Naturnaher Tourismus - Herausforderung und Chance für die Welterbe-Region - Jungfrau-Aletsch

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Naturnaher Tourismus - Herausforderung und Chance für die Welterbe-Region - Jungfrau-Aletsch
NATURNAHER TOURISMUS                      UNESCO-WELTERBE SWISS ALPS JUNGFRAU-ALETSCH                                     JUNI / 2019

einblicke ausblicke

  Naturnaher Tourismus –
  Herausforderung und Chance für die
  Welterbe-Region
in Kürze
                                                     Die Alpen zählen zu den bedeutendsten Erholungs- und Urlaubs-
 – Naturnaher Tourismus schont                      gebieten Europas. In der Welterbe-Region ist der Tourismus seit
   ­ atur und Landschaft und fördert
   N                                                 dem 19. Jahrhundert zur Schlüsselbranche der Volkswirtschaft
   die lokale Kultur und Wirtschaft.
   Er entwickelt sich basierend auf                  geworden und hat den alpinen Lebensraum massgeblich verändert.
   regionalen Bedürfnissen und der                   Gleichzeitig sah sich die Region im Laufe der Tourismus­entwicklung
   Mitbestimmung der Beteiligten.                    immer wieder mit veränderten Rahmenbedingungen konfrontiert;
   Gleichzeitig richtet er sich auf die
                                                     wie zum Beispiel den sich wandelnden und sehr unterschiedlichen
   Nachfrage aus.
                                                     Ansprüchen der Touristinnen und Touristen, dem Rückgang der
 – Aktuell umfasst der naturnahe
   Tourismus einen Umsatzanteil von                  Schneesicherheit im Winter oder dem starken Schweizer Franken.
   rund 20 Prozent am gesamten                       Wie können sich die Tourismus-Destinationen in der Welterbe-­
   ­Alpentourismus. Dieser könnte                    Region diesen Herausforderungen stellen? Und gibt es einen
    bis ins Jahr 2030 noch einmal um
    rund 20 Prozent wachsen.
                                                     Tourismus, der das vorhandene Potenzial von Natur, Kultur und
                                                     Landschaft nutzen kann, ohne es zu beeinträchtigen?
 – Das naturnahe touristische An­
   gebot in der Welterbe-Region ist
   vielfältig und in den Bereichen
   Kultur/Brauchtum, Bildung und
   Natur besonders ausgeprägt.
 – Die Tourismusdestinationen las-       Im 19. Jahrhundert kommt aufgrund der           eine weniger zentrale Rolle. Nach Bätzing  –
   sen sich deutlich in der Grösse        Bewunderung «der schrecklich-schö-              dem bekannten Alpenforscher – ist diese
   und Vielfalt des touristischen         nen Berge», der sauberen Luft, des klaren       Entwicklung auf die zunehmende Aus-
   ­Angebots und dessen Grad an           Wassers und der ursprünglichen Natur die        dehnung der touristischen Infrastruktur
    Naturnähe unterscheiden.              grosse Alpenbegeisterung auf. Die Alpen         in unberührte Landschaften und die damit
 – Naturnaher Tourismus muss ver-        werden zum Zufluchtsort der städtisch-in-       verbundene Bezwingung des Naturraumes
   stärkt als wichtiger Bestandteil       dustriell geprägten Bevölkerung und werden      zurückzuführen. Auch genügen die eindrück-
   der Schweizer Tourismusbrache          deshalb bereits 1871 durch Leslie Stephen –     lichen Landschaften der Alpen vielen Leuten
   erkannt und verstanden werden,         Eng­lischer Autor, Historiker und Erstbestei-   heute nicht mehr als alleiniger Anziehungs-
   damit Synergien mit anderen
                                          ger beispielsweise des Bietschhorns – als       punkt. Alpine Landschaften werden folglich
   Branchen, wie zum Beispiel der
   Landwirtschaft, genutzt werden         «Spielplatz Europas» bezeichnet.                für die veränderten Gästebedürfnisse um-
   können.                                                                                gebaut und technisch aufgerüstet, um Tou-
                                          Heute spielt die Ehrfurcht vor den «schreck-    risten anzuziehen und konkurrenzfähig zu
                                          lich-schönen Bergen» beim Alpenerlebnis         bleiben. So werden die Alpen heute wieder
Naturnaher Tourismus - Herausforderung und Chance für die Welterbe-Region - Jungfrau-Aletsch
NATURNAHER TOURISMUS                                                  UNESCO-WELTERBE SWISS ALPS JUNGFRAU-ALETSCH

