Mit Demenz / Alzheimer-Krankheit zu Hause leben
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Mit Demenz /Alzheimer-Krankheit zu Hause leben «Wie soll man den Gedanken denken, nicht mehr denken zu können?»
2 Inhalt 4 Was ist Demenz? 6 Wie fühlt sich ein Mensch, der spürt, dass er langsam das Gedächtnis verliert? 8 Wie können Sie einem an Demenz erkrankten Menschen helfen? 10 Für die betreuende Person. Für Freunde und Nachbarn. 12 Wann ist eine Untersuchung ratsam? 14 Unterstützung durch Fachleute 16 Vorsorgeinstrumente 17 Haftpflichtfragen 18 Spezielle Bedingungen der Hilfe und Pflege zu Hause
3 Die meisten an Demenz erkrankten Menschen werden zu Hause betreut und gepflegt. Pro Senectute Rheintal Werdenberg Sarganserland informiert und berät Angehörige und Freunde von Demenz-Patienten über finanzielle und rechtliche Regelungen und über entlastende Angebote. Wir bieten Gespräche an und zeigen mögliche Hilfsmittel für die Betreuung zu Hause auf. Nehmen Sie frühzeitig mit uns Kontakt auf!
4 Was ist Demenz? Was ist eine Demenz? Häufigkeit der Demenz Die Demenz ist die Folge eines Krank- Ca. 8% der über 65-jährigen leiden heitsprozesses im Gehirn. Das Gehirn unter einer mittelgradigen bis schwe- verliert zunehmend seine Leistungs- ren Demenz und weitere 6% leiden an fähigkeit. Vergesslichkeit ist das einer leichten Form. Hauptmerkmal. Die Demenzhäufigkeit nimmt bei älteren Senioren stark zu. Bei den Stadien der Demenz über 90-jährigen wird mindestens ein Bei der leichten Demenz sind erste 40%-Anteil dementer Personen Vergesslichkeiten spürbar, werden angenommen. noch verdrängt oder überspielt. Die Ungefähr 60% der an Demenz Beteiligten müssen den Umgang damit erkrankten Menschen leben in lernen. häuslicher Umgebung, betreut von Mittelschwer demente Menschen Angehörigen. können nicht mehr den ganzen Tag Etwa zwei Drittel sind aufgrund der alleine gelassen werden und benöti- höheren Lebenserwartung Frauen. gen viele Hilfestellungen im täglichen Leben. Für die Region Rheintal Werdenberg Sarganserland kann geschätzt Bei schwerer Beeinträchtigung werden, dass: benötigt jemand dauernde Über- wachung und Hilfe. Rund 1'600 Personen an mittlerer bis schwerer Demenz erkrankt sind. Davon leben rund 1'000 Personen zu Hause. Man schätzt, dass pro erkrankerter Person mindestens drei Menschen aus der engeren Umgebung sehr stark betroffen sind. In der Region Rheintal, Werdenberg und Sarganserland sind das rund 7'000 Personen. Deshalb könnte man sagen: Demenz ist auch die «Krankheit der Angehörigen».
5 Verteilung der verschiedenen Alzheimer Demenzformen Viele mögliche Ursachen können dazu Alzheimer ca. 50% führen. Es besteht noch wenig Klarheit darüber. Im Hirn sind starke Verän- Multi-Infarkt-Demenz ca. 18% derungen sichtbar, wie Ablagerungen und Verklumpungen. Die Verbindun- Mischformen ca. 22% gen des Nervensystems funktionieren Andere Ursachen, nicht mehr normal. Das Hirn ist heilbare Formen ca. 10% allgemein abgebaut (Rückbildung) und um ca. 10% leichter als bei Gesunden. Die durchschnittliche Krankheitsdauer beträgt 8 bis 10 Jahre. Multi-Infarkt-Demenz Schlaganfälle und Durchblutungs- störungen im Hirn schädigen Teile des Gehirns. Eine Verkettung kleiner und kleinster Hirnschläge beeinträchtigen die Gehirnleistung. Ausgefallene Funktionen können teilweise wieder aufgebaut werden. Andere Formen/Ursachen Zum Beispiel bei Depression, Parkin- son-Syndrom, durch Alkohol, Medika- mente, Hirntumore, Mangelernährung und Flüssigkeitsmangel. Eine Abklä- rung ist wichtig, um behandelbare demenzielle Störungen zu erkennen. Demenz ist keine übertragbare Krankheit. Betroffene leben dennoch oft isoliert, vergleichbar mit Trägern einer ansteckenden Krankheit. Das sollten wir nicht zulassen.
