Nationale Naturlandschaften (NNL) und erneuerbare Energien
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Nationale Naturlandschaften (NNL) und erneuerbare Energien Anhang II.11 zum Gesamtbericht Fallbeispielanalyse Deutsch-Belgischer Naturpark Hohes Venn-Eifel Ulrich Gehrlein, Andreas Mengel, Britta Düsterhaus, Beatrice Barthelmes, Eva Milz, Deborah Hoheisel FKZ 3513 82 0100 Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
Adressen der Autorinnen und Autoren Dr. Ulrich Gehrlein (Projektleitung) Institut für ländliche Strukturforschung Eva Milz Kurfürstenstraße 49 Britta Düsterhaus 60486 Frankfurt Unter Mitarbeit von: Moritz Schmidt Tamara Stang Jacco Winkelmann Prof. Dr. Dr. Andreas Mengel Universität Kassel Deborah Hoheisel Fachgebiet Landschaftsentwicklung/ Beatrice Barthelmes Umwelt- und Planungsrecht Unter Mitarbeit von: Universitätsplatz 9 Juliane Hoppmann 34127 Kassel Anna Truthmann Heiko Markus Roth Fachbetreuung im BfN Martina Porzelt Gabriele Niclas B II 2.3 Bundesamt für Naturschutz (BfN) Konstantinstr. 110 53179 Bonn Zitiervorschlag: GEHRLEIN, U; MENGEL, A.; DÜSTERHAUS, B.; BARTHELMES, B.; MILZ, E.; HOHEISEL, D.; (2017): Nationale Naturlandschaften und erneuerbare Energien. Anhang II.11 zum Gesamtbericht des gleichnamigen F+E-Vorhabens. Fallbeispielanalyse Deutsch-Belgischer Naturpark Hohes Venn-Eifel. Frankfurt am Main/Kas- sel. Der Auftraggeber (BfN) übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in den Beiträgen geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit denen des Auftraggebers über- einstimmen. Der Gesamtbericht zum vorliegenden F+E Vorhaben steht in zwei Bänden als BfN-Skript-482 und 483 unter https://www.bfn.de/0502_skriptliste.html zum Download zur Verfügung. Anhang I und Anhang II sind online verfügbar unter: http://www.ifls.de/ und unter http://www.uni-kassel.de/go/nnl-und-ee/ Bildquelle Titelseite: VDN, P. Fabelje
Inhaltsverzeichnis TEIL A: Allgemeine Analyse ........................................................................................................... 8 1 Lage, Größe und naturräumliche Ausstattung .................................................................... 9 2 Rechtliche und planerische Grundlagen ............................................................................ 15 3 Leitlinien und Ziele des Naturparks .................................................................................... 22 4 Nutzung erneuerbarer Energien und Aktivitäten zum Themenfeld erneuerbare Energien und Klimaschutz .................................................................................................. 23 4.1 Nutzung und Nutzungsperspektiven erneuerbarer Energien ............................................. 23 4.1.1 Windenergie .............................................................................................................. 26 4.1.2 Biomasse ................................................................................................................... 26 4.1.3 Photovoltaik-Freiflächenanlagen ................................................................................ 28 4.1.4 Stromtrassen ............................................................................................................. 28 4.2 Relevante Akteure und Aktivitäten zu erneuerbaren Energien und Klimaschutz ................ 30 4.3 Synergien und Konflikte .................................................................................................... 36 5 Ansätze und Instrumente zur Steuerung von erneuerbaren Energien ............................. 37 5.1 Allgemeine und energieformübergreifende Ansätze und Aussagen der Instrumente ......... 37 5.1.1 Planerisch-konzeptionelle Aussagen zur Vorbereitung der Steuerung erneuerbarer Energien .................................................................................................................... 37 5.1.2 Regulative Instrumente .............................................................................................. 37 5.1.3 (Landesweite) anreizorientierte Instrumente und Ansätze .......................................... 51 5.1.4 Kooperativ-persuasive Instrumente und Ansätze ....................................................... 56 5.1.5 Integrierte Ansätze..................................................................................................... 57 5.2 Windenergieanlagen ......................................................................................................... 57 5.2.1 Regulative Instrumente .............................................................................................. 57 5.2.2 Anreizorientierte Instrumente ..................................................................................... 62 5.2.3 Kooperativ-persuasive Instrumente und Ansätze ....................................................... 62 5.3 Energetische Nutzung von Biomasse ................................................................................ 63 5.3.1 Regulative Instrumente .............................................................................................. 63 5.3.2 Anreizorientierte Instrumente ..................................................................................... 72 5.3.3 Kooperativ-persuasive Instrumente und Ansätze ....................................................... 72 5.4 Photovoltaik-Freiflächenanlagen ....................................................................................... 73 5.4.1 Regulative Instrumente .............................................................................................. 73 5.4.2 Anreizorientierte Instrumente ..................................................................................... 74 5.4.3 Kooperativ-persuasive Instrumente und Ansätze ....................................................... 74 5.5 Stromtrassen ..................................................................................................................... 74 5.5.1 Regulative Instrumente .............................................................................................. 74 5.5.2 Anreizorientierte Instrumente ..................................................................................... 77 5.5.3 Kooperativ-persuasive Instrumente und Ansätze ....................................................... 77 6 Zusammenfassung & Einordnung ...................................................................................... 78 3
Teil B: Schwerpunktthema „Chancen und Risiken der energetischen Holznutzung im Naturpark Hohes Venn-Eifel unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien ...... 81 1 Einleitung ............................................................................................................................. 82 2 Einordnung des Schwerpunktthemas ................................................................................ 82 3 Fazit und Handlungsempfehlungen.................................................................................... 85 Quellenverzeichnis ....................................................................................................................... 86 4
