Mehr Grün in die Stadt! - EnergieWerkStadt
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DAS THEMA – DIE STADT Mehr Grün in die Stadt! Die EnergieWerkStadt® eG erarbeitet Wege zur Einbindung Grüner Infrastruktur und von Naturschutz in die energetische Transformation in unseren Städten Biodiversität und der Mensch schen verursachten Krise: dem Arten- In einer Zeit, in der wir über die Expan- in seiner Eile sterben. Täglich verschwinden Tier- sion zum Mars nachdenken, sind wir mit- und Pflanzenarten, die Biodiversität verantwortlich am Verlust eines der größ- Dem Menschen ist es in seinem täg- schrumpft. ten Werte, die unsere Erde zu bieten hat lichen Sein meist gar nicht bewusst, Wofür sind also die grünen Inseln inmit- – die Biodiversität des blauen Planeten. welch wichtige Trittsteine er passiert. ten der eng bebauten Flächen nützlich? Menschen hasten oft von A nach B; und Sensibilität für das, was am Weg liegt, Der Mensch in seiner Eile sieht die Ver- Artensterben ist Erdgeschichte kann man kaum beobachten. Dabei änderungen nicht, die seinen Weg ent- und auch menschgemacht liegen an diesen Wegen Straßen- und lang dieser Trittsteine begleiten: neben Stadtbäume, kleine Grünflächen und und mit den Veränderungen des Weltkli- Natürlich gehört das Aussterben von große Parkanlagen. Und diese haben mas verschwinden Tier- und Pflanzenar- Arten auch zum Lauf der Dinge. An das eine immens wichtige Bedeutung zur ten von unserem Planeten, die Wissen- Aufblühen der Artenvielfalt schließt sich Abwendung einer weiteren, von Men- schaftler niemals beschreiben konnten. oftmals ein Rückgang dieser an. Das hat 24 ARGOS I/2021
DAS THEMA – DIE STADT uns die Evolutionsgeschichte nen Gebieten. Bereits heute über 5 Milliarden Jahre hin- ist bekannt, dass Städte mehr weg immer wieder eindrucks- Vielfalt an Habitaten und voll bewiesen. Wahrschein- somit an Tier- und Pflanzen- lich kann man hier auch arten beherbergen als die das Massenaussterben der sie umgebenden Kulturland- Dinosaurier an der Kreide- schaften. Die Stadtnatur ist Tertiär-Grenze einordnen. unverzichtbar für den Erhalt Inzwischen sucht den Plane- der biologischen Vielfalt. Sie ten Erde und seine Bewoh- muss geschützt, vernetzt und ner das sechste große Mas- erweitert werden. Wenn dies senaussterben heim. Mehr umgesetzt wird, kann Stadt- als eine Millionen Arten sind natur aka Grüne Infrastruk- weltweit vom Aussterben tur in der Stadt ebenso einen bedroht. Allein in Europa sind wichtigen Anteil zum Schutz es 1677 Arten. Seit 2015 sind „Brooklyn Grange Rooftop Farm” auf dem Dach eines 11Geschossers des Klimas, zur Anpassung 35 Arten in ihrem Bestand (im Hintergrund Brooklyn Bridge und Manhattan) an die Klimafolgen und zum so dezimiert worden, dass Erhalt von Ökosystemleistun- sie als verloren gelten (darunter Schne- ser Klimakonferenz von 2015 zu nen- gen beitragen. Hierfür formulierte die cken- und Süßwasserfischarten). Zurück nen. Bereits 1992 haben 150 Staaten Bundesregierung im Jahr 2019 eindeu- bleiben Ökosysteme, die in ihrer Funk- die gemeinsame Konvention zur biologi- tige Handlungsempfehlungen in Form tion stark gestört und eingeschränkt sind. schen Vielfalt unterschrieben, um Pflan- des „Masterplans Stadtnatur“. Mit ver- Summiert sich das mit den Auswirkungen zen- und Tierarten sowie Ökosysteme schiedenen Maßnahmen ist der Bund des Klimawandels, gehen die Leistungen und Ökosystemleistungen zu schützen. gewillt, mehr als bisher zum Schutz und aller Ökosysteme auf kurz oder lang ver- Die Europäische Union stellte vor Kur- Erhalt von Stadtnatur beizutragen. Er loren. Die Folgeschäden sind kaum zu zem die Biodiversitätsstrategie für 2030 erkennt so ihren umfassenden Wert für beziffern – jedoch wären sie um eini- vor, die fordert, dass bis 2030 30 % der die Gesellschaft an. Bleibt zu hoffen, dass ges dramatischer als die der aktuell, zeit- europäischen Flächen aus Naturräumen die aktuellen Maßnahmen infolge des lich begrenzten Pandemie – wobei auch bestehen sollen. Auch Deutschland