien es Schmerzen oder psychische Probleme, von sich aus auf die ganz frühe Erfahrung von Sicherheit durch Hautkontakt zurück (vgl. Klein 1998, S. 37). Diese zumeist positiven Empfindungen des Kindes durch das Einwirken auf die Haut mittels Massage erleichtert diesem, an Spannung nachzulassen und zu entspannen, indem es sich auf die bewusst gespürten Wahrnehmungen konzentrieren kann. Bei Phantasiereisen, der Progressiven Muskelentspannung oder z.B. meditativen Verfahren ist diese unterstützende Hilfe nicht gegeben, was eine angestrebte Entspannung erschweren könnte. Kinder mit einer Überempfindlichkeit im taktilen Abwehrsystem werden zudem durch Körperkontaktübungen desensibilisiert, wodurch ihre Angst vor Körperkontakt abgebaut werden kann (vgl. Liebrich / Schubert 1994, S. 12). Auch erfährt das Kind bei einer Massage eine besondere Zuwendung einer anderen Person, welches ebenfalls bei anderen Entspannungsverfahren nicht gegeben ist. Wenn die Kinder nicht von einem Erwachsenen, z.B. einem Elternteil, sondern von einem anderen Kind massiert werden, kommt eine Intensivierung der Erfahrungen der sozial- emotionalen Ebene als positive Auswirkung hinzu. Das zu massierende Kind lernt, Körperberührungen des anderen Kindes zuzulassen (vgl. AOK / KM Nds. 1991, S. 41), diese Berührung zu genießen und dem anderen Kind hierbei zu vertrauen. Das massierende Kind lernt, Verantwortung für das Wohlbefinden des anderen Kindes zu übernehmen und sich daher der Situation angemessen zu verhalten. Es kann direkt die muskulären Spannungen am Körper anderer ertasten und erkennen. Es muss zudem seine Massagehandlungen dem Befinden des anderen Kindes anpassen, indem es dessen Gefühle und Gefühlsäußerungen bei der bzw. im Anschluss an die Massage akzeptiert und respektiert und diese in der Massage umsetzt (vgl. AOK / KM Nds. 1991, S. 41). Das Selbstwertgefühl des massierenden Kindes wird zudem gestärkt. „Kinder zeigen gern ihre Kompetenz, und es unterstützt ihr Selbstbewusstsein, einer anderen Person eine Massage zu geben: „Ich bin eine Person, die anderen guttun kann.” ” (Klein 1998, S. 40) Die Massage bietet sich somit nicht nur als Entspannungsmöglichkeit für Kinder an, sondern zugleich als Möglichkeit der Kompetenzerweiterung im sozialen Bereich. Während das zu massierende Kind eine Entspannung erfährt, stärkt das massierende Kind sein Selbstbewusstsein und Verantwortungsgefühl. Die Kinder erfahren, „dass ein sorgsames Miteinander-Umgehen die Grundlage für ein angenehmes und schönes Erlebnis ist.” (Aschebrock et al. 1998, S. 39) 2.2.4.2. Zur Umsetzung in die Praxis Schon ab dem Vorschulalter können Kinder einfache Massagetechniken lernen, und sie führen diese meist mit Begeisterung auch aneinander aus (vgl. Klein 1998, S. 40). Während eine Massage des Kopfes bei schon bei Kindern auftretenden Verspannungen im Nacken und dem Schulterbereich Linderung verschafft, ist eine leichte klopfende und knetende Massage von den Schultern bis hinunter zum Becken für den vom Sitzen belasteten Rücken angenehm (vgl. Klein 1998, S. 42). Wie auch bei allen anderen Entspannungsverfahren müssen auch bei der Massage mit Kindern bestimmte Aspekte beachtet werden. So unterstützen auch hierbei eine ruhige Atmosphäre, gedämpftes Licht und ruhige Musik die angestrebte Entspannung. Eine Massage kann nur mit der Zustimmung des zu massierenden Kindes erfolgen. Hierfür