6 Wie fühlt sich ein Mensch, der spürt, dass er langsam das Gedächtnis verliert? Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einem Sie fühlen sich hilflos, machtlos, grossen, fremden Bahnhof. Sie haben wütend, verwirrt, elend, ver- nur kurze Zeit zur Verfügung, um den zweifelt, traurig. Anschlusszug zu erreichen. Sie wissen Manche Erkrankte schieben diese den Bahnsteig nicht. Um sich herum unangenehmen Gefühle beiseite, hören Sie ein Gewirr von Stimmen. sie wollen es nicht wahrhaben, dass Alle haben es eilig. Alle anderen ihre geistigen Kräfte schwinden. strömen zielbewusst durch die Gänge. Sie können anfangen, andere zu Sie versuchen sich zu orientieren. beschuldigen, z.B. die Geldtasche Sie fühlen sich gestresst. gestohlen zu haben, die aufgrund der Jeder Mensch wird krank, wenn er Vergesslichkeit nicht mehr gefunden unter Dauerstress lebt. An Alzheimer wird. Im Verlauf der Zeit baut sich das erkranke oder verwirrte Personen Gehirn so stark ab, dass die Erkrank- erleben schon die einfachsten Dinge ten die Welt immer weniger verstehen im Alltag als Belastung oder sogar als können. Aber Erinnerungen an die Stress. Sie können immer weniger Vergangenheit bleiben ihnen noch Orientierungspunkte finden. Das lange erhalten. Für viele ist es ange- Gedächtnis lässt sie im Stich, gibt nehmer, gefühlsmässig in dieser keine Antworten mehr auf einfachste vergangenen Zeit zu leben, in der sie Fragen. «noch jemand waren» und in der liebe Menschen noch am Leben waren. Die Fähigkeiten etwas zu verstehen, zu denken und zu planen, sich etwas zu merken, sich auszudrücken, zu sprechen, zweckmässig zu handeln und sich zu orientieren nehmen immer mehr ab. Zum Beispiel sich die Zähne zu putzen, Namen zu nennen, zu wissen, wie spät es ist und was man gerade isst, wird mit der Zeit immer schwie- riger.
7 Die Fähigkeit zu fühlen bleibt ihnen jedoch erhalten. Besonders an Alzheimer Erkranke verändern ihr Verhalten. Ihr Kopf teilt ihnen die gesellschaftlichen Regeln nicht mehr mit. Auch ihre Persönlich- keit wird durch die Krankheit beein- flusst. Dazu können depressive Verstimmungen, unverständliche Stimmungsschwankungen, Angst, Verfolgungswahn, akute Verwirrung, Davonlaufen oder Unruhe während der Nacht kommen. Die Krankheit akzeptieren Das Verhalten gegenüber der erkrank- ten Person sollte verständnisvoll sein. Das gelingt nur, wenn die Krankheit als solche akzeptiert wird. Eine sehr schwierige Aufgabe, besonders für Partner und Kinder. Mit der Zeit müssen sie dem kranken Menschen gegenüber eine führende Haltung und fürsorgliche Autorität übernehmen, weil er/sie nicht mehr in dem Ausmass wie früher für sich sorgen kann. Dies soll wertschätzend und ohne Beein- trächtigung des Selbstwertgefühles erfolgen.
