Mitgestalten, Mitbestimmen - Studierende und Gewerkschaften - Deutscher ...
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studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 1 Mitgestalten, Mitbestimmen Studierende und Gewerkschaften http://jugend.dgb.de/studium
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 2 Inhalt 1. Bildung ist, was du draus machst! 03 2. Mit der Gewerkschaft zum guten Studium 04 2.1. Hochschule und Gesellschaft aktiv mitgestalten 05 2.2. Studiengebühren? Nicht mit uns! 07 2.3 Gute Studienbedingungen sind wie gute Arbeitsbedingungen: Zu erkämpfen! 08 • Sozial gerecht: BAföG reformieren 08 • Studierbar: Schluss mit Stress! 09 2.4. Bildung ist keine Ware, sondern gesellschaftliche Aufgabe – Privatisierung stoppen! 11 2.5. Für mehr Praxis in der Bildung und mehr Bildung in der Praxis 12 3. Jobben und Studieren: Gewusst, wie! 13 3.1. Gute Arbeit an der Hochschule 14 3.2. Mit Tarifvertrag ins duale Studium 16 4. Gewerkschaften gestalten Gesellschaft mit 18 4.1. Gute Bildung heißt: Bildung für alle! 18 4.2. Nach dem Studium kommt die Arbeit 19 4.3. Gute Arbeitsbedingungen sind besser für alle 20 5. Angebote und Ansprech- partner_innen bei den DGB- Mitgliedsgewerkschaften 22 2 Studierende und Gewerkschaften
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 3 1. Bildung ist, was Du daraus machst! Kennst du das? Du kommst an die Hoch- nicht nur zu überlegen, was du später mal schule – erstes Semester. Der Hörsaal ist machen möchtest, sondern auch wie du ar- überfüllt, du zwängst dich zwischen zwei beiten und lernen möchtest. Heizkörper auf den Boden. Viele Kurse, die du belegen wolltest, sind schon voll. Jetzt An vielen Hochschulen findest du Studieren- sitzt du in einer langweiligen Vorlesung und dengruppen und Angebote der Gewerk- niemand scheint richtig motiviert. In der Bi- schaft, bei denen du dich einbringen kannst bliothek sind alle Bücher, die du für die und Ansprechpartner_innen für Fragen rund nächste Seminarwoche brauchst, ausgelie- um Studium, Job und Berufseinstieg findest. hen. Du fragst dich, wie du auf diese Weise dein Studium in sechs Semestern durchziehen Ja, schon klar, das Studium fordert viel, und sollst? Und ob das später im Beruf eigentlich es bleibt kaum Zeit für politisches Engage- besser wird? ment. Aber der Einsatz lohnt sich. Studie- rende, die in Gewerkschaften organisiert Wir sagen, Bildung ist auch was du daraus sind, können sich einfach besser durchsetzen machst. Mit dieser Broschüre möchten wir dir und sind Teil eines großen Netzwerkes (bil- unsere Ansätze für eine gute Bildung vorstel- dungs)politisch engagierter Menschen. len und dich dazu einladen, mit uns gemein- sam für gute Arbeits-, Lern- und Lebensbe- Gute Arbeits- und Studienbedingungen fallen dingungen einzutreten. nicht vom Himmel, aber gemeinsam lässt sich viel bewegen! Sei dabei! Bildung funktioniert als Platzanweiser in der Gesellschaft und entscheidet über berufliche Perspektiven und Lebenswege. Gewerkschaf- ten machen sich deshalb für Chancengleich- heit im Bildungssystem stark. Wir streiten gegen soziale Barrieren auf dem Weg in die Hochschule und für die Qualität von Studium und Lehre. Mit deiner Studienwahl hast du entschieden, in welche Richtung dein beruflicher Werde- gang gehen soll. Jedes Studium soll auch auf einen Beruf vorbereiten. Kommt die Praxis und Berufsvorbereitung aber zu kurz, ist der Berufseinstieg schwierig. Gute Bildung und gute Arbeit gehören nicht nur deshalb für uns zusammen. Wir wollen dich dazu einladen, 3
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 4 2. Mit der Gewerkschaft zum guten Studium Gute Arbeit fängt vor dem Berufsstart an. Zumal Studierende häufig auch vor dem »of- Dein Studium ist eine wissenschaftliche Be- fiziellen« Berufsstart Berührungspunkte mit rufsausbildung, die auch Kritikfähigkeit und der Arbeitswelt haben. Sei es im Praktikum Persönlichkeitsentwicklung umfasst. Hier gilt: oder Nebenjob, oder weil sie bereits eine Je besser die Studienqualität, desto besser Ausbildung gemacht haben. findest du dich später im Job zurecht und desto zufriedener bist du mit deinem Stu- Es geht uns als Gewerkschaften aber nicht dium. Wenn du dich nicht nur frühzeitig nur um arbeitsweltliche Fragen. Wir setzen fragst, was will ich mal beruflich machen, uns für eine soziale und demokratische Hoch- sondern auch, wie will ich arbeiten, ist schon schule und Gesellschaft ein. Solidarität, das Studium dein Start, die Arbeitswelt zu ge- Gleichberechtigung und Menschenwürde stalten und zu verändern. sind Eckpfeiler unserer Politik. 4 Mit der Gewerkschaft zum guten Studium
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 5 2.1. Hochschule und Gesellschaft Studierendenräte und Studierendenparla- aktiv mitgestalten! mente sowie ASten (AStA – Allgemeiner Stu- dierendenausschuss) sind solche demokrati- An den meisten Hochschulen gibt es viele schen Beteiligungsstrukturen für Studierende. verschiedene Möglichkeiten, sich für die ei- Leider hat die Demokratie hier ihre Grenzen: genen Interessen im Studium einzusetzen. Nicht in allen Bundesländern sind verfasste Das Besondere an uns: Wir stellen den Zu- Studierendenschaften in den Hochschulge- sammenhang von Studium und Arbeitswelt setzen verankert. Auch ist ihr Einfluss der Mit- her und bringen betrieblich-praxisbezogene bestimmung begrenzt. Häufig können Profes- Kompetenzen in die Studiengestaltung ein. sor_innen Entscheidungen in Hochschulgre- Hochschulpolitik ist für uns immer Gesell- mien über die Köpfe anderer Personengrup- schaftspolitik, und in der Gewerkschaftsarbeit pen hinweg treffen. setzen sich Studierende, Auszubildende, Ar- beitnehmer_innen gemeinsam für eine soli- Dazu haben wir eine Meinung: Wir fordern darische, demokratische