Westwind - Stadtteiljubiläum Osdorfer Born 2017 - Sonderausgabe - Johann Daniel ...

Die Seite wird erstellt Stefan Wulf
 
WEITER LESEN
Westwind - Stadtteiljubiläum Osdorfer Born 2017 - Sonderausgabe - Johann Daniel ...
Stadtteiljubiläum
       Osdorfer Born 2017

      westwind
Stadtteilmagazin für Osdorf und Umgebung · Nr. 7-8 Juli-August 2017

                Sonderausgabe
Westwind - Stadtteiljubiläum Osdorfer Born 2017 - Sonderausgabe - Johann Daniel ...
Inhalt
      Inhaltsverzeichnis · Bildnachweise                                                        2
      Editorial Westwind -Redaktion                                                             3
      Grußwort Erster Bürgermeister Olaf Scholz                                                 4
      Grußwort Bezirksamtsleiterin Dr. Liane Melzer                                             5
      NDR-Sommertour im Osdorfer Born                                                           6
      Stadtteilfest zum 50-jährigen Jubiläum                                                    7
      „Hafen“ Osdorfer Born                                                                     8
      50 Jahre – und ein bisschen weiser                                                       10
      Ein Ort für Kinder                                                                       12
      Bildung im Born                                                                          14
      Blick auf den Born                                                                       17
      Bunte Wege und schlaue „Wegweiser“                                                       18
      Der grüne Born                                                                           20
      Das Flaßbargmoor                                                                         22
      Jugendliche im Osdorfer Born                                                             23
      Energie in konstruktive Bahnen lenken                                                    25
      Impressionen vom Born                                                                    26
      Das Bürgerhaus Bornheide                                                                 28
      Stadtteiltourismus: Osdorf sehen und staunen                                             30
      Erfolgsgeschichten: MigrantInnen im Born                                                 32
      Kultur nicht nur im Verborgenen                                                          34
      Kunstforum Osdorfer Born                                                                 36
      Blick auf den Born                                                                       37
      Die Maria-Magdalena-Kirchengemeinde                                                      38
      Blick auf den Born                                                                       40
      SAGA: Partnerin des Osdorfer Borns                                                       41
      Doppeljubiläum: 50 Jahre ohne Schnellbahn                                                42
      Der SV Osdorfer Born                                                                     44
      Der Born in Zahlen                                                                       46
      25 Jahre Soziale Stadtteilentwicklung                                                    48
      Blick auf den Born                                                                       51
      Impressum                                                                                52

    Bildnachweis, soweit nicht angegeben (Seitenangabe):
    Frieder Bachteler 25 (2), 33, 35, 36 (Nr. 1), 42, 47, 48, 49, 50 – Michael Boehnert 22 (3) –
    Bürger- und Heimatverein Osdorf 30 – Celal Cengiz 32 – Miriam Djabbari 47 – Eva-Maria
    Duhnkrack 52 – European XFEL 2 – Thomas Fischer 46 – Hamburg-Archiv 10 – HHA 43
    – Tom Hopfgarten 3, 9, 12, 15, 16, 17 (3), 21, 23, 31 (2), 36 (Nr. 7), 37, 38, 40, 51 – Martina
    Jeswein 14 – Andreas Lettow 7,13 ,28, 29, 34, 35 (2), 36 (Nr. 16) – Bernd Meier 30 –
    Tim Möller-Kaya 26, 27 – NDR 6 (2) – Jenny Ohlenschlager 25 – Pressestelle Senat 4 –
    Pressestelle BA 5 – privat 25, 32, 34, 43 – Gerhard Sadler 2, 31, 36 (Nr. 2-6, 8-15) – SAGA
    7, 8, 11, 20, 35, 41 – SPD-Bürgerschaftsfraktion 43 – Spielhaus Bornheide 12 – Cornelia
    Strauß 29 – studio urbane landschaften 18, 19 – SVOB 44, 45
                                                                                                      Höchstes Graffito der Welt

2                                                                                                              westwind            7-8 Festschrift 2017
Westwind - Stadtteiljubiläum Osdorfer Born 2017 - Sonderausgabe - Johann Daniel ...
„Klein-Chicago“ im Grünen
Das war schon ungewohnt für die Hamburger Ende        von Projekten zur Sozialen Stadtteilentwicklung viel
der 60er Jahre: Hochhäuser, die bis zu 22 Stock-      Neues entwickelt.
werke in den Himmel ragten – da war der Beina-           So laden wir Sie nun, anlässlich des 50-jährigen
me „Klein-Chicago“ für die neue Siedlung auf der      Bestehens des Osdorfer Borns, dazu ein, den Stadt-
grünen Wiese schnell zur Hand. Bis heute ist das      teil und seine Menschen näher kennenzulernen – auf
Quartier im Hamburger Westen vielen nicht ganz        vielerlei Veranstaltungen in diesem Jubiläumsjahr,
geheuer: Kann man da überhaupt wohnen? Was            bei Spaziergängen und in Gesprächen mit Bewoh-
für Leute leben da? Und was ist da sonst noch los?    nerinnen und Bewohnern, und nicht zuletzt mit der
   Welchen Grund hatte es, dass man damals so         Ihnen hier vorliegenden Jubiläumsschrift, einer Son-
viele Wohnungen auf einmal gebaut hat? Wie sehen      dernummer der Stadtteilzeitung Westwind. Versäu-
die Menschen, die heute im Osdorfer Born wohnen,      men Sie außerdem nicht die beiden Höhepunkte des
ihren Stadtteil? Welche Bildungsmöglichkeiten fin-    Jubiläumsjahres: das Stadtteilfest am 1. Juli auf dem
den sie hier, wie können sie ihre Freizeit verbrin-   Gelände des Born Centers und am 5. August das
gen und warum kann man, dem grauen Hochhaus-          Finale der diesjährigen NDR-Sommertour mit einem
Image zum Trotz, den Osdorfer Born mit Fug und        großartigen Musikfest am selben Ort. Der Osdorfer
Recht als einen grünen Stadtteil bezeichnen?          Born freut sich auf seine Gäste.
   Auf diese und andere Fragen soll Ihnen dieses         Und auch im nächsten Jahr wird gefeiert wer-
Heft Antworten geben. Denn, das können Sie der        den: Dann begeht der Stadtteil Osdorf, von dem der
Titelseite unserer Sonderausgabe schon entneh-        Born nur ein kleiner Teil ist, seinen 750. Geburtstag!
men, seit nunmehr 50 Jahren wohnen und leben im          Wir haben in den vergangenen Wochen Menschen,
Osdorfer Born viele tausend Menschen, von denen       die im Osdorfer Born leben oder arbeiten, gefragt,
viele gerne hier wohnen und der eine oder die ande-   was ihnen am Born und an den BornerInnen gefällt
re vielleicht auch nicht – wie in anderen Hamburger   und was sie sich für den Born wünschen. Über das
Stadtteilen auch.                                     Heft verteilt lesen Sie dazu viele Antworten.
   Von Anfang an hat es viel Engagement der Be-          Wir wünschen Ihnen interessante Begegnungen
wohnerinnen und Bewohner gegeben, von der             mit dem Osdorfer Born und seinen Bewohnerinnen
„Interessengemeinschaft Osdorfer Born“ bis zur        und Bewohnern und eine anregende Lektüre der
„Borner Runde“ und zur Stadtteilkonferenz, Einrich-   Westwind-Jubiläumsausgabe.
tungen und Inititativen unterschiedlicher Art haben
sich um das Quartier gekümmert und tun es noch,       Frieder Bachteler
und seit der Jahrtausendwende hat sich im Rahmen      für die Westwind-Redaktion

westwind      7-8 Festschrift 2017                                                                        3
Westwind - Stadtteiljubiläum Osdorfer Born 2017 - Sonderausgabe - Johann Daniel ...
Lebendiger Stadtteil
    Der Osdorfer Born war in seinen Anfängen die erste Großsiedlung
    der Freien und Hansestadt Hamburg, mit damals 12 000 Bewohne-
    rinnen und Bewohnern. In diesem Jahr feiert das Quartier am westli-
    chen Hamburger Stadtrand nun sein 50-jähriges Bestehen.
       Die Siedlung entstand seinerzeit auch als politisches Signal: Es
    ging darum, die akute Wohnungsnot der Nachkriegszeit zu bekämp-
    fen. Hinzu kamen damals die Umsiedlungen nach der Großen Flut
    von 1962.
       Noch heute erinnern sich viele der älteren Bewohnerinnen und
    Bewohner an die frühen Jahre des Osdorfer Born. Die Anpassung
    an die neuen Nachbarschaften und einen neuen Wohnort war für
    viele damals nicht ganz einfach. Aber genauso waren auch viele
    Bewohnerinnen und Bewohner glücklich über den Komfort in ihren
    neuen Wohnungen und die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten in der
    Feldmark und der weiteren Umgebung.
       Als Bilanz nach einem halben Jahrhundert kann man feststellen:
    Es hat sich hier über die Jahrzehnte ein sehr lebendiger Stadtteil
    entwickelt.
       Der Osdorfer Born ist auch ein sehr aktiver Stadtteil, in dem sich
    viele Bewohnerinnen und Bewohner für ihr unmittelbares Lebens-
    umfeld auf vielfältige Weise engagieren. Das Entstehen des Bürger-
    hauses Bornheide und dessen heutige Nutzung für Kultur und Kom-
    munikation sind dafür ein sichtbares Zeichen.
       Im Sommer steht nun das Stadtteilfest auf dem Programm, bei
    dem das 50-jährige Bestehen des Osdorfer Borns gebührend gefeiert
    werden soll. Ich selber werde das Stadtteilfest am 1. Juli besuchen
    und freue mich schon sehr darauf, wieder einmal vor Ort zu sein.

