Größtmögliche Synergieeffekte mit weniger Technikeinsatz

Die Seite wird erstellt Karin Bock
 
WEITER LESEN
Größtmögliche Synergieeffekte mit weniger Technikeinsatz
Special
                                                         Wärmepumpen

                              Wärmepumpen im Gewerbe:

                              Größtmögliche Synergieeffekte
                              mit weniger Technikeinsatz
                              Synergieeffekte schaffen, um Energiekosten zu sparen – unter dieser Vorgabe wurde für den Neubau der
                              Sonepar Deutschland Information Services GmbH ein innovatives Konzept zur Wärme- und Kälteversor-
                              gung entwickelt. Die Seminarräume werden energieeffizient vollautomatisch belüftet und temperiert.
                              Mittels Wärmerückgewinnung wird nicht genutzte Energie aus der Klimatisierung der hauseigenen Dru-
                              ckerei und Seminarräume sinnvoll zum Beheizen der Büros genutzt. Die Wärmeversorgung erfolgt über
                              Sole-Wärmepumpen sowie „Ecodan“ Luft/Wasser-Wärmepumpen.

                              S
                                    onepar Deutschland ist der Markt-             ge Kundennähe sorgen. In Holzwickede       geschlossen“, erläutert Dirk Sorge, Pro-
                                    führer im Elektroartikel-Großhan-             bei Dortmund sitzt beispielsweise Sone-    kurist des IT-Rechenzentrums.
                                    del für Handwerk, Handel und                  par Deutschland/Region West GmbH.
                              Industrie. Diesen Status hat sich das                  Direkt daneben befindet sich der        Rechenzentrum erfolgreich
                              Unternehmen durch qualitativ hoch-                  neue Standort der Sonepar Deutschland      in den Neubau integriert
                              wertige Produkte führender nationaler               Information Services GmbH, die für die     Das neue Gebäude an der Natorper
                              und internationaler Lieferanten, ausge-             deutschen Gesellschaften IT-Services       Straße ist erst knapp zwei Jahre alt.
                              zeichnete Serviceleistungen und inno-               und -Dienstleistungen bereitstellt. Über   Neben dem Rechenzentrum befinden
                              vative Lösungen erarbeitet. Sonepar                 800 Server stehen im Rechenzentrum         sich dort Büro- und Seminarräume.
                              Deutschland gehört zur Sonepar-Grup-                des Unternehmens, das die EDV-An-          Vorher war das Unternehmen in einem
                              pe, einem familiengeführten Unterneh-               wendungen für die Sonepar-Schwester-       kleinen Nebenbau auf dem Gelände der
                              men mit Sitz in Paris, das mit mehr als             gesellschaften übernimmt. Unter ande-      Schwestergesellschaft untergebracht.
                              2.800 Niederlassungen in 44 Ländern                 rem werden in Holzwickede alle Rech-       „Es stand schon länger fest, dass wir
                              weltweit vertreten ist. Die deutsche                nungen, Mahnungen und Gutschriften         aufgrund eines größeren Platzbedarfs
                              Holding ist in operativen Regionalge-               zentral gedruckt und verschickt. „Ca.      neu bauen müssen. Als dann das
                              sellschaften organisiert, die für die nöti-         5.500 User sind an das Host-System an-     Grundstück nebenan zur Verfügung
                                                                                                                             stand, haben wir die Pläne realisiert,
                                                                                                                             denn die zentrale Lage in Bezug auf
                                   Die Sonepar Deutschland                                                                   andere Sonepar-Standorte ist ideal“,
                                   Information Services GmbH                                                                 schildert Sorge.
                                   hat einen modernen Neubau                                                                    Zunächst sollten jedoch nur neue
                                   in Holzwickede bezogen.                                                                   Büros und Seminarräume entstehen.
                                                                                                                             Doch bei den ersten Planungsgesprä-
                                                                                                                             chen mit der Firma Gertec GmbH, mit
                                                                                                                             Sitz in Essen, kam der Vorschlag, das
                                                                                                                             Rechenzentrum in den Neubau zu inte-
                                                                                                                             grieren, um durch Wärmerückgewin-
                                                                                                                             nung Energiekosten zu sparen. Die Idee
                                                                                                                             wurde erfolgreich umgesetzt, aus den
                                                                                                                             Redundanzkälteerzeugern des Rechen-
                                                                                                                             zentrums wird Wärme für das Büroge-
                                                                                                                             bäude zurückgewonnen.