Gesellschaft ein. die bundesweite Verankerung verfasster Stu- Dabei arbeiten wir eng mit den demokratisch dierendenschaften mit verbindlichen Mitwir- gewählten Vertretungen der Studierenden an kungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten den Hochschulen zusammen. und dem Recht der politischen Vertretung aller Studierenden mit einem allgemeinpoli- Raumkämpfe Uni Mü nchen: Demokratie brauch t Platz! Die Universität Münc hen tat sich schwer politischen Arbeit ihr mit der er Studierenden und schaftler_innen. Sie Wissen- entschied, dass parte orientierte Hochschulg ipolitisch ruppen gar nicht, pa greifende Hochschulg rteiüber- ruppen nur gegen Au und Geld an der Unive flagen rsität Veranstaltungen Die LMU begründete dürfen. machen ihre Haltung mit der Räume anmelden kö Furcht, dass auch Re nnten. So sollen alle chtsradikale Anspruc behandelt oder komp Aktivitäten, die nach h auf lett verhindert werde Politik aussehen, als Das Ziel der DGB Ho n. »extern« chschulgruppe ist es, denvertretung zu ein im Einvernehmen mi er neuen Praxis zu ko t der LMU und der Stu engagiert, muss das mmen: Wer sich ehren dieren- Recht haben, ohne Ko amtlich und demokra zuhalten. Wer sich an ste n und Einschränkung tisch Absprachen, Hausord en Veranstaltungen kommen sein. Wir wo nung und Regeln de ab- llen dazu beitragen, r Fairness hält, muss Macht mit: www.fac die LMU zu einer Un will- ebook.com/gewhsgmu i für alle zu machen. c 5
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 6 liche Mitmachen: Gewerkschaft litik – sei dab ei! Hochschulpo en Stä dte n gib t es Hoc hsc hulgrup- In viel Mit glie dsge- pen des DGB oder seiner t kom me n Stu die rende werkschaften. Dor wis sen sch aftl iche Mit arb ei- und zum Teil hul e akt iv ter_innen, die an der Hochsc sam Politik sind, zusammen, um gemein Dic h ein fac h an die zu machen. Wende d ode r dei ne Gew erk schaft DGB-Jugen vor Ort! m/vor-ort www.jugend.dgb.de/studiu tischen Mandat. Grundsätzlich müssen alle Mitgliedsgruppen, auch die Beschäftigten, an welche Maßnahmen aus wirtschaftlich-poli- den Hochschulen paritätische Entscheidungs- tischen Krisen führen könnten. Auch die rechte in den Gremien erhalten. Für eine de- Frage, welche technischen Innovationen be- mokratische Hochschule muss gelten: Keine sonders sinnvoll sind, wird hier beantwortet. Gruppe darf alleine gegen alle anderen ent- Deshalb ist es wichtig, dass auch die Hoch- scheiden können. schule ein demokratischer Ort ist. Hochschulen können einen wichtigen Beitrag Gewerkschaftliche Hochschulgruppen bilden zu einer demokratischen und sozialen Gesell- sich eine Meinung und beteiligen sich an der schaft leisten. Sie beeinflussen gesellschaft- Gestaltung ihrer Hochschule und der Bil- liche und betriebliche Entwicklungen ebenso, dungspolitik. Wobei die DGB-Jugend und ihre wie sie selbst von diesen Entwicklungen ver- Mitgliedsgewerkschaften eine Möglichkeit ändert werden. für Studierende ist, sich bundesweit zusam- men zu schließen, gemeinsam Positionen zu Hier ist der Ort, wo entschieden wird, welches entwickeln und aktiv Gewerkschaftspolitik Wissen als gesellschaftlich wichtig gilt, aber mitzugestalten. auch, was zu deiner Berufsausbildung gehört, welche Forschung vorangetrieben wird und Grundlegend für eine demokratische Gesell- schaft ist der Kampf gegen jegliche Diskrimi- nierung. Alle Menschen müssen die gleichen Mitmachen: Gelbe Hand Rechte besitzen. Dafür streiten wir – ohne Im Verein »Mach meinen Wenn und Aber – auf der Straße, im Betrieb Kumpel nicht an« engagie- und in unserem persönlichen Umfeld. Die be- ren sich Gewerkschaf- kannte, gewerkschaftliche Forderung »Glei- ter_innen gemeinsam gegen Diskri- cher Lohn für gleiche Arbeit« drückt genau minierung im Betrieb und der Gesell- schaft: www.gelbehand.de das aus: Egal, ob Mann oder Frau, Ost oder 6 Mit der Gewerkschaft zum guten Studium
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 7 West, mit oder ohne deutschen Pass, Werk- das bis dahin Studiengebühren ausschloss. verträge oder Festangestellte – Alle haben 2005 wurde dem stattgegeben, woraufhin ein Recht auf die gleiche faire Entlohnung! sieben Bundesländer Studiengebühren ein- führten. An vielen Hochschulen findest du Aktive der Gewerkschaft, mit denen du dich gemeinsam Eine Protestwelle überzog daraufhin das engagieren kannst. Egal, ob es um Wahlfrei- Land, wie sie seit 1968 nicht mehr im Bil- heit einzelner Lernmodule, um die Arbeitsbe- dungsbereich zu finden war. Über 300.000 dingungen studentisch Beschäftigter oder um Schüler_innen und Studierende gingen 2009 Mitspracherecht bei der Auswahl von Profs in der Aktionswoche für eine gebührenfreie geht, hier bist du richtig. Was die Gewerk- Bildung auf die Straße. Mit Erfolg: Es konnte schaften darüber hinaus noch alles machen, so viel Druck aufgebaut werden, dass die po- findest du unter www.jugend.dgb.de litischen Parteien in vielen Bundesländern Po- sition gegen Studiengebühren bezogen. 2.2. Studiengebühren? Nicht mit uns! Vorerst sind allgemeine Studiengebühren seit 2014 wieder in allen Bundesländern abge- Findest du auch, dass Jeder und Jede selbst schafft. Auch diese Erfahrung zeigt: Zusam- entscheiden sollte, ob er oder sie studieren men bewegen wir etwas! möchte? Das ist nur dann der Fall, wenn der Zugang zur Bildung gebührenfrei ist. Als bundesweite Organisationen nutzten wir die Möglichkeit, den Forderungen überregio- Seit 2002 befinden wir uns in Auseinander- nal Gehör zu verschaffen. Damit das Studium setzungen um Studiengebühren. Angefangen auch zukünftig gebührenfrei bleibt, bleiben hat es mit einer Klage der unionsregierten wir auch weiterhin mit euch am Ball! Länder gegen das Hochschulrahmengesetz, 7