    Olaf Scholz
    Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg

4                                        westwind       7-8 Festschrift 2017
Westwind - Stadtteiljubiläum Osdorfer Born 2017 - Sonderausgabe - Johann Daniel ...
Kreativ und engagiert
Immer wieder treffe ich Menschen, die seit 50 Jahren am Osdorfer
Born leben. Sie berichten mir mit leuchtenden Augen, wie sehr sie
sich damals auf diese neuen, modernen Wohnungen gefreut haben.
Manche kamen aus Wohnungen, in denen es noch keine Badezim-
mer gab und die Toilette für viele Parteien auf dem Gang war. Auch
heute fühlen sie sich noch immer sehr wohl am Osdorfer Born und
wollen nicht von hier fortziehen. Besonders froh sind sie über den
Zusammenhalt, den sie hier erleben und über das Engagement der
Menschen im Viertel, sei es in der Borner Runde oder in den zahlrei-
chen Vereinen, die es im und rund um den Osdorfer Born gibt. Auch
damit hat dieser Stadtteil in den letzten 50 Jahren erfolgreich ge-
zeigt, dass Integration gelingen kann und Menschen aus aller Welt
friedlich zusammenleben können.
   Ich finde, dass sich der Osdorfer Born in den letzten Jahren, vor
allem durch das Engagement seiner Bewohnerinnen und Bewohner,
sehr positiv entwickelt hat. Auch die langjährige Hamburger Unterstüt-
zung im Rahmen der Stadtteilentwicklung trägt heute Früchte.
   So gibt es hier das wunderbare KL!CK Kindermuseum, eine Bü-
cherhalle, die gerade für die vielen Kinder und Jugendlichen beson-
dere Angebote bereithält und das Bürgerhaus Bornheide, das sich
seit seiner Eröffnung zu einem gut besuchten, lebendigen Mittelpunkt
im Stadtteil entwickelt hat. Sehr gute moderne Schulen und das ers-
te Bildungsband in Deutschland, welches die grüne Umgebung mit
den unterschiedlichen Sozial- und Bildungseinrichtungen verbindet,
runden das Bild ab. Kaum ein anderer Altonaer Stadtteil kann so viele
Bildungsangebote aufweisen wie der Osdorfer Born. Auch aufgrund
dieser vielen Angebote kann man heute, nach 50 Jahren, sagen, dass
der Osdorfer Born mit zu den kreativsten und lebendigsten Stadttei-
len in Altona gehört.
   Ich wünsche dem Osdorfer Born, seinen Bewohnerinnen und Be-
wohnern, alles Gute zu diesem runden Jubiläum und freue mich sehr
auf die vielen Veranstaltungen und ganz besonders natürlich auf die
NDR-Sommertour.

Dr. Liane Melzer
Leiterin des Bezirksamts Altona

westwind       7-8 Festschrift 2017                                      5
Westwind - Stadtteiljubiläum Osdorfer Born 2017 - Sonderausgabe - Johann Daniel ...
Anastacia im Osdorfer Born
Der internationale Topstar bei der NDR-Sommertour

                                           Zum Finale ihrer diesjährigen Sommertour holen NDR 90,3 und das
                                           „Hamburg Journal“ am Sonnabend, 5. August, ab 17 Uhr, einen inter-
                                           nationalen Top-Star auf die Bühne auf dem Parkplatz am Born Cen-
                                           ter: Anastacia kommt! Die Moderatoren Anke Harnack und Christi-
                                           an Buhk führen durch das spannende Programm. Der Eintritt zu der
                                           Veranstaltung ist kostenfrei.
                                              Das Live-Programm eröffnet die Showband Papermoon mit den
                                           besten Hits aus mehreren Jahrzehnten Musikgeschichte. Dann kom-
                                           men Rudolf Rock & Die Schocker auf die Bühne, bevor schließlich
                                           mit Anastacia eine der berühmtesten Künstlerinnen der Popmusik
                                           das Publikum in Begeisterung versetzen wird. Ein Pop-Konzert, wie
                                           es Osdorf noch nie erlebt hat!
                                              Bevor jedoch der Hauptact des Abends auf die Bühne kommt, geht
                                           es zunächst um die Stadtteilwette. Rund eine Woche vor der Veran-
                                           staltung geben NDR 90,3 und das „Hamburg Journal“ die Aufgabe
                    Anastacia © Promo
                                           für Osdorf bekannt. Am Sommertour-Abend zeigt sich dann, ob die
                                           Osdorfer ihre Wette gewinnen.
                                              Da heißt es dabei sein – mitmachen – die Wette gewinnen – und
                                           dann Anastacia hören und erleben!

            Rudolf Rock & die Schocker
                   Foto: Heidi Kronevitz

       Anke Harnack und Christian Buhk     Am 5.8. volles Haus!

6                                                                          westwind        7-8 Festschrift 2017
Westwind - Stadtteiljubiläum Osdorfer Born 2017 - Sonderausgabe - Johann Daniel ...
Das große Jubiläumsfest
Der Born wird 50! - Das feiern wir am 1.7.2017, 11 bis 17 Uhr, vor dem Born Center

Kulturfest vor dem Bürgerhaus                                  Stadtteilfest in den Anfangsjahren

Die Wohnungseigentümer und das            und mit Charme. Jugendliche erwar-           senrad verbindet Vergangenheit, Ge-
Born Center laden zur zentralen Fest-     tet ein Hip Hop-Workshop und Rap             genwart und Zukunft.
veranstaltung des Jubiläumsjahres         auf der großen Bühne.                           Eine besondere Attraktion bietet
ein. Zusammen mit den Einrichtun-            Der Erste Bürgermeister der Freien        der Born-Loop: Das Rollskirennen
gen und den vielen Aktiven im Stadt-      und Hansestadt Hamburg hat eben-             als Mitmachaktion! In der Zeit von
teil lässt Stadtteiltourismus Osdorfer    so sein Kommen angekündigt wie die           12-15 Uhr findet hinter dem REWE
Born einen nostalgischen Jahrmarkt        Bezirksamtsleiterin Altona, die Im-          Parkplatz auf einem Teilstück der
wie in den Anfangsjahren vor dem          mobilienwirtschaft und die vielen,           Straße Kroonhorst ein Rollskiren-
Born Center entstehen.                    die früher und heute den Stadtteil           nen statt. In den Rennpausen steht
   50 Jahre nach der Grundsteinle-        mit ihrem Engagement geprägt ha-             die Strecke allen zum Skaten, Bla-
gung und dem Beziehen der Woh-            ben und sich am Born zu Hause füh-           den, Rollern und Fahren zur Verfü-
nungen ist der Osdorfer Born zu           len. Jung und Alt, Besucher aus Nah          gung! Unterschiedlichste Gefährte
einem bunten, lebendigen, gut funk-       und Fern, Touristen, Gäste, Freunde          und Skier können ausgeliehen wer-
tionierenden Stadtteil geworden, ein      und Verwandte sind herzlich eingela-         den. Das Event wird von einem DJ
Zuhause für Viele.                        den! Der Jahrmarkt wird einem gro-           begleitet und ist eine Aktion des
   Mit einem bunten Bühnenpro-            ßen Familienfest gleichen! Gemütli-          Projekts Bildungsband.
gramm, verschiedenen Chören,              che Sitzgelegenheiten, Essens- und              Lassen Sie sich verzaubern, denn
Musik und vielfältigen Jahrmarkt-         Getränkestände laden zum Verwei-             in Osdorf ist die Welt zu Hause!
ständen präsentieren sich die Ein-        len und dem Plausch unter Nachbarn                                  Caroline Bolte
richtungen im Stadtteil schwungvoll       ein. Eine Runde mit dem (Mini-) Rie-             Stadtteiltourismus Osdorfer Born

   Sonntagsfrühstück auf der Dino-Wiese. Alle sind am 2. Juli, 11 bis 14 Uhr eingeladen!
 Nach dem großen Stadtteilfest am Sonnabend soll der              Nachbarn herzlich willkommen sind. Unter freiem Himmel
 Sonntag mit einem festlichen Jubiläumsfrühstück begonnen         ist ein vielfältiges und kostenfreies Frühstücksbuffet zu
 werden. Die Stadtteilinstitutionen und das Jubiläumskomitee      genießen, Kinder und „Große“ können sich außerdem beim
 „Der Born wird 50“ laden zu einem öffentlichen Frühstück         Mitmachzirkus mit Tuch, Bällen und allem üben, was ein
 auf der Dino-Wiese ein, zu dem alle Bewohnerinnen und            Akrobatenherz begehrt. Für bequeme Sitzmöglichkeiten ist
 Bewohner mit ihren Familien, Freunden, Bekannten und             gesorgt. Frühstücken Sie doch mal anders!