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Landkreisgrenzen des Naturparks Hohen Venn-Eifel ............................................. 9 Abbildung 2: Übersichtskarte des Naturparks Hohen Venn-Eifel ............................................... 10 Abbildung 3: Die Landschaften im Naturpark Hohes Venn-Eifel ................................................ 11 Abbildung 4: Der Rursee von oben ........................................................................................... 12 Abbildung 5: Die Waldreiche Eifel ............................................................................................. 12 Abbildung 6: CORINE-Landnutzung 2006 im Naturpark Hohes Venn-Eifel ............................... 14 Abbildung 7: Übersicht über die NATURA 2000-Gebiete innerhalb des Naturparks Hohes Venn- Eifel ........................................................................................................................ 17 Abbildung 8: Übersicht über die Naturschutzgebiete innerhalb des Naturparks Hohes Venn- Eifel ........................................................................................................................ 18 Abbildung 9:Übersicht über die Landschaftsschutzgebiete innerhalb des Naturparks Hohes Venn-Eifel ............................................................................................................... 19 Abbildung 10: Einspeisepunkte für Energie aus Windkraft, Biomasse und Photovoltaik- Freiflächenanlagen im Naturpark Hohes Venn-Eifel und im Umkreis von 5 km ....... 25 Abbildung 11: Waldbesitzartenverteilung in der Bioenergieregion Eifel ..................................... 27 Abbildung 12: Organisationen und Projekte mit Bezug zu Wald und Holz in der Eifel ............... 34 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: CORINE-Landnutzung im Naturpark Hohes Venn-Eifel ............................................ 14 Tabelle 2: Allgemeine Übersichtstabelle zu den ausgewerteten LSG-Rechtsgrundlagen innerhalb des Naturparks Hohes Venn-Eifel. .......................................................... 20 Tabelle 3: Energieeinspeisung aus Windkraft, Biomasse und Freiflächen-Photovoltaik (kWh im Jahr 2013 bzw. 2014) im Naturpark Hohes Venn-Eifel und im Umkreis von 5 km ... 23 Tabelle 4: Übersicht über Aussagen zum Themenfeld Landschaft in den analysierten Rechtsgrundlagen der Landschaftsschutzgebiete im Naturpark Hohes Venn-Eifel. 40 Tabelle 5: Explizite und implizite Regelungen zu baulichen Anlagen in den ausgewerteten LSG- Rechtsgrundlagen................................................................................................... 49 Tabelle 6: Regelungen für die Land- und Forstwirtschaft in den ausgewerteten LSG- Rechtsgrundlagen................................................................................................... 64 Tabelle 7: Regelungen zu Stromtrassen/Energieleitungen in den ausgewerteten LSG- Rechtsgrundlagen................................................................................................... 77 5
Abkürzungsverzeichnis Abs. Absatz BauGB Baugesetzbuch BauO NW Landesbauordnung Nordrhein-Westfalen BBPlG Gesetz über den Bundesbedarfsplan – Bundesbedarfsplangesetz BfN Bundesamt für Naturschutz BGBl Bundesgesetzblatt BSLE Bereiche für den Schutz der Landschaft und landschaftsorientierte Erholung BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland bzw. beziehungsweise CO2 Kohlenstoffdioxid DSchG Denkmalschutzgesetz EEA European Energy Award Eegon Energiegenossenschaft Eifel EFRE Europäischen Fonds für regionale Entwicklung el Elektrische Leistung ELER Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raum EnLAG Gesetz zum Ausbau von Energieleitungen - Energieleitungsausbaugesetz EU Europäische Union FFH Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU FSC Forest Stewardship Council GEP Gebietsentwicklungsplan GIS Geographische Informationssysteme GV/ha Großvieheinheit pro Hektar ha Hektar ISM RLP Ministerium des Inneren und für Sport Rheinland-Pfalz Kap. Kapitel KEVER Kreisenergieversorgung Euskirchen Regenerative KMU Kleine und mittlere Unternehmen KUP Kurzumtriebsplantage kV Kilovolt kWh Kilowattstunde KWK Kraft-Wärme-Kopplung LAG Lokale Aktionsgruppe (LEADER) LEADER Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft (franz. Liaison entre actions de development de l’économie rurale). 6
LEP Landesentwicklungsplan LEPro Landesentwicklungsprogramm LG NW Landesgesetzt Nordrhein-Westfalen LILE Lokale integrierte ländliche Entwicklungsstrategie LNU Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt e.V. LPM Landschaftspflegeholz LSG Landschaftsschutzgebiet m³ Kubikmeter MBl. NRW Ministerialblatt Nordrhein-Westfalen Mio. Millionen mündl. Mündlich MW Megawatt MWKEL Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung NABU Naturschutzbund Deutschland Nr. Nummer NRW Nordrhein-Westfalen NSG Naturschutzgebiet o.J. ohne Jahr PEFC Programme for the Endorsement of Forest Certification Scheme PT ETN Projektträger Energie, Technologie, Nachhaltigkeit RLP Rheinland-Pfalz RROP Regionales Raumordnungsplan RWTH Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen SGD-NORD RLP Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord – Obere Naturschutzbehörde Rhein- land-Pfalz SMBl. Sammelblatt des Bereinigten Ministerialblattes für das Land Nordrhein-Westfalen SUP Strategische Umweltprüfung TA Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm u.a. unter anderem z.B. zum Beispiel ZIE Zukunftsinitiative Eifel Ziff. Ziffer 7
TEIL A: Allgemeine Analyse1 1 Teil A (Allgemeine Analyse) der Fallbeispielanalyse wurde gemeinschaftlich von der Universität Kassel und dem Institut für Ländliche Strukturforschung erarbeitet. Dabei lag die federführende Bearbeitung der Kapitel 1, 3, 4.1, 4.1.1-4.1.4, 4.2, 4.3, 5.1.3-5.1.5, 5.2.2, 5.2.3, 5.3.2, 5.3.3, 5.4.2, 5.4.3, 5.5.2 und 5.5.3 und 6 beim Institut für Ländliche Strukturforschung. Die Kapitel 2, 5.1.1, 5.1.2, 5.2.1, 5.3.1, 5.4.1, und 5.5.1 wurden feder- führend von der Universität Kassel verfasst. Die wesentlichen Recherchen zur Fallbeispielanalyse erfolgten im Jahr 2014 und 2015. 8
