Mit Verlaub, Herr Thierse - (SPD)

 
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Mit Verlaub, Herr Thierse - (SPD)
Mit Verlaub,                    Herr         Thierse
(SPD)
Wolfgang Thierse (SPD) behauptet im Interview: „Aber es gab
radikalisierte Elemente in der Arbeiterschaft. Die waren nun
mit Waffengewalt zu besiegen. Das bleibt ein schmerzlicher
Vorgang, auch im Rückblick, aber man kann doch wissen, dass
der Weg, der dann eingeschlagen wurde, der bessere war…“

Nein, war er nicht. Ich muss jetzt an ein bestimmtes Zitat
denken, das mit „mit Verlaub“ beginnt. Aus Wut und Zorn muss
ich hier ein Posting aus dem Jahr 2017 wiederholen. Ich bin
bekanntlich auch ein radikalisiertes Element.

Der Bergmann Paul Weniger aus Altenbögge-Bönen starb im Kampf
gegen die Kapp-Putschisten, die im Frühjahr 1920 die Weimarer
Republik durch eine Militärdiktatur ersetzen wollten. Paul
Weniger war Mitglied der KPD und Verhandlungsführer der Roten
Ruhr-Armee in Pelkum. Er wurde am 3. April 1920 im Hof des
Polizeigefängnisses von Hamm erschossen. Er hinterließ eine
Frau und zwei Kinder. Er war 31 Jahre alt.

Die Rote Ruhr-Armee wurde vor allem von Mitgliedern der
anarchosyndikalistischen Freien Vereinigung deutscher
Gewerkschaften (FVdG) und der Unabhängigen Sozialdemokratische
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Partei Deutschlands (USPD) gebildet.

Bönen (dort war mein Großvater 40 Jahre lang Bergmann) ist der
einzige Ort im Ruhrgebiet, in dem eine Strasse nach eine
Arbeiter benannt wurde, der von der Reichswehr ermordet wurde.

Der              dressierte
sozialkreditierte Mensch
Endlich ein einigermaßen objektiver Artikel zum Thema! Le
Monde diplomatique: „Bis 2020 testet die chinesische Regierung
in 43 Kommunen ein ausgefeiltes Sozialkreditsystem. Mit
Punktabzug, öffentlichen Demütigungen oder Pluspunkten wird
damit über die berufliche Zukunft, den Zugang zu Bildung und
Krediten oder die individuelle Reisefreiheit entschieden.“

„Posieren in Luxuswagen bei Hochzeiten oder Begräbnissen“ ist
verboten. Würde ich sofort hierzulande einführen.

Palenque, revisited
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Palenque in Mexiko, die Fotos habe ich 1981 gemacht. (vgl.
auch B’aakal und Lakamha‘)

Klassisch
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Das hiesige Publikum zweifelte jüngst daran, ob es noch
Klassen im Marxschen Sinn bzw. das Proletariat gebe. Darüber
lese ich gerade die Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung Nr.
116, die sich speziell diesem Thema widmet.

Ich saß im Café Zuckerbaby, trank Milchkaffe und aß
Käsekuchen, der dort Cheesecake genannt wird, vermutlich weil
US-Amerikaner sonst nicht wissen würden, was sie da vor sich
haben.

Minuspunkt im Café Zuckerbaby: Ein Haufen unerzogener und
bläkender Kinder aus den neuen Mittelschichten, deren Eltern
so aussehen, als hätten sie veganen glutenfreien Sex.

Wer etwas lernen will
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„Heutzutage fällt zur Last, wer etwas lernen will. (…) Die
einen würdigen die Palme der Wissenschaft und erlangen sie
nicht, die anderen fliehen den Ruhm, den sie bringt, als
unwürdig, beide halten sich von edlem Streben fern. Was mich
betrifft, mir scheint das gelehrten Wissen um seiner selbst
willen erstrebenswert genug.“ (Lupus Servatus (862-863), auch
bekannt als Lupus abbas Ferrariensis oder auch Lupus von
Ferrières)

Der Mönch schrieb auf Latein, ich zitiere nach Johannes Frieds
Die Anfänge der Deutschen: Der Weg in die Geschichte.