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 8 2.3 Gute Studienbedingungen sind kommt seltener an die Hochschule und hat wie gute Arbeitsbedingungen: vielleicht noch Nachteile auf dem Arbeits- Zu erkämpfen! markt. Die Hochschule ist ständig im Wandel. Noch Bildung wird hier genauso wie Vermögen ver- vor wenigen Jahren haben die meisten Stu- erbt. Das Ergebnis kennen wir. Die Schere dierenden auf einen Magisterabschluss hin- zwischen Arm und Reich geht weiter ausei- gearbeitet, heute kennst du wahrscheinlich nander. Inzwischen besitzt ein Prozent der nur noch Bachelor- und Masterstudierende. Bevölkerung in Deutschland rund ein Drittel des Privatvermögens, Tendenz steigend. Das Wie beim Lernen und Lehren an der Hochschule ist stets das Ergebnis ständiger Damit nicht der Geldbeutel der Eltern oder ihr Aushandlung. Wir als Gewerkschaft haben sozialer Hintergrund darüber entscheidet, eine klare Vorstellung davon, wie eine gute wer studieren kann und wer nicht, braucht es Hochschule auszusehen hat: sozial gerecht, ein politisches Gegengewicht – das BAföG als studierbar und demokratisch! Herzstück der staatlichen Studienförderung. Leider funktioniert das bisher nur bedingt. Sozial gerecht: BAföG reformieren In Deutschland studieren heißt, du hast in 77 Das Problem: Die Bedarfssätze und Freibe- Prozent der Fälle Eltern, die ebenfalls studiert träge sind seit Jahren nicht mehr an Lohnent- haben. Das ist ein (negativer) Spitzenwert im europäischen Vergleich. Jobchancen und Ein- kommen sind in der Regel besser mit einem GEW-Studis: Mitmischen ft Studienabschluss, und so beißt sich die Katze in der Bildungsgewerkscha wir für ein in den Schwanz: Wer studierte Eltern hat, stu- Als GEW-Studis streiten für ein e Dem okrati- besseres Studium, diert ebenfalls. Wer nicht studierte Eltern hat, Hoc hsc hul en und für bes- sierung der Job Von . sere Arbeitsbedingungen im Ort bis zur der Hochschulgruppe vor che n wir uns ein. Bundesebene mis Gemeinsam mit Kol- leg_innen aus allen Bildungsbereichen kämpfen wir für eine solidarische und demo- kratische Bildung. Matthias Schröder, GEW www.gew-studierende.de 8 Mit der Gewerkschaft zum guten Studium
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 9 Weitere Infos und wie ihr uns unterstützen könnt, findet ihr unter: www.bafoegbuendnis.de wicklung und steigende Lebenshaltungskos- Studierbar: Schluss mit Stress! ten angepasst worden. Der Anteil der Studie- An der Hochschule sollte nicht für die nächste renden, die Anspruch auf BAföG haben, wird Prüfung, sondern für das weitere Leben ge- immer kleiner. Der Effekt: Viel zu Wenige er- lernt werden. Schön wäre doch, als Studie- halten BAföG und die, die es bekommen, rende_r Zeit zu haben, mal über den Teller- müssen die Hälfte davon später zurückzah- rand des eigenen Faches zu schauen, die len, und die Förderung reicht auch nicht für damit verbundenen gesellschaftlichen Zu- die Studienfinanzierung aus. sammenhänge zu beleuchten und Raum für Praxiserfahrung und Ausprobieren zu haben. Wir setzen uns für eine umfassende BAföG- Hast du nicht? Genau, denn das gilt nur, Reform ein, damit möglichst viele Menschen wenn die Studien- und Prüfungsordnungen ihren selbstgewählten Bildungsweg gehen genug Zeit dafür bieten. können. Hans-Böckler-Stiftung Die Stiftung der Gewerksch aften ist die Studienfinanzierung Hans-Böckler-Stiftung. Hier kannst Du Für Tipps und Infos zur ideell und materiell gefördert werden. Studienfinanzierung: Dabei zählen nicht so sehr die Noten, Unsere Broschüre sondern deine soziale Herkun ft und dein »Studium.BAföG.Job«, gewerkschaftliches, gesells chaftspoliti- zu finden unter sches und ehrenamtliches Eng agement: www.jugend.dgb.de/-/pNL www.boeckler.de 9
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 10 In der Konsequenz leidet die Studienqualität, und Studierende, die mit dieser Lernweise nichts anfangen können, bleiben auf der Stre- cke. Im Kampf um die begehrten, aber nicht ausreichend vorhandenen Masterplätze kann vor allem eins (kennen)gelernt werden – Kon- kurrenz. Das passt nicht zu unserer Vorstel- lung von guter Bildung. Als Gewerkschaften handeln wir solidarisch und wollen unsere Der Bachelor schafft oft ein inhaltlich eng ge- Ziele gemeinsam erreichen, statt uns gegen- schnürtes Lernfeld mit Zeitdruck und Prü- einander ausspielen zu lassen. fungsstress. Auswendig lernen und dann alles wieder vergessen. Für viele reduziert sich Sich für eine bessere Studierbarkeit einzuset- so das Studium auf Punkte sammeln und zen gehört dazu und das heißt: lässt keinen Raum für Grübeln, Kritisieren D Wir fordern ein realistisch vertretbares und Lösungssuche. Wenn man zusätzlich Studienpensum mit Freiräumen für Orien- noch arbeiten muss, bleibt die Regelstudien- tierung, Erprobung und für politisches zeit oft ein frommer Wunsch. und soziales Engagement. D Master für alle: Uneingeschränkte Durch- Auch der Übergang von Bachelor zu Master lässigkeit zwischen Bachelor- und Master- gestaltet sich oft kompliziert. Bei Hochschul- studiengängen. wechsel, ob europaweit oder im selben Bun- D Schluss mit dem »Raus-Prüfen«: Die Prü- desland, wird häufig nur ein Teil der Studien- fungsanteile auf ein erforderliches Mini- leistungen anerkannt. Und auch sonst tragen mum reduzieren und kompetenzorientiert verwirrende Prüfungsordnungen und über- gestalten. volle Studiengänge nicht zur Entspannung bei. Studierende und Gewerkschaften – ein starkes Team An der Uni setzen wir uns gemeinsam für die Verbesserung der Studienbe- dingungen ein und engagieren uns zu gesellschaftlich relevanten Themen wie Asylpolitik und Engagement gegen rechts. 10 Mit der Gewerkschaft zum guten Studium