1 Lage, Größe und naturräumliche Ausstattung Der Naturpark Hohes Venn-Eifel ist eine in Deutschland und Belgien liegende grenzüberschreitende Nationale Naturlandschaft. Die Gesamtfläche erstreckt sich über 270.000 ha, wovon 72.200 ha in Ostbelgien, 157.400 ha in Nordrhein-Westfalen und 40.400 ha in Rheinland-Pfalz liegen (NATURPARK NORDEIFEL E.V. 2007b: 4). Im Fokus des F+E Vorhabens steht der deutsche Teil des grenzüberschreitenden Naturparks, weshalb auf eine ausführlichere Darstellung des belgischen Teils nachfolgend verzichtet wird. Von der gesamtdeutschen Fläche entfällt der größte Anteil des Naturparks an Nordrhein-Westfalen (NRW). Dieser erstreckt sich über die Städteregion Aachen und die Kreise Düren und Euskirchen. In Rheinland-Pfalz wird der Eifelkreis Bitburg-Prüm und der Land- kreis Vulkaneifel dem Naturpark zugeordnet (siehe Abbildung 1). Im Naturpark liegen 20 nordrhein-westfälische Städte und Gemeinden sowie drei rheinland-pfälzi- sche Verbandsgemeinden, welche sich teilweise oder vollständig im Schutzgebiet befinden. Zu den Verbandsgemeinden in Rheinland-Pfalz zählen Gerolstein, Obere Kyll und Prüm, die eine Bevölke- rungsdichte von 58 Einwohner pro km², in ländlichen Gebieten, und bis zu 1431 Einwohner pro km² in den Ballungsräumen aufweisen (BILDUNGSSERVER W EBGIS 2010). In NRW sind es die kreisfreie Stadt Aachen sowie die Städte und Gemeinden Bad Münstereifel, Blankenheim, Dahlem, Düren, Heimbach, Hellenthal, Hürtgenwald, Kall, Kreuzau, Langerwehe, Mechernich, Monschau, Netters- heim, Nideggen, Roetgen, Schleiden, Simmerath, Stolberg und Zülpich (NATURPARK NORDEIFEL E.V. 2013: 2). Die Bevölkerungsdichte liegt im nordrheinwestfälischen Teil des Naturparks bei ca. 115 Einwohnern/Quadratkilometer, wobei zwischen einzelnen Kommunen deutliche Unterschiede vor- liegen (z.B. zwischen Roetgen 208 und Dahlem 45 Einwohner pro Quadratkilometer) (NATURPARK NORDEIFEL E.V. 2007a:21). Im Allgemeinen ist die Bevölkerungsstruktur des Naturparkes aufgrund vieler Dörfer und eher kleinerer Städte als ländlich, traditionell zu beschreiben. Abbildung 1: Landkreisgrenzen des Naturparks Hohen Venn-Eifel (Datengrundlage: BFN 2014; DTK 500 © GeoBasis-DE/BKG 2014). 9
Abbildung 2: Übersichtskarte des Naturparks Hohen Venn-Eifel (Datengrundlage: BFN 2014; DTK 500 © GEOBASIS-DE/BKG 2014). 10
Der belgische Teil des Naturparks wird seit 1961 durch die „Naturpark Venn Eifel G.o.E“ ver- waltet. Am 3. April 1971 wurde zwischen den Regierungen des Landes Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz und dem Königreich Belgien ein Abkommen über die Zusammenarbeit zur Errichtung und Ausgestaltung einer Nationalen Naturlandschaft in der Region Nordei- fel/Schneeifel/Hohes Venn-Eifel geschlossen. Der deutsche Anteil des Naturparks wird seit 1960 vom Verein Naturpark Nordeifel e.V. getragen, der jeweils in beiden Bundesländern Ge- schäftsstellen hat (NATURPARK NORDEIFEL E.V. o.J. a). Strukturräumlich lässt sich der gesamte Naturpark Hohes Venn-Eifel in 6 charakteristische Großräume gliedern (NATURPARK NORDEIFEL E.V. o.J. b) (siehe auch Abbildung 3). Abbildung 3: Die Landschaften im Naturpark Hohes Venn-Eifel (© NATURPARK NORDEIFEL e.V. o.J. k) 11
Das „Vennvorland“, im Norden des Naturparks gelegen, ist geprägt durch Wälder und Grün- landnutzung (vorwiegend Milchviehwirtschaft). Weiterhin beheimatet das Vennvorland zwei Naturschutzgebiete. Das 56 ha große Naturschutzgebiet Struffelt, mit nährstoffarmen Lehm- böden bietet als sogenannte „feuchte Heide“ 54 Vogel-, 156 Falter- und 108 Käferarten Heimat (NATURPARK NORDEIFEL E.V. o.J. d). Das Naturschutzgebiet Schlangenberg zeichnet sich durch das im Boden vorkommende Galmei (Schwermetall) aus, woran sich die Pflanzenge- meinschaft „Galmeiflora“ angepasst hat. Das sog. Galmeierz wurde früher abgebaut. (NATURPARK NORDEIFEL E.V. o.J. d). Das „Hohe Venn“ ist ein, in Europa einzigartiges, Hochplateau mit sehr hohen Niederschlags- raten. Seit 1992 sind die dort befindlichen Heiden und Hochmoore aufgrund ihrer seltenen und ökologischen wertvollen Lebensräume streng geschützt. Von den ursprünglich 1.000 ha Moor- fläche sind heute nur noch 100 ha vom Menschen unbeeinflusst (NATURPARK NORDEIFEL E.V. o.J. e). Die Lage und die hohen Niederschläge sind Grund für die Nutzung des Hohen Venns als Wasserspeicher. Insgesamt liegt die Staumenge bei 350 Mio. m³ Wasser auf über 15 Tal- sperren verteilt, die unter anderem der Energiegewinnung dienen (NATURPARK NORDEIFEL E.V. o.J. b). Abbildung 4: Der Rursee von oben (Foto: VDN, P. Fabelje) Abbildung 5: Die Waldreiche Eifel (Foto: Naturpark Eifel e.V.) 12
Das Gebiet der „Rureifel“ liegt östlich des „Hohen Venns“ und ist geprägt durch das tief einge- schnittene Rurtal, Talsperren (siehe Abbildung 4) und ausgedehnte Wälder. Außerhalb der Wälder herrscht traditionelle, dörfliche Kulturlandschaft, geprägt durch Viehhaltung, vor (NATURPARK NORDEIFEL E.V. o.J. b). Im Osten des Naturparks gelegen, befindet sich die „Kalkeifel“. Diese ist allgemein trockener und wärmer und folglich stärker von landwirtschaftlicher Nutzung geprägt (NATURPARK NORDEIFEL E.V. b). Weiterhin befinden sich auch hier zahlreiche Naturschutzgebiete, wie der Hundsrück, die Schönecker Schweiz, die Sistiger Heide, der Tanzberg, die Achenlochhöhle und die Stolzenburg (NATURPARK NORDEIFEL E.V. o.J. f). Im Süden liegt die „Hocheifel“ mit langgestreckten bewaldeten Bergrücken und weiteren Stau- seen, die neben der Elektrizitätsgewinnung mittlerweile auch als Besuchermagnete dienen (NATURPARK NORDEIFEL E.V. o.J. b). In der Region der Hocheifel sind schützenswerte Regio- nen eher klein und vielfältig. Kleinere Moore, Zwergstrauchheiden und angrenzende Talwie- sen stellen wertvolle Feuchtgebiete dar (NATURPARK NORDEIFEL E.V. o.J. g). Anschließend an die Hocheifel folgt im Süden das „Ourtal“ entstanden durch den Fluss Our, der sich entlang von Viehweiden und mit Wald bewachsenen Steilhängen bis zur luxemburgi- schen Grenze schlängelt. An manchen Stellen steigt der Höhenunterschied zwischen der Tal- sohle und dem Hochplateau auf bis zu 150 m an (NATURPARK NORDEIFEL E.V. o.J. h). Inmitten des Naturparks liegt der Nationalpark Eifel, dessen Träger das Land Nordrhein-West- falen ist. Der 2004 gegründete Nationalpark liegt 65 km südwestlich von Köln und umfasst 11.000 ha. Dreiviertel der Fläche werden sich selbst überlassen (NATURPARK NORDEIFEL E.V. o.J. c). Eine Zusammenarbeit zwischen Naturpark und Nationalpark erfolgt insbesondere im den Bereichen barrierefreier Besucherlenkung, Besucherinformation und Naturbildung (EUROPARC DEUTSCHLAND E.V. 2013: 20). Teile des Naturparks sind als Geopark ausgezeichnet. Dazu zählt die Vulkaneifel im Westen des Naturparks. Etwa 240 Vulkankegel und -stümpfe sowie 60 Maare, Lavaströme, Quellen, roter Sandstein und tropische Riffe zeichnen den Geopark aus (EIFEL TOURISMUS GESELLSCHAFT MBH o.J.). Der auf belgischer Seite liegende Teil des Naturparks ist zur gezielten Besucherlenkung in die Zonen B, C und D gegliedert. Der Deutsche Teil des Naturparks ist nicht zoniert. In der aktu- ellen politischen Entwicklung rund um den Ausbau von Windenergieanlagen ist dies relevant, denn mit dem Regierungswechsel im Jahr 2016 werden Windkraftanlagen in Naturpark-Kern- zonen in Rheinland-Pfalz