Ich kann mich noch erinnern, wie ich als Student die Monumenta
Germaniae Historica gemieden habe wie die Pest, weil Quellen
aus der Zeit extrem schwierig zu lesen sind. Heute wäre das
anders.
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Unter Machtspielern

Die primären psychologischen Reaktionen der Einzelnen, Führer oder Geführter, sind irrelevant vor den

übermächtigen Verhältnissen, in die sie eingespannt sind und die ihnen ihr Verhalten weithin aufnötigen, obwohl

die objektiven Tendenzen kaum so furchtbar sich durchzusetzen vermöchten, okkupierten sie nicht auch das

psychische Leben wider die Interessen der Lebenden.“ (Theodor W. Adorno: Anmerkungen zum sozialen Konflikt heute

(1968), in: Adorno: Gesammelte Schriften in 20 Bänden: Band 8: Soziologische Schriften I )
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Wer sich dafür interessiert, was wirklich backstage geschah,
als die jeweils Herrschenden beschlossen, Deutschland
wiederzuvereinigen, sollte Alexander von Plato: Die
Vereinigung Deutschlands – ein weltpolitisches Machtspiel von
vorn bis hinten lesen. Es ist das Standardwerk zum Thema und
das einzige, dessen Fazit auf allen relevanten Akten fußt –
auch den sowjetischen. Plato interviewte zusätzlich die
maßgeblichen Beteiligten, was zu interessanten Widersprüchen
zwischen Protokollen und dem führt, an das sich die
Protagonisten erinnern. (Allein die Bibliographie umfasst rund
50 Seiten. Durch die Fülle der Original-Quellen eignet sich
das Buch hervorragend für den Schulunterricht oder für
historische Seminare.)

Helmut Kohl ist als Bettvorleger losgesprungen und als Tiger
gelandet.“ (Nikolai Portugalow im Interview, 2000)

Fazit: Die sowjetische Seite hatte zunächst gar keinen Plan
und hat sich weitgehend über den Tisch ziehen lassen, auch auf
Grund der lavierenden Verhandlungstaktik Gorbatschows.
Andererseits hatte er keine große Wahl, denn er kämpfte an
mehreren Fronten, gegen die Hardliner im Inneren und gegen den
drohenden Staatsbankrott. Plato gibt zu, dass die Strategie
der deutschen Bundesregierung „ohne größere Fehler“ gewesen
sei und diese das Maximum herausgeholt hat, was möglich war.
Dazu kommt, dass die sowjetischen Regierung die Macht und die
Sogwirkung nationaler Unabhängigkeitsbewegungen, wie die in
Litauen, unterschätzte, was ihre Verhandlungsposition im
„Inneren“ – parallel zu den Verhandlungen mit den Deutschen –
unterminierte. „Mit Litauen war die UdSSR selbst bedroht, mit
der deutschen Frage ’nur‘ die Ränder ihres Hegemonialbereichs.
Dadurch war wegen Litauen der Zwang zu sowjetischen
Konzessionen in der deutschen und in der NATO-Frage stärker
geworden.“

Die Protokolle der Verhandlungen verdeutlichen, dass ein
wiedervereinigtes, aber neutrales Deutschland – also ohne
NATO-Mitgliedschaft – durchaus im Bereich des Möglichen
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gewesen wäre. Der   ökonomische Bankrott der DDR, den sich sogar
Helmut Kohl nach    eigenen Angaben. so hatte nicht vorstellen
können, und auch     der gleichzeitig drohende wirtschaftliche
Kollaps der UdSSR    drängten in eine andere Richtung.