8 Wie können Sie einem an Demenz erkrankten Menschen helfen? Behalten Sie die Achtung vor Knüpfen Sie an früher geliebte Identität und Selbstbestimmung Beschäftigungen an! der dementen Person! Was früher Spass machte, kann auch Wird eine Mutter weiterhin als Mutter in der Krankheit noch das Herz angesehen und angesprochen, fühlt berühren. Doch dürfen die Anforde- sie sich wohl und bestätigt. Sie spürt, rungen dabei nicht zu hoch sein. dass sie ihren Wert für die Familie nicht verliert, auch wenn ihre Fähig- Vermeiden Sie Auseinander- keiten nachlassen. Man kann das setzungen! Selbstwertgefühl der Person stützen, in dem man sie sein lässt, was sie Streit verursacht unnötige Belastung, war: Frau Huber, die Hausfrau, Herr denn: Die Krankheit und nicht die Lüchinger, der Maurer, Frau Meier, die erkrankte Person ist schuld. Die Fähig- Lehrerin. keit sich zu wehren oder zu recht- fertigen nimmt mit dem Krankheits- verlauf drastisch ab. Die Auseinander- Vermeiden Sie möglichst setzung erfolgt zwischen Personen Veränderungen! mit ungleichen Fähigkeiten. An Demenz erkrankte Menschen können sich schwer auf neue Gewohn- Humor und Lachen helfen heiten oder eine neue Umgebung Situationen leichter zu meistern! einstellen. Es fällt ihnen schwer, neue Orientierungspunkte zu finden, Lachen Sie mit den Betroffenen, aber Verwirrung kann die Folge sein. Ein niemals über sie oder ihr Verhalten. gleichbleibender Tagesrhythmus gibt Verhält sich ein an Demenz erkrankter Sicherheit. Sicherheit entspannt. Mensch verwirrt, ist das eine Mittei- lung an andere in seiner Umgebung. Er sagt: «Ich fühle mich überfordert.» Lassen Sie alte Geschichten hochleben Bei gemeinsamen Erinnerungen kann man noch nach 30 Jahren über bestimmte Erlebnisse lachen. Diese Erinnerungen stellen besonders für demente Menschen einen Schatz dar, an dem sie sich angemessen mit Ihnen freuen können.
9 Die wichtigste Hilfe ist zu Nötige Hilfe trotz Ablehnung versuchen, die erkrankte Person organisieren zu verstehen. Die Krankheit selber führt dazu, Durch geduldiges Zuhören und dass bei Menschen mit Demenz genaues Beobachten der Umgebung meist die Krankheitseinsicht fehlt. kann man oft herausfinden, was sie Wenn Schwierigkeiten abgestritten beschäftigt und womit sie möglicher- werden – z.B.: «Der Haushalt ist weise nicht klar kommt. Manchmal doch in Ordnung, ich putze und koche drängen sich dem an Demenz ja regelmässig.» – bringt Argumen- erkrankten Menschen Erlebnisse tieren nicht weiter. Verweigert eine Person dringend nötige Hilfe, so ist aus der Vergangenheit auf, die noch diese trotzdem zu organisieren. Dazu nicht verarbeitet sind. ist eine akzeptable Begründung zu Für ein Gespräch mit an Demenz finden. Dabei können aussenstehende erkrankten Menschen ist es not- Fachleute sehr hilfreich sein. wendig, ihnen zuerst in die Augen zu schauen und erst dann langsam und mit einer ruhigen, sanften Stimme zu sprechen. Nur einfache Sätze können verstanden werden, da sie sich nur auf eine Sache konzentrieren können. Achten Sie auf Zeichen von Angst Validation und Unruhe und versuchen Sie Gefühle von Sicherheit und Geborgen- Eine weit verbreitete Methode, um heit zu vermitteln. Dazu sind Berüh- mit an Demenz erkrankten Menschen umzugehen. Sie kann in Kursen rungen gut geeignet, denn die Haut gelernt werden und wird besonders ist das Sinnesorgan für das Fühlen. von Pflegepersonen geschätzt. Vali- Besonders bei stark an Demenz dierende Pflege bedeutet, sich in die erkrankten Menschen erleichtern Gefühlswelt der erkrankten Person zu Berührungen die Kontaktaufnahme, begeben und diese nicht zu korrigie- zum Beispiel für ein Gespräch. ren oder zu belehren. Für Partner, Angehörige und Freunde ist dieser Ansatz anspruchsvoller. Sie müssen dann oft anders reagieren als es ihren eigenen Gefühlen entspricht. Das ist sehr, sehr anstrengend.