ausgeschlossen (KOALITIONSVERTRAG 2016: 56 zitiert in W EBER & JENAL 2016: 378). Da jedoch der Naturpark Hohes Venn-Eifel als einziger Naturpark Rheinland Pfalz keine Kernzonen beinhaltet und für Naturparke in Nordrhein-Westfalen keine vorgese- hen sind, besteht die Möglichkeit des Ausbaus von Windenergieanlagen innerhalb des Natur- parks (STOLLENWERK 2016, mündl. Mitteilung). Im westlichen Bereich des Naturparks befindet sich der landesweit bedeutsame Kulturland- schaftsbereich „Monschauer Land“. Besonderheiten des Gebiets liegen in dem tief einge- schnittenen Rurtal, der historischen Tuchmacherstadt Monschau, der industriellen Prägung sowie der landwirtschaftlich genutzten Högen mit der charakteristischen Siedlungs- und He- ckenlandschaft. Die Pflege der Heckenlandschaft ist eines der spezifischen Ziele und Leitbil- des kulturlandschaftlichen Fachbeitrags zur Landesplanung in NRW (KULADIG o.J.a). Zentral im nordrhein-westfälischen Naturparkteil sind außerdem Teile des landesweit bedeut- samen Kulturlandschaftsbereichs „Nordeifel-Römische Straße Köln-Trier“ gelegen. In dieser Kulturlandschaft finden sich Relikte aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte, insbeson- dere jedoch aus der römischen Zeit. Dazu zählen historische Straßen, römerzeitlicher Bergbau (z.B. Abbau von Bleierz, Kalkbrennereien). Die ehemalige Fernstraße von Köln über Zülpich 13
und Jünkerath nach Trier war eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen des römischen Rheinlandes, die zum Teil als Straße oder Feldweg heute noch vorhanden ist (KULADIG o.J. b) Die ländlich, traditionelle Kulturlandschaft des Naturparks spiegelt sich in der Besiedelung und der Landnutzung wider. 45,5% der Gesamtfläche besteht aus Wäldern, gefolgt von 29,7% Grünland und 11% Ackerflächen (siehe Abbildung 3 und Tabelle 1). Sonstige landwirtschaftlich genutzte und naturnahe Flächen liegen anteilig bei 8,9%, bebaute Flächen bei 4,6% und Feucht- und Wasserflächen bei 0,6%. In nachstehender Tabelle 1 sind die entsprechenden prozentualen Landnutzungsanteile auch in Hektar angegeben. Tabelle 1: CORINE-Landnutzung im Naturpark Hohes Venn-Eifel (eigene Berechnungen, UMWELTBUNDESAMT & DLR-DFD 2009, BFN 2014). 2006 Fläche in ha Anteil in % Ackerflächen 21.094 11 Grünland 57.578 30 Wälder 88.100 45 Sonstige landwirtschaftlich genutzte und naturnahe Flächen 17.366 9 Bebaute Flächen 8.887 5 Feucht- und Wasserflächen 1.152 1 Summe 194.177 100 Abbildung 6: CORINE-Landnutzung 2006 im Naturpark Hohes Venn-Eifel (Datengrundlage: UMWELTBUNDESAMT & DLR-DFD 2009; BFN 2014; DTK 500 © GeoBasis-DE/BKG 2014). 14
2 Rechtliche und planerische Grundlagen2 Im Mai 1971 wurde das Abkommen zwischen der Regierung des Landes Nordrhein-Westfalen, der Regierung des Landes Rheinland-Pfalz und der Regierung des Königreichs Belgien über die Zusammenarbeit zur Errichtung und Ausgestaltung des Naturparks Hohes Venn-Eifel ge- schlossen. Dieses Abkommen wurde auf eine Dauer von zehn Jahren vereinbart, verlängert sich jedoch immer wieder jeweils um fünf weiter Jahre, wenn es nicht wenigstens ein Jahr vor der Frist von einer der Vertragsparteien gekündigt wird (§ 4). Nach dem Abkommen sollen die Vertragsparteien eine aufeinander angestimmte räumliche Entwicklung anstreben (§1 Abs. 1). Des Weiteren verpflichten sich die Vertragsparteien dazu, die Landschaft zu erhalten und wirt- schaftliche, kulturelle und soziale Interessen zu fördern, wobei die natürlichen Schönheiten der Landschaft bewahrt werden sollen (§ 2 Abs. 1). Die Vertragsparteien werden dazu die erforderlichen Maßnahmen der Raumordnung in der beratenden Kommission aufeinander ab- stimmen (§ 2 Abs. 2). Die beratende Kommission setzt sich aus zwölf Mitgliedern zusammen (jeweils sechs deutsche und sechs belgische) (§ 3 Abs. 1). Der Kommissionsvorsitz wechselt alle zwei Jahre zwischen der deutschen und belgischen Seite (§ 3 Abs. 2). Eine (weitere) (länderübergreifende) Rechtsgrundlage für den Naturpark – beispielsweise in Form einer Naturparkverordnung – wurde im Rahmen der Recherche nicht gefunden. Die Verwaltung des deutschen Teils des Naturparks unterliegt seit 1960 dem „Verein Natur- park Nordeifel e.V.“. Der Verein hat jeweils einen Sitz im nordrhein-westfälischen Nettersheim und im rheinland-pfälzischen Prüm. Mitglieder des Naturparks sind die Kreise, Städte und Kommunen innerhalb der Nationalen Naturlandschaft. Finanziell beteiligt sind alle Mitglieds- kommunen. Dem Vereinsvorstand gehören die Regierungspräsidenten von Köln und Trier, die Stadt Aachen, die Städteregion Aachen, die Kreise Düren und Euskirchen, der Landkreis Vul- kaneifel und der Eifelkreis Bitburg-Prüm, der Eifelverein und ein Vertreter des privaten Grund- besitzes an (NATURPARK NORDEIFEL o.J. c). Der Träger des Naturparks ist für den rheinland-pfälzischen Teil der Nationalen Naturland- schaft Träger öffentlicher Belange (TöB) (STOLLENWERK 2016, mündl. Mitteilung), für den nord- rhein-westfälischen Naturparkteil ist er dagegen kein TöB (LEMBACH 2013, mündl. Mitteilung). Im Bereich der Raumordnung sind für das Gebiet des Naturparks auf Landesebene der Lan- desentwicklungsplan (LEP) Nordrhein-Westfalen (LEP NRW 1995) sowie das Landesentwick- lungsprogramm IV (LEPro) Rheinland-Pfalz von 2008 (ISM RLP 2008) relevant. Im Jahr 2013 ist die Fortschreibung des Kapitels Erneuerbare Energien des Landesentwicklungsprogramms IV des Landes Rheinland-Pfalz in Kraft getreten (MWKEL 2013). Die Teilfortschreibung gibt vor allem die Rahmenbedingungen für die Windenergienutzung vor. Der geltende Landesent- wicklungsplan für Nordrhein-Westfalen stammt aus dem Jahr 1995, Teilpläne zu Fluglärm und großflächigem Einzelhandel sind aktuelleren Datums, sie sind im Rahmen dieses Vorhabens jedoch nicht relevant. Es existiert ein Entwurf für einen neuen LEP vom Juni 2013, Stellung- nahmen hierzu waren bis Februar 2014 möglich und werden derzeit bearbeitet (LAND NORDRHEIN-W ESTFALEN STAATSKANZLEI DES LANDES NORDRHEIN-W ESTFALEN 2014). Für Nordrhein-Westfalen existiert derzeit kein Landschaftsprogramm. Das Landschaftspro- gramm für Rheinland-Pfalz ist wie das Landesentwicklungsprogramm aus dem Jahr 2008 (NATURSCHUTZVERWALTUNG RLP 2008). 2 Die Recherche der Dokumente wurde im November 2014 durchgeführt. 15
