Musik und eLearning heute

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Musik und eLearning heute
Musik und eLearning heute
                              http:/clemensgottfried.at/eLME2013.htm

                                    Clemens GOTTFRIED
                                   http://clemensgottfried.at/CG

                                         Präsentation
             http://prezi.com/9nyh_ynush6j/?utm_campaign=share&utm_medium=copy

                           eLearning-Didaktik Fachtagung
              Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz
                                Oktober 2013
                                        http://edidaktik.at/

                                           Abstract

Vor fünf und vor drei Jahren habe ich hier die Gehversuche und die Entwicklung des
eLearning-Einsatzes in der Musikerziehung (eLME) beleuchtet.
Inzwischen sind eLearning-Methoden in der Musikerziehung integriert wie MP3-Da-
teien (sind sie das?), heute stellt sich die Frage, wie eLearning-Einsatz das Kompe-
tenzmodell in der ME fördern, stärken und stützen kann.
Einsatz von Open Source Software im ME-Unterricht in der Musikpraxis, Realisie-
rung von kollaborativen Unterrichtsprojekten mit Hilfe von Lernplattformen (am Bei-
spiel eines Bundesländerübergreifenden Kompositionsprojektes), Unterstützung
beim musikalischen Improvisieren und Gestalten durch mobile Lernbegleiter (Smart-
phone, Tablet, Notebook) und Hilfe zu einer urteilsfähigen und kompetenten Musikre-
zeption sind dabei spannende Aspekte.
In Streif- und Blitzlichtern durch den österreichischen ME-Unterrricht möchte ich dazu
eindrucksvolle Unterrichtsbeispiele aufzeigen und zur Adaption für den eigenen Un-
terricht ermutigen.
Ziel: Best-Practice-Beispiele über eLearning-Einsatz in der Musikerziehung
Diskussion: Erfahrungsaustausch, Strategien, Möglichkeiten

Clemens GOTTFRIED © 2013                         1             eLME2013.doc
eLearning und Musikerziehung heute
                                      (eLME)
Ich brauch keine Statistik bemühen und nur den eigenen Augen trauen: Einen Groß-
teil der 24 Stunden verbringt die Jugend mit irgend einem elektronischen Endgerät in
der Hand und ich sage absichtlich 24 Stunden, da viele mit den Kopfhörern im Ohr
einschlafen - quasi elektronisches Abendgebet -, und nach dem Aufwachen auch so-
fort nach irgend was Elektronischem greifen und das ist nicht nur die elektrische
Zahnbürste.
O-Ton einer Musikpädagogin: „Und da soll ich sie im Musikunterricht auch noch damit
überfüttern?“.
Ich versteh diesen wohlgemeinten Erziehungsansatz, denk mir aber, dass man auch
in der ME die Jugend dort abholen und begleiten soll, wo sie ist und wohin sie nicht
zuletzt durch unsere Generationen gebracht wurde.
Und so könnte auch die Musikstunde mit eLearning-Mitteln durchgestylt sein, ohne
den Inhalt, der hinter den Medien steckt, zu verstellen.
Ich beziehe mein Wissen vor allem von
   Elisabeth Wieland, BORG Bad Hofgastein, Vorreiterin und Vorkämpferin des

eLME-Gedankens,
   Walter Gahr, PH Niederösterreich, u.a. Betreiber des Portals me.schule.at ,

   Wilfried Aigner, Institut für Musikpädagogik an der Universität für Musik und dar-

stellende Kunst Wien (ecompose Austria)

Wie als Schüler bei der Deutschschularbeit - aus lauter Angst vor der Themenverfeh-
lung - möchte ich mir in den Kapiteln die Frage stellen, ob oder was diese Ideen mit
dem aktuellen Kompetenzmodell zu tun haben.

Clemens GOTTFRIED © 2013                   2        eLME2013.doc
Der Lehrplan
Der Lehrplan für Musikerziehung sieht drei Bereiche vor, die dann in der
Standardisierten Kompetenzorientierten Reifeprüfung abgebildet sein sollen:
   Musikpraxis

   Musikkunde

   Musikrezeption

Im Kompetenzmodell für die 12. (13.) Schulstufe werden sie in den zwei Handlungs-
feldern
   MUSIKPRAXIS und

   MUSIKREZEPTION

definiert, wobei die Musikkunde integrierter Bestandteil beider ist.

