METHODIK/DIDAKTIK für den Schlagzeugunterricht an einer Musikschule

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METHODIK/DIDAKTIK für den Schlagzeugunterricht an einer
Musikschule
von Werner Treiber
Angewandte Unterrichtsliteratur (wird zum Teil nur auszugsweise verwendet):

A. Snare Drum , Drum Set, Rhythmik:
- Eigene auf den jeweiligen Stand des Schülers zugeschnittene Übungen(auch 2 er Gruppe)
- D. Agostini, Vol.0 Einstiegsliteratur
- Auszugsweise auch Vol.3,Vol.4
- G. L. Stone, Stickcontrol for the Snare Drummer
- M. Peters, Intermediate Snare Drum Studies
- E. Keune, Kleine Trommel - Ein Schulwerk
- E. Keune, 20 Trommel Duette
- S. Fink, auszugsweise aus Studien für kleine Trommel, Heft1-5
- M. Goldenberg, Modern School for Snare Drum
- G. Whaley, Musical Studies for the Intermediate Snare Drummer
- M. Houllif, More Contest Solos for the Young Snare Drummer
- M. Dahlgren, Drum Set Control
- M. Dahlgren, 4-Way Coordination
- R. Latham, Advanced Funk Studies
- T. Reed, Syncopation for the Modern Drummer
- V. Firth, The Solo Snare Drummer
- G. Chaffee, Linear Time Playing
- D. Garibaldi, Future Sounds
- L. Goines, R.Ameen, Funkyfying the Clave
- F. Malabe, B. Weiner, Afro-Cuban Rhythms for Drumset
- E.Kopetzki, Übungen für kleine Trommel(Versch.Hefte)
B. Mallets:
- M. Goldenberg, Modern School for Xylophon, Marimba,Vibraphon
- G. Whaley, Musical Studies for the Intermediate Mallet Player
- S. Fink, Mallet for Classic
- E. Hatch, Challenge 1
- L. H. Stevens, Method of Movement for Marimba
- M. Peters, Yellow after the Rain
- W. Treiber, Springtime
- W. Schlüter, Solobuch für Vibraphon, Bd.1
- D. Friedman, Dampening and Pedaling
C. Pauke :
- E.Keune, Pauken – Ein Schulwerk
D. Latin Percussion:
- Eigene Notenbeispiele und Erfahrungen zu grundlegenden Grooves an Congas und
    Timbales sowie Smallpercussion – Instrumenten
- E.Uribe, The Essence of Afro Cuban Percussion and Drum Set
E. Ensemble Literatur:
Grundstufe:
- Man Vs. Bongo, (3)
- R.H.Nagel, Four over Four (4)
- G.d. Monica, Sambaco (6)
- W. J. Schinstine, Rock Trap (ab 4)
- Eigenkompositionen W.Treiber (ab 2)
Ensemble Literatur:
Mittelstufe:
- W. Treiber, Just the three of us (3)
- W. J. Schinstine, Scherzo without Instruments (mind. 4)
Oberstufe:
- N. G. Rosauro, Brasilianische Szenen (4)
-                Concerto for Marimba and Percussion Ensemble (7)
- O. Lacerda, Brasilianische Miniaturen (4)
- J. Soler, Klänge der Nacht (6)
- H. v. Moisy, Galloway Drum Call (4)
- M. Ohana, Ethudes Choregraphique (1.Satz) (4)
- W. Treiber, Marche Bizarre (4)