Auf regionaler Ebene ist für das Bundesland Nordrhein-Westfalen der Regionalplan Köln mit dem Teilabschnitt Region Aachen aus dem Jahr 2003 relevant (BEZIRKSREGIERUNG KÖLN 2003), zu dem es insgesamt 14 Planänderungen gibt. Da Nordrhein-Westfalen bei der Land- schaftsplanung auf regionaler Ebene das Modell der Primärintegration verfolgt, existieren keine eigenständigen Landschaftsrahmenpläne. Die Regionalpläne erfüllen somit zugleich die Funktionen eines Landschaftsrahmenplans. Für den in Rheinland-Pfalz gelegenen Naturparkteil ist der Regionale Raumordnungsplan (RROP) Trier von 1985 mit der Teilfortschreibung aus dem Jahr 1995 gültig. Für die Planungs- region Trier gibt es zum regionalen Raumordnungsplan zusätzlich eine rechtsgültige Teilfort- schreibung für das Kapitel Energieversorgung/Teilbereich Windenergie 2004 (PLANUNGSGEMEINSCHAFT REGION TRIER 2004). Außerdem gibt es für die Planungsregion ei- nen Landschaftsrahmenplan aus dem Jahr 2009 (SGD-NORD RLP 2009). Eine Übersicht über die Vogelschutz-, Flora-Fauna-Habitat- (FFH), Naturschutz- (NSG) und Landschaftsschutzgebiete (LSG) innerhalb des Naturparks geben die Abbildung 7, Abbildung 8 und Abbildung 934. 3Aufgrund der Vielzahl an Vogelschutz-, FFH-, NSG- und LSG-Gebieten wurde auf eine räumliche Zuordnung innerhalb der Kartendarstellung und auf die Nennung der Gebietsnamen verzichtet. 4Die nachfolgende GIS gestützte Auswertung der Schutzgebietskategorien innerhalb des Naturparks erfolgte anhand der vom Bundesamt für Naturschutz bereitgestellten Geodaten. Je nach Schutzge- bietskategorie stammen die Daten aus den Jahren 2013, 2014 oder 2015. Die Aktualität der Geodaten kann nicht gewährleistet werden. (Geringe) Unterschiede zur tatsächlichen Flächenkulisse der Schutz- gebiete sind möglich, wenn Änderungen nicht an das Bundesamt für Naturschutz gemeldet wurden. 16
Abbildung 7: Übersicht über die NATURA 2000-Gebiete innerhalb des Naturparks Hohes Venn-Eifel (Datengrundlage: BFN 2014, 2015, Hintergrundkarte DTK 500 © GeoBasis-DE/BKG 2014). 17
Abbildung 8: Übersicht über die Naturschutzgebiete innerhalb des Naturparks Hohes Venn-Eifel (Datengrundlage: BFN 2013, 2015, Hintergrundkarte DTK 500 © GeoBasis-DE/BKG 2014). 18
Abbildung 9:Übersicht über die Landschaftsschutzgebiete innerhalb des Naturparks Hohes Venn-Eifel (Datengrundlage: BFN 2013, 2015, Hintergrundkarte DTK 500 © GeoBasis-DE/BKG 2014). 19
Innerhalb des Naturparks Hohes Venn-Eifel befinden sich 259 Naturschutzgebiete, mit einer Ge- samtfläche von 26.706,8 ha, was einem Anteil von 13,7 % an der Gesamtfläche des Naturparks entspricht. Innerhalb des Naturparks Hohes Venn-Eifel befinden sich in Nordrhein-Westfalen außerdem 202 Landschaftsschutzgebiete, mit einer Gesamtfläche von 107.316,7 ha, was einem Anteil von 55,2 % an der Gesamtfläche des Naturparks entspricht.5 Im rheinland-pfälzischen Teil liegen keine Land- schaftsschutzgebiete. Außerdem befinden sich innerhalb des Naturparks Hohes Venn-Eifel 54 FFH-Gebiete mit einer Ge- samtfläche von 20.249,6 ha, was einem Anteil von 10,4 % an der Gesamtfläche des Naturparks entspricht sowie drei Vogelschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 5.670,7 ha, was einen Anteil von 2,9 % an der an der Gesamtfläche des Naturparks ausmacht. Insgesamt sind ca. 156.054,7 ha, was einem Anteil von ca. 80,3 % an der Gesamtfläche des Natur- parks Hohes Venn-Eifel entspricht, als NSG, LSG, FFH- und/oder Vogelschutzgebiet geschützt. Innerhalb dieser Fallbeispielanalyse wurden für den nordrhein-westfälischen Teil des Naturparks die Rechtsgrundlagen der vier Landschaftsschutzgebiete analysiert, die innerhalb der Nationalen Na- turlandschaft die meiste Fläche einnehmen. Zusätzlich wurden noch drei LSG-Rechtsgrundlagen ausgewertet, die jünger als zehn Jahre sind. Die Rechtsgrundlagen der in der Nationalen Naturlandschaft (anteilig) gelegenen Landschafts- schutzgebiete (Festsetzungen innerhalb der Landschaftspläne) wurden hinsichtlich ihrer Aussagen zur Landschaft, den einzelnen Energieträgern (auch baulichen Anlagen allgemein), zur Land- und Forstwirtschaft sowie zu Stromtrassen ausgewertet. Eine Übersicht mit Namen der Landschafts- schutzgebiete, Bezeichnungen der LSG- Rechtsgrundlagen sowie Jahr der Rechtsgrundlage bietet Tabelle 2. Tabelle 2: Allgemeine Übersichtstabelle zu den ausgewerteten LSG-Rechtsgrundlagen innerhalb des Natur- parks Hohes Venn-Eifel. Name des LSG Bezeichnung der LSG-Rechtsgrundlage Jahr der Rechtsgrundlage Dahlem Landschaftsplan 5.2 „Dahlem“ - Satzung des Kreises Eus- vom: 05.02.2003 kirchen - Textliche Darstellungen und Festsetzungen - Er- läuterungen Mutscheider Hoch- Landschaftsplan 04 „Bad Münstereifel“ - Satzung des Krei- vom: 21.10.2008 fläche ses Euskirchen - Textliche Darstellungen und Festsetzun- gen sowie Erläuterungen Wälder im Natur- raum Münstereifeler Wald/Münstereifeler Tal Schleiden Landschaftsplan 36 „Schleiden“ - Satzung des Kreises vom: 06.10.2004 Euskirchen - Textliche Darstellungen und Festsetzungen sowie Erläuterungen Mechernicher Vor- Landschaftsplan 28 „Mechernich“ - Satzung des Kreises vom: 22.12.2004 eifel bei Kommern Euskirchen - Textliche Darstellungen und Festsetzungen sowie Erläuterungen Hellenthaler Wald Landschaftsplan 20 „Hellenthal“ - Satzung des Kreises vom: 15.12.2005 Euskirchen - Textliche Darstellungen und Festsetzungen sowie Erläuterungen Wälder der Landschaftsplan 08 „Blankenheim“ - Satzung - Textliche vom: 26.09.2007 Kalkeifel Darstellungen und Festsetzungen sowie Erläuterungen 5 Angesichts der großen Anzahl von LSG wird an dieser Stelle – im Unterschied zu den anderen Gebietsana- lysen – auf eine tabellarische Auflistung aller LSG verzichtet. 20
Neben den ausgewählten und im Detail analysierten LSG dürfte auch von den übrigen LSG, sowie von den NSG, FFH- und Vogelschutzgebieten eine steuernde Wirkung im Hinblick auf die Nutzung von erneuerbaren Energien und den Stromtrassenausbau ausgehen. Diese Flächen dürften nur nach genauerer Prüfung und/oder unter bestimmten Bedingungen oder gar nicht für entsprechende Nutzungen in Frage kommen. Die in diesen Gebieten im Detail geltenden Regelungen wurden je- doch nicht analysiert. 21
3 Leitlinien und Ziele des Naturparks Innerhalb des Verwaltungsabkommens zwischen den Regierungen des Königreichs Belgien und der Länder Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz vom Februar 1971 werden folgende allgemeine Ziele des Naturparks beschrieben: Der Naturpark Hohes Venn-Eifel setzt sich die Erhaltung der natürlichen Landschaft, ihrer Werte und Eigenarten, sowie die Pflege und Gestaltung dieser Landschaft als Ziel. Außerdem sollen die wirt- schaftlichen, kulturellen und sozialen Interessen gefördert werden, wobei jedoch die natürlichen Schönheiten der Landschaft bewahrt werden sollen. Der Deutsch-Belgische Naturpark leistet Beiträge zu (NATURPARK NORDEIFEL E.V. o.J. j): „Schutz, Pflege und Entwicklung der Landschaft. Hier werden insbesondere die Erhöhung der Biodiversität sowie die Förderung naturnaher Methoden in der Land-, Forst- und Was- serwirtschaft angestrebt. Sicherung eines umwelt- und sozialverträglichen Tourismus u.a. durch die schonende Er- schließung für die stille Erholung. Schaffung eines breiten Umweltbewusstseins durch Umweltbildung, Informations- und Öf- fentlichkeitsarbeit. Nachhaltige Regionalentwicklung mit einer strukturpolitischen Sonderrolle des Naturparks in den vorgenannten Bereichen.“ Außerdem soll der Naturpark zu einer großräumigen Vorbildlandschaft entwickelt werden und Wege zur nachhaltigen Entwicklung aufzeigen (NATURPARK NORDEIFEL E.V. o.J. j). 22