Ein weiteres Fazit: Die Rolle der Opposition der DDR wird im
öffentlichen Diskurs maßlos überschätzt. Es gehört wohl zum
nationalen Mythos, dass die Wiedervereinigung durch „das Volk“
erzwungen worden sei, ähnlich realistisch wie die Siegfried-
Sage. Die Mitglieder der Opposition waren, laut den
Protokollen, über alle Maßen naiv, hatten von den ökonomischen
Sachzwängen nicht die geringste Ahnung und wurden – man muss
sagen: wohl zu Recht – einfach überrollt.

Schwer zu lesen und manchmal dröge, aber äußerst penibel
geschrieben und teilweise spannend, weil man die Dinge
hinterher anders sieht als man sie aus den Medien zum Thema
kennt.

About: burks.de

Eine edle anonyme Spenderin oder ein nobler unbekannter
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Spender hat einen Briefumschlag mit Inhalt in meinem
Briefkasten hinterlassen. Ich danke ganz herzlich!

Miscellaneous
Von den Chinesen lernen, heißt Hochhäuser bauen lernen. Von
den Indern lernen, heißt Streiken lernen. Just saying.

Für Prophet und Führer

Südfrankreich: Soldaten der 13. Waffen-Gebirgs-Division der SS
„Handschar“ bei der Ausbildung; Lesen einer Broschüre „Islam
und Judentum“, ca. Sommer 1943. Foto: Bundesarchiv Koblenz,
vgl. Zenith: „Viele Juden konvertierten während des Kriegs zum
Islam“.

Auch die Nazis bauten Moscheen auf. Interessanter Artikel auf
Zeit online: „Deutschland wird den Krieg gewinnen –
Insch’Allah!“

Dazu passt Die SS-Mullah-Schule und die Arbeitsgemeinschaft
Turkestan in Dresden.

Aus einem Interview mit dem Buchautor David Motadel: Für
Prophet und Führer: Die islamische Welt und das Dritte Reich:

Wie haben die Muslime insgesamt auf die Verfolgung ihrer
jüdischen Nachbarn reagiert?
Im Prinzip unterschieden sich die Reaktionen der Muslime auf
die NS-Vernichtungspolitik kaum von dem Verhalten anderer
Bevölkerungsgruppen unter deutscher Besatzung. Das Spektrum
reicht da von Kollaboration mit den Besatzern und Angriffen
auf jüdische Nachbarn aus Gründen des Profits oder aus reinem
Antisemitismus, über Gleichgültigkeit, bis hin zu Empathie und
zum Schutz verfolgter Juden. Häufig kam es vor allem auf die
Gegebenheiten und die interkonfessionellen Beziehungen vor Ort
an. Als bedeutendes Beispiel für eine Unterstützung von
Muslimen gegenüber Juden während es Holocaust ließe sich
Albanien nennen. Dort haben Muslime einen großen Teil ihrer
jüdischen Nachbarn retten können.

Nun zu uns, Deutsche Bahn!
Liebe Deutsche Bahn, ausnahmsweise verzeihe ich Dir, dass Du
meinen Zug von Düsseldorf nach Berlin hast einfach ausfallen
lassen. Der Ersatzzug ist leer, ich habe WLAN, sitze an einem
Tisch und kann sogar Die Dolmetscherin anschauen – und kriege
auch noch Kaffee angeboten. So macht Reisen dann doch Spaß.

On the Rails
Eine Live-Version von Eric Claptons I Shot the Sheriff (besser
als Bob Marley) im Kopfhörer Ohr. Die Landschaft huscht wie
ein grauer Strich vorbei, jetzt ist zwischen den Wolkenfetzen
sogar ein Himmel zu sehen, der blau und kalt Brandenburg
Hannover die Pampa überwölbt. Meine Stimmung hebt sich
merklich. Der ICE ist sogar pünktlich auf dem Weg nach Köln
Düsseldorf.

Sorry für den Windows-Bildschirm! Vielleicht kann mir jemand
ein gutes 17-zölliges Laptop (auch für Gamer geeignet) mit
vorinstalliertem Linux empfehlen? Das ist mein nächster
Wunsch, falls ich zeitnah etwas Geld ausgeben will.