3. Leitfaden für einen möglichen Ausbildungsablauf
A. Snare Drum, Drum Set, Rhythmik
A.1.Grundstufe:
- Vermittlung musikalischer Grundlagen (Freude an der Musik)
- einfachste Rhythmik, Vor - und Nachspielen
- Stickcontrol
- Haltung, Sitzposition
- Bewegungskoordination
- Grundlagen Noten lesen
- Einfache Achtelgrooves (nach Gehör und vom Blatt)
- Kreativität
- Gehörbildung (Rhythmik)
- Ensemblespiel mit einfachsten Patterns und Breaks (Batucada- ähnlich)
A.2. Mittelstufe:
- komplexe Rhythmen, Vor - und Nachspielen
- Dynamik
- Snare - Drum Technik
- Anspruchsvollere Achtelgrooves, Fills
- Timing, einfache Übungen mit Metronom
- Koordinationsübungen
- Sechzehntelgrooves
- Triolen
- Akzentstudien
- Closed Roll
- Open Roll
- Flams
- Rudiments
- Paradiddles
- Blattspiel
- Einfaches Ensemblespiel
- Eigenes Repertoire erarbeiten
- Gehörbildung (+ Melodie)
- Übergang zu Mallets/Latin Percussion/Pauke (je nach Neigung und Interesse)
A.3.. Oberstufe:
- Transkriptionen
- Timing, anspruchsvollere Übungen
- Fortgeschrittene Snare Drum Technik (Single Stroke Roll, Finger Control, etc.)
- Koordination, fortgeschrittener Standard
- Fortgeschrittene Rhythmik (Quintolen, Ternär – Binär Wechsel)
- Phrasierung, allg. und in allen musikalischen Stilrichtungen
- Solo Repertoire
- Alle gängigen Drum Set Grooves aus allen Stilistiken

B. Mallets:
- Anschlag, Technik, Haltung
- Wirbel
- Skalen
- Arpeggien
- Harmonielehre
- Repertoire, Etüden
- 4 - Schlägel Technik
- Improvisation

C. Latin Percussion:
C.1. Afrokubanische Percussion:
- Congas (Anschlag, Sound, Grundgrooves)
- Timbales (Cascara, Koordination)
- Zusammenhang von Clave und allen Rhythmuspatterns
- Small Percussion
C.2. Brasilianische Percussion:
- Instrumente
- Grooves (Samba Batucada eignet sich hervorragend im Einsteigerbereich, natürlich ohne
   Anspruch auf Authentizität)

D. Pauke/ Orchesterpercussion:
- Paukenanschlag / Wirbel
- Repertoire/Orchesterstudien
- Etüden

E: Percussionensemble
E.1: Grundstufe:
- Anfänger (Reine Trommelensembles, oft instrumentenabhängig)
- Auf Schüler/innen zugeschnittenes Repertoire (am besten vom Lehrer komponiert)
- Entwickeln von Zusammenspiel (gegenseitiges Zuhören)
- Einfachste Rhythmusmuster unisono mit Breaks („Batucada“)
E.2: Mittelstufe:
- Nach Noten erarbeitetes Material
- Unterschiedliche Stilistik
- Verwendung typischer Trommeltechniken
- Grundlagen des Malletspiels
-   Grundlagen der Orchesterpercussion
-   Grundlagen der Latinpercussion

E.3: Oberstufe:
- Vortrag ohne Dirigent
- Anspruchsvolle Literatur aus allen Bereichen
- Fortgeschrittene Technik
- Hoher musikalischer Anspruch in Ausdruck und Interpretation der Literatur
- Selbstständiges Erarbeiten und Präsentieren des Programms
- Ziel: Selbständige Organisation aller Vorgänge

F: Combos, Bands:
- Im Anfängerbereich modale Harmonik, einfache Rhythmik
- Repertoire nach musikalischem Stand der Gruppe entwickeln (evtl. durch Improvisation)
- Stilistik nach Vorlieben der Schüler

G: Orchester:
- Vorbereitung der Orchesterstimme im Unterricht (evtl. durch Tonträger)
- Nur geeignete Schüler auswählen (Motivation)