4 Nutzung erneuerbarer Energien und Aktivitäten zum Themenfeld erneuerbare Energien und Klimaschutz Die Energieerzeugung im Naturpark erfolgt überwiegend durch regenerative Energien (LAG EIFEL 2008: 7). Neben der Erzeugung von Energie aus Windkraft liegen Potenziale im Bereich der ener- getischen Biomassenutzung. Die Bioenergieregion Eifel hat die Nutzung und den Ausbau erneuer- bare Energien im Naturpark während der in den Jahren zwischen 2009 und 2012 stark forciert. Der- zeit steht die energetische Holznutzung im Vordergrund. 4.1 Nutzung und Nutzungsperspektiven erneuerbarer Energien Im Folgenden wird auf die Energieeinspeisung aus erneuerbare Energieanlagen im Naturpark Ho- hes Venn-Eifel sowie im Umkreis von 5 km Bezug genommen. Dabei ist zu beachten, dass die Lage der Energieeinspeisepunkte und die Lage der Anlagestandorte differieren können. Es kann daher z.B. vorkommen, dass innerhalb der Nationalen Naturlandschaft Energieeinspeisepunkte von Wind- kraftanlagen verortet sind, obwohl die Anlagen außerhalb des Biosphärenreservats liegen. Im Naturpark Hohes Venn-Eifel liegen zahlreiche Energieeinspeisepunkte von Windenergie- und Biomasseanlagen (siehe Abbildung 10)6. Insgesamt speisten Windenergieanlagen innerhalb des Naturparks 488.260.350 kWh ein. Biomasseanlagen lieferten 36.598.209 kWh. Photovoltaik-Freiflä- chenanlagen trugen mit 11.186.048 kWh Strom zur Energieversorgung bei. Tabelle 3 listet außer- dem die erbrachte Gesamtenergie in den Jahren 2013 (für Biomasseanlagen und Windenergiean- lagen) und 2014 (für Photovoltaik-Freiflächenanlagen) nach Energieträgern im 5-km-Radius um die Nationale Naturlandschaft auf. Tabelle 3: Energieeinspeisung aus Windkraft, Biomasse und Freiflächen-Photovoltaik (kWh im Jahr 2013 bzw. 20147) im Naturpark Hohes Venn-Eifel und im Umkreis von 5 km (Quelle: DEUTSCHE ÜBERTRAGUNGSNETZBETREIBER (aufbereitet von energymap) 2013, 2014). Energieeinspeisung (kWh) im Jahr 2013 bzw. 2014 Energieträger innerhalb NNL in 5 km Puffer um NNL in NNL und 5 km Puffer Windkraft (Bezugsjahr 2013) 488.260.350 139.630.464 627.890.814 Biomasse (Bezugsjahr 36.598.209 35.564.788 72.162.997 2013) Freiflächen-Photovoltaik 11.186.048 8.629.482 19.815.530 (Bezugsjahr 2014) Im Naturpark Hohes Venn-Eifel wurden im Jahr 2013 pro Quadratkilometer mehr Strom durch Wind- energieanlagen (247.625 kWh/km²) eingespeist als im Vergleich zu den Bundesländern Rheinland- Pfalz und Nordrhein-Westfalen (RLP: 133.969 kWh/km²; NRW: 142.875 kWh/km²). Gleiches gilt auch für einen bundesweiten Vergleich: dort beträgt die im Jahr 2013 eingespeiste Gesamtenergie- menge aus Windenergieanlagen 139.713 kWh/km². 6 Für die räumliche Darstellung der Energieerzeugung aus Wind- und Biomasse- sowie Photovoltaik-Freiflä- chenanlagen wurden die im Rahmen ihrer EEG-Berichtspflicht veröffentlichten und von energymap aufberei- teten Daten der Deutschen Übertragungsnetzbetreiber (2013, 2014) herangezogen. In den Originaldaten wird nicht zwischen Einspeisepunkten des erzeugten Stroms in das Stromnetz und Anlagenstandorten unterschie- den, so dass sich die verfügbaren Daten nicht mit ausreichender Genauigkeit einer Anlage zuordnen lassen. Für die räumliche Abbildung der Einspeisepunkte wurde eine symbolische Darstellung je Koordinate gewählt, wobei die erzeugte Energie durch Windkraftanlagen je Koordinate zusammengeführt wurde. 7Bezugsjahr 2013 gilt für Windkraft und Biomassenutzung; Bezugsjahr 2014 gilt für Photovoltaik-Freiflächen- anlagen. 23
Biomasseanlagen im Naturpark Hohes Venn-Eifel trugen mit 18.561 kWh/km² im Vergleich zum Land Rheinland-Pfalz im Jahr 2013 geringfügig weniger (22.046 kWh/km²) bzw. im Vergleich zum Land Nordrhein-Westfalen deutlich weniger (78.375 kWh/km²) zur Energieversorgung bei. Auf Bun- desebene wurden 89.841 kWh/km² von Biomasseanlagen ins Netz eingespeist. In Bezug auf Photovoltaik-Freiflächenanlagen liegt die im Jahr 2014 Naturpark eingespeiste Ener- giemenge von 5.763 kWh/km² deutlich unter der im Land Rheinland-Pfalz pro Quadratkilometer ein- gespeister Energiemenge (14.883 kWh/km²) jedoch leicht über der in NRW (5.062 kWh/km²). Im bundesweiten Vergleich (BRD: 25.097 kWh/km²) liegt der Naturpark signifikant unterhalb der pro Quadratkilometer eingespeisten Energie aus Photovoltaik-Freiflächenanlagen (DEUTSCHE ÜBERTRAGUNGSNETZBETREIBER 2013). 8 Weiterführende Informationen der LEADER-Regionen bzw. dessen Lokalen Aktionsgruppen (LAG) „Eifel“, „Vulkaneifel“ und „Eifelkreis Bitburg-Prüm“ bestätigen die Leistungsstärke von Windenergie und bezeichnen diese als bedeutendste regenerative Energie in den Regionen (LAG EIFEL 2015, LAG VULKANEIFEL 2015, LAG BITBURG-PRÜM 2015). Hierbei gilt zu beachten, dass die LEADER- Regionen über das Schutzgebiet des Naturparks Hohes Venn-Eifel hinausgehen, die Aussagen im Allgemeinen jedoch für den Naturpark Geltung haben. 8Datengrundlage: Eigene Berechnungen auf Grundlage von Energieeinspeisedaten, die im Rahmen der EEG- Berichtspflicht an die deutschen Übertragungsnetzbetreiber übermittelt, veröffentlicht und von energymap auf- bereitet wurden (2013 bzw. 2014). 24
Abbildung 10: Einspeisepunkte für Energie aus Windkraft, Biomasse und Photovoltaik-Freiflächenanlagen im Naturpark Hohes Venn-Eifel und im Umkreis von 5 km (Datengrundlage: DEUTSCHE ÜBERTRAGUNGSNETZBETREIBER (aufbereitet von energymap) 2013, 2014; BFN 2014; UMWELTBUNDESAMT & DLR-DFD 2009; DTK 200 © GeoBasis-DE/BKG 2014). 25
4.1.1 Windenergie Die Windenergie nimmt den Hauptanteil der Versorgung mit erneuerbaren Energien in der Region Hohes Venn-Eifel ein und soll künftig weiter ausgebaut werden. Einen Schwerpunkt des Ausbaus der Windenergie in Form neuer Windräder sieht NRW Umweltminister Johannes Remmel in der Eifel Region, da diese mit 28% des Windpotenzials von ganz Nordrhein-West- falen besonders geeignet sei (KÖLNISCHE RUNDSCHAU 2012). Die Vereinbarung von Touris- mus, welcher der Eifel jährliche Einnahmen von 1,2 Mrd. € bringt, mit einem von Windrädern geprägten Landschaftsbild, veranlasste den Naturpark Nordeifel e.V. zu einer Besucherum- frage. Von 1326 befragten Besuchern befanden 59% die Windräder als nicht störend, 28% als störend, aber akzeptabel, 8% als störend und 4% als sehr störend (NATURPARK NORDEIFEL E.V. 2012: 21). Dieses Ergebnis zeigt eine hohe Akzeptanz von Windrädern seitens der Besu- cherinnen und Besucher. Die Naturparkverwaltung in RLP befürwortet einen behutsamen Aus- bau der Windenergienutzung unter Nutzung des Instruments der Windkraftkonzentrationszo- nen durch die Städte und Gemeinden. In hochsensiblen Gebieten für den Biotop- und Arten- schutz darf kein Ausbau stattfinden. Zudem dürfen keine historischen Blickbeziehungen und bedeutende Ensembles von Kulturlandschaftselementen zerschnitten werden. Die Naturpark- verwaltung spricht sich außerdem dafür aus, dass örtlich charakteristische Kulturlandschaft bei der Planung berücksichtigt und in ihrer Struktur bewahrt werden soll (STOLLENWERK 2015, schriftl. Mitteilung). 