Nach(t)klang-Lesegottesdienst am Gründonnerstag "Schüssel-Erlebnisse" - Nachtklang

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Nach(t)klang-Lesegottesdienst am Gründonnerstag "Schüssel-Erlebnisse" - Nachtklang
Nach(t)klang-Lesegottesdienst am Gründonnerstag
                          „Schüssel-Erlebnisse“
Sie können den Gottesdienst auch anhören. Sie finden die Datei unter
www.westheim-evangelisch.de

Herzlich willkommen zum Nachtklang-Gottesdienst am Gründonnerstag.
Es ist ein Gottesdienst, der auch die Feier eines kleinen Agapemahls beinhaltet. Decken Sie den
Tisch also ruhig mit Speisen, die Sie gerne essen, und stellen Sie für das Agapemahl etwas Brot
und ein Glas mit Wein oder Saft bereit.
Begrüßung
Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.
Liebe Gemeinde, es ist ein komisches Gefühl, diesen Gründonnerstag-gottesdienst allein oder im
kleinen Rahmen der Hausgemeinschaft zu feiern.
Und doch fühlen wir uns durch Gott, durch die gemeinsamen Worte, die wir hören, durch die
Lieder, die wir gemeinsam singen, miteinander verbunden.
Meditation: Die leere Schüssel
Auf dem Bild sehen wir eine Suppenschüssel. Alt und schon ein bisschen abgenutzt, aber doch
schön. Aus dieser Schüssel sind schon viele Menschen satt geworden. Früher haben alle in
einem Haushalt aus einer Schüssel gegessen. Zu Coronazeiten unvorstellbar.
Zu anderen Zeiten war aber vielleicht nur diese eine Schüssel mit Essen da,
und alle haben daraus gegessen, bis sie leer war.
Diese Schüssel bleibt heute Abend leer.
Wenn wir Hunger haben, sind wir wie ein leeres Gefäß.
Manchmal fehlt uns etwas, ganz dringend, dann ist Leere in uns.
Wir wünschen uns, dass Gott diese Leere füllt.
Nach(t)klang-Lesegottesdienst am Gründonnerstag "Schüssel-Erlebnisse" - Nachtklang
Meditation: Zu voll, um leer zu sein
Manchmal sind wir überhaupt nicht leer, sondern so voll, dass wir uns nach Leere sehnen. Der
Kopf voll von Gedanken, das Herz voll von Gefühlen, vielleicht auch voll von Sorgen. Auch jetzt.
Lasst uns einen Moment nach innen horchen:
Was habe ich heute erlebt? Was geht mir noch nach? Wovon bin ich voll? – Stille
 „Herz-Ausschütten“
„Wovon das Herz voll ist, des geht der Mund über.“
Sagt ein Sprichwort aus der Bibel.
Ich habe mein Herz ausgeschüttet bei dir –
sagen wir, als wäre unser Herz eine Schüssel, die man ausschütten könnte.
Was wäre gemeinsames Essen, wenn es die Gespräche nicht gäbe. In großer Runde mit
Freunden oder mit Familie zusammen essen, das ist etwas, das sicherlich viele Menschen derzeit
vermissen, denn gemeinsames Essen mit fröhlichen oder ernsten Tischgesprächen, unser Herz
ausschütten bei den Menschen, denen wir vertrauen, das schafft Gemeinschaft.
Unser Herz ausschütten – das können wir auch vor Gott.
Ein Psalmvers empfiehlt uns: „Hoffet auf Gott allezeit, liebe Leute, und schüttet euer Herz vor
Gott aus. Gott ist unsere Zuversicht.“ (Psalm 62,9)
Und in den Klageliedern lesen wir: „Schütte dein Herz aus vor Gott wie Wasser.“
(Kla 2,19)
Wir beten:
Gott, es tut gut, wenn wir erzählen können, was uns bewegt.
Es tut gut, wenn jemand zuhört.
Du weißt noch mehr. Du weißt das, was wir nicht erzählen mögen.
Wir schütten unser Herz bei dir aus.
Hilf uns, ruhig und leer zu werden und erwartungsvoll auf das, was du uns schenkst. Das bitten
wir durch Jesus Christus. Amen.
Passavorbereitung
Heute erinnern wir uns an den Tag, an dem Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl
feierte. Bevor es begann, war erstmal einiges vorzubereiten. Wir lesen im Markusevangelium im
14. Kapitel:
Und am ersten Tage der Ungesäuerten Brote, als man das Passalamm opferte, sprachen seine
Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und das Passalamm bereiten, damit du es essen
kannst?
Und er sandte zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in die Stadt, und
es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folgt ihm, und wo er
hineingeht, da sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist der Raum, in dem
ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern?
Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der mit Polstern versehen und vorbereitet ist; dort
richtet für uns zu.
Und die Jünger gingen hin und kamen in die Stadt und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und
bereiteten das Passalamm. (Markus 14, 12.16)
Decken Sie nun das vorbereitete Brot und den Wein ab.
Das Passahmahl
Betrachten Sie das Bild eines Sedertellers:

Als Jesus das Abendmahl feierte, war Frühling. Wenn jüdische Menschen heute Passa feiern,
dann gehört zu den sieben Speisen auf dem Sederteller etwas Grünes: grüner Salat, grüne
Kräuter. Das erinnert an Frühling, neu keimendes Leben, Hoffnung. Wir verbinden uns mit
unseren jüdischen Glaubensgeschwistern. Sie feiern in dieser Woche das Passafest.
Grün klingt in Gründonnerstag – auch wenn das Wort von „Greinen“ kommt. Es gibt auch bei
uns viele alte Traditionen, die für den Gründonnerstag grüne Speisen vorschlagen.
Lied: EG 98 Korn, das in die Erde
Text: Jürgen Henkys (1976) 1978 nach dem englischen »Now the green blade rises« von John Macleod Campbell Crum 1928 • Melodie: »Noël
nouvelet« Frankreich 15. Jh.

                                          
                                                                                                                                 
                                                                                                                                  
                1. Korn, das in die                             Er - de,             in den              Tod ver - sinkt,
                                                                                                         Mor - gen dringt –
  
                   Keim, der aus dem                            A - cker             in den

                                                                                                                               
                                                                
                Lie - be            lebt         auf,         die         längst         er - stor - ben                 schien:

  
               
                                                                                                                              
               Lie - be           wächst         wie         Wei - zen               und        ihr             Halm         ist       grün.

2. Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab, / wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab. /
Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn? / Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
3. Im Gestein verloren Gottes Samenkorn, / unser Herz gefangen in Gestrüpp und
Dorn – / hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien: / Liebe wächst wie Weizen, und ihr
Halm ist grün.
Jesus schüttet sein Herz aus
Wir hören, was Jesus und die Jünger bewegt hat, als sie sich gemeinsam an den Tisch setzten.
Vielleicht könnte man sogar sagen, dass auch Jesus den Jüngern sein Herz ausgeschüttet hat.
Wir lesen weiter im Markusevangelium:
Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen. Und als sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich
sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.
Und sie wurden sehr betrübt und fingen an, jeder einzeln, ihn zu fragen: Herr, bin ich's? (Markus
14, 17-19)
Eine idyllische Szene. Die vertraute Runde um den Tisch, der köstliche Duft des Essens in der
Luft. Und dann diese Störung. Jesus sagt, wovon sein Herz voll ist. Was bedeutet es für ihn, das
zu sagen? Tut es ihm gut, das auszusprechen, auch wenn es die Stimmung trübt? Ist das ein
Herz-Ausschütten?
Was wäre gewesen, wenn er es für sich behalten hätte? Die Jünger reagieren betroffen. Traurig,
sehr betrübt.
Offenbar ist es nicht so klar, was Verrat ist. Jeder einzelne der Jünger hat das Gefühl, er könnte
gemeint sein. Jeder Jünger zweifelt, ob er Jesus treu genug ist. Jeder einzelne fragt Jesus: Bin
ich’s?
Jesus sagt nicht, wen er meint. Es bleibt in diesem ältesten Evangelium offen. Er antwortet so:
Sie fragten ihn, einer nach dem anderen: Bin ich’s?
Jesus aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel
taucht. (Verse 19-20)

Die Schüssel in der Mitte
Sie sind schon mitten beim Essen. Alle essen aus einer Schüssel.
Sie tauchen das Brot in die Schüssel und nehmen die Speise mit dem Brot auf. Das ist
Gemeinschaft – um die eine Schüssel herum. Das ist Teilen. Es häuft sich nicht einer den Teller
voll. Sie tauchen das Brot ein, einzeln, mal nacheinander, mal zufällig zwei gleichzeitig, sie essen,
tauchen wieder ein, bis die Schüssel leer ist.
Das ist Nahrung aus einer gemeinsamen Quelle.
Der mit mir die Hand in die Schüssel taucht.
Für die Jünger macht das die Sache noch schlimmer. Jeder taucht die Hand mit ihm in die
Schüssel. Also könnte es auch jeder von ihnen sein. Immer noch ist nicht klar, wen Jesus meint.
Der mit mir den Bissen in die Schüssel taucht.
Dieses schöne Bild malt Jesus und sagt:
Mitten in dieser Idylle ist der Verrat.
Aber Jesus setzt ein Zeichen, das stärker ist.
Eine Verbundenheit mit ihm, die unzerstörbar ist.
Die Wahrheit, die Jesus ausspricht, ist nicht ein Störfaktor darin,
sondern sie ist Teil davon.
Agapemahl
Lied: EG 221, 1-3 Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen
Text: Johann Andreas Cramer 1780 • Melodie: Lobet den Herrn und dankt ihm seine Gaben (Nr. 460)