                                                                                                                             Luft/Wasser-Wärmepumpen
                                                                                                                             zur Ergänzung und Redundanz
                                                                                                                             Das Rechenzentrum umfasst 400 Quad-
                                                                                                                             ratmeter des insgesamt 3.200 Quadrat-
                                                                                                                             meter großen Gebäudes. Es wurde im
                                                                                                                             April 2016 bezogen, der Bereich mit
Bilder: Mitsubishi Electric

                                                                                                                             den Büro- und Seminarräumen bereits
                                                                                                                             im November 2015. „Da wir den Bau-
                                                                                                                             antrag für den zweiten Gebäudeteil erst
                                                                                                                             nach dem Entschluss gestellt haben,
                                                                                                                             auch das Rechenzentrum umzusiedeln,
                                                                                                                             wurden die Trakte erst nacheinander

                              32    KI Kälte · Luft · Klimatechnik · 06-07 2018                                                                          www.ki-portal.de
Größtmögliche Synergieeffekte mit weniger Technikeinsatz
Special
                                                                                                Wärmepumpen

Fünf Ecodan Luft/Wasser-Wärmepumpen komplettieren die Energie-    Lossnay-Lüftungsgeräte versorgen die Seminarräume vollautomatisch
versorgung.                                                       mit der benötigten Frischluft.

Die gebäudetechnischen Anlagen wurden miteinander vernetzt, um    Über ein Schaufenster kann das Unternehmen Besuchern das hoch-
Synergieeffekte zu schaffen und Energie einzusparen.              moderne Rechenzentrum präsentieren.

fertiggestellt und bezogen“, erklärt Sor-    kann, habe ich eine Luft/Wasser-Wär-        lagen laufen vollautomatisch, über die
ge. Der Zeitrahmen für die Planungen         mepumpen-Anlage als Ergänzung und           Messung des CO2-Gehaltes wird die
und die Bauphase sei knapp gewesen,          Redundanz vorgeschlagen“, so der Dip-       benötigte Menge Frischluft berechnet,
aber es habe alles sehr gut funktioniert.    lom-Ingenieur.                              gemäß der eingestellten Temperatur
    Im neuen Gebäude haben die etwa             Die fünf Ecodan Außengeräte mit je       gekühlt beziehungsweise erwärmt und
100 Mitarbeiter nicht nur mehr Platz         23 Kilowatt Leistung wurden auf dem         den Räumen zugeführt“, erklärt Wen-
zur Verfügung, der Komfort am Arbeits-       Dach des Gebäudes platziert, die dazu-      de. Die Luft wird über Schlitzgitter in
platz ist im Neubau ebenfalls deutlich       gehörigen Inneneinheiten im Heizungs-       den Raum geführt, sodass Zugluft ver-
gestiegen. Die Büros werden im Winter        raum im Keller. Die Wärmepumpen             mieden wird. Alle Seminarräume sind
über die Fußbodenheizung mit Wärme           sind reversibel, d.h. sie können sowohl     mit dieser Technik ausgestattet. Die
versorgt. Im Sommer erfolgt hierüber         heizen als auch kühlen. Ausgestattet        Regelung der Raumtemperatur erfolgt
eine Kühlung des Fußbodens. Diese            mit der „Zubadan“-Technologie arbeitet      ebenfalls automatisch anhand vorgege-
wird größtenteils durch Sole-Wasser-         das System selbst bei tiefen Außentem-      bener Szenarien, beispielsweise anhand
Wärmepumpen erzeugt. „Die Vorgabe            peraturen sehr effizient. Bis minus         der anwesenden Personen im Raum,
des Planungsunternehmens Gertec war,         15 Grad Celsius erreicht die Wärme-         zudem ist eine individuelle Einstellung
die Kollektoren der Wärmepumpe in die        pumpe 100 Prozent Heizleistung, bei         über ein Touchpanel möglich. „Die in-
Betonstützpfeiler des Gebäudes zu inte-      niedrigeren Außentemperaturen bis           tegrierte Wärmerückgewinnung der
grieren“, erläutert Stefan Wende, Ge-        minus 28 Grad Celsius gewährleistet         Lüftungsgeräte spart einen Großteil der
schäftsführer des gleichnamigen Kälte-       Mitsubishi Electric immer noch die vol-     Energie, da bis zu 80 Prozent der Wär-
Klima-Fachbetriebs. Wende ist im Laufe       le Funktionsfähigkeit.                      me im Gebäude gehalten und nicht
der Planungen in das Projekt eingestie-                                                  ungenutzt an die Außenluft abgegeben
gen. Sein Vorschlag, die Wärme- und          Seminarräume werden vollauto­               wird“, erläutert Wende.
Kälteerzeuger zu kombinieren, um Syn-        matisch klimatisiert und belüftet              Darüber hinaus sorgen auch die ein-
ergien zu schaffen, hat die anderen Be-      Ebenfalls vom Ratinger Hersteller sind      gesetzte LED-Technik zur Beleuchtung
teiligten überzeugt. „Da sich nicht zu-      die acht „Lossnay“-Lüftungsgeräte, die      der Räume sowie die automatische
verlässig berechnen ließ, wie viel Wär-      zur dezentralen Versorgung der Semi-        Steuerung von Licht und Jalousien für
me die Sole-Wärmepumpe erzeugen              narräume eingesetzt werden. „Die An-        eine weitere Energieeinsparung. Mög-