Box: Für die Bewertung touristischer Angebote oder Aktivitäten als naturnah, müssen                                                        auf die Nachfrage aus. Natur, Landschaft
folgende fünf Rahmenbedingungen erfüllt sein (Rütter-Fischbacher et al. 2010):                                                             und Umwelt sowie die sozialen, kulturel-
1.	Bei der Ausübung der Aktivität werden Tiere, Pflanzen und Landschaft geschont.                                                         len und wirtschaftlichen Gegebenheiten
2.	Bei der Ausübung der Aktivität werden jegliche Formen von Motorsport ausgeschlossen.                                                   werden dabei geachtet und nachhaltig
3.	Mechanische Aufstiegshilfen (z.B. Lifte oder Seilbahnen) dienen nur als Zugang zur Aktivität.                                          ­geschützt, gefördert und finanziert.
4.	Kulturelle Aktivitäten müssen einen Bezug zur Region aufweisen.
5.	Sportarten und ähnliche Aktivitäten (insbesondere sogenannte Fun-Sportarten), die Natur und Landschaft als                             Aktuell umfasst der naturnahe Tourismus
    «Spielplatz» benützen, sind tendenziell nicht naturnah.                                                                                einen Umsatzanteil von rund 20 Prozent am
                                                                                                                                           gesamten Alpentourismus. Dieser könnte
Naturnahe Angebote und Aktivitäten erfüllen alle fünf Kriterien. Bespiele sind:
•	
  Museumsbesuche, Dorfführungen, (Suonen-) Wanderungen, Hörspiel-Rundgänge, geführte Exkursionen,                                          bis ins Jahr 2030 noch einmal um rund 20
  Themenwege, Winterwandern, Bergsteigen und Alpinismus, Reiten, VitaParcours, Verkauf ­lokaler Produkte                                   Prozent wachsen. Die Gründe für die stei-
Aktivitäten sind dann teilweise naturnah, wenn sie eines oder mehrere der fünf Kriterien nur teilweise erfüllen.                           gende Nachfrage sind vielfältig und hängen
Beispiele sind:                                                                                                                            nicht zuletzt mit dem Bedürfnis der Ge-
•	
  Mountainbiking, Gleitschirm-/Deltafliegen, Schlitteln, Pedalofahren                                                                      sellschaft nach Erholung in intakter Natur
Nicht naturnah sind Angebote, welche mindestens eines der 5 Kriterien nicht erfüllen. Beispiele sind:                                      zusammen. Die Gäste suchen nach natur-
•	
  Golf, Tennis, Sommerrodeln, Downhill Biking, Skifahren, Snowboarden
                                                                                                                                           belassenen und authentischen Erlebnisräu-
Da die Ausübung einer touristischen Aktivität regional sehr unterschiedliche Auswirkungen auf Natur, Land-
                                                                                                                                           men, wobei Speisen aus regionaler Produk-
schaft und Bevölkerung haben kann, können für die Beurteilung der Naturnähe eines Angebots zusätzlich zu
den fünf Rahmenbedingungen noch die drei Faktoren «Raumanspruch der Aktivität», «Infrastrukturbedarf» und                                  tion ganz oben auf der Wunschliste stehen.
«Anzahl Personen (Massentourismus)» einbezogen werden.                                                                                     Naturnaher Tourismus ist somit kein Ni-
Quellen: Baumgartner (2002), Siegrist et al. (2002/2007), Rütter-Fischbacher et al. (2010), Trachsel (2017)                                schentourismus, sondern für alpine Regio-
                                                                                                                                           nen auf Angebotsseite oftmals wichtigster