10 Für die betreuenden Personen. Für Freunde und Nachbarn. Für die betreuenden Personen Die Pflege einer an Demenz erkrankten Person erfordert Wahrscheinlich kennen Sie ungeheure Kraft. Gefühle der Trauer, Wut, Scham, Einsamkeit oder der Schuld. Je besser die wichtigste betreuende Person ihre Kräfte einteilt und schont, Es ist normal, dass diese Gefühle um so besser geht es der erkrankten im Zusammenhang mit der grossen Person, denn dann gelingt eine persönlichen und emotionalen liebevolle und geduldige Betreuung Belastung, die die Betreuung verur- leichter. sacht, auftreten. Achten Sie gut auf Ihr eigenes Wohlbefinden und Ihre Gesundheit. Vertraute Personen, die Für Freunde und Nachbarn an Ihren Gefühlen und Erlebnissen der an Demenz erkrankten Person Anteil nehmen, können eine wichtige und deren Familie Stütze sein. Lassen Sie andere auch Vermutlich verbindet Sie eine lange einen Beitrag zur Betreuung leisten. Geschichte mit der erkrankten Person Überlegen Sie, ob und wie Ihnen und der Familie. Lassen Sie sich von Familienmitglieder, Nachbarn, Freunde den Veränderungen bei Ihrem Freund und Spitex-Organisationen einen Teil oder Nachbarn nicht entmutigen. der Arbeit abnehmen können. Denken Sie wissen ja, dass eine Krankheit Sie daran, dass Sie wichtig sind, auch die Ursache ist. Geniessen Sie die für die erkrankte Person. Deshalb ist schönen Momente, die möglich sind. es so notwendig, dass Sie auf sich selbst gut achten. Halten Sie den Kontakt mit den Angehörigen. Eine Krankheit Oft schämt man sich für das soll nicht alte Freundschaften eigenartige Verhalten des an zerstören. Demenz erkrankten Menschen. Doch das ist nicht nötig. Denken Sie daran, dass keiner etwas für die Krankheit kann. Ermöglichen Sie es der erkrankten Person am öffent- lichen Leben weiterhin teilzuhaben. Sie hat ein Recht darauf. Andere müssen vielleicht erst lernen, mit an Demenz erkrankten Menschen umzu- gehen. Lassen Sie diese das ruhig lernen.
11 Demenz und Autofahren Folgende Situationen sind klare Zeichen für einen Verzicht aufs Wann muss ein Mensch mit Demenz- Autofahren: erkrankung das Autofahren aufgeben? Diese Frage muss in jedem Fall einzeln entschieden werden. Das Thema soll mit Angehörigen möglichst früh Der demenzkranke Autofahrer ist besprochen werden. Eine Abklärung im Strassenverkehr oft aufgeregt bei Fachpersonen bringt Klarheit und und unsicher. die Suche nach Alternativen hilft, sich auf die Zeit ohne Auto vorzubereiten. Die Unsicherheit ist besonders gross in ungewohnter Umgebung Ob jemand den medizinischen An- oder wenn sich auf gewohnten forderungen zum Autofahren genügt, Wegen etwas verändert hat, z.B. entscheidet der Arzt nach verschie- durch Baustellen. denen Tests. In Zweifelsfällen kann er oder können die Angehörigen die Es häufen sich Missgeschicke wie: Abklärung bei einem Spezialisten ver- links und rechts verwechseln, anlassen. Wer die Bedingungen zum Rotlicht nicht beachten, fehlende Autofahren nicht mehr erfüllt, verzich- Beobachtung beim Abbiegen, tet am besten freiwillig, mittels dem Probleme mit Rechtsvortritt, Formular vom Strassenverkehrsamt. Verkehrstafeln übersehen, zu Dort kann auch ein Antrag zur Über- schnell oder zu langsam fahren, prüfung der Fahrtauglichkeit gestellt plötzliches Bremsen ohne Grund, werden, was die Beziehung zur be- etc. troffenen Person aber belasten kann. Es ereignen sich kleinere Unfälle oder am Auto tauchen Parkschäden auf. Hilfreiche Merkblätter Die Alzheimervereinigung Schweiz Angehörige möchten nicht mehr hat sehr gute Merkblätter zu viel- mitfahren. fältigen Themen erstellt: Aggressio- nen, Alltag gestalten, Medikamente, Sexualität, Stimmungsschwankun- gen, Heimeintritt, Autofahren und Demenz, fremdsprachige Informa- tionen und vieles mehr. www.alz.ch
12 Wann ist eine Untersuchung ratsam? Für die meisten Menschen ist es Auf welche Warnsymptome hilfreich, informiert zu sein, wenn sie Sie achten können: selber oder ein Mensch im Umfeld an einer dementiellen Krankheit leidet. Gedächtnisverlust Unverständliche Verhaltensweisen können dann besser erklärt werden. Schwierigkeiten bei häuslichen Manchmal sind Medikamente hilfreich. Tätigkeiten In jedem Fall kann man sich nach Sprachschwierigkeiten einer Untersuchung besser auf die Schwierigkeiten mit der räumlichen Zukunft einstellen und sich auf («Wo bin ich zuhause?») und der mögliche Probleme, die mit der Krank- zeitlichen (Wochentag, Jahr) heit verbunden sind, vorbereiten. Orientierung Die Person, die hauptsächlich pflegt, kann sich rechtzeitig um Hilfe und Vermindertes Urteilsvermögen