4. Gruppenunterricht:

Wir kommen nun zu einem Thema, welches in Zeiten vermehrter Sparzwänge immer mehr
an Bedeutung gewinnt: dem Gruppenunterricht.
Aus Gründen des vorhandenen Instrumentariums unterscheide ich zwischen den 3 Gruppen
Drum -Set/Snare, Mallets, Handpercussion.
Drum Set Gruppenunterricht richtet sich natürlich nach den vorhandenen Instrumenten, d.h. in
den meisten Fällen kann nur in Zweiergruppen unterrichtet werden. Hierfür habe ich für die
Anfänger, bzw. mittlere Talentstufe verschiedene Stücke geschrieben, welche sich mit den
jeweiligen Schwerpunkten der Schüler/innen beschäftigt.
In der Zweiergruppe bieten sich eine Reihe von Möglichkeiten des Zusammenspiels an.
Vor – und Nachspielen, Frage – Antwort, Groove – Fill In, Solo- Begleitung, Timing, etc. Der
Vorteil liegt auf der Hand, die Schüler/innen sind sofort in einer realistischen
Musiziersituation, beide sind gezwungen zu spielen und gleichzeitig zuzuhören.
Dabei muss die Zusammensetzung der Gruppe bezogen auf Alter und Ausbildungsstand
ausgeglichen sein. Snare Technik sollte man jedoch konzentriert mit einem(r) einzelnen
Schüler/in unterrichten. Der/die Partner/in sollte dabei passiver Zuhörer/in und Zuschauer/in
sein.
Bei den Mallets gestaltet sich der Gruppenunterricht noch schwieriger, denn entweder sind
keine Instrumente vorhanden, oder es existiert meist nur ein Xylophon.
Wenn jedoch mehrere Stabspiele vorhanden sind, bieten sich auch hier viele Möglichkeiten
des Musizierens. Improvisation mit pentatonischen Skalen, bei fortgeschrittenen
Schülern/innen Begleitung (4Mallets) – Solo, Bearbeitungen alter Meister für zwei oder mehr
Spieler/innen, Gehörbildung durch Vor - und Nachspielen, Harmonielehre, etc.
Auch hier ist es wichtig sich bei technischen Fragen dem/der Einzelnen zu widmen, die
anderen Spieler/innen können zusehen oder sich mit den jeweiligen Unterrichtsgegenständen
beschäftigen.
Auch im Themenfeld Handpercussion (im besten Falle sind Congas vorhanden) richten sich
die Unterrichtsmöglichkeiten nach vorhandenen Instrumenten.
Diese Unterrichtsform erfreut sich immer größerer Beliebtheit, handelt es sich bei dieser Art
des Musizierens um eine Art von Zeitgeist. „Trommle dich Frei“ heißt das Motto, viele mehr
oder weniger begabte Erwachsene entdecken ihre Sehnsucht nach trommelnder Ekstase.
Es ist richtig und wichtig, das auf dieser Ebene vielen Menschen die Musik nahe gebracht
werden kann, als Lehrer sollte man jedoch die musikalisch/technischen Gesichtspunkte nicht
aus den Augen verlieren.