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 11 2.4. Bildung ist keine Ware, sondern gesellschaftliche Aufgabe – m des sches Program Privatisierung stoppen! Hochschulpoliti af ts bu nd es (DGB) erksch Deutschen Gew hublade ist nicht für die Sc Wir kennen das aus dem Fußball: Öffentliche »Das Programm ch aftliche llen die gesells Stadien werden privatisiert und heißen auf gemacht. Wir wo e r suchen di Debatte, und wi einmal nach ihrem Sponsor – z.B. Allianz- ar be it mit allen Grup- Zusammen Arena oder O2-Arena. Das Gleiche passiert chschulpoliti- pen.« Mit dem Ho auch an deutschen Hochschulen. Die Privati- ha t der DGB schen Programm sierung von Bildung und Forschung wird an- dl ag e für seine Ar- sich eine Grun len gegeben. gesichts vermeintlich klammer öffentlicher beit an Hochschu dgb.de/-/5Bi Kassen immer wieder als Wundermittel zur Mehr Infos: www. Finanzierung der Hochschulen angepriesen. In Frankfurt im House of Finance zum Beispiel heißen die Hörsäle bereits nach den Sponso- Eine ausreichende Grundfinanzierung des Bil- ren. dungswesens ist neben der Wahrung der Un- abhängigkeit der Wissenschaft auch wichtig, Wir halten dem entgegen: Wissenschaft muss um der zunehmenden Verschlechterung der unabhängig von Unternehmen mit Einzelin- Arbeitsbedingungen in Forschung und Lehre teresse bleiben. Bildung und Wissenschaft entgegenzuwirken. Gute wissenschaftliche sind gesellschaftliche Aufgaben, die in die öf- Leistungen sind das Ergebnis der rund fentliche Verantwortung gehören. Hochschu- 600.000 Beschäftigten an den Hochschulen. len müssen die Möglichkeit haben, unabhän- Sie verdienen sichere, tariflich gestaltete Ar- gig von wirtschaftlichen Interessen zu for- beitsverhältnisse, eine faire Entlohnung und schen und zu handeln. berufliche Perspektiven. Zivilklausel Die Zivilklausel ist eine Selbstverpflich- tung von Hochschulen, ausschließlich für zivile und friedliche Zwecke zu for- schen. Das heißt, Forschung für Rüs- tungsindustrie und Bundeswehr sind ausgeschlossen. Die DGB-Jugend setzt sich dafür ein, dass Wissenschaft vor allem der friedlichen Weiterentwick- lung der Gesellschaft dient. 11
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 12 Der Bildungsgipfel 2008 von Bund und Län- Heutige Berufsbiografien weisen mehr als der hat das Ziel ausgerufen, dass die öffent- einen Betrieb oder eine erlernte Tätigkeit aus, liche Finanzierung von Bildung und For- Fort- und Weiterbildungen sind längst Be- schung zehn Prozent des Bruttoinlandspro- standteil des Berufslebens geworden. Die dukts betragen soll. Doch statt sich diesem Hochschulen sollten sich dieser Herausforde- Ziel anzunähern, entfernt sich Deutschland rung stellen, die Durchlässigkeit zwischen von dieser Marke: Die Orientierung auf Pri- Beruf und Hochschule zu gestalten und so vatisierung und Projekt- bzw. Drittmittelför- auch lebenslanges Lernen ermöglichen. derung sind Zeichen für den Rückzug des Staates aus seiner Verantwortung. Die Übergänge vom Beruf zur Wissenschaft und wieder zurück werden heute mehr ge- In einem reichen Land wie Deutschland muss nutzt als noch vor 10 Jahren. Auch deswegen es möglich sein, für die solide Grundfinanzie- ist es uns wichtig, dass berufliche und aka- rung der Bildung Sorge zu tragen. Ein sozial demische Bildung gleichwertig behandelt gerechtes Steuersystem, das auch große Ver- werden. mögen und Erbschaften angemessen an der Finanzierung des Gemeinwesens beteiligt, das sich lohnt kann die nötigen Steuereinnahmen erzielen. IG Metall: Ein Netzwerk, Die IG Metall bietet dir ein attraktives betrieb- liches und studenti- 2.5. Für mehr Praxis in der Bildung sches Netzwerk, wel- und mehr Bildung in der Praxis ches Spaß macht, Wis sen vermittelt und den Weg in das Ber ufs leben vereinfacht. inaren, Exkur- Mal ehrlich: Wie viel Praxiserfahrung hast du Ein breites Angebot an Sem ans taltungen – schon in deinem Wunschberuf? Noch immer sionen und Hochschulver el mit und von Studieren- wird an deutschen Hochschulen die Gleich- vor Ort in der Reg nst deine poli- wertigkeit von praktischer und theoretischer den entwickelt. Auch du kan erkschaftlichen, Arbeit in Forschung und Lehre nicht aner- tischen, ökologischen, gew cha ftlichen The- kannt. Das zeigt sich auch darin, dass Men- technischen oder gesells Eng agi ere dich in der men einbringen. schen ohne Abitur oder Fachabitur es kaum Ort ! IG Metall vor an die Hochschule schaffen. Als Gewerk- Stefanie Geyer, IG Metall uero.de schaft finden wir, dass auch Berufstätige www.hochschulinformationsb ohne Abi studieren können sollten. Anders- rum müssen Studierende die Möglichkeit haben, praktische Erfahrungen zu sammeln und diese auch für ihr Studium anerkannt zu bekommen. 12 Mit der Gewerkschaft zum guten Studium
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 13 3. Jobben vor, beim und nach dem Studium: Gewusst, wie! Viele Studierende arbeiten bereits neben dem Studium und finanzieren sich so nicht nur Students at work Die DGB-Jugend ist für Studierende mit ihren Lebensunterhalt, sondern sammeln einem eigenen Beratungsangebot im In- auch wichtige Praxiserfahrungen. ternet und an über 50 Hochschulen di- rekt ansprechbar. Dort beraten wir zu ar- Wer einen Job hat, ist Arbeitnehmer_in. beits- und sozialrechtli- Damit verbunden sind automatisch Rechte chen Fragen. Wenn du und Pflichten, die gesetzlich geregelt sind. bei uns mitmachen Diese sollte Jede_r in ihrem_seinem eigenen möchtest, ob als Bera- Interesse kennen. Gewerkschaften machen ter_in, im Bildungsteam oder der Hoch- sich für gute gesetzliche und tarifliche Rege- schulgruppe, sprich uns an. Du findest lungen zu Gunsten ihrer Mitglieder und aller uns im Web unter www.jugend.dgb.de/ Arbeitnehmer_innen stark und sind Ex- studium/beratung pert_innen rund ums Thema Arbeit. 13