Die Musikpraxis wird die Aktionen
   Singen,

   Musizieren,

   Gestalten,

   Bewegen

umfassen,
die Musikrezeption u.a. bewusstes
   Hören,

   Stilmerkmale,

   Stimmen und Instrumente erkennen,

die Musikkunde alles Theoretische, das als Grundlage für diese Fertigkeiten notwen-
dig ist.

Bei alldem können die vielfältigsten eLearning-Angebote helfen, begleiten, steuern.

Clemens GOTTFRIED © 2013                    3        eLME2013.doc
Sie müssen praktikabel im Klassenzimmer sein und zur jeweiligen Ausstattung des
Musikzimmers passen, mit geringem technischem und damit zeitlichem Aufwand ver-
bunden sein.

Clemens GOTTFRIED © 2013                4        eLME2013.doc
Das Kompetenzmodell
Auch vor der ME macht das Erwerben von Kompetenzen als Zielvorstellung der Un-
erweisung vernünftiger Weise nicht halt. Eine Handreichung des Unterrichtsministeri-
ums aus 2012 - Standardisierte Kompetenzorientierte Reifeprüfung aus MUSIKER-
ZIEHUNG 1 (im folgenden SKRME) - formuliert einen Kompetenzkatalog:
Musikpraxis: Schüler/innen der 12. (13.) Schulstufe können
   ihre Stimme im jeweiligen Tonumfang unter Anwendung stimmtechnischer Gundlagen bewusst einsetzen.

   ihre Stimme (Sing- und Sprechstimme) gestalterisch einsetzen.

   Melodieverlauf, Rhythmus und Dynamik in verschiedenen Notationsformen erfassen und umsetzen.

   einstimmig und mehrstimmig a cappella und mit Begleitungsingen.

   ein Vokalrepertoire unterschiedlicher Stile und Kulturen melodisch

   und rhythmisch richtig sowie stilgerecht und textsicher singen.

   beim Singen und Musizieren in Bezug auf Klangqualität aufeinander hören.

   ihr Musizierrepertoire präzise und ausdrucksvoll interpretieren.

   mit Stimme und Instrument improvisieren.

   melodische und rhythmische Motive erfinden und bearbeiten.

   die Hauptfunktionen erkennen und anwenden.

   das Klasseninstrumentarium adäquat einsetzen.

   Klassenensembles leiten.

   Musik durch Bewegung erfassen.

   Bewegungsabläufe zur Musik kreativ gestalten.

   exemplarische Tänze aus verschiedenen Stilen, Epochen und Kulturen ausführen.

Musikrezeption: Schüler/innen können
   Musik emotional-assoziativ hören und sich differenziert darüber äußern.

   formale und melodisch-harmonische Abläufe – auch in Verbindung mit dem Notentext – analytisch hören und

    in der Fachsprache verbalisieren.
   stilistische Merkmale erkennen und zuordnen.

   verschiedene Notationsformen erkennen, beschreiben und unterscheiden.

   Stimmtypen erkennen und in einen stilistischen und musikhistorischen Kontext stellen.

   Werke aus einem ausgewählten Hörrepertoire erkennen, vergleichen,musikgeschichtlich zuordnen und in

    einen kultur- und
   sozialhistorischen Kontext stellen.

   Lieder interpretieren und in einen soziokulturellen Kontext stellen

1
 Standardisierte Kompetenzorientierte Reifeprüfung aus MUSIKERZIEHUNG, BM:UK, 2012
Clemens GOTTFRIED © 2013                                   5         eLME2013.doc
   den Klang von Instrumenten und Ensembles in verschiedenen Epochen und Kulturen erkennen und deren

    Funktion erklären.
   die Funktion und Wirkung von Musik in politischen und soziokulturellen Zusammenhängen erfassen und er-

    klären.
   sich über das vielfältige Musikangebot informieren, sich kritisch

   damit auseinandersetzen und es für sich nutzen.

   den verschiedenen Formen des Musikkonsums kritisch begegnen.

   Querverbindungen zu anderen Fachgebieten herstellen und Musik mit weiteren künstlerischen Ausdrucksfor-

    men vernetzen.
   eigenen und fremden künstlerischen Leistungen und kulturellen Ausdrucksformen wertschätzend begegnen.

   die Rolle von Musik als Wirtschaftsfaktor einschätzen.

   die Bedeutung Österreichs im historischen und aktuellen Musikleben erkennen.