westwind         7-8 Festschrift 2017                                                                                         7
Westwind - Stadtteiljubiläum Osdorfer Born 2017 - Sonderausgabe - Johann Daniel ...
„Hafen“ Osdorfer Born
   Ort der Ankunft und der Integration
   In den 1960er Jahren begann man             Von den Planern und der Politik       verein (SVOB) und die Interessen-
   mit den Planungen für die Siedlung.      gefeiert, fanden die Hochhäuser da-      gemeinschaft Osdorfer Born waren
   Hamburg hatte noch immer unter           mals weit über Hamburg hinaus In-        von Anfang an feste Institutionen am
   der Wohnungsnot nach dem Krieg           teresse. Der Architekt Fritz Trautwein   Born. Noch heute sind diese Men-
   zu leiden, verstärkt durch die große     habe „der Versuchung zur Größe gar       schen dem Stadtteil fest verbunden,
   Flut 1962. Die Moderne unter dem         nicht widerstehen wollen. Er baut        noch immer im SVOB, in der Borner
   Leitmotiv „Urbanität durch Dichte“       eine Flanke, die diesen weiten Sied-     Runde, der Kirche und dem Osdorfer
   versprach Wohnungen für Viele, bot       lungsgrund einrahmt, 160 Meter           Kurier zu finden.
   gleichzeitig eine grüne Umgebung,        lang, mit einem angeknickten Schen-         Einblicke in das bunte, geselli-
   fließendes Warmwasser und Zent-          kel dann auf 240 Meter verlängert“       ge Leben der fünf Dekaden dieser
   ralheizung, attraktive und sonnige       (Die Welt). Trautwein schwärmte          ersten Hamburger Großwohnsied-
   Wohnungszuschnitte zu günstigen          über das von ihm entworfene Hoch-        lung gibt die Ausstellung „Wohnen
   Mietpreisen.                             haus Achtern Born: „Die Geschosse        mit Weitblick - 50 Jahre Osdorfer
       Gebaut wurde auf landwirt-
   schaftlichen Flächen aus Familien-
   besitz, wo zuvor Kohlfelder stan-
   den und Kühe grasten. Familie von
   Mallesch, die das Bauland verkauft
   hatte, erbaute das Born Center und
   ebenfalls eigene Wohnungen. Das
   Beton-Gießwerk wurde gleich ne-
   benan errichtet, dort, wo später ein
   Baumarkt seinen Sitz hatte.

   In der Bäckerei bei REWE sitzen
Christoph, Torsten und Jörg (alle
um die 50).
   Wir sind keine Osdorfer, aber
wir arbeiten öfters hier, es geht
um die Wartung von technischen
Einrichtungen.       Unsere      Freizeit                              Der Osdorfer Born 1974
verbringen wir hier nicht, aber wir sind
immer mal im Café. Zum Osdorfer             steigen an und senken sich wieder.       Born“, die im Jubiläumsjahr 2017
Born können wir sagen, dass der             Wir haben eine echte Wolkensilhou-       an verschiedenen Orten am Osdor-
Stadtteil in echt besser ist als sein       ette, bewegt aufrührerisch und vol-      fer Born und hamburgweit zu sehen
Ruf. Früher gab es hier auch Randale,       ler Temperament.“ Doch schon bald        sein wird.
wir selbst haben aber eigentlich keine      wuchs die Kritik an den als anonym          Der von Helmuth Schack und dem
 schlechten Erfahrungen gemacht.
                                            empfundenen „Wohnmaschinen“.             Arbeitskreis 1971 errichtete Spielha-
 Der Fußweg Am Barls, der den Knick
 entlang führt, ist zu vermüllt.                                                     fen mit Barkassen aus dem Ham-
                                            Pioniergeist                             burger Hafen war eine Reaktion auf
    Wir sind überrascht, dass es hier
 so viele langjährige Bewohner gibt.        Der Pioniergeist der ersten Stunde       die kaum vorhandene soziale Infra-
 Freunde von uns haben sich hier            war groß: Junge Familien bauten ihr      struktur der ersten Jahre. Es waren
 sehr wohlgefühlt. Es gibt hier ja auch     neues Zuhause und ihr Umfeld auf,        nicht genügend Spielplätze oder an-
 normale Bebauung und außerdem ist          vier engagierte junge Pastoren grün-     sprechende Außenanlagen gebaut
 auch einiges passiert.
                                            deten die neue Gemeinde wie auch         worden, ganz zu schweigen von aus-
                                            ihre eigenen Familien, der Sport-        reichenden Kindergärten oder offe-

   8                                                                                   westwind        7-8 Festschrift 2017
Westwind - Stadtteiljubiläum Osdorfer Born 2017 - Sonderausgabe - Johann Daniel ...
Serif Yalman und Nuray Polat.
                                                                                                Ich bin Kurde und Nuray ist
nen Einrichtungen für Kinder und          den. Dieses kann am besten gelin-
                                                                                            Türkin. Ich wohne seit 20 Jahren
Jugendliche. Damals behalfen sich         gen, wenn die öffentlichen Einrich-               am Born, Nuray wohnt in Lurup.
die Borner zunächst selbst, gründe-       tungen, Kitas, Schulen, Büchereien                Zur Arbeit fahre ich mit dem Auto,
ten im allgemeinen Elan jener Zeit        gut und flexibel ausgestattet sind,               die Verkehrssituation ist positiv,
die Interessengemeinschaft und den        wenn die Zivilgesellschaft materi-                sie hat sich durch den Umbau der
Sportverein. Nach dem auch anders-        ell und immateriell unterstützt wird.             Bornheide beruhigt.
wo greifenden Abbau von sozialen          Diese Stadtteile sind junge Stadtteile,               In meiner Freizeit bin ich kaum hier,
                                                                                            wenn, dann mal im Café, sonst gehe
Einrichtungen in den 1980er Jahren        hier sind die Zukunftspotenziale der
                                                                                            ich in die Innenstadt und zum HSV.
ist der Osdorfer Born seit den 1990er     Stadt zuhause.                                    Ich will eher meine Ruhe, außerdem
Jahren durchaus mit einer gut funkti-        Ein Hafen braucht neben den Bar-               mache ich Musik, ich spiele Saz.
onierenden und notwendigen sozia-         kassen auch Kräne, braucht Anleger                    Hier gefällt mir eigentlich fast
len Infrastruktur ausgestattet.           und Lotsen, um ein Ankommen zu                    alles; schön ist, dass es hier viele
    Hafen – Ankunftsort. Auch heute       ermöglichen. So braucht der Osdor-                Familien und junge Menschen gibt.
noch ist der Osdorfer Born ein An-        fer Born dauerhaft die nötige Aus-                Allerdings fehlt eine U-Bahn! Der
                                                                                            Stadtteil ist besser als sein Ruf, die
kunftsort. Ein Stadtteil, in dem die      stattung, um seiner Funktion in der
                                                                                            Menschen hier sind zufrieden.
Menschen ihr Leben neu entwer-            Gesamtstadt als einem Ankommens-                      Frau Polat: Ich komme oft zum
                                                                                            Einkaufen hierher, es ist besser als
                                                                                            in Lurup, weil es viele Parkplätze
                                                                                            gibt und alles gebündelt ist, das
                                                                                            macht es einfacher.

                                                                                       und sozialer Aufstieg gelingen kann
                                                                                       – heute arbeiten hier die zuständigen
                                                                                       Stellen, die Gebietsentwicklung und
                                                                                       die lokalen Partner Hand in Hand.
                                                                                          Herausragende Bildungseinrich-
                                                                                       tungen sind ein wichtiger Schlüssel für
                                                                                       gelingendes Zusammenleben. Auch
                                                                                       hier ist der Osdorfer Born mit seinen
                                                                                       drei Schulen gut unterwegs.
                                                                                          Ebenso ist es für den Osdorfer Born
                                                                                       von erheblicher Bedeutung, dass sich
                                                                                       die Wohnungen größtenteils im Ei-
                                                                                       gentum von städtischen und genos-
                             Depenkamp-Siedlung
                                                                                       senschaftlichen       Wohnungsgesell-
fen müssen und Pioniere sind. Seit        stadtteil gerecht zu werden.                 schaften befinden. Dies ermöglicht
Jahrzehnten mittlerweile finden hier         Dabei müssen Stadtteile wie der           dauerhafte, auf sozialen Ausgleich an-
Aufbau und Einwanderung statt. Ein        Osdorfer Born als Verkehrsknoten             gelegte Strategien, die das Gefüge der
Stadtteil wie der Osdorfer Born leis-     für seine Bewohner (und nicht als            Gesamtstadt im Blick haben.
tet seit langem einen großen Beitrag      Entladestation) funktionstüchtig ge-            Der Osdorfer Born ist auch heute
zur Integration von Neuen: von Pio-       macht werden und dürfen den An-              noch ein Ankommensort – ein Ha-
nieren und Zuwanderern. Diese Leis-       schluss an die städtische Gesellschaft       fen. Die Barkassen von Opa Schack
tung gilt es zu stützen und zu fördern.   nicht verlieren.                             gibt es zwar nicht mehr, wohl aber
                                             Das Rahmenprogramm Integrierte            die vielen, engagierten Menschen, die
Zukunftspotenziale                        Stadtentwicklung versteht sich als inf-      sich dafür einsetzen, dass (ihr) An-
Großstädte wie Hamburg brauchen           rastrukturelle Stütze dieses Hafens. Es      kommen gelingt.
diese Quartiere, hier findet Integra-     ist eine vielfach erprobte und durch-                                    Caroline Bolte
tion statt, können Perspektiven für       aus erfolgreiche Strategie, einen Stadt-                                   ProQuartier
Aufstiegschancen entwickelt wer-          teil zu stabilisieren, damit er robust ist