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 14 nisiert rt, wo man sich orga Mi nd es tlo hn ? Lä uft! – zumindest do zu m Nu llta rif. Wer ein Praktikum und lus s mi t un be grenzten Praktika cht endli ch Sch Einzelne Ar it- be Der Mindestlohn ma ch t, be ko mm t endlich Geld dafür. er es längeres freiwilliges Prakti ku m ma lohns zu drücken, ab rsu ch t, sic h vo r de r Zahlung des Mindest ve geber_innen haben - ben ihre Abschlussar regte sich Protest. de s Wi rts ch aft sin genieurwesens schrei er Da im ler. dierende wie VW od Ein Beispiel: Viele Stu ms in Unternehmen wä hre nd ein es me hrmonatigen Praktiku ku m nic ht abschließen könnten . beiten 14 mi tge tei lt, da ss sie dieses Prakti e Ab sch lus sar be ite n Ihnen wurde Ende 20 t, de n Mi nd est loh n zu zahlen. Etlich nicht berei Daimler und VW waren - rat und an die IG Me waren in Ge fah r. sic h mi t de m Pro blem an den Betriebs ku m for tse tze n nd ten den das Pra kti Einige Studierende wa du rch set zen, dass die Studieren i Da im ler ge len kt. tall. Diese konnte be wischen hat auch VW ein estlohn erhalten. Inz können und den Mind Was ist ein Tarifvertrag? In den einzelnen Branchen, in denen sich Arbeitnehmer_innen organi sieren, wer- den Tarifverträge für Branch en, Regionen oder auch einzelne Betriebe abgeschlos- sen. Tarifverträge dürfen nur von Gewerk- schaften mit Arbeitgeber_in nen ausge- handelt werden. Diese gelten dann für die Gewerkschaftsmitglieder in den Be- trieben. In Tarifverträgen wer den neben Lohnhöhe und Arbeitszeiten auch viele weitere Dinge, wie zum Bei 3.1. Arbeitskämpfe spiel Urlaub und Sonderzahlungen, gerege an der Hochschule lt. Tarifver- träge sind deshalb so wichtig , weil die Arbeitnehmer_innenseite auf Augenhöhe In großen Betrieben der chemischen Indus- mit Arbeitgeber_innen verhan delt. Je trie, in Autowerken, Krankenhäusern und mehr Arbeitnehmer_innen in einer Bran- Flughäfen ist es selbstverständlich, gemein- che oder in einem Betrieb org ansiert – sam und solidarisch für alle einen Tarifvertrag sprich Gewerkschaftsmitglie der – sind, zu erkämpfen. Bei studentisch Beschäftigten desto bessere Tarifverträge können durch- an der Hochschule sieht das anders aus. Hier gesetzt werden. Und Tarifver träge gewäh- ren immer mehr als das ges gibt es nur in Berlin einen Tarifvertrag. Die etzlich garan- tierte Minimum. fehlende Tarifbindung hat weitreichende Fol- gen. Befristungen, Überstunden, Arbeit auf Abruf, zu niedrige Stundenlöhne und nicht 14 Jobben vor, beim und nach dem Studium
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 15 Studentische Tarifkämpfe – Beispiel Berlin Seit den 1970er Jahren wehrten sich die Studierenden in Berlin erfolgreich gegen massive Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen, wie Verringerung des Stundenlohns, Abbau von Sozial- leistungen und völlige Abhängigkeit von Hochschullehrer_innen. Nach lan- gem Kampf gelang der Abschluss des Studentischen Tarifvertrags 1980, der in geänderter Fassung bis heute wirk- sam ist. Auch aktuell gibt es eine Kam- pagne. www.tvstud.de selten die besondere Abhängigkeit von dem_r zukünftigen Prüfer_in als Arbeitge- spiel vom Streik der studentisch Beschäftig- ber_in sind hier an der Tagesordnung. In vie- ten in Berlin 1986. Sie haben mit Unterstüt- len Bereichen werden noch nicht einmal die zung von Studierenden und Lehrenden den gesetzlichen Standards eingehalten, nach gesamten Unibetrieb lahmgelegt und damit denen auch studentisch Beschäftigten Recht Lohnsenkung und Kündigungen verhindert. auf Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheits- fall, auf eine regelmäßige Arbeitszeit und Inzwischen wurde jedoch der Stundenlohn auch eine Einhaltung der maximalen Wo- von 10,98 € seit 1992 (!) nicht mehr erhöht. chenarbeitszeit zusteht. 2011 scheiterte der Anlauf neuer Tarifver- handlungen an dem geringen Organisations- Gute Arbeitsbedingungen an der Uni sind Vo- grad unter den studentischen Beschäftigten. raussetzung für gute Lehre. Setzt euch mit Aktuell startet eine neue Tarifinitiative, um uns dafür ein, dass sich die Arbeitsbedingun- Verbesserungen zu verhandeln. Man muss gen an der Hochschule verbessern. Wenn ihr selbst an der Hochschule arbeitet, ist der Per- sonalrat euer Ansprechpartner, wenn ihr Fra- gen oder Probleme habt. Wenn es hart auf hart kommt, unterstützen Gewerkschaften die studentischen Beschäftigten im Arbeits- kampf. Streiks an der Hochschule? Geht das über- haupt? Ja, das geht! Zu berichten ist zum Bei- 15
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 16 »Wege zum Traumjob Wissenschaft« – die Gewerkschaften ver.di und GEW zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz: In diesem Gesetz sind Ausnahmen für das Befristungsverbot im wissenschaftlichen Bereich geregelt. Das heißt konkret, dass wissenschaftliche Mitarbeiter_innen (Hoc h- schullehrer_innen ausgenommen) bis zu 12 Jahre hintereinander ohne Nennung von Gründen befristet werden können. Die GEW und ver.di haben sich kritisch mit dem Wis- senschaftszeitvertragsgesetz auseinander- gesetzt und fordern die Schaffung von Dau- erstellen für Daueraufgaben und Mindest- standards für Zeitverträge. www.gew.de/wissenschaft/wissenschafts zeitvertragsgesetz www.biwifo.verdi.de sich nicht mit allem abfinden. Seine Rechte bleiben will, seine Ausbildungsvergütung zu- wahrnehmen und sich für Verbesserungen rückzahlen zu müssen. Auch braucht ein Un- stark machen, führt gemeinsam zum Erfolg. ternehmen nicht nachweisen, dass qualifi- zierte Ausbilder_innen zur Verfügung stehen. Ganz davon abgesehen, dass es nicht einmal 3.2. Mit Tarifvertrag den Rechtsanspruch gibt, überhaupt eine ins duale Studium Ausbildungsvergütung zu bekommen. Dual Studierende, die sich organisieren und Tarif- Duale Studiengänge schießen wie Pilze aus verträge schaffen hier Abhilfe. dem Boden. Hier soll die wissenschaftliche Ausbildung von Anfang an mit Praxislernen Bei der Telekom gibt es dank ver.di einen Ta- verknüpft werden. Auf Grund rechtlicher Lü- rifvertrag für dual Studierende. Er regelt die cken ist hier für Arbeitgeber_innen viel mög- Ausbildungsvergütung und auch die Arbeits- lich, was sich sonst verbietet und dual Stu- zeit. Alle Gewerkschaftsmitglieder haben dierende gegenüber Auszubildenden und einen Rechtsanspruch auf eine Vergütung, Studierenden benachteiligt. So ist es möglich, aktuell zwischen 999 Euro und 1.106 Euro bei Studienabbruch oder wenn man nicht und auf eine 38-Stunden-Woche. Auch virtu- über das Studium hinaus im Unternehmen elle Lehrveranstaltungen werden als Arbeits- 16 Jobben vor, beim und nach dem Studium