                                                                                                                                           Wertschöpfungsmotor und Anbieter von Ar-
                                                                      als Spielplatz Europas bezeichnet (Bätzing                           beitsplätzen. Für die Nachfrageseite bietet
                                                                      2017), die Art und Weise des Spiels hat sich                         er viel Potenzial, den Gästen authentische
                                                                      aber verändert. Dies sowohl auf der Ange-                            Erlebnisse zu ermöglichen.
                                                                      botsseite (Alpen als Freizeitpark) sowie bei
                                                                      einem Grossteil der Alpenbesucher oder
                                                                      Kunden, die hohe Ansprüche an die Erleb-                             Das touristische Angebot der Welt­
                                                                      nisqualität haben.                                                   erbe-Destinationen
                                                                                                                                           Naturnahe touristische Angebote erhalten
                                                                      Als Gegenströmung zum umsatzorientier-                               auch in der Welterbe-Region einen immer
                                                              1       ten Massentourismus gibt es aber auch eine                           wichtigeren Stellenwert und werden von
                                                                      vielfältige und steigende Anzahl Angebote,                           einer Vielfalt von Anbietern getragen: Tou-
                                                                      die dem Öko-, naturnahen, grünen, nach-                              rismusdestinationen, private Anbieter so-
 Abbildung 1: Klimawandel hautnah erleben:
 Der Alpenraum ist besonders stark vom Klima-                         haltigen oder umweltverträglichen Touris-                            wie Angebote von Umweltorganisationen
 wandel betroffen. In der Jungfrauregion kann                         mus zugeordnet werden können (siehe Box).                            wie zum Beispiel dem ProNatura Zentrum
 den Folgen und Herausforderungen spielerisch                         Naturnaher Tourismus versucht Natur und                              Aletsch (Beispiele siehe Abbildungen 1-2 und
 auf den Puls gefühlt werden. Lädt man die App
                                                                      Landschaft ressourcenschonend zu nutzen                              5-8).
 «Jungfrau-Klimaguide» auf sein Smartphone,
 erfährt man auf sieben Klimapfaden die Auswir-                       und die lokale Kultur und Wirtschaft zu för-
 kungen des Wandels auf die Ökologie und Wirt-                        dern. Er entwickelt sich basierend auf regio-                        Eine Untersuchung der Webauftritte der
 schaft der Region. Aktuelle Forschungsresultate                      nalen Bedürfnissen über die Mitbestimmung                            Tourismusdestinationen der Welterbe-­
 sind dabei verständlich und attraktiv aufbe-
 reitet. An verschiedenen Standorten auf den
                                                                      der Beteiligten und richtet sich gleichzeitig                        Region von 2017 zeigt, dass 130 von 281
 ­Klimapfaden beobachtet man nun gleichzeitig
  die Phänomene der Bergwelt und lauscht span-
  nenden Hörtexten. (Foto: Raphael Schmid)
                                                                           Kultur / Brauchtum (n=21)                                                                100%