westwind         7-8 Festschrift 2017                                                                                             9
Westwind - Stadtteiljubiläum Osdorfer Born 2017 - Sonderausgabe - Johann Daniel ...
50 Jahre – und ein bisschen weiser
Die Planer hatten es gut gemeint
Kaum ein Hamburger Stadtteil ist so       die Kirche wurde in einem Gemein-       ne Wohnung. Es waren Familien aus
prägnant erkennbar wie der Osdorfer       deforum versteckt, die Schulen wur-     den maroden innerstädtischen Stadt-
Born in der Feldmark. Das ist wohl        den wie Produktionshallen geplant.      teilen, aus den Notunterkünften nach
der Grund dafür, dass die Bewoh-          Eine markante Mitte fehlte genauso      der Hamburger Flut und aus dem
nerInnen Heimatgefühle entwickelt         wie viele soziale Einrichtungen.        Umland. Ebenfalls 40% der Bevölke-
haben. Viele lieben ihren Stadtteil im       Die Planer wollten eine Alternati-   rung waren Kinder und Jugendliche
Grünen an der Hamburger Periphe-          ve entwickeln zu der reinen Zeilen-     – ein junger Stadtteil (der entspre-
rie und engagieren sich in Initiativen    bauweise, wie sie in der Nachkriegs-    chende Anteil in Gesamt-Hamburg
und Vereinen. Sie haben sich einen        zeit üblich war. Die Hochhausbänder     war damals nur 25%). Die modernen
Stadtteil zu eigen gemacht und schau-     sollten ein „urbanes Gerüst“ bilden.    und gut ausgestatteten Wohnungen
en immer noch mit ein bisschen Trotz      Die Vorgabe des Plattenbaus führte      mit Zentralheizung und Bad waren
auf Kritiker, die den                                                                            beliebt und viele der
Stadtteil stigmatisieren                                                                         BewohnerInnen woh-
und ihn gleichzeitig                                                                             nen bis heute dort.
sich selbst überlassen,                                                                             Aber es zeigten
weil zum Beispiel die                                                                            sich auch bald Pro-
versprochene U-Bahn                                                                              bleme: Die Platten-
nicht gebaut wird.                                                                               bauten hatten etliche
   Der Osdorfer Born                                                                             bauliche Mängel wie
war Ende der 60er Jah-                                                                           D u rch fe u chtu nge n
re ein großes Expe-                                                                              und verzogene Fens-
riment von Stadtpla-                                                                             ter, die Plattenbaufir-
nern und Architekten.                                                                            ma „Elemonta“ war be-
Es war die erste neue                                                                            reits 1976 konkursreif.
Großsiedlung in Ham-                                                                             Die „Wohnmaschinen“
burg mit seinem enor-                                                                            mit 11 bis 17 Geschos-
men Wohnungsbedarf.                                                                              sen förderten keine
   Das städtebauliche                                                                            nachbarschaftlichen
Konzept war die „ge-                                                                             Kontakte. Es gab keine
gliederte und aufgelo-                                                                           Mischung mit Wohn-
ckerte Stadt“, autoge-                     Damals hochmodern: Plattenbau                         eigentum. Es fehlten
recht geplant um eine                                                                            Ärzte, Cafés, Spielplät-
Verkehrsachse in der Mitte. Der fran-     jedoch zu einer gestalterischen Mo-     ze, Freizeiteinrichtungen für ältere
zösische Architekt Le Corbusier hatte     notonie. Den verantwortlichen Stadt-    Jugendliche. Die schon 1970 gegrün-
diese Bauformen in den 20er Jahren        planern wurde von der kritischen        dete Interessensgemeinschaft Osdor-
entwickelt. Die deutschen Planer des      Öffentlichkeit „Beton macht krank“      fer Born kümmerte sich aufgrund
Gewerkschaftskonzerns „Neue Hei-          vorgeworfen und der Stadtsoziologe      schwerer Unfälle um verkehrsberu-
mat“ folgten zukunftsgläubig seinen       Alexander Mitscherlich sprach schon     higende Maßnahmen und um Ver-
Vorstellungen. Der Historiker Her-        1965 von der „Unwirtlichkeit unserer    kehrsunterricht für die Kinder.
mann Hipp spricht von einer „Pla-         Städte“.                                   Mit der Zeit wurde einiges nach-
nungseuphorie der sechziger Jahre“.                                               gebessert und Mängel korrigiert. So
Dazu gehörte auch, dass die Häuser        „Stadt der Hoffnung“ – mit              bekamen die Hochhäuser freund-
industriell vorgefertigt werden sollten   Mängeln                                 liche Eingangsbereiche mit Pfört-
– 80% der Gebäude wurden als Plat-          Aber für die neuen BewohnerIn-        ner- und Betreuungslogen, es gab
tenbauten errichtet. Die Decken und       nen war es eine „Stadt der Hoffnung“.   Gemeinschaftsräume und das Wohn-
Wände wurden in der Fabrik gegos-         40% der BewohnerInnen bezogen           umfeld wurde freundlicher gestaltet.
sen und vor Ort montiert. Aber auch       Anfang der 70er Jahre die erste eige-   Mit zahlreichen sozialen und kultu-

10                                                                                  westwind         7-8 Festschrift 2017
Born.
                                                                                                                  en am Osdorfer
                                                                  30  Ja  hr e,  wo   hn  t seit sieben Jahr                 r Bo rn  ge zogen.
                                                        Janine,                               W oh  nu ng  an  den Osdorfe
                                                                                   öß   er e                                    fahre ich fast
                                                            Ich bin für eine gr                    ein e Ka tastrophe. Jetzt
                                                                                         rs lag e                                                  t
                                                        Früher war die Ve
                                                                                rk  eh                                     ichen und es gib
                                                                               m   Au   to .  So   ist alles gut zu erre
                                                        nur noch mit de
                                                                                 nug Parkplätze.                     eunden, aber au
                                                                                                                                           ch auf
                                                         meistens auch ge                        e mit meinen Fr
                                                                         m  ich    zu    Ha  us                                     Sp  iel plätze
                                                             Ich treffe                                                 zu wenig
                                                                         at z  od  er   am     Sc  hacksee. Es gibt              fü r di e El tern.
                                                         dem Spielpl                                               ielplätzen –
                                                                      ög  lic hk  eit en   – auch auf den Sp                   Fe ld er fin de   ich
                                                         und Sitzm                                               die ganzen
                                                                  ün  e um    de  n   Os   dorfer Born und                   nd un te rw  eg s.  Ich
                                                         Das Gr                                   ier en od er mit dem Hu
                                                                                  e da    sp  az
                                                          toll. Wir sind gern                                   ein Freibad habe
                                                                                                                                    n.
                                                                 au ch   gu t,  da  ss    wir immer noch                     W un sc  h, dass wir
                                                          finde                                        20 Jahre ist m   ein
                                                                                             hn   bi s                                               al
                                                               Für die näch     st en    ze                                  ben, wo man m
                                                                              e  Ei sd   iel e  od  er ein Restaurant ha                 s  fü r   di e
                                                           mal wieder ‘n                                                 Sanitätshau
                                                                            nn  .  Ge    sc  hä fte , z. B. auch ein                  au fsz en   tre n
                                                           hingehen ka                                               e großen Eink
                                                                        ut e, da  m   it m   an  nicht immer in di
                                                           älteren Le
                                                            fahren muss.

                                              Modernes Design der 70er Jahre

rellen Programmen unterstützte die        Planungsprozess mit Unterstützung                    nossenschaften. Eigenheime wurden
Stadt die Initiativen und die Selbst-     der Montag Stiftung begeisterte El-                  nicht geplant, um „soziale Konflik-
organisation der Menschen sowie das       tern, SchülerInnen, Lehrkräfte und                   te zu vermeiden“. Einfamilienhäuser
Zusammenleben der Menschen aus            den ganzen Stadtteil – und sie freuen                wurden nur am Rande der Siedlung
vielen Herkunftsländern. Auch die         sich auf die neue Schule.                            im Norden und Osten vorgesehen als
Wohnungsunternehmen kümmer-                                                                    Übergang zur vorhandenen Einfami-
ten sich um ihre Mieter, die SAGA         Beleuchtung und                                      lienhausbebauung.
gründete eine eigene Organisation         Verkehrsanbindung                                       Daraus haben die Stadtplaner ge-
ProQuartier, um Wohnqualität und             Warum ist eine U-Bahn so wich-                    lernt: Heute werden neue Quartiere
Wohnzufriedenheit zu verbessern.          tig? Daoug Saunders beschreibt in                    wie die Neue Mitte Altona mit einem
   Die Kirchengemeinde vermiete-          seinem Buch „arrival city“ (An-                      „Drittelmix“ geplant: Mietwohnun-
te ihre leerstehenden Räume an das        kunftsstädte) zwei Faktoren für eine                 gen, geförderte Mietwohnungen und
Kindermuseum und baute für ihre           erfolgreiche Integration der Sied-                   Eigentumswohnungen. Darin enthal-
Kirche einen erkennbaren Eingang          lungen am Stadtrand – dort, wo die                   ten sind auch neue Wohnformen wie
mit Kirchhof und Glockenturm – erst       meisten Menschen ankommen: Be-                       Baugemeinschaften. Damit soll einer
seit 2004 läuten hier die Glocken. Der    leuchtung und Öffentliche Verkehrs-                  sozialen Stigmatisierung vorgebeugt
Kirchengemeinderat gab der Kirche         mittel. Beleuchtung ist ausschlagge-                 werden. Auch das ist eine Lehre aus
ein neues Profil und einen neuen Na-      bend für das Sicherheitsgefühl der                   dem Osdorfer Born.
men: statt formal „Kirche im Osdor-       Menschen. Öffentliche Verkehrsmit-                      Die großen gewalttätigen Konflik-
fer Born“ ist sie jetzt nach Maria Mag-   tel sind insbesondere wichtig, um die                te in französischen Vorstädten zei-
dalena benannt (nach der biblischen       Arbeitsplätze zu erreichen. Ohne ei-                 gen, dass fehlgeleitete städtebauliche
Sünderin, der Jesus die Füße wusch).      genes Einkommen bleiben Menschen                     Planungseuphorien zu einem Ausei-
   Die      Geschwister-Scholl-Stadt-     von Transfergeldern abhängig – auch                  nanderbrechen der städtischen Ge-
teilschule, auch dies ein Plattenbau,     das ist ein strukturelles Problem im                 sellschaft führen können.
mühte sich lange Jahre mit dem un-        Osdorfer Born (schon 1970 waren                         Dass die BewohnerInnen des Os-
freundlichen Gebäude ab. 40 Jahre         13% aller Haushalte auf Sozialhilfe                  dorfer Born so treu zu ihrem Stadtteil
nach dem Bau fiel die Entscheidung,       angewiesen).                                         halten, hat die Stadt vor solchen Se-
es abzureißen und ein neues Gebäu-           Die Gebäude im Osdorfer Born ge-                  gregationsprozessen bewahrt.
de zu planen, das dem pädagogischen       hören im Wesentlichen sechs großen                                    Joachim Reinig, Architekt
Konzept der Schule entspricht. Der        Wohnungsbaugesellschaften und Ge-