„Schau ma“ doch, ob dabei des „e“ beim „learning“ mithelfen kann, wieweit unkompli-
zierte, leicht praktikable und vor allem zeitsparende Hilfsmittel aus der Web 2.0-Welt
ins didaktische Konzept passen, es unterstützen, ja es effizienter machen können.

WebUntis
Die Stunde beginnt mit der Klassenbucheintragung; keine Ahnung, wie viele Schulen
WebUntis (http://www.grupet.at , Gruber & Petters) verwenden, oder besser gesagt nicht
verwenden, aber die Software ist mehr als ein elektronisches Klassenbuch. Es bietet
auch Elemente einer Lernplattform (Moodle oder LMS ist natürlich damit nicht zu er-
setzen) zur
   Selbstorganisation der Lehrerin oder

   Information der Klasse:

z.B. Eintragungen in die Zukunft, Lehrstoff, Links, Erinnerungen, Hausübungen,
Stundenwiederholungen.
… übrigens eine gute Gelegenheit, die Pflege der dynamischen Kompetenzen (sozia-
le, personale, methodische, s. SKRME S.7) auch in den Musikunterricht einfließen zu
lassen.

Clemens GOTTFRIED © 2013                                 6              eLME2013.doc
Wikifonia
Nach einer auflockernden Bodypercussion-Sequenz
(z.B. http://www.bodypercussion.dk/video.htm ) könnte es jetzt mit einem aufmunternden
Song weitergehen. Ein Evergreen und Ohrwurm wird genannt:
Eric Clapton, Tears in Heaven, in jedem Songbook, doch heute sind alle heiser, daher
also einen Ton tiefer gesungen, wer kann so schnell die Noten transponieren? Die
Lehrerin natürlich, aber wir wollen eine Schülerin ans Klavier setzen. Und die beiden
Gitarristen sollen begleiten; die können zwar gut die Akkordbuchstaben umsetzen,
aber Transponieren?
Wikifonia hilft:
www.wikifonia.com ,
ohne Anmelden bei Eric Clapton suchen und finden,
Transpose anclicken, 2 Halbtöne tiefer, download, ausdrucken oder auf den Beamer
damit ….
Zuerst lassen wir natürlich die Originaltonart an der Leinwand und versuchen gemein-
sam die Akkorde zu adaptieren. Das ganze Lied würde zu lange dauern, daher als
Belohnung für den Hirnschweiß das transponierte Lied an die Leinwand oder ausge-
druckt.
Der erste Teil der 3. Strophe wird instrumental improvisiert !!!

…. praktikabel, Zeit sparend

Welche Kompetenzen werden da angesprochen?:
Musikpraxis:
   einstimmig und mehrstimmig a cappella und mit Begleitung singen

   ihr Musizierrepertoire präzise und ausdrucksvoll interpretieren.

   mit Stimme und Instrument improvisieren

   das Klasseninstrumentarium adäquat einsetzen

Musikrezeption:
   Lieder interpretieren und in einen soziokulturellen Kontext stellen

Clemens GOTTFRIED © 2013                            7          eLME2013.doc
YouTube
Gibt es ein Leben vor YouTube, genauer gibt es ein ME-Leben vor YouTube?
Ausgehend von der unerklärbaren Tatsache, dass es so gut wie nichts gibt, was es
nicht auf YouTube gibt, kann YouTube extrem gut didaktisch eingesetzt werden.
1. Playlists:
Nach Anmelden und Videomanager/Playlists können private oder öffentliche Videozu-
sammenstellungen erzeugt werden.
Ideal für die Unterrichtsvorbereitung, so können Hörbeispiele für alle nur erdenkliche
Unterrichtsthemen zusammengestellt werden und bei Bedarf aus dem elektronischen
Hut gezogen werden. Flüchtige Videos sind dabei keine Gefahr, speziell am Klassik-
sektor gibt es zu den meisten Werken mehrere verschiedene Videos. Ein regelmäßi-
ges Durchlüften der eigenen Playlists kann aber sowieso nicht schaden und verhin-
dert eine Blamage in der Klasse. Für besonders sensible Aufnahmen gibt es aber be-
kanntlich genügend Gratis-Download Programme zum Speichern dieses Clips für „pri-
vate“ Zwecke. (z.B. Free YouTube to MP3 Converter download von            www.chip.de ).