                                                                                       Bildung (n=15)                                                        93%                       7%

                                                                                         Natur (n=13)                                                62%                   38%

                                                                                        Sport (n=131)                                      50%              15%                  35%

                                                                                    Gesundheit (n=9)                             33%       11%                             56%

                                                                                  Gastronomie (n=3)                      33%                                        67%
                                                             2
                                                                             Spass und Action (n=89)             20%             20%                         60%
 Abbildung 2: Die Spiele des Lötschentals:
 Im Lötschental lockt ein unvergleichlich aben-                                                         0%       10%     20%     30%       40%       50%      60%   70%    80%   90%   100%
 teuerliches Outdoor-Erlebnis. Man misst sich
 beispielsweise beim «Tschärrättu» – einer Vari-                                                              naturnah     z.T. naturnah         nicht naturnah                               3
 ante des Hornussens – und kann auch die vier
 weiteren Lötschentaler Berg- und Älplerspiele
 ausprobieren. Kombiniert wird das sportliche                            Abbildung 3: Prozentualer Anteil touristischer Angebote und Aktivitäten aus den Webauftritten der
 Abenteuer mit kulinarischen Spezialitäten aus                           Tourismusdestinationen bzw. –regionen, unterteilt nach Kategorie der Aktivität und Grad der Naturnähe
 der Region. (Foto: Lötschental Tourismus)                               (n=Anzahl erfasste Angebote) (Quelle: Trachsel 2017)
Naturnaher Tourismus - Herausforderung und Chance für die Welterbe-Region - Jungfrau-Aletsch
erhobenen touristischen Angeboten na-                                 Halden, Raron-Niedergesteln und Löt-
                                                                      ­
turnahe Aktivitäten sind. 45 Aktivitäten                            schental vor allem über wenige, dafür sehr
sind zum Teil naturnah und 106 Aktivitä-                            naturnahe touristische Angebote auszeich-
ten werden als nicht naturnah eingestuft                            nen, ver­fügen die grossen Destinationen der
­(Beurteilung der Naturnähe von Angeboten                           Welt­erbe-Region, beispielweise Jungfrau-
 und Beispiele siehe Box).                                          region und Aletscharena, über die diversifi-
                                                                    zierteren, jedoch weniger naturnahen An-
 Die prozentualen Anteile naturnaher Ange-                          gebotsstrukturen. Die Jungfrauregion weist
bote und Aktivitäten der Tourismusdestina-                          mit 10 naturnahen Angeboten in absoluten
tionen zeigen, dass vor allem Angebote der                          Zahlen aber dennoch ein grösseres Angebot
drei Kategorien «Kultur/Brauchtum» (z.B.                            ­naturnaher Aktivitäten auf als zum Beispiel
Museumsbesuche und Dorfführungen),
­                                                                    ­Raron-Niedergesteln mit 7 Angeboten.
«Bildung» (z.B. Themenwege und Exkursi-
onen) und «Natur» (z.B. Tier-Trekking und                                                                                                                                          5
Reiten) einen sehr hohen Grad an Natur-                             Trends im (naturnahen) Tourismus
nähe aufweisen (siehe Abbildung 3). In der                          Der Tourismus sieht sich immer wieder mit                   Abbildung 5: Schlittschuhlaufen auf dem
Kategorie «Kultur/Brauchtum» finden sich                            neuen naturräumlichen und gesellschaft-                     ­Oeschinensee: Eine der spektakulärsten Na-
sogar ausschliesslich naturnahe Angebote.                           lichen Voraussetzungen konfrontiert. Die                     tureisbahnen überhaupt befindet sich oberhalb
