Nachhaltig & biobasiert - die Beschaffung für Bayern Kriterien für ökologische Baustoffe - 20-10-2016 München - Natureplus
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Nachhaltig & biobasiert – die Beschaffung für Bayern Kriterien für ökologische Baustoffe 20-10-2016 München Thomas Schmitz, natureplus natureplus 2016
Gliederung des Vortrags 1. Vorstellung von natureplus 4. Kriterien für ökologische / – Anforderungen nachhaltige Baustoffe – Vorgehensweise – Umweltschutz 2. Möglichkeiten für nachhaltige – Ressourcenschutz Beschaffung – Klimaschutz – Vergabeordnung – Gesundheitsschutz – Formulierung von Kriterien – Soziale Nachhaltigkeit – Rolle von Labels 5. Kriterien und Nachweismöglichkeiten 3. Überblick über verschiedene – Beispielhafte Kriterien und Systeme zum Nachhaltigen Bauen Nachweismöglichkeiten – Unterschied Gebäudelabel / – Möglichkeiten der Abstufung und Produktlabel Priorisierung – Unterschied EPD / Umweltzeichen 6. Nachhaltige Ausschreibung – Instrumente zur Qualitätssicherung – Wie muss ich das konkret machen? – Überblick über Hilfsmittel – Hinweis auf np-Ausschreibungshilfen natureplus 2016
Das europäische Umweltzeichen für nachhaltige Bauprodukte Klimaschutz – Energieeffizienz in der Produktherstel- lung und Verringerung von Klimagasen Wohngesundheit – Minimierung von Schadstoffen und Emissionen (z.B. VOC, Formaldehyd) Nachhaltige Ressourcennutzung – Mindestens 85 % (bis zu 98 %) nach- wachsende und mineralische Rohstoffe – Rohstoffgewinnung z.B. durch Nachhaltige Forstwirtschaft – Verwendung von Sekundärrohstoffen (z.B. Altglas, REA-Gips, Altpapier) Soziale Nachhaltigkeit – Anforderungen zu Arbeitsschutz und ILO Kernarbeitsnormen natureplus 2016
Vorgehensweise bei der natureplus- Zertifizierung • Label nach ISO 14024 „Typ I“ – Beinhaltet Bewertung „besser als“ – Überprüfung durch unabhängige Dritte – Labore nach ISO 17025 zertifiziert – Prozess künftig nach ISO 17065 zertifiziert • Ablauf der natureplus-Prüfung – Volldeklaration durch den Antragsteller – Vor-Ort-Inspektion und Probenahme – Ökobilanz (A1-A3) „cradle to gate“ – Labortests (Inhaltsstoffe, Emissionen) – Vergabeentscheidung durch Gremium • Bisherige Erfolge – Seit 2002 (Künast Schirmherrin, FNR) – 600 Produkte (Dämmstoffe, (Dach-)Ziegel, Bodenbeläge, Wandfarben, Putze, Holzwerkstoffe) mit ca. 600 Mio. € Umsatz • Bedeutung in Europa natureplus 2016
Möglichkeiten für nachhaltige Beschaffung im Baubereich • Nicht nur das „Billigste“ wählen – Das neue (europäische und nationale) Vergaberecht bietet die Möglichkeit, nach- haltige Produkte gezielt nachzufragen – Voraussetzung ist, die Anforderungen und Auswahlkriterien genau zu benennen Baustoffwahl – Auch die Nachweise der gewünschten im Planungs- Eigenschaften müssen spezifiziert werden prozess • Rolle von Gütezeichen und Labels – Labels können als Nachweise dienen – Man kann auch Labels gezielt ausschreiben (dann aber alle Kriterien!) – Labels müssen bestimmte Eigenschaften erfüllen: Unabhängigkeit, Objektivität, Unparteilichkeit, Transparenz, Teilhabe und Diskriminierungsfreiheit natureplus 2016