5. Konzeptionelle Grundsätze meiner Lehrtätigkeit:

Mir geht es primär darum, das Vertrauen des Schülers/der Schülerin zu erlangen, denn nur
dann ist gewährleistet, dass meine Ratschläge auch umgesetzt werden. Der zweite, ebenfalls
äußerst wichtige Punkt, ist es den Schüler/ die Schülerin ständig zu motivieren. Dieses stellt
sich in der Praxis manchmal schwierig dar, denn auf dieser Lehrebene haben wir es meistens
mit freiwilligen, nicht in Berufsausbildung stehenden, oft sehr passiv orientierten
Schülern /innen zu tun.
Hier ist es hilfreich viele verschiedene Teilkonzepte zur Verfügung zu haben, so dass es des
Öfteren von Nöten ist, methodische Umwege zu gehen, um dann mittel- bis langfristig doch
zum Erfolg zu kommen.
Dabei stellt sich sofort die Frage nach der Definition von Erfolg auf dieser Lehrebene. Eine
Stunde war für mich erfolgreich, wenn ich es geschafft habe, den/die Schüler/in zum Üben zu
motivieren. Unabhängig vom Ausbildungsstand, bzw. Begabung der Schüler/innen versuche
ich in jeder Stunde neuen Input zu geben. Dabei ist es wichtig dem Schüler/der Schülerin
gegenüber eine gewisse Glaubwürdigkeit darzustellen, welche sich hauptsächlich durch die
eigene Kompetenz und Persönlichkeit begründet. Die Beziehung zum Schüler/zur Schülerin
kann sich aus den verschiedensten Gründen bilden, oft dauert es eine gewisse Zeit, aber diese
sollte man sich als Lehrer nehmen. Ab und zu muss man auch die Rolle des Animateurs im
„Club Rhythmique“ übernehmen, man sollte sich jedoch nie selbst verleugnen und den Clown
spielen, sich aber auch nicht zu ernst nehmen.
Als sehr praktikabel und erfolgreich hat sich für meine Arbeit ein Konzept aus einer
Mischung aus notierten Fills in Verbindung mit auswendig gespielten Grooves herausgestellt.
Diese Muster lassen sich relativ schnell noch während der Stunde auf dem jeweiligen Stand
des/der Schülers/in verwirklichen. Der Schüler entwickelt also, selbst wenn er /sie wenig oder
nichts übt (was selbstverständlich nicht anzustreben ist, aber doch leider vorkommt) eine
Spielroutine mit Grooves und Fills. Dieses gehört meiner Ansicht nach zu den wesentlichen
Lernzielen im Drum Set Bereich.
Allerdings wende ich diese Methode selten im Begabtenbereich an. Meiner Erfahrung nach
ist diese Fähigkeit bei talentierten Schülern/innen von Anfang an vorhanden.
Sehr wichtig in diesem Zusammenhang ist es trotzdem keine „Vorverurteilung“ des
Schülers/der Schülerin vorzunehmen, weder im positiven noch im negativen Sinn.
Sehr wohl sollte man jedoch eine realistische momentane Beurteilung der im Fragebogen
erwähnten Kriterien vornehmen. Allerdings in dem Bewusstsein, dass sich die Fertigkeiten
des/der Schülers/in jederzeit ändern, bzw. verschieben können.
Eine der wichtigsten Erfahrungen im Laufe meiner Lehrertätigkeit ist es, dass langfristiges
kontinuierliches Arbeiten des Schülers, aber auch des Lehrers, auch den auf den Schüler
bezogenen relativen Erfolg bringt. Das geht vom motivierten Spaßfaktor im Hobbybereich
bis zum Studienanfänger.
Beharrlichkeit, Konzentrationsfähigkeit, Fleiß und Engagement in allen Bereichen können
manchmal auf gleiche Ebene gestellt werden wie eine evtl. Hochbegabung.
Hier zeigt sich die wesentliche Herausforderung des Lehrers/der Lehrerin, nämlich nicht in
vorgefassten Strukturen und Meinungen zu verharren, sondern flexibel und täglich aufs Neue
motiviert und engagiert zu Werke zu gehen. Hier heißt es immer wieder zuhören, zuschauen,
quasi mit dem/der Schüler/in mitlernen.
Es ist unsere Aufgabe, die jeweils fehlenden musikalisch – technischen Defizite zu erkennen
und daran zu arbeiten, sie abzubauen.

Wie aus den vorherigen Ausführungen hervorgeht, liegt der Schwerpunkt meiner
Lehrtätigkeit auf dem Drum Set, bzw. der kleinen Trommel. Ab dem geeigneten Zeitpunkt,
der nie genau zeitlich vorher zu definieren ist, öffnen sich meine Lehrinhalte jedoch zu einem
instrumental - übergreifenden Konzept. Selbstverständlich ergeben sich dabei auch ständig
Querverbindungen unter den einzelnen Lernschwerpunkten.
Ein wesentlicher Grundpfeiler meines Konzeptes ist die grundsätzliche Offenheit gegenüber
allen musikalischen Strömungen. In Reflexion mit meiner eigenen beruflichen Spezialisierung
ergibt sich daraus meiner Erfahrung nach ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit.

Da unsere Ausbildungsstruktur sehr stark mit dem Noten lesen verknüpft ist und wir
Instrumentallehrer dieser Tradition verpflichtet sind, kann sich ein zu starker visueller
Schwerpunkt im Unterricht ergeben, dem wir instrumentenübergreifend in jeder Stunde durch
verschiedene Aktionen (Frage – Antwort spielen, Lehrer Keyboard – Schüler Drum Set
Grooves mit Fills) entgegenwirken sollten.
Oft gibt es hierbei jedoch individuelle Unterschiede, die in die Ausbildungsmaßnahmen
einfließen sollten. Wenn wir z.B. eine(n) Schüler/in betreuen, der/die sehr hohe auditive
Fähigkeiten besitzt, aber Defizite im visuellen Bereich hat, müssen wir entsprechend
reagieren.
Wichtig ist also eine genaue Kenntnis der Begabungsschwerpunkte, welche sich am besten
auf der Grundlage positiven Vertrauens entdecken lassen.
Diese Vertrauensebene darf nicht verwechselt werden mit Kumpanei oder freundschaftlichen
Beziehungen. Das Lehrer – Schüler Rollenverständnis sollte Grundlage der Zusammenarbeit
sein.

Roth, im Januar 2001
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