11 ist es wichtig, dass die Kinder ihren Partner oder ihre Partnerin selbst auswählen. Denn von jemandem, den sie nicht mögen, möchten sie sich schon gar nicht berühren lassen. Die Sitz- bzw. Liegeposition hängt von der zu massierenden Körperregion ab. Am günstigsten sind, wie auch beim Erwachsenen, die Bauchlage oder das Sitzen auf einem Stuhl mit auf den verschränkten Armen liegendem Kopf. Auch Massage über nicht zu dicker Kleidung ist möglich. Den Rücken, die Hände und den Kopf lassen sich Kinder am ehesten ohne Abwehr massieren. Gesicht und Bauch benötigen mehr Erfahrung und Vertrauen, eine Massage der Füße kitzelt häufig (vgl. Klein 1998, S. 43). Die Massage sollte mit leichten und langsamen Bewegungen beginnen. Ein Zulassen des hier nun folgenden Körperkontakts wird den Kindern erleichtert, wenn die Massage in einer Spielidee verpackt ist. So können z.B. bei einer Rückenmassage auf dem Rücken „Geschichten” erzählt werden. „Das Hören der Worte und das gleichzeitige Fühlen schaffen so eine ganzheitliche Erfahrung für das Kind, sprechen viele seiner Sinne an.” (Klein 1998, S. 41). Zentral ist nicht die Durchführung spezieller Massagegriffe. Bei der Massage mit Kindern durch Kinder steht die eher oberflächliche Berührung des Körpers im Vordergrund und somit die Entspannungswirkung (vgl. Kap. 2.2.3.). Die Massage sollte keinesfalls eine Dauer von 10 bis 15 Minuten überschreiten, da sich ansonsten Ungeduld und Langeweile einstellen könnten (vgl. Klein 1998, S. 43). Grundsätzlich gilt auch hier, die Kinder darauf aufmerksam zu machen, dass die Wirbelsäule und die Nierengegend unbedingt auszusparen sind und das zu massierende Kind behutsam „behandelt“ werden muss. Wenn die Kinder schon erfahrener im Umgang mit Massagen sind, kann das einzelne Kind in bestimmten Massagespielen auch selbst über Qualität und Quantität der Berührung entscheiden. „Damit ist es nicht einer Situation ausgesetzt, sondern selbst in der Lage, seine Bedürfnisse zu erkennen und das Spiel entsprechend diesen Bedürfnissen zu steuern.” (Aschebrock et al. 1998, S. 13) Es kann vorkommen, dass einzelne Kinder die Berührung anderer ablehnen. Sie empfinden die Situation als unangenehme Überschreitung intimer Grenzen. Die Begründung könnten negative oder sogar traumatische Vorerfahrungen (insbesondere in Folge sexueller Gewalt) dieser Kinder sein, aber auch eine persönliche Abneigung gegenüber dem Massierenden oder eventuell Schwierigkeiten im Umgang mit dem anderen Geschlecht (vgl. Kugelmann 1999, S. 34). Den betreffenden Kindern muss gestattet werden, der Massage der anderen Kinder zuzuschauen. Eventuell wächst ihr Interesse, so dass sie zu einem späteren Zeitpunkt doch teilnehmen. Auch könnte bei Kindern, die den Körperkontakt ablehnen, ein Medium (z.B. ein Ball) zur Massage verwendet werden (vgl. Köckenberger / Gaiser 1996, S. 67). Es gilt insgesamt, sensibel mit der Entspannungsmethode „Massage“ umzugehen. Generell wird in der Literatur deutlich überwiegend von guten Erfahrungen berichtet: „Kinder mögen Massage” (Klein 1998, S. 36). Wenn sich mehrere Kinder in einem Raum befinden, ist nicht immer gewährleistet, dass die der Entspannung förderliche ruhige Atmosphäre gegeben ist. Doch Klein sagt dazu: „Wenn eine Massage einmal in großes Gelächter umschlägt: Lachen ist gesund, es ist gleichsam eine Massage von innen.” (Klein 1998, S. 43) 3. Zur Planung der Unterrichtseinheit 3.1 Klassensituation / Lernausgangslage Allgemeine Lehr- und Lernvoraussetzungen Seit September 1998 unterrichte ich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 1 c eigen- verantwortlich drei Stunden in der Woche im Fach Sport. Da dieser Zeitpunkt mit der
12 Einschulung der Kinder einherging, war mir die Einführung eigener, von mir ausgewählter Regeln und Rituale für die Zeit des Sportunterrichts möglich. Die Kinder (11 Mädchen, 15 Jungen) sind während der Sportstunde stets sehr motiviert und nehmen auch ihnen neue Bewegungsangebote besonders gerne an. Das „Klassenklima“ kann insgesamt als sehr harmonisch und kooperativ bezeichnet werden. Deutlich in Erscheinung tretende Differenzen zwischen Mädchen und Jungen oder „sportstärkeren“ und „sportschwächeren“ Kindern sind nicht vorhanden. Es gibt jedoch einige Kinder, die durch zeitweilig unangemessenes Verhalten auffallen und den Stundenablauf dadurch beeinträchtigen. Zwei Jungen (M., A.) fallen durch mangelnde Konzentrationsfähigkeit (vor allem bei Gesprächsphasen im Sitzkreis) auf. Ihnen gelingt es oft nicht, einen Arbeitsauftrag (z.B. Erklärung eines neuen Spiels) oder eine Reflexion durch die Kinder leise und angemessen zu verfolgen. (Dieses Verhalten lässt sich jedoch meist durch Ermahnungen meinerseits gut einschränken.) Während der Bewegungsphase sind sie jedoch höchst motiviert. Zwei weitere Jungen (M. und M.) sind oft aus schon geringem Anlass schnell gekränkt, werden dann manchmal aggressiv oder verweigern die weitere Teilnahme für einen kurzen Zeitraum. Auch diese Situationen lassen sich durch ein kurzes Gespräch mit mir meist schnell lösen. Ein stark übergewichtiger Junge (D.), dem einige sportmotorische Aufgaben nicht oder nur eingeschränkt gelingen, ist trotz seines hohen Körpergewichts motiviert dabei, wird in die Gruppe voll integriert und von den anderen Kindern nicht gehänselt (was speziell beim Sportunterricht passieren könnte). Aufgabenspezifische Lehr- und Lernvoraussetzungen Massage als Möglichkeit zur Entspannung haben die Kinder der Klasse 1 c im bisherigen Sportunterricht noch nicht kennengelernt. Phasen, die sich der Bezeichnung „Entspannungsphasen“ annähern, wurden lediglich in der Form von mir durchgeführt, dass sich die Kinder am Ende der Stunde auf einem von ihnen frei gewählten Platz niederlegen und dann von mir (zu ruhiger Musik) einzeln „entzaubert“ werden und in die Umkleide schleichen. Im Unterricht der Klassenlehrerin wurden jedoch seit der Einschulung in unregelmäßigen Abständen kleine „Phantasiereisen“ durchgeführt, während derer die Kinder im Klassenraum einzeln am Boden auf dem Rücken lagen und der von der Klassenlehrerin erzählten Geschichte „lauschten“. Im Anschluss daran wurde eine Glaskugel herumgegeben. Das Kind, welches diese in der Hand hielt, durfte von seinen Erlebnissen während der „Reise“ erzählen. Zudem wurde vereinzelt eine an die Lehre Maria Montessoris angelehnte „Stilleübung“ durchgeführt: das Tragen eines mit Flüssigkeit gefüllten und auf einem Tablett befindlichen Glases bei gleichzeitigem Gehen auf einer auf dem Boden aufgezeichneten Kreislinie. Gewisse Vorerfahrungen im Hinblick auf das Einlassen auf eine „Ruhesituation“ ist somit bei den Kindern vorhanden, wobei jedoch der bei der Massage entscheidende Aspekt der „Körperberührung“ bei den bisherigen Situationen fehlte und für die Kinder eine ganz neue Situation darstellt. Generell ist zu erwarten, dass die Kinder Übungen der Thematik „Massage“ motiviert annehmen werden. Fast alle Kinder dieser Altersstufe sind Berührungen ihres Körpers (vor allem durch die Eltern) gewöhnt und genießen diese (vgl. auch Kap. 2.2.4.1.). Zudem sind sie schon in diesem Alter in der Lage, einfache Massagegriffe bei einem Partner auszuführen. Auch meine eigenen Erfahrungen und Aussagen der Fachliteratur lassen insgesamt ein Gelingen bei dieser Form der Entspannung vermuten. Da es bei dem durchzuführenden Thema „Massage“ um „Körperlichkeit“ und „Angefasstwerden“ geht, könnte dieser Umstand dem zuvor erwähnten stark übergewichtigen
13 Dennis H. eventuell Probleme bereiten. Seine uneingeschränkte Integration in die Gruppe (s.o.) lässt die Wahrscheinlichkeit des Auftauchens derartiger Schwierigkeiten jedoch gering erscheinen. Da das soziale „Klima“ in der Klasse 1 c als sehr gut bezeichnet werden kann, sind auch keine Probleme bei der für die Massage nötigen Partnerfindung zu erwarten. Lediglich das „Aushalten“ einer „Stille-Situation“ könnte (vor allem) den zuvor erwähnten vier Jungen schwer fallen. Wie sie sich während der Massage verhalten werden, bleibt abzuwarten. Und ob sich eventuell ein oder auch mehrere Kinder dieser Situation in einer oder mehreren Stunden der Einheit entziehen werden, wird sich ebenfalls erst bei der Durchführung zeigen. 3.2. Didaktische Vorüberlegungen und Entscheidungen Die Fähigkeit zu entspannen ist eine wichtige Strategie, um in jedem Lebensalter mit den Stresssituationen des Alltags angemessen umgehen zu können. Obwohl Kinder im Grundschulalter häufig noch von sich aus bei Bedarf Situationen zum Ausruhen und Sich- Zurückziehen aufsuchen, geht diese Fähigkeit mit zunehmendem Alter und einhergehendem verplanten Alltag meist immer mehr verloren. Es gilt, auch schon Kindern das Aufsuchen von Ruhesituationen als ganz natürliche und für das menschliche „Gleichgewicht“ wichtige Vorgehensweise zu verdeutlichen. Grundsätzlich halte ich es deshalb für wichtig, mit Kindern schon möglichst früh mit einer Hinführung zu Entspannungsübungen zu beginnen. Gerade die Grundschule, die alle Kinder (!) erreicht (im Gegensatz z.B. zu Vereinsgruppen), hat die Chance, diese an die Entspannungsthematik heranzuführen. Da heute auch schon viele Kindergärten Entspannungsübungen anbieten und durchführen, kann die Schule an diese Vorerfahrungen anknüpfen und sie ausbauen. Für die Kinder der Klasse 1 c sehe ich hinsichtlich der Ein- und Durchführung von Entspannungsübungen besonders günstige Voraussetzungen. Die von der Klassenlehrerin mit den Kindern bereits durchgeführten Phantasiereisen und Stilleübungen bilden hierbei einen günstigen Anknüpfungspunkt, da den Kindern die Voraussetzung für eine Entspannungssituation, das Einlassen auf eine Ruhesituation, schon bekannt ist, was ein Gelingen von Entspannungsphasen sicherlich begünstigen wird. Da die Kinder der Klasse 1 c neuen (Bewegungs-) Angeboten meiner Erfahrung nach stets offen und interessiert gegenüberstehen und das Sozialverhalten insgesamt ausgesprochen gut ist, sehe ich die Möglichkeit, den Kindern die mit der für sie neuen Entspannungsform Massage einhergehenden angenehmen Empfindungen vermitteln zu können. Für die Entspannungsmethode „Massage“ habe ich mich aus verschiedenen Gründen entschieden. Zunächst habe ich selbst durchweg sehr positive Erfahrungen sammeln können (sowohl in Bezug auf mich selbst als auch auf zahlreiche Kinder- und Erwachsenensportgruppen). Die für diese Entspannungsform nötige Berührung des Körpers unterstützt den Entspannungsprozess (fast immer) hilfreich. Meditative Verfahren erfordern hingegen eine gute Konzentrationsfähigkeit und können durch die Erzeugung „innerer Bilder und Phantasien“ und ein Lenken des Bewusstseins auf die eigentlich unbewussten Körperfunktionen Beklemmungen und Ängste erzeugen (vgl. Kap. 2.1.3.2.). Die Körperberührung bei „Massagen“ wirkt vor allem bei sehr unruhigen Kindern meist sehr beruhigend und unterstützt somit den angestrebten Entspannungsprozess. Gerade auch den in Kap. 3.1. erwähnten Kindern wird diese Tatsache sicherlich entgegenkommen. Die spielerische Einführung der Entspannung ist bei der „Massage“ in besonderem Maße möglich. Zahlreiche „spielerische“ Formen von Taktilspielen / Massagen sind möglich, was
14 für die Aufrechterhaltung der Motivation, vor allem bei den unruhigeren Kindern, denen es schwerfällt, sich zu konzentrieren (z.B. A., M.), entscheidend ist. Der soziale Aspekt der Körperberührung ist ein weiterer zentraler Schwerpunkt, der mich dazu bewogen hat, mit der Klasse „Massagen“ ein- und durchzuführen. Von einem anderen Kind massiert zu werden, bedeutet, diesem Kind zu vertrauen, sich im wahrsten Sinne des Wortes „in dessen Hände zu geben“. Ein anderes Kind zu massieren bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, dem anderen Kind nicht weh zu tun, sondern im Gegenteil dieses zu verwöhnen. Dieser Aufbau sowohl von „Vertrauens-“ als auch „Verantwortungsgefühl“ gegenüber bzw. für andere Menschen sollte meiner Meinung ein wichtiges Anliegen des Schulunterrichts insgesamt sein. In der Klasse 1 c gibt es einige Jungen, die gelegentlich durch unvorsichtiges Verhalten anderen Kindern gegenüber auffallen. So ist M. z.B. bei Fangspielen meist nur darauf bedacht, selbst nicht gefangen zu werden. Wer ihm dabei im Weg steht, wird „angerempelt“. M. neigt dazu, ein anderes Kind zum Teil tätlich anzugreifen, wenn er sich von diesem ungerecht behandelt fühlt. Zudem hat D. das Problem (laut Klassenlehrerin nicht nur im Sportunterricht), dass er häufig andere Kinder (meist unbeabsichtigt) „anrempelt“, wobei diese sich bedingt durch seine Größe und sein hohes Körpergewicht zum Teil sehr weh tun. Gerade für diese Kinder könnte die Massage eine Möglichkeit darstellen, sich in ein anderes Kind (oder einen anderen Menschen überhaupt) hineinzuversetzen, diesem nicht wehzutun, sondern angemessen mit diesem umzugehen. Alle übrigen Kinder der Klasse 1 c, die in diesem Bereich keine Probleme haben (vor allem die eher ruhigen Mädchen), werden meinen Vermutungen nach dieses „Berührtwerden“ und „Berühren“ in besonderem Maße genießen und somit sicherlich eine günstige Einstellung gegenüber Massagen / Entspannung aufbauen. Obwohl der Bereich „Entspannung“ in den Rahmenrichtlinien des Faches Sport für die Grundschule nicht vertreten ist, sehen die Bestimmungen für den Schulsport eine Behandlung / Durchführung dieser Thematik vor (vgl. Kap. 2.1.3.4.). Obwohl keine sportmotorischen Fähigkeiten / Fertigkeiten benötigt und trainiert werden, gehören für mich Entspannungsphasen unbedingt zum Sportunterricht und Sporttreiben insgesamt hinzu. Es geht hierbei nicht nur um wichtige Themen wie „Körperlichkeit“ oder „Körperwahrnehmung“. Zu allen Sportarten gehört auch ein Entspannen des Körpers / der Muskulatur. Während im Freizeit- und Leistungssport Entspannungsphasen meist fester Bestandteil des Trainings sind, werden sie im schulischen Sportunterricht (meinen eigenen Erfahrungen als Schülerin nach) zu Unrecht stark vernachlässigt. Die Kinder der Klasse 1 c sollen in der von mir geplanten Unterrichtseinheit erste Erfahrungen mit der Entspannungsform „Massage“ sammeln. Neben dem ersten Erspüren der angenehmen Auswirkungen von Massage am eigenen Körper sollen die Kinder Einsichten in die wichtigsten „Massageregeln“ (z.B. Wirbelsäule und Nierengegend aussparen) erlangen, womit sie befähigt werden, eine einfache Massage bei einem anderen Kind oder auch Erwachsenen auszuführen. Es geht mir insgesamt jedoch nicht vorrangig um die Vermittlung von Kenntnissen, sondern um die Erzeugung einer positiven, offenen Einstellung gegenüber der Entspannungsthematik insgesamt. Die Kinder sollen am Ende der Einheit nicht eine komplette, therapeutisch korrekte Massage durchführen und z.B. Namen und Technik verschiedenster Massagegriffe nennen und ausführen können. Wichtig ist mir, den Kindern aufzuzeigen und sie spüren zu lassen, wie angenehm sich eine Entspannungsphase auf ihr Wohlbefinden auswirkt. Es handelt sich bei dieser Einheit jedoch nur um eine Einführung in einen Teil der Entspannung. Es bleibt zu hoffen, dass im nachfolgenden Sportunterricht und auch von der Klassenlehrerin weiterhin Entspannungsphasen im Schulalltag integriert werden.
15 So würde die Chance bestehen, Entspannung zur Selbstverständlichkeit für die Kinder (auch im späteren Erwachsenenalter) werden zu lassen, einem Bedürfnis, dem der Mensch in Stresssituationen nachgeben muss, um das natürliche Gleichgewicht und damit letztendlich die Gesundheit aufrechtzuerhalten bzw. zu schützen. 3.3. Lehr- und Lernziele Groblernziel Die Schülerinnen und Schüler sollen die positiven Auswirkungen von Entspannung - in besonderem Maße von Massagen - erfahren und eine einfache Massage bei einer Partnerin / einem Partner durchführen können. Feinlernziele • Die Kinder sollen die wichtigsten Regeln für die Durchführung einer Massage kennenlernen, indem sie zunächst unter Anweisung, später nach Besprechung dieser Regeln selbstständig ein anderes Kind massieren. • Die Kinder sollen sich im verantwortungsvollen Umgang mit anderen Menschen üben, indem sie bei der Massage eines anderen Kindes diesem nicht wehtun (Kräftedosierung!), sondern angemessen und rücksichtsvoll mit ihm umgehen. • Die Kinder sollen eventuell vorhandene Berührungsängste zunehmend abbauen und das Vermögen des Aufbaus von Vertrauen verbessern, indem sie sich von einem anderen Kind berühren / massieren lassen. • Die Kinder sollen ihre sozialen Kompetenzen weiterentwickeln, indem sie die Ruhesituationen und somit das „Entspannungsbemühen“ der gesamten Großgruppe nicht durch unangemessenes Verhalten (vor allem akustischer Art) stören. • Die Kinder sollen die wohltuenden Auswirkungen von Massagen (vor allem in Anschluss an körperliche Belastungen) erfahren, indem sie sich nach vorherigen Phasen hoher körperlicher Aktivität auf Massagen einlassen. • Die Eigenständigkeit der Kinder und ihr Verantwortungsgefühl für ihren eigenen Körper sollen gefördert werden, indem die Kinder in der Einheit in zunehmendem Maße die Art und Weise und den Zeitpunkt der Massage frei wählen können. • Die Kinder sollen motiviert werden, auch über den Sportunterricht hinaus Entspannungssituationen aufzusuchen / Massagen durchzuführen, indem sie einen Massageball selbst herstellen, diesen mit nach Hause nehmen und somit auch dort Massagen durchführen können. 3.4. Methodische Vorüberlegungen und Entscheidungen Die Stunden der Einheit finden jeweils freitags statt (bis auf die sechste, s. S. 26), also in jeder dritten Sportstunde, da der Klasse nur an diesem Tag die gesamte Turnhalle zur Verfügung steht. In den übrigen Stunden wird die Turnhalle von zwei Klassen gleichzeitig genutzt (durch Trennvorhang unterteilt). Die hierdurch meist doch recht laute Geräuschkulisse würde ein Entspannen erschweren. Zudem halte ich einen Abstand von einer Woche für durchaus sinnvoll, da die Bewegungszeit ja durch die eingeplante Entspannungszeit eingeschränkt wird, was bei zu häufiger Durchführung zu Unmut bei den Kindern führen könnte. Ich habe mich dafür entschieden, die Entspannungsphase jeweils am Ende einer Stunde durchzuführen, da der Bewegungsdrang der Kinder zunächst sehr groß ist und befriedigt werden muss und die Kinder im Anschluss an Bewegungsaktivitäten die Ruhesituation mehr
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