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 17 »Unwissenheit ist eine Situation, die Duales Studium den Menschen ebenso Metall: Tipps und Infos der IG hermetisch abschlies st sch uli nfo rm ati onsbuero.de/ wie ein Gefängnis.« www.hoch Simone de Beauvoir portal/dual-studieren dual Studierende (1908–86), frz. Schriftst el- das ver.di Portal für lerin und Philosoph ier en de .verdi.de in www.dualstud zeit angerechnet. Grund für den Erfolg ist eine gute gewerkschaftliche Vertretungs- struktur für dual Studierende. Die Jugend- und Auszubildendenvertretungen werden durch alle dual Studierenden und Azubis ge- wählt. Auf Versammlungen wird besprochen, welche Probleme angegangen werden müs- sen. Auf diese Weise konnte auch eine ver- besserte Fahrtkostenregelung durchgesetzt werden. Es ist nur ein Beispiel, aber es zeigt, in Betrieb und Hochschule lassen sich bessere Arbeits- und Lernbedingungen gemeinsam durchset- zen. Meilensteine So läuft Gewerkschaft – ausgewählte die Sozialgesetzgebung etabliert. 1883: Auf Druck der Gewerkschaften wird ende cken d gezahlt. Krankengeld wird das erste Mal fläch ich gereg elte Sond erzahlungen (Weihnachtsgeld) 1954: Erstmals werden tarifl durchgesetzt. tein 114 Tage lang erfolgreich für die 1956: 34.000 streiken in Schleswig-Hols Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. durchgesetzt, später auch bei Banken und 1959: Im Bergbau wird die 5-Tage-Woche Versicherungen. wird gesetzlich verpflichtend. 1969: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gese tzlich zur Zahlung einer Ausbildungsvergütung 1969: Arbeitgeber_innen werden verpflichtet. und Elektroindustrie wird im Tarifvertrag 2011: Für Auszubildende in der Metall- eine unbefristete Übernahme geregelt. hrung des gesetzlichen Mindestlohns 2015: Nach fast zehn Jahren Kampf: Einfü re-dgb .dgb.de/uber-uns/bewegte-zeiten/60-jah Lust auf mehr? Geschichte des DGB: www 17
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 18 4. Gewerkschaften gestalten Gesellschaft mit Von gewerkschaftlichen Errungenschaften 4.1. Gute Bildung heißt: profitiert ihr nicht nur selbst als Studierende Bildung für alle! oder Arbeitnehmer_innen, sondern gute Ar- beitsbedingungen kommen der gesamten Was hat Bildung mit der Arbeit zu tun? Schon Gesellschaft zugute! Gute Arbeit an der immer ist Bildungsarbeit und der Streit um Hochschule führt zu guter Bildung und einer den Zugang zur Bildung ein zentrales Aufga- demokratischen Gesellschaft, in der rege De- benfeld von Gewerkschaften. Vor ihrer Grün- batten geführt werden und alle sich beteili- dung gab es Arbeiterbildungsvereine, in gen können. Gute Arbeit in den Kitas führt zu denen vor allem Lesen und Schreiben gelernt zufriedenen Kindern, gute Arbeit in Bus und wurde. Erst damit war vielen Arbeiter_innen Bahn zu einem sicheren Verkehr. In Gewerk- eine unabhängige Meinungsbildung möglich, schaften kannst du dich also nicht nur für um eigene Interessen besser zu erkennen und dich engagieren, sondern leistest wichtige sich zum Erreichen gemeinsamer Ziele demo- Arbeit für alle! kratisch zu organisieren. Gute Bildung ist kri- 18 Gewerkschaften gestalten Gesellschaft mit
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 19 wenden uns gegen kurze Schmalspurausbil- dungen, die junge Menschen zu Handlangern in Betrieben degradieren. Wir streiten gegen soziale Barrieren auf dem Weg in die Hoch- schulen – sei es durch Studiengebühren, die chronische Unterfinanzierung der Hochschu- len oder eine schlechte Umsetzung der Bo- logna-Reform. Wir kämpfen auch gegen so- ziale Spaltung bei der Beteiligung an wissen- schaftlicher Weiterbildung. 4.2. Nach dem Studium kommt die Arbeit Weißt du denn schon, was du mal werden willst? Mit dieser Frage werden wir groß. Wir entscheiden uns häufig für ein Studium, weil wir eine Idee davon haben, in welchem Be- reich wir einmal arbeiten wollen. Die wenigs- ten denken aber darüber nach, wie sie einmal arbeiten wollen. Willst du 60 Stunden in der Woche arbeiten? Willst du genug Geld für den Urlaub übrig haben? Wie soll dein Ar- tische Bildung und versetzt Menschen in die beitsplatz gestaltet sein? Was ist dir wichtig? Lage, sich mit Gesellschaft und Arbeitswelt auseinanderzusetzen und sich für Verbesse- rungen stark zu machen. Seit ihrer Gründung Bildungsangebote Lernfutter! setzen sich Gewerkschaften daher konse- Nicht nur an der Uni gibt’s ogramme quent für den universellen Zugang zu Bildung Gewerkschaftliche Bildungspr sön lich er Kom- ein. Im 21. Jahrhundert bedeutet dies auch, decken Themen von per petenzentwicklu ng wie sich für gute Studien- und Ausbildungsbedin- gungen einzusetzen. Rhetorik und Umgang mit Stress, politische Diskussion und den Er- Als Gewerkschaften kämpfen wir gegen Stu- werb von Rechtskennt- diengebühren genauso wie für das Recht auf nissen ab. Schaut doch einen guten Kita-Platz und gegen die soziale de/-/iBY mal rein: www.jugend.dgb. Auslese im gegliederten Schulsystem. Wir 19