                                                                                                                                 von Kandersteg auf dem Oeschinensee. Ist der
In der Kategorie «Natur» werden 38 Prozent                          für die Welterbe-Region relevanten Trends
                                                                                                                                 Bergsee im Winter mit einer glitzernden Eis-
der Angebote und Aktivitäten nur zum Teil                           wurden 2017 anhand von Gesprächen mit                        schicht überzogen, kann man inmitten der impo-
als naturnah eingestuft. Dieser Umstand                             tourismusverantwortlichen Experten und                       santen Felsarena auf dem Schwarzeis «schlöfle»
ist primär auf negative Einflüsse für Flora                         Expertinnen der Destinationen untersucht:                    (Schlittschuhlaufen). (Foto: Janosch Hugi)
und Fauna bei der Ausübung einzelner
­Aktivitäten zurückzuführen. In der Kate-                           Zu den wichtigsten Trends gehört nach
 gorie «Sport» können nur noch die Hälfte                           deren Aussage der Klimawandel. Es muss
 der Angebote und Aktivitäten als natur-                            mit veränderten Temperaturen und Nieder-
 nah eingestuft werden (z.B. Wandern und                            schlagsmengen im Jahresverlauf gerechnet
 Bergsteigen). Bei insgesamt 131 erfassten                          werden, was eine Abnahme der Schnee­
 Angeboten ergibt dies aber immer noch 65                           sicherheit zur Folge hat. Ein weiterer Trend
 naturnahe Angebote, was knapp zwei Drittel                         ist die Stagnation der Nachfrage im Win-
 mehr Angebote und Aktivitäten im Vergleich                         tersport. Dies ist zentral, da die Wintersai-
 mit der Kategorie «Kultur/Brauchtum»                               son den wichtigsten Teil der im Tourismus
 entspricht. In der Kategorie «Spass und                            generierten Wertschöpfung einbringt. Ein
 Action» (z.B. River Rafting, Trottinettfahren,                     weiterer Trend, den die Welterbe-Region                                                                        6
 Helikopterrundflüge) ist nur jede fünfte                           betrifft, ist die Zunahme des Bedürfnisses
 Aktivität dem naturnahen Bereich zuzuord-                          nach Ruhe und Erholung. Menschen se-                        Abbildung 6: Villa Cassel – ProNatura Zentrum
 nen (z.B. Pferdeschlittenfahren).                                  hen sich im Alltag und insbesondere in der                  Aletsch: Ob unterwegs durch den zauberhaf-
                                                                    Arbeitswelt vermehrt mit Stresssituationen                  ten Aletschwald, staunend auf dem grössten
Innerhalb der Welterbe-Region unter-                                und Hektik konfrontiert und suchen des-                     Alpengletscher, lauschend bei der Hirschbrunft,
                                                                                                                                aufmerksam zuhörend auf einer Exkursion oder
scheiden sich die Tourismusdestinationen                            halb als Ausgleich in der Freizeit nach Ruhe                zurückversetzt in die Belle Epoque in der ­Villa
entscheidend bezüglich der Grösse und                               und Erholung. Gleichzeitig ist die Nachfrage                Cassel: Das vielfältige Angebot rund um das
Vielfalt des touristischen Angebots und                             nach sportlichen Aktivitäten wie Moun-                      ProNatura Zentrum Aletsch auf der Riederfurka
dessen Grad an Naturnähe (siehe Abbildung                           tain Biking oder Wandern im alpinen Raum                    hält für jedermann und jedefrau etwas Spannen-
                                                                                                                                des und Eindrückliches bereit. (Foto: Raphael
4). Während sich die peripheren, kleine-                            bei vielen Gästen populärer geworden. Zu-                   Schmid)
ren ­Tourismusdestinationen wie Sonnige                             dem besteht ein zunehmendes B      ­ edürfnis