2. Zeitstempel:
Eine super Sache. Jedes Video kann – im angemeldeten Zustand – mit einem Kom-
mentar versehen werden. Will man einen ganz speziellen Zeitpunkt ansteuern,
schreibt man ein Kommentar der Form; @mm:ss, also z.B. @00:33, dann wird dieser
Kommentar zum Link und bei Mausclick beginnt der Clip bei der 33. Sekunde.
Ahnen Sie, was das eröffnet? Analysieren von Liedern und Großwerken, kein Herum-
probieren in der Klasse, Demonstrieren oder Aufspüren von Strukturen, Erarbeiten
von Formelementen in der Gruppe, …
didaktische Beispiele:
Ich hab mir eine Playlist für die Formenlehre zusammengestellt. Dort hab ich die ein-
zelnen Bausteine mit Timestamps markiert, bzw. kommentiert. Den Schülerinnen
kann ich jetzt die Bausteine z.B. des Sonatenhauptsatzes demonstrieren ohne su-
chen zu müssen. Oder umgekehrt, ich lass die Schülerinnen in einem vorgegebenen
Stück einen Kommentar schreiben, wo die Reprise einsetzt; oder vielleicht aktueller,
die Bridge in „Applaus, Applaus“ oder gar der Blechchoral in der 5.Bruckner, oder das
Ballett der Küchlein in ihren Eierschalen in den Bildern einer Ausstellung.
Die Playlist muss dann nur mehr „geteilt“ werden und der Link an die Schülerinnen-
weitergeben (nebenbei: für so etwas eignet sich super eine Lernplattform!!!)
http://www.youtube.com/playlist?list=PLoFpqTQWf4xc_sa5xfFI5l_IIWsH4ci-6

Clemens GOTTFRIED © 2013                      8         eLME2013.doc
Welche Kompetenzen aus dem Musikrezeptionspaket könnten durch diese Arbeits-
weise initiiert, attraktiv gemacht, gefördert werden?
   stilistische Merkmale erkennen und zuordnen.

   Stimmtypen erkennen und in einen stilistischen und musikhistorischen Kontext stellen.

   Werke aus einem ausgewählten Hörrepertoire erkennen, vergleichen,musikgeschichtlich zuordnen

und in einen kultur- und sozialhistorischen Kontext stellen.
   die Funktion und Wirkung von Musik in politischen und soziokulturellenZusammenhängen erfassen

und erklären.
   sich über das vielfältige Musikangebot informieren, sich kritisch damit auseinandersetzen und es

für sich nutzen.

Die Sache mit Playlist und Timestamp ist auf dem Smartphone problematisch, Play-
lists und Kommentare funktionieren, aber die Timestamps sind nicht verlinkt. Es gibt
eine (leider nicht befriedigende) Abhilfe: man hängt an den Link für den Clip den Zeit-
stempel unmittelbar an, und zwar im Format # t = X X m YYs , also z.B. # t = 0 2 m 4 5 s ,
dann beginnt das Stück beim Timestamp 2 Minuten und 33 Sekunden.

Clemens GOTTFRIED © 2013                            9          eLME2013.doc
Smartphone (Eine Ehrenrettung)
Speziell bei diesem Thema scheiden sich die Geister; soll ich die Finger der Schüle-
rinnen noch mehr auf die Touchscreens ihrer Handys schweißen und diese auch
noch im Musikunterricht verwenden?
Naja, Verteufeln hat in der Menschheitsgeschichte noch nie etwas genützt, Hexenver-
brennungen und Bilderstürme haben den Menschen immer wieder zum Tier gemacht
und nicht weitergebracht. Auch hier braucht es verantwortungsvolle Aufgeschlossen-
heit- und auch hier bin ich einer Meinung mit dem Fuchs des Kleinen Prinzen von An-
toine de Saint-Exupéry:
„Es muss feste Bräuche geben“…, heißt wohl im Unterricht (und nicht nur im Musik-
unterricht): es muss feste Regeln geben, die die Lehrperson mit der Klasse aushan-
delt (s. soziale Kompetenzen, SKRME, S.7) und die für alle verbindlich sind.
Z.B. Handys nur auf Einladung der Lehrerin verwenden, sonst aus- oder lautlos ge-
schaltet auf den Tisch legen. Wenn das klappt, ergibt sich aber ein ungeheurer Nut-
zen vor allem für die Lehrkraft:
Elisabeth Wieland „stoßseufzt“: Ihr iPhone (keine Produktwerbung ;-) ist oft Retter in
der Stunde der Not (kein leerer Akku, Anschlussboxen!!!): es ist
   Musikspeicher und

   mobiler Internetzugang (Kosten, Schul-WLAN),

   portables Aufnahme- und Abspielgerät für spontane Klatsch- und

Rhythmusübungen,
jedes Lied, jede Probe zu einer Veranstaltung kann ohne Technikklimbim
   aufgenommen/gelöscht/wieder aufgenommen werden,

   mit urwertvollem adhoc-feedback kommentiert werden.