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 20 IG BCE – Wir helfen jungen stieg Menschen beim Berufsein ver die nen ? Wie bewerbe Was kann ich ds-)Prakti- ich mich? Macht ein (Auslan ert die IG kum Sinn? Antworten lief Ene rgie (IG BCE) in Bergbau, Chemie, talt ung en zum Ber ufsein- ihren Verans ra Fan- stieg. Projektmitarbeiterin Lau hru ng und cello hat schon Berufserfa IG BCE in vermittelt die Bedeutung der en. Arm and o Den te (Lan- den Betrieb irk We stfa len ) org ani sier t Be- desbez Aus tau sch triebsexkursionen und den der che mis che n mit Betriebsräten Industrie. Tarifverträge, bezahlter Urlaub, Lohnfortzah- lung im Krankheitsfall oder das arbeitsfreie Wochenende werden heute glücklicherweise setzesinitiativen und begleitet von tausenden als Normalzustand wahrgenommen. Viel von Aktionen verschiedenster arbeitender Men- dem, worauf sich Arbeitnehmer_innen in Ver- schen. Gemeinsam geht’s eben besser. handlungen mit ihrem Arbeitgeber berufen können, ist von früheren Generationen müh- Auch heute gibt e viel Luft nach oben – Stich- sam erkämpft worden. wort Gewinnbeteiligung der Beschäftigten – und Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt. Beispiel Urlaub: Als die Brauereiarbeiter in Arbeit, deren Lohn nicht zum Leben reicht, Stuttgart und Thüringen das erste Mal be- ausufernde Werkverträge, immer mehr un- zahlten Erholungsurlaub forderten und dafür freiwillig befristete Beschäftigung. Starke Ge- in den Streik traten, hielten das viele für eine werkschaften mit vielen aktiven Mitgliedern vermessene Forderung und nicht durchsetz- sind wichtig, um das Blatt hier positiv zu bar. Doch die Brauereiarbeiter schafften es: wenden. Es lohnt sich, sich darüber Gedan- 1903 wurden in ihrem Tarifvertrag drei Tage ken zu machen, wie man arbeiten möchte Erholungsurlaub im Jahr festgeschrieben. und mit Gewerkschaften für Verbesserung zu 1963 wurde dann erstmals ein bundesweites sorgen. Urlaubgesetz erstritten, in dem 18 Werktage Urlaub festgelegt waren. Seit 1994 sind 24 Werktage Jahresurlaub gesetzlich verankert. 4.3. Gute Arbeitsbedingungen sind Dazwischen lagen viele Tarifauseinanderset- besser für alle zungen, in denen ein höherer Anspruch auf Erholungsurlaub in einzelnen Regionen oder In Arbeitskämpfen scheint es häufig vor allem Branchen erkämpft wurde, gefolgt von Ge- um die Forderung nach mehr Lohn zu gehen. 20 Gewerkschaften gestalten Gesellschaft mit
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 21 Eine angemessene Bezahlung ist tatsächlich ein zentrales Ziel gewerkschaftlicher Arbeit. Doch meistens geht es dabei um viel mehr: Wir kämpfen für eine solidarische Gesell- schaft, in der eine gute Teilhabe jedes Einzel- nen gesichert ist. In der die Kinder in den Kitas gut versorgt werden, die Kranken in den Kliniken gut gepflegt werden. Ganz einfach: Gute Arbeitsbedingungen für die einen sind gute Lebensbedingungen für alle! Wer sich in der Gewerkschaft engagiert, tritt also nicht nur für die eigenen Interessen ein, sondern engagiert sich für eine demokratische und so- lidarische Gesellschaft. kämpft die Gewerkschaft für das Wohl der Wie das geht, zeigt beispielhaft der Arbeits- Gemeinschaft! kampf des Personals an Europas größter Uni- versitätsklinik, der Berliner Charité. Die Be- Nur durch den gemeinsamen Kampf konnten schäftigten beklagten akuten Personalman- die Beschäftigten ihre Forderungen durchset- gel, der nicht nur zur Überarbeitung führe, zen. Jetzt wird an einem Tarifvertrag Gesund- sondern auch zu schlechter Pflege der Pa- heit und Demografie gearbeitet. Ver.di und tient_innen. Seit 2012 stritten ver.di und viele die Geschäftsführung der Charité haben sich Charité-Beschäftigte unter dem Motto »Mehr darauf verständigt, Regelungen festzulegen, von uns ist besser für alle« deshalb für mehr die die Arbeitsbelastung in allen Bereichen Personal. Nach zwei Warnstreiks im April des Klinikums reduzieren. Kriterien für die Be- 2014 entschieden sich dann fast alle ver.di- lastung sollen definiert und klare Standards Mitglieder in einer Urabstimmung für Streik. für die Mindestbesetzung festgelegt werden. Seitdem sind 450 Beschäftigte am Klinikum Mehr als 100 Charité-Beschäftigte aus allen in die Gewerkschaft eingetreten. Bundesweit Bereichen sind als »ver.di-Tarifberater_innen« haben Pflegekräfte den Streik unterstützt, aktiv. Sie entwickeln Kriterien dafür, was ge- ebenso wie die Öffentlichkeit, wie Ärzte und leistet werden muss und kann. Patienten. Denn allen ist bewusst: Hier Übrigens haben sich auch Medizinstudie- rende aktiv in den Arbeitskampf eingebracht! nn »Wer kämpft, ka Denn schließlich geht es hier um ihren zu- r nicht verlieren. We künftigen Arbeitsplatz. Mitkämpfen lohnt hon kämpft, hat sc verloren.« sich also – und ist für die Berufsvorbereitung Bert Brecht genauso wichtig wie die Ausbildung! 21
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:18 Seite 22 5. Angebote und Ansprechpartner_innen bei den DGB-Mitgliedsgewerkschaften Gewerkschaft Erziehung und IG BAU (Bauen-Agrar-Umwelt): Wissenschaft (GEW): Auch bei der IG BAU können sich Studie- An vielen Hochschulen gibt es GEW-Hoch- rende organisieren und finden wir bran- schulgruppen. Zudem engagieren sich Stu- chenspezifisches Knowhow und arbeits- dierende in den jeweiligen Landesausschüs- rechtliche Unterstützung. sen der Studentinnen und Studenten (LASS) Kontakt (bundesweit): und dem entsprechenden Bundesausschuss natascha.ponczeck@igbau.de (BASS). Weitere Infos: www.gew.de/studium www.gew-studierende.de IG BCE (Bergbau, Chemie, Energie): Kontakt (bundesweit): Die IG BCE ist sowohl für »klassische« sonja.staack@gew.de, bass@gew.de als auch dual Studierende kompetenter Ansprechpartner. Weitere Infos: www.igbce.de/themen/ bildung/studium/duales www.igbce-blogs.de/zielgruppenprojekte Kontakt (bundesweit): Lernt uns kennen! marion.hackenthal@igbce.de erer Stammti- Zum Beispiel bei einem uns sche. Ein Beispiel: Uni und OTH Der AK Gewerkschaften an verans talt et ein en Gewerk- Regensburg Hier kannst schaftsstammtisch für alle. Pra ktikum in- du dich rund ums Thema tau sch en. Alle aktuel- formieren und aus len Termine find est du unt er kschaften- www.facebook.com/AKGewer Regensburg 22 Angebote und Ansprechpartner