Überblick 1: Verhältnis Gebäudelabel / Produktlabel • Gebäudelabel und -bewertungen – Bewerten das ganze Gebäude, seinen Betrieb und sein Umfeld – Umwelteigenschaften spielen nicht die einzige Rolle (Themenfelder Ökologie, Ökonomie, soziokulturelle und funktionale Aspekte, Technik, Prozesse und Standort) – Bauprodukte werden v.a. nach den (generischen) Ökobilanzdaten betrachtet – Für gesundheitliche Anforderungen gibt es z.Zt. nur wenige Kriterien • Produktlabel – Stellen für Gebäudelabel Informationen zur Verfügung – Ermöglichen die Auswahl besonders nachhaltiger Produkte – Stellen auf besondere Produktqualitäten ab natureplus 2016
Überblick 2: Unterschied EPD und Gütezeichen bei Bauprodukten • EPD ist Leistungserklärung in Bezug auf Umweltparameter – Zumeist extern verifiziert, EN 15804 – Parameter sind beispielsweise • Primärenergieverbrauch (nicht erneuerbar) • CO2-Emission pro Einheit • Versauerungspotential • Ozonschädigungspotential – EPD haben gravierende Nachteile • Nur relevant im Gebäudebereich • Enthält keine Benchmarks, ist daher keine Auszeichnung • Keine Vergleichsmöglichkeit auf Produktebene • Gütezeichen helfen bei Auswahl – Bescheinigen herausragende Umwelteigenschaften - Orientierung – Nachteil: zumeist Beschränkung auf wenige Umweltaspekte natureplus 2016
Überblick 3: Instrumente zur nachhaltigen Qualitätssicherung • Worauf müssen Sie achten? – Kriterien in Ausschreibungstexte (Vorbemerkungen) – Intensive Baubegleitung – Handwerkerschulungen – Abschlussmessung (Emissionen) • Praktische Ratgeber und Hilfen – Datenbanken • WECOBIS / Öko-Baudat • baubook • www.natureplus-database.org – Leitfäden (Ba-Wü, Brandenburg) – natureplus-Ausschreibungshilfen – Neue BBSR-Broschüre – FNR nawaro kommunal – BNB-Auditoren, Baubiologen, Fachplaner natureplus 2016
Kriterien für nachhaltige Baustoffe: Umweltschutz • Vermeidung unerwünschter Stoffe – Vermeidung von Umweltgiften (z.B. POP) – Aktuelles Beispiel: Biozide aus Fassaden • Abfallthematik – Bauschutt ist der größte Anteil > 50 % – Jährlich ca. 200 Mio. Tonnen – Davon wird nur ein Bruchteil recycelt, überwiegend im Straßenunterbau Recyclinggerechtes Bauen • Rohstoffgewinnung – Beispiel Gips • Naturgips-Gewinnung mit Biotop-Zerstörung • Alternative: Industriegips (REA) und RC-Gips • Landschaftsverbrauch natureplus 2016
Kriterien für nachhaltige Baustoffe: Ressourcenschutz Konzept „erneuerbare Rohstoffe“ • Ersatz von Petrochemie durch nachwachsende Rohstoffe oder ubiquitäre mineralische Rohstoffe – Aktuelles Beispiel Polystyrol mit HBCD – Viele Produktalternativen (Öle, Fasern, Schäume) – Umstritten: Bio-PU, WPC – Technische Grenzen beachten • Ersatz von endlichen Mineralien durch Sekundärrohstoffe – Beispiel Beton: Ersatz von Kies und Kalksplitt durch aufbereiteten Bauschutt • Beim Holz ist es (bei uns) geschafft – Holz aus Raubbau verboten durch Handels-RL – Regionale Wirtschaftskreisläufe (Holz von Hier) natureplus 2016