4.1.2 Biomasse Biomasseanlagen Von den insgesamt 40 Energieeinspeisepunkten von Biomasseanlagen befinden sich 16 im landwirtschaftlich geprägten Süden des Naturparks, der Hocheifel. Eine weitere Konzentra- tion, von 5 Anlagen, liegt wenige km südlich von Simmerath, westlich des Nationalparks Eifel. Die restlichen Anlagen sind über die im Osten gelegene wärmere und durch landwirtschaftliche Nutzung gezeichnete Kalkeifel verteilt. In der Regionalen Entwicklungsstrategie der LEADER-Region Eifel wird beschrieben, dass die Zahl der Biogasanlagen nach Einschätzung von Experten aus der Region nicht weiter ausbau- fähig sei, da es an regional verfügbarem Gärsubstrat mangele. Standortgerechte und nach- haltige Alternativen zum Maisanbau wurden bislang nicht entdeckt (LAG EIFEL 2015: 35). Energiepflanzenanbau zur Verwertung in Biogasanlagen (v.a. Mais) In der „Bioenergieregion EIFEL“ (nähere Informationen dazu siehe Kap. 4.2) werden die Bio- gasanlagen bisher überwiegend mit Mais und Gülle betrieben. Aufgrund zurückgefahrener Förderungen von nachwachsenden Rohstoffen soll die Effizienz der Wertschöpfungskette der Biogasanlagen in der Region gesteigert werden. Die Bioenergieregion sieht eine verbesserte Wärmenutzung durch die Identifizierung von Wärmsenken als Chance, zusätzliche Mittel über den Kraft-Wärme-Kopplungsbonus zu generieren. Weiterhin steht auf der Agenda der Ausbau der Nutzung von Substraten wie Speisresten und sonstiger organischer Abfälle. Um eine Effi- zienzsteigerungen über eine diversifizierte Substratwahl und eine verbesserte Anlagensteue- rung zu gewährleisten, soll der Informationsaustausch zwischen den Anlagenbetreiber geför- dert und Veranstaltungen zum Thema angeboten werden (LAG EIFEL et al. 2008: 14). 26
Landschaftspflegematerial (holzige und krautige Biomasse) Im Rahmen der „Bioenergieregion EIFEL“, wurde im Zuge einer Mobilisierungskomponente, eine Studie zur Erfassung des möglichen Nutzungspotenzials von Landschaftspflegematerial in Auftrag gegeben (LAG EIFEL et al. 2008: 14). Die vom Internationalen Institut für Wald und Holz NRW e.V. durchgeführte Studie zeigt ein Energieholzpotenzial in der Eifel von jährlich 49.000 m³ Straßenbegleitgrün und Landschaftspflegeholz. Im Vergleich dazu liegt das Poten- zial von Waldrestholz und Reisig bei nahezu der achtfachen Menge. Im Schlussbericht der Energieholzstudie wird in der Diskussion zum Thema Kurzumtriebsplantagen (KUP) und Land- schaftspflegeholz (LPM) von Herrn Dr. Fischer (Landesforsten RLP) aufgeführt, dass die Re- gion durch die Nutzung vorhandener Potenziale an Landschaftspflegeholz eine Vorbildfunktion im Hinblick auf den Klimaschutz einnehmen kann, wenngleich die Nutzungspotenziale von LPM in der Region überschätzt werden (INTERNATIONALES INSTITUT FÜR W ALD UND HOLZ NRW E.V. 2013: 98). Weitere Aktivitäten des Bündnisses „Bioenergieregion EIFEL“ werden in Kapitel 4.2 (Rele- vante Akteure und Aktivitäten zu erneuerbaren Energien und Klimaschutz) beschrieben. Holz (Brennholz und Holzhackschnitzel) In der „Bioenergieregion EIFEL“ dominieren die Baumarten Fichte, Buche und Eiche. Zwar werden Nadelhölzer intensiver genutzt, ihr Vorkommen allerdings ist fast gleich der Laubhöl- zer. Die Waldbesitzverteilungen in der Bioenergieregion Eifel (siehe Abbildung 11) weichen vom bundesweiten Durchschnitt ab. Im Vergleich liegen in der Bioenergieregion deutlich höhere Anteile in privater Hand (BRD: 43,6%), wohingegen die Waldanteile in Körperschaftsbesitz geringer ausfallen (BRD 19,5%) (SCHUTZGEMEINSCHAFT DEUTSCHER W ALD o.J.). 3% Staatswald (Bund) 25% Staatswald (Land) 42% Privatwald 30% Körperschaftswald Abbildung 11: Waldbesitzartenverteilung in der Bioenergieregion Eifel (verändert nach W ALD- ZENTRUM/INTERNATIONALES INSTITUT FÜR W ALD UND HOLZ in INTERNATIONALES INSTITUT FÜR W ALD UND HOLZ NRW E.V 2013: 23) Auf der 1. Holzabsatzstufe spielt die Sägeindustrie in der Bioenergieregion Eifel eine Rolle, Holzwerkstoff- und Papierindustrie fehlen. Im Bereich der energetischen Nutzung wird der An- lagenbestand auf 42.680 Einzelfeuerstellen, 2.980 Scheitholz-Zentralheizungen sowie 152 kleiner Hackschnitzelanlagen geschätzt. Des Weiteren konnten insgesamt 6 größere Anlagen mit einer Wärmeleistung von ca. 1 MW identifiziert werden. Der Holzverbrauch der genannten 27
Anlagen bewegt sich zwischen 107.000 und 210.000 m³ pro Jahr. Noch verfügbares, unge- nutztes Holzpotenzial liegt in Sortimenten und Holzquellen, die sich für eine Hackschnitzelpro- duktion eignen. Dies sind insbesondere Waldrestholz, Schlagreisig, Holz aus der Landschafts- und Straßenbegleitgrünpflege sowie der Ausweitung des Anbaus von KUP. Potenziale für Scheitholz hingegen sind überwiegend ausgeschöpft. Im Rahmen der Arbeit „Studie und Kon- zept Energieholz Eifel“ wird unter der Verwendung verschiedener theoretischer Annahmen ein zusätzlich verfügbares Holzpotenzial von 180.000 bis weit über 600.000 m³ berechnet. Die Höhe des Potenzials hängt stark vom Grad der Erschließung der jeweiligen Holzquellen (Wald- restholz, Schlagreisig, Holz aus der Landschafts- und Straßenbegleitgrünpflege, Kurzum- triebsplantage) (INTERNATIONALES INSTITUT FÜR WALD UND HOLZ NRW E.V. 2013). Die LEADER-Region Eifel beschreibt, dass ausbaufähige Potenziale in der energetischen Nut- zung von holzartigen Abfällen aus der Landschaftspflege gesehen werden, jedoch nicht beim Brennholz (LAG EIFEL 2015: 35). 4.1.3 Photovoltaik-Freiflächenanlagen Im Naturpark Hohes Venn-Eifel und im Umkreis von 5 km liegen über 15 Energieeinspeise- punkte von Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Die Gesamtleistung der Anlagen wird auf ca. 20 MW beziffert, was nahezu einem Viertel der durch Biomasseanlagen eingespeisten Energie oder einem Dreißigstel durch Windenergieanlagen eingespeister Energie entspricht (siehe Ta- belle 3). Der Trend der Kommunen, auch in der Eifel, ihren Strombedarf dezentral aus einem Mix von erneuerbarer Energien zu decken und die zunehmende Wettbewerbsfähigkeit von Solarstrom deuten auf einen weiteren Ausbau von Photovoltaik-Freiflächenanlagen hin (BALBIERZ 2013). 4.1.4 Stromtrassen Der Naturpark Hohes Venn-Eifel ist von den Stromtrassen-Planungen der Vorhaben Nr. 30 und Nr. 15 nach dem Bundesbedarfsplangesetz9 (BBPlG) betroffen (BUNDESNETZAGENTUR o.J. a, (BUNDESNETZAGENTUR o.J. b). Bei Vorhaben Nr. 30 handelt es sich um die erste Verbindung auf Übertragungsnetzebene zwischen den Ländern Belgien und Deutschland. Im Netzentwicklungsplan der Übertragungs- netzbetreiber ist das Vorhaben als Projekt 65 bzw. als Maßnahme 98 aufgelistet. Das Plan- feststellungsverfahren wird zurzeit vorbereitet (BUNDESNETZAGENTUR o.J. b). Im Auftrag der Bundesnetzagentur wurde die Vorzugsvariante von Oberzier zur Bundesgrenze (Brume) (siehe Abbildung 5), sowie die alternative Verbindungsvariante von Dahlem zum ent- sprechenden Punkt an der Bundesgrenze (Brume) einer strategischen Umweltprüfung (SUP) unterzogen (BUNDESNETZAGENTUR 2015: 345). In der SUP wurde für die Schutzgüter Mensch, Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt Wasser, Boden festgestellt, ob in dem Teiluntersuchungsraum hochempfindliche Flächen, sog. Riegel liegen. Solche Riegel sind ein oder mehrere nicht umgehbare Bereiche, die sich durch die Leitung nur schwer oder gar nicht queren lassen, ohne die Umwelt potenziell erheblich zu beeinträchtigen (BUNDESNETZAGENTUR 2015: 18,19): 9Die in diesem Gesetz aufgeführten Projekte dienen der Anpassung, Entwicklung und dem Ausbau der Übertragungsnetze u.a. zur Einbindung von erneuerbaren Energien und Vermeidung struktureller Eng- pässe im Übertragungsnetz (vgl. BBPlG § 1 Abs. 1). 28