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 26.05.16 11:02 Seite 23 Flensburg Kiel Greifswald Rostock Hamburg IG Metall: Bremen Oldenburg Es gibt lokale Studierendengruppen, Berlin Hannover Braunschweig Potsdam Bildungs- und Informationsangebote sowie Osnabrück Frankfurt/Oder Münster Bielefeld Wolfenbüttel Magdeburg Ansprechpartner_innen für Studierende vor Recklinghausen Paderborn Göttingen Halle Leipzig Essen Dortmund Ort bei der IG Metall. Duisburg Bochu m Iserlohn Kassel Erfurt Dresden ldorf Wuppertal Düsse Weitere Infos: Aache n Köln Siegen Marburg Jena Chemnitz Gießen Fulda www.hochschulinformationsbuero.de Wiesbaden Frankfurt Bamberg www.igmetall.de/studierende Trier Mainz Darmstadt Würzburg Mannheim Nürnberg www.engineering-igmetall.de Saarbrücken Landau Heidelberg Karlsruhe Regensburg Kontakt (bundesweit): Pforzheim Stuttgart Tübingen Reutlingen Stefanie.Geyer@igmetall.de Offenburg Ulm München Freiburg ! ver.di – Vereinte http://jugend.dgb.de/ Dienstleistungsgewerkschaft: studium/beratung/vor-ort Neben den ver.di-Hochschulgruppen treffen sich die AG Studierende bei den Landesbe- zirken und die Bundes-AG Studierende in ver.di. Impressum Weitere Infos: www.biwifo.verdi.de branchen/studierende Herausgeber: Kontakt (bundesweit): Deutscher Gewerkschaftsbund Renate Singvogel Bundesvorstand, Abt. Jugend und Jugendpoli tik Henriette-Herz-Platz 2 Bereichsleiterin 10178 Berlin 030 / 69 56 - 20 02 renate.singvogel@verdi.de Verantwortlich: Florian Hagg enmiller Redaktion: Susanne Braun, Christian Wess ling Text: Susanne Braun, Elsa Köster, Lydia Will Gestaltung: Heiko von Schrenk / schrenkwe rk.de Druck: PrintNetwork pn / ASTOV Vertriebsg es. mbH Erscheinungsdatum: Juni 2016, 2. Aufla ge Gefördert aus Mitteln des BMFSFJ Fotonachweis: Roland Geisheimer / atten zione (Seite 1), Simone M. Neumann (Seiten 5, 10, 11, 14, 17, 20), luxuz.: / photocase.com (Seite 2), Marco Fieber / CC BY-NC-ND 2.0 (Seite 7), www.lernf abri- ken-meutern.de (Seite 8), sto.E / photocase. com (Seite 13), Hilfskraft-Initiative Frankfurt M. (Seite 15), Jürgen Kiontke (Seiten 15, 16), tobe ys / photo- case.com (Seite 18), froodmat / photocase. com (Seite 22/23), VNZ / photocase.com (Seite 24), alle anderen: DGB-Jugend 23
studigewerkschaften.qxp_Layout 1 09.06.16 15:19 Seite 24 6. Gute Gründe Student_innen in der Gewerkschaft? Macht Sinn! Denn manches geht wenn dann Rechtsberatung und Rechtsschutz eben gemeinsam einfach besser: von der Gewerkschaft auch mal Steine aus dem Weg räumen. 1. Frustrierende Trends stoppen Soziale Ungerechtigkeit, Diskriminierung, arro- 6. Probleme lösen gante Politik … Du hättest gern eine andere Du findest für deine Fragen und Probleme rund Gesellschaft? In der Gewerkschaft triffst du um Studium, Nebenjob und Praktika Ansprech- Menschen, mit denen du neue Perspektiven partner_innen in deiner Gewerkschaft und bei entwickeln kannst. Wehre dich gegen die zu- der DGB-Jugend. Auch die Campus Offices und nehmende Ökonomisierung von Bildung und Hochschulinformationsbüros sind Anlaufstellen Wissenschaft und eine von Verwertungsinte- für dich. Verlasse dich auf dein Team! ressen diktierte Bildungslandschaft. Setz dich ein für gute Ausbildungs- und Arbeitsbedin- 7. Wege finden gungen mit Perspektiven für junge Menschen! Den richtigen Einstieg suchen. Da hilft ein Tipp von Menschen, die schon drin stecken: Im 2. Mitmachen, Mitgestalten! Beruf, in begehrten Praktika, in einer Weiter- Gewerkschaften sind Mitmach-Organisationen: bildung, die wirklich was bringt. Gut beraten, Für Stillstand ist keine Zeit! Bei uns haben Mit- heißt fast immer auch gut in den Beruf starten. glieder Namen und Gesichter – wer sich enga- Gewerkschaften sind Netzwerke. Sei dabei! gieren will, wird nicht durch Paragraphenrei- terei ausgebremst. Demokratische Spielregeln 8. Tarifverträge gestalten und Gremien ja – unflexible Bürokratie nein. Jede_r dritte Studierende arbeitet neben dem Studium. Wer gute Arbeit leistet, muss auch 3. solidarity works angemessen bezahlt werden und gute Arbeits- Bequem für die Damen und Herren mit dem bedingungen haben. Damit das passiert, sind Sparprogramm im Koffer: Unsere Gesellschaft du und deine Gewerkschaft gefragt. Gemein- der Einzelnen. Politische Singles liegen voll im sam können wir tarifvertragliche Regelungen Trend. Da lässt sich vieles fast widerstandslos gestalten und durchsetzen. durchdrücken … Es sei denn, es finden sich Leute zusammen – und handeln gemeinsam! Du bist noch kein Mitglied? 4. Bescheid wissen Du kannst bei allen DGB-Gewerkschaften Mitten in der Informationsflut viel verpasst? auch online Mitglied werden. Schau einfach, welc Das muss nicht sein. Gewerkschaften bieten he Gewerkschaft deine Branche vertritt und vielfältige Materialien, Seminare, Foren und wo du dich am besten aufgehoben fühlst. Beratung, die dich wirklich betreffen und dich weiterbringen – in der Regel sind diese für Mit- www.gew.de/mitglied-werden glieder kostenfrei. www.igbau.de/werde_Mitglied.html www.igbce.de/igbce/mitglied-werden 5. Recht bekommen www.igmetall.de/beitreten Ärger lauert überall: Nebenjob, Praktikum, Be- www.mitgliedwerden.verdi.de rufseinstieg – eben viele Dinge, die man erst www.ngg.net/mitgliederbereich/mitglied-we rden einmal auf die Reihe bekommen muss. Gut, www.evg-online.org/EVG/Beitritt/index_html www.gdp.de/gdp/gdp.nsf/id/Antrag_Online
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