                  
                                                                                                           
                                                                                                                            
           1.         Das         sollt       ihr,        Je - su              Jün - ger,               nie   ver - ges - sen:

                                                                                                           
                                                                                                                             
         Wir           sind,            die         wir         von           ei - nem                  Bro - te   es - sen,
               
                                                                                                                
      aus ei - nem Kel - che trin - ken, Je - su Glie - der, Schwes - tern und Brü - der.
2. Wenn wir in Frieden beieinander wohnten, / Gebeugte stärkten und die Schwachen
schonten, / dann würden wir den letzten heilgen Willen / des Herrn erfüllen.
3. Ach dazu müsse deine Lieb uns dringen! / Du wollest, Herr, dies große Werk vollbrin-
gen, / dass unter einem Hirten eine Herde / aus allen werde.

Wir sitzen am Tisch und werden in besonderer Weise zu Abend essen. Wir erinnern uns an die
letzte Mahlzeit, die Jesus zusammen mit seinen Jüngern hält.
Wir beten:
Du, Gott, bist unsere Mitte und unser Grund.
Es ist gut, bei dir zu verweilen.
Vor uns liegen die Tage,
in denen wir an Jesu Abschied von diesem Leben erinnern.
Öffne uns, stärke uns, erfülle uns mit deinem Geist.
Amen
Wir lesen weiter im Markusevangelium im 14. Kapitel:
Und als sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet;
das ist mein Leib.
Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu
ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. Wahrlich, ich sage euch, dass
ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue
davon trinke im Reich Gottes. (Markus 14, 22-25
Gott deckt den Tisch für alle. Gott vermag unseren Hunger zu stillen und uns mit seinen Gaben
zu beschenken. Wir bitten um Gottes Erbarmen mit dem Gebet, das Jesus uns geschenkt hat:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Wartende sind wir. Voller Sehnsucht warten wir auf das Fest des Lebens, dass es ein Ende hat
mit allem Leid, aller Angst, dem Tod, dieser Krise, die uns im Griff hält – dass leise Töne und
festliche Klänge unsere Sehnsucht verwandeln in Heiterkeit und Freude und wir einstimmen
können in den Lobgesang.
       (Nehmen Sie nun das vorbereitete Brot zur Hand)
Wir beten: Gott, Quelle des Lebens, wir loben dich! Du schenkst uns das Brot, die Frucht der
Erde und der menschlichen Arbeit. Lass dieses Brot für uns zum Brot des Lebens werden.
(Wenn Sie mit mehreren Personen feiern, reichen Sie das Brot herum. Jede/r nimmt sich ein Stück.
Dann nehmen Sie das Glas mit Wein oder Saft in die Hand)
Wir beten: Gott, du schenkst uns die Frucht des Weinstocks, das Zeichen des Festes. Lass diesen
Becher für uns zum Becher des Heils werden. So stärken wir uns mit Brot und Wein.
       (Alle essen das Brot und trinken aus den gefüllten Gläsern.)
Wir beten: Wir danken dir, Gott, unendliche Quelle alles Geschaffenen. In Brot und Wein heiligst
du alles, was geschaffen ist, uns und alle Mitgeschöpfe dieser Erde. In dieser Weise ermutigt,
genießen wir mit Dank und Freude, was du uns schenkst. Amen
Segen
Gehen Sie in diesen Abend und in dieses besondere Abendessen mit Segenworten aus dem
Psalm 121.
Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.
Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.
Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit! Amen.
Nun wünschen wir Ihnen einen guten Appetit und einen gesegneten Abend.
Wenn Sie möchten, können Sie am Ende des Essens noch aus dem Markusevangelium lesen, wie
die Geschichte nach dem letzten Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern weiterging. Lesen Sie dazu
Markus 14, 26-72

Wenn Sie möchten können Sie morgen den Karfreitagsgottesdienst mit uns feiern. Alles Gute.
Auf Wiedersehen!
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