westwind         7-8 Festschrift 2017                                                                                                             11
Ein Ort für Kinder
Es gibt viele Orte für Kinder im Osdorfer Born: Kitas und Schulen,               oder ob etwas Neues hinzukommen
DRK-Zentrum und Kindermuseum, Spielplätze, die Dino-Wiese und                    soll. So bestimmen die Kinder aktiv
andere. Ein Beispiel: das Spielhaus Bornheide.                                   unser Programm mit, indem sie z. B.
                                                                                 das Angebot Tanzen auf eine ande-
50 Jahre gibt es das Spielhaus Born-        Für die Entwicklung eines Kindes     re Zeit legten, so dass es für sie bes-
heide zwar noch nicht, aber seit min-    ist es wichtig, dass ihm Raum und       ser zu erreichen ist. Die veränderten
destens 40 Jahren ist es eine verläss-   Zeit gegeben werden, sich selbst aus-   Öffnungszeiten sind auch ein Ergeb-
liche Einrichtung, die Kindern im        zuprobieren oder einfach nur bei        nis des Mitbestimmungsprozesses
Alter von 2 ½ bis 12 Jahren offen-       uns zu spielen. Wir bieten zusätzlich   der Kinder.
steht, wobei man einschränkend sa-       Angebote und Projekte im Spielhaus         Wir haben unsere BesucherIn-
gen muss, dass die Gruppe im Vor-        an, um damit den Kindern neue An-       nen, neue und alte, gefragt, was für
mittagsbereich eine feste Gruppe ist.    reize und Impulse zu geben und so       sie im Spielhaus wichtig war und wie
Das Zuhause des Spielhauses war bis      ihre Kreativität und Eigenständig-      sie den Besuch im Spielhaus Born-
Ende 2013 der jetzige Parkplatz des      keit zu fördern. Wir arbeiten mit den   heide erlebten.
Bürgerhauses. Heute finden uns die       Kindern partizipativ und kreativ, das
Kinder im grünen Haus auf dem Bür-       bedeutet, dass wir Kinder dazu anre-    Zeit selber gestalten
gerhausgelände.                          gen möchten sich einzumischen und       Enes, heute 17 Jahre, war Besucher in
   Viele Familien, aber insbesonde-      auch zu erfahren, dass ihre Stimme      der 2. und 3. Klasse. Für ihn war da-
re Kinder im Schulalter, kennen uns      etwas zählt. Das bedeutet, dass wir     mals wichtig, sich mit Freunden im
seit Jahren. Die pädagogische Idee       die Ergebnisse unserer Arbeit auch      Spielhaus zum Spielen zu verabreden.
des Spielhauses ist, Kindern einen       in den Sozialraum hinaustragen. So      Hier konnte er seine freie Zeit selber
geschützten Raum zu geben, in dem        zum Beispiel geschehen mit dem          gestalten. Die Ausflüge in den Ferien
sie sich unbeschwert mit Freunden        Safe-Place-Aufkleber auf dem Bür-       fand er gut. In Erinnerung war ihm
treffen und ihre Freizeit verbringen     gerhausgelände, der Kindern zeigen      noch das Schwimmen, das regelmä-
können. Die Kinder kommen frei-          soll, wohin sie sich im Notfall wen-    ßig einmal die Woche mit dem Spiel-
willig und bestimmen auch, wann          den können, oder mit dem nun in         haus stattfand.
sie wieder gehen möchten. Der über-      den Herbstferien am 19. Oktober            Lena, heute 37 Jahre, besuchte von
wiegende Teil des Tages ist bestimmt     zum dritten Mal stattfindenden Os-      ihrem 3. Lebensjahr an bis zur Ein-
durch den Besuch der Ganztagsschu-       dorfer Mädchentag.                      schulung das Spielhaus. Für sie ist in
le. Kindern bleibt daher wenig freie        Wir überprüfen gemeinsam mit         bleibender Erinnerung das Fahren
Zeit, über die sie selbst bestimmen      den Kindern, ob die Angebote, die im    mit den Fahrzeugen um den großen
und verfügen können.                     Spielhaus vorhanden sind, so reichen    Kletterbaum.

Am Spielhaus Bornheide                                         Die Dino-Wiese an der Bornheide

12                                                                                 westwind         7-8 Festschrift 2017
Kinderfest auf der Dino-Wiese

   Celin ist seit neun Jahren Besuche-        Dabinta, 7 Jahre alt: „Ich spie-
rin des Spielhauses, heute ist sie 12      le hier gerne. Das Backen am Don-            Kerstin Vogt, 48 Jahre, wohnt seit
Jahre alt. Sie mag am liebsten basteln.    nerstag mag ich und den Tobi (Tobe-          1974 am Osdorfer Born.
„Es gibt so viele Vorschläge von Nina      raum), weil man da mit den Kissen                Da ich auf Busse angewiesen
                                                                                        bin, wäre es schön, wenn die Busse
und verschiedene Materialien, aber         tolle Sachen bauen kann.“                    etwas pünktlicher wären. Sonst
ich kann selbst entscheiden, was ich          Roudiatou, 7 Jahre alt: „Ich mag          klappt alles gut.
mache und wie es aussehen soll. Ich        das Töpfern, das Basteln und natür-             Ich treff mich mit Freunden gern
freue mich immer auf die Ausflüge,         lich den Toberaum. Wenn ich mich             am Schack-See und gehe da mit den
weil wir dann alle zusammen etwas          mit Freunden im Spielhaus verabre-          Hunden spazieren. Abends fühle ich
unternehmen.“                              de, spiele ich hier mit ihnen. Letztens     mich draußen nicht so wohl. Wenn
                                                                                       die Bornheide dann wenig befahren
                                           haben wir mit allen, die Lust hatten,
Rückzugsmöglichkeiten                      Fußball mit Margret auf dem Inliner-
                                                                                       ist, rasen die Leute sehr schnell mit
                                                                                       den Autos. Es sollte darauf geachtet
Die Befragung zu den neuen Räum-           Spielplatz gespielt.“                       werden, dass die Sicht dort, wo
lichkeiten des Spielhauses fiel bei al-       Emilia und Massebe besuchen das         Fußgängerüberwege sind, nicht
len dreien positiv aus. Die sind heller,   Spielhaus, seitdem sie in die erste        eingeschränkt ist.
schöner und es gibt mehr Rückzugs-         Klasse gehen. Emilia freut sich darauf         Es ist gut, dass man sich hier
möglichkeiten für die Kinder. Was          im Haus mit der Rutsche spielen zu         kennt. Hier hab ich Freunde und
                                                                                      treffe ehemalige Schulkameraden
aber schade ist, dass es kein großes       können, während Massebe die Ange-
                                                                                      beim Einkaufen oder im Kiosk. Zum
abgegrenztes Gelände mehr um das           bote im Spielhaus schätzt, da sie sich     Einkaufen hat man’s nicht weit, aber
Spielhaus gibt auf dem man sich ge-        entscheiden kann, welches Angebot         es fehlt ein Zoofachgeschäft. Den
schützt aufhalten kann.                    sie für sich nutzen will. Das Schlitt-    Markt vermisse ich auch. Da hat man
   Georgina, 9 Jahre alt: „Der Tobe-       schuhlaufen in den Frühjahrsferien        immer Leute getroffen, konnte was
raum und das Haus mit der Rutsche,         2016 fand sie super.                      für die Tiere kaufen oder auch Obst.
hier spiele ich gerne Vater, Mutter                                                      Ich finde es schön, dass bei den
                                               Nina Sprengel und Margret Heise,      Spielplätzen etwas gemacht wird,
und Kind. Die Ausflüge finde ich                           Spielhaus Bornheide
                                                                                     dass es gepflegter ist. Dass viel für
auch toll.“                                                                          die Kinder gemacht wird mit Basteln
                                                                                     oder Spielen finde ich sehr schön.