ver- Urteils des Bundeverfassungsgerichtes diese ein Produkt des Raubbaus des abschiedete 2007 die Nationale Strate- zur forcierten Senkung der Treibhausgas- Menschen an den Ökosystemen und der gie zur Biologischen Vielfalt. Ziel ist die emissionen auch entsprechende Effekte Artenvielfalt ist. Verringerung der Gefährdung der biolo- für Grüne Infrastruktur und Biodiversität gischen Vielfalt. Perspektivisch soll diese generieren. Was bleibt also zu tun, damit wir dem sogar wieder zunehmen. Szenario von ausgeräumten Landschaf- ten, leeren Wäldern, steigenden Meeres- Welche Rolle spielen in diesem Kon- Transformation im Wohnquartier spiegeln, ertraglosen Obsthainen und text nun aber unsere zu Beginn genann- schmelzenden Gletschern etwas ent- ten grünen Inseln? Ihre Bedeutung für Ein Programmschwerpunkt bildet dabei gegensetzen können? Zum einen akti- den Erhalt der biologischen Vielfalt in die Integration von Grüner Infrastruk- ver Schutz von Ökosystemen, denn nur Deutschland sowie global ist so einfach tur in die energetische Stadtsanierung. so lässt sich auch der Schutz von Pflan- wie genial: Grün- und Wasserflächen bie- Das KfW-Programm zur „Energetischen zen- und Tierarten realisieren. Jede Art ten Pflanzen und Tieren Trittsteine sowie Stadtsanierung“ wurde 2011 durch den hat ihren Platz im fragilen Gleichgewicht Lebensraum in stark zersiedelten urba- Bund im Rahmen des Klimaschutzplans der biologischen Vielfalt. Der Schutz von Exklusivarten gilt als Auslaufmodell. Zum anderen der Schutz des Klimas und die Anpassung an die Folgen des Klima- wandels. Klima- und Artenschutz laufen Hand in Hand und resiliente, gesunde Ökosysteme bieten auch dem Men- schen Wohlergehen und Gesundheit. Ein integrierter, ganzheitlicher Blick auf die Problematik ist von Nöten. Reaktionen der Staatengemein- schaft und Deutschlands Um dem Artenschwund entgegenzu- kommen und den Klimaschutz voranzu- treiben, haben sich verschiedene Staa- ten bereits ambitionierte Ziele gesetzt. Hier ist nicht nur das 1,5°C-Ziel der Pari- The High Line, ehemalige Güterzugtrasse im Westen von Manhattan (Hell’s Kitchen) ARGOS I/2021 25
DAS THEMA – DIE STADT aufgelegt. Es soll durch gezielte kommu- nale Förderangebote in den Bereichen Energiewirtschaft und Gebäude dazu beitragen, Treibhausgas-Emissionen ein- zusparen. Denn ein nahezu klimaneut- raler Gebäudebestand sowie der nach- haltige Aus- bzw. Umbau von Wärme-, Kälte- und Energienetzen, gekoppelt mit der Nutzung Erneuerbarer Energien, trägt massiv zum Erreichen der ambitio- nierten Zielstellung des Klimaschutzpla- nes bei. Das Programm bezuschusst die Entwicklung integrierter Quartierskon- zepte für energetische Sanierungsmaß- nahmen und stellt somit das Quartier als urbane Bezugseinheit in den zentra- len Fokus des Klimaschutzes. Dadurch können neben energetischen Aspekten ebenso ökonomische sowie soziale Syn- ergien geschaffen und genutzt werden, „Die essbare Stadt“ (Naschen erlaubt), deutschlandweite Aktion, hier in Jena um den Klima- und Umweltschutz im Wohngebiet zu etablieren und zu stär- ken. Weiterhin bieten energetische Quar- finden. Dies kann zum Beispiel in Form nung mit Energietechnik, Architektur, tierskonzepte einen guten Ansatzpunkt, von biodiversitätsförderndem Grün- und Ökologie, Klimaschutz, Mobilität bis hin um Grüne In-frastruktur sowie biologi- Wasserflächenmanagement, durch fassa- zur Moderation von Prozessen und der sche Vielfalt in Maßnahmen zur kommu- deninterne Nist- und Brutkästen, Dach- Entwicklung von Software. Es ist gelebte nalen Klimamitigation und -adaption zu und Fassadenbegrünung, Gemeinschafts- Überzeugung im Team, dass eine urbane integrieren. Vor diesem Hintergrund ist gärten oder den Erhalt von Stadtbäumen Energiewende nur dann gelingen kann, hervorzuheben, dass Grüne Infrastruk- umgesetzt werden. wenn verschiedenste Ingenieurdiszipli- tur aktiv zur Senkung von Treibhaus- nen im Sinne eines systemischen Ansat- gas-Emissionen sowie zur Abmilderung Ausgeführt wird die Forschungsstudie zes