Entlastung umsehen. (z.B. nicht auf den Verkehr schauen beim Überqueren der Strasse) Gemeinsamer Wissensstand der Schwierigkeiten mit dem abstrakten Beteiligten Denken (Überbegriffe, Gemeinsam- Die Betreuenden und alle Angehörigen keiten finden) sollten einen guten Informationsstand Sachen verlegen oder an falsche über den Schweregrad der Krankheit Orte verräumen (z.B. Butter in den haben. Die Erfahrung zeigt, dass allzu Backofen) grosse Wissensunterschiede Konflikte und Missverständnisse fördern. Durch Unverständliche Schwankungen der einen gemeinsamen Wissensstand Stimmung, der Fähigkeiten im kann zudem die Über- bzw. Unterfor- Tagesverlauf oder des Verhaltens derung des kranken Menschen durch bei Nähe und Distanz zu anderen die verschiedenen Personen verringert Menschen werden. Eine frühzeitige Untersuchung Veränderungen der Persönlichkeit kann auch Ängste nehmen, vielleicht (z.B. Ängstlichkeit, Aggressivität, handelt es sich um keine Krankheit Passivität, Verwirrtheit, depressive oder sie ist behandelbar. Im Weiteren Verstimmung) können Fragen bezüglich der Vererb- lichkeit beantwortet werden. Autofahren: Die betroffene Person fährt oft unsicher und ist aufgeregt. Es ereignen sich kleinere Unfälle. Sie möchten nicht mehr mitfahren.
13 Falls mehrere dieser Symptome Die möglichst frühe Erkennung von auftreten, ist eine Untersuchung beim Demenzen und somit ein möglichst Arzt empfehlenswert. Sprechen Sie früher Behandlungsbeginn sind das den Hausarzt auf Ihre Beobachtungen zentrale Anliegen der Memory Clinic an. Rheintal. Dass einem ein Name entfällt oder man Mühe hat, sein Auto im Parkhaus Memory Clinic Rheintal, zu finden, passiert jedem einmal. Spital Altstätten Vergisst man hingegen Absprachen, die man am Morgen mit dem Nach- www.srrws.ch barn getroffen hat, oder weiss man plötzlich nicht mehr, wie die Wasch- maschine funktioniert, dann kann das ein Anzeichen von Demenz sein. Insbesondere die Häufung solcher Vorfälle hat nichts mit normalem Altern zu tun. In diesem Sinn ist Vergesslichkeit nicht normal. Die Memory Clinic Rheintal ist spezia- lisiert auf medizinische, psychiatrische und psychologische Abklärungen aller Formen von Demenz. Eine umfas- sende Abklärung erfolgt im Spital Altstätten und zum Teil zu Hause. Das entlastet alle Beteiligten und schafft Klarheit. Informationen über eine diagnostizierte Krankheit, ihre Behandlungsmöglichkeiten und den Umgang mit der Krankheit schaffen bei Betroffenen und Angehörigen mehr Verständnis und Sicherheit.
14 Unterstützung durch Fachleute In einem Punkt sind sich alle Fach- Die Zukunftsaussichten, was den leute einig: Die Betroffenen wenden Verlauf der Erkrankung anbelangt, sich meistens viel zu spät an Aussen- sind alles andere als rosig. Trotz stehende um Hilfe. So kommt es, dass allem gibt es viele positive Aspekte. therapeutische Mittel ungenutzt und Das frühzeitige, vertrauliche die betreuenden Angehörigen bereits Gespräch hilft, sich der eigenen zu stark belastet sind, um noch persönlichen Grenzen und Möglich- wirksame Entlastungsmöglichkeiten keiten bewusst zu werden (Psycho- einzurichten. hygiene, Selbstschutz). Deshalb ist frühzeitige Die Frage, ob die Betreuung in Kontaktaufnahme wichtig: einem Heim nötig ist, gehört wahrscheinlich zu den schwierigsten Die medizinischen Möglichkeiten Entscheidungen überhaupt. Wer sollen frühzeitig ausgeschöpft sich frühzeitig mit dem Heimange- werden (Diagnose und Behandlung bot auseinandersetzt, setzt sich durch den Hausarzt oder über ihn auch mit den eigenen Grenzen durch den Facharzt). auseinander. Es ist wichtig, der erkrankten Person keine Verspre- Die frühzeitige Erkennung und chen zu geben, die man später Behandlung von Depressionen ist vielleicht nicht halten kann. Sollte sehr entlastend. der Schritt ins Heim nötig werden, so kann es hilfreich sein, den Eine gute Betreuung ist auf Dauer kranken Menschen in die Vorberei- mindestens so wirksam, wie Medi- tung mit einzubeziehen. Wenn die kamente. Sie muss aber frühzeitig Belastung in der privaten Betreuung geplant werden (richtiges Verhal- zu gross wird, profitieren alle ten). Beteiligten von der Betreuung in Die Einführung von Entlastungs- einem Heim. angeboten durch Drittpersonen, Betreuung kostet nicht nur Zeit, Heime oder Kliniken ist in der sondern auch Geld. Die Sozialversi- fortgeschrittenen Phase der Erkran- cherungen geben vielfältige Unter- kung viel schwieriger als früher stützung. Das Wissen darum, sowie (Gewöhnungseffekt). angemessene private Regelungen geben Sicherheit (finanzielle, rechtliche Aspekte).