Fake-News, reloaded
Eindeutig Fake-News: „Der Generalstabsoffizier Waldemar Pabst
(1880 bis 1970) hat nach eigener Aussage den Mordbefehl an
Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg erteilt. Jahrzehnte nach
der Tat behauptete er, Nahles habe ihn am Telefon indirekt zu
dieser aufgefordert. Ob dies zutrifft, ist unter Historikern
umstritten.“

Cooles Bärtierchen

Nature.com: „Extremotolerant tardigrade genome and improved
radiotolerance of human cultured cells by tardigrade-unique
protein. (…) Using human cultured cells, we demonstrate that a
tardigrade-unique DNA-associating protein suppresses X-ray-
induced DNA damage by ∼40% and improves radiotolerance. These
findings indicate the relevance of tardigrade-unique proteins
to tolerability and tardigrades could be a bountiful source of
new protection genes and mechanisms.“

Das Bärtierchen (engl. Tardigrade) ist ein Superheld:
„Tardigrades are pretty much impossible to kill. No, seriously
– the tiny organisms also known as water bears or mossy
piglets can survive the following environments: the vacuum of
outer space, near absolute zero, boiling temperatures,
pressures six times greater than the deepest ocean, several
years’ worth of dehydration, and radiation lethal to pretty
much every other animal on Earth. Scientists now know what
gives Tardigrades that latter quality – and it could be a boon
to making deep space travel for human beings possible.“
(Quelle: Inverse.com)

Da denke ich an die Bibel, Matthäus 18, Vers 7: „In jener
Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist denn im
Himmelreich der Größte? Da rief er ein Bärtierchen herbei,
stellte es in ihre Mitte und sagte: Amen, ich sage euch: Wenn
ihr nicht umkehrt und werdet wie die Bärtierchen, werdet ihr
nicht in das Himmelreich hineinkommen. Wer sich so klein macht
wie dieses Bärtierchen, der ist im Himmelreich der Größte.“

Vor welchen Frauen die Hamas
wirklich Angst hat
Source: Girlsdefence (Instagram) Welcome to the wonderful
world of IDF Women | ‫בס“ד‬

Man sollte aber nicht vergessen, dass es auch Yuval Ofer vom
Israel’s Women network gibt ( für’s deutsche Wikipedia
irrelevant). „The exclusion of women constitutes one of the
greatest threats to the equality and welfare of women in
Israeli society today.“

Haaretz (man muss leider eine E-Mail-Adresse angeben): „1 in 6
Women Suffer Sexual Harassment in Israeli Army, Survey Finds“.
Cyber-Alarm oder: Die Russen
kommen (nicht)

Screenshot: Bild online 07.01.2019

Das Bildblog schreibt über die Lügenpresse und „Scoops“, die
keine waren.
Copacabana

Das Foto habe ich in Copacabana in Bolivien (1984) gemacht.
Hinter dem Cerro Calvario und der Stadt liegt der Titicaca-
See. Auf Aymara heisst Titicaca „grauner Puma“. Der Ort
Copacabana war damals ein verschlafenes Nest, nur zu Ostern
trafen zahllose Pilger ein.

Jehova ist nicht im Internet
Symbolbild

Kleine Aufgabe für das Publikum in Sachen Medienkompetenz: Ist
die These, alles drehe sich im Internet um Pornografie, wahr,
und ist die Website Netzsieger.de seriös? Und wenn ja, warum
nicht?

Beim Frühstück gelesen ein hübscher Kommentar in der NZZ über
den Parteichef der Grünen, Robert Habeck, der seinen Abschied
von Twitter und Facebook verkündet hat:
Schliesslich fragt man sich, ob jemand, den ein paar Tweets
nach eigenem Bekunden so aggressiv machen, dass er das ganze
Medium meiden muss wie ein Trinker die Flasche, politische
Verantwortung tragen sollte. Har har.