      Sonnige Halden (n=16)                                                        81%                     6%         13%

   Raron-Niedergesteln (n=9)                                                 78%                                      22%

          Lötschental (n=36)                                           67%                        8%              25%

       Blatten-Belalp (n=27)                                        48%         7%                              44%

           Kandertal (n=33)                                   45%                    18%                   36%

        Aletscharena (n=43)                                44%                   16%                   40%

             Bellwald (n=28)                         39%                  14%                      46%                                                                             7

              Haslital (n=49)                     37%                     29%                    35%
                                                                                                                                Abbildung 7: Auf den Spuren des Bergahorns:
      Jungfrauregion (n=40)                 25%                  20%                       55%                                  Im wildromantischen Reichenbachtal begegnet
                                                                                                                                der aufmerksame Wandernde noch manchen
                                0%      10%       20%      30%      40%       50%        60%     70%     80%     90%    100%    erstaunlichen Geheimnissen. Mit dem Postauto
                                                                                                                                gelangt man von Meiringen aus auf die Schwarz-
                                     naturnah       z.T. naturnah         nicht naturnah                                    4   waldalp, wo man über malerische Bergahorn-
                                                                                                                                weiden nach Rosenlaui wandern kann. Erstaun-
                                                                                                                                liches über die majestätischen Bäume und vom
 Abbildung 4: Prozentualer Anteil touristischer Angebote aus den Webauftritten der Tourismusdesti­                              Mensch geschaffene Kulturlandschaft, können
 nationen bzw. -regionen, unterteilt nach Destination und Grad der Naturnähe (n= Anzahl erfasste Angebote)                      der Broschüre «BERGAHORNweg» entnommen
 (Quelle: Trachsel 2017)                                                                                                        werden. (Foto: Janosch Hugi)
Naturnaher Tourismus - Herausforderung und Chance für die Welterbe-Region - Jungfrau-Aletsch
NATURNAHER TOURISMUS                                 UNESCO-WELTERBE SWISS ALPS JUNGFRAU-ALETSCH

 Abbildung 8: Alpabzug aus dem Inneren
 Aletschji: Beim «Schäful» auf der Belalp kann
 man jeweils Ende August gespannt der alljähr­
 lichen Alpabzugs-Tradition beiwohnen. Es
 ­locken nicht nur die Sicht auf die eindrückliche
  Schafwanderung, sondern auch lokale Köst-
  lichkeiten und musikalische Unterhaltung.
  Hunderte von Tieren kehren von den Sömme-
  rungsweiden auf die Belalp zurück. Während der
  Samstag im Zeichen des eigentlichen «Schäful»
  steht, kann man sonntags bei der Schafscheid
  zuschauen, wie die einzelnen Besitzer ihre
  Schafe aus der Herde herausscheiden und in die
  «Färricha» treiben. (Foto: Raphael Schmid)

                                                                                                                                                                          8

                                                                                                                                                                          8

                                                     nach authentischen Erlebnissen, ur-                         der Anzahl warmer Tage, vor allem in den
                                                     sprünglichen Orten sowie nach Kontakt mit                   Herbst verlängern. Da Sommerangebote
                                                     der einheimischen Bevölkerung. Auf diese                    tendenziell naturnaher als Winterangebote
                                                     Trends gilt es sich – im Hinblick auf die tou-              sind, eröffnet sich ein neues Potenzial für
                                                     ristische Angebotsentwicklung – mit spe-                    das naturnahe touristische Angebot in der
                                                     zifischen Strategien und Stossrichtungen                    Region. Dies funktioniert aber nur, wenn
                                                     bereits frühzeitig einzustellen.                            naturnaher Tourismus mit all seinen Vorzü-
                                                                                                                 gen und Besonderheiten künftig verstärkt
                                                     Handlungsfelder für die Zukunft                             als wichtiger Bestandteil des Schweizer
                                                     Gemäss Einschätzungen von Experten des                      Tourismus erkannt und verstanden wird
                                                     Schweizer Tourismus werden die Destina-                     und Synergien mit anderen Branchen, wie
                                                     tionen insbesondere im Sommer von der                       zum Beispiel der Landwirtschaft, genutzt
                                                     Klimaveränderung profitieren. Die heisse-                   werden. Ziel muss es deshalb sein, einen
                                                     ren Sommer im Mittelmeerraum könnten                        Tourismus zu fördern, der die vorhandenen
                                                     vermehrt Urlauber in die Berggebiete als                    Natur- und Kulturwerte als bestehende Po-
                                                     Orte der «Sommerfrische» locken und die                     tenziale erkennt, entsprechend angepasst
                                                     Sommersaison wird sich, gemessen an                         nutzt, ohne aber diese zu gefährden.