15 Von Demenz sind viele Personen unmittelbar betroffen. Ganz wichtig ist das Wahren der Privatsphäre (Intimität). Andererseits kann das Gespräch mit einer Fachperson oder mit anderen Betroffenen vor Abkapselung und Überforderung schützen. Heimbetreuung Bietet Informationen und Bera- tung für pflegende Angehörige, Zur Entlastung der Angehörigen oder persönlich und vertraulich. zur optimaleren Betreuung kann eine dauernde Heimbetreuung ins Auge Kennt Angehörigengruppen gefasst werden. Im Normalfall wird und bietet während der Zeit der ein Heimeintritt mehr oder weniger Teilnahme Betreuung für die problemlos erfolgen. Erkranken an. Angehörige (die in einem Vorsorge- Hilft bei der Ausarbeitung instrument bezeichnete Person oder von privaten Regelungen der die gesetzliche Reihenfolge) von Betreuung und finanziellen urteilsunfähigen Personen im Heim Entschädigung. haben das Recht, für die urteilsunfähige Person einen Betreuungsvertrag abzuschliessen. Sie müssen über freiheitsbeschrän- kende Massnahmen informiert werden und können dagegen Beschwerde ein- legen. Wenn Angehörige Hilfe Sie sind ermächtigt, bei medizini- und Pflege übernehmen schen und pflegerischen Massnahmen zu entscheiden. Verlangen Sie die kostenlose Broschüre mit vielfältigen Infor- mationen zu privaten Regelungen und finanziellen Aspekten.
16 Vorsorgeinstrumente Für den eigenen Todesfall, für den Fall Schutz von hilfsbedürftigen des Verlustes der eigenen Urteilsfähig- Personen keit (z.B. wegen Demenz) oder bei Die Kindes- und Erwachsenenschutz- schwerer Krankheit möchten viele behörden (KESB) stellen das Wohl und Menschen vom Selbstbestimmungs- den Schutz hilfsbedürftiger Personen recht Gebrauch machen. Personen, sicher. Im weiteren sind sie zuständig die eine Demenzdiagnose erhalten für verschiedene weitere Massnah- haben, sollten sich rechtzeitig darüber men. Gedanken machen, welche Vertrau- ensperson aus ihrem Umfeld sie in Beistandschaften: Eine schutzbe- medizinischen, pflegerischen und dürftige Person benötigt Beistand finanziellen Angelegenheiten vertreten oder Vertretung. Die Behörde könnte. Angehörige sollten das Pro- entscheidet über die Beistandschaft blem ansprechen und zusammen mit und prüft den Beistand. der betroffenen Person eine Lösung finden. Vorsorgeauftrag: Für den Fall der Die wichtigsten Instrumente sind: Urteilsunfähigkeit erfolgt der Auftrag zur Personensorge, Vermö- Die Patientenverfügung: genssorge oder im Rechtsverkehr Bestimmungen für medizinische an eine andere Person. Die Behörde Behandlung und Pflege. prüft den Vorsorgeauftrag und ob die Voraussetzungen erfüllt sind. Anordnungen für den Todesfall: Anweisungen und Informationen Fürsorgerische Unterbringung: Der für Sterben und Tod. Schutz in einer geeigneten Einrich- tung ist nötig. Die Behörde ordnet Testament: Anweisungen für die die Unterbringung oder Entlassung Hinterlassenschaft, das Vermögen. an. Vorsorgeauftrag: Vertretung in Aufenthalt in Wohn- oder Pflegeein- persönlichen und in Vermögens- richtungen: Die Behörde prüft den angelegenheiten. Betreuungsbedarf bei Personen um die sich niemand von ausserhalb der Einrichtung kümmert. Auf Antrag prüft sie auch allfällige Massnahmen zur Einschränkung der Bewegungsfreiheit.