Mit Medien hatte der Mann ohnehin schon öfter Probleme.

Die Zeit dazu: „…die vielen Falschmeldungen und
Halbwahrheiten, die auf den ersten Blick von seriöser
Information kaum zu unterschieden sind – das alles gab es in
dieser Weise in den Vorinternetzeiten nicht.“

Das, mit Verlaub, ist Unfug. Ich weiß nicht, wie es den
medienaffinen Leserinnen und socialmediaabgebrühten Lesern
dieses kleinen Blogs geht, aber ich kann „Falschmeldungen und
Halbwahrheiten“ fast immer erkennen, auf den ersten Blick,
ganz gleich, wo sie lauern, offline oder online. Vielleicht
braucht es dazu eine gewisse Bildung oder auch ein Wissen, an
dem es vielen, die sich Journalisten nennen, vermutlich
gebricht. Ihr könnt mich gern arrogant nennen.

Die Idee, Politiker zu bezahlen, dass sie in den so genannten
„sozialen Medien“ einfach mal das Maul halten, finde ich aber
nicht schlecht.

Die Grünen sind übrigens nicht „links“, daher ist die
Worthülse „links-grün“, die bürgerliche und kleinbürgerliche
Texbausteinfacharbeiter gern gebrauchen, ein schlechtes
Oxymoron.

Chicas y chicos

Fotografiert 1981 in Ajijic am Lago Chapala, Mexico. Vgl.
Mariachi und Fisch am Lago Chapala.
Schmuddelwetter

Gegenwelt              zur
Parallelgesellschaft
„Die Sommerferien verbrachten wir typischerweise immer in der
Türkei. Doch anders als die meisten deutschtürkischen Familien
hielten wir uns den Großteil dieser Zeit nicht bei der
Verwandtschaft in der Provinz oder in Istanbul auf.
Stattdessen kauften sich unsere Eltern ein Ferienhaus an der
Westküste, fernab von Istanbul und fernab von muslimischen
Verpflichtungen. Dieses Haus symbolisierte uns als autonome
Familie. Es schrie der Verwandtschaft ins Gesicht: Wir, Vater,
Mutter, Kinder, sind unsere eigene kleine Familie. Unser
Familienleben ist nicht an eures gekoppelt. Ihr kontrolliert
es nicht. Touristisch weitgehend unerschlossen, ist die Gegend
nahe Izmir bekannt dafür, im Gegensatz zu anderen Teilen der
Türkei besonders fortschrittlich zu sein. Hier machten wir
auch Urlaub von der Verwandtschaft in Deutschland, die ich als
hinterwäldlerisch empfand und die trotz der Grenzen, die meine
Eltern ihr setzten, Druck auf unsere Familie ausübte. Hier
konnten wir besonders ausgelassen und glücklich sein, den
ganzen Tag in Badesachen verbringen, Burger essen, das
türkische Bier Efes trinken, abends ausgehen – alles ohne die
verurteilenden Blicke von konservativen Muslimen, denen man
unter vielen Türken und Deutschtürken begegnet. Hier waren wir
befreit von dem Gefühl, wir müssten irgendetwas verdecken oder
verstecken. Sei es ein Körperteil oder der Wein im Schrank.
Die Nachbarn in der Ferienhausanlage waren ebenfalls sehr
inspirierend. Sie kamen aus weniger konservativen Haushalten
aus Istanbul und Ankara und nahmen sich hier eine Auszeit vom
Leben in den Metropolen. Zum Glück gab es keine
deutschtürkischen Familien, keine herumschreienden Kinder und
Eltern also. Die Kinder der vornehmen türkischen Nachbarn
waren auffällig leise. Das hier war unsere kleine Gegenwelt
zur Parallelgesellschaft in Deutschland.“ (Tuba Sarica: Ihr
Scheinheiligen!: Doppelmoral und falsche Toleranz – Die
Parallelwelt der Deutschtürken und die Deutschen.

Für mich war das Buch nichts Neues, ist aber lesenswert.
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