Kriterien für nachhaltige Baustoffe: Klimaschutz • Im Bau- und Wohnungsbereich werden 50 % der Energie verbraucht – Allein die Zementproduktion ist für 4 % der weltweiten Treibhauseffekts verantwortlich • Klimaschutz nicht nur beim Betrieb von Gebäuden (Heizung, Warmwasser) – Wirksame Reduktion durch EnEV und EEWG – Weitere Verbrauchssenkungen im Neubau nicht mehr effizient • Klimaschutz auch bei der „Grauen Energie“ zur Gebäudeerrichtung – Vor 30 Jahren Verhältnis 20 : 1 – Heute nach EnEV 2 : 1 – Plusenergiehaus 0,8 : 1 • Energiearm produziertes Holz speichert CO2 natureplus 2016
Kriterien für nachhaltige Baustoffe: Gesundheitsschutz • Mehr als 90 % unserer Lebenszeit verbringen wir in Gebäuden – Luftdichte Bauweise > Akkumulation – „Versiegelte“ Oberflächen > Schimmel • Zunahme von Erkrankungen – Über 25 % Allergiker, 30 % der Kinder • Die wichtigsten Schadstoffe – Formaldehyd – Flüchtige Organische Verbindungen (VOC) = große Stoffgruppe • AgBB-Schema, frz. VOC-VO • UBA-Empfehlungen, Schulbaurichtlinie – Weichmacher (endokrine Wirkung) – Biozide (z.B. Konservierungsstoff MI, BIT) – REACH-Stoffe, KMR-Stoffe natureplus 2016
Kriterien für nachhaltige Baustoffe: Arbeitsschutz • Soziale Dimension der Nachhaltigkeit, Verstoß gegen ILO-Kernarbeitsnormen – Ausbeuterische Kinderarbeit – Sklavenarbeit, Diskriminierung – Rechtlosigkeit, Verbot von Selbstorganisation • Meist relevant außerhalb Europas – Minenarbeiter in Lateinamerika – Textilindustrie in Südostasien – Teppich-Knüpfereien im arabischen Raum – Pflastersteinproduktion in Indien und China • Einhaltung der Arbeitsschutzregeln – Auch hierzulande relevant z.B. Gehörschutz, Staubschutz – Bei Produktauswahl schwer zu kontrollieren natureplus 2016
Forschungsprojekt zum Vergleich der Kriterien von BAU-Ökolabels • Forschungsprojekt finanziert von der Bundesregierung (BMUB) Ziel war es gesellschaftlich relevante Nachhaltigkeitskriterien in Umweltzeichen zu identifizieren Die Kriterien sollten in standardisierte Ausschreibungstexte integriert werden, sofern sie in der Praxis verifizierbar sind • Übersicht über Label und Kriterien Es wurden 21 Typ I Label aus 8 europäischen Ländern analysiert Insgesamt 100 Nachhaltigkeitskriterien für 6-8 Produktgruppen im Innenraum Ausbauplatten, Bodenbeläge, Beschichtungen, Dämmstoffe, Holzwerkstoffe, Putze, Wandfarben 62 dieser Kriterien wurden als in der Ausschreibung anwendbar angesehen natureplus 2016
Kriteriengruppe 1: Beschränkung schädlicher Stoffe (33 Kriterien) • Breiter Konsens herrscht über den Ausschluss verbotener Substanzen, SVHC (REACH), KMR-Stoffe der Kategorie 1 und 2 sowie giftiger Stoffe • Weit verbreitet sind ebenso Beschränkungen von allergisierenden und umweltschädlichen Stoffen insbesondere persistenten Stoffen (POP) • Bei den Beschränkungen von VOC gibt es eine große Bandbreite von Gehalts- und Emissionsbeschränkungen (letztere sind jetzt in der EU weiter verbreitet > Verifikation) • SVOC (Weichmacher) werden seltener beschränkt • Formaldehyd Beschränkungen sind verbreitet, der Bezug wechselt aber wieder zwischen Gehalt und Emission • Halogenorganische Verbindungen sind selten generell ausgeschlossen, aber Einzelbeschränkungen für FCKW/FKW (Treib-/Kühlmittel), Flammschutzmittel wie HBCD, Biozide, Chlorkohlenwasserstoffe usw. • Weit verbreitet sind Beschränkungen für Schwermetalle und Verbindungen (z.B. Blei, Chromat, Kobalt) • Produktspezifische Beschränkung von Radioaktiver Strahlung und anderer Einzelsubstanzen natureplus 2016