www.ki-portal.de                                                                                  KI Kälte · Luft · Klimatechnik · 06-07 2018   33
Größtmögliche Synergieeffekte mit weniger Technikeinsatz
Special
                          Wärmepumpen

                                                                         Tim Otterpohl,            fort und die moderne Arbeitsumge-
                                                                         Stefan Wende und          bung. „Die Situation hat sich um 100
                                                                         Dirk Sorge (v. l.) sind   Prozent verbessert, in den alten Büros
                                                                         äußerst zufrieden         hingen teilweise noch Neon-Lampen“,
                                                                         mit dem gemeinsam
                                                                                                   bilanziert Dirk Sorge. Gleichzeitig wer-
                                                                         entwickelten
                                                                                                   de man aber nicht mit Technik über-
                                                                         Konzept.
                                                                                                   frachtet, sodass eine hohe Bediener-
                                                                                                   freundlichkeit gegeben sei. Auch in fi-
                                                                          relativ   hohen          nanzieller Hinsicht gibt es Grund zur
                                                                          Vorlauftempera-          Zufriedenheit. „Die ersten Werte zeigen
                                                                          turen. „Wir nut-         einen extrem niedrigen Energiever-
                                                                          zen die Kalt-            brauch, noch niedriger als wir berech-
                                                                          Warmgang-Tech-           net hatten“, berichtet Wende. „Durch
lich macht dies die Anbindung aller                nik, d.h. nur der vordere Bereich wird          die Energierückgewinnung ergibt sich
Einheiten mittels KNX-BUS-System an                gekühlt. Die Geräte ziehen die kalte            ein so großes Einsparpotenzial, dass
die übergeordnete Gebäudeleittechnik.              Luft an, und die Abwärme wird nach              sich die etwas höhere Investitionssum-
Im Operating Room werden alle Prozes-              hinten weggeleitet. So können wir eine          me für die moderne Technik auf jeden
se der Gebäudetechnik sowie mögliche               Raumtemperatur von 24 Grad einstel-             Fall rentiert“, ergänzt der Prokurist des
Störmeldungen auf einem großen                     len“, erläutert Sorge. „Die hohe Raum-          IT-Rechenzentrums.
Wandbildschirm angezeigt. „Der Vorteil             temperatur hat den Vorteil, dass mit
des BUS-Systems von Mitsubishi Electric            wesentlich höheren Vorlauftemperatu-            Fazit: Die eingesetzte Gebäudetechnik
ist, dass es sich sehr leicht an ein System        ren gearbeitet werden kann, da nicht so         sorgt für Wohlbefinden
zur übergeordneten Gebäudeleittechnik              viel Kälte erzeugt werden muss. Außer-          Der neue Sitz der Sonepar Deutschland
anschließen lässt“, so Wende.                      dem kann gerade in den Übergangszei-            Information Services GmbH ist eine
                                                   ten häufiger der Freikühlbetrieb über           deutliche Verbesserung gegenüber dem
Energie aus Wärmerückgewinnung                     Rückkühler genutzt werden. Dann                 alten Standort. Die Mitarbeiter genie-
für das Heizen der Büros                           werden keine Kältemaschinen einge-              ßen den Komfort moderner Büros und
Auch im Rechenzentrum wurde auf ei-                setzt, da die Außenluft kühl genug ist“,        Seminarräume. Dank der eingesetzten
ne größtmögliche Energieeinsparung ge-             ergänzt Tim Otterpohl, Vertriebsingeni-         Gebäudetechnik ist der Neubau ange-
achtet. Die Server werden durch zwei               eur Klimatechnik, Mitsubishi Electric           nehm beheizt bzw. klimatisiert. Sole-