Sowohl die Vorzugsvariante, als auch die die Alternativvariante lösen voraussichtlich erhebli- che Umweltauswirkungen aus, wobei kein nicht umgehbarer Bereich festgestellt werden konnte. Allerdings würde die Trasse von Dahlem nach Brume gleich mehrere Schutzgebiete kreuzen (Deutsch-Belgischer Nationalpark, Hocheifel, Hohes Venn) und sollte laut Übertra- gungsnetzbetreiber nicht als Möglichkeit in Betracht gezogen werden (ÜBERTRAGUNGSNETZBETREIBER 2014: 327). Für die Ausführung mit Erdkabel werden in der Vorzugsvariante erhebliche Umweltauswirkun- gen in moderatem Umfang auf mehrere Riegel erwartet. Die Alternativvariante löst voraus- sichtlich umfangreiche erhebliche Umweltauswirkungen auf einen Riegel aus (BUNDESNETZAGENTUR 2015: 348). Somit werden bei dem Ausbau mittels Erdkabel einer bzw. mehrere nicht umgehbare Bereiche definiert. Das Vorhaben Nr. 15 dient dem Abtransport von Windstrom aus der Eifel, bei der zwischen Metternich und Niederstedem eine 380-kV-Leitung in bestehender 220-kv-Trasse neu errichtet werden soll. Aktuell wird ein Raumordnungsverfahren durchgeführt, bevor der letzte Schritt, das Planfeststellungsverfahren beginnen kann Im Netzentwicklungsplan der Übertragungs- netzbetreiber wird das Vorhaben als Projekt 41 bzw. als Maßnahme 57 aufgelistet (BUNDESNETZAGENTUR o.J. b). Die Alternativprüfung zur Projekt-Vorzugsvariante (41/ Maßnahme 57: Oberzier-Dahlem-Nie- derstedem) ist eine Verstärkung der Leitung von Oberzier über Dahlem nach Niederstedem, wodurch große Flächen von FFH-Gebieten sowie Vogelschutzgebiete und der Nationalpark Eifel möglicherweise betroffen sind (BUNDESNETZAGENTUR 2015: 343). Insbesondere beim Schutzgut Landschaft besteht bei der Vorzugsvariante die Möglichkeit der Betroffenheit des Naturparks und bei der alternativen Planung (Oberzier-Dahlem-Niederstedem) die sichere Durchquerung des Naturpark Hohes Venn-Eifel. 29
4.2 Relevante Akteure und Aktivitäten zu erneuerbaren Energien und Klima- schutz Mit zahlreichen Angeboten zu Themen der Naturkunde, Erdgeschichte, Bergbaugeschichte sowie Wald-, Land- und Wasserwirtschaft, mehreren Besucherzentren, zwei Besucherberg- werken und zahlreichen Touren und Pfaden bietet der Naturpark Hohes Venn-Eifel attraktive Möglichkeiten zur Erkundung und Erholung. Die Initiative KlimaTour Eifel soll regionale Ak- teure und Besucher bezüglich Vermeidung, Reduzierung und Kompensation von Emissionen, die bei der Freizeitgestaltung in der Eifel anfallen, sensibilisieren. Die sog. EnergieTour ist eine von zahlreichen Maßnahmen, die der Naturpark auf der speziell für dieses Projekt bereitge- stellten Internetseite (www.klimatour-eifel.de) anbietet. Im Rahmen der EnergieTour können Windparks, ein Wasserkraftwerk, ein Wasser-Info Zentrum, Solarparks, eine Biogasanlage so- wie eine Hackschnitzelanlage besucht werden. Das Projekt unterstreicht den offenen Umgang und den Aufklärungsanspruch der Naturparkverwaltung hinsichtlich der Nutzung von erneuer- baren Energien in der Umgebung von schützenswerten Räumen (KLIMATOUR EIFEL 2015). Innerhalb des Naturparks Hohes Venn-Eifel liegen die LEADER-Regionen „Eifel“ (NRW), „Vulkaneifel“ (RLP) und „Bitburg-Prüm“ (RLP) sowie auf der belgischen Seite die LEADER- Region „100 Dörfer - 1 Zukunft“. Aufgrund vergleichbarer naturräumlicher Voraussetzungen und benachbarter Lage gibt es vielfältige wirtschaftliche und kulturelle Verflechtungen zwi- schen den Regionen. Diese schaffen die Grundlage einer gemeinsamen Vorgehensweise bei Fördermaßnahmen bzw. der strategischen Planung ländlicher Entwicklungsmaßnahmen. Die LEADER-Regionen setzen sich zum Ziel, die ländliche Struktur hinsichtlich Tourismus, regio- naler Wertschöpfungsketten und Bioenergie zu stärken (LAG EIFEL 2015: 78). Unter der Projektleitung des Naturpark Nordeifel e.V. (nordrhein-westfälische Verwaltungs- stelle) haben sich 2008 die Lokalen Aktionsgruppen (LAG) „Eifel“ (NRW), „Vulkaneifel“ (RLP) und „Eifelkreis Bitburg-Prüm“ (RLP) zusammengeschlossen, um die Eifel als Bioenergiere- gion zu etablieren. Die Lokalen Aktionsgruppen bestehen insgesamt aus 200 Akteuren und Organisationen (Wirtschaft, Verbänden, Vereinen, Politik und Verwaltung). Ziel der Bioener- gieregion ist die Erhöhung des Anteils der regenerativen Energien bis 2020 um mindestens 20%. Die erste Förderperiode des Bundeswettbewerbs „Bioenergieregionen“ verlief von 2009 bis 2012. Neben der Nutzung von Energie aus Wind, Sonne, Wasserkraft und Geothermie sollen die vorhandenen Bioenergiepotenziale der Eifel umfassend und mit maximaler Effizienz und Wertschöpfung genutzt, das Klima geschützt und die Landschaft erhalten werden. Die „Bioenergieregion EIFEL“ umfasst Teile der Städteregion Aachen, der Landkreise Düren und Euskirchen in NRW sowie Bernkastel-Wittlich, den Eifelkreis Bitburg-Prüm und den Vulkanei- felkreis in Rheinland-Pfalz (LAG EIFEL et al. 2008: 3). Eine Vielzahl von Akteuren, Initiativen und Netzwerken beschäftigen sich hier mit dem Thema Bioenergie. Zur Überwindung der Lan- desgrenzen wurde eine Koordinierungs- und Steuergruppe initiiert. Diese setzt sich zusammen aus den drei lokalen Aktionsgruppen, Unternehmen der Wertschöpfungskette des Bioenergie- forums, den „Kümmerern“ der Zukunftsinitiative EIFEL und weiteren Akteuren (max. 30 Per- sonen) (LAG EIFEL et al. 2008). Es wurde zum Beispiel ein Biogaskataster und eine Holzpo- tenzialstudie für die gesamte Bioenergieregion Eifel erstellt (LAG EIFEL 2015: 36). Seit 1992 findet im Naturpark Hohes Venn-Eifel eine gezielte Heckenpflege statt. Zur Siche- rung der Flurhecken unterstützt der Naturpark die Heckenpflege durch Heckenprämien. Gesi- chert werden damit wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen (NATURPARK NORDEIFEL E.V. o.J. l). Ob eine energetische Verwertung durchgeführt wird, ist unbekannt. 30
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