westwind         7-8 Festschrift 2017                                                                                13
Bildung im Born
Bildungs- und Teilhabechancen für alle Kinder und Jugendlichen
Die Kitas und Schulen im Born bieten      Ferienbetreuung an. Dies ermöglicht
den Kindern die Möglichkeit einer         es den Familien zu arbeiten, und die        Sprachförderung (SPF)
umfassenden Bildung. Die Einrich-         Kinder kommen in den Genuss ei-             Sprache ist ein hohes Gut. Ohne
tungen sorgen von der frühkindli-         ner vielfältigen und umfassenden            gute sprachliche Kompetenzen ist
chen Bildung in der Krippe über die       Schulbildung. Den ganzen Tag in der         die Teilhabe am Leben erschwert.
Vorschule bis zur schulischen Bil-        Schule zu verbringen, ist eine gro-         Daher liegt der Fokus immer beson-
                                                                                      ders auf der Förderung der sprach-
dung mit dem Abschluss des Abiturs        ße Leistung für alle Kinder. Daher
                                                                                      lichen Kompetenzen und ist in alle
für die nötigen Gelingensbedingun-        strukturieren die Schulen den Tag:          Unterrischtsstunden integriert.
gen einer erfolgreichen Bildungsbio-      Anspannungs- und Entspannungs-
grafie.                                   phasen wechseln sich ab. Diese soge-
   Bereits in der Kindergartenzeit,       nannte Rhythmisierung des Schulall-       in jahrgangsübergreifenden „Kursen“
mit 4 ½ Jahren, werden die Kom-           tags lässt die Kinder dann auch am        unterrichtet und kommen aus den
petenzen im Hinblick auf die Ein-         Nachmittag wieder konzentriert ar-        unterschiedlichsten Bereichen von
schulung getestet. Dadurch können         beiten, nachdem sie in der Mittags-       Kunst und Musik über Sport bis zu
Eltern, Kita und Schule frühzeitig        zeit ausgiebig gespielt und mit den       handwerklichen und wissenschaft-
Fördermaßnahmen ergreifen. Krip-          anderen Kindern in der Mensa ge-          lichen Angeboten – abhängig vom
pen und Kitas legen, wie später auch      gessen haben.                             Profil der jeweiligen Schule.
die Schulen, großen Wert auf sozia-          Im Ganztag gibt es neben den 27           Die Schule Barlsheide hat z. B. ein
le Kompetenzen und die sprachliche        Grundstunden, in denen die regulä-        künstlerisch-musisches Profil, das so-
Bildung. Um diesen Übergang von           ren Schulfächer unterrichtet werden,      wohl die sozialen als auch die kom-
der Kita zur Schule für jedes Kind        weitere 10 Stunden, in denen die Kin-     munikativen Kompetenzen der Kin-
so einfach wie möglich zu machen,         der Übungszeit zum Lernen (als Er-        der fördert. Hier lernen die Kinder
arbeiten Kitas und Schulen immer          satz für Hausaufgaben) haben und in       durch die langjährige Zusammenar-
enger zusammen. Schnuppertage an          denen sie neue Lernbereiche kennen-       beit mit der Jugendmusikschule und
den Schulen ermöglichen den Kin-          lernen. Natürlich gibt es – über den      der Philip-Breuel-Stiftung verschie-
dern ein frühzeitiges Kennenlernen        Tag verteilt – auch vielfältige Forder-   dene Instrumente spielen, können im
der „neuen“ Schule.                       und Fördermaßnahmen (Sprach-              Chor mitsingen oder der Band bei-
   Beide Grundschulen im Osdorfer         förderung/Mathematik/Deutsch/             treten, sie lernen Tanzchoreografien
Born, die Schule Kroonhorst und die       Englisch/Lernen), die das individu-       und rhythmische Darbietungen und
Schule Barlsheide, bieten Ganztags-       alisierte Lernen unterstützen. Die        spielen Theater. Sie können kreativ
schule für Vorschüler bis zur 4. Klas-    Themen neuer Lernbereiche werden          sein und gestalten Kunstwerke. Viele
se von 8 bis 16 Uhr, freitags bis 13.15
Uhr. Und jede Schule bietet auf An-
trag zusätzlich eine Früh-, Spät- und

     Ganztagsschule (GTS)
  Mo-Do 8-16 Uhr
  Fr 8-13 / 13:15 Uhr
  Mittagessen im Klassenverband in
  der Mensa
  Vielfältige Kursangebote
  Rhythmitisierung
  Integrierte Hausaufgaben

                                                                                                 In der Schule Barlsheide

14                                                                                    westwind         7-8 Festschrift 2017
Schule Kroonhorst

dieser Bereiche werden von öffentli-     ge Bestandteile des Schulalltages. In-
chen Aufführungen begleitet, so dass     klusion, z. B. in den Bereichen Lernen     Kooperationen
die Kinder zu Recht stolz im Ram-        und Sprache (LSE), Sprachförderung         AOK · DRK · Bücherhalle · frei-
penlicht stehen.                         sowie umfangreiche Angebote aus            schaffende Künstler · Friedenshort
   Neben diesen Profilangeboten          dem künstlerischen, musikalischen          · Hamburger Schulverein · Hambur-
gibt es weitere handlungs- und an-       und handwerklichen Bereich ergän-          ger AG Gesundheitsförderung · Ju-
wendungsorientierte Kursthemen           zen das Profil der Schule. Der Förde-      gendmusikschule · Lernzeit-Mentor
                                                                                    e. V. · Philip-Breuel-Stiftung · Spiel-
aus den Bereichen Sport, Gesund-         rung individueller bzw. selbstorga-
                                                                                    haus · Sozialdienst kath. Frauen ·
heit, Kultur, Umwelt und Natur. Jedes    nisierter Lernprozesse kommt dabei         Sportverein Lurup · Sporverein Os-
Kind hat damit die Möglichkeit, sich     entscheidende Bedeutung zu.                dorfer Born · weiterführende Schu-
seinen Interessen gemäß zu beschäf-         Für den anstehenden Wechsel             len · Zeitspender (ASB) · Zirkus Ab-
tigen und so vielfältige Fertigkeiten    nach Klasse 4 auf die weiterführen-        rax Kadabrax
und Fähigkeiten hinzu zu erwerben        den Schulen gibt es Informationsver-
und zu vertiefen.                        anstaltungen, so dass die Kinder gut
   Die Schule Kroonhorst setzt ihre      auf den Übergang vorbereitet wer-          Kompetenzorientierung
Schwerpunkte u. a. im naturwissen-       den. Die Stadtteilschule bietet einen      Weg von reinen Lernzielen bedeu-
schaftlichen und sportlichen Bereich.    ersten Bildungsabschluss nach Klasse       tet kompetenzorientierter Unterricht
So nimmt die Schule regelmäßig und       9, einen mittleren Bildungsabschluss       die Ausrichtung auf die Fähigkeit,
erfolgreich an Sportveranstaltungen      nach Klasse 10 und das Abitur nach         erworbenes Wissen und Können
teil, zu denen Schulen aus ganz Ham-     Klasse 13 an.                              in neuen Situationen anwenden zu
burg zusammen kommen – etwa Fut-                                                    können. Notenzeugnisse werden
                                                   Maria Einhaus, Schulleiterin     durch Lernentwicklungsberichte er-
sal, Schach oder Triathlon. Darüber                         Schule Barlsheide
                                                                                    setzt und durch Lernentwicklungs-
hinaus sind die Förderung und Stär-                                                 gespräche ergänzt.
kung sozialer Kompetenzen wichti-

                                         Die Geschwister-Scholl-Stadtteil-        machen. Das ermöglicht mehr Zeit
  Individualisierung                     schule umfasst die Klassen 5-13.         zum Lernen und Üben, weil der Un-
  Unterricht wird neu gedacht. Nicht     Unsere Schülerinnen und Schüler          terrichtsstoff besser auf die einzelnen
  mehr alle Kinder lernen zur gleichen   können bei uns alle Abschlüsse errei-    Klassenstufen verteilt werden kann.
  Zeit das Gleiche. Jedes Kind wird      chen: Erster Schulabschluss, Mittle-     In der 11. Klasse findet eine intensive
  dort „abgeholt“, wo es steht und
                                         rer Schulabschluss, Fachabitur und       Vorbereitung auf die Oberstufe statt.
  wird von dort aus gefördert und
  gefordert.
                                         Abitur. An den Stadtteilschulen ha-         In     der     Geschwister-Scholl-
                                         ben die Schüler nach der 10. Klas-       Stadtteilschule setzen wir folgende
                                         se drei Jahre Zeit, um das Abitur zu     Schwerpunkte:

westwind         7-8 Festschrift 2017                                                                                     15
Inklusion
                                                                                   Neben den Förderbereichen Lesen,
                                                                                   Sprache und sozial-emotionale
                                                                                   Entwicklung werden an der Schu-
                                                                                   le Barlsheide seit Jahrzehnten auch
                                                                                   Kinder unterrichtet, die eine beson-
                                                                                   dere Unterstützung im Brereich der
                                                                                   geistigen oder körperlichen Ent-
                                                                                   wicklung benötigen oder ein gerin-
                                                                                   ges Seh- oder Hörvermögen haben.
                                                                                   Sie nehmen – mit sonderpädagogi-
                                                                                   scher Unterstützung – wie alle an-
                                                                                   deren Kinder am Unterricht teil.
                                                                                   Weitere Förderung erhalten sie bei
                                                                                   Bedarf durch Logopädie, Musik-
                                                                                   und Lerntherapie.