wassergekühlte, energieeffiziente Kom-             Living Environment Systems.                     Wärmepumpen und Luft/Wasser-Wär-
pressionskältemaschinen mit je 100 Ki-                                                             mepumpen erzeugen die benötigte
lowatt Kälteleistung klimatisiert. Aus             Weiteres Potenzial für zusätzliche              Energie. Die Frischluftversorgung er-
Sicherheitsgründen werden die Kälteer-             Serverkapazitäten                               folgt über Lossnay-Lüftungsgeräte, die
zeuger mit insgesamt 150 Kilowatt, die             Ein besonderes Konzept wurde auch bei           vollautomatisch arbeiten und abhängig
zur Kühlung der Maschinen in der haus-             der Installation der Server umgesetzt.          vom CO2-Gehalt im Raum die benötigte
eigenen Druckerei sowie zur Klimatisie-            Die Geräte sind in einem Raum mit ei-           Menge frischer Luft zuführen. Auch
rung der Seminarräume eingesetzt wer-              nem großen, blinden Fenster platziert,          Raumtemperatur, Licht und Jalousien
den, als Redundanzgeräte eingesetzt.               das per Knopfdruck durchsichtig wird.           werden basierend auf Szenarien wie
„Die Kältemaschinen des Rechenzent-                „So können wir das Rechenzentrum                Lichteinfall und Zahl anwesender Per-
rums sind wiederum die Redundanzan-                Besuchern zeigen, ohne dass diese den           sonen automatisch geregelt. Individuel-
lage für die Druckerei – alles ist mitein-         Raum betreten müssen“, erklärt Sorge.           le Einstellungen sind in jedem Raum
ander verbunden, um größtmögliche                  Für den Fall, dass in Zukunft größere           über Touchpanels möglich. Durch die
Synergieeffekte zu schaffen. So muss               Serverkapazitäten notwendig sind, wur-          zentrale Vernetzung der gebäudetech-
weniger Technik eingesetzt werden als              de bereits jetzt ein weiterer Raum mit          nischen Anlagen ergeben sich Synergie-
bei anderen Lösungen“, erklärt Wende.              der benötigten Technik ausgestattet. Zu-        effekte, die zu einer deutlichen Ener-
   Auch bei den Kälteerzeugern wird                dem ist in den vorhandenen Klima-               gieeinsparung führen. Die Kälteerzeu-
die integrierte Wärmerückgewinnung                 schränken Platz für zusätzliche Geräte.         ger für das Rechenzentrum, die Dru-
genutzt. Überschüssige Wärmeenergie                   Zwei Jahre nach dem Umzug ist die            ckerei und die Seminarräume werden
der Geräte, die im Normalbetrieb Pro-              Zufriedenheit aller Beteiligten groß. Die       beispielsweise als gegenseitige Redun-
zesskälte für die Druckerei und die Se-            Mitarbeiter genießen den neuen Kom-             danzgeräte eingesetzt. Darüber hinaus
minarräume erzeugen, wird über einen                                                               wird mittels Wärmerückgewinnung ein
Plattenwärmetauscher der Betonkern-                                                                Teil der Energie im Gebäude bedarfsge-
aktivierung zugeführt und so zum Hei-                                                              recht verschoben. Erste Daten zeigen,
zen der Büros eingesetzt.                                                                          dass das Konzept aufgeht – die Energie-
                                                                                                   kosten sind niedriger als erwartet.  n
Regelungstechnische Einstellung
der Kältemaschinen                                                                                 www.mitsubishi-les.com
Bei der regelungstechnischen Einstel-
lung der Kältemaschinen wurde eben-                                                                Über Touchpanels können in jedem Raum
falls auf Effizienz geachtet. Die Server                                                           unter anderem die Temperatur und das
stehen in Inrow-Klimaschränken mit                                                                 Licht individuell gesteuert werden.

34   KI Kälte · Luft · Klimatechnik · 06-07 2018                                                                                www.ki-portal.de
Größtmögliche Synergieeffekte mit weniger Technikeinsatz Größtmögliche Synergieeffekte mit weniger Technikeinsatz Größtmögliche Synergieeffekte mit weniger Technikeinsatz Größtmögliche Synergieeffekte mit weniger Technikeinsatz
Sie können auch lesen