zusammenwirken. und Regulation von Klimawandelfolgen von der EnergieWerkStadt® eG, einem beiträgt (z. B. Fassadenbegrünung zur Zusammenschluss von sieben namhaf- Das GREENESS-Projekt wird Ende 2021 Verminderung des Wärmeinsel-Effekts, ten Thüringer Büros, mit Sitz in Jena. Alle abgeschlossen sein. Aktuell untersucht Vernetzung von Grüner Infrastruktur zur Mitglieder geben die Kompetenz ihres die EnergieWerkStadt® eG anhand hun- Senkung von Abflussspitzen etc.). Das Faches in eine interdisziplinäre Zusam- derter energetischer Quartierskonzepte unterstreicht die holistische Sichtweise menarbeit, aus der neue und innova- aus ganz Deutschland, in welcher Form auf den klimagerechten Umbau ganzer tive Lösungen entspringen. So vereint bereits Maßnahmen für eine Verbesse- Wohngebiete. die EnergieWerkStadt® eG Stadtpla- rung der Grünen Infrastruktur oder der ‚GREENESS‘ bringt Grüne Infra- struktur und Naturschutz ins Quartier Bislang war das Programm zur energeti- schen Stadtsanierung vordergründig auf die technische Versorgung und energe- tische Gebäudesanierung im Quartier fokussiert – freilich im Kontext städte- baulicher Entwicklung. Hier setzt nun das Forschungsvorhaben „GREENESS – Förderung von Grüner Infrastruktur und Naturschutzbelangen in Quartieren der energetischen Stadtsanierung“ des Bun- desamts für Naturschutz (BfN, Außen- stelle Leipzig) an. Das Projekt wird am Beispiel von Modellquartieren zeigen, wie integrierte Stadtentwicklung in Quartieren der „Energetischen Stadtsa- nierung“ an Qualität gewinnt, wenn Ziele des Naturschutzes, der Landschaftspflege und der Biodiversität Berücksichtigung Fassadenbegrünung in Wien, Amtshaus Wiener Wasser in der Grabnergasse 26 ARGOS I/2021
DAS THEMA – DIE STADT biologischen Vielfalt vorgesehen wur- sätzen – bereits jetzt die Möglichkeit chen Wahrnehmung und Debatte zu den. Hierfür werden Best-Practice-Bei- für Kommunen, investive Maßnahmen verhelfen, auch dem Zwecke dient, dass spiele analysiert und ein Maßnahmen- zu Grüner Infrastruktur fördern zu las- der Einzelne die Bedeutung einer Grün- katalog entwickelt. Dieser Katalog kann sen (Programmpunkt: „Klimaschutz und fläche oder eines Gebüsches neben künftig bei der Erstellung von Quartiers- Anpassung an den Klimawandel durch der Bushaltestelle mehr zu schätzen konzepten helfen, passfähige Maßnah- Grüne Infrastruktur“). Der Ausbau des weiß. Wir sollten lernen, trotz unse- men in die Quartiersentwicklung zu inte- Programmpunktes soll zukünftig konti- rer Eile, den Busch und den Baum an grieren, die dem individuellen Charakter nuierlich vorangetrieben werden. unserem Weg wahrzunehmen und zu des Wohngebietes gerecht werden. schützen. Denn nicht nur Kommunen Die Projektergebnisse finden Eingang können Grüne Infrastruktur ausbauen in die Überarbeitung und Erweiterung Artenvielfalt geht jeden an und erhalten. Auch durch die Pflege der Förderrichtlinien und -merkblät- von Baumscheiben oder das Anlegen ter des KfW-Programms „Energetische So bleibt zu hoffen, dass die Bemühun- von kleinen Nachbarschaftsbeeten im Stadtsanierung“, welches bereits am gen des Bundes, der biologischen Viel- Hinterhof, kann jeder zum Schutz von 01.04.2021 novelliert wurde. Danach falt und der Natur zu mehr Stellenwert Arten und damit zum Erhalt unserer besteht – neben gestiegenen Förder- in der öffentlichen und gesellschaftli- Ökosysteme beitragen. EnergieWerkStadt® eG Fotos: JENA-GEOS®-Ingenieurbüro GmbH c/o JENA-GEOS®-Ingenieurbüro GmbH Saalbahnhofstraße 25 c 07743 Jena kontakt@energie-werk-stadt.de www.energie-werk-stadt.de Telefon: +49 (0)3641 4535-0 (Vorstand Dr. Kersten Roselt) von Anne Katzschmann und Kersten Roselt – EnergieWerkStadt® eG, Jena PLANEN SIE IHR WHERE STREAMS DIGITALES EVENT. COME TRUE JETZT ANFRAGEN! Jetzt Online- oder Hybrid-Events Ihre persönliche Ansprechpartnerin: in der Messe Erfurt veranstalten. Antje Kreuger Telefon: 0361 400-1310 E-Mail: a.kreuger@messe-erfurt.de Web: www.messe-erfurt.de ARGOS I/2021 27
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