Geschwister-Scholl-Stadtteilschule

Wir wollen, dass sich unsere SchülerInnen in der Ge-         Schulen und der Universität sollen den AbiturientInnen
schwister-Scholl-Stadtteilschule wohlfühlen. Unsere Klas-    eine bessere berufliche Orientierung ermöglichen. Studi-
senräume sind schön gestaltet und für unsere Pausenhalle     um oder Ausbildung können damit zielgerichtet aufge-
haben wir gerade neue Tische und Stühle angeschafft. Die     nommen werden.
Planung unseres Neubaus ist abgeschlossen; er wird Ende         Die Geschwister-Scholl-Stadtteilschule ist außerdem
2019 fertig sein.                                            eng mit dem Stadtteil verbunden. Wir sind Mitglied der
   Wir fördern jede SchülerIn individuell und haben da-      Stadtteilkonferenz und arbeiten mit vielen Institutionen
für neue Unterrichtsformen entwickelt. Wir wollen die        im Stadtteil zusammen. Das Haus der Jugend ist ein ver-
Selbstständigkeit unserer SchülerInnen stärken – wissen      trauter und verlässlicher Partner – unsere Schülerinnen
aber, dass wir dabei Schritt für Schritt vorgehen müssen!    und Schüler nutzen während der Pausenzeiten und im
   Wir fördern das soziale Lernen in der Klassenge-          Ganztag die Angebote des HdJ. Das KL!CK Kindermu-
meinschaft.                                                  seum bietet uns jedes Jahr tolle Projekt für unsere Pro-
   Wir knüpfen an den Interessen und besonderen Fähig-       filklassen an; z. B. konnten sich unsere Schülerinnen und
keiten der Schülerinnen und Schüler an. Ab dem Jahrgang      Schüler mit unterschiedlichen Architekturstilen ausein-
7 gibt es Profilklassen mit besonderen Themenschwer-         andersetzen, bei Ausflügen reale Gebäude besichtigen, ei-
punkten: Abenteuer Natur – Experimentieren und For-          gene Modelle bauen und in einer öffentlichen Vernissage
schen; Eine Welt; Freizeit und Verantwortung; Von der        vorstellen. Wir sind Partner für ProQuartier bei der Tou-
Idee zum Produkt; Medien und Künste. In diesen Klassen       rismuszentrale Osdorfer Born – SchülerInnen gestalten
sind nur 20 Schülerinnen und Schüler.                        Hörbeiträge zum Leben der Jugendlichen im Osdorfer
   Wir ermöglichen kontinuierlich konkrete Einblicke in      Born und beschäftigen sich z. B. mit Kunst im Born. Mit
die Berufswelt. Dazu arbeiten wir eng mit unseren Part-      den 5. Klassen erkunden wir regelmäßig die Öffentliche
nerfirmen, beruflichen Schulen und der Universität zu-       Bücherhalle im Borncenter und unsere „Leseprofis“ lesen
sammen. So bereiten wir unsere Schülerinnen und Schü-        GrundschülerInnen vor. Das Bürgerhaus ist uns nicht nur
ler gezielt auf die Berufswelt, weiterführende Schulen und   räumlich nah, wir haben auch bei Gartenprojekten und
die Universität vor.                                         anderen Vorhaben erfolgreich zusammengearbeitet. Wir
   In unserer Oberstufe können unsere Schülerinnen           freuen uns über die gute und vertrauensvolle Zusammen-
und Schüler attraktive Profile wählen: Menschen verste-      arbeit mit den zahlreichen PartnerInnen.
hen/mit Menschen umgehen; Sport bewegt uns; Künste                                    Karin Natusch, Schulleiterin der
zwischen Kommerz und Selbstverwirklichung; Die Che-                                Geschwister-Scholl-Stadtteilschule
mie der Welt.
   Fächerübergreifendes Lernen, außerschulische Lernor-
te und die intensive Zusammenarbeit mit berufsbildenden

16                                                                                 westwind          7-8 Festschrift 2017
Blick auf den Born

westwind        7-8 Festschrift 2017   17
Bunte Wege und schlaue „Wegweiser“
Das Bildungsband Osdorfer Born
Wie wäre es, wenn der Stadtteil schö-     die Orte belebt sind. Sie mögen die    man im Stadtteil besser unterwegs
ne, übersichtliche und schnelle Wege      gepflegten Spielplätze und schätzen    sein könnte. Wie und wo Orte zu
hätte, die jeder gerne benutzt? Auf       die neuen spannenden Spielgeräte       schaffen sind, an denen die Men-
denen es Spaß macht, mit dem Rol-         wie das Trampolin am „Affenfelsen“.    schen gerne zusammenkommen. In
ler, Fahrrad oder Skateboard unter-          Kritisiert wird der Zustand der     der Vorstellung des Büros für Stadt-
wegs zu sein, die auch älteren Men-       vielen wohnungsnahen kleinen Spiel-    forschung, Stadt- und Landschaftsge-
schen gerecht werden, die sich mit        plätze und vieler Sportstätten. Toll   staltung sind genau dies die Kriteri-
dem Rollator fortbewegen? Wenn es         wäre ein beleuchteter Sportplatz, so   en, welche einen Stadtteil lebenswert
mehr Orte und Plätze geben würde,         dass auch an den späten Nachmit-       machen. Die dazu beitragen, dass
an denen sich die Menschen gerne          tagsstunden im Winter Fußball ge-      Kinder und Jugendliche ein Umfeld
aufhalten und treffen?                    spielt werden könnte. Auch werden      vorfinden, in dem sie gut groß wer-
                                          Nutzungskonflikte beschrieben, wel-    den können.
„Es werden dann sicherlich                                      che die Kin-        Den Anstoß zu dieser Untersu-
auch andere Leute in den                                                               chung bot der von der Mon-
Osdorfer Born kommen. Als                                                                    tag Stiftung Jugend und
Besucher.“                                                                                     Gesellschaft      unter-
                                                                                                 stützte      Entwick-
   Im vergangenen Jahr                                                                             lungsprozess zur
hat sich das Projektteam                                                                            Neugest altung
Studio urbane land-                                                                                 der      Geschwis-
schaften - bildung                                                                                   ter-Scholl-Stadt-
zusammen        mit                                                                                   teilschule. Hier
Stadtteilaktivis-                                                                                      entstand     die
ten und über                                                                                           Überlegung,
90 Jugendli-                                                                                            dass es über
chen aus den                                                                                            den Neubau
                                                                  Gute Wegebeziehungen
Stadtteilschulen                                                                                        hinaus     eine
Geschwister-Scholl,                                                    der und stärkere Verbindung zum Stadtteil
Luruper Hauptstraße                                            Jugendlichen an geben müsse, dass die verschiede-
und Flottbek auf den                                  ihren Orten mit älteren nen Bildungseinrichtungen in eine
Weg gemacht, um die Wege                     Jugendlichen und Erwachsenen neue Beziehung zu den Menschen im
und Orte im Stadtteil besser kennen       haben. Bemängelt wird außerdem Stadtteil zu bringen sind. So wurde
zu lernen. Alleine oder in Gruppen        der Zustand vieler Wege, die feh- die Idee des „Bildungsbandes“ ent-
haben die Jugendlichen ihren ganz         lende Übersicht an vielen Stellen in wickelt.
persönlichen Stadtrundgang in Form        Folge des dichten Baumbe-wuchses          Mit der Durchführung der Be-
einer selbst gezeichneten Karte ent-      sowie die fehlenden Möglichkeiten, teiligungsaktionen und der gestal-
wickelt und beschrieben.                  sich rollend durch den Stadtteil zu terischen Ideenfindung beauftragte
   Dabei ist viel zu Tage getreten: Die   bewegen.                               die Stiftung das Projektteam Stu-
Kinder mögen ihren Stadtteil. Sie ha-                                            dio urbane landschaften - bildung.
ben Lieblingsorte: allem voran das        „Ich finde es toll, dass die an        In engem Austausch mit der Bor-
Born Center, den Spielplatz Bornhei-      die Kinder gedacht haben. Dass         ner Runde und den Mitgliedern der
de und den Spielplatz am Schack-See.      Kinder sich wohl fühlen und Spaß       Stadtteilkonferenz fand unter der Fe-
Grade die jüngeren Kinder schätzen        haben.“                                derführung des Bezirksamts Altona
es, wenn sie indirekt unter Aufsicht                                             ein Abstimmungsprozess statt.
spielen, wenn Erwachsene in der              Auf der Grundlage dieser Erkennt-      Die wesentlichste Forderung des
Nähe sind, sei es, dass die Wohnhäu-      nisse sind von dem Studio Team elf Ideenfindungsprozesses „Bildungs-
ser nah am Geschehen stehen oder          Vorschläge erarbeitet worden, wie band“ besteht in der Schaffung einer

18                                                                                  westwind        7-8 Festschrift 2017
tion und Sich-treffen sollten gut mit-
                                                                                             einander verbunden sein. Außerdem
                                                                                             soll die Sichtbarkeit der Einrichtun-
                                                                                             gen im Stadtteil verbessert werden.
                                                                                             Dabei geht es vor allem um die Schaf-
                                                                                             fung einladender Eingangssituatio-
                                                                                             nen mit Aufenthaltsmöglichkeiten.

                                                                                             „Die haben viel geredet, aber es
                                                                                             war super, dass es Kuchen und
                                                                                             Getränke gab.“

                                                                                                Der Bezirk Altona hat sich der
                                                                                             Zielsetzung des Ideenprozesses an-
                                                                                             genommen. Stück für Stück sollen
                                                                                             in den kommenden Jahren einzelne
SchülerInnen erkunden den Stadtteil
                                                                                             Maßnahmen Umsetzung finden. Mit
guten Wegebeziehung zwischen den             Schack-See, das Schwimmbad, die                 der Umgestaltung des Wegs Am Barls
zentralen Einrichtungen im Stadtteil:        Stadtteilschule Lurup und die Grund-            wird derzeit exemplarisch für das ge-
der Verbindung des Born Centers              schule Barlsheide, sollen gut an den            samte Bildungsband die Gestaltung
mit dem Bürgerhaus, dem Spielplatz           zentralen Bereich im Stadtteil ange-            und Ausführung eines Wegabschnitts
Bornheide und der Geschwister-               schlossen werden.                               erprobt.
Scholl-Stadtteilschule. Dabei ist es                                                            Die gesamte Machbarkeitsstudie
nicht allein wichtig, die Beschaffen-        „Es ist super, dass das Born                    kann unter www.montag-stiftungen.
heit der Wege zu verbessern. Gleich-         Center schöner und größer                       de eingesehen werden.
zeitig ist für mehr „Durchblick“ zu          werden soll. Die Eisdiele davor ist                Die Zitate im Text sind Reaktionen
sorgen. Das üppige Grün ist auszu-           eine gute Idee.“                                Jugendlicher der Stadtteilschule Flot-
lichten und Aufenthaltsmöglichkei-                                                           bek auf die öffentliche Präsentation
ten sollen geschaffen werden. Mit den           Die im Sinne der Kinder und Ju-              des Bildungsbandes im Bürgerhaus
„Wegweisern“ entsteht die Idee eines         gendlichen wichtigen Orte sollten               am 28.3.2017.
wegbegleitenden Stadtmöbels, das             näher angeschaut und gegebenenfalls                      Thomas Gräbel, Studio urbane
sowohl Informationsträger, Sportge-          verbessert werden. Das gilt auch für                           landschaften – bildung
rät als auch Sitzmöbel sein kann. Die        die so bedeutsamen wohnungsnahen
entfernter liegenden Ziele, wie der          Orte. Spiel, Bewegung, Kommunika-

                                                       n am Osdorfer Born
      Nadine Resag, 40 Jahre, lebt seit zwölf Jahre                                                        . Dort kann man sich
                                    bin, war  der  Mütte  rtreff in der Elternschule sehr gut für mich
         Als ich hierher gezogen                                                                         auf dem Spielplatz mit
                                                       Leute kennengelernt. Sonst treffe ich mich
      aussprechen, so habe ich auch langsam die
      meinen Freunden.                                                                                      leme gehabt. Was ich
                                                           wohnen. Ich hab noch nie Ärger oder Prob
          Die Verkehrslage ist gut. Hier kann man gut                                              ein Sonn    encenter. Und mehr
                                                     , wo man schön Essen gehen kann, und
      vermisse, ist nur die Eisdiele, ein Restaurant                                          tliche n Plätz  en hinterlassen wird.
                                                    stört teilweise, dass viel Müll auf öffen
      Bänke, gerade wegen der alten Leute. Mich                                         die Mögl  ichke it  habe  n, für wenig Geld
                                                         dass die, die finanziell nicht
          Das Spielhaus hier finde ich super. Gerade,                              egal wohe r  sie komm     en  oder  wie sie sind,
                                                        f gelegt wird, dass alle,
      hier essen können. Und dass viel Wert darau
      miteinander auskommen.                                                                                    den Markt vermisse
                                                             Überdachung. Der Flohmarkt ist schön hier und
          Wir bräuchten noch einen Jugendlichentreff mit                                                     kenn t oder nicht.
                                                      ist wie ‘n Dorf hier. Man grüßt sich, ob man sich
       ich. Auch für die alten Leute war der gut. Das

westwind         7-8 Festschrift 2017                                                                                                  19
Der grüne Born
Knicks und Wiesen, Düpenau und Feldmark: eine Großsiedlung im Grünen
Mitten durch die Großsiedlung Os-       schaftlichen Interessen dauerhaft zu     ein Rückhaltebecken, als solches je-
dorfer Born führen einige ganz be-      erhalten.                                doch nicht mehr zu erkennen. Der
sondere Wege. Sie verdecken den            Im Norden der Feldmark bietet         idyllische See lädt ein zum Rasten
Blick auf die begleitenden, teilwei-    der Bornpark für Groß und Klein          und zum Umwandern. Auf dem See
se hohen Wohnbauten. Es sind alte       vielfältige Freizeitmöglichkeiten, ei-   tummeln sich bei gutem Wetter Kin-
Knickwege aus dem östlichen Teil der    nen großen Spielplatz, der gerade        der und Jugendliche mit den Opti-
früheren Feldmark. Die Stadtplaner      saniert wird, Spazierwege, Grillplät-    misten-Jollen. Am Nordrand, schon
hatten sie glücklicherweise abseits     ze, Ruhemöglichkeiten, eine Hun-         in Schenefeld, bietet Gabys Kleine
der Verkehrsachsen erhalten.            deauslauffläche und neuerdings           Tierwelt Ponyreiten für jedes Alter an.
   Auch die verbliebene restliche       eine Streuobstwiese. Auch ein ho-           Herzstück der Feldmark ist die Dü-
Feldmark westlich der Siedlung wird     her Rodelberg am Rande des Luru-         penau, deren Wasser über die Mühle-
durch die Knicks geprägt. Sie säumen    per Moorgrabens gehört dazu. Von         nau und die Pinnau in die Elbe fließt.
fast alle Wiesenflächen und stellen     hier lässt sich das Sportplatzgelän-     Die Ortsgruppe des NABU setzt sich
in Verbindung mit dem                                                                         seit Jahren für die Wie-
kleinen       Wiesenbach                                                                      derherstellung des na-
„Düpenau“ das ökologi-                                                                        türlichen Verlaufes ein,
sche Rückgrat des heuti-                                                                      BewohnerInnen des Os-
gen Landschaftsschutz-                                                                        dorfer Borns und Schü-
gebietes dar. Die Knicks                                                                      lerInnen der benachbar-
– ursprünglich bepflanz-                                                                      ten Schulen unterstützen
te Wallhecken zur Ab-                                                                         sie dabei: Das Flussbett
grenzung von Feldflä-                                                                         wurde verlegt und sie-
chen – entstanden am                                                                          ben neue Teiche wurden
Ende des 18. Jahrhun-                                                                         geschaffen, so dass aus
derts in ganz Schleswig-                                                                      dem künstlich vereng-
Holstein. Sie dienten                                                                         ten Regenwasserkanal
auch der Holzwirtschaft.                                                                      auf längeren Abschnit-
Mit der abnehmenden                                                                           ten wieder ein in Kurven
wirtschaftlichen Bedeu-                                                                       (Mäandern) verlaufen-
tung ging die Pflegear-                                                                       der naturnaher Wiesen-
beit an den Knicks stän-                                                                      bach entstand. Bei vie-
dig zurück, so dass sie                                                                       len Arbeitseinsätzen der
hier teilweise stark in der                                                                   ehrenamtlichen Aktivis-
Höhe wachsen konnten.                                                                         tInnen wurden außer-
                                            Freizeit-Idylle der 70er Jahre
                                                                                              dem tieflandbachtypi-
Naherholungsgebiet                      de des SV Osdorfer Born insgesamt        sche Wasserpflanzen eingesetzt und
Die Osdorfer Feldmark hat eine gro-     überblicken. Der Bornpark entstand       Brutwände für den Eisvogel errichtet.
ße Bedeutung als Freizeit- und Nah-     1980; damals rief der Ortsausschuss      Das Betreten der renaturierten Dü-
erholungsgebiet für den Osdorfer        Blankenese die Bevölkerung zu einer      penauabschnitte ist untersagt, damit
Born. Die ursprüngliche landwirt-       öffentlichen „Zaun-auf-Aktion“ auf,      sich die naturnahe Landschaft dort in
schaftliche Nutzung ist stark zurück-   in der die Zäune zwischen den Wie-       Ruhe wieder entwickeln kann. Nähe-
gegangen. Ein Bebauungsplan stellt      sen endgültig niedergelegt wurden.       re Informationen finden sich auf vier
seit 2013 die verbliebene Restfläche    Alle waren sich einig, dass das na-      NABU-Informationstafeln in der
von 170 ha als Landschaftsschutz-       türliche Gelände weitgehend erhal-       Feldmark. 2009 stellte der Biologe
gebiet unter dauerhaften Schutz. Es     ten bleiben sollte.                      Dr. Joachim Thiede 33 „Rote-Listen-
wird hoher Aufmerksamkeit bedür-           Der Moorgraben mündet in den          Arten“ unter den Pflanzen an der Dü-
fen, diesen Schutz gegenüber wirt-      Helmuth-Schack-See, ursprünglich         penau fest.

20                                                                                 westwind         7-8 Festschrift 2017
Sie können auch lesen