17 Haftpflichtfragen Bei allen Entscheiden, die Angehörige Gefährdungsmeldung: Die Behörde für urteilsunfähige Personen fällen, bearbeitet Meldungen, wenn eine müssen sie deren Interessen wahren. Person hilfebedürftig erscheint. Das betrifft auch finanzielle Fragen, Patientenverfügung: Zustimmung wo es unter Umständen zu Interes- oder Ablehnung von medizinischen senskonflikten kommen kann. Massnahmen schriftlich festlegen Angehörige können sich fragen, ob sie und Bestimmung einer zum Ent- haftbar gemacht werden, wenn ein scheid berechtigten Person. Die Angehöriger mit Diagnose Demenz Behörde hilft auf Antrag bei der Auto fährt oder ob sie eine verwirrte Durchsetzung und Überprüfung der Person noch spazieren gehen lassen Patientenverfügung. dürfen, obwohl sie sich verirren www.kesb.sg.ch könnte oder ob Vorkehrungen zu treffen sind, damit in der Wohnung nichts passieren kann. Grundsätzlich gilt, dass keine Haftung besteht, wenn die betreuende Person «das übliche und durch die Umstände gebotene Mass von Sorgfalt in der Beaufsichtigung» angewendet hat. Wer sich speziell für die Betreuung Pro Senectute hat die wichtigsten eines an Demenz erkrankten Familien- Vorlagen und Formulare im DOCUPASS mitgliedes verpflichtet hat, trägt eine zusammengestellt. Die Broschüre kann höhere Verantwortung. Trotzdem kann bei Pro Senectute bezogen werden. nicht erwartet werden, dass eine an Die Verfügungen werden erst wirksam, Demenz erkrankte Person in jeder wenn jemand nicht mehr in der Lage Minute überwacht wird. ist, Entscheidungen zu treffen oder diese auszudrücken. Sie sollten regel- mässig überprüft werden. Die Doku- mente können auf einer speziellen Plattform im Internet hinterlegt werden.
18 Spezielle Bedingungen der Hilfe und Pflege zu Hause Besondere Bedingungen der Pflege Angehörige, Nachbarn und Spitex- und Betreuung zu Hause ergeben sich dienst können nur soweit helfen, wie aus dem Schweregrad und den das die Betroffenen freiwillig zu Auswirkungen der Demenz. Jeder lassen. Es lassen sich nicht 7 Tage mal Mensch und damit jede Betreuungssi- 24 Stunden durchplanen wie im Spital tuation stellt sich einzigartig dar. Eine oder Heim. Deshalb ist die Absprache leichte, mittlere oder schwere Demenz unter den Familienangehörigen von hat deshalb nicht automatisch eine zentraler Bedeutung. Wer kann was leichte, mittlere oder schwierige beitragen? Die Haupt-Pflegeperson Betreuungssituation zur Folge. Für die soll nicht alleine entscheiden, denn Betreuung zu Hause sind gegenüber Verantwortung soll gerecht verteilt der Betreuung in einem Heim oder und vielleicht schriftlich fixiert werden. Spital, zusätzlich zur individuellen Die verbindliche und für alle über- Planung, ganz spezielle Bedingungen sichtliche Planung beinhaltet auch die zu beachten: Haushilfe- und Spitex-Dienste und vielleicht die Kurzzeitpflege (Tages- oder Ferienplatz im Heim). Die Isolation ist die grösste Gefahr der betreuenden Angehöri- gen, deshalb ist die Entlastung In der geschickten Kombination durch Haushilfe- und Spitex- verschiedener Unterstützungs- Dienste so wichtig. möglichkeiten liegt grosse Kraft. Deshalb ist gute, verbindliche Sie ist in jeder Phase der Demenz Organisation nötig. möglich, muss aber individuell geplant werden, weil sich jede Situation neu Der grosse Vorteil der Betreuung zu darstellt. Entlastung gibt es bei der Hause sind vielfältige Möglichkeiten Haushaltarbeit, der Betreuung oder zur Teilnahme am täglichen Leben. Pflege, bei administrativen Aufgaben Mit fortschreitender Krankheit wird und durch unzählige Tipps für den diese Teilnahme schwieriger, aber Alltag mit Dementen, von A wie Auto- nicht weniger wichtig. Dann ist fahren über U wie Unruhe bis Z wie Kreativität gefragt, um nützliche und Zeitgefühl. bekannte Tätigkeiten zu finden. Bei der Betreuung zu Hause gelten Gelebte Familientraditionen die Prinzipien der Freiwilligkeit halten die Beziehung zur und der Lückenhaftigkeit: eigenen Biografie aufrecht.