Kriteriengruppe 2: Ressourcen-, Umwelt-, Klimaschutz (24 Kriterien) • Ein möglichst großer oder Mindest-Anteil von nachwachsenden Rohstoffen oder anderen Sekundärmaterialien im Produkt (z.B. Altglas, Altpapier, Industriegips) ist ein wichtiges Thema • Die Herkunft von Holz (regional, ohne Raubbau, aus nachhaltiger Forstwirtschaft) steht sehr häufig im Fokus der Label • Die Müllvermeidung, Unterstützung für Recycling und Wiedernutzung (Pfandsysteme für Verpackungen, Verbot gefährlicher Abfallstoffe, PVC-Verbot) bietet einige Ansätze • Forderungen nach Energieeffizienz in der Production und die Reduzierung von Treibhausgasen scheitern oft am Fehlen passender Messmethoden (EPD) > Verifizierung • Lange Gebrauchstauglichkeit und Haltbarkeit tauchen gelegentlich als Anforderung auf natureplus 2016
Kriteriengruppe 3: Soziales (5 Kriterien) / Anwendbarkeit der Kriterien • Soziale Verantwortung – Vereinbarkeit mit den ILO-Kernarbeitsnormen (z.B. Kinderarbeit) nur bei speziellen Labels – Hinweise auf Arbeitssicherheitsmaßnahmen (z.B. Staubschutz) nur bei bestimmten Produktgruppen • Anwendbarkeit der Kriterien – Das wichtigste Merkmal hierfür ist die Möglichkeit zur Verifizierung der Angaben – Die Kriterien sollten nicht allein durch die Label überprüfbar sein, sondern auch durch andere, u.U. sogar vorgeschriebene Deklarationen (z.B. Sicherheitsdatenblatt nach REACH-Standard) – Die Kriterien sollen für die Beteiligten verständlich sein (in der Regel keine Experten) – Sie sollen sich auf in Europa verbreitete Tests und Deklarationen stützen natureplus 2016
Wie funktionieren die natureplus- Ausschreibungshilfen? Beispiel: Produktgruppe Dämmstoffe, Kriterium VOC-Emission Anforderung: Dämmstoffe, die nicht ausschließlich für die Außenanwendung vorgesehen sind, müssen reduzierte VOC-Emissionen aufweisen. Die folgenden Grenzwerte müssen in einer Prüfkammer nach 28 Tagen erreicht werden: 300 μg/m³ TVOC (Total Volatile Organic Compounds C6 -C16) Überprüfung: Vorlage eines Emissionskammer- Prüfberichts gemäß ISO 16000-6,-9,-11 (max. 5 Jahre alt). Produkte mit einem der folgenden Umweltzeichen erfüllen die Anforderung: ANAB/ICEA-Label (Italien) Blauer Engel (RAL-UZ 132) emicode EC1+ und EC1 natureplus-Label natureplus 2016
natureplus-Ausschreibungshilfen für welche Produktgruppen? • Ausschreibungshilfen für Produkte mit Innenanwendung – Ausbauplatten – Bodenbeläge – Dämmstoffe – Holz und Holzwerkstoffe – Oberflächenbeschichtungen (Lacke, Lasuren, Öle, Wachse) – Putze und Estriche – Wandfarben • Baukastensystem – Einsatz einer beliebigen Auswahl von Kriterien entsprechend lokaler Prioritäten • Kostenlos verfügbar unter www.natureplus.org natureplus 2016
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Thomas Schmitz Geschäftsführer natureplus e.V. Hauptstr. 24, 69151 Neckargemünd Tel. +49 6223 86601721 Email. schmitz@natureplus.org natureplus 2016
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