                                                      Literatur
                                                      Bätzing W. 2017. Zwischen Wildnis und Freizeitpark. Eine Streitschrift zur Zukunft der Alpen. Zürich: Rotpunkt-
                                                      verlag.
                                                      Baumgartner C. 2002. Vom Ökotourismus zum nachhaltigen Tourismus in den Alpen. Alpmedia Hintergrundbericht.
Das UNESCO-Welterbe                                   Frick K, Bosshart D, Froböse F. 2010. Re-inventing Swiss Summer. Potenziale für die Schweizer Tourismusbranche.
Swiss Alps                                            Schweiz Tourismus (Hrsg.). Zürich.
                                                      Rütter-Fischbacher U, Müller H. 2011. Auf dem Weg zur Messung des naturnahen Tourismus. In Bieger T, Beritelli
Jungfrau-Aletsch                                      P, Laesser C. (Hrsg.). Wandel als Chance für den alpinen Tourismus. Schweizer Jahrbuch für Tourismus 2011. 47-65.
Die Region des UNESCO-Welterbes Swiss Alps            Siegrist D, Gessner S, Ketterer Bonnelame L. 2015. Naturnaher Tourismus. Qualitätsstandards für sanftes Reisen
                                                      in den Alpen. Bern: Haupt Verlag.
Jungfrau-Aletsch umfasst nicht nur eine atem-
beraubende Hochgebirgslandschaft mit Glet-            Siegrist D, Stuppäck S, Mosler H-J, Tobias R. 2002. Naturnaher Tourismus in der Schweiz. Angebot, Nachfrage,
                                                      Erfolgsfaktoren. Studie im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO. Zürich.
schern, vielfältigen geologischen Formen und
                                                      Trachsel T. 2017. Naturnaher Tourismus im UNESCO-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch. Aktuelle Situation
einem breiten Spektrum von Habitaten, son-            und mögliche Handlungsfelder für die Zukunft. Masterarbeit am Geographischen Institut der Universität Bern.
dern auch eine vielfältige Kulturlandschaft.
Diese einzigartige Kombination ist aus Sicht
der einheimischen Bevölkerung, der kantona-
                                                     Verantwortliche für diese Ausgabe                           Titelbild
len und nationalen Akteure und der UNESCO
                                                     Laura Ebneter, Karina Liechti                               Schneeschuhwandern in der Jungfrauregion (Foto: Jost
würdig, für kommende Generationen geschützt          Centre for Development and Environment (CDE)                von Allmen)
und erhalten zu werden. Um die Veränderungen         Universität Bern
des Gebiets und die Gefährdung seiner Werte
und Funktionen zu erfassen, werden im Rah-           Wissenschaftliche Begleitung
                                                     Therese Lehmann Friedli, Forschungsstelle Tourismus
men einer Gebietsüberwachung unterschiedli-
                                                     (CRED-T), Universität Bern                                  Co-Partner des Welterbes:
che Aspekte aus Umwelt und Gesellschaft und                                                                      Die Mobiliar, Gebäudeversicherung Bern GVB,
deren Entwicklung regelmässig mittels Indika-                                                                    Jungfraubahnen, BEKB|BCBE, PostAuto Schweiz AG,
toren überprüft und bewertet. Basierend darauf       Herausgeber und Kontakt                                     Jungfrau Zeitung
                                                     UNESCO-Welterbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch
können Massnahmen zum Erhalt der Werte der
                                                     Managementzentrum
Region erarbeitet werden. Die vorliegende Bro-       Bahnhofstr. 9a, CH - 3904 Naters
schüre ist Teil der Serie «Einblicke – Ausblicke»,   T: +41 (0)27 924 52 76
welche zweimal pro Jahr über interessante Ent-       info@jungfraualetsch.ch
wicklungen in der Welterbe-Region informiert.        www.jungfraualetsch.ch
                                                     www.mySwissalps.ch
Naturnaher Tourismus - Herausforderung und Chance für die Welterbe-Region - Jungfrau-Aletsch Naturnaher Tourismus - Herausforderung und Chance für die Welterbe-Region - Jungfrau-Aletsch Naturnaher Tourismus - Herausforderung und Chance für die Welterbe-Region - Jungfrau-Aletsch
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