19 Ausländische Arbeitskräfte zur Die Qualitätskontrolle (Pflege- Hilfe und Pflege zu Hause massnahmen, Sprachbarrieren, Vor allem für Angehörige ist die Krankheit und Unfall, Testament, «24-Stunden-Hilfe» von ausländischen Geschenke, Haftpflicht, etc.) Arbeitskräften, meist aus ärmeren oft ungenügend erfolgt. EU-Ländern, die bei den hilfsbedürf- tigen Senioren vorübergehend im Die «24-Stunden-Präsenz» nicht Haus wohnen ein verlockendes selten zu einer Überversorgung Angebot. Diese werden dann «rund- führt. um-die-Uhr», scheinbar wie in einem Arbeitsrechtliche und sozial- Heim betreut. Bei mehr oder weniger politische Fragen ungenügend wechselndem Personal sind die gelöst sind. finanziellen Kosten nicht selten nur dank prekärer Arbeitsverhältnisse verhältnismässig günstig. Pro Senec- Beim Amt für Wirtschaft und Arbeit tute nimmt diese mehr oder weniger des Kantons St.Gallen sind Merkblät- privaten Pflegeverhältnisse sehr ernst, ter und weiterführende Informationen weil sie oft aus offensichtlicher Not erhältlich: heraus entstehen. Eine kritische Haltung ist aber angezeigt weil: www.awa.sg.ch/home/dienstlei- stungen/Arbeitgeber_und_Gewerbe/ bewilligungen/arbeitsbewilligungen.html Eine Melde- und allenfalls Bewilligungspflicht besteht. Zu Hause gut aufgehoben: Die Betreuung durch fremdspra- Hier finden Sie die Angebote in chige Personen aus anderen Kultur- unserer Region von der Beratung kreisen ist besonders bei dementen über die Betreuung bis zur Pflege. Menschen sehr problematisch. Die Informationen sind aufbereitet Aufgrund der psychischen Ein- durch Pro Senectute Rheintal schränkungen sind sie von der Werdenberg Sarganserland. Betreuungsperson in erhöhtem Ausmass abhängig. Die 24-Stun- www.HilfeZuHause.ch den-Betreuung von dementen Menschen ist umgekehrt nieman- dem zumutbar und führt zu Über- forderungen.
Anlaufstelle für Altersfragen Daheim wohnen – Haushilfe- und Spitexangebote Pro Senectute – Mahlzeitendienste Rheintal – Autofahrdienste Bahnhofstrasse 15 CH-9450 Altstätten Beratung und Information Telefon 071 757 89 00 – Finanzielle und rechtliche Fragen – Private Betreuung regeln und entschädigen Pro Senectute – Hilfsmittel, Notrufgeräte Werdenberg – Heime und Alterswohnungen in der Region Bahnhofstrasse 29 – Hilfe bei Umzug und Wohnungsauflösung CH-9470 Buchs Treuhanddienst Telefon 081 750 01 50 – Unterstützung bei administrativen Aufgaben – Steuererklärungsdienst Pro Senectute Sarganserland Kurse und Gruppenaktivitäten Neue Wangserstrasse 7 – Kurse zu Sprachen, Computer, CH-7320 Sargans Ender CI, 140027 | © Titelbild: Ursula Markus, Zürich kreatives Gestalten, Gesundheit, etc. Telefon 081 750 01 50 – Begleitete Wanderungen, Velotouren, Spaziergänge und Ferienwochen Öffnungszeiten: – Gymnastik, Tanznachmittage Mo – Fr 8– 11/ 14 – 17 Uhr rws@sg.pro-senectute.ch Gratisbroschüren – Wenn Angehörige Hilfe & Pflege übernehmen www.sg.pro-senectute.ch – Mit Demenz/Alzheimer-Krankheit zu Hause leben PC-Konto 90-16018-5 – Ratgeber Testament Als private Stiftung ist Pro Senectute auf Spenden angewiesen.
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