Wenn es um Spontaneität geht, so ist sms, mail, bluetooth, Whatsapps, Facebook
zum Ideen- und File-Austausch am Handy halt einfach höchst praktikabel, geht „im
Stehen“; klar, wenn es um didaktische Konzepte geht, Strukturierung und Nachhaltig-
keit sollen Inhalte, v.a. jene, die für alle Schüler relevant sind, doch über eine Lern-
plattform gemanagt werden.

Clemens GOTTFRIED © 2013                    10        eLME2013.doc
Was dann die Bonuspunktliste des Smartphones noch weiter aufwertet, ist die un-
überschaubare Fülle an einschlägigen Apps:
Vom
   Metronom (z.B. Mobile Metronome) bis zur

   Gehörbildung (z.B. eartrainer3 free Gehörbildung), vom

   Rhythmustraining (z.B. Rhythm Trainer) bis zum

   Stimmgerät (z.B. torisu tuner), von

   Instrumentallehrgängen (z.B. iBone für Posaune) bis zur

   Schlagzeugsimulation (z.B. Real Drum) bis gar zum

   Aufnahmestudio (GarageBand),

erfüllen die diversen Appstores gratis oder kleinpreisig viele gehegten oder noch gar
nicht vorhandenen Wünsche, sehr oft sowohl für iPhone als auch Android erhältlich.
Nicht auszudenken, wenn sie’s nicht gäbe in der Musikpädagogik, nicht wegzuden-
ken, diese „berührempfindlichen mobilen Endgeräte“, deren Verwendung unterstützt
beim Erreichen oder Festigen fast aller erwünschten Kompetenzen.
Nur eines darf nicht passieren, „der Akku ist leer“

Clemens GOTTFRIED © 2013                   11         eLME2013.doc
Noteflight
http://www.noteflight.com
Das online-Notationsprogramm Noteflight, das ich schon in meinem Vortrag 2010 hier
vorgestellt habe (http://www.clemensgottfried.at/eLMe2010.htm), ist nach wie vor der Reißer
im Musikunterricht. Der Vollständigkeit halber muss ich erwähnen, dass das Open
Source Programm MuseScore (http://www.musescore.com) – inzwischen um die Share-
Funktion erweitert - Ähnliches leistet, mit dem Unterschied, dass es lokal installiert
sein muss, Noteflight hingegen ausschließlich online abläuft. Selbst in spartanischst
eingerichteten Musikzimmern (PC, Internetanschluss, Beamer) bereichert und unter-
stützt UND erleichtert es den Musikunterrricht, im Theoretischen (z.B. den ganzen
mühsamen Notenschreibelementareinstieg) wie im Praktischen (Begleit-Praxis, Hör-
beispiele, Entdecken, Probieren, Komponieren). Die erzeugten „Partituren“ können
weitergegeben, weiterverarbeitet, gespeichert werden und sind wann und wo immer
verfügbar.
Didaktische Beispiele:
Klavierunterricht im Internet (Zentralmusikschule Neusiedl am See, Klavierklasse0
Gebhard Rauscher):
http://www.msw-bgld.at/index.php?id=464&tx_ttnews[tt_news]=2438&tx_ttnews[backPid]=378&cHash=44c5a894b0
http://www.musikschulwerk-bgld.at/index.php?id=340&tx_ttnews[tt_news]=3815&tx_ttnews[backPid]=173&cHash=b74532b828

Kennen sie die Situation? Unser Liebling lernt Klavierspielen; mit Frère Jacques in al-
len Tonarten hat er die ganze Verwandtschaft zu Tränen gerührt, aber jetzt will er
nimmer. Das Notenlesen ist ihm zu fad, erst recht das Notenschreiben, das Koordi-
nieren von Augen, Hirn und Fingern2. In der Zentralmusikschule Neusiedl kam da
Gebhard Rauscher auf die Idee, das Kind mit seiner eigenen Komposition zu fesseln.
Noteflight als kinderleicht zu erlernendes Notenschreibprogramm war da die erlösen-
de Idee des dazu geeigneten Werkzeuges. Das Kind hat in kürzester Zeit ein paar
Noten zusammen „komponiert“, zu Hause daran weitergearbeitet, sich vorspielen las-
sen, selber gespielt, es auch mit seinem Lehrer geteilt, der konnte es anschauen, an-
hören, verändern, den Bedürfnissen des Kindes anpassen. Die nächsten Klavierstun-
den waren nicht nur entschärft sondern hatten neue Dimensionen, Interaktivität, Krea-
tivität und die Möglichkeit der eigenen Gestaltung. Wieder einmal das alte und be-
währte Menschenführungs- und Unternehmerprinzip: Die Betroffenen zu Beteiligten
zu machen.

2
  Franz Welser-Möst meinte dazu einmal in einem Interview, dass man das Kind über einen Durchhänger im Instrumentalunte-
richt mit sanftem Zwang weiter tragen sollte: man könne ja auch mit dem Mathematikunterricht bei einem 12-jährigen aufhören,
wenn es ihn nicht mehr freut …
Clemens GOTTFRIED © 2013                                      12           eLME2013.doc
Noteflight und ecompose Austria
Auch schon bei meinem letzten Vortrag 2010 hab ich das Projekt ecompose vorge-
stellt. Das Projekt mit dem Ziel - Förderung der musikalischen Kreativität von Kindern
und Jugendlichen - hatte als Grundidee, in mehren österreichischen Klassen (Ober-
stufe) unter Nutzung spezifischer Eigenschaften des Social Web Kompositionspro-
zesse von Schülerinnen und Schülern zu initiieren. Digitale Notation und online-Kom-
munikationsformen waren die Werkzeuge bei der Projektarbeit, dabei wurde eine
Kommunikations- und Feedback-Kultur etabliert und Austauschprozesse der Beteilig-
ten untereinander und mit externen „Experten“ (Musikern, Komponisten, Musikpäd-
agogikstudierenden) gepflegt.
Ziel des Komponierens war die Entstehung von Musikstücken, die zur Live-Auffüh-
rung durch die Beteiligten selbst und/oder eventuell durch Profimusiker konzipiert
sind.
Die erste Projektphase von ecompose Austria lief von Jänner bis Juni 2011 an vier
Schulen. Unterstützt wurden die jungen Komponistinnen dabei von einem Team von
Lehrerinnen, Komponistinnen und Mentorinnen. In praktischen Workshops an den
einzelnen Schulstandorten sowie durch online-Feedback über eine Moodle-Lernplatt-
form trugen die Betreuerinnen dazu bei, dass musikalische Ideen entwickelt werden
konnten und mit Hilfe des online-Notationstools Noteflight konkrete Gestalt annah-
men. Organisiert und wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt vom Institut für Mu-
sikpädagogik (IMP) der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Das IMP
Wien beschäftigt sich auch weiterhin mit der Auswertung der Ergebnisse.
http://www.musiceducation.at/das-institut/personen/aigner-wilfried/noteflight-infos/
dort http://www.ecompose.at (als Gast anmelden) und
ecompose 2012 Songwriting-Projekt
weiter unten auch
e-compose Austria Projektbeschreibung
und Materialien für noteflight
Präsentation: http://prezi.com/wpyhffgadiaf/schulerinnen-komponieren-im-social-web-public-2013 ,
Beispiele: Ziege, Hey wach auf.
In einer zweiten Projektphase im Schuljahr 2011/12 arbeitete eine Gruppe von Schü-
lerInnen des BG (HIB) Boerhaavegasse (Wien 3) mit einem Schwerpunkt auf das
Thema "Songwriting".
Dort ecompose 2012 - HIB goes songwriting, dann Fotos und Partituren mit Live-Videos der Songs
Beispiele 2011: Nachtbeat, Hier und Jetzt, Still

Clemens GOTTFRIED © 2013                           13          eLME2013.doc
Das IMP arbeitet weiter an der Auswertung der Ergebnisse. Die Kompositionen als
Ergebnis, die zweifelsohne die Erwartungen überstiegen haben, sind aber nicht einzig
und allein Thema der Auswertung. Es geht auch darum den Entstehungsprozess zu
analysieren. Wilfried Aigner meint dazu, dass die Zusammenarbeit und vor allem das
Feedback innerhalb der Gruppen und auch mit dem Betreuerteam hervorragend und
ermutigend war. Die online-Zusammenarbeit zwischen den Schulen blieb hinter den -
wahrscheinlich zu hoch gesteckten - Erwartungen zurück. Aigner meint dazu, dass
der Austausch im Bereich des Emotionalen, Intimen wie bei kompositorischer Arbeit
besser funktioniert, wenn das Gegenüber örtlich vor, bei, mit mir ist, bekannt und ver-
traut, als in einer doch fremden, anonymen online-Society. Zumindest bei den 3 Wie-
ner Schulen gab es aber gemeinsame life-Veranstaltungen, in denen die Werke auf-
geführt wurden. Vielleicht auch noch interessant ist die Tatsache, dass einige der be-
gleitenden Lehrerinnen bewusst keine geplante und durchgestylte Schlussveranstal-
tung anstrebten: die Hauptaktivität sollte auf dem Akt des Komponierens, Arrangie-
ens, Textens und Interpretierens liegen und nicht auf der Planung eines möglichst
eindrucksvollen und vordergründigen Events.
Ich denk mir, dass mit diesem Projekt alle Kompetenzen der Musikrezeption und Mu-
sikpraxis berührt sind, und in besonderem Masse auch alle dynamischen Kompeten-
zen.

Clemens GOTTFRIED © 2013                  14        eLME2013.doc
me.schule.at
Nicht vorbei kann man an DEM österreichischen Musikpädagogikportal für zeitgemä-
ßen Unterricht: http://me.schule.at, das in vorbildlicher und geradezu unglaublicher dich-
ter, durchdachter und innovativer Art betreut und begleitet wird von Walter Gahr.
Die Vorteile: es ist kostenlos, ohne Login benutzbar, von Musiklehrenden für Musiklehrende
erstellt und daher nicht abgehobene Phantasmagorie, sondern realer Hardcore für den Unter-
richtsalltag!

http://www.bodypercussion.dk/video.htm
Auf seiner persönlichen Website widmet sich Walter Gahr dem Konnex von ME und
eL in einer eigenen Kategorie:
http://waltergahr.jimdo.com/seminarunterlagen/musik-elearning

Clemens GOTTFRIED © 2013                        15         eLME2013.doc
Und jetzt am Schluss ein persönliches Anliegen.
http://www.noteflight.com/scores/view/626133222d3eb04057e9799d11e7ca24914a9c23
Nehmen Sie durch Überfütterung der Jugendlichen mit diesen Dingen nicht die Freu-
de an der eigenen Affinität zur Musik. Ich glaube nicht, dass es (viele) unmusikalische
Menschen in Österreich gibt, wenn, dann ist in ihnen des Interesse an Musik irgend-
wann einmal zugeschüttet worden.
Ich zeige Ihnen, dass wir in unserem alltäglichen Leben Musik höchster Qualität be-
treiben.
Wenn wir rufen
Hallo!     Oder
Rosi komm runter. Oder fragen
Wo bist denn so lang? Oder
Wos hast gsagt? Oder zustimmend murmeln
M-hm
erzeugen wir hochwertige Musik (Rufterz, Kuckuck, Dreiklang, Feuerwehrmotiv u.ä.)
Natürlich ist das Singen durch die definiertere Tongebung vom Reden unterschieden,
aber auch Reden ist Musik.
Musikalisch sind wir alle, und wenn bei einem mir bekannten Kind im Musikunterricht
so gut wie nie gesungen wird, dafür aber die Tonschritte der Kirchentonarten oder
übermäßige und verminderte Akkorde abgeprüft werden, dann ist ein sicher in allen
schlummernde Musikpflänzchen bald ausgetreten
Also bitte den Weg finden zwischen Überfüttern und Langweilen, die elektronischen
Lernhilfsmitteln sinnvoll und stimmig integrieren!

Zum Schluss noch einmal zurück zum Kompetenzmodell und meiner überbordende
Phantasie zur Verquickung aller Kompetenzen:
Ein Themenbereich der Reifeprüfung heißt z.B. „Klang und Funktion von Instrumen-
ten“. Damit die Kandidatin ihre methodische Kompetenz unter Beweis stellen kann,
soll sie aus einem Strohhalm ein Oboenröhrchen herstellen. Die e-kompetente Kandi-
datin wird dazu einen 3D-Drucker benutzen ...

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