Medizin und - Medizinische Hochschule Hannover
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Newsletter aus dem Gleichstellungsbüro Medizin und Geschlecht 10 | 2020 Aktuelles rund um geschlechtersensible Medizin: • Forschungsergebnisse • Ausschreibungen • Veranstaltungen • Literaturempfehlungen 1 2 3 4 Umfrage zum psy- 5. Männergesund Osteoporose = Corona und Geburt chischen Befinden heitskonferenz „Frauenkrankheit“? >> S.5 und Erleben von >> S.3 >> S.3 unterschiedlichen Formen von Gewalt >> S.2 | Impressum Herausgeberin: Die Gleichstellungsbeauftragte Nadine Pasel Redaktion: Luzie Klüter | Layout: Dr. Maria Neumann Tel.: 0511 532-6521 | MedizinundGeschlecht@mh-hannover.de | www.mhh.de/gleichstellung
Medizin und 10 | 2020 • 2 Geschlecht bal, körperlich, sexualisiert) in den vergangenen vier Liebe Leser_innen, Wochen erfahren zu haben und auch, dass sie zu- im Folgenden stellen wir Ihnen Ausschreibungen, genommen hat. Nach der ersten Auswertung, erfolgt Veranstaltungen, Forschungsergebnisse und an- nun die zweite Welle der Erhebung, um die Langzeit- deres rund um „Medizin und Geschlecht“ vor. effekte durch die Corona-Pandemie auf die seelische Lassen Sie uns wissen, wenn Sie Ihrerseits auf In- Gesundheit der Bevölkerung zu untersuchen. Bisher teressantes zu diesem Themenfeld aufmerksam nahmen 3.545 Freiwillige an der Studie teil, wovon geworden sind oder wenn Sie selbst in diesem 83 Prozent Frauen und 15,2 Prozent Männer sind. Bereich forschen. Ihre Informationen geben wir Falls Sie Interesse haben an der Studie teilzuneh- gerne in einem späteren Newsletter weiter. Die men, können Sie dies unter folgendem Link: https:// bibliographischen Angaben zu den vorgestellten ww2.unipark.de/uc/MHH_Umfrage_COVID-19/ [1]. Beiträgen finden Sie übrigens in der Randspalte. Seit dem 1. August 2020 besetzt Professorin MG In einer aktuellen Studie testeten Wissen- Dr. med. Dr. phil. Sabine Salloch im Rahmen schaftler_innen der MHH die Hypothese, ob ein des Professorinnenprogramms III die W3-Profes- sechsmonatiges individualisiertes Ausdauertraining, sur für Geschichte, Ethik und Philosophie das teilweise am Arbeitsplatz absolviert wird, die der Medizin der MHH. Damit tritt sie nach lan- Arbeitsfähigkeit von Frauen im Alter von 45- ger Vakanz die Nachfolge von Professorin Brigitte 65 Jahren verbessert. Dafür wurden 265 Frauen aus Lohff an, die bereits 2013 emeritiert wurde. Da es verschiedenen Berufsgruppen (medizinisches und sich hier um die erste Regelprofessur handelt, die technisches Personal, Verwaltung, Krankenpflege, im Rahmen des Professorinnenprogramms an der Ärztin/Wissenschaftlerin) in eine Trainings- und eine MHH besetzt wird, werden mit dieser Berufung Kontrollgruppe eingeteilt, um 210 Minuten Ausdau- auch zum ersten Mal Mittel für gezielte Gleichstel- ertraining pro Woche zu absolvieren. Nach sechs Mo- lungsmaßnahmen frei. Die MHH hat sich verpflich- naten hatten sich in der Trainingsgruppe sowohl die tet, diese Mittel u.a. für eine Koordinationsstelle kardiorespiratorische Fitness, das Körpergewicht als im Kompetenzzentrum für geschlechtersen- auch der Fettanteil verbessert. Die Hypothese, dass sible Medizin sowie für ein neu zu schaffendes das Training am Arbeitsort und während der Arbeits- Mentoring Programm für Wissenschaftlerinnen in zeiten, die Arbeitsfähigkeit von Frauen (zw. 45 und 65 einem frühen Karrierestadium (IPM Junior) zu ver- Jahren) verbessert, wurde also bestätigt. Weibliche wenden. In diesem Rahmen wird das Kompetenz- Angestellte mit niedriger Basisarbeitsfähigkeit schei- zentrum für geschlechtersensible Medizin nun nen von der Intervention besonders zu profitieren. nicht mehr an dem Gleichstellungsbüro angebun- Außerdem zeigte sich, dass eine beaufsichtigte kör- den sein, sondern an dem Institut für Geschichte, perliche Übungsintervention während der Arbeitszeit Ethik und Philosophie der Medizin. Eine enge Zu- erfolgreicher ist als in der Freizeit zu Hause. Mit zu- sammenarbeit mit Professorin Salloch und der Ko- nehmender Alterung der Erwerbsbevölkerung ist der ordinationsstelle wird selbstverständlich erfolgen. Erhalt der Arbeitsfähigkeit von besonderem Interesse, die betriebliche Gesundheitsförderung, bzw. Prä- ventionsangebote sind also besonders wichtig. Ute Latza, Leiterin der Bundesanstalt für Arbeitsschutz MG Wissenschaftler_innen des Zentrums für und Arbeitsmedizin (BAuA), betont die Wichtigkeit Seelische Gesundheit der MHH haben eine der Forschung zu Fragen des gendergerech- Umfrage zum psychischen Befinden, Stresserleben, ten Zugangs und der Inanspruchnahme von Bewältigungsmechanismen und das Erleben von Präventionsangeboten. So konzentrierten sich unterschiedlichen Formen von Gewalt initiiert. Seit die durch Krankenkassen geförderten Maßnahmen dem Auftreten der Corona-Pandemie gibt es einen der Betrieblichen Gesundheitsförderung anfänglich deutlichen Anstieg von Stress, Angst, depressiven vor allem auf das verarbeitende Gewerbe, in dem Symptomen, Schlafproblemen, Reizbarkeit und Ag- es einen vergleichsweise hohen Männeranteil gibt. gression. Auffällig ist insbesondere, dass 5 Prozent In einer Erwerbstätigenbefragung des BAuA geben der Teilnehmenden angaben, häusliche Gewalt (ver- Frauen seltener als Männer an, Maßnahmen der be-
Medizin und 10 | 2020 • 3 Geschlecht trieblichen Gesundheitsförderung angeboten zu be- tiert, 2012 waren es 1,27 Milliarden Euro. Innerhalb kommen. Wenn Frauen Angebote gemacht wurden, von 5 Jahren sind die Ausgaben für Präventions- nehmen sie diese jedoch eher an als ihre männlichen leistungen über 40 Prozent gestiegen, wodurch sich Kollegen. Im Austausch mit andern Arbeitsgruppen eine wachsende Bedeutung von Präventions- und entwickelte Latza eine Gender-Bias-Checkliste, die Gesundheitsförderung zeigt. Handlungsbedarf gebe potenzielle Verzerrungseffekte aufgrund von Sex-/ es etwa bei den psychischen Belastungen und im Gender-Aspekten in arbeitsepidemiologischen Stu- Hinblick auf Bewegungsmangel, da rund die Hälfte dien bewertet. Entsprechende Bestrebungen gibt es der Erwerbstätigen inzwischen im Büro arbeitet [4]. nun auch in der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Bedarf an geschlechtersensibler Forschung besteht MG Osteoporose gilt oft noch immer als eine Art aber zum Beispiel auch bei der arbeitsmedizinischen „Frauenkrankheit“, doch dies kann zu einem dia- Vorsorge, beim betrieblichen Eingliederungsmanage- gnostischen Defizit bei Männern führen. Dirk ment und auch bei Kompensationsleistungen [2]. Keiner geht davon aus, dass etwa jeder fünfte Mann im höheren Lebensalter an Osteoporose erkrankt. MG • Im Januar 2020 fand die 5. Männergesund- Betroffen ist jede dritte Frau, allerdings meistens im heitskonferenz der Bundeszentrale für gesundheit- jüngeren Alter. Es gibt eine primäre Osteoporose, die liche Aufklärung (BZgA) und des Bundesministeriums durch Hormonmangel und den Alterungsprozess be- für Gesundheit (BMG) statt. Thema war die Gesund- dingt ist. Eine sekundäre ist bedingt durch Medikation heit und das Wohlbefinden von Männern im und chronische Erkrankungen und tritt häufiger bei digitalen Zeitalter. Unter anderem wurde der Männern auf. Da bei Männern mit einer Fraktur sel- Frage nachgegangen, wie Männer für Gesundheits- tener als bei Frauen der Ursache, zum Beispiel durch themen durch digitale Angebote und Medien sensibi- eine Knochendichtemessung, nachgegangen wird, lisiert werden können. Die Vermittlung von Gesund- entsteht ein diagnostisches Defizit. Dies hat zur Fol- heitsinformationen durch neue Medien und die so ge, dass eine u. U. notwendige Osteoporosetherapie entstehenden neuen Handlungsoptionen wurden mit unterbleibt. Die Studienlage dazu ist sehr rar. Keiner Interessierten und Expert_innen auf der Konferenz betont, dass im Rahmen der personalisierten Therapie diskutiert. In einem Parcours konnten die Teilnehmen- die geschlechterspezifischen Aspekte bei einer chro- den konkrete Entwicklungen aus der Praxis erkunden nischen Erkrankung wie der Osteoporose unbedingt und direkt mit den Anbieter_innen Kontakt aufneh- zu beachten sind. Das trifft auf die Behandlung ge- men. Vorgestellt wurden unter anderem die Chat-Be- nauso zu wie auf die pharmazeutische Betreuung [5]. ratung für schwule Männer (Gay Health Chat), spiele- rische Ansätze zur Männergesundheit (Gamifikation) MG In früheren Newslettern haben wir schon mehr- oder auch eine App zum Erkennen von Depressionen. fach über Geschlechtsunterschiede beim Diabetes Auf der Webseite des Männergesundheitsportals informiert. Eine Studie aus Ontario (Kanada) hat nun finden Sie weitere Informationen (Abstracts, Pow- Erkenntnisse über eine Verbindung zwischen lan- erPoint-Präsentation und Graphic Recordings) [3]. gen Arbeitszeiten und Diabetes hervorgebracht. Die bisherigen Ergebnisse zeigen ein erhöhtes Risi- MG Die Nationale Präventionskonferenz (NPK) ko bei Frauen an Diabetes zu erkranken, wenn sie hat 2019 den alle vier Jahre erscheinenden Präven- 45 Stunden pro Woche oder mehr arbeiten. Dieser tionsbericht vorgelegt. Er beschreibt die Leistungen, Zusammenhang konnte für Männer nicht gefunden die die an der NPK beteiligten Institutionen, dar- werden. Die Autor_innen des Artikels empfehlen für unter Bund, Länder und Kommunen zur Prävention eine gute Diabetesprävention eine regelmäßige Ar- und Gesundheitsförderung in Deutschland erbringen. beitszeit zwischen 35 und 40 Stunden pro Woche [6]. Zudem bietet er konkrete Empfehlungen für die Wei- terentwicklung von Präventionen. Der Bericht ent- MG Eine britische Untersuchung beschäftigt sich hält erstmals konkrete Zahlen zu den Ausgaben für mit dem Krebsverlauf. Die Zeit von den ersten Gesundheitsförderung und Prävention. So haben die symptomatischen Erscheinungen bis zur Krebsdiag- an der NPK beteiligten Institutionen 2017 über 1,8 nose (diagnostisches Intervall) ist ein wichtiger und Milliarden Euro in entsprechende Leistungen inves- sich verändernder Teil des Krebsverlaufes und kann
Medizin und 10 | 2020 • 4 Geschlecht durch verschiedene Faktoren wie Alter, Geschlecht beitragen, die biologischen Basismechanismen aufzu- und Art der Symptome beeinflusst werden. Ziel die- klären, die das Tumorrisiko – und seine Geschlechts- ser Studie war die Quantifizierung der Beziehungen spezifität – bewirken. Außerdem kann die Translation des diagnostischen Intervalls zu diesen Variablen der Ergebnisse aus Tierversuchen ein Ansatzpunkt für bei 15 Krebsarten. Die Wissenschaftler_innen fan- eine wirkungsvolle geschlechtsspezifische Prävention den alters- und geschlechtsspezifische Unter- und/oder therapeutische Intervention für Tumorer- schiede in der Zeit bis zur Diagnose bei eini- krankungen liefern. Die Analyse der Faktoren, die das gen, aber nicht bei allen untersuchten Krebsarten. geschlechtsspezifische Tumorrisiko determinieren, ist Mit steigendem Alter ändert sich das diagnostische eine unabdingbare Voraussetzung für geschlechter- Intervall bei Blasen-, Nieren-, Lungen- und Dickdarm- getrennte Tumorpräventionsstrategien und für eine krebs. Bei Frauen ändert es sich bei Blasen-, Dick- im wahren Sinne personalisierte Tumormedizin [8]. darm-, Magen-, Lungen- und Lymphknotenkrebs. Auch wenn es weitere Forschung benötigt, können MG In einer großen biologischen Studie, die u. a. die diese geschlechts- und altersspezifischen Ergebnis- Wichtigkeit vom biologischen Geschlecht erforscht, se bereits jetzt in die Entwicklung und Bewertung entdeckten die Wissenschaftler_innen einen großen von Maßnahmen einfließen, um eine rechtzeitige Anteil von den untersuchten Säugetiermerkmalen Diagnose und verbesserte Krebstherapien für alle in den Versuchsmäusen, der vom biologischen Ge- Alters- und Geschlechtsgruppen zu erreichen [7]. schlecht beeinflusst ist. Sie fanden heraus, dass das Geschlecht oft eine signifikante Quelle von Variatio- MG Weltweit gehören Krebserkrankungen zu nen und ein Modifikator der Behandlungseffekte ist. den häufigsten Todesursachen. Dabei ist zu beob- Die Autor_innen betonen in einem weiteren Artikel achten, dass circa 20 % mehr Männer als Frauen die Wichtigkeit der Einbeziehung von Frauen an Krebs erkranken. Das geschlechtsspezifische in die biomedizinische Forschung. Sie bieten unterschiedliche Tumorrisiko hat sowohl soziokultu- auch eine Lösung für die Änderung der gegenwär- relle als auch genetisch bedingte Gründe. Dem sozio- tigen Standardpraxis der geschlechtsspezifischen kulturellen Geschlecht (Gender) zugehörige Faktoren Verzerrung in der präklinischen Forschung an. Sie sind zum Beispiel der Lebensstil, wie Essensverhalten, schlagen vor, die Theorie des organisatorischen Wan- Alkohol- und Tabakkonsum, der Beruf und auch die dels als ein Instrument zu nutzen, um Strategien zu Inanspruchnahme von Krankheitspräventionsmaß- entwickeln, die auf individueller und Institutsebene nahmen. So kann bezüglich des Übergewichts fest- benötigt werden, um den Status Quo zu ändern und gehalten werden, dass es als erhöhtes Risiko gegen- ein wissenschaftliches Umfeld zu schaffen, das auto- über verschiedenen Krebsarten gilt. So waren 2017 matisch geschlechtssensible Ansätze umsetzt [9]. in Deutschland rund 52,7 Prozent der Erwachsenen- bevölkerung übergewichtig, wobei Männer mit einer MG Auch die DFG hat in ihrer Stellungnahme vom Übergewichts- und Adipositasrate von 62,1 bzw. 23.4.2020 die Wichtigkeit der Geschlechter- und 18,1 Prozent deutlich häufiger betroffen waren als Vielfältigkeitsdimension in der Planung und Frauen (43,1 bzw. 14,6 Prozent). So betreffen rein Durchführung von Forschungsprojekten be- zahlenmäßig die mit Übergewicht/Adipositas assozi- tont und zwar unabhängig von der Disziplin. Mit der ierten Karzinome (Speiseröhre, Dick- und Enddarm, Einbeziehung dieser Perspektiven in die Entwicklung Niere) häufiger Männer als Frauen. Weiterhin führt von Forschungsfragen, der Hypothesen- und Theorie- Alkoholkonsum zu circa 10.000 zusätzlichen Krebs- bildung gewinnen Forschungsergebnisse an wissen- fällen wovon 3,4 Prozent auf Männer und 0,7 Prozent schaftlicher Qualität und werden damit ein wichtiger auf Frauen entfallen. Hinzukommen noch genetische Bestandteil der Vorbereitungen eines Forschungsvor- Faktoren. X-chromosomale Gene können bei Frauen habens. Die Reflektion der Bedeutung von Geschlecht doppelt so aktiv sein wie bei Männern, die zusätzlich und Vielfältigkeit für die Forschung ist nun auch Teil Y-chromosomale Gene aufweisen. Durch hormonelle der DFG „Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaft- Einflüsse unterscheidet sich die Aktivität der Gene auf licher Praxis“ (2019) [10]. den Autosomen bei Männern und Frauen. Genom- weite Assoziationsanalysen sollen langfristig dazu
Medizin und 10 | 2020 • 5 Geschlecht MG In ihrem Artikel beschreiben Gogos et al. die MG Aufgrund der aktuellen Corona-Situation und geschlechtsspezifischen Unterschiede in Be- die damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen zug auf Prävalenz, Ausbruch, Symptomprofile kann es je nach Krankenhaus sein, dass Schwangere und Krankheitsausgang, die sich bei drei psych- teilweise alleine bei der Geburt sind. Doch Begleit- iatrischen Störungen zeigen: Schizophrenie, bi- personen sind wichtig, um die Frau bei der Geburt und polare Störung (BD) und posttraumatische in den folgenden Tagen zu unterstützen. Ängste von Belastungsstörung (PTSD). Auf der Grundlage Schwangeren, die von Fachleuten zunehmend beob- ihrer Erkenntnisse scheint die Variation der weib- achtet werden, werden durch diese kompensiert und lichen Hormone bei Schizophrenie, BD und PTSD eine mögliche Isolation überwunden. Alleingeburten zu ähnlichen Symptomprofilen zu führen. Eine Er- können unter Umständen pathologische, interven- klärung dieser Geschlechtsunterschiede sind Gona- tionsreiche und mitunter traumatisierende Verläufe denhormone. In dem Artikel werden die klinischen begünstigen. Besonders gefährdet sind psychisch Belege für eine Dysregulation von Östradiol und vorbelastete Frauen mit Ängsten, Traumatisierungen Progesteron bei Frauen mit diesen psychiatrischen und Depressionen. Auch im Wochenbett könnten ab- Störungen ausführlich beschrieben und der Schluss geschlossene Familienzimmer möglich gemacht wer- gezogen, dass niedrige Östradiolspiegel das Ri- den. Wenn Kliniken Partner_innen den Zutritt verwei- siko der Krankheitsentwicklung erhöhen und die gern, sollten sich Familien Unterstützung und Hilfe bei Schwere der Symptome verschlimmern können. ihrer_ihrem Frauenärzt_in oder Hebamme holen [13]. Darüber hinaus fordern die Autor_innen, Forscher_ innen und Kliniker_innen dazu auf, zumindest an- MG Das QueerNetzwerk der Charité hat ge- zuerkennen, dass es geschlechtsspezifische Unter- meinsam mit dem Bundesverband Trans* e.V. schiede gibt. Geschlechtsunterschiede wurden bei ein Erklärvideo produziert, welches für einen inter*- vielen Krankheiten beobachtet, von psychiatrischen und trans*-freundlichen Umgang in der Medi- Störungen bis hin zu Demenz und Stoffwechsel- zin sensibilisieren soll. Das Video ist unter folgendem störungen, was die Notwendigkeit unterstreicht, Link sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch verfüg- das Geschlecht in allen Bereichen der präklinischen bar: 10.17169/refubium-27253. In diesem Rahmen Forschung zu berücksichtigen. Daher sollten zu- möchten wir Ihnen auch den Erklärfilm der FU Berlin künftige Studien in Bezug auf das Geschlecht aus- zu gender- und diversitätsbewusste Lehre vor- gewogen sein, und in der Klinik müssen Frauen stellen. In dem Video wird u. a. gezeigt warum gen- möglicherweise vor Beginn der Behandlung nach der- und diversitätsbewusste Hochschullehre wichtig ihrem Hormonstatus eingruppiert werden [11]. ist und was es für unterschiedliche Ansatzpunkte für gute Lehre gibt. Schauen Sie doch mal dort vorbei, MG Wissenschaftler_innen konnten ein Tiermodell vielleicht finden Sie neue Ideen für Ihre Lehre [14]! für die genetische Dissektion der multiplen Zysten- bildung aufstellen. Es ist ihnen gelungen drei Quan- titative Trait Loci zu identifiziert, die mit der kutanen Haben Sie schon gewusst, dass… Zystenbildung assoziiert sind, darunter auch der Ho- molog eines menschlichen Locus (TRICY1). Sie haben …die Deutsche Gesellschaft für Geschlechtsspezi- unter anderem eine Studie über die genetische Archi- fische Medizin e.V. die Weiterbildung als Gen- tektur der geschlechtsabhängigen Schilddrü- dermediziner*in anbietet? Es gibt einen prakti- senkrebsentwicklung durchgeführt. Von den 142 schen und einen theoretischen Teil der Fortbildung. männlichen und 140 weiblichen Ratten wiesen 117 Weitere Informationen finden Sie auf folgender (82%) bzw. 63 (45%) kutane Zysten auf. Darüber hi- Webeseite: https://www.dgesgm.de/aus-weiter- naus neigten männliche Ratten dazu, mehr kutane bildungen.html. Zysten pro Tier zu entwickeln als weibliche Ratten. Zukünftige Studien dieses Modells und Korrelationen mit menschlichen Daten werden wahrscheinlich die Gene identifizieren, die für die Bildung von Haut- zysten prädisponieren und daran beteiligt sind [12].
Medizin und 10 | 2020 • 6 Geschlecht Quellen: of how to change the status quo. British Jour- nal of Pharmacology. DOI: 10.1111/bph.14539. 1. h t t p s : / / w w w. m h h . d e / k l i n i ke n - u n d - s p e - z i a l z e n t r e n / k l i n i k - f u e r- p s y c h i a t r i e - s o - 10. https://www.dfg.de/download/pdf/foerde- zialpsychiatrie-und-psychotherapie/ rung/grundlagen_dfg_foerderung/vielfa- blog/buehne-ankuendigungen#c22295 eltigkeitsdimensionen/stellungnahme.pdf. 2. Stenner, H.T., Eigendorf, J., Kerling, A. et al. (2020): 11. Gogos, Andrea/Ney, Luke/Seymour, Natasha/ Effects of six month personalized endurance trai- Van Rheenen, Tamsyn E./Felmingham, Kim L. ning on work ability in middle-aged sedentary wo- (2019): Sex differences in schizophrenia, bipolar men: a secondary analysis of a randomized con- disorder, and post‐traumatic stress disorder: trolled trial. Journal of Occupational Medicine and Are gonadal hormones the link? British Jour- Toxicology. DOI: 10.1186/s12995-020-00261-4 nal of Pharmacology. DOI: 10.1111/bph.14584. sowie https://gendermed.info/Prof-Ute-Latza- Nichts-spricht-gegen-die-Frau.2254.0.2.html. 12. Cosgarea, Ioana/Koelsch, Bernd/Fischer, Chris- tine/Griewank, Klaus G./van den Berg, Linda/ 3. https://www.maennergesundheitsportal.de/ver- Kutritz, Anja/Schadendorf, Dirk/Kindler-Röhr- anstaltungen/5-maennergesundheitskonferenz/. born, Andrea. DOI: 10.1016/j.jid.2019.03.1154. 4. https://www.gkv-spitzenverband.de/media/ 13. https://www.arbeitskreis-frauengesund - dokumente/krankenversicherung_1/praeven- heit.de/2020/04/01/bei-geburten-sind- tion__selbsthilfe__beratung/praevention/prae- auch-in-der-corona-krise-die-partner-ge- vention_npk/praeventionsbericht_1/NPK-Pra- f r a g t - p r e s s e i n f o r m a t i o n - d e r- d g p f g / . ventionsbericht_2019_WEB_barrierefrei.pdf 14. ttps://www.genderdiversitylehre.fu-berlin.de/ 5. https://gendermed.info/Dr-Dirk-Keiner-M- toolbox/1-Starterkit/1-Erklaerfilm/index.html. nnliche-Osteoporose-ndash.2257.0.2.html. 6. Gilbert-Ouimet, Mahée/Huiting, Ma/Glazier, Rick TEDx Talk: et al. (2018): Adverse effect of long work hours on incident diabetes in 7065 Ontario workers fol- Gender and Sex Conscious Medicine: lowed for 12 years. BMJ Open Diabetes Research www.youtube.com/watch?v=Il5lEsKyPRA. and Care. DOI: 10.1136/bmjdrc-2017-000496. Podcasts: 7. Din, Nafees U./Ukoumunne, Obioha/Rubin, Greg Dieses Jahr fand der Kongress Armut und Gesund- et al. (2015): Age and Gender Variations in Cancer heit leider nicht wie gewohnt statt, doch es gibt Diagnostic Intervals in 15 Cancers:Analysis of Data zahlreiche Informationen auf der Webseite, zum from the UK Clinical Practice Research Datalink. Beispiel den Public Health Podcast „Armut und PLoS One. DOI: 10.1371/journal.pone.0127717. Gesundheit“, bei dem die Folgen 14 bis 16 einen 8. https://www.aerzteblatt.de/archiv/212910/ Gender-Fokus haben. Schauen Sie doch einmal Krebsrisiko-Bei-Frauen-und-Maennern-unter- vorbei und erfahren Sie Neues über systemrele- schiedlich-ausgepraegt sowie https://de.sta- vante Gruppen, den §218/§219 oder auch Woh- tista.com/statistik/daten/studie/233449/ nungsnot: https://www.armut-und-gesundheit.de/ umfrage/entwicklung-von-uebergewicht-und- podcast. adipositas-in-deutschland-bei-maennern/. Einen weiteren interessanten Podcast finden Sie 9. Karp, Natasha/Mason, Jeremy/Beaudet, Arthur L. auf der Seite https://feminem.org/series/closing- et al. (2017): Prevalence of sexual dimorphism the-gap/ , bei dem es um verschiedenste Themen in mammalian phenotypic traits. In: Nature geht. Sei es „Gender Bias Affects Patient Care“ Communications. DOI: 10.1038/ncomms15475 oder „Implicit Bias Leads to Inequalities in the sowie Karp, Natasha/Reavey, Neil (2019): Sex Workplace“ sowie vieles mehr. bias in preclinical research and an exploration
Medizin und 10 | 2020 • 7 Geschlecht son why, according to scientists: https:// Literaturempfehlungen: www.weforum.org/agenda/2020/06/covid19- • Cosgarea, Ioana/Koelsch, Bernd/ Fischer, Chris- mortality-rates-men-women/?utm_sour- tine/Griewank, Klaus G./van den Berg, Linda/ ce=sfmc&utm_medium=email&utm_cam- Kutritz, Anja/Schadendorf, Dirk/Kindler-Röhr- paign=2723288_Agenda_weekly-19Ju- born, Andrea (2019): An Animal Model of ne2020&utm_term=&emailType=Newsletter. Cutaneous Cyst Development Enables the • Oertelt-Prigione, Sabine (2020): Putting gender Identification of Three Quantitative Trait Loci, into sex- and gender-sensitive Medicine. DOI: Including the Homologue of a Human Locus https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2020.100305. (TRICY1). Journal of Investigative Dermatology. DOI: 10.1016/j.jid.2019.03.1154. • Smith, Julia (2019): Overcoming the ‘tyranny of • Döll, Michaela (2020): Frauenherzen schlagen the urgent’: integrating gender into disease out anders. Warum Frauen in der Medizin falsch be- handelt werden und wie sie die richtige Thera- Veranstaltungen: pie bekommen. • Gesundheit in der Pflege – gute Projekte im Fo- • Feiler, Julia (2020): Social Freezing – Reproduk- kus, 8. Oktober 2020, Sarstedt. tionsmedizin im Spannungsfeld zwischen Risi- ko, Moral und Verantwortung. • Gesundheitsförderung auf dem Land, 27. Okto- • Hornberg, Claudia/Pauli, Andrea/Wrede, Britta ber 2020 (online) (2018): Gendersensibilität und Geschlechter- wissen als Kernkompetenz in der Medizin. • XXX. Suchtkonferenz 2020, 27. Oktober 2020 Voraussetzung und Chance für eine geschlech- (online) tergerechte Gesundheitsversorgung. In: Gass- ner, Ulrich/Hayek, Julia von/Manzei, Alexandra/ • Satellitensymposium „Osteoporose – Mythen Steger, Florian: Geschlecht und Gesundheit. und Fakten“,6. November 2020, Hygienemu- Gesundheitsforschung. Interdisziplinäre Pers- seum Dresden. pektiven. • #FemHealth2020: Digitalisierung und Frauen- • Kindler-Röhrborn, Andrea (2020): Krebsrisiko: gesundheit, 7. November 2020, Hygienemu- Bei Frauen und Männern unterschiedlich ausge- seum Dresden. prägt. DOI: 10.3238/PersOnko.2020.03.13.02. • Legato, Marianne (2017): Principles of Gender • 10. Interdisziplinärer Niedersächsischer Dokto- Specific Medicine. 3. Auflage. rand_innentag Gender Studies der LAGEN, 12. November 2020 (Digitales Veranstaltungsfor- • McGregor, Alyson J. (2020): Sex Matters: How mat). Male-Centric Medicine Endangers Women’s Health and What We Can Do About It. • LAGEN-Jahrestagung „Geschlechterforschung in Transformation - Inhalte, Strukturen und Pro- • Moeser, Adam (2020): COVID-19 affects men zesse“, 13. November 2020. more than women and this could be the rea-
Medizin und 10 | 2020 • 8 Geschlecht Gleichstellungsbüro der MHH OE 0013 K 5-S0 Personaleingang, 1. Gang links Fax: 0511 532-3441 Gleichstellung@mh-hannover.de www.mh-hannover.de/Gleichstellung.html Nadine Pasel Die Gleichstellungsbeauftragte Tel.: 0511 532-6501 Iris Wieczorek Assistenz der Gleichstellungsbeauftragten Koordinatorin Ellen-Schmidt-Programm Tel.: 6501 Luzie Klüter Referentin der Gleichstellungsbeauftragten Tel.: 6521 Sina Eilering Ansprechpartnerin für sexualisierte Diskriminie- rung und Gewalt; pflegende Angehörige Tel.: 6474 Andrea Klingebiel Koordinatorin audit familiengerechte hochschule, Familien-LOM Tel.: 6474 Claudia Froböse Koordinatorin Gleichstellung in DFG-Forschungs- verbünden Tel.: 6502 Ina Pidun Koordinatorin DigiMedfF Tel. 6521 Dr. Maria Neumann Koordinatorin Ina-Pichlmayr-